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KulturFenster Nr. 01|2017 - Februar 2017

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Poste Italiane SpA – Sped. in a.p.<br />

-70% – NE BOLZANO – 69. Jahrgang<br />

<strong>Nr</strong>. 1 | FEBRUAR | <strong>2017</strong><br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />

Impulse für die Organisation von Festen<br />

Motivation für Musikerinnen und Musiker<br />

Aktion Verzicht „Mach mit!"


• Geleitwort •<br />

• Inhalt •<br />

• Chorwesen<br />

Impulse für Organisation<br />

von Festen 3<br />

Bezirk Bozen –<br />

Vollversammlung in Kaltern 4<br />

Claudio Monteverdi –<br />

Reformator der Musik 5<br />

Landesjugendchor –<br />

neuer künstlerischer Leiter 7<br />

Kapuzinerchor Lana feiert 70er 8<br />

Sepp Mair verabschiedet 10<br />

Chorweihnacht der AGACH<br />

in Bischofshofen 10<br />

„Weit , weit weg“ –<br />

Kommentar von T. Trenner 12<br />

Stimmgabel 1<br />

Damit man nicht …<br />

• Blasmusik<br />

Musik ist Motivation 18<br />

Wie kann ich die Musiker am<br />

besten motivieren? 19<br />

Ein lustiges Musikstück<br />

nicht nur zu Fasching 23<br />

Kathedrale der Klänge in<br />

Stiftskirche Gries 25<br />

Josef Oberschmied, ein rüstiger 75iger 27<br />

OBV-Ehrenpräsident<br />

Friedrich Weyermüller 80 28<br />

Wiener G’schichten aus der Neuen Welt 30<br />

Solo-CD von Peter Steiner 31<br />

Musikpanorama 32<br />

Damit man nicht vor leeren Stühlen singt:<br />

Diese Sorge äußert Alex Ploner, Journalist<br />

und diplomierter Projektmanager, in<br />

einem Vortrag bei der Jahresversammlung<br />

des Bezirkes Bozen des SCV am 21. Jänner<br />

in Bozen. Er gibt Impulse für die Organisation<br />

von Festen und bricht eine Lanze<br />

für Gefühle und Glücksmomente, die bei<br />

Konzerten entstehen sollten.<br />

Claudio Monteverdi (1567 bis 1643) begeht<br />

in diesem Jahr seinen 450. Geburtstag. Er<br />

gilt als Erfinder der modernen Oper. Monteverdi<br />

hat neue Ausdrucksmöglichkeiten<br />

der Musik entwickelt: Gefühle wie Schmerz,<br />

Angst, Glück, Liebe wurden zum Ausgangspunkt<br />

seiner Kompositionen. Er gilt heute als<br />

der große Meister der Alten Musik – ein zeitloser<br />

Klassiker. Othmar Trenner, Verbandschorleiter<br />

des SCV, wirft einen kritischen<br />

Blick zurück auf die vielerorts stattgefundenen<br />

Advents- und Weihnachtskonzerte,<br />

die sich oft weder in der Musik noch im Text<br />

mit Advent oder Weihnachten befassen. Als<br />

gelungenes Beispiel nennt er den Kirchenchor<br />

Sexten, der zum 250. Jahr seines Bestehens<br />

eine in der Art der klassischen Oratorien<br />

gestaltete „Weihnachtsgeschichte“<br />

für Soli, Chor und kleines Instrumentalensemble<br />

mustergültig aufgeführt hat.<br />

Der VSM bringt ein großes Interview mit<br />

„Clarino“, dem Fachmagazin für Blasmusik.<br />

Dabei wird die Frage in den Mittelpunkt gestellt,<br />

wie Musiker und Musikerinnen am<br />

besten motiviert werden können. Die Antwort:<br />

Indem zunächst die Kräfte mobilisiert<br />

werden, die im Innern eines jeden Menschen<br />

liegen.<br />

Der ehemalige Präsident des Österreichischen<br />

Blasmusikverbandes und Präsident<br />

des Internationalen Musikbundes CISM<br />

Friedrich Weyermüller feierte am 28. Dezember<br />

seinen 80. Geburtstag. VSM-Obmann<br />

Pepi Fauster gratulierte dem in Innsbruck<br />

geborenen Jubilar im Namen des gesamten<br />

Verbandes.<br />

Der Heimatpflegeverband Südtirol beteiligt<br />

sich an der von 59 Südtiroler Einrichtungen<br />

getragenen „Aktion Verzicht“ und lädt alle<br />

ein, diese Initiative zu unterstützen.<br />

Alfons Gruber<br />

• Heimatpflege<br />

Aktion Verzicht „Mach mit!“ 44<br />

Bannzonenverschiebung<br />

in Tramin 45<br />

Hans Roth:<br />

„Kultur kennt keine Grenzen“ 46<br />

Filz – ein uralter Werkstoff 49<br />

Neues Trachtenbuch<br />

für Kastelruth 51<br />

Arge Volkstanz:<br />

Winterlehrgang 2016 54<br />

Im Gedenken: Hans Roth 56<br />

Büchertisch: Stuben und Möbel<br />

im Tiroler Bauernhaus 58<br />

Titelbild: Der Chor der Seniorinnen im SCV<br />

2<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Vorweg<br />

Chorwesen<br />

Damit man nicht vor leeren<br />

Stühlen singt<br />

Impulse für die Organisation von Festen<br />

„Wenn ihr etwas macht, dann macht es<br />

ordentlich!“, sagt der Journalist und diplomierte<br />

Projektmanager Alex Ploner. Am 21.<br />

Jänner sprach er bei der Vollversammlung<br />

des Bezirks Bozen im Kulturhaus von Kaltern<br />

zum Thema „Chöre vermitteln Kultur –<br />

beim Singen und beim Feiern!“<br />

Alex Ploner hat sein Leben mit Veranstaltungen<br />

verbracht, er kennt sie „in- und<br />

auswendig“, die ganzen Konzerte, Sommer-<br />

und Zeltfeste: „Mir geht es darum,<br />

Bewusstsein für die Mechanismen bei Veranstaltungen<br />

zu schaffen, auf die Trends<br />

hinzuweisen und auf alle Themen, mit denen<br />

Organisatoren in Berührung kommen.“<br />

An die Wand hat er Demokrits Worte „Ein<br />

Leben ohne Feste ist wie ein Weg ohne<br />

Einkehr“ projiziert. „Ihr seid als Chöre Kulturträger<br />

in Verbindung mit der Festkultur<br />

und deshalb auch dafür mitverantwortlich,<br />

wie diese Festkultur gestaltet wird.“ Ploner<br />

ist offensichtlich mit der Festkultur im<br />

Lande nicht so zufrieden: Oft würden wir<br />

den Weg der Kultur verlassen.<br />

Das Publikum will Gefühle<br />

und Glück<br />

Er erinnert daran, dass jede Veranstaltung<br />

drei Dinge gemeinsam habe – ob<br />

es das Rennen in Kitzbühel, der Biathlon<br />

in Antholz oder die Vollversammlung<br />

des Bezirks Bozen ist: Es geht bei jeder<br />

Veranstaltung um menschliche Begegnungen,<br />

um Probleme der Organisation<br />

und um den Wunsch nach Erfolg. Diese<br />

drei Punkte machen eine Veranstaltung,<br />

ob Konzert oder Versammlung, aus. Dabei<br />

sei Erfolg relativ: Für den Chor sei es<br />

ein Erfolg, wenn applaudiert wird. Plane<br />

man ein Konzert zum Beispiel, müsse man<br />

sich bewusst sein, dass es bei einer Veranstaltung,<br />

einem Fest um Gefühle geht:<br />

„Wir brauchen Feste, um uns auszutauschen<br />

und um Glück zu empfinden! Erinnern<br />

wir uns daran, wann wir das letzte<br />

Mal bei einem Fest richtig glücklich waren!“<br />

Dann könne man sich auch in die<br />

Besucher der eigenen Veranstaltung hineinversetzen:<br />

„Die zentrale Frage ist für<br />

euch als Veranstalter: Wo haben eure Gäste<br />

Glücksmomente?“ Ploner erzählt, dass<br />

die Musik seit der Kindheit sein Leben sei,<br />

dass er den Rausch der Musik genieße,<br />

ob bei Konzerten oder mit seinen eigenen<br />

Bands. Südtirol sei ein Eventland,<br />

2012 habe es im Land 13.825 Veranstaltungen<br />

gegeben. Was Ploner damit sagen<br />

will, ist wohl, dass die Konkurrenz groß ist<br />

und dass man sich bemühen muss, wenn<br />

man nicht vor „leeren Stühlen“ singen will.<br />

Jeder Veranstalter – und das gilt wohl für<br />

einen Chor in besonderem Maße - sollte<br />

sich eingehend mit dem Charakter des potentiellen<br />

Publikums und dessen Musikgeschmack<br />

beschäftigen: „Musik bedeutet<br />

Gefühle und vor allem Erinnerungen.“<br />

Für das Chorkonzert könnte man daraus<br />

ableiten, dass das Programm sich am Publikum<br />

ausrichten muss, dass man sich<br />

für eine Zielgruppe interessiert und nicht<br />

einfach auf den Besuch von Verwandten<br />

und Freunden setzt – dass man etwas Besonderes<br />

sucht, um die Menschen „glücklich“<br />

zu machen.<br />

Eine Marke schaffen<br />

Für Ploner geht es neben dem Glück,<br />

das man in einer Veranstaltung – und so<br />

auch in einem Chorkonzert oder einem<br />

Vereinsfest - vermitteln muss, auch um<br />

die Frage der Organisation: Sie muss mit<br />

Liebe gemacht werden. Der Projektmanager<br />

zeigt allbekannte Beispiele negativer<br />

Festkultur und der phantasielosen Bewerbung<br />

dieser Feste, die meistens „Zeltfest“,<br />

„Großes Zeltfest“ oder „Sommerzeltfest“<br />

heißen, wie er ironisch feststellt. Statt<br />

dessen müsse man eine Marke kreieren:<br />

Er erwähnt den „Jergina Kirschta oder die<br />

„Tschötscher Heide“, die sich als Marken<br />

etabliert hätten. Übertragen auf die Chöre<br />

könnte man daraus ableiten: Auch sie und<br />

Alex Ploner<br />

ihre Konzerte und Veranstaltungen müssen<br />

heutzutage eine „Marke“ werden, für etwas<br />

Besonderes stehen, dann werden sie<br />

attraktiv für neue Zuhörer und Mitglieder.<br />

Ess- und Trinkkultur<br />

Ein wichtiger Punkt bei einem Fest sind<br />

natürlich Essen und Trinken. Ploners Kritik<br />

an der Festkultur ist freilich nichts Neues:<br />

Er kritisiert die „Sauferei“ auf den Festen<br />

und betont, dass die Veranstalter verantwortlich<br />

sind, dass eine gepflegte Trinkkultur<br />

gelebt wird. Die „Sauferei“ bei einem<br />

Fest in Sexten habe ihn bewogen „Veranstaltungskultivist“<br />

zu werden. Und Ploner<br />

zeigt an Beispielen auf, was alles zu kultivieren<br />

ist: lieblose Tische, lieblose Bühnen,<br />

kalt wirkende Zelte und Festräume und vor<br />

allem nicht abgeräumte und verschmutzte<br />

Tische. Es gehe um Kleinigkeiten, es gehe<br />

um Aufmerksamkeit, etwa dass man auch<br />

die Italienischsprachigen Zuhörer begrüßt.<br />

Ploner gibt den Sängern und Sängerinnen<br />

noch viele Tipps mit, etwa, dass ihre Veranstaltungen<br />

Generationen zusammenführen<br />

sollen, das Kinder und Alte nicht ausgegrenzt<br />

werden sollen – für alle muss es<br />

ein Angebot geben. Essen muss heute regional<br />

sein: Hausgemachte Krapfen, Ku-<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 3


Vorweg<br />

chen, das Fleisch vom heimischen Metzger<br />

und auch selbstgemachte Säfte kommen<br />

bei den Gästen an.<br />

Eine Veranstaltung,<br />

die sitzt, steht<br />

Ein weiterer Tipp des Experten: „Eine<br />

Veranstaltung, die sitzt, steht. Die Leute<br />

müssen sich bewegen können und nicht<br />

steif in ihren Stühlen sitzen!“ Übertragen<br />

auf die Vollversammlung hieße das wohl:<br />

Lockere Stehparty statt Versammlungsatmosphäre,<br />

statt steifen Chorkonzerten lockere<br />

Konzertabende mit viel Bewegung?<br />

Zu einem Fest gehört das Tanzen: „Tanzkultur<br />

ist ein sehr schwieriges Thema in<br />

Südtirol. Leider können immer weniger<br />

Leute tanzen“, sagt Ploner. Früher habe<br />

man bei Festen sogar eigens Eintritt gezahlt,<br />

um auf die Tanzfläche zu kommen.<br />

„Da hatte Tanzen noch eine Wert.“ Zum<br />

Schluss zeigt Ploner zwei Beispiele - den<br />

"Kirchtag Hafling" und "25 Jahre Weißes<br />

Kreuz Ritten": Hier haben die Veranstalter<br />

mit wenigen Handgriffen für die Gäste<br />

bleibende Erinnerungen geschaffen. Ploner<br />

betont in allem die Qualität, die Sorgfalt:<br />

Tischdecken auf den Tischen, atmosphärische<br />

Beleuchtung, professionelle<br />

Beschallung, Spiele, Animation und Moderation,<br />

passende Dekoration und Essen<br />

mit Qualität. Das Schlimmste ist eine Veranstaltung<br />

ohne Publikum, sagt Ploner.<br />

„Macht deshalb, was ihr macht, ordentlich<br />

und das Wenige mit Liebe!“ Dann würde<br />

auch das Publikum zum Konzert und zum<br />

Fest kommen.<br />

Was kann man als Chor von diesen Impulsen<br />

mitnehmen? Sicherlich viel Bestätigung,<br />

dass man es großteils richtig macht<br />

– die Vollversammlung des Bezirks Bozen<br />

mit ihrem liebevoll hergerichteten Buffet<br />

und den Gesangseinlagen war dafür<br />

ein gutes Beispiel. Aber vielleicht sind die<br />

Impulse auch Ansporn, das Singen selbst<br />

wieder mehr mit dem Feiern zu verbinden<br />

und jedes Konzert zu einem Fest mit Bewegung<br />

und Begegnung werden zu lassen,<br />

das sich zum Ziel setzt, „Menschen<br />

glücklich zu machen“.<br />

Vollversammlung des Bezirks Bozen<br />

117 Mitgliedschöre mit 2.932 Sängerinnen<br />

und Sängern gehören zum Bezirk<br />

Bozen im Südtiroler Chorverband. Am 21.<br />

Jänner trafen sich der Ausschuss unter der<br />

Leitung von Bezirksobmann Josef Vieider und<br />

die Vertreter der Chöre im Kulturhaus von<br />

Kaltern zur Vollversammlung und hielten<br />

Rückschau auf ein abwechslungsreiches<br />

Jahr mit zahlreichen Konzerten und Veranstaltungen,<br />

an denen mehrere Chöre teilnahmen.<br />

Bezirksobmann Josef Vieider betonte<br />

beim Rückblick in Bildern, dass die eigentliche<br />

Kulturarbeit die Chöre vor Ort leisteten.<br />

„Wir vom Bezirk sind nur dazu da,<br />

euch zu unterstützen“. Die Unterstützung<br />

Bezirkssingen im Mai in Sarnthein<br />

Neben dem Pfarrchor Kaltern und dem Regenbogenchor Kaltern umrahmte auch der<br />

MGV Kaltern (im Bild) die Vollversammlung.<br />

durch den Südtiroler Chorverband kommt<br />

gut an: Immerhin traten fünf neue Chöre<br />

dem Bezirk bei. Auf Bezirksebene war der<br />

Höhepunkt des vergangenen Jahres das<br />

„Konzert der Kinderchöre im Sternendorf<br />

Gummer“ mit den Kinderchören aus Afing,<br />

Gummer und Völs am Schlern sowie einem<br />

Gastchor aus Rasen. Für die Kinder gab<br />

es im Planetarium eine Sondervorstellung,<br />

danach wurde gemeinsam in der Grundschule<br />

übernachtet. Diese Veranstaltung sei<br />

sehr gut angekommen und an eine Fortsetzung<br />

werde gedacht. „Ein besonderer<br />

Dank gebührt der Gemeindeverwaltung von<br />

Karneid“, betonte der Bezirksobmann, der<br />

auch den anderen Sponsoren wie der Raiffeisenkasse<br />

Schlern-Rosengarten sowie den<br />

Bezirksgemeinschaften Salten Schlern und<br />

Überetsch-Unterland für die finanzielle Unterstützung<br />

dankte. Dass das Bezirkssingen<br />

in Sarnthein abgesagt werden musste, lag<br />

am Wetter. „Doch heuer am 27. Mai wird<br />

es nachgeholt – in Sarnthein“, versprach<br />

der Bezirksobmann und kündigte neben<br />

den geplanten Fortbildungsaktivitäten damit<br />

den Höhepunkt des laufenden Arbeitsjahres<br />

an. Dass die Organisation von Veranstaltungen<br />

ein wichtiger Schwerpunkt des<br />

Verbandes und jeden Vereins sind, zeigte<br />

sich in der Einladung des Referenten Alex<br />

Ploner, der den Chören Tipps und kritische<br />

Überlegungen zur Organisation von Festen<br />

mitgab.Wie sehr das Wirken der Chöre geschätzt<br />

wird, zeigte die Teilnahme vieler<br />

Ehrengäste, die in ihren Grußworten den<br />

Dank an die Chöre für ihre wertvolle Kulturarbeit<br />

und ihre soziale Funktion in der<br />

Gesellschaft aussprachen. Die Gemeinde<br />

Kaltern vertrat Kulturreferentin Margareth<br />

Greif, die zugleich Obmannstellvertreterin<br />

des Südtiroler Chorverbandes ist. Zur Versammlung<br />

kamen als Vertreter des Südtiroler<br />

Chorverbands auch Verbandschorleiter<br />

Othmar Trenner und Verbandsobmann<br />

Erich Deltedesco, die Beiräte Carmen Seidner<br />

und Christian Nothdurfter. der Landtagsabgeordnete<br />

Oswald Schiefer und die<br />

Präsidenten der Bezirksgemeinschaften Albin<br />

Kofler und Edmund Lanziner. Bezirksobmann<br />

Josef Vieider bedankte sich bei<br />

seinem Ausschuss und beim Regenbogenchor<br />

Kaltern, MGV Kaltern und Pfarrchor<br />

Kaltern, die die Versammlung organisiert<br />

hatten und musikalisch umrahmten.<br />

4<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Das Thema<br />

Chorwesen<br />

Reformator der Musik<br />

Vor 450 Jahren wurde Claudio Monteverdi geboren<br />

Das neue Jahr <strong>2017</strong> ist nicht<br />

nur das Luther-Gedenkjahr, sondern<br />

auch das Monteverdi-Jahr.<br />

Der große Komponist wurde vor<br />

450 Jahren in Cremona geboren.<br />

Beide Männer haben für<br />

Gesang und Musik eine große<br />

Bedeutung, beide stellen sozusagen<br />

Zeitenwenden dar – Martin<br />

Luther verkörpert wie kaum<br />

ein anderer das neue Denken,<br />

das sich von alten Traditionen<br />

löst, nicht zuletzt auch, was<br />

Musik und Chorgesang betrifft.<br />

Claudio Monteverdi verkörpert<br />

die musikalische Zeitenwende<br />

zwischen Renaissance<br />

und Barock.<br />

Claudio Monteverdi war der<br />

älteste Sohn des Barbiers und<br />

Wundarztes Baldassare Monteverdi.<br />

Er hatte eine Schwester<br />

und einen Bruder. Nach<br />

dem Tod seiner Mutter heiratete<br />

sein Vater ein zweites Mal<br />

und hatte mit seiner zweiten<br />

Frau noch drei Kinder. Obwohl<br />

sein Vater in bescheidenen Verhältnissen<br />

lebte und bis 1566 seine Arbeit<br />

in einem kleinen, vom Domkapitel<br />

von Cremona gemieteten Geschäft ausführte,<br />

ließ er seinen zwei Söhnen aus<br />

erster Ehe eine gründliche musikalische<br />

Erziehung bei Marc’Antonio Ingegneri,<br />

dem Kapellmeister der Kathedrale von<br />

Cremona, zukommen. Ingegneris Einfluss<br />

findet sich in Monteverdis erster<br />

Werksammlung „Sacrae cantiunculae“<br />

wieder, die er 1582 mit fünfzehn Jahren<br />

im Druck veröffentlichte. 1583 erschien<br />

ein Buch mit Madrigali spirituali. Im Jahr<br />

1587 folgte dann die Veröffentlichung seines<br />

ersten Madrigalbuchs, das nur weltliche<br />

Werke enthielt.<br />

Monteverdi war Sänger und Gambist:<br />

Als solcher ging er 1590 an den Hof des<br />

Herzogs von Mantua, Vincenzo Gonzaga,<br />

und arbeitete dort unter besten Bedingungen<br />

- mit einem vollständigen Orchester<br />

und herausragenden Solisten -<br />

22 Jahre lang. Dort wurde Monteverdi<br />

1594 Cantore, also Vorsänger im Gottesdienst.<br />

Er heiratete die Sängerin Claudia<br />

Cattaneo, die Tochter eines ansässigen<br />

Musikers. Auf einer Orchesterreise nach<br />

Flandern lernte er die großen Meister des<br />

franko-flämischen Stils kennen, die Musik<br />

des 15. und 16. Jahrhunderts in den<br />

nordfranzösischen und niederländischen<br />

Sprachgebieten, die über staatliche und<br />

sprachliche Grenzen hinweg die Musikentwicklung<br />

in ganz Europa prägte und als<br />

stil- und normprägend für die mehrstimmige<br />

Musik der Renaissance gilt. Nach<br />

seiner Rückkehr wurde er 1601 zum Kapellmeister<br />

berufen, trotz der Angriffe des<br />

Komponisten und Geistlichen Giovanni Artusi,<br />

eines der berühmtesten Reaktionäre<br />

in der Musikgeschichte, der den um 1600<br />

entwickelten neuen Stil, der die Barockzeit<br />

einleiten sollte, strengstens verurteilte. Er<br />

warf den harmonischen Neuerungen von<br />

Monteverdi zu viel „Modernität“ vor, da<br />

er im Dienste des Ausdrucks<br />

die alten Regeln des Kontrapunkts<br />

missachtete.<br />

Der Erfinder der<br />

modernen Oper<br />

Trotz seiner Verpflichtungen<br />

gegenüber dem Hof komponierte<br />

Monteverdi von 1590<br />

bis 1605 vier weitere Madrigalbücher.<br />

Von der Monodie mit<br />

ihrer Betonung klarer Melodielinien,<br />

verständlichen Texten<br />

und einer zurückhaltend begleitenden<br />

Musik war es nur<br />

ein kurzer, logischer Schritt zur<br />

Entwicklung der Oper. 1607<br />

komponierte er eine der ersten<br />

Opern, „L´Orfeo“, die als<br />

Auftragsarbeit anlässlich des<br />

jährlichen Karnevals in Mantua<br />

erschien und am 24. <strong>Februar</strong><br />

uraufgeführt wurde;<br />

zum Einsatz kamen unter anderen<br />

die beiden Kastraten Giovanni<br />

Gualberto Magli und<br />

Girolamo Bacchini als Mezzosoprane.<br />

Die Oper war auf Anhieb ein großer Erfolg.<br />

Mehr als jede andere Kunstgattung<br />

ist die Oper regelrecht „erfunden“ worden.<br />

Das hat sich um das Jahr 1580, im<br />

Florenz der Medici abgespielt. Das Geistesleben<br />

der Renaissance war von dem<br />

Wunsch geprägt, die griechische Antike<br />

wieder aufleben zu lassen. Ihre Werte,<br />

ihre Philosophie und ihre Kunst galten<br />

als das Maß aller Dinge. Die Mitglieder<br />

der „Florentiner Camerata“ - einer Vereinigung<br />

von Adligen, Gelehrten und Musikern<br />

- wollten die griechische Tragödie<br />

zu neuem Leben erwecken. Sie glaubten,<br />

dass diese gesungen wurde. Aus diesem<br />

Missverständnis entstand die Oper:<br />

Sprechtheaterstücke sollten durch Musik<br />

angereichert und dadurch auf eine höhere<br />

Stufe gestellt werden. Das Ergebnis war<br />

eine neue Kunstform. Der dramatische Text<br />

wurde von einem Darsteller vorgetragen,<br />

aber gesungen und von Musik begleitet.<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 5


Das Thema<br />

Eigentlich sollte der Gesang den Text nur<br />

unterstützen, mehr traute man der Musik<br />

nämlich gar nicht zu. Monteverdi erkannte<br />

aber, dass die Musik im Theater<br />

noch viel mehr leisten kann.<br />

Sein „L'Orfeo“ ging weit über den Anspruch<br />

der „Camerata“ hinaus. Es erzählt<br />

die Geschichte von Orpheus, dem es gelingt,<br />

allein durch die Ausdruckskraft seiner<br />

Musik die Götter zu erweichen. Monteverdi<br />

nutzt das Thema geschickt, um<br />

eine Lanze für die Ausdrucksmöglichkeiten<br />

der Musik zu brechen. Nicht rhetorische<br />

Stütze eines Textes sollte sie sein,<br />

sondern eigener selbständiger Ausdruck<br />

menschlicher Gefühle.<br />

Die Gefühle, Schmerz, Angst, Glück,<br />

Liebe wurden zum Ausgangspunkt seiner<br />

Kompositionen. Jede Figur erhielt eine<br />

eigene musikalische Sprache: Der eine<br />

singt starr und düster, wieder ein anderer<br />

in geläufigen melodischen Linien. Und<br />

damit legte Monteverdi ein zentrales Element<br />

der Oper fest: Die Charakterisierung<br />

der Figuren durch die Mittel der Musik.<br />

Genauso wie die Musik einen Charakter<br />

beschreibt, verkörpern auch die vielfältig<br />

verschiedenen Klänge der Musikinstrumente<br />

die verschiedensten Szenerien.<br />

So klingen Blockflöten nach freier Natur,<br />

Posaunen machen die Hölle hörbar, die<br />

Paukenklänge versinnbildlichen Schläge.<br />

In „L'Orfeo“ verwendet Monteverdi 33 verschiedene<br />

Instrumente. Die Barockoper<br />

schöpfte reichlich aus diesem Fundus. Das<br />

passte gut in die Zeit, denn die damaligen<br />

absolutistischen Machthaber gefielen sich<br />

darin, ihrem Publikum pompöse Spektakel<br />

zu bieten, in denen man Meere tosen<br />

und Götter singen hören konnte.<br />

Kapellmeister am Markusdom<br />

Ab 1673 wurden die zunächst höfischen<br />

Festen vorbehaltenen Veranstaltungen<br />

auch einem zahlungskräftigen öffentlichen<br />

Publikum zugänglich. In den Metropolen<br />

entstanden zunehmend spezialisierte<br />

Theater, denn die Oper galt fortan<br />

als die repräsentativste Theaterform und<br />

feierte unter Komponisten wie Jean-Baptiste<br />

Lully, Henry Purcell oder Georg Friedrich<br />

Händel große Erfolge.<br />

Zusammen mit seiner Frau hatte Monteverdi<br />

zwei Söhne. Francesco wurde später<br />

Tenorsänger am Markusdom; Massimiliano<br />

studierte Medizin, wurde 1627 auf Befehl<br />

der Inquisition wegen der Lektüre verbotenen<br />

Büchern verhaftet, nach der Zahlung<br />

eines Lösegelds durch seinen Vater<br />

ein Jahr später aus dem Gefängnis entlassen<br />

und praktizierte als Arzt in Cremona bis<br />

zu seinem Tod im Jahr 1661. 1607 starb<br />

Monteverdis Frau, 1610 komponierte Monteverdi<br />

sein heute vielleicht bekanntestes<br />

Sakralwerk, die „Marienvesper“.<br />

Ein modernes Genie<br />

Nach dem Tod des Herzogs Vincenzo<br />

im Jahr 1612 wurde Monteverdi von dessen<br />

Nachfolger entlassen. Monteverdi<br />

hatte seinen Druck der „Marienvesper“<br />

Papst Pius V. (1504-1572) gewidmet und<br />

war auch in Rom gewesen, um sich dort<br />

vorzustellen; es gelang ihm jedoch nicht,<br />

dort angestellt zu werden, und so kehrte<br />

Monteverdi missmutig nach Mantua zurück,<br />

bewarb sich dann aber für das Amt<br />

des Kapellmeisters am Markusdom in Venedig.<br />

Nach einem kurzen Aufenthalt in<br />

Cremona wurde Monteverdi 1613 einstimmig<br />

zum Kapellmeister des Markusdoms<br />

ernannt, eines der bedeutendsten musikalischen<br />

Ämter der damaligen Zeit, wo er<br />

den Chor wiederbelebte, neue virtuose Sänger<br />

engagierte, neue Noten einkaufte, das<br />

Singen von Messen an Wochen- und Festtagen<br />

wieder einführte und dafür sorgte,<br />

dass die Mitglieder des Instrumentalensembles<br />

Monatslöhne erhielten, anstatt wie bisher<br />

auf Tagesbasis bezahlt zu werden. Damit<br />

begannen seine wohl angenehmsten<br />

und produktivsten Jahre. Parallel zu zahlreichen<br />

geistlichen Werken führte Monteverdi<br />

sein weltliches Werk weiter und veröffentlichte<br />

zwischen 1614 und 1638 die<br />

Madrigalbücher VI bis VIII.<br />

Nach dem Tod seines Sohnes, des Sängers,<br />

der der Pest zum Opfer fiel, erkrankte<br />

auch Monteverdi. 1632 ließ er sich zum<br />

Priester weihen. Insbesondere durch die<br />

Eröffnung des ersten öffentlichen Opernhauses<br />

in Venedig im Jahre 1637 angeregt,<br />

verfasste er weitere Bühnenwerke, darunter<br />

„Il ritorno d´Ulisse in patria“ (1641) und „L´<br />

incoronazione di Poppea“ (1642). Nach einer<br />

letzten Reise nach Cremona und Mantua<br />

starb er 1643 in Venedig, wo ihm ein<br />

feierliches Begräbnis zuteil wurde. Sein<br />

Grab befindet sich in der Kirche Santa Maria<br />

Gloriosa dei Frari in der ersten der vier<br />

Kapellen, die den Hauptchor flankieren.<br />

Monteverdis größte Bedeutung liegt<br />

zweifellos in der Meisterschaft, wie er die<br />

damals neue seconda prattica um 1600<br />

mit Leben erfüllte – und er hat so durchaus<br />

Parallelen zum Reformator Martin Luther,<br />

mit dem er dieses Jubiläumsjahr teilt.<br />

Er nahm die neuesten Entwicklungen in<br />

sich auf und ließ sie in der lebendigsten<br />

und vollendetsten Form auferstehen. Mit<br />

„L'Orfeo“ hatte er nicht die allererste Oper<br />

der Musikgeschichte geschrieben, aber<br />

mit ihr ließ er die akademischen Experimente<br />

der Florentiner Camerata weit hinter<br />

sich zurück und erschuf den ersten Evergreen<br />

in dieser Gattung (bezogen auf die<br />

heutige Operntradition). Mit der „Vespro<br />

della Beata Vergine“ komponierte er die<br />

erste konsequente Umsetzung des modernen<br />

Stils aus der Tradition der Vergangenheit<br />

heraus. Die späteren Madrigalbücher<br />

gehören zu den großartigsten<br />

Beispielen frühbarocker Kompositionskunst,<br />

und seine Sammlungen an geistlichen<br />

Werken präsentiert eine breite Palette<br />

an Ausdrucksformen und -farben.<br />

Seine drei Messen im alten Stil - „Missa<br />

In illo tempore“ (1610), „Messa a 4 da<br />

cappella“ (1640) und „Messa a 4 voci“<br />

(1650) - gehören zu den besten Kompositionen<br />

in diesem Bereich.<br />

Verzweiflung, Wut, Trauer<br />

oder Freude<br />

Monteverdi beförderte die Singstimme in<br />

eine melodische Freiheit, die Zeitgenossen<br />

damals nicht so realisierten. Er verwarf die<br />

starren Regeln des Kontrapunkts und unterlegte<br />

sie nur dem Kontext der Libretti, mit<br />

ihrer Ausrichtung auf Affekte wie Verzweiflung,<br />

Wut, Trauer oder Freude. In den sakralen<br />

Werken war er zurückhaltender als<br />

in den Opern; dort wurde die Solostimme<br />

zwar auch mit Verzierungen u.ä. versehen,<br />

aber der Ausdruck geriet nicht so extrem.<br />

Monteverdi wurde erst wieder zu Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt,<br />

nachdem er und seine Werke im Laufe des<br />

18. und 19. Jahrhunderts praktisch vergessen<br />

waren. Gian Francesco Malipiero<br />

(1882-1973) brachte von 1926-1942 die<br />

erste Edition seines Gesamtwerkes heraus,<br />

dem in den 1930er Jahren die ersten Aufnahmen<br />

folgten. Heute gehört er definitiv<br />

zu den beliebtesten Komponisten der Alten<br />

Musik und die Anzahl der Aufnahmen<br />

sowie der Aufführungen ist sehr umfangreich<br />

geworden. Wie Martin Luther wollte<br />

auch er aus der Tradition heraus Neues<br />

schaffen und wurde so zu einem zeitlosen<br />

Klassiker.<br />

6<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Aus Verband und Bezirken<br />

Chorwesen<br />

Viele Erfolge und ein Abschied<br />

Landesjugendchor Südtirol dankt Nataliya Lukina<br />

Im Mai leitete die gebürtige Ukrainerin<br />

Nataliya Lukina zum letzten Mal den Landesjugendchor<br />

bei Konzerten in Südtirol.<br />

Nach drei Jahren gibt die beliebte Chorleiterin<br />

ihr Amt ab.<br />

Neben seiner Konzerttätigkeit vertrat der<br />

Landesjugendchor Südtirol mit seinen 40<br />

Sängern und Sängerinnen das Land Südtirol<br />

beim großen Treffen der Landesjugendchöre<br />

in Linz vom 14. bis 16. Oktober<br />

2016. Vom 27.- 30. Oktober nahm der<br />

Chor beim Chorwettbewerb „Praga Cantat“<br />

gemeinsam mit 23 Chören aus Deutschland,<br />

Estland, Finnland, Italien, Norwegen,<br />

der Slowakei, Spanien, Ungarn, Tschechien,<br />

Malaysia und Indonesien teil und gewann<br />

vier Auszeichnungen - unter anderem mit<br />

Werken von Anton Bruckner und Robert<br />

Pearsall den Sieg in den Kategorien „Geistliche<br />

Musik“ und „Gemischte Chöre“. Außerdem<br />

erhielt er einen Sonderpreis für die<br />

beste Stückauswahl. Nataliya Lukina gewann<br />

den Sonderpreis für die beste Chorleitung.<br />

Jurymitglied Stefan Claas lobte den<br />

Chor: „Grandiose Leistung, mitreißend, berührend,<br />

dynamisch, brillante Intonation;<br />

alles, was man sich wünschen kann!“ Nataliya<br />

Lukina freute sich: „Es war mir eine<br />

Ehre, mit so vielen tollen Chören auftreten<br />

zu dürfen. Die Stimmung war einmalig.<br />

Ich habe eine sehr vielseitige Chorszene<br />

erlebt: lustige und anspruchsvolle europäische<br />

Chöre, ruhigere und sehr präzise<br />

Chöre aus dem Baltikum und natürlich die<br />

beinahe perfekte Stimmgewalt aus Asien.<br />

Unser Ziel war es, uns so gut wie möglich<br />

zu präsentieren und Freude dabei zu haben.<br />

Umso mehr freue ich mich über unsere<br />

Preise. Das motiviert sehr!“ Mit den<br />

erfolgreichen Auftritten in Prag endete die<br />

Nataliya Lukina<br />

Saison des Landesjugendchors, aber auch<br />

die Ära Nataliya Lukina. Die gebürtige Ukrainerin<br />

brachte dem Landesjugendchor<br />

Südtirol „gute Laune, lange Röcke und<br />

gute Töne“, wie der Landesjugendchor<br />

schreibt: „Nataliya, wir danken dir!“<br />

Neuer künstlerischer Leiter<br />

Landesjugendchor Südtirol<br />

Logo des Landesjugenchors Südtirol<br />

Der Landesjugendchor Südtirol hat einen<br />

neuen Künstlerischen Leiter. Er folgt<br />

auf Nataliya Lukina, die drei Jahre lang den<br />

Landesjugendchor erfolgreich geleitet hat.<br />

Davide Lorenzato studierte an der Musikhochschule<br />

Mannheim Chor- und Orchesterdirigieren,<br />

am Konservatorium in Trient<br />

erworb er das Diplom in den Fächern<br />

Davide Lorenzato<br />

Kirchenmusik, Chorleitung sowie Flöte, an<br />

den Konservatorien Trient und Bologna studiert<br />

er Komposition. Er ist bei zahlreichen<br />

Orchestern - u. a. beim Kammerorchester<br />

Basel, beim Concerto Saarbrücken, beim<br />

Ljubljana International Orchestra - als Gastdirigent<br />

tätig. Zudem ist er künstlerischer<br />

Leiter des Vokalensembles Concentus Clivi,<br />

des Bach-Kammerchores und des Vokalensembles<br />

AllaBreve. Seit 2012 ist er Dirigent<br />

des Kleutrom Orchesters. Konzerte führten<br />

ihn in zahlreiche Länder Europas, aber auch<br />

nach Südkorea, Mexiko und Brasilien. Die<br />

nächsten Auftritte des Landesjugendchors:<br />

Am 10. Juni <strong>2017</strong> gibt er ein Konzert in Trient,<br />

am 11. Juni <strong>2017</strong> in Pfalzen.<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 7


Aus Verband und Bezirken<br />

Kapuzinerchor Lana feierte<br />

seinen 70er<br />

Ein Blick in die Geschichte des Chores<br />

Der Kapuzinerchor Lana schaut zurück und nach vorne. Foto: Arthur Kofler<br />

Der Kapuzinerchor Lana ist 70 geworden.<br />

1946 wurde der Chor gegründet und<br />

so feierte er am 13. November 2016 seinen<br />

Geburtstag.<br />

Nach der gelungenen Messfeier – aufgeführt<br />

wurde eine Messe von Charles Gounod<br />

mit verschiedenen Solisten des Chores<br />

- lud der Kapuzinerchor alle Messteilnehmer<br />

in den Franziskussaal zu einem Umtrunk<br />

und einem kleinen Imbiss ein und<br />

gab auch einige Lieder zum Besten. Anschließend<br />

wurde bei einem gemeinsamen<br />

Essen im katholischen Arbeitervereinssaal<br />

die offizielle Feier fortgesetzt. Nach der Begrüßung<br />

der Anwesenden durch die Obfrau<br />

Renate Häser ergriffen Dekan Peter<br />

Unterhofer OT, Bürgermeister Harald Stauder<br />

und Altdekan Peter Lantschner OT das<br />

Wort und gratulierten den Verantwortlichen<br />

des Chores und den Mitgliedern zum runden<br />

Jubiläum. Natürlich war auch Pater<br />

Bruno, der letzte Kapuziner in Lana, anwesend<br />

und feierte mit den Sängern und<br />

Sängerinnen mit.<br />

Ehrungen<br />

In den Reden wurde auf die Bedeutung<br />

der Chorgemeinschaft in der heutigen Zeit<br />

hingewiesen. Viele Sängerinnen und Sänger<br />

blieben dem Kapuzinerchor über viele<br />

Jahre treu. So wurden zusammen einige<br />

Ehrungen, runde Geburtstage und Hochzeitsjubiläen<br />

gefeiert. Dieses Jahr konnten<br />

Obfrau Renate Häser und Chorleiterin<br />

Erika Pedoth wieder einige langjährige<br />

Chormitglieder ehren: Gründungsmitglied<br />

Greti Pernthaler Höllrigl wurde für 70-jährige,<br />

Josef Gruber für 50-jährige, Georg<br />

Kerschbamer für 25-jährige und Elisabeth<br />

Hofer für zehnjährige Tätigkeit geehrt.<br />

Anschließend erzählte die Chorleiterin<br />

Erika Pedoth von der Geschichte des<br />

Chors und zeigte dazu alte und neue Fotos<br />

und Dokumente. Der Chor und einzelne<br />

Chormitglieder boten dazwischen<br />

einige Gesangseinlagen. Bei gutem Essen<br />

und guter Laune ließ man die Feierlichkeiten<br />

ausklingen.<br />

Geschichte des<br />

Kapuzinerchors<br />

Der Kapuzinerchor wurde kurz nach<br />

dem Krieg im Oktober 1946 von Anton<br />

Radanovic, einem Priester aus Laibach,<br />

ursprünglich als Kinderchor gegründet.<br />

Seine Aufgabe war es, die „Zehnermesse“<br />

musikalisch mitzugestalten. Doch schon<br />

bald gab man sich nicht nur mit der Umrahmung<br />

der Messfeiern zufrieden: Auch<br />

dank neuer Sängerinnen und Sänger wurden<br />

Operetten wie „Die Waldkönigin“, „Die<br />

„Winzerliesel“, „Das Glück am Rhein“ und<br />

viele andere Werke aufgeführt. Aufführungsort<br />

war der Drittordenssaal, welcher<br />

direkt an das Kapuzinerkloster angebaut<br />

war und über eine kleine Bühne verfügte.<br />

Dort führten die Chormitglieder auch Theaterstücke<br />

auf. Notenmaterial oder interessante<br />

Librettis zu bekommen, war damals<br />

nicht einfach. Hierfür wandte sich Anton<br />

Radanovic, „Herr Anton“, wie ihn die Lananer<br />

liebevoll nannten, unter anderem<br />

8<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Der Kapuzinerchor Lana in seiner Gründerzeit<br />

auch direkt an die Leitung der Wiener<br />

Sängerknaben.<br />

1956 musste Herr Anton Lana verlassen<br />

und nach Kärnten gehen. Unter der Leitung<br />

von Alfons Platzer, Franz Unterholzner<br />

und Josef Öttl wurden danach vorübergehend<br />

vom Männerchor verschiedene<br />

Messen gesungen. Den Kinderchor übernahm<br />

die damals noch sehr junge Erika<br />

Pedoth, die noch die Lehrerbildungsanstalt<br />

Sie war von Anfang an dabei: Gründungsmitglied Greti Pernthaler Höllrigl wurde für<br />

70-jährige Mitgliedschaft im Kapuzinerchor Lana geehrt.<br />

besuchte. Sie leitete diesen fast zehn Jahre<br />

lang. Erst nach dem Tod von Herrn Anton<br />

im Jahr 1978 begann man unter der Leitung<br />

von Erika Pedoth und Franz Hanspeter,<br />

der bereits seit 1954 als Organist tätig<br />

war, die Messfeiern in der Kapuzinerkirche<br />

wieder regelmäßig mit dem Chor musikalisch<br />

zu umrahmen. Franz Hanspeter<br />

begleitete den Chor bis 1990 als Organist<br />

und wurde dann von Prof. Paolo Valenti<br />

abgelöst. Zusammen mit Erika Pedoth,<br />

die den Chor mit großem Einsatz und Engagement<br />

leitet, begleitet er bis heute und<br />

auch weiterhin die Auftritte des Kapuzinerchores.<br />

Mit der organisatorischen Leitung<br />

des Chores ist bereits seit Jahren Obfrau<br />

Renate Häser beauftragt.<br />

Ein besonderes und wichtiges Ereignis<br />

der letzten Jahre war sicherlich die gelungene<br />

Restaurierung der Aigner-Orgel im<br />

Jahre 2008, die durch großzügige Spenden<br />

der gesamten Dorfgemeinschaft sowie<br />

zahlreicher Institutionen ermöglicht wurde<br />

und auch dem Kapuzinerchor für seine Tätigkeit<br />

zur Verfügung steht.<br />

Die Gemeinschaft der Kapuzinerpatres<br />

wurde immer kleiner. Nach einer über dreihundertfünfzigjährigen<br />

Ordenspräsenz in<br />

Lana zelebriert nun noch Pater Bruno die<br />

Messen, welche vom Chor mitgestaltet werden.<br />

In dieser langen Zeit sang man zu den<br />

kirchlichen Festtagen, bei so manchem<br />

Konzert, vielen Prozessionen, auf einigen<br />

Hochzeiten sowie Ausflügen, man gestaltete<br />

Faschingsfeiern, sang aber auch zu<br />

weniger frohen Anlässen.<br />

Dem Kapuzinerchor ist zu wünschen,<br />

dass den Chormitgliedern und Chorverantwortlichen<br />

ihre Begeisterung erhalten<br />

bleibt, dass sich auch weiterhin junge<br />

Menschen für den Chorgesang begeistern<br />

und auch die Geselligkeit dieser Gemeinschaft<br />

genießen, dass der Chor weiterhin<br />

viel Spaß am Singen hat, die Kirchgänger<br />

Freude am Zuhören und Mitfeiern haben<br />

und der Chor weitere Jubiläen feiern kann.<br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />

Ihre Beiträge für das Chorwesen senden Sie bitte an: bertagnolli.paul@rolmail.net (Paul Bertagnolli)<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 9


Aus Verband und Bezirken<br />

„Danke für deinen Einsatz!“<br />

Verabschiedung von Geschäftsführer Sepp Mair<br />

Mit einer kleinen Abschiedsfeier am Sitz<br />

des Südtiroler Chorverbandes bedankten<br />

sich am 28. Oktober 2016 Verbandsobmann<br />

Erich Deltedesco, Verbandschorleiter<br />

Othmar Trenner, Vorstand und Musikrat<br />

beim langjährigen Geschäftsführer<br />

Sepp Mair, der mit Oktober in die verdiente<br />

Rente gegangen war, für sein erfolgreiches<br />

Wirken in der Geschäftsstelle<br />

des Südtiroler Chorverbandes. Bei der<br />

Feier waren auch Vertreter des Südtiroler<br />

Volksmusikkreises, der neue Geschäftsführer<br />

des Südtiroler Chorverbandes Arnold<br />

Keim und Mitarbeiterin Helga Huber<br />

anwesend. Verbandsobmann Erich<br />

Deltedesco bedankte sich im Namen des<br />

gesamten Vorstandes und Verbandes bei<br />

Sepp Mair für seinen großen und pflichtbewussten<br />

Einsatz für den Chorverband<br />

und überreichte ihm ein Geschenk. Auch<br />

Sepp Mair blickte mit Genugtuung zurück<br />

und bedankte sich bei seiner Mitarbeiterin<br />

Helga Huber, bei Obmann Erich Deltedesco,<br />

beim Vorstand und beim Musikrat<br />

für die gute Zusammenarbeit.<br />

Verbandschorleiter<br />

Othmar Trenner, Helga<br />

Huber, Sepp Mair,<br />

Verbandsobmann<br />

Erich Deltedesco,<br />

Geschäftsführer Arnold<br />

Keim (v.l.)<br />

Besinnliche Momente in<br />

Bischofshofen<br />

Chorweihnacht der AGACH<br />

Auch die Chor-<br />

Weihnacht<br />

2016 war ein<br />

herausragendes<br />

Ereignis der<br />

alpenländischen<br />

Chorkultur.<br />

Die traditionsreichste Veranstaltung<br />

der Alpenländischen Chorverbände – die<br />

AGACH-Chorweihnacht – ging am 3. Dezember<br />

in Bischofshofen (Salzburg) über<br />

die Bühne. Die AGACH-Arbeitsgemeinschaft<br />

Alpenländischer Chorverbände zählt<br />

16 Landes-Chorverbände und vereint damit<br />

Chöre aus Österreich, Deutschland, der<br />

Schweiz, Liechtenstein und Italien. Präsident<br />

ist der Verbandsobmann des Südtiroler<br />

Chorverbands, Erich Deltedesco. Die<br />

Kirche im Missionshaus St. Rupert wurde<br />

bei der AGACH-Chorweihnacht in vorweihnachtliche<br />

Klänge gehüllt. Psalmen, Volksweisen<br />

und weihnachtliche Lieder machten<br />

den Abend zu einem ganz besonderen<br />

Erlebnis. Es sangen der Oberstufenchor<br />

des MPG St. Rupert, der Kärntner MGV<br />

Kaning , das Vocalensemble Cantamabile<br />

(Kanton Wallis), der Coro Natissa di Aqui-<br />

leia aus Udine und das Mendelssohn Vocalensemble<br />

aus Bayern. Dieter Schaffer,<br />

Präsident des Chorverband Salzburg, war<br />

von der Qualität der Chöre sichtlich begeistert.<br />

Die AGACH-Chorweihnacht findet bereits<br />

seit 1982 statt und wird alljährlich in<br />

einer der 16 Regionen der AGACH veranstaltet.<br />

<strong>2017</strong> wird die AGACH-Chorweihnacht<br />

vom Chorverband Steiermark in<br />

Stainz in der Weststeiermark ausgetragen.<br />

10<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Alpenländisch-klassische<br />

Weihnacht<br />

Konzert des Kirchenchors „St. Cäcilia“ – Vilpian<br />

Das traditionelle Weihnachtskonzert des Kirchenchors Vilpian<br />

Mit dem „Präludium“ und der „Fuge in<br />

g-Moll“ von Nicolaus Bruhns eröffnete der<br />

Organist Maurizio Bertoncello in der Pfarrkirche<br />

von Vilpian das traditionelle Weihnachtskonzert<br />

des Kirchenchores „St. Cäcilia“<br />

von Vilpian.<br />

Nach der herzlichen Begrüßung durch<br />

Dekan Seppl Leiter sang der Kirchenchor<br />

unter der Leitung von Gottfried Veit „Es ist<br />

jetzt die heilige Nacht“ aus St. Jakob, „Auf,<br />

ihr frommen Hirtenleut“ aus Prettau und<br />

„O Maria, wie gefährlich“ aus dem Sarntal,<br />

jeweils nach einem Satz von Gottfried<br />

Veit, welche der Chor sehr sauber und mit<br />

einheitlichem Klang vortrug. Eine besondere<br />

Note gab dem Chorgesang die feinfühlige<br />

Begleitung der Saitenmusik aus<br />

Kaltern. Den vier Mädchen vom Denner-<br />

Quartett unter der Leitung von Werner Mayr<br />

gelang es, mit ihren sehr berührend und<br />

stimmig vorgetragenen Stücken „Eröffnet<br />

die Pforten“ aus der Wildschönau, dem<br />

„Bozner Hirtenlied“ nach einem Satz von<br />

Gottfried Veit und dem „Flower Duett aus<br />

Lakme“ von Leo Delibes sich in die Herzen<br />

der zahlreichen Zuhörer zu spielen.<br />

Einen wahrlichen Engelsgesang trug der<br />

Dreigesang Vocis Suavis unter der Leitung<br />

von Johanna Veit Wachtler vor, der das Publikum<br />

mit den Liedern „Sei gegrüsst von<br />

uns allen“, einem Marienlied aus Tirol, „Magnificat“<br />

von Anonymus und „O Jubel, o<br />

Freud“ nach einem Satz von Franz Biebl in<br />

seinen Bann zog. Sehr zart begleitet wurden<br />

die drei Sängerinnen von der Gitarristin<br />

Gaby Morandell. Ausdrucksstark und<br />

mit einer klaren und tiefen Stimme überzeugte<br />

der Bassist Josef Piras mit „Quia<br />

Fecit Mihi Magna“ von J.S.Bach und „Quoniam<br />

si voluisses“ von Gaetano Donizetti.<br />

Die Saitenmusik der Familie Felderer aus<br />

Kaltern unter der Leitung von Hubert Felderer<br />

brachten mit ihren Instrumenten ein<br />

alpenländisches Flair in die Pfarrkirche, indem<br />

sie den „Tiefer Landler“, eine Volksweise,<br />

den „Weihnachtsboarischen“ sowie<br />

den „Seakofl Walzer“ von Florian Pallhuber<br />

auf sehr einfühlsame Weise ihren Saiteninstrumenten<br />

entlockten.<br />

Schon zum wiederholten Male wirkte<br />

auch der Männerchor aus Terlan unter<br />

der Leitung von Konrad Prieth beim Weihnachtskonzert<br />

mit, wobei sie wieder mit<br />

ihren warmen und weichen Männerstimmen<br />

für eine willkommene Abwechslung<br />

im Konzertprogramm sorgten. Gekonnt<br />

sangen sie die Lieder „In dulci jubilo“ aus<br />

dem 14. Jahrhundert, „Es wird schon glei<br />

dumper“, ein Volkslied aus dem Brixental<br />

und den allseits bekannten „Andachtsjodler“<br />

aus Sterzing. Auf virtuose Weise trug<br />

der Cellist Christian Bertoncello die „Prelude,<br />

Sarabande und Gigue in G-Dur“ von<br />

J. S. Bach vor sowie die „Meditation aus<br />

Thaís“ von Jules Massenet, bei der er von<br />

seinem Vater Maurizio Bertoncello an der<br />

Orgel begleitet wurde.<br />

Ergänzt wurde die Musik von der „Weihnachtsmeditation“<br />

von Pater Robert Gamper,<br />

vorgetragen von Kathrin Kofler Costa.<br />

Zum Schluss sangen alle Mitwirkenden mit<br />

dem gesamten Publikum das „Stille Nacht“.<br />

Der lang anhaltende Applaus war die Bestätigung<br />

an alle Mitwirkenden, dass ihr<br />

musikalisches Weihnachtsgeschenk die<br />

Herzen aller Zuhörer berühren konnte.<br />

Ein Dank für dieses gelungene Konzert gebührt<br />

Obfrau Waltraud Höller Baur für die<br />

Organisation und Chorleiter Gottfried Veit<br />

für die Gesamtleitung des Konzertes sowie<br />

allen Sängern und Musikanten. Außerdem<br />

bedankt sich der Kirchenchor beim Publikum<br />

und den Sponsoren für die großzügigen<br />

Spenden.<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 11


Aus Verband und Bezirken<br />

„Weit, weit weg“<br />

Kommentar von Othmar Trenner<br />

Der Kirchenchor Sexten in seiner traditionellen Tracht vor dem Hochaltar der<br />

Pfarrkirche Sexten – Bildrechte: Christian Tschurtschenthaler<br />

Es stimmt, weit weg ist schon Weihnachten<br />

und noch mehr die Adventszeit. Gerade<br />

die Adventszeit ist heute ja vielfach nur geprägt<br />

von den zahlreichen Christkindlmärkten<br />

und den mehr oder weniger niveauvollen<br />

Veranstaltungen in diesem Rahmen.<br />

Es gibt wohl wenige Ortschaften in unserem<br />

Land, wo nicht wenigstens ein Adventskonzert<br />

stattfindet. Die zahlreichen<br />

Singgemeinschaften jeder Art tun auch gut<br />

daran, diese Zeit für Konzerte zu nutzen,<br />

denn Advent und Weihnachten ohne Musik<br />

ist für die Menschen unserer Kulturlandschaft<br />

kaum denkbar. Die Chorleiter/innen<br />

haben aber viel Mühe, jedes Jahr etwas<br />

Neues, oder wie es heute wichtig scheint,<br />

„Anderes“ zu finden oder zu erfinden, um<br />

dem Publikum zu gefallen. Dabei werden<br />

manchmal etwas eigenartige Adventsprogramme<br />

angeboten. Um beim Titel dieser<br />

kurzen Überlegungen zu bleiben: Was hat<br />

das stimmungsvolle, etwas wehmütige Liebeslied<br />

von L. Maierhofer mit der Adventsthematik<br />

zu tun? Wenn dann auch noch<br />

andere hübsche und beliebte Chorstücke<br />

auf dem Programm stehen, die auch keinen<br />

Bezug zum Advent haben, dann frage ich<br />

mich, ob man nicht einfach das Wort „Advent“<br />

aus der Konzertankündigung weglassen<br />

sollte, um dem Publikum nicht falsche<br />

Vorstellungen zu machen. Die Musik für<br />

Weihnachtskonzerte sollte sich textlich mit<br />

diesem Themenkreis befassen, sonst darf<br />

man auch nicht kritisieren, wenn die Hoteliers<br />

den oft sehr üppigen weihnachtlichen<br />

Lichterschmuck auch für Fasching<br />

usw. verwenden – denke ich da vielleicht<br />

etwas zu altmodisch?<br />

Ein anderes Adventskonzert hat der Kirchenchor<br />

von Sexten zum 250. Jahr seines<br />

Bestehens gestaltet. Hans Reider, der<br />

den Chor jahrzehntelang geleitet und konsequent<br />

aufgebaut hat, schuf eine in der Art<br />

der klassischen Oratorien gestaltete „Weihnachtsgeschichte“,<br />

die das Geschehen vom<br />

dunklen Ursprung her erzählt. Seine eigenen,<br />

sinnvoll und gut geformten Texte hat<br />

er in eine auf der Tradition fußenden ausdrucksvolle<br />

und wirkungsvolle Musik gekleidet,<br />

die von aktualisierenden Texten<br />

unterbrochen wurde. Schön gesungene<br />

Soli und Ensembles (in alpenländischer<br />

Art), gut klingende Chorsätze wurden von<br />

einem kleinen Instrumentalensemble unter<br />

der Leitung von Alexander Patzleiner<br />

begleitet. Um heute ein so umfangreiches<br />

Werk zu schaffen, braucht es viel Mut und<br />

vor allem viel handwerkliches Können und<br />

das Wissen um die klanglich-musikalischen<br />

Möglichkeiten der Singgemeinschaft, die<br />

es zur Aufführung bringen soll. Es wäre<br />

erfreulich, wenn auch andere Chorleiter<br />

den Mut hätten, diesem Beispiel zu folgen.<br />

Othmar Trenner, Verbandschorleiter<br />

Othmar Trenner<br />

Jahreshauptversammlung des<br />

Südtiroler Chorverbandes<br />

Die Jahreshauptversammlung des Südtiroler Chorverbandes findet am<br />

Samstag, 11. März <strong>2017</strong>, um 16 Uhr im Haus der Vereine in Nals statt.<br />

12<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Die Teilnehmer des Adventsspiels in<br />

Terlan (Foto: Walter Haberer)<br />

•Stimmgabel<br />

„A Stern der Liab“<br />

Terlaner Männerchor<br />

Im Dezember präsentierte der Terlaner<br />

Männerchor zusammen mit der Maultaschbühne<br />

Terlan und dem Kirchenchor<br />

Leifers an zwei Abenden ein besonderes<br />

Adventsspiel im Raiffeisenhaus von Terlan.<br />

Mehrere hundert Besucher folgten<br />

der Einladung des Terlaner Männerchores<br />

zum Adventsspiel in Terlan. Das Stück „A<br />

Stern der Liab“ regte zum Nachdenken<br />

an. Im Stück lauschte nämlich ein Sterngucker<br />

mit seinen Begleitern in die unendliche<br />

Weite des Sternenhimmels hinein.<br />

Erst in der Stille begannen sie mit<br />

dem Herzen zu sehen. Und das geheimnisvolle<br />

Geschehen um Maria und Josef<br />

zog bei ihren nächtlichen Betrachtungen<br />

immer wieder in den Bann. Sie erlebten,<br />

wie der strahlende Stern die Hirten in Staunen<br />

versetzte oder wie ein Engel die freudige<br />

Botschaft von der Geburt Jesu verkündete.<br />

Zwischendurch trug der Terlaner<br />

Männerchor zusammen mit dem Kirchenchor<br />

Leifers und Musikern unter der Gesamtleitung<br />

von Konrad Prieth vertraute<br />

Lieder und Weisen vor.<br />

Ein gelungenes Fest<br />

Kirchenchor Ridnaun<br />

Der Cäciliensonntag wird in Ridnaun vom<br />

Kirchenchor und der Knappenkapelle gemeinsam<br />

gefeiert, wobei die Messfeier abwechselnd<br />

ein Jahr vom Kirchenchor und<br />

ein Jahr von der Knappenkapelle gestaltet<br />

wird. Dieses Jahr bereicherte der Chor<br />

mit einigen Stücken aus der Messe ‚Jubilate<br />

Deo‘ sowie dem ‚Cantate Domino‘<br />

aus Psalm 98 den Gottesdienst. Er wurde<br />

dabei von einigen Bläsern der Knappenkapelle<br />

Ridnaun begleitet und die Messe<br />

wurde durch die vollen und harmonischen<br />

Klänge wahrlich zu einem Fest, nicht nur<br />

für ihre Schutzpatronin, sondern für die<br />

gesamten Teilnehmer des Gottesdienstes.<br />

Anschließend wurde im Hotel Schneeberg<br />

gemeinsam gefeiert. Der Kirchenchor Ridnaun<br />

nutzte diesen Rahmen, so wie jedes<br />

Jahr, um langjährigen Mitgliedern zu danken<br />

und diesen eine Ehrenurkunde des<br />

Verbandes der Kirchenchöre und des Südtiroler<br />

Chorverbandes zu überreichen. Dieses<br />

Jahr wurde Sieghard Helfer für seine<br />

15-jährige Mitgliedschaft geehrt.<br />

Chorleiterin Esther Falkensteiner, der<br />

Geehrte Sieghard Helfer, Obmann<br />

Hermann Schölzhorn (v.l.)<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 13


Stimmgabel<br />

Neuer Obmann<br />

MGV-Schlanders<br />

Der MGV Schlanders hat einen neuen Obmann.<br />

Johann Stadler gab sein Amt aus beruflichen<br />

und privaten Gründen ab. Seit 21<br />

Jahren ist er beim Chor und hatte dabei verschiedene<br />

Füh-rungspositionen inne, sechs<br />

Jahre lang war er Obmann. Für seine langjährige<br />

Vereinstätigkeit und die Abschiedsworte<br />

ern-tete er bei der Versammlung des<br />

Chores am 11. Jänner anhal-tenden Applaus.<br />

Beinahe einstimmig wurde Robert<br />

Grüner zum neuen Obmann gewählt. Er ist<br />

seit 1980 Sänger beim MGV und seit Langem<br />

als musikalischer Beirat bekannt und<br />

beliebt. Er betonte, das Amt mit Freude anzunehmen.<br />

Sein Augenmerk werde weiterhin<br />

auf qualitätsvollem Gesang liegen und<br />

er freue sich auf eine gute Zusammenarbeit<br />

im Verein. Als erste große Aufgabe sieht<br />

der neue Obmann die große MGV-Gala mit<br />

Fa-schingsrevue am 18. <strong>Februar</strong> <strong>2017</strong> im<br />

Der alte und der neue Obmann mit dem Vorstand des MGV-Männergesangverein<br />

Schlanders<br />

Kulturhaus „K.Schönherr“ in Schlanders,<br />

eine Hürde, die er auf Grund sei-ner Erfahrung<br />

und Verantwortung für den musikalischen<br />

Teil bestens überwinden wird.<br />

Es folgt dann die Revue-Wiederholung am<br />

24. <strong>Februar</strong> <strong>2017</strong>. Danach stehen intensive<br />

Proben für das Frühjahrskonzert am<br />

13. Mai sowie für die Kon-zertreise, die den<br />

Männergesangverein nach Finnland und<br />

Est-land führen wird, auf dem Programm.<br />

Die versammelten Sän-ger sowie die unterstützenden<br />

Mitglieder des MGV hießen<br />

den neuen Obmann Robert Grüner herzlich<br />

willkommen und wünschten ihm viel<br />

Glück und eine gute Hand in der Führung<br />

des Schlanderser Traditionsvereins.<br />

Weihnachtsfeiern und Faschingsrevue<br />

MGV-Schlanders<br />

Der Männergesangverein Schlanders beging<br />

traditionsgemäß das Fest der Hl. Cäcilia<br />

bei einem gemeinsamen Mittagessen,<br />

zu dem die Kulturreferentin der Marktgemeinde<br />

Schlanders Monika Wielander-<br />

Habicher, die Fahnenpatin Brigitte Müller<br />

sowie alle Chormitglieder samt Partnerinnen<br />

geladen waren. Ganz besonders<br />

freuten sich alle Anwesenden auch darüber,<br />

dass auch Josef Mair, Dekan von<br />

Schlanders, der Einladung gefolgt war. In<br />

seiner kurzen Ansprache hielt Obmann<br />

Johann Stadler Rückblick über die Vereinstätigkeit.<br />

Er dankte der Chorleiterin<br />

für die abwechslungsreiche Werkauswahl<br />

und für die Probentätigkeit, wodurch es<br />

dem Chor-Ensemble gelinge, immer wieder<br />

viel Erfolg bei den Konzerten zu ernten.<br />

Besonders erinnerte er an das letztjährige<br />

Adventskonzert in Bielstein (D),<br />

wo die Sänger des MGV Schlanders die<br />

vielen Konzertbesucher mit schönen Advents-<br />

und Weihnachtsliedern begeistert<br />

hatten. Ebenso gedachte er des langjährigen<br />

Sängers und Ehrenmitglieds Luis Vill,<br />

erwähnte das erfolgreiche Frühjahrskonzert<br />

in Schlanders sowie die erfolgreiche<br />

Teilnahme am Deutschen Chorfest in Stuttgart<br />

Ende Mai 2016. Im Anschluss wurde<br />

für seine 15-jährige Vereinszugehörigkeit<br />

Daniel Staffler mit der Urkunde des Südtiroler<br />

Chorverbandes und einer Anstecknadel<br />

bedacht. Der talentierte Tenor bedankte<br />

sich in einer kurzen Rede für die<br />

gute Aufnahme und Kameradschaft, die<br />

er bereits mit 18 Jahren erfahren durfte.<br />

Obmann Stadler kündigte an, dass schon<br />

die Vorbereitungen für die MGV-Gala mit<br />

Faschingsrevue am 18. <strong>Februar</strong> <strong>2017</strong> sowie<br />

für das Frühjahrskonzert im Mai anlaufen.<br />

Auf dem Programm stehe auch die<br />

Gestaltung des Hochamts in der Pfarrkirche<br />

und der Hl. Messe im Bürgerheim in<br />

Schlanders am Weihnachtstag sowie die<br />

Gestaltung der Senioren-Weihnachtsfeier<br />

am 6. Januar auf Einladung des KVW. Monika<br />

Wielander-Habicher überbrachte die<br />

Grüße der Gemeindeverwaltung und hob<br />

die kulturelle Bereicherung hervor, welche<br />

die Bevölkerung durch das Wirken des<br />

MGV Schlanders erfährt. Sie freue sich,<br />

in seinen Reihen immer wieder neue Gesichter<br />

zu sehen. Es sei ja nicht selbstverständlich,<br />

neue Mitglieder für einen Verein<br />

zu gewinnen. Das gemeinsame Festessen<br />

wurde durch einige Gesangseinlagen untermalt<br />

und klang bei geselligem Beisammensein<br />

aus.<br />

Dank für fünfzehn<br />

Jahre Einsatz (v.l.):<br />

Chorleiterin Sibylle<br />

Pichler, Sänger Daniel<br />

Staffler, Obmann<br />

Johann Stadler und<br />

Fahnenpatin Brigitte<br />

Müller<br />

14<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Alle Jahre wieder<br />

Kirchenchor Tabland-Staben<br />

Alle Jahre wieder und so auch heuer lud<br />

der Kirchenchor Tabland-Staben zum Weihnachtskonzert<br />

im Schulhaus von Staben ein.<br />

Passend zum 4. Adventssonntag stimmten<br />

zu Beginn die zahlreich erschienenen Zuhörer<br />

und der Chor feierlich das Lied „Wir<br />

sagen euch an den lieben Advent“ an. Auf<br />

dem ersten Teil des festlichen Programms,<br />

das Chorleiter Josef Pircher wie immer<br />

mit Sorgfalt und Bedacht zusammengestellt<br />

hatte, standen traditionelle alpenländische<br />

Weihnachtslieder und zwei pastorale<br />

Instrumentalstücke. Den Höhepunkt<br />

des Konzertes bildete „Die Weihnachtsgeschichte“<br />

von Bert Ruf. Dieser ist kein Unbekannter<br />

in Naturns, denn 2006 wurde<br />

dessen Oratorium „Die Erschaffung der<br />

Welt“ vom Kirchenchor Naturns uraufgeführt.<br />

Begleitet von Violinen, Flöte, Oboe,<br />

Klarinette, Fagott und Piano sangen der<br />

Chor und die Solisten Cilli Mittelberger und<br />

Edwin Prieth „Die Weihnachtsgeschichte“<br />

mit originalen Texten des Dichters Clemens<br />

Der Kirchenchor Tabland-Staben unter der Leitung von Josef Pircher<br />

Brentano aus dem frühen 19. Jahrhundert.<br />

Passend zur Musik wurden während<br />

des Konzertes stimmungsvolle Bilder von<br />

Südtiroler Künstlern - z.B. H. Gschwendt,<br />

J. Bachlechner, J. Wengenmayr, H. Multscher<br />

- an die Wand projiziert. Hermann<br />

Fliri, der gekonnt durch das Programm<br />

führte, stimmte mit einem besinnlichen<br />

Text auf „Die Friedensmusik“ ein, die von<br />

Doris Pircher Hanny auf der Flöte einfühlsam<br />

vorgetragen wurde. Zum Abschluss<br />

des gelungenen Konzertes sang das begeisterte<br />

Publikum kraftvoll mit dem Chor<br />

„O Herr, wenn du kommst, wird die Welt<br />

wieder neu“ mit und stärkte sich nachher<br />

bei einem kleinen Weihnachtsumtrunk.<br />

„Ein aufrichtiges Vergelt´s Gott“<br />

Kirchenchor Vahrn ehrt zwei verdiente Mitglieder<br />

Am Sonntag, 20. November 2016, feierten<br />

die Musikkapelle und der Kirchenchor von<br />

Vahrn das Fest ihrer Schutzpatronin der<br />

Hl. Cäcilia. Im Anschluss an die Messfeier,<br />

die von Musikkapelle und Kirchenchor gemeinsam<br />

gestaltet wurde, konnte der Kirchenchor<br />

zwei verdiente Mitglieder ehren.<br />

Der Obmann des Südtiroler Chorverbandes<br />

Erich Deltedesco, der Obmann des Kirchenchores<br />

Michael Baur und Pfarrgemeinderatspräsident<br />

Franz Gruber konnten Franz<br />

Huber für 60 Jahre und Willi Grießmair für<br />

40 Jahre aktives Chorsingen auszeichnen.<br />

60 Jahre fleißiges Mitglied im Kirchenchor<br />

- das sind, wie Obmann Michael Baur ausgerechnet<br />

hat, rund 8.500 Stunden Einsatz<br />

bei Proben, Konzerten, Gottesdiensten<br />

und Beerdigungen. Ganze 40 Jahre hat<br />

Tenor Willi Grießmair den Chor mit seiner<br />

Stimme bereichert. Franz und Willi tragen<br />

mit ihrem ausgeglichenen Charakter und<br />

ihrem Pflichtbewusstsein wesentlich zum<br />

Wohle des Vereines bei; dafür ist ihnen die<br />

Chorgemeinschaft sehr dankbar.<br />

Die tiefe Verbundenheit zum Chor drückt<br />

Franz Huber mit seiner stillen Großzügigkeit<br />

aus. Bei jedem Chorausflug verwöhnt<br />

er die Chormitglieder mit "Griesser<br />

Speck und Wein" und lässt die Sängerkehlen<br />

nach der Chorprobe nicht verdursten.<br />

Dafür spricht der gesamte Chor dem verdienten<br />

Mitglied ein „aufrichtiges Vergelt's<br />

Gott“ aus. Wenn Gesang Medizin für die<br />

Seele ist, so wie der Obmann des Südtiroler<br />

Chorverbandes Erich Deltedesco in seiner<br />

Ansprache betonte, so ist es gewiss,<br />

dass die Jubilare, von dieser Medizin gestärkt,<br />

noch für viele Jahre mit Freude im<br />

Chor weitersingen. Den kräftigen Applaus<br />

der Pfarrgemeinde für ihren Dienst zur Ehre<br />

Gottes und zur Freude der Menschen haben<br />

sie sich ehrlich verdient.<br />

Pfarrer Luis Gurndin, Michael Baur, Bürgermeister Andreas Schatzer, Karin Sigmund,<br />

Franz Huber, Irene Gamper, Willi Grießmair, Eugen Reinthaler, Heinrich Clara, Erich<br />

Deltedesco (v.l.)<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 15


Stimmgabel<br />

Cäcilienfeier mit Ehrungen<br />

Kirchenchor Villnöss<br />

Bezirksobmann Gottfried Gläserer, Obfrau Margit Nussbaumer, Chorleiterin Johanna<br />

Psaier, Walter Sottsas, Judith Oberhofer, Ida Bott, Hannes Profanter, Paul Profanter (v.l.)<br />

Der Kirchenchor Villnöss feierte wie jedes<br />

Jahr am Cäciliensonntag zusammen mit der<br />

Musikkapelle das Fest der Hl. Cäcilia. Eine<br />

Bläsergruppe eröffnete feierlich den Gottesdienst.<br />

Unter der Leitung von Johanna<br />

Psaier sang der Chor die Missa brevis in F-<br />

Dur von Josef Haydn. Lena Obexer, Sopran,<br />

und Sonya Profanter, Alt, übernahmen gekonnt<br />

die Gesangssoli. Für die musikalische<br />

Begleitung sorgte ein kleines Orchester mit<br />

Geigen und Fagott, ebenso die Orgel. Pfarrer<br />

Paul Faller unterstrich in seiner Predigt<br />

die Wichtigkeit der Musik.<br />

Beim weltlichen Teil der Cäcilienfeier im<br />

Kultursaal dankte die Obfrau des Kirchenchores<br />

Margit Nussbaumer den Chormitgliedern,<br />

die für ihre langjähriges Wirken<br />

geehrt wurden. Gottfried Gläserer, Bezirksobmann<br />

des Südtiroler Chorverbandes,<br />

überreichte ihnen die Urkunde des Südtiroler<br />

Chorverbandes und sprach seinen<br />

Dank und seine Anerkennung aus. Judith<br />

Oberhofer und Ida Bott wurden für 15-jährige,<br />

Paul Profanter, Ganoi, für 25 Jahre<br />

und Hannes Profanter, Profanthof, für 30<br />

Jahre Tätigkeit im Chor geehrt. Chorleiterin<br />

Johanna Psaier leitet seit 15 Jahren mit<br />

großem Können und Engagement den Kirchenchor<br />

Villnöss. Dafür wurde sie mit dem<br />

Ehrenzeichen des Südtiroler Chorverbandes<br />

ausgezeichnet.<br />

Erich Deltedesco, Obmann des Südtiroler<br />

Chorverbandes, fand in einem Schreiben<br />

lobende Worte für sie: „In ganz besonderer<br />

Weise gratuliere ich Frau Johanna<br />

Psaier, die nun schon seit 15 Jahren mit<br />

allergrößter Kompetenz Euren Chor leitet.<br />

All die Jahre hindurch hat sie ihre großen<br />

musikalischen Fähigkeiten in den Dienst<br />

der Kirchenmusik gestellt und stets zuverlässig<br />

und mit äußerster Professionalität<br />

den wichtigen Dienst als Chorleiterin versehen.<br />

Sie hat Leitlinien vorgegeben, sie hat<br />

mit großer Überzeugungskraft vielen Sängerinnen<br />

und Sängern orientierende Perspektiven<br />

vermittelt, sie hat die Seele der<br />

Menschen mit ihrem Wissen berührt. Mit<br />

ihrer Begeisterung hat sie auch immer wieder<br />

Farbe und Schwung in das Vereinsleben<br />

gebracht, für frische Luft hat sie nicht<br />

nur im Probelokal, sondern durch die interessante<br />

und zeitgemäße Programmauswahl<br />

auch im Chorleben gesorgt.“ Für Walter<br />

Sottsas kam die Ehrung für seine 12-jährige<br />

Tätigkeit als Obmann völlig überraschend.<br />

Er übernahm von 2002 bis 2014 mit viel<br />

Einsatz organisatorische Aufgaben im Chor,<br />

dabei war es ihm ein großes Anliegen, die<br />

Mitglieder zu einer festen Gemeinschaft zu<br />

motivieren und auch die Geselligkeit zu fördern.<br />

Bürgermeister Peter Pernthaler unterstrich<br />

in seinen Grußworten die Wichtigkeit<br />

der musikalischen Tätigkeit zum Wohle der<br />

Gemeinschaft. Die „Villnösser Musikånten“<br />

gaben einige Stücke zum Besten und anschließend<br />

sorgte das Duo „Querdurch“ für<br />

die musikalische Unterhaltung. Allen, die<br />

zum guten Gelingen dieses Festtages beigetragen<br />

haben, gebührt ein großer Dank.<br />

Abschied von einer geschätzten Chorleiterin<br />

Frauensinggruppe St. Michael-Eppan dankt<br />

Veronika Spitaler<br />

„Mit großer Dankbarkeit schauen wir auf<br />

die 21-jährige Tätigkeit von Veronika Spitaler<br />

als Chorleiterin zurück. Wir danken<br />

dir, liebe Vroni, und wünschen für die Zukunft<br />

alles, alles Gute “ Mit diesen Worten<br />

drückten die Sängerinnen der Frauensinggruppe<br />

St. Michael/Eppan ihre Dankbarkeit<br />

gegenüber ihrer Chorleiterin aus. Mit 1. Januar<br />

<strong>2017</strong> gab Veronika Spitaler die musikalische<br />

Leitung der Frauensinggruppe<br />

ab. Das Programm unter Veronika Spitalers<br />

Leitung war vielfältig: Konzerte auch<br />

gemeinsam mit anderen Chören und Gruppen,<br />

Rorate singen, Bezirkssingen, Singen<br />

im Senioren-, Pflege- und Jesuheim, bei<br />

Patrozinien und vielen anderen Anlässen.<br />

Stets hatte sie ein offenes Ohr für die Anliegen<br />

der Sängerinnen. Die Frauensinggruppe<br />

blickt mit Dankbarkeit auf ihr Wirken<br />

zurück:„Bemerkenswert sind ihre musikalische<br />

Kompetenz, mit der sie mit uns geduldig<br />

verschiedenes Liedgut einstudierte,<br />

sowie ihr Organisationstalent bei Konzerten<br />

und anderen Veranstaltungen kirchlicher<br />

und weltlicher Natur. Wir bedanken uns<br />

sehr herzlich für alles, was wir durch unsere<br />

Chorleiterin erlernen durften.“<br />

Veronika Spitaler<br />

16<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Singen weckt Erinnerungen<br />

Der Seniorenchor im SCV<br />

Heuer beginnt für die sogenannten ältesten<br />

Sängerinnen im Südtiroler Chorverband,<br />

"Die Junggebliebenen", das 10. Bestandsjahr.<br />

Den 13 sangesfreudigen Bozner Damen<br />

der Fahrtensinggruppe im Seniorenclub<br />

wurde das Ansuchen um Aufnahme<br />

in den Verband am 20. <strong>Februar</strong> 2008 vom<br />

Südtiroler Sängerbund genehmigt und mit<br />

7.April 2008 bestätigt. "Mit Singen Freude<br />

bringen" war das Motto bei den Tagesfahrten<br />

der Arbeitsgemeinschaft. Es hat Reiseleiter<br />

Denis Mader auf die Idee gebracht, den<br />

ersten Seniorenchor im Südtiroler Sängerbund<br />

zu gründen. Mit Nandl Gasser und<br />

Prof. Gigi Borgogno war bald ein Probelokal<br />

mit engagierter Chorleiterin und einem<br />

professionellen Musikbeirat am Klavier gefunden.<br />

Mit Hilfe des Sängerbundes unter<br />

dem damaligen Obmann Josef Pircher<br />

konnte für den neugegründeten Chor mit<br />

der Sängerin Erika Mussner aus Gröden<br />

eine versierte Stimmbildnerin gewonnen<br />

werden. Schon im Mai 2008 trat der Chor<br />

erstmals beim Bezirkssingen auf. Der große<br />

Erfolg vor zahlreichem Publikum in Auer<br />

war Ansporn zum Weitermachen. Altes und<br />

neues Liedgut wurde stets auswendig einstudiert.<br />

Bald waren die mittlerweilen 21<br />

Sängerinnen im Alter von 65 bis 84 Jahren<br />

in ganz Südtirol mit kleinen Auftritten<br />

bei Geburtstagen und Krankenhausbesuchen<br />

unterwegs. Auch bei den Senioren-<br />

Fahrten gab es immer wieder gesangliche<br />

Erfolge, ebenso bei Kirchenfeiern wie in der<br />

Wieskirche in Bayern und bei der Dankesmessfeier<br />

anlässlich der „Blauen Fahrt“.<br />

So wurde die Liste von gesanglichen Höhepunkten<br />

seit der Gründung 2008 lang<br />

und länger. Schon ein Jahr später wurde<br />

im Mai auf in Schloss Sigmundskron das<br />

von der damaligen Obfrau Johanna Bernard<br />

gedichtete Potpourri mit acht Melodien<br />

bekannter Tiroler Lieder vorgetragen.<br />

Diese umgetexteten Lieder wurden dann<br />

bei verschiedenen Anlässen in Südtirol<br />

und bei einer Sängerbundfahrt in Linz mit<br />

Erfolg aufgeführt. 2010 dann die Krönung<br />

für die begeisterten Sängerinnen: Unter der<br />

Leitung der Regisseurin Hildegard Trenner<br />

und des Chorobmannes Denis Mader wurde<br />

zu Ehren des 80-jährigen Präsidenten der<br />

Arbeitsgemeinschaft Seniorenbetreuung,<br />

Heinrich Oberrauch, das Singspiel „Lebenstufen<br />

- von der Wiege bis zum Alter“ uraufgeführt.<br />

Im Einsatz waren neben dem<br />

Seniorenchor „Die Junggebliebenen“ Kinder<br />

und Tänzerinnen. Die am Klavier vertonten<br />

Texte stammen aus der Feder von<br />

Johanna Bernard. Der Erfolg der Uraufführung<br />

war groß. Das Stück wurde daher<br />

noch dreimal auf die Bühne gebracht. Viele<br />

kleinere und größere Gesangserfolge in Altersheimen,<br />

Bildungshäusern und Kliniken<br />

folgten, immer einfallsreich von der Archivarin<br />

Caroline Prossliner dokumentiert. Auch<br />

das jährliche Engagement beim traditionellen<br />

"FaschingsMIX" im Kolpinghaus ist<br />

erwähnenswert. Seit 2008 immer wunderbar<br />

maskiert, treten die Damen passend nach<br />

dem jeweiligen Motto, wie z.B. "Die Nacht<br />

in Venedig", "Rund um den Globus", "Herz<br />

und Liebe am Valentinstag", sowie 2016<br />

"Die 20&30 Jahre" auf. Im heurigen Jahr<br />

ist am 25.2. <strong>2017</strong> "Fasching in Wien" angesagt,<br />

wie alle Jahre unter der Regie des<br />

Ehrenobmannes´des Chores, Denis Mader<br />

und unterstützt von Liedberaterin Prof.<br />

Christine Tutzer. Das Fest findet im Kolpinghaus<br />

von 15 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt<br />

für 60+ statt. Neben weiteren Programmpunkten<br />

im heurigen Tätigkeitsjahr ist unter<br />

der Leitung der gegenwärtigen Obfrau<br />

Christl Bregenzer schon die Teilnahme an<br />

der 50. Weihnachtsfeier am 16.12. <strong>2017</strong><br />

im Waltherhaus geplant. Da kann man nur<br />

gratulieren bei so viel Liebe zum Gesang.<br />

Freude bringen, ein Beispiel an sozialer Begegnung<br />

und zwischenmenschlicher Verbundenheit<br />

geben sind hohe idealistische<br />

Züge, die die „Junggebliebenen“ verwirklichen.<br />

Wie diese tollen Sängerinnen selber<br />

sagen ... nach dem Singen fühlen sie<br />

sich freier, zufriedener und im seelischen<br />

Gleichgewicht. "Ad multos annos"- und im<br />

Jahr 2018 das 10-jährige Jubiläum!<br />

Steirischer Jägerchor sucht Konzertgelegenheit<br />

Der Steirische Jägerchor plant vom 25.5. bis 28.5.<strong>2017</strong> eine Konzertreise<br />

nach Südtirol, wo er gerne als Gastchor bei Konzerten von Südtiroler Chören<br />

auftreten möchte.<br />

Dass der Steirische Jägerchor das Rampenlicht liebt, unterstreicht die Teilnahme<br />

an der TV-Veranstaltung „Die große Chance der Chöre“.<br />

Informationen zum Jägerchor findet man unter www.jägerchor.at.<br />

Interessierte Chöre melden sich bitte beim Südtiroler Chorverband.<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 17


Vorweg<br />

Verbandsobmann<br />

Pepi Fauster<br />

Musik ist die Motivation, die uns trägt!<br />

Jeder von uns hat in seinem Leben oft schon gespürt, wozu er sich ganz besonders hingezogen fühlt und<br />

was ihm in seinem Leben ganz viel bedeutet. Das können Personen, Sachen, Ereignisse, Wünsche… sein.<br />

Da entwickeln sich in uns geheime Kräfte und Sehnsüchte, die uns lenken und leiten. Bei vielen von uns<br />

verursacht dies die Musik selbst mit ihren unterschiedlichen Klängen, Melodien und Rhythmen und mit der<br />

Möglichkeit, dass wir uns selbst ausdrücken und verwirklichen können. Sie ist die Motivation. Sie ist wie ein<br />

Wind, der uns weitertreibt und oft Wunderbares erleben lässt! Einfach schön!<br />

Jahreshauptversammlung des VSM: Weil für uns die Blasmusik und die Musikkapelle als Verein Motivation bedeuten,<br />

ist es immer wieder wichtig, dass wir uns dieses Geschenkes besinnen und unsere Zusammengehörigkeit stärken. Dazu soll<br />

auch die Jahreshauptversammlung des VSM dienen, welche am Samstag, 11. März um 14 Uhr im Waltheraus in Boen unter dem<br />

Motto "Blasmusik vereint" stattfindet. Ich lade alle Mitgliedskapellen sehr herzlich ein und freue mich auf eine zahlreiche Teilnahme.<br />

Verbandskapellmeister<br />

Sigisbert Mutschlechner<br />

Motivation schafft Energie<br />

Wenn ich nicht motiviert wäre, wozu wäre ich dann überhaupt in der Lage? Arbeit? Sport? Musik machen?<br />

Dirigieren? Fehlanzeige. Woher aber die Motivation nehmen? Ich habe viele Motivatoren. Das beginnt bei<br />

Familie und Freunden, geht über Mitarbeiter und Kollegen bis hin zu „meinen“ Musikanten von der Musikkapelle<br />

Toblach. Die motivieren mich durch fl eißigen Probenbesuch, durch Begeisterung für die gemeinsame<br />

Sache, durch Lob, durch konstruktive Kritik und vieles mehr. Umgekehrt motiviere ich sie: durch vielfältige<br />

Angebote, durch gelungene Konzerte, die wir gemeinsam spielen, durch Sicherheit und Ruhe, die<br />

ich weitergebe und ganz viel durch Unterbewusstes, das wohl motivierend wirkt, das ich aber gar nicht dahin<br />

gehend wahrnehme. Motivation ist wohl etwas Ganzheitliches. Und noch etwas, was mich immer wieder unheimlich motiviert:<br />

Applaus und Anerkennung vom Publikum. Motivation kann man durchaus wissenschaftlich betrachten. Pädagogisch, psychologisch,<br />

philosophisch oder wie auch immer. Ich sehe Motivation als etwas Zwischenmenschliches. Ohne Motivation ist alles nichts.<br />

Verbandsjugendleiter<br />

Meinhard Windisch<br />

Die schwere Entscheidung<br />

Ein Junge kommt in einen Selbstbedienungsladen voller Angebote. Da gibt es Jungbläserwochen zum Erlangen<br />

des Bronzeabzeichens und Jungbläserwochen für Fortgeschrittene. „Jungbläsertage in den Bezirken“<br />

steht da auf einem anderen Schild. An einem großen Korb ist in mächtigen Buchstaben „Euregio Musikcamp“<br />

zu lesen. Der Junge ist verwirrt. Was sollte er mitnehmen? Seine Blicke gleiten unsicher durch die<br />

Regale, da sieht er plötzlich ganz groß eine Aufschrift „SJBO“. Total verunsichert fasst er nun den Entschluss:<br />

„Nichts wie weg hier!“ Schnell geht er Richtung Ausgang, als er eine Stimme hört: „Hallo, Junge, kann ich<br />

dir helfen?“ Erstaunt dreht sich der Junge um. Er sieht einen jungen Verkäufer vor sich. Dieser spricht den<br />

Jungen an. „Ich bin der Jugendleiter und kenne mich hier bestens aus.“ Der Junge schildert seine Situation und der Jugendleiter<br />

kann dem Jungen schließlich weiterhelfen. Er verlässt das Geschäft mit der Gewissheit, die richtige Wahl getroffen zu haben.<br />

Die Moral dieser Geschichte: Unterstützen und beraten wir unsere Jungmusikanten, sie nehmen jede Beratung dankbar an.<br />

Verbandsstabführer<br />

Klaus Fischnaller<br />

Jetzt Ausbildung zum Stabführer machen!<br />

Während meiner Ausbildung und als Stabführer habe ich viele Gespräche geführt und Proben begleitet.<br />

In der letzten Zeit passierte dies noch verstärkter und ich bin dabei auf sehr viel Lob, Zustimmung, Freude<br />

und Begeisterung gestoßen. Musik in Bewegung wird bei unseren Kapellen großgeschrieben und daher<br />

sage ich einfach nur DANKE! Es gab aber auch Rückmeldungen, dass wir Stabführer manchmal unvorbereitet<br />

und ohne genaue Ziele die Marschmusik, die Musik in Bewegung, pflegen und vor allem vorleben.<br />

Daher möchte ich die Gelegenheit nutzen und auf unsere Kursangebote (s. Programmvorschau im<br />

<strong>KulturFenster</strong> und auf der VSM Homepage) hinweisen. Stabführerinnen und Stabführer sowie alle Interessierten<br />

sind dazu eingeladen, das vielseitige Programm anzunehmen. Unsere Musikanten wünschen sich eine starke Führung.<br />

Nutzt also die Gelegenheit! Eine gute Ausbildung ist das A und O, und nur so können wir mit Freude, Begeisterung, Stolz<br />

und Sicherheit die Musik in Bewegung vermitteln, leben, ja vorleben. Auf ein erfolgreiches Jahr der Musik in Bewegung <strong>2017</strong>!<br />

18<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Das Thema<br />

Blasmusik<br />

Wichtig ist die Leidenschaft<br />

zur Musik<br />

Wie kann ich die Musiker am besten motivieren?<br />

Michael Stecher bei der 4. Jugendleiter-Tagung im Rahmen der Südtiroler<br />

Blasmusiktage im November 2014<br />

„Clarino“, das Fachmagazin für Blasmusik, hat sich in seiner Ausgabe vom Dezember<br />

2013 mit der Motivation im Allgemeinen beschäftigt. Dazu hat Redakteur Klaus Härtel<br />

unter anderem mit dem Pädagogen Michael Stecher gesprochen. Er meint: „Wenn ich<br />

als Mensch über aktives Tun etwas erreiche, erlange ich einen Grad der Zufriedenheit.“<br />

Wir bedanken uns beim Redakteur und beim Pädagogen für ihr Einverständnis zum<br />

folgenden Nachdruck des vollinhaltlichen Interviews:<br />

Viele Orchesterleiter fragen sich, wie sie ihre Musiker am besten motivieren können. Diese<br />

Frage ist aber nicht richtig gestellt, denn sie gleicht der Fragestellung „Wie erzeugt man<br />

Hunger?“. Der Pädagoge Michael Stecher hat sich viele Gedanken zum Thema gemacht,<br />

hat Bücher geschrieben und hält Vorträge. Wir haben uns mit dem Pädagogik-Dozenten<br />

der Musikhochschule Freiburg unterhalten.<br />

Herr Stecher, als Einstiegsfrage: Was bedeutet<br />

eigentlich Motivation? Was versteht<br />

man unter Motivation?<br />

Das definiert erst einmal das Wort: Motivation<br />

kommt aus dem Lateinischen und<br />

bedeutet „Bewegen“; etwas bewegen, den<br />

Menschen bewegen. Darin steckt aber<br />

schon die Frage: Was bewegt den Menschen<br />

tatsächlich? Was sind die Hauptstellschrauben<br />

der menschlichen Motivation,<br />

damit er etwas tut? Tun kann er<br />

ja vieles. Er kann sinnvolle Dinge tun und<br />

er kann weniger sinnvolle Dinge tun. Immer<br />

aber steckt die Motivation dahinter,<br />

die den Menschen antreibt, damit er sich<br />

überhaupt bewegt.<br />

Man unterscheidet zwischen intrinsischer<br />

und extrinsischer Motivation. Was bedeutet<br />

das genau?<br />

Intrinsisch und extrinsisch sind zwei Gegensatzpaare,<br />

die nicht unbedingt als Gegensätze<br />

zu deuten sind. Denn wir kommen<br />

zu keiner intrinsischen Motivation, wenn<br />

nicht zuvor extrinsisch etwas passiert ist.<br />

Intrinsisch bedeutet, dass ich eine Sache<br />

um ihrer selbst willen mache. Der Musiker<br />

übt um des Übens willen. Er geht in<br />

eine Probe um des Probens willen, nicht<br />

etwa wegen Geld. Geld könnte eine extrinsische<br />

Motivation sein. Die intrinsische Motivation<br />

ist ein Paradebeispiel, sie ist einzigartig<br />

für den Menschen. Wir sind nicht<br />

nur triebgesteuert, wir sind auch nicht<br />

nur Werk der Gesellschaft, sondern der<br />

Mensch ist auch in der Lage, über sich<br />

selbst nachzudenken, Werk seiner selbst<br />

zu sein. Die intrinsische Motivation ermöglicht<br />

Tätigkeiten, die der Mensch hauptsächlich<br />

angetrieben aus der Sinnfindung<br />

tut. Die Sinnfindung ist die Hauptquelle der<br />

menschlichen Motivation. Wenn wir diese<br />

intrinsischen Momente durchleben, sind<br />

wir nicht nur bei uns selbst, sondern transzendent.<br />

Hier kommt der schöne Begriff<br />

„Flow“ ins Spiel. Man ist so in der Tätigkeit<br />

gefangen, dass man die vergehende Zeit<br />

gar nicht mehr wahrnimmt. Aber am Beispiel<br />

des Musizierens wird deutlich, warum<br />

es ohne extrinsische Motivation nicht geht.<br />

Extrinsisch heißt vereinfacht formuliert, es<br />

kommt nicht aus dem Inneren, sondern mir<br />

sagt jemand: „Üben soll sein.“ Ich habe<br />

als junger Mensch auch mal gesagt, dass<br />

ich keinen Bock hätte. Dennoch habe ich<br />

es getan – denn es musste ja sein. Das ist<br />

ein typisches extrinsisches Motivationsmoment.<br />

Durch dieses Fremdbestimmte<br />

stellt sich dann die Lust ein, psychologisch<br />

„Funktionslust“, die Freude an gekonnten<br />

Fertigkeiten. Man merkt plötzlich: Es läuft.<br />

Dann beginne ich, dieses Extrinsische zu<br />

internalisieren. Es geht in mein Selbst über<br />

und wird zur intrinsischen Motivation. Wer<br />

glaubt, Pädagogik ohne extrinsische Motivation<br />

betreiben zu können, der hat von<br />

Pädagogik nichts verstanden.<br />

Muss der Anstoß zur Motivation von außen<br />

kommen?<br />

Nein. Die Grundlagen zur Motivation liegen<br />

zunächst einmal ausschließlich in jedem<br />

Menschen selbst. Das geht nicht anders,<br />

weil jeder Mensch autonom ist. Aber das<br />

Außen kann mich über Beziehung zu etwas<br />

bringen. Der Beziehungsaspekt sorgt<br />

dafür, wie die extrinsische Motivation erlebt<br />

wird. Wird sie als positiv oder als negativ<br />

empfunden? Wir sind heute in der Pädagogik<br />

so weit – auch was die Motivation<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 19


Das Thema<br />

Wie kann positive Motivation erzeugt werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich<br />

Michael Stecher eingehend: „Die Gesellschaft, die die Befriedigung ohne Aufwand<br />

lebt, braucht als Motivationsprinzip die Erhöhung der Reizstärke.“<br />

angeht –, dass genau dieses Moment der<br />

Beziehung die tragende Rolle spielt. Stellschraube<br />

der Motivation ist also nicht nur<br />

die Sinnfindung, sondern auch das Prinzip<br />

Menschlichkeit.<br />

Ist dieses Prinzip Menschlichkeit ein Gegensatz<br />

zum Begriff Disziplin?<br />

Wenn man über extrinsische Motivation<br />

spricht, gelangt man irgendwann zum Begriff<br />

Disziplin. Genau an diesem Begriff lässt<br />

sich zeigen, wie schwierig das ganze Unterfangen<br />

ist. Disziplin ist zunächst nur ein<br />

Begriff. Er erhält Bedeutung durch die Zusammenhänge,<br />

zu denen ich ihn in Beziehung<br />

setze. Wenn ich sage: „In diesem Orchester<br />

muss mehr Disziplin herrschen!“,<br />

ist das negativ. Wenn ich aber sage: „Wenn<br />

bei uns im Orchester dies passiert, dann<br />

bekommen wir jenes Resultat.“ Dann<br />

passiert das von innen heraus, ist positiv<br />

und dann ist Disziplin ein nützlicher Begriff.<br />

„Wenn du übst, dann hast du aufgrund<br />

dieser Selbstdisziplin den Nutzen<br />

daraus.“ Es geht hier noch um etwas anderes:<br />

In den letzten 30 bis 40 Jahren haben<br />

wir eine Psychologisierung der Pädagogik<br />

erlebt. Gleichzeitig ist die Pädagogik<br />

eine fordernde Disziplin. Psychologisierung<br />

meint, dass wir nur noch das augenblickliche<br />

Wohl des Kindes ins Zentrum gestellt<br />

haben, wodurch in der Schule vieles<br />

entschärft wurde, was gut ist. Ich möchte<br />

die Psychologisierung nicht schlecht reden,<br />

aber sie hat in ihrer Übertriebenheit<br />

dazu geführt, dass für sämtliche auftretenden<br />

Schwächen irgendwelche psychologisierenden<br />

Entschuldigungen gefunden<br />

worden sind. Dadurch hat sich die Pädagogik<br />

in einem starken Maß von der Pädagogik<br />

des Forderns verabschiedet. Wir<br />

befinden uns aber gerade in einer Phase,<br />

in der das Pendel in die Balance kommen<br />

kann. Bernhard Bueb mit seinem Disziplinbegriff<br />

(siehe „Lob der Disziplin: Eine<br />

Streitschrift“) lässt das Pendel jetzt wieder<br />

in die andere Richtung schlagen. Wie<br />

so oft liegt die Wahrheit in der Mitte. In<br />

der Motivation kommen wir um eine Pädagogik<br />

des Forderns nicht herum. Aber<br />

sie muss gerecht ablaufen. Sie muss den<br />

Menschen stärken.<br />

Man hört immer wieder, dass Lehrer sich<br />

beschweren über die Motivations- oder<br />

Lustlosigkeit der heutigen Generation? Ist<br />

das tatsächlich ein Problem?<br />

Die Gesellschaft hat sich zu einer Beschleunigungsgesellschaft,<br />

einer Konsumgesellschaft,<br />

einer Wohlstandsgesellschaft gewandelt.<br />

Verhaltensbiologen sagen, der<br />

Mensch kann sich verwöhnen lassen. Er<br />

erlebt Lustgewinn ohne Anstrengung. In der<br />

Musikpädagogik haben wir aber die Funktionslust<br />

und die ist eben ein Lustgewinn<br />

mit Anstrengung. Die Gesellschaft, die die<br />

Befriedigung ohne Aufwand lebt, braucht<br />

als Motivationsprinzip die Erhöhung der<br />

Reizstärke. Dann funktioniert der Mensch.<br />

In dieser Welt leben wir heute. Ein iPhone<br />

4 macht keinen mehr glücklich, es muss<br />

das 4s sein. Danach kommt das iPhone 5.<br />

Diese Erhöhung der Reizstärke hat auch<br />

in manchen pädagogischen Kreisen zu<br />

folgendem Satz geführt: „Der Dirigent hat<br />

die Aufgabe, durch geeignete Reize für<br />

die Motivation unter den Musikern zu sorgen.“<br />

Das ist im Kern ein ganz böses Unterfangen.<br />

Letztlich nämlich kann der Dirigent<br />

die Musiker gar nicht motivieren. Die<br />

Musiker müssen sich selbst motivieren –<br />

wie auch der Dirigent sich selbst motivieren<br />

muss. Natürlich kann ein Dirigent demotivieren,<br />

durch schlechten Sprachstil,<br />

durch Monotonie oder wenn er am Beginn<br />

einer Probe erst einmal zehn Minuten<br />

den Grundton stimmen will. Und der<br />

Dirigent kann das gesellschaftliche Phänomen<br />

mit den Reizstärken sogar mitmachen.<br />

Sendet er einen „Fun- oder Spaß-<br />

Reiz“, sagen alle „Heute war es aber geil!<br />

Ein tolles Stück!“ Dann schleift sich dieser<br />

Reiz ab und der Dirigent muss höhere<br />

Reize setzen. Das neue Stück hat noch<br />

mehr Schlagzeug und E-Bass. „Heute war<br />

es noch cooler!“ Irgendwann steht der Dirigent<br />

dann da und sagt: „Mir fällt nichts<br />

mehr ein! Dann ist er Gefangener seiner<br />

eigenen falschen Reizstärkemethode. Bezüglich<br />

der Reizstärke muss ich als Dirigent<br />

die Musiker dazu bringen, dass sie entdecken,<br />

was Musik wirklich ist. An den meisten<br />

Menschen tropft Musik ab wie Wasser<br />

von einer Teflonschicht. Die Aufgabe<br />

ist, diese Teflonschicht wegzukratzen, damit<br />

die Musik wieder in den Menschen hineinkommt.<br />

Resultiert die Motivation der Musiker oder<br />

der Instrumentalschüler auch aus Aufklärung?<br />

Diese Schlussfolgerung wäre wohl<br />

zu einfach, oder?<br />

Wir wären in der Amateurszene wahrscheinlich<br />

weiter, wenn sich die gut ausgebildeten<br />

Musiker öfter gegen ihre nicht<br />

immer so gut ausgebildeten Dirigenten<br />

behaupten würden: „Was da vorne abgeht,<br />

lassen wir uns nicht mehr bieten.“<br />

Ich kenne kein einziges Blasorchester, das<br />

keine guten Musiker hat. Oft wissen die Dirigenten<br />

nicht mehr, wie man den Stachel<br />

in der Musik entdeckt und wie man die Leidenschaft<br />

zur Musik mitgibt. Dann gäbe<br />

es keine Motivationsprobleme. Aber ihre<br />

Schlussfolgerung wäre in der Tat zu einfach.<br />

In dem Fall sorgt ja der Dirigent dafür,<br />

dass die Zustände demotivierend sind.<br />

Hier wünsche ich mir dann aufgeklärte Musiker,<br />

die deutlich machen, wo Dirigenten<br />

ihre Grenzen haben. Umgekehrt kann ich<br />

mich aber auch nicht in eine Probe setzen<br />

und sagen: „Du da vorne bekommst Geld<br />

dafür, jetzt motiviere mich mal!“<br />

Welche Rolle spielt die Autorität des Dirigenten<br />

für die Motivation?<br />

Man kann da schon Rückschlüsse ziehen.<br />

Der Pädagoge Hartmut von Hentig hat gesagt:<br />

„Die Person des Lehrers muss ins<br />

Spiel kommen, sie ist sein stärkstes Mittel.“<br />

Das stärkste Mittel des Dirigenten ist<br />

seine Person. Wenn wir den Dirigenten als<br />

20<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Wie sieht denn die richtig gedachte Pädagogik<br />

aus?<br />

Die richtige Pädagogik ist die, am Beispiel<br />

der Musik, die sich umfassende Musizierpädagogik<br />

nennt. Wir brauchen eine Erziehung<br />

der Kinder durch Musik, keine<br />

Musikerziehung. Der normale Mensch,<br />

der in der Musikpädagogik traditionell<br />

ausgebildet wird, interpretiert. Die Komponisten<br />

machen ein Extra-Studium, die<br />

Jazzer machen auch ein Extra-Studium.<br />

Es muss keiner einen Beethoven schaffen<br />

oder wie Miles Davis spielen, aber umfassend<br />

musizieren bedeutet die Einheit der<br />

drei Felder: fremde Gedanken lesen und<br />

vortragen, eigene Gedanken frei sprechen<br />

und eigene Gedanken schriftlich fixieren<br />

können. Das gehört wieder in die Ausbildung<br />

hinein.<br />

Michael Stecher im Gespräch mit VSM-Verbandsjugendleiter Meinhard Windisch<br />

(Bildmitte) und dessen damaliger Stellvertreterin Sonya Profanter<br />

wahre, echte, genuine Autorität definieren,<br />

stimme ich zu. Wenn es abdriftet in<br />

autoritäres Gebaren, lehne ich es ab. Man<br />

kann nicht durch eine falsche Form von<br />

Strenge Motivation erzeugen. Ich möchte<br />

den Begriff wahre Autorität umdefinieren<br />

in Glaubwürdigkeit und Authentizität.<br />

Zum Beispiel: Ein Dirigent darf durchaus<br />

streng sein. Wenn er echt ist, funktioniert<br />

das. Wenn ein Dirigent nicht so streng ist,<br />

funktioniert es auch, wenn er authentisch<br />

ist. Umgekehrt aber genauso: Ein nicht authentischer<br />

strenger Dirigent wird genauso<br />

verlieren wie ein Laissez-Fair-Typ. Die Authentizität<br />

ist das Wichtigste, worauf es in<br />

der Ausbildung ankommt. Der Dirigent<br />

muss sich erst einmal selbst finden, bevor<br />

er in Beziehung zu jemand anderem<br />

treten kann. Diese Autorität, die vor jeder<br />

Probe schon im Raume schwebt, macht<br />

die Musiker-Dirigenten-Beziehung aus.<br />

Aber: Ein Dirigent steht nicht drei Meter<br />

über den Musikern. Ziel ist es, gute Dirigenten<br />

zu bekommen, die das Potenzial<br />

der Musiker erkennen und ausschöpfen.<br />

Ein Dirigent ist heute kein Toscanini mehr,<br />

kein Celibidache. Ein Dirigent ist eher ein<br />

Simon-Rattle-Typ, der weiß, dass es nur gemeinsam<br />

geht. Wir brauchen die Gleichwürdigkeit,<br />

weil auch ein Dirigent Fehler<br />

macht. Gleichwürdigkeit gepaart mit Authentizität<br />

ist elementar für eine ganzheitlich<br />

funktionierende Motivation.<br />

Sie haben die Maestros ins Spiel gebracht.<br />

Spielt es eine Rolle, ob vor dem Dirigenten<br />

Profis oder Amateure sitzen?<br />

Diese Unterscheidung bringt uns nicht<br />

wirklich weiter. Ich kenne beamtenmäßiges<br />

professionelles Musizieren, wo die<br />

Musik keinen Stachel, keine Seele mehr<br />

hat. Und ich erlebe Amateure, die so was<br />

von beseelt von der Musik sind… Wir haben<br />

heute viele Musiker, die im Sinne der<br />

Technik perfekt sind, aber leider nichts<br />

zu sagen haben. Die Amateure können<br />

es zwar nicht immer perfekt sagen, aber<br />

sie haben was zu sagen.<br />

Lassen sich Kinder leichter motivieren als<br />

Erwachsene? Oder ist die Motivation einfach<br />

eine andere?<br />

Beim Orchestertreffen 60+ wurde ich gebeten,<br />

einen Vortrag zur Probenpädagogik<br />

zu halten und sollte zeigen, wie man<br />

mit den Defiziten der älteren Menschen –<br />

schlechter hören, schlechter sehen, geringere<br />

Spielfertigkeiten – umgeht. Ich habe<br />

aber keinen Defizitvortrag gehalten. Denn<br />

Jungmusiker können vieles noch nicht<br />

und da kommt auch keiner mit Defiziten<br />

daher. Wir kommen mit Musik. Alte Menschen<br />

können einiges nicht mehr, aber es<br />

ist unsere Aufgabe, das wieder freizulegen.<br />

Insofern gibt es für mich eigentlich keinen<br />

Unterschied. Wir haben an der Hochschule<br />

Freiburg ein Lernfeld Musik-Geragogik. Ich<br />

stelle immer wieder fest, das Pädagogik<br />

für Neugeborene, für Kinder, für Pubertierende,<br />

für Erwachsene und Senioren gleichermaßen<br />

gilt – wenn sie richtig gedacht<br />

ist. Das ist der springende Punkt.<br />

Aber bis dahin ist es ein weiter Weg, oder?<br />

Ja, denn wir bringen unseren Kindern Musik<br />

immer noch so bei, dass wir sie die<br />

Grammatik lehren und glauben, dadurch<br />

würden sie die Musik lernen. Gehörbildung<br />

machen wir getrennt, Rhythmik machen<br />

wir getrennt, Ansatztraining wird isoliert –<br />

und dann hoffen wir, dass daraus umfassendes<br />

Musizieren wird.<br />

Aber die Motivation Erwachsener ist doch<br />

nicht die gleiche wie die der Kinder?<br />

Es wäre schön, wenn die Erwachsenen<br />

noch die Motivation der Kinder hätten. Bei<br />

den Kindern erleben wir im Spielen, was<br />

das schönste intrinsische Moment ist: das<br />

zweckfreie Spielen. Wenn ich mies drauf<br />

bin, beobachte ich meine eigenen Kinder<br />

fünf Minuten und ich bin wieder gut<br />

drauf, weil ich das zweckfreie Spielen erlebe.<br />

Und dann kommen wir mit Pädagogik<br />

und treiben ihnen das aus... Wir Erwachsenen<br />

sollten aus dieser nur materiell<br />

gedachten und ökonomisierten Welt rauskommen<br />

und das Immaterielle entdecken!<br />

Gerade in der Musik sollten wir das Wesen<br />

des Spiels neu entdecken. Das Spielen um<br />

den Spielens willen. Das kann doch in der<br />

Amateurmusikszene die treibende Motivationskraft<br />

schlechthin sein!<br />

Ist die Motivation eigentlich eher ein Feld<br />

der Psychologie oder der Philosophie?<br />

In meinem Ansatz ist es integral zu denken.<br />

Ich bin skeptisch bei der Hirnforschung,<br />

weil die die pädagogischen Probleme<br />

nicht löst. Trotzdem brauchen wir<br />

diese Form von Wissenschaft. Wir brauchen<br />

aber auch die Philosophie, weil Motivation<br />

viel mit der Metaebene im Geist zu<br />

tun hat. Wir brauchen auch Psychologie,<br />

wir brauchen Soziologie. Im Bereich der<br />

Motivation müssen wir fächerübergreifend<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 21


Das Thema<br />

Zur Person:<br />

Michael Stecher<br />

denken. In der Soziologie wird das besonders<br />

deutlich. Wir Menschen tun ja nicht,<br />

was wir wissen. Wir wissen derzeit alle,<br />

dass wir die Welt gegen die Wand fahren.<br />

Wir handeln aber nicht danach. Deshalb<br />

ist die Motivation immer auch sozial zu<br />

sehen: Wie kommen wir zu einer neuen<br />

Form gelebter kultureller Praxis? Musizieren<br />

ist doch eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung.<br />

Ich blase nicht wie Vettel Millionen<br />

Liter Treibstoff in die Luft und drehe sinnlos<br />

meine Runden. Ich sitze da und arbeite<br />

mich an Kultur ab.<br />

Gibt es Tipps, wie ich mich motivieren kann,<br />

mich an der Kultur abarbeiten zu wollen?<br />

Solche Tipps sind subjektiv und unterschiedlich.<br />

Da hat jeder Mensch einen<br />

anderen Zugang. Und ich kann eigentlich<br />

nur sagen, was in meinem Leben der Motivation<br />

zur Musik und zur Orchesterarbeit<br />

diente. Das war immer die Musik. Wenn<br />

ich eine gute Partitur vor mir hatte, gute<br />

Musik, dann war das für mich Motivation<br />

genug, die Leidenschaft in die Probe zu<br />

tragen. Wenn ich gemerkt habe, dass zwischen<br />

mir und dem Orchester diese Musik<br />

zur Geltung kommt, dann war alles in<br />

Ordnung. Ich brauchte gute Literatur. Mit<br />

schlechter Literatur schaffte ich das nicht.<br />

Und Ihre Motivation wirkt dann ansteckend<br />

auf die Musiker.<br />

Auf jeden Fall! Das ist ein sogenanntes Resonanzphänomen.<br />

Jeder Mensch ist einzig<br />

Er studierte zunächst an der Pädagogischen<br />

Hochschule in Freiburg die<br />

Schwerpunkte Reformpädagogik, Beziehungsdidaktik<br />

und Musik, bevor er<br />

sich an der Musikhochschule Freiburg<br />

den Fächern Trompete sowie Dirigieren,<br />

Rhythmik und Früherziehung widmete.<br />

Heute ist er Akademischer Mitarbeiter<br />

im Bereich Musikpädagogik an der Musikhochschule<br />

Freiburg, unterrichtet am<br />

Hohner Konservatorium Trossingen Systemische<br />

Musikpädagogik und Allgemeine<br />

Instrumentalpädagogik, an der Bundesakademie<br />

Trossingen (B-Lehrgang) Probenpädagogik<br />

und Reflexionen über Musik<br />

und ist Lehrkraft für Trompete an der<br />

Musikschule Südlicher Breisgau in Staufen.<br />

(www.michaelstecher.de)<br />

und ein in sich autonomes System. Aber<br />

Systeme stehen in Beziehung ihrer Resonanz.<br />

Wenn über diese Begeisterung eine<br />

Resonanz entsteht, gibt es positive Motivation.<br />

Natürlich kann ich auch für negative<br />

Resonanzen sorgen. Dann gibt’s keine<br />

Musik. Viele Dirigenten regen sich darüber<br />

auf, wenn sich ein Musiker nicht abgemeldet<br />

hat, dies oder jenes passiert –<br />

alles Nebenschauplätze! Wichtig ist die<br />

Leidenschaft zur Musik!<br />

Kann es aber im Umkehrschluss auch<br />

demotivierend wirken, wenn der Dirigent<br />

von der Musik überzeugt ist, die Musiker<br />

aber nicht?<br />

Das muss natürlich passen. Ein Blasorchester,<br />

das sich über die Volksmusik definiert,<br />

kann ich mit dem „Traum des Oenghus“<br />

nur schwer erreichen. Muss ich ja auch<br />

nicht. Aber ich lege dann Wert darauf,<br />

dass auch die Volksmusik musiziert wird.<br />

Gibt es wirklich keine Tricks? Sei es nur,<br />

„Tschakka, du schaffst es!“, zu rufen?<br />

Wenn ich als Mensch über aktives Tun etwas<br />

erreiche, erlange ich einen Grad der<br />

Zufriedenheit. Es darf sich aber nicht dahin<br />

entwickeln, dass man immer nur nach<br />

oben denkt und mitmacht im Ellbogen-<br />

Kampf der Globalisierung. Es ist absolut<br />

entscheidend, Phasen zu haben, in denen<br />

ich zur Ruhe komme, nachdenke, und<br />

feststellen kann, wenn ich aktiv bin – ob<br />

Probe vorbereiten, Probe durchführen, in<br />

den Unterricht gehen –, ziehe ich aus diesem<br />

aktiven Tun meine Zufriedenheit. Das<br />

kostet Überwindung, aber ich weiß, dass<br />

meine Tätigkeit Sinn macht. Dieser Sinn<br />

zieht mich durch jede Durststrecke wie ein<br />

Magnet. Wie oft musste auch ich mich zu<br />

einer Probe aufraffen und wäre lieber daheim<br />

auf dem Sofa geblieben? Beim Losfahren<br />

hatte ich immer noch keine Lust.<br />

Die kommt dann letztendlich durchs aktive<br />

Tun. Wichtig ist dabei aber auch immer<br />

die Reflexion des Maßhaltens. Aktiv<br />

sein, aber im entscheidenden Augenblick<br />

wieder loslassen – dann haben wir pädagogisch<br />

viel erreicht, nämlich Gelassenheit.<br />

Und die Gelassenheit ist eine Grundmotivation.<br />

Der Gelassenheit gegenüber steht der Zeitdruck,<br />

den manche Menschen brauchen,<br />

um eine Aufgabe zu erledigen. Ist das ein<br />

falscher Ansatz?<br />

Ich ertappe mich selbst manchmal dabei,<br />

dass ich den Druck brauche. Das ein oder<br />

andere Mal ist das auch nicht schlimm.<br />

Wenn das aber ein Dauerzustand wird,<br />

macht sich der Mensch kaputt. Dann bekommt<br />

man motivational Probleme und<br />

landet im Burnout-Syndrom. Druck oder<br />

Stress schadet ja nicht per se, die Dosierung<br />

macht es aus.<br />

Und wenn alles nichts mehr hilft, hilft nur<br />

noch der Gang zum Psychologen?<br />

Wenn ich wirklich in der Apathie lande<br />

und auch in der Sinnfrage nicht mehr<br />

weiterkomme, brauche ich fremde Hilfe.<br />

Die Sinnfrage ist hochgradig interessant<br />

und für jede Lebensphase wichtig. Wenn<br />

ich mit pubertierenden Jugendlichen, die<br />

Übeprobleme haben, über die Sinnfrage<br />

rede – was glauben Sie, was das für tolle<br />

Gespräche sind. Die Sinnfrage muss man<br />

sich immer stellen und wer auf die Frage<br />

nach dem „Warum?“ eine Antwort hat,<br />

verträgt fast jedes „Wie?“. Wenn wir uns<br />

als Homo sapiens sapiens definieren, also<br />

als das Lebewesen, das mit doppelter Vernunft<br />

ausgestattet ist, dann ist die Sinnfrage<br />

überhaupt die entscheidende Frage;<br />

die gelebte Antwort auf die Frage „Warum<br />

lebe ich?“ Mit der Beantwortung der Frage<br />

beantworte ich auch die Frage der Motivation,<br />

weil das Hauptziel erreicht wird: Der<br />

Mensch wird gestärkt. Und manche fi n-<br />

den dies eben in der Musik.<br />

Herr Stecher, ich danke Ihnen für<br />

dieses Gespräch!<br />

22<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Werke im Blickpunkt<br />

Blasmusik<br />

David Bobrowitz:<br />

Clowns! Clowns! Clowns!<br />

Ein lustiges Musikstück nicht nur für den Fasching<br />

Der Komponist<br />

David Bobrowitz wurde 1945 in Brooklyn,<br />

New York, geboren. Er machte seinen Bachelor<br />

of Science degree beim Mannes College<br />

of Music im Hauptfach Posaune. Den<br />

Master in Musikerziehung erhielt er 1968<br />

beim Teachers College, Columbia University.<br />

Er hatte das Glück, mit 15 Jahren den<br />

Komponisten Robert Russell Bennett kennenzulernen.<br />

Bei ihm studierte er sechs<br />

Jahre Komposition und Orchestrierung. Zusätzlichen<br />

Kompositionsunterricht erhielt er<br />

bei Nicholas Flagello und Ludmila Uhlela.<br />

Als Komponist für Blasorchester hat er<br />

Werke für alle Leistungsstufen geschrieben<br />

oder arrangiert. Von ganz einfach bis<br />

hin zum Werk für professionelle Orchester.<br />

Unter seinen über 150 Werken findet man<br />

Kompositionen für Blasorchester, Streichorchester<br />

und Chor. Seine Werke sind bei<br />

den Verlagen Grand Mesa, Neil A. Kjos,<br />

Wingert-Jones, Ludwig Masters, Daehn<br />

Publications, Carl Fischer, Hafabra Music,<br />

Southern Music, Belwin, William Allen,<br />

Lawson-Gould und Walton Music verlegt.<br />

Seinen ersten größeren Erfolg als Komponist<br />

hatte Bobrowitz mit dem Chorwerk<br />

The Creation (A Rock Cantata) – mit Co-<br />

Autor Steven Porter.<br />

Bobrowitz‘s Kompositionen beinhalten oft<br />

ein weites Feld von Stilen. Manchmal verwendet<br />

er auch Volksmusikthemen aus verschiedenen<br />

Ländern und Kulturen.<br />

Quellen zur Biografie des Komponisten:<br />

www.davidbobrowitz.com<br />

www.grandmesamusic.com<br />

David Bobrowitz<br />

und das Cover<br />

des Werkes<br />

Zum Stück<br />

Dauer: ca. 3:20<br />

Schwierigkeitsgrad: Mittelstufe (3+)<br />

Genre: Lustiges Bravour-Stück<br />

Verlag: Grand Mesa Music Publishers (USA)<br />

Internetseite: https://grandmesamusic.com<br />

Ein Tag im Zirkus: Tiere, Popcorn, Artisten,<br />

wagemutige Künstler aller Gattungen, und<br />

auf jeden Fall, Clowns. Die Musik ist eine<br />

Verbeugung vor jenen spaßbeseelten Menschen,<br />

die uns allen immer wieder Anlass<br />

zum Lachen geboten haben.<br />

Instrumentation<br />

Piccolo<br />

1./2. Flöte<br />

Oboe<br />

1./2./3. Klarinette<br />

Bassklarinette<br />

Fagott<br />

Saxophon (AATB)<br />

1./2./3. Trompete<br />

1./2. Horn<br />

1./2. Posaune<br />

Bariton<br />

Tuba<br />

Im Schlagzeugregister benötigt man:<br />

3 Pauken F, B, es<br />

(ev. auch mit 2 Pauken spielbar)<br />

Stabspiele (Xylophon, Glockenspiel)<br />

Schlagzeug 1 (Triangel, Claves, Crash Becken,<br />

2 Tom Toms, Holzblock, Cowbell)<br />

Schlagzeug 2 (kleine Trommel, große<br />

Trommel)<br />

Die zwei Schlagzeugstimmen lassen sich<br />

mit etwas Organisation auch von 3 Spielern<br />

bewältigen.<br />

Musikalische Elemente<br />

Das Werk besticht durch seinen überwiegend<br />

lustigen Charakter. Es steht überwiegend<br />

im 4/4-Takt. Das beschwingte<br />

Tempo (Viertel = 124 – 132) hält die Szene<br />

in Fahrt. Mit dem Wechsel auf einen 3/8-<br />

Takt wird der schnelle Fluss kurzfristig in<br />

einen wiegenden Zustand versetzt. Dies<br />

passiert ungefähr in der Mitte des Stückes.<br />

Jäh wird man wieder in den ursprünglichen<br />

Lauf des Geschehens zurückgeführt. Witzig<br />

verwobene Gags, Überraschungsmomente<br />

und clownesk/musikalische Zirkus-Klischees<br />

verpassen dem Stück jene<br />

Eigenheiten, die einen zum Schmunzeln<br />

bringen. So treten oft zweistimmige Melodieführungen<br />

in Sekundintervallen auf,<br />

vielfache Verwendung der Chromatik, Höhepunkte<br />

werden angepeilt und nicht eingehalten.<br />

Ab und an kann man sich auch<br />

des Eindrucks nicht erwehren, dass einem<br />

die Clowns die lange Nase zeigen. Gegen<br />

Ende des Stückes ertönen mehrere kurz<br />

aufeinander folgende Tuschs. Sie werden<br />

durch einen Trommelwirbel eingeleitet.<br />

Unter Verwendung eines Anfangsmotives<br />

endet das Ganze in einer Art Fade out.<br />

… und dann denkt man so bei sich – vielleicht<br />

gibt es unter uns auch Clowns, die<br />

dies gar nicht von sich selbst wissen.<br />

Form<br />

Einleitung: Takt 1 – 9<br />

A: 10 – 18<br />

A’: 19 – 26 mit Übergang zu<br />

B: 27 – 34<br />

Endung B: 35 – 38<br />

Überleitung zu C: 39 – 42<br />

C: 43 – 62 (3/8-Takt)<br />

C’: 63 – 77<br />

B: 78 – 85 (4/4-Takt)<br />

D: 86 – 101<br />

(Hinführung zum Höhepunkt – 99)<br />

A’: 102 – 108<br />

E: 109 – 117<br />

(Trommelwirbel und Tusch)<br />

Überleitung Schluss: 118 – 122<br />

Schluss: 123 – 133<br />

(unter Verwendung des Motivs aus A)<br />

Die Komposition ist sehr kurzweilig und<br />

macht Spaß und lädt zum Spielen ein.<br />

Auf der Internetseite des Verlages kann<br />

man sich die Partitur im PDF-Format ansehen<br />

und das Werk anhören.<br />

Markus Silbernagl<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 23


Kritisch hingehört<br />

Einfach erleben,<br />

was schön ist<br />

Cäcilienkonzert der Musikkapelle Zwölfmalgreien im Waltherhaus von Bozen<br />

„Musik im Verein(ten)“ ist einfach nur schön – den beeindruckenden hörbaren<br />

Beweis lieferte die Musikkapelle Zwölfmalgreien bei ihrem Cäcilienkonzert 2016.<br />

Das Besondere ist in der Musik allemal<br />

zu erleben, und zwar unabhängig von allen<br />

Genres, denn wer in ein Kammerkonzert,<br />

in ein Symphoniekonzert geht, hat<br />

nicht unbedingt einen bedeutenderen,<br />

oder besser, einen prioritäreren Ansatz des<br />

Schönen vor sich und für sich, schon gar<br />

nicht, wenn er sich dann noch als so zusagender<br />

Kritikerkenner ausgibt, weil er,<br />

na was schon? eine falsche Note hört (!)<br />

und sich darüber aufregen kann.<br />

Da es aber für mich nur gute und<br />

schlechte Musik gibt, mit selbstverständlich<br />

falschen Noten inklusiv, ist auch das<br />

Spiel der Blaskapellen insofern eine Kunst,<br />

weil hier Menschen von allerlei Schichten<br />

und Geschichten sich musikalisch<br />

erregen und freuen dürfen, ohne eine<br />

mindere Musikkunst zu hören. Die Blasmusikkompositionen<br />

und ihre Schöpfer<br />

sind oft so kunstvoll und feingliedrig, dass<br />

es schlicht verwundert.<br />

Aber wenn sie dann auch noch mit<br />

Innigkeit interpretiert werden, wie es die<br />

Musikkapelle Zwölfmalgreien bei ihrem<br />

traditionellen Cäcilienkonzert vorführt,<br />

dann ist das schlicht gut. Mit mehreren<br />

Tondichtungen verblüffen Musiker durch<br />

vorbildliches Musizieren, das mit Freude<br />

vom Publikum goutiert wird, weil auch der<br />

technische Schwierigkeitsgrad eigentlich<br />

makellos hörbar wird.<br />

Das Waltherhaus ist mit 550 Plätzen total<br />

ausverkauft, und wenn der alerte und<br />

sehr musikalische Dirigent Stefan Aichner<br />

gleich mit der „Mayflower“-Ouverture beginnt,<br />

dann ist zwar nicht das Geschichtsträchtige<br />

dieses Pilger-Segel-Schiffes zu<br />

vernehmen – das kann keine (instrumentale)<br />

Musik, gleich welcher Art, – wohl<br />

aber werden die melodischen Übergänge,<br />

dieser neoklassischen Färbung, bei den<br />

Oboen, Flöten, oder Klarinetten zum Ereignis,<br />

das durch die tiefen Blechbläser<br />

oder durch die Schlagwerker ihren griffigen<br />

Fülltonreiz bekommt.<br />

Stefan Aichner zeigt beim ganzen Konzert<br />

sein untrüglich gutes Gefühl für eine<br />

durchgehend genaue Klangdosierung, weil<br />

er bei allen Gruppen, ob bei Akkorden,<br />

Melodien, eine feine Balance einbringt,<br />

etwa wenn alles (impressionistisch) dahinplätschert<br />

wie blaumeditierendes Wasser.<br />

Die Einführung in die für mich hochinteressanten<br />

Tondichtungen werden von<br />

Judith Bertagnolli Berger vorgetragen.<br />

So wie die zarte Dame die Einführungsgeschichte<br />

der Stücke macht, ist es von<br />

belebender Güte, wenn wir etwa dann<br />

bei der Symphonie „Give Us This Day“<br />

eine fast sakrale bekannte Musik von weit<br />

her mit Klavier hören, oder wenn aus den<br />

sanften Choral-Melodien ein langes Crescendo<br />

mit viel (zurückgenommenem)<br />

Schlagzeug in einer rhythmischen Salve<br />

des herrlichen Paukers verebbt, bis es<br />

tänzelt ins Finale rauscht.<br />

Auch die Folgestücke: „Spirit of Live“<br />

„The Kings March“ „Fantasy Tales“ das<br />

cineastische „Godzilla Eats Las Vegas“<br />

sind technisch sehr anspruchsvoll, aber<br />

sie werden sehr gut gespielt, wenn mit<br />

verschiedenen Stilen die filmmusikalische<br />

Spannung aufgebaut wird. Dabei ist zu<br />

erwähnen, dass besonders die Soli der<br />

jungen Holzbläser äußerst empfindsam<br />

vorgetragen werden. Das beeindruckt<br />

und dazu gehört auch die Bemerkung<br />

von Frau Bertagnolli Berger, dass diese<br />

jungen Musikantinnen und Musikanten<br />

überaus gern Zwölfmalgreier seien, weil<br />

das Erleben der Musik im Verein(ten) einfach<br />

schön ist. Na ja, kein Wunder, dass<br />

auch deswegen so lebens- und lichterfroh<br />

musiziert wird. Das ist’s! Musik, Harmonie,<br />

was sonst?<br />

C. F. Pichler<br />

(Artikel erschienen in der Tageszeitung „Dolomiten“<br />

vom 13. Dezember 2016 - Nachdruck mit freundlicher<br />

Genehmigung der Redaktion und des Autors)<br />

24<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Kathedrale der Klänge, die Zehnte<br />

Gottfried Veit mit dem großen Bozner Blechbläserensemble in der<br />

Grieser Stiftspfarrkirche<br />

Das Große Bozner<br />

Blechbläserensemble<br />

unter der Leitung<br />

von Gottfried<br />

Veit beim<br />

Jubiläumskonzert<br />

„Kathedrale<br />

der Klänge X“<br />

in der Grieser<br />

Stiftspfarrkirche<br />

Zum 10. Mal hat Gottfried Veit im vergangenen<br />

Dezember „sein“ Großes Bozner<br />

Blechbläserensemble formiert, um an der<br />

Kathedrale der Klänge weiterzubauen. Sein<br />

musikalisches Rezept ist ebenso einfach<br />

wie genial und fasziniert den Zuhörer immer<br />

wieder aufs Neue mit beeindruckender<br />

Bläsermusik in dieser einzigartigen architektonischen<br />

Atmosphäre der Grieser Stiftspfarrkirche.<br />

Die erst vor kurzem abgeschlossenen<br />

Restaurierungsarbeiten und die neue<br />

Innenbeleuchtung lassen die farbenprächtigen<br />

Bilder der Kirchenmalerei aus dem<br />

Leben des Hl. Augustinus und die symbolisch<br />

dargestellte Herrschaft Christi über<br />

die vier Erdteile in neuem Glanz erstrahlen.<br />

Personell hat das Ensemble keine feste<br />

Besetzung, aber zu den altbekannten Gesichtern<br />

gesellen sich Jahr für Jahr junge<br />

Talente, die der Einladung folgen und das<br />

musikalische Projekt der Kathedrale mitund<br />

weitertragen: 4 Trompeten, 4 Hörner,<br />

4 Posaunen, eine Tuba und Pauken<br />

- aus den Riegen der besten Musiker unseres<br />

Landes. Das Programm zum heurigen<br />

10-jährigen Jubiläum ist ein Querschnitt<br />

aus den bisherigen 9 Ausgaben<br />

seit 2006. Trotzdem ist es eine Musik,<br />

die man immer wieder gerne hört, großteils<br />

Werke der „Venezianischen Schule“<br />

wie das 4-chörige „Gloria“ aus den „Sacrae<br />

Symphoniea“, das 16-stimmige „Exaudi<br />

me Domine“ von Giovanni Gabrieli –<br />

im Arrangement von Iginius Ferrari - und<br />

die faszinierende Motette für ausschließlich<br />

tiefe Stimmen in 2 Chören „O Magnum<br />

Mysterium“ von Jacob Handl. Zu<br />

Gottfried Veits „Rondophonie“, dem Choral<br />

„Denn er hat seinen Engeln befohlen“<br />

von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Händels<br />

berühmtem „Halleluja“ verteilen sich<br />

die Bläser immer wieder in Gruppen oder<br />

einzeln im Kirchenraum und geben der<br />

Musik eine unüberhörbare venezianische<br />

Prägung. Wenngleich diese filigrane Musik<br />

dadurch immer wieder zu einer einzigen<br />

Klangwolke verschmilzt, ist vielleicht gerade<br />

dies das Besondere dieses Konzertes.<br />

Gottfried Veit spielt mit Raum und Zeit, um<br />

diese für neue Klangeffekte zu nutzen. Für<br />

die Musiker allemal eine Herausforderung,<br />

wenn die räumliche Distanz auch für sie<br />

zu einem ungewohnten Erlebnis im Zusammenspiel<br />

wird – Dolby Surround live!<br />

Neben dem Blechbläserensemble ist die<br />

„Königin der Musikinstrumente“, die Kirchenorgel,<br />

die Protagonistin des Abends –<br />

mit dem jungen Bozner Sänger, Komponist<br />

und Organist Josef Piras (Jahrgang 1991)<br />

an der romantischen Vorderorgel und der<br />

barocken Mathis-Orgel.<br />

Die berühmte Kantilene „Gabriel‘s Melody“<br />

von Ennio Morricone mit Karl Hanspeter<br />

am Soloflügelhorn ist das gelungene<br />

Intermezzo dieses besonderen Abend. Das<br />

Konzert ist eingebettet in zwei monumentale<br />

Werke der Hochromantik mit dem einleitenden<br />

„Feierlichen Zug zum Münster“<br />

(Richard Wagner) und der abschließenden<br />

„Gustav-Mahler-Musik“ mit Themen aus<br />

der „Auferstehungssymphonie“ im Arrangement<br />

von Gottfried Veit selbst. Als Zugabe<br />

erklingt Richard Strauss‘ „Wiener Philharmoniker<br />

Fanfare“ als krönender Abschluss<br />

dieses Jubiläumskonzertes. Das Konzert<br />

wurde mit großem Erfolg in der Pfarrkirche<br />

von Kastelruth wiederholt.<br />

Stephan Niederegger<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 25


Kritisch hingehört<br />

Erweckungserlebnis am<br />

Dreikönigsabend<br />

Die Algunder Musikkappelle spielt ein prachtvoll festliches Dreikönigskonzert<br />

Mit einem wahren Fest der<br />

Blasmusik begeisterte die Algunder<br />

Musikkapelle das Publikum bei ihrem<br />

Dreikönigkonzert <strong>2017</strong> im Kursaal<br />

von Meran.<br />

Manch einer ist zu Dreikönig von Wehmut<br />

überfallen, weil die weihnachtlichen Feste zur<br />

Neige gehen, doch wenn die Algunder Musikkapelle<br />

ihr Dreikönigskonzert zelebriert,<br />

dann ist das eine Umarmung aller Feste.<br />

Mit über 80 Musikerinnen und Musiker<br />

spielen die Algunder ein Musikprogramm,<br />

das ohne Abstriche berührt. Doch zunächst<br />

ist bei dieser bereits 69sten Ausgabe (!)<br />

des Dreikönigskonzertes unbedingt zu vermerken,<br />

dass der Kursaal total überfüllt ist,<br />

so wie ich es noch nicht erlebt habe. Ja,<br />

was ist denn hier anders? Hier sind sehr<br />

viele Jugendliche anwesend, weil sie ausgezeichnete,<br />

junge Musiker hören wollen,<br />

die bestens reüssieren. Das liegt auch am<br />

wirklich sehr guten Kapellmeister Christan<br />

Laimer, der mit klarer Disposition und vollendeter<br />

Zeichengebung Werke zum Klingen<br />

bringt, sodass deren Harmonien uns<br />

beglückend erheben, wenn Laimer neben<br />

Transkriptionen von Tschaikowsky, Wagner,<br />

Puccini und Ambroise Thomas, die wohl<br />

bedeutsamsten Komponisten für Blasmusik<br />

als wundervolles interpretatorisches Auffangbecken<br />

gegenüberstellt, denn da wird<br />

mitmenschliches Muszieren zur Symbiose<br />

und zum kreativem Dialog. Der Marsch<br />

„Semper Fidelis“ von J. P. Sousa (instru-<br />

mentiert von Laimer), die romantische Komödie<br />

„Punchinello“ von Alfred Reed, „Moving<br />

Heaven and Earth“ von Phillip Sparke,<br />

oder „Pasodobles para Santa Cecilia….“ von<br />

Stephen Melillo sind kühne Meisterwerke<br />

für Musikkapellen, die nach der Pause zum<br />

wahren Erweckungserlebnis werden, wenn<br />

sich die rhythmische Schwankungsbreite<br />

mit melodischen Schleifen in der Durchführung<br />

mit Kraft, Rausch, aber auch mit<br />

milder Tongebung versensibilisiert.<br />

Das liegt auch an der klugen Aufstellung<br />

des Orchesters, denn Laimer hat die Horngruppe<br />

rechts, gegenüber von den Klarinetten,<br />

vor den Oboen und Saxophonen<br />

postiert, während die Tuben ganz hinten<br />

sitzen und auch unüberhörbar sind, wenn<br />

sie manchmal die hohen (Holz) Instrumente<br />

zudecken, was allerdings ein akustisches<br />

Problem ist, denn kein Dirigent kann in<br />

diesem Saal das Blech richtig niederhalten,<br />

obwohl wiederum die Trompetensignale<br />

durchaus (bei Wagner!) stärker sein<br />

könnten. Mit der Empfindsamkeit seiner<br />

beglückenden Musikalität dirigiert Laimer<br />

die sogenannten Klassiker, beginnend mit<br />

dem „Krönungsmarsch“ von Tschaikowsky,<br />

wo die Schlagwerker sehr behutsam sich<br />

im Klangmix des Blechs vereinen, während<br />

die Holzbläser in den Tuttistellen nur<br />

mäßig zu hören sind. Das ist bei Wagners<br />

„Krönungsmarsch“ viel besser, doch vorher<br />

glänzen alle bei: „Symphonisches Präludium“,<br />

einem Jungenwerk (oder „Sünde“)<br />

von Puccini mit sehr schöner Intonation.<br />

Die ist bei Wagner ebenso einmalig, wenn<br />

gegen Ende alles lange, lange, wohl eher<br />

wie nach dem Liebestod der Isolde, ausklingt.<br />

Ein interpretatorisches Gustostück ist<br />

allerdings das Vorspiel zur Oper „Mignon“<br />

von Ambroise Thomas vor der Pause. Hier<br />

wird klar, warum „Die Algunder“ die „Besten“<br />

sind, denn erstens dirigiert Laimer<br />

mit nobler klanglicher Durchsicht, dann<br />

glänzen die Soli der Harfenistin, der Klarinettistin,<br />

der Oboe und der Zierklang des<br />

Kontrabassisten, sodass die prickelnden<br />

Unisoni aller Gruppen, eben zum Dreikönig-Erweckungserlebnis<br />

werden, das mit<br />

der ungemein fachkundigen Einführung<br />

vor jedem Werk durch Manfred Innerhofer<br />

diesen Festakt für ein begeistertes Publikum<br />

umarmt!<br />

C. F. Pichler<br />

(Artikel erschienen in der Tageszeitung „Dolomiten“<br />

vom 10. Jänner <strong>2017</strong> - Nachdruck mit freundlicher<br />

Genehmigung der Redaktion und des Autors)<br />

26<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Zur Person<br />

Blasmusik<br />

Josef Oberschmied,<br />

ein rüstiger 75iger<br />

Der VSM-Bezirk Bruneck gratuliert herzlich<br />

Mit vollem Einsatz, ohne Mühen zu<br />

scheuen, setzte sich Josef Oberschmied<br />

33 Jahre lang für das Wohl der Blasmusik<br />

im Pustertal und darüber hinaus ein. Ihm<br />

gelten unsere besondere Wertschätzung<br />

sowie die besten Glückwünsche zu seinem<br />

75. Geburtstag.<br />

Johann Hilber,<br />

Obmann des VSM-Bezirks Bruneck<br />

„Ohne die Musik wäre das Leben ein<br />

Irrtum“, dieser Ausspruch von Friedrich<br />

Nietzsche trifft besonders auf unseren langjährigen<br />

Funktionär und derzeitiges Ehrenmitglied<br />

des VSM-Bezirkes Bruneck Josef<br />

Oberschmied zu, welcher am vergangenen<br />

30. November seinen 75. Geburtstag feierte.<br />

1968 wurde Josef Oberschmied als Jugendleiterstellvertreter<br />

in den Bezirksvorstand<br />

Bruneck gewählt. Mit viel Fleiß und<br />

Engagement - ohne viele Worte zu verlieren<br />

- setzte er sich tatkräftig für die Ausund<br />

Weiterbildung der Jungmusikanten<br />

ein. Anschließend bekleidete er mehrmals<br />

das Amt des Bezirksjugendleiters, Bezirkskapellmeisters<br />

und über viele Jahre ebenso<br />

das Amt des Bezirkskapellmeisterstellvertreters.<br />

Gleichzeitig war er auch mehrmals<br />

im Vorstand des VSM, unter anderem als<br />

Verbandskapellmeisterstellvertreter. Zu seinen<br />

besonderen Anliegen zählten fortan<br />

die Aus- und Weiterbildung der Kapellmeister<br />

und Musikantinnen und Musikanten.<br />

Neben dieser jahrzehntelangen Arbeit<br />

im Bezirk und Verband war und ist er Kapellmeister<br />

in St. Georgen, Bruneck, Reischach<br />

und Percha und hat dort besondere<br />

Spuren hinterlassen.<br />

Josef war und ist auch ein sehr beliebter<br />

und engagierter Klarinettenlehrer.<br />

Heute noch fördert und bildet er angehende<br />

junge motivierte Schüler aus. Sein<br />

Augenmerk galt stets einer gediegenen<br />

Ausbildung unserer Jugend sowie einer<br />

effizienten praxisbezogenen Fortbildung<br />

der Kapellmeister.<br />

Josef Oberschmied als Kapellmeister der Musikkapelle Reischach<br />

vsm.bz.it<br />

LIVE<br />

dabei<br />

11.03.<strong>2017</strong><br />

69. Jahreshauptversammlung<br />

des VSM<br />

mit Beginn um 14.00 Uhr im<br />

Haus der Kultur „Walther von der<br />

Vogelweide“ in Bozen<br />

www.vsm.bz.it/termine/69-jahreshauptversammlung-des-vsm<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 27


Zur Person<br />

Herzlichen Glückwunsch<br />

zum 80er!<br />

ÖBV-Ehrenpräsident Univ. Prof. Dr. Friedrich Weyermüller<br />

VSM-Obmann Pepi Fauster gratuliert dem „Geburtstagskind“ Friedrich Weyermüller<br />

(links) zum 80. Geburtstag.<br />

Der ehemalige Präsident des Österreichischen<br />

Blasmusikverbandes und Präsident<br />

des Internationalen Musikbundes<br />

CISM feierte am 28.Dezember 2016 seinen<br />

80. Geburtstag.<br />

Der gebürtige Innsbrucker kann auf eine<br />

steile berufliche Karriere verweisen. Nach<br />

der Matura unterrichtete er an verschiedenen<br />

Schulen und schloss sein Universitätsstudium<br />

in den Fächern Psychologie<br />

und Psychopathologie ab. Er wurde zum<br />

Direktor des Pädagogischen Institutes des<br />

Landes Tirols und später zum Landesschulinspektor<br />

für die Pflichtschulen ernannt.<br />

An der Universität Innsbruck wirkte er als<br />

Dozent für Sonderpädagogik.<br />

Neben seinem Beruf hat es ihm die Blasmusik<br />

ganz besonders angetan, in der er<br />

musikalisch – als Trompeter bei den bekannten<br />

Wiltenern - sowie als Führungspersönlichkeit<br />

viele Erfolge feiern konnte.<br />

1969 (bis 2004) übernahm er den Posten<br />

des Landesobmann-Stellvertreters<br />

im Blasmusikverband Tirol. 1980 wurde<br />

er zum Präsidenten des Österreichischen<br />

Blasmusikverbandes gewählt, den er bis<br />

2004 sehr erfolgreich leitete. Besonders<br />

wichtig war ihm dabei die Zusammenarbeit<br />

der neun Landesverbände und der<br />

beiden Partnerverbände von Südtirol und<br />

Liechtenstein. Im Jahre 2002 unterzeichnete<br />

er mit dem damaligen Verbandsobmann<br />

Gottfried Furgler einen Partnerschaftsvertrag<br />

zwischen dem ÖBV und<br />

dem VSM, um die jahrzehntelangen guten<br />

Beziehungen noch schriftlich zu bekräftigen.<br />

Im selben Jahr 1980 übernahm<br />

er auch die Präsidentschaft des Internationalen<br />

Musikbundes CISM, den er bis<br />

1992 sehr weitblickend führte.<br />

Bei uns in Südtirol war Fritz Weyermüller<br />

im Verband, in den Bezirken und in einzelnen<br />

Musikkapellen zudem oft als Referent<br />

für wichtige blasmusikalische Angelegenheiten,<br />

als Dozent beim Führungskräfte-<br />

Seminar und als Juror bei verschiedenen<br />

Wertungsspielen tätig. Immer wieder nimmt<br />

er an Feiern, Versammlungen und Fest-<br />

lichkeiten als gern gesehener und willkommener<br />

Gast teil. Zu seinem 80.Geburtstag<br />

gratuliert der Verband mit seinen 210<br />

Musikkapellen dem rüstigen Jubilar sehr<br />

herzlich und bedankt sich ganz aufrichtig<br />

für die große Unterstützung, für die enge<br />

Zusammenarbeit, die große Wertschätzung<br />

und Freundschaft. Der Herrgott möge dem<br />

lieben Fritz noch lange seinen unbestechlichen<br />

Humor erhalten und ihm noch viele<br />

Jahre in Gesundheit schenken.<br />

Pepi Fauster,<br />

VSM-Verbandsobmann<br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it<br />

28<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Schätze des Blasmusik-Repertoires<br />

Blasmusik<br />

„De ilnes ortam“ von<br />

Karl Haidmayer<br />

Evolution oder Fantasie über das Matrosenlied aus Richard Wagners<br />

„Der fliegende Holländer“<br />

Der Grazer Komponist Karl Haidmayer<br />

hat mit „De ilnes ortam“ – erschienen<br />

im Musikverlag Bohne & Schulz – eine<br />

ebenso faszinierende wie eigenwillige<br />

Interpretation eines bekannten<br />

Opernchores geschaffen.<br />

Unser Mitarbeiter Joachim Buch hat wieder<br />

in der Schatzkiste des Blasmusik-Repertoires<br />

gegraben und ein interessantes Werk<br />

für Blasmusik ausfindig gemacht.<br />

Er wird gerne als einer der wichtigsten<br />

lebenden steirischen Komponisten angesehen,<br />

aber Karl Haidmayer, der seit weit<br />

über 80 Jahren in der Region Graz lebt,<br />

stammt aus Hollabrunn in Niederösterreich.<br />

Am 1. Mai feiert der vitale Musiker<br />

seinen 90. Geburtstag. „Aber ich fühle<br />

mich als Grazer“ sagt er. Schließlich habe<br />

er fast sein ganzes Leben dort verbracht.<br />

Seine musikalische Ausbildung verlief<br />

zweigleisig. Parallel zum Studium der Musikwissenschaft<br />

- sein Doktorvater Hellmut<br />

Federhofer betreute auch die Dissertation<br />

von Wolfgang Suppan - studierte er Komposition,<br />

Klavier und Musiktheorie. Nach<br />

zahlreichen Konzertreisen als Pianist wurde<br />

er als Professor an die Grazer Musikhochschule<br />

berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung<br />

1992 Ordinarius für Musiktheorie war.<br />

Haidmayer ist bis heute kompositorisch<br />

aktiv. Neben seinen insgesamt 17 Sinfonien<br />

und zahlreichen Klavier- und Kammermusikwerken<br />

(u.a. das weltweit erste<br />

I Notenbeispiel 1<br />

I Notenbeispiel 2<br />

Werk für Saxophonquartett und Orgel) hat<br />

er aber auch jenseits des Konzertsaals ein<br />

großes Publikum erreicht. So schuf er die<br />

Musik zu 40 Kulturfilmen des ORF, für<br />

den er in vielfältiger Form als freier Mitarbeiter<br />

aktiv war.<br />

Seit den siebziger Jahren<br />

entstanden in der Steiermark<br />

immer wieder auch<br />

anspruchsvollere Werke von<br />

Komponisten, die nicht direkt<br />

aus der Blasmusikszene kamen.<br />

Zu nennen seien z.B.<br />

die Kompositionen des früheren<br />

Grazer Philharmonischen<br />

Konzertmeisters Hannes Kuegerl.<br />

In diesem Zusammenhang<br />

sind auch Haidmayers<br />

Werke für Bläser zu sehen.<br />

Eines der bekanntesten hat<br />

schon manchen Lateiner ins<br />

Schwitzen gebracht: Der Titel<br />

„De ilnes ortam“ (Musikverlag<br />

Bohne & Schulz) entstammt<br />

nur scheinbar der<br />

Sprache der alten Römer. Wenn man ihn<br />

rückwärts liest, kommt „Matrosenlied“ dabei<br />

heraus, was dann auch schon vieles<br />

über Inhalt und Form des Werkes verrät.<br />

Es geht um den berühmten Chor „Steuermann,<br />

lass die Wacht“ aus Richard Wagners<br />

Oper „Der fliegende Holländer“ und<br />

ebenso um eine - allerdings frei gestaltete -<br />

Umkehrung der bekannten Form „Thema<br />

mit Variationen“. Der Untertitel des Werkes<br />

heißt denn auch „Evolution<br />

oder Fantasie über das Matrosenlied<br />

aus …“<br />

Das Stück beginnt sehr eigenständig.<br />

Der immer wieder<br />

auftauchende punktierte<br />

Rhythmus lässt sich erst<br />

nach und nach mit dem instrumentalen<br />

Zwischenspiel<br />

des Opernchors in Verbindung<br />

bringen. Haidmayer steigert das<br />

derbe Poltern der Matrosen ins Groteske.<br />

Ab Buchstabe E erscheint das Kopfmotiv<br />

des Chorliedes erstmals in extrem durchbrochener<br />

Arbeit (Notenbeispiel 1). Zwölf<br />

Takte später ist erstmals das Originalthema<br />

zu hören, Wagner-gemäß vom Blech dominiert,<br />

aber doch mit eigenen Akzenten Haidmayers<br />

instrumentiert (Notenbeispiel 2).<br />

So schnell wie das Thema plötzlich<br />

erscheint, verklingt es auch wieder in<br />

motivischen Zerlegungen. Mit einem<br />

chromatischen Sechzehntel-Lauf in den<br />

Holzbläsern endet das Stück, das rein musikalischer<br />

Improvisation und Augenblickslaune<br />

entsprang.<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 29


Neues<br />

Wiener G‘schichten aus der Neuen Welt<br />

Neujahrskonzert 2016 der Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg<br />

Cover der neuen CD „Wien – New York“<br />

Das Neujahrskonzert der Bläserphilharmonie<br />

Mozarteum Salzburg unter der Leitung<br />

von Hansjörg Angerer ist mittlerweile<br />

zum jährlichen Meilenstein im Festspielhaus<br />

Salzburg geworden. Pünktlich zum heurigen<br />

Stelldichein ist die Doppel-CD vom Live-Mitschnitt<br />

des Neujahrskonzertes des Vorjahres<br />

erschienen.<br />

Unter dem Motto „Wien – New York“<br />

setzte Hansjörg Angerer das Neujahrskonzert<br />

2016 wiederum unter ein eigenes musikalisches<br />

Vorzeichen und präsentierte Wiener<br />

G‘schichten aus der Neuen Welt. Den<br />

Auftakt dazu machte der „Festival March“<br />

in Erinnerung an den großen Musiker und<br />

Komponisten der Spätromantik, Victor Herbert,<br />

den Vater der amerikanischen Operette.<br />

Die darauf folgende Strauß‘sche<br />

„Fledermaus“-Ouvertüre wird in einem atemberaubendem<br />

Tempo gespielt, das zwar etwas<br />

den Wiener Flair vermissen, den Zuhörer<br />

aber staunen lässt über die elegante<br />

Virtuosität und Leichtigkeit der Holzbläser.<br />

Neben einer ganzen Reihe weiterer musikalischer<br />

Leckerbissen in den einfühlsamen<br />

Bläserarrangements aus der Feder von Albert<br />

Schwarzmann werden auch weniger<br />

bekannte Werke geboten, was den Zuhörer<br />

einmal mehr begeistert und fasziniert.<br />

Eine besondere Rarität ist zweifelsohne der<br />

Walzer „Nordseebilder“ von Johann Strauß<br />

(Sohn). Der Kritikerpapst Eduard Hanslick<br />

bezeichnete das Werk als „Symphonie im<br />

Dreivierteltakt“ und rückte den Walzer sogar<br />

in die Nähe von Richard Wagner.<br />

Die Musik aus der Neuen Welt ist u.a.<br />

durch George Gershwins „Rhapsody in Blue“<br />

vertreten, mit dem ukrainischen Solisten Pavel<br />

Gililov am Klavier. Auf diese unterhaltende<br />

Musik auf höchstem Niveau folgt eine ganz<br />

besondere Zugabe – als Dank und Würdigung<br />

der künstlerischen Leistung des Pianisten:<br />

er spielt das „Nocturno <strong>Nr</strong>. 2 Es-Dur<br />

op.9“ von Frederic Chopin. Die Filmmusik<br />

zu den Hollywood-Klassikern „Vom Winde<br />

verweht“ (Gone with the wind) und „Der<br />

Herr der sieben Meere“ (The Sea Hawk) sowie<br />

die „Candide“-Ouvertüre von Leonard<br />

Bernstein sind die weiteren musikalischen<br />

Pendants zur Musik dieses rund 80-minütigen<br />

Hörgenusses von Johann Strauß (Vater<br />

und Sohn), Carl Michael Ziehrer und<br />

Robert Stolz.<br />

Der Tonträger ist ein weiterer Baustein<br />

in der Diskografi e dieser Salzburger Eliteformation,<br />

die man nach dem ersten Abhören<br />

keinesfalls in den CD-Schrank stellen<br />

und vergessen wird.<br />

Detail am Rande: Das heurige Neujahrskonzert<br />

am vergangenen 6. Jänner im Großen<br />

Festspielhaus in Salzburg stand unter dem<br />

Titel „Viva l‘Italia“ mit Konzertwalzern und<br />

flotten Polkas der Meister der Wiener Unterhaltung,<br />

gepaart mit schwungvoller Musik<br />

italienischer Maestri von Rossini bis Rota.<br />

Stephan Niederegger<br />

Die Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg ist international besetzt mit Musikern aus 24<br />

Nationen, vier davon aus Südtirol (Neujahrskonzert 2016) v.l.: Andrea Götsch (Klarinette),<br />

Bernhard Plagg (Flügelhorn), Miriam Kofler (Fagott) und Thomas Huber (Klarinette).<br />

vsm.bz.it<br />

LIVE<br />

dabei<br />

02.-05.03.<strong>2017</strong><br />

VSM - Bläsertage<br />

Ort: Cusanus Akademie und Priesterseminar Brixen<br />

Leitung: Sigisbert Mutschlechner,<br />

Mindestalter: 20 Jahre<br />

Kursgebühr: 150,00 Euro<br />

Anmeldung: innerh. 15.02. <strong>2017</strong><br />

www.vsm.bz.it/fachbereiche/musikanten/blaesertage<br />

30<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Europäische Seele mit amerikanischem Geist<br />

Solo-CD „United“ von Peter Steiner<br />

Die CD „United“ bietet ein<br />

eindrucksvolles Hörerlebnis über die<br />

klangliche Bandbreite der Posaune.<br />

Für den 1992 in Bozen geborenen Posaunisten<br />

Peter Steiner ist in mehrfacher Hinsicht<br />

ein Traum wahr geworden. Zum einen<br />

ist er in der laufenden Saison als Posaunist<br />

in der Wiener Staatsoper und mit dem Orchester<br />

der Wiener Philharmoniker zu hören.<br />

Im Alter von 6 Jahren begann Steiner<br />

seine musikalische Ausbildung bei Paul Bozetta<br />

in Bozen. 2009 schloss der damals<br />

erst 17-Jährige das Konservatorium „Claudio<br />

Monteverdi“ Bozen im Fach Posaune<br />

mit Höchstnote bei Iginius Ferrari, Giancarlo<br />

Parodi und Lito Fontana ab. Von 2009 bis<br />

2012 studierte Steiner bei Dany Bonvin an<br />

der Universität für Musik „Mozarteum“ in<br />

Salzburg, bevor er im Jahre 2016 seinen<br />

Abschluss an der „Juilliard School“ in New<br />

York bei Joseph Alessi erhielt.<br />

Zum anderen hat er nun sein erstes<br />

Solo-Album „United“ veröffentlicht. Dieser<br />

Tonträger wurde in den USA gemeinsam<br />

mit seinen besten Freunden aufgenommen:<br />

„Sie haben mich nicht nur<br />

unterstützt, ein besserer Musiker zu werden,<br />

sondern mich auch persönlich stark<br />

beeinflusst und geformt.“ Einer davon ist<br />

sein Mentor und Tonmeister Warren Deck,<br />

der ihn von der ersten Unterrichtstunde an<br />

begleitet hat, sowie Hsiao-Ling als Klavierbegleiterin<br />

und Silver Ainomäe am Cello.<br />

Mit dem „Trombone Concerto“ von Todd<br />

Goodman erfüllt sich Peter Steiner einen<br />

weiteren Traum, nämlich ein Stück aufzunehmen,<br />

das vorher noch nie aufgezeichnet<br />

wurde. Dieses Posaunen-Konzert<br />

gibt ihm die Möglichkeit, die Bandbreite<br />

und die zahlreichen schönen Aspekte<br />

und Klangfarben der Posaune zum Ausdruck<br />

zu bringen. Mit ausgewählten musikalischen<br />

Raritäten von Claude Debussy,<br />

Eugène Bozza, Giacomo Puccini, Ricardo<br />

Mollá Albero, Jacques Castérède und dem<br />

„Tangokönig“ Astor Piazzolla vereint Peter<br />

Steiner seine europäische Seele mit dem<br />

amerikanischen Geist, woraus sich auch<br />

der Titel des Tonträgers erklärt. Damit hebt<br />

sich die vorliegende CD von der inflationären<br />

musikalischen Konfektionsware ab<br />

und fasziniert vom ersten Takt an. Peter<br />

Steiner spielt exklusiv auf THEIN-Instrumenten<br />

aus Bremen.<br />

Stephan Niederegger<br />

Der Bozner Peter Steiner hat im internationalen Musikgeschehen Fuß gefasst.<br />

vsm.bz.it<br />

LIVE<br />

dabei<br />

22.04.<strong>2017</strong><br />

VSM–Jugendblasorchestertreffen<br />

in Tramin<br />

Jugendblasorchester-Wettbewerb<br />

Konzertanter Auftritt<br />

Grosser Festumzug und/oder<br />

Marschshow<br />

www.vsm.bz.it/jbo-wettbewerb<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 31


Neues<br />

„All Of Me“ - Spannung und pure Emotionen<br />

Die Solo-CD des Jahres 2016 von Alexander Wurz<br />

Mit seinen musikalischen Freunden<br />

und Wegbegleitern hat Alexander Wurz<br />

seine erste eigene CD „All Of Me“<br />

herausgebracht.<br />

Wer den Namen Alexander Wurz hört, mag<br />

zuerst an den ehemaligen österreichischen<br />

Automobilrennfahrer denken. Sein rund 10<br />

Jahre jüngerer deutscher Namensvetter hat<br />

eines mit ihm gemein, nämlich die Leidenschaft<br />

für sein Hobby, das er zum Beruf gemacht<br />

hat.<br />

Seinen ersten Kontakt mit der Musik<br />

hatte der 1985 in Bühl (Baden Württemberg)<br />

geborene Alexander Wurz bereits mit<br />

7 Jahren im heimischen Musikverein - zuerst<br />

am Schlagzeug, später am Tenorhorn.<br />

Heute ist der Vollblutmusiker Endorser der<br />

bayerischen Instrumentenschmiede „Miraphone“,<br />

u.a. Tenorist im erfolgreichsten<br />

Blasorchester der Welt „Ernst Hutter und<br />

die Egerländer Musikanten“, ein überaus<br />

gefragter Dozent und Solist bei Workshops<br />

sowie Dirigent in verschiedenen Blasorchestern.<br />

Im Vorjahr hat er sich einen lang gehegten<br />

Wunsch erfüllt und seinen ersten Tonträger<br />

veröffentlicht. Dabei ist der Titel der CD „All<br />

of Me“ gleichzeitig Programm, wenn er gemeinsam<br />

mit Freunden und Wegbegleitern<br />

seine musikalische Seele dem Zuhörer öffnet:<br />

„Es ist Vieles aus meiner Vergangenheit,<br />

was mich berührt und inspiriert hat,<br />

in komplett neuen und bunten Arrangements“.<br />

Als Begleitorchester fungiert das<br />

„Musikkorps der Bundeswehr“ aus Siegburg<br />

unter der Leitung von Oberstleutnant<br />

Christoph Scheibling. Der musikkorpseigene<br />

Arrangeur Guido Rennert hat den<br />

Eröffnungstitel, die „Fanfare For A Hero“<br />

(John Williams), arrangiert. Roland Kreid,<br />

der ehemalige Haus- und Hofkomponist<br />

des Luftwaffenmusikkorps 2 aus Karlsruhe<br />

ist mit 2 Arrangements vertreten. Alle anderen<br />

Titel wurden von Peter Riese eingerichtet<br />

und auf den Solisten zugeschnitten.<br />

Von Timo Dellweg stammt „Der Schwarzwälder“,<br />

ein Solo für Tenorhorn mit Egerländer-Besetzung<br />

des Musikkorps. Zudem<br />

sind 2 befreundete Musiker, Carsten Ebbinghaus<br />

(Tenorhorn) und Christoph Moschberger<br />

(Trompete), als Gastsolisten zu hören.<br />

Das Ergebnis ist eine bunte Mischung<br />

mit vielen solistischen Überraschungen, in<br />

denen Wurz sein gesamtes musikalisches<br />

Spektrum auf dem Tenorhorn, Bariton, Euphonium<br />

und auf der Posaune zeigt.<br />

Die CD wurde im Tonstudio BAUER in<br />

Ludwigsburg, dem ältesten deutschen Tonstudio<br />

im Privatbesitz mit dem Tonmeister<br />

Philipp Heck produziert. Mittlerweile ist<br />

auch das Play-Along-Heft zur CD erschienen.<br />

„Ich kann jedem nur empfehlen, diese<br />

schönen Tenorhorn- und Posaunentöne<br />

nicht zu versäumen!“ (Ernst Hutter)<br />

Stephan Niederegger<br />

Alexander Wurz ist ein vielseitiger<br />

Blasmusiker, u.a. spielt er im<br />

erfolgreichsten Blasorchester der<br />

Welt „Ernst Hutter und die Egerländer<br />

Musikanten“.<br />

vsm.bz.it<br />

LIVE<br />

dabei<br />

März & Juni <strong>2017</strong><br />

Leistungsprüfungen in<br />

Bronze, Silber und Gold<br />

5 Prüfungstermine<br />

Prüfungsgebühr: 20,00 Euro<br />

Anmeldetermine: 28. <strong>Februar</strong><br />

15. Mai<br />

www.vsm.bz.it/fachbereiche/jugend/jmla<br />

32<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Die Musikkapelle Welschnofen gestaltete<br />

den Festgottesdienst am Cäciliensonntag<br />

musikalisch mit.<br />

•Musikpanorama<br />

Cäcilienfeier der Musikkapelle Welschnofen<br />

Ehrenmitgliedschaft für Ferdinand Kohler<br />

Am 20. November 2016 feierte die Musikkapelle<br />

Welschnofen den traditionellen<br />

Cäciliensonntag mit einem Festgottesdienst<br />

und einem Marschkonzert<br />

auf dem Kirchplatz.<br />

Zum anschließenden gemeinsamen Mittagessen<br />

waren die Mitglieder und Ehrenmitglieder<br />

samt Partnern eingeladen.<br />

Zudem hatten sich auch Bürgermeister<br />

Markus Dejori, Vizebürgermeister Jürgen<br />

Pardeller, die Obfrau der Raiffeisenkasse<br />

Welschnofen, Maria Wurz Seehauser, sowie<br />

der VSM-Verbandskapellmeister Sigisbert<br />

Mutschlechner eingefunden; sie<br />

lobten in ihren Ansprachen die Musikkapelle<br />

für deren wertvollen Beitrag zum<br />

kulturellen Leben im Dorf. Höhepunkt der<br />

Feier war die Ehrung zweier verdienter<br />

Musikanten. Verbandskapellmeister Sigisbert<br />

Mutschlechner überreichte gemeinsam<br />

mit Obmann Jörg Seehauser<br />

und Kapellmeister Karl Stuppner Andreas<br />

Haas das große Verbandsehrenzeichen<br />

in Gold für seine 50-jährige Mitgliedschaft<br />

im Verein.<br />

Besonders großen Einsatz zum Wohle der<br />

Musikkapelle Welschnofen hat Ferdinand<br />

Kohler gezeigt. Über seine 50-jährige Tätigkeit<br />

als Tuba-Bläser hinaus war er 25<br />

Jahre im Ausschuss aktiv, und zwar als<br />

Kassier, Obmann, Obmann-Stellvertreter<br />

und zuletzt als Beirat. In Anerkennung<br />

all seiner Verdienste wurde Ferdinand<br />

Kohler deshalb zum Ehrenmitglied der<br />

Kapelle ernannt.<br />

MK Welschnofen<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 33


Musikpanorama<br />

Klangvoller Abschluss des Musikjahres<br />

Konzert und Tanz zu „Kathreini“ - Ehrungen<br />

Wie schon seit Jahren endet das musikalische<br />

Jahr der Musikkapelle Josef Leitgeb<br />

von Antholz Niedertal mit einem Höhepunkt<br />

– dem Kathreinikonzert. Unter der<br />

Leitung des Bezirkskapellmeister Andreas<br />

Pramstraller, der für ein Jahr die Leitung<br />

der Musikkapelle Josef Leitgeb übernommen<br />

hatte, wurde dem Publikum ein anspruchsvolles<br />

und abwechslungsreiches<br />

Programm, das viel Applaus erntete, geboten.<br />

Besonders nach dem Stück „Ich<br />

gehör nur mir“- bekannt aus dem Musical<br />

Elisabeth, war die Begeisterung groß.<br />

Die Solistin Julia Pisching verzauberte mit<br />

ihrem Gesang das Publikum.<br />

Geehrt wurden an diesem Abend Sandra<br />

Burger, Monika Messner und Michael Pfeifhofer<br />

für ihre 15-jährige Tätigkeit; sie bekamen<br />

vom Bezirkskapellmeister-Stellvertreter<br />

Georg Kirchler das Ehrenabzeichen<br />

in Bronze überreicht. Kirchler dankte den<br />

Ehrungen beim Kathreinikonzert der MK Antholz Niedertal: (v. l.) Obmann Manuel<br />

Oberhauser, Kapellmeister Andreas Pramstraller, Michael Pfeifhofer, Sandra Burger,<br />

Monika Messner und Bezirkskapellmeister-Stellvertreter Georg Kirchler<br />

Geehrten und allen anderen Musikantinnen<br />

und Musikanten für ihren unermüdlichen,<br />

ehrenamtlichen Einsatz.<br />

Im Anschluss an das Konzert lud die Musikkapelle<br />

zum traditionellen Kathreinitanz<br />

ein. Nach der wohlverdienten Pause wird<br />

der junge Kapellmeister Jakob Augschöll<br />

die Kapelle übernehmen.<br />

MK Josef Leitgeb –<br />

Antholz Niedertal (Andrea Pallhuber)<br />

Viel Applaus beim Cäcilienkonzert der MK Auer<br />

Verdiente Musikanten geehrt -<br />

Ehrenmitgliedschaft für Christian Rauch<br />

Großen Zuspruch erntete die Musikkapelle<br />

Auer unter der Leitung von Kapellmeister<br />

Arnold Leimgruber beim Cäcilienkonzert<br />

am 19. November 2016.<br />

Zum 100. Todesjahr des Komponisten Julius<br />

Fucik wurden zwei seiner Werke präsentiert:<br />

„Unter der Admiralsflagge“ und<br />

„Marinarella“. Auf die temperamentvolle<br />

Suite „Balkanya“ von Jan Van der Roost<br />

folgte mit der Filmmusik „Moses und Ramses“<br />

von Satoshi Yagishawa die Erzählung<br />

des Auszugs der Israeliten um Moses aus<br />

Ägypten. Mit dem Stück „Schmelzende<br />

Riesen“ des Rittner Komponisten Armin<br />

Kofler wurde hingegen der Klimawandel<br />

thematisiert. Großen Applaus gab es für<br />

die letzten beiden Musikstücke: „Gabriellas<br />

Song“ und „Can’t Take My Eyes Off<br />

You“. Hierbei trat die Flötistin Christiane<br />

Raich als Gesangssolistin auf; dazu gab<br />

es auch eine kleine theatralische Einlage.<br />

Im Rahmen der Veranstaltung wurden<br />

Josef Prenner und Astrid Anhof für 15<br />

Ehrungen beim Cäcilienkonzert der MK Auer: (v. l.) Obmann Manfred Abram,<br />

Ehrenmitglied Christian Rauch, Astrid Anhof, Werner Kröss, Dietmar Glöggl,<br />

Kapellmeister Arnold Leimgruber (Foto: Credits David Mottes)<br />

Jahre sowie Dietmar Glöggl und Werner<br />

Kröss für 25 Jahre Mitgliedschaft in der<br />

Kapelle geehrt. Christian Rauch wurde<br />

mit der Verleihung einer Ehrenurkunde<br />

und der Ernennung zum Ehrenmitglied<br />

für seine 50-jährige Tätigkeit überrascht.<br />

Aber auch der Nachwuchs wurde vorgestellt:<br />

Für Sebastian Belli (Tenorhorn),<br />

Florian Pircher (Posaune) und Manuel<br />

Zingerle Caldognetto war es das erste<br />

Cäcilienkonzert.<br />

MK Auer<br />

34<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Musik bereichert die Dorfgemeinschaft<br />

Gemeinsame Cäcilienfeier der Musikkapelle<br />

und des Kirchenchores Gufidaun<br />

Am 19. November fand in Gufidaun die alljährliche<br />

Cäcilienfeier statt. Nach dem Gottesdienst<br />

unter der musikalischen Leitung<br />

von Christian Unterhofer luden der Obmann<br />

der Musikkapelle, Roman Pramstrahler<br />

und Andrea Oberpertinger Weifner, Obfrau<br />

des Kirchenchores, die Mitglieder beider<br />

Vereine zum gemeinsamen Abendessen,<br />

das von den Jungmusikanten und dem<br />

Kirchenchor musikalisch umrahmt wurde.<br />

Den Höhepunkt der Feier bildeten die Ehrungen.<br />

Bei der Musikkapelle wurde Elmar<br />

Heidenberger für seine 25-jährige Mitgliedschaft<br />

und Vereinstreue geehrt. Heidenberger<br />

arbeitet seit 2001 auch tatkräftig<br />

als Schriftführer im Ausschuss mit und ist<br />

außerdem seit 2010 EDV-Verantwortlicher.<br />

Obmann Pramstrahler hob besonders seine<br />

Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit als<br />

Stütze und Vorbild für den gesamten Verein<br />

hervor. Der Bezirksstabführer–Stellvertreter<br />

des VSM, Markus Schrott, und die<br />

Bürgermeisterin von Klausen Maria Gasser<br />

Die geehrten<br />

Mitglieder der<br />

Musikkapelle<br />

Gufidaun<br />

und des<br />

Kirchenchores<br />

Gufidaun,<br />

Elmar<br />

Heidenberger<br />

und Otto<br />

Schenk (v.l.),<br />

freuten sich<br />

sehr über die<br />

Anerkennung.<br />

(Foto: Markus<br />

Mantinger)<br />

Fink überreichten das VSM-Ehrenzeichen<br />

in Silber und schlossen sich den Dankesworten<br />

des Obmannes an.<br />

Otto Schenk wurde hingegen für die 50-jährige<br />

Mitgliedschaft beim Kirchenchor sowie<br />

für seine Tätigkeit als Chorleiter mit<br />

der Ehrenurkunde in Gold ausgezeichnet.<br />

Zudem wurde er zum Ehrenmitglied des<br />

Kirchenchores und zum Bezirksehrenobmann<br />

ernannt.<br />

MK Gufidaun (Verena Pramstraller -<br />

Teresa Pramstrahler)<br />

„Missa Gioiosa“ zum Cäciliensonntag in Schlanders<br />

Bürgerkapelle ehrt verdiente Mitglieder<br />

Am Sonntag, den 27.11.2016 feierte die<br />

Bürgerkapelle Schlanders traditionsgemäß<br />

das Fest ihrer Schutzpatronin, der Hl. Cäcilia,<br />

mit einem Festgottesdienst, den sie<br />

gemeinsam mit dem Kirchenchor musikalisch<br />

gestaltete. Unter der Leitung von Kapellmeister<br />

Georg Horrer wurden die erfrischende<br />

„Missa Gioiosa“ des Schlanderser<br />

Chorleiters Karl Heinz Vater und einige Instrumentalstücke<br />

aufgeführt. Anschließend<br />

wurden die Kirchgänger mit einem kurzen<br />

Marschkonzert im Musikpavillon erfreut.<br />

Nachher waren alle Musikantinnen und<br />

Musikanten zusammen mit ihren Familienangehörigen<br />

und den Ehrengästen, unter<br />

ihnen Bürgermeister Dieter Pinggera,<br />

zum gemeinsamen Mittagessen eingeladen.<br />

Der Höhepunkt der Feier war wiederum<br />

die Ehrung verdienter Mitglieder der<br />

Bürgerkapelle Schlanders. Für 15 Jahre<br />

Mitgliedschaft im Verein erhielt Michael<br />

Pohl das Verbandsehrenzeichen in Bronze.<br />

Ein ganz besonderes Jubiläum feierte Heinrich<br />

Donner, der für 60 Jahre aktives Musizieren<br />

zuerst bei der Musikkapelle Schluderns<br />

und ab 1962 bei der Bürgerkapelle<br />

Schlanders, das Verbandsehrenzeichen<br />

in Großgold erhielt. Mit stehenden Ovationen<br />

wurde ihm dafür herzlich gedankt.<br />

Die Jugendleiterin Anni Steiner wurde für<br />

ihren bereits 10-jährigen Einsatz zum Wohle<br />

der Jugend und des Nachwuchses der Bürgerkapelle<br />

Schlanders mit dem Verdienstzeichen<br />

in Silber des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen geehrt.<br />

Cäcilienfeier der BK Schlanders: v.l. Obmann Manfred Horrer, Michael Pohl, Kpm.<br />

Georg Horrer, Anni Steiner, Bürgermeister Dieter Pinggera, Heinrich Donner<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 35


Musikpanorama<br />

Cäcilienfeier der Stadtmusikkapelle Meran<br />

Aufführung der „St. Verena-<br />

Messe“ von Armin Kofler -<br />

Ehrungen<br />

Ehrungen bei der Stadtmusikkapelle Meran: (v.l.) Stefan Bertoldi,<br />

Kapellmeister Martin Graber, Markus Gufler, Obfrau Elfriede Egger,<br />

Felix Brugger<br />

Die Stadtmusikkapelle Meran<br />

führte anlässlich ihrer<br />

Cäcilienfeier beim Festgottesdienst<br />

in der St. Nikolaus<br />

- Pfarrkirche unter der<br />

Leitung von Kapellmeister<br />

Martin Graber die „St. Verena-Messe“<br />

von Armin Kofler<br />

auf. Der AVS Meran, der<br />

gleichzeitig seine Jahresmesse<br />

feierte, zeigte dazu<br />

Naturbilder, die wunderbar<br />

mit der Musik verschmolzen.<br />

Der anschließende weltliche<br />

Teil der Feier fand im<br />

Nikolaussaal in Anwesenheit zahlreicher<br />

Ehrengäste, darunter Bürgermeister Paul<br />

Rösch, Dekan Hans Pamer und Altdekan<br />

Schönthaler, statt. Der Obmannstellvertreter<br />

des VSM, Albert Zerzer, führte zusammen<br />

mit Kapellmeister Martin Graber<br />

und Obfrau Elfriede Egger die Ehrung von<br />

drei Musikanten durch, die 15 von den<br />

20 Jahren der Stadtmusikkapelle<br />

mitgetragen haben, nicht<br />

nur als Musikant, sondern<br />

auch in verschiedenen Funktionen<br />

im Ausschuss. Stefan<br />

Bertoldi war einige Jahre Jugendleiter,<br />

Felix Brugger bekleidet<br />

seit Jahren das Amt<br />

des Kassiers und Markus Gufler,<br />

Kapellmeister-Stellvertreter<br />

und Rechungsrevisor, hat<br />

2014 interimsmäßig das Amt<br />

des Kapellmeisters übernommen<br />

und so den Fortbestand<br />

der Stadtmusikkapelle gesichert.<br />

Alle drei Musikanten<br />

sind große Vorbilder in der<br />

noch jungen Stadtmusikkapelle,<br />

die am 30. November<br />

1996 gegründet wurde. Ihnen wurde mit<br />

einem großen Applaus gedankt.<br />

Stadtmusikkapelle Meran –<br />

Elfriede Egger<br />

Vollversammlung der MK Andreas Hofer – St. Leonhard<br />

Neue Mitglieder und Neuwahl des Ausschusses<br />

Der neugewählte Ausschuss der MK Andreas Hofer: Claudia Pircher, Markus<br />

Eschgfäller, Julia Tschöll, Thomas Pichler, Katharina Ennemoser und Siegfried Haller.<br />

Kapellmeister Erich Abler, Konrad Pfitscher, Elisabeth Ploner Wohlfarter. Es fehlt<br />

Thomas Schölzhorn (Foto: Bernadette Pfeifer).<br />

Anlässlich ihrer Vollversammlung konnte<br />

die Musikkapelle „Andreas Hofer“ – St.<br />

Leonhard auf ein erfolgreiches Musikjahr<br />

2016 zurückblicken. Insgesamt 11 kirchliche<br />

Feiern wurden mitgestaltet sowie15<br />

Gastkonzerte in und außerhalb St. Leonhard<br />

gegeben. Drei Tage waren die Musikanten<br />

zum Neujahranspielen unterwegs.<br />

Zudem traf man sich zu 31 Voll-,<br />

12 Teilproben und 2 Marschproben. Den<br />

Glanzpunkt des Jahres bildete das Osterkonzert.<br />

Leider mussten die Kameraden<br />

im August von einem langgedienten Musikanten<br />

Abschied nehmen; als Vollblutmusikant<br />

hatte Toni Fauner über 18 Jahre<br />

lang die Kapelle bereichert.<br />

Die Geselligkeit kam beim Kameradschaftsabend,<br />

beim Winterausflug, beim Grillnachmittag<br />

und beim Cäcilienessen nicht zu<br />

kurz. Das Jaufenburgfest wurde gemeinsam<br />

mit der Schützenkompanie Andreas<br />

Hofer organisiert und zum Ötztaler Radmarathon<br />

das zweitägige Musikfest ausgerichtet.<br />

Drei Tage war die Kapelle zu<br />

Gast in Öflingen (Baden-Württemberg).<br />

Im vergangenen Jahr konnten 3 junge<br />

Musikanten und eine Marketenderin aufgenommen<br />

werden. Somit sind 19 Jungmusikanten<br />

im Alter von 11 bis 18 Jahren<br />

in der Kapelle; 5 davon bilden den<br />

Jugendausschuss. Die Wahl des neuen<br />

Ausschusses ging problemlos über die<br />

Bühne. Thomas Pichler übernahm nochmals<br />

für die nächsten drei Jahre die Funktion<br />

des Obmanns.<br />

Musikkapelle Andreas Hofer –<br />

Bernadette Pfeifer<br />

36<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Musikkapelle Prissian feiert den Cäciliensonntag<br />

Ehrung der Prissianer Musikanten: (v.l.) Kapellmeister Elmar Windegger, Martin<br />

Matscher, Georg Gamper, Obmann-Stellvertreter Alfred Unterholzner, Bürgermeister<br />

Christoph Matscher.<br />

Rückschau auf erfolgreiches Jahr - Ehrung<br />

von Musikanten<br />

Mit einem Aperitif auf dem Dorfplatz, begleitet<br />

von Marschklängen, wurde der Festtag<br />

am vergangenen 20. November feier-<br />

lich eingeleitet, bevor es in den Bürgersaal<br />

zum gemeinsamen Essen ging.Obmann<br />

Georg Gamper konnte dazu viele Ehrengäste<br />

begrüßen, darunter Bürgermeister<br />

Christoph Matscher, Ehrenmitglied Anton<br />

Windegger, Kulturreferentin Olivia Holzner,<br />

den Obmann der Raiffeisenkasse Tisens,<br />

Elmar Windegger, den Präsident des<br />

Tourismusvereins Tisens-Prissian, Thomas<br />

Knoll, sowie M.llo Stefano Azzolini, Kommandant<br />

der örtlichen Carabinieri-Station.<br />

Mit Freude teilte Jugendleiter Kurt Dirler<br />

mit, dass zurzeit 16 Jugendliche ein Instrument<br />

erlernen. Mit musikalischen Einlagen<br />

haben diese dann auch die Feier<br />

verschönert.<br />

Martin Matscher wurde für seine 15-jährige<br />

Mitgliedschaft in der Kapelle mit dem<br />

VSM-Ehrenzeichen in Bronze ausgezeichnet<br />

und Georg Gamper, der nun schon 25<br />

Jahre aktiv im Verein ist, mit dem Ehrenzeichen<br />

in Silber. Zwischendurch gab Kapellmeister<br />

Elmar Windegger eine kurze<br />

Rückschau und Obmann Georg Gamper<br />

bedankte sich für die vielfältige Unterstützung<br />

der Kapelle. Die Ehrengäste fanden<br />

ihrerseits in den Grußworten lobende<br />

Worte für die Tätigkeit der Musikkapelle.<br />

Mit einem Abend-Gottesdienst in der St.<br />

Martinskirche, mitgestaltet von einer Bläsergruppe,<br />

wurde der Festtag beendet.<br />

Musikkapelle Prissian<br />

Tag der heiligen Cäcilia in Terlan<br />

Rückblick – Ehrungen - Neuaufnahme<br />

Zum Festtag der Hl. Cäcilia, Patronin der<br />

Musikanten und Sänger, gestaltete die<br />

Musikkapelle Terlan in der Pfarrkirche gemeinsam<br />

mit dem Pfarrchor den Festgottesdienst.<br />

Anschließend trafen sich die Musikanten<br />

zum traditionellen gemeinsamen<br />

Mittagessen, das auch Gelegenheit bot, auf<br />

das vergangene musikalische Jahr zurückzublicken.<br />

Die gelungenen Auftritte wie das<br />

Osterkonzert, Spargelfest und Hofkonzert<br />

zählen ebenso zur „Positiv-Bilanz“ der Kapelle<br />

wie der Fleiß und die Disziplin und der<br />

gute Zusammenhalt innerhalb des Vereins.<br />

„Musizieren ist gesund und dient als Ausgleich<br />

zum stressigen Alltag“, so Obmann<br />

Seebacher, der sich nicht nur bei den Musikanten<br />

bedankte, sondern auch bei allen<br />

Unterstützern und Förderern der Kapelle.<br />

Zu diesem besonderen Anlass gehört auch<br />

immer die Ehrung von verdienten Musikanten,<br />

die über viele Jahre einen wichtigen<br />

Beitrag für den Verein leisten. So<br />

Reinhold Höller und Florian Huber (mit Urkunde v. l.) wurden anlässlich der<br />

Cäcilienfeier der MK Terlan für ihre 25-jährige Mitgliedschaft geehrt – im Bild mit<br />

Obmann Elmar Seebacher (links) und Kapellmeister Günther Graber.<br />

wurden Florian Huber und Reinhold Höller<br />

mit dem Ehrenzeichen in Silber für ihre<br />

nun schon 25 Jahre währende Mitgliedschaft<br />

ausgezeichnet. Neu in den Reihen<br />

der Musikkapelle Terlan begrüßt wurde<br />

Marketenderin Martina Gatscher. Othmar<br />

Palese hingegen nahm nach 41 Jahren<br />

seinen Abschied als aktiver Musikant. Als<br />

Dankeschön für seinen wertvollen Einsatz<br />

überreichte ihm Obmann Elmar Seebacher<br />

unter dem Applaus der Musikantenkollegen<br />

einen Holzdruck und eine Holzfigur<br />

der heiligen Cäcilia.<br />

Musikkapelle Terlan<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 37


Musikpanorama<br />

Festgottesdienst und Ehrungen am Cäciliensonntag<br />

Musikkapelle Naturns feiert das erfolgreiche<br />

Musikjahr 2016<br />

Um auch dem „Musi-Jahr“ einen schönen<br />

Abschluss zu geben und der Schutzpatronin,<br />

der heiligen Cäcilia, dafür zu danken,<br />

gestaltete die Musikkapelle Naturns gemeinsam<br />

mit dem Kirchenchor den Festgottesdienst<br />

in der Pfarrkirche von Naturns<br />

besonders feierlich. Anschließend<br />

traf man sich im kleinen Saal des Bürgerund<br />

Rathauses zum weltlichen Teil der<br />

Feier, in deren Rahmen vier Mitglieder für<br />

ihre langjährige Tätigkeit bei der Musikkapelle<br />

Naturns geehrt wurden. Flötistin Judith<br />

Leiter nahm das Verbandsehrenzeichen<br />

in Bronze für 15 Jahre Mitgliedschaft<br />

entgegen. Germar Schweitzer und Martin<br />

Wenter erhielten für 25 aktive Jahre das<br />

Verbandsehrenzeichen in Silber. 50 Jahre<br />

heißt ein Leben lang Musikant sein, und so<br />

konnte auch heuer wieder mit Albert Gruber<br />

einem Musikanten aus den Reihen der<br />

Ehrung verdienter Mitglieder der MK Naturns. (v.l.) Obmann Roman Tumler, Judith<br />

Leiter, Germar Schweitzer, Veronika Schnitzer, Martin Wenter, Christa und Albert<br />

Gruber, Kapellmeister Dietmar Rainer<br />

Musikkapelle Naturns das Ehrenzeichen in<br />

Groß-Gold verliehen werden.<br />

Die Geehrten wurden von Obmann Roman<br />

Tumler und dessen Stellvertreterin Veronika<br />

Schnitzer wie auch vom Ehrenobmann des<br />

Bezirkes Meran, Hermann Wenter, mit witzigen<br />

Anekdoten und anerkennenden Worten<br />

unter dem lang anhaltenden Applaus aller<br />

Anwesenden für ihren Dienst gewürdigt.<br />

Wie jedes Jahr stand dann das gemütliche<br />

Miteinander im Mittelpunkt der Cäcilienfeier.<br />

MK Naturns – Stefanie Pföstl<br />

Ehrung für langjährige Mitglieder der Zwölfmalgreiner<br />

Walter Canestrini, Heinrich Rottensteiner<br />

und Franz Mock 50 Jahre dabei<br />

Die MK Zwölfmalgreien lud Anfang Dezember<br />

ihre Mitglieder samt Partnern, Ehrenmitgliedern<br />

und Marketenderinnen sowie<br />

einige Ehrengäste zur Cäcilienfeier ein.<br />

Bei der Feier, welche die Jugendkapelle<br />

musikalisch umrahmte, wurden mehrere<br />

verdiente Mitglieder der Kapelle geehrt.<br />

Besonders erfreulich war die Auszeichnung<br />

von Walter Canestrini, der seit 50<br />

Jahren mitspielt. Christian Schwarz, Obmannstellvertreter<br />

des VSM, nahm die<br />

Ehrung vor und überreichte ihm die Urkunde<br />

und das große Ehrenzeichen in<br />

Gold des VSM. Stefan Declara übergab<br />

Walter Canestrini zum Zeichen der Anerkennung<br />

eine Taschenuhr. Auch Heinrich<br />

Rottensteiner und Franz Mock bekamen<br />

für ihre mehr als 50-jährige Mitgliedschaft<br />

nachträglich eine Taschenuhr geschenkt.<br />

Für 25 Jahre Tätigkeit im Vereinsvorstand<br />

erhielt Wolfgang Kranzer das Verdienstzeichen<br />

in Silber des VSM. Julia Peintner<br />

wurde für 15 Jahre Mitgliedschaft in<br />

der Kapelle mit der Urkunde und dem<br />

Ehrenzeichen in Bronze des VSM ausgezeichnet.<br />

Vereinsintern wurden Verena<br />

Karbon und Fabian Pernter für 10<br />

Jahre Mitgliedschaft mit einer Brosche<br />

bzw. einem Tuchring geehrt.<br />

Brigitte Thurner<br />

Die MK Zwölfmalgreien ehrte ihre verdienten Mitglieder: (stehend v.l.) Kapellmeister<br />

Stefan Aichner, VSM-Obmannstellvertreter Christian Schwarz, Walter Canestrini, Franz<br />

Mock, Heinrich Rottensteiner, Wolfgang Kranzer; vorne (v.l.): Julia Peintner, Fabian<br />

Pernter, Verena Karon, Obmann Stefan Declara (Foto: © Oliver Oppitz)<br />

38<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Die „Muskitos“ begeistern!<br />

Konzert der gemeinsamen Jugendkapelle<br />

der Musikkapellen Percha und Reischach<br />

Seit nunmehr sechs Jahren besteht eine<br />

erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen<br />

den Musikkapellen aus Percha und Reischach<br />

in Sachen Jugendarbeit. Die JuKa<br />

„Muskitos“, bestehend aus 45 jungen Musikanten<br />

aus den beiden Nachbarorten,<br />

wusste unter der musikalischen Leitung<br />

von Pepi Fauster, Michael Oberrauch und<br />

Vigil Kronbichler auch in diesem Jahr das<br />

Publikum im vollbesetzten „Haus am Anger“<br />

in Reischach zu begeistern.<br />

Mit Werken von John Williams, George<br />

Gershwin oder Melodien aus TV-Serien „The<br />

Muppet Show“, „Two and half man“ und<br />

anderem mehr, vermochten die jungen Musiker<br />

das Publikum zu überzeugen – und<br />

auch der Spaß am gemeinsamen Muszieren<br />

kam dabei nicht zu kurz. Die organisatorischen<br />

Fäden zogen die beiden Jugendleiter<br />

Ruth Oberschmied (MK Reischach)<br />

und Franz Josef Steiner (MK Percha).<br />

JuKa Muskitos<br />

Begeisterung war beim Konzert der „Muskitos“ sowohl bei den Jungmusikanten als<br />

auch beim Publikum zu spüren.<br />

MK Niederdorf wählt „neuen“ Vorstand<br />

Generationswechsel bei der Vereinsführung<br />

im Blick<br />

Obmann Robert Burger, Schriftführer Florian<br />

Tschurtschenthaler, Jugendleiter Alois<br />

Fauster und Kapellmeister Stephan Niederegger<br />

blickten in ihren Tätigkeitsberichten<br />

auf ein erfolgreiches Musikjahr zurück.<br />

Dank der musikalischen Erfolge, des<br />

guten Zusammenhalts untereinander, des<br />

wichtigen Rückhalts im Dorf und der großzügigen<br />

Unterstützung von Seiten der öffentlichen<br />

Hand und Sponsoren stehe die<br />

Kapelle gut da, zeigte sich der Obmann zufrieden.<br />

Gemeinsam mit 4 der 5 Vorstandsmitglieder<br />

stellte er sich der Wiederwahl.<br />

Einstimmig wurde der Vorstand gewählt:<br />

Robert Burger (Obmann, Stabführer, Instrumentenwart),<br />

Florian Tschurtschenthaler<br />

(Obmann-Stellvertreter, Jugendleiter, Notenarchivar),<br />

Alois Fauster (Schriftführer<br />

und EDV), Raimund Hittler (Kassier) und<br />

die Beiräte Sonja Irenberger und Günther<br />

Kamelger. Der Kapellmeister ist Rechtsmit-<br />

Der neu gewählte bzw. bestätigte Ausschuss der MK Niederdorf: (v.l.) Raimund<br />

Hittler, Günther Kamelger, Florian Tschurtschenthaler, Sonja Irenberger, Robert<br />

Burger, Alois Fauster und Stephan Niederegger<br />

glied des Vereinsvorstandes. Elisabeth Eisendle<br />

und Erich Kopfsguter wurden mit<br />

der Rechnungsprüfung beauftragt.<br />

In den kommenden 3 Jahren gelte es, einen<br />

Generationswechsel in der Vereinsführung<br />

vorzubereiten, damit die Verantwortung<br />

in jüngere Hände gelegt werden<br />

könne, erklärte Obmann Robert Burger und<br />

bedankte sich für das Vertrauen.<br />

MK Niederdorf<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 39


Musikpanorama<br />

Doppelter Führungswechsel bei<br />

der Musikkapelle Kiens<br />

Andreas Pramstraller übernimmt den Taktstock<br />

- Florian Graf ist neuer Obmann<br />

Die Cäcilienfeier am 20. November 2016<br />

bildete den Abschluss des Musikjahres<br />

der Musikkapelle Kiens. Gleichzeitig war<br />

es auch der letzte Auftritt unter der Leitung<br />

von Simone Rungger aus Schabs. Nach<br />

drei Jahren übergibt sie den Taktstock an<br />

Bezirkskapellmeister Andreas Pramstraller<br />

aus Rasen. Das erste Konzert unter seiner<br />

Leitung ist das Frühjahrskonzert am<br />

13. Mai <strong>2017</strong>. Zum zweiten Führungswechsel<br />

kam es am 25. November 2016.<br />

Bei der außerordentlichen Vollversammlung<br />

wurde der Ausschuss neu gewählt.<br />

Die Mitglieder der Musikkapelle bedankten<br />

sich beim scheidenden Vorstand für<br />

den unermüdlichen Einsatz und die vielen<br />

Stunden, die zum Wohle des Vereins<br />

investiert wurden.<br />

Florian Graf wird der neue Obmann der<br />

Kapelle. Er folgt auf Sabine Unterpertinger,<br />

die nach 6 Jahren das Amt der Obfrau<br />

niederlegte. Die Ausschussmitglieder<br />

für die kommenden drei Jahren sind Ulrich<br />

Seebacher (Kassier), Sabine Unterpertinger<br />

(Schriftführerin), Markus Engl (Notenwart),<br />

Doris Gatterer (Instrumenten – und<br />

Trachtenwart), Peter Kammerer (Jugendleiter),<br />

Maria Willeit (Jugendleiterin) und Nadia<br />

Mairvongrasspeinten (Medienreferentin).<br />

MK Kiens<br />

1. Reihe von links: Doris Gatterer, Nadia Mairvongrasspeinten, Maria Willeit, Sabine<br />

Unterpertinger; 2. Reihe von links: Markus Engl, Andreas Pramstraller, Florian Graf,<br />

Peter Kammerer, Ulrich Seebacher<br />

Cäciliafeier der Bürgerkapelle Obermais<br />

Verdiente Musikanten geehrt<br />

Am 19. November 2016, fand die traditionelle<br />

Cäciliafeier der Bürgerkapelle Obermais<br />

statt. Obmann Alfred Furlan begrüßte<br />

dazu alle aktiven Musikantinnen und Musikanten<br />

mit ihren Partnern, Ehrenamtsmitglieder,<br />

die Altmitglieder und einige Ehrengäste.<br />

Mit einer Gedenkminute wurde<br />

zunächst des im September verstorbenen<br />

Altmitglieds Hans Vetter gedacht. Höhepunkt<br />

der Feier waren die Ehrungen einiger Mu-<br />

sikanten für ihre langjährige musikalische<br />

Tätigkeit. Christoph Neumann (gr.Trommel)<br />

wurde für 25 Jahre Tätigkeit geehrt;<br />

er erhielt das VSM-Ehrenzeihen in Silber.<br />

Für seine 50 Jahre währende verdienstvolle<br />

Tätigkeit bei der Bürgerkapelle wurde Jakob<br />

Irsara (Tenorsaxophon) mit dem Ehrenzeichen<br />

des VSM in Groß Gold ausgezeichnet.<br />

Der Höhepunkt der Cäciliafeier war sicherlich<br />

die Überreichung der Ehrenurkunde in<br />

Groß Gold am Bande an Hans Lochmann,<br />

der Mitte der 50er-Jahre als Klarinettist zur<br />

Bürgerkapelle Obermais kam, für seine nun<br />

schon 60-jährige Treue zum Verein. Als erster<br />

Musikant in der Geschichte der Bürgerkapelle<br />

Obermais erhielt Hans Lochmann<br />

diese hohe Auszeichnung des Verbandes<br />

Südtiroler Musikkapellen, vertreten durch<br />

Bezirksobmann Albert Klotzner. Alle Anwesenden<br />

quittierten die Ehrung mit begeistertem<br />

Applaus. Allen Geehrten wünschen die<br />

Musikkameraden noch viele gesellige Jahre<br />

in der Bürgerkapelle Obermais.<br />

Bürgerkapelle Obermais<br />

Bei der Ehrung verdienter Musikanten der BK Obermais: (v.l.) VSM- Bezirksobmann Albert Klotzner, Silvia und Christoph<br />

Neumann, Marianne und Jakob Irsara, Waltraud und Hans Lochmann, Obmann Alfred Furlan, Kapellmeister Oskar Ilmer<br />

40<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Pater Haspinger Musikkapelle unter neuer Führung<br />

Jahreshauptversammlung mit Neuwahl des<br />

Ausschusses<br />

Nach 2 Amtsperioden stellte sich Obmann<br />

Andreas Walder nicht mehr der Wiederwahl.<br />

In der Jahreshauptversammlung,<br />

die traditionell am 8. Dezember stattfand,<br />

wurde der bisherige Vereinskassier Benedikt<br />

Kahn zu seinem Nachfolger gewählt.<br />

Zudem wurde der Vorstand erweitert, um<br />

die Aufgabenbereiche noch besser aufteilen<br />

zu können. Dem neuen Obmann stehen<br />

in den nächsten 3 Jahren Harald Taschler<br />

als Stellvertreter, die Kassierin Elisa Sinner,<br />

die Schriftführerin Franziska Felderer, der<br />

Jugendleiter Elias Lamp, der Noten- und<br />

Instrumentenwart Gert Steinwandter, der<br />

Zeugwart Siegfried Lamp sowie die Beiräte<br />

Sabrina Schwingshackl, Franz Felderer<br />

und Stefan Selbenbacher zur Seite.<br />

Neben dem Jugendleiter wird ein weiterer<br />

Vertreter des Jugendausschusses (Komitee<br />

der Jungmusikanten) als „Stimme der<br />

Jugend“ zu den Vorstandsitzungen eingeladen.<br />

Das Pfingstkonzert am 3. Juni,<br />

das traditionelle Herz-Jesu-Fest am 25.<br />

Juni sowie die Teilnahme am Bezirksmu-<br />

Der neue Vorstand<br />

der Pater Haspinger<br />

Musikkapelle<br />

St. Martin/Gsies<br />

mit Obmann<br />

Benedikt Kahn und<br />

Kapellmeister Daniel<br />

Niederegger (vorne<br />

Zweiter und Dritter<br />

v.l.)<br />

sikfest Anfang August in Toblach und die<br />

Aufnahme einer eigenen CD sind die Höhepunkte<br />

des Musikjahres <strong>2017</strong>, freut sich<br />

Kapellmeister Daniel Niederegger, der seit<br />

2 Jahren die Kapelle dirigiert.<br />

(sn)<br />

Ein Jubiläumskonzert der besonderen Art<br />

Auf ein erfolgreiches erstes Jahrzehnt kann die Jugendkapelle Afing – im Bild beim Jubiläumskonzert - zurückblicken.<br />

10 Jahre „Afinger Jungdudler“<br />

10 Jahre Afinger Jungdudler – dieses besondere<br />

Jubiläum feierte die Jugendkapelle<br />

Afing mit zahlreichen Besuchern am 19.<br />

November 2016 in der voll besetzten Aula<br />

Magna in Jenesien zusammen mit der Kindersinggruppe<br />

Afing. Nach intensiver Vorbereitungszeit<br />

gaben die Kinder ein vielfältiges<br />

Programm zum Besten. Höhepunkt<br />

im ersten Teil des Konzertes war die Uraufführung<br />

von „First flight“ des Rittner Komponisten<br />

Armin Kofler. Das Stück erzählt<br />

in eindrucksvoller Weise die ersten Flugversuche<br />

eines jungen Adlers, der die Welt<br />

und Natur zu entdecken beginnt. Den zweiten<br />

Teil des Konzertes gestalteten die Afinger<br />

Jungdudler und die Kindersinggruppe<br />

Afing gemeinsam mit bekannten Melodien –<br />

ein besonderer Moment für die Kinder und<br />

Konzertbesucher. Zum Schluss bedankte<br />

sich Jugendleiter Tobias Tammerle bei allen,<br />

die zum Gelingen des Konzertes beigetragen<br />

haben und ließ das Konzert mit der<br />

Zugabe „Mein Heimatland“ mit tatkräftiger<br />

Unterstützung des Publikums ausklingen.<br />

Beim anschließenden Buffet und Umtrunk<br />

wurde dann ausgiebig auf das Jubiläum der<br />

Afinger Jungdudler angestoßen.<br />

Jugendkapelle Afing<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 41


Musikpanorama<br />

Dreimal Gold für Algunder Musikanten<br />

Ehrung anlässlich des Dreikönigskonzerts<br />

Mit dem 69. Dreikönigskonzert im Kursaal<br />

von Meran ist die Algunder Musikkapelle<br />

am 6. Jänner in das neue Jahr gestartet.<br />

(s. Konzertbericht S.26) Im Rahmen des<br />

anschließenden Festessens im Algunder<br />

Thalguterhaus gab es für einige Mitglieder<br />

besonderen Grund zum Feiern. Jonas Pichler<br />

(Horn) spielte zum ersten Mal beim<br />

Dreikönigskonzert mit. Er erhielt von Obmann<br />

Andreas Theiner ein Exemplar der<br />

Vereinschronik der Algunder Musikkapelle.<br />

Drei Mitglieder erhielten für ihr 40-jähriges<br />

Mitwirken bei den „Algundern“ das Ehrenzeichen<br />

in Gold des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen: Andreas Unterweger (Tenorsaxophon),<br />

Luis Haller (Horn) und Martin<br />

Winterholer (Tuba) spielen seit dem Jahr<br />

1977 bei der Kapelle mit und haben unzählige<br />

Stunden ihrer Freizeit ehrenamtlich<br />

dem Verein gewidmet. Mit Leo Schmider<br />

verabschiedete Obmann Andreas Theiner<br />

Drei Musikanten erhielten für 40 Jahre Mitgliedschaft das VSM-<br />

Verbandsehrenzeichen in Gold – im Bild v. l.: Obmann Andreas Theiner, Andreas<br />

Unterweger, Luis Haller, Martin Winterholer und Kapellmeister Christian Laimer.<br />

schließlich auch einen Musikanten, der im<br />

Laufe des vergangenen Jahres nach 50<br />

Jahren seine Tätigkeit bei der Algunder<br />

Musikkapelle beendet hatte. Zudem erinnerte<br />

Theiner an den im Juni verstorbenen<br />

Musikkollegen Luis Holzner, der bis zuletzt<br />

aktives Mitglied der Kapelle war.<br />

Algunder Musikkapelle<br />

Verdiente Musikanten geehrt<br />

Musikkapelle und Kirchenchor von Teis feiern<br />

den Cäciliensonntag<br />

Die Musikkapelle und der Kirchenchor von<br />

Teis haben gemeinsam den Tag der Heiligen<br />

Cäcilia gefeiert. Bei der vom Kirchenchor<br />

feierlich gestalteten heiligen Messe<br />

dankte Pfarrer Paul Faller dem Chor und<br />

der Musikkapelle für ihr Wirken. Nach der<br />

Messfeier spielte die Musikapelle auf dem<br />

Kirchplatz ein Marschständchen. Bei der<br />

anschließenden Cäcilienfeier im Vereinshaus<br />

von Teis begrüßten die Obmänner<br />

Gottfried Gläserer (Chor) und Bernhard<br />

Kasseroler (Musikkapelle) die Mitglieder<br />

und Ehrengäste. Bürgermeister Peter<br />

Pernthaler würdigte die Bedeutung der<br />

beiden Vereine für die Dorfgemeinschaft.<br />

Ein besonderer Höhepunkt war die Ehrung<br />

verdienter Musikanten. Der Bezirksstabführer<br />

des Verbandes Südtiroler Musikkapellen,<br />

Oskar Zingerle, und Kapellmeister Walter<br />

Aichner überreichten Richard Leitner das<br />

Große Ehrenzeichen in Gold und die Ehrenurkunde<br />

für seine 50-jährige Mitgliedschaft<br />

in der Musikkapelle. Darüber hinaus<br />

ist Richard als Chorbläser und Mitglied der<br />

Teiser Tanzlmusig musikalisch sehr aktiv;<br />

er führte zudem 26 Jahre lang das Amt<br />

des Stabführers aus. Verena Fischnaller<br />

wurde für ihre 15-jährige Mitgliedschaft<br />

mit dem Ehrenzeichen in Bronze geehrt.<br />

Die Geehrten wurden für ihre Verdienste<br />

mit großem Applaus bedacht.<br />

Musikkapelle Teis<br />

Cäcilienfeier der MK Teis: (v.l.) Bernhard Kasseroler (Obmann), Verena<br />

Fischnaller, Walter Aichner (Kapellmeister), Richard Leitner, Oskar Zingerle (VSM-<br />

Bezirksstabführer).<br />

42<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Advent mit der Musikkapelle und dem Kirchenchor Vahrn<br />

Mit adventlichen Weisen und Liedern sowie mit der Weihnachtsgeschichte „Vom Dunkel ins Licht“ setzten die Musikkapelle und<br />

der Kirchenchor Vahrn ein deutliches Zeichen der Solidarität.<br />

Benefizkonzert zugunsten von „Südtirol<br />

hilft“<br />

Zu einem Benefizkonzert zugunsten von<br />

„Südtirol hilft“ luden der Kirchenchor<br />

und die Musikkapelle Vahrn in die Freinademetz-Kirche<br />

in Milland am 2. Adventsonntag<br />

ein. Wie abwechslungsreich Musik<br />

in der Vorweihnachtszeit sein kann,<br />

zeigte das Konzertprogramm der Musikkapelle<br />

und des Kirchenchores. Feierliche<br />

Blechbläserfanfaren, stimmige Holz- und<br />

Blechbläserweisen waren ebenso dabei<br />

wie einzigartige und bekannte Volks- und<br />

Weihnachtslieder. Einen besonderen Höhepunkt<br />

bildete die Weihnachtsgeschichte<br />

„Vom Dunkel ins Licht“, bei der neben<br />

dem Chor und der Musikkapelle auch die<br />

Schauspieler Andreas und Mara Zingerle<br />

ihren Auftritt hatten. Bei dieser Erstaufführung<br />

in Südtirol war auch der Komponist<br />

Kurt Gäble anwesend. Die Dialoge<br />

zwischen dem alten müden König<br />

Melchior und dem jungen stets aufmunternden<br />

Balthasar, eingebettet in einfühlsame<br />

Melodien, regten viele Besucher<br />

zum Nachdenken über den wahren Sinn<br />

von Advent und Weihnachten an. Der<br />

Publikumsandrang war groß und die Kirche<br />

bis auf den letzten Platz besetzt. Am<br />

Ende gab es lang anhaltenden Applaus<br />

und auch die Spende von 2.355,19 Euro<br />

für „Südtirol hilft“ konnte sich sehen lassen.<br />

Das Motto des Abends „Vom Dunkel<br />

ins Licht“ wirkt somit über das Konzert hinaus<br />

und wird Menschen, denen es nicht<br />

so gut geht, etwas Licht in ihr Leben bringen<br />

können.<br />

MK Vahrn<br />

Musik verbindet<br />

Gemeinschaftsprojet der Bürgerkapelle<br />

Sterzing und der Musikkapelle Schmirn<br />

(Nordtirol)<br />

Am 11. und 13. November 2016 gaben die<br />

Bürgerkapelle Sterzing und die Nordtiroler<br />

Musikkapelle Schmirn ein gemeinsames<br />

Kirchenkonzert. Auf Wunsch von Kapellmeister<br />

Roland Fidler hatte die Bürgerkapelle<br />

Sterzing eine Partnermusikkapelle aus<br />

dem Nachbarbundesland für ein gemeinsames<br />

Projekt gesucht. Die Musikkapelle<br />

Schmirn unter der musikalischen Leitung<br />

von Benedikt Eller sagte mit Begeisterung<br />

zu. Wie es der Zufall will, war es die Kapelle<br />

aus dem Heimatort des Sterzinger Kapellmeisters.Zunächst<br />

probte jede Kapelle zu<br />

Hause im eigenen Probelokal; Gelegenheit,<br />

den jeweils anderen Kapellmeister kennenzulernen<br />

und die Musikstücke unter dessen<br />

musikalischer Führung einzustudieren.<br />

Die gemeinsame Generalprobe fand<br />

auf halbem Weg, in Gries am Brenner statt.<br />

Diese diente dazu, ein Gefühl für das Zusammenspiel<br />

von über 80 Musikantinnen<br />

und Musikanten zu bekommen und letzte<br />

musikalische Abstimmungen vorzunehmen.<br />

Am 11. November 2016 wurde schließlich<br />

das erste der beiden Konzerte in der Pfarrkirche<br />

von Schmirn abgehalten. Viele Musikbegeisterten<br />

fanden sich ein, um diesem<br />

besonderen Ereignis beizuwohnen und einige<br />

kamen gleich noch einmal zur zweiten<br />

Aufführung, die am darauffolgenden Sonntag,<br />

13. November 2016, in der Pfarrkirche<br />

von Sterzing stattfand. Dekan Josef Knapp<br />

eröffnete mit besinnlichen Worten das Konzert,<br />

das von beiden Kapellmeistern abwechselnd<br />

dirigiert wurde. Nicht nur bei den beteiligten<br />

Musikanten, auch beim Publikum<br />

stieß das Projekt auf große Begeisterung.<br />

Bürgerkapelle Sterzing<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 43


Vorweg<br />

Aktion Verzicht<br />

„Mach mit!“<br />

Die Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit, bestimmte<br />

Dinge und Verhaltensmuster zu hinterfragen<br />

auch unseren Beziehungen“, sagt Peter<br />

Koler vom Forum Prävention, das gemeinsam<br />

mit der Caritas, dem Katholischen Familienverband,<br />

dem deutschen und ladinischen<br />

Bildungsressort und<br />

der Arbeitsgemeinschaft der<br />

Jugenddienste von Anfang an<br />

zu den Trägern der Aktion zählt.<br />

Werte hinterfragen und festigen<br />

Die genannten Einrichtungen gründeten<br />

im Jahr 2004 die „Aktion Verzicht“<br />

mit dem Ziel, während der Fastenzeit<br />

Gewohntes kritisch zu hinterfragen und<br />

sich mit den Werten des Lebens auseinanderzusetzen.<br />

Ihnen haben sich von Jahr zu Jahr mehr<br />

Institutionen, Einrichtungen und Vereine<br />

angeschlossen, heuer sind es insgesamt<br />

59. Die „Aktion Verzicht <strong>2017</strong>“ beginnt<br />

am Aschermittwoch, dem 1. März, und<br />

endet am Karsamstag, dem 15. April. Die<br />

Mitmach-Angebote werden heuer erstmals<br />

über Facebook gepostet und sollen von<br />

möglichst vielen geteilt werden. Gleichzeitig<br />

wird aber auch wie gewohnt über Plakate,<br />

Radio und Inserate auf die Aktion<br />

aufmerksam gemacht und es werden verschiedene<br />

Mitmach-Initiativen angeboten.<br />

Diesen Aufruf werden insgesamt 59 Südtiroler<br />

Einrichtungen im Rahmen der „Aktion<br />

Verzicht <strong>2017</strong>“ an die Südtiroler Bevölkerung<br />

richten und dazu täglich konkrete Angebote<br />

aufzeigen, die jeder teilen und bei denen jeder<br />

mitmachen kann. Der Verzicht-Gedanke<br />

rückt dabei wieder mehr in den Mittelpunkt.<br />

„Die Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit,<br />

bestimmte Dinge und Verhaltensmuster zu<br />

hinterfragen, die wir gewohnt sind. Es sind<br />

dies die klassischen Konsumgewohnheiten<br />

wie Kaffee trinken, Alkohol trinken oder Süßigkeiten<br />

naschen, aber auch Errungenschaften<br />

unserer Zeit, wie das Auto, der<br />

Computer oder das Handy. Alle diese Dinge<br />

machen das Leben meistens angenehm,<br />

schaden aber unter Umständen der Umwelt,<br />

unserer Gesundheit und manchmal<br />

Auf der Internetseite www.kontaktco.at/aktionverzicht/bz/ueberblick.php kann man<br />

sich einen Überblick zur Aktion verschaffen.<br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />

Ihre Beiträge für die Heimatpflege senden Sie bitte an: rottensteiner.sylvia@gmail.com<br />

Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie mich unter folgender Nummer: 347 0325027 (Sylvia Rottensteiner)<br />

44<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Das Thema<br />

Heimatpflege<br />

Unverantwortliche<br />

Bannzonenverschiebung in Tramin<br />

Der Heimatpflegeverband Südtirol spricht sich gegen eine Umwidmung aus.<br />

Josef Oberhofer St. Valentin-Kirche Der alte Weg zwischen Tramin, Rungg<br />

und Kurtatsch<br />

„Bannzonen sind Gebiete, die besonderen<br />

baurechtlichen Einschränkungen<br />

unterliegen. Die Errichtung neuer oberirdischer<br />

Gebäude bzw. die Erweiterung<br />

von Gebäuden ist in diesen Zonen in der<br />

Regel untersagt. [… Damit soll] das für<br />

Südtirol charakteristische Siedlungsbild<br />

erhalten bleiben.“ (Zitat aus den Rechtsgrundlagen<br />

des Landschaftsschutzes)<br />

Zudem dämmen die Regulierungen<br />

eine mögliche Zersiedelung ein und sie<br />

schützen die Umgebung von kulturhistorisch<br />

bedeutsamen, landschaftsprägenden<br />

Anlagen (Schlösser, Burgen,<br />

Kirchen usw.) vor Verbauung, damit der<br />

Blick auf diese Anlagen freigehalten wird.<br />

Die Bannzonen umfassen in der Regel<br />

wertvolle Kulturgüter; Verbauung und Zersiedelung<br />

würden einen Verlust für die<br />

landwirtschaftliche Nutzung bedeuten.<br />

Experten haben festgestellt, dass die<br />

Abänderung des Landschaftsplanes in<br />

Tramin die Verkleinerung der Bannzone<br />

vorsieht, und zwar hinter der St.<br />

Valentins-Kirche mit Friedhof, die unter<br />

Denkmalschutz steht. Insofern ist<br />

der Heimatpflegeverband Südtirol aus<br />

folgenden Gründen gegen die Bannzonenverschiebung:<br />

1. Die Ansicht auf die St. Valentins-Kirche<br />

nimmt erheblichen Schaden durch die<br />

Verschiebung der Bannzone und durch<br />

eine zukünftige Bebauung in diesem<br />

Areal.<br />

2. Durch die angestrebte Verkleinerung<br />

der Bannzone würde auch der alte Weg<br />

zwischen Tramin, Rungg und Kurtatsch<br />

wieder um ein Stück aus der Bannzone<br />

herausgenommen. Dieses öffentliche<br />

Gut mit den Natursteinmauern muss<br />

erhalten bleiben, und dieser Abschnitt<br />

darf nicht Privatinteressen geopfert<br />

werden! Da heute schon eine Zufahrt<br />

über den bestehenden Hof gewährleistet<br />

und dieser unterirdisch erschlossen<br />

ist, könnte auch ein angrenzendes<br />

Gebäude noch unterirdisch erschlossen<br />

werden.<br />

3. 25 m bzw. 485 m² sind in diesem Bereich<br />

als viel mehr zu betrachten als nur<br />

einige Meter bzw. Quadratmeter. 25 m<br />

können nicht marginal sein, wenn hinter<br />

einem Kleinod wie St. Valentin ein<br />

neuer geschlossener Hof entstehen soll<br />

mit Mindestausmassen von 1000 m³,<br />

zusätzlichen Ferienwohnungen und<br />

landwirtschaftlichen Gebäuden, wo wir<br />

heute weder die Architekten noch Planer<br />

kennen und annehmen müssen,<br />

dass dort ein Gebäude entstehen wird,<br />

das keinerlei Berechtigung hat, das Ensemble<br />

von St. Valentin so nachhaltig<br />

zu stören.<br />

4. Der vormalige Umbau des „Panorma“<br />

neben St. Jakob in Kastelaz oberhalb<br />

von Tramin führt uns vor Augen, welche<br />

gravierende Folgen Genehmigungen von<br />

Seiten der öffentlichen Verwaltung haben,<br />

wenn private Wünsche über das<br />

Gemeinwohl gestellt werden.<br />

Aus den genannten Gründen spricht<br />

sich der Heimatpflegeverband Südtirol<br />

ganz entschieden gegen die Verkleinerung<br />

der Bannzone aus und appelliert an<br />

die Entscheidungsträger in der Gemeinde<br />

Tramin, das Vorhaben zu überdenken und<br />

sich für den Erhalt dieses einzigartigen Ensembles<br />

zu entscheiden.<br />

Josef Oberhofer, Geschäftsführer<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 45


Informiert & Reflktiert<br />

„Kultur kennt keine Grenzen“<br />

Aus einem Festvortrag von Hans Roth, ehm. Geschäftsführer<br />

des Bayrischen Landesvereins für Heimatpflege<br />

Die Kontakte zwischen den Heimatpflegeverbänden<br />

gilt es weiter zu verstärken<br />

und zu vertiefen, […] denn es geht um die<br />

gemeinsamen Aufgaben und Ziele, das kulturelle<br />

Erbe zu erhalten und künftigen Generationen<br />

möglichst ungeschmälert weiterzuvermitteln:<br />

Es geht um die Gestaltung<br />

unseres Lebensraumes, es geht darum, das<br />

Bewusstsein der Menschen für ihre Umwelt,<br />

für die Natur- und Kulturlandschaft zu<br />

schärfen und dem Raubbau, der Verschandelung<br />

und drohenden Verlusten wirkungsvoll<br />

zu begegnen.<br />

Dazu ist es notwendig, zwischen den<br />

heimatpflegerischen Organisationen über<br />

die Grenzen hinweg Erfahrungen auszutauschen,<br />

Strategien zu entwickeln, Arbeitsschwerpunkte<br />

zu schaffen und voneinander<br />

zu lernen. Denn: Kultur kennt keine<br />

Grenzen, womit ich vor allem den gemeinsamen<br />

Einsatz für die gewachsene Kultur<br />

unserer Regionen meine. In einer Zeit<br />

des zäh sich vereinigenden Europa, des<br />

Abendlandes, wie man einmal sagte, wird<br />

der Blick wieder geöffnet und gerichtet auf<br />

das gemeinsame kulturelle Erbe, das sich<br />

unabhängig von politischen Grenzen entwickelt<br />

hat. Der Maler Oskar Kokoschka<br />

prägte einmal das kluge Wort:<br />

Europa ist kein geographischer,<br />

sondern ein kultureller Weltteil<br />

Kultur ist etwas Lebendiges, entwickelt<br />

sich über Jahre und Jahrhunderte hinweg<br />

weiter, zur Kultur gehört damit notwendig<br />

auch die Besinnung auf die Ursprünge, die<br />

Tradition. Viele Menschen verstehen unter<br />

Kultur nur Theater, Sinfonieorchester,<br />

große Austellungsevents, vielleicht noch<br />

überregionale Museen. Kultur ist mehr,<br />

Kultur ist gestaltetes Leben. Das ist auch<br />

der mitmenschliche Umgang, die Kultur<br />

des Kleidens, des Wohnens, des Essens,<br />

des Gesprächs, des Handelns, des Bauens,<br />

des sich Einordnens in die Gemeinschaft,<br />

des Unterordnens in das Vorgegebene,<br />

des verantwortungsvollen Umgangs<br />

Blick von Vellau auf das Etschtal<br />

mit unserem materiellen und immateriellen,<br />

dem geistigen Erbe. […]<br />

„Heimat ist dort, wo ich verstehe<br />

und verstanden werde.“<br />

Die Bürger suchen ihre Wurzeln und<br />

ihre Heimat, wo sie ihre Traditionen, ihr<br />

Brauchtum, ihre Mundart und Sprache<br />

pflegen können. „Heimat“, so hat es der<br />

Philosoph Karl Jaspers formuliert, „ist dort,<br />

wo ich verstehe und verstanden werde“.<br />

[…] Weltoffenheit und Heimatliebe sind<br />

keine Gegensätze, sondern ergänzen sich in<br />

idealer Weise: Nur der kann seinen Nachbarn<br />

verstehen, der seinen eigenen Standpunkt<br />

gefunden hat.<br />

Kultur entsteht in kleinen<br />

Räumen<br />

Kultur entsteht und wächst nun einmal<br />

in ihrer ganzen Vielfalt vor allem in den kleinen<br />

Räumen. Kulturpolitik ist, so verstanden,<br />

auch Kommunalpolitik. Die kulturell<br />

unterschiedlich ausgerichteten Kommunen<br />

prägen die Vielfalt heimatlicher, regionaler<br />

wie überregionaler Kultur. Wir von der Heimatpflege<br />

verstehen unsere Aufgabe als<br />

regionale Kulturpflege und deshalb werden<br />

diese Aufgaben stets möglichst ortsnah<br />

wahrgenommen. Dabei gilt es immer,<br />

den Blick auf das Ganze zu richten, auf<br />

das gesamte kulturelle Erbe, auf die Natur-<br />

und Kulturlandschaft, auf die bedeutenden<br />

Bauwerke ebenso wie auf das bescheidene<br />

Flurdenkmal am Wegesrand.<br />

Deshalb befindet sich die Heimatpflege<br />

seit ihrem Bestehen im Spannungsfeld von<br />

Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Gegner<br />

werfen uns vor, wir würden am liebsten<br />

unser Land, unsere Altstädte und Dörfer<br />

unter einen Glassturz stellen und jede<br />

Entwicklung verhindern wollen. Sie sehen<br />

in uns weltfremde, engstirnige Käuze, die<br />

sich nur in die Vergangenheit flüchten. Das<br />

sind Missverständnisse, die sich schon im<br />

Begriff Heimatpflege auftun. […]<br />

Ich frage mich immer wieder:<br />

War es vergebens?<br />

Da bestehen unsere Organisationen und<br />

Verbände seit fünfzig, siebzig, der bayrische<br />

Landesverein seit 98 Jahren – und die Probleme<br />

haben sich nicht verändert, die täglichen<br />

Herausforderungen sind mehr, der<br />

Druck ist wesentlich stärker geworden, der<br />

46<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Heimatpflege<br />

St. Johann in Taufers im Münstertal<br />

Klaussee (Ahrntal)<br />

Weinhof Sand (unterhalb Jenesien)<br />

Raubbau an unserer Naturlandschaft hält<br />

unvermindert an, mit Unverständnis wird<br />

unseren Forderungen, Mahnungen, Argumenten<br />

oft begegnet. Hat unsere pluralistische<br />

Gesellschaft nichts gelernt, haben<br />

die Verantwortlichen nichts begriffen?<br />

Aber allein schon, dass es unsere Organisationen<br />

gibt, dass man inzwischen<br />

weiß, hier haben wir sicher mit dem Widerstand<br />

der Heimatpflege zu rechnen, bleibt<br />

manches im Vorfeld ungeschehen. Gäbe es<br />

uns nicht als die ständigen Warner, Mahner,<br />

die Überzeugungsarbeit leisten und<br />

Alternativen anbieten – wie sähe es aus<br />

in unseren Ländern? […]<br />

Heimat in einer globalen,<br />

in einer vernetzten Welt!<br />

Der befürchteten Nivellierung des Eigenständigen<br />

auf europäischer Ebene<br />

kann nur begegnet werden, wenn in der<br />

eigenen Region die Verantwortung wieder<br />

wächst für das Eigenständige, wenn der<br />

„heimatliche Geist“ nicht fehlt, den man<br />

dazu braucht. Die Heimatpflege und regionale<br />

Kulturpflege hat die Aufgabe, kulturelle<br />

Traditionen nicht nur zu pflegen,<br />

sondern sie weiterzuentwickeln, sie neu<br />

zu interpretieren und aktuelle Themen<br />

aufzugreifen. Es gilt zum Beispiel nicht<br />

nur, das überlieferte Brauchtum zu pflegen<br />

und beratend zu begleiten, sondern<br />

immer wieder mit neuer Sinngebung zu<br />

erfüllen. Wenn der Sinn eines Brauchtums<br />

fehlt, wird der Brauch sinnlos, wird<br />

ein Brauch missbraucht, wird das Brauchtum<br />

zur Folklore, zur reinen Darbietung,<br />

zur Attraktion. Deshalb habe ich auch wenig<br />

Verständnis für die Wiederbelebung<br />

von Bräuchen, die längst vergangen sind.<br />

Sie lassen sich selten mit unserer Lebenswirklichkeit<br />

vereinigen und sind Exhumierungen<br />

für die Forschung, aber nicht<br />

für das Leben. Sehr wohl aber entstehen<br />

neue Bräuche, die Sinn und Lebenshilfe<br />

geben können. […]<br />

„Heimat, das ist der Traum<br />

nach vorwärts“.<br />

Heimat und Heimatpflege hat nichts mit<br />

Enge zu tun. Wir wissen, dass die regionale<br />

Kultur ein ganz wesentlicher Teil der europäischen<br />

Kultur ist. Aber: Es gibt deswegen<br />

noch lange keine europäische Einheitskultur<br />

und es wird sie […] niemals geben.<br />

In einem multikulturellen Eintopf darf sich<br />

Mühlbach (Gemeinde Gais)<br />

Europa niemals erschöpfen. Das Bekenntnis<br />

zur Kultur der kleinen Räume ist in Artikel<br />

128 der Maastrichter Verträge festgeschrieben:<br />

„Die Gemeinschaft leistet einen<br />

Beitrag zur Entfaltung der Kulturen der Mitgliederstaaten<br />

unter Wahrung ihrer nationalen<br />

und regionalen Vielfalt sowie gleichzeitiger<br />

Hervorhebung des gemeinsamen<br />

kulturellen Erbes“. Kultur kennt keine Grenzen.<br />

Unsere Heimatverbände verbindet das<br />

gemeinsame Anliegen und Ziel: Heimat,<br />

Natur und Umwelt für die kommenden<br />

Generationen zu bewahren. Das erfordert<br />

ein ganzheitliches Denken, denn Heimat,<br />

Natur und Kultur sind jeweils mehr als die<br />

Summe ihrer einzelnen Elemente. Der verantwortungsvolle<br />

Umgang damit stellt die<br />

ethische Herausforderung unserer Zeit dar.<br />

Kapelle Windlahn (Sarntal)<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 47


Aus Verband und Bezirken<br />

Der Kirchturm der St.-Agatha-Kirche<br />

in Lana muss restauriert werden<br />

Um die finanzielle Unterstützung seitens der Bevölkerung wird dringend ersucht<br />

Bereits in den Jahren 1991 bis 1999 wurden<br />

umfangreiche Restaurierungsarbeiten<br />

an der 1306 erstmals erwähnten St.-Agatha-Kirche<br />

auf der Wiese in Lana durchgeführt.<br />

Dabei kam u.a. eine kunsthistorische<br />

Sensation zu Tage: Archäologe Hans Nothdurfter,<br />

Mitglieder des Heimatschutzvereins<br />

Lana und der Familie Gamper, St. Agatha,<br />

legten eine frühere, aus dem 12. Jahrhundert<br />

stammende romanische Vorgängerkirche<br />

frei. Zudem wurden zahlreiche Freskenfragmente<br />

gefunden und sichergestellt.<br />

Restaurierungsarbeiten am Kirchturm<br />

dieser Kirche wurden damals nicht angegangen,<br />

da er noch in einem relativ guten<br />

Zustand war. Der heutige spitze Kirchturm<br />

wurde auf die Sakristei erst im 17. Jahrhundert<br />

aufgesetzt. Mittlerweile hat aber auch<br />

am Kirchturm der Zahn der Zeit genagt.<br />

Apfelgroße Löcher, verursacht von Specht,<br />

Holzwürmern u.ä., sind in den letzten Jahren<br />

an den Steinschieferplatten und am<br />

Kirchturmgebälk entstanden. In der Folge<br />

drang Wasser ein und das hölzerne Gebälk<br />

ist teilweise morsch und durch Fäulnis<br />

zersetzt. Aus diesem Grunde wurde in<br />

einer spektakulären Aktion nun der gesamte<br />

Kirchturmhelm mit einem Kran abgenommen.<br />

Dabei wurde von den Fachleuten<br />

und Handwerkern festgestellt, dass<br />

nicht nur die gesamten Steinschieferplatten<br />

mit der Schalung neu eingedeckt, sondern<br />

auch der gesamte Dachstuhl in Holz<br />

mit einer Höhe von ca. 6 Metern neu errichtet<br />

werden muss. Aber auch die große<br />

Turmkugel, die vier Frankengiebelkugeln,<br />

die Restaurierung des IHS an der Turmspitze,<br />

die Reinigung und Restaurierung<br />

aller Gesimse und der vier Wasserspeier,<br />

die Verputzarbeiten am Mauerwerk und<br />

die Neubemalung des Kirchturms, die<br />

Erneuerung des Blitzschutzes und sämt-<br />

liche Spenglerarbeiten müssen durchgeführt<br />

werden.<br />

Finanzielle Engpässe<br />

Die Gesamtkosten der geplanten Restaurierungsarbeiten<br />

betragen laut Kostenvoranschläge<br />

37.124,00 Euro. Der<br />

Heimatschutzverein Lana mit Obmann<br />

Albert Innerhofer sowie die Eigentümerfamilie<br />

Gamper, St.-Agatha-Hof, werden<br />

sich finanziell an den Restaurierungsarbeiten<br />

beteiligen; sie sind jedoch angesichts<br />

schwindender öffentlicher Unterstützungen<br />

und knapper Ressourcen auch<br />

auf die finanzielle Unterstützung der Bevölkerung<br />

angewiesen und ersuchen hiermit<br />

höflichst, diese notwendigen Restaurierungsarbeiten<br />

mittels einer Spende zu<br />

unterstützen.<br />

Albert Innerhofer<br />

Gedächtnisspenden können hierfür<br />

in der Pfarrkanzlei abgegeben werden<br />

oder auf das Konto vom Heimatschutzverein<br />

Lana:<br />

IT 58 L 08115 58490 000301054074,<br />

Kennwort "St. Agatha", bei der Raiffeisenkasse<br />

Lana überwiesen werden.<br />

Ein herzliches Vergelt´s Gott<br />

für jede Spende!<br />

Die Bilder zeigen den derzeitigen Zustand des Kirchturmhelms der St.-Agatha-Kirche in Lana.<br />

48<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Altes neu entdeckt<br />

Heimatpflege<br />

Filz – ein uralter Werkstoff<br />

Gefilztes erfreut sich zunehmender Beliebtheit<br />

Es heißt, dass Filz älter sei als alle anderen<br />

textilen Gewebe. Funde belegen sowohl<br />

fortgeschrittene Fertigungsmethoden<br />

als auch eine vielseitige Verwendung. Das<br />

Material wurde bei den Mongolen und den<br />

Tibetern beispielsweise nicht nur für die<br />

Kleidung, sondern auch für die Herstellung<br />

von Gebrauchsgegenständen verwendet<br />

wie etwa Zelte. Filz ist dehnbar,<br />

druckelastisch und widerstandsfähig; es<br />

ist folglich nicht verwunderlich, dass er<br />

in jüngerer Zeit für die Gebrauchskunst<br />

wiederentdeckt wurde. Schals, Jacken,<br />

Westen, Hüte, Hausschuhe und Pantoffeln,<br />

aber auch figürliche Arbeiten erfreuen<br />

sich zunehmender Beliebtheit. Dabei<br />

sind der gestalterischen Ausführung<br />

kaum Grenzen gesetzt.<br />

Ein kleiner Weihnachtsmarkt mit ausschließlich<br />

handgefertigten Produkten<br />

hat jüngst mein Interesse an dieser alten<br />

Handwerkskunst geweckt. Seitdem<br />

vervollständigt ein modischer Hut mein<br />

Winteroutfit und bunte Pantoffeln sorgen<br />

während der kalten Jahreszeit für<br />

warme Füße. Rosmarie Lantschner aus<br />

Steinegg erklärt mir die Grundregeln der<br />

Herstellung.<br />

Zwei Arten des Filzens<br />

Grundausstattung beim Filzen: Wollflies, Seifenwasser, einfache Werkzeuge und<br />

Model zum Walken und Formen (Foto: Sylvia Rottensteiner)<br />

Man unterscheidet beim Filzen zwischen<br />

Nass- und Trockenfilzen. In Kombination<br />

mit warmem Wasser und Seife<br />

wird beim Nassfilzen aus Wollflies durch<br />

gleichzeitiges Walken ein textiles Flächengebilde<br />

erzeugt. Dabei verkeilen sich die<br />

durch Wärme und alkalische Zusätze aufgestellten<br />

Schuppen des Grundmaterials<br />

so stark ineinander, dass sie sich nicht<br />

mehr lösen. Das Werkstück schrumpft<br />

beträchtlich. Aus der entstandenen Fläche<br />

kann Rosmarie Lantschner dann die<br />

endgültige Form nahtlos in einem Stück<br />

herausgearbeitet. Sie betont, dass Walkfilze<br />

reine Naturprodukte sind und folglich<br />

biologisch abbaubar. Sie selbst verwendet<br />

die Wolle aus der hauseigenen<br />

Schafzucht, mischt bei besonderen Stücken<br />

aber auch Merinowolle bei.<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 49


Altes neu entdeckt<br />

Beim Trockenfilzen wird die trockene<br />

Wolle mit speziellen Filznadeln in eine<br />

Form gebracht. Durch wiederholtes Einstechen<br />

werden die Fasern miteinander<br />

verschlungen und eventuell anschließend<br />

chemisch oder mit Wasserdampf nachbehandelt.<br />

Beim Nadelfilz handelt es sich<br />

um die heute übliche industrielle Herstellungsweise.<br />

Sie ermöglicht auch die Einarbeitung<br />

anderer Fasern ohne Schuppenstruktur<br />

wie beispielsweise Polyester.<br />

Schritt für Schritt<br />

Die Wolle wird anfangs in kleine Stücke<br />

gezupft und dachziegelartig in mehreren<br />

übereinander liegenden Lagen ausgebreitet.<br />

Dabei wird der Stoff immer wieder mit<br />

warmem Seifenwasser benetzt. Wenn alle<br />

Lagen ordentlich liegen, kommt die Bewegung.<br />

Erst langsam und vorsichtig die<br />

Hände über die Wollfläche gleiten lassen,<br />

dann immer fester, bis sich die Wollfasern<br />

gut verbunden haben. Immer wieder gießt<br />

Rosmarie Lantschner Seifenwasser auf<br />

das Filzstück. Am Ende rollt sie das Filzstück<br />

hin und her, sie walkt es. Bei diesem<br />

Vorgang schrumpft die Fläche nochmals<br />

und wird noch fester und kräftiger.<br />

Am Schluss wird die Seife ausgespült, die<br />

ansonsten die Wolle angreift. Ein Schuss<br />

Essig beim letzten Spülgang rundet die<br />

Herstellung ab.<br />

Eigenschaften von Filz<br />

Filz verfügt über eine hohe Isolationsfähigkeit:<br />

Nicht nur gegen Kälte isoliert das<br />

Material, sondern auch gegen die Hitze.<br />

Nun erschließt sich mir auch der Sinn<br />

der in allen Formen und Farben anzutreffenden<br />

„Saunamützen“, die vor allem häufige<br />

Saunagänger gerne beim Schwitzen<br />

tragen. Zudem hat Filz die Fähigkeit, Flüssigkeit<br />

aufzunehmen und wieder abzugeben,<br />

im Schweißbad durchaus förderlich.<br />

In der Regel ist Filz nicht entflammbar;<br />

auch bei direkter Feuereinwirkung wird<br />

der Stoff allenfalls verkohlen.<br />

Sylvia Rottensteiner<br />

Ein Blick in den Schrank mit<br />

Rohmaterialien und bereits fertigen<br />

Produkten (Foto: Sylvia Rottensteiner)<br />

Sowohl Gebrauchs- als auch<br />

Ziergegenstände gehören zu Rosmarie<br />

Lantschners Repertoire. (Foto: Sylvia<br />

Rottensteiner)<br />

50<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Rundschau<br />

Heimatpflege<br />

Gaulsänger gestalten<br />

Benefizkonzert für Brandopfer<br />

„Eine besinnliche Stunde im Advent“ …<br />

Musik, Gesang und Gedichte im Zeichen gelebter Solidarität: Alfred Sagmeister, Walter Schönweger, Martha Schrötter, Marlene<br />

Platter, Maria Theresia Rufinatscha, Theresia Paris, Maria Sagmeister, Maria Sulzer, Helmuth Gruber und Anna Lanthaler (v.l.)<br />

… so lautete das Motto der Benefizveranstaltung,<br />

welche kürzlich im Pfarrsaal von<br />

Tscherms über die Bühne ging. Sänger, Musikanten<br />

und Erzähler, sie alle stellten sich<br />

in den Dienst einer guten Sache.<br />

Die Gaulsänger − Martha Schrötter, Marlene<br />

Platter, Maria Theresia Rufinatscha,<br />

Theresia Paris, Maria Sagmeister − sowie<br />

der Zweigesang Maria Sulzer und Helmuth<br />

Gruber erfreuten mit weihnachtlichen Weisen.<br />

Dazu erklangen Flöte und Gitarre so-<br />

wie Raffele und Harmonika, dargeboten<br />

von Alfred Sagmeister und Walter Schönweger.<br />

Anna Lanthaler aus dem Passeiertal<br />

trug stimmige Mundartgedichte und Geschichten<br />

vor. Maria Sulzer führte durch<br />

den beschaulichen Adventnachmittag, welcher<br />

mit dem gemeinsam gesungenen Andachtsjodler<br />

seinen Ausklang fand.<br />

Die eingegangenen freiwilligen Spenden<br />

gehen zur Gänze an die Brandopfer<br />

von Tscherms.<br />

Ein besonderes Dankeschön geht an<br />

die Pfarrverantwortliche Christine Fiegl<br />

für die unentgeltliche Bereitstellung des<br />

Pfarrsaals, an Gotthard Terrabona für die<br />

Plakate und an die Gärtnerei Wielander<br />

für den Blumenschmuck.<br />

Danke den fleißigen Helfern, die zum<br />

guten Gelingen beigetragen haben: Christl,<br />

Helene und Toni Schrötter, Horst Rufinatscha,<br />

Egon Dibiasi und Hermann<br />

Weger.<br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />

Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des <strong>KulturFenster</strong>s ist<br />

Freitag, 17. März <strong>2017</strong>. Bitte Termin genau beachten!<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 51


Rundschau<br />

Geistliche Feierstunde „Heiligste Nacht“<br />

Pfarrchor Lana mit Orchester und Kinderchor der<br />

Musikschule Lana musizieren gemeinsam<br />

Ein besonderes Weihnachtskonzert gab<br />

es kürzlich in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt<br />

in Niederlana. Das schmucke Gotteshaus<br />

mit dem berühmten „Schnatterpeck-<br />

Altar“ war bis zum letzten Platz gefüllt;<br />

äußerst viele Zuhörer waren gekommen,<br />

um dieser geistlichen Feierstunde „Heiligste<br />

Nacht“ beizuwohnen.<br />

Der Pfarrchor Lana – unter der Leitung<br />

von Ingrid Rieder − und das erweiterte<br />

Pfarrorchester mit Bläsern der<br />

Bürgerkapelle Lana − geleitet von Josef<br />

Höhn − gaben gemeinsam mit dem Kinderchor<br />

der Musikschule Lana − Leitung<br />

Christine Obwexer − ein stimmungsvolles<br />

Konzert zur Weihnachszeit. Zum Auftakt<br />

erklang das erhabene „Concerto grosso<br />

<strong>Nr</strong>. 8“ von Arcangelo Corelli, wunderbar<br />

dargeboten vom Pfarrorchester Lana mit<br />

Streichern, Bläsern und Harmonium. Es<br />

folgten wohlbekannte Weihnachtslieder,<br />

u.a. „Lieb Nachtigall wach auf“, „Kommt<br />

wir gehn nach Bethlehem“, „Schönstes<br />

Kindlein, „Es ist ein Ros` entsprungen“,<br />

„Kommet ihr Hirten“, allesamt in Bearbeitung<br />

von Norbert Studnitzky. Dekan P. P.<br />

Unterhofer OT begleitete mit Worten aus<br />

dem Weihnachtsevangelium die geistliche<br />

Feierstunde. Die Gesamtleitung hatte Ingrid<br />

Rieder inne.<br />

Pfarrchor Lana feiert das Fest der Hl. Cäcilie<br />

Ehrung verdienter Mitglieder<br />

Kürzlich feierte der Pfarrchor Lana in<br />

der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Niederlana<br />

das Fest der Hl. Cäcilia. Unter der<br />

Leitung von Ingrid Rieder und Organistin<br />

Heidi Nock kam die „Missa Sancti Jacobi“<br />

von Stefan Trenner zur Aufführung.<br />

Die außerkirchliche Feier mit dem traditionellen<br />

Festessen fand auch heuer wieder<br />

im Deutsch-Orden-Konvent statt. Dekan<br />

P. Peter Unterhofer OT begrüßte die<br />

gesamte Sängerschar und dankte für ihren<br />

wertvollen Einsatz im Dienste der Kirchenmusik.<br />

Zur Feier waren auch P. Oswald<br />

Vienna OT und Ehrenchorleiter Engelbert<br />

Perkmann gekommen.<br />

Im Rahmen der Feier wurden wiederum<br />

verdiente Chormitglieder ausgezeichnet.<br />

Geehrt wurde Ingrid Rieder für ihre 10jährige<br />

Tätigkeit als Chorleiterin. Chorobmann<br />

Richard Passler erhielt die Urkunde für 15<br />

Jahre musikalisches Wirken im Chor; Ingeborg<br />

Kompatscher Ladurner wurde für<br />

ihre 25jährige aktive Mitgliedschaft ausgezeichnet.<br />

Eine Ehrenurkunde gab es<br />

für Notburga Gruber für 40 Jahre Singen<br />

im Chor zur Ehre und zum Lobe Gottes.<br />

Chorleiterin Ingrid Rieder, Chor-Obmann Richard Passler, Notburga Gruber, Ingeborg<br />

Kompatscher Ladurner und Dekan P. Peter Unterhofer OT (v.l.)<br />

52<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Arge Lebendige Tracht<br />

Heimatpflege<br />

Stutzer, Schmelbm,<br />

Schesselscholder…<br />

Neues Trachtenbuch für Kastelruth gibt Auskunft<br />

abgesehen vom ausführlich behandelten<br />

geschichtlichen Werdegang, die vielen<br />

verschiedenen Trachten in Wort und<br />

Bild genauestens dar. Besonders wertvoll<br />

ist die jeweils praktische Anleitung dazu,<br />

wie die Tracht angezogen, das Tüchl gefältelt,<br />

die Haare aufgesteckt gehören. Und<br />

welchen Schmuck trägt der Mann auf seinem<br />

Hut, wie wird das Seidentüchl um<br />

den Hals getragen? Bis ins kleinste Detail<br />

wird alles Schritt für Schritt fachmännisch<br />

vorgeführt. So wird altüberliefertes Wissen<br />

an jüngere Generationen weitergegeben.<br />

Die Pflege der Tracht schließt Band 1 ab.<br />

Gelebtes Brauchtum<br />

Christoph Gasser und Christine Rier mit dem neuen Werk über die Tracht in<br />

Kastelruth<br />

Wer eine Tracht nur von ihrer historischen<br />

oder wirtschaftlichen Seite her<br />

sieht, ist sicherlich auf dem Holzweg. Wer<br />

aber in eine heute noch relativ lebendige<br />

Trachtenlandschaft hineingeboren wurde,<br />

mit der Tracht aufgewachsen ist und sie<br />

selbst mit Überzeugung trägt, der spürt,<br />

was für eine faszinierende Ausstrahlung<br />

von diesem besonderen Gewand ausgeht,<br />

wie viel Geschichte, Handwerk, Volkskultur<br />

und Brauchtum in ihr leben.<br />

Dies trifft auf den Autor Christoph Gasser<br />

in ganz besonderer Weise zu. Deshalb<br />

ist sein neues Trachtenbuch nicht nur eine<br />

äußerst fundierte historische Abhandlung,<br />

sondern Kastelruther Trachtengeschichte<br />

pur: erlebt und gelebt.<br />

Perfekte<br />

Trachtendokumentation<br />

Christoph Gasser, langjähriges geschätztes<br />

Mitglied unserer Arbeitsgemeinschaft<br />

Lebendige Tracht, hat in jahrelanger Arbeit<br />

alles über die Tracht in Kastelruth<br />

zusammengetragen. In Band 1 stellt er,<br />

In Kastelruth findet religiöses und weltliches<br />

Brauchtum auch heute noch mit<br />

der Tracht ihren Ausdruck. Wer hat nicht<br />

schon von der farbenprächtigen Fronleichnamsprozession<br />

gehört oder vom einmaligen<br />

Kastelruther Hochzeitszug? Von<br />

der Wiege bis zur Bahre ist genau überliefert,<br />

welche Tracht zu welchem Anlass<br />

getragen wird. Deshalb ist diesem Thema<br />

ein ausführliches Kapitel gewidmet. Dass<br />

das auch schon in der Vergangenheit so<br />

war, davon zeugt die umfangreiche, interessante<br />

Bilddokumentation in Band 2.<br />

Rühriger Heimatpflegeverein<br />

Dem Heimatpflegeverein Schlern als<br />

Herausgeber kann man zu diesem gelungenen,<br />

beispielhaften Werk nur gratulieren!<br />

Deren Vorsitzende Christine Rier,<br />

auch jahrzehntelanges Mitglied der Arbeitsgemeinschaft<br />

Lebendige Tracht, war die<br />

treibende Kraft für die Realisierung dieses<br />

zweibändigen Werkes zur „Tracht in<br />

Kastelruth. Ursprünge, Entwicklung und<br />

Vielfalt“. Es kann beim Heimatpflegeverein<br />

Schlern, in den Geschäften Atlas in Kastelruth<br />

und ABC in Seis sowie bei Weger<br />

in Brixen erworben werden.<br />

Agnes Andergassen<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 53


Arge Volkstanz<br />

Winterlehrgang 2016<br />

Alle Jahre am 26. Dezember war es wieder soweit: Im Haus der Familie in Lichtenstern<br />

am Ritten wurde der Winterlehrgang der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz abgehalten<br />

Alle Teilnehmer des Winterlehrganges in ihren schmucken Trachten<br />

142 Tänzerinnen und Musikanten aus Südtirol,<br />

Nord- und Osttirol, Salzburg, Kärnten,<br />

Wien, Oberösterreich, der Steiermark, dem<br />

Burgenland, dem Elsass und der Schweiz<br />

machten sich auf den Weg, um eine Woche<br />

lang zu tanzen, zu musizieren, neue Freunde<br />

kennen zu lernen und die letzten Tage des<br />

Jahres 2016 gebührend zu feiern.<br />

Das Hauptaugenmerk lag dabei sicher<br />

immer bei den Tiroler Tänzen, die von Reinhard<br />

Hofer und Werner Mittermair gekonnt<br />

an den Mann bzw. die Frau gebracht wurden.<br />

Die passende Musik dazu lieferten Maria<br />

Zemmer und Hanna Beikircher.<br />

Erfrischung aus Irland<br />

Als erfrischende Abwechslung dazu gab<br />

es jeden Tag eine Einheit irischer Tänze. Die<br />

zwei waschechten Irinnen Sarah Groughan<br />

und Martina Deloughery leiteten diese bravourös.<br />

Mit viel Einsatz versuchten sie aus<br />

dem bodenständigen alpenländischen Walzerschritt<br />

einen leichtfüßigen irischen Walzerschritt<br />

zu machen – ansatzweise waren<br />

Erfolge zu verbuchen.<br />

Zahlreiche Referenten<br />

Die Musikanten wurden unter der Federführung<br />

von Markus Hochkofler und Stephanie<br />

Macheiner von folgenden Referenten in<br />

die Künste der Volksmusik eingeführt bzw.<br />

konnten an den ihren feilen: Reinhard Gusenbauer,<br />

Daniela Mayrlechner, Nicole Brugger,<br />

Christian Oberlojer, Johanna Dumfart,<br />

Fabian Steindl und Gabriel Fahrngruber.<br />

Ergänzendes…<br />

Bei Musik und Tanz darf der Gesang<br />

natürlich nicht fehlen: Robert Mur brachte<br />

wie schon letztes Jahr mit viel Schwung<br />

die gesanglichen Seiten der Tänzer und<br />

Musikanten zum Klingen. Wer auch seine<br />

handwerkliche Seite hervorbringen wollte,<br />

konnte dies in der Kleingruppe „Kreativwerkstatt<br />

Holz“ mit Felix Trientbacher tun.<br />

Es wurde fleißig gehobelt, gesägt und eingebrannt,<br />

bis alle Erinnerungsstücke an<br />

diesen Winterlehrgang fertig waren. Auch<br />

in den Kleingruppen Platteln, Singen und<br />

Stepdance wurde die eine oder andere Fähigkeit<br />

ausgebaut und vertieft.<br />

Abwechslungsreiches<br />

Kinderprogramm<br />

Auch den teilnehmenden Kindern wurde<br />

ein buntes Programm geboten: Andrea Mittermair<br />

betreute „ihre“ Kinderschar liebevoll<br />

und abwechslungsreich, sodass auch<br />

diese sich rundum wohlfühlten und einen<br />

Einblick in die Welt des Volkstanzes und<br />

der Volksmusik erhielten.<br />

Vieles und noch mehr…<br />

Für das Abendprogramm wie auch die<br />

Gesamtleitung waren Michael Niederstätter<br />

und Eva Klotzner zuständig. So gab es<br />

einen kleinen Besuch einiger Schnappviecher<br />

aus dem Traminer Egetmannumzug,<br />

die einen kleinen Einblick in diesen einmaligen<br />

Faschingsbrauch gaben.<br />

Beim Offenen Tanzen am 29. Dezember<br />

konnten auch alle Interessierten Einblick<br />

in das „Phänomen Winterlehrgang“<br />

erhalten. Viele Freunde und Bekannte aus<br />

Nah und Fern nahmen gern die Möglichkeit<br />

an, zu guter Musik mit netten Tänzern<br />

und Tänzerinnen zu tanzen.<br />

Beim üblichen Spielenachmittag wurde,<br />

den schneearmen Bedingungen angepasst,<br />

ein Bienennachmittag abgehalten, bei dem<br />

alle Beteiligten, eingeteilt in Schwärme, ihre<br />

„fleißigen“ Bienenseiten zeigen konnten.<br />

Am Abend wurden dann mit viel Einsatz<br />

und Kreativität die interessanten Bienentänze<br />

vorgeführt, die jeder Schwarm eigens<br />

für diesen Anlass einstudiert hatte. Es<br />

zeigte sich, dass die Teilnehmer des Winterlehrgangs<br />

sehr vielseitig sind.<br />

Stimmungsvoller Jahresausklang<br />

Und so war auch diese letzte Woche des<br />

Jahres wie im Fluge vorüber. Beim Silvesterabend<br />

wurde das Erlernte vorgespielt, vorgesungen<br />

und vorgetanzt. Die wichtigsten<br />

Ereignisse wurden in Gstanzlform wiedergegeben<br />

und der eine und andere Scherz<br />

durfte natürlich auch nicht fehlen.<br />

Dann war es auch schon Zeit, vom alten<br />

Jahr Abschied zu nehmen, um das<br />

neue Jahr gebührend begrüßen zu können:<br />

Wie immer geschah das sehr stimmig<br />

mit dem Lichtensterner Fackeltanz. Beim<br />

anschließenden Silvesterbuffet blieb wie<br />

immer kein Wunsch offen und das Neue<br />

Jahr wurde mit diesem Festschmaus aufs<br />

Herzhafteste ausgekostet.<br />

Wenige Stunden später hieß es dann<br />

aber auch schon Abschiednehmen vom<br />

Winterlehrgang und allem, was dazugehört.<br />

Mit Wehmut, aber auch viel Motivation,<br />

neu Erlerntem und neuen Bekanntschaften<br />

wurde die Heimreise angetreten<br />

und in die erste Woche des neuen Jahres<br />

gestartet. Einem Jahr, das vielleicht<br />

mit einem weiteren Winterlehrgangerlebnis<br />

enden wird.<br />

Eva Klotzner<br />

54<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Heimatpflege<br />

Kennenlernen überlieferter Tänze, Lieder und Spiele<br />

Kindertanzseminar – Teil von Modul 1<br />

Am Samstag, den 19. November 2016,<br />

fand von 09.00 Uhr bis 16.00 Uhr im Vinzentinum<br />

Brixen ein Teil des Moduls 1 der<br />

Ausbildung zur Kinder- und Jugendtanzleiter/in<br />

statt. Hierfür fanden sich in der Turnhalle<br />

des Vinzentinums von Brixen 26 interessierte<br />

Frauen und sogar zwei Herren<br />

ein. Geleitet wurde das Seminar von Luisa<br />

Jaeger, welche die Teilnehmer/innen mit<br />

viel Einfühlungsvermögen und mit vielen<br />

wertvollen praktischen Tipps in die „Kunst<br />

des Kindertanzes“ einführte und dafür begeisterte.<br />

Viele der Teilnehmer/innen haben in ihrer<br />

Kindheit sicherlich viele Tänze, Lieder<br />

und Spiele erfahren dürfen. Leider sind<br />

heutzutage viele von ihnen in Vergessenheit<br />

geraten oder finden aus bestimmten<br />

Gründen kaum mehr Platz in der Gesellschaft.<br />

Einen Schwerpunkt dieses Seminars<br />

bildete daher vor allem das Kennenlernen<br />

überlieferter Tänze, Lieder und<br />

Spiele. Die Kinder- und Jugendtänze,<br />

welche an diesem Tag durchgeführt wurden,<br />

finden sich vor allem im Buch „Die<br />

Gold’ne Brücke“ sowie auch in der Mappe<br />

„Mit Kindern tanzen“. Es ist wichtig, dass<br />

die Auszubildenden die Tanzschlüssel und<br />

Tanzbeschreibungen „lesen“ und durchführen<br />

können. Luisa Jaeger hat während<br />

des Seminars immer wieder betont und<br />

darauf hingewiesen, dass die Vorschläge<br />

und Ideen, welche die Tänze beschreiben,<br />

nach Bedarf auch etwas abgeändert werden<br />

können. Somit kann auch mit Bewegung<br />

und Bewegungsformen kreativ umgegangen<br />

werden. Die künftige Aufgabe<br />

der Teilnehmenden wird es sein, solche<br />

Tänze an die Kinder und Jugendlichen<br />

weiterzugeben. Hierfür werden die entwicklungsgerechten<br />

methodisch-didaktischen<br />

Anregungen, welche sie erhalten<br />

haben, von großer Hilfe sein.<br />

Der persönliche Wunsch einer Teilnehmerin<br />

ist es, dass das Fach Musik in der<br />

Grundschule von allen Beteiligten der<br />

Schulgemeinschaft wieder aufgewertet wird.<br />

Andrea Obkircher<br />

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen<br />

des Moduls 1 in Brixen<br />

Herzblut beim Tanzen erforderlich<br />

„Kinder-und Jugendtanzleiter/innen“ − Modul 3<br />

Am 29. und 30. Oktober 2016 war es soweit.<br />

In der Fortbildungsakademie Schloss<br />

Rechtenthal ging die Ausbildungsreihe Kinder-<br />

und Jugendtanzleiter/innen mit dem Modul<br />

3 zu Ende.<br />

Das abschließende Modul 3 ist das aufwendigste<br />

der gesamten Ausbildungsreihe.<br />

Darum konnten dieses Modul auch nur maximal<br />

10 bis 12 Teilnehmer/innen besuchen.<br />

Die Teilnehmer/innen arbeiteten bei diesem<br />

Modul mit Kindern oder/und Jugendlichen.<br />

In der Einheit „Videodokumentation“ wurden<br />

sie gefilmt, wie sie mit den Probanden<br />

arbeiteten. Nachher erhielt jeder Teilnehmer<br />

eine persönliche Rückmeldung, woraus<br />

er sehr viel lernen konnte.<br />

Für die Teilnehmerinnen wurde eine<br />

14-köpfige Kindertanzgruppe aus der Umgebung<br />

von Tramin organisiert. Des Weiteren<br />

kam auch eine Jugendtanzgruppe aus<br />

dem Pustertal nach Tramin. Somit konnten<br />

die Auszubildenden tolle Erfahrungen mit<br />

Groß und Klein sammeln. Die zehn Teilnehmerinnen<br />

haben diese schwierigen Aufgaben<br />

in der Praxis sehr gut gemeistert. Die<br />

Kinder und Jugendlichen hatten viel Spaß,<br />

was sich im Nachhinein bei einer Umfrage<br />

der Probanden herausstellte.<br />

Bei diesem Modul war auch noch ein<br />

Gastreferat von Fabian Mutschlechner über<br />

Atmung und das Sprechen vorgesehen, um<br />

den Teilnehmern/innen auch zu vermitteln,<br />

wie wichtig es ist, optimal mit der Stimme zu<br />

arbeiten. Erörtert wurden die Punkte: Wie<br />

vermittle ich Sicherheit und wie gehe ich mit<br />

Aufregung um? Wie kann ich gesund lauter<br />

sprechen und wie erreiche ich meine Zuhörer,<br />

ohne auf die Stimme zu hauen? Außerdem<br />

bekamen die Teilnehmerinnen auch<br />

einen Einblick in die Tanzgeschichte und<br />

in die Entstehung der Arbeitsgruppe Kindund<br />

Jugendtanz im Alpenraum.<br />

Die zwei Referentinnen Luisa Jaeger und<br />

Monika Högl begleiteten die Teilnehmerinnen<br />

durch das Seminar und vermittelten ihnen<br />

ein großes Repertoire an Kinder- und<br />

Jugendtänzen. Monika Högl gab jeder einzelnen<br />

Teilnehmerin eine persönliche Einschätzung<br />

ihres dokumentierten Praxisnachweises.<br />

Alle Arbeiten waren sehr gut<br />

und bekamen ein positives Feedback. Die<br />

Referenten bedankten sich bei den Teilnehmerinnen<br />

für die große Mühe und für<br />

das Herzblut, das sie in diese Arbeiten gesteckt<br />

haben.<br />

Fabian Mutschlechner hatte die gesamte<br />

Kursleitung inne und Karin Mutschlechner<br />

war für die Organisation zuständig. Auch<br />

Renate Kastl leistete wertvolle Arbeit, sie<br />

organisierte die Kindertanzgruppe in Tramin<br />

und übernahm im Vorfeld die Reservierung<br />

der Fortbildungsakademie.<br />

Die Erfahrungen der Teilnehmerinnen<br />

waren durchwegs sehr positiv, denn die<br />

zwei Tage auch sehr intensiv waren. Alle<br />

fuhren zufrieden nach Hause. Die Zertifikate<br />

für den Abschuss der Ausbildungsreihe<br />

werden den Teilnehmerinnen bei der<br />

Jahresvollversammlung der ARGE Volkstanz<br />

in Südtirol im <strong>Februar</strong> <strong>2017</strong> verliehen.<br />

Fabian Mutschlechner<br />

Modul 3 – Ausbildung in Tramin<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 55


Im Gedenken<br />

Hans Roth (1938–2016)<br />

Der Sommer ist auf dem Höhepunkt. Alles strebt der Reife entgegen. „Mit gelben Birnen<br />

hänget und voll mit wilden Rosen das Land in den See“. So hat Hölderlin diese Fülle<br />

der Natur umschrieben. Abrupt geht er nach einer weiteren Zeile seines Gedichts zur<br />

Frage über: „Weh mir, wo nehm’ ich, wenn es Winter wird, die Blumen und wo den Sonnenschein<br />

und Schatten der Erde. Die Mauern steh’n schweigend und kalt.“ Schweigen<br />

übermannte uns und Kälte umfasste uns, als wir in diesen Tagen die Nachricht<br />

erhielten, Hans Roth sei gestorben. Mit ihm hat der Bayerische Landesverein für Heimatpflege<br />

eine Persönlichkeit verloren, die diesen geprägt hat, wie niemand zuvor seit<br />

den Jahren der Gründung 1902.<br />

Hans Roth hat sich von früher Jugend<br />

an vertraut gemacht mit der eigenen Heimat.<br />

Bereits 1955, im Alter von 17 Jahren,<br />

ist er dem Landesverein beigetreten. Als<br />

er in jungen Jahren zur Berufsausbildung<br />

nach München übersiedelte, hatte er schon<br />

seinen sprichwörtlichen historischen und<br />

kulturellen Wissensdurst im Gepäck, den<br />

er bei seinen Besuchen in der Geschäftsstelle<br />

und bei den Vorträgen des Vereins<br />

zu stillen suchte und der ihm ein lebensbegleitender<br />

Charakterzug war.<br />

Am 1. Oktober 1970 hat er dann als<br />

hauptamtlicher Mitarbeiter in der Geschäftsstelle<br />

des Landesvereins begonnen.<br />

Von Anfang an war seine Überzeugung:<br />

„Heimatpflege kann man nicht<br />

am Schreibtisch verwalten!“ Das hat ihn<br />

in alle Landschaften Bayerns geführt, zu<br />

den Heimatpflegerkollegen ebenso wie<br />

in politische Gremien, die über das Wohl<br />

und Wehe von Denkmälern und archäologischen<br />

Stätten, von Ortsbildern und<br />

Kulturlandschaften zu entscheiden hatten,<br />

zu Bürgerinitiativen und Vereinen, die<br />

sich vor Ort um den Erhalt und die Entwicklung<br />

der Heimat kümmerten, zu einer<br />

Vielzahl von Veranstaltungen, bei denen<br />

er als glaubhafter Redner gefragt war.<br />

Hans Roth war eine integre Persönlichkeit,<br />

offen im Meinungsaustausch; er war<br />

einer, der seine Worte dosiert einsetzte,<br />

der vor allem auch zuhören konnte und<br />

überzeugende Gegenargumente gelten<br />

ließ. Er war stets hilfsbereit, kollegial und<br />

von menschlicher Großzügigkeit. Er verstand<br />

seine Tätigkeit beim Landesverein<br />

als Überzeugungsarbeit. Dass dies nicht<br />

auf administrative Weise geschehen kann,<br />

dass der direkte Kontakt zu den Menschen<br />

dabei wichtig – ja unabdingbar – ist, hat er<br />

eindrucksvoll bewiesen. Er hat Vertrauen<br />

genossen, weil er selbst Vertrauen in seine<br />

Mitmenschen hatte. Damit konnte er der<br />

Heimatpflege öffentliches Gehör und weitreichende<br />

Wahrnehmung verschaffen.<br />

Seine offene Freundlichkeit wussten wir<br />

alle ebenso zu schätzen wie seine Fähigkeit<br />

zur Konzentration und zur genauen<br />

und doch nie pedantischen Arbeitsweise.<br />

Er hat drei Vorsitzende des Bayerischen<br />

Landesvereins für Heimatpflege – Rudolf<br />

Hanauer, Max Streibl und mich selbst –<br />

in deren Amtszeit begleitet, war dabei ein<br />

äußerst verlässlicher Mitarbeiter und Partner,<br />

hat uns das Amt leicht gemacht und<br />

stand uns stets loyal zur Seite.<br />

Mit seinem schier unerschöpflichen<br />

Wissen und seiner Belesenheit hat Hans<br />

Roth unsere – oder zu einem guten Teil<br />

„seine“ – Zeitschrift „Schönere Heimat“<br />

über Jahrzehnte redigiert und gestaltet.<br />

Es war sein immer wieder geäußerter<br />

Ehrgeiz, ihr den Platz in den Regalen der<br />

wissenschaftlichen Bibliotheken und damit<br />

in der ernstgenommenen Publizistik<br />

zu erhalten. Auch in dieser Hinsicht war<br />

er erfolgreich.<br />

Hans Roth hat den Landesverein in<br />

wichtigen Gremien vertreten; er war unter<br />

anderem Ausschussvorsitzender im<br />

Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks,<br />

hat im Landesdenkmalrat den Regionalausschuss<br />

Oberbayern geleitet und dabei<br />

eine Reihe von denkmalpflegerischen<br />

Rettungstaten vollbracht. Im Verband der<br />

bayerischen Geschichtsvereine war er an<br />

56<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Heimatpflege<br />

Stiftskirche in Laufen an der Salzach (Bayern)<br />

vorderer Stelle engagiert, ebenso in der<br />

Bayerischen Einigung, der er lange Jahre<br />

als Beiratsmitglied angehörte.<br />

Und Hans Roth war ein Kenner Bayerns<br />

– bis in kleine Details hinein. Seine stattliche<br />

Veröffentlichungsliste in einer beeindruckenden<br />

Themenbreite zeugt davon:<br />

von mittelalterlicher und barocker Literatur<br />

über kunst- und kirchenhistorische<br />

Bereiche bis hin zu den Berchtesgadener<br />

Bergknappen reichte seine fachliche Kompetenz.<br />

Über die Zünfte und ihre Verfassungen<br />

ist Schriftliches von ihm erschienen,<br />

Marterlsprüche und Hausinschriften<br />

hat er dokumentiert und Kirchenführer geschrieben.<br />

All dies ist entstanden im Verlauf<br />

seiner ohnehin bei weitem nicht ausgeschöpften<br />

Jahresurlaube und während<br />

seltener nicht dienstlich belegter Abendstunden<br />

und Wochenenden. Hans Roth hat<br />

die bayerische Kultur, die Tradition unseres<br />

Landes und seiner Menschen in außerordentlichem<br />

Maß gefördert. Er hat seinen<br />

Beruf als Glücksfall für sich empfunden<br />

und wurde dadurch selbst zum Glücksfall.<br />

Wir vom Landesverein danken ihm<br />

deshalb für das, was er im Lauf seines Lebens<br />

weit über seine beruflichen Pflichten<br />

hinaus für die Heimatpflege in Bayern geleistet<br />

hat, für das große Werk, das er dem<br />

Landesverein und den Menschen in Bayern<br />

gewidmet hat. Dankbar sind wir ihm<br />

für seinen Fleiß, seine Liebe zum Beruf,<br />

für seine Solidarität mit den Kolleginnen<br />

und Kollegen, für die er die Verlässlichkeit<br />

in Person war. Hilfreich bei allem, was<br />

er für die Heimatpflege in Bayern bewirkt<br />

hat, waren der ihm eigene, charmant-ironische<br />

Humor und seine nie nachlassende<br />

Freundlichkeit.<br />

Hans Roth gab dem Landesverein und<br />

der Heimatpflege im Allgemeinen eine Viel-<br />

zahl an grundsätzlichen Wegweisungen. Er<br />

hat jahrzehntelang wirkungsvoll im Interesse<br />

der bayerischen Heimat gehandelt und<br />

damit eine herausragende berufliche und<br />

ehrenamtliche Lebensleistung vollbracht.<br />

Für uns alle war es Gewinn und Ehre, ihm<br />

begegnet zu sein.<br />

Bei einem häuslichen Sturz kam er zu<br />

Fall und zog sich tödliche Verletzungen zu.<br />

„Wir alle fallen“, sagt Rilke – und meint<br />

das im übertragenen Sinn. „Es ist in allen.<br />

Und doch ist einer“, fügt er hinzu, „welcher<br />

dieses Fallen unendlich sanft in seinen<br />

Händen hält“. Das ist das Tröstliche<br />

für uns, zu wissen, dass Gott Hans Roth<br />

in seinen Händen hält.<br />

In seiner Laudatio für Hans Roth bei<br />

dessen Auszeichnung mit dem oberbayerischen<br />

Kulturpreis verwies Prof. Albert<br />

Scharf, der ehemalige Intendant des Bayerischen<br />

Rundfunks, darauf, dass Dieter<br />

Wieland ein Taferl an Hans Roths Wohnhaus<br />

in Laufen an der Salzach angeregt<br />

hatte mit dem Text: „Hier wohnt Hans Roth.<br />

Ohne ihn wäre Bayern ärmer.“ Ob diese<br />

Ankündigung in die Tat umgesetzt wurde,<br />

weiß ich nicht. Ich weiß nur: Es wäre gerechtfertigt,<br />

seinen Grabstein mit der Aufschrift<br />

zu versehen: „Hier ruht Hans Roth.<br />

Ohne ihn ist Bayern ärmer.“<br />

Johann Böhm<br />

Der Nachruf gibt den Text der Trauerrede<br />

wieder, die Landtagspräsident a. D. Johann<br />

Böhm als Vorsitzender des Bayerischen<br />

Landesvereins für Heimatpflege<br />

am 22. August 2016 im Anschluss an das<br />

Requiem für Hans Roth in der Stiftskirche<br />

in Laufen an der Salzach hielt.<br />

„Heimatpflege kann man nicht am Schreibtisch verwalten!“ Dieses Motto hat Hans Roth in alle Landschaften Bayerns geführt.<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 57


•Büchertisch•<br />

Hans Grießmair<br />

Stuben und Möbel im Tiroler Bauernhaus<br />

Möbel sind nicht nur Gebrauchsgegenstände ihrer Zeit, sie vermitteln in eindrucksvoller<br />

Weise Kunst- und Kulturgeschichte. Historische Möbel faszinieren bis heute, sie<br />

sind begehrte Objekte für Sammler und Liebhaber und füllen die Ausstellungsräume und<br />

Sammlungen zahlreicher Museen. Im Athesia-Tappeiner Verlag ist zu diesem Thema<br />

eine Publikation mit dem Titel „Stuben und Möbel im Tiroler Bauernhaus“ erschienen.<br />

Autor ist der langjährige Direktor des Landesmuseums für Volkskunde in Dietenheim,<br />

Hans Grießmair. Er zeichnet die Entwicklung der Südtiroler Bauernmöbel nach –<br />

von der romanischen Baumtruhe bis hin zu den letzten Ausläufern im 19. Jahrhundert.<br />

Anlässlich dieser Neuerscheinung haben wir mit dem Autor über sein Buch, die<br />

aktuelle Situation und den Stellenwert der Südtiroler Bauernmöbel gesprochen.<br />

Herr Grießmair, Sie sind einer der<br />

führenden Experten auf dem Gebiet<br />

des „Volkstümlichen Möbels“.<br />

Als Direktor des Landesmuseums<br />

für Volkskunde haben Sie<br />

die hauseigene Sammlung mit<br />

aufgebaut. Bitte skizzieren Sie<br />

den aktuellen Stand der Möbelforschung<br />

in Südtirol.<br />

Die Erforschung von Haus und Möbel<br />

war immer und hauptsächlich<br />

beim Tiroler Volkskunstmuseum<br />

in Innsbruck angesiedelt und eine<br />

Domäne der jeweiligen Direktoren.<br />

Das Tiroler Volkskunstmuseum ist<br />

lange vor dem Ersten Weltkrieg gegründet<br />

worden und hat das gesamte<br />

Tirol zum Sammelfeld, es<br />

ist eine wahre Schatzkammer. Wir<br />

in Südtirol haben leider keine entsprechende<br />

Einrichtung und auch<br />

keinen Kunstkataster.<br />

In Südtirol rückte die Stube mit<br />

den Öfen in letzter Zeit wieder ins<br />

Blickfeld der Publikationen, weniger<br />

oder gar nicht die Bauernmöbel.<br />

Mit meinem Buch möchte ich<br />

diese „Lücke“ gerne schließen.<br />

Was genau hat Sie dazu bewogen, ein<br />

Buch über Südtiroler Bauernmöbel zu<br />

schreiben? Welche Botschaft möchten<br />

Sie dem Leser gerne mitgeben?<br />

Das Buch möchte zunächst die Botschaft<br />

vermitteln, welche Fülle von Anschauungsmaterial<br />

das Museum für Volkskunde<br />

verwahrt und ausstellt, und eine<br />

Ahnung, welche Schätze es auch in anderen<br />

Museen und in privaten Sammlungen<br />

gibt. Eine andere Botschaft lautet:<br />

Man soll die Dinge nicht nur von der<br />

Form her betrachten und beurteilen, sondern<br />

auch von der Funktion her, von der<br />

Zweckmäßigkeit. Dann wird man feststellen,<br />

dass auch dem bescheidenen Gewand eine<br />

Vollendung innewohnt. Das Bestreben, die<br />

Dinge für sich sprechen zu lassen, brachte<br />

und verleitet uns Museumsmacher leicht<br />

dazu, nur schöne, ja die schönsten Stücke<br />

auszuwählen. So könnte man naiverweise<br />

daran glauben, früher wäre alles so schön<br />

gewesen, der Hausrat und das Leben auch.<br />

Oh die gute alte Zeit!<br />

Das Buch ist reich bebildert und zeigt<br />

viele, bisher noch nie publizierte Möbelstücke.<br />

Woher stammen die abgebildeten<br />

Objekte?<br />

Die hier abgebildeten und besprochenen<br />

Möbel befinden sich größtenteils im Landesmuseum<br />

für Volkskunde in Dietenheim,<br />

meiner früheren Arbeitsstätte. Meine<br />

Nachfolgerin, Frau Alexa Untersulzner, hat<br />

in kollegialem Entgegenkommen die Verwendung<br />

des einschlägigen Materials erlaubt.<br />

Etwas vom geschuldeten<br />

Dank kommt in diesem Buch zum<br />

Ausdruck, indem viele Möbel erstmals<br />

in ausgezeichneten Aufnahmen<br />

vorgestellt werden und eine<br />

Ahnung von den umfangreichen<br />

Beständen des Museums vermittelt<br />

wird. Es sind Möbel aus einem<br />

Zeitraum von 650 Jahren! Die<br />

Zirbe für die älteste Truhe wurde<br />

im Jahre 1320 gefällt, die jüngste<br />

Truhe wurde um 1980 von einem<br />

meisterhaften Nachahmer gotischer<br />

Formen gefertigt.<br />

Herr Gunther Erhart in Meran hat<br />

in großzügiger Weise erlaubt, in<br />

seiner reichen Sammlung zu fotografieren,<br />

und hat bei der Auswahl<br />

der entsprechenden Möbel<br />

mit Rat und fachkundigen Hinweisen<br />

geholfen. Das Tiroler Volkskunstmuseum<br />

hat schöne Aufnahmen<br />

von Truhen und Kästen<br />

zur Verfügung gestellt, die uns den<br />

unvergleichlichen Reichtum regionaler<br />

Möbelstile im nördlichen<br />

Tirol vor Augen führen.<br />

Auch wenn letztendlich nur wenige Quellen<br />

genutzt wurden, so ist es doch gelungen,<br />

einen repräsentativen Querschnitt<br />

des bestehenden Repertoires zu zeigen.<br />

Wenn man von Bauernmöbeln spricht,<br />

dann stehen meist nur Truhe und Kasten<br />

im Fokus. Das Möbelinventar eines<br />

typischen Bauernhauses war aber viel<br />

breiter gefächert. Sie haben die gesamte<br />

Bandbreite in Ihrem Buch auch dokumentiert.<br />

Wie war die typische Südtiroler<br />

Stube ausgestattet?<br />

58<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Heimatpflege<br />

Der Autor Hans Grießmair<br />

Der alltägliche Sprachgebrauch und auch<br />

die gängige Literatur versteht unter dem<br />

Begriff Bauernmöbel in erster Linie, wenn<br />

nicht ausschließlich, Truhe und Kasten.<br />

Diese waren jedenfalls die Vorzeigemöbel<br />

und sind, geschnitzt oder bemalt, ein Herzstück<br />

der Volkskunst. Allerdings, und das<br />

war mir bei vorliegender Arbeit ein Anliegen,<br />

soll man die anderen, viel bescheideneren<br />

Behälter, die Salz- oder Korntruhen<br />

nicht vergessen. Diese bargen Vorräte,<br />

die den Bauern überaus wichtig und wertvoll<br />

waren.<br />

Bauernmöbel waren mehr als nur reine Gebrauchsgegenstände.<br />

Welche Informationen<br />

lassen sich für die Experten ableiten?<br />

Ja, über den alltäglichen Verwendungszweck<br />

hinaus hatten die Bauernmöbel, jedenfalls<br />

Truhe und Schrank, die Aufgabe,<br />

etwas vorzustellen. Eine Herkunft oder einen<br />

sozialen Status, zeitgebunden, ob im<br />

Gefolge der Gotik oder als Bauernbarock<br />

oder als Ausdruck der Kunstfertigkeit des<br />

heimischen oder örtlichen Handwerks. So<br />

gesehen waren Bauernmöbel auch Botschafter<br />

eines Lebensstils.<br />

Die über das rein Zweckmäßige hinaus<br />

schöner gestalteten und ausgestatteten<br />

Möbel waren in gewissen Phasen des Lebens<br />

auch in die Sphäre des Brauchtums<br />

hinauf gehoben, als wichtige Teile der Ausstattung.<br />

Der Brauch des Brautkastenführens<br />

sei erwähnt, eine schöne Hutschachtel<br />

als Minnegabe oder eine Wiege zum Einstand<br />

eines Kindes. Hier sollte man das<br />

ganze Umfeld der Einrichtung und auch<br />

der Gerätschaften im Blickfeld haben, so<br />

wie das Wort „einrichten“ auch heute seinen<br />

alten umfassenden Sinn hat. Es<br />

drückt auch Wohlbefinden aus.<br />

Der Titel Ihres Buches: Stuben und Möbel<br />

im Tiroler Bauernhaus drückt es bereits<br />

aus. Sie behandeln die Möbelstücke<br />

nicht als reine Kunstobjekte, sondern es<br />

geht Ihnen auch um das Umfeld – hauptsächlich<br />

der Bauernstube – in der sie gestanden<br />

haben.<br />

Die Möbel gehörten zunächst einmal zum<br />

Hausrat, auch wenn es sich um schöne<br />

Truhen und Kästen handelte. Wie zahlreich<br />

dann solche schöne Möbel in einem<br />

Haus von Bürgern und Bauern vorhanden<br />

waren, müsste man durch ein fleißiges<br />

Durchforsten von gedruckten und<br />

unveröffentlichten Hinterlassenschaftsinventaren<br />

zu erforschen versuchen. Der<br />

erste Blick zeigt, dass sie eher selten waren<br />

oder nicht als kostbar wahrgenommen<br />

wurden. Der Inhalt war wertvoller.<br />

Das Wirtschaften und die Wohnweise, die<br />

Lebensbedingungen in Stuben und Kammern<br />

sollten beim Betrachten von Möbeln<br />

nicht außer Acht gelassen werden.<br />

Hans Grießmair: Stuben und Möbel im<br />

Tiroler Bauernhaus. Athesia-Tappeiner<br />

Verlag 2016, Preis 24,90 Euro.<br />

Einige Abbildungen aus dem neu erschienenen Buch von Hans Grießmair<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 59


Impressum<br />

Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen, des Südtiroler Chorverbandes<br />

und des Heimapflegeverbandes Südtirol<br />

Eigentümer und Herausgeber:<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen<br />

Ermächtigung Landesgericht Bozen<br />

<strong>Nr</strong>. 27/1948<br />

Schriftleiter und im Sinne des Pressegesetzes<br />

verantwortlich:<br />

Dr. Alfons Gruber<br />

Als Pressereferenten für die Darstellung der<br />

entsprechenden Verbandsarbeit zuständig:<br />

VSM: Stephan Niederegger,<br />

E-Mail: kulturfenster@vsm.bz.it<br />

SCV: Paul Bertagnolli,<br />

E-Mail: bertagnolli.paul@rolmail.net<br />

HPV: Sylvia Rottensteiner,<br />

E-Mail: rottensteiner.sylvia@gmail.com<br />

Unverlangt eingesandte Bilder und Texte<br />

werden nicht zurückerstattet.<br />

Redaktion und Verwaltung:<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen,<br />

I-39100 Bozen, Schlernstraße 1, Waltherhaus<br />

Tel. 0471 976387 - Fax 0471 976347<br />

E-Mail: info@vsm.bz.it<br />

Einzahlungen sind zu richten an:<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen,<br />

Waltherhaus<br />

Raiffeisen-Landesbank, BZ<br />

IBAN: IT 60S03493 11600 0003000 11771<br />

SWIFT-BIC: RZSBIT2B<br />

Jahresbezugspreis: Euro 20<br />

Gefördert von der Kulturabteilung<br />

der Südtiroler Landesregierung.<br />

Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />

Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,<br />

und zwar jeweils am 15. <strong>Februar</strong>, April, Juni,<br />

August, Oktober und Dezember.<br />

Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen<br />

Vormonats.<br />

60<br />

<strong>KulturFenster</strong>

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