ADAC motorwelt 2017
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Gebetsfahnen<br />
säumen den<br />
Wegesrand auf der<br />
Annapurna-Runde<br />
Wenn der Arzt Patient wird<br />
Klaus Siegler bricht sich rund 7000 Kilometer von zu Hause entfernt das Bein. Der Club<br />
fliegt ihn zur medizinischen Versorgung von Kathmandu in seine Heimatstadt Frankfurt<br />
Aus dem Fenster des Hubschraubers<br />
schaut Dr. Klaus Siegler noch einmal<br />
auf die Berge, die er hautnah erlebt hat.<br />
240 Kilometer war er zu Fuß in der Annapurna-Region<br />
in Nepal unterwegs. Jetzt<br />
liegt der Kinderarzt im Ruhestand mit gebrochenem<br />
Bein im Helikopter – was allerdings<br />
nicht der Tour geschuldet ist.<br />
Drei Wochen zuvor schließt sich der<br />
66-Jährige einer geführten Trekkinggruppe<br />
an, um die Annapurna-Runde zu gehen.<br />
Die Teilnehmer genießen die Blicke<br />
auf einige der höchsten Gipfel der Welt<br />
und kämpfen sich Schritt für Schrittt auf<br />
dem 5416 Meter hohen Pass „Thorong La“<br />
durch Geröll und Schnee. Schließlich erreicht<br />
Siegler erschöpft, aber glücklich<br />
sein Ziel in Pokhara.<br />
Eigentlich will er danach auf eigene<br />
Faust das Land erkunden, doch dann pas-<br />
siert ihm etwas, was genauso auch zu<br />
Hause geschehen kann: „Man rechnet ja<br />
immer damit, während der Wanderung<br />
umzuknicken“, erinnert er sich. „Stattdessen<br />
rutsche ich in der Dusche aus.“<br />
Siegler schmunzelt, als er seine Geschichte<br />
erzählt. Vor Ort geht es ihm jedoch<br />
schlecht, er hat starke Schmerzen,<br />
da der Oberschenkelhals am linken Bein<br />
gebrochen ist. Der Arzt wird selbst zum<br />
Patienten und entscheidet sich, den<br />
<strong>ADAC</strong> Ambulanzdienst einzuschalten.<br />
Siegler ist seit beinahe 50 Jahren Clubmitglied<br />
und kann über die Plus-Mitgliedschaft<br />
den weltweiten Krankenrücktransport<br />
in Anspruch nehmen.<br />
Da der Patient nur liegend transportiert<br />
werden darf, dauert es, bis ein Hubschrauber<br />
umgebaut ist und den Patienten<br />
zum Flughafen in Kathmandu bringt.<br />
Siegler und vor allem auch seine Frau, die<br />
sich im fernen Deutschland große Sorgen<br />
macht, müssen sich in Geduld üben. Hier<br />
hilft es enorm, dass der <strong>ADAC</strong> auch die<br />
Angehörigen betreut.<br />
Quälend langes Warten in Neu<br />
Delhi auf ein Visum<br />
Doch endlich ist es soweit, und Siegler<br />
kann in Kathmandu in ein vom <strong>ADAC</strong> gemietetes<br />
Flugzeug umsteigen. Damit geht<br />
es weiter ins indische Neu Delhi – wo der<br />
nächste längere Stopp eingelegt werden<br />
muss. Diesmal liegt es daran, dass Siegler<br />
nicht sofort ein Visum bekommt. „Das<br />
war natürlich alles andere als komfortabel<br />
und äußerst ärgerlich. Auch der <strong>ADAC</strong><br />
konnte hier nichts machen“, berichtet<br />
Siegler. Nach zehn Stunden Aufenthalt<br />
auf dem Flughafen kann Siegler schließ-<br />
Fotos: Dr. Klaus Siegler<br />
72 <strong>ADAC</strong> <strong>motorwelt</strong> 6/<strong>2017</strong>