KulturFenster Nr. 01|2017 - Februar 2017
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Poste Italiane SpA – Sped. in a.p.<br />
-70% – NE BOLZANO – 69. Jahrgang<br />
<strong>Nr</strong>. 1 | FEBRUAR | <strong>2017</strong><br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />
Impulse für die Organisation von Festen<br />
Motivation für Musikerinnen und Musiker<br />
Aktion Verzicht „Mach mit!"
• Geleitwort •<br />
• Inhalt •<br />
• Chorwesen<br />
Impulse für Organisation<br />
von Festen 3<br />
Bezirk Bozen –<br />
Vollversammlung in Kaltern 4<br />
Claudio Monteverdi –<br />
Reformator der Musik 5<br />
Landesjugendchor –<br />
neuer künstlerischer Leiter 7<br />
Kapuzinerchor Lana feiert 70er 8<br />
Sepp Mair verabschiedet 10<br />
Chorweihnacht der AGACH<br />
in Bischofshofen 10<br />
„Weit , weit weg“ –<br />
Kommentar von T. Trenner 12<br />
Stimmgabel 1<br />
Damit man nicht …<br />
• Blasmusik<br />
Musik ist Motivation 18<br />
Wie kann ich die Musiker am<br />
besten motivieren? 19<br />
Ein lustiges Musikstück<br />
nicht nur zu Fasching 23<br />
Kathedrale der Klänge in<br />
Stiftskirche Gries 25<br />
Josef Oberschmied, ein rüstiger 75iger 27<br />
OBV-Ehrenpräsident<br />
Friedrich Weyermüller 80 28<br />
Wiener G’schichten aus der Neuen Welt 30<br />
Solo-CD von Peter Steiner 31<br />
Musikpanorama 32<br />
Damit man nicht vor leeren Stühlen singt:<br />
Diese Sorge äußert Alex Ploner, Journalist<br />
und diplomierter Projektmanager, in<br />
einem Vortrag bei der Jahresversammlung<br />
des Bezirkes Bozen des SCV am 21. Jänner<br />
in Bozen. Er gibt Impulse für die Organisation<br />
von Festen und bricht eine Lanze<br />
für Gefühle und Glücksmomente, die bei<br />
Konzerten entstehen sollten.<br />
Claudio Monteverdi (1567 bis 1643) begeht<br />
in diesem Jahr seinen 450. Geburtstag. Er<br />
gilt als Erfinder der modernen Oper. Monteverdi<br />
hat neue Ausdrucksmöglichkeiten<br />
der Musik entwickelt: Gefühle wie Schmerz,<br />
Angst, Glück, Liebe wurden zum Ausgangspunkt<br />
seiner Kompositionen. Er gilt heute als<br />
der große Meister der Alten Musik – ein zeitloser<br />
Klassiker. Othmar Trenner, Verbandschorleiter<br />
des SCV, wirft einen kritischen<br />
Blick zurück auf die vielerorts stattgefundenen<br />
Advents- und Weihnachtskonzerte,<br />
die sich oft weder in der Musik noch im Text<br />
mit Advent oder Weihnachten befassen. Als<br />
gelungenes Beispiel nennt er den Kirchenchor<br />
Sexten, der zum 250. Jahr seines Bestehens<br />
eine in der Art der klassischen Oratorien<br />
gestaltete „Weihnachtsgeschichte“<br />
für Soli, Chor und kleines Instrumentalensemble<br />
mustergültig aufgeführt hat.<br />
Der VSM bringt ein großes Interview mit<br />
„Clarino“, dem Fachmagazin für Blasmusik.<br />
Dabei wird die Frage in den Mittelpunkt gestellt,<br />
wie Musiker und Musikerinnen am<br />
besten motiviert werden können. Die Antwort:<br />
Indem zunächst die Kräfte mobilisiert<br />
werden, die im Innern eines jeden Menschen<br />
liegen.<br />
Der ehemalige Präsident des Österreichischen<br />
Blasmusikverbandes und Präsident<br />
des Internationalen Musikbundes CISM<br />
Friedrich Weyermüller feierte am 28. Dezember<br />
seinen 80. Geburtstag. VSM-Obmann<br />
Pepi Fauster gratulierte dem in Innsbruck<br />
geborenen Jubilar im Namen des gesamten<br />
Verbandes.<br />
Der Heimatpflegeverband Südtirol beteiligt<br />
sich an der von 59 Südtiroler Einrichtungen<br />
getragenen „Aktion Verzicht“ und lädt alle<br />
ein, diese Initiative zu unterstützen.<br />
Alfons Gruber<br />
• Heimatpflege<br />
Aktion Verzicht „Mach mit!“ 44<br />
Bannzonenverschiebung<br />
in Tramin 45<br />
Hans Roth:<br />
„Kultur kennt keine Grenzen“ 46<br />
Filz – ein uralter Werkstoff 49<br />
Neues Trachtenbuch<br />
für Kastelruth 51<br />
Arge Volkstanz:<br />
Winterlehrgang 2016 54<br />
Im Gedenken: Hans Roth 56<br />
Büchertisch: Stuben und Möbel<br />
im Tiroler Bauernhaus 58<br />
Titelbild: Der Chor der Seniorinnen im SCV<br />
2<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Vorweg<br />
Chorwesen<br />
Damit man nicht vor leeren<br />
Stühlen singt<br />
Impulse für die Organisation von Festen<br />
„Wenn ihr etwas macht, dann macht es<br />
ordentlich!“, sagt der Journalist und diplomierte<br />
Projektmanager Alex Ploner. Am 21.<br />
Jänner sprach er bei der Vollversammlung<br />
des Bezirks Bozen im Kulturhaus von Kaltern<br />
zum Thema „Chöre vermitteln Kultur –<br />
beim Singen und beim Feiern!“<br />
Alex Ploner hat sein Leben mit Veranstaltungen<br />
verbracht, er kennt sie „in- und<br />
auswendig“, die ganzen Konzerte, Sommer-<br />
und Zeltfeste: „Mir geht es darum,<br />
Bewusstsein für die Mechanismen bei Veranstaltungen<br />
zu schaffen, auf die Trends<br />
hinzuweisen und auf alle Themen, mit denen<br />
Organisatoren in Berührung kommen.“<br />
An die Wand hat er Demokrits Worte „Ein<br />
Leben ohne Feste ist wie ein Weg ohne<br />
Einkehr“ projiziert. „Ihr seid als Chöre Kulturträger<br />
in Verbindung mit der Festkultur<br />
und deshalb auch dafür mitverantwortlich,<br />
wie diese Festkultur gestaltet wird.“ Ploner<br />
ist offensichtlich mit der Festkultur im<br />
Lande nicht so zufrieden: Oft würden wir<br />
den Weg der Kultur verlassen.<br />
Das Publikum will Gefühle<br />
und Glück<br />
Er erinnert daran, dass jede Veranstaltung<br />
drei Dinge gemeinsam habe – ob<br />
es das Rennen in Kitzbühel, der Biathlon<br />
in Antholz oder die Vollversammlung<br />
des Bezirks Bozen ist: Es geht bei jeder<br />
Veranstaltung um menschliche Begegnungen,<br />
um Probleme der Organisation<br />
und um den Wunsch nach Erfolg. Diese<br />
drei Punkte machen eine Veranstaltung,<br />
ob Konzert oder Versammlung, aus. Dabei<br />
sei Erfolg relativ: Für den Chor sei es<br />
ein Erfolg, wenn applaudiert wird. Plane<br />
man ein Konzert zum Beispiel, müsse man<br />
sich bewusst sein, dass es bei einer Veranstaltung,<br />
einem Fest um Gefühle geht:<br />
„Wir brauchen Feste, um uns auszutauschen<br />
und um Glück zu empfinden! Erinnern<br />
wir uns daran, wann wir das letzte<br />
Mal bei einem Fest richtig glücklich waren!“<br />
Dann könne man sich auch in die<br />
Besucher der eigenen Veranstaltung hineinversetzen:<br />
„Die zentrale Frage ist für<br />
euch als Veranstalter: Wo haben eure Gäste<br />
Glücksmomente?“ Ploner erzählt, dass<br />
die Musik seit der Kindheit sein Leben sei,<br />
dass er den Rausch der Musik genieße,<br />
ob bei Konzerten oder mit seinen eigenen<br />
Bands. Südtirol sei ein Eventland,<br />
2012 habe es im Land 13.825 Veranstaltungen<br />
gegeben. Was Ploner damit sagen<br />
will, ist wohl, dass die Konkurrenz groß ist<br />
und dass man sich bemühen muss, wenn<br />
man nicht vor „leeren Stühlen“ singen will.<br />
Jeder Veranstalter – und das gilt wohl für<br />
einen Chor in besonderem Maße - sollte<br />
sich eingehend mit dem Charakter des potentiellen<br />
Publikums und dessen Musikgeschmack<br />
beschäftigen: „Musik bedeutet<br />
Gefühle und vor allem Erinnerungen.“<br />
Für das Chorkonzert könnte man daraus<br />
ableiten, dass das Programm sich am Publikum<br />
ausrichten muss, dass man sich<br />
für eine Zielgruppe interessiert und nicht<br />
einfach auf den Besuch von Verwandten<br />
und Freunden setzt – dass man etwas Besonderes<br />
sucht, um die Menschen „glücklich“<br />
zu machen.<br />
Eine Marke schaffen<br />
Für Ploner geht es neben dem Glück,<br />
das man in einer Veranstaltung – und so<br />
auch in einem Chorkonzert oder einem<br />
Vereinsfest - vermitteln muss, auch um<br />
die Frage der Organisation: Sie muss mit<br />
Liebe gemacht werden. Der Projektmanager<br />
zeigt allbekannte Beispiele negativer<br />
Festkultur und der phantasielosen Bewerbung<br />
dieser Feste, die meistens „Zeltfest“,<br />
„Großes Zeltfest“ oder „Sommerzeltfest“<br />
heißen, wie er ironisch feststellt. Statt<br />
dessen müsse man eine Marke kreieren:<br />
Er erwähnt den „Jergina Kirschta oder die<br />
„Tschötscher Heide“, die sich als Marken<br />
etabliert hätten. Übertragen auf die Chöre<br />
könnte man daraus ableiten: Auch sie und<br />
Alex Ploner<br />
ihre Konzerte und Veranstaltungen müssen<br />
heutzutage eine „Marke“ werden, für etwas<br />
Besonderes stehen, dann werden sie<br />
attraktiv für neue Zuhörer und Mitglieder.<br />
Ess- und Trinkkultur<br />
Ein wichtiger Punkt bei einem Fest sind<br />
natürlich Essen und Trinken. Ploners Kritik<br />
an der Festkultur ist freilich nichts Neues:<br />
Er kritisiert die „Sauferei“ auf den Festen<br />
und betont, dass die Veranstalter verantwortlich<br />
sind, dass eine gepflegte Trinkkultur<br />
gelebt wird. Die „Sauferei“ bei einem<br />
Fest in Sexten habe ihn bewogen „Veranstaltungskultivist“<br />
zu werden. Und Ploner<br />
zeigt an Beispielen auf, was alles zu kultivieren<br />
ist: lieblose Tische, lieblose Bühnen,<br />
kalt wirkende Zelte und Festräume und vor<br />
allem nicht abgeräumte und verschmutzte<br />
Tische. Es gehe um Kleinigkeiten, es gehe<br />
um Aufmerksamkeit, etwa dass man auch<br />
die Italienischsprachigen Zuhörer begrüßt.<br />
Ploner gibt den Sängern und Sängerinnen<br />
noch viele Tipps mit, etwa, dass ihre Veranstaltungen<br />
Generationen zusammenführen<br />
sollen, das Kinder und Alte nicht ausgegrenzt<br />
werden sollen – für alle muss es<br />
ein Angebot geben. Essen muss heute regional<br />
sein: Hausgemachte Krapfen, Ku-<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 3
Vorweg<br />
chen, das Fleisch vom heimischen Metzger<br />
und auch selbstgemachte Säfte kommen<br />
bei den Gästen an.<br />
Eine Veranstaltung,<br />
die sitzt, steht<br />
Ein weiterer Tipp des Experten: „Eine<br />
Veranstaltung, die sitzt, steht. Die Leute<br />
müssen sich bewegen können und nicht<br />
steif in ihren Stühlen sitzen!“ Übertragen<br />
auf die Vollversammlung hieße das wohl:<br />
Lockere Stehparty statt Versammlungsatmosphäre,<br />
statt steifen Chorkonzerten lockere<br />
Konzertabende mit viel Bewegung?<br />
Zu einem Fest gehört das Tanzen: „Tanzkultur<br />
ist ein sehr schwieriges Thema in<br />
Südtirol. Leider können immer weniger<br />
Leute tanzen“, sagt Ploner. Früher habe<br />
man bei Festen sogar eigens Eintritt gezahlt,<br />
um auf die Tanzfläche zu kommen.<br />
„Da hatte Tanzen noch eine Wert.“ Zum<br />
Schluss zeigt Ploner zwei Beispiele - den<br />
"Kirchtag Hafling" und "25 Jahre Weißes<br />
Kreuz Ritten": Hier haben die Veranstalter<br />
mit wenigen Handgriffen für die Gäste<br />
bleibende Erinnerungen geschaffen. Ploner<br />
betont in allem die Qualität, die Sorgfalt:<br />
Tischdecken auf den Tischen, atmosphärische<br />
Beleuchtung, professionelle<br />
Beschallung, Spiele, Animation und Moderation,<br />
passende Dekoration und Essen<br />
mit Qualität. Das Schlimmste ist eine Veranstaltung<br />
ohne Publikum, sagt Ploner.<br />
„Macht deshalb, was ihr macht, ordentlich<br />
und das Wenige mit Liebe!“ Dann würde<br />
auch das Publikum zum Konzert und zum<br />
Fest kommen.<br />
Was kann man als Chor von diesen Impulsen<br />
mitnehmen? Sicherlich viel Bestätigung,<br />
dass man es großteils richtig macht<br />
– die Vollversammlung des Bezirks Bozen<br />
mit ihrem liebevoll hergerichteten Buffet<br />
und den Gesangseinlagen war dafür<br />
ein gutes Beispiel. Aber vielleicht sind die<br />
Impulse auch Ansporn, das Singen selbst<br />
wieder mehr mit dem Feiern zu verbinden<br />
und jedes Konzert zu einem Fest mit Bewegung<br />
und Begegnung werden zu lassen,<br />
das sich zum Ziel setzt, „Menschen<br />
glücklich zu machen“.<br />
Vollversammlung des Bezirks Bozen<br />
117 Mitgliedschöre mit 2.932 Sängerinnen<br />
und Sängern gehören zum Bezirk<br />
Bozen im Südtiroler Chorverband. Am 21.<br />
Jänner trafen sich der Ausschuss unter der<br />
Leitung von Bezirksobmann Josef Vieider und<br />
die Vertreter der Chöre im Kulturhaus von<br />
Kaltern zur Vollversammlung und hielten<br />
Rückschau auf ein abwechslungsreiches<br />
Jahr mit zahlreichen Konzerten und Veranstaltungen,<br />
an denen mehrere Chöre teilnahmen.<br />
Bezirksobmann Josef Vieider betonte<br />
beim Rückblick in Bildern, dass die eigentliche<br />
Kulturarbeit die Chöre vor Ort leisteten.<br />
„Wir vom Bezirk sind nur dazu da,<br />
euch zu unterstützen“. Die Unterstützung<br />
Bezirkssingen im Mai in Sarnthein<br />
Neben dem Pfarrchor Kaltern und dem Regenbogenchor Kaltern umrahmte auch der<br />
MGV Kaltern (im Bild) die Vollversammlung.<br />
durch den Südtiroler Chorverband kommt<br />
gut an: Immerhin traten fünf neue Chöre<br />
dem Bezirk bei. Auf Bezirksebene war der<br />
Höhepunkt des vergangenen Jahres das<br />
„Konzert der Kinderchöre im Sternendorf<br />
Gummer“ mit den Kinderchören aus Afing,<br />
Gummer und Völs am Schlern sowie einem<br />
Gastchor aus Rasen. Für die Kinder gab<br />
es im Planetarium eine Sondervorstellung,<br />
danach wurde gemeinsam in der Grundschule<br />
übernachtet. Diese Veranstaltung sei<br />
sehr gut angekommen und an eine Fortsetzung<br />
werde gedacht. „Ein besonderer<br />
Dank gebührt der Gemeindeverwaltung von<br />
Karneid“, betonte der Bezirksobmann, der<br />
auch den anderen Sponsoren wie der Raiffeisenkasse<br />
Schlern-Rosengarten sowie den<br />
Bezirksgemeinschaften Salten Schlern und<br />
Überetsch-Unterland für die finanzielle Unterstützung<br />
dankte. Dass das Bezirkssingen<br />
in Sarnthein abgesagt werden musste, lag<br />
am Wetter. „Doch heuer am 27. Mai wird<br />
es nachgeholt – in Sarnthein“, versprach<br />
der Bezirksobmann und kündigte neben<br />
den geplanten Fortbildungsaktivitäten damit<br />
den Höhepunkt des laufenden Arbeitsjahres<br />
an. Dass die Organisation von Veranstaltungen<br />
ein wichtiger Schwerpunkt des<br />
Verbandes und jeden Vereins sind, zeigte<br />
sich in der Einladung des Referenten Alex<br />
Ploner, der den Chören Tipps und kritische<br />
Überlegungen zur Organisation von Festen<br />
mitgab.Wie sehr das Wirken der Chöre geschätzt<br />
wird, zeigte die Teilnahme vieler<br />
Ehrengäste, die in ihren Grußworten den<br />
Dank an die Chöre für ihre wertvolle Kulturarbeit<br />
und ihre soziale Funktion in der<br />
Gesellschaft aussprachen. Die Gemeinde<br />
Kaltern vertrat Kulturreferentin Margareth<br />
Greif, die zugleich Obmannstellvertreterin<br />
des Südtiroler Chorverbandes ist. Zur Versammlung<br />
kamen als Vertreter des Südtiroler<br />
Chorverbands auch Verbandschorleiter<br />
Othmar Trenner und Verbandsobmann<br />
Erich Deltedesco, die Beiräte Carmen Seidner<br />
und Christian Nothdurfter. der Landtagsabgeordnete<br />
Oswald Schiefer und die<br />
Präsidenten der Bezirksgemeinschaften Albin<br />
Kofler und Edmund Lanziner. Bezirksobmann<br />
Josef Vieider bedankte sich bei<br />
seinem Ausschuss und beim Regenbogenchor<br />
Kaltern, MGV Kaltern und Pfarrchor<br />
Kaltern, die die Versammlung organisiert<br />
hatten und musikalisch umrahmten.<br />
4<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Das Thema<br />
Chorwesen<br />
Reformator der Musik<br />
Vor 450 Jahren wurde Claudio Monteverdi geboren<br />
Das neue Jahr <strong>2017</strong> ist nicht<br />
nur das Luther-Gedenkjahr, sondern<br />
auch das Monteverdi-Jahr.<br />
Der große Komponist wurde vor<br />
450 Jahren in Cremona geboren.<br />
Beide Männer haben für<br />
Gesang und Musik eine große<br />
Bedeutung, beide stellen sozusagen<br />
Zeitenwenden dar – Martin<br />
Luther verkörpert wie kaum<br />
ein anderer das neue Denken,<br />
das sich von alten Traditionen<br />
löst, nicht zuletzt auch, was<br />
Musik und Chorgesang betrifft.<br />
Claudio Monteverdi verkörpert<br />
die musikalische Zeitenwende<br />
zwischen Renaissance<br />
und Barock.<br />
Claudio Monteverdi war der<br />
älteste Sohn des Barbiers und<br />
Wundarztes Baldassare Monteverdi.<br />
Er hatte eine Schwester<br />
und einen Bruder. Nach<br />
dem Tod seiner Mutter heiratete<br />
sein Vater ein zweites Mal<br />
und hatte mit seiner zweiten<br />
Frau noch drei Kinder. Obwohl<br />
sein Vater in bescheidenen Verhältnissen<br />
lebte und bis 1566 seine Arbeit<br />
in einem kleinen, vom Domkapitel<br />
von Cremona gemieteten Geschäft ausführte,<br />
ließ er seinen zwei Söhnen aus<br />
erster Ehe eine gründliche musikalische<br />
Erziehung bei Marc’Antonio Ingegneri,<br />
dem Kapellmeister der Kathedrale von<br />
Cremona, zukommen. Ingegneris Einfluss<br />
findet sich in Monteverdis erster<br />
Werksammlung „Sacrae cantiunculae“<br />
wieder, die er 1582 mit fünfzehn Jahren<br />
im Druck veröffentlichte. 1583 erschien<br />
ein Buch mit Madrigali spirituali. Im Jahr<br />
1587 folgte dann die Veröffentlichung seines<br />
ersten Madrigalbuchs, das nur weltliche<br />
Werke enthielt.<br />
Monteverdi war Sänger und Gambist:<br />
Als solcher ging er 1590 an den Hof des<br />
Herzogs von Mantua, Vincenzo Gonzaga,<br />
und arbeitete dort unter besten Bedingungen<br />
- mit einem vollständigen Orchester<br />
und herausragenden Solisten -<br />
22 Jahre lang. Dort wurde Monteverdi<br />
1594 Cantore, also Vorsänger im Gottesdienst.<br />
Er heiratete die Sängerin Claudia<br />
Cattaneo, die Tochter eines ansässigen<br />
Musikers. Auf einer Orchesterreise nach<br />
Flandern lernte er die großen Meister des<br />
franko-flämischen Stils kennen, die Musik<br />
des 15. und 16. Jahrhunderts in den<br />
nordfranzösischen und niederländischen<br />
Sprachgebieten, die über staatliche und<br />
sprachliche Grenzen hinweg die Musikentwicklung<br />
in ganz Europa prägte und als<br />
stil- und normprägend für die mehrstimmige<br />
Musik der Renaissance gilt. Nach<br />
seiner Rückkehr wurde er 1601 zum Kapellmeister<br />
berufen, trotz der Angriffe des<br />
Komponisten und Geistlichen Giovanni Artusi,<br />
eines der berühmtesten Reaktionäre<br />
in der Musikgeschichte, der den um 1600<br />
entwickelten neuen Stil, der die Barockzeit<br />
einleiten sollte, strengstens verurteilte. Er<br />
warf den harmonischen Neuerungen von<br />
Monteverdi zu viel „Modernität“ vor, da<br />
er im Dienste des Ausdrucks<br />
die alten Regeln des Kontrapunkts<br />
missachtete.<br />
Der Erfinder der<br />
modernen Oper<br />
Trotz seiner Verpflichtungen<br />
gegenüber dem Hof komponierte<br />
Monteverdi von 1590<br />
bis 1605 vier weitere Madrigalbücher.<br />
Von der Monodie mit<br />
ihrer Betonung klarer Melodielinien,<br />
verständlichen Texten<br />
und einer zurückhaltend begleitenden<br />
Musik war es nur<br />
ein kurzer, logischer Schritt zur<br />
Entwicklung der Oper. 1607<br />
komponierte er eine der ersten<br />
Opern, „L´Orfeo“, die als<br />
Auftragsarbeit anlässlich des<br />
jährlichen Karnevals in Mantua<br />
erschien und am 24. <strong>Februar</strong><br />
uraufgeführt wurde;<br />
zum Einsatz kamen unter anderen<br />
die beiden Kastraten Giovanni<br />
Gualberto Magli und<br />
Girolamo Bacchini als Mezzosoprane.<br />
Die Oper war auf Anhieb ein großer Erfolg.<br />
Mehr als jede andere Kunstgattung<br />
ist die Oper regelrecht „erfunden“ worden.<br />
Das hat sich um das Jahr 1580, im<br />
Florenz der Medici abgespielt. Das Geistesleben<br />
der Renaissance war von dem<br />
Wunsch geprägt, die griechische Antike<br />
wieder aufleben zu lassen. Ihre Werte,<br />
ihre Philosophie und ihre Kunst galten<br />
als das Maß aller Dinge. Die Mitglieder<br />
der „Florentiner Camerata“ - einer Vereinigung<br />
von Adligen, Gelehrten und Musikern<br />
- wollten die griechische Tragödie<br />
zu neuem Leben erwecken. Sie glaubten,<br />
dass diese gesungen wurde. Aus diesem<br />
Missverständnis entstand die Oper:<br />
Sprechtheaterstücke sollten durch Musik<br />
angereichert und dadurch auf eine höhere<br />
Stufe gestellt werden. Das Ergebnis war<br />
eine neue Kunstform. Der dramatische Text<br />
wurde von einem Darsteller vorgetragen,<br />
aber gesungen und von Musik begleitet.<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 5
Das Thema<br />
Eigentlich sollte der Gesang den Text nur<br />
unterstützen, mehr traute man der Musik<br />
nämlich gar nicht zu. Monteverdi erkannte<br />
aber, dass die Musik im Theater<br />
noch viel mehr leisten kann.<br />
Sein „L'Orfeo“ ging weit über den Anspruch<br />
der „Camerata“ hinaus. Es erzählt<br />
die Geschichte von Orpheus, dem es gelingt,<br />
allein durch die Ausdruckskraft seiner<br />
Musik die Götter zu erweichen. Monteverdi<br />
nutzt das Thema geschickt, um<br />
eine Lanze für die Ausdrucksmöglichkeiten<br />
der Musik zu brechen. Nicht rhetorische<br />
Stütze eines Textes sollte sie sein,<br />
sondern eigener selbständiger Ausdruck<br />
menschlicher Gefühle.<br />
Die Gefühle, Schmerz, Angst, Glück,<br />
Liebe wurden zum Ausgangspunkt seiner<br />
Kompositionen. Jede Figur erhielt eine<br />
eigene musikalische Sprache: Der eine<br />
singt starr und düster, wieder ein anderer<br />
in geläufigen melodischen Linien. Und<br />
damit legte Monteverdi ein zentrales Element<br />
der Oper fest: Die Charakterisierung<br />
der Figuren durch die Mittel der Musik.<br />
Genauso wie die Musik einen Charakter<br />
beschreibt, verkörpern auch die vielfältig<br />
verschiedenen Klänge der Musikinstrumente<br />
die verschiedensten Szenerien.<br />
So klingen Blockflöten nach freier Natur,<br />
Posaunen machen die Hölle hörbar, die<br />
Paukenklänge versinnbildlichen Schläge.<br />
In „L'Orfeo“ verwendet Monteverdi 33 verschiedene<br />
Instrumente. Die Barockoper<br />
schöpfte reichlich aus diesem Fundus. Das<br />
passte gut in die Zeit, denn die damaligen<br />
absolutistischen Machthaber gefielen sich<br />
darin, ihrem Publikum pompöse Spektakel<br />
zu bieten, in denen man Meere tosen<br />
und Götter singen hören konnte.<br />
Kapellmeister am Markusdom<br />
Ab 1673 wurden die zunächst höfischen<br />
Festen vorbehaltenen Veranstaltungen<br />
auch einem zahlungskräftigen öffentlichen<br />
Publikum zugänglich. In den Metropolen<br />
entstanden zunehmend spezialisierte<br />
Theater, denn die Oper galt fortan<br />
als die repräsentativste Theaterform und<br />
feierte unter Komponisten wie Jean-Baptiste<br />
Lully, Henry Purcell oder Georg Friedrich<br />
Händel große Erfolge.<br />
Zusammen mit seiner Frau hatte Monteverdi<br />
zwei Söhne. Francesco wurde später<br />
Tenorsänger am Markusdom; Massimiliano<br />
studierte Medizin, wurde 1627 auf Befehl<br />
der Inquisition wegen der Lektüre verbotenen<br />
Büchern verhaftet, nach der Zahlung<br />
eines Lösegelds durch seinen Vater<br />
ein Jahr später aus dem Gefängnis entlassen<br />
und praktizierte als Arzt in Cremona bis<br />
zu seinem Tod im Jahr 1661. 1607 starb<br />
Monteverdis Frau, 1610 komponierte Monteverdi<br />
sein heute vielleicht bekanntestes<br />
Sakralwerk, die „Marienvesper“.<br />
Ein modernes Genie<br />
Nach dem Tod des Herzogs Vincenzo<br />
im Jahr 1612 wurde Monteverdi von dessen<br />
Nachfolger entlassen. Monteverdi<br />
hatte seinen Druck der „Marienvesper“<br />
Papst Pius V. (1504-1572) gewidmet und<br />
war auch in Rom gewesen, um sich dort<br />
vorzustellen; es gelang ihm jedoch nicht,<br />
dort angestellt zu werden, und so kehrte<br />
Monteverdi missmutig nach Mantua zurück,<br />
bewarb sich dann aber für das Amt<br />
des Kapellmeisters am Markusdom in Venedig.<br />
Nach einem kurzen Aufenthalt in<br />
Cremona wurde Monteverdi 1613 einstimmig<br />
zum Kapellmeister des Markusdoms<br />
ernannt, eines der bedeutendsten musikalischen<br />
Ämter der damaligen Zeit, wo er<br />
den Chor wiederbelebte, neue virtuose Sänger<br />
engagierte, neue Noten einkaufte, das<br />
Singen von Messen an Wochen- und Festtagen<br />
wieder einführte und dafür sorgte,<br />
dass die Mitglieder des Instrumentalensembles<br />
Monatslöhne erhielten, anstatt wie bisher<br />
auf Tagesbasis bezahlt zu werden. Damit<br />
begannen seine wohl angenehmsten<br />
und produktivsten Jahre. Parallel zu zahlreichen<br />
geistlichen Werken führte Monteverdi<br />
sein weltliches Werk weiter und veröffentlichte<br />
zwischen 1614 und 1638 die<br />
Madrigalbücher VI bis VIII.<br />
Nach dem Tod seines Sohnes, des Sängers,<br />
der der Pest zum Opfer fiel, erkrankte<br />
auch Monteverdi. 1632 ließ er sich zum<br />
Priester weihen. Insbesondere durch die<br />
Eröffnung des ersten öffentlichen Opernhauses<br />
in Venedig im Jahre 1637 angeregt,<br />
verfasste er weitere Bühnenwerke, darunter<br />
„Il ritorno d´Ulisse in patria“ (1641) und „L´<br />
incoronazione di Poppea“ (1642). Nach einer<br />
letzten Reise nach Cremona und Mantua<br />
starb er 1643 in Venedig, wo ihm ein<br />
feierliches Begräbnis zuteil wurde. Sein<br />
Grab befindet sich in der Kirche Santa Maria<br />
Gloriosa dei Frari in der ersten der vier<br />
Kapellen, die den Hauptchor flankieren.<br />
Monteverdis größte Bedeutung liegt<br />
zweifellos in der Meisterschaft, wie er die<br />
damals neue seconda prattica um 1600<br />
mit Leben erfüllte – und er hat so durchaus<br />
Parallelen zum Reformator Martin Luther,<br />
mit dem er dieses Jubiläumsjahr teilt.<br />
Er nahm die neuesten Entwicklungen in<br />
sich auf und ließ sie in der lebendigsten<br />
und vollendetsten Form auferstehen. Mit<br />
„L'Orfeo“ hatte er nicht die allererste Oper<br />
der Musikgeschichte geschrieben, aber<br />
mit ihr ließ er die akademischen Experimente<br />
der Florentiner Camerata weit hinter<br />
sich zurück und erschuf den ersten Evergreen<br />
in dieser Gattung (bezogen auf die<br />
heutige Operntradition). Mit der „Vespro<br />
della Beata Vergine“ komponierte er die<br />
erste konsequente Umsetzung des modernen<br />
Stils aus der Tradition der Vergangenheit<br />
heraus. Die späteren Madrigalbücher<br />
gehören zu den großartigsten<br />
Beispielen frühbarocker Kompositionskunst,<br />
und seine Sammlungen an geistlichen<br />
Werken präsentiert eine breite Palette<br />
an Ausdrucksformen und -farben.<br />
Seine drei Messen im alten Stil - „Missa<br />
In illo tempore“ (1610), „Messa a 4 da<br />
cappella“ (1640) und „Messa a 4 voci“<br />
(1650) - gehören zu den besten Kompositionen<br />
in diesem Bereich.<br />
Verzweiflung, Wut, Trauer<br />
oder Freude<br />
Monteverdi beförderte die Singstimme in<br />
eine melodische Freiheit, die Zeitgenossen<br />
damals nicht so realisierten. Er verwarf die<br />
starren Regeln des Kontrapunkts und unterlegte<br />
sie nur dem Kontext der Libretti, mit<br />
ihrer Ausrichtung auf Affekte wie Verzweiflung,<br />
Wut, Trauer oder Freude. In den sakralen<br />
Werken war er zurückhaltender als<br />
in den Opern; dort wurde die Solostimme<br />
zwar auch mit Verzierungen u.ä. versehen,<br />
aber der Ausdruck geriet nicht so extrem.<br />
Monteverdi wurde erst wieder zu Beginn<br />
des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt,<br />
nachdem er und seine Werke im Laufe des<br />
18. und 19. Jahrhunderts praktisch vergessen<br />
waren. Gian Francesco Malipiero<br />
(1882-1973) brachte von 1926-1942 die<br />
erste Edition seines Gesamtwerkes heraus,<br />
dem in den 1930er Jahren die ersten Aufnahmen<br />
folgten. Heute gehört er definitiv<br />
zu den beliebtesten Komponisten der Alten<br />
Musik und die Anzahl der Aufnahmen<br />
sowie der Aufführungen ist sehr umfangreich<br />
geworden. Wie Martin Luther wollte<br />
auch er aus der Tradition heraus Neues<br />
schaffen und wurde so zu einem zeitlosen<br />
Klassiker.<br />
6<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Aus Verband und Bezirken<br />
Chorwesen<br />
Viele Erfolge und ein Abschied<br />
Landesjugendchor Südtirol dankt Nataliya Lukina<br />
Im Mai leitete die gebürtige Ukrainerin<br />
Nataliya Lukina zum letzten Mal den Landesjugendchor<br />
bei Konzerten in Südtirol.<br />
Nach drei Jahren gibt die beliebte Chorleiterin<br />
ihr Amt ab.<br />
Neben seiner Konzerttätigkeit vertrat der<br />
Landesjugendchor Südtirol mit seinen 40<br />
Sängern und Sängerinnen das Land Südtirol<br />
beim großen Treffen der Landesjugendchöre<br />
in Linz vom 14. bis 16. Oktober<br />
2016. Vom 27.- 30. Oktober nahm der<br />
Chor beim Chorwettbewerb „Praga Cantat“<br />
gemeinsam mit 23 Chören aus Deutschland,<br />
Estland, Finnland, Italien, Norwegen,<br />
der Slowakei, Spanien, Ungarn, Tschechien,<br />
Malaysia und Indonesien teil und gewann<br />
vier Auszeichnungen - unter anderem mit<br />
Werken von Anton Bruckner und Robert<br />
Pearsall den Sieg in den Kategorien „Geistliche<br />
Musik“ und „Gemischte Chöre“. Außerdem<br />
erhielt er einen Sonderpreis für die<br />
beste Stückauswahl. Nataliya Lukina gewann<br />
den Sonderpreis für die beste Chorleitung.<br />
Jurymitglied Stefan Claas lobte den<br />
Chor: „Grandiose Leistung, mitreißend, berührend,<br />
dynamisch, brillante Intonation;<br />
alles, was man sich wünschen kann!“ Nataliya<br />
Lukina freute sich: „Es war mir eine<br />
Ehre, mit so vielen tollen Chören auftreten<br />
zu dürfen. Die Stimmung war einmalig.<br />
Ich habe eine sehr vielseitige Chorszene<br />
erlebt: lustige und anspruchsvolle europäische<br />
Chöre, ruhigere und sehr präzise<br />
Chöre aus dem Baltikum und natürlich die<br />
beinahe perfekte Stimmgewalt aus Asien.<br />
Unser Ziel war es, uns so gut wie möglich<br />
zu präsentieren und Freude dabei zu haben.<br />
Umso mehr freue ich mich über unsere<br />
Preise. Das motiviert sehr!“ Mit den<br />
erfolgreichen Auftritten in Prag endete die<br />
Nataliya Lukina<br />
Saison des Landesjugendchors, aber auch<br />
die Ära Nataliya Lukina. Die gebürtige Ukrainerin<br />
brachte dem Landesjugendchor<br />
Südtirol „gute Laune, lange Röcke und<br />
gute Töne“, wie der Landesjugendchor<br />
schreibt: „Nataliya, wir danken dir!“<br />
Neuer künstlerischer Leiter<br />
Landesjugendchor Südtirol<br />
Logo des Landesjugenchors Südtirol<br />
Der Landesjugendchor Südtirol hat einen<br />
neuen Künstlerischen Leiter. Er folgt<br />
auf Nataliya Lukina, die drei Jahre lang den<br />
Landesjugendchor erfolgreich geleitet hat.<br />
Davide Lorenzato studierte an der Musikhochschule<br />
Mannheim Chor- und Orchesterdirigieren,<br />
am Konservatorium in Trient<br />
erworb er das Diplom in den Fächern<br />
Davide Lorenzato<br />
Kirchenmusik, Chorleitung sowie Flöte, an<br />
den Konservatorien Trient und Bologna studiert<br />
er Komposition. Er ist bei zahlreichen<br />
Orchestern - u. a. beim Kammerorchester<br />
Basel, beim Concerto Saarbrücken, beim<br />
Ljubljana International Orchestra - als Gastdirigent<br />
tätig. Zudem ist er künstlerischer<br />
Leiter des Vokalensembles Concentus Clivi,<br />
des Bach-Kammerchores und des Vokalensembles<br />
AllaBreve. Seit 2012 ist er Dirigent<br />
des Kleutrom Orchesters. Konzerte führten<br />
ihn in zahlreiche Länder Europas, aber auch<br />
nach Südkorea, Mexiko und Brasilien. Die<br />
nächsten Auftritte des Landesjugendchors:<br />
Am 10. Juni <strong>2017</strong> gibt er ein Konzert in Trient,<br />
am 11. Juni <strong>2017</strong> in Pfalzen.<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 7
Aus Verband und Bezirken<br />
Kapuzinerchor Lana feierte<br />
seinen 70er<br />
Ein Blick in die Geschichte des Chores<br />
Der Kapuzinerchor Lana schaut zurück und nach vorne. Foto: Arthur Kofler<br />
Der Kapuzinerchor Lana ist 70 geworden.<br />
1946 wurde der Chor gegründet und<br />
so feierte er am 13. November 2016 seinen<br />
Geburtstag.<br />
Nach der gelungenen Messfeier – aufgeführt<br />
wurde eine Messe von Charles Gounod<br />
mit verschiedenen Solisten des Chores<br />
- lud der Kapuzinerchor alle Messteilnehmer<br />
in den Franziskussaal zu einem Umtrunk<br />
und einem kleinen Imbiss ein und<br />
gab auch einige Lieder zum Besten. Anschließend<br />
wurde bei einem gemeinsamen<br />
Essen im katholischen Arbeitervereinssaal<br />
die offizielle Feier fortgesetzt. Nach der Begrüßung<br />
der Anwesenden durch die Obfrau<br />
Renate Häser ergriffen Dekan Peter<br />
Unterhofer OT, Bürgermeister Harald Stauder<br />
und Altdekan Peter Lantschner OT das<br />
Wort und gratulierten den Verantwortlichen<br />
des Chores und den Mitgliedern zum runden<br />
Jubiläum. Natürlich war auch Pater<br />
Bruno, der letzte Kapuziner in Lana, anwesend<br />
und feierte mit den Sängern und<br />
Sängerinnen mit.<br />
Ehrungen<br />
In den Reden wurde auf die Bedeutung<br />
der Chorgemeinschaft in der heutigen Zeit<br />
hingewiesen. Viele Sängerinnen und Sänger<br />
blieben dem Kapuzinerchor über viele<br />
Jahre treu. So wurden zusammen einige<br />
Ehrungen, runde Geburtstage und Hochzeitsjubiläen<br />
gefeiert. Dieses Jahr konnten<br />
Obfrau Renate Häser und Chorleiterin<br />
Erika Pedoth wieder einige langjährige<br />
Chormitglieder ehren: Gründungsmitglied<br />
Greti Pernthaler Höllrigl wurde für 70-jährige,<br />
Josef Gruber für 50-jährige, Georg<br />
Kerschbamer für 25-jährige und Elisabeth<br />
Hofer für zehnjährige Tätigkeit geehrt.<br />
Anschließend erzählte die Chorleiterin<br />
Erika Pedoth von der Geschichte des<br />
Chors und zeigte dazu alte und neue Fotos<br />
und Dokumente. Der Chor und einzelne<br />
Chormitglieder boten dazwischen<br />
einige Gesangseinlagen. Bei gutem Essen<br />
und guter Laune ließ man die Feierlichkeiten<br />
ausklingen.<br />
Geschichte des<br />
Kapuzinerchors<br />
Der Kapuzinerchor wurde kurz nach<br />
dem Krieg im Oktober 1946 von Anton<br />
Radanovic, einem Priester aus Laibach,<br />
ursprünglich als Kinderchor gegründet.<br />
Seine Aufgabe war es, die „Zehnermesse“<br />
musikalisch mitzugestalten. Doch schon<br />
bald gab man sich nicht nur mit der Umrahmung<br />
der Messfeiern zufrieden: Auch<br />
dank neuer Sängerinnen und Sänger wurden<br />
Operetten wie „Die Waldkönigin“, „Die<br />
„Winzerliesel“, „Das Glück am Rhein“ und<br />
viele andere Werke aufgeführt. Aufführungsort<br />
war der Drittordenssaal, welcher<br />
direkt an das Kapuzinerkloster angebaut<br />
war und über eine kleine Bühne verfügte.<br />
Dort führten die Chormitglieder auch Theaterstücke<br />
auf. Notenmaterial oder interessante<br />
Librettis zu bekommen, war damals<br />
nicht einfach. Hierfür wandte sich Anton<br />
Radanovic, „Herr Anton“, wie ihn die Lananer<br />
liebevoll nannten, unter anderem<br />
8<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
Der Kapuzinerchor Lana in seiner Gründerzeit<br />
auch direkt an die Leitung der Wiener<br />
Sängerknaben.<br />
1956 musste Herr Anton Lana verlassen<br />
und nach Kärnten gehen. Unter der Leitung<br />
von Alfons Platzer, Franz Unterholzner<br />
und Josef Öttl wurden danach vorübergehend<br />
vom Männerchor verschiedene<br />
Messen gesungen. Den Kinderchor übernahm<br />
die damals noch sehr junge Erika<br />
Pedoth, die noch die Lehrerbildungsanstalt<br />
Sie war von Anfang an dabei: Gründungsmitglied Greti Pernthaler Höllrigl wurde für<br />
70-jährige Mitgliedschaft im Kapuzinerchor Lana geehrt.<br />
besuchte. Sie leitete diesen fast zehn Jahre<br />
lang. Erst nach dem Tod von Herrn Anton<br />
im Jahr 1978 begann man unter der Leitung<br />
von Erika Pedoth und Franz Hanspeter,<br />
der bereits seit 1954 als Organist tätig<br />
war, die Messfeiern in der Kapuzinerkirche<br />
wieder regelmäßig mit dem Chor musikalisch<br />
zu umrahmen. Franz Hanspeter<br />
begleitete den Chor bis 1990 als Organist<br />
und wurde dann von Prof. Paolo Valenti<br />
abgelöst. Zusammen mit Erika Pedoth,<br />
die den Chor mit großem Einsatz und Engagement<br />
leitet, begleitet er bis heute und<br />
auch weiterhin die Auftritte des Kapuzinerchores.<br />
Mit der organisatorischen Leitung<br />
des Chores ist bereits seit Jahren Obfrau<br />
Renate Häser beauftragt.<br />
Ein besonderes und wichtiges Ereignis<br />
der letzten Jahre war sicherlich die gelungene<br />
Restaurierung der Aigner-Orgel im<br />
Jahre 2008, die durch großzügige Spenden<br />
der gesamten Dorfgemeinschaft sowie<br />
zahlreicher Institutionen ermöglicht wurde<br />
und auch dem Kapuzinerchor für seine Tätigkeit<br />
zur Verfügung steht.<br />
Die Gemeinschaft der Kapuzinerpatres<br />
wurde immer kleiner. Nach einer über dreihundertfünfzigjährigen<br />
Ordenspräsenz in<br />
Lana zelebriert nun noch Pater Bruno die<br />
Messen, welche vom Chor mitgestaltet werden.<br />
In dieser langen Zeit sang man zu den<br />
kirchlichen Festtagen, bei so manchem<br />
Konzert, vielen Prozessionen, auf einigen<br />
Hochzeiten sowie Ausflügen, man gestaltete<br />
Faschingsfeiern, sang aber auch zu<br />
weniger frohen Anlässen.<br />
Dem Kapuzinerchor ist zu wünschen,<br />
dass den Chormitgliedern und Chorverantwortlichen<br />
ihre Begeisterung erhalten<br />
bleibt, dass sich auch weiterhin junge<br />
Menschen für den Chorgesang begeistern<br />
und auch die Geselligkeit dieser Gemeinschaft<br />
genießen, dass der Chor weiterhin<br />
viel Spaß am Singen hat, die Kirchgänger<br />
Freude am Zuhören und Mitfeiern haben<br />
und der Chor weitere Jubiläen feiern kann.<br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />
Ihre Beiträge für das Chorwesen senden Sie bitte an: bertagnolli.paul@rolmail.net (Paul Bertagnolli)<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 9
Aus Verband und Bezirken<br />
„Danke für deinen Einsatz!“<br />
Verabschiedung von Geschäftsführer Sepp Mair<br />
Mit einer kleinen Abschiedsfeier am Sitz<br />
des Südtiroler Chorverbandes bedankten<br />
sich am 28. Oktober 2016 Verbandsobmann<br />
Erich Deltedesco, Verbandschorleiter<br />
Othmar Trenner, Vorstand und Musikrat<br />
beim langjährigen Geschäftsführer<br />
Sepp Mair, der mit Oktober in die verdiente<br />
Rente gegangen war, für sein erfolgreiches<br />
Wirken in der Geschäftsstelle<br />
des Südtiroler Chorverbandes. Bei der<br />
Feier waren auch Vertreter des Südtiroler<br />
Volksmusikkreises, der neue Geschäftsführer<br />
des Südtiroler Chorverbandes Arnold<br />
Keim und Mitarbeiterin Helga Huber<br />
anwesend. Verbandsobmann Erich<br />
Deltedesco bedankte sich im Namen des<br />
gesamten Vorstandes und Verbandes bei<br />
Sepp Mair für seinen großen und pflichtbewussten<br />
Einsatz für den Chorverband<br />
und überreichte ihm ein Geschenk. Auch<br />
Sepp Mair blickte mit Genugtuung zurück<br />
und bedankte sich bei seiner Mitarbeiterin<br />
Helga Huber, bei Obmann Erich Deltedesco,<br />
beim Vorstand und beim Musikrat<br />
für die gute Zusammenarbeit.<br />
Verbandschorleiter<br />
Othmar Trenner, Helga<br />
Huber, Sepp Mair,<br />
Verbandsobmann<br />
Erich Deltedesco,<br />
Geschäftsführer Arnold<br />
Keim (v.l.)<br />
Besinnliche Momente in<br />
Bischofshofen<br />
Chorweihnacht der AGACH<br />
Auch die Chor-<br />
Weihnacht<br />
2016 war ein<br />
herausragendes<br />
Ereignis der<br />
alpenländischen<br />
Chorkultur.<br />
Die traditionsreichste Veranstaltung<br />
der Alpenländischen Chorverbände – die<br />
AGACH-Chorweihnacht – ging am 3. Dezember<br />
in Bischofshofen (Salzburg) über<br />
die Bühne. Die AGACH-Arbeitsgemeinschaft<br />
Alpenländischer Chorverbände zählt<br />
16 Landes-Chorverbände und vereint damit<br />
Chöre aus Österreich, Deutschland, der<br />
Schweiz, Liechtenstein und Italien. Präsident<br />
ist der Verbandsobmann des Südtiroler<br />
Chorverbands, Erich Deltedesco. Die<br />
Kirche im Missionshaus St. Rupert wurde<br />
bei der AGACH-Chorweihnacht in vorweihnachtliche<br />
Klänge gehüllt. Psalmen, Volksweisen<br />
und weihnachtliche Lieder machten<br />
den Abend zu einem ganz besonderen<br />
Erlebnis. Es sangen der Oberstufenchor<br />
des MPG St. Rupert, der Kärntner MGV<br />
Kaning , das Vocalensemble Cantamabile<br />
(Kanton Wallis), der Coro Natissa di Aqui-<br />
leia aus Udine und das Mendelssohn Vocalensemble<br />
aus Bayern. Dieter Schaffer,<br />
Präsident des Chorverband Salzburg, war<br />
von der Qualität der Chöre sichtlich begeistert.<br />
Die AGACH-Chorweihnacht findet bereits<br />
seit 1982 statt und wird alljährlich in<br />
einer der 16 Regionen der AGACH veranstaltet.<br />
<strong>2017</strong> wird die AGACH-Chorweihnacht<br />
vom Chorverband Steiermark in<br />
Stainz in der Weststeiermark ausgetragen.<br />
10<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
Alpenländisch-klassische<br />
Weihnacht<br />
Konzert des Kirchenchors „St. Cäcilia“ – Vilpian<br />
Das traditionelle Weihnachtskonzert des Kirchenchors Vilpian<br />
Mit dem „Präludium“ und der „Fuge in<br />
g-Moll“ von Nicolaus Bruhns eröffnete der<br />
Organist Maurizio Bertoncello in der Pfarrkirche<br />
von Vilpian das traditionelle Weihnachtskonzert<br />
des Kirchenchores „St. Cäcilia“<br />
von Vilpian.<br />
Nach der herzlichen Begrüßung durch<br />
Dekan Seppl Leiter sang der Kirchenchor<br />
unter der Leitung von Gottfried Veit „Es ist<br />
jetzt die heilige Nacht“ aus St. Jakob, „Auf,<br />
ihr frommen Hirtenleut“ aus Prettau und<br />
„O Maria, wie gefährlich“ aus dem Sarntal,<br />
jeweils nach einem Satz von Gottfried<br />
Veit, welche der Chor sehr sauber und mit<br />
einheitlichem Klang vortrug. Eine besondere<br />
Note gab dem Chorgesang die feinfühlige<br />
Begleitung der Saitenmusik aus<br />
Kaltern. Den vier Mädchen vom Denner-<br />
Quartett unter der Leitung von Werner Mayr<br />
gelang es, mit ihren sehr berührend und<br />
stimmig vorgetragenen Stücken „Eröffnet<br />
die Pforten“ aus der Wildschönau, dem<br />
„Bozner Hirtenlied“ nach einem Satz von<br />
Gottfried Veit und dem „Flower Duett aus<br />
Lakme“ von Leo Delibes sich in die Herzen<br />
der zahlreichen Zuhörer zu spielen.<br />
Einen wahrlichen Engelsgesang trug der<br />
Dreigesang Vocis Suavis unter der Leitung<br />
von Johanna Veit Wachtler vor, der das Publikum<br />
mit den Liedern „Sei gegrüsst von<br />
uns allen“, einem Marienlied aus Tirol, „Magnificat“<br />
von Anonymus und „O Jubel, o<br />
Freud“ nach einem Satz von Franz Biebl in<br />
seinen Bann zog. Sehr zart begleitet wurden<br />
die drei Sängerinnen von der Gitarristin<br />
Gaby Morandell. Ausdrucksstark und<br />
mit einer klaren und tiefen Stimme überzeugte<br />
der Bassist Josef Piras mit „Quia<br />
Fecit Mihi Magna“ von J.S.Bach und „Quoniam<br />
si voluisses“ von Gaetano Donizetti.<br />
Die Saitenmusik der Familie Felderer aus<br />
Kaltern unter der Leitung von Hubert Felderer<br />
brachten mit ihren Instrumenten ein<br />
alpenländisches Flair in die Pfarrkirche, indem<br />
sie den „Tiefer Landler“, eine Volksweise,<br />
den „Weihnachtsboarischen“ sowie<br />
den „Seakofl Walzer“ von Florian Pallhuber<br />
auf sehr einfühlsame Weise ihren Saiteninstrumenten<br />
entlockten.<br />
Schon zum wiederholten Male wirkte<br />
auch der Männerchor aus Terlan unter<br />
der Leitung von Konrad Prieth beim Weihnachtskonzert<br />
mit, wobei sie wieder mit<br />
ihren warmen und weichen Männerstimmen<br />
für eine willkommene Abwechslung<br />
im Konzertprogramm sorgten. Gekonnt<br />
sangen sie die Lieder „In dulci jubilo“ aus<br />
dem 14. Jahrhundert, „Es wird schon glei<br />
dumper“, ein Volkslied aus dem Brixental<br />
und den allseits bekannten „Andachtsjodler“<br />
aus Sterzing. Auf virtuose Weise trug<br />
der Cellist Christian Bertoncello die „Prelude,<br />
Sarabande und Gigue in G-Dur“ von<br />
J. S. Bach vor sowie die „Meditation aus<br />
Thaís“ von Jules Massenet, bei der er von<br />
seinem Vater Maurizio Bertoncello an der<br />
Orgel begleitet wurde.<br />
Ergänzt wurde die Musik von der „Weihnachtsmeditation“<br />
von Pater Robert Gamper,<br />
vorgetragen von Kathrin Kofler Costa.<br />
Zum Schluss sangen alle Mitwirkenden mit<br />
dem gesamten Publikum das „Stille Nacht“.<br />
Der lang anhaltende Applaus war die Bestätigung<br />
an alle Mitwirkenden, dass ihr<br />
musikalisches Weihnachtsgeschenk die<br />
Herzen aller Zuhörer berühren konnte.<br />
Ein Dank für dieses gelungene Konzert gebührt<br />
Obfrau Waltraud Höller Baur für die<br />
Organisation und Chorleiter Gottfried Veit<br />
für die Gesamtleitung des Konzertes sowie<br />
allen Sängern und Musikanten. Außerdem<br />
bedankt sich der Kirchenchor beim Publikum<br />
und den Sponsoren für die großzügigen<br />
Spenden.<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 11
Aus Verband und Bezirken<br />
„Weit, weit weg“<br />
Kommentar von Othmar Trenner<br />
Der Kirchenchor Sexten in seiner traditionellen Tracht vor dem Hochaltar der<br />
Pfarrkirche Sexten – Bildrechte: Christian Tschurtschenthaler<br />
Es stimmt, weit weg ist schon Weihnachten<br />
und noch mehr die Adventszeit. Gerade<br />
die Adventszeit ist heute ja vielfach nur geprägt<br />
von den zahlreichen Christkindlmärkten<br />
und den mehr oder weniger niveauvollen<br />
Veranstaltungen in diesem Rahmen.<br />
Es gibt wohl wenige Ortschaften in unserem<br />
Land, wo nicht wenigstens ein Adventskonzert<br />
stattfindet. Die zahlreichen<br />
Singgemeinschaften jeder Art tun auch gut<br />
daran, diese Zeit für Konzerte zu nutzen,<br />
denn Advent und Weihnachten ohne Musik<br />
ist für die Menschen unserer Kulturlandschaft<br />
kaum denkbar. Die Chorleiter/innen<br />
haben aber viel Mühe, jedes Jahr etwas<br />
Neues, oder wie es heute wichtig scheint,<br />
„Anderes“ zu finden oder zu erfinden, um<br />
dem Publikum zu gefallen. Dabei werden<br />
manchmal etwas eigenartige Adventsprogramme<br />
angeboten. Um beim Titel dieser<br />
kurzen Überlegungen zu bleiben: Was hat<br />
das stimmungsvolle, etwas wehmütige Liebeslied<br />
von L. Maierhofer mit der Adventsthematik<br />
zu tun? Wenn dann auch noch<br />
andere hübsche und beliebte Chorstücke<br />
auf dem Programm stehen, die auch keinen<br />
Bezug zum Advent haben, dann frage ich<br />
mich, ob man nicht einfach das Wort „Advent“<br />
aus der Konzertankündigung weglassen<br />
sollte, um dem Publikum nicht falsche<br />
Vorstellungen zu machen. Die Musik für<br />
Weihnachtskonzerte sollte sich textlich mit<br />
diesem Themenkreis befassen, sonst darf<br />
man auch nicht kritisieren, wenn die Hoteliers<br />
den oft sehr üppigen weihnachtlichen<br />
Lichterschmuck auch für Fasching<br />
usw. verwenden – denke ich da vielleicht<br />
etwas zu altmodisch?<br />
Ein anderes Adventskonzert hat der Kirchenchor<br />
von Sexten zum 250. Jahr seines<br />
Bestehens gestaltet. Hans Reider, der<br />
den Chor jahrzehntelang geleitet und konsequent<br />
aufgebaut hat, schuf eine in der Art<br />
der klassischen Oratorien gestaltete „Weihnachtsgeschichte“,<br />
die das Geschehen vom<br />
dunklen Ursprung her erzählt. Seine eigenen,<br />
sinnvoll und gut geformten Texte hat<br />
er in eine auf der Tradition fußenden ausdrucksvolle<br />
und wirkungsvolle Musik gekleidet,<br />
die von aktualisierenden Texten<br />
unterbrochen wurde. Schön gesungene<br />
Soli und Ensembles (in alpenländischer<br />
Art), gut klingende Chorsätze wurden von<br />
einem kleinen Instrumentalensemble unter<br />
der Leitung von Alexander Patzleiner<br />
begleitet. Um heute ein so umfangreiches<br />
Werk zu schaffen, braucht es viel Mut und<br />
vor allem viel handwerkliches Können und<br />
das Wissen um die klanglich-musikalischen<br />
Möglichkeiten der Singgemeinschaft, die<br />
es zur Aufführung bringen soll. Es wäre<br />
erfreulich, wenn auch andere Chorleiter<br />
den Mut hätten, diesem Beispiel zu folgen.<br />
Othmar Trenner, Verbandschorleiter<br />
Othmar Trenner<br />
Jahreshauptversammlung des<br />
Südtiroler Chorverbandes<br />
Die Jahreshauptversammlung des Südtiroler Chorverbandes findet am<br />
Samstag, 11. März <strong>2017</strong>, um 16 Uhr im Haus der Vereine in Nals statt.<br />
12<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
Die Teilnehmer des Adventsspiels in<br />
Terlan (Foto: Walter Haberer)<br />
•Stimmgabel<br />
„A Stern der Liab“<br />
Terlaner Männerchor<br />
Im Dezember präsentierte der Terlaner<br />
Männerchor zusammen mit der Maultaschbühne<br />
Terlan und dem Kirchenchor<br />
Leifers an zwei Abenden ein besonderes<br />
Adventsspiel im Raiffeisenhaus von Terlan.<br />
Mehrere hundert Besucher folgten<br />
der Einladung des Terlaner Männerchores<br />
zum Adventsspiel in Terlan. Das Stück „A<br />
Stern der Liab“ regte zum Nachdenken<br />
an. Im Stück lauschte nämlich ein Sterngucker<br />
mit seinen Begleitern in die unendliche<br />
Weite des Sternenhimmels hinein.<br />
Erst in der Stille begannen sie mit<br />
dem Herzen zu sehen. Und das geheimnisvolle<br />
Geschehen um Maria und Josef<br />
zog bei ihren nächtlichen Betrachtungen<br />
immer wieder in den Bann. Sie erlebten,<br />
wie der strahlende Stern die Hirten in Staunen<br />
versetzte oder wie ein Engel die freudige<br />
Botschaft von der Geburt Jesu verkündete.<br />
Zwischendurch trug der Terlaner<br />
Männerchor zusammen mit dem Kirchenchor<br />
Leifers und Musikern unter der Gesamtleitung<br />
von Konrad Prieth vertraute<br />
Lieder und Weisen vor.<br />
Ein gelungenes Fest<br />
Kirchenchor Ridnaun<br />
Der Cäciliensonntag wird in Ridnaun vom<br />
Kirchenchor und der Knappenkapelle gemeinsam<br />
gefeiert, wobei die Messfeier abwechselnd<br />
ein Jahr vom Kirchenchor und<br />
ein Jahr von der Knappenkapelle gestaltet<br />
wird. Dieses Jahr bereicherte der Chor<br />
mit einigen Stücken aus der Messe ‚Jubilate<br />
Deo‘ sowie dem ‚Cantate Domino‘<br />
aus Psalm 98 den Gottesdienst. Er wurde<br />
dabei von einigen Bläsern der Knappenkapelle<br />
Ridnaun begleitet und die Messe<br />
wurde durch die vollen und harmonischen<br />
Klänge wahrlich zu einem Fest, nicht nur<br />
für ihre Schutzpatronin, sondern für die<br />
gesamten Teilnehmer des Gottesdienstes.<br />
Anschließend wurde im Hotel Schneeberg<br />
gemeinsam gefeiert. Der Kirchenchor Ridnaun<br />
nutzte diesen Rahmen, so wie jedes<br />
Jahr, um langjährigen Mitgliedern zu danken<br />
und diesen eine Ehrenurkunde des<br />
Verbandes der Kirchenchöre und des Südtiroler<br />
Chorverbandes zu überreichen. Dieses<br />
Jahr wurde Sieghard Helfer für seine<br />
15-jährige Mitgliedschaft geehrt.<br />
Chorleiterin Esther Falkensteiner, der<br />
Geehrte Sieghard Helfer, Obmann<br />
Hermann Schölzhorn (v.l.)<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 13
Stimmgabel<br />
Neuer Obmann<br />
MGV-Schlanders<br />
Der MGV Schlanders hat einen neuen Obmann.<br />
Johann Stadler gab sein Amt aus beruflichen<br />
und privaten Gründen ab. Seit 21<br />
Jahren ist er beim Chor und hatte dabei verschiedene<br />
Füh-rungspositionen inne, sechs<br />
Jahre lang war er Obmann. Für seine langjährige<br />
Vereinstätigkeit und die Abschiedsworte<br />
ern-tete er bei der Versammlung des<br />
Chores am 11. Jänner anhal-tenden Applaus.<br />
Beinahe einstimmig wurde Robert<br />
Grüner zum neuen Obmann gewählt. Er ist<br />
seit 1980 Sänger beim MGV und seit Langem<br />
als musikalischer Beirat bekannt und<br />
beliebt. Er betonte, das Amt mit Freude anzunehmen.<br />
Sein Augenmerk werde weiterhin<br />
auf qualitätsvollem Gesang liegen und<br />
er freue sich auf eine gute Zusammenarbeit<br />
im Verein. Als erste große Aufgabe sieht<br />
der neue Obmann die große MGV-Gala mit<br />
Fa-schingsrevue am 18. <strong>Februar</strong> <strong>2017</strong> im<br />
Der alte und der neue Obmann mit dem Vorstand des MGV-Männergesangverein<br />
Schlanders<br />
Kulturhaus „K.Schönherr“ in Schlanders,<br />
eine Hürde, die er auf Grund sei-ner Erfahrung<br />
und Verantwortung für den musikalischen<br />
Teil bestens überwinden wird.<br />
Es folgt dann die Revue-Wiederholung am<br />
24. <strong>Februar</strong> <strong>2017</strong>. Danach stehen intensive<br />
Proben für das Frühjahrskonzert am<br />
13. Mai sowie für die Kon-zertreise, die den<br />
Männergesangverein nach Finnland und<br />
Est-land führen wird, auf dem Programm.<br />
Die versammelten Sän-ger sowie die unterstützenden<br />
Mitglieder des MGV hießen<br />
den neuen Obmann Robert Grüner herzlich<br />
willkommen und wünschten ihm viel<br />
Glück und eine gute Hand in der Führung<br />
des Schlanderser Traditionsvereins.<br />
Weihnachtsfeiern und Faschingsrevue<br />
MGV-Schlanders<br />
Der Männergesangverein Schlanders beging<br />
traditionsgemäß das Fest der Hl. Cäcilia<br />
bei einem gemeinsamen Mittagessen,<br />
zu dem die Kulturreferentin der Marktgemeinde<br />
Schlanders Monika Wielander-<br />
Habicher, die Fahnenpatin Brigitte Müller<br />
sowie alle Chormitglieder samt Partnerinnen<br />
geladen waren. Ganz besonders<br />
freuten sich alle Anwesenden auch darüber,<br />
dass auch Josef Mair, Dekan von<br />
Schlanders, der Einladung gefolgt war. In<br />
seiner kurzen Ansprache hielt Obmann<br />
Johann Stadler Rückblick über die Vereinstätigkeit.<br />
Er dankte der Chorleiterin<br />
für die abwechslungsreiche Werkauswahl<br />
und für die Probentätigkeit, wodurch es<br />
dem Chor-Ensemble gelinge, immer wieder<br />
viel Erfolg bei den Konzerten zu ernten.<br />
Besonders erinnerte er an das letztjährige<br />
Adventskonzert in Bielstein (D),<br />
wo die Sänger des MGV Schlanders die<br />
vielen Konzertbesucher mit schönen Advents-<br />
und Weihnachtsliedern begeistert<br />
hatten. Ebenso gedachte er des langjährigen<br />
Sängers und Ehrenmitglieds Luis Vill,<br />
erwähnte das erfolgreiche Frühjahrskonzert<br />
in Schlanders sowie die erfolgreiche<br />
Teilnahme am Deutschen Chorfest in Stuttgart<br />
Ende Mai 2016. Im Anschluss wurde<br />
für seine 15-jährige Vereinszugehörigkeit<br />
Daniel Staffler mit der Urkunde des Südtiroler<br />
Chorverbandes und einer Anstecknadel<br />
bedacht. Der talentierte Tenor bedankte<br />
sich in einer kurzen Rede für die<br />
gute Aufnahme und Kameradschaft, die<br />
er bereits mit 18 Jahren erfahren durfte.<br />
Obmann Stadler kündigte an, dass schon<br />
die Vorbereitungen für die MGV-Gala mit<br />
Faschingsrevue am 18. <strong>Februar</strong> <strong>2017</strong> sowie<br />
für das Frühjahrskonzert im Mai anlaufen.<br />
Auf dem Programm stehe auch die<br />
Gestaltung des Hochamts in der Pfarrkirche<br />
und der Hl. Messe im Bürgerheim in<br />
Schlanders am Weihnachtstag sowie die<br />
Gestaltung der Senioren-Weihnachtsfeier<br />
am 6. Januar auf Einladung des KVW. Monika<br />
Wielander-Habicher überbrachte die<br />
Grüße der Gemeindeverwaltung und hob<br />
die kulturelle Bereicherung hervor, welche<br />
die Bevölkerung durch das Wirken des<br />
MGV Schlanders erfährt. Sie freue sich,<br />
in seinen Reihen immer wieder neue Gesichter<br />
zu sehen. Es sei ja nicht selbstverständlich,<br />
neue Mitglieder für einen Verein<br />
zu gewinnen. Das gemeinsame Festessen<br />
wurde durch einige Gesangseinlagen untermalt<br />
und klang bei geselligem Beisammensein<br />
aus.<br />
Dank für fünfzehn<br />
Jahre Einsatz (v.l.):<br />
Chorleiterin Sibylle<br />
Pichler, Sänger Daniel<br />
Staffler, Obmann<br />
Johann Stadler und<br />
Fahnenpatin Brigitte<br />
Müller<br />
14<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
Alle Jahre wieder<br />
Kirchenchor Tabland-Staben<br />
Alle Jahre wieder und so auch heuer lud<br />
der Kirchenchor Tabland-Staben zum Weihnachtskonzert<br />
im Schulhaus von Staben ein.<br />
Passend zum 4. Adventssonntag stimmten<br />
zu Beginn die zahlreich erschienenen Zuhörer<br />
und der Chor feierlich das Lied „Wir<br />
sagen euch an den lieben Advent“ an. Auf<br />
dem ersten Teil des festlichen Programms,<br />
das Chorleiter Josef Pircher wie immer<br />
mit Sorgfalt und Bedacht zusammengestellt<br />
hatte, standen traditionelle alpenländische<br />
Weihnachtslieder und zwei pastorale<br />
Instrumentalstücke. Den Höhepunkt<br />
des Konzertes bildete „Die Weihnachtsgeschichte“<br />
von Bert Ruf. Dieser ist kein Unbekannter<br />
in Naturns, denn 2006 wurde<br />
dessen Oratorium „Die Erschaffung der<br />
Welt“ vom Kirchenchor Naturns uraufgeführt.<br />
Begleitet von Violinen, Flöte, Oboe,<br />
Klarinette, Fagott und Piano sangen der<br />
Chor und die Solisten Cilli Mittelberger und<br />
Edwin Prieth „Die Weihnachtsgeschichte“<br />
mit originalen Texten des Dichters Clemens<br />
Der Kirchenchor Tabland-Staben unter der Leitung von Josef Pircher<br />
Brentano aus dem frühen 19. Jahrhundert.<br />
Passend zur Musik wurden während<br />
des Konzertes stimmungsvolle Bilder von<br />
Südtiroler Künstlern - z.B. H. Gschwendt,<br />
J. Bachlechner, J. Wengenmayr, H. Multscher<br />
- an die Wand projiziert. Hermann<br />
Fliri, der gekonnt durch das Programm<br />
führte, stimmte mit einem besinnlichen<br />
Text auf „Die Friedensmusik“ ein, die von<br />
Doris Pircher Hanny auf der Flöte einfühlsam<br />
vorgetragen wurde. Zum Abschluss<br />
des gelungenen Konzertes sang das begeisterte<br />
Publikum kraftvoll mit dem Chor<br />
„O Herr, wenn du kommst, wird die Welt<br />
wieder neu“ mit und stärkte sich nachher<br />
bei einem kleinen Weihnachtsumtrunk.<br />
„Ein aufrichtiges Vergelt´s Gott“<br />
Kirchenchor Vahrn ehrt zwei verdiente Mitglieder<br />
Am Sonntag, 20. November 2016, feierten<br />
die Musikkapelle und der Kirchenchor von<br />
Vahrn das Fest ihrer Schutzpatronin der<br />
Hl. Cäcilia. Im Anschluss an die Messfeier,<br />
die von Musikkapelle und Kirchenchor gemeinsam<br />
gestaltet wurde, konnte der Kirchenchor<br />
zwei verdiente Mitglieder ehren.<br />
Der Obmann des Südtiroler Chorverbandes<br />
Erich Deltedesco, der Obmann des Kirchenchores<br />
Michael Baur und Pfarrgemeinderatspräsident<br />
Franz Gruber konnten Franz<br />
Huber für 60 Jahre und Willi Grießmair für<br />
40 Jahre aktives Chorsingen auszeichnen.<br />
60 Jahre fleißiges Mitglied im Kirchenchor<br />
- das sind, wie Obmann Michael Baur ausgerechnet<br />
hat, rund 8.500 Stunden Einsatz<br />
bei Proben, Konzerten, Gottesdiensten<br />
und Beerdigungen. Ganze 40 Jahre hat<br />
Tenor Willi Grießmair den Chor mit seiner<br />
Stimme bereichert. Franz und Willi tragen<br />
mit ihrem ausgeglichenen Charakter und<br />
ihrem Pflichtbewusstsein wesentlich zum<br />
Wohle des Vereines bei; dafür ist ihnen die<br />
Chorgemeinschaft sehr dankbar.<br />
Die tiefe Verbundenheit zum Chor drückt<br />
Franz Huber mit seiner stillen Großzügigkeit<br />
aus. Bei jedem Chorausflug verwöhnt<br />
er die Chormitglieder mit "Griesser<br />
Speck und Wein" und lässt die Sängerkehlen<br />
nach der Chorprobe nicht verdursten.<br />
Dafür spricht der gesamte Chor dem verdienten<br />
Mitglied ein „aufrichtiges Vergelt's<br />
Gott“ aus. Wenn Gesang Medizin für die<br />
Seele ist, so wie der Obmann des Südtiroler<br />
Chorverbandes Erich Deltedesco in seiner<br />
Ansprache betonte, so ist es gewiss,<br />
dass die Jubilare, von dieser Medizin gestärkt,<br />
noch für viele Jahre mit Freude im<br />
Chor weitersingen. Den kräftigen Applaus<br />
der Pfarrgemeinde für ihren Dienst zur Ehre<br />
Gottes und zur Freude der Menschen haben<br />
sie sich ehrlich verdient.<br />
Pfarrer Luis Gurndin, Michael Baur, Bürgermeister Andreas Schatzer, Karin Sigmund,<br />
Franz Huber, Irene Gamper, Willi Grießmair, Eugen Reinthaler, Heinrich Clara, Erich<br />
Deltedesco (v.l.)<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 15
Stimmgabel<br />
Cäcilienfeier mit Ehrungen<br />
Kirchenchor Villnöss<br />
Bezirksobmann Gottfried Gläserer, Obfrau Margit Nussbaumer, Chorleiterin Johanna<br />
Psaier, Walter Sottsas, Judith Oberhofer, Ida Bott, Hannes Profanter, Paul Profanter (v.l.)<br />
Der Kirchenchor Villnöss feierte wie jedes<br />
Jahr am Cäciliensonntag zusammen mit der<br />
Musikkapelle das Fest der Hl. Cäcilia. Eine<br />
Bläsergruppe eröffnete feierlich den Gottesdienst.<br />
Unter der Leitung von Johanna<br />
Psaier sang der Chor die Missa brevis in F-<br />
Dur von Josef Haydn. Lena Obexer, Sopran,<br />
und Sonya Profanter, Alt, übernahmen gekonnt<br />
die Gesangssoli. Für die musikalische<br />
Begleitung sorgte ein kleines Orchester mit<br />
Geigen und Fagott, ebenso die Orgel. Pfarrer<br />
Paul Faller unterstrich in seiner Predigt<br />
die Wichtigkeit der Musik.<br />
Beim weltlichen Teil der Cäcilienfeier im<br />
Kultursaal dankte die Obfrau des Kirchenchores<br />
Margit Nussbaumer den Chormitgliedern,<br />
die für ihre langjähriges Wirken<br />
geehrt wurden. Gottfried Gläserer, Bezirksobmann<br />
des Südtiroler Chorverbandes,<br />
überreichte ihnen die Urkunde des Südtiroler<br />
Chorverbandes und sprach seinen<br />
Dank und seine Anerkennung aus. Judith<br />
Oberhofer und Ida Bott wurden für 15-jährige,<br />
Paul Profanter, Ganoi, für 25 Jahre<br />
und Hannes Profanter, Profanthof, für 30<br />
Jahre Tätigkeit im Chor geehrt. Chorleiterin<br />
Johanna Psaier leitet seit 15 Jahren mit<br />
großem Können und Engagement den Kirchenchor<br />
Villnöss. Dafür wurde sie mit dem<br />
Ehrenzeichen des Südtiroler Chorverbandes<br />
ausgezeichnet.<br />
Erich Deltedesco, Obmann des Südtiroler<br />
Chorverbandes, fand in einem Schreiben<br />
lobende Worte für sie: „In ganz besonderer<br />
Weise gratuliere ich Frau Johanna<br />
Psaier, die nun schon seit 15 Jahren mit<br />
allergrößter Kompetenz Euren Chor leitet.<br />
All die Jahre hindurch hat sie ihre großen<br />
musikalischen Fähigkeiten in den Dienst<br />
der Kirchenmusik gestellt und stets zuverlässig<br />
und mit äußerster Professionalität<br />
den wichtigen Dienst als Chorleiterin versehen.<br />
Sie hat Leitlinien vorgegeben, sie hat<br />
mit großer Überzeugungskraft vielen Sängerinnen<br />
und Sängern orientierende Perspektiven<br />
vermittelt, sie hat die Seele der<br />
Menschen mit ihrem Wissen berührt. Mit<br />
ihrer Begeisterung hat sie auch immer wieder<br />
Farbe und Schwung in das Vereinsleben<br />
gebracht, für frische Luft hat sie nicht<br />
nur im Probelokal, sondern durch die interessante<br />
und zeitgemäße Programmauswahl<br />
auch im Chorleben gesorgt.“ Für Walter<br />
Sottsas kam die Ehrung für seine 12-jährige<br />
Tätigkeit als Obmann völlig überraschend.<br />
Er übernahm von 2002 bis 2014 mit viel<br />
Einsatz organisatorische Aufgaben im Chor,<br />
dabei war es ihm ein großes Anliegen, die<br />
Mitglieder zu einer festen Gemeinschaft zu<br />
motivieren und auch die Geselligkeit zu fördern.<br />
Bürgermeister Peter Pernthaler unterstrich<br />
in seinen Grußworten die Wichtigkeit<br />
der musikalischen Tätigkeit zum Wohle der<br />
Gemeinschaft. Die „Villnösser Musikånten“<br />
gaben einige Stücke zum Besten und anschließend<br />
sorgte das Duo „Querdurch“ für<br />
die musikalische Unterhaltung. Allen, die<br />
zum guten Gelingen dieses Festtages beigetragen<br />
haben, gebührt ein großer Dank.<br />
Abschied von einer geschätzten Chorleiterin<br />
Frauensinggruppe St. Michael-Eppan dankt<br />
Veronika Spitaler<br />
„Mit großer Dankbarkeit schauen wir auf<br />
die 21-jährige Tätigkeit von Veronika Spitaler<br />
als Chorleiterin zurück. Wir danken<br />
dir, liebe Vroni, und wünschen für die Zukunft<br />
alles, alles Gute “ Mit diesen Worten<br />
drückten die Sängerinnen der Frauensinggruppe<br />
St. Michael/Eppan ihre Dankbarkeit<br />
gegenüber ihrer Chorleiterin aus. Mit 1. Januar<br />
<strong>2017</strong> gab Veronika Spitaler die musikalische<br />
Leitung der Frauensinggruppe<br />
ab. Das Programm unter Veronika Spitalers<br />
Leitung war vielfältig: Konzerte auch<br />
gemeinsam mit anderen Chören und Gruppen,<br />
Rorate singen, Bezirkssingen, Singen<br />
im Senioren-, Pflege- und Jesuheim, bei<br />
Patrozinien und vielen anderen Anlässen.<br />
Stets hatte sie ein offenes Ohr für die Anliegen<br />
der Sängerinnen. Die Frauensinggruppe<br />
blickt mit Dankbarkeit auf ihr Wirken<br />
zurück:„Bemerkenswert sind ihre musikalische<br />
Kompetenz, mit der sie mit uns geduldig<br />
verschiedenes Liedgut einstudierte,<br />
sowie ihr Organisationstalent bei Konzerten<br />
und anderen Veranstaltungen kirchlicher<br />
und weltlicher Natur. Wir bedanken uns<br />
sehr herzlich für alles, was wir durch unsere<br />
Chorleiterin erlernen durften.“<br />
Veronika Spitaler<br />
16<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
Singen weckt Erinnerungen<br />
Der Seniorenchor im SCV<br />
Heuer beginnt für die sogenannten ältesten<br />
Sängerinnen im Südtiroler Chorverband,<br />
"Die Junggebliebenen", das 10. Bestandsjahr.<br />
Den 13 sangesfreudigen Bozner Damen<br />
der Fahrtensinggruppe im Seniorenclub<br />
wurde das Ansuchen um Aufnahme<br />
in den Verband am 20. <strong>Februar</strong> 2008 vom<br />
Südtiroler Sängerbund genehmigt und mit<br />
7.April 2008 bestätigt. "Mit Singen Freude<br />
bringen" war das Motto bei den Tagesfahrten<br />
der Arbeitsgemeinschaft. Es hat Reiseleiter<br />
Denis Mader auf die Idee gebracht, den<br />
ersten Seniorenchor im Südtiroler Sängerbund<br />
zu gründen. Mit Nandl Gasser und<br />
Prof. Gigi Borgogno war bald ein Probelokal<br />
mit engagierter Chorleiterin und einem<br />
professionellen Musikbeirat am Klavier gefunden.<br />
Mit Hilfe des Sängerbundes unter<br />
dem damaligen Obmann Josef Pircher<br />
konnte für den neugegründeten Chor mit<br />
der Sängerin Erika Mussner aus Gröden<br />
eine versierte Stimmbildnerin gewonnen<br />
werden. Schon im Mai 2008 trat der Chor<br />
erstmals beim Bezirkssingen auf. Der große<br />
Erfolg vor zahlreichem Publikum in Auer<br />
war Ansporn zum Weitermachen. Altes und<br />
neues Liedgut wurde stets auswendig einstudiert.<br />
Bald waren die mittlerweilen 21<br />
Sängerinnen im Alter von 65 bis 84 Jahren<br />
in ganz Südtirol mit kleinen Auftritten<br />
bei Geburtstagen und Krankenhausbesuchen<br />
unterwegs. Auch bei den Senioren-<br />
Fahrten gab es immer wieder gesangliche<br />
Erfolge, ebenso bei Kirchenfeiern wie in der<br />
Wieskirche in Bayern und bei der Dankesmessfeier<br />
anlässlich der „Blauen Fahrt“.<br />
So wurde die Liste von gesanglichen Höhepunkten<br />
seit der Gründung 2008 lang<br />
und länger. Schon ein Jahr später wurde<br />
im Mai auf in Schloss Sigmundskron das<br />
von der damaligen Obfrau Johanna Bernard<br />
gedichtete Potpourri mit acht Melodien<br />
bekannter Tiroler Lieder vorgetragen.<br />
Diese umgetexteten Lieder wurden dann<br />
bei verschiedenen Anlässen in Südtirol<br />
und bei einer Sängerbundfahrt in Linz mit<br />
Erfolg aufgeführt. 2010 dann die Krönung<br />
für die begeisterten Sängerinnen: Unter der<br />
Leitung der Regisseurin Hildegard Trenner<br />
und des Chorobmannes Denis Mader wurde<br />
zu Ehren des 80-jährigen Präsidenten der<br />
Arbeitsgemeinschaft Seniorenbetreuung,<br />
Heinrich Oberrauch, das Singspiel „Lebenstufen<br />
- von der Wiege bis zum Alter“ uraufgeführt.<br />
Im Einsatz waren neben dem<br />
Seniorenchor „Die Junggebliebenen“ Kinder<br />
und Tänzerinnen. Die am Klavier vertonten<br />
Texte stammen aus der Feder von<br />
Johanna Bernard. Der Erfolg der Uraufführung<br />
war groß. Das Stück wurde daher<br />
noch dreimal auf die Bühne gebracht. Viele<br />
kleinere und größere Gesangserfolge in Altersheimen,<br />
Bildungshäusern und Kliniken<br />
folgten, immer einfallsreich von der Archivarin<br />
Caroline Prossliner dokumentiert. Auch<br />
das jährliche Engagement beim traditionellen<br />
"FaschingsMIX" im Kolpinghaus ist<br />
erwähnenswert. Seit 2008 immer wunderbar<br />
maskiert, treten die Damen passend nach<br />
dem jeweiligen Motto, wie z.B. "Die Nacht<br />
in Venedig", "Rund um den Globus", "Herz<br />
und Liebe am Valentinstag", sowie 2016<br />
"Die 20&30 Jahre" auf. Im heurigen Jahr<br />
ist am 25.2. <strong>2017</strong> "Fasching in Wien" angesagt,<br />
wie alle Jahre unter der Regie des<br />
Ehrenobmannes´des Chores, Denis Mader<br />
und unterstützt von Liedberaterin Prof.<br />
Christine Tutzer. Das Fest findet im Kolpinghaus<br />
von 15 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt<br />
für 60+ statt. Neben weiteren Programmpunkten<br />
im heurigen Tätigkeitsjahr ist unter<br />
der Leitung der gegenwärtigen Obfrau<br />
Christl Bregenzer schon die Teilnahme an<br />
der 50. Weihnachtsfeier am 16.12. <strong>2017</strong><br />
im Waltherhaus geplant. Da kann man nur<br />
gratulieren bei so viel Liebe zum Gesang.<br />
Freude bringen, ein Beispiel an sozialer Begegnung<br />
und zwischenmenschlicher Verbundenheit<br />
geben sind hohe idealistische<br />
Züge, die die „Junggebliebenen“ verwirklichen.<br />
Wie diese tollen Sängerinnen selber<br />
sagen ... nach dem Singen fühlen sie<br />
sich freier, zufriedener und im seelischen<br />
Gleichgewicht. "Ad multos annos"- und im<br />
Jahr 2018 das 10-jährige Jubiläum!<br />
Steirischer Jägerchor sucht Konzertgelegenheit<br />
Der Steirische Jägerchor plant vom 25.5. bis 28.5.<strong>2017</strong> eine Konzertreise<br />
nach Südtirol, wo er gerne als Gastchor bei Konzerten von Südtiroler Chören<br />
auftreten möchte.<br />
Dass der Steirische Jägerchor das Rampenlicht liebt, unterstreicht die Teilnahme<br />
an der TV-Veranstaltung „Die große Chance der Chöre“.<br />
Informationen zum Jägerchor findet man unter www.jägerchor.at.<br />
Interessierte Chöre melden sich bitte beim Südtiroler Chorverband.<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 17
Vorweg<br />
Verbandsobmann<br />
Pepi Fauster<br />
Musik ist die Motivation, die uns trägt!<br />
Jeder von uns hat in seinem Leben oft schon gespürt, wozu er sich ganz besonders hingezogen fühlt und<br />
was ihm in seinem Leben ganz viel bedeutet. Das können Personen, Sachen, Ereignisse, Wünsche… sein.<br />
Da entwickeln sich in uns geheime Kräfte und Sehnsüchte, die uns lenken und leiten. Bei vielen von uns<br />
verursacht dies die Musik selbst mit ihren unterschiedlichen Klängen, Melodien und Rhythmen und mit der<br />
Möglichkeit, dass wir uns selbst ausdrücken und verwirklichen können. Sie ist die Motivation. Sie ist wie ein<br />
Wind, der uns weitertreibt und oft Wunderbares erleben lässt! Einfach schön!<br />
Jahreshauptversammlung des VSM: Weil für uns die Blasmusik und die Musikkapelle als Verein Motivation bedeuten,<br />
ist es immer wieder wichtig, dass wir uns dieses Geschenkes besinnen und unsere Zusammengehörigkeit stärken. Dazu soll<br />
auch die Jahreshauptversammlung des VSM dienen, welche am Samstag, 11. März um 14 Uhr im Waltheraus in Boen unter dem<br />
Motto "Blasmusik vereint" stattfindet. Ich lade alle Mitgliedskapellen sehr herzlich ein und freue mich auf eine zahlreiche Teilnahme.<br />
Verbandskapellmeister<br />
Sigisbert Mutschlechner<br />
Motivation schafft Energie<br />
Wenn ich nicht motiviert wäre, wozu wäre ich dann überhaupt in der Lage? Arbeit? Sport? Musik machen?<br />
Dirigieren? Fehlanzeige. Woher aber die Motivation nehmen? Ich habe viele Motivatoren. Das beginnt bei<br />
Familie und Freunden, geht über Mitarbeiter und Kollegen bis hin zu „meinen“ Musikanten von der Musikkapelle<br />
Toblach. Die motivieren mich durch fl eißigen Probenbesuch, durch Begeisterung für die gemeinsame<br />
Sache, durch Lob, durch konstruktive Kritik und vieles mehr. Umgekehrt motiviere ich sie: durch vielfältige<br />
Angebote, durch gelungene Konzerte, die wir gemeinsam spielen, durch Sicherheit und Ruhe, die<br />
ich weitergebe und ganz viel durch Unterbewusstes, das wohl motivierend wirkt, das ich aber gar nicht dahin<br />
gehend wahrnehme. Motivation ist wohl etwas Ganzheitliches. Und noch etwas, was mich immer wieder unheimlich motiviert:<br />
Applaus und Anerkennung vom Publikum. Motivation kann man durchaus wissenschaftlich betrachten. Pädagogisch, psychologisch,<br />
philosophisch oder wie auch immer. Ich sehe Motivation als etwas Zwischenmenschliches. Ohne Motivation ist alles nichts.<br />
Verbandsjugendleiter<br />
Meinhard Windisch<br />
Die schwere Entscheidung<br />
Ein Junge kommt in einen Selbstbedienungsladen voller Angebote. Da gibt es Jungbläserwochen zum Erlangen<br />
des Bronzeabzeichens und Jungbläserwochen für Fortgeschrittene. „Jungbläsertage in den Bezirken“<br />
steht da auf einem anderen Schild. An einem großen Korb ist in mächtigen Buchstaben „Euregio Musikcamp“<br />
zu lesen. Der Junge ist verwirrt. Was sollte er mitnehmen? Seine Blicke gleiten unsicher durch die<br />
Regale, da sieht er plötzlich ganz groß eine Aufschrift „SJBO“. Total verunsichert fasst er nun den Entschluss:<br />
„Nichts wie weg hier!“ Schnell geht er Richtung Ausgang, als er eine Stimme hört: „Hallo, Junge, kann ich<br />
dir helfen?“ Erstaunt dreht sich der Junge um. Er sieht einen jungen Verkäufer vor sich. Dieser spricht den<br />
Jungen an. „Ich bin der Jugendleiter und kenne mich hier bestens aus.“ Der Junge schildert seine Situation und der Jugendleiter<br />
kann dem Jungen schließlich weiterhelfen. Er verlässt das Geschäft mit der Gewissheit, die richtige Wahl getroffen zu haben.<br />
Die Moral dieser Geschichte: Unterstützen und beraten wir unsere Jungmusikanten, sie nehmen jede Beratung dankbar an.<br />
Verbandsstabführer<br />
Klaus Fischnaller<br />
Jetzt Ausbildung zum Stabführer machen!<br />
Während meiner Ausbildung und als Stabführer habe ich viele Gespräche geführt und Proben begleitet.<br />
In der letzten Zeit passierte dies noch verstärkter und ich bin dabei auf sehr viel Lob, Zustimmung, Freude<br />
und Begeisterung gestoßen. Musik in Bewegung wird bei unseren Kapellen großgeschrieben und daher<br />
sage ich einfach nur DANKE! Es gab aber auch Rückmeldungen, dass wir Stabführer manchmal unvorbereitet<br />
und ohne genaue Ziele die Marschmusik, die Musik in Bewegung, pflegen und vor allem vorleben.<br />
Daher möchte ich die Gelegenheit nutzen und auf unsere Kursangebote (s. Programmvorschau im<br />
<strong>KulturFenster</strong> und auf der VSM Homepage) hinweisen. Stabführerinnen und Stabführer sowie alle Interessierten<br />
sind dazu eingeladen, das vielseitige Programm anzunehmen. Unsere Musikanten wünschen sich eine starke Führung.<br />
Nutzt also die Gelegenheit! Eine gute Ausbildung ist das A und O, und nur so können wir mit Freude, Begeisterung, Stolz<br />
und Sicherheit die Musik in Bewegung vermitteln, leben, ja vorleben. Auf ein erfolgreiches Jahr der Musik in Bewegung <strong>2017</strong>!<br />
18<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Das Thema<br />
Blasmusik<br />
Wichtig ist die Leidenschaft<br />
zur Musik<br />
Wie kann ich die Musiker am besten motivieren?<br />
Michael Stecher bei der 4. Jugendleiter-Tagung im Rahmen der Südtiroler<br />
Blasmusiktage im November 2014<br />
„Clarino“, das Fachmagazin für Blasmusik, hat sich in seiner Ausgabe vom Dezember<br />
2013 mit der Motivation im Allgemeinen beschäftigt. Dazu hat Redakteur Klaus Härtel<br />
unter anderem mit dem Pädagogen Michael Stecher gesprochen. Er meint: „Wenn ich<br />
als Mensch über aktives Tun etwas erreiche, erlange ich einen Grad der Zufriedenheit.“<br />
Wir bedanken uns beim Redakteur und beim Pädagogen für ihr Einverständnis zum<br />
folgenden Nachdruck des vollinhaltlichen Interviews:<br />
Viele Orchesterleiter fragen sich, wie sie ihre Musiker am besten motivieren können. Diese<br />
Frage ist aber nicht richtig gestellt, denn sie gleicht der Fragestellung „Wie erzeugt man<br />
Hunger?“. Der Pädagoge Michael Stecher hat sich viele Gedanken zum Thema gemacht,<br />
hat Bücher geschrieben und hält Vorträge. Wir haben uns mit dem Pädagogik-Dozenten<br />
der Musikhochschule Freiburg unterhalten.<br />
Herr Stecher, als Einstiegsfrage: Was bedeutet<br />
eigentlich Motivation? Was versteht<br />
man unter Motivation?<br />
Das definiert erst einmal das Wort: Motivation<br />
kommt aus dem Lateinischen und<br />
bedeutet „Bewegen“; etwas bewegen, den<br />
Menschen bewegen. Darin steckt aber<br />
schon die Frage: Was bewegt den Menschen<br />
tatsächlich? Was sind die Hauptstellschrauben<br />
der menschlichen Motivation,<br />
damit er etwas tut? Tun kann er<br />
ja vieles. Er kann sinnvolle Dinge tun und<br />
er kann weniger sinnvolle Dinge tun. Immer<br />
aber steckt die Motivation dahinter,<br />
die den Menschen antreibt, damit er sich<br />
überhaupt bewegt.<br />
Man unterscheidet zwischen intrinsischer<br />
und extrinsischer Motivation. Was bedeutet<br />
das genau?<br />
Intrinsisch und extrinsisch sind zwei Gegensatzpaare,<br />
die nicht unbedingt als Gegensätze<br />
zu deuten sind. Denn wir kommen<br />
zu keiner intrinsischen Motivation, wenn<br />
nicht zuvor extrinsisch etwas passiert ist.<br />
Intrinsisch bedeutet, dass ich eine Sache<br />
um ihrer selbst willen mache. Der Musiker<br />
übt um des Übens willen. Er geht in<br />
eine Probe um des Probens willen, nicht<br />
etwa wegen Geld. Geld könnte eine extrinsische<br />
Motivation sein. Die intrinsische Motivation<br />
ist ein Paradebeispiel, sie ist einzigartig<br />
für den Menschen. Wir sind nicht<br />
nur triebgesteuert, wir sind auch nicht<br />
nur Werk der Gesellschaft, sondern der<br />
Mensch ist auch in der Lage, über sich<br />
selbst nachzudenken, Werk seiner selbst<br />
zu sein. Die intrinsische Motivation ermöglicht<br />
Tätigkeiten, die der Mensch hauptsächlich<br />
angetrieben aus der Sinnfindung<br />
tut. Die Sinnfindung ist die Hauptquelle der<br />
menschlichen Motivation. Wenn wir diese<br />
intrinsischen Momente durchleben, sind<br />
wir nicht nur bei uns selbst, sondern transzendent.<br />
Hier kommt der schöne Begriff<br />
„Flow“ ins Spiel. Man ist so in der Tätigkeit<br />
gefangen, dass man die vergehende Zeit<br />
gar nicht mehr wahrnimmt. Aber am Beispiel<br />
des Musizierens wird deutlich, warum<br />
es ohne extrinsische Motivation nicht geht.<br />
Extrinsisch heißt vereinfacht formuliert, es<br />
kommt nicht aus dem Inneren, sondern mir<br />
sagt jemand: „Üben soll sein.“ Ich habe<br />
als junger Mensch auch mal gesagt, dass<br />
ich keinen Bock hätte. Dennoch habe ich<br />
es getan – denn es musste ja sein. Das ist<br />
ein typisches extrinsisches Motivationsmoment.<br />
Durch dieses Fremdbestimmte<br />
stellt sich dann die Lust ein, psychologisch<br />
„Funktionslust“, die Freude an gekonnten<br />
Fertigkeiten. Man merkt plötzlich: Es läuft.<br />
Dann beginne ich, dieses Extrinsische zu<br />
internalisieren. Es geht in mein Selbst über<br />
und wird zur intrinsischen Motivation. Wer<br />
glaubt, Pädagogik ohne extrinsische Motivation<br />
betreiben zu können, der hat von<br />
Pädagogik nichts verstanden.<br />
Muss der Anstoß zur Motivation von außen<br />
kommen?<br />
Nein. Die Grundlagen zur Motivation liegen<br />
zunächst einmal ausschließlich in jedem<br />
Menschen selbst. Das geht nicht anders,<br />
weil jeder Mensch autonom ist. Aber das<br />
Außen kann mich über Beziehung zu etwas<br />
bringen. Der Beziehungsaspekt sorgt<br />
dafür, wie die extrinsische Motivation erlebt<br />
wird. Wird sie als positiv oder als negativ<br />
empfunden? Wir sind heute in der Pädagogik<br />
so weit – auch was die Motivation<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 19
Das Thema<br />
Wie kann positive Motivation erzeugt werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich<br />
Michael Stecher eingehend: „Die Gesellschaft, die die Befriedigung ohne Aufwand<br />
lebt, braucht als Motivationsprinzip die Erhöhung der Reizstärke.“<br />
angeht –, dass genau dieses Moment der<br />
Beziehung die tragende Rolle spielt. Stellschraube<br />
der Motivation ist also nicht nur<br />
die Sinnfindung, sondern auch das Prinzip<br />
Menschlichkeit.<br />
Ist dieses Prinzip Menschlichkeit ein Gegensatz<br />
zum Begriff Disziplin?<br />
Wenn man über extrinsische Motivation<br />
spricht, gelangt man irgendwann zum Begriff<br />
Disziplin. Genau an diesem Begriff lässt<br />
sich zeigen, wie schwierig das ganze Unterfangen<br />
ist. Disziplin ist zunächst nur ein<br />
Begriff. Er erhält Bedeutung durch die Zusammenhänge,<br />
zu denen ich ihn in Beziehung<br />
setze. Wenn ich sage: „In diesem Orchester<br />
muss mehr Disziplin herrschen!“,<br />
ist das negativ. Wenn ich aber sage: „Wenn<br />
bei uns im Orchester dies passiert, dann<br />
bekommen wir jenes Resultat.“ Dann<br />
passiert das von innen heraus, ist positiv<br />
und dann ist Disziplin ein nützlicher Begriff.<br />
„Wenn du übst, dann hast du aufgrund<br />
dieser Selbstdisziplin den Nutzen<br />
daraus.“ Es geht hier noch um etwas anderes:<br />
In den letzten 30 bis 40 Jahren haben<br />
wir eine Psychologisierung der Pädagogik<br />
erlebt. Gleichzeitig ist die Pädagogik<br />
eine fordernde Disziplin. Psychologisierung<br />
meint, dass wir nur noch das augenblickliche<br />
Wohl des Kindes ins Zentrum gestellt<br />
haben, wodurch in der Schule vieles<br />
entschärft wurde, was gut ist. Ich möchte<br />
die Psychologisierung nicht schlecht reden,<br />
aber sie hat in ihrer Übertriebenheit<br />
dazu geführt, dass für sämtliche auftretenden<br />
Schwächen irgendwelche psychologisierenden<br />
Entschuldigungen gefunden<br />
worden sind. Dadurch hat sich die Pädagogik<br />
in einem starken Maß von der Pädagogik<br />
des Forderns verabschiedet. Wir<br />
befinden uns aber gerade in einer Phase,<br />
in der das Pendel in die Balance kommen<br />
kann. Bernhard Bueb mit seinem Disziplinbegriff<br />
(siehe „Lob der Disziplin: Eine<br />
Streitschrift“) lässt das Pendel jetzt wieder<br />
in die andere Richtung schlagen. Wie<br />
so oft liegt die Wahrheit in der Mitte. In<br />
der Motivation kommen wir um eine Pädagogik<br />
des Forderns nicht herum. Aber<br />
sie muss gerecht ablaufen. Sie muss den<br />
Menschen stärken.<br />
Man hört immer wieder, dass Lehrer sich<br />
beschweren über die Motivations- oder<br />
Lustlosigkeit der heutigen Generation? Ist<br />
das tatsächlich ein Problem?<br />
Die Gesellschaft hat sich zu einer Beschleunigungsgesellschaft,<br />
einer Konsumgesellschaft,<br />
einer Wohlstandsgesellschaft gewandelt.<br />
Verhaltensbiologen sagen, der<br />
Mensch kann sich verwöhnen lassen. Er<br />
erlebt Lustgewinn ohne Anstrengung. In der<br />
Musikpädagogik haben wir aber die Funktionslust<br />
und die ist eben ein Lustgewinn<br />
mit Anstrengung. Die Gesellschaft, die die<br />
Befriedigung ohne Aufwand lebt, braucht<br />
als Motivationsprinzip die Erhöhung der<br />
Reizstärke. Dann funktioniert der Mensch.<br />
In dieser Welt leben wir heute. Ein iPhone<br />
4 macht keinen mehr glücklich, es muss<br />
das 4s sein. Danach kommt das iPhone 5.<br />
Diese Erhöhung der Reizstärke hat auch<br />
in manchen pädagogischen Kreisen zu<br />
folgendem Satz geführt: „Der Dirigent hat<br />
die Aufgabe, durch geeignete Reize für<br />
die Motivation unter den Musikern zu sorgen.“<br />
Das ist im Kern ein ganz böses Unterfangen.<br />
Letztlich nämlich kann der Dirigent<br />
die Musiker gar nicht motivieren. Die<br />
Musiker müssen sich selbst motivieren –<br />
wie auch der Dirigent sich selbst motivieren<br />
muss. Natürlich kann ein Dirigent demotivieren,<br />
durch schlechten Sprachstil,<br />
durch Monotonie oder wenn er am Beginn<br />
einer Probe erst einmal zehn Minuten<br />
den Grundton stimmen will. Und der<br />
Dirigent kann das gesellschaftliche Phänomen<br />
mit den Reizstärken sogar mitmachen.<br />
Sendet er einen „Fun- oder Spaß-<br />
Reiz“, sagen alle „Heute war es aber geil!<br />
Ein tolles Stück!“ Dann schleift sich dieser<br />
Reiz ab und der Dirigent muss höhere<br />
Reize setzen. Das neue Stück hat noch<br />
mehr Schlagzeug und E-Bass. „Heute war<br />
es noch cooler!“ Irgendwann steht der Dirigent<br />
dann da und sagt: „Mir fällt nichts<br />
mehr ein! Dann ist er Gefangener seiner<br />
eigenen falschen Reizstärkemethode. Bezüglich<br />
der Reizstärke muss ich als Dirigent<br />
die Musiker dazu bringen, dass sie entdecken,<br />
was Musik wirklich ist. An den meisten<br />
Menschen tropft Musik ab wie Wasser<br />
von einer Teflonschicht. Die Aufgabe<br />
ist, diese Teflonschicht wegzukratzen, damit<br />
die Musik wieder in den Menschen hineinkommt.<br />
Resultiert die Motivation der Musiker oder<br />
der Instrumentalschüler auch aus Aufklärung?<br />
Diese Schlussfolgerung wäre wohl<br />
zu einfach, oder?<br />
Wir wären in der Amateurszene wahrscheinlich<br />
weiter, wenn sich die gut ausgebildeten<br />
Musiker öfter gegen ihre nicht<br />
immer so gut ausgebildeten Dirigenten<br />
behaupten würden: „Was da vorne abgeht,<br />
lassen wir uns nicht mehr bieten.“<br />
Ich kenne kein einziges Blasorchester, das<br />
keine guten Musiker hat. Oft wissen die Dirigenten<br />
nicht mehr, wie man den Stachel<br />
in der Musik entdeckt und wie man die Leidenschaft<br />
zur Musik mitgibt. Dann gäbe<br />
es keine Motivationsprobleme. Aber ihre<br />
Schlussfolgerung wäre in der Tat zu einfach.<br />
In dem Fall sorgt ja der Dirigent dafür,<br />
dass die Zustände demotivierend sind.<br />
Hier wünsche ich mir dann aufgeklärte Musiker,<br />
die deutlich machen, wo Dirigenten<br />
ihre Grenzen haben. Umgekehrt kann ich<br />
mich aber auch nicht in eine Probe setzen<br />
und sagen: „Du da vorne bekommst Geld<br />
dafür, jetzt motiviere mich mal!“<br />
Welche Rolle spielt die Autorität des Dirigenten<br />
für die Motivation?<br />
Man kann da schon Rückschlüsse ziehen.<br />
Der Pädagoge Hartmut von Hentig hat gesagt:<br />
„Die Person des Lehrers muss ins<br />
Spiel kommen, sie ist sein stärkstes Mittel.“<br />
Das stärkste Mittel des Dirigenten ist<br />
seine Person. Wenn wir den Dirigenten als<br />
20<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Wie sieht denn die richtig gedachte Pädagogik<br />
aus?<br />
Die richtige Pädagogik ist die, am Beispiel<br />
der Musik, die sich umfassende Musizierpädagogik<br />
nennt. Wir brauchen eine Erziehung<br />
der Kinder durch Musik, keine<br />
Musikerziehung. Der normale Mensch,<br />
der in der Musikpädagogik traditionell<br />
ausgebildet wird, interpretiert. Die Komponisten<br />
machen ein Extra-Studium, die<br />
Jazzer machen auch ein Extra-Studium.<br />
Es muss keiner einen Beethoven schaffen<br />
oder wie Miles Davis spielen, aber umfassend<br />
musizieren bedeutet die Einheit der<br />
drei Felder: fremde Gedanken lesen und<br />
vortragen, eigene Gedanken frei sprechen<br />
und eigene Gedanken schriftlich fixieren<br />
können. Das gehört wieder in die Ausbildung<br />
hinein.<br />
Michael Stecher im Gespräch mit VSM-Verbandsjugendleiter Meinhard Windisch<br />
(Bildmitte) und dessen damaliger Stellvertreterin Sonya Profanter<br />
wahre, echte, genuine Autorität definieren,<br />
stimme ich zu. Wenn es abdriftet in<br />
autoritäres Gebaren, lehne ich es ab. Man<br />
kann nicht durch eine falsche Form von<br />
Strenge Motivation erzeugen. Ich möchte<br />
den Begriff wahre Autorität umdefinieren<br />
in Glaubwürdigkeit und Authentizität.<br />
Zum Beispiel: Ein Dirigent darf durchaus<br />
streng sein. Wenn er echt ist, funktioniert<br />
das. Wenn ein Dirigent nicht so streng ist,<br />
funktioniert es auch, wenn er authentisch<br />
ist. Umgekehrt aber genauso: Ein nicht authentischer<br />
strenger Dirigent wird genauso<br />
verlieren wie ein Laissez-Fair-Typ. Die Authentizität<br />
ist das Wichtigste, worauf es in<br />
der Ausbildung ankommt. Der Dirigent<br />
muss sich erst einmal selbst finden, bevor<br />
er in Beziehung zu jemand anderem<br />
treten kann. Diese Autorität, die vor jeder<br />
Probe schon im Raume schwebt, macht<br />
die Musiker-Dirigenten-Beziehung aus.<br />
Aber: Ein Dirigent steht nicht drei Meter<br />
über den Musikern. Ziel ist es, gute Dirigenten<br />
zu bekommen, die das Potenzial<br />
der Musiker erkennen und ausschöpfen.<br />
Ein Dirigent ist heute kein Toscanini mehr,<br />
kein Celibidache. Ein Dirigent ist eher ein<br />
Simon-Rattle-Typ, der weiß, dass es nur gemeinsam<br />
geht. Wir brauchen die Gleichwürdigkeit,<br />
weil auch ein Dirigent Fehler<br />
macht. Gleichwürdigkeit gepaart mit Authentizität<br />
ist elementar für eine ganzheitlich<br />
funktionierende Motivation.<br />
Sie haben die Maestros ins Spiel gebracht.<br />
Spielt es eine Rolle, ob vor dem Dirigenten<br />
Profis oder Amateure sitzen?<br />
Diese Unterscheidung bringt uns nicht<br />
wirklich weiter. Ich kenne beamtenmäßiges<br />
professionelles Musizieren, wo die<br />
Musik keinen Stachel, keine Seele mehr<br />
hat. Und ich erlebe Amateure, die so was<br />
von beseelt von der Musik sind… Wir haben<br />
heute viele Musiker, die im Sinne der<br />
Technik perfekt sind, aber leider nichts<br />
zu sagen haben. Die Amateure können<br />
es zwar nicht immer perfekt sagen, aber<br />
sie haben was zu sagen.<br />
Lassen sich Kinder leichter motivieren als<br />
Erwachsene? Oder ist die Motivation einfach<br />
eine andere?<br />
Beim Orchestertreffen 60+ wurde ich gebeten,<br />
einen Vortrag zur Probenpädagogik<br />
zu halten und sollte zeigen, wie man<br />
mit den Defiziten der älteren Menschen –<br />
schlechter hören, schlechter sehen, geringere<br />
Spielfertigkeiten – umgeht. Ich habe<br />
aber keinen Defizitvortrag gehalten. Denn<br />
Jungmusiker können vieles noch nicht<br />
und da kommt auch keiner mit Defiziten<br />
daher. Wir kommen mit Musik. Alte Menschen<br />
können einiges nicht mehr, aber es<br />
ist unsere Aufgabe, das wieder freizulegen.<br />
Insofern gibt es für mich eigentlich keinen<br />
Unterschied. Wir haben an der Hochschule<br />
Freiburg ein Lernfeld Musik-Geragogik. Ich<br />
stelle immer wieder fest, das Pädagogik<br />
für Neugeborene, für Kinder, für Pubertierende,<br />
für Erwachsene und Senioren gleichermaßen<br />
gilt – wenn sie richtig gedacht<br />
ist. Das ist der springende Punkt.<br />
Aber bis dahin ist es ein weiter Weg, oder?<br />
Ja, denn wir bringen unseren Kindern Musik<br />
immer noch so bei, dass wir sie die<br />
Grammatik lehren und glauben, dadurch<br />
würden sie die Musik lernen. Gehörbildung<br />
machen wir getrennt, Rhythmik machen<br />
wir getrennt, Ansatztraining wird isoliert –<br />
und dann hoffen wir, dass daraus umfassendes<br />
Musizieren wird.<br />
Aber die Motivation Erwachsener ist doch<br />
nicht die gleiche wie die der Kinder?<br />
Es wäre schön, wenn die Erwachsenen<br />
noch die Motivation der Kinder hätten. Bei<br />
den Kindern erleben wir im Spielen, was<br />
das schönste intrinsische Moment ist: das<br />
zweckfreie Spielen. Wenn ich mies drauf<br />
bin, beobachte ich meine eigenen Kinder<br />
fünf Minuten und ich bin wieder gut<br />
drauf, weil ich das zweckfreie Spielen erlebe.<br />
Und dann kommen wir mit Pädagogik<br />
und treiben ihnen das aus... Wir Erwachsenen<br />
sollten aus dieser nur materiell<br />
gedachten und ökonomisierten Welt rauskommen<br />
und das Immaterielle entdecken!<br />
Gerade in der Musik sollten wir das Wesen<br />
des Spiels neu entdecken. Das Spielen um<br />
den Spielens willen. Das kann doch in der<br />
Amateurmusikszene die treibende Motivationskraft<br />
schlechthin sein!<br />
Ist die Motivation eigentlich eher ein Feld<br />
der Psychologie oder der Philosophie?<br />
In meinem Ansatz ist es integral zu denken.<br />
Ich bin skeptisch bei der Hirnforschung,<br />
weil die die pädagogischen Probleme<br />
nicht löst. Trotzdem brauchen wir<br />
diese Form von Wissenschaft. Wir brauchen<br />
aber auch die Philosophie, weil Motivation<br />
viel mit der Metaebene im Geist zu<br />
tun hat. Wir brauchen auch Psychologie,<br />
wir brauchen Soziologie. Im Bereich der<br />
Motivation müssen wir fächerübergreifend<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 21
Das Thema<br />
Zur Person:<br />
Michael Stecher<br />
denken. In der Soziologie wird das besonders<br />
deutlich. Wir Menschen tun ja nicht,<br />
was wir wissen. Wir wissen derzeit alle,<br />
dass wir die Welt gegen die Wand fahren.<br />
Wir handeln aber nicht danach. Deshalb<br />
ist die Motivation immer auch sozial zu<br />
sehen: Wie kommen wir zu einer neuen<br />
Form gelebter kultureller Praxis? Musizieren<br />
ist doch eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung.<br />
Ich blase nicht wie Vettel Millionen<br />
Liter Treibstoff in die Luft und drehe sinnlos<br />
meine Runden. Ich sitze da und arbeite<br />
mich an Kultur ab.<br />
Gibt es Tipps, wie ich mich motivieren kann,<br />
mich an der Kultur abarbeiten zu wollen?<br />
Solche Tipps sind subjektiv und unterschiedlich.<br />
Da hat jeder Mensch einen<br />
anderen Zugang. Und ich kann eigentlich<br />
nur sagen, was in meinem Leben der Motivation<br />
zur Musik und zur Orchesterarbeit<br />
diente. Das war immer die Musik. Wenn<br />
ich eine gute Partitur vor mir hatte, gute<br />
Musik, dann war das für mich Motivation<br />
genug, die Leidenschaft in die Probe zu<br />
tragen. Wenn ich gemerkt habe, dass zwischen<br />
mir und dem Orchester diese Musik<br />
zur Geltung kommt, dann war alles in<br />
Ordnung. Ich brauchte gute Literatur. Mit<br />
schlechter Literatur schaffte ich das nicht.<br />
Und Ihre Motivation wirkt dann ansteckend<br />
auf die Musiker.<br />
Auf jeden Fall! Das ist ein sogenanntes Resonanzphänomen.<br />
Jeder Mensch ist einzig<br />
Er studierte zunächst an der Pädagogischen<br />
Hochschule in Freiburg die<br />
Schwerpunkte Reformpädagogik, Beziehungsdidaktik<br />
und Musik, bevor er<br />
sich an der Musikhochschule Freiburg<br />
den Fächern Trompete sowie Dirigieren,<br />
Rhythmik und Früherziehung widmete.<br />
Heute ist er Akademischer Mitarbeiter<br />
im Bereich Musikpädagogik an der Musikhochschule<br />
Freiburg, unterrichtet am<br />
Hohner Konservatorium Trossingen Systemische<br />
Musikpädagogik und Allgemeine<br />
Instrumentalpädagogik, an der Bundesakademie<br />
Trossingen (B-Lehrgang) Probenpädagogik<br />
und Reflexionen über Musik<br />
und ist Lehrkraft für Trompete an der<br />
Musikschule Südlicher Breisgau in Staufen.<br />
(www.michaelstecher.de)<br />
und ein in sich autonomes System. Aber<br />
Systeme stehen in Beziehung ihrer Resonanz.<br />
Wenn über diese Begeisterung eine<br />
Resonanz entsteht, gibt es positive Motivation.<br />
Natürlich kann ich auch für negative<br />
Resonanzen sorgen. Dann gibt’s keine<br />
Musik. Viele Dirigenten regen sich darüber<br />
auf, wenn sich ein Musiker nicht abgemeldet<br />
hat, dies oder jenes passiert –<br />
alles Nebenschauplätze! Wichtig ist die<br />
Leidenschaft zur Musik!<br />
Kann es aber im Umkehrschluss auch<br />
demotivierend wirken, wenn der Dirigent<br />
von der Musik überzeugt ist, die Musiker<br />
aber nicht?<br />
Das muss natürlich passen. Ein Blasorchester,<br />
das sich über die Volksmusik definiert,<br />
kann ich mit dem „Traum des Oenghus“<br />
nur schwer erreichen. Muss ich ja auch<br />
nicht. Aber ich lege dann Wert darauf,<br />
dass auch die Volksmusik musiziert wird.<br />
Gibt es wirklich keine Tricks? Sei es nur,<br />
„Tschakka, du schaffst es!“, zu rufen?<br />
Wenn ich als Mensch über aktives Tun etwas<br />
erreiche, erlange ich einen Grad der<br />
Zufriedenheit. Es darf sich aber nicht dahin<br />
entwickeln, dass man immer nur nach<br />
oben denkt und mitmacht im Ellbogen-<br />
Kampf der Globalisierung. Es ist absolut<br />
entscheidend, Phasen zu haben, in denen<br />
ich zur Ruhe komme, nachdenke, und<br />
feststellen kann, wenn ich aktiv bin – ob<br />
Probe vorbereiten, Probe durchführen, in<br />
den Unterricht gehen –, ziehe ich aus diesem<br />
aktiven Tun meine Zufriedenheit. Das<br />
kostet Überwindung, aber ich weiß, dass<br />
meine Tätigkeit Sinn macht. Dieser Sinn<br />
zieht mich durch jede Durststrecke wie ein<br />
Magnet. Wie oft musste auch ich mich zu<br />
einer Probe aufraffen und wäre lieber daheim<br />
auf dem Sofa geblieben? Beim Losfahren<br />
hatte ich immer noch keine Lust.<br />
Die kommt dann letztendlich durchs aktive<br />
Tun. Wichtig ist dabei aber auch immer<br />
die Reflexion des Maßhaltens. Aktiv<br />
sein, aber im entscheidenden Augenblick<br />
wieder loslassen – dann haben wir pädagogisch<br />
viel erreicht, nämlich Gelassenheit.<br />
Und die Gelassenheit ist eine Grundmotivation.<br />
Der Gelassenheit gegenüber steht der Zeitdruck,<br />
den manche Menschen brauchen,<br />
um eine Aufgabe zu erledigen. Ist das ein<br />
falscher Ansatz?<br />
Ich ertappe mich selbst manchmal dabei,<br />
dass ich den Druck brauche. Das ein oder<br />
andere Mal ist das auch nicht schlimm.<br />
Wenn das aber ein Dauerzustand wird,<br />
macht sich der Mensch kaputt. Dann bekommt<br />
man motivational Probleme und<br />
landet im Burnout-Syndrom. Druck oder<br />
Stress schadet ja nicht per se, die Dosierung<br />
macht es aus.<br />
Und wenn alles nichts mehr hilft, hilft nur<br />
noch der Gang zum Psychologen?<br />
Wenn ich wirklich in der Apathie lande<br />
und auch in der Sinnfrage nicht mehr<br />
weiterkomme, brauche ich fremde Hilfe.<br />
Die Sinnfrage ist hochgradig interessant<br />
und für jede Lebensphase wichtig. Wenn<br />
ich mit pubertierenden Jugendlichen, die<br />
Übeprobleme haben, über die Sinnfrage<br />
rede – was glauben Sie, was das für tolle<br />
Gespräche sind. Die Sinnfrage muss man<br />
sich immer stellen und wer auf die Frage<br />
nach dem „Warum?“ eine Antwort hat,<br />
verträgt fast jedes „Wie?“. Wenn wir uns<br />
als Homo sapiens sapiens definieren, also<br />
als das Lebewesen, das mit doppelter Vernunft<br />
ausgestattet ist, dann ist die Sinnfrage<br />
überhaupt die entscheidende Frage;<br />
die gelebte Antwort auf die Frage „Warum<br />
lebe ich?“ Mit der Beantwortung der Frage<br />
beantworte ich auch die Frage der Motivation,<br />
weil das Hauptziel erreicht wird: Der<br />
Mensch wird gestärkt. Und manche fi n-<br />
den dies eben in der Musik.<br />
Herr Stecher, ich danke Ihnen für<br />
dieses Gespräch!<br />
22<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Werke im Blickpunkt<br />
Blasmusik<br />
David Bobrowitz:<br />
Clowns! Clowns! Clowns!<br />
Ein lustiges Musikstück nicht nur für den Fasching<br />
Der Komponist<br />
David Bobrowitz wurde 1945 in Brooklyn,<br />
New York, geboren. Er machte seinen Bachelor<br />
of Science degree beim Mannes College<br />
of Music im Hauptfach Posaune. Den<br />
Master in Musikerziehung erhielt er 1968<br />
beim Teachers College, Columbia University.<br />
Er hatte das Glück, mit 15 Jahren den<br />
Komponisten Robert Russell Bennett kennenzulernen.<br />
Bei ihm studierte er sechs<br />
Jahre Komposition und Orchestrierung. Zusätzlichen<br />
Kompositionsunterricht erhielt er<br />
bei Nicholas Flagello und Ludmila Uhlela.<br />
Als Komponist für Blasorchester hat er<br />
Werke für alle Leistungsstufen geschrieben<br />
oder arrangiert. Von ganz einfach bis<br />
hin zum Werk für professionelle Orchester.<br />
Unter seinen über 150 Werken findet man<br />
Kompositionen für Blasorchester, Streichorchester<br />
und Chor. Seine Werke sind bei<br />
den Verlagen Grand Mesa, Neil A. Kjos,<br />
Wingert-Jones, Ludwig Masters, Daehn<br />
Publications, Carl Fischer, Hafabra Music,<br />
Southern Music, Belwin, William Allen,<br />
Lawson-Gould und Walton Music verlegt.<br />
Seinen ersten größeren Erfolg als Komponist<br />
hatte Bobrowitz mit dem Chorwerk<br />
The Creation (A Rock Cantata) – mit Co-<br />
Autor Steven Porter.<br />
Bobrowitz‘s Kompositionen beinhalten oft<br />
ein weites Feld von Stilen. Manchmal verwendet<br />
er auch Volksmusikthemen aus verschiedenen<br />
Ländern und Kulturen.<br />
Quellen zur Biografie des Komponisten:<br />
www.davidbobrowitz.com<br />
www.grandmesamusic.com<br />
David Bobrowitz<br />
und das Cover<br />
des Werkes<br />
Zum Stück<br />
Dauer: ca. 3:20<br />
Schwierigkeitsgrad: Mittelstufe (3+)<br />
Genre: Lustiges Bravour-Stück<br />
Verlag: Grand Mesa Music Publishers (USA)<br />
Internetseite: https://grandmesamusic.com<br />
Ein Tag im Zirkus: Tiere, Popcorn, Artisten,<br />
wagemutige Künstler aller Gattungen, und<br />
auf jeden Fall, Clowns. Die Musik ist eine<br />
Verbeugung vor jenen spaßbeseelten Menschen,<br />
die uns allen immer wieder Anlass<br />
zum Lachen geboten haben.<br />
Instrumentation<br />
Piccolo<br />
1./2. Flöte<br />
Oboe<br />
1./2./3. Klarinette<br />
Bassklarinette<br />
Fagott<br />
Saxophon (AATB)<br />
1./2./3. Trompete<br />
1./2. Horn<br />
1./2. Posaune<br />
Bariton<br />
Tuba<br />
Im Schlagzeugregister benötigt man:<br />
3 Pauken F, B, es<br />
(ev. auch mit 2 Pauken spielbar)<br />
Stabspiele (Xylophon, Glockenspiel)<br />
Schlagzeug 1 (Triangel, Claves, Crash Becken,<br />
2 Tom Toms, Holzblock, Cowbell)<br />
Schlagzeug 2 (kleine Trommel, große<br />
Trommel)<br />
Die zwei Schlagzeugstimmen lassen sich<br />
mit etwas Organisation auch von 3 Spielern<br />
bewältigen.<br />
Musikalische Elemente<br />
Das Werk besticht durch seinen überwiegend<br />
lustigen Charakter. Es steht überwiegend<br />
im 4/4-Takt. Das beschwingte<br />
Tempo (Viertel = 124 – 132) hält die Szene<br />
in Fahrt. Mit dem Wechsel auf einen 3/8-<br />
Takt wird der schnelle Fluss kurzfristig in<br />
einen wiegenden Zustand versetzt. Dies<br />
passiert ungefähr in der Mitte des Stückes.<br />
Jäh wird man wieder in den ursprünglichen<br />
Lauf des Geschehens zurückgeführt. Witzig<br />
verwobene Gags, Überraschungsmomente<br />
und clownesk/musikalische Zirkus-Klischees<br />
verpassen dem Stück jene<br />
Eigenheiten, die einen zum Schmunzeln<br />
bringen. So treten oft zweistimmige Melodieführungen<br />
in Sekundintervallen auf,<br />
vielfache Verwendung der Chromatik, Höhepunkte<br />
werden angepeilt und nicht eingehalten.<br />
Ab und an kann man sich auch<br />
des Eindrucks nicht erwehren, dass einem<br />
die Clowns die lange Nase zeigen. Gegen<br />
Ende des Stückes ertönen mehrere kurz<br />
aufeinander folgende Tuschs. Sie werden<br />
durch einen Trommelwirbel eingeleitet.<br />
Unter Verwendung eines Anfangsmotives<br />
endet das Ganze in einer Art Fade out.<br />
… und dann denkt man so bei sich – vielleicht<br />
gibt es unter uns auch Clowns, die<br />
dies gar nicht von sich selbst wissen.<br />
Form<br />
Einleitung: Takt 1 – 9<br />
A: 10 – 18<br />
A’: 19 – 26 mit Übergang zu<br />
B: 27 – 34<br />
Endung B: 35 – 38<br />
Überleitung zu C: 39 – 42<br />
C: 43 – 62 (3/8-Takt)<br />
C’: 63 – 77<br />
B: 78 – 85 (4/4-Takt)<br />
D: 86 – 101<br />
(Hinführung zum Höhepunkt – 99)<br />
A’: 102 – 108<br />
E: 109 – 117<br />
(Trommelwirbel und Tusch)<br />
Überleitung Schluss: 118 – 122<br />
Schluss: 123 – 133<br />
(unter Verwendung des Motivs aus A)<br />
Die Komposition ist sehr kurzweilig und<br />
macht Spaß und lädt zum Spielen ein.<br />
Auf der Internetseite des Verlages kann<br />
man sich die Partitur im PDF-Format ansehen<br />
und das Werk anhören.<br />
Markus Silbernagl<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 23
Kritisch hingehört<br />
Einfach erleben,<br />
was schön ist<br />
Cäcilienkonzert der Musikkapelle Zwölfmalgreien im Waltherhaus von Bozen<br />
„Musik im Verein(ten)“ ist einfach nur schön – den beeindruckenden hörbaren<br />
Beweis lieferte die Musikkapelle Zwölfmalgreien bei ihrem Cäcilienkonzert 2016.<br />
Das Besondere ist in der Musik allemal<br />
zu erleben, und zwar unabhängig von allen<br />
Genres, denn wer in ein Kammerkonzert,<br />
in ein Symphoniekonzert geht, hat<br />
nicht unbedingt einen bedeutenderen,<br />
oder besser, einen prioritäreren Ansatz des<br />
Schönen vor sich und für sich, schon gar<br />
nicht, wenn er sich dann noch als so zusagender<br />
Kritikerkenner ausgibt, weil er,<br />
na was schon? eine falsche Note hört (!)<br />
und sich darüber aufregen kann.<br />
Da es aber für mich nur gute und<br />
schlechte Musik gibt, mit selbstverständlich<br />
falschen Noten inklusiv, ist auch das<br />
Spiel der Blaskapellen insofern eine Kunst,<br />
weil hier Menschen von allerlei Schichten<br />
und Geschichten sich musikalisch<br />
erregen und freuen dürfen, ohne eine<br />
mindere Musikkunst zu hören. Die Blasmusikkompositionen<br />
und ihre Schöpfer<br />
sind oft so kunstvoll und feingliedrig, dass<br />
es schlicht verwundert.<br />
Aber wenn sie dann auch noch mit<br />
Innigkeit interpretiert werden, wie es die<br />
Musikkapelle Zwölfmalgreien bei ihrem<br />
traditionellen Cäcilienkonzert vorführt,<br />
dann ist das schlicht gut. Mit mehreren<br />
Tondichtungen verblüffen Musiker durch<br />
vorbildliches Musizieren, das mit Freude<br />
vom Publikum goutiert wird, weil auch der<br />
technische Schwierigkeitsgrad eigentlich<br />
makellos hörbar wird.<br />
Das Waltherhaus ist mit 550 Plätzen total<br />
ausverkauft, und wenn der alerte und<br />
sehr musikalische Dirigent Stefan Aichner<br />
gleich mit der „Mayflower“-Ouverture beginnt,<br />
dann ist zwar nicht das Geschichtsträchtige<br />
dieses Pilger-Segel-Schiffes zu<br />
vernehmen – das kann keine (instrumentale)<br />
Musik, gleich welcher Art, – wohl<br />
aber werden die melodischen Übergänge,<br />
dieser neoklassischen Färbung, bei den<br />
Oboen, Flöten, oder Klarinetten zum Ereignis,<br />
das durch die tiefen Blechbläser<br />
oder durch die Schlagwerker ihren griffigen<br />
Fülltonreiz bekommt.<br />
Stefan Aichner zeigt beim ganzen Konzert<br />
sein untrüglich gutes Gefühl für eine<br />
durchgehend genaue Klangdosierung, weil<br />
er bei allen Gruppen, ob bei Akkorden,<br />
Melodien, eine feine Balance einbringt,<br />
etwa wenn alles (impressionistisch) dahinplätschert<br />
wie blaumeditierendes Wasser.<br />
Die Einführung in die für mich hochinteressanten<br />
Tondichtungen werden von<br />
Judith Bertagnolli Berger vorgetragen.<br />
So wie die zarte Dame die Einführungsgeschichte<br />
der Stücke macht, ist es von<br />
belebender Güte, wenn wir etwa dann<br />
bei der Symphonie „Give Us This Day“<br />
eine fast sakrale bekannte Musik von weit<br />
her mit Klavier hören, oder wenn aus den<br />
sanften Choral-Melodien ein langes Crescendo<br />
mit viel (zurückgenommenem)<br />
Schlagzeug in einer rhythmischen Salve<br />
des herrlichen Paukers verebbt, bis es<br />
tänzelt ins Finale rauscht.<br />
Auch die Folgestücke: „Spirit of Live“<br />
„The Kings March“ „Fantasy Tales“ das<br />
cineastische „Godzilla Eats Las Vegas“<br />
sind technisch sehr anspruchsvoll, aber<br />
sie werden sehr gut gespielt, wenn mit<br />
verschiedenen Stilen die filmmusikalische<br />
Spannung aufgebaut wird. Dabei ist zu<br />
erwähnen, dass besonders die Soli der<br />
jungen Holzbläser äußerst empfindsam<br />
vorgetragen werden. Das beeindruckt<br />
und dazu gehört auch die Bemerkung<br />
von Frau Bertagnolli Berger, dass diese<br />
jungen Musikantinnen und Musikanten<br />
überaus gern Zwölfmalgreier seien, weil<br />
das Erleben der Musik im Verein(ten) einfach<br />
schön ist. Na ja, kein Wunder, dass<br />
auch deswegen so lebens- und lichterfroh<br />
musiziert wird. Das ist’s! Musik, Harmonie,<br />
was sonst?<br />
C. F. Pichler<br />
(Artikel erschienen in der Tageszeitung „Dolomiten“<br />
vom 13. Dezember 2016 - Nachdruck mit freundlicher<br />
Genehmigung der Redaktion und des Autors)<br />
24<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Kathedrale der Klänge, die Zehnte<br />
Gottfried Veit mit dem großen Bozner Blechbläserensemble in der<br />
Grieser Stiftspfarrkirche<br />
Das Große Bozner<br />
Blechbläserensemble<br />
unter der Leitung<br />
von Gottfried<br />
Veit beim<br />
Jubiläumskonzert<br />
„Kathedrale<br />
der Klänge X“<br />
in der Grieser<br />
Stiftspfarrkirche<br />
Zum 10. Mal hat Gottfried Veit im vergangenen<br />
Dezember „sein“ Großes Bozner<br />
Blechbläserensemble formiert, um an der<br />
Kathedrale der Klänge weiterzubauen. Sein<br />
musikalisches Rezept ist ebenso einfach<br />
wie genial und fasziniert den Zuhörer immer<br />
wieder aufs Neue mit beeindruckender<br />
Bläsermusik in dieser einzigartigen architektonischen<br />
Atmosphäre der Grieser Stiftspfarrkirche.<br />
Die erst vor kurzem abgeschlossenen<br />
Restaurierungsarbeiten und die neue<br />
Innenbeleuchtung lassen die farbenprächtigen<br />
Bilder der Kirchenmalerei aus dem<br />
Leben des Hl. Augustinus und die symbolisch<br />
dargestellte Herrschaft Christi über<br />
die vier Erdteile in neuem Glanz erstrahlen.<br />
Personell hat das Ensemble keine feste<br />
Besetzung, aber zu den altbekannten Gesichtern<br />
gesellen sich Jahr für Jahr junge<br />
Talente, die der Einladung folgen und das<br />
musikalische Projekt der Kathedrale mitund<br />
weitertragen: 4 Trompeten, 4 Hörner,<br />
4 Posaunen, eine Tuba und Pauken<br />
- aus den Riegen der besten Musiker unseres<br />
Landes. Das Programm zum heurigen<br />
10-jährigen Jubiläum ist ein Querschnitt<br />
aus den bisherigen 9 Ausgaben<br />
seit 2006. Trotzdem ist es eine Musik,<br />
die man immer wieder gerne hört, großteils<br />
Werke der „Venezianischen Schule“<br />
wie das 4-chörige „Gloria“ aus den „Sacrae<br />
Symphoniea“, das 16-stimmige „Exaudi<br />
me Domine“ von Giovanni Gabrieli –<br />
im Arrangement von Iginius Ferrari - und<br />
die faszinierende Motette für ausschließlich<br />
tiefe Stimmen in 2 Chören „O Magnum<br />
Mysterium“ von Jacob Handl. Zu<br />
Gottfried Veits „Rondophonie“, dem Choral<br />
„Denn er hat seinen Engeln befohlen“<br />
von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Händels<br />
berühmtem „Halleluja“ verteilen sich<br />
die Bläser immer wieder in Gruppen oder<br />
einzeln im Kirchenraum und geben der<br />
Musik eine unüberhörbare venezianische<br />
Prägung. Wenngleich diese filigrane Musik<br />
dadurch immer wieder zu einer einzigen<br />
Klangwolke verschmilzt, ist vielleicht gerade<br />
dies das Besondere dieses Konzertes.<br />
Gottfried Veit spielt mit Raum und Zeit, um<br />
diese für neue Klangeffekte zu nutzen. Für<br />
die Musiker allemal eine Herausforderung,<br />
wenn die räumliche Distanz auch für sie<br />
zu einem ungewohnten Erlebnis im Zusammenspiel<br />
wird – Dolby Surround live!<br />
Neben dem Blechbläserensemble ist die<br />
„Königin der Musikinstrumente“, die Kirchenorgel,<br />
die Protagonistin des Abends –<br />
mit dem jungen Bozner Sänger, Komponist<br />
und Organist Josef Piras (Jahrgang 1991)<br />
an der romantischen Vorderorgel und der<br />
barocken Mathis-Orgel.<br />
Die berühmte Kantilene „Gabriel‘s Melody“<br />
von Ennio Morricone mit Karl Hanspeter<br />
am Soloflügelhorn ist das gelungene<br />
Intermezzo dieses besonderen Abend. Das<br />
Konzert ist eingebettet in zwei monumentale<br />
Werke der Hochromantik mit dem einleitenden<br />
„Feierlichen Zug zum Münster“<br />
(Richard Wagner) und der abschließenden<br />
„Gustav-Mahler-Musik“ mit Themen aus<br />
der „Auferstehungssymphonie“ im Arrangement<br />
von Gottfried Veit selbst. Als Zugabe<br />
erklingt Richard Strauss‘ „Wiener Philharmoniker<br />
Fanfare“ als krönender Abschluss<br />
dieses Jubiläumskonzertes. Das Konzert<br />
wurde mit großem Erfolg in der Pfarrkirche<br />
von Kastelruth wiederholt.<br />
Stephan Niederegger<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 25
Kritisch hingehört<br />
Erweckungserlebnis am<br />
Dreikönigsabend<br />
Die Algunder Musikkappelle spielt ein prachtvoll festliches Dreikönigskonzert<br />
Mit einem wahren Fest der<br />
Blasmusik begeisterte die Algunder<br />
Musikkapelle das Publikum bei ihrem<br />
Dreikönigkonzert <strong>2017</strong> im Kursaal<br />
von Meran.<br />
Manch einer ist zu Dreikönig von Wehmut<br />
überfallen, weil die weihnachtlichen Feste zur<br />
Neige gehen, doch wenn die Algunder Musikkapelle<br />
ihr Dreikönigskonzert zelebriert,<br />
dann ist das eine Umarmung aller Feste.<br />
Mit über 80 Musikerinnen und Musiker<br />
spielen die Algunder ein Musikprogramm,<br />
das ohne Abstriche berührt. Doch zunächst<br />
ist bei dieser bereits 69sten Ausgabe (!)<br />
des Dreikönigskonzertes unbedingt zu vermerken,<br />
dass der Kursaal total überfüllt ist,<br />
so wie ich es noch nicht erlebt habe. Ja,<br />
was ist denn hier anders? Hier sind sehr<br />
viele Jugendliche anwesend, weil sie ausgezeichnete,<br />
junge Musiker hören wollen,<br />
die bestens reüssieren. Das liegt auch am<br />
wirklich sehr guten Kapellmeister Christan<br />
Laimer, der mit klarer Disposition und vollendeter<br />
Zeichengebung Werke zum Klingen<br />
bringt, sodass deren Harmonien uns<br />
beglückend erheben, wenn Laimer neben<br />
Transkriptionen von Tschaikowsky, Wagner,<br />
Puccini und Ambroise Thomas, die wohl<br />
bedeutsamsten Komponisten für Blasmusik<br />
als wundervolles interpretatorisches Auffangbecken<br />
gegenüberstellt, denn da wird<br />
mitmenschliches Muszieren zur Symbiose<br />
und zum kreativem Dialog. Der Marsch<br />
„Semper Fidelis“ von J. P. Sousa (instru-<br />
mentiert von Laimer), die romantische Komödie<br />
„Punchinello“ von Alfred Reed, „Moving<br />
Heaven and Earth“ von Phillip Sparke,<br />
oder „Pasodobles para Santa Cecilia….“ von<br />
Stephen Melillo sind kühne Meisterwerke<br />
für Musikkapellen, die nach der Pause zum<br />
wahren Erweckungserlebnis werden, wenn<br />
sich die rhythmische Schwankungsbreite<br />
mit melodischen Schleifen in der Durchführung<br />
mit Kraft, Rausch, aber auch mit<br />
milder Tongebung versensibilisiert.<br />
Das liegt auch an der klugen Aufstellung<br />
des Orchesters, denn Laimer hat die Horngruppe<br />
rechts, gegenüber von den Klarinetten,<br />
vor den Oboen und Saxophonen<br />
postiert, während die Tuben ganz hinten<br />
sitzen und auch unüberhörbar sind, wenn<br />
sie manchmal die hohen (Holz) Instrumente<br />
zudecken, was allerdings ein akustisches<br />
Problem ist, denn kein Dirigent kann in<br />
diesem Saal das Blech richtig niederhalten,<br />
obwohl wiederum die Trompetensignale<br />
durchaus (bei Wagner!) stärker sein<br />
könnten. Mit der Empfindsamkeit seiner<br />
beglückenden Musikalität dirigiert Laimer<br />
die sogenannten Klassiker, beginnend mit<br />
dem „Krönungsmarsch“ von Tschaikowsky,<br />
wo die Schlagwerker sehr behutsam sich<br />
im Klangmix des Blechs vereinen, während<br />
die Holzbläser in den Tuttistellen nur<br />
mäßig zu hören sind. Das ist bei Wagners<br />
„Krönungsmarsch“ viel besser, doch vorher<br />
glänzen alle bei: „Symphonisches Präludium“,<br />
einem Jungenwerk (oder „Sünde“)<br />
von Puccini mit sehr schöner Intonation.<br />
Die ist bei Wagner ebenso einmalig, wenn<br />
gegen Ende alles lange, lange, wohl eher<br />
wie nach dem Liebestod der Isolde, ausklingt.<br />
Ein interpretatorisches Gustostück ist<br />
allerdings das Vorspiel zur Oper „Mignon“<br />
von Ambroise Thomas vor der Pause. Hier<br />
wird klar, warum „Die Algunder“ die „Besten“<br />
sind, denn erstens dirigiert Laimer<br />
mit nobler klanglicher Durchsicht, dann<br />
glänzen die Soli der Harfenistin, der Klarinettistin,<br />
der Oboe und der Zierklang des<br />
Kontrabassisten, sodass die prickelnden<br />
Unisoni aller Gruppen, eben zum Dreikönig-Erweckungserlebnis<br />
werden, das mit<br />
der ungemein fachkundigen Einführung<br />
vor jedem Werk durch Manfred Innerhofer<br />
diesen Festakt für ein begeistertes Publikum<br />
umarmt!<br />
C. F. Pichler<br />
(Artikel erschienen in der Tageszeitung „Dolomiten“<br />
vom 10. Jänner <strong>2017</strong> - Nachdruck mit freundlicher<br />
Genehmigung der Redaktion und des Autors)<br />
26<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Zur Person<br />
Blasmusik<br />
Josef Oberschmied,<br />
ein rüstiger 75iger<br />
Der VSM-Bezirk Bruneck gratuliert herzlich<br />
Mit vollem Einsatz, ohne Mühen zu<br />
scheuen, setzte sich Josef Oberschmied<br />
33 Jahre lang für das Wohl der Blasmusik<br />
im Pustertal und darüber hinaus ein. Ihm<br />
gelten unsere besondere Wertschätzung<br />
sowie die besten Glückwünsche zu seinem<br />
75. Geburtstag.<br />
Johann Hilber,<br />
Obmann des VSM-Bezirks Bruneck<br />
„Ohne die Musik wäre das Leben ein<br />
Irrtum“, dieser Ausspruch von Friedrich<br />
Nietzsche trifft besonders auf unseren langjährigen<br />
Funktionär und derzeitiges Ehrenmitglied<br />
des VSM-Bezirkes Bruneck Josef<br />
Oberschmied zu, welcher am vergangenen<br />
30. November seinen 75. Geburtstag feierte.<br />
1968 wurde Josef Oberschmied als Jugendleiterstellvertreter<br />
in den Bezirksvorstand<br />
Bruneck gewählt. Mit viel Fleiß und<br />
Engagement - ohne viele Worte zu verlieren<br />
- setzte er sich tatkräftig für die Ausund<br />
Weiterbildung der Jungmusikanten<br />
ein. Anschließend bekleidete er mehrmals<br />
das Amt des Bezirksjugendleiters, Bezirkskapellmeisters<br />
und über viele Jahre ebenso<br />
das Amt des Bezirkskapellmeisterstellvertreters.<br />
Gleichzeitig war er auch mehrmals<br />
im Vorstand des VSM, unter anderem als<br />
Verbandskapellmeisterstellvertreter. Zu seinen<br />
besonderen Anliegen zählten fortan<br />
die Aus- und Weiterbildung der Kapellmeister<br />
und Musikantinnen und Musikanten.<br />
Neben dieser jahrzehntelangen Arbeit<br />
im Bezirk und Verband war und ist er Kapellmeister<br />
in St. Georgen, Bruneck, Reischach<br />
und Percha und hat dort besondere<br />
Spuren hinterlassen.<br />
Josef war und ist auch ein sehr beliebter<br />
und engagierter Klarinettenlehrer.<br />
Heute noch fördert und bildet er angehende<br />
junge motivierte Schüler aus. Sein<br />
Augenmerk galt stets einer gediegenen<br />
Ausbildung unserer Jugend sowie einer<br />
effizienten praxisbezogenen Fortbildung<br />
der Kapellmeister.<br />
Josef Oberschmied als Kapellmeister der Musikkapelle Reischach<br />
vsm.bz.it<br />
LIVE<br />
dabei<br />
11.03.<strong>2017</strong><br />
69. Jahreshauptversammlung<br />
des VSM<br />
mit Beginn um 14.00 Uhr im<br />
Haus der Kultur „Walther von der<br />
Vogelweide“ in Bozen<br />
www.vsm.bz.it/termine/69-jahreshauptversammlung-des-vsm<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 27
Zur Person<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
zum 80er!<br />
ÖBV-Ehrenpräsident Univ. Prof. Dr. Friedrich Weyermüller<br />
VSM-Obmann Pepi Fauster gratuliert dem „Geburtstagskind“ Friedrich Weyermüller<br />
(links) zum 80. Geburtstag.<br />
Der ehemalige Präsident des Österreichischen<br />
Blasmusikverbandes und Präsident<br />
des Internationalen Musikbundes<br />
CISM feierte am 28.Dezember 2016 seinen<br />
80. Geburtstag.<br />
Der gebürtige Innsbrucker kann auf eine<br />
steile berufliche Karriere verweisen. Nach<br />
der Matura unterrichtete er an verschiedenen<br />
Schulen und schloss sein Universitätsstudium<br />
in den Fächern Psychologie<br />
und Psychopathologie ab. Er wurde zum<br />
Direktor des Pädagogischen Institutes des<br />
Landes Tirols und später zum Landesschulinspektor<br />
für die Pflichtschulen ernannt.<br />
An der Universität Innsbruck wirkte er als<br />
Dozent für Sonderpädagogik.<br />
Neben seinem Beruf hat es ihm die Blasmusik<br />
ganz besonders angetan, in der er<br />
musikalisch – als Trompeter bei den bekannten<br />
Wiltenern - sowie als Führungspersönlichkeit<br />
viele Erfolge feiern konnte.<br />
1969 (bis 2004) übernahm er den Posten<br />
des Landesobmann-Stellvertreters<br />
im Blasmusikverband Tirol. 1980 wurde<br />
er zum Präsidenten des Österreichischen<br />
Blasmusikverbandes gewählt, den er bis<br />
2004 sehr erfolgreich leitete. Besonders<br />
wichtig war ihm dabei die Zusammenarbeit<br />
der neun Landesverbände und der<br />
beiden Partnerverbände von Südtirol und<br />
Liechtenstein. Im Jahre 2002 unterzeichnete<br />
er mit dem damaligen Verbandsobmann<br />
Gottfried Furgler einen Partnerschaftsvertrag<br />
zwischen dem ÖBV und<br />
dem VSM, um die jahrzehntelangen guten<br />
Beziehungen noch schriftlich zu bekräftigen.<br />
Im selben Jahr 1980 übernahm<br />
er auch die Präsidentschaft des Internationalen<br />
Musikbundes CISM, den er bis<br />
1992 sehr weitblickend führte.<br />
Bei uns in Südtirol war Fritz Weyermüller<br />
im Verband, in den Bezirken und in einzelnen<br />
Musikkapellen zudem oft als Referent<br />
für wichtige blasmusikalische Angelegenheiten,<br />
als Dozent beim Führungskräfte-<br />
Seminar und als Juror bei verschiedenen<br />
Wertungsspielen tätig. Immer wieder nimmt<br />
er an Feiern, Versammlungen und Fest-<br />
lichkeiten als gern gesehener und willkommener<br />
Gast teil. Zu seinem 80.Geburtstag<br />
gratuliert der Verband mit seinen 210<br />
Musikkapellen dem rüstigen Jubilar sehr<br />
herzlich und bedankt sich ganz aufrichtig<br />
für die große Unterstützung, für die enge<br />
Zusammenarbeit, die große Wertschätzung<br />
und Freundschaft. Der Herrgott möge dem<br />
lieben Fritz noch lange seinen unbestechlichen<br />
Humor erhalten und ihm noch viele<br />
Jahre in Gesundheit schenken.<br />
Pepi Fauster,<br />
VSM-Verbandsobmann<br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it<br />
28<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Schätze des Blasmusik-Repertoires<br />
Blasmusik<br />
„De ilnes ortam“ von<br />
Karl Haidmayer<br />
Evolution oder Fantasie über das Matrosenlied aus Richard Wagners<br />
„Der fliegende Holländer“<br />
Der Grazer Komponist Karl Haidmayer<br />
hat mit „De ilnes ortam“ – erschienen<br />
im Musikverlag Bohne & Schulz – eine<br />
ebenso faszinierende wie eigenwillige<br />
Interpretation eines bekannten<br />
Opernchores geschaffen.<br />
Unser Mitarbeiter Joachim Buch hat wieder<br />
in der Schatzkiste des Blasmusik-Repertoires<br />
gegraben und ein interessantes Werk<br />
für Blasmusik ausfindig gemacht.<br />
Er wird gerne als einer der wichtigsten<br />
lebenden steirischen Komponisten angesehen,<br />
aber Karl Haidmayer, der seit weit<br />
über 80 Jahren in der Region Graz lebt,<br />
stammt aus Hollabrunn in Niederösterreich.<br />
Am 1. Mai feiert der vitale Musiker<br />
seinen 90. Geburtstag. „Aber ich fühle<br />
mich als Grazer“ sagt er. Schließlich habe<br />
er fast sein ganzes Leben dort verbracht.<br />
Seine musikalische Ausbildung verlief<br />
zweigleisig. Parallel zum Studium der Musikwissenschaft<br />
- sein Doktorvater Hellmut<br />
Federhofer betreute auch die Dissertation<br />
von Wolfgang Suppan - studierte er Komposition,<br />
Klavier und Musiktheorie. Nach<br />
zahlreichen Konzertreisen als Pianist wurde<br />
er als Professor an die Grazer Musikhochschule<br />
berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung<br />
1992 Ordinarius für Musiktheorie war.<br />
Haidmayer ist bis heute kompositorisch<br />
aktiv. Neben seinen insgesamt 17 Sinfonien<br />
und zahlreichen Klavier- und Kammermusikwerken<br />
(u.a. das weltweit erste<br />
I Notenbeispiel 1<br />
I Notenbeispiel 2<br />
Werk für Saxophonquartett und Orgel) hat<br />
er aber auch jenseits des Konzertsaals ein<br />
großes Publikum erreicht. So schuf er die<br />
Musik zu 40 Kulturfilmen des ORF, für<br />
den er in vielfältiger Form als freier Mitarbeiter<br />
aktiv war.<br />
Seit den siebziger Jahren<br />
entstanden in der Steiermark<br />
immer wieder auch<br />
anspruchsvollere Werke von<br />
Komponisten, die nicht direkt<br />
aus der Blasmusikszene kamen.<br />
Zu nennen seien z.B.<br />
die Kompositionen des früheren<br />
Grazer Philharmonischen<br />
Konzertmeisters Hannes Kuegerl.<br />
In diesem Zusammenhang<br />
sind auch Haidmayers<br />
Werke für Bläser zu sehen.<br />
Eines der bekanntesten hat<br />
schon manchen Lateiner ins<br />
Schwitzen gebracht: Der Titel<br />
„De ilnes ortam“ (Musikverlag<br />
Bohne & Schulz) entstammt<br />
nur scheinbar der<br />
Sprache der alten Römer. Wenn man ihn<br />
rückwärts liest, kommt „Matrosenlied“ dabei<br />
heraus, was dann auch schon vieles<br />
über Inhalt und Form des Werkes verrät.<br />
Es geht um den berühmten Chor „Steuermann,<br />
lass die Wacht“ aus Richard Wagners<br />
Oper „Der fliegende Holländer“ und<br />
ebenso um eine - allerdings frei gestaltete -<br />
Umkehrung der bekannten Form „Thema<br />
mit Variationen“. Der Untertitel des Werkes<br />
heißt denn auch „Evolution<br />
oder Fantasie über das Matrosenlied<br />
aus …“<br />
Das Stück beginnt sehr eigenständig.<br />
Der immer wieder<br />
auftauchende punktierte<br />
Rhythmus lässt sich erst<br />
nach und nach mit dem instrumentalen<br />
Zwischenspiel<br />
des Opernchors in Verbindung<br />
bringen. Haidmayer steigert das<br />
derbe Poltern der Matrosen ins Groteske.<br />
Ab Buchstabe E erscheint das Kopfmotiv<br />
des Chorliedes erstmals in extrem durchbrochener<br />
Arbeit (Notenbeispiel 1). Zwölf<br />
Takte später ist erstmals das Originalthema<br />
zu hören, Wagner-gemäß vom Blech dominiert,<br />
aber doch mit eigenen Akzenten Haidmayers<br />
instrumentiert (Notenbeispiel 2).<br />
So schnell wie das Thema plötzlich<br />
erscheint, verklingt es auch wieder in<br />
motivischen Zerlegungen. Mit einem<br />
chromatischen Sechzehntel-Lauf in den<br />
Holzbläsern endet das Stück, das rein musikalischer<br />
Improvisation und Augenblickslaune<br />
entsprang.<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 29
Neues<br />
Wiener G‘schichten aus der Neuen Welt<br />
Neujahrskonzert 2016 der Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg<br />
Cover der neuen CD „Wien – New York“<br />
Das Neujahrskonzert der Bläserphilharmonie<br />
Mozarteum Salzburg unter der Leitung<br />
von Hansjörg Angerer ist mittlerweile<br />
zum jährlichen Meilenstein im Festspielhaus<br />
Salzburg geworden. Pünktlich zum heurigen<br />
Stelldichein ist die Doppel-CD vom Live-Mitschnitt<br />
des Neujahrskonzertes des Vorjahres<br />
erschienen.<br />
Unter dem Motto „Wien – New York“<br />
setzte Hansjörg Angerer das Neujahrskonzert<br />
2016 wiederum unter ein eigenes musikalisches<br />
Vorzeichen und präsentierte Wiener<br />
G‘schichten aus der Neuen Welt. Den<br />
Auftakt dazu machte der „Festival March“<br />
in Erinnerung an den großen Musiker und<br />
Komponisten der Spätromantik, Victor Herbert,<br />
den Vater der amerikanischen Operette.<br />
Die darauf folgende Strauß‘sche<br />
„Fledermaus“-Ouvertüre wird in einem atemberaubendem<br />
Tempo gespielt, das zwar etwas<br />
den Wiener Flair vermissen, den Zuhörer<br />
aber staunen lässt über die elegante<br />
Virtuosität und Leichtigkeit der Holzbläser.<br />
Neben einer ganzen Reihe weiterer musikalischer<br />
Leckerbissen in den einfühlsamen<br />
Bläserarrangements aus der Feder von Albert<br />
Schwarzmann werden auch weniger<br />
bekannte Werke geboten, was den Zuhörer<br />
einmal mehr begeistert und fasziniert.<br />
Eine besondere Rarität ist zweifelsohne der<br />
Walzer „Nordseebilder“ von Johann Strauß<br />
(Sohn). Der Kritikerpapst Eduard Hanslick<br />
bezeichnete das Werk als „Symphonie im<br />
Dreivierteltakt“ und rückte den Walzer sogar<br />
in die Nähe von Richard Wagner.<br />
Die Musik aus der Neuen Welt ist u.a.<br />
durch George Gershwins „Rhapsody in Blue“<br />
vertreten, mit dem ukrainischen Solisten Pavel<br />
Gililov am Klavier. Auf diese unterhaltende<br />
Musik auf höchstem Niveau folgt eine ganz<br />
besondere Zugabe – als Dank und Würdigung<br />
der künstlerischen Leistung des Pianisten:<br />
er spielt das „Nocturno <strong>Nr</strong>. 2 Es-Dur<br />
op.9“ von Frederic Chopin. Die Filmmusik<br />
zu den Hollywood-Klassikern „Vom Winde<br />
verweht“ (Gone with the wind) und „Der<br />
Herr der sieben Meere“ (The Sea Hawk) sowie<br />
die „Candide“-Ouvertüre von Leonard<br />
Bernstein sind die weiteren musikalischen<br />
Pendants zur Musik dieses rund 80-minütigen<br />
Hörgenusses von Johann Strauß (Vater<br />
und Sohn), Carl Michael Ziehrer und<br />
Robert Stolz.<br />
Der Tonträger ist ein weiterer Baustein<br />
in der Diskografi e dieser Salzburger Eliteformation,<br />
die man nach dem ersten Abhören<br />
keinesfalls in den CD-Schrank stellen<br />
und vergessen wird.<br />
Detail am Rande: Das heurige Neujahrskonzert<br />
am vergangenen 6. Jänner im Großen<br />
Festspielhaus in Salzburg stand unter dem<br />
Titel „Viva l‘Italia“ mit Konzertwalzern und<br />
flotten Polkas der Meister der Wiener Unterhaltung,<br />
gepaart mit schwungvoller Musik<br />
italienischer Maestri von Rossini bis Rota.<br />
Stephan Niederegger<br />
Die Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg ist international besetzt mit Musikern aus 24<br />
Nationen, vier davon aus Südtirol (Neujahrskonzert 2016) v.l.: Andrea Götsch (Klarinette),<br />
Bernhard Plagg (Flügelhorn), Miriam Kofler (Fagott) und Thomas Huber (Klarinette).<br />
vsm.bz.it<br />
LIVE<br />
dabei<br />
02.-05.03.<strong>2017</strong><br />
VSM - Bläsertage<br />
Ort: Cusanus Akademie und Priesterseminar Brixen<br />
Leitung: Sigisbert Mutschlechner,<br />
Mindestalter: 20 Jahre<br />
Kursgebühr: 150,00 Euro<br />
Anmeldung: innerh. 15.02. <strong>2017</strong><br />
www.vsm.bz.it/fachbereiche/musikanten/blaesertage<br />
30<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Europäische Seele mit amerikanischem Geist<br />
Solo-CD „United“ von Peter Steiner<br />
Die CD „United“ bietet ein<br />
eindrucksvolles Hörerlebnis über die<br />
klangliche Bandbreite der Posaune.<br />
Für den 1992 in Bozen geborenen Posaunisten<br />
Peter Steiner ist in mehrfacher Hinsicht<br />
ein Traum wahr geworden. Zum einen<br />
ist er in der laufenden Saison als Posaunist<br />
in der Wiener Staatsoper und mit dem Orchester<br />
der Wiener Philharmoniker zu hören.<br />
Im Alter von 6 Jahren begann Steiner<br />
seine musikalische Ausbildung bei Paul Bozetta<br />
in Bozen. 2009 schloss der damals<br />
erst 17-Jährige das Konservatorium „Claudio<br />
Monteverdi“ Bozen im Fach Posaune<br />
mit Höchstnote bei Iginius Ferrari, Giancarlo<br />
Parodi und Lito Fontana ab. Von 2009 bis<br />
2012 studierte Steiner bei Dany Bonvin an<br />
der Universität für Musik „Mozarteum“ in<br />
Salzburg, bevor er im Jahre 2016 seinen<br />
Abschluss an der „Juilliard School“ in New<br />
York bei Joseph Alessi erhielt.<br />
Zum anderen hat er nun sein erstes<br />
Solo-Album „United“ veröffentlicht. Dieser<br />
Tonträger wurde in den USA gemeinsam<br />
mit seinen besten Freunden aufgenommen:<br />
„Sie haben mich nicht nur<br />
unterstützt, ein besserer Musiker zu werden,<br />
sondern mich auch persönlich stark<br />
beeinflusst und geformt.“ Einer davon ist<br />
sein Mentor und Tonmeister Warren Deck,<br />
der ihn von der ersten Unterrichtstunde an<br />
begleitet hat, sowie Hsiao-Ling als Klavierbegleiterin<br />
und Silver Ainomäe am Cello.<br />
Mit dem „Trombone Concerto“ von Todd<br />
Goodman erfüllt sich Peter Steiner einen<br />
weiteren Traum, nämlich ein Stück aufzunehmen,<br />
das vorher noch nie aufgezeichnet<br />
wurde. Dieses Posaunen-Konzert<br />
gibt ihm die Möglichkeit, die Bandbreite<br />
und die zahlreichen schönen Aspekte<br />
und Klangfarben der Posaune zum Ausdruck<br />
zu bringen. Mit ausgewählten musikalischen<br />
Raritäten von Claude Debussy,<br />
Eugène Bozza, Giacomo Puccini, Ricardo<br />
Mollá Albero, Jacques Castérède und dem<br />
„Tangokönig“ Astor Piazzolla vereint Peter<br />
Steiner seine europäische Seele mit dem<br />
amerikanischen Geist, woraus sich auch<br />
der Titel des Tonträgers erklärt. Damit hebt<br />
sich die vorliegende CD von der inflationären<br />
musikalischen Konfektionsware ab<br />
und fasziniert vom ersten Takt an. Peter<br />
Steiner spielt exklusiv auf THEIN-Instrumenten<br />
aus Bremen.<br />
Stephan Niederegger<br />
Der Bozner Peter Steiner hat im internationalen Musikgeschehen Fuß gefasst.<br />
vsm.bz.it<br />
LIVE<br />
dabei<br />
22.04.<strong>2017</strong><br />
VSM–Jugendblasorchestertreffen<br />
in Tramin<br />
Jugendblasorchester-Wettbewerb<br />
Konzertanter Auftritt<br />
Grosser Festumzug und/oder<br />
Marschshow<br />
www.vsm.bz.it/jbo-wettbewerb<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 31
Neues<br />
„All Of Me“ - Spannung und pure Emotionen<br />
Die Solo-CD des Jahres 2016 von Alexander Wurz<br />
Mit seinen musikalischen Freunden<br />
und Wegbegleitern hat Alexander Wurz<br />
seine erste eigene CD „All Of Me“<br />
herausgebracht.<br />
Wer den Namen Alexander Wurz hört, mag<br />
zuerst an den ehemaligen österreichischen<br />
Automobilrennfahrer denken. Sein rund 10<br />
Jahre jüngerer deutscher Namensvetter hat<br />
eines mit ihm gemein, nämlich die Leidenschaft<br />
für sein Hobby, das er zum Beruf gemacht<br />
hat.<br />
Seinen ersten Kontakt mit der Musik<br />
hatte der 1985 in Bühl (Baden Württemberg)<br />
geborene Alexander Wurz bereits mit<br />
7 Jahren im heimischen Musikverein - zuerst<br />
am Schlagzeug, später am Tenorhorn.<br />
Heute ist der Vollblutmusiker Endorser der<br />
bayerischen Instrumentenschmiede „Miraphone“,<br />
u.a. Tenorist im erfolgreichsten<br />
Blasorchester der Welt „Ernst Hutter und<br />
die Egerländer Musikanten“, ein überaus<br />
gefragter Dozent und Solist bei Workshops<br />
sowie Dirigent in verschiedenen Blasorchestern.<br />
Im Vorjahr hat er sich einen lang gehegten<br />
Wunsch erfüllt und seinen ersten Tonträger<br />
veröffentlicht. Dabei ist der Titel der CD „All<br />
of Me“ gleichzeitig Programm, wenn er gemeinsam<br />
mit Freunden und Wegbegleitern<br />
seine musikalische Seele dem Zuhörer öffnet:<br />
„Es ist Vieles aus meiner Vergangenheit,<br />
was mich berührt und inspiriert hat,<br />
in komplett neuen und bunten Arrangements“.<br />
Als Begleitorchester fungiert das<br />
„Musikkorps der Bundeswehr“ aus Siegburg<br />
unter der Leitung von Oberstleutnant<br />
Christoph Scheibling. Der musikkorpseigene<br />
Arrangeur Guido Rennert hat den<br />
Eröffnungstitel, die „Fanfare For A Hero“<br />
(John Williams), arrangiert. Roland Kreid,<br />
der ehemalige Haus- und Hofkomponist<br />
des Luftwaffenmusikkorps 2 aus Karlsruhe<br />
ist mit 2 Arrangements vertreten. Alle anderen<br />
Titel wurden von Peter Riese eingerichtet<br />
und auf den Solisten zugeschnitten.<br />
Von Timo Dellweg stammt „Der Schwarzwälder“,<br />
ein Solo für Tenorhorn mit Egerländer-Besetzung<br />
des Musikkorps. Zudem<br />
sind 2 befreundete Musiker, Carsten Ebbinghaus<br />
(Tenorhorn) und Christoph Moschberger<br />
(Trompete), als Gastsolisten zu hören.<br />
Das Ergebnis ist eine bunte Mischung<br />
mit vielen solistischen Überraschungen, in<br />
denen Wurz sein gesamtes musikalisches<br />
Spektrum auf dem Tenorhorn, Bariton, Euphonium<br />
und auf der Posaune zeigt.<br />
Die CD wurde im Tonstudio BAUER in<br />
Ludwigsburg, dem ältesten deutschen Tonstudio<br />
im Privatbesitz mit dem Tonmeister<br />
Philipp Heck produziert. Mittlerweile ist<br />
auch das Play-Along-Heft zur CD erschienen.<br />
„Ich kann jedem nur empfehlen, diese<br />
schönen Tenorhorn- und Posaunentöne<br />
nicht zu versäumen!“ (Ernst Hutter)<br />
Stephan Niederegger<br />
Alexander Wurz ist ein vielseitiger<br />
Blasmusiker, u.a. spielt er im<br />
erfolgreichsten Blasorchester der<br />
Welt „Ernst Hutter und die Egerländer<br />
Musikanten“.<br />
vsm.bz.it<br />
LIVE<br />
dabei<br />
März & Juni <strong>2017</strong><br />
Leistungsprüfungen in<br />
Bronze, Silber und Gold<br />
5 Prüfungstermine<br />
Prüfungsgebühr: 20,00 Euro<br />
Anmeldetermine: 28. <strong>Februar</strong><br />
15. Mai<br />
www.vsm.bz.it/fachbereiche/jugend/jmla<br />
32<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Die Musikkapelle Welschnofen gestaltete<br />
den Festgottesdienst am Cäciliensonntag<br />
musikalisch mit.<br />
•Musikpanorama<br />
Cäcilienfeier der Musikkapelle Welschnofen<br />
Ehrenmitgliedschaft für Ferdinand Kohler<br />
Am 20. November 2016 feierte die Musikkapelle<br />
Welschnofen den traditionellen<br />
Cäciliensonntag mit einem Festgottesdienst<br />
und einem Marschkonzert<br />
auf dem Kirchplatz.<br />
Zum anschließenden gemeinsamen Mittagessen<br />
waren die Mitglieder und Ehrenmitglieder<br />
samt Partnern eingeladen.<br />
Zudem hatten sich auch Bürgermeister<br />
Markus Dejori, Vizebürgermeister Jürgen<br />
Pardeller, die Obfrau der Raiffeisenkasse<br />
Welschnofen, Maria Wurz Seehauser, sowie<br />
der VSM-Verbandskapellmeister Sigisbert<br />
Mutschlechner eingefunden; sie<br />
lobten in ihren Ansprachen die Musikkapelle<br />
für deren wertvollen Beitrag zum<br />
kulturellen Leben im Dorf. Höhepunkt der<br />
Feier war die Ehrung zweier verdienter<br />
Musikanten. Verbandskapellmeister Sigisbert<br />
Mutschlechner überreichte gemeinsam<br />
mit Obmann Jörg Seehauser<br />
und Kapellmeister Karl Stuppner Andreas<br />
Haas das große Verbandsehrenzeichen<br />
in Gold für seine 50-jährige Mitgliedschaft<br />
im Verein.<br />
Besonders großen Einsatz zum Wohle der<br />
Musikkapelle Welschnofen hat Ferdinand<br />
Kohler gezeigt. Über seine 50-jährige Tätigkeit<br />
als Tuba-Bläser hinaus war er 25<br />
Jahre im Ausschuss aktiv, und zwar als<br />
Kassier, Obmann, Obmann-Stellvertreter<br />
und zuletzt als Beirat. In Anerkennung<br />
all seiner Verdienste wurde Ferdinand<br />
Kohler deshalb zum Ehrenmitglied der<br />
Kapelle ernannt.<br />
MK Welschnofen<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 33
Musikpanorama<br />
Klangvoller Abschluss des Musikjahres<br />
Konzert und Tanz zu „Kathreini“ - Ehrungen<br />
Wie schon seit Jahren endet das musikalische<br />
Jahr der Musikkapelle Josef Leitgeb<br />
von Antholz Niedertal mit einem Höhepunkt<br />
– dem Kathreinikonzert. Unter der<br />
Leitung des Bezirkskapellmeister Andreas<br />
Pramstraller, der für ein Jahr die Leitung<br />
der Musikkapelle Josef Leitgeb übernommen<br />
hatte, wurde dem Publikum ein anspruchsvolles<br />
und abwechslungsreiches<br />
Programm, das viel Applaus erntete, geboten.<br />
Besonders nach dem Stück „Ich<br />
gehör nur mir“- bekannt aus dem Musical<br />
Elisabeth, war die Begeisterung groß.<br />
Die Solistin Julia Pisching verzauberte mit<br />
ihrem Gesang das Publikum.<br />
Geehrt wurden an diesem Abend Sandra<br />
Burger, Monika Messner und Michael Pfeifhofer<br />
für ihre 15-jährige Tätigkeit; sie bekamen<br />
vom Bezirkskapellmeister-Stellvertreter<br />
Georg Kirchler das Ehrenabzeichen<br />
in Bronze überreicht. Kirchler dankte den<br />
Ehrungen beim Kathreinikonzert der MK Antholz Niedertal: (v. l.) Obmann Manuel<br />
Oberhauser, Kapellmeister Andreas Pramstraller, Michael Pfeifhofer, Sandra Burger,<br />
Monika Messner und Bezirkskapellmeister-Stellvertreter Georg Kirchler<br />
Geehrten und allen anderen Musikantinnen<br />
und Musikanten für ihren unermüdlichen,<br />
ehrenamtlichen Einsatz.<br />
Im Anschluss an das Konzert lud die Musikkapelle<br />
zum traditionellen Kathreinitanz<br />
ein. Nach der wohlverdienten Pause wird<br />
der junge Kapellmeister Jakob Augschöll<br />
die Kapelle übernehmen.<br />
MK Josef Leitgeb –<br />
Antholz Niedertal (Andrea Pallhuber)<br />
Viel Applaus beim Cäcilienkonzert der MK Auer<br />
Verdiente Musikanten geehrt -<br />
Ehrenmitgliedschaft für Christian Rauch<br />
Großen Zuspruch erntete die Musikkapelle<br />
Auer unter der Leitung von Kapellmeister<br />
Arnold Leimgruber beim Cäcilienkonzert<br />
am 19. November 2016.<br />
Zum 100. Todesjahr des Komponisten Julius<br />
Fucik wurden zwei seiner Werke präsentiert:<br />
„Unter der Admiralsflagge“ und<br />
„Marinarella“. Auf die temperamentvolle<br />
Suite „Balkanya“ von Jan Van der Roost<br />
folgte mit der Filmmusik „Moses und Ramses“<br />
von Satoshi Yagishawa die Erzählung<br />
des Auszugs der Israeliten um Moses aus<br />
Ägypten. Mit dem Stück „Schmelzende<br />
Riesen“ des Rittner Komponisten Armin<br />
Kofler wurde hingegen der Klimawandel<br />
thematisiert. Großen Applaus gab es für<br />
die letzten beiden Musikstücke: „Gabriellas<br />
Song“ und „Can’t Take My Eyes Off<br />
You“. Hierbei trat die Flötistin Christiane<br />
Raich als Gesangssolistin auf; dazu gab<br />
es auch eine kleine theatralische Einlage.<br />
Im Rahmen der Veranstaltung wurden<br />
Josef Prenner und Astrid Anhof für 15<br />
Ehrungen beim Cäcilienkonzert der MK Auer: (v. l.) Obmann Manfred Abram,<br />
Ehrenmitglied Christian Rauch, Astrid Anhof, Werner Kröss, Dietmar Glöggl,<br />
Kapellmeister Arnold Leimgruber (Foto: Credits David Mottes)<br />
Jahre sowie Dietmar Glöggl und Werner<br />
Kröss für 25 Jahre Mitgliedschaft in der<br />
Kapelle geehrt. Christian Rauch wurde<br />
mit der Verleihung einer Ehrenurkunde<br />
und der Ernennung zum Ehrenmitglied<br />
für seine 50-jährige Tätigkeit überrascht.<br />
Aber auch der Nachwuchs wurde vorgestellt:<br />
Für Sebastian Belli (Tenorhorn),<br />
Florian Pircher (Posaune) und Manuel<br />
Zingerle Caldognetto war es das erste<br />
Cäcilienkonzert.<br />
MK Auer<br />
34<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Musik bereichert die Dorfgemeinschaft<br />
Gemeinsame Cäcilienfeier der Musikkapelle<br />
und des Kirchenchores Gufidaun<br />
Am 19. November fand in Gufidaun die alljährliche<br />
Cäcilienfeier statt. Nach dem Gottesdienst<br />
unter der musikalischen Leitung<br />
von Christian Unterhofer luden der Obmann<br />
der Musikkapelle, Roman Pramstrahler<br />
und Andrea Oberpertinger Weifner, Obfrau<br />
des Kirchenchores, die Mitglieder beider<br />
Vereine zum gemeinsamen Abendessen,<br />
das von den Jungmusikanten und dem<br />
Kirchenchor musikalisch umrahmt wurde.<br />
Den Höhepunkt der Feier bildeten die Ehrungen.<br />
Bei der Musikkapelle wurde Elmar<br />
Heidenberger für seine 25-jährige Mitgliedschaft<br />
und Vereinstreue geehrt. Heidenberger<br />
arbeitet seit 2001 auch tatkräftig<br />
als Schriftführer im Ausschuss mit und ist<br />
außerdem seit 2010 EDV-Verantwortlicher.<br />
Obmann Pramstrahler hob besonders seine<br />
Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit als<br />
Stütze und Vorbild für den gesamten Verein<br />
hervor. Der Bezirksstabführer–Stellvertreter<br />
des VSM, Markus Schrott, und die<br />
Bürgermeisterin von Klausen Maria Gasser<br />
Die geehrten<br />
Mitglieder der<br />
Musikkapelle<br />
Gufidaun<br />
und des<br />
Kirchenchores<br />
Gufidaun,<br />
Elmar<br />
Heidenberger<br />
und Otto<br />
Schenk (v.l.),<br />
freuten sich<br />
sehr über die<br />
Anerkennung.<br />
(Foto: Markus<br />
Mantinger)<br />
Fink überreichten das VSM-Ehrenzeichen<br />
in Silber und schlossen sich den Dankesworten<br />
des Obmannes an.<br />
Otto Schenk wurde hingegen für die 50-jährige<br />
Mitgliedschaft beim Kirchenchor sowie<br />
für seine Tätigkeit als Chorleiter mit<br />
der Ehrenurkunde in Gold ausgezeichnet.<br />
Zudem wurde er zum Ehrenmitglied des<br />
Kirchenchores und zum Bezirksehrenobmann<br />
ernannt.<br />
MK Gufidaun (Verena Pramstraller -<br />
Teresa Pramstrahler)<br />
„Missa Gioiosa“ zum Cäciliensonntag in Schlanders<br />
Bürgerkapelle ehrt verdiente Mitglieder<br />
Am Sonntag, den 27.11.2016 feierte die<br />
Bürgerkapelle Schlanders traditionsgemäß<br />
das Fest ihrer Schutzpatronin, der Hl. Cäcilia,<br />
mit einem Festgottesdienst, den sie<br />
gemeinsam mit dem Kirchenchor musikalisch<br />
gestaltete. Unter der Leitung von Kapellmeister<br />
Georg Horrer wurden die erfrischende<br />
„Missa Gioiosa“ des Schlanderser<br />
Chorleiters Karl Heinz Vater und einige Instrumentalstücke<br />
aufgeführt. Anschließend<br />
wurden die Kirchgänger mit einem kurzen<br />
Marschkonzert im Musikpavillon erfreut.<br />
Nachher waren alle Musikantinnen und<br />
Musikanten zusammen mit ihren Familienangehörigen<br />
und den Ehrengästen, unter<br />
ihnen Bürgermeister Dieter Pinggera,<br />
zum gemeinsamen Mittagessen eingeladen.<br />
Der Höhepunkt der Feier war wiederum<br />
die Ehrung verdienter Mitglieder der<br />
Bürgerkapelle Schlanders. Für 15 Jahre<br />
Mitgliedschaft im Verein erhielt Michael<br />
Pohl das Verbandsehrenzeichen in Bronze.<br />
Ein ganz besonderes Jubiläum feierte Heinrich<br />
Donner, der für 60 Jahre aktives Musizieren<br />
zuerst bei der Musikkapelle Schluderns<br />
und ab 1962 bei der Bürgerkapelle<br />
Schlanders, das Verbandsehrenzeichen<br />
in Großgold erhielt. Mit stehenden Ovationen<br />
wurde ihm dafür herzlich gedankt.<br />
Die Jugendleiterin Anni Steiner wurde für<br />
ihren bereits 10-jährigen Einsatz zum Wohle<br />
der Jugend und des Nachwuchses der Bürgerkapelle<br />
Schlanders mit dem Verdienstzeichen<br />
in Silber des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen geehrt.<br />
Cäcilienfeier der BK Schlanders: v.l. Obmann Manfred Horrer, Michael Pohl, Kpm.<br />
Georg Horrer, Anni Steiner, Bürgermeister Dieter Pinggera, Heinrich Donner<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 35
Musikpanorama<br />
Cäcilienfeier der Stadtmusikkapelle Meran<br />
Aufführung der „St. Verena-<br />
Messe“ von Armin Kofler -<br />
Ehrungen<br />
Ehrungen bei der Stadtmusikkapelle Meran: (v.l.) Stefan Bertoldi,<br />
Kapellmeister Martin Graber, Markus Gufler, Obfrau Elfriede Egger,<br />
Felix Brugger<br />
Die Stadtmusikkapelle Meran<br />
führte anlässlich ihrer<br />
Cäcilienfeier beim Festgottesdienst<br />
in der St. Nikolaus<br />
- Pfarrkirche unter der<br />
Leitung von Kapellmeister<br />
Martin Graber die „St. Verena-Messe“<br />
von Armin Kofler<br />
auf. Der AVS Meran, der<br />
gleichzeitig seine Jahresmesse<br />
feierte, zeigte dazu<br />
Naturbilder, die wunderbar<br />
mit der Musik verschmolzen.<br />
Der anschließende weltliche<br />
Teil der Feier fand im<br />
Nikolaussaal in Anwesenheit zahlreicher<br />
Ehrengäste, darunter Bürgermeister Paul<br />
Rösch, Dekan Hans Pamer und Altdekan<br />
Schönthaler, statt. Der Obmannstellvertreter<br />
des VSM, Albert Zerzer, führte zusammen<br />
mit Kapellmeister Martin Graber<br />
und Obfrau Elfriede Egger die Ehrung von<br />
drei Musikanten durch, die 15 von den<br />
20 Jahren der Stadtmusikkapelle<br />
mitgetragen haben, nicht<br />
nur als Musikant, sondern<br />
auch in verschiedenen Funktionen<br />
im Ausschuss. Stefan<br />
Bertoldi war einige Jahre Jugendleiter,<br />
Felix Brugger bekleidet<br />
seit Jahren das Amt<br />
des Kassiers und Markus Gufler,<br />
Kapellmeister-Stellvertreter<br />
und Rechungsrevisor, hat<br />
2014 interimsmäßig das Amt<br />
des Kapellmeisters übernommen<br />
und so den Fortbestand<br />
der Stadtmusikkapelle gesichert.<br />
Alle drei Musikanten<br />
sind große Vorbilder in der<br />
noch jungen Stadtmusikkapelle,<br />
die am 30. November<br />
1996 gegründet wurde. Ihnen wurde mit<br />
einem großen Applaus gedankt.<br />
Stadtmusikkapelle Meran –<br />
Elfriede Egger<br />
Vollversammlung der MK Andreas Hofer – St. Leonhard<br />
Neue Mitglieder und Neuwahl des Ausschusses<br />
Der neugewählte Ausschuss der MK Andreas Hofer: Claudia Pircher, Markus<br />
Eschgfäller, Julia Tschöll, Thomas Pichler, Katharina Ennemoser und Siegfried Haller.<br />
Kapellmeister Erich Abler, Konrad Pfitscher, Elisabeth Ploner Wohlfarter. Es fehlt<br />
Thomas Schölzhorn (Foto: Bernadette Pfeifer).<br />
Anlässlich ihrer Vollversammlung konnte<br />
die Musikkapelle „Andreas Hofer“ – St.<br />
Leonhard auf ein erfolgreiches Musikjahr<br />
2016 zurückblicken. Insgesamt 11 kirchliche<br />
Feiern wurden mitgestaltet sowie15<br />
Gastkonzerte in und außerhalb St. Leonhard<br />
gegeben. Drei Tage waren die Musikanten<br />
zum Neujahranspielen unterwegs.<br />
Zudem traf man sich zu 31 Voll-,<br />
12 Teilproben und 2 Marschproben. Den<br />
Glanzpunkt des Jahres bildete das Osterkonzert.<br />
Leider mussten die Kameraden<br />
im August von einem langgedienten Musikanten<br />
Abschied nehmen; als Vollblutmusikant<br />
hatte Toni Fauner über 18 Jahre<br />
lang die Kapelle bereichert.<br />
Die Geselligkeit kam beim Kameradschaftsabend,<br />
beim Winterausflug, beim Grillnachmittag<br />
und beim Cäcilienessen nicht zu<br />
kurz. Das Jaufenburgfest wurde gemeinsam<br />
mit der Schützenkompanie Andreas<br />
Hofer organisiert und zum Ötztaler Radmarathon<br />
das zweitägige Musikfest ausgerichtet.<br />
Drei Tage war die Kapelle zu<br />
Gast in Öflingen (Baden-Württemberg).<br />
Im vergangenen Jahr konnten 3 junge<br />
Musikanten und eine Marketenderin aufgenommen<br />
werden. Somit sind 19 Jungmusikanten<br />
im Alter von 11 bis 18 Jahren<br />
in der Kapelle; 5 davon bilden den<br />
Jugendausschuss. Die Wahl des neuen<br />
Ausschusses ging problemlos über die<br />
Bühne. Thomas Pichler übernahm nochmals<br />
für die nächsten drei Jahre die Funktion<br />
des Obmanns.<br />
Musikkapelle Andreas Hofer –<br />
Bernadette Pfeifer<br />
36<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Musikkapelle Prissian feiert den Cäciliensonntag<br />
Ehrung der Prissianer Musikanten: (v.l.) Kapellmeister Elmar Windegger, Martin<br />
Matscher, Georg Gamper, Obmann-Stellvertreter Alfred Unterholzner, Bürgermeister<br />
Christoph Matscher.<br />
Rückschau auf erfolgreiches Jahr - Ehrung<br />
von Musikanten<br />
Mit einem Aperitif auf dem Dorfplatz, begleitet<br />
von Marschklängen, wurde der Festtag<br />
am vergangenen 20. November feier-<br />
lich eingeleitet, bevor es in den Bürgersaal<br />
zum gemeinsamen Essen ging.Obmann<br />
Georg Gamper konnte dazu viele Ehrengäste<br />
begrüßen, darunter Bürgermeister<br />
Christoph Matscher, Ehrenmitglied Anton<br />
Windegger, Kulturreferentin Olivia Holzner,<br />
den Obmann der Raiffeisenkasse Tisens,<br />
Elmar Windegger, den Präsident des<br />
Tourismusvereins Tisens-Prissian, Thomas<br />
Knoll, sowie M.llo Stefano Azzolini, Kommandant<br />
der örtlichen Carabinieri-Station.<br />
Mit Freude teilte Jugendleiter Kurt Dirler<br />
mit, dass zurzeit 16 Jugendliche ein Instrument<br />
erlernen. Mit musikalischen Einlagen<br />
haben diese dann auch die Feier<br />
verschönert.<br />
Martin Matscher wurde für seine 15-jährige<br />
Mitgliedschaft in der Kapelle mit dem<br />
VSM-Ehrenzeichen in Bronze ausgezeichnet<br />
und Georg Gamper, der nun schon 25<br />
Jahre aktiv im Verein ist, mit dem Ehrenzeichen<br />
in Silber. Zwischendurch gab Kapellmeister<br />
Elmar Windegger eine kurze<br />
Rückschau und Obmann Georg Gamper<br />
bedankte sich für die vielfältige Unterstützung<br />
der Kapelle. Die Ehrengäste fanden<br />
ihrerseits in den Grußworten lobende<br />
Worte für die Tätigkeit der Musikkapelle.<br />
Mit einem Abend-Gottesdienst in der St.<br />
Martinskirche, mitgestaltet von einer Bläsergruppe,<br />
wurde der Festtag beendet.<br />
Musikkapelle Prissian<br />
Tag der heiligen Cäcilia in Terlan<br />
Rückblick – Ehrungen - Neuaufnahme<br />
Zum Festtag der Hl. Cäcilia, Patronin der<br />
Musikanten und Sänger, gestaltete die<br />
Musikkapelle Terlan in der Pfarrkirche gemeinsam<br />
mit dem Pfarrchor den Festgottesdienst.<br />
Anschließend trafen sich die Musikanten<br />
zum traditionellen gemeinsamen<br />
Mittagessen, das auch Gelegenheit bot, auf<br />
das vergangene musikalische Jahr zurückzublicken.<br />
Die gelungenen Auftritte wie das<br />
Osterkonzert, Spargelfest und Hofkonzert<br />
zählen ebenso zur „Positiv-Bilanz“ der Kapelle<br />
wie der Fleiß und die Disziplin und der<br />
gute Zusammenhalt innerhalb des Vereins.<br />
„Musizieren ist gesund und dient als Ausgleich<br />
zum stressigen Alltag“, so Obmann<br />
Seebacher, der sich nicht nur bei den Musikanten<br />
bedankte, sondern auch bei allen<br />
Unterstützern und Förderern der Kapelle.<br />
Zu diesem besonderen Anlass gehört auch<br />
immer die Ehrung von verdienten Musikanten,<br />
die über viele Jahre einen wichtigen<br />
Beitrag für den Verein leisten. So<br />
Reinhold Höller und Florian Huber (mit Urkunde v. l.) wurden anlässlich der<br />
Cäcilienfeier der MK Terlan für ihre 25-jährige Mitgliedschaft geehrt – im Bild mit<br />
Obmann Elmar Seebacher (links) und Kapellmeister Günther Graber.<br />
wurden Florian Huber und Reinhold Höller<br />
mit dem Ehrenzeichen in Silber für ihre<br />
nun schon 25 Jahre währende Mitgliedschaft<br />
ausgezeichnet. Neu in den Reihen<br />
der Musikkapelle Terlan begrüßt wurde<br />
Marketenderin Martina Gatscher. Othmar<br />
Palese hingegen nahm nach 41 Jahren<br />
seinen Abschied als aktiver Musikant. Als<br />
Dankeschön für seinen wertvollen Einsatz<br />
überreichte ihm Obmann Elmar Seebacher<br />
unter dem Applaus der Musikantenkollegen<br />
einen Holzdruck und eine Holzfigur<br />
der heiligen Cäcilia.<br />
Musikkapelle Terlan<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 37
Musikpanorama<br />
Festgottesdienst und Ehrungen am Cäciliensonntag<br />
Musikkapelle Naturns feiert das erfolgreiche<br />
Musikjahr 2016<br />
Um auch dem „Musi-Jahr“ einen schönen<br />
Abschluss zu geben und der Schutzpatronin,<br />
der heiligen Cäcilia, dafür zu danken,<br />
gestaltete die Musikkapelle Naturns gemeinsam<br />
mit dem Kirchenchor den Festgottesdienst<br />
in der Pfarrkirche von Naturns<br />
besonders feierlich. Anschließend<br />
traf man sich im kleinen Saal des Bürgerund<br />
Rathauses zum weltlichen Teil der<br />
Feier, in deren Rahmen vier Mitglieder für<br />
ihre langjährige Tätigkeit bei der Musikkapelle<br />
Naturns geehrt wurden. Flötistin Judith<br />
Leiter nahm das Verbandsehrenzeichen<br />
in Bronze für 15 Jahre Mitgliedschaft<br />
entgegen. Germar Schweitzer und Martin<br />
Wenter erhielten für 25 aktive Jahre das<br />
Verbandsehrenzeichen in Silber. 50 Jahre<br />
heißt ein Leben lang Musikant sein, und so<br />
konnte auch heuer wieder mit Albert Gruber<br />
einem Musikanten aus den Reihen der<br />
Ehrung verdienter Mitglieder der MK Naturns. (v.l.) Obmann Roman Tumler, Judith<br />
Leiter, Germar Schweitzer, Veronika Schnitzer, Martin Wenter, Christa und Albert<br />
Gruber, Kapellmeister Dietmar Rainer<br />
Musikkapelle Naturns das Ehrenzeichen in<br />
Groß-Gold verliehen werden.<br />
Die Geehrten wurden von Obmann Roman<br />
Tumler und dessen Stellvertreterin Veronika<br />
Schnitzer wie auch vom Ehrenobmann des<br />
Bezirkes Meran, Hermann Wenter, mit witzigen<br />
Anekdoten und anerkennenden Worten<br />
unter dem lang anhaltenden Applaus aller<br />
Anwesenden für ihren Dienst gewürdigt.<br />
Wie jedes Jahr stand dann das gemütliche<br />
Miteinander im Mittelpunkt der Cäcilienfeier.<br />
MK Naturns – Stefanie Pföstl<br />
Ehrung für langjährige Mitglieder der Zwölfmalgreiner<br />
Walter Canestrini, Heinrich Rottensteiner<br />
und Franz Mock 50 Jahre dabei<br />
Die MK Zwölfmalgreien lud Anfang Dezember<br />
ihre Mitglieder samt Partnern, Ehrenmitgliedern<br />
und Marketenderinnen sowie<br />
einige Ehrengäste zur Cäcilienfeier ein.<br />
Bei der Feier, welche die Jugendkapelle<br />
musikalisch umrahmte, wurden mehrere<br />
verdiente Mitglieder der Kapelle geehrt.<br />
Besonders erfreulich war die Auszeichnung<br />
von Walter Canestrini, der seit 50<br />
Jahren mitspielt. Christian Schwarz, Obmannstellvertreter<br />
des VSM, nahm die<br />
Ehrung vor und überreichte ihm die Urkunde<br />
und das große Ehrenzeichen in<br />
Gold des VSM. Stefan Declara übergab<br />
Walter Canestrini zum Zeichen der Anerkennung<br />
eine Taschenuhr. Auch Heinrich<br />
Rottensteiner und Franz Mock bekamen<br />
für ihre mehr als 50-jährige Mitgliedschaft<br />
nachträglich eine Taschenuhr geschenkt.<br />
Für 25 Jahre Tätigkeit im Vereinsvorstand<br />
erhielt Wolfgang Kranzer das Verdienstzeichen<br />
in Silber des VSM. Julia Peintner<br />
wurde für 15 Jahre Mitgliedschaft in<br />
der Kapelle mit der Urkunde und dem<br />
Ehrenzeichen in Bronze des VSM ausgezeichnet.<br />
Vereinsintern wurden Verena<br />
Karbon und Fabian Pernter für 10<br />
Jahre Mitgliedschaft mit einer Brosche<br />
bzw. einem Tuchring geehrt.<br />
Brigitte Thurner<br />
Die MK Zwölfmalgreien ehrte ihre verdienten Mitglieder: (stehend v.l.) Kapellmeister<br />
Stefan Aichner, VSM-Obmannstellvertreter Christian Schwarz, Walter Canestrini, Franz<br />
Mock, Heinrich Rottensteiner, Wolfgang Kranzer; vorne (v.l.): Julia Peintner, Fabian<br />
Pernter, Verena Karon, Obmann Stefan Declara (Foto: © Oliver Oppitz)<br />
38<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Die „Muskitos“ begeistern!<br />
Konzert der gemeinsamen Jugendkapelle<br />
der Musikkapellen Percha und Reischach<br />
Seit nunmehr sechs Jahren besteht eine<br />
erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen<br />
den Musikkapellen aus Percha und Reischach<br />
in Sachen Jugendarbeit. Die JuKa<br />
„Muskitos“, bestehend aus 45 jungen Musikanten<br />
aus den beiden Nachbarorten,<br />
wusste unter der musikalischen Leitung<br />
von Pepi Fauster, Michael Oberrauch und<br />
Vigil Kronbichler auch in diesem Jahr das<br />
Publikum im vollbesetzten „Haus am Anger“<br />
in Reischach zu begeistern.<br />
Mit Werken von John Williams, George<br />
Gershwin oder Melodien aus TV-Serien „The<br />
Muppet Show“, „Two and half man“ und<br />
anderem mehr, vermochten die jungen Musiker<br />
das Publikum zu überzeugen – und<br />
auch der Spaß am gemeinsamen Muszieren<br />
kam dabei nicht zu kurz. Die organisatorischen<br />
Fäden zogen die beiden Jugendleiter<br />
Ruth Oberschmied (MK Reischach)<br />
und Franz Josef Steiner (MK Percha).<br />
JuKa Muskitos<br />
Begeisterung war beim Konzert der „Muskitos“ sowohl bei den Jungmusikanten als<br />
auch beim Publikum zu spüren.<br />
MK Niederdorf wählt „neuen“ Vorstand<br />
Generationswechsel bei der Vereinsführung<br />
im Blick<br />
Obmann Robert Burger, Schriftführer Florian<br />
Tschurtschenthaler, Jugendleiter Alois<br />
Fauster und Kapellmeister Stephan Niederegger<br />
blickten in ihren Tätigkeitsberichten<br />
auf ein erfolgreiches Musikjahr zurück.<br />
Dank der musikalischen Erfolge, des<br />
guten Zusammenhalts untereinander, des<br />
wichtigen Rückhalts im Dorf und der großzügigen<br />
Unterstützung von Seiten der öffentlichen<br />
Hand und Sponsoren stehe die<br />
Kapelle gut da, zeigte sich der Obmann zufrieden.<br />
Gemeinsam mit 4 der 5 Vorstandsmitglieder<br />
stellte er sich der Wiederwahl.<br />
Einstimmig wurde der Vorstand gewählt:<br />
Robert Burger (Obmann, Stabführer, Instrumentenwart),<br />
Florian Tschurtschenthaler<br />
(Obmann-Stellvertreter, Jugendleiter, Notenarchivar),<br />
Alois Fauster (Schriftführer<br />
und EDV), Raimund Hittler (Kassier) und<br />
die Beiräte Sonja Irenberger und Günther<br />
Kamelger. Der Kapellmeister ist Rechtsmit-<br />
Der neu gewählte bzw. bestätigte Ausschuss der MK Niederdorf: (v.l.) Raimund<br />
Hittler, Günther Kamelger, Florian Tschurtschenthaler, Sonja Irenberger, Robert<br />
Burger, Alois Fauster und Stephan Niederegger<br />
glied des Vereinsvorstandes. Elisabeth Eisendle<br />
und Erich Kopfsguter wurden mit<br />
der Rechnungsprüfung beauftragt.<br />
In den kommenden 3 Jahren gelte es, einen<br />
Generationswechsel in der Vereinsführung<br />
vorzubereiten, damit die Verantwortung<br />
in jüngere Hände gelegt werden<br />
könne, erklärte Obmann Robert Burger und<br />
bedankte sich für das Vertrauen.<br />
MK Niederdorf<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 39
Musikpanorama<br />
Doppelter Führungswechsel bei<br />
der Musikkapelle Kiens<br />
Andreas Pramstraller übernimmt den Taktstock<br />
- Florian Graf ist neuer Obmann<br />
Die Cäcilienfeier am 20. November 2016<br />
bildete den Abschluss des Musikjahres<br />
der Musikkapelle Kiens. Gleichzeitig war<br />
es auch der letzte Auftritt unter der Leitung<br />
von Simone Rungger aus Schabs. Nach<br />
drei Jahren übergibt sie den Taktstock an<br />
Bezirkskapellmeister Andreas Pramstraller<br />
aus Rasen. Das erste Konzert unter seiner<br />
Leitung ist das Frühjahrskonzert am<br />
13. Mai <strong>2017</strong>. Zum zweiten Führungswechsel<br />
kam es am 25. November 2016.<br />
Bei der außerordentlichen Vollversammlung<br />
wurde der Ausschuss neu gewählt.<br />
Die Mitglieder der Musikkapelle bedankten<br />
sich beim scheidenden Vorstand für<br />
den unermüdlichen Einsatz und die vielen<br />
Stunden, die zum Wohle des Vereins<br />
investiert wurden.<br />
Florian Graf wird der neue Obmann der<br />
Kapelle. Er folgt auf Sabine Unterpertinger,<br />
die nach 6 Jahren das Amt der Obfrau<br />
niederlegte. Die Ausschussmitglieder<br />
für die kommenden drei Jahren sind Ulrich<br />
Seebacher (Kassier), Sabine Unterpertinger<br />
(Schriftführerin), Markus Engl (Notenwart),<br />
Doris Gatterer (Instrumenten – und<br />
Trachtenwart), Peter Kammerer (Jugendleiter),<br />
Maria Willeit (Jugendleiterin) und Nadia<br />
Mairvongrasspeinten (Medienreferentin).<br />
MK Kiens<br />
1. Reihe von links: Doris Gatterer, Nadia Mairvongrasspeinten, Maria Willeit, Sabine<br />
Unterpertinger; 2. Reihe von links: Markus Engl, Andreas Pramstraller, Florian Graf,<br />
Peter Kammerer, Ulrich Seebacher<br />
Cäciliafeier der Bürgerkapelle Obermais<br />
Verdiente Musikanten geehrt<br />
Am 19. November 2016, fand die traditionelle<br />
Cäciliafeier der Bürgerkapelle Obermais<br />
statt. Obmann Alfred Furlan begrüßte<br />
dazu alle aktiven Musikantinnen und Musikanten<br />
mit ihren Partnern, Ehrenamtsmitglieder,<br />
die Altmitglieder und einige Ehrengäste.<br />
Mit einer Gedenkminute wurde<br />
zunächst des im September verstorbenen<br />
Altmitglieds Hans Vetter gedacht. Höhepunkt<br />
der Feier waren die Ehrungen einiger Mu-<br />
sikanten für ihre langjährige musikalische<br />
Tätigkeit. Christoph Neumann (gr.Trommel)<br />
wurde für 25 Jahre Tätigkeit geehrt;<br />
er erhielt das VSM-Ehrenzeihen in Silber.<br />
Für seine 50 Jahre währende verdienstvolle<br />
Tätigkeit bei der Bürgerkapelle wurde Jakob<br />
Irsara (Tenorsaxophon) mit dem Ehrenzeichen<br />
des VSM in Groß Gold ausgezeichnet.<br />
Der Höhepunkt der Cäciliafeier war sicherlich<br />
die Überreichung der Ehrenurkunde in<br />
Groß Gold am Bande an Hans Lochmann,<br />
der Mitte der 50er-Jahre als Klarinettist zur<br />
Bürgerkapelle Obermais kam, für seine nun<br />
schon 60-jährige Treue zum Verein. Als erster<br />
Musikant in der Geschichte der Bürgerkapelle<br />
Obermais erhielt Hans Lochmann<br />
diese hohe Auszeichnung des Verbandes<br />
Südtiroler Musikkapellen, vertreten durch<br />
Bezirksobmann Albert Klotzner. Alle Anwesenden<br />
quittierten die Ehrung mit begeistertem<br />
Applaus. Allen Geehrten wünschen die<br />
Musikkameraden noch viele gesellige Jahre<br />
in der Bürgerkapelle Obermais.<br />
Bürgerkapelle Obermais<br />
Bei der Ehrung verdienter Musikanten der BK Obermais: (v.l.) VSM- Bezirksobmann Albert Klotzner, Silvia und Christoph<br />
Neumann, Marianne und Jakob Irsara, Waltraud und Hans Lochmann, Obmann Alfred Furlan, Kapellmeister Oskar Ilmer<br />
40<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Pater Haspinger Musikkapelle unter neuer Führung<br />
Jahreshauptversammlung mit Neuwahl des<br />
Ausschusses<br />
Nach 2 Amtsperioden stellte sich Obmann<br />
Andreas Walder nicht mehr der Wiederwahl.<br />
In der Jahreshauptversammlung,<br />
die traditionell am 8. Dezember stattfand,<br />
wurde der bisherige Vereinskassier Benedikt<br />
Kahn zu seinem Nachfolger gewählt.<br />
Zudem wurde der Vorstand erweitert, um<br />
die Aufgabenbereiche noch besser aufteilen<br />
zu können. Dem neuen Obmann stehen<br />
in den nächsten 3 Jahren Harald Taschler<br />
als Stellvertreter, die Kassierin Elisa Sinner,<br />
die Schriftführerin Franziska Felderer, der<br />
Jugendleiter Elias Lamp, der Noten- und<br />
Instrumentenwart Gert Steinwandter, der<br />
Zeugwart Siegfried Lamp sowie die Beiräte<br />
Sabrina Schwingshackl, Franz Felderer<br />
und Stefan Selbenbacher zur Seite.<br />
Neben dem Jugendleiter wird ein weiterer<br />
Vertreter des Jugendausschusses (Komitee<br />
der Jungmusikanten) als „Stimme der<br />
Jugend“ zu den Vorstandsitzungen eingeladen.<br />
Das Pfingstkonzert am 3. Juni,<br />
das traditionelle Herz-Jesu-Fest am 25.<br />
Juni sowie die Teilnahme am Bezirksmu-<br />
Der neue Vorstand<br />
der Pater Haspinger<br />
Musikkapelle<br />
St. Martin/Gsies<br />
mit Obmann<br />
Benedikt Kahn und<br />
Kapellmeister Daniel<br />
Niederegger (vorne<br />
Zweiter und Dritter<br />
v.l.)<br />
sikfest Anfang August in Toblach und die<br />
Aufnahme einer eigenen CD sind die Höhepunkte<br />
des Musikjahres <strong>2017</strong>, freut sich<br />
Kapellmeister Daniel Niederegger, der seit<br />
2 Jahren die Kapelle dirigiert.<br />
(sn)<br />
Ein Jubiläumskonzert der besonderen Art<br />
Auf ein erfolgreiches erstes Jahrzehnt kann die Jugendkapelle Afing – im Bild beim Jubiläumskonzert - zurückblicken.<br />
10 Jahre „Afinger Jungdudler“<br />
10 Jahre Afinger Jungdudler – dieses besondere<br />
Jubiläum feierte die Jugendkapelle<br />
Afing mit zahlreichen Besuchern am 19.<br />
November 2016 in der voll besetzten Aula<br />
Magna in Jenesien zusammen mit der Kindersinggruppe<br />
Afing. Nach intensiver Vorbereitungszeit<br />
gaben die Kinder ein vielfältiges<br />
Programm zum Besten. Höhepunkt<br />
im ersten Teil des Konzertes war die Uraufführung<br />
von „First flight“ des Rittner Komponisten<br />
Armin Kofler. Das Stück erzählt<br />
in eindrucksvoller Weise die ersten Flugversuche<br />
eines jungen Adlers, der die Welt<br />
und Natur zu entdecken beginnt. Den zweiten<br />
Teil des Konzertes gestalteten die Afinger<br />
Jungdudler und die Kindersinggruppe<br />
Afing gemeinsam mit bekannten Melodien –<br />
ein besonderer Moment für die Kinder und<br />
Konzertbesucher. Zum Schluss bedankte<br />
sich Jugendleiter Tobias Tammerle bei allen,<br />
die zum Gelingen des Konzertes beigetragen<br />
haben und ließ das Konzert mit der<br />
Zugabe „Mein Heimatland“ mit tatkräftiger<br />
Unterstützung des Publikums ausklingen.<br />
Beim anschließenden Buffet und Umtrunk<br />
wurde dann ausgiebig auf das Jubiläum der<br />
Afinger Jungdudler angestoßen.<br />
Jugendkapelle Afing<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 41
Musikpanorama<br />
Dreimal Gold für Algunder Musikanten<br />
Ehrung anlässlich des Dreikönigskonzerts<br />
Mit dem 69. Dreikönigskonzert im Kursaal<br />
von Meran ist die Algunder Musikkapelle<br />
am 6. Jänner in das neue Jahr gestartet.<br />
(s. Konzertbericht S.26) Im Rahmen des<br />
anschließenden Festessens im Algunder<br />
Thalguterhaus gab es für einige Mitglieder<br />
besonderen Grund zum Feiern. Jonas Pichler<br />
(Horn) spielte zum ersten Mal beim<br />
Dreikönigskonzert mit. Er erhielt von Obmann<br />
Andreas Theiner ein Exemplar der<br />
Vereinschronik der Algunder Musikkapelle.<br />
Drei Mitglieder erhielten für ihr 40-jähriges<br />
Mitwirken bei den „Algundern“ das Ehrenzeichen<br />
in Gold des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen: Andreas Unterweger (Tenorsaxophon),<br />
Luis Haller (Horn) und Martin<br />
Winterholer (Tuba) spielen seit dem Jahr<br />
1977 bei der Kapelle mit und haben unzählige<br />
Stunden ihrer Freizeit ehrenamtlich<br />
dem Verein gewidmet. Mit Leo Schmider<br />
verabschiedete Obmann Andreas Theiner<br />
Drei Musikanten erhielten für 40 Jahre Mitgliedschaft das VSM-<br />
Verbandsehrenzeichen in Gold – im Bild v. l.: Obmann Andreas Theiner, Andreas<br />
Unterweger, Luis Haller, Martin Winterholer und Kapellmeister Christian Laimer.<br />
schließlich auch einen Musikanten, der im<br />
Laufe des vergangenen Jahres nach 50<br />
Jahren seine Tätigkeit bei der Algunder<br />
Musikkapelle beendet hatte. Zudem erinnerte<br />
Theiner an den im Juni verstorbenen<br />
Musikkollegen Luis Holzner, der bis zuletzt<br />
aktives Mitglied der Kapelle war.<br />
Algunder Musikkapelle<br />
Verdiente Musikanten geehrt<br />
Musikkapelle und Kirchenchor von Teis feiern<br />
den Cäciliensonntag<br />
Die Musikkapelle und der Kirchenchor von<br />
Teis haben gemeinsam den Tag der Heiligen<br />
Cäcilia gefeiert. Bei der vom Kirchenchor<br />
feierlich gestalteten heiligen Messe<br />
dankte Pfarrer Paul Faller dem Chor und<br />
der Musikkapelle für ihr Wirken. Nach der<br />
Messfeier spielte die Musikapelle auf dem<br />
Kirchplatz ein Marschständchen. Bei der<br />
anschließenden Cäcilienfeier im Vereinshaus<br />
von Teis begrüßten die Obmänner<br />
Gottfried Gläserer (Chor) und Bernhard<br />
Kasseroler (Musikkapelle) die Mitglieder<br />
und Ehrengäste. Bürgermeister Peter<br />
Pernthaler würdigte die Bedeutung der<br />
beiden Vereine für die Dorfgemeinschaft.<br />
Ein besonderer Höhepunkt war die Ehrung<br />
verdienter Musikanten. Der Bezirksstabführer<br />
des Verbandes Südtiroler Musikkapellen,<br />
Oskar Zingerle, und Kapellmeister Walter<br />
Aichner überreichten Richard Leitner das<br />
Große Ehrenzeichen in Gold und die Ehrenurkunde<br />
für seine 50-jährige Mitgliedschaft<br />
in der Musikkapelle. Darüber hinaus<br />
ist Richard als Chorbläser und Mitglied der<br />
Teiser Tanzlmusig musikalisch sehr aktiv;<br />
er führte zudem 26 Jahre lang das Amt<br />
des Stabführers aus. Verena Fischnaller<br />
wurde für ihre 15-jährige Mitgliedschaft<br />
mit dem Ehrenzeichen in Bronze geehrt.<br />
Die Geehrten wurden für ihre Verdienste<br />
mit großem Applaus bedacht.<br />
Musikkapelle Teis<br />
Cäcilienfeier der MK Teis: (v.l.) Bernhard Kasseroler (Obmann), Verena<br />
Fischnaller, Walter Aichner (Kapellmeister), Richard Leitner, Oskar Zingerle (VSM-<br />
Bezirksstabführer).<br />
42<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Advent mit der Musikkapelle und dem Kirchenchor Vahrn<br />
Mit adventlichen Weisen und Liedern sowie mit der Weihnachtsgeschichte „Vom Dunkel ins Licht“ setzten die Musikkapelle und<br />
der Kirchenchor Vahrn ein deutliches Zeichen der Solidarität.<br />
Benefizkonzert zugunsten von „Südtirol<br />
hilft“<br />
Zu einem Benefizkonzert zugunsten von<br />
„Südtirol hilft“ luden der Kirchenchor<br />
und die Musikkapelle Vahrn in die Freinademetz-Kirche<br />
in Milland am 2. Adventsonntag<br />
ein. Wie abwechslungsreich Musik<br />
in der Vorweihnachtszeit sein kann,<br />
zeigte das Konzertprogramm der Musikkapelle<br />
und des Kirchenchores. Feierliche<br />
Blechbläserfanfaren, stimmige Holz- und<br />
Blechbläserweisen waren ebenso dabei<br />
wie einzigartige und bekannte Volks- und<br />
Weihnachtslieder. Einen besonderen Höhepunkt<br />
bildete die Weihnachtsgeschichte<br />
„Vom Dunkel ins Licht“, bei der neben<br />
dem Chor und der Musikkapelle auch die<br />
Schauspieler Andreas und Mara Zingerle<br />
ihren Auftritt hatten. Bei dieser Erstaufführung<br />
in Südtirol war auch der Komponist<br />
Kurt Gäble anwesend. Die Dialoge<br />
zwischen dem alten müden König<br />
Melchior und dem jungen stets aufmunternden<br />
Balthasar, eingebettet in einfühlsame<br />
Melodien, regten viele Besucher<br />
zum Nachdenken über den wahren Sinn<br />
von Advent und Weihnachten an. Der<br />
Publikumsandrang war groß und die Kirche<br />
bis auf den letzten Platz besetzt. Am<br />
Ende gab es lang anhaltenden Applaus<br />
und auch die Spende von 2.355,19 Euro<br />
für „Südtirol hilft“ konnte sich sehen lassen.<br />
Das Motto des Abends „Vom Dunkel<br />
ins Licht“ wirkt somit über das Konzert hinaus<br />
und wird Menschen, denen es nicht<br />
so gut geht, etwas Licht in ihr Leben bringen<br />
können.<br />
MK Vahrn<br />
Musik verbindet<br />
Gemeinschaftsprojet der Bürgerkapelle<br />
Sterzing und der Musikkapelle Schmirn<br />
(Nordtirol)<br />
Am 11. und 13. November 2016 gaben die<br />
Bürgerkapelle Sterzing und die Nordtiroler<br />
Musikkapelle Schmirn ein gemeinsames<br />
Kirchenkonzert. Auf Wunsch von Kapellmeister<br />
Roland Fidler hatte die Bürgerkapelle<br />
Sterzing eine Partnermusikkapelle aus<br />
dem Nachbarbundesland für ein gemeinsames<br />
Projekt gesucht. Die Musikkapelle<br />
Schmirn unter der musikalischen Leitung<br />
von Benedikt Eller sagte mit Begeisterung<br />
zu. Wie es der Zufall will, war es die Kapelle<br />
aus dem Heimatort des Sterzinger Kapellmeisters.Zunächst<br />
probte jede Kapelle zu<br />
Hause im eigenen Probelokal; Gelegenheit,<br />
den jeweils anderen Kapellmeister kennenzulernen<br />
und die Musikstücke unter dessen<br />
musikalischer Führung einzustudieren.<br />
Die gemeinsame Generalprobe fand<br />
auf halbem Weg, in Gries am Brenner statt.<br />
Diese diente dazu, ein Gefühl für das Zusammenspiel<br />
von über 80 Musikantinnen<br />
und Musikanten zu bekommen und letzte<br />
musikalische Abstimmungen vorzunehmen.<br />
Am 11. November 2016 wurde schließlich<br />
das erste der beiden Konzerte in der Pfarrkirche<br />
von Schmirn abgehalten. Viele Musikbegeisterten<br />
fanden sich ein, um diesem<br />
besonderen Ereignis beizuwohnen und einige<br />
kamen gleich noch einmal zur zweiten<br />
Aufführung, die am darauffolgenden Sonntag,<br />
13. November 2016, in der Pfarrkirche<br />
von Sterzing stattfand. Dekan Josef Knapp<br />
eröffnete mit besinnlichen Worten das Konzert,<br />
das von beiden Kapellmeistern abwechselnd<br />
dirigiert wurde. Nicht nur bei den beteiligten<br />
Musikanten, auch beim Publikum<br />
stieß das Projekt auf große Begeisterung.<br />
Bürgerkapelle Sterzing<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 43
Vorweg<br />
Aktion Verzicht<br />
„Mach mit!“<br />
Die Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit, bestimmte<br />
Dinge und Verhaltensmuster zu hinterfragen<br />
auch unseren Beziehungen“, sagt Peter<br />
Koler vom Forum Prävention, das gemeinsam<br />
mit der Caritas, dem Katholischen Familienverband,<br />
dem deutschen und ladinischen<br />
Bildungsressort und<br />
der Arbeitsgemeinschaft der<br />
Jugenddienste von Anfang an<br />
zu den Trägern der Aktion zählt.<br />
Werte hinterfragen und festigen<br />
Die genannten Einrichtungen gründeten<br />
im Jahr 2004 die „Aktion Verzicht“<br />
mit dem Ziel, während der Fastenzeit<br />
Gewohntes kritisch zu hinterfragen und<br />
sich mit den Werten des Lebens auseinanderzusetzen.<br />
Ihnen haben sich von Jahr zu Jahr mehr<br />
Institutionen, Einrichtungen und Vereine<br />
angeschlossen, heuer sind es insgesamt<br />
59. Die „Aktion Verzicht <strong>2017</strong>“ beginnt<br />
am Aschermittwoch, dem 1. März, und<br />
endet am Karsamstag, dem 15. April. Die<br />
Mitmach-Angebote werden heuer erstmals<br />
über Facebook gepostet und sollen von<br />
möglichst vielen geteilt werden. Gleichzeitig<br />
wird aber auch wie gewohnt über Plakate,<br />
Radio und Inserate auf die Aktion<br />
aufmerksam gemacht und es werden verschiedene<br />
Mitmach-Initiativen angeboten.<br />
Diesen Aufruf werden insgesamt 59 Südtiroler<br />
Einrichtungen im Rahmen der „Aktion<br />
Verzicht <strong>2017</strong>“ an die Südtiroler Bevölkerung<br />
richten und dazu täglich konkrete Angebote<br />
aufzeigen, die jeder teilen und bei denen jeder<br />
mitmachen kann. Der Verzicht-Gedanke<br />
rückt dabei wieder mehr in den Mittelpunkt.<br />
„Die Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit,<br />
bestimmte Dinge und Verhaltensmuster zu<br />
hinterfragen, die wir gewohnt sind. Es sind<br />
dies die klassischen Konsumgewohnheiten<br />
wie Kaffee trinken, Alkohol trinken oder Süßigkeiten<br />
naschen, aber auch Errungenschaften<br />
unserer Zeit, wie das Auto, der<br />
Computer oder das Handy. Alle diese Dinge<br />
machen das Leben meistens angenehm,<br />
schaden aber unter Umständen der Umwelt,<br />
unserer Gesundheit und manchmal<br />
Auf der Internetseite www.kontaktco.at/aktionverzicht/bz/ueberblick.php kann man<br />
sich einen Überblick zur Aktion verschaffen.<br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />
Ihre Beiträge für die Heimatpflege senden Sie bitte an: rottensteiner.sylvia@gmail.com<br />
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie mich unter folgender Nummer: 347 0325027 (Sylvia Rottensteiner)<br />
44<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Das Thema<br />
Heimatpflege<br />
Unverantwortliche<br />
Bannzonenverschiebung in Tramin<br />
Der Heimatpflegeverband Südtirol spricht sich gegen eine Umwidmung aus.<br />
Josef Oberhofer St. Valentin-Kirche Der alte Weg zwischen Tramin, Rungg<br />
und Kurtatsch<br />
„Bannzonen sind Gebiete, die besonderen<br />
baurechtlichen Einschränkungen<br />
unterliegen. Die Errichtung neuer oberirdischer<br />
Gebäude bzw. die Erweiterung<br />
von Gebäuden ist in diesen Zonen in der<br />
Regel untersagt. [… Damit soll] das für<br />
Südtirol charakteristische Siedlungsbild<br />
erhalten bleiben.“ (Zitat aus den Rechtsgrundlagen<br />
des Landschaftsschutzes)<br />
Zudem dämmen die Regulierungen<br />
eine mögliche Zersiedelung ein und sie<br />
schützen die Umgebung von kulturhistorisch<br />
bedeutsamen, landschaftsprägenden<br />
Anlagen (Schlösser, Burgen,<br />
Kirchen usw.) vor Verbauung, damit der<br />
Blick auf diese Anlagen freigehalten wird.<br />
Die Bannzonen umfassen in der Regel<br />
wertvolle Kulturgüter; Verbauung und Zersiedelung<br />
würden einen Verlust für die<br />
landwirtschaftliche Nutzung bedeuten.<br />
Experten haben festgestellt, dass die<br />
Abänderung des Landschaftsplanes in<br />
Tramin die Verkleinerung der Bannzone<br />
vorsieht, und zwar hinter der St.<br />
Valentins-Kirche mit Friedhof, die unter<br />
Denkmalschutz steht. Insofern ist<br />
der Heimatpflegeverband Südtirol aus<br />
folgenden Gründen gegen die Bannzonenverschiebung:<br />
1. Die Ansicht auf die St. Valentins-Kirche<br />
nimmt erheblichen Schaden durch die<br />
Verschiebung der Bannzone und durch<br />
eine zukünftige Bebauung in diesem<br />
Areal.<br />
2. Durch die angestrebte Verkleinerung<br />
der Bannzone würde auch der alte Weg<br />
zwischen Tramin, Rungg und Kurtatsch<br />
wieder um ein Stück aus der Bannzone<br />
herausgenommen. Dieses öffentliche<br />
Gut mit den Natursteinmauern muss<br />
erhalten bleiben, und dieser Abschnitt<br />
darf nicht Privatinteressen geopfert<br />
werden! Da heute schon eine Zufahrt<br />
über den bestehenden Hof gewährleistet<br />
und dieser unterirdisch erschlossen<br />
ist, könnte auch ein angrenzendes<br />
Gebäude noch unterirdisch erschlossen<br />
werden.<br />
3. 25 m bzw. 485 m² sind in diesem Bereich<br />
als viel mehr zu betrachten als nur<br />
einige Meter bzw. Quadratmeter. 25 m<br />
können nicht marginal sein, wenn hinter<br />
einem Kleinod wie St. Valentin ein<br />
neuer geschlossener Hof entstehen soll<br />
mit Mindestausmassen von 1000 m³,<br />
zusätzlichen Ferienwohnungen und<br />
landwirtschaftlichen Gebäuden, wo wir<br />
heute weder die Architekten noch Planer<br />
kennen und annehmen müssen,<br />
dass dort ein Gebäude entstehen wird,<br />
das keinerlei Berechtigung hat, das Ensemble<br />
von St. Valentin so nachhaltig<br />
zu stören.<br />
4. Der vormalige Umbau des „Panorma“<br />
neben St. Jakob in Kastelaz oberhalb<br />
von Tramin führt uns vor Augen, welche<br />
gravierende Folgen Genehmigungen von<br />
Seiten der öffentlichen Verwaltung haben,<br />
wenn private Wünsche über das<br />
Gemeinwohl gestellt werden.<br />
Aus den genannten Gründen spricht<br />
sich der Heimatpflegeverband Südtirol<br />
ganz entschieden gegen die Verkleinerung<br />
der Bannzone aus und appelliert an<br />
die Entscheidungsträger in der Gemeinde<br />
Tramin, das Vorhaben zu überdenken und<br />
sich für den Erhalt dieses einzigartigen Ensembles<br />
zu entscheiden.<br />
Josef Oberhofer, Geschäftsführer<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 45
Informiert & Reflktiert<br />
„Kultur kennt keine Grenzen“<br />
Aus einem Festvortrag von Hans Roth, ehm. Geschäftsführer<br />
des Bayrischen Landesvereins für Heimatpflege<br />
Die Kontakte zwischen den Heimatpflegeverbänden<br />
gilt es weiter zu verstärken<br />
und zu vertiefen, […] denn es geht um die<br />
gemeinsamen Aufgaben und Ziele, das kulturelle<br />
Erbe zu erhalten und künftigen Generationen<br />
möglichst ungeschmälert weiterzuvermitteln:<br />
Es geht um die Gestaltung<br />
unseres Lebensraumes, es geht darum, das<br />
Bewusstsein der Menschen für ihre Umwelt,<br />
für die Natur- und Kulturlandschaft zu<br />
schärfen und dem Raubbau, der Verschandelung<br />
und drohenden Verlusten wirkungsvoll<br />
zu begegnen.<br />
Dazu ist es notwendig, zwischen den<br />
heimatpflegerischen Organisationen über<br />
die Grenzen hinweg Erfahrungen auszutauschen,<br />
Strategien zu entwickeln, Arbeitsschwerpunkte<br />
zu schaffen und voneinander<br />
zu lernen. Denn: Kultur kennt keine<br />
Grenzen, womit ich vor allem den gemeinsamen<br />
Einsatz für die gewachsene Kultur<br />
unserer Regionen meine. In einer Zeit<br />
des zäh sich vereinigenden Europa, des<br />
Abendlandes, wie man einmal sagte, wird<br />
der Blick wieder geöffnet und gerichtet auf<br />
das gemeinsame kulturelle Erbe, das sich<br />
unabhängig von politischen Grenzen entwickelt<br />
hat. Der Maler Oskar Kokoschka<br />
prägte einmal das kluge Wort:<br />
Europa ist kein geographischer,<br />
sondern ein kultureller Weltteil<br />
Kultur ist etwas Lebendiges, entwickelt<br />
sich über Jahre und Jahrhunderte hinweg<br />
weiter, zur Kultur gehört damit notwendig<br />
auch die Besinnung auf die Ursprünge, die<br />
Tradition. Viele Menschen verstehen unter<br />
Kultur nur Theater, Sinfonieorchester,<br />
große Austellungsevents, vielleicht noch<br />
überregionale Museen. Kultur ist mehr,<br />
Kultur ist gestaltetes Leben. Das ist auch<br />
der mitmenschliche Umgang, die Kultur<br />
des Kleidens, des Wohnens, des Essens,<br />
des Gesprächs, des Handelns, des Bauens,<br />
des sich Einordnens in die Gemeinschaft,<br />
des Unterordnens in das Vorgegebene,<br />
des verantwortungsvollen Umgangs<br />
Blick von Vellau auf das Etschtal<br />
mit unserem materiellen und immateriellen,<br />
dem geistigen Erbe. […]<br />
„Heimat ist dort, wo ich verstehe<br />
und verstanden werde.“<br />
Die Bürger suchen ihre Wurzeln und<br />
ihre Heimat, wo sie ihre Traditionen, ihr<br />
Brauchtum, ihre Mundart und Sprache<br />
pflegen können. „Heimat“, so hat es der<br />
Philosoph Karl Jaspers formuliert, „ist dort,<br />
wo ich verstehe und verstanden werde“.<br />
[…] Weltoffenheit und Heimatliebe sind<br />
keine Gegensätze, sondern ergänzen sich in<br />
idealer Weise: Nur der kann seinen Nachbarn<br />
verstehen, der seinen eigenen Standpunkt<br />
gefunden hat.<br />
Kultur entsteht in kleinen<br />
Räumen<br />
Kultur entsteht und wächst nun einmal<br />
in ihrer ganzen Vielfalt vor allem in den kleinen<br />
Räumen. Kulturpolitik ist, so verstanden,<br />
auch Kommunalpolitik. Die kulturell<br />
unterschiedlich ausgerichteten Kommunen<br />
prägen die Vielfalt heimatlicher, regionaler<br />
wie überregionaler Kultur. Wir von der Heimatpflege<br />
verstehen unsere Aufgabe als<br />
regionale Kulturpflege und deshalb werden<br />
diese Aufgaben stets möglichst ortsnah<br />
wahrgenommen. Dabei gilt es immer,<br />
den Blick auf das Ganze zu richten, auf<br />
das gesamte kulturelle Erbe, auf die Natur-<br />
und Kulturlandschaft, auf die bedeutenden<br />
Bauwerke ebenso wie auf das bescheidene<br />
Flurdenkmal am Wegesrand.<br />
Deshalb befindet sich die Heimatpflege<br />
seit ihrem Bestehen im Spannungsfeld von<br />
Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Gegner<br />
werfen uns vor, wir würden am liebsten<br />
unser Land, unsere Altstädte und Dörfer<br />
unter einen Glassturz stellen und jede<br />
Entwicklung verhindern wollen. Sie sehen<br />
in uns weltfremde, engstirnige Käuze, die<br />
sich nur in die Vergangenheit flüchten. Das<br />
sind Missverständnisse, die sich schon im<br />
Begriff Heimatpflege auftun. […]<br />
Ich frage mich immer wieder:<br />
War es vergebens?<br />
Da bestehen unsere Organisationen und<br />
Verbände seit fünfzig, siebzig, der bayrische<br />
Landesverein seit 98 Jahren – und die Probleme<br />
haben sich nicht verändert, die täglichen<br />
Herausforderungen sind mehr, der<br />
Druck ist wesentlich stärker geworden, der<br />
46<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Heimatpflege<br />
St. Johann in Taufers im Münstertal<br />
Klaussee (Ahrntal)<br />
Weinhof Sand (unterhalb Jenesien)<br />
Raubbau an unserer Naturlandschaft hält<br />
unvermindert an, mit Unverständnis wird<br />
unseren Forderungen, Mahnungen, Argumenten<br />
oft begegnet. Hat unsere pluralistische<br />
Gesellschaft nichts gelernt, haben<br />
die Verantwortlichen nichts begriffen?<br />
Aber allein schon, dass es unsere Organisationen<br />
gibt, dass man inzwischen<br />
weiß, hier haben wir sicher mit dem Widerstand<br />
der Heimatpflege zu rechnen, bleibt<br />
manches im Vorfeld ungeschehen. Gäbe es<br />
uns nicht als die ständigen Warner, Mahner,<br />
die Überzeugungsarbeit leisten und<br />
Alternativen anbieten – wie sähe es aus<br />
in unseren Ländern? […]<br />
Heimat in einer globalen,<br />
in einer vernetzten Welt!<br />
Der befürchteten Nivellierung des Eigenständigen<br />
auf europäischer Ebene<br />
kann nur begegnet werden, wenn in der<br />
eigenen Region die Verantwortung wieder<br />
wächst für das Eigenständige, wenn der<br />
„heimatliche Geist“ nicht fehlt, den man<br />
dazu braucht. Die Heimatpflege und regionale<br />
Kulturpflege hat die Aufgabe, kulturelle<br />
Traditionen nicht nur zu pflegen,<br />
sondern sie weiterzuentwickeln, sie neu<br />
zu interpretieren und aktuelle Themen<br />
aufzugreifen. Es gilt zum Beispiel nicht<br />
nur, das überlieferte Brauchtum zu pflegen<br />
und beratend zu begleiten, sondern<br />
immer wieder mit neuer Sinngebung zu<br />
erfüllen. Wenn der Sinn eines Brauchtums<br />
fehlt, wird der Brauch sinnlos, wird<br />
ein Brauch missbraucht, wird das Brauchtum<br />
zur Folklore, zur reinen Darbietung,<br />
zur Attraktion. Deshalb habe ich auch wenig<br />
Verständnis für die Wiederbelebung<br />
von Bräuchen, die längst vergangen sind.<br />
Sie lassen sich selten mit unserer Lebenswirklichkeit<br />
vereinigen und sind Exhumierungen<br />
für die Forschung, aber nicht<br />
für das Leben. Sehr wohl aber entstehen<br />
neue Bräuche, die Sinn und Lebenshilfe<br />
geben können. […]<br />
„Heimat, das ist der Traum<br />
nach vorwärts“.<br />
Heimat und Heimatpflege hat nichts mit<br />
Enge zu tun. Wir wissen, dass die regionale<br />
Kultur ein ganz wesentlicher Teil der europäischen<br />
Kultur ist. Aber: Es gibt deswegen<br />
noch lange keine europäische Einheitskultur<br />
und es wird sie […] niemals geben.<br />
In einem multikulturellen Eintopf darf sich<br />
Mühlbach (Gemeinde Gais)<br />
Europa niemals erschöpfen. Das Bekenntnis<br />
zur Kultur der kleinen Räume ist in Artikel<br />
128 der Maastrichter Verträge festgeschrieben:<br />
„Die Gemeinschaft leistet einen<br />
Beitrag zur Entfaltung der Kulturen der Mitgliederstaaten<br />
unter Wahrung ihrer nationalen<br />
und regionalen Vielfalt sowie gleichzeitiger<br />
Hervorhebung des gemeinsamen<br />
kulturellen Erbes“. Kultur kennt keine Grenzen.<br />
Unsere Heimatverbände verbindet das<br />
gemeinsame Anliegen und Ziel: Heimat,<br />
Natur und Umwelt für die kommenden<br />
Generationen zu bewahren. Das erfordert<br />
ein ganzheitliches Denken, denn Heimat,<br />
Natur und Kultur sind jeweils mehr als die<br />
Summe ihrer einzelnen Elemente. Der verantwortungsvolle<br />
Umgang damit stellt die<br />
ethische Herausforderung unserer Zeit dar.<br />
Kapelle Windlahn (Sarntal)<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 47
Aus Verband und Bezirken<br />
Der Kirchturm der St.-Agatha-Kirche<br />
in Lana muss restauriert werden<br />
Um die finanzielle Unterstützung seitens der Bevölkerung wird dringend ersucht<br />
Bereits in den Jahren 1991 bis 1999 wurden<br />
umfangreiche Restaurierungsarbeiten<br />
an der 1306 erstmals erwähnten St.-Agatha-Kirche<br />
auf der Wiese in Lana durchgeführt.<br />
Dabei kam u.a. eine kunsthistorische<br />
Sensation zu Tage: Archäologe Hans Nothdurfter,<br />
Mitglieder des Heimatschutzvereins<br />
Lana und der Familie Gamper, St. Agatha,<br />
legten eine frühere, aus dem 12. Jahrhundert<br />
stammende romanische Vorgängerkirche<br />
frei. Zudem wurden zahlreiche Freskenfragmente<br />
gefunden und sichergestellt.<br />
Restaurierungsarbeiten am Kirchturm<br />
dieser Kirche wurden damals nicht angegangen,<br />
da er noch in einem relativ guten<br />
Zustand war. Der heutige spitze Kirchturm<br />
wurde auf die Sakristei erst im 17. Jahrhundert<br />
aufgesetzt. Mittlerweile hat aber auch<br />
am Kirchturm der Zahn der Zeit genagt.<br />
Apfelgroße Löcher, verursacht von Specht,<br />
Holzwürmern u.ä., sind in den letzten Jahren<br />
an den Steinschieferplatten und am<br />
Kirchturmgebälk entstanden. In der Folge<br />
drang Wasser ein und das hölzerne Gebälk<br />
ist teilweise morsch und durch Fäulnis<br />
zersetzt. Aus diesem Grunde wurde in<br />
einer spektakulären Aktion nun der gesamte<br />
Kirchturmhelm mit einem Kran abgenommen.<br />
Dabei wurde von den Fachleuten<br />
und Handwerkern festgestellt, dass<br />
nicht nur die gesamten Steinschieferplatten<br />
mit der Schalung neu eingedeckt, sondern<br />
auch der gesamte Dachstuhl in Holz<br />
mit einer Höhe von ca. 6 Metern neu errichtet<br />
werden muss. Aber auch die große<br />
Turmkugel, die vier Frankengiebelkugeln,<br />
die Restaurierung des IHS an der Turmspitze,<br />
die Reinigung und Restaurierung<br />
aller Gesimse und der vier Wasserspeier,<br />
die Verputzarbeiten am Mauerwerk und<br />
die Neubemalung des Kirchturms, die<br />
Erneuerung des Blitzschutzes und sämt-<br />
liche Spenglerarbeiten müssen durchgeführt<br />
werden.<br />
Finanzielle Engpässe<br />
Die Gesamtkosten der geplanten Restaurierungsarbeiten<br />
betragen laut Kostenvoranschläge<br />
37.124,00 Euro. Der<br />
Heimatschutzverein Lana mit Obmann<br />
Albert Innerhofer sowie die Eigentümerfamilie<br />
Gamper, St.-Agatha-Hof, werden<br />
sich finanziell an den Restaurierungsarbeiten<br />
beteiligen; sie sind jedoch angesichts<br />
schwindender öffentlicher Unterstützungen<br />
und knapper Ressourcen auch<br />
auf die finanzielle Unterstützung der Bevölkerung<br />
angewiesen und ersuchen hiermit<br />
höflichst, diese notwendigen Restaurierungsarbeiten<br />
mittels einer Spende zu<br />
unterstützen.<br />
Albert Innerhofer<br />
Gedächtnisspenden können hierfür<br />
in der Pfarrkanzlei abgegeben werden<br />
oder auf das Konto vom Heimatschutzverein<br />
Lana:<br />
IT 58 L 08115 58490 000301054074,<br />
Kennwort "St. Agatha", bei der Raiffeisenkasse<br />
Lana überwiesen werden.<br />
Ein herzliches Vergelt´s Gott<br />
für jede Spende!<br />
Die Bilder zeigen den derzeitigen Zustand des Kirchturmhelms der St.-Agatha-Kirche in Lana.<br />
48<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Altes neu entdeckt<br />
Heimatpflege<br />
Filz – ein uralter Werkstoff<br />
Gefilztes erfreut sich zunehmender Beliebtheit<br />
Es heißt, dass Filz älter sei als alle anderen<br />
textilen Gewebe. Funde belegen sowohl<br />
fortgeschrittene Fertigungsmethoden<br />
als auch eine vielseitige Verwendung. Das<br />
Material wurde bei den Mongolen und den<br />
Tibetern beispielsweise nicht nur für die<br />
Kleidung, sondern auch für die Herstellung<br />
von Gebrauchsgegenständen verwendet<br />
wie etwa Zelte. Filz ist dehnbar,<br />
druckelastisch und widerstandsfähig; es<br />
ist folglich nicht verwunderlich, dass er<br />
in jüngerer Zeit für die Gebrauchskunst<br />
wiederentdeckt wurde. Schals, Jacken,<br />
Westen, Hüte, Hausschuhe und Pantoffeln,<br />
aber auch figürliche Arbeiten erfreuen<br />
sich zunehmender Beliebtheit. Dabei<br />
sind der gestalterischen Ausführung<br />
kaum Grenzen gesetzt.<br />
Ein kleiner Weihnachtsmarkt mit ausschließlich<br />
handgefertigten Produkten<br />
hat jüngst mein Interesse an dieser alten<br />
Handwerkskunst geweckt. Seitdem<br />
vervollständigt ein modischer Hut mein<br />
Winteroutfit und bunte Pantoffeln sorgen<br />
während der kalten Jahreszeit für<br />
warme Füße. Rosmarie Lantschner aus<br />
Steinegg erklärt mir die Grundregeln der<br />
Herstellung.<br />
Zwei Arten des Filzens<br />
Grundausstattung beim Filzen: Wollflies, Seifenwasser, einfache Werkzeuge und<br />
Model zum Walken und Formen (Foto: Sylvia Rottensteiner)<br />
Man unterscheidet beim Filzen zwischen<br />
Nass- und Trockenfilzen. In Kombination<br />
mit warmem Wasser und Seife<br />
wird beim Nassfilzen aus Wollflies durch<br />
gleichzeitiges Walken ein textiles Flächengebilde<br />
erzeugt. Dabei verkeilen sich die<br />
durch Wärme und alkalische Zusätze aufgestellten<br />
Schuppen des Grundmaterials<br />
so stark ineinander, dass sie sich nicht<br />
mehr lösen. Das Werkstück schrumpft<br />
beträchtlich. Aus der entstandenen Fläche<br />
kann Rosmarie Lantschner dann die<br />
endgültige Form nahtlos in einem Stück<br />
herausgearbeitet. Sie betont, dass Walkfilze<br />
reine Naturprodukte sind und folglich<br />
biologisch abbaubar. Sie selbst verwendet<br />
die Wolle aus der hauseigenen<br />
Schafzucht, mischt bei besonderen Stücken<br />
aber auch Merinowolle bei.<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 49
Altes neu entdeckt<br />
Beim Trockenfilzen wird die trockene<br />
Wolle mit speziellen Filznadeln in eine<br />
Form gebracht. Durch wiederholtes Einstechen<br />
werden die Fasern miteinander<br />
verschlungen und eventuell anschließend<br />
chemisch oder mit Wasserdampf nachbehandelt.<br />
Beim Nadelfilz handelt es sich<br />
um die heute übliche industrielle Herstellungsweise.<br />
Sie ermöglicht auch die Einarbeitung<br />
anderer Fasern ohne Schuppenstruktur<br />
wie beispielsweise Polyester.<br />
Schritt für Schritt<br />
Die Wolle wird anfangs in kleine Stücke<br />
gezupft und dachziegelartig in mehreren<br />
übereinander liegenden Lagen ausgebreitet.<br />
Dabei wird der Stoff immer wieder mit<br />
warmem Seifenwasser benetzt. Wenn alle<br />
Lagen ordentlich liegen, kommt die Bewegung.<br />
Erst langsam und vorsichtig die<br />
Hände über die Wollfläche gleiten lassen,<br />
dann immer fester, bis sich die Wollfasern<br />
gut verbunden haben. Immer wieder gießt<br />
Rosmarie Lantschner Seifenwasser auf<br />
das Filzstück. Am Ende rollt sie das Filzstück<br />
hin und her, sie walkt es. Bei diesem<br />
Vorgang schrumpft die Fläche nochmals<br />
und wird noch fester und kräftiger.<br />
Am Schluss wird die Seife ausgespült, die<br />
ansonsten die Wolle angreift. Ein Schuss<br />
Essig beim letzten Spülgang rundet die<br />
Herstellung ab.<br />
Eigenschaften von Filz<br />
Filz verfügt über eine hohe Isolationsfähigkeit:<br />
Nicht nur gegen Kälte isoliert das<br />
Material, sondern auch gegen die Hitze.<br />
Nun erschließt sich mir auch der Sinn<br />
der in allen Formen und Farben anzutreffenden<br />
„Saunamützen“, die vor allem häufige<br />
Saunagänger gerne beim Schwitzen<br />
tragen. Zudem hat Filz die Fähigkeit, Flüssigkeit<br />
aufzunehmen und wieder abzugeben,<br />
im Schweißbad durchaus förderlich.<br />
In der Regel ist Filz nicht entflammbar;<br />
auch bei direkter Feuereinwirkung wird<br />
der Stoff allenfalls verkohlen.<br />
Sylvia Rottensteiner<br />
Ein Blick in den Schrank mit<br />
Rohmaterialien und bereits fertigen<br />
Produkten (Foto: Sylvia Rottensteiner)<br />
Sowohl Gebrauchs- als auch<br />
Ziergegenstände gehören zu Rosmarie<br />
Lantschners Repertoire. (Foto: Sylvia<br />
Rottensteiner)<br />
50<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Rundschau<br />
Heimatpflege<br />
Gaulsänger gestalten<br />
Benefizkonzert für Brandopfer<br />
„Eine besinnliche Stunde im Advent“ …<br />
Musik, Gesang und Gedichte im Zeichen gelebter Solidarität: Alfred Sagmeister, Walter Schönweger, Martha Schrötter, Marlene<br />
Platter, Maria Theresia Rufinatscha, Theresia Paris, Maria Sagmeister, Maria Sulzer, Helmuth Gruber und Anna Lanthaler (v.l.)<br />
… so lautete das Motto der Benefizveranstaltung,<br />
welche kürzlich im Pfarrsaal von<br />
Tscherms über die Bühne ging. Sänger, Musikanten<br />
und Erzähler, sie alle stellten sich<br />
in den Dienst einer guten Sache.<br />
Die Gaulsänger − Martha Schrötter, Marlene<br />
Platter, Maria Theresia Rufinatscha,<br />
Theresia Paris, Maria Sagmeister − sowie<br />
der Zweigesang Maria Sulzer und Helmuth<br />
Gruber erfreuten mit weihnachtlichen Weisen.<br />
Dazu erklangen Flöte und Gitarre so-<br />
wie Raffele und Harmonika, dargeboten<br />
von Alfred Sagmeister und Walter Schönweger.<br />
Anna Lanthaler aus dem Passeiertal<br />
trug stimmige Mundartgedichte und Geschichten<br />
vor. Maria Sulzer führte durch<br />
den beschaulichen Adventnachmittag, welcher<br />
mit dem gemeinsam gesungenen Andachtsjodler<br />
seinen Ausklang fand.<br />
Die eingegangenen freiwilligen Spenden<br />
gehen zur Gänze an die Brandopfer<br />
von Tscherms.<br />
Ein besonderes Dankeschön geht an<br />
die Pfarrverantwortliche Christine Fiegl<br />
für die unentgeltliche Bereitstellung des<br />
Pfarrsaals, an Gotthard Terrabona für die<br />
Plakate und an die Gärtnerei Wielander<br />
für den Blumenschmuck.<br />
Danke den fleißigen Helfern, die zum<br />
guten Gelingen beigetragen haben: Christl,<br />
Helene und Toni Schrötter, Horst Rufinatscha,<br />
Egon Dibiasi und Hermann<br />
Weger.<br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />
Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des <strong>KulturFenster</strong>s ist<br />
Freitag, 17. März <strong>2017</strong>. Bitte Termin genau beachten!<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 51
Rundschau<br />
Geistliche Feierstunde „Heiligste Nacht“<br />
Pfarrchor Lana mit Orchester und Kinderchor der<br />
Musikschule Lana musizieren gemeinsam<br />
Ein besonderes Weihnachtskonzert gab<br />
es kürzlich in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt<br />
in Niederlana. Das schmucke Gotteshaus<br />
mit dem berühmten „Schnatterpeck-<br />
Altar“ war bis zum letzten Platz gefüllt;<br />
äußerst viele Zuhörer waren gekommen,<br />
um dieser geistlichen Feierstunde „Heiligste<br />
Nacht“ beizuwohnen.<br />
Der Pfarrchor Lana – unter der Leitung<br />
von Ingrid Rieder − und das erweiterte<br />
Pfarrorchester mit Bläsern der<br />
Bürgerkapelle Lana − geleitet von Josef<br />
Höhn − gaben gemeinsam mit dem Kinderchor<br />
der Musikschule Lana − Leitung<br />
Christine Obwexer − ein stimmungsvolles<br />
Konzert zur Weihnachszeit. Zum Auftakt<br />
erklang das erhabene „Concerto grosso<br />
<strong>Nr</strong>. 8“ von Arcangelo Corelli, wunderbar<br />
dargeboten vom Pfarrorchester Lana mit<br />
Streichern, Bläsern und Harmonium. Es<br />
folgten wohlbekannte Weihnachtslieder,<br />
u.a. „Lieb Nachtigall wach auf“, „Kommt<br />
wir gehn nach Bethlehem“, „Schönstes<br />
Kindlein, „Es ist ein Ros` entsprungen“,<br />
„Kommet ihr Hirten“, allesamt in Bearbeitung<br />
von Norbert Studnitzky. Dekan P. P.<br />
Unterhofer OT begleitete mit Worten aus<br />
dem Weihnachtsevangelium die geistliche<br />
Feierstunde. Die Gesamtleitung hatte Ingrid<br />
Rieder inne.<br />
Pfarrchor Lana feiert das Fest der Hl. Cäcilie<br />
Ehrung verdienter Mitglieder<br />
Kürzlich feierte der Pfarrchor Lana in<br />
der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Niederlana<br />
das Fest der Hl. Cäcilia. Unter der<br />
Leitung von Ingrid Rieder und Organistin<br />
Heidi Nock kam die „Missa Sancti Jacobi“<br />
von Stefan Trenner zur Aufführung.<br />
Die außerkirchliche Feier mit dem traditionellen<br />
Festessen fand auch heuer wieder<br />
im Deutsch-Orden-Konvent statt. Dekan<br />
P. Peter Unterhofer OT begrüßte die<br />
gesamte Sängerschar und dankte für ihren<br />
wertvollen Einsatz im Dienste der Kirchenmusik.<br />
Zur Feier waren auch P. Oswald<br />
Vienna OT und Ehrenchorleiter Engelbert<br />
Perkmann gekommen.<br />
Im Rahmen der Feier wurden wiederum<br />
verdiente Chormitglieder ausgezeichnet.<br />
Geehrt wurde Ingrid Rieder für ihre 10jährige<br />
Tätigkeit als Chorleiterin. Chorobmann<br />
Richard Passler erhielt die Urkunde für 15<br />
Jahre musikalisches Wirken im Chor; Ingeborg<br />
Kompatscher Ladurner wurde für<br />
ihre 25jährige aktive Mitgliedschaft ausgezeichnet.<br />
Eine Ehrenurkunde gab es<br />
für Notburga Gruber für 40 Jahre Singen<br />
im Chor zur Ehre und zum Lobe Gottes.<br />
Chorleiterin Ingrid Rieder, Chor-Obmann Richard Passler, Notburga Gruber, Ingeborg<br />
Kompatscher Ladurner und Dekan P. Peter Unterhofer OT (v.l.)<br />
52<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Arge Lebendige Tracht<br />
Heimatpflege<br />
Stutzer, Schmelbm,<br />
Schesselscholder…<br />
Neues Trachtenbuch für Kastelruth gibt Auskunft<br />
abgesehen vom ausführlich behandelten<br />
geschichtlichen Werdegang, die vielen<br />
verschiedenen Trachten in Wort und<br />
Bild genauestens dar. Besonders wertvoll<br />
ist die jeweils praktische Anleitung dazu,<br />
wie die Tracht angezogen, das Tüchl gefältelt,<br />
die Haare aufgesteckt gehören. Und<br />
welchen Schmuck trägt der Mann auf seinem<br />
Hut, wie wird das Seidentüchl um<br />
den Hals getragen? Bis ins kleinste Detail<br />
wird alles Schritt für Schritt fachmännisch<br />
vorgeführt. So wird altüberliefertes Wissen<br />
an jüngere Generationen weitergegeben.<br />
Die Pflege der Tracht schließt Band 1 ab.<br />
Gelebtes Brauchtum<br />
Christoph Gasser und Christine Rier mit dem neuen Werk über die Tracht in<br />
Kastelruth<br />
Wer eine Tracht nur von ihrer historischen<br />
oder wirtschaftlichen Seite her<br />
sieht, ist sicherlich auf dem Holzweg. Wer<br />
aber in eine heute noch relativ lebendige<br />
Trachtenlandschaft hineingeboren wurde,<br />
mit der Tracht aufgewachsen ist und sie<br />
selbst mit Überzeugung trägt, der spürt,<br />
was für eine faszinierende Ausstrahlung<br />
von diesem besonderen Gewand ausgeht,<br />
wie viel Geschichte, Handwerk, Volkskultur<br />
und Brauchtum in ihr leben.<br />
Dies trifft auf den Autor Christoph Gasser<br />
in ganz besonderer Weise zu. Deshalb<br />
ist sein neues Trachtenbuch nicht nur eine<br />
äußerst fundierte historische Abhandlung,<br />
sondern Kastelruther Trachtengeschichte<br />
pur: erlebt und gelebt.<br />
Perfekte<br />
Trachtendokumentation<br />
Christoph Gasser, langjähriges geschätztes<br />
Mitglied unserer Arbeitsgemeinschaft<br />
Lebendige Tracht, hat in jahrelanger Arbeit<br />
alles über die Tracht in Kastelruth<br />
zusammengetragen. In Band 1 stellt er,<br />
In Kastelruth findet religiöses und weltliches<br />
Brauchtum auch heute noch mit<br />
der Tracht ihren Ausdruck. Wer hat nicht<br />
schon von der farbenprächtigen Fronleichnamsprozession<br />
gehört oder vom einmaligen<br />
Kastelruther Hochzeitszug? Von<br />
der Wiege bis zur Bahre ist genau überliefert,<br />
welche Tracht zu welchem Anlass<br />
getragen wird. Deshalb ist diesem Thema<br />
ein ausführliches Kapitel gewidmet. Dass<br />
das auch schon in der Vergangenheit so<br />
war, davon zeugt die umfangreiche, interessante<br />
Bilddokumentation in Band 2.<br />
Rühriger Heimatpflegeverein<br />
Dem Heimatpflegeverein Schlern als<br />
Herausgeber kann man zu diesem gelungenen,<br />
beispielhaften Werk nur gratulieren!<br />
Deren Vorsitzende Christine Rier,<br />
auch jahrzehntelanges Mitglied der Arbeitsgemeinschaft<br />
Lebendige Tracht, war die<br />
treibende Kraft für die Realisierung dieses<br />
zweibändigen Werkes zur „Tracht in<br />
Kastelruth. Ursprünge, Entwicklung und<br />
Vielfalt“. Es kann beim Heimatpflegeverein<br />
Schlern, in den Geschäften Atlas in Kastelruth<br />
und ABC in Seis sowie bei Weger<br />
in Brixen erworben werden.<br />
Agnes Andergassen<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 53
Arge Volkstanz<br />
Winterlehrgang 2016<br />
Alle Jahre am 26. Dezember war es wieder soweit: Im Haus der Familie in Lichtenstern<br />
am Ritten wurde der Winterlehrgang der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz abgehalten<br />
Alle Teilnehmer des Winterlehrganges in ihren schmucken Trachten<br />
142 Tänzerinnen und Musikanten aus Südtirol,<br />
Nord- und Osttirol, Salzburg, Kärnten,<br />
Wien, Oberösterreich, der Steiermark, dem<br />
Burgenland, dem Elsass und der Schweiz<br />
machten sich auf den Weg, um eine Woche<br />
lang zu tanzen, zu musizieren, neue Freunde<br />
kennen zu lernen und die letzten Tage des<br />
Jahres 2016 gebührend zu feiern.<br />
Das Hauptaugenmerk lag dabei sicher<br />
immer bei den Tiroler Tänzen, die von Reinhard<br />
Hofer und Werner Mittermair gekonnt<br />
an den Mann bzw. die Frau gebracht wurden.<br />
Die passende Musik dazu lieferten Maria<br />
Zemmer und Hanna Beikircher.<br />
Erfrischung aus Irland<br />
Als erfrischende Abwechslung dazu gab<br />
es jeden Tag eine Einheit irischer Tänze. Die<br />
zwei waschechten Irinnen Sarah Groughan<br />
und Martina Deloughery leiteten diese bravourös.<br />
Mit viel Einsatz versuchten sie aus<br />
dem bodenständigen alpenländischen Walzerschritt<br />
einen leichtfüßigen irischen Walzerschritt<br />
zu machen – ansatzweise waren<br />
Erfolge zu verbuchen.<br />
Zahlreiche Referenten<br />
Die Musikanten wurden unter der Federführung<br />
von Markus Hochkofler und Stephanie<br />
Macheiner von folgenden Referenten in<br />
die Künste der Volksmusik eingeführt bzw.<br />
konnten an den ihren feilen: Reinhard Gusenbauer,<br />
Daniela Mayrlechner, Nicole Brugger,<br />
Christian Oberlojer, Johanna Dumfart,<br />
Fabian Steindl und Gabriel Fahrngruber.<br />
Ergänzendes…<br />
Bei Musik und Tanz darf der Gesang<br />
natürlich nicht fehlen: Robert Mur brachte<br />
wie schon letztes Jahr mit viel Schwung<br />
die gesanglichen Seiten der Tänzer und<br />
Musikanten zum Klingen. Wer auch seine<br />
handwerkliche Seite hervorbringen wollte,<br />
konnte dies in der Kleingruppe „Kreativwerkstatt<br />
Holz“ mit Felix Trientbacher tun.<br />
Es wurde fleißig gehobelt, gesägt und eingebrannt,<br />
bis alle Erinnerungsstücke an<br />
diesen Winterlehrgang fertig waren. Auch<br />
in den Kleingruppen Platteln, Singen und<br />
Stepdance wurde die eine oder andere Fähigkeit<br />
ausgebaut und vertieft.<br />
Abwechslungsreiches<br />
Kinderprogramm<br />
Auch den teilnehmenden Kindern wurde<br />
ein buntes Programm geboten: Andrea Mittermair<br />
betreute „ihre“ Kinderschar liebevoll<br />
und abwechslungsreich, sodass auch<br />
diese sich rundum wohlfühlten und einen<br />
Einblick in die Welt des Volkstanzes und<br />
der Volksmusik erhielten.<br />
Vieles und noch mehr…<br />
Für das Abendprogramm wie auch die<br />
Gesamtleitung waren Michael Niederstätter<br />
und Eva Klotzner zuständig. So gab es<br />
einen kleinen Besuch einiger Schnappviecher<br />
aus dem Traminer Egetmannumzug,<br />
die einen kleinen Einblick in diesen einmaligen<br />
Faschingsbrauch gaben.<br />
Beim Offenen Tanzen am 29. Dezember<br />
konnten auch alle Interessierten Einblick<br />
in das „Phänomen Winterlehrgang“<br />
erhalten. Viele Freunde und Bekannte aus<br />
Nah und Fern nahmen gern die Möglichkeit<br />
an, zu guter Musik mit netten Tänzern<br />
und Tänzerinnen zu tanzen.<br />
Beim üblichen Spielenachmittag wurde,<br />
den schneearmen Bedingungen angepasst,<br />
ein Bienennachmittag abgehalten, bei dem<br />
alle Beteiligten, eingeteilt in Schwärme, ihre<br />
„fleißigen“ Bienenseiten zeigen konnten.<br />
Am Abend wurden dann mit viel Einsatz<br />
und Kreativität die interessanten Bienentänze<br />
vorgeführt, die jeder Schwarm eigens<br />
für diesen Anlass einstudiert hatte. Es<br />
zeigte sich, dass die Teilnehmer des Winterlehrgangs<br />
sehr vielseitig sind.<br />
Stimmungsvoller Jahresausklang<br />
Und so war auch diese letzte Woche des<br />
Jahres wie im Fluge vorüber. Beim Silvesterabend<br />
wurde das Erlernte vorgespielt, vorgesungen<br />
und vorgetanzt. Die wichtigsten<br />
Ereignisse wurden in Gstanzlform wiedergegeben<br />
und der eine und andere Scherz<br />
durfte natürlich auch nicht fehlen.<br />
Dann war es auch schon Zeit, vom alten<br />
Jahr Abschied zu nehmen, um das<br />
neue Jahr gebührend begrüßen zu können:<br />
Wie immer geschah das sehr stimmig<br />
mit dem Lichtensterner Fackeltanz. Beim<br />
anschließenden Silvesterbuffet blieb wie<br />
immer kein Wunsch offen und das Neue<br />
Jahr wurde mit diesem Festschmaus aufs<br />
Herzhafteste ausgekostet.<br />
Wenige Stunden später hieß es dann<br />
aber auch schon Abschiednehmen vom<br />
Winterlehrgang und allem, was dazugehört.<br />
Mit Wehmut, aber auch viel Motivation,<br />
neu Erlerntem und neuen Bekanntschaften<br />
wurde die Heimreise angetreten<br />
und in die erste Woche des neuen Jahres<br />
gestartet. Einem Jahr, das vielleicht<br />
mit einem weiteren Winterlehrgangerlebnis<br />
enden wird.<br />
Eva Klotzner<br />
54<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Heimatpflege<br />
Kennenlernen überlieferter Tänze, Lieder und Spiele<br />
Kindertanzseminar – Teil von Modul 1<br />
Am Samstag, den 19. November 2016,<br />
fand von 09.00 Uhr bis 16.00 Uhr im Vinzentinum<br />
Brixen ein Teil des Moduls 1 der<br />
Ausbildung zur Kinder- und Jugendtanzleiter/in<br />
statt. Hierfür fanden sich in der Turnhalle<br />
des Vinzentinums von Brixen 26 interessierte<br />
Frauen und sogar zwei Herren<br />
ein. Geleitet wurde das Seminar von Luisa<br />
Jaeger, welche die Teilnehmer/innen mit<br />
viel Einfühlungsvermögen und mit vielen<br />
wertvollen praktischen Tipps in die „Kunst<br />
des Kindertanzes“ einführte und dafür begeisterte.<br />
Viele der Teilnehmer/innen haben in ihrer<br />
Kindheit sicherlich viele Tänze, Lieder<br />
und Spiele erfahren dürfen. Leider sind<br />
heutzutage viele von ihnen in Vergessenheit<br />
geraten oder finden aus bestimmten<br />
Gründen kaum mehr Platz in der Gesellschaft.<br />
Einen Schwerpunkt dieses Seminars<br />
bildete daher vor allem das Kennenlernen<br />
überlieferter Tänze, Lieder und<br />
Spiele. Die Kinder- und Jugendtänze,<br />
welche an diesem Tag durchgeführt wurden,<br />
finden sich vor allem im Buch „Die<br />
Gold’ne Brücke“ sowie auch in der Mappe<br />
„Mit Kindern tanzen“. Es ist wichtig, dass<br />
die Auszubildenden die Tanzschlüssel und<br />
Tanzbeschreibungen „lesen“ und durchführen<br />
können. Luisa Jaeger hat während<br />
des Seminars immer wieder betont und<br />
darauf hingewiesen, dass die Vorschläge<br />
und Ideen, welche die Tänze beschreiben,<br />
nach Bedarf auch etwas abgeändert werden<br />
können. Somit kann auch mit Bewegung<br />
und Bewegungsformen kreativ umgegangen<br />
werden. Die künftige Aufgabe<br />
der Teilnehmenden wird es sein, solche<br />
Tänze an die Kinder und Jugendlichen<br />
weiterzugeben. Hierfür werden die entwicklungsgerechten<br />
methodisch-didaktischen<br />
Anregungen, welche sie erhalten<br />
haben, von großer Hilfe sein.<br />
Der persönliche Wunsch einer Teilnehmerin<br />
ist es, dass das Fach Musik in der<br />
Grundschule von allen Beteiligten der<br />
Schulgemeinschaft wieder aufgewertet wird.<br />
Andrea Obkircher<br />
Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen<br />
des Moduls 1 in Brixen<br />
Herzblut beim Tanzen erforderlich<br />
„Kinder-und Jugendtanzleiter/innen“ − Modul 3<br />
Am 29. und 30. Oktober 2016 war es soweit.<br />
In der Fortbildungsakademie Schloss<br />
Rechtenthal ging die Ausbildungsreihe Kinder-<br />
und Jugendtanzleiter/innen mit dem Modul<br />
3 zu Ende.<br />
Das abschließende Modul 3 ist das aufwendigste<br />
der gesamten Ausbildungsreihe.<br />
Darum konnten dieses Modul auch nur maximal<br />
10 bis 12 Teilnehmer/innen besuchen.<br />
Die Teilnehmer/innen arbeiteten bei diesem<br />
Modul mit Kindern oder/und Jugendlichen.<br />
In der Einheit „Videodokumentation“ wurden<br />
sie gefilmt, wie sie mit den Probanden<br />
arbeiteten. Nachher erhielt jeder Teilnehmer<br />
eine persönliche Rückmeldung, woraus<br />
er sehr viel lernen konnte.<br />
Für die Teilnehmerinnen wurde eine<br />
14-köpfige Kindertanzgruppe aus der Umgebung<br />
von Tramin organisiert. Des Weiteren<br />
kam auch eine Jugendtanzgruppe aus<br />
dem Pustertal nach Tramin. Somit konnten<br />
die Auszubildenden tolle Erfahrungen mit<br />
Groß und Klein sammeln. Die zehn Teilnehmerinnen<br />
haben diese schwierigen Aufgaben<br />
in der Praxis sehr gut gemeistert. Die<br />
Kinder und Jugendlichen hatten viel Spaß,<br />
was sich im Nachhinein bei einer Umfrage<br />
der Probanden herausstellte.<br />
Bei diesem Modul war auch noch ein<br />
Gastreferat von Fabian Mutschlechner über<br />
Atmung und das Sprechen vorgesehen, um<br />
den Teilnehmern/innen auch zu vermitteln,<br />
wie wichtig es ist, optimal mit der Stimme zu<br />
arbeiten. Erörtert wurden die Punkte: Wie<br />
vermittle ich Sicherheit und wie gehe ich mit<br />
Aufregung um? Wie kann ich gesund lauter<br />
sprechen und wie erreiche ich meine Zuhörer,<br />
ohne auf die Stimme zu hauen? Außerdem<br />
bekamen die Teilnehmerinnen auch<br />
einen Einblick in die Tanzgeschichte und<br />
in die Entstehung der Arbeitsgruppe Kindund<br />
Jugendtanz im Alpenraum.<br />
Die zwei Referentinnen Luisa Jaeger und<br />
Monika Högl begleiteten die Teilnehmerinnen<br />
durch das Seminar und vermittelten ihnen<br />
ein großes Repertoire an Kinder- und<br />
Jugendtänzen. Monika Högl gab jeder einzelnen<br />
Teilnehmerin eine persönliche Einschätzung<br />
ihres dokumentierten Praxisnachweises.<br />
Alle Arbeiten waren sehr gut<br />
und bekamen ein positives Feedback. Die<br />
Referenten bedankten sich bei den Teilnehmerinnen<br />
für die große Mühe und für<br />
das Herzblut, das sie in diese Arbeiten gesteckt<br />
haben.<br />
Fabian Mutschlechner hatte die gesamte<br />
Kursleitung inne und Karin Mutschlechner<br />
war für die Organisation zuständig. Auch<br />
Renate Kastl leistete wertvolle Arbeit, sie<br />
organisierte die Kindertanzgruppe in Tramin<br />
und übernahm im Vorfeld die Reservierung<br />
der Fortbildungsakademie.<br />
Die Erfahrungen der Teilnehmerinnen<br />
waren durchwegs sehr positiv, denn die<br />
zwei Tage auch sehr intensiv waren. Alle<br />
fuhren zufrieden nach Hause. Die Zertifikate<br />
für den Abschuss der Ausbildungsreihe<br />
werden den Teilnehmerinnen bei der<br />
Jahresvollversammlung der ARGE Volkstanz<br />
in Südtirol im <strong>Februar</strong> <strong>2017</strong> verliehen.<br />
Fabian Mutschlechner<br />
Modul 3 – Ausbildung in Tramin<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 55
Im Gedenken<br />
Hans Roth (1938–2016)<br />
Der Sommer ist auf dem Höhepunkt. Alles strebt der Reife entgegen. „Mit gelben Birnen<br />
hänget und voll mit wilden Rosen das Land in den See“. So hat Hölderlin diese Fülle<br />
der Natur umschrieben. Abrupt geht er nach einer weiteren Zeile seines Gedichts zur<br />
Frage über: „Weh mir, wo nehm’ ich, wenn es Winter wird, die Blumen und wo den Sonnenschein<br />
und Schatten der Erde. Die Mauern steh’n schweigend und kalt.“ Schweigen<br />
übermannte uns und Kälte umfasste uns, als wir in diesen Tagen die Nachricht<br />
erhielten, Hans Roth sei gestorben. Mit ihm hat der Bayerische Landesverein für Heimatpflege<br />
eine Persönlichkeit verloren, die diesen geprägt hat, wie niemand zuvor seit<br />
den Jahren der Gründung 1902.<br />
Hans Roth hat sich von früher Jugend<br />
an vertraut gemacht mit der eigenen Heimat.<br />
Bereits 1955, im Alter von 17 Jahren,<br />
ist er dem Landesverein beigetreten. Als<br />
er in jungen Jahren zur Berufsausbildung<br />
nach München übersiedelte, hatte er schon<br />
seinen sprichwörtlichen historischen und<br />
kulturellen Wissensdurst im Gepäck, den<br />
er bei seinen Besuchen in der Geschäftsstelle<br />
und bei den Vorträgen des Vereins<br />
zu stillen suchte und der ihm ein lebensbegleitender<br />
Charakterzug war.<br />
Am 1. Oktober 1970 hat er dann als<br />
hauptamtlicher Mitarbeiter in der Geschäftsstelle<br />
des Landesvereins begonnen.<br />
Von Anfang an war seine Überzeugung:<br />
„Heimatpflege kann man nicht<br />
am Schreibtisch verwalten!“ Das hat ihn<br />
in alle Landschaften Bayerns geführt, zu<br />
den Heimatpflegerkollegen ebenso wie<br />
in politische Gremien, die über das Wohl<br />
und Wehe von Denkmälern und archäologischen<br />
Stätten, von Ortsbildern und<br />
Kulturlandschaften zu entscheiden hatten,<br />
zu Bürgerinitiativen und Vereinen, die<br />
sich vor Ort um den Erhalt und die Entwicklung<br />
der Heimat kümmerten, zu einer<br />
Vielzahl von Veranstaltungen, bei denen<br />
er als glaubhafter Redner gefragt war.<br />
Hans Roth war eine integre Persönlichkeit,<br />
offen im Meinungsaustausch; er war<br />
einer, der seine Worte dosiert einsetzte,<br />
der vor allem auch zuhören konnte und<br />
überzeugende Gegenargumente gelten<br />
ließ. Er war stets hilfsbereit, kollegial und<br />
von menschlicher Großzügigkeit. Er verstand<br />
seine Tätigkeit beim Landesverein<br />
als Überzeugungsarbeit. Dass dies nicht<br />
auf administrative Weise geschehen kann,<br />
dass der direkte Kontakt zu den Menschen<br />
dabei wichtig – ja unabdingbar – ist, hat er<br />
eindrucksvoll bewiesen. Er hat Vertrauen<br />
genossen, weil er selbst Vertrauen in seine<br />
Mitmenschen hatte. Damit konnte er der<br />
Heimatpflege öffentliches Gehör und weitreichende<br />
Wahrnehmung verschaffen.<br />
Seine offene Freundlichkeit wussten wir<br />
alle ebenso zu schätzen wie seine Fähigkeit<br />
zur Konzentration und zur genauen<br />
und doch nie pedantischen Arbeitsweise.<br />
Er hat drei Vorsitzende des Bayerischen<br />
Landesvereins für Heimatpflege – Rudolf<br />
Hanauer, Max Streibl und mich selbst –<br />
in deren Amtszeit begleitet, war dabei ein<br />
äußerst verlässlicher Mitarbeiter und Partner,<br />
hat uns das Amt leicht gemacht und<br />
stand uns stets loyal zur Seite.<br />
Mit seinem schier unerschöpflichen<br />
Wissen und seiner Belesenheit hat Hans<br />
Roth unsere – oder zu einem guten Teil<br />
„seine“ – Zeitschrift „Schönere Heimat“<br />
über Jahrzehnte redigiert und gestaltet.<br />
Es war sein immer wieder geäußerter<br />
Ehrgeiz, ihr den Platz in den Regalen der<br />
wissenschaftlichen Bibliotheken und damit<br />
in der ernstgenommenen Publizistik<br />
zu erhalten. Auch in dieser Hinsicht war<br />
er erfolgreich.<br />
Hans Roth hat den Landesverein in<br />
wichtigen Gremien vertreten; er war unter<br />
anderem Ausschussvorsitzender im<br />
Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks,<br />
hat im Landesdenkmalrat den Regionalausschuss<br />
Oberbayern geleitet und dabei<br />
eine Reihe von denkmalpflegerischen<br />
Rettungstaten vollbracht. Im Verband der<br />
bayerischen Geschichtsvereine war er an<br />
56<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Heimatpflege<br />
Stiftskirche in Laufen an der Salzach (Bayern)<br />
vorderer Stelle engagiert, ebenso in der<br />
Bayerischen Einigung, der er lange Jahre<br />
als Beiratsmitglied angehörte.<br />
Und Hans Roth war ein Kenner Bayerns<br />
– bis in kleine Details hinein. Seine stattliche<br />
Veröffentlichungsliste in einer beeindruckenden<br />
Themenbreite zeugt davon:<br />
von mittelalterlicher und barocker Literatur<br />
über kunst- und kirchenhistorische<br />
Bereiche bis hin zu den Berchtesgadener<br />
Bergknappen reichte seine fachliche Kompetenz.<br />
Über die Zünfte und ihre Verfassungen<br />
ist Schriftliches von ihm erschienen,<br />
Marterlsprüche und Hausinschriften<br />
hat er dokumentiert und Kirchenführer geschrieben.<br />
All dies ist entstanden im Verlauf<br />
seiner ohnehin bei weitem nicht ausgeschöpften<br />
Jahresurlaube und während<br />
seltener nicht dienstlich belegter Abendstunden<br />
und Wochenenden. Hans Roth hat<br />
die bayerische Kultur, die Tradition unseres<br />
Landes und seiner Menschen in außerordentlichem<br />
Maß gefördert. Er hat seinen<br />
Beruf als Glücksfall für sich empfunden<br />
und wurde dadurch selbst zum Glücksfall.<br />
Wir vom Landesverein danken ihm<br />
deshalb für das, was er im Lauf seines Lebens<br />
weit über seine beruflichen Pflichten<br />
hinaus für die Heimatpflege in Bayern geleistet<br />
hat, für das große Werk, das er dem<br />
Landesverein und den Menschen in Bayern<br />
gewidmet hat. Dankbar sind wir ihm<br />
für seinen Fleiß, seine Liebe zum Beruf,<br />
für seine Solidarität mit den Kolleginnen<br />
und Kollegen, für die er die Verlässlichkeit<br />
in Person war. Hilfreich bei allem, was<br />
er für die Heimatpflege in Bayern bewirkt<br />
hat, waren der ihm eigene, charmant-ironische<br />
Humor und seine nie nachlassende<br />
Freundlichkeit.<br />
Hans Roth gab dem Landesverein und<br />
der Heimatpflege im Allgemeinen eine Viel-<br />
zahl an grundsätzlichen Wegweisungen. Er<br />
hat jahrzehntelang wirkungsvoll im Interesse<br />
der bayerischen Heimat gehandelt und<br />
damit eine herausragende berufliche und<br />
ehrenamtliche Lebensleistung vollbracht.<br />
Für uns alle war es Gewinn und Ehre, ihm<br />
begegnet zu sein.<br />
Bei einem häuslichen Sturz kam er zu<br />
Fall und zog sich tödliche Verletzungen zu.<br />
„Wir alle fallen“, sagt Rilke – und meint<br />
das im übertragenen Sinn. „Es ist in allen.<br />
Und doch ist einer“, fügt er hinzu, „welcher<br />
dieses Fallen unendlich sanft in seinen<br />
Händen hält“. Das ist das Tröstliche<br />
für uns, zu wissen, dass Gott Hans Roth<br />
in seinen Händen hält.<br />
In seiner Laudatio für Hans Roth bei<br />
dessen Auszeichnung mit dem oberbayerischen<br />
Kulturpreis verwies Prof. Albert<br />
Scharf, der ehemalige Intendant des Bayerischen<br />
Rundfunks, darauf, dass Dieter<br />
Wieland ein Taferl an Hans Roths Wohnhaus<br />
in Laufen an der Salzach angeregt<br />
hatte mit dem Text: „Hier wohnt Hans Roth.<br />
Ohne ihn wäre Bayern ärmer.“ Ob diese<br />
Ankündigung in die Tat umgesetzt wurde,<br />
weiß ich nicht. Ich weiß nur: Es wäre gerechtfertigt,<br />
seinen Grabstein mit der Aufschrift<br />
zu versehen: „Hier ruht Hans Roth.<br />
Ohne ihn ist Bayern ärmer.“<br />
Johann Böhm<br />
Der Nachruf gibt den Text der Trauerrede<br />
wieder, die Landtagspräsident a. D. Johann<br />
Böhm als Vorsitzender des Bayerischen<br />
Landesvereins für Heimatpflege<br />
am 22. August 2016 im Anschluss an das<br />
Requiem für Hans Roth in der Stiftskirche<br />
in Laufen an der Salzach hielt.<br />
„Heimatpflege kann man nicht am Schreibtisch verwalten!“ Dieses Motto hat Hans Roth in alle Landschaften Bayerns geführt.<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 57
•Büchertisch•<br />
Hans Grießmair<br />
Stuben und Möbel im Tiroler Bauernhaus<br />
Möbel sind nicht nur Gebrauchsgegenstände ihrer Zeit, sie vermitteln in eindrucksvoller<br />
Weise Kunst- und Kulturgeschichte. Historische Möbel faszinieren bis heute, sie<br />
sind begehrte Objekte für Sammler und Liebhaber und füllen die Ausstellungsräume und<br />
Sammlungen zahlreicher Museen. Im Athesia-Tappeiner Verlag ist zu diesem Thema<br />
eine Publikation mit dem Titel „Stuben und Möbel im Tiroler Bauernhaus“ erschienen.<br />
Autor ist der langjährige Direktor des Landesmuseums für Volkskunde in Dietenheim,<br />
Hans Grießmair. Er zeichnet die Entwicklung der Südtiroler Bauernmöbel nach –<br />
von der romanischen Baumtruhe bis hin zu den letzten Ausläufern im 19. Jahrhundert.<br />
Anlässlich dieser Neuerscheinung haben wir mit dem Autor über sein Buch, die<br />
aktuelle Situation und den Stellenwert der Südtiroler Bauernmöbel gesprochen.<br />
Herr Grießmair, Sie sind einer der<br />
führenden Experten auf dem Gebiet<br />
des „Volkstümlichen Möbels“.<br />
Als Direktor des Landesmuseums<br />
für Volkskunde haben Sie<br />
die hauseigene Sammlung mit<br />
aufgebaut. Bitte skizzieren Sie<br />
den aktuellen Stand der Möbelforschung<br />
in Südtirol.<br />
Die Erforschung von Haus und Möbel<br />
war immer und hauptsächlich<br />
beim Tiroler Volkskunstmuseum<br />
in Innsbruck angesiedelt und eine<br />
Domäne der jeweiligen Direktoren.<br />
Das Tiroler Volkskunstmuseum ist<br />
lange vor dem Ersten Weltkrieg gegründet<br />
worden und hat das gesamte<br />
Tirol zum Sammelfeld, es<br />
ist eine wahre Schatzkammer. Wir<br />
in Südtirol haben leider keine entsprechende<br />
Einrichtung und auch<br />
keinen Kunstkataster.<br />
In Südtirol rückte die Stube mit<br />
den Öfen in letzter Zeit wieder ins<br />
Blickfeld der Publikationen, weniger<br />
oder gar nicht die Bauernmöbel.<br />
Mit meinem Buch möchte ich<br />
diese „Lücke“ gerne schließen.<br />
Was genau hat Sie dazu bewogen, ein<br />
Buch über Südtiroler Bauernmöbel zu<br />
schreiben? Welche Botschaft möchten<br />
Sie dem Leser gerne mitgeben?<br />
Das Buch möchte zunächst die Botschaft<br />
vermitteln, welche Fülle von Anschauungsmaterial<br />
das Museum für Volkskunde<br />
verwahrt und ausstellt, und eine<br />
Ahnung, welche Schätze es auch in anderen<br />
Museen und in privaten Sammlungen<br />
gibt. Eine andere Botschaft lautet:<br />
Man soll die Dinge nicht nur von der<br />
Form her betrachten und beurteilen, sondern<br />
auch von der Funktion her, von der<br />
Zweckmäßigkeit. Dann wird man feststellen,<br />
dass auch dem bescheidenen Gewand eine<br />
Vollendung innewohnt. Das Bestreben, die<br />
Dinge für sich sprechen zu lassen, brachte<br />
und verleitet uns Museumsmacher leicht<br />
dazu, nur schöne, ja die schönsten Stücke<br />
auszuwählen. So könnte man naiverweise<br />
daran glauben, früher wäre alles so schön<br />
gewesen, der Hausrat und das Leben auch.<br />
Oh die gute alte Zeit!<br />
Das Buch ist reich bebildert und zeigt<br />
viele, bisher noch nie publizierte Möbelstücke.<br />
Woher stammen die abgebildeten<br />
Objekte?<br />
Die hier abgebildeten und besprochenen<br />
Möbel befinden sich größtenteils im Landesmuseum<br />
für Volkskunde in Dietenheim,<br />
meiner früheren Arbeitsstätte. Meine<br />
Nachfolgerin, Frau Alexa Untersulzner, hat<br />
in kollegialem Entgegenkommen die Verwendung<br />
des einschlägigen Materials erlaubt.<br />
Etwas vom geschuldeten<br />
Dank kommt in diesem Buch zum<br />
Ausdruck, indem viele Möbel erstmals<br />
in ausgezeichneten Aufnahmen<br />
vorgestellt werden und eine<br />
Ahnung von den umfangreichen<br />
Beständen des Museums vermittelt<br />
wird. Es sind Möbel aus einem<br />
Zeitraum von 650 Jahren! Die<br />
Zirbe für die älteste Truhe wurde<br />
im Jahre 1320 gefällt, die jüngste<br />
Truhe wurde um 1980 von einem<br />
meisterhaften Nachahmer gotischer<br />
Formen gefertigt.<br />
Herr Gunther Erhart in Meran hat<br />
in großzügiger Weise erlaubt, in<br />
seiner reichen Sammlung zu fotografieren,<br />
und hat bei der Auswahl<br />
der entsprechenden Möbel<br />
mit Rat und fachkundigen Hinweisen<br />
geholfen. Das Tiroler Volkskunstmuseum<br />
hat schöne Aufnahmen<br />
von Truhen und Kästen<br />
zur Verfügung gestellt, die uns den<br />
unvergleichlichen Reichtum regionaler<br />
Möbelstile im nördlichen<br />
Tirol vor Augen führen.<br />
Auch wenn letztendlich nur wenige Quellen<br />
genutzt wurden, so ist es doch gelungen,<br />
einen repräsentativen Querschnitt<br />
des bestehenden Repertoires zu zeigen.<br />
Wenn man von Bauernmöbeln spricht,<br />
dann stehen meist nur Truhe und Kasten<br />
im Fokus. Das Möbelinventar eines<br />
typischen Bauernhauses war aber viel<br />
breiter gefächert. Sie haben die gesamte<br />
Bandbreite in Ihrem Buch auch dokumentiert.<br />
Wie war die typische Südtiroler<br />
Stube ausgestattet?<br />
58<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Heimatpflege<br />
Der Autor Hans Grießmair<br />
Der alltägliche Sprachgebrauch und auch<br />
die gängige Literatur versteht unter dem<br />
Begriff Bauernmöbel in erster Linie, wenn<br />
nicht ausschließlich, Truhe und Kasten.<br />
Diese waren jedenfalls die Vorzeigemöbel<br />
und sind, geschnitzt oder bemalt, ein Herzstück<br />
der Volkskunst. Allerdings, und das<br />
war mir bei vorliegender Arbeit ein Anliegen,<br />
soll man die anderen, viel bescheideneren<br />
Behälter, die Salz- oder Korntruhen<br />
nicht vergessen. Diese bargen Vorräte,<br />
die den Bauern überaus wichtig und wertvoll<br />
waren.<br />
Bauernmöbel waren mehr als nur reine Gebrauchsgegenstände.<br />
Welche Informationen<br />
lassen sich für die Experten ableiten?<br />
Ja, über den alltäglichen Verwendungszweck<br />
hinaus hatten die Bauernmöbel, jedenfalls<br />
Truhe und Schrank, die Aufgabe,<br />
etwas vorzustellen. Eine Herkunft oder einen<br />
sozialen Status, zeitgebunden, ob im<br />
Gefolge der Gotik oder als Bauernbarock<br />
oder als Ausdruck der Kunstfertigkeit des<br />
heimischen oder örtlichen Handwerks. So<br />
gesehen waren Bauernmöbel auch Botschafter<br />
eines Lebensstils.<br />
Die über das rein Zweckmäßige hinaus<br />
schöner gestalteten und ausgestatteten<br />
Möbel waren in gewissen Phasen des Lebens<br />
auch in die Sphäre des Brauchtums<br />
hinauf gehoben, als wichtige Teile der Ausstattung.<br />
Der Brauch des Brautkastenführens<br />
sei erwähnt, eine schöne Hutschachtel<br />
als Minnegabe oder eine Wiege zum Einstand<br />
eines Kindes. Hier sollte man das<br />
ganze Umfeld der Einrichtung und auch<br />
der Gerätschaften im Blickfeld haben, so<br />
wie das Wort „einrichten“ auch heute seinen<br />
alten umfassenden Sinn hat. Es<br />
drückt auch Wohlbefinden aus.<br />
Der Titel Ihres Buches: Stuben und Möbel<br />
im Tiroler Bauernhaus drückt es bereits<br />
aus. Sie behandeln die Möbelstücke<br />
nicht als reine Kunstobjekte, sondern es<br />
geht Ihnen auch um das Umfeld – hauptsächlich<br />
der Bauernstube – in der sie gestanden<br />
haben.<br />
Die Möbel gehörten zunächst einmal zum<br />
Hausrat, auch wenn es sich um schöne<br />
Truhen und Kästen handelte. Wie zahlreich<br />
dann solche schöne Möbel in einem<br />
Haus von Bürgern und Bauern vorhanden<br />
waren, müsste man durch ein fleißiges<br />
Durchforsten von gedruckten und<br />
unveröffentlichten Hinterlassenschaftsinventaren<br />
zu erforschen versuchen. Der<br />
erste Blick zeigt, dass sie eher selten waren<br />
oder nicht als kostbar wahrgenommen<br />
wurden. Der Inhalt war wertvoller.<br />
Das Wirtschaften und die Wohnweise, die<br />
Lebensbedingungen in Stuben und Kammern<br />
sollten beim Betrachten von Möbeln<br />
nicht außer Acht gelassen werden.<br />
Hans Grießmair: Stuben und Möbel im<br />
Tiroler Bauernhaus. Athesia-Tappeiner<br />
Verlag 2016, Preis 24,90 Euro.<br />
Einige Abbildungen aus dem neu erschienenen Buch von Hans Grießmair<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | Febuar <strong>2017</strong> 59
Impressum<br />
Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen, des Südtiroler Chorverbandes<br />
und des Heimapflegeverbandes Südtirol<br />
Eigentümer und Herausgeber:<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen<br />
Ermächtigung Landesgericht Bozen<br />
<strong>Nr</strong>. 27/1948<br />
Schriftleiter und im Sinne des Pressegesetzes<br />
verantwortlich:<br />
Dr. Alfons Gruber<br />
Als Pressereferenten für die Darstellung der<br />
entsprechenden Verbandsarbeit zuständig:<br />
VSM: Stephan Niederegger,<br />
E-Mail: kulturfenster@vsm.bz.it<br />
SCV: Paul Bertagnolli,<br />
E-Mail: bertagnolli.paul@rolmail.net<br />
HPV: Sylvia Rottensteiner,<br />
E-Mail: rottensteiner.sylvia@gmail.com<br />
Unverlangt eingesandte Bilder und Texte<br />
werden nicht zurückerstattet.<br />
Redaktion und Verwaltung:<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen,<br />
I-39100 Bozen, Schlernstraße 1, Waltherhaus<br />
Tel. 0471 976387 - Fax 0471 976347<br />
E-Mail: info@vsm.bz.it<br />
Einzahlungen sind zu richten an:<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen,<br />
Waltherhaus<br />
Raiffeisen-Landesbank, BZ<br />
IBAN: IT 60S03493 11600 0003000 11771<br />
SWIFT-BIC: RZSBIT2B<br />
Jahresbezugspreis: Euro 20<br />
Gefördert von der Kulturabteilung<br />
der Südtiroler Landesregierung.<br />
Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />
Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,<br />
und zwar jeweils am 15. <strong>Februar</strong>, April, Juni,<br />
August, Oktober und Dezember.<br />
Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen<br />
Vormonats.<br />
60<br />
<strong>KulturFenster</strong>