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AUSGABE 7 JULI 2017<br />

Simon Kuert<br />

Der Chronist<br />

Der Stadtchronist von Langenthal<br />

kennt den Oberaargau wie kein Zweiter<br />

NORDKOREA<br />

s’Positive trifft im<br />

«Reich des Bösen» –<br />

ein freundliches Volk.<br />

DUNKLES KAPITEL<br />

Hexenverbrennung<br />

im Oberaargau –<br />

ein Blick zurück.<br />

HOCKEY-VERGLEICH<br />

Wer hat die Nase vorn:<br />

der EHC Olten oder der<br />

SC Langenthal?


ZU VERMIETEN<br />

Roggwil, Bahnhofstrasse 20,<br />

3.5-Zimmerwohnung im EG, 74 m 2<br />

• alle Zimmer /<br />

Wohnen mit<br />

Parkett<br />

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Platten<br />

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• ganze Wohnung komplett saniert<br />

• Gartenanteil kann mitgenützt werden<br />

• direkt neben Coop Roggwil<br />

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Mietzins: CHF 1400.00 plus Akonto 110.00<br />

Infos und Besichtigung:<br />

MB Immobilien AG, Langenthal<br />

Telefon 062 919 01 08<br />

Egerkingen, Widenfeldstrasse 12<br />

5.5-Zimmer-Maisonettewohnung, 153 m 2<br />

• Wohnzimmer,<br />

Küche und<br />

Nasszellen mit<br />

Plattenboden<br />

• Schlafzimmer<br />

mit Laminat<br />

• Bad/WC<br />

• Dusche/Bad/WC<br />

• Balkon<br />

• eigenes Waschabteil im UG<br />

• grosses Kellerabteil<br />

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Staffelbach, Überbauung Oberfeldpark,<br />

3.5-Zimmerwohnung im 2. Obergeschoss<br />

(92 m 2 ) – ERSTVERMIETUNG<br />

• Wohnzimmer, Küche und Nasszellen mit<br />

Plattenboden<br />

• Schlafzimmer mit Parkett<br />

• 1x Bad / WC, 1x Dusche / WC<br />

• Balkon<br />

• eigene WM/Tumbler<br />

• grosses Kellerabteil<br />

• Einbauschrank / Reduit<br />

• EHP à CHF 130.00<br />

Mietzins: CHF 1450.00 plus Akonto 170.00<br />

Infos und Besichtigung:<br />

MB Immobilien AG, Langenthal<br />

Telefon 062 919 01 08<br />

• Wohnzimmer<br />

1 • Balkon<br />

und Küche mit<br />

⁄1 Inserat randabfallend<br />

Mietzins: CHF 1950.00 plus Akonto 200.00<br />

Infos und Besichtigung:<br />

MB Immobilien AG, Langenthal<br />

Telefon 062 919 01 08<br />

Langenthal, Brunnhofstrasse 11<br />

Gewerberäume<br />

Dieses Objekt liegt an zentraler Lage (Lotzwilstrasse,<br />

an der Stadtausfahrt Langenthal<br />

Richtung Lotzwil). In naher Umgebung befinden<br />

sich Restaurant, Bowlingcenter, Fitnesscenter<br />

sowie ein Schwimmbad. Mit dem Bus<br />

ist der Bahnhof Langenthal innert wenigen<br />

Minuten erreichbar.<br />

Im EG und 1. OG Büro- oder Praxisräume ab<br />

220 m 2 . Innen- und Aussenparkplätze können<br />

dazu gemietet werden.<br />

Infos und Besichtigung:<br />

MB Immobilien AG, Langenthal<br />

Telefon 062 919 01 08<br />

Roggwil, Hofmattenweg 1, 2.5-Zimmerwohnung<br />

im 1. Obergeschoss<br />

Plattenboden<br />

• Schlafzimmer<br />

mit Laminat<br />

• Badewanne<br />

(210 × 297 mm)<br />

• Einbauschränke<br />

• grosser Balkon<br />

• Wohnung ist neu gestrichen<br />

• Estrichabteil<br />

• eine abschliessbare Garage kann<br />

für CHF 100.00/mtl. dazu gemietet werden<br />

Mietzins: CHF 950.00 plus Akonto 110.00<br />

Infos und Besichtigung:<br />

MB Immobilien AG, Langenthal<br />

Telefon 062 919 01 08<br />

Oberbipp, Sägegasse 3<br />

3.5-Zimmer-Maisonettewohnung, 91 m 2<br />

• Wohnzimmer,<br />

Küche, Schlafzimmer<br />

mit<br />

Parkett<br />

• Nasszellen mit<br />

Platten<br />

• Dusche/WC<br />

• Balkon<br />

• eigene Waschmaschine/Tumbler<br />

• Galerie<br />

• Carport à CHF 80.00<br />

Mietzins: CHF 1700.00 plus Akonto 180.00<br />

Infos und Besichtigung:<br />

MB Immobilien AG, Langenthal<br />

Telefon 062 919 01 08<br />

Wiler b. Utzenstorf, Überbauung<br />

Hofacher, 4.5-Zimmer-Duplexwohnungen<br />

(110 m 2 ) – ERSTVERMIETUNG<br />

• Wohnzimmer, Küche und Nasszellen mit<br />

Plattenboden<br />

• Schlafzimmer mit Parkett<br />

• Bad/WC<br />

• Dusche/WC<br />

• eigene Waschmaschine/Tumbler im UG<br />

• grosses Kellerabteil<br />

• Einbauschränke/Reduits<br />

• Carport à CHF 90.00<br />

Mietzins: CHF 1750.00 plus Akonto 230.00<br />

Wiler b. Utzenstorf, Überbauung<br />

Hofacher, 2.5-Zimmer-Parterrewohnungen<br />

(69 m 2 ) – ERSTVERMIETUNG<br />

• Wohnzimmer, Küche und Nasszellen mit<br />

Plattenboden<br />

• Schlafzimmer mit Parkett<br />

• Dusche/WC<br />

• Gartensitzplatz<br />

• eigene Waschmaschine/Tumbler im UG<br />

• grosses Kellerabteil<br />

• Einbauschränke/Reduits<br />

• Carport à CHF 90.00<br />

Mietzins: CHF 1350.00 plus Akonto 180.00<br />

Infos und Besichtigung:<br />

MB Immobilien AG, Langenthal<br />

Telefon 062 919 01 08<br />

Rohrbach, Werkstatt<br />

Rund 250 m 2 Werkstattfläche mit grosser<br />

Raumhöhe.<br />

Infos und Besichtigung: <strong>07</strong>9 431 56 42<br />

Rohrbach, offene Lagerhalle<br />

Ab 500 m 2 offene, überdachte Lagerhalle.<br />

Infos und Besichtigung: <strong>07</strong>9 431 56 42<br />

MB Immobilien AG<br />

Bahnhofstrasse 1 I 4914 Roggwil<br />

www.mb-immo.ch<br />

Tel. 062 919 01 08 I Fax 062 919 01 09


EDITORIAL / INHALT<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser<br />

4<br />

Schon im Vorfeld kamen uns Bedenken.<br />

Können wir Artikel über Nordkorea und<br />

über Hexenverbrennungen im 16. und<br />

17. Jahrhundert im s’Positive bringen?<br />

Nordkorea, dieser von uns so wahrgenommene<br />

Schurkenstaat mit den schrecklichen<br />

Lagern für politische Gegner und seinem<br />

Atomwaffenprogramm. Oder aber der<br />

grauenhafte Umgang unserer Vorfahren mit<br />

Menschen, die ihnen nicht geheuer waren.<br />

Beim Artikel über Nordkorea, der in der<br />

nächsten Ausgabe fortgesetzt wird, handelt<br />

es sich um einen Reise- und Erlebnisbericht<br />

von Klaus Zaugg, der extra dafür ins<br />

Land von Schreckensherrscher Kim Jongun<br />

gereist ist, um sich selbst ein Bild zu<br />

machen. Er berichtet darüber, was er gesehen<br />

hat, und nicht, was er nicht gesehen<br />

hat, weil Letzteres ihm nicht gezeigt wurde.<br />

Der Artikel mag deshalb etwas schönfärberisch<br />

erscheinen. Wir aber finden, es<br />

ist höchste Zeit, von diesem Land auch mal<br />

eine andere Seite zu zeigen als der Einheitsbrei,<br />

der uns sonst in unserer Presselandschaft<br />

vorgesetzt wird.<br />

Bei den Hexen und deren Verbrennungen<br />

ist dies etwas anderes. Das einzig Positive<br />

daran ist, dass sie nicht mehr vorkommen.<br />

Zumindest nicht bei uns. Doch in der<br />

Geschichte der Menschheit sind die 500<br />

Jahre, die zwischen diesen Greueltaten<br />

und der Gegenwart liegen, ein Klacks. Also<br />

noch gar nicht lange her. Dessen sollten<br />

wir uns immer bewusst sein. Nur mit diesem<br />

Wissen können wir in der Welt Positives<br />

bewirken.<br />

Viel Spass beim Lesen<br />

Ihr Bruno Wüthrich<br />

12<br />

4 DER CHRONIST<br />

Simon Kuert ist amtierender<br />

Stadtchronist von<br />

Langenthal. Er erklärt im<br />

Interview die bewegte Geschichte<br />

des Oberaargaus<br />

und seiner Bewohner.<br />

12 NORDKOREA<br />

s’Positive-Autor Klaus<br />

Zaugg besuchte Nordkorea<br />

und kam mit zwiespältigen<br />

Eindrücken nach Hause –<br />

eine Reportage.<br />

20 HEXENVERFOLGUNG<br />

Im Oberaargau wurden<br />

Menschen verfolgt und<br />

getötet, weil sie den gängigen<br />

Vorstellungen nicht<br />

entsprachen. Erinnerung<br />

an eine dunkle Zeit.<br />

28 EISHOCKEY<br />

Der EHC Olten und der<br />

SC Langenthal im direkten<br />

Vergleich: Wer hat die<br />

Nase vorn von den beiden<br />

führenden B-Klubs?<br />

20<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: one X Services<br />

Redaktion: Bruno Wüthrich,<br />

Klaus Zaugg<br />

Layout: tnt-graphics AG,<br />

8305 Dietlikon,<br />

www.tnt-graphics.ch<br />

Auflage: 69 000 Exemplare<br />

Druck: LZ Print,<br />

Luzerner Zeitung AG<br />

Versand: Die Post<br />

Inserate-Annahme und Redaktion:<br />

inserate@spositive.ch<br />

18 WUSSTEN SIE SCHON<br />

Von intelligenten Vögeln,<br />

gute verkaufenden Männern<br />

und warum Schweizer<br />

intelligenter wirken, wenn<br />

sie Lächeln.<br />

34 DIE SEITE DES LESERS<br />

Leserbriefe und<br />

Veranstaltungskalender.<br />

28<br />

18<br />

s’Positive 7 / 2017 3


SIMON KUERT<br />

Simon Kuert ist<br />

seit 1998 als<br />

Stadtchronist von<br />

Langenthal tätig.<br />

4 s’Positive 7 / 2017


DER<br />

CHRONIST<br />

Der Oberaargau ist zuweilen eine etwas<br />

vergessene Region. Dabei hat der nördlichste<br />

Teil des Kantons Bern eine interessante<br />

Geschichte und viele Stärken.<br />

TEXT: BRUNO WÜTHRICH<br />

FOTOS: MARCEL BIERI<br />

Wen fragt man, wenn man<br />

mehr über den Oberaargau<br />

wissen will? Mehr<br />

über seine Geschichte,<br />

seine Gegen wart, seine<br />

Stärken und Schwächen? Oder über seine<br />

Bevölkerung? Einen Lehrer? Einen Pfarrer?<br />

Oder gar einen Stadtchronisten? Wir fragten<br />

Simon Kuert. Der ehemalige Lehrer, pensionierte<br />

Pfarrer und amtierender Stadtchronist<br />

von Langenthal kennt den Oberaargau<br />

wie kein Zweiter.<br />

s’Positive: Wie wird man Stadtchronist<br />

von Langenthal?<br />

Simon Kuert: Indem man angefragt wird.<br />

Stadtchronist ist kein Amt. Es ist ein Auftrag<br />

der Forschungsstiftung, die von der Einwohner-,<br />

Burger- und Kirchgemeinde sowie von<br />

Teilen der lokalen Wirtschaft getragen wird.<br />

Die Stiftung wurde 1962 gegründet. Der<br />

Stadtchronist ist also kein Angestellter, sondern<br />

ein ehrenamtlich Beauftragter, der für<br />

ein Spesenhonorar arbeitet.<br />

Wir vermuten, Sie wurden wegen Ihres<br />

Wissens über den Oberaargau und Ihren<br />

Publikationen angefragt.<br />

Meine Vorgänger waren Jakob Reinhard<br />

Meier und danach Max Jufer, letzterer seines<br />

Zeichens Ehrenbürger von Langenthal.<br />

Beide Geschichtslehrer, die die Beauftragung<br />

in ihr Lehrerpensum integrieren konnten.<br />

Als mich Max Jufer 1998 anfragte, war<br />

ich noch Pfarrer in Madiswil. Ich hatte ja<br />

die Chronik «1200 Jahre Madiswil» verfasst<br />

und auch regelmässig Aufsätze im «Jahrbuch<br />

des Oberaargau» veröffentlicht. Ich<br />

bin im Oberaargau aufgewachsen, Burger<br />

von Langenthal und mit der Ortschaft vertraut.<br />

Als Präsident des Ökonomisch-Gemeinnützigen<br />

Vereins des Oberaargau<br />

(heute Verein Identität Oberaargau) war<br />

und bin ich auch mit der Langenthaler Kultur<br />

vertraut.<br />

Vor ungefähr zwei Jahren machten die<br />

«Berner Zeitung» und «Der Bund» gemeinsam<br />

eine Zeitungsbeilage über den Wirtschaftsstandort<br />

Bern und porträtierten in<br />

dieser die verschiedenen Regionen des<br />

Kantons Bern. Dabei wurde der Oberaargau<br />

zunächst vergessen.<br />

Viele Menschen sind der Meinung, der<br />

Oberaargau gehöre zum Kanton Aargau.<br />

Dies hat mit der Geschichte des Oberaar-<br />

s’Positive 7 / 2017 5


SIMON KUERT<br />

gau zu tun. Der Begriff Oberaargau taucht<br />

im 9. Jahrhundert erstmals auf. Damals umfasste<br />

der Oberaargau ein viel grösseres Gebiet<br />

und erstreckte sich von Thun bis zur<br />

Reussmündung. In seiner heutigen Grösse<br />

tauchte der Begriff um 1628 erstmals auf,<br />

als noch der ganze Aargau zu Bern gehörte.<br />

«Die Oberaargauer sind grundsätzlich<br />

zurückhaltend und bescheiden.<br />

Eine Oberaargauer Mentalität ist<br />

aber schwer auszumachen.»<br />

Damals machten die Berner eine neue Heereseinteilung<br />

und differenzierten ab diesem<br />

Zeitpunkt zwischen unterem und oberen<br />

Aargau. Zum unteren Aargau gehörten<br />

Brugg, Lenzburg und Aarau und die umliegende<br />

Landschaft und der Oberaargau umfasste<br />

das Gebiet um Aarburg, Wangen,<br />

Aarwangen und auch Zofingen.<br />

Weshalb blieb der Oberaargau schliesslich<br />

bernisch?<br />

Als es zur Gründung des Kantons Aargau<br />

kam, kämpften die Berner stark um einen<br />

Verbleib des Oberaargau. Zu vermuten ist<br />

aber, dass auch die Aargauer darum kämpften,<br />

denn Langenthal galt im 18. Jahrhundert<br />

nach einem deutschen Reiseschriftsteller<br />

zu den reichsten Ortschaften Europas.<br />

Entschieden haben sich damals aber die<br />

Oberaargauer selbst, besser gesagt, dessen<br />

Elite. Denn eine Demokratie, wie wir sie<br />

heute kennen, gab es damals noch nicht.<br />

Die Oberaargauer sind also Willens-<br />

Berner?<br />

So ist es. Man hatte im Oberaargau keine<br />

schlechten Erfahrungen mit den Bernern<br />

gemacht und wollte deshalb bernisch bleiben.<br />

Ein Grund mag gewesen sein, dass man<br />

nicht in das Experiment Aargau einsteigen<br />

wollte. Hinzu kam, dass Kirche und Politik<br />

im alten Bern praktisch eine Identität bildeten,<br />

und die Kirchgemeinden<br />

Zofingen,<br />

Brittnau und Aarburg<br />

waren Teil des Pfarrkapitels<br />

Thunstetten/<br />

Langenthal. Dieser Teil<br />

gehörte also eigentlich<br />

auch zum Oberaargau.<br />

Vielerorts war das Kloster<br />

St. Urban in diesem<br />

Gebiet Grundherr. Die<br />

Reforma tionszeit in diesem Grenzgebiet war<br />

deshalb besonders spannend.<br />

Sie erwähnten vorhin, dass der Oberaargau<br />

und insbesondere Langenthal Ende<br />

des 18. Jahrhunderts zu den reichsten Orten<br />

Europas zählte. Damals gab es weder<br />

einen Ammann noch eine Motorex. Und<br />

doch zählen wir heute nicht mehr zu den<br />

Reichsten. Wie ist es dazu gekommen?<br />

Langenthal ist auch heute keine arme Gemeinde.<br />

Aber andere sind reicher geworden.<br />

Zum Beispiel Zofingen lag einst wirtschaftlich<br />

hinter Langenthal zurück und hat heute<br />

aufgeholt. Möglicherweise liegt dies an der<br />

Verkehrslage. Langenthal hat jedoch insofern<br />

Glück, als wichtige Firmen wie Ammann,<br />

Motorex, Création Baumann, Nencki AG etc.<br />

Familienunternehmen sind, die in der Region<br />

verwurzelt sind. Die wollen hier nicht einfach<br />

so weg. Es ist nicht das Gleiche, wie wenn<br />

Manager die Firmen führen. Ich fürchte,<br />

wenn die Ammann Group nicht durch die<br />

Familie, sondern durch Manager geführt<br />

würde, hätte es noch deutlich mehr Entlassungen<br />

gegeben, als jüngst beschlossen.<br />

Hat es der Oberaargau je bereut, bernisch<br />

geblieben zu sein?<br />

Nein, zumindest gibt es keinerlei Hinweise<br />

darauf. Interessant ist jedoch, dass der untere<br />

und obere Aargau militärisch verknüpft<br />

blieben und das Oberaargauer Regiment<br />

bildeten. Zu beiden Teilen gehörten je zwei<br />

Bataillone. Die Standarte der oberen Bataillone<br />

hing in der Kirche Langenthal und diejenige<br />

der unteren im Schloss Aarburg. Dies<br />

änderte sich erst 1848 bei der Bildung des<br />

Bundesheeres. Das Militär trug wesentlich<br />

zur Identitätsbildung des Oberaargau bei.<br />

Sie sprachen das Oberaargauer Regiment<br />

16 an. Wirkten sie dort als Regimentspfarrer?<br />

Ich war Grenadier im Regiment 16. Regimentspfarrer<br />

war ich danach im Regiment<br />

23, also im «Zofinger-Regiment» – anschliessend<br />

aber lange Zeit Waffenplatzfeldprediger<br />

in Wangen.<br />

Simon Kuert:<br />

«Für mich ist<br />

Kirche auch ein<br />

Kulturfaktor.»<br />

Simon Kuert ist im Oberaargau aufgewachsen und Burger von Langenthal.<br />

6 s’Positive 7 / 2017


Sie waren Grenadier? Das erstaunt uns.<br />

Damit sind Sie wohl einer von wenigen<br />

Pfarrern, die im Militär als Grenadier gedient<br />

haben.<br />

Das könnte sein.<br />

Aber wie passt das zusammen: Militär und<br />

Kirche?<br />

Für mich ist die Kirche auch ein Kulturfaktor.<br />

Ein Faktor der Volkskultur. Das Militär hat<br />

den Auftrag, unser Volk und damit auch<br />

die Volkskultur und unsere Mentalität zu<br />

schützen.<br />

Vor andern Völkern und Mentalitäten...<br />

Falsch. Ich stehe zu einer Pluralität der Mentalitäten<br />

auch in der Schweiz. Eine eidgenössische<br />

Armee hat auch die Aufgabe die Pluralität<br />

unserer eidgenössischen Mentalitäten<br />

zu bewahren. So gesehen gibt es durchaus<br />

Berührungspunkte, die es einem Pfarrer erlauben,<br />

Grenadier gewesen zu sein. Die Frage<br />

nach der Gewalt stellt sich trotzdem. Als<br />

Pfarrer predige ich gegen Gewalt. Doch Gewalt<br />

gehört zum Menschen. Niemand kann<br />

von sich behaupten, dass er oder sie nicht<br />

manchmal auch aggressiv ist. Das bemerke<br />

ich zuweilen auch bei mir. Unsere Armee war<br />

nie eine Aggressionsarmee, sondern eine<br />

Armee zum Schutz vor Aggression. Für mich<br />

als Pfarrer wäre es unmöglich, Teil einer Aggressionsarmee<br />

zu sein.<br />

Wie ist denn die Identität des Oberaargauers?<br />

Vielleicht seine Bescheidenheit. Deshalb reagiert<br />

man oft zu wenig klar, wenn der<br />

Oberaargau von Bern zeitweilig etwas vernachlässigt<br />

wird. Der Oberaargau ist ein<br />

Übergangsland und vereinigt in sich auch<br />

etwas vom Aargauer, Solothurner oder Luzerner.<br />

In Wirtschaftskreisen gab es Bestrebungen,<br />

den Begriff Oberaargau zu ändern.<br />

Doch inzwischen wurden diese Bestrebungen<br />

wieder aufgegeben, und es entwickelt<br />

sich wieder vermehrt ein Stolz darauf,<br />

Oberaargauer zu sein. Durch die Zusammenschlüsse<br />

der früheren Ämter Wangen und<br />

Aarwangen und eines Teils des ehemaligen<br />

Amtes Trachselwald (dazu gehört auch Huttwil)<br />

wird das grosse Potential der Region<br />

gebündelt.<br />

Merkt man heute noch, dass der Oberaargau<br />

sehr lange Untertanengebiet war?<br />

Sie meinen sicher die Mentalität. Und der<br />

Grund für Ihre Vermutung wird sein, dass der<br />

Oberaargauer wie gesagt fast ein wenig zu<br />

bescheiden auftritt. Lange Zeit war man deswegen<br />

wohl auch etwas gar obrigkeitsgläubig.<br />

Wobei gerade die Langenthaler, die ja<br />

lange Zeit mit Bern und St. Urban gleich zwei<br />

Herren dienen mussten, diese beiden zuweilen<br />

geschickt gegeneinander ausspielten. Sie<br />

sicherten sich dadurch eine gewisse Unabhängigkeit<br />

und wussten auch sonst davon zu<br />

profitieren. Gerade die Burger von Langenthal<br />

entwickelten dadurch ein gewisses<br />

Selbstbewusstsein. Das Selbstbewusstsein<br />

eines Ortes oder einer Region prägen zu jeder<br />

Zeit die Meinungsträger und -macher. In unserer<br />

Region waren dies einesteils die Dorfeliten,<br />

zum andern Teil jedoch auch die<br />

ZUR PERSON<br />

Simon Kuert<br />

Am 14. Februar 1949 in Langenthal<br />

geboren, beginnt Simon Kuerts beruflicher<br />

Werdegang mit der pädagogischen<br />

Ausbildung als Lehrer. Nach seinen<br />

theologischen und geschichtlichen<br />

Studien an der Universität Bern übernimmt<br />

er eine wissenschaftliche Assistenz<br />

in Kirchengeschichte bei Prof. Andreas<br />

Lindt.<br />

Als Pfarrer in Madiswil baut er die<br />

Kirchliche Unterweisung in der reformierten<br />

Berner Kirche auf. Er publizierte<br />

die Dorfchroniken von Madiswil<br />

und Roggwil. Von 2001 bis Sommer<br />

2013 war er Pfarrer in Langenthal.<br />

Seit 1998 ist er im Auftrag der Forschungsstiftung<br />

als Stadtchronist von<br />

Langenthal tätig und betreut als Beauftragter<br />

der Forschungsstiftung deren<br />

sämtliche Publikationen. 2013 erhält<br />

er den Kulturpreis der Stadt Langenthal.<br />

Simon Kuert ist verheiratet<br />

und Vater dreier erwachsener Kinder.<br />

s’Positive 7 / 2017 7


SIMON KUERT<br />

DAS OBERAARGAUERLIED<br />

Lied zur Region<br />

Uf der Hohwacht bini gstange,<br />

zytig scho vor Tag u Tou.<br />

Ha verlore abe gstuunet<br />

uf my schöne Heimatgou.<br />

Ide stüue Dörfer nide<br />

hani d Glogge ghöre goh;<br />

d Amsle hei is Lüte gliedet<br />

u du hets mi übernoh:<br />

Heimatgou im Bärnerland,<br />

du bisch lieb u wou bekannt.<br />

Uf der Hohwacht bini gstange,<br />

zmitts im höche Summertag,<br />

über mir der bländig Himu,<br />

Sunneglanz u Lercheschlag.<br />

Unger mir sy goudig Wäue<br />

über d Fäuder ztrybe cho,<br />

Meitschilache, Schnitterlieder:<br />

Wieder hets mi übernoh:<br />

Heimatgou im Bärnerland,<br />

du bisch lieb u wou bekannt.<br />

Uf der Hohwacht bini gstange,<br />

wo nes stüu vernachtet het,<br />

u no einisch het my Heimat<br />

wie ne Mueter zue mer gredt.<br />

Sone guete, töife Friede<br />

cha mym Härz süsch niemer gäh,<br />

gäng ou wieder darf is gspüre,<br />

gäng ou wirds mi übernäh:<br />

Heimatgou im Bärnerland,<br />

du bisch lieb u wou bekannt.<br />

von Ernst Balzli<br />

(angepasste Version 2010)<br />

Pfarrherren. Den Pfarrern standen im Alten<br />

Bern mit der der Predigt und der Unterweisung<br />

Instrumente zur Verfügung, um damit<br />

identitätsbildend zu wirken. Die Kirche war<br />

über Jahrhunderte der einzige Ort, wo etwas<br />

wie eine reformierte Mentalität vermittelt<br />

wurde. Sie hatte auch die Möglichkeit zu<br />

Sanktionen: Wer nicht gehorchte, wurde vor<br />

das Chorgericht oder den Sittenrichter gestellt.<br />

Auch dies wirkte mentalitätsbildend.<br />

Können Sie uns erklären, was ein Sittengericht<br />

war?<br />

Das war das Gremium für die zivilrechtlichen<br />

Belange. Menschen wurden vor das Chorgericht<br />

(später Sittengericht) zitiert, die den<br />

nach den 10 Geboten aufgebauten Chorgerichtssatzungen<br />

zuwiderhandelten. Da<br />

ging es beispielsweise um Scheidungen, Unzucht,<br />

mangelnden Besuch der Predigten<br />

und Unterweisungen. Da erwarteten die<br />

Fehlbaren saftige Bussen.<br />

Sie sind im Oberaargau aufgewachsen<br />

und wirkten lange Zeit als Pfarrer. Sie waren<br />

also nahe an den Leuten. Wie beschreiben<br />

Sie die Oberaargauer/Innen?<br />

Die Oberaargauer sind grundsätzlich zurückhaltend<br />

und bescheiden. «Eine» Oberaargauer<br />

Mentalität ist aber schwer auszumachen.<br />

Ich erlebte die Menschen von Ortschaft zu<br />

Ortschaft unterschiedlich. In Madiswil, wo<br />

ich Pfarrer war, herrschte eine andere Mentalität<br />

als in Langenthal oder Roggwil. Da<br />

spielen auch die jeweiligen Traditionen und<br />

Bräuche eine Rolle. Zudem werden die Mentalitäten<br />

auch von den jeweiligen Dorfleadern<br />

geprägt. In Madiswil gab es zu meiner<br />

Zeit eine starke Dorfburgerschaft, die mentalitätsbildend<br />

wirkte. Neuzuzüger blieben<br />

lange Fremde, die nicht viel zu sagen hatten.<br />

Jakob Käser hat die Madiswiler Mentalität<br />

wunderbar in seinen Büchern beschrieben.<br />

Da ist es in Roggwil anders. Auch für dieses<br />

Dorf durfte ich die Dorfchronik schreiben.<br />

Dort war die Firma Gugelmann ansässig und<br />

eine Zeitlang arbeitete praktisch das ganze<br />

Dorf in der Fabrik. Ensprechend dominierte<br />

politisch in Roggwil die SP, in Madiswil war<br />

es die SVP. Auch das hatte bezüglich der<br />

Mentalität Auswirkungen. Doch das hat sich<br />

gegenüber dem letzten Jahrhundert heute<br />

stark verändert. Heute wirken die Handys<br />

mentalitätsbildender. Und das geht über lokale<br />

Mentalitäten hinaus.<br />

Und in Langenthal?<br />

Langenthal war ein Dorf von Krämern und<br />

Kleinbauern, bevor die Industrialisierung um<br />

1890 einsetzte. Da war die Porzellanfabrik,<br />

die Firma Amman zügelte von Madiswil nach<br />

Langenthal, Ruckstuhl kam von Melchnau,<br />

dann auch die ganze Leinenindustrie, die<br />

Baumann AG, und natürlich auch die Motorex,<br />

die jetzt gerade ihr 100-jähriges Bestehen<br />

gefeiert hat, und die seinerzeit von<br />

Bützberg umsiedelte. Damit bildete sich eine<br />

neue Schicht der selbstbewussten Arbeiterschaft.<br />

Die Politik schaltete damals schnell<br />

und gab dieser neuen Schicht Raum. Man<br />

schuf ein nach dem Proporz zusammengesetztes<br />

Gemeindeparlament. Dank dieser<br />

gelungenen Integration arbeitete man fortan<br />

gut zusammen. Dies hat zur Folge, dass in<br />

Langenthal die Sektion der SP vergleichsweise<br />

recht bürgerlich ist. Die Arbeiterschaft<br />

war eben – im Vergleich zu andern Orten –<br />

sehr früh integriert. Heute haben wir deshalb<br />

8 s’Positive 7 / 2017


Im Militär<br />

war Simon Kuert<br />

Regimentspfarrer<br />

und Grenadier.<br />

Heute sind alle Dokumente und Fotos übers Langenthal im Stadtarchiv einsehbar.<br />

einen allseits akzeptierten Sozialdemokraten<br />

als Stadtpräsidenten.<br />

Es ist also sowohl politisch als auch wirtschaftlich<br />

eine Erfolgsstory?<br />

Es gab und gibt natürlich immer wieder mal<br />

Rückschläge. Die Porzi gibt es nicht mehr, und<br />

kürzlich mussten wir zu Kenntnis nehmen,<br />

dass auch die Ammann Group in Langenthal<br />

Stellen streicht. Dies ist der Globalisierung<br />

und dem starken Franken geschuldet. Trotzdem:<br />

Ja, es ist eine Erfolgsgeschichte.<br />

Wo verlaufen eigentlich die Grenzen des<br />

Oberaargau? Oft scheint man sich da<br />

nicht ganz sicher zu sein.<br />

Heute sind die Grenzen klar: Der Oberaargau<br />

besteht aus den beiden alten Ämtern<br />

Wangen und Aarwangen, aus Bipp und einem<br />

Teil des Amtes Trachselwald. Mit der<br />

Bildung der neuen Verwaltungskreise sind<br />

2010 Huttwil, Eriswil, Wyssachen und Walterswil<br />

hinzu gekommen und gehören jetzt<br />

ebenfalls offiziell zum Oberaargau. Geografisch<br />

waren diese Ortschaften jedoch vorher<br />

schon oberaargauisch. Ebenso wie Dürrenroth,<br />

das eigentlich ebenfalls zum Oberaargau<br />

gehören müsste, aber im Verwaltungskreis<br />

Emmental geblieben ist.<br />

Weshalb ist dies so?<br />

Dies entzieht sich meiner Kenntnis. Kirchlich<br />

ist Dürrenroth beim Oberaargau geblieben.<br />

In Huttwil wird immer noch der «Unter<br />

Emmentaler» herausgegeben. Die Zeitung<br />

ist wichtig für die Region, ihr Name ist<br />

jedoch nicht geeignet, den Oberaargauern<br />

Identität zu stiften.<br />

Das stimmt zwar. Doch es ist, wie Sie sagen:<br />

die Lokalzeitungen, zu denen auch die Gratiszeitungen<br />

gehören, sind enorm wichtig für<br />

die Region und deren Identität. Vor allem,<br />

seit das Langenthaler Tagblatt zur Berner<br />

Zeitung, bzw. zur Tamedia-Gruppe gehört.<br />

Dazu eine kleine Geschichte. Im Zuge des<br />

Übergangs sollten grosse Teile des Archivs,<br />

in dem alle Artikel über den Oberaargau fein<br />

säuberlich abgelegt wurden, aber auch das<br />

Fotoarchiv, entsorgt werden. Glücklicherweise<br />

bekam ich davon Wind und konnte<br />

diese wertvollen Zeitzeugen<br />

retten. Heute<br />

wird alles im Stadtarchiv<br />

gelagert und ist<br />

einsehbar. Wenn ich<br />

zum Beispiel etwas<br />

über das frühere Regiment<br />

16 brauche, finde<br />

ich in diesem Archiv<br />

viele Artikel und Fotos.<br />

Wenn ich Sie richtig<br />

verstehe, orten Sie jedoch in diesem Bereich<br />

einen Mangel.<br />

Ich stelle fest, dass die Berner Zeitung unsere<br />

Region nicht mehr so abdeckt wie früher<br />

das Langenthaler Tagblatt. Dies erlaubt andererseits<br />

dem Unter-Emmentaler, sich neu<br />

auszurichten und zu expandieren. Heute ist<br />

der UE, was früher das Langenthaler Tagblatt<br />

für die Region war. Auch s’Positive trägt zur<br />

Identität der Region bei. Doch weder eine<br />

Regional- noch eine Gratiszeitung können<br />

in diesem Bereich den Lead übernehmen.<br />

Dafür ist die Berner Zeitung zu gross und hat<br />

zudem auch einen offizielleren Charakter.<br />

Doch dass diese Zeitung nach meinem Geschmack<br />

unsere Region zunehmend vernachlässigt,<br />

kann für uns nicht gut sein. Bei<br />

der Zeitung «Der Bund» ist es übrigens noch<br />

gravierender. In unserer Familie war früher<br />

der Bund das Leibblatt, weil diese Zeitung<br />

auch viel über unsere Region berichtete.<br />

Heute lesen wir darin nur noch wenig über<br />

den Oberaargau.<br />

Wie erklären Sie sich, dass die renommierte<br />

Zeitschrift «Bilanz» in ihrem Städte-<br />

Ranking Langenthal lediglich an 116. Stelle<br />

von 162 bewerteten Städten führt?<br />

Das ist mir ein Rätsel. Wir sind doch überall<br />

über dem Mittelmass. Hier kann man gut<br />

Ich stelle fest, dass die Berner<br />

Zeitung und «Der Bund» das Langenthal<br />

zunehmend vernachlässigen.<br />

Das kann für uns nicht gut sein.»<br />

leben und arbeiten. Die Stadt ist wirtschaftlich<br />

gut aufgestellt und hat in verschiedenster<br />

Hinsicht etwas zu bieten. Wir haben<br />

Kultur, das Stadttheater, und im Sport mit<br />

dem SC Langenthal und dem LV Langenthal<br />

zwei sportliche Aushängeschilder, die über<br />

die Region hinaus strahlen. Wir haben<br />

s’Positive 7 / 2017 9


SIMON KUERT<br />

auch Naherholungsgebiete. Eventuell gibt<br />

es Abstriche beim Verkehr, weil wir nicht<br />

direkt an der Hauptverkehrsachse liegen.<br />

Aber insgesamt kann ich dieses Ranking<br />

nicht nachvollziehen. Vielleicht müsste man<br />

sich überlegen, ob die Bewertung etwas mit<br />

dem Begriff Oberaargau zu tun hat.<br />

Langenthal galt lange Zeit als der Durchschnittsort<br />

der Schweiz. Dieser Durchschnitt<br />

scheint sich jetzt Richtung Zofingen<br />

verschoben zu haben.<br />

Das ist mir neu. Doch Zofingen hat Langenthal<br />

etwas voraus. Nämlich die schöne Altstadt.<br />

Zofingen war seinerzeit eine wichtige<br />

Berner Munizipalstadt mit einer bedeutenden<br />

Lateinschule. Langenthal war das nie.<br />

Meiner Meinung nach hätte sich Langenthal<br />

als grösstes Dorf der Schweiz verkaufen<br />

sollen. Langenthal hatte nie eine Stadtentwicklung,<br />

sondern war immer ein grosser<br />

Marktflecken im Zentrum der Schweiz. Der<br />

Charakter einer Stadt fehlt von seiner Geschichte<br />

her. Auch Huttwil, wenn auch viel<br />

kleiner, ist im Gegensatz zu Langenthal ein<br />

Städtchen.<br />

Stichwort Marketing, jetzt wieder auf den<br />

Oberaargau bezogen. Wir kennen die<br />

Webseiten oberaargau.ch und myoberargau.ch.<br />

Reichen diese Internetauftritte<br />

bereits als Marketingmassnahmen?<br />

«Im Langenthal kann man gut leben und arbeiten.<br />

Die Stadt ist wirtschaftlich gut aufgestellt und hat in<br />

verschiedenster Hinsicht etwas zu bieten. Wir haben<br />

Kultur, das Stadttheater und Sportvereine.»<br />

Der Auftritt von myoberaargau.ch ist gut.<br />

Frau Uschi Tschannen konnte diesen an<br />

mybern.ch anschliessen. Doch es fehlen in<br />

meinen Augen noch die Produkte. Zwar gibt<br />

es die Design-Tour und ein paar andere Angebote.<br />

Aber da wäre wohl noch mehr möglich.<br />

Woran denken Sie?<br />

Zum Beispiel an eine Kirchentour. Dieser<br />

Vorschlag ist nicht religiös gemeint, sondern<br />

kulturhistorisch. Hier haben wir viel zu bieten.<br />

Beispiele Dürrenroth oder Eriswil. Aus<br />

historischer Sicht bedeutend im Langetental<br />

sind auch die Kirchen von Rohrbach und<br />

Madiswil (erwähnt bereits 795) und auch<br />

Lotzwil wegen ihrer Innenausstattung. Dann<br />

vor allem die alten Kirchen von Wynau oder<br />

Oberbipp. Mit einbezogen werden müsste<br />

auch (als Höhepunkt) die Klosterkirche St.<br />

Urban. Verbinden liesse sich diese Tour mit<br />

Lesungen von Oberaargauer Schriftstellern<br />

und einem Orgelkonzert von einem unserer<br />

Oberaagauer Organisten. Dann gibt es viele<br />

private Anbieter von Kultur, die man in eine<br />

Marketingstrategie einbeziehen könnte.<br />

Zum Beispiel Reto Bärtschis Kunsthof in<br />

Wangenried oder Daniel Gaberells Oberaargauer<br />

Buchzentrum in Riedtwil. Der Amiet-<br />

Hesse-Pfad auf der Oschwand. Dies sind<br />

Dinge, die es sonst nirgends gibt. Und wir<br />

haben ein brach liegendes Schloss Aarwangen!<br />

In diesem liesse sich ein Oberaagauer<br />

Archiv, ein Informationszentrum über die<br />

lokale Wirtschaft, das Zivistandsamt mit Feiermöglichkeiten<br />

an der Aare u. a. m. verwirklichen.<br />

Das alles wäre möglich, wenn es der<br />

Kanton an eine lokale Kulturstiftung abtreten<br />

würde. Er müsste eigentlich daran ein<br />

Interesse haben, denn das Schloss und seine<br />

Räume stehen unter Denkmalschutz!<br />

Für Simon Kuert<br />

ist das Marketing<br />

fürs Langenthal<br />

noch ausbaufähig.<br />

10 s’Positive 7 / 2017


ZU VERMIETEN<br />

(ganz oder teilweise)<br />

• Produktionsräume/Büroräume/<br />

Lagerräume<br />

• Totale Nutzfläche 5000 m 2<br />

• 2 Anpass-Rampen<br />

• 43 Parkplätze<br />

• Autobahnanschluss A1 Niederbipp<br />

• Nahe Bahnhof Bannwil<br />

Niederbipp<br />

A1<br />

Kanton Bern<br />

5 Minuten<br />

mit dem Auto<br />

von der A1<br />

entfernt.<br />

Bannwil<br />

Kanton Solothurn<br />

Aare<br />

MB Immobilien AG<br />

Bahnhofstrasse 1 I 4914 Roggwil<br />

www.mb-immo.ch<br />

Tel. <strong>07</strong>9 431 56 42


NORDKOREA<br />

EIN FREUNDLICHES<br />

REICH DES<br />

BÖSEN<br />

Nordkorea ist ein geheimnisvolles, ja unheimliches<br />

«Reich des Bösen», das immer<br />

wieder in den Nachrichten auftaucht und<br />

trotzdem wissen wir kaum etwas über<br />

dieses Land. Eine Reise nach Nordkorea.<br />

Klaus Zaugg<br />

und Wanda<br />

Frischknecht mit<br />

einem nordkoreanischen<br />

Soldaten.<br />

12 s’Positive 7 / 2017


Pjöngjang, die<br />

Hauptstadt Nordkoreas<br />

– eine Stadt<br />

ohne Individualverkehr.<br />

TEXT & FOTOS: KLAUS ZAUGG UND WANDA FRISCHKNECHT<br />

Nach Nordkorea reisen? Die Reaktionen<br />

sind dramatisch. Von<br />

«Wahnsinn» über «völlig verrückt»,<br />

«habt ihr ein Testament<br />

hinterlegt?» bis zur Frage, ob<br />

so eine Reise «ethisch überhaupt vertretbar<br />

sei». Zumindest auf diese letzte Frage ist die<br />

Antwort einfach: Falls eine Reise in ein<br />

Land, das interkontinentale Raketen baut<br />

oder an Atombomben bastelt, nicht vertretbar<br />

ist, dann darf ich auch nicht nach Frankreich,<br />

China, Grossbritannien oder Russland<br />

reisen.<br />

Aber wir wollen nicht philosophieren.<br />

Diese Einleitung soll lediglich illustrieren,<br />

wie extrem die Vorurteile/Vorstellungen im<br />

Fall von Nordkorea sind. Es gibt wahrscheinlich<br />

kein anderes Land, über das wir<br />

so wenig verlässliche Informationen haben,<br />

das so sehr als «Schurkenstaat» gilt und<br />

darüber hinaus eine sozialistische Gesellschaftsform<br />

hat, die im Westen sowieso den<br />

Schwefelgeruch des Bösen hat. Und wer<br />

immer eine Geschichte über Nordkorea erzählt,<br />

kann der Phantasie freien Lauf lassen<br />

und aufs allerdramatischste übertreiben.<br />

Schwerlich wird sich jemand finden, der<br />

sagt: «Moment mal, ich war dort, so ist es<br />

nicht.» Und eine Klage auf Gegendarstellung<br />

ist nicht zu erwarten.<br />

WIE IST ES WIRKLICH?<br />

Und wie ist es wirklich? Das ist eine Frage,<br />

die mich schon lange beschäftigt hat. Ich<br />

habe zusammen mit meiner Freundin eine<br />

zehntätige Rundreise in dieses «Reich des<br />

Bösen» unternommen. Mir ist klar, dass zehn<br />

Tage nicht genügen, um ein so geheimnisvolles<br />

Reich auch nur im Ansatz zu erkunden.<br />

Es heisst, Nordkorea sei ein geheimnisvolles<br />

Land hinter sieben Vorhängen und der<br />

Fremde könne vielleicht hinter den ersten<br />

Vorhang sehen. Nicht einmal der südkoreanische<br />

Geheimdienst verfügt über verlässliche<br />

Informationen über die Vorgänge im<br />

Inneren seines Nachbarn. Dabei sind es von<br />

der südkoreanischen Hauptstadt bis zur<br />

Grenze bloss 60 Kilometer. Und der Begriff<br />

«Potemkinsches Dorf» ist mir vertraut. Die<br />

Redewendung geht zurück auf den russischen<br />

Feldmarschall Grigori Alexander Potemkin.<br />

Um Zarin Katharina II. zu beeindrucken<br />

hat er angeblich 1787 vor dem Besuch<br />

der Herrscherin in einem von ihm eroberten<br />

Gebiet entlang der Wegstrecke Dörfer aus<br />

bemalten Kulissen zum Schein errichtet. Um<br />

ein blühendes Land vorzutäuschen. Und<br />

s’Positive 7 / 2017 13


NORDKOREA<br />

aus Reisen in die einstige Sowjetunion ist<br />

mir klar, wie geschickt es autoritär regierte<br />

Staaten verstehen, den Besuchern nur das<br />

zu vermitteln, was vermittelt werden soll.<br />

Wir haben allerdings in Nordkorea in<br />

zehn Tagen über 1500 Kilometer zurückgelegt.<br />

Hauptsächlich auf dem Weg nach Wanson<br />

an der Ostküste, an die Demarkationslinie<br />

(die Grenze zu Südkorea), nach Norden<br />

in die Myohyang-Berge und in der weiteren<br />

Umgebung von Pjöngjang. An einer so langen<br />

Wegestrecke «potemkinsche Dörfer» zu<br />

bauen ist nicht ganz einfach.<br />

INDIVIDUALREISEN? FEHLANZEIGE<br />

Eine Reise nach Nordkorea ist eine Fahrt in<br />

ein zumindest oberflächlich freundliches<br />

«Reich des Bösen» und letztlich die Auseinandersetzung<br />

mit einer Tragödie, mit einem<br />

fatalen Irrtum der Geschichte. Nach zehn<br />

Tagen bleibt die mehr verwirrende als erhellende<br />

Erkenntnis, dass fast nichts so ist, wie<br />

ich es mir nach intensiver Lektüre über dieses<br />

Land vorgestellt hatte. Und dass vielleicht<br />

doch alles ganz anders ist. Wer sich nur auf<br />

das verlässt, was er sieht und hört, kann sich<br />

auch dramatisch täuschen.<br />

Individualtourismus ist in Nordkorea nicht<br />

möglich. Eine nur über die staatliche Tourismus-Organisation<br />

buchbare Reise ähnelt eher<br />

«Die Einreise ist überraschend<br />

einfach und unkompliziert, kein<br />

Vergleich mit der mühsamen Prozedur<br />

beispielsweise in Russland.»<br />

einem Staatsbesuch, zumindest einer Reise<br />

mit VIP-Status. Aber zum Normalpreis. Ab<br />

Peking kostet das Nordkorea-Abenteuer weniger<br />

als 4000 Franken pro Person.<br />

Die offizielle Reise beginnt mit dem Flug<br />

ab Peking. Regelmässige Flüge in die Hauptstadt<br />

Pjöngjang gibt es nur von Peking und<br />

Shenyang (eine Millionenstadt im Süden von<br />

China) aus. Eine UN-Resolution verbietet<br />

den Verkauf von Kerosin an Nordkoreas<br />

staatliche Airline «Air Koryo» und es besteht<br />

ein fast weltweites Lande- und Überflugverbot<br />

für ihre Maschinen.<br />

Aber alle herumgebotenen<br />

Schauergeschichten<br />

über diese angebliche<br />

«Schrott-Airline» sind<br />

frei erfunden und treffen<br />

nicht zu. Ich bin zwar<br />

kein Aviatik-Spezialist.<br />

Aber den Flug (Maschine,<br />

Komfort an Bord,<br />

Bedienung, Verpflegung,<br />

Start und Landung) habe<br />

ich nicht anders erlebt als einen Europa-Flug<br />

der Swiss. Einziger Unterschied: während<br />

des ganzen Fluges berieselt leicht melancholische<br />

koreanische Musik die Passagiere.<br />

Die Einreise? Ich rechnete mit mindestens<br />

einer Stunde, Leibesvisitationen und<br />

vollständigem Auspacken der Koffer durch<br />

ZUSATZINFOS<br />

Leben wie in einer Filmkulisse<br />

Die Hotelunterkünfte sind<br />

durchwegs gut bis sehr gut, so<br />

zwischen drei und fünf Sternen.<br />

In den Hotels gibt es fast<br />

nur ausländische Gäste. Niemand<br />

weiss, wie viele Touristen<br />

aus westlichen Ländern pro<br />

Jahr nach Nordkorea reisen. Es<br />

sind wahrscheinlich nicht viel<br />

mehr als 1000. Angeblich gehören<br />

die Schweizer zu den<br />

häufigsten Touristen, aber es<br />

dürften kaum viel mehr als 200<br />

pro Jahr sein.<br />

Bei diesem bescheidenen Tourismus<br />

stehen die «Westhotels»<br />

praktisch leer und der Hotelgast<br />

aus dem Westen kommt<br />

sich vor wie in einer Filmkulisse.<br />

Ganz besonders beim Fünf-<br />

Sterne-Luxushotel Hyangsan.<br />

Einem der exklusivsten Bauwerke<br />

in Nord korea. Nach einer<br />

über zweistündigen Fahrt von<br />

Pjöngjang aus nach Norden<br />

über die wellige Autobahn und<br />

eine Staub strasse erhebt sich<br />

auf einmal in der wunderschönen<br />

Landschaft des Myohyang-<br />

Gebirges ein nigelnagelneuer<br />

Hotelpalast. Wir sind die einzigen<br />

Gäste.<br />

So war es wohl im Winter im<br />

leerstehenden Overlock-Hotel<br />

in den Bergen von Colorado<br />

aus dem Film «Shining». Die<br />

Rezeption ist vollständig besetzt,<br />

als herrsche Hochbetrieb,<br />

die Hoteldiener in Phantasie-Uniformen<br />

stehen parat,<br />

die Bar hat geöffnet, der Shop<br />

auch. Aber es gibt nur uns<br />

zwei als Gäste. Das Zimmer<br />

hochmodern, blitzsauber (wie<br />

alle anderen Hotelzimmer übrigens<br />

auch). Mit Wanzen? Keine<br />

Ahnung. Vielleicht. Vielleicht<br />

nicht.<br />

Video-Überwachung? Vielleicht.<br />

Vielleicht nicht. Aber<br />

spielt es überhaupt eine Rolle?<br />

Und würde denn irgendjemand<br />

hier eine Unterhaltung in<br />

Schweizerdeutsch verstehen?<br />

Wenn es denn stimmt, dass<br />

Kim Jong-un in Bern eine internationale<br />

Schule besucht<br />

hat, würde wahrscheinlich nur<br />

er unsere Unterhaltung verstehen.<br />

Aber ein Staatsoberhaupt<br />

wird wohl besseres zu tun haben<br />

als das Berndeutsch eines<br />

Touristen für seinen Geheimdienst<br />

zu übersetzen.<br />

Wir essen im grossen Speisesaal<br />

unter Kronleuchtern und<br />

die freundliche Bedienung ist<br />

nur für uns da. Wenn ich Wasser<br />

einschenken will, steht sogleich<br />

ein charmantes weibliches<br />

Wesen da und schenkt<br />

ein. Das Essen ist, wie jeden<br />

Tag, reichlich. Koreanische Küche.<br />

Beim Frühstück, am Mittag<br />

und am Abend viel mehr<br />

als wir brauchen. So wird es<br />

einst gewesen sein, wenn die<br />

Königin und der König getafelt<br />

haben. Und einst dürften die<br />

Könige und Königinnen etwa<br />

gleich viel Abstand von ihren<br />

Untertanen, vom einfachen<br />

Das Fünfstern-<br />

Hotel Hyangsan<br />

mit zwei Gästen.<br />

Volk, gehabt haben wie wir zu<br />

den «gewöhnlichen» Koreanerinnen<br />

und Koreanern.<br />

Es gibt zwar kein offizielles<br />

«Kontakt-Verbot» und überhaupt<br />

wird geschickt vermieden,<br />

dass beim Gast das ungute<br />

Gefühl einer ständigen<br />

Kontrolle aufkommt. Nur beim<br />

Fotografieren gibt es klare Anweisungen.<br />

Es ist nicht erlaubt,<br />

Menschen bei der Arbeit zu fotografieren.<br />

Aber Vorschriften<br />

sind aus der Situation heraus<br />

sonst eigentlich gar nicht erforderlich.<br />

Die Menschen sind<br />

zwar keineswegs mürrisch, abweisend<br />

oder gar feindselig.<br />

Ganz im Gegenteil. Sie sind,<br />

ohne Worte, liebenswürdig,<br />

mit offenem Blick, freundlich<br />

und sehen die wenigen Touristen<br />

wohl eher als eine exotische<br />

Kuriosität ohne Bedeutung<br />

für ihren Alltag.<br />

Es wäre wahrscheinlich möglich<br />

gewesen, das Hotel zu<br />

verlassen und vielleicht sogar<br />

unbeobachtet einen Spaziergang<br />

zu unternehmen. Aber<br />

wer mag, der Landessprache<br />

und des Ortes gänzlich unkundig,<br />

in einem fremden Land am<br />

Abend aus dem Hotel heraus<br />

in die dunkle Nacht hinaus<br />

spazieren? Tourismus in Nordkorea<br />

hat etwas von einem<br />

Leben in einer Filmkulisse.<br />

14 s’Positive 7 / 2017


finstere Typen. Die ganze Angelegenheit<br />

war indes in weniger als zehn Minuten erledigt.<br />

Keine weiteren Fragen nach einem<br />

kurzen Blick in den Pass und ins Einreiseformular,<br />

das sich nicht von den Papieren<br />

unterscheidet, die bei der Einreise in fast<br />

alle aussereuropäischen Länder auszufüllen<br />

sind. Am Zoll bloss ein flüchtiger Kontrollblick<br />

in den Koffer ohne Nachfragen. Kein<br />

Vergleich zum mühseligen Einreiseprozedere<br />

ins einstige sozialistische Russland.<br />

Und viel zügiger als eine Einreise in die USA<br />

oder Kanada. Und gleich hinter dem Zoll<br />

wartet die Reiseleitung. Das soll ein «Reich<br />

des Bösen» sein?<br />

BEGLEITET VON DREI PERSONEN<br />

Zehn Tage lang fahren wir in einem Kleinbus,<br />

von drei Personen begleitet (beaufsichtigt?),<br />

durchs Land: Vom Chauffeur, einer Reiseleiterin<br />

und einem Reiseleiter, die beide Germanistik<br />

studiert haben und fliessend<br />

Deutsch sprechen. Durch meinen Visa-Antrag<br />

wissen die Behörden, dass ich Chronist<br />

bin. Ganz werde ich während der Reise nicht<br />

dahinterkommen, wie die Betreuung strukturiert<br />

ist. Der kluge Reiseleiter ist wahrscheinlich<br />

Parteimitglied in guter Position.<br />

Die Streitgespräche mit ihm über Geschichte<br />

und Sozialismus, Ideologie und Gesellschaft<br />

sind anregend.<br />

Chronist zu sein, bedeutet im Wortsinne<br />

einfach zu berichten, was zu sehen und zu<br />

hören ist. Frei von Vorurteilen und Wertungen.<br />

Ohne die Absicht zu belehren. Diese<br />

Methode ist eigentlich die einzige, um an das<br />

komplexe, bisweilen verwirrende Thema<br />

Nordkorea heranzugehen. Aber sie ist, natürlich,<br />

auch problematisch. Sie kann keinen<br />

Anspruch auf tiefe Erkenntnis und Wahrheit<br />

über die wahren Zustände erheben.<br />

WUNDERSCHÖNE LANDSCHAFTEN<br />

Nordkorea erlebt der Reisende als ein landschaftlich<br />

wunderschönes Land. Rund dreimal<br />

so gross wie die Schweiz. Zu 81 Prozent<br />

ein Berg- und Hügelland, das von tiefen und<br />

engen Tälern durchschnitten wird, aber nur<br />

ganz im Norden bis auf 2000 Meter ansteigt.<br />

An der Westküste gibt es eine grosse Küstenebene,<br />

die durch Urbarmachung von Marschland<br />

vergrössert wurde. Diese durchaus mit<br />

der Schweiz vergleichbare Topographie bedeutet,<br />

dass sich nur knapp ein Viertel der<br />

Fläche für intensive Landwirtschaft eignet.<br />

Die grünen Hügelzüge mahnen an ein asiatisches<br />

Emmental oder an das Auenland aus<br />

Tolkiens «Herr der Ringe». Das Klima ist extrem<br />

und hat grossen Einfluss auf die Ernteerträge:<br />

über 30 Grad feuchte Hitze im Sommer,<br />

bis zu 20 Grad Minus im Winter und<br />

die latente Gefahr von heftigen Regenfällen<br />

und Überschwemmungen.<br />

Pjöngjang war<br />

nach dem Krieg<br />

zerstört und wurde<br />

neu aufgebaut.<br />

Die Demarkationslinie<br />

zwischen Nordund<br />

Südkorea.<br />

Eine Landschaft wie<br />

in Tolkiens Auenland<br />

aus «Herr der Ringe».<br />

s’Positive 7 / 2017 15


NORDKOREA<br />

Altstadt von<br />

Kaesang, südlichste<br />

Stadt bei der<br />

Demarkations -<br />

linie.<br />

Breite Strassen –<br />

allerdings nur<br />

für Tram und Bus.<br />

Dahinter verbirgt sich allerdings eine Tragödie.<br />

Die wegen der Raketen- und Atomtests<br />

verhängten Sanktionen machen es der Regierung<br />

praktisch unmöglich, die Devisen zu<br />

erwirtschaften, um auf dem Weltmarkt Nahrungsmittel<br />

zu kaufen. Eine Bevölkerung von<br />

etwas mehr als 25 Millionen aus dem eigenen<br />

Land ernähren – das mahnt an den «Plan<br />

Wahlen». An die während des 2. Weltkriegs<br />

in der Schweiz unter der Leitung von Friedrich<br />

Traugott Wahlen geführte «Anbauschlacht».<br />

Jeder Flecken Erde wird bebaut.<br />

Vor allem Mais und Reis.<br />

Der Mangel an Erdöl erschwert allerdings<br />

eine hochmechanisierte Agrarindustrie so<br />

stark wie die dem Sozialismus innewohnende<br />

Schwäche, eine effiziente Landwirtschaft<br />

aufzubauen. Im Zentrum steht auf dem Land<br />

deshalb die Arbeit aus Tausenden und Abertausenden<br />

von Händen. Der Reiseleiter erzählt,<br />

dass jetzt gerade die «Generalmobilmachung»<br />

laufe. In dieser besonders arbeitsintensiven<br />

Zeit des Reis- und Maisanbaus<br />

gebe es 70 Tage lang keinen einzigen Sonntag.<br />

Dazu gehöre die Regel, dass alle, die Reis<br />

essen, auch beim Reisanbau helfen müssen.<br />

Mindestens eine Woche Landdienst sei für<br />

alle, auch die Stadtbewohner, obligatorisch.<br />

Zu den Besonderheiten gehört die Sechstagewoche<br />

für die Stadtbewohner und die<br />

Zehntagewoche für die Landbevölkerung.<br />

Weil die Landwirtschaft so arbeitsintensiv<br />

ist, haben die Bauern übers ganze Jahr nur<br />

jeden 11. Und nicht jeden 7. Tag frei. Selbst<br />

ein unpolitisch denkender Mensch erkennt<br />

einen grausamen Zynismus: Die Weltgemeinschaft<br />

hat durch die Sanktionen ganz<br />

massgeblichen Anteil am Hungerproblem in<br />

diesem Land, das vor allem die Kinder trifft<br />

– und versucht dann mit Hilfsprogrammen,<br />

finanziert aus Steuergeldern, zur Linderung<br />

der Not beizutragen. Wenn es denn je ein<br />

Beispiel dafür gegeben hat, dass Wirtschaftssanktionen<br />

nicht die Eliten sondern die «kleinen<br />

Leute» treffen – hier ist es.<br />

LAND OHNE AUTOS<br />

Eine Fahrt auf der Autobahn aus der Stadt<br />

hinaus aufs Land ist eine Fahrt in eine andere<br />

Zeit. Autobahn? Ja, die entsprechende<br />

Signalisation ist genau gleich wie bei uns.<br />

Und oft sind die Fahrbahnen auch richtungsgetrennt.<br />

Die Ränder werden von hunderten<br />

von Händen gepflegt, immer wieder sind<br />

Arbeitsgruppen unterwegs, die Gras schneiden<br />

oder Unkraut auszupfen. Es ist eine<br />

sozialistische Autobahn. Sie wird von allen<br />

16 s’Positive 7 / 2017


Zauberhafter Blick:<br />

Sonnenaufgang bei<br />

Wonsan.<br />

genutzt. Radfahrern, Ochsengespannen,<br />

Fussgängern, Lastwagen und Autos. Autos?<br />

Nordkorea dürfte das einzige Land ohne Individualverkehr<br />

sein. Ein Auto zu fahren ist<br />

zwar keineswegs verboten. Aber eine Benzinkutsche<br />

kostet umgerechnet auf unsere<br />

Verhältnisse mehr als 400 000 Franken. Da<br />

kommt der Gedanke, ein Auto zu erwerben,<br />

so wenig auf wie bei mir, einen Privatjet zu<br />

kaufen. Es gibt die an der Nummernschildfarbe<br />

zu erkennenden Kategorien: schwarz<br />

für Militärfahrzeuge, blau für offizielle Fahrzeuge<br />

(wie unser Touristenbus oder Taxis),<br />

grün für Diplomaten, rot für Vertreter von<br />

ausländischen Firmen und gelb für Privatfahrzeuge.<br />

Ein gelbes Nummernschild haben<br />

wir nie gesehen. Eine Besonderheit sind die<br />

Armeelaster, die wegen der Benzinknappheit<br />

mit Holzvergaser fahren. Atombomben und<br />

Holzvergaser. Auch das ist Nordkorea. Der<br />

optische Eindruck eines rein agrarischen<br />

Landes täuscht. Es gibt zwar keine verlässlichen<br />

Zahlen über die Wirtschaftsleistung.<br />

Die Planwirtschaft ist nach dem Zusammenbruch<br />

des Sozialismus in Osteuropa nicht<br />

reformiert, sondern gestärkt worden und es<br />

gibt keine sichtbare, offene, freie wirtschaftliche<br />

Tätigkeit. Auch nicht in Nischen wie im<br />

«Pjöngjang wirkt wegen des<br />

extremen Gegensatzes zum rückständigen<br />

Landleben unheimlich,<br />

fast wie eine Raumstation.»<br />

Sowjet-Sozialismus. Der Agrarsektor dürfte<br />

rund ein Viertel der Gesamtwirtschaft ausmachen.<br />

Aber es gibt offensichtlich trotz des weitgehenden<br />

Fehlens ausländischer Investoren<br />

eine leistungsfähige industrielle Basis, die<br />

weitgehend für den militärischen Sektor arbeitet.<br />

Es gibt sogar eine eigene Autoindustrie,<br />

die vor allem Laster und Kleinbusse<br />

produziert.<br />

«Stadtluft macht frei» ist ein Spruch aus<br />

alter Zeit bei uns. Es besagt, dass das Leben<br />

in der Stadt besser, freier ist. Das dürfte auf<br />

die rund 50 Städte mit mehr als 30 000 Einwohnern<br />

und vor allem auf die Hauptstadt<br />

Pjöngjang, die einzige Millionenstadt, zutreffen.<br />

Es ist eine der saubersten, ordentlichsten<br />

Millionenstädte, die ich je gesehen<br />

habe. In dieser Beziehung mindestens auf<br />

dem Niveau von Singapur oder Tokyo. Pjöngjang<br />

ist während des Korea-Krieges (1951<br />

bis 1953) von der US-Luftwaffe praktisch<br />

vollständig zerstört worden. Mit ziemlich<br />

genau einer Bombe für jeden der damals fast<br />

500 000 Einwohner.<br />

Auf den Reisenden wirkt Pjöngjang wegen<br />

des extremen Gegensatzes zum rückständigen<br />

Landleben auf eine ganz besondere<br />

Art und Weise unheimlich, fast wie<br />

eine Raumstation. Es gibt keinen «sanften<br />

Anfang», keinen allmählichen Übergang von<br />

der offenen Landschaft zur Grossstadt, keine<br />

weit ausgedehnten Vorstädte, keine sich<br />

lang hinziehenden Strassen mit Tankstellen<br />

und Läden wie im Westen. Grünes Land, und<br />

– nach einer oder zwei Armee-Kontrollposten<br />

– auf einmal taucht, wow, die Skyline<br />

auf. Unvermittelt, beinahe unwirklich wie<br />

eine Raumstation. In einer westlichen Gesellschaft<br />

würde unter diesen Voraussetzungen<br />

eine Landflucht einsetzen. Was hier<br />

offensichtlich nicht der Fall ist. Auf den<br />

Strassen gibt es mehrere Kontrollposten der<br />

Armee – in die Stadt kommt nur, wer einen<br />

entsprechenden Passierschein hat und aus<br />

der Stadt kommt auch nur, wer eine Bewilligung<br />

hat.<br />

DUNKELHEIT ÜBER DER STADT<br />

Pendler mit Privatautos gibt es keine. Das<br />

Fahrrad ist das wichtigste individuelle Verkehrsmittel,<br />

dazu Busse und Trams. Emsige<br />

Geschäftigkeit, aber keine<br />

Hektik in den Strassen.<br />

Fleissige Hände<br />

pflegen jede Grün fläche<br />

und Abfall liegt keiner<br />

herum.<br />

In der Nacht legt sich<br />

weitgehend Dunkelheit<br />

über die Stadt, um Strom<br />

zu sparen (Strom wird<br />

durch Wasser- und Kohlekraftwerke<br />

produziert). Die wenigen Restaurants<br />

schliessen spätestens um 21.30 Uhr.<br />

Es rockt nicht in Pjöngjang. Um mich nicht<br />

dem Vorwurf des Zynismus auszusetzen: Ich<br />

weiss nicht, ich kann es nicht wissen, wie<br />

freiwillig oder unfreiwillig die Menschen so<br />

leben wie sie leben. Der Chronist denkt bloss<br />

verwirrt: das ist ja wie bei der alten Lebensweisheit<br />

der Bauern aus dem Emmental und<br />

dem Oberaargau. Es ist am besten, sich zur<br />

gleichen Zeit wie die Hühner schlafen zu legen<br />

und am Morgen mit den Hühnern aufzuwachen<br />

und mit der Arbeit zu beginnen.<br />

ZUSATZINFOS<br />

Eine touristische<br />

Traumdestination?<br />

Der landschaftliche Reiz der Bergwelt<br />

und Badestrände an der Ostküste bieten<br />

eigentlich die Voraussetzungen für<br />

eine touristische Traumdestination.<br />

Gerade wegen der Nähe zu Japan<br />

würde der Tourismus wohl boomen<br />

wie in Italien oder Spanien. Dreimal<br />

haben wir gut zweistündige Bergwanderungen<br />

auf gut ausgebauten, gepflasterten<br />

Wegen unternommen. Und<br />

südlich von Wonsan gibt es unberührte,<br />

kilometerlange flache Sandstrände.<br />

Aber es gibt nur an einer Stelle einen<br />

Zugang bei einem Strandhaus. Badetuch<br />

mieten und ins Meer. Hier haben<br />

wir auf dem Weg nach Süden und auf<br />

dem Rückweg nach Norden einen<br />

Bade halt gemacht.<br />

Die Wassertemperatur ist ideal, der<br />

Sandstrand zieht sich flach ins Meer<br />

hinaus – perfekte Badebedingungen.<br />

Am Strand vielleicht zehn, fünfzehn<br />

Menschen. So war wahrscheinlich<br />

Baden am Mittelmeer zu den Zeiten,<br />

als Goethe die Toskana besucht hat.<br />

s’Positive 7 / 2017 17


WUSSTEN SIE SCHON<br />

WUSSTEN<br />

SIE SCHON?<br />

KLEINES HIRN, ABER<br />

Wie intelligent<br />

sind Vögel?<br />

Vögel können erstaunliches leisten und bezüglich<br />

Intelligenz mit Säugetieren mithalten.<br />

Krähen stellen Werkzeuge her, Elstern<br />

erkennen sich im Spiegel, Raben und Häher<br />

verstehen kausale Zusammenhänge, und<br />

viele Papageien können sogar fremde Laute<br />

erlernen. Setzt man dies in Relation mit den<br />

kleinen, nur wenige Gramm schweren Gehirnen,<br />

die noch nicht mal eine Gehirnrinde<br />

haben, kommt man ins Staunen. Wie kann<br />

das sein? Pavel Nemec von der Universität<br />

Prag hat gemeinsam mit einem internationalen<br />

Forscherteam die Gehirne von 28 Vogelarten<br />

untersucht und eine mögliche Erklärung<br />

gefunden: Die Nervenzellen der<br />

Vögel seien aufgrund einer besonders effizienten<br />

neuralen Architektur bis zu viermal<br />

dichter gepackt als bei Säugern. Deshalb<br />

bringen die Vögel extrem viele Neuronen in<br />

ihren kleinen Gehirnen unter. Mehr Neuronen<br />

bedeuten mehr Gehirnleistung. Ein Beispiel:<br />

Aras haben in ihren walnussgrossen<br />

Gehirnen fast so viele relevante Gehirnzellen<br />

wie Totenkopfgiraffen in ihren zitronengrossen<br />

Gehirnen.<br />

1<br />

18 s’Positive 7 / 2017


FRAUEN ODER MÄNNER<br />

Wer verkauft besser auf eBay?<br />

2<br />

Zwei israelische Forscherinnen sind der Frage<br />

nachgegangen, welche Rolle das Geschlecht<br />

bei Online-Auktionen spielt. Dafür<br />

haben die Soziologin Tamar Kricheli-Katz<br />

und die Ökonomin Tali Regevmehr über eine<br />

Million Verkäufe auf der Online-Plattform<br />

eBay verglichen. Bei den Deals ging es um<br />

420 in den USA besonders beliebte Produkte.<br />

Dabei fanden die Forscherinnen heraus,<br />

dass Frauen beim Verkauf die deutlich tieferen<br />

Preise erzielten als Männer. Und zwar<br />

bei Käuferinnen und Käufern. Bei neuwertigen,<br />

originalverpackten Produkten waren<br />

die Unterschiede mit 20 Prozent eklatant.<br />

Aber auch bei gebrauchten Produkten erzielten<br />

die Männer um 17 Prozent höhere Preise.<br />

Die Gründe können die Wissenschaftlerinnen<br />

nur vermuten: Sie gehen davon aus,<br />

dass Kunden hinter weiblichen Verkäufern<br />

geringeres Know-how, weniger Zuverlässigkeit<br />

und sogar schlechtere Qualität erwarten.<br />

Allerdings: bei Babykleidung und Tiernahrung<br />

schnitten die Frauen besser ab.<br />

Fotos: shutterstock.com/Maciej Czekajewski/Chonlachai/Izabela Magier<br />

3<br />

WIRKEN WIR INTELLIGENTER AUF ANDERE...<br />

...wenn wir lächeln?<br />

Es ist doch ganz klar: Ein ehrliches Lächeln<br />

wirkt kommunikativ, steckt an, macht glücklich<br />

und wirkt intelligent. Sollte man meinen.<br />

Teilweise stimmt dies auch: In der<br />

Schweiz, Deutschland, Österreich, Grossbritannien<br />

Ägypten und den Philippinen ist das<br />

so. Hier werden froh wirkende Menschen<br />

tendenziell als intelligenter eingestuft. Doch<br />

in Frankreich, Russland, Japan, Südkorea,<br />

Iran und in manchen Gegenden Indiens ist<br />

das Gegenteil der Fall. Dort nimmt man lächelnde<br />

Menschen eher als dumm wahr.<br />

Herausgefunden hat dies ein Forschungsteam<br />

um den Warschauer Psychologen Kuba Krys<br />

von der polnischen Akademie der Wissenschaften.<br />

Sie zeigten 5216 Studenten aus 44<br />

Ländern Fotos von acht verschiedenen Menschen,<br />

je einmal lächelnd und einmal mit<br />

neutralem Gesichtsausdruck. In 18 der 44<br />

Länder wurde die Intelligenz lächelnder<br />

Menschen eher positiv bewertet, in sechs<br />

Ländern jedoch eher negativ. In den restlichen<br />

20 Ländern war der Einfluss des Gesichtsausdrucks<br />

statistisch irrelevant.<br />

s’Positive 7 / 2017 19


GESCHICHTE<br />

SCHULDIGE FÜR NATURKATASTROPHEN<br />

Feuersbrünste, Naturkatastrophen, Epidemien oder andere<br />

Katastrophen in den Dörfern und Städten verstand<br />

man im Mittelalter und in der Renaissance als Folge des<br />

Wirkens von Menschen mit besonderen Kräften. Sie, die<br />

«sägner und tüffelsschwörer», die «Hexen und Hexenmeister»<br />

waren als Instrumente des Teufels verantwortlich<br />

für das Unglück im Ort und die dunklen Seiten des<br />

Lebens. Glück und Segen in einer dörflichen Gemein-<br />

HEXEN-<br />

VERFOLGUNGEN<br />

IM OBERAARGAU<br />

Verfolgt, gefoltert, verbrannt, oder bei milderer<br />

Bestrafung ertränkt. So verfuhr man im Mittelalter<br />

nicht nur im Oberaargau mit Hexen. Eine Chronik<br />

der Grausamkeiten.<br />

TEXT: BRUNO WÜTHRICH<br />

FOTOS: ZVG<br />

Was soll daran positiv sein, werden Sie<br />

sich als Leser vielleicht fragen. Denn<br />

schliesslich lesen Sie ja s’Positive. Verfolgungen,<br />

Folterungen, Tod durch<br />

Verbrennen oder Ertränken – das können<br />

wir drehen und wenden, wie wir wollen. Einen positiven<br />

Ansatz können wir darin beim besten Willen nicht<br />

finden. Doch auch diese grauenvollen Praktiken gehören<br />

zu unserer Geschichte. Und diese wiederum hat damit zu<br />

tun, wie wir geworden sind. Sich mit der Geschichte zu<br />

befassen ist immer positiv. Und interessant dazu.<br />

Im Buch «1200 Jahre Madiswil von Simon Kuert (siehe<br />

auch das Interview ab Seite 4) stiess ich im Kapitel<br />

«Umgang mit Minderheiten» auf die Hexenverfolgungen.<br />

Simon Kuert stellte mir dann die nötigen Unterlagen für<br />

diesen Artikel zur Verfügung.<br />

20 s’Positive 7 / 2017


Foto: shutterstock.com/Asmus Koefoed<br />

schaft begriff man als die Frucht von wahrer christlicher<br />

Disziplin. Das «Christliche Mandat» vom 6. Januar 1587<br />

verlangte in Bern von den dörflichen Chorgerichten die<br />

besondere Sorge um die «christliche disciplin». Die<br />

Wächterschaft darüber wurde den Pfarrherren und Chorrichtern<br />

übertragen. Darunter fiel das Überwachen von<br />

Menschen, die der allgemeinen Norm nicht entsprachen.<br />

Im Blickfeld waren jedoch nicht nur die Hexen und Hexenmeister,<br />

sondern auch die Täuffer, die mit ihrem<br />

Denken und Handeln die kirchlichen und staatlichen<br />

Lehr- und Glaubenssätze in Frage stellten. Den Amtsleuten,<br />

den Pfarrern und der Dorfehrbarkeit wurde ans Herz<br />

gelegt, solche Menschen aufzustöbern. Sie taten es.<br />

In den Rechnungsbüchern des Landvogts von Aarwangen<br />

finden wir viele Hinweise auf grauenvolle Verfolgungen<br />

von Frauen – aus diesem Amt. Es sind nur knappe Notizen.<br />

Doch was wir der Amtsrechnung von 1575 entnehmen<br />

können, lässt uns das Blut in den Adern gefrieren.<br />

Vermutlich war es der damalige Pfarrer Andreas Bäckli,<br />

der dem Landvogt von Aarwangen, Anton von Graffenried,<br />

den Hinweis gab, dass die beiden Frauen Eva<br />

Zingg und Christina Zumstein aus Madiswil der Hexerei<br />

verdächtigt werden. Bäckli hatte schliesslich 1547 treu<br />

geschworen, alle die «Dinge, so uns vorbehalten sind»<br />

treu einzuhalten. Dazu gehörte der Vollzug der obrigkeitlichen<br />

Mandate im Dorf.<br />

Das Verbrennen<br />

von Frauen war vor<br />

450 Jahren auch in<br />

der Schweiz weit<br />

verbreitet.<br />

s’Positive 7 / 2017 21


GESCHICHTE<br />

Von Graffenried ritt nach Madiswil, fand die beiden Frauen<br />

und liess sie ins Schloss bringen. Dort wartete grosses<br />

Leid auf sie. Der Wasemmeister von Rütschelen musste<br />

seines Amtes walten und «gedachten Unhulden» foltern.<br />

Er erhielt dafür seinen Lohn.<br />

Während des Folterns wurden die Frauen verhört.<br />

Eva Zingg nannte eine Mitbeteiligte, die sofort auch aufgestöbert<br />

und ins Schloss gebracht wurde. «Dann habend<br />

die Amtleut von Madiswil die Anna Wallner gefangen<br />

bracht». Ebenso eine Ursula Buri. Sie erwies sich in den<br />

Gesprächen als besonders hartnäckig. Sie wird als «übelste<br />

der Hexen» beschrieben. Leider wissen wir nicht, was<br />

man den Frauen genau vorwarf. Die Protokolle der Befragungen<br />

sind in den Amtsrechnungen nicht erhalten.<br />

Bekannt ist jedoch, dass die Ursula Buri von einer Hebamme<br />

besucht wurde. Man entlöhnte die Geburtshelferin<br />

für ihren Gang. War die Madiswilerin schwanger?<br />

Hat sie gar im Schloss geboren? Wenn dem so war, so<br />

hat das Kind seine Mutter nie kennengelernt. Denn der<br />

Landvogt schickte das Protokoll der Befragung nach<br />

Bern und ein Reiter kam mit der Botschaft zurück: Ursula<br />

Buri ist «mit dem Wasser zu richten». Und der Landvogt<br />

notierte in sein Rechnungsbuch: «Die ertränkte<br />

Frauw ze vergraben gab ich 1 Pfund 10 Schilling». Warum<br />

Ursel Buri ertränkt wurde und drei andere Frauen<br />

auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden, ist unklar.<br />

Ertränken galt als die mildere Strafe als Verbrennen.<br />

Übte man Milde, weil die arme Ursel Buri von ihrer Geburt<br />

her noch geschwächt war?<br />

Während der Folterungen wurden aus Ursula Buri<br />

weitere Frauennamen herausgepresst: «Item, als uf Angeben<br />

der Ursel Buri die Dichtli Schär, Margret Tschupp<br />

und Dichtli Küffer fenglich angenommen und hargeführt<br />

worden, ist mit dem Amtlüthen ufgangen 2 Pfund.» Von<br />

Dichtli Schär ist bekannt, dass sie nach 25 Tagen Gefangenschaft<br />

«mit dem Für» gerichtet worden ist. Am Ende<br />

des Jahres notiert der Aarwanger Seckelmeister in seiner<br />

Rechnung: «Denn so ist Eva Zingg und Christina Zumstein,<br />

die beid verbrönnten Unglücklichen 23 Tag gefangen<br />

gelegen».<br />

Das Jahr 1575 war ein trauriges Jahr in der Dorfgeschichte<br />

von Madiswil. Nicht weniger als acht Frauen<br />

wurden im Laufe des Jahres gefangen genommen. Drei<br />

erlitten den grauenhaften Feuertod. Eine wurde in der<br />

Aare ertränkt. Die schrecklichen Ereignisse fanden bereits<br />

18 Jahre später seine Fortsetzung. Das Christliche Mandat,<br />

«Im Jahr 1575 wurden allein in<br />

Madiswil drei Frauen verbrannt und<br />

eine in der Aare ertränkt. 18 Jahre<br />

später ging der Terror von Neuem los»<br />

das die Forderung nach christlicher Disziplin erneuerte,<br />

war 1587 erschienen. Teufelbeschwörung und Hexerei<br />

waren Vergehen, die besonders geahndet werden mussten.<br />

Und so lesen wir 1592 in der Rechnung des Landvogts<br />

Hans Weyermann: «Erstlich wie Agnes Mey, Cecilia ihr<br />

Sohnsfrouw, beyd von Madiswyl, Häxerey halben in grossem<br />

Geschrey gsin, han ich ihrs Wandels halben Kundschaft<br />

ufgenommen und sy ernstlich inzüchen lassen». Diesmal<br />

hatte der Wasemmeister von Rohrbach die traurige Pflicht,<br />

die beiden Frauen foltern zu müssen: «Dem Wasemmeister<br />

gegeben, die vermelten wyber ze foltern».<br />

Den «Hexen»<br />

wurde auch<br />

Eninfluss aufs<br />

Wetter vorgeworfen.<br />

Das «Christliche Mandat» ist ein Dokument<br />

des Terrors.<br />

22 s’Positive 7/ 2017


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GESCHICHTE<br />

Sie hielt die Folterungen nicht aus und nahm sich in der<br />

Gefangenschaft das Leben (selbst lyblos getan).<br />

Wie es der Brauch war, wurde sie als Selbstmörderin<br />

unter dem Galgen vergraben. Zum letzten Mal wurde<br />

1614 eine «Margaret Bützberger wegen bezeugter Hexerey<br />

fenglich eingebracht». Nach mehrmaliger Folterung<br />

hatte auch sie sich dann am 3. April 1614 «mit Hilf des<br />

leidigen Satans selbst lyblos gemacht».<br />

Ertränken galt allgemein als die mildere Strafe<br />

als verbrennen.<br />

Die Folgen der durch die Folterungen erpressten Geständnisse<br />

liess nicht auf sich warten: «Uff Donstag, den 24.<br />

Augustmonat 1592 sind die obgemelten zwo Frauwen zu<br />

Aarwangen mit dem Für gerichtet und zuvor für recht<br />

gestellt» worden. Der Prädikant und der Weibel aus Madiswil<br />

nahmen an der Hinrichtung teil. Sie erhielten vom<br />

Landvogt das Fahrgeld und wurden von ihm verköstigt.<br />

Diese Hinrichtungen wurden öffentlich vorgenommen.<br />

Es wohnten dem grässlichen Schauspiel nicht nur<br />

die Amtspersonen bei, sondern auch diverse Schaulustige.<br />

Aus dem ganzen Amt fanden sich Neugierige beim<br />

Schloss ein. Die Rechnungen des Landvogts aus diesen<br />

Jahren verraten, dass der Posten der Ausgaben für das<br />

Aufspüren, das Verköstigen und Foltern in der Gefangenschaft<br />

und schliesslich für die Hinrichtung in der<br />

Jahresrechnung zuweilen einer der grössten Ausgabeposten<br />

war. Das zeigt die Wichtigkeit, welche die Obrigkeit<br />

einer einheitlichen sittlichen Ordnung beimass. Was<br />

ihr nicht entsprach, musste eliminiert werden.<br />

Von dem rigorosen Durchgreifen beim Abfall von der<br />

Norm, waren nicht nur Frauen aus Madiswil betroffen:1596<br />

traf es Adele Born aus Bleienbach. Auch sie<br />

wurde aufgestöbert, ins Schloss gebracht und gefoltert.<br />

«Bald war eine Hexe oder ein Hexer<br />

gefunden und schon war man eine<br />

verhasste Nachbarin oder einen<br />

unliebsamen Verwandten los.»<br />

DENUNZIATION WAR AN DER TAGESORDNUNG<br />

Auch Margarethe Bützberger fand ihre letzte Ruhestätte<br />

unter dem Galgen. Im Amt Aarwangen wurden in der<br />

Zeit zwischen 1574 und 1591 insgesamt 19 Frauen hingerichtet,<br />

sei es durch Ertränken, Enthauptung oder<br />

durch Verbrennen auf dem Scheiterhaufen.<br />

Ähnliches wie im Amt Aarwangen geschah auch in<br />

der Landvogtei Wangen. Wir wissen, dass allein im Jahr<br />

1591 sieben Frauen vor dem Schloss verbrannt wurden.<br />

Beinahe hätte es in diesem Jahr auch die Langenthaler<br />

Bärenwirtin erwischt. Auch sie wurde gefangen genommen<br />

und in Wangen eingekerkert, Sie aber entging der<br />

Verbrennung, «weil die Besichtigung des Körpers kein<br />

Resultat ergab und weil die Denunziantin ihre Beschuldigung<br />

zurückzog, als die Bärenwirtin bereits auf dem<br />

Scheiterhaufen war.»<br />

Für die Hexenprozesse vom Ende des 16. Jahrhunderts<br />

in Aarwangen und Wangen gilt, was Franz Rueb<br />

in seiner Schweizergeschichte des Teufelswahns für die<br />

Prozesse im Schweizerischen Mittelland zusammenfassend<br />

schreibt :«Der sogenannte Leumundsprozess war<br />

hier das übliche Verfahren gegen Hexen. Amtspersonen<br />

wurden gebeten oder aufgefordert, über verdächtige<br />

oder angeschuldigte Personen Erkundigungen einzuziehen.<br />

Anzeigen konnte jeder jede und als Angeschuldigte<br />

kamen fast jede oder jeder in Frage. Bald war<br />

eine Hexe oder ein Hexer gefunden oder gemacht, und<br />

schon war man eine verhasste Nachbarin oder einen<br />

unliebsamen Verwandten los. Die Delinquenten wurden<br />

zu Pferd vom Land in die Stadt gebracht. Dort wurde<br />

die Untersuchung vom Rat, einer Ratsdelegation vorgenommen.<br />

Die Eingezogenen wurden ins Gefängnis<br />

geworfen. Wollten sie nicht gestehen, wurden sie gefoltert.<br />

Ein Todesurteil wurde nur ausgesprochen, wenn<br />

ein Geständnis vorlag. Die zum Tode Verurteilten wurden<br />

auf eine Leiter gebunden und lebend ins Feuer geworfen...wie<br />

in den meisten Orten waren die gemilderten<br />

Strafausführungen die Enthauptung, das Erwürgen oder<br />

das Ertränken.»<br />

Der Hexenwahn war im 16. Jahrhundert nicht nur in<br />

den Oberaargauer Landvogteien anzutreffen. Im Dezember<br />

1587 etwa wurde in Thun Margaretha Wyss, eine in<br />

Hünibach wohnende betagte Walliserin «mit dem Für<br />

24 s’Positive 7 / 2017


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GESCHICHTE<br />

Vom Teufel geführt:<br />

So stellte man sich<br />

Hexen vor.<br />

Zeitgenössisches Bild einer Hexenverbrennung im<br />

Oberaargau.<br />

gerichtet». Aufgrund der Beschuldigung, sie stehe mit<br />

dem Teufel im Bund, wurde sie gefoltert und es wurden<br />

ihr Geständnisse abgepresst.<br />

Vor allem im Waadtland häuften sich die Hexenprozesse.<br />

Zwischen 1591 bis 1595 richtete man insgesamt<br />

56 Frauen als Hexen hin – in den folgenden fünf Jahren<br />

waren es gar 255. Auch im 17. Jahrhundert grassierte<br />

der Hexenwahn im bernischen Hoheitsgebiet unvermindert<br />

weiter. In der Landvogtei Chillon wurden 1613<br />

innert vier Monaten 27 Todesurteile gefällt. In der<br />

Waadt vor allem unter dem Einfluss calvinistischer<br />

Prediger.<br />

DAS «VERSAGEN» DER PFARRER<br />

Auch in unserer Region glühten die Hexenbrände weiter.<br />

Der Rat von Burgdorf erliess nach Ostern 1615 auf<br />

Drängen der Geistlichkeit einen Haftbefehl gegen zwei<br />

Frauen, die mit dem Teufel im Bunde stehen und Hexenkünste<br />

verübt haben sollen. Da Marter und Folter<br />

kein Geständnis erwirkten, die Zeugen jedoch bei ihren<br />

Aussagen blieben, wurden die Torturen nach einer Woche<br />

bei der nun wieder verhörfähigen Angeklagten<br />

wiederholt.<br />

Am Körper der beiden Frauen fand man «argwöhnige<br />

gezeichen». Es waren, so vermutete man «des leidigen<br />

Satans griffs und signatur». Sofort war klar, die beiden<br />

Frauen sind Hexen. Hierauf konsultierten die Burgdorfer<br />

den Rat zu Bern. Dieser gab die Anweisung die beiden<br />

Frauen nochmals zu foltern. Darauf wurden sie ohne<br />

Nahrung eingekerkert. Den Angehörigen allerdings erlaubte<br />

man, die Eingemauerten zu ernähren. Beide starben<br />

im Oktober desselben Jahres.<br />

Aus Aarwangen vernehmen wir, dass im Jahre 1662<br />

zwei Frauen aus Herzogenbuchsee verbrannt wurden.<br />

Die eine habe dem Schulmeister, die andere dem Pfarrer<br />

die Kühe verhext. Es war die Pflicht der Pfarrer, solche<br />

angebliche Taten anzuprangern und die einzelnen Menschen,<br />

die sie begangen haben sollen, zu verklagen und<br />

einen Prozess – meist mit tödlichem Ausgang – in Gang<br />

zu setzen. Offenbar kamen sie ihrer Pflicht nicht immer<br />

genügend nach. Denn die Regierung tadelte die Prediger<br />

selber oft. Sie sah in ihrer mangelhaften Amtssführung<br />

die Ursache dafür, dass Aberglauben und Hexerei sich<br />

breit machen konnte. Würde das Gotteswort mit mehr<br />

Inbrunst und Engagement in den Dörfern verbreitet,<br />

könnten Hexerei und Teuflesbeschwörung vermieden<br />

werden.<br />

So nannte z. B. der Convent in Bern (Stadtpfarrer<br />

und Professoren) 1651 als Ursache der zunehmenden<br />

Hexerei mit freimütiger Offenheit das Versagen der Pfarrer<br />

und den mangelnden Zustand der Kirche. «Wenn<br />

aller Orten eiferige Prediger weren, welche insonderheit<br />

im Catechisiseren sich bemühen, auch wol etwan dergleichen<br />

Leuten Heuser visitieren, ihnen zusprechen,<br />

die Kinder ihres Bättens halber befragen würden: wann<br />

man nit unterliesse, fleissige Schulmeister auf den Dörfern<br />

anzustellen» – dann würden auch bessere Zustände<br />

herrschen.<br />

Die Aufforderung führte mancherorts zu einer verbesserten<br />

katechetischen Bildung. So verfassten z. B.<br />

«Die Regierung tadelte auch Prediger<br />

recht oft. Mangelhafte Amtsführung<br />

wurde als Ursache für Aberglauben<br />

und Hexerei angesehen.»<br />

viele Dorfpfarrer eigene, auf die Situation in den Dörfern<br />

abgestimmte Katechismen. In Madiswil z. B. Johann<br />

Heinrich Ringier, von 1669 – 1686 Pfarrer in Madiswil.<br />

Er schrieb 1676 eigens einen Katechismus, der die christliche<br />

Bildung des Volkes heben sollte: «Der Kern des<br />

Christentums» – so nannte er sein Buch. Sein Bemühen,<br />

die Jugend und die Erwachsenen im christlichen Glauben<br />

besser und volksnah zu unterrichten, schien Erfolg gehabt<br />

haben. In der Zeit seines Wirkens wurden jedenfalls<br />

kaum Gemeindeglieder wegen Aberglauben und Hexerei<br />

vor das Chorgericht gestellt.<br />

26 s’Positive 7 / 2017


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SPORT<br />

Langenthals<br />

Ordnung gegen<br />

Oltens<br />

Rock’n’Roll<br />

Vieles spricht dafür, dass die sportliche<br />

Rivalität zwischen Olten und Langenthal in<br />

der neuen Saison heftig sein wird. Der<br />

neutrale Chronist zeigt auf, warum Oltens<br />

Rock’n’Roll in der Qualifikation besser sein<br />

wird als Langenthals Ordnung.<br />

Raphael Galliker,<br />

als Speedy die<br />

Powermaus das<br />

Maskottchen des<br />

EHCO.<br />

TEXT: KLAUS ZAUGG<br />

FOTOS: MARCEL BIERI<br />

Ohne grosses Getöse in den Medien<br />

hat sich das Machtzentrum<br />

der NLB (neu Swiss League) in<br />

den Oberaargau und das angrenzende<br />

Mittelland verlagert.<br />

Ja, die «Kraftorte» der Liga liegen nur gut 20<br />

Kilometer auseinander: Olten und Langenthal.<br />

Der SC Langenthal ist der NLB-Titelverteidiger.<br />

Die Langenthaler haben ihre spielerische<br />

Substanz an der Transferbörse behauptet.<br />

Aber keinen sportlichen Kursgewinn<br />

erzielt. Der EHC Olten ist bereits in den<br />

Viertelfinals schmählich am späteren Fina-<br />

Die Langenthaler behaupteten<br />

ihre Substanz an der Transferbörse<br />

– aber ohne Kursgewinn. Der EHC<br />

Olten hat kräftig aufgerüstet.<br />

listen Rapperswil-Jona gescheitert und hat<br />

kräftig aufgerüstet. Ja, kein anderer Klub der<br />

gesamten Nationalliga (also der zwei höchsten<br />

Spielklassen) hat sich auf dem Transfermarkt<br />

so verstärkt. Olten rockt. Die Unternehmenskulturen<br />

der beiden Klubs unterscheiden<br />

sich inzwischen beträchtlich. Olten<br />

ist so etwas wie eine ehrgeizige NLB-Antwort<br />

auf den HC Lugano. Mit der spielerischen<br />

Substanz zum NLB-Meister und Aufsteiger,<br />

mit einer bäumigen Infrastruktur. Aber auch<br />

mit einem unterschätzen Konfliktpotenzial<br />

zur Chaos-Saison und lustvollem Hüst und<br />

Hot im Management. Trainer- und Ausländerwechsel<br />

inklusive.<br />

Langenthal ist die nach<br />

calvinistischen Prinzipien<br />

geführte Hockeyfirma («Beten<br />

für ein Stadion und arbeiten<br />

für die Siege auf dem<br />

Eis»). Gut strukturiert und<br />

mit bemerkenswerter Kontinuität<br />

im Management.<br />

Oltens Bürogeneral Peter<br />

Rötheli (mit dem Ex-Hockeystar André<br />

Rötheli nicht verwandt) mahnt ein wenig an<br />

eine Hockey-Antwort auf Fredy Bickel. Langenthals<br />

Manager Gian Kämpf eher eine<br />

NLB-Variante von Marc Lüthi, aber weniger<br />

machtbewusst, eitel und charismatisch.<br />

Aber wie sehen die Mannschaften aus?<br />

Gehen wir Position um Position durch.<br />

TORHÜTER<br />

Wie gut ist Marco Mathis (28) wirklich? Das<br />

mag nun eine gar vorwitzige Frage gerade<br />

eines oberaargauischen Chronisten sein.<br />

Hier geht es um den NLB-Meistergoalie!<br />

Respekt bitte! Keine Polemik! Aber kein<br />

Schelm, wer überlegt: Hat der SCL die NLB-<br />

Meisterschaft dank oder trotz seines Goalies<br />

gewonnen? Tatsächlich ist der ruhige Stilist<br />

ein Torhüter, über den wir sagen können:<br />

Wir haben nicht dank ihm gewonnen. Aber<br />

über den wir eben auch nie sagen müssen:<br />

Wir haben wegen ihm verloren. Olten hat<br />

für die Torhüterposition einen «Kaiser-Transfer»<br />

getätigt: Aus Biel kommt Simon Rytz<br />

28 s’Positive 7 / 2017


(33). Weil er keine Chance hat, hinter dem<br />

ehemaligen NHL-Titanen Jonas Hiller je wieder<br />

zum Zuge zu kommen, hat er den noch<br />

laufenden Vertrag aufgelöst und macht nun<br />

einen Karriere-Kickstart in Olten. Wahrscheinlich<br />

ahnen nicht einmal die Oltner,<br />

welch guten Mann sie da geholt haben. Simon<br />

Rytz war in den letzten Jahren einer<br />

der meistunterschätzen Torhüter der höchsten<br />

Spielklasse. Ein guter Stilist, körperlich<br />

und hockeyseelisch enorm robust und ein<br />

leidenschaftlicher Kämpfer. Er ist dazu in der<br />

Lage, NLB-Spiele im Alleingang zu gewinnen<br />

und sein Team in die NLA zu hexen.<br />

Fazit: Klarer Vorteil Olten.<br />

VERTEIDIGUNG<br />

Trainer Bengt-Ake Gustafsson ist zwar ein<br />

hochbegabter taktischer Ordnungsmacher.<br />

Aber der neutrale Chronist hat trotzdem gewisse<br />

Bedenken. Die Oltner Abwehr trägt<br />

irgendwie den Keim des Ausrastens und des<br />

Chaos in sich. Ja, ja, Joel Fröhlicher (35) ist<br />

mit seiner Erfahrung aus mehr als 700 Nationalliga-Partien<br />

ein guter Zuzug. Aber der<br />

freundliche Haudegen neigt auf dem Eis zu<br />

übertriebener Härte und lässt sich provozieren.<br />

Und er ist inzwischen einer der langsamsten<br />

Verteidiger der Liga. Ja, ja, Langnaus<br />

ehemaliger Nationalverteidiger Simon<br />

Lüthi (30) ist ein guter Zuzug. Aber der<br />

schussgewaltige, sanfte Titan ist im Karriereherbst<br />

nicht flinker und «böser» geworden.<br />

Langenthals Abwehr um den Haudegen<br />

Philippe Rytz (der Bruder von Oltens Goalie)<br />

steht nominell ungefähr auf Augenhöhe der<br />

Oltner. Sie ist aber besser eingespielt, im<br />

Kollektiv sicherer, neigt eher zu gut strukturierter<br />

defensiver Marschmusik als zu wildem<br />

Abräumer-Rock’n’Roll.<br />

Fazit: Leichte Vorteile für Langenthal.<br />

STURM<br />

Die Oltner haben enormen offensiven Unterhaltungswert.<br />

Auf und neben dem Eis. Das<br />

Potenzial ist verheissungsvoll. Die beiden<br />

ZUSATZINFOS<br />

SC Langenthal<br />

Coaching-Staff:<br />

Per Hanberg (SWE, 50, neu),<br />

Noel Guyaz (CH, 45, bisher)<br />

Ausländer:<br />

Brent Kelly (CAN, 35, bisher),<br />

Jeff Campbell (CAN, 36, bisher)<br />

Zuzüge:<br />

Tom Kohler (V, 24, Univ. of Guelph),<br />

Robin Leblanc (S, 34, La Chaux-de-<br />

Fonds), Giacomo Dal Pian (S, 24, Ticino<br />

Rockets), Patrick Schommer (S, 28,<br />

Red Ice Martigny).<br />

Abgänge:<br />

Jason O’Leary (Headcoach, neu als<br />

Assistent bei Servette), Marc Kämpf<br />

(SC Bern), Vincenzo Küng (La Chauxde-Fonds),<br />

Josh Primeau (Rapperswil),<br />

Arnaud Montandon (Ajoie), Marco<br />

Schüpbach (Rücktritt)<br />

s’Positive 7 / 2017 29


SPORT<br />

SCL-Hüter Marco<br />

Mathis beim Versuch,<br />

den Puck zu<br />

entschärfen.<br />

Tim Stapleton hat in den letzten<br />

sieben Jahren für 12 Teams gespielt.<br />

Anpassungsfähigkeit oder<br />

doch eher zu viel Rock’n Roll?<br />

hochtalentierten Amerikaner Ryan Vasce<br />

(35) und Tim Stapleton (35) haben eine<br />

ruhmreiche und wechselvolle Vergangenheit<br />

hinter und eine ungewisse Zukunft vor sich.<br />

Tim Stapleton hat in den letzten sieben Jahren<br />

für zwölf Teams gespielt. Ein Zeichen für<br />

Anpassungsfähigkeit sagt der Optimist. Ein<br />

Zeichen für zu viel Rock’n Roll der Pessimist.<br />

Gleiches gilt für Ryan Vasce mit acht Arbeitgebern<br />

im gleichen Zeitraum. Der neutrale<br />

Chronist, weder Olten zugeneigt noch Langenthal<br />

verpflichtet, sagt: Eine noch wichtigere<br />

Rolle als die beiden ausländischen Stürmer<br />

wird ein Schweizer spielen. Der sensible<br />

Schillerfalter und sanfte Rebell Marco Truttmann<br />

(32). Das scheue Genie ist nach einem<br />

grandiosen Vertragspoker inzwischen der<br />

teuerste Oltner aller Zeiten und es sind nicht<br />

Schelme, die da sagen, er habe sein Salär um<br />

fast 70 000 «Schtutz» auf beinahe 190 000<br />

«Fränkli» per anno hochgepokert. Er hat das<br />

Talent und nach wie vor die Leidenschaft um<br />

NLB-Topskorer zu werden. Aber nur, wenn<br />

Bengt-Ake Gustafsson versteht,<br />

dass Kreativität, ein<br />

bisschen Launenhaftigkeit<br />

und Schlauheit in der Offensive<br />

viel mehr bringen als<br />

taktischer Gehorsam. Wenn<br />

«Trutti» auf dem Eis tanzt<br />

und skort, wird alles gut.<br />

Zieht er sich schmollend ins<br />

Schneckenhaus zurück, ist<br />

der Friede in der Kabine gefährdet.<br />

Darum gilt für nächste Saison: Sage<br />

mir wie Marco Truttmann spielt, und ich<br />

sage Dir, wie es um die Oltner steht.<br />

Für Langenthals Offensive gilt im Vergleich<br />

zu Olten ungefähr dasselbe wie für<br />

die Verteidigung: Vom Talent her mehr oder<br />

weniger auf Augenhöhe mit den Oltnern.<br />

Aber besser eingespielt. Der «hundertjährige<br />

Sturm» mit Jeff Campbell (36), Stefan<br />

Tschannen (33) und Brent Kelly (35) kann<br />

die Liga immer noch rocken. Das Trio wird<br />

die achte Saison (!) in gleicher Aufstellung<br />

in Angriff nehmen. Die besteingespielte<br />

ZUSATZINFOS<br />

EHC Olten<br />

Coaching-Staff:<br />

Bengt-Ake Gustafsson (SWE, 59, bisher,<br />

Head), Chris Bartolone (IT/USA, 47,<br />

bisher, Assistent)<br />

Ausländer:<br />

Ryan Vesce (S, USA, 35, neu),<br />

Tim Stapleton (S, USA, 35, neu)<br />

Zuzüge:<br />

Simon Rytz (T, 33, EHC Biel), Ryan Vesce<br />

(S, USA, 35, Chelyabinsk/Gottéron),<br />

Tim Stapleton (S, USA, 35, Spartak<br />

Moskau), Stanislav Horansky (S, 23,<br />

EHC Biel), Silvan Wyss (S, 23, SCL<br />

Tigers), Joel Fröhlicher (V, 35, Basel),<br />

Simon Lüthi (V, 30, EV Zug), Tim Bucher<br />

(V, 29, EHC Visp), Luca Zanetta<br />

(V, 25, Red Ice Martigny),<br />

Abgänge:<br />

Justin Feser (CAN, Krefeld), Curtis<br />

Gedig (CAN, Stavanger), Reto Kobach<br />

(Winterthur), Simon Schnyder (Thurgau),<br />

Diego Schwarzenbach (La Chauxde-Fonds),<br />

Romano Pargäzzi (Altstadt<br />

Olten), Remo Meister (Altstadt Olten),<br />

Stefan Hürlimann, Paolo Morini<br />

30 s’Positive 7 / 2017


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SPORT<br />

Sturmlinie des gesamten Hockey-Universums.<br />

Obwohl die Langenthaler ihre offensive<br />

Feuerkraft inzwischen dank Dario Kummer<br />

(22), einem der meistunterschätzten<br />

Stürmer der gesamten Nationalliga, etwas<br />

besser ausbalanciert haben, so ist die Abhängigkeit<br />

von eben diesem «hundertjährigen<br />

Sturm» nach wie vor beunruhigend gross.<br />

Deshalb gilt: Sage mir, wie stark der «hundertjährige<br />

Sturm» weht und ich sage Dir,<br />

wie es um Langenthal steht.<br />

Fazit: Olten und Langenthal sind<br />

praktisch gleichwertig.<br />

TRAINER<br />

Bengt-Ake Gustafsson (59) ist für die Oltner<br />

ein Glücksfall. Diese Hockey-Traumfabrik,<br />

die seit Jahren auf einer Gratwanderung<br />

zwischen Depression (kommt’s vom Nebel?)<br />

und mitreissendem Optimismus durch die<br />

Saison taumelt, ist der ruhige Schwede als<br />

ausgleichende Kraft der Beruhiger. Wer<br />

Schweden im gleichen Jahr zu einem Olympiasieg<br />

und WM-Titel kommandiert (2006)<br />

ist ein grosser Bandengeneral. Und wer mit<br />

Langnau gar in die NLA aufgestiegen ist<br />

(2015) gar ein Bandenmarschall. Wenn es<br />

«Gus» nicht schafft, die Oltner zum Spitzenteam<br />

zu formen – wer dann? Langenthal hat<br />

die Führung der Mannschaft auch einem<br />

Schweden anvertraut. Per Hanberg (50) ersetzt<br />

Meistermacher Jason O’Leary (38). Der<br />

kanadische Feuerkopf wechselt als Assistent<br />

nach Genf. Er ist lieber in der grossen Stadt<br />

ein Knecht als im dörflichen Langenthal ein<br />

König. Ein Trainerwechsel<br />

nach einem Titelgewinn ist<br />

kein Nachteil. Und erst recht<br />

ist es kein Problem, wenn ein<br />

neuer Trainer keine Vergangenheit<br />

in der Schweiz hat.<br />

Es spricht nichts gegen Per<br />

Hanberg. Aber er hat nicht<br />

ganz die Kragenweite von<br />

Bengt-Ake Gustafsson.<br />

Fazit: Leichte Vorteile für Olten.<br />

MANAGEMENT<br />

Auf den ersten Blick arbeiten die Langenthaler<br />

zwar seriöser und der neutrale Chronist<br />

neigt eher dazu, die Oberaargauer zu loben.<br />

Aber die Oltner sind dafür krisengeschüttelter,<br />

sturmerprobter. Sie sehen sich einer bissigen<br />

Lokalpresse und ständiger Polemik<br />

ausgesetzt und ein medialer Sturm hat Trainer<br />

Maurizio Mansi und Sportchef Jakob<br />

Kölliker aus dem Amt geblasen und alle<br />

Macht ist wieder in den Händen von Geschäftsführer<br />

Peter Rötheli. Unter der<br />

Schirmherrschaft von Präsident Stephan<br />

Es spricht nichts gegen Per<br />

Hanberg vom SCL. Aber er hat<br />

nicht die Kragenweite von Bengt-<br />

Ake Gustafsson vom EHC Olten.<br />

Anliker herrscht im Oberaargauer Medienwald<br />

rund um den SC Langenthal hingegen<br />

praktisch Windstille. Wenn es doch mal hektisch<br />

wird, kühlt eine sanfte Brise aufbauender<br />

medialer Kritik die Gemüter. Geschäftsführer<br />

Gian Kampf und Sportchef Noël Guyaz<br />

werden in der Sänfte des medialen Wohlwollens<br />

durch die Saison getragen und<br />

können in Ruhe ihres Amtes walten. Wahrlich<br />

ein Schelm, wer heimlich denkt: Ein<br />

bisschen mehr Rock und Roll wäre der Unterhaltung<br />

förderlich.<br />

Fazit: Beides klug geführte Hockey-<br />

Unternehmen<br />

Bleibt die Frage: Wer wird am Ende der Qualifikation<br />

besser platziert sein? Der EHC Olten<br />

oder der SC Langenthal? Olten. Aber das<br />

muss für die Playoffs gar nichts bedeuten.<br />

Nico Dünner (SCL) im<br />

Kampf gegen Goalie<br />

Matthias Mischler<br />

und Stefan Hürlimann<br />

vom EHC Olten.<br />

32 s’Positive 7 / 2017


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IN EIGENER SACHE<br />

Leserbriefe<br />

Top-Bericht<br />

Wieder ein Top-Bericht im s’Positive. Mit<br />

Rolf wie auch Klaus Gasser war ich in der<br />

Berufsschule. Heute noch kommt er jeden<br />

Monat bei uns als Käseeinwäger vorbei.<br />

Die Familie Gasser wird beschrieben wie<br />

ich sie kenne. Sehr authentisch geschrieben.<br />

Kompliment an Klaus Zaugg.<br />

Beat Roder, Thörigen<br />

Danke<br />

Danke für diese gute Zeitschrift. Wir brauchen<br />

positive Meldungen in der Schweiz.<br />

Schade, dass die Zeitung nicht öfter kommt.<br />

Andreas Geiser, Aarwangen<br />

Glanzleistung<br />

Mit dem Heft Nr. 5 haben Sie wieder eine<br />

Glanzleistung erbracht, ganz herzlichen<br />

Dank und grosse Anerkennung dafür!<br />

Von zuvorderst, Interview mit Frau Stalder,<br />

einer Persönlichkeit, die nicht nur<br />

Sportfans bekannt und für eine gute Sache<br />

tätig ist, bis zuhinterst hoch interessante<br />

Berichte, sehr gut geschrieben.<br />

Rudolf Egger, Wiedlisbach<br />

Berichtigung<br />

Leider wurde Bruno Gisler aus Rumisberg<br />

in der Statistik der 100 Kranzgewinner<br />

nicht erwähnt. Er belegt in der momentanen<br />

Rangliste Platz 5 mit 121 gewonnenen<br />

Kränzen. Bruno ist einer der attraktivsten<br />

Schwinger der letzten Jahre. Ich bitte sie,<br />

dieses Versäumnis zu korrigieren.<br />

Rudolf Ruf, Riken<br />

Sie haben völlig recht. Vielen Dank für<br />

den Hinweis.<br />

Gerechtere Welt<br />

Zeitlich oder von den Voraussetzungen<br />

her? Solche und ähnlich lautende Fragen<br />

sind müssig zu stellen. Schon allein darum,<br />

weil der Fragesteller sich nach etwas<br />

erkundigt, das er - zumindest in seinem<br />

Umfeld (seiner kleinen Welt) und nach<br />

seinen Möglichkeiten – selber in der<br />

Hand hat. Aber oft nicht einmal hier ist<br />

ihm das möglich, weil Gerechtigkeit und<br />

Wahrheit jedes Individuum objektiv<br />

wahrnimmt. Und so ausgestaltet, wie es<br />

ihm passt und ihm dient. Nicht einmal<br />

wenn alle Individuen sich auf einen gemeinsamen<br />

Wertekatalog einigen, ist Gerechtigkeit<br />

und Wahrheit gewährleistet.<br />

Eben weil (und hier beginnt die Tretmühle<br />

wieder von vorne) jedes Individuum<br />

Gerechtigkeit und Wahrheit subjektiv<br />

wahrnimmt und so ausgestaltet, wie es<br />

ihm passt und ihm dient...<br />

Wie aber verhielte es sich, wenn wir einer<br />

höheren (höher und mächtiger als<br />

das Individuum) Instanz gegenüber für<br />

unser Tun und Lassen verantwortungspflichtig<br />

zeichnen müssten? Höher und<br />

mächtiger auch als eine Institution, Denomination<br />

oder Habilitation? Unser Tun<br />

und Lassen würde dann allerdings der<br />

(eigenen) Motivation oder dem (fremden)<br />

Zwang geschuldet sein. Wäre da nicht der<br />

freie Wille jedes Menschen, von dem er/<br />

sie Gebrauch machen kann - und sein/ihr<br />

Gewissen...Aber hier nun in der Rekapitulation<br />

und Reflektion angelangt, begänne<br />

ein neues Kapitel in der Diskussion, im<br />

Diskurs...<br />

Hans R. Bärtschi, Madiswil<br />

«Böse Schwinger»<br />

Warum werden die Schwinger immer als<br />

«die Bösen» bezeichnet? Allein in Ihrem<br />

prima Artikel «Schwinger als Werbeträger»<br />

werden die Schwinger ganze 7 Mal<br />

als böse/die Bösen bezeichnet. Ich finde<br />

das so unpassend wie ärgerlich. Der Begriff<br />

würde besser zu Fussballern passen.<br />

Peter Heiniger Hellsau<br />

Gute Schwinger werden als «böse» bezeichnet.<br />

Ein sehr guter Schwinger ist sogar<br />

ein «ganz böser». Diese Bezeichnung<br />

ist keine Erfindung von Journalisten. Vielmehr<br />

gehört der Begriff «böse = gut» zum<br />

festen Bestandteil der Schwinger-Kultur.<br />

Die Verwirrung für den Laien entsteht aus<br />

dem Begriff. «Böse» steht gemeinhin für<br />

«schlecht». Ist also negativ. Aber es gibt<br />

eben auch noch eine andere Bedeutung<br />

für das Wort. In alten Zeiten sagte man im<br />

Bernbiet, einem der Kernländer des<br />

Schwingens, «bös ha» wenn es schwere<br />

und schwerste Arbeit zu verrichten gab.<br />

Daraus hat sich abgeleitet, dass es allerschwerste<br />

Arbeit ist («bös ha»), einen<br />

starken Schwinger zu besiegen und daraus<br />

hat sich der Begriff «böse» für einen<br />

starken Schwinger entwickelt. Übrigens<br />

gehört es auch zur Sprachkultur des<br />

Schwingens, dass Schwingen nicht Vergnügen<br />

ist. Sondern harte Arbeit. Noch<br />

heute sagt der Speaker beim Schwingfest<br />

nicht «auf Platz 2 kämpft Meier gegen<br />

Müller» oder «auf Platz 2 schwingt Meier<br />

gegen Müller». Sondern «auf Platz 2 sind<br />

an der Arbeit: Meier und Müller.»<br />

Ihre Meinung<br />

interessiert uns<br />

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Haben Sie Fragen, die auch andere Leser<br />

interessieren könnten? Oder haben Sie eine<br />

Ergänzung zu einem Artikel? Dann schreiben<br />

Sie uns. Ab der kommenden Ausgabe<br />

reservieren wir Platz für Sie.<br />

Oder möchten Sie über ein Thema, das wir<br />

noch nicht gebracht haben, mehr erfahren?<br />

Wir können Ihnen zwar keinen Artikel darüber<br />

garantieren. Aber prüfen werden wir<br />

Ihren Vorschlag ganz bestimmt.<br />

Wir wissen noch nicht, was auf uns zukommt,<br />

wenn wir die Möglichkeit zu Leserreaktionen<br />

bieten. Möglich, dass keine<br />

einzige kommt. Ebenfalls möglich, dass wir<br />

nicht alle Ihre E-Mails und Briefe publizieren<br />

können, und deshalb eine Auswahl treffen<br />

müssen. Werden Sie bitte nicht zu lang.<br />

Sonst müssten wir Ihren Beitrag eventuell<br />

kürzen.<br />

Beiträge mit beleidigenden, diffamierenden,<br />

rassistischen und sexistischen Inhalt werden<br />

nicht veröffentlicht.<br />

Wir freuen uns auf Ihr Feedback.<br />

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Postadresse:<br />

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Kruste. Dabei bleibt das Fleisch im Kern sehr saftig.<br />

Das Erlebnis für jeden Fleischliebhaber<br />

Reservationen nehmen wir gerne unter 062 919 01 16 oder unter events@gastro-elemaent.ch an<br />

Öffnungszeiten THE MEAT Dienstag bis Samstag 11:30 bis 14:00 Uhr und 18:00 bis 23:00 Uhr<br />

Sonntag und Montag geschlossen<br />

HOLE 19<br />

INDOOR GOLF<br />

Tagesmenüs ab CHF Fr. 14.50<br />

Kreative Küche speditiv serviert<br />

Abendkarte<br />

Kleine, aber feine Speiseauswahl<br />

mit Pfiffff<br />

Seminare und Bankette<br />

Immer wieder gerne – wir beraten<br />

Sie kompetent und voller Elan<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo-Fr 08:00-14:00 / 17:00-23:00<br />

Sa 09:00-23:00<br />

So 09:00-21:30 09:00-17:00<br />

www.elemaent.ch<br />

Schieben Sie eine ruhige Kugel...<br />

...auf einer topmodernen Anlage mit<br />

12 Bahnen<br />

...bei Ihrem Bowlingspass und verbinden<br />

Sie diesen mit einem Apéro<br />

an unserer Apérobar oder einem<br />

Essen im Meat oder Elemänt<br />

...an unseren vier Billardtischen,<br />

zwei „Töggelichäschten“ und zwei<br />

Dartautomaten<br />

Ein Besuch lohnt sich –<br />

Reservation von Vorteil.<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo-Di geschlossen<br />

Mi-Do 14:00-23:00<br />

Fr-Sa 14:00-00:00<br />

So 12:00-22:00<br />

Bei uns stehen Sie nie im Regen!<br />

3 professionelle Full-Swing<br />

Golfsimultaoren<br />

Golfsimulatoren<br />

8-ung: Nur für Profis s oder solche, die<br />

es werden wollen. Für Einsteiger, die<br />

das Golf spielen erlernen möchten,<br />

bieten wir Ihnen ein Golfpackage mit<br />

einem Golflehrer an.<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo-So 09:00-22:00<br />

www.hole19.ch<br />

Sei es eine Zigarre oder Zigarette,<br />

Whisky oder ein Glas Rotwein -<br />

kosten Sie in einem Ledersessel<br />

alles was ihr Herz begehrt. In einem<br />

klassischen und eleganten Fumoir,<br />

geprägt von einer warmen Atmosphäre,<br />

lässt sich eine Zigarre in<br />

vollen Zügen geniessen. In unserem<br />

Fumoir können Sie persönlich Ihre<br />

Wahl treffen und geniessen...<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo-Fr 08:00-14:00 / 17:00-23:00<br />

Sa 09:00-23:00<br />

So 09:00-21:30 09:00-17:00<br />

www.elemaent.ch<br />

www.bowling-langenthal.ch

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