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Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Abschlussbericht zu AiF-FV 13733 N<br />
Kontinuierliche Gewinnung von Glykomakropeptid durch Membranverfahren<br />
und Einsatz seiner technologischen Funktionalität in Milch- und Diätprodukten<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einführung und wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Problemstellung<br />
.........................................................................................................................................1<br />
1.1 Ausgangssituation..................................................................................................1<br />
1.2 Motivation für den Forschungsgegenstand............................................................6<br />
1.3 Forschungsziele und Lösungsweg.........................................................................6<br />
2 Analytik............................................................................................................................8<br />
2.1 Bestimmung der CMP-Fraktionen mittels RP-HPLC..............................................8<br />
2.1.1 Material und Methoden................................................................................9<br />
2.1.2 Ergebnisse und Diskussion.......................................................................10<br />
2.2 Bestimmung der GMP-gebundenen Sialinsäure..................................................11<br />
2.2.1 Material und Methoden..............................................................................12<br />
2.2.2 Ergebnisse und Diskussion.......................................................................14<br />
3 CMP-Gewinnung...........................................................................................................17<br />
3.1 Abtrennung von Caseinpartikeln aus Molke unter Berücksichtigung der Ausbeute<br />
und Reinheit von CMP .........................................................................................18<br />
3.1.1 Material und Methoden..............................................................................18<br />
3.1.2 Ergebnisse und Diskussion.......................................................................21<br />
3.1.2.1 Untersuchungen zur Abtrennung von Caseinpartikeln aus Molke mittels<br />
Zentrifugation.........................................................................................21<br />
3.1.2.2 Untersuchungen zur Abtrennung von Caseinpartikeln aus Molke mittels<br />
Mikrofiltration .........................................................................................24<br />
3.2 Optimierung der CMP-Gewinnung mittels Membrantrenntechnik........................27<br />
3.2.1 Material und Methoden..............................................................................27<br />
3.2.2 Ergebnisse und Diskussion.......................................................................32<br />
3.2.2.1 Einfluss der Prozessbedingungen auf die CMP-Ausbeute....................33<br />
3.2.2.2 Einfluss der Molkeinhaltsstoffe auf die CMP-Ausbeute.........................46<br />
4 Technologisch-funktionelle Eigenschaften ...............................................................54<br />
4.1 Löslichkeitsverhalten von CMP in Abhängigkeit des pH-Wertes .........................55<br />
4.2 Hitzestabilität von CMP........................................................................................57<br />
4.3 Schaumeigenschaften von CMP..........................................................................58<br />
4.3.1 Material und Methoden..............................................................................58<br />
4.3.2 Ergebnisse und Diskussion.......................................................................60<br />
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Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
4.3.2.1 Produktspezifische Einflussfaktoren auf das Schaumergebnis .............60<br />
4.3.2.2 Einfluss von Proteinwechselwirkungen auf die Schaumeigenschaften .68<br />
4.4 Emulgiereigenschaften von CMP.........................................................................71<br />
4.4.1 Material und Methoden..............................................................................71<br />
4.4.2 Ergebnisse und Diskussion.......................................................................74<br />
4.4.2.1 Emulgieraktivität von CMP ....................................................................74<br />
4.4.2.2 Einfluss der Milieubedingungen auf die Emulgiereigenschaften von CMP<br />
..............................................................................................................76<br />
4.4.2.3 Einfluss von Proteinwechselwirkungen auf die Emulgiereigenschaften 79<br />
4.5 Untersuchungen zu den Gelbildungseigenschaften.............................................81<br />
4.5.1 Material und Methoden..............................................................................81<br />
4.5.2 Ergebnisse und Diskussion.......................................................................86<br />
4.5.2.1 Gel-Screening........................................................................................87<br />
4.5.2.2 CMP-Carrageenan-Mischgele ...............................................................90<br />
4.6 Einbindung von CMP in reale Lebensmittelsysteme............................................92<br />
4.6.1 Joghurt ......................................................................................................92<br />
4.6.2 Eiskrem .....................................................................................................96<br />
5 Schlussfolgerungen für praktische Umsetzung der Ergebnisse...........................100<br />
6 Wirtschaftliche Bedeutung des Forschungsvorhabens für kleine und mittlere<br />
Unternehmen..............................................................................................................102<br />
6.1 Nutzen der Forschungsergebnisse ....................................................................102<br />
6.2 Beitrag zur Steigerung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der kmU.......102<br />
7 Transfer der wissenschaftlichen Ergebnisse ..........................................................104<br />
7.1 Vorträge .............................................................................................................104<br />
7.2 Poster.................................................................................................................105<br />
7.3 Veröffentlichungen .............................................................................................105<br />
8 Durchführende Forschungsstelle .............................................................................106<br />
9 Literatur.......................................................................................................................107<br />
ii
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Forschungsthema<br />
Kontinuierliche Gewinnung von Glykomakropeptid durch Membranverfahren und Einsatz<br />
seiner technologischen Funktionalität in Milch- und Diätprodukten<br />
1 Einführung und wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Problemstellung<br />
1.1 Ausgangssituation<br />
Glykomakropeptid (GMP) zählt zu den ernährungsphysiologisch besonders relevanten Inhaltsstoffen<br />
in Milch. Es entstammt der äußeren Region der Caseinmicelle und bildet den<br />
hydrophilen Teil des κ-Caseins mit einem Anteil von 40 %. GMP entsteht durch enzymatische<br />
Hydrolyse von κ-Casein während der Labeinwirkung bei der Herstellung einer Vielzahl<br />
von Käsesorten, indem κ-Casein durch Chymosin selektiv in das hydrophobe para-κ-Casein<br />
und das hydrophile GMP gespalten wird. Hierbei geht das GMP im Gemisch mit den Molkenproteinen<br />
in die Süßmolke über, während das para-κ-Casein an der Caseinmicelle und<br />
somit im Käsebruch verbleibt. Die GMP-Konzentration in Süßmolke beträgt ca. 1,4 g GMP/l,<br />
ausgehend von einem Gesamtproteingehalt von 8 g/l (Clare, 1998, Hyslop, 2003, Smithers<br />
et al., 1991). In Deutschland beträgt der Molkenanfall insgesamt ca. 12 Millionen t/a, davon<br />
ca. 73 % Süßmolke (Richarts, 2001, Wietbrauck & Hahn, 2000) mit darin enthaltenen ca.<br />
11.000 t GMP.<br />
Der Begriff GMP hat sich in der Milchwissenschaft für den hydrophilen Teil des κ-Caseins<br />
eingebürgert. Dies vermutet den Eindruck, dass es sich um eine einheitliche Substanz handelt,<br />
was jedoch nicht zutrifft. Vielmehr kommt GMP als ein heterogenes Molekül mit jeweils<br />
gleichem Aminosäure-Grundgerüst innerhalb einer genetischen Variante vor. Diese Heterogenität<br />
ist zurückzuführen auf Variationen im Bezug auf Glykosylierungsgrad, -art sowie –<br />
position (Farrell et al., 2004, Minkiewicz et al., 1996, Molle & Leonil, 1995). Etwa ein Drittel<br />
der GMP-Moleküle enthält glykosidisch gebundene Kohlenhydratketten, die aus einem Mono-,<br />
Di-, Tri- oder Tetrasaccharid bestehen, welche jeweils aus Galaktose, N-Acetylgalactosamin<br />
und N-Acetylneuraminsäure (Sialinsäure) aufgebaut sind (Saito & Itoh, 1992):<br />
(A) Monosaccharid GalNAc-O-R<br />
(B) Disaccharid Gal β1�3 GalNAc-O-R<br />
(C) Trisaccharid NeuAc α2�3 Gal β1�3 GalNAc-O-R<br />
(D) Trisaccharid Gal β1�3 (NeuAc α2�6) GalNAc-O-R<br />
(E) Tertrasaccharid NeuAc α2�3 Gal β1�3 (NeuAc α2�6) GalNAc-O-R<br />
Das durchschnittliche Vorkommen der fünf Zuckkerreste im GMP ist wie folgt: A 0,8 %, B<br />
6,3%, C 18,4%, D 18,5% and E 56% (Saito & Itoh, 1992).<br />
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Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Die übrigen zwei Drittel des GMP liegen nicht glykosyliert vor, so dass hier der Begriff GMP<br />
irreführend ist. Dennoch wird der Begriff GMP in der Literatur oft für die Gesamtheit aller<br />
Fraktionen des Makropeptides verwendet. Für die Gesamtheit aller glykosylierten und nichtglykosylierten<br />
Fraktionen wird im Folgenden daher der Begriff Caseinomakropeptid (CMP)<br />
verwendet. CMP umfasst die Gesamtheit aller CMP-Fraktionen, Glyco-CMP oder GMP die<br />
glykosylierten Fraktionen und aglyco-CMP die nicht glykosylierten Fraktionen (Bild 1-1).<br />
CMP weist interessante biologische und ernährungsphysiologische Eigenschaften sowie ein<br />
viel versprechendes technologisch-funktionelles Potenzial auf. Bisher ungenutzt ist das Potenzial<br />
zur Strukturbildung durch CMP, welches die biologischen Funktionen beim Produktdesign<br />
nachhaltig unterstützen kann. Der Wissensstand zum biologischen und technologisch-funktionellem<br />
Potenzial sowie zu den bisher eingesetzten Gewinnungsverfahren soll<br />
als Grundlage einleitend kurz erläutert werden.<br />
para-κ-Casein<br />
ca. 6 % des Gesamtproteins von Milch<br />
N-terminaler, hydrophoberTeil (AS 1-105)<br />
κ-Casein<br />
ca. 10 % des Gesamtproteins von Milch<br />
Das nutritive und biologische Potenzial<br />
Caseinomacropeptid (CMP)<br />
ca. 4 % des Gesamtproteins von Milch<br />
C-terminaler, hydrophiler Teil (AS 106-169)<br />
Glycomacropeptid<br />
(GMP oder glyco-CMP)<br />
ca. 30 % des Gesamt-CMP<br />
enthält glycosidisch gebundene<br />
Kohlenhydratketten<br />
Bild 1-1: Zusammensetzung von κ-Casein und seinem Makropeptid<br />
Nicht-glykosyliertes CMP<br />
(aglyco-CMP)<br />
ca. 70 % des Gesamt-CMP<br />
enthält keine<br />
Kohlenhydratketten<br />
CMP besitzt aufgrund seiner Aminosäuren-(AS)-Zusammensetzung und Kohlenhydratanteile<br />
interessante biologische Eigenschaften und ein viel versprechendes ernährungsphysiologisches<br />
sowie diätetisches Potenzial (Abd El-Salam et al., 1996, Brody, 2000). CMP ist reich<br />
an den essentiellen AS Threonin und Lysin, an verzweigtkettigen AS wie Valin und Isoleucin,<br />
es enthält keine der aromatischen AS (Phe, Try, Tyr) und nur geringe Mengen an Methionin.<br />
CMP kann daher als Inhaltsstoff diätetischer Lebensmittel für an Phenylketonurie leidenden<br />
Patienten sowie zur Behandlung von Lebererkrankungen eingesetzt werden. Als Vorteil von<br />
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Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
mit CMP als originärem Milchinhaltsstoff hergestellten Präparaten zur Behandlung dieser<br />
Krankheiten wird vermutet, dass CMP das Mundgefühl und den Flavour von Proteinen erzielen<br />
kann. Des Weiteren kann CMP bei der Herstellung hypoallergener Produkte eingesetzt<br />
werden.<br />
In der Literatur wird berichtet, dass CMP aufgrund des Vorhandenseins von Sialinsäure im<br />
GMP-Molekül das Wachstum von Bifidobakterien im Darm fördert und somit der Kolonisation<br />
von pathogenen Bakterien vorbeugen kann (Idota et al., 1994, Janer et al., 2004). CMP besitzt<br />
auch die Eigenschaft, die Magensäuresekretion reduzieren und somit zu einer Steigerung<br />
des Sättigungsgefühls beitragen zu können (Pedersen et al., 2000, Yvon et al., 1994).<br />
Auch die Anwendung zur Kariesprophylaxe wird beschrieben, denn CMP kann die Anhaftung<br />
von Keimen auf der Zahnoberfläche hemmen (Guggenheim et al., 1999, Neeser et al., 1988,<br />
Neeser et al., 1994, Schüpbach et al., 1996).<br />
In-vitro-Tests deuten an, dass CMP die Osteoklastenaktivität, d.h. die Knochenresorption<br />
hemmt, während es gleichzeitig die Osteoblastenaktivität und die Knochenkalzifizierung fördert<br />
(Neeser, 2000). CMP wird somit ein Potenzial zur Osteoporoseprophylaxe zugeschrieben.<br />
Eine weitere interessante Eigenschaft von CMP ist, dass seine Aminosäuresequenz<br />
106-110 sowohl strukturelle als auch funktionelle Ähnlichkeiten zu dem Dodecapeptid von<br />
Fibrinogen aufweist (Jolles et al., 1978, Jolles et al., 1986, Manso et al., 2002). Es wurde<br />
gefunden, dass CMP dem Entstehen von Thrombose entgegen wirken kann, indem es die<br />
Bindung von Fibrinogen an Thrombozyten hemmt. Ferner ist beschrieben, dass CMP die<br />
Bindung von Cholera-Toxin sowie E. coli-Enterotoxin LT-I und LT-II an die jeweiligen Rezeptoren<br />
hemmt (Kawasaki et al., 1992, Oh et al., 2000). Somit kann CMP als Inhaltsstoff diätetischer<br />
Lebensmittel präventiv gegen z.B. durch Vibrio cholerae verursachte gastroenteritische<br />
Erkrankungen oder möglicherweise sogar als pharmazeutisches Präparat eingesetzt<br />
werden. Des Weiteren ist bekannt, dass CMP die Hämagglutination durch Influenza-Viren<br />
inaktiviert und somit vor Effekten einer Infektion schützt (Kawasaki et al., 1993a).<br />
Dem gegenüber ist die Abwesenheit von CMP in Molke wünschenswert, welche für Formelnahrungen<br />
für Neugeborene, insbesondere für Frühgeborene, verarbeitet wird. Bei diesen<br />
handelsüblichen Formelnahrungen, die vorwiegend aus Süßmolke hergestellt bzw. mit Süßmolkekonzentraten<br />
angereichert werden steht CMP im Zusammenhang mit deren hohen<br />
Threoningehalten und wird im Hinblick auf Hyperthreoninemie diskutiert (Boehm et al., 1998,<br />
Castagne et al., 1993, Castagne et al., 1994, Darling et al., 1999, Rigo et al., 2001). Diese<br />
Produkte enthalten somit im Vergleich zu Humanmilch ca. 20 % mehr Threonin. Für das<br />
Herstellen von Muttermilchersatzpräparate mit einem der Muttermilch ähnlichen Proteinmuster<br />
ist folglich die Abwesenheit von CMP in Süßmolke als Rohstoff anzustreben.<br />
3
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Das technologisch-funktionelle Potenzial<br />
Der oben beschriebene chemisch-molekulare Aufbau von CMP deutet neben einer hohen<br />
physiologischen Wirksamkeit auf ein viel versprechendes technologisch-funktionelles Potenzial<br />
hin. Der glykosidische Aufbau und der amphiphile Charakter versprechen hohe Grenzflächenaktivität.<br />
Es lassen sich also gute Schaum- und Emulsionsbildungseigenschaften erwarten.<br />
Allerdings ist über das Potenzial zur Strukturbildung durch CMP nur ein sehr karges<br />
Wissen vorhanden. So wurden zwar von (Smithers et al., 1991) und (Marshall, 1991) erste<br />
Untersuchungen zu Schaum- und Gelbildungseigenschaften von GMP durchgeführt. Im Vergleich<br />
zu Hühnereiweiß wurde z.B. ein größeres Schaumvolumen erzielt. Weitere Details<br />
hinsichtlich der zu erwartenden technologischen Funktionalität ergeben sich allerdings weder<br />
aus diesen Arbeiten noch aus der weiterführender wissenschaftlichen Literatur. Nichtsdestoweniger<br />
liegt aber gerade hier ein neues Einsatzgebiet, indem die nutritiven Funktionen mit<br />
den Möglichkeiten zur Produktgestaltung im Zusammenhang mit Milchprodukt- bzw. Lebensmittelstrukturen<br />
kombiniert werden können.<br />
Gewinnungsverfahren<br />
Im Markt befindliche CMP-Produkte werden vorwiegend über patentgeschützte, chromatographische<br />
Prozesse gewonnen, welche das CMP aus dem Gemisch mit den Molkenproteinen<br />
in einer vergleichsweise teuren, aufwändigen und wegen der Austauschersäulenregeneration<br />
auch umweltbelastenden Weise abtrennen (Etzel, 2001, Kawakami et al., 1992,<br />
Kawasaki et al., 1994, Nielsen & Tromholt, 1994, Shimatini et al., 1993, Tanimoto et al.,<br />
1990). Diese Verfahren beruhen auf der unterschiedlichen Adsorption der Moleküle in Abhängigkeit<br />
von ihrer Ladung. CMP besitzt bei einem pH < 4 eine negative Nettoladung, während<br />
Molkenproteine positiv geladen sind. Daher adsorbieren Molkenproteine an einem Kationenaustauscher<br />
(Shimatini et al., 1993), während sich CMP im Eluat befindet bzw. vice versa<br />
bei dem Einsatz von Anionenaustauschern (Kawasaki & Dosako, 1994). Es ist jedoch auf<br />
die nötige pH-Einstellung hinzuweisen, wodurch die technologischen und ernährungsphysiologischen<br />
Eigenschaften von CMP negativ beeinflusst werden können.<br />
Neben chromatographischen Methoden sind auch Gewinnungsverfahren mittels Membrantrennverfahren<br />
beschrieben. Allerdings basieren diese Methoden auf der pH-abhängigen<br />
Veränderung des Molekularvolumens (MV) von CMP, wodurch pH-Einstellungen nötig sind,<br />
durch welche die technologischen und ernährungsphysiologischen Eigenschaften von CMP<br />
negativ beeinflusst werden können.<br />
Rein rechnerisch liegt das Molekulargewicht von CMP in der Größenordnung der Molekular-<br />
gewichte von α-Lactalbulin und β-Lactoglobulin (Tabelle 1-1). Dies macht eine Trennung von<br />
CMP aus dem Gemisch mit den Molkenproteinen mittels Membrantrenntechnologie in nati-<br />
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vem Zustand unmöglich. Jedoch weist CMP bei einem pH-Wert von 3,5 ein MV von 10-20<br />
kDa auf, während bei einem pH-Wert von 7 das MV 20-50 kDa beträgt (Kawasaki et al.,<br />
1993b, Minkiewicz et al., 1996). Diese pH-abhängige Veränderung des molekularen Volumens<br />
von CMP ist darauf zurückzuführen, dass bei niedrigem pH-Wert die elektrostatischen<br />
Abstoßungskräfte zwischen Carboxylgruppen und Sialinsäure sowie die negative Nettoladung<br />
abnehmen und folglich ein niedriges MV vorliegt. Wohingegen im basischen pH-<br />
Bereich die negative Ladung und der hydrophilen Charakter zunimmt, wodurch die intramolekularen<br />
sterischen und elektrostatischen Abstoßungskräfte zunehmen und folglich eine<br />
offene, lang gestreckte Struktur mit höherem MV vorliegt (Minkiewicz et al., 1996).<br />
Tabelle 1-1: Molekulargewichte (MG) der verschiedenen CMP-Fraktionen und der majoren Molkenproteinen<br />
Protein MG [Da]<br />
aglyco CMP 7.000<br />
glykosyliertes CMP 7.000 – 10.000<br />
α- Lactalbumin 14.200<br />
β- Lactoglobulin 18.000<br />
Dies ermöglicht das CMP aufgrund der Unterschiede im MV in Abhängigkeit vom pH-Wert<br />
von anderen Molkenproteinen mittels Membrantrenntechnik zu trennen. Kawasaki et al.<br />
(1993b) sowie Martin-Diana et al. (2002) haben die pH-Abhängigkeit des MV von CMP für<br />
die Gewinnung von CMP mittels Ultrafiltration ausgenutzt. Süßmoke wurde mit HCl auf pH<br />
3,5 eingestellt und mittels UF (50 kDa cut-off) filtriert. Dabei wurden die Molkenproteine zurückgehalten,<br />
während CMP mit einem MV von 10-20 kDa permeierte. Das CMP-haltige UF-<br />
Permeat wurde mit NaOH neutralisiert und erneut mittels UF (10 kDa cut-off) filtriert, wodurch<br />
das CMP mit einem MV von 20-50 kDa im Retentat verblieb und aufkonzentriert werden<br />
konnte.<br />
Jedoch sind bei den beschriebenen Gewinnungsverfahren pH-Einstellungen nötig, durch<br />
welche der native Zustand von CMP nicht gewährleistet werden kann sowie die technologischen<br />
und ernährungsphysiologischen Eigenschaften von CMP negativ beeinflusst werden<br />
können.<br />
1.2 Motivation für den Forschungsgegenstand<br />
Aus dieser Grundlage ergibt sich die Motivation für dieses Vorhaben. Dieses Vorhaben soll<br />
einen neuen, kontinuierlichen, umweltfreundlicheren und KMU zugänglichen Prozess zur<br />
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Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Gewinnung von CMP in nativem Zustand mittels Membrantrenntechnik entwickeln, mit dem<br />
auch größere Mengen an CMP entweder mit hohem Reinheitsgrad oder im Gemisch mit<br />
Molkenproteinen bzw. Caseinen gewonnen werden können. Eine Nutzung von CMP erscheint<br />
im Lichte neuer biofunktionaler Produktkonzepte von großem Anreiz. Das gut belegte<br />
ernährungsphysiologische Potenzial von CMP begründet die Motivation für das Erarbeiten<br />
der technologischen Basis für neue nutritive Produktkonzepte.<br />
1.3 Forschungsziele und Lösungsweg<br />
Für den Einsatz von CMP für die Entwicklung innovativer Milchprodukte mit gesundheitsförderndem<br />
Zusatznutzen ist es erforderlich zunächst das CMP in nativer Form zu gewinnen<br />
und seine technologisch-funktionellen Eigenschaften zu kennen. Diese Plattform ermöglicht<br />
es, das CMP effizient in Produktmatrices einzubinden, indem neben seinem ernährungsphysiologischen<br />
auch dessen technologisch-funktionelles Potenzial ausgenutzt wird. Des Weiteren<br />
erlauben diese Kenntnisse auch Schlussfolgerungen auf den Einfluss von CMP auf die<br />
Funktionalität von Produkten auf Molkenproteinbasis. Ein Beitrag hierzu soll mit diesem Forschungsvorhaben<br />
geleistet werden, indem folgende Forschungsziele verfolgt und Lösungswege<br />
erarbeitet werden:<br />
� CMP-Analytik<br />
Für die Durchführung des Forschungsvorhabens war es essentiell, zunächst eine standardisierte<br />
Methode zur Bestimmung der einzelnen CMP-Fraktionen simultan mit den<br />
majoren Molkenproteinen zu etablieren. Da hierzu bereits eine Methode zur Bestimmung<br />
von CMP im Rahmen des Vorprojektes FEI-Forschungsfond-Vorhaben FEI-FF 05 entwickelt<br />
wurde und am Institut eine Methode zur Bestimmung der Molkenproteine vorhanden<br />
war, bestand die Aufgabe darin, die Methoden weiterzuentwickeln, dass eine simultane<br />
Bestimmung von CMP und den majoren Molkenproteinen möglich werde. Vorrangig<br />
ging es um eine Methode, die CMP quantitativ und qualitativ erfassen sollte.<br />
� Gewinnung von CMP<br />
Ausgehend von einem Casein-MF-Retentat (Bild 1-2) und anschließender Labbehandlung<br />
war es das Ziel, ein Verfahren zur Anreicherung von CMP mittels Mikrofiltration<br />
(MF) und Ultrafiltration (UF) im Diafiltrationsmodus zu entwickeln und diejenigen Anlagen-<br />
und Verfahrensparameter zu eruieren, welche eine möglichst vollständige Permeation<br />
von CMP bei der MF und Retention bei der UF, eine hohe Permeationsleistung, eine<br />
maximale Reinheit und Ausbeute ermöglichen. Dabei dient die MF der Abtrennung der<br />
Caseinkoagulatbruchstücke, die bei der Labgelbehandlung in das Serum übergegangen<br />
sind. So soll ein hoher Reinheitsgrad der gewonnenen CMP-Fraktion erzielt werden.<br />
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Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Magermilch<br />
MIKROFILTRATION<br />
0,1 µm<br />
Caseinkonzentrat<br />
MF-Permeat<br />
UF-Permeat<br />
ULTRAFILTRATION<br />
25.000 Da<br />
Molkenproteinkonzentrat<br />
Bild 1-2: Schema der kontinuierlichen Fraktionierung von Milchprotein<br />
� Technologisch-funktionelle Eigenschaften<br />
Die technologisch-funktionellen Eigenschaften, insbesondere die Hitzestabilität, das rheologische,<br />
Löslichkeits-, Gelbildungs- und Grenzflächenverhalten von CMP sollten mit<br />
dem Ziel untersucht werden, CMP als aktives Ingrediens zur Strukturbildung in Produktmatrices<br />
von Milch- und Molkenprodukten einzubringen.<br />
� Wechselwirkungen zwischen CMP, Molkenproteinen, Casein und Hydrokolloiden<br />
Des weiteren sollte die Funktionalität von CMP im Vergleich zu bzw. im Gemisch mit den<br />
Molkenproteinen und/oder Caseinen sowie Hydrokolloiden betrachtet und die Auswirkungen<br />
der An- bzw. Abwesenheit von CMP in Molkenderivaten auf deren funktionelle<br />
Eigenschaften überprüft werden. Dabei sollte festgestellt werden, wie sich die Funktionalität<br />
von möglichst reinem CMP in Abhängigkeit von den Vorbehandlungsbedingungen<br />
verhält bzw. in welcher Konzentration und in welchen Kombinationen mit anderen Milchproteinen<br />
bzw. Hydrokolloiden sich eine optimale Funktionalität bei der Gestaltung von<br />
Produkten ergibt.<br />
� Strukturbeeinflussung durch Einbringen von CMP in Produktmatrices<br />
Die gewonnenen Ergebnisse zur Strukturbildung von CMP sollten an realen Produktsystemen<br />
angewandt werden, um Kenntnisse zum Prozessverhalten sowie zu den funktionellen<br />
Eigenschaften von CMP in komplexeren Matrices unter praxisübliche Bedingungen<br />
zu erhalten.<br />
Die eingesetzten Materialien und Methoden sowie die erzielten Ergebnisse werden im Folgenden<br />
nach den einzelnen Arbeitspaketen des Vorhabens dargestellt.<br />
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Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
2 Analytik<br />
Für die Durchführung des Forschungsvorhabens war es essentiell, zunächst eine standardisierte<br />
Methode zur Bestimmung der einzelnen CMP-Fraktionen simultan mit den majoren<br />
Molkenproteinen zu etablieren. Zudem war es erforderlich die Einflüsse der Prozesse und<br />
Milieubedingungen auf die Glykosylierung des CMP zu bestimmen. Da Sialinsäure der dominante<br />
Zuckerrest am GMP ist und zudem für die biologische Funktionalität von CMP eine<br />
bedeutende Rolle spielt, wurde zu diesem Zwecke eine Methode zur Bestimmung der am<br />
GMP gebundenen Sialinsäure erarbeitet.<br />
2.1 Bestimmung der CMP-Fraktionen mittels RP-HPLC<br />
Zur analytischen Bestimmung von CMP werden in der Literatur verschiedene Reversed-<br />
Phase High-Performance-Liquid-Chromatography(RP-HPLC)-Methoden beschrieben. Die<br />
meisten Methoden dienen dem Nachweis von Labmolkepulver in Milch- oder Buttermilchpul-<br />
ver (Ferreira & Oliveira, 2003, 1989) sowie der Verfolgung der κ-Caseinhydrolyse während<br />
dem Labprozess (Calvo, 2002, Reid et al., 1997, Coolbear et al., 1996, Sharma et al., 1993).<br />
Bei diesen Methoden wird jedoch lediglich das nicht-glykosylierte CMP der genetischen Variante<br />
A als einzelner Peak oder die Gesamtheit aller CMP-Fraktionen in mehreren, nicht von<br />
einander getrennten Peaks analysiert. Ein weiterer Nachteil dieser Methoden ist, dass diese<br />
mittels Trichloressigsäure (TCA) die Proben vorbehandeln, um die Molkenproteine und restlichen<br />
Caseine auszufällen. Bereits van Hooydonk et al. (1984) stellten fest, dass durch eine<br />
TCA-Endkonzentration > 2 % bereits CMP an Löslichkeit verliert. Jedoch findet bei den meisten<br />
Methoden eine Endkonzentration von 8 % TCA Anwendung (Sharma et al., 1993, Leonil<br />
& Molle, 1991, Olieman & Vanriel, 1989), da erst bei dieser TCA-Konzentration alle Molkenproteine<br />
präzipitieren. Die simultane Analyse von CMP und Molkenproteinen, wie bei Elgar et<br />
al. (2000) und Leonil et al. (1997) beschrieben, resultiert in nicht klar von einander getrennten<br />
Peaks der nicht-glykosylierten und glykosylierten Fraktionen des CMP sowie der genetischen<br />
Varianten von β-Lactoglobulin (β-Lg).<br />
Aus diesem Grund wurde bereits in dem Vorprojekt FEI-Forschungsfond-Vorhaben FF-05 zu<br />
diesem Forschungsvorhaben eine RP-HPLC-Methode zur Analyse von CMP etabliert, die<br />
sich dadurch auszeichnet, dass sie das CMP in seiner Gesamtheit erfassen kann. Bei dieser<br />
Methode wird bei der Probenvorbereitung weder die Zusammensetzung noch die zu analysierende<br />
Menge verändert sowie auf die Fällung mittels TCA verzichtet. Somit ermöglicht<br />
diese Methode, das CMP sowohl quantitativ als auch qualitativ zu erfassen. Ziel im Rahmen<br />
dieses Forschungsvorhabens war es, die Methode dahingehend weiterzuentwickeln, dass<br />
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Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
neben CMP gleichzeitig vorhandene Molkenproteine (α-Lactalbumin, β-Lactoglobulin A und<br />
B) analytisch mit erfasst werden können.<br />
2.1.1 Material und Methoden<br />
CMP-, Molkenprotein- und Süßmolkeproben<br />
CMP-Proben wurden aus eingelabter Caseinlösung hergestellt. Hierzu wurde eine Caseinlösung<br />
mit einer Reinheit von 99,2 % (bezogen auf den Gesamtproteingehalt) durch eine Kombination<br />
aus MF und UF im Diafiltrationsmodus aus Magermilch (cCasein: 3 %) gewonnen<br />
(Kersten & Hinrichs, 2000). Die Caseinlösung wurde auf 32 °C temperiert, mit 0,02 % (w/v)<br />
Chymosin (Maxiren ® 180, DSM Food Specialties, Delft, Niederlande) versetzt und bei 32 °C<br />
für 90 min inkubiert. Anschließend wurden die Proben in einem Eisbad auf 4 °C abgekühlt<br />
und 15 min bei 6842 x g zentrifugiert. Der Überstand wurde lyophilisiert, über Aminosäurenanalyse<br />
quantifiziert und als Standard verwendet. Zur Analyse wurde das Lyophilisat mit einer<br />
Konzentration von 2 % in dest. Wasser gelöst und mittels 0,45 µm Spritzenvorsatzfilter<br />
(Schleicher & Schuell, Dassel, Deutschland) filtriert.<br />
Süßmolke wurde aus eingelabter Magermilch mittels Chymosin bei gleichen Bedingungen<br />
hergestellt. α-Lactalbumin und β-Lactoglobulin Standards wurden von Sigma-Aldrich (Taufkirchen)<br />
bezogen.<br />
Chemikalien<br />
Acetonitril, HPLC grade, Merk, Darmstadt<br />
Trifluressigsäure (TFA), Pierce, Perbio Science, Bonn<br />
RP-HPLC<br />
Säulen: Reversed-Phase Vor- und Hauptsäule PLRP-S, 8 μm, 300 Å<br />
Detektor:<br />
(Latek, Deutschland)<br />
UV-Dedektor, λ = 226 nm<br />
Arbeitsprinzip: Hochdruckgradientenanalyse<br />
Eluent A: 100 % Reinstwasser + 0,1 % TFA<br />
Eluent B: 20 % Reinstwasser + 80 % Acetonitril + 555 μl TFA<br />
Flussrate: 1 ml/min<br />
Säulentemperatur: 40 °C<br />
Injektionsvolumen: 20 μl<br />
Kalibrierung: 5 Punkt-Kalibrierung, R 2 ≥ 0,999<br />
9
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
2.1.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
Bild 2-1 zeigt RP-HPLC-Chromatogramme des Molkenprotein-Mischstandards (Bild 2-1 (a)),<br />
des CMP (Bild 2-1 (b)) sowie einer Mischung aus beidem (Bild 2-1 (c)).<br />
Absorption 226<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
10 15 20 25 30<br />
RT /min<br />
Bild 2-1: Superpositionsdarstelllung von RP-HPLC Chromatogrammen; einem Gemisch der<br />
Molkenprotein Standards α-La und β-Lg (a), einer Gesamtfraktion von CMP gewonnen<br />
aus eingelabter Caseinlösung (b) und einer Mischung aus beidem (c). Peak 1 und<br />
3: GMP gen. var. A und B, Peak 2: aglyco CMP gen. var. A, Peak 4: aglyco CMP<br />
gen.var. B, Peak 5: α-La, Peak 6: β-Lg gen. var. B, Peak 7: β-Lg gen. var. A.<br />
Das Elutionsprofil der Molkenproteine entspricht dem des IDF Standards (IDF, 1999). Die<br />
Elutionsreihenfolge der Molkenproteine und CMP-Fraktionen wird durch die jeweilige mittlere<br />
Hydrophobizität bestimmt, so dass die CMP-Fraktionen vor dem α-La gefolgt von dem β-Lg<br />
B und β-Lg A eluieren. Im Gegensatz zu den von Elgar et al. (2000) veröffentlichten Ergebnissen<br />
konnte die Trennung der CMP-Fraktionen GMP und aglyco-CMP sowie der genetischen<br />
Varianten von β-Lg deutlich verbessert werden. Dabei eluiert das GMP (glyco-CMP A<br />
+ B) als mehrere Peaks zwischen einer Retentionszeit (RT) von 12 und 16 min, welche auf<br />
ein Gemisch von unterschiedlich glykosylierten Fraktionen der genetischen Variante A und B<br />
zurückzuführen sind. Das nichtglykosylierte CMP der genetischen Varianten A und B (aglyco-CMP<br />
A bzw. B) eluiert jeweils als einzelner Peak nach dem GMP bei einer RT von 16,5<br />
bzw. 18,3 min. Die Molkenproteine eluieren in dem Bereich zwischen RT 21 und 29 min, wo-<br />
5<br />
6<br />
7<br />
(c)<br />
(b)<br />
(a)<br />
10
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
bei α-Lactalbumin mit einer RT von 21,5 min, β-Lactoglobulin B mit einer RT von 27 min und<br />
β Lactoglobulin A mit einer RT von 28 min detektiert wird.<br />
Fazit:<br />
Mit der entwickelten HPLC-Methode ist eine qualitative und quantitative Charakterisierung<br />
von CMP hinsichtlich der einzelnen CMP-Fraktionen (GMP, aglyco CMP A, aglyco CMP B)<br />
möglich. Zudem ist bei der simultanen Detektion mit den Molkenproteinen eine gute Trennung<br />
von α-Lactalbumin und β-Lactoglobulin realisiert. Das Verfahren liefert eine analytische<br />
Basis für weiterführende technologisch-funktionelle Untersuchungen. Somit ist es möglich<br />
die Einflüsse von Prozess- und Milieufaktoren sowohl auf die einzelnen CMP Fraktionen als<br />
auch auf die majoren Molkenproteine sowie gegebenenfalls Wechselwirkungen zwischen<br />
CMP und den Molkenproteinen zu eruieren. Mit dieser Methode ist somit eine Plattform vorhanden,<br />
die es ermöglicht allgemein gültige Ergebnisse hinsichtlich Qualität und Quantität zu<br />
erarbeiten.<br />
2.2 Bestimmung der GMP-gebundenen Sialinsäure<br />
Für die biologische Funktionalität spielt insbesondere der Anteil an GMP-gebundener Sialinsäure<br />
(SA) eine große Bedeutung. In Bild 2-2 ist die Strukturformel von Sialinsäure dargestellt.<br />
Sialinsäure ist die Sammelbezeichnung für acylierte Derivate der Neuraminsäure und<br />
wird auch als Acetylneuraminsäure bezeichnet. Im GMP-Molekül kommt vor allem die N-<br />
Acetylneuraminsäure vor (Saito & Itoh, 1992). Sie ist eine starke organische Säure mit einem<br />
pK-Wert von 2,2, was eine hohe negative Nettoladung begründet. Sie dienen u.a. zur Stabilisierung<br />
von Glykoproteinen gegen Denaturierung und Proteolyse sowie zum Transport positiv<br />
geladener Verbindungen (Reutter, Köttgen, Bauer, & Gerok, 1982).<br />
Ac HN<br />
Bild 2-2: Strukturformel von Sialinsäure<br />
OH<br />
OH<br />
OH<br />
O<br />
COOH<br />
OH OH<br />
11
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Daher war es Ziel, Einflüsse der Prozess- und Milieubedingungen auf den Gehalt an CMPgebundener<br />
Sialinsäure bestimmen zu können.<br />
Zunächst ergab sich folgende Problemstellung: Die in der Literatur beschriebenen photometrischen<br />
Methoden zur Bestimmung von Sialinsäure (Schauer & Corfield, 1982) eignen sich<br />
entweder zur Bestimmung der gesamten Sialinsäure ohne Differenzierung hinsichtlich gebundener<br />
bzw. freier Sialinsäure (Reuter & Schauer, 1994, Schauer, 1978, Jourdian et al.,<br />
1971, Böhm et al., 1954), oder lediglich zur Bestimmung von frei vorliegender Sialinsäure<br />
(Nakano & Ozimek, 1999, Marier et al., 1963, Warren, 1959). Die gebundene Sialinsäure<br />
kann nur aus der Differenz der ermittelten Werte für gesamte und freie Sialinsäure berechnet<br />
werden, jedoch führt die Verrechnung von Werten, die aus zwei unterschiedlichen Methoden<br />
ermittelt werden zu erheblichen Ungenauigkeiten. Daher stellte sich die Frage, wie mittels<br />
ein und derselben Methode zwischen gebundener und freien Sialinsäure mit hoher Genauigkeit<br />
unterschieden werden kann.<br />
Nach eingehender Literaturstudie wurde die Sialinsäurebestimmung mittels Bialsreagenz am<br />
Institut etabliert, da sie sich durch eine hohe Spezifität und Reproduzierbarkeit auszeichnet<br />
(Reuter & Schauer, 1994). Diese Methode erlaubt jedoch herkömmlich lediglich die Bestimmung<br />
des gesamten Sialinsäuregehaltes in einer Probe. Um zwischen gebundener und freier<br />
Sialinsäure unterscheiden zu können, wurde die Bials-Methode dahingehend modifiziert,<br />
dass in der Probenvorbereitung die freie und gebundene Sialinsäure mittels Membranzentri-<br />
fugation (Macrosep ® MWCO 10K, Pall) voneinander getrennt werden.<br />
2.2.1 Material und Methoden<br />
CMP<br />
CMP wurde wie in Kapitel 2.1.1 beschrieben hergestellt und analysiert.<br />
Für die Stammlösung wurden 0,3 % CMP in bi-destilliertem Wasser gelöst und über Nacht<br />
bei 4 °C quellen gelassen.<br />
Sialinsäurestandard<br />
N-Acetylneuraminic acid C11H19O9, synthetisch, > 98 %, Fluka, Buchs<br />
Für die Stammlösung wurden 0,04 % Sialinsäure in bi-destilliertem Wasser gelöst und bei<br />
-18 °C gelagert.<br />
Bialsreagenz<br />
5-Methylresorcin C7H8O2, 97 %, Sigma-Aldrich, Taufkirchen<br />
Eisen(III)-chlorid-Hexahydrat FeCl3·6H2O, 97%, Sigma-Aldrich, Taufkirchen<br />
12
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Salzsäure HCl, 37 % rauchend, Merck, Darmstadt<br />
0,4 g 5-Methylresorcin wurden in 4 ml einer 1 %igen wässrigen Eisen(III)-chlorid-Hexahydrat-<br />
Lösung gelöst. Der Ansatz wurde mit 162,8 ml Salzsäure versetzt und mit bidest. Wasser auf<br />
200 ml aufgefüllt und lichtgeschützt bei 4 °C gelagert.<br />
Weitere Chemikalien<br />
Isoamylalkohol (3-Methyl-1-butanol), ≥ 98 %, Merck, Darmstadt<br />
Orcinol/Fe3+/HCl Assay zur Bestimmung von Sialinsäure<br />
Nach der Methode von Reuter & Schauer (1994) wurde die freie als auch die gebundene<br />
Sialinsäure quantitativ bestimmt. Die Detektionsgrenze lag bei 20 µg und es ergab sich ein<br />
linearer Zusammenhang bis zu einem Sialinsäuregehalt von 80 µg/1000 µl Testvolumen.<br />
1 ml Probe wurde mit 1 ml Reagenz versetzt, auf dem Vortex-Mischer homogenisiert und<br />
15 min bei 95 °C im Wasserbad erhitzt. Hierbei reagieren die Sialinsäuremoleküle in der Gegenwart<br />
von Salzsäure zu Hydroxymethylfurfural, das zusammen mit Orcin nach Abkühlung<br />
der Probe (5 min, Eiswasserbad) violette Kondensationsprodukte bildet (Bild 2-1). Anschließend<br />
wurde die organische von der anorganischen Phase durch die Zugabe von 7 ml Isoamylalkohol<br />
und 5 min Zentrifugation bei 3000*g getrennt. Der organische Überstand wurde in<br />
Einmalküvetten (No./REF 67.742, 10x4x4,5 mm, Sarstedt, Nümbrecht) bei 572 nm im Photometer<br />
(Lambda 25 UV/VIS Spectrometer, Perkin Elmer) gegen den Blindwert gemessen.<br />
Es wurden 5-Punkt-Kalibrierkurven für CMP und Sialinsäure erstellt, indem ein Blindwert aus<br />
Wasser sowie 1:4, 1:1, 4:1 und 0:1 Verdünnungen aus den Stammlösungen hergestellt und<br />
wie oben beschrieben behandelt wurden.<br />
Bild 2-3: Reaktionsgleichung des Orcinol-Assay<br />
13
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Trennung von freier und gebundener Sialinsäure<br />
Es wurde ein Verfahren entwickelt, um die freie und gebundene Sialinsäure mittels<br />
Membranzentrifugation voneinander zu trennen.<br />
10 ml Probe wurde in ein Membranzentrifugenröhrchen (Macrosep ® MWCO 10K, Pall) pipet-<br />
tiert und 60 min bei 4000 g zentrifugiert. Die Probe wird dabei in Retentat, das die gebundene<br />
Sialinsäure und das CMP enthält, und Permeat, das die freie Sialinsäure enthält, getrennt.<br />
Anschließend wurde das Retentat auf den Gehalt an gebundener Sialinsäure und das<br />
Permeat auf den Gehalt an freier Sialinsäure mittels Bials-Reagenz untersucht.<br />
2.2.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
Bei allen untersuchten Proben konnte nachgewiesen werden, dass das gesamte CMP im<br />
Retentat verbleibt, während 100 % der freien Sialinsäure permeierten. Wie Bild 2-4 zeigt,<br />
zeichnet sich die Methode zudem durch eine sehr geringe Schwankungsbreite (R 2 = 0,999)<br />
aus.<br />
Extinktion λ = 572 nm<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
y = 2,4196x<br />
R 2 = 0,9997<br />
0.0<br />
0.00 0.05 0.10<br />
Sialinsäure / mg/ml<br />
0.15 0.20<br />
Bild 2-4: Kalibriergerade der Sialinsäurebestimmung mittels Orcinol/Fe 3+ /HCl Assay<br />
In Bild 2-5 ist der Sialinsäuregehalt in Abhängigkeit der CMP-Konzentration dargestellt.<br />
14
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Sialinsäure / mg/ml<br />
0.20<br />
0.15<br />
0.10<br />
0.05<br />
y = 0.0533x<br />
R 2 = 0.999<br />
0.00<br />
0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5<br />
CMP / mg/ml<br />
Bild 2-5: Sialinsäuregehalt in Abhängigkeit der CMP-Konzentration<br />
Es wurde mit dieser Methode der Einfluss des pH-Wertes bei Raumtemperatur sowie nach<br />
einer Erhitzung bei 120 °C für 60 sec auf den Gehalt an gebundener Sialinsäure pro mg<br />
GMP untersucht. Die Ergebnisse in Bild 2-6 und Bild 2-7 zeigen, dass mit abnehmendem<br />
pH-Wert der Gehalt an gebundener Sialinsäure abnimmt.<br />
gebundene SA / µg/mg GMP<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
pH / -<br />
Bild 2-6: Gehalt an GMP-gebundener Sialinsäure (SA) in Abhängigkeit des pH-Wertes bei<br />
20 °C<br />
5<br />
4<br />
3<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
2<br />
gebundene SA / %<br />
15
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Bei den unerhitzten Proben nimmt der Gehalt von 98 % bei pH 7 auf 54 % bei pH 2 ab. Bei<br />
den erhitzten Proben liegt bereits bei pH 7 lediglich 84 % der Sialinsäure an GMP gebunden<br />
vor und nimmt bis zu 21 % bei pH 2 ab. Diese Ergebnisse korrelieren mit den Veränderungen<br />
der glykosylierten Fraktion im HPLC-Fingerprint bei saurem pH-Wert. Daraus kann geschlussfolgert<br />
werden, dass es unter sauren Milieubedingungen zu einer sauren Hydrolyse<br />
der gebundenen Zuckermoleküle in Abhängigkeit des pH-Wertes, der Temperatur und der<br />
Einwirkzeit kommt.<br />
Bild 2-7: Gehalt an gebundener Sialinsäure (SA) in Abhängigkeit des pH-Wertes nach einer<br />
Hitzebehandlung bei 120 °C für 60 sec im Vergleich zu 20 °C<br />
Fazit:<br />
gebundene SA / µg/mg GMP<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
9<br />
20 °C<br />
120 °C/ 60 s<br />
8<br />
7<br />
6<br />
pH / -<br />
Es wurde eine modifizierte Methode nach Reuter & Schauer (1994) zur Bestimmung von<br />
freier und an GMP gebundener Sialinsäure entwickelt. Die Bials-Methode wurde dahingehend<br />
modifiziert, dass in der Probenvorbereitung die freie und gebundene Sialinsäure mittels<br />
Membranzentrifugation (Macrosep ® MWCO 10K, Pall) voneinander getrennt werden. Bei<br />
allen untersuchten Proben konnte nachgewiesen werden, dass das gesamte CMP im Retentat<br />
verbleibt, während 100 % der freien Sialinsäure permeierten. Des Weiteren wurde der<br />
Einfluss von pH und Temperatur auf den Gehalt an GMP-gebundener Sialinsäure untersucht.<br />
Mit sinkendem pH-Wert und zunehmender Temperatur kam es zu einer Abnahme der<br />
gebundenen Sialinsäure. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass es unter diesen Bedingungen<br />
zu einer sauren Hydrolyse der gebundenen Zuckermoleküle kommt. Das kann<br />
sowohl die technologischen als auch die bioaktiven Funktionalitäten von CMP beeinflussen.<br />
5<br />
4<br />
3<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
2<br />
gebundene SA / %<br />
16
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
3 CMP-Gewinnung<br />
Ausgehend von einem Casein-MF-Retentat und anschließender Labbehandlung war es das<br />
Ziel, ein Verfahren zur Anreicherung von CMP in 'nativem' Zustand mittels Mikrofiltration<br />
(MF) und Ultrafiltration (UF) im Diafiltrationsmodus zu entwickeln. Dabei sollten diejenigen<br />
Anlagen- und Verfahrensparameter eruiert werden, welche eine möglichst vollständige Permeation<br />
von CMP bei der MF und Retention bei der UF, eine hohe Permeationsleistung sowie<br />
eine maximale Reinheit und Ausbeute ermöglichen. Dabei dient die MF der Abtrennung<br />
der Caseinkoagulatbruchstücke, die bei der Labgelbehandlung in das Serum übergegangen<br />
sind und bestimmt maßgeblich den Reinheitsgrad der gewonnenen CMP-Fraktion. Darüber<br />
hinaus ist der Reinheitsgrad abhängig von der Effizienz der Molkenproteinabtrennung bei der<br />
Diafiltration von Milch zur Herstellung des Casein-MF-Retentats, die den Anteil an Molkenproteinen<br />
in der CMP-Fraktion bestimmt. Daher wurden im ersten Schritt Untersuchungen<br />
durchgeführt, um die Caseinkoagulatbruchstücke abzutrennen. Im zweiten Schritt galt es, die<br />
Gewinnung von 'nativem' CMP mittels Membrantrenntechnik in Hinsicht auf die CMP-<br />
Ausbeute zu optimieren.<br />
3.1 Abtrennung von Caseinpartikeln aus Molke unter Berücksichtigung der Ausbeute<br />
und Reinheit von CMP<br />
Ziel war, eine reine CMP-Fraktion mit hoher Ausbeute zu gewinnen. Der Reinheitsgrad der<br />
gewonnenen CMP-Fraktion ist vor allem von der Effizienz der Abtrennung der Caseinkoagulatbruchstücke<br />
abhängig. Die Abtrennung der Caseinpartikel wurde mittels Zentrifugal- und<br />
mittels Membrantrenntechnik untersucht.<br />
3.1.1 Material und Methoden<br />
Magermilch<br />
Frische pasteurisierte Magermilch wurde von der Staatl. Molkerei Weihenstephan bezogen.<br />
Die Trockenmasse betrug durchschnittlich 9,6 %. Der Proteingehalt lag durchschnittlich bei<br />
3,4 % mit einem Caseingehalt von durchschnittlich 3,0 %. Der pH-Wert der Magermilch war<br />
im Bereich zwischen 6,6 und 6,8 (ϑ = 20 °C).<br />
Casein-MF-Retentat<br />
Das Casein-MF-Retentat wurde mittels MF-Diafiltration mit UF-Permeat als Diafiltrationsmedium<br />
aus Magermilch nach Kersten & Hinrichs (2000) hergestellt. Die Reinheit an Casein<br />
betrug durchschnittlich 99,2 % bezogen auf den Gesamtproteingehalt.<br />
17
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Molkenprotein freie Süßmolke<br />
Molkenprotein freie Süßmolke wurde aus dem Casein-MF-Retentat (cCasein: 3 %) hergestellt.<br />
Hierzu wurde das Casein-MF-Retentat bei 32 °C temperiert, mit 0,02 % (w/v) Chymosin<br />
(Maxiren ® 180, DSM Food Specialties, Delft, Niederlande) versetzt und bei 32 °C für 90 min<br />
inkubiert. Die entstandene Gallerte wurde mit Käsehafen in haselnussgroße Bruchkörner<br />
geschnitten und nachgebrannt, indem unter Rühren die Temperatur innerhalb 30 min von<br />
32 °C auf 40 °C erhöht wurde. Anschließend wurde die Molke vom Bruch abgetrennt. In<br />
Tabelle 3-1 ist die durchschnittliche Zusammensetzung der Molkenprotein freien Süßmolke<br />
zusammengefasst. Der pH-Wert der Molke wurde je nach Bedarf mit Milchsäure auf den gewünschten<br />
pH-Wert eingestellt.<br />
Tabelle 3-1: Durchschnittliche Zusammensetzung Molkenprotein freier Molke<br />
Chemikalien<br />
Milchsäure, Merck (Art.Nr. 366), Darmstadt<br />
Bestandteil Gehalt [%]<br />
Trockenmasse 5,4<br />
Laktose 3,9<br />
Salze 0,2<br />
CMP 0,2<br />
Casein 0,2<br />
Salzsäure, J.T. Baker (Art.Nr. 6167), Phillipsburg, USA<br />
Kontinuierliche Zentrifugation<br />
Zur Abtrennung der Caseinpartikel wurde die Molke kontinuierlich in einer Biofuge 17 RS<br />
(Heraeus, Osterode) mit einem Durchlaufrotor 8575 (Heraeus, Osterode) zentrifugiert. Dabei<br />
wurden folgende Einstellungen variiert:<br />
� die Zentrifugalbeschleunigung (g-Zahl): 4.000, 10.000, 15.000, 20.000, 65.000 g<br />
� die Verweilzeit (VWZ): 3, 5, 8, 10 min<br />
� der pH-Wert der Molke: 6,5 - 5,5 - 4,5 - 3,5<br />
� die Temperatur: 20 °C, 60 °C<br />
In den abzentrifugierten Überständen wurde der CMP-Gehalt mittels RP-HPLC (s. Kapitel 2)<br />
analysiert. Der Proteingehalt wurde mittels Stickstoffanalysator FP-528 (Leco, Mönchengladbach)<br />
nach der modifizierten Aufschlussmethode von Dumas bestimmt und der Caseingehalt<br />
wie folgt ermittelt:<br />
cCasein cGesamtprotein<br />
−cCMP<br />
−c<br />
Molkenproteine<br />
= (Formel 3.1)<br />
18
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Milkrofiltrationsanlage<br />
Die Funktionsweise der verwendeten Mikrofiltrations-Pilotanlage basiert auf dem Uniform-<br />
Transmembrane-Pressure(UTP)-Prinzip. Für die Fraktionierung kam ein MF-Modul (7P19-<br />
40L, APV, Silkeborg, Dänemark) mit einer Trenngrenze von 0,1 bzw. 1,4 µm und einer Gesamtfilterfläche<br />
von 1,68 m² zur Anwendung. Das Modul besteht aus sieben keramischen<br />
Röhrenmembranen (SCT, Societe des Ceramiques Techniques, Bezet, Frankreich) in Form<br />
von Multi-Kanalelementen, deren aktive Trennschicht aus Zirkoniumoxid besteht und auf<br />
eine Trägerschicht aus Aluminiumoxid aufgebracht ist.<br />
Die Pilotanlage besitzt ein 140 l fassendes Vorlaufgefäß, von dem das Produkt mit Hilfe einer<br />
Kreiselpumpe (0,8 kW, Hilge, Bodenheim) direkt in den Filtrationskreislauf gefördert wird. Die<br />
Produktförderung im Retentat- bzw. Permeat-Kreislauf erfolgt durch zwei frequenzgesteuerte<br />
Pumpen (Fa. Abel, Büchen, Deutschland) mit einer Leistung von 11 kW bzw. 7,5 kW. Bild 3-<br />
1 zeigt den schematischen Aufbau der MF-Anlage. Die Betriebsparameter der MF während<br />
der Diafiltration sind Tabelle 3-2 zu entnehmen.<br />
Bild 3-1: Schema der Mikrofiltrations-Pilotanlage<br />
Tabelle 3-2: Durchschnittliche Betriebsparameter der Mikrofiltration während der Diafiltration<br />
Retentatseite Permeatseite<br />
Temperatur [°C] 55 55<br />
Druck vor der Membran [MPa] 3,12 2,72<br />
Druck nach der Membran [MPa] 1,62 1,22<br />
Resultierender Druckverlust [MPa] 1,50 1,50<br />
Transmembrane Druckdifferenz [MPa] 0,4 0,4<br />
Volumenstrom [m 3 /l] 0,8 0,12<br />
19
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Ultrafiltrationsanlage<br />
Die Ultrafiltration zum kontinuierlichen Entziehen des Diafiltrationsmediums der MF-<br />
Diafiltration wurde mit einer Anlage der Fa. APV (Silkeborg, Dänemark) durchgeführt. Es<br />
kam ein Platten-Rahmen System mit 40 einzelnen organischen Membranen aus Polysulfon<br />
(Fa. APV, Typ GR 60 PP, Silkeborg, Dänemark) mit einer Trenngrenze von 25 kDa und einer<br />
Gesamtfilterfläche von 3,0 m² zur Anwendung. Mit Hilfe einer Kreiselpumpe (Hilge, Bodenheim,<br />
Deutschland) erfolgt die Umwälzung des Produktes.<br />
In Bild 3-2 ist das Fließschema der Mikrofiltration-Diafiltration zum Entfernen von Caseinstaub<br />
dargestellt. Je Diafiltrationsschritt wurde der CMP-Gehalt im MF- und UF-Retentat<br />
sowie im MF- und UF-Permeat mittels RP-HPLC ermittelt. Zudem wurde der Gesamtproteingehalt<br />
analysiert. Die CMP-Ausbeute A wurde aus der CMP-Konzentration im UF-Retentat<br />
(CUF-Retentat) und der CMP-Konzentration im Ausgangsprodukt (d.h. im CMP-reichen Serum<br />
vor der MF/UF-Diafiltration) wie folgt ermittelt:<br />
C<br />
A[%]<br />
=<br />
UF −Retentat;<br />
t<br />
C<br />
0<br />
⋅100<br />
mit CUF-Retentat: CMP-Konzentration im UF-Retentat nach Diafiltrationsschritt t;<br />
C0: CMP-Konzentration im Ausgangsprodukt;<br />
t: Anzahl der Diafiltrationsschritte.<br />
VE-Wasser<br />
Magermilch<br />
CMP-haltiges Serum<br />
MF-Diafiltration<br />
Ultrafiltration<br />
UF-<br />
Retentat<br />
MF-Permeat<br />
CMP, Laktose, Salze<br />
(Formel 3.2)<br />
MF-Retentat<br />
Caseinstaub<br />
UF-Permeat<br />
Wasser, Laktose,<br />
Salze<br />
Bild 3-2: Fließschema der Mikrofiltration-Diafiltration zum Entfernen von Caseinstaub<br />
20
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
3.1.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
3.1.2.1 Untersuchungen zur Abtrennung von Caseinpartikeln aus Molke mittels<br />
Zentrifugation<br />
Bei der Zentrifugalmethode wurden die Zentrifugalbeschleunigung, die Verweilzeit sowie der<br />
pH-Wert der Molke auf Abtrennung der Caseinpartikel und der CMP-Ausbeute bei kontinuierlicher<br />
Zentrifugation untersucht. Dabei wurde sowohl der CMP- als auch der Caseingehalt in<br />
den abzentrifugierten Überständen analysiert.<br />
In Bild 3-3 (a) ist der Einfluss der g-Zahl auf die CMP-Ausbeute bei pH 7,0 und einer VWZ<br />
von 10 min dargestellt. Es ist zu erkennen, dass die g-Zahl keinen Einfluss auf die CMP-<br />
Ausbeute hat. Bei kürzen VWZ von 3, 5 und 8 min war dementsprechend ebenfalls kein Verlust<br />
an CMP im Überstand festzustellen, d.h. die VWZ hat ebenfalls keinen Einfluss auf die<br />
CMP-Ausbeute. Dem gegenüber wiesen die g-Zahl sowie die VWZ einen Einfluss auf die<br />
Abtrennung der Caseinpartikel auf (Bild 3-3 (b)). Mit zunehmender g-Zahl und VWZ stieg die<br />
Caseinpartikel-Abtrennung.<br />
(a) (b)<br />
1,2<br />
Molke nach 10 min VWZ<br />
1,2<br />
CMP ct/c0 [-]<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
0 4 10 15 20<br />
1.000 * g [-]<br />
65<br />
Casein ct/c0 [-]<br />
4 10 15 20 65<br />
1.000 * g [-]<br />
Bild 3-3: Relativer CMP-Gehalt (a) und Caseingehalt (b) im Überstand der abzentrifugierten<br />
Molke in Abhängigkeit der g- Zahl bei pH 7,0 nach 3 und 10 min VWZ bei 20 °C; ct:<br />
CMP- bzw. Caseinkonzentration zur VWZ t, c0: CMP bzw. Caseinkonzentration der<br />
Ausgangsmolke<br />
Analog hierzu zeigte sich, dass der pH-Wert der Molke die Ausbeute an CMP nicht beeinträchtigt,<br />
jedoch die Abtrennung der Caseinpartikel (Bild 3-4 (a) und Bild 3-4 (b)) beeinflusst.<br />
Dieses Ergebnis deutet bereits auf ein gutes Löslichkeitsverhalten von CMP hin, da durch<br />
Erniedrigen des pH-Wertes keine abtrennbaren Produkte wie z. B. Präzipitate gebildet werden.<br />
Das Löslichkeitsverhalten von CMP wird in Kapitel 4 eingehend erläutert. Ein Absenken<br />
des pH-Wertes führt jedoch zu einer Verschiebung bzw. Abnahme im elektrostatischen Po-<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
0<br />
Molke<br />
nach 3 min VWZ<br />
nach 10 min VWZ<br />
21
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
tenzial (Zeta-Potenzial) an der Oberfläche der noch vorhanden Caseinmicellen und Caseinpartikeln<br />
und bewirkt die Aggregation der Caseinfragmente. Die Ergebnisse zeigen, dass in<br />
den so entstandenen und teilweise abzentrifugierten Caseinpartikelaggregaten kein CMP<br />
eingeschlossen wird. Die Effizienz der Caseinpartikel-Abtrennung nahm mit zunehmender g-<br />
Zahl und Verweilzeit sowie abnehmendem pH-Wert zu, wohingegen die untersuchten Parameter<br />
keinen Einfluss auf die CMP-Ausbeute hatten. Das Absenken des pH-Wertes zeigte<br />
den größten Einfluss auf die Abtrennung der Caseinpartikel, jedoch war keine vollständige<br />
Abtrennung der Caseinpartikel möglich.<br />
CMP ct/c0 [-]<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
Molke<br />
vor<br />
Zentrifu-<br />
gation<br />
nach 10 min VWZ, 65.000 g<br />
6,5 5,5 4,5<br />
pH [-]<br />
3,5<br />
Casein ct/c0 [-]<br />
0<br />
vor<br />
Zentrifugation<br />
Bild 3-4: CMP-Gehalt (a) und Caseingehalt (b) relativ im Überstand der abzentrifugierten Molke<br />
in Abhängigkeit des pH-Wertes nach 10 min VWZ bei 65.000 g bei 20 °C; ct: CMP-<br />
bzw. Caseinkonzentration zur VWZ t, c0: CMP- bzw. Caseinkonzentration der Ausgangsmolke<br />
Um die Abtrennung der Caseinpartikel mittels Zentrifugation zu steigern, wurde eine Versuchsreihe<br />
bei 60 °C durchgeführt (Bild 3-5). Durch die erhöhte Temperatur nehmen die hydrophoben<br />
Wechselwirkungen zu, wodurch eine bessere Abtrennung der Caseinpartikel vermutet<br />
wird. Dabei kam es lediglich zu einer geringfügigen Steigerung der Caseinpartikel-<br />
Abtrennung, jedoch nicht zu einer vollständigen Abtrennung. Mittels Zentrifugation kann unter<br />
den untersuchten Bedingungen kein reines CMP-Präparat aus labgefällter Caseinlösung<br />
gewonnen werden. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass eine hohe Reinheit von CMP keine<br />
Voraussetzung für den Einsatz von CMP in Produkten darstellt. Die erforderliche Reinheit<br />
ist je nach Anwendungszweck zu bewerten bzw. festzulegen.<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
Molke nach nach 10 10 min min VWZ 65.000 g<br />
6,5 5,5 4,5<br />
pH [-]<br />
3,5<br />
22
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
ct/c0 [-]<br />
1,2<br />
1<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
vor<br />
Zentrifu-<br />
gation<br />
20.000 * g<br />
20 °C<br />
CMP Casein<br />
20.000 * g<br />
60 °C<br />
Bild 3-5: Casein- und CMP-Gehalt relativ im Überstand der abzentrifugierten Molke in Abhängigkeit<br />
der Zentrifugationstemperatur nach 10 min VWZ bei 20.000 g; ct: Casein- bzw.<br />
CMP-Konzentration zur VWZ t, c0: CMP-Konzentration der Ausgangsmolke<br />
3.1.2.2 Untersuchungen zur Abtrennung von Caseinpartikeln aus Molke mittels<br />
Mikrofiltration<br />
Alternativ zur Zentrifugaltrenntechnik wurden Untersuchungen zur Caseinpartikel-<br />
Abtrennung mittels Mikrofiltration (MF) durchgeführt. Die Caseinpartikel sollten von der MF-<br />
Membran vollständig zurückgehalten werden, während das CMP vollständig permeieren sollte.<br />
Zusätzlich wurde das CMP durch Diafiltration (DF) mit enthärtetem Wasser aus der Molke<br />
bzw. dem MF-Retentat ausgewaschen, wobei das zugeführte Wasser kontinuierlich mittels<br />
Ultrafiltration (UF) wieder entzogen wurde.<br />
In Bild 3-6 ist die Ausbeute an CMP während der Filtration des CMP-reichen Serums mit<br />
einer CMP-Ausgangskonzentration c0 von ca. 2 g/l bei Einsatz der 0,1 µm Membran dargestellt.<br />
Die Reinheit des CMP im so gewonnenen UF-Retentat betrug ca. 95 % bezogen auf<br />
den Proteingehalt. Jedoch konnte nach acht Diafiltrationsschritten lediglich eine Ausbeute<br />
von ca. 38 % CMP erzielt werden.<br />
23
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Ausbeute [%]<br />
100<br />
90<br />
Δp=0,4 bar<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
τ=1,5 bar<br />
ϑ=55°C<br />
0 2 4 6 8 10<br />
DF-Waschschritte (WS)<br />
Bild 3-6: Ausbeute an CMP bei der Mikrofiltration-Diafiltration eines CMP-reichen Serums mit<br />
c0/CMP = 2 g/l durch eine MF-Membran mit einer Trennschärfe von 0,1 µm<br />
Um die Ausbeute an CMP zu steigern, wurden verschiedene Strategien verfolgt, deren Ergebnisse<br />
in Bild 3-7 zusammengefasst sind. Da die Permeation eines Stoffes u.a. von dessen<br />
Konzentration in dem zu filtrierenden Medium abhängt, wurde das CMP-reiche Serum<br />
zuvor mittels UF um den Faktor 1,6 aufkonzentriert und anschließend der MF-DF (0,1 µm)<br />
unterzogen. Dabei konnte die Ausbeute mit einem Reinheitsgrad von ca. 95 % lediglich auf<br />
65 % gesteigert werden (Bild 3-7, b). Eine weitere Steigerung der Ausbeute auf 88 % konnte<br />
durch den Einsatz der 1,4 µm-MF-Membran erzielt werden (Bild 3-7, c), jedoch bei gleichzeitigem<br />
Verlust an Reinheit, die lediglich 65 % betrug. Dies ist darauf zurückzuführen, dass bei<br />
dieser Membran feine Caseinpartikel teilweise permeieren können. Die Permeation von CMP<br />
kann jedoch von einer - trotz UTP-Prinzip - sich bildenden Deckschicht aus Caseinpartikeln<br />
negativ beeinflusst werden. Daher wurde ein durch Filtration (1,4 µm-Membran) vorgeklärtes<br />
MF-Permeat anschließend durch die 0,1 µm-Membran filtriert. Dabei konnte eine Reinheit<br />
von ca. 95 % erzielt werden, jedoch lediglich eine Ausbeute an CMP von 50 % (Bild 3-7, d).<br />
Wurde hingegen ein caseinpartikelfreies CMP-Serum, das durch Filtration mit der 0,1 µm-<br />
Membran und anschließendem Aufkonzentrieren mittels UF gewonnen wurde, einer Filtration<br />
mit der 0,1 µm-Membran unterzogen, so konnte eine Ausbeute an CMP von ca. 75 % nach<br />
dem ersten DF-Waschschritt erzielt werden (Bild 3-7, e).<br />
24
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
100<br />
Ausbeute [%]<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
•<br />
(e)<br />
0<br />
0 2 4 6 8 10<br />
Waschschritte (WS)<br />
Δp=0,4 bar<br />
τ=1,5 bar<br />
ϑ=55°C<br />
Bild 3-7: Ausbeute an CMP bei der Mikrofiltration-Diafiltration eines CMP-reichen<br />
Serums mit c0/CMP = 2 g/l; (a) 0,1 µm Membran; (b) aufkonzentriertes CMP-Serum<br />
(c0/CMP = 3,2 g/l), 0,1 µm Membran; (c) 1,4 µm Membran; (d) vorgeklärtes CMP-<br />
Serum, 0,1 µm Membran; (e) caseinpartikelfreies CMP-Serum 0,1 µm Membran<br />
Fazit:<br />
Bei der Abtrennung von Caseinpartikeln aus Molke mittels Zentrifugaltrenntechnik konnte<br />
kein Einfluss der Zentrifugalbeschleunigung, der Verweilzeit, des pH-Wertes sowie der Temperatur<br />
auf die CMP-Ausbeute festgestellt werden. Die Effizienz der Caseinpartikel-<br />
Abtrennung nahm mit zunehmender g-Zahl und Verweilzeit sowie abnehmendem pH-Wert<br />
und steigender Temperatur zu, jedoch war keine vollständige Abtrennung der Caseinpartikel<br />
möglich.<br />
Im Gegensatz zur Abtrennung von Caseinpartikeln aus Molke mittels Zentrifugaltrenntechnik<br />
konnte mittels MF-Diafiltration unter Verwendung einer 0,1 µm-Membran eine Reinheit von<br />
ca. 95 % bezogen auf den Proteingehalt erzielt werden, d.h. es war möglich eine vollständige<br />
Abtrennung von Caseinpartikeln aus Molke zu erzielen. Jedoch mussten hierbei hohe Verluste<br />
an der CMP-Ausbeute verzeichnet werden. Eine Steigerung der Ausbeute konnte durch<br />
den Einsatz der 1,4 µm-MF-Membran erzielt werden, jedoch bei gleichzeitigem Verlust an<br />
Reinheit. Das deutet darauf hin, dass die Caseinpartikel durch die Bildung einer Deckschicht<br />
die Permeation des CMP negativ beeinträchtigen. Zudem verändert sich durch die Diafiltration<br />
mit enthärtetem Wasser kontinuierlich der Gehalt an serumgelösten Bestandteilen wie<br />
Salze, was sich auf die Deckschichteigenschaften auswirken kann. Dieser Sachverhalt wird<br />
(c)<br />
(b)<br />
(d)<br />
(a)<br />
25
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
bei der Optimierung der CMP-Gewinnung im Hinblick auf die CMP-Ausbeute in Kapitel 3.2<br />
näher untersucht.<br />
Die Gewinnung von CMP mit hoher Reinheit ist vor allem für wissenschaftliche Zwecke bzw.<br />
für pharmazeutische Anwendungen notwendig. Eine hohe Reinheit ist unabdingbar, um die<br />
funktionellen Eigenschaften von CMP untersuchen zu können und in Mischprodukten wie<br />
WPCs beurteilen zu können. In der Praxis der Lebensmittelherstellung ist wahrscheinlich<br />
eine hohe Reinheit nicht erforderlich, die Aufarbeitung also nicht so kostspielig.<br />
3.2 Optimierung der CMP-Gewinnung mittels Membrantrenntechnik<br />
In den in Kapitel 1 dargelegten Grundlagen werden verschiedene Verfahren zur Gewinnung<br />
von CMP mittels Membrantrenntechnik vorgestellt. Hierbei bildet das pH-abhängige Molekularvolumen<br />
von CMP die Basis zur Gewinnung von CMP (Kawasaki et al., 1993, Martin-<br />
Diana et al., 2002, Minkiewicz et al., 1996, Nakano & Ozimek, 1998, Xu et al., 2000). Es gibt<br />
jedoch keine Kenntnis darüber, ob durch die Änderung der Milieubedingungen die Konformation,<br />
und somit die bioaktiven Eigenschaften von CMP beeinflusst werden.<br />
Ausgehend von einem Casein-MF-Retentat und anschließender Labbehandlung war es das<br />
Ziel, ein Verfahren zur Anreicherung von CMP in 'nativem' Zustand mittels Mikrofiltration<br />
(MF) und Ultrafiltration (UF) im Diafiltrationsmodus zu entwickeln, bei dem auf die pH-<br />
Einstellungen verzichtet werden kann. Dabei sollten diejenigen Anlagen- und Verfahrensparameter<br />
sowie Einflüsse von Molkenproteinen und Serumbestandteile eruiert werden, welche<br />
eine möglichst vollständige Permeation von CMP bei der MF und Retention bei der UF, eine<br />
hohe Permeationsleistung sowie eine maximale Reinheit und Ausbeute ermöglichen.<br />
3.2.1 Material und Methoden<br />
Die verwendeten Materialien und Methoden sind in Kapitel 3.1 beschrieben.<br />
Versuchsdurchführung<br />
1.) Variation der Prozessbedingungen bei der MF-Diafiltration<br />
Zunächst sollte untersucht werden, wie sich die Änderungen der Prozessbedingungen auf<br />
die CMP-Ausbeute auswirken. Dazu wurden die transmembrane Druckdifferenz ΔpTM sowie<br />
die Wandschubspannung τW variiert und die gewonnenen Ausbeuten an CMP miteinander<br />
verglichen.<br />
Als Ausgangsprodukt wurde ein standardisiertes Molkenproteinkonzentrat der Molkerei<br />
Sachsenmilch AG in Leppersdorf eingesetzt. Um einen eventuellen Einfluss von Salzen auf<br />
die CMP-Ausbeute ausschließen zu können, wurden zunächst aus dem Konzentrat in sechs<br />
26
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Waschschritten Lactose und Salze mittels UF-Diafiltration mit Wasser als Diafiltrationsmedium<br />
ausgewaschen. In einem weiteren Schritt wurde der Caseinstaub mittels MF-Diafiltration<br />
in sechs Waschschritten aus dem Konzentrat entfernt (siehe Kapitel 3.1). Dazu wurde das<br />
Salz- und Lactose freie Molkenproteinkonzentrat auf eine Protein-Konzentration von 4 g/l<br />
entsprechend dem Proteingehalt in Molke zurück verdünnt und bei einer konstanten Temperatur<br />
von 55 °C diafiltriert. Dabei wurde das MF-Permeat kontinuierlich in die UF-Anlage geleitet<br />
und das anfallende UF-Permeat diente als Diafiltrationsmedium. Im MF-Retentat<br />
verblieb der Caseinstaub, während das CMP im UF-Retentat gesammelt wurde. Die MF-<br />
Diafiltration wurde bei verschiedenen transmembranen Druckdifferenzen und Wandschubspannungen<br />
durchgeführt, wobei zunächst die transmembrane Druckdifferenz bei einer konstanten<br />
Wandschubspannung von 80 Pa variiert wurde. Anschließend erfolgte bei der optimalen<br />
transmembranen Druckdifferenz die Variation der Wandschubspannung von 40 bis<br />
110 Pa. Die folgende Tabelle (Tabelle 3-3) zeigt die verwendeten Variationen dieser Parameter<br />
und Bild 3-8 veranschaulicht den Versuchsablauf.<br />
Tabelle 3-3: Variation der transmembranen Druckdifferenz ΔpTM sowie der Wandschubspannung<br />
τW<br />
ΔpTM [bar] τW [Pa]<br />
0,15 80<br />
0,3 80<br />
0,6 80<br />
0,15 40<br />
0,15 60<br />
0,15 90<br />
0,15 110<br />
27
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
enthärtetes<br />
Wasser<br />
Caseinstaub<br />
Molkenproteinkonzentrat<br />
UF-Diafiltration<br />
UF-Retentat<br />
Salz und Lactose freies<br />
Konzentrat<br />
MF-Permeat<br />
MF-Diafiltration Ultrafiltration<br />
UF-Permeat<br />
Bild 3-8: Fließschema zur Variation der Prozessparameter<br />
enthärtetes Wasser,<br />
Lactose, Salze<br />
UF-Retentat<br />
CMP<br />
Molkenproteine<br />
2.) Untersuchungen zum Einfluss der Molkeinhaltsstoffe auf die CMP-Ausbeute<br />
In einer weiteren Versuchsreihe sollte untersucht werden, inwieweit die Molkeinhaltsstoffe<br />
(Molkenproteine, Salze, Lactose) den Gewinnungsprozess, und damit die CMP-Ausbeute,<br />
beeinflussen. Der CMP-Gewinnungsprozess gliedert sich in folgende Schritte und ist in<br />
Bild 3-9 schematisch dargestellt:<br />
a) Herstellung der Caseinlösung mittels MF-Diafiltration<br />
Aus Magermilch werden zunächst mittels MF-Diafiltration die Molkenproteine nach<br />
der bei Kersten & Hinrichs (2000) beschriebenen Methode ausgewaschen. Die so<br />
gewonnene micellare Caseinlösung wird mit UF-Permeat auf die in Milch natürlich<br />
vorkommende Caseinkonzentration von 3 % eingestellt und bis zur Labfällung bei<br />
4 °C gelagert.<br />
b) Labfällung<br />
Molkenprotein freie Süßmolke wird aus dem Casein-MF-Retentat (cCasein: 3 %) hergestellt.<br />
Hierzu wird das Casein-MF-Retentat bei 32 °C temperiert, mit 0,02 % (w/v)<br />
Chymosin (Maxiren ® 180, DSM Food Specialties, Delft, Niederlande) versetzt und<br />
bei 32 °C für 90 min inkubiert. Die entstandene Gallerte wird mit Käsehafen in hasel-<br />
28
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
enthärtetes<br />
Wasser<br />
nussgroße Bruchkörner geschnitten und nachgebrannt, indem unter Rühren die<br />
Temperatur innerhalb 30 min von 32 °C auf 40 °C erhöht wird. Anschließend wird die<br />
Molke vom Bruch abgetrennt und bis zum nächsten Gewinnungsschritt bei 4 °C gelagert.<br />
c) Entfernen von Caseinstaub mittels MF/UF-Diafiltration<br />
Der Caseinstaub wurde mittels MF-Diafiltration wie in Kapitel 3.1 beschrieben abgetrennt.<br />
d) Aufkonzentrieren der CMP-Lösung mittels UF<br />
Die CMP-Lösung wird für weitere Anwendungen mittels UF aufkonzentriert.<br />
Casein-<br />
coagulat<br />
MF-Retentat<br />
Caseinstaub<br />
Magermilch<br />
UTP-MF-Diafiltration Ultrafiltration<br />
Caseinkonzentrat<br />
Labfällung<br />
CMP haltige Molke<br />
Bild 3-9: Fließschema der CMP-Gewinnung<br />
MF-Permeat<br />
MF-Permeat<br />
UF-Permeat<br />
UTP-MF-Diafiltration Ultrafiltration<br />
UF-Retentat<br />
CMP<br />
2.1) Untersuchungen zum Einfluss der Molkenproteine auf die CMP-Ausbeute<br />
UF-Retentat<br />
Molkenproteine<br />
UF-Permeat<br />
enthärtetes Wasser,<br />
Lactose, Salze<br />
Der Einfluss der Molkenproteine auf die CMP-Ausbeute wurde beurteilt. Hierzu wurde der<br />
Gewinnungsprozess von CMP ausgehend von Molkenkonzentrat (cProtein= 4 g/l) durchgeführt.<br />
Es wurde eine zusätzliche UF-Diafiltration zum Auswaschen von Salzen und Lactose mit<br />
29
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
enthärtetem Wasser als Diafiltrationsmedium in sechs Waschschritten durchgeführt, um einen<br />
möglichen Einfluss von Salzen und Lactose auszuschließen. Dabei gelangten Salze und<br />
Lactose ins Permeat, während im Retentat das CMP sowie Caseinpartikel zurückgehalten<br />
wurden. Die Gewinnungsschritte von CMP sahen bei diesem Prozess demnach folgendermaßen<br />
aus und sind in Bild 3-10 schematisch dargestellt:<br />
a) Auswaschen von Salzen und Lactose mittels UF<br />
b) Entfernen von Caseinstaub mittels MF-Diafiltration<br />
c) Aufkonzentrieren der CMP-Lösung mittels UF<br />
enthärtetes<br />
Wasser<br />
enthärtetes<br />
Wasser<br />
MF-Retentat<br />
Caseinstaub<br />
Molkenkonzentrat<br />
UF-Diafiltration<br />
Lactose und Salz freies<br />
Serum<br />
MF-Permeat<br />
Wasser<br />
Lactose, Salze<br />
UTP-MF-Diafiltration Ultrafiltration<br />
UF-Retentat<br />
CMP<br />
Molkenproteine<br />
Bild 3-10: Fließschema der CMP-Gewinnung zur Untersuchung des Einflusses von Molkenproteinen<br />
auf die CMP-Ausbeute<br />
2.2) Untersuchungen zum Einfluss von Salzen und Lactose auf die CMP-Ausbeute<br />
UF-Permeat<br />
enthärtetes Wasser,<br />
Lactose, Salze<br />
In einem weiteren Versuch sollte der Einfluss von Salzen und Lactose auf die CMP-<br />
Ausbeute untersucht werden. Dazu wurde der Gewinnungsprozess von CMP mit vorgeschalteter<br />
UF-Diafiltration zum Auswaschen von Salzen und Lactose (Bild 3-10) mit dem Gewinnungsprozess<br />
ohne vorgeschaltete UF-Diafiltration ausgehend von einem Molkenproteinkonzentrat<br />
(cProtein= 4 g/l) verglichen. Hierbei wurde folgendermaßen vorgegangen (Bild<br />
3-11):<br />
30
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
a) Entfernen von Caseinstaub mittels MF-Diafiltration<br />
b) Aufkonzentrieren der CMP-Lösung mittels UF<br />
enthärtetes<br />
Wasser<br />
MF-Retentat<br />
Caseinstaub<br />
Bild 3-11: Fließschema der CMP-Gewinnung zur Untersuchung des Einflusses von Salze und<br />
Lactose auf die CMP-Ausbeute<br />
Es sei angemerkt, dass bei den Untersuchungen zum Einfluss von Lactose und Salzen auf<br />
die Entfernung der Molkenproteine verzichtet wurde. Die vorangegangenen Versuche hatten<br />
gezeigt, dass die Anwesenheit von Molkenproteinen keinen Einfluss auf die Permeationseigenschaften<br />
sowie die CMP-Ausbeute hat.<br />
3.2.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
Molkenkonzentrat<br />
MF-Permeat<br />
UTP-MF-Diafiltration Ultrafiltration<br />
UF-Retentat<br />
CMP<br />
Molkenproteine<br />
UF-Permeat<br />
enthärtetes Wasser,<br />
Lactose, Salze<br />
Zur Gewinnung von CMP werden bisher Membrantrennverfahren eingesetzt, die auf der Änderung<br />
des molekularen Volumens von CMP in Abhängigkeit des pH-Wertes beruhen. Es ist<br />
jedoch nicht bekannt, ob dies zu molekularen Veränderungen führt, welche die bioaktiven<br />
Eigenschaften von CMP negativ beeinflussen können. Daher ist es von Bedeutung das CMP<br />
in seinem nativen Zustand zu gewinnen, um gezielt Einflüsse der Milieubedingungen auf die<br />
Bioaktivität sowie die technologische Funktionalität studieren zu können.<br />
Das im Rahmen dieses Forschungsvorhabens entwickelte Verfahren zur Gewinnung von<br />
CMP mittels Membrantrenntechnik bietet die Möglichkeit das CMP nativ, d. h. ohne Beeinflussung<br />
seiner Eigenschaften, herzustellen.<br />
31
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Des Weiteren war es das Ziel, dieses Verfahren in seiner Effizienz zu steigern, indem diejenigen<br />
Anlagen- und Verfahrensparameter optimiert wurden, welche eine möglichst vollständige<br />
Permeation von CMP bei der MF und Retention bei der UF, eine hohe Permeationsleistung,<br />
eine maximale Reinheit und Ausbeute ermöglichen. Dazu wurden die transmembrane<br />
Druckdifferenz sowie die Wandschubspannung variiert, um die optimalen Prozessbedingungen<br />
festzulegen. Zudem wurde der Einfluss der Molkeinhaltsstoffe auf die<br />
CMP-Ausbeute bei den optimalen Protzesparametern untersucht. In Bild 3-12 sind die<br />
durchgeführten Variationen des Gewinnungsprozesses schematisch dargestellt.<br />
Gewinnungsprozess Variationen bzw. zusätzliche Prozesse<br />
Magermilch<br />
Labfällung<br />
Molke<br />
MF-Diafiltration<br />
CMP<br />
Bild 3-12: Fließschema des Gewinnungsprozesses von CMP mit durchgeführten Variationen<br />
3.2.2.1 Einfluss der Prozessbedingungen auf die CMP-Ausbeute<br />
Im folgenden Kapitel werden die Einflüsse der Prozessbedingungen auf die Permeationseigenschaften<br />
und die Ausbeute von CMP vorgestellt. Als Ausgangsstoff wurde ein standardisiertes<br />
Molkenproteinkonzentrat eingesetzt, dem mittels UF-Diafiltration Salze und Lactose<br />
entzogen wurden. Zusätzlich wurde es auf einen konstanten Protein-Gehalt von ca. 4 g/l eingestellt<br />
wurde.<br />
Die MF-Diafiltration wurde mit einer nominalen Trenngrenze von 0,1 µm bei einer konstanten<br />
Temperatur von 55 °C durchgeführt. Dabei wurden folgende Einflussgrößen variiert:<br />
� Wandschubspannung τW 40 bis 110 Pa<br />
� Transmembrane Druckdifferenz ΔpTM 0,15 bis 0,6 bar<br />
Molkenproteinentfernung mittels DF<br />
Auswaschen von Salzen und Lactose<br />
mittels UF-Diafiltration<br />
� Transmembrane Druckdifferenz ΔpTM<br />
� Wandschubspannung τW<br />
32
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Transmembrane Druckdifferenz<br />
Mit zunehmender transmembraner Druckdifferenz ΔpTM steigt der Flux und im Idealfall die<br />
Permeation der gelösten Substanzen. Wird jedoch ein bestimmter Druck überschritten, so<br />
findet keine Steigerung mehr statt und es kann zu verstärktem inneren Fouling kommen.<br />
Dadurch wird die Permeation und schließlich auch die Ausbeute negativ beeinflusst.<br />
Bild 3-13 zeigt den Einfluss der transmembranen Druckdifferenz auf den Flux exemplarisch<br />
bei einer Wandschubspannung τW von 80 Pa. Die Lage der Druckmessfühler lag nicht unmit-<br />
telbar am Modulanfang bzw. Modulende, daher schneidet die Kurve die Abszisse nicht im<br />
Nullpunkt. Der Flux nahm erwartungsgemäß mit zunehmender transmembraner Druckdiffe-<br />
renz von 100 l/hm² bei ΔpTM von 0,15 bar auf 375 l/hm² bei ΔpTM von 0,6 bar zu. Der Druck-<br />
bereich in Bild 3-13 kann in drei Phasen eingeteilt werden. Bis etwa 0,2 bar liegt eine lineare<br />
Abhängigkeit vor, ab 0,2 bar befindet sich die Übergangsphase, die bei höheren Drücken in<br />
eine stationäre Phase, dem vollständig deckschichtkontrollierten Bereich, mündet. Der<br />
Transmembrandruck, bei dem der Übergang zum deckschichtkontrollierten Bereich stattfindet,<br />
wird als kritischer Transmembrandruck bezeichnet. Im ersten Diafiltrationsschritt betrug<br />
der kritische Transmembrandruck ΔpTM, krit 0,6 bar (Bild 3-13). Oberhalb dieses Trans-<br />
membrandruckes nahm der Flux hingegen wieder ab, was auf ein schlechteres Abtragen der<br />
Ablagerungsschicht bei höheren Druckdifferenzen zurückzuführen ist.<br />
Der kritische Transmembrandruck sollte idealerweise über die gesamte Diafiltration konstant<br />
beleiben, damit die Filtration nicht in einen deckschichtkontrollierten Bereich übergeht, wodurch<br />
eine optimale Permeation der zu fraktionierenden Substanzen nicht mehr gewährleistet<br />
werden kann.<br />
Flux [l/hm²]<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
55 °C, τW = 80 Pa<br />
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8<br />
transmembrane Druckdifferenz [bar]<br />
Bild 3-13: Flux als Funktion der transmembranen Druckdifferenz ΔpTM vor Beginn der MF-<br />
Diafiltration von CMP-haltiger, Salz und Lactose freier Molkenproteinlösung (cProtein =<br />
4 g/l)<br />
33
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
In Bild 3-14 ist der Flux im Laufe der Diafiltration in Abhängigkeit von der transmembranen<br />
Druckdifferenz dargestellt. Mit zunehmender Druckdifferenz nahm der Flux zu. Gleichzeitig<br />
stieg auch der Druck auf die Membran, der die Deckschichtbildung verstärkt. Bei höheren<br />
Druckdifferenzen (0,3 und 0,6 bar) lag der Flux zu Beginn der Diafiltration bei 275 bzw.<br />
375 l/hm², nahm jedoch in den ersten Diafiltrationsschritten schnell ab und konnte sich ab<br />
dem zweiten Diafiltrationsschritt für 0,3 bar und ab dem fünften Diafiltrationsschritt für 0,6 bar<br />
bei etwa 200 l/hm² stabilisieren. Dieses Verhalten erklärt sich damit, dass sich mit zunehmender<br />
Filtrationsdauer eine Deckschicht bildete, die den Volumenstrom erniedrigte. Nach<br />
einer gewissen DF-Zeit stellte sich jedoch für die Deckschicht ein Gleichgewichtszustand ein,<br />
was durch das konstante Verhalten deutlich wird. Bei einem niedrigen ΔpTM von 0,15 bar<br />
blieb der Flux hingegen über die gesamte Diafiltrationsdauer bei etwa 100 l/hm² konstant. In<br />
diesem Fall ist die Deckschicht lockerer aufgebaut und befindet sich außerhalb des deckschichtkontrollierten<br />
Bereichs.<br />
Flux [l/hm²]<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Diafiltrationsschritte<br />
55 °C, τW = 80 Pa<br />
0,6 bar<br />
0,3 bar<br />
0,15 bar<br />
Bild 3-14: Flux bei der MF-Diafiltration von CMP-haltiger, Salz und Lactose freier Molkenproteinlösung<br />
(cProtein = 4 g/l) in Abhängigkeit von der transmembranen Druckdifferenz ΔpTM<br />
Aufgrund des molekularen Volumens von CMP bei pH 6,5 (entsprechend einem Molekül mit<br />
einem Molekulargewicht von ca. 30 kDa) war zu vermuten, dass bei einer Trenngrenze von<br />
0,1 µm das CMP ungehindert permeieren kann. Die Permeation von CMP nimmt jedoch mit<br />
zunehmender transmembranen Druckdifferenz ab (Bild 3-15). Dies lässt darauf schließen,<br />
dass sich während der Diafiltration eine Deckschicht bildet, die einen Teil an CMP zurückhält,<br />
wodurch die Permeation verschlechtert wird.<br />
34
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Bild 3-15: Permeation von CMP bei der MF-Diafiltration von CMP-haltiger, Salz und Lactose<br />
freier Molkenproteinlösung (cProtein = 4 g/l) in Abhängigkeit von der transmembranen<br />
Druckdifferenz ΔpTM<br />
Die geringste Permeation ergab sich für eine transmembrane Druckdifferenz von 0,6 bar.<br />
Hier betrug die Permeation zu Beginn lediglich 28 % und sank im Verlauf der Diafiltration<br />
kontinuierlich auf unter 10 % ab. Die Permeation bei 0,3 bar war deutlich höher, betrug zunächst<br />
47 % und fiel im Verlauf der Diafiltration kontinuierlich auf 25 % ab. Demgegenüber<br />
konnte die Permeation bei ΔpTM von 0,15 bar während der gesamten Diafiltration konstant<br />
gehalten werden.<br />
Permeation [%]<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
55 °C, τW = 80 Pa<br />
0,15 bar<br />
0,3 bar<br />
10<br />
0,6 bar<br />
0<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Diafiltrationsschritte<br />
Bei dieser Betrachtung wird der Flux J nicht berücksichtigt, woraus sich keine Aussage über<br />
die permeierenden Mengen ergibt. Daher wurde neben der Permeation der flächenbezogene<br />
Permeatmassenstrom m& betrachtet. Dieser berechnet sich aus dem Produkt des Fluxes mit<br />
der entsprechenden CMP-Konzentration im Permeat cPermeat. Da die Ausgangskonzentration<br />
von CMP in einem Bereich zwischen 0,85 und 1,33 g/l schwankt, ist ein direkter Vergleich<br />
der Massenströme bei verschiedenen transmembranen Druckdifferenzen nicht möglich. Aus<br />
diesem Grund wird der Permeatmassenstrom auf die Ausgangskonzentration des jeweiligen<br />
Waschschritts cRetentat bezogen (Formel 3.3) und als spezifischer Massenstrom bezeichnet.<br />
cPermeat<br />
m&<br />
⋅J<br />
= p ⋅ J =<br />
cRe<br />
tentat<br />
cRe<br />
tentat<br />
(Formel 3.3)<br />
In Bild 3-16 ist der spezifische Massenstrom in Abhängigkeit der Diafiltrationsschritte dargestellt.<br />
35
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
spezif. Massenstrom [g/m²h*(g/l) -1 ]<br />
Bild 3-16: Spezifische Massenstrom bei der MF-Diafiltration von CMP-haltiger, Salz und Lactose<br />
freier Molkenproteinlösung (cProtein = 4 g/l) in Abhängigkeit von der transmembranen<br />
Druckdifferenz ΔpTM<br />
Zu Beginn der Diafiltration war der spezifische Massenstrom für die transmembrane Druck-<br />
differenz von 0,3 bar mit 120 g/m²h⋅(g/l) -1 am höchsten, gefolgt von 80 g/m²h⋅(g/l) -1 für 0,6 bar<br />
und 58 g/m²h⋅(g/l) -1 für 0,15 bar. Im Verlaufe der Diafiltration nahm allerdings der spezifische<br />
Massenstrom bei ΔpTM von 0,3 und 0,6 bar ab, was mit der abnehmenden Permeation so-<br />
wie mit dem abnehmendem Flux bei diesen Einstellungen zusammenhängt (Bild 3-14, Bild 3-<br />
15). Demgegenüber blieb bei ΔpTM von 0,15 bar der spezifische Massenstrom über die ge-<br />
samte Diafiltration konstant.<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Diafiltrationsschritte<br />
55 °C, τW = 80 Pa<br />
0,15 bar<br />
0,3 bar<br />
0,6 bar<br />
Während der Diafiltration wurde der Gehalt an CMP im MF-Retentat kontinuierlich reduziert,<br />
während die Caseinstaubkonzentration unverändert blieb (Bild 3-17). Es konnte festgestellt<br />
werden, dass das CMP je nach transmembraner Druckdifferenz unterschiedlich stark ent-<br />
fernt wird. Während bei ΔpTM von 0,15 oder 0,3 bar der CMP-Gehalt von 100 % zu Beginn<br />
der Diafiltration auf etwa 7 % nach dem sechsten Waschschritt zurückging, betrug er bei<br />
0,6 bar nach dem sechsten Waschschritt noch über 25 %. Allerdings verlief die Reduktion<br />
über die Diafiltration nur bei ΔpTM von 0,15 bar gleich bleibend. Das bedeutet, dass die pro-<br />
zentuale Abnahme an CMP pro Waschschritt gleich ist. Bei ΔpTM von 0,3 und 0,6 bar war die<br />
Reduktion dagegen nicht gleich bleibend, was am Knick beim dritten Diafiltrationsschritt zu<br />
erkennen ist. Dies ist analog zu den bereits diskutierten Ergebnissen zum Flux in Abhängig-<br />
keit von ΔpTM. Bei hohen transmembranen Druckdifferenzen steigt der Flux, wodurch die<br />
Caseinstaubartikel an die Membran gepresst werden und es somit zu einer deckschichtkontrollierten<br />
Filtration kommt. Des Weiteren kann die Ungleichmäßigkeit der Reduktion auf äußere<br />
Einflüsse wie Konzentrationspolarisation oder Adsorptionsvorgänge zurückgeführt wer-<br />
36
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
den. Dies hat zur Folge, dass ein Teil des CMP nicht permeieren kann und somit im MF-<br />
Retentat verbleibt.<br />
CCMP, Retentat/CCMP, 0 [-]<br />
10 0<br />
10 -1<br />
10 -2<br />
55 °C, τW = 80 Pa<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Diafiltrationsschritte<br />
Bild 3-17: Relative CMP-Konzentration im MF-Retentat von CMP-haltiger, Salz und Lactose<br />
freier Molkenproteinlösung (cProtein = 4 g/l) in Abhängigkeit von der transmembranen<br />
Druckdifferenz ΔpTM<br />
In Bild 3-18 ist die Ausbeute an CMP, d. h. die Zunahme an CMP im UF-Retentat (bezogen<br />
auf die Ausgangskonzentration) in Abhängigkeit der transmembranen Druckdifferenz dargestellt.<br />
Gemäß den bereits vorgestellten Ergebnissen wurde die höchste Ausbeute an CMP<br />
von > 80 % für ΔpTM von 0,15 bar erhalten. Während bei ΔpTM von 0,6 bar die CMP-Ausbeute<br />
nach dem sechsten Diafiltrationsschritt lediglich ca. 40 % betrug, wurde bei 0,3 bar eine<br />
Ausbeute von etwa 80 % erreicht. Bei niedrigen transmembranen Druckdifferenzen ist der<br />
Flux kleiner, wodurch die Deckschichtbildung aufgrund einer schwachen Konzentrationspolarisation<br />
nicht so stark ausgeprägt ist. Dadurch kann eine größere Menge an CMP permeieren,<br />
was sich positiv auf die CMP-Ausbeute auswirkt. Vergleicht man die Ergebnisse der<br />
Reduktion an CMP im MF-Retentat mit der Zunahme an CMP im UF-Retentat direkt, so ist<br />
ersichtlich, dass die Ausbeute nicht mit der Reduktion gleichgesetzt werden kann. Bei einer<br />
transmembranen Druckdifferenz von 0,3 bar befand sich beispielsweise im MF-Retentat am<br />
Ende der Diafiltration noch etwa 10 % an CMP, somit müssten etwa 90 % im UF-Retentat<br />
gewonnen worden sein. Tatsächlich wurden jedoch nur etwa 80 % gewonnen. Dies deutet<br />
an, dass dieser Teil an CMP aufgrund der Deckschichtbildung und/oder Adsorptionsvorgängen<br />
an der Membran zurückgehalten wird, so dass ein CMP-Verlust von etwa 10 % entstellt.<br />
Dieser Effekt ist für ΔpTM von 0,6 bar noch größer.<br />
0,6 bar<br />
0,3 bar<br />
0,15 bar<br />
37
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Bild 3-18: CMP-Ausbeute im UF-Retentat bei der MF-Diafiltration von CMP-haltiger, Salz und<br />
Lactose freier Molkenproteinlösung (cProtein = 4 g/l) in Abhängigkeit von der transmembranen<br />
Druckdifferenz ΔpTM<br />
Fazit<br />
CMP-Ausbeute [%]<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Die Erhöhung der transmembranen Druckdifferenz hat eine Zunahme des Volumenstroms<br />
zur Folge. Der erhöhte Druck auf die Membran führt jedoch zu einer erhöhten Deckschichtbildung<br />
und somit zu einer beschleunigten Abnahme des Volumenstromes über die Zeit der<br />
Diafiltration. Dieser Effekt ist des Weiteren an der Permeationsleistung und am spezifischen<br />
Massenstrom zu beobachten. Bei Betrachtung der CMP-Ausbeute wurden die höchsten Aus-<br />
beuten bei ΔpTM von 0,15 erzielt. Daraus folgt, dass die optimale transmembrane Druckdiffe-<br />
renz für die Gewinnung von CMP im untersuchten Bereich bei ΔpTM von 0,15 bar liegt.<br />
Wandschubspannung<br />
0<br />
55 °C, τW = 80 Pa<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Diafiltrationsschritte<br />
0,15 bar<br />
0,3 bar<br />
0,6 bar<br />
Für Filtrationsverfahren ist die Wandschubspannung entlang der Membran und der Deck-<br />
schicht ein bedeutender Parameter. Die Wandschubspannung τW beeinflusst vor allem die<br />
Dicke der Deckschicht. Sie stellt ein Maß für den Schereffekt an der Deckschichtoberfläche<br />
dar. Um den Einfluss der Wandschubspannung auf die Ausbeute an CMP zu untersuchen,<br />
wurde die Wandschubspannung in einem Bereich von 40 bis 110 Pa variiert.<br />
Wie in Bild 3-19 zu erkennen ist, nahm der Flux bei entsalzter Molke im untersuchten Be-<br />
reich mit zunehmender Wandschubspannung τW stark ab. Für τW von 40 Pa wurden 185<br />
l/hm² ermittelt, während für τW von 110 Pa nur noch 26 l/hm² gemessen wurden. Eine Steige-<br />
rung der Wandschubspannung sollte zu einer dünneren Ablagerungsschicht und somit zu<br />
einem erhöhten Flux führen. Erreicht wurde im untersuchten Bereich das Gegenteil. Die Abnahme<br />
des Flux in Bild 3-19 ist darauf zurückzuführen, dass es bei höheren Wandschubspannungen<br />
zu einer Klassierung der Partikel der Größe nach kommt. Größere Partikel wer-<br />
38
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
den von der Deckschicht abgetragen, was zu einer Anreicherung kleinerer Partikel an der<br />
Membran und somit zu einer dichteren Deckschicht führt. (Kersten und Hinrichs, 2000)<br />
Flux [l/hm²]<br />
200<br />
160<br />
120<br />
80<br />
40<br />
0<br />
55 °C, ΔpTM = 0,15 bar<br />
0 20 40 60 80 100 120<br />
Wandschubspannung [Pa]<br />
Bild 3-19: Flux als Funktion der Wandschubspannung τW zu Beginn der Diafiltration von CMPhaltiger,<br />
Salz und Lactose freier Molkenproteinlösung (cProtein = 4 g/l)<br />
In Bild 3-20 ist der Flux im Verlauf der Diafiltration in Abhängigkeit der Wandschubspannung<br />
dargestellt. Es ist zu erkennen, dass der Flux bei τW von 40, 60 und 90 Pa innerhalb der ers-<br />
ten drei Diafiltrationsschritte von anfangs 90, 160 bzw. 186 l/hm² jeweils um ca. 40 l/hm² abfiel<br />
und sich anschließend stabilisierte. Dies lässt sich dadurch erklären, dass sich zu Beginn<br />
der Diafiltration eine Deckschicht an der Membran ausbildet, die den Flux erniedrigte. Nach<br />
drei Diafiltrationsschritten stellt sich ein Gleichgewicht ein, so dass der Flux konstant bleibt.<br />
Bei τW von 80 Pa hingegen ist der Flux im Verlauf der Diafiltration von Anfang an konstant.<br />
Es hatte sich bereits während der Versuchsdurchführung gezeigt, dass τW von 110 Pa für die<br />
CMP-Gewinnung nicht geeignet ist, da der Flux nicht aufrechtgehalten werden kann. Vielmehr<br />
nahm er rapide ab, so dass der Flux bereits vor dem ersten Waschschritt zum Erliegen<br />
kam.<br />
Wird die Permeation von CMP bei verschiedenen Wandschubspannungen während der Diafiltration<br />
betrachtet, so ist zu vermuten, dass mit steigender Wandschubspannung der Deckschichtabtrag<br />
größer wird. Dadurch nimmt die Dicke der Deck- und Konzentrationspolarisationsschicht<br />
ab, was eine positive Wirkung auf die Permeation zur Folge haben sollte.<br />
39
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Flux [l/hm²]<br />
Bild 3-20: Flux bei der MF-Diafiltration von CMP-haltiger, Salz und Lactose freier Molkenproteinlösung<br />
(cProtein = 4 g/l) in Abhängigkeit von der Wandschubspannung τW<br />
Die Permeation von CMP bei den verschiedenen Wandschubspannungen bewegt sich in<br />
gleicher Größenordnung (Bild 3-21). Dabei nehmen die Permeationswerte während der Diafiltration<br />
für alle Wandschubspannungen leicht ab, was auf die zunehmende Deckschichtdicke<br />
zurückzuführen ist. Die niedrigste Permeation von ca. 27 % wird zu Beginn der Diafiltra-<br />
tion bei der höchsten Wandschubspannung von 110 Pa erreicht. Lediglich bei τW von 80 Pa<br />
ergibt sich eine konstante Permeation über die gesamte Diafiltration. Mit der Dauer der Diafiltration<br />
nimmt des Weiteren die Ablagerung von Partikeln an der Membran zu, wodurch es<br />
zu einer Ausbildung einer Deckschicht kommt. Bei höheren Wandschubspannungen werden<br />
sich vornehmlich nur kleinere Partikel als Deckschicht ablagern können und somit eine kompaktere<br />
Schicht bilden, die zu einem reduzierten Flux führt. Bei kleineren Wandschubspannungen<br />
dagegen kann die Deckschicht nicht ausreichend abgetragen werden, so dass sich<br />
eine dickere Deckschicht bildet, die den Flux reduziert.<br />
Permeation [%]<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
200<br />
160<br />
120<br />
80<br />
40<br />
0<br />
110 Pa<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Diafiltrationsschritte<br />
55 °C, ΔpTM = 0,15 bar<br />
40 Pa<br />
60 Pa<br />
80 Pa<br />
90 Pa<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Diafiltrationsschritte<br />
55 °C, ΔpTM = 0,15 bar<br />
Bild 3-21: Permeation von CMP bei der MF-Diafiltration von CMP-haltiger, Salz und Lactose<br />
freier Molkenproteinlösung (cProtein = 4 g/l) in Abhängigkeit von der Wandschubspannung<br />
τW<br />
40 Pa<br />
60 Pa<br />
80 Pa<br />
90 Pa<br />
110 Pa<br />
40
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Unter Berücksichtigung des Fluxes wurde der spezifische flächenbezogene Permeatmassenstrom<br />
für die verschiedenen Wandschubspannungen berechnet (Formel 3.3), der in Bild<br />
3-22 dargestellt ist. Es ist zu erkennen, dass bei allen Wandschubspannungen der Massenstrom<br />
im Laufe der Diafiltration analog zum Flux und der Permeation linear abnimmt. Zu Beginn<br />
der Diafiltration ist bei der größten Wandschubspannung von 110 Pa der niedrigste<br />
Massenstrom von etwa 3 g/m²h⋅(g/l) -1 zu verzeichnen. Bei τW von 40 und 90 Pa verläuft der<br />
Massenstrom während der Diafiltration nahezu gleich und beträgt zu Beginn 25 bzw. 29<br />
g/m²h⋅(g/l) -1 . Bei sehr hohen Wandschubspannungen werden sich vornehmlich nur kleinere<br />
Partikel als Deckschicht ablagern können und somit eine kompaktere Schicht bilden, die zu<br />
einem reduzierten Massenstrom führt. Bei den mittleren Wandschubspannungen von 80 und<br />
60 Pa wurde der höchste konzentrationsbezogene Massenstrom ermittelt, welcher zu Beginn<br />
der Diafiltration etwa 41 bzw. 55 g/m²h⋅(g/l) -1 betrug.<br />
spezif. Massenstrom [g/m²h*(g/l) -1 ]<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
110 Pa<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Diafiltartionsschritte<br />
55 °C, ΔpTM = 0,15<br />
60 Pa<br />
80 Pa<br />
40 Pa<br />
90 Pa<br />
Bild 3-22: Spezifischer Massenstrom bei der MF-Diafiltration von CMP-haltiger, Salz und Lactose<br />
freier Molkenproteinlösung (cProtein = 4 g/l) in Abhängigkeit von der Wandschubspannung<br />
τW<br />
Während der Diafiltration wurde der Gehalt an CMP im MF-Retentat kontinuierlich reduziert,<br />
während die Caseinstaubkonzentration unverändert blieb (Bild 3-23). Es konnte festgestellt<br />
werden, dass der Einfluss der Wandschubspannung auf die Reduktion der CMP-<br />
Konzentration im MF-Retentat von geringer Bedeutung ist. Am Ende der Diafiltration lag die<br />
CMP-Konzentration für alle Einstellungen unter 10 %. Die Reduktion verlief weitgehend<br />
gleich bleibend, d.h. einer exponentiellen Abnahme folgend.<br />
41
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
CCMP, Retentat/CCMP, 0 [-]<br />
Bild 3-23: Spezifische CMP-Konzentration im MF-Retentat bei der MF-Diafiltration von CMPhaltiger,<br />
Salz und Lactose freier Molkenproteinlösung (cProtein = 4 g/l) in Abhängigkeit<br />
von der Wandschubspannung τW, logarithmische Darstellung<br />
In Bild 3-24 ist die Ausbeute an CMP in Abhängigkeit der Wandschubspannung dargestellt.<br />
Gemäß den bereits vorgestellten Ergebnissen, wurde die höchste Ausbeute an CMP von<br />
> 80 % für τW von 80 Pa erhalten.<br />
CMP-Ausbeute [%]<br />
10 0<br />
10 -1<br />
10 -2<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Diafiltrationsschritte<br />
55 °C, ΔpTM = 0,15 bar<br />
90 Pa<br />
80 Pa<br />
40 Pa<br />
60 Pa<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Diafiltrationsschritte<br />
Bild 3-24: CMP-Ausbeute in Abhängigkeit von der Wandschubspannung τW bei der MF-<br />
Diafiltration von CMP-haltiger, Salz und Lactose freier Molkenproteinlösung (cProtein =<br />
4 g/l)<br />
Vergleicht man die Kurvenverläufe der Ausbeute bei den verschiedenen Wandschubspan-<br />
nungen während der DF miteinander, so ist zu erkennen, dass für τW von 40, 60 und 90 Pa<br />
die Ausbeuten am Anfang der DF annähernd gleich verlaufen. Nach dem dritten Diafiltrationsschritt<br />
steigen die Werte weiterhin an, jedoch weichen sie immer mehr voneinander ab.<br />
So wurde nach dem sechsten Diafiltrationsschritt für τW von 90 Pa eine CMP-Ausbeute von<br />
80 Pa<br />
90 Pa<br />
40 Pa<br />
60 Pa<br />
55 °C, ΔpTM = 0,15 bar<br />
42
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
ca. 70 %, für τW von 40 Pa von ca. 60 % und für τW von 60 Pa von nur ca. 50 % erreicht.<br />
Eine Abgrenzung zu den anderen Wandschubspannungen stellte τW von 80 Pa mit einer<br />
Ausbeute von über 80 % dar. Diese Ergebnisse lassen sich wiederum dadurch erklären,<br />
dass bei kleineren Wandschubspannungen die Deckschicht nicht ausreichend abgetragen<br />
werden kann, wohingegen bei höheren Wandschubspannungen es zu einer Ausbildung einer<br />
kompakten und wenig porösen Deckschicht kommt, durch die das CMP nicht vollständig permeieren<br />
kann.<br />
Fazit<br />
Mit zunehmender Wandschubspannung nimmt der Volumenstrom ab, da es dabei zu einer<br />
Klassierung der Partikel nach der Größe kommt. Größere Partikel werden abgetragen, was<br />
zu einer Anreicherung kleinerer Partikel an der Membran und somit zu einer dichteren Deckschicht<br />
führt. Bei zu kleinen Wandschubspannungen dagegen können die Partikel nicht ausreichend<br />
abgetragen werden. Für einen effizienten Fraktionierungsprozess sollte deshalb<br />
eine mittlere Wandschubspannung genutzt werden. Demzufolge hat sich τW von 80 Pa als<br />
optimale Wandschubspannung für die Gewinnung von CMP erwiesen. Hierbei werden die<br />
höchsten Massenströme erreicht wurden und auch die höchste Ausbeute an CMP erzielt<br />
werden konnte.<br />
Zusammenhang zwischen ΔpTM und τW<br />
In diesem Kapitel werden die Zusammenhänge der Prozessparameter ΔpTM und τW auf den<br />
Flux, die Permeation sowie die CMP-Ausbeute betrachtet. Bild 3-25 zeigt ein dreidimensionales<br />
Diagramm, in dem der Flux über die Wandschubspannung und die transmembrane<br />
Druckdifferenz aufgetragen ist. Aus der Abbildung folgt, dass der Flux mit zunehmender<br />
Druckdifferenz konstant ansteigt. Bei großen Druckdifferenzen wird ein sehr hoher Flux erzielt,<br />
jedoch kann der Flux dabei nicht lange aufrechterhalten werden. Dagegen bleibt der<br />
Flux bei geringeren Druckdifferenzen über die gesamte Diafiltrationsdauer konstant.<br />
Bei größeren transmembranen Druckdifferenzen erreicht der Flux bei hohen Wandschubspannungen<br />
seine höchsten Werte, da aufgrund der erhöhten Scherung die Dicke der Deckschicht<br />
geringer wird. Bei niedrigen transmembranen Druckdifferenzen dagegen steigt der<br />
Flux mit abnehmender Wandschubspannung an. Dieses Verhalten erklärt sich dadurch,<br />
dass bei höheren Wandschubspannungen größere Partikel von der Ablagerungsschicht abgetragen<br />
werden und damit eine dichtere Deckschicht entsteht, welche einen höheren Permeationswiderstand<br />
darstellt.<br />
43
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Flux [l/hm²]<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
τ W [Pa]<br />
50<br />
Bild 3-25: Flux in Abhängigkeit von der transmembranen Druckdifferenz ΔpTM und der Wandschubspannung<br />
τW bei der MF-Diafiltration von CMP-haltiger, Salz und Lactose freier<br />
Molkenproteinlösung (cProtein = 4 g/l)<br />
Weiter sollte die Permeation in Abhängigkeit der Prozessparameter ΔpTM und τW betrachtet<br />
werden. Hier wurden die höchsten Werte bei geringeren transmembranen Druckdifferenzen<br />
sowie niedrigen Wandschubspannungen erreicht (Bild 3-26). Bei großen Druckdifferenzen ist<br />
der Flux hoch, wodurch die Deckschicht stark komprimiert wird, was sich negativ auf die Permeation<br />
auswirkt. Außerdem wird Fouling bei hohen Druckdifferenzen begünstigt, da es zu<br />
Wechselwirkungen zwischen der Membran und den Partikeln kommt (Weiß, 1999).<br />
Bei Verwendung geringer Wandschubspannungen ergibt sich der Vorteil, dass nicht ausschließlich<br />
kleinere Partikel angereichert werden. Die Deckschicht weist daher einen geringeren<br />
Deckschichtwiderstand auf. Bei sehr kleinen Wandschubspannungen ist zu erkennen,<br />
dass die Permeation wieder abnimmt. Dieses Verhalten ist darauf zurückzuführen, dass bei<br />
sehr niedrigen Wandschubspannungen die Partikel nicht ausreichend von der Membran abgetragen<br />
werden können und sich eine Deckschicht aufbaut, welche die Permeation von<br />
CMP behindert.<br />
40<br />
30<br />
20<br />
R² = 0,997<br />
0,1<br />
0,2<br />
0,3<br />
0,4<br />
0,5<br />
0,6<br />
Δp TM [bar]<br />
44
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Bild 3-26: CMP-Permeation in Abhängigkeit von der transmembranen Druckdifferenz ΔpTM und<br />
der Wandschubspannung τW bei der MF-Diafiltration von CMP-haltiger, Salz und Lactose<br />
freier Molkenproteinlösung (cProtein = 4 g/l)<br />
In Bild 3-27 ist die CMP-Ausbeute über die Wandschubspannung und die transmembrane<br />
Druckdifferenz dargestellt. Danach können die höchsten Ausbeuten an bei ΔpTM von<br />
0,15 bar und τW von 80 Pa gewonnen werden.<br />
CMP-Ausbeute [%]<br />
Permeation [%]<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
45<br />
40<br />
0<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
85<br />
50<br />
80<br />
60<br />
70<br />
75<br />
70<br />
τ W [Pa]<br />
80<br />
τ W [Pa]<br />
90 100 110<br />
0,1<br />
0,2<br />
0,3<br />
0,4<br />
0,5<br />
0,6<br />
Bild 3-27: CMP-Ausbeute in Abhängigkeit von der transmembranen Druckdifferenz ΔpTM und der<br />
Wandschubspannung τW bei der MF-Diafiltration von CMP-haltiger, Salz und Lactose<br />
freier Molkenproteinlösung (cProtein = 4 g/l)<br />
65<br />
60<br />
R² = 0,999<br />
0,1<br />
0,2<br />
0,3<br />
0,4<br />
0,5<br />
0,6<br />
R² = 0,999<br />
Δp TM [bar]<br />
Δp TM [bar]<br />
45
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
3.2.2.2 Einfluss der Molkeinhaltsstoffe auf die CMP-Ausbeute<br />
Im vorhergehenden Kapitel wurde der Einfluss von Prozessbedingungen auf den Flux, die<br />
Permeation sowie die Ausbeute von CMP untersucht. Dabei zeigte sich, dass bei konstanter<br />
Temperatur von 55 °C die höchste Ausbeute an CMP bei einer transmembranen Druckdifferenz<br />
von 0,15 bar und einer Wandschubspannung von 80 Pa gewonnen wird.<br />
Dem folgenden Versuch lag die Tatsache zugrunde, dass die Filtrationsleistung bei der<br />
Membranfiltration nicht nur von den Prozessbedingungen, sondern zusätzlich von den Inhaltsstoffen<br />
des zu filtrierenden Mediums zusammenhängt (Kersten & Hinrichs, 2000, Saboya<br />
& Maubois, 2000, Weiß, 1999). Durch die Membranfiltration bestimmter Stoffe oder<br />
Stoffgruppen sowie Wechselwirkungen der verschiedenen Inhaltsstoffe untereinander, kann<br />
es zu so genanntem Fouling kommen. Dadurch wird die Filtrationsleistung abgeschwächt,<br />
was sich in einer Abnahme der CMP-Ausbeute widerspiegeln könnte.<br />
Aus diesem Grund wurde untersucht, inwiefern die Molkeinhaltsstoffe (Salze, Lactose, Molkenproteine)<br />
die Permeation und somit die Ausbeute von CMP beim Gewinnungsprozess<br />
mittels UF/MF-Diafiltration (ΔpTM= 0,15 bar, τW= 80 Pa, T = 55 °C) beeinflussen. Dazu wur-<br />
den folgende Versuche durchgeführt und die Ergebnisse miteinander verglichen:<br />
1.) Gewinnung von CMP aus Molke in Anwesenheit der Molkenproteine sowie Abwesenheit<br />
von Lactose und Salzen<br />
2.) Gewinnung von CMP aus Molke in Abwesenheit der Molkenproteine sowie Abwesenheit<br />
von Lactose und Salzen<br />
Für die Beurteilung der Versuche wurden während des Gewinnungsprozesses Proben entnommen,<br />
die mittels RP-HPLC auf den CMP-, Molkenprotein- und Lactose-Gehalt untersucht<br />
wurden. Des Weiteren wurden die Proben auf ihren Salzgehalt mit Hilfe eines Flammenphotometers<br />
analysiert.<br />
Einfluss der Molkenproteine auf die CMP-Ausbeute<br />
Aus dem Vergleich des Herstellungsprozesses von CMP in An- und Abwesenheit der Molkenproteine<br />
lassen sich Schlüsse auf den Einfluss der Molkenproteine auf die Ausbeute an<br />
CMP ziehen. Dazu wurde zum einen eine Molkenlösung, aus der mittels UF-Diafiltration die<br />
Salze und Lactose ausgewaschen wurden (s. Bild 3-8) und zum anderen eine Molkenprotein,<br />
Salz und Lactose freie sowie CMP-haltige Molkenlösung eingesetzt, die aus Molkenprotein<br />
freier Caseinlösung gewonnen wurde (s. Bild 3-9). Während der MF-Diafiltration dieser Lösungen<br />
in Kombination mit Ultrafiltration wurde der spezifische CMP-Gehalt sowie die Permeation<br />
von CMP untersucht.<br />
46
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
In Bild 3-28 ist die Permeation von CMP während der MF-Diafiltration von Salz und Lactose<br />
freier Molkenlösung in An- und Abwesenheit von Molkenproteinen dargestellt. Es ist zu erkennen,<br />
dass die Permeation im Lauf der Diafiltration leicht abnimmt und in An- und Abwesenheit<br />
der Molkenproteine in einem ähnlichen Bereich verläuft. Die Abnahme der Permeation<br />
ist auf eine sich über die Zeit bildende Deckschicht aus Caseinstaubpartikeln zurückzuführen<br />
(s. auch Kapitel 3.2.2.1). In Abwesenheit der Molkenproteine nahm die Permeation<br />
von 60 % zu Beginn der Diafiltration auf ca. 50 % nach dem achten Diafiltrationsschritt ab. In<br />
Anwesenheit der Molkenproteine ist die Permeation von CMP unbedeutend geringer und<br />
nahm von ca. 55 % am Anfang auf 43 % am Ende der Diafiltration ab.<br />
Permeation [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
ohne Molkenproteine<br />
mit Molkenproteinen<br />
55 °C, ΔpTM = 0,15 bar, τW = 80 Pa<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Diafiltrationsschritte<br />
Bild 3-28: Permeation von CMP bei der MF-Diafiltration in An- und Abwesenheit von Molkenproteinen<br />
Während der Diafiltration wurde der Gehalt an CMP im MF-Retentat kontinuierlich reduziert,<br />
während die Caseinstaubkonzentration unverändert blieb. In Bild 3-29 ist die Reduktion von<br />
CMP logarithmisch über die Diafiltrationsschritte aufgetragen. Eine gleich bleibende exponentielle<br />
Reduktion ist anhand einer Geraden in der logarithmischen Darstellung zu erkennen.<br />
Die Abnahme an CMP im Laufe der Diafiltration verlief nahezu gleich bleibend für beide<br />
Lösungen. Die CMP-Reduktion im MF-Retentat unterscheidet sich nicht signifikant in Anoder<br />
Abwesenheit der Molkenproteine. In beiden Fällen nahm das CMP im MF-Retentat von<br />
100 % zu Beginn bis auf unter 5 % am Ende der Diafiltration ab. Des Weiteren ist zu erkennen,<br />
dass der Fehlerindikator mit zunehmender Anzahl an Diafiltrationsschritten größer wird.<br />
Dies lässt sich dadurch erklären, dass sich mit fortschreitender Diafiltration die bei jedem<br />
Diafiltrationsschritt anfallenden Abweichungen aufsummieren und somit der Fehlerindikator<br />
mit zunehmenden Diafiltrationsschritten vergrößert.<br />
47
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Bild 3-29: Relative CMP-Konzentration im MF-Retentat bei der MF-Diafiltration in An- und Abwesenheit<br />
von Molkenproteinen, logarithmische Darstellung<br />
In Bild 3-30 ist der Einfluss der Anwesenheit von Molkenproteinen auf die CMP-Ausbeute<br />
während der Diafiltration dargestellt. Nach acht Diafiltrationsschritten wurde eine Ausbeute<br />
an CMP von etwa 95 % erreicht. Beim Vergleich der Kurvenverläufe in An- und Abwesenheit<br />
der Molkenproteine ist zu erkennen, dass in Abwesenheit der Molkenproteine geringfügig<br />
bessere Ergebnisse erzielt wurden. Die Abweichungen können jedoch auf Differenzen während<br />
der Durchführung der Versuche (verändertes Volumen bei der Diafiltration) zurückgeführt<br />
werden. Der CMP-Ausbeute nach dem achten Diafiltrationsschritt kommt daher eine<br />
größere Gewichtigkeit zu und liegt für beide Lösungen im gleichen Bereich.<br />
CMP-Ausbeute [%]<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
CCMP, Retentat/CCMP, 0 [-]<br />
0<br />
10 0<br />
10 -1<br />
10 -2<br />
55 °C, ΔpTM = 0,15 bar, τW = 80 Pa<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Diafiltrationsschritte<br />
55 °C, ΔpTM = 0,15 bar, τW = 80 Pa<br />
ohne Molkenproteine<br />
mit Molkenproteinen<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Diafiltrationsschritte<br />
ohne Molkenproteine<br />
mit Molkenproteinen<br />
Bild 3-30: CMP-Ausbeute im UF-Retentat bei der MF-Diafiltration in An- und Abwesenheit von<br />
Molkenproteinen<br />
48
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Fazit:<br />
Sowohl aus Bild 3-29 als auch aus Bild 3-30 ist deutlich zu erkennen, dass Molkenproteine<br />
keinen bedeutenden Einfluss auf die CMP-Ausbeute haben. Somit dient die Entfernung von<br />
Molkenproteinen lediglich der Gewinnung eines hochreinen CMP-Konzentrats, das z.B. Anwendung<br />
in Spezialprodukten für an PKU leidende Patienten finden kann.<br />
Einfluss von Lactose und Salzen auf die CMP-Ausbeute<br />
In einem weiteren Versuch wurde der Einfluss von Lactose und Salzen auf die CMP-<br />
Ausbeute untersucht. Hierzu wurde der MF-Diafiltrations-Prozess von Molke in Anwesenheit<br />
von Lactose und Salzen (s. Bild 3-11) mit dem gleichen Prozess, dem eine UF-Diafiltration<br />
zum Entfernen von Lactose und Salzen vorgeschaltet war (s. Bild 3-10), verglichen.<br />
Bild 3-31 zeigt die Abnahme von CMP im MF-Retentat in An- und Abwesenheit von Salzen<br />
und Lactose. In Abwesenheit von Lactose und Salzen nimmt die CMP-Konzentration im MF-<br />
Retentat nach acht Diafiltrationsschritten bis auf Werte < 5 % ab, wohingegen in Anwesenheit<br />
der Salze und Lactose der CMP-Gehalt auf nur ca. 15 % abnimmt. In Abwesenheit von<br />
Salzen und Lactose verläuft die Reduktion von CMP linear. Dagegen ist in Anwesenheit von<br />
Salzen und Lactose keine gleich bleibende Reduktion über die Dauer der Diafiltration gewährleistet.<br />
CCMP, Retentat/CCMP, 0 [-]<br />
10 0<br />
10 -1<br />
10 -2<br />
mit Salzen und Lactose<br />
ohne Salze und Lactose<br />
55 °C, ΔpTM = 0,15 bar, τW = 80 Pa<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Diafiltrationsschritte<br />
Bild 3-31: Relative CMP-Konzentration im MF-Retentat bei der MF-Diafiltration in An- und Abwesenheit<br />
von Salzen und Lactose, logarithmische Darstellung<br />
Wird die CMP-Permeation während der Diafiltration betrachtet (Bild 3-32), so ist zu erkennen,<br />
dass die Permeation von CMP abnimmt, was auf eine zunehmende Deckschichtbildung<br />
im Laufe der Diafiltration zurückzuführen ist. Zu Beginn der MF-Diafiltration lag die Permeation<br />
für beide Prozesse zwischen 50 und 60 %. Die Abnahme der Permeation von CMP ist in<br />
49
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Anwesenheit von Salzen und Lactose deutlich stärker ausgeprägt. Sie nimmt zu Beginn der<br />
Diafiltration bis zum 3. Waschschritt rasch auf unter 20 % ab und sinkt bis auf 10 % nach<br />
dem achten Diafiltrationsschritt. Dem gegenüber verläuft die Abnahme der Permeation in<br />
Abwesenheit von Salzen und Lactose linear und nahm lediglich bis auf 50 % nach dem 8.<br />
Diafiltrationsschritt ab. Es ist daher anzunehmen, dass es in Anwesenheit von Salzen und<br />
Lactose aufgrund von Vernetzungen der Partikel an der Membran sowie Einschlüssen in der<br />
Deckschicht zu einer verstärkten Deckschichtbildung kommt.<br />
Permeation [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
55 °C, τW = 80 Pa, ΔpTM = 0,15<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Diafiltrationsschritte<br />
ohne Salze und Lactose<br />
mit Salze und Lactose<br />
Bild 3-32: Permeation von CMP bei der MF-Diafiltration in An- und Abwesenheit von Salzen und<br />
Lactose<br />
Das CMP, welches aus dem MF-Retentat ausgewaschen wurde, soll idealerweise im UF-<br />
Retentat wieder zu finden sein (Bild 3-33). Dies trifft in Abwesenheit von Salzen und Lactose<br />
zu, wohingegen in Anwesenheit von Salzen und Lactose dies lediglich für die ersten zwei<br />
Diafiltrationsschritten der Fall war. Im weiteren Verlauf der Diafiltration wurde weniger CMP<br />
im UF-Retentat erhalten als im MF-Retentat ausgewaschen wurde. Dies deutet darauf hin,<br />
dass es an der MF-Membran zu Ablagerungen auf der Membran gekommen ist, so dass das<br />
CMP nicht vollständig permeieren kann. Beim Vergleich der CMP-Ausbeuten im UF-Retentat<br />
ist zu erkennen, dass am Ende der Diafiltration der CMP-Anteil ohne Salze und Lactose über<br />
90 % beträgt, während der Anteil mit Salzen und Lactose an lediglich 60 % Marke beträgt.<br />
50
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
CMP-Ausbeute [%]<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
55 °C, ΔpTM = 0,15 bar, τW = 80 Pa<br />
mit Salzen und Lactose<br />
ohne Salze und Lactose<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Diafiltrationsschritte<br />
Bild 3-33: CMP-Ausbeute im UF-Retentat bei der MF-Diafiltration in An- und Abwesenheit von<br />
Salzen und Lactose<br />
Es ist anzunehmen, dass Lactose nur eine geringe Auswirkung auf die Filtrationseigenschaften<br />
hat. In der Literatur ist beschrieben, dass aufgrund der erhöhten Viskosität des Permeates,<br />
der Adsorptionseigenschaften sowie der Einlagerung in die Deckschicht die Lactose lediglich<br />
zu einer Abnahme des Volumenstromes beiträgt [Kersten, 2000]. Der bedeutendere<br />
Einfluss auf den Filtrationsprozess wird daher den Salzen zugeschrieben. Insbesondere Calcium<br />
kommt hierbei eine bedeutende Rolle zu, da es zwischen negativen Gruppen Ionenbrücken<br />
bildet. Dies führt zur Aggregation der vorhandenen Caseinpartikel und zu Wechselwirkungen<br />
mit Partikeln, die bereits an der Membran gebunden sind, was eine Verschlechterung<br />
der Trenngrenze zufolge hat und somit die CMP-Permeation negativ beeinflusst.<br />
Eine weitere mögliche Ursache für die nicht zufrieden stellende Ausbeute in Anwesenheit<br />
von Salzen und Lactose könnte darin liegen, dass sich durch die Diafiltration mit enthärtetem<br />
Wasser sich der Gehalt an serumgelösten Bestandteilen wie Salze kontinuierlich verändert.<br />
D.h., dass ohne vorgeschalterter UF beim Diafiltrationsprozess die Zusammensetzung im<br />
MF-Retentat sich kontinuierlich ändert, aufgrund des gleichzeitigen Auswaschens von CMP,<br />
Salze und Lactose. Hierbei ändert sich kontinuierlich die Größe der vorhandenen Caseinpartikel,<br />
da diese mit abnehmendem Salzgehalt einerseits quellen und sich andererseits ständig<br />
die Ladungsverhältnisse der sie umgebenen elektrischen Doppelschicht verändern. Zu Beginn<br />
der MF-Diafiltration liegt ein hoher Salzgehalt vor, so dass aufgrund der elektrischen<br />
Doppelschicht die Partikel zunächst einen kleineren Durchmesser haben als der kritische<br />
Partikeldurchmesser. Als kritischer Partikeldurchmesser wird derjenige Durchmesser bezeichnet<br />
bei dem die Partikel gerade noch von der Membran abgetragen werden können.<br />
Dadurch können die kleinen Partikel nicht abgetragen werden und lagern sich an die Membran<br />
ein. Sinkt die Salzkonzentration wird der Partikeldurchmesser größer als der kritische<br />
51
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Partikeldurchmesser, so dass die Partikel von der Membran abtransportiert werden können.<br />
Es kommt zu einer Klassierung der Partikel vor der Membran. Hierbei ist die Deckschicht<br />
unmittelbar an der Membran kompakt, während sie mit zunehmendem Abstand lockerer und<br />
somit leichter zu entfernen ist. Dem gegenüber sind die Partikel nach der Salzentfernung<br />
größer. Größere Partikel bauen eine poröse Deckschicht auf, in der sich große Hohlräume<br />
befinden, so dass die Permeation von CMP nicht so stark behindert wird.<br />
Fazit<br />
Vor allem die Anwesenheit von Salzen hat einen bedeutenden Einfluss auf die Permeation<br />
von CMP bei der MF-Diafiltration und somit auf die Ausbeute an CMP. Einerseits können die<br />
noch vorhandenen Caseinstaubpartikel durch ionische Bindungen über Calcium mit einander<br />
vernetzt werden und somit eine kompakte Deckschicht bilden. Andererseits liegen die Caseinstaubpartikel<br />
in Anwesenheit von Salzen aufgrund der Ladungsverhältnisse und der sie<br />
umgebenen elektrischen Doppelschicht als kleinere Partikel vor. Es kommt zu einer Klassierung<br />
der Partikel an der Membran, wodurch eine wenig poröse und kompakte Deckschicht<br />
die Permeation von CMP behindert. In Abwesenheit der Salze liegen demgegenüber größere<br />
Partikel vor, die gut von der Membran abgetragen werden können und somit sehr hohe Ausbeuten<br />
an CMP (> 95 %) erzielt werden können.<br />
52
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
4 Technologisch-funktionelle Eigenschaften<br />
Der chemisch-molekulare Aufbau von CMP lässt neben einer hohen physiologischen Wirksamkeit<br />
auf ein viel versprechendes technologisch-funktionelles Potenzial vermuten. CMP<br />
besitzt keine Sekundärstruktur, was eine hohe Hitzestabilität zur Folge hat. Der hydrophile<br />
Charakter und die hohe negative Ladung über den gesamten pH-Bereich versprechen eine<br />
gute Löslichkeit, der glykosidische Aufbau und der amphiphile Charakter weisen auf ein aktives<br />
Grenzflächen- und Gelverhalten hin. Allerdings ist über das Potenzial zur Strukturbildung<br />
durch CMP nur wenig bekannt..<br />
Ziel dieses Arbeitspaketes war es, CMP zunächst unabhängig von einer Produktmatrix sowie<br />
anderen Milchproteinen und Hydrokolloiden hinsichtlich seines technologisch-funktionellen<br />
Verhaltens zu charakterisieren. Insbesondere die Hitzestabilität, das Löslichkeitsverhalten<br />
sowie Schaum-, Emulgier- und Gelbildungseigenschaften von CMP sollten mit dem Ziel untersucht<br />
werden, CMP als aktives Ingrediens zur Strukturbildung in Produktmatrices von<br />
Milch- und Molkenprodukten einzubringen. Als Ausgangsstoff für die Untersuchungen der<br />
technologisch-funktionellen Eigenschaften diente ein CMP-Lyophilisat. Hierzu wurde zunächst<br />
ein CMP-Konzentrat mittels Mikrofiltration-Diafiltration in Kombination mit Ultrafiltration<br />
aus einem Molkenprotein freien CMP-Serum (wie unter Kapitel 3 beschrieben) hergestellt.<br />
Dieses CMP-Konzentrat wurde eingefroren und bei –25 °C, 0,632 mbar 48 h lyophilisiert. Die<br />
durchschnittliche Zusammensetzung des CMP-Konzentrates sowie des gewonnenen CMP-<br />
Lyophilisats sind Tabelle 4-1 zu entnehmen.<br />
Tabelle 4-1: Durchschnittliche Zusammensetzung des CMP-Konzentrates und des CMP-<br />
Lyophilisats, alle Angaben in %<br />
CMP-Konzentrat CMP-Lyophilisat<br />
Gesamtproteingehalt 1,7 79,1<br />
CMP gesamt 1,5 72,6<br />
Glykosyliertes CMP (GMP) 0,66 35,4<br />
Nicht-glyc. CMP A 0,59 26,5<br />
Nicht-glyc. CMP A 0,25 11,1<br />
Molkenproteine gesamt 0,2 6,5<br />
α-Lactalbumin 0,1 3,5<br />
β-Lactoglobulin A 0,06 2,0<br />
β-Lactoglobulin B 0,03 1,1<br />
Lactose 0,02 1,6<br />
Natrium 0,08 3,3<br />
Kalium 0,01 0,3<br />
Calcium 0,02 0,7<br />
53
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Um die technologisch-funktionellen Eigenschaften von CMP beurteilen zu können, wurden<br />
folgende Referenzsubstanzen eingesetzt:<br />
� Whey Protein Isolate (WPI) der Firma DANISCO, Foods International, Inc.;<br />
� Natrium-Caseinat der Molkereigesellschaft Lauingen mbH;<br />
� ß-Lactoglobulin, hergestellt am Institut nach der Methode von MAUBOIS ET AL. (2001);<br />
In Tabelle 4-2 ist die Zusammensetzung aller Substanzen aufgeführt.<br />
Tabelle 4-2: Durchschnittliche Zusammensetzung der verwendeten Substanzen<br />
CMP- ß-Lacto- Na-<br />
Inhaltsstoffe/ % Pulver globulin Caseinat WPI<br />
Gesamtprotein 79,1 95,0 90,0 92,0<br />
Molkenproteine 6,5 95,0 0 92,0<br />
α-La 3,5 - - 23,3<br />
β-Lg B 2,0 - 32,2<br />
95,0<br />
β-Lg A 1,1<br />
- 36,5<br />
CMP 72,6 0 0 0<br />
GMP 35,4 - - -<br />
CMP A 26,5 - - -<br />
CMP B 11,1 - - -<br />
Lactose ≤ 2 ≤ 1 ≤ 1 ≤ 1<br />
Kalium 0,3 - 0 0,3<br />
Calcium 0,7 - 0,1 0,5<br />
Natrium 3,3 2,8 2,0 0,4<br />
Fett ≤ 0,5 ≤ 0,5 6 0,4<br />
Restwasser 2,5 0,9 5,0 6,4<br />
4.1 Löslichkeitsverhalten von CMP in Abhängigkeit des pH-Wertes<br />
Es wurden Versuche zum Löslichkeitsverhalten von CMP in Abhängigkeit vom pH-Wert in<br />
einem pH-Bereich von 1-9 durchgeführt. Dafür wurde CMP in enthärtetem Wasser so gelöst,<br />
dass die Konzentration an CMP in der Lösung 2 g/l entsprach. Diese Konzentration wurde<br />
gewählt, da sie der CMP-Konzentration in Molke entspricht und so die Proben außerdem in<br />
den Kalibrierungsbereich der RP-HPLC fallen. Dadurch ist keine weitere Probenaufbereitung<br />
nötig. Mittels Salzsäure bzw. Natronlauge wurde der jeweilige pH-Wert eingestellt. Die Proben<br />
wurden zwei Stunden bei dem jeweiligen pH-Wert bei Raumtemperatur equilibriert und<br />
anschließend zentrifugiert (30 min, 15.000 g). Der CMP-Gehalt im Überstand wurde mittels<br />
RP-HPLC analysiert und die Löslichkeit von CMP unter Berücksichtigung des jeweiligen<br />
Verdünnungsfaktors relativ zum Ausgangsgehalt ermittelt. Die Löslichkeit der einzelnen<br />
54
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
CMP-Fraktionen des mit enthärtetem Wasser verdünnten CMP-Konzentrats in Abhängigkeit<br />
des pH-Wertes sind in Bild 4-1 dargestellt.<br />
Löslichkeit %<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 1 2 2,6 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
pH-Wert<br />
Bild 4-1: Löslichkeit der einzelnen CMP-Fraktionen von CMP-Konzentrat, gelöst in enthärtetem<br />
Wasser (cCMP = 2 g/l)<br />
Es ist zu sehen, dass zwischen pH 1-2 und pH 4-9 CMP eine nahezu vollständige Löslichkeit<br />
aufweist. Lediglich in dem Bereich zwischen pH 2-4 ist die Löslichkeit vorwiegend der nichtglykosylierten<br />
CMP-Fraktionen vermindert, was auf eine isoelektrische Fällung zurückzuführen<br />
sein könnte. In diesem pH-Bereich kommt es zusätzlich zu starken Veränderungen im<br />
RP-HPLC-Fingerprint des glykosylierten CMP (Bild 4-2), was auf Veränderungen im glykosylierten<br />
CMP durch Abspaltung von Sialinsäure infolge von partieller saurer Hydrolyse zurückgeführt<br />
werden kann (s. Kapitel 2).<br />
Absorption226<br />
A [mAU]<br />
226<br />
GMP A+B<br />
Glyc-<br />
CMP<br />
Non-Glyc-<br />
CMP A<br />
Bild 4-2: RP-HPLC-Chromatogramme von CMP gelöst in enthärtetem Wasser (cCMP = 2 g/l) bei<br />
(a) pH 7,0 und (b) pH 3<br />
GMP<br />
CMP A<br />
CMP B<br />
20 °C<br />
CMP gesamt<br />
Non-Glyc-<br />
CMP B<br />
10 12 14 16 18 20<br />
RT [min]<br />
RT / min<br />
aglycoCMP A<br />
aglycoCMP B<br />
(a)<br />
(b)<br />
55
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Fazit:<br />
CMP weist eine hohe Löslichkeit über einen breiten pH-Bereich (pH 1-9) auf. Zwischen pH 2<br />
und 4 kommt es zu einer Abnahme der Löslichkeit der nicht glykosylierten Fraktionen, was<br />
auf eine isoelektrische Fällung zurückzuführen ist, wohingegen das glykosylierte CMP auch<br />
bei pH 2-4 löslich bleibt.<br />
4.2 Hitzestabilität von CMP<br />
Die Hitzestabilität von CMP wurde in einem Temperaturbereich von 80 °C bis zu 120 °C und<br />
einer Heißhaltezeit bis zu 20 min untersucht. Nach der Hitzebehandlung wurden die Proben<br />
filtriert und der Gehalt an CMP mittels RP-HPLC ermittelt. In Bild 4-3 ist der Gehalt an CMP<br />
relativ zur Ausgangsprobe in Abhängigkeit der Heißhaltezeit bei 120°C dargestellt. Es ist zu<br />
erkennen, dass bis zu einer Heißhaltezeit von 10 min keine Verluste an CMP auftreten, d.h.<br />
keine Denaturierung infolge der Hitzeeinwirkung erfolgt. Erst bei Heißhaltezeiten über 10 min<br />
nimmt der CMP-Gehalt der Proben leicht ab. Bei einer Heißhaltezeit von 20 min wurde lediglich<br />
ein Verlust von 10 % des gesamten CMP ermittelt. Davon war nahezu ausschließlich<br />
der Gehalt der nichtglykosylierten Fraktionen betroffen, während der Gehalt an glykosylierten<br />
Fraktionen konstant blieb. Auch die RP-HPLC-Fingerprints wiesen keine Veränderungen auf,<br />
d.h. das Glykosylierungsmuster war unverändert. Bei niedrigeren Temperaturen konnte innerhalb<br />
einer Heißhaltezeit von 20 min kein Verlust an CMP ermittelt werden.<br />
Bild 4-3: Gehalt der einzelnen CMP-Fraktionen relativ zur Ausgangsprobe nach einer Hitzebehandlung<br />
bei 120 °C in Abhängigkeit der Heißhaltezeit<br />
Fazit:<br />
c t /c 0 [-]<br />
1,2<br />
1,2<br />
1,2<br />
1,1<br />
1,1<br />
1,0<br />
1,0<br />
1,0<br />
0,9<br />
0,9<br />
0,8<br />
0,8<br />
0,8<br />
0,7<br />
0,7<br />
0,6<br />
0,6 0,6<br />
0,5<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,4<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,2<br />
0,2<br />
0,1<br />
0,1<br />
c 0 (CMP gesamt) = 2 g/l<br />
c 0 (Glyco-CMP) = 0,87 g/l<br />
c 0 (CMP A) = 0,81 g/l<br />
c 0 (CMP B) B) = 0,32 g/l<br />
CMP gesamt<br />
Glyco-CMP<br />
CMP A<br />
CMP B<br />
0,0<br />
0,0<br />
0,0 0 0 2 2 4 4 6 6 8 8 10 10 12 12 14 14 16 16 18 18 20<br />
20<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20<br />
Heißhaltezeit [min]<br />
120 °C<br />
CMP weist eine hohe Hitzestabilität auf, was auf das Fehlen einer Sekundärstruktur des Moleküls<br />
zurückzuführen ist.<br />
56
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
4.3 Schaumeigenschaften von CMP<br />
Proteine zählen zu den amphoteren Emulgatoren, die sowohl positiv als auch negativ geladene<br />
Gruppen sowie hydrophile und hydrophobe Bereiche aufweisen. Daher sind Proteine<br />
grenzflächenaktive Substanzen, die zur Stabilisierung von geschäumten Produkten eingesetzt<br />
werden können. CMP erfüllt diese molekularen Voraussetzungen, allerdings ist über<br />
das Potenzial zur Schaumbildung durch CMP nur wenig bekannt.<br />
Für die Herstellung von Schäumen sind insbesondere die Schaumbildungskapazität und die<br />
Schaumstabilität von Bedeutung. Diese werden durch Struktur der Inhaltsstoffe, chemischphysikalische<br />
und technologische Parameter beeinflusst. Diese Einflussfaktoren treten wiederum<br />
miteinander in Wechselwirkung, so dass Interaktionen bzw. Abhängigkeiten zwischen<br />
den einzelnen Faktoren berücksichtigt werden müssen.<br />
Daher wurde CMP systematisch auf seine Schaumeigenschaften zu untersucht. Variable<br />
waren zum einen verschiedene Milieufaktoren, die nach Erkenntnissen über andere Proteinschäume<br />
Einfluss auf die Schaumeigenschaften haben. Zum anderen wurden Wechselwirkungen<br />
mit anderen Proteinen betrachtet.<br />
4.3.1 Material und Methoden<br />
Herstellung der Schäume<br />
Die verwendeten Proteinlösungen wurden jeweils am Vortag der Schaumerzeugung hergestellt<br />
und über Nacht bei 4 °C quellen gelassen. Das eingewogene Proteinpulver wurde dazu<br />
mit einer entsprechenden Menge bi-destilliertem Wasser versetzt und auf einem Magnetrührer<br />
vollständig gelöst. Für Versuche mit pH-Wert-Einstellung wurde die, für diesen Zweck<br />
überkonzentrierte, Proteinlösung anschließend unter Zugabe von Salzsäure bzw. Natronlauge<br />
auf den entsprechenden pH-Wert eingestellt.<br />
Zum Herstellen der Proteinschäume wurden die Proteinlösungen in einem Thermomixer<br />
TM21 (Vorwerk, Wuppertal, Deutschland) bei den in Tabelle 4-3 angegebenen Einstellungen<br />
aufgeschlagen und direkt anschließend die Schaumeigenschaften der erzeugten Schäume<br />
untersucht.<br />
Tabelle 4-3: Grundeinstellungen der Schaumerzeugung mittels Thermomix TM21<br />
Aufschlagseinstellungen<br />
Produkttemperatur 5 °C<br />
Produktmenge 250 ml<br />
Aufschlagszeit 90 s<br />
Aufschlagsdrehzahl 1000 U/min<br />
57
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Schaumanalysen<br />
Bei Schäumen handelt es sich um sehr empfindliche Strukturen. Deshalb wurden alle Analysen<br />
direkt nach der Herstellung vorgenommen.<br />
Overrun<br />
Der Overrun (OV) bzw. Aufschlag ist ein Maß für den im Schaum enthaltenen Gasanteil und<br />
dient zur Strukturbeschreibung eines Schaums. Zur Bestimmung des Overruns wurde ein<br />
Behälter mit 200 ml Volumen zunächst mit der Ausgangslösung gefüllt und gewogen, anschließend<br />
wurde die Masse des gleichen Volumens Schaum bestimmt. Der Overrun berechnet<br />
sich aus Formel 4.1.<br />
OV =<br />
m<br />
Drainage<br />
(Formel 4.1)<br />
Die Stabilität der Schäume wurde über die Drainage (DR) ermittelt. Dazu wurden Plastikbecher<br />
mit Schaum befüllt und gewogen. Nach einer Lagerzeit von 30 min bei Raumtemperatur<br />
wurde die bis dahin abgesetzte Flüssigkeit vorsichtig abgegossen. Aus dem Verhältnis der<br />
Masse der abgeschiedenen Flüssigkeit zur Masse des Schaums lässt sich die Drainage in %<br />
berechnen (Formel 4.2).<br />
Festigkeit<br />
Lösung<br />
m<br />
DR<br />
=<br />
m<br />
m<br />
− m<br />
Schaum<br />
Drainage,<br />
30 min<br />
Schaum<br />
Schaum<br />
⋅ 100 %<br />
(Formel 4.2)<br />
Direkt nach dem Aufschäumen wurde mittels Textureanalyser (Fa. Stevens & Son, Surrey,<br />
Großbritannien) die Festigkeit des Schaums bestimmt. Bei diesem Penetrationstest dringt<br />
ein Prüfkörper mit Fadenkreuzgeometrie bestehend aus einem inneren (Durchmesser<br />
= 25 mm) und äußerem (Durchmesser = 50 mm) Drahtring (Stärke = 1 mm) mit einer<br />
Geschwindigkeit von 0,2 mm/s bis zu einer Tiefe von 30 mm in den Schaum ein. Die zum<br />
Eindringen in den Schaum benötigte Kraft wird bestimmt und kann unter Einbezug der Erdbeschleunigung<br />
g in die entsprechende Schaumstärke [N] umgerechnet werden.<br />
Oberflächenspannung<br />
⋅100%<br />
mitV<br />
konst.<br />
Die Oberflächenspannung σ charakterisiert das Schaumbildungsvermögen. Sie wurde mit<br />
dem Tropfenvolumentensiometer TVT2 (Fa. Lauda, Dr. R. Wobser GmbH & Co. KG, Lauda-<br />
Königshofen, Deutschland) gemessen. Das Messprinzip beruht auf einer genauen Bestimmung<br />
des Volumens eines aus einer Kapillare ausgeschobenen Tropfens. Erreicht der Tropfen<br />
ein kritisches Volumen, kann er nicht mehr an der Kapillare gehalten werden und reißt<br />
ab. Dabei ist die Gewichtskraft des Tropfens proportional zur Oberflächenspannung σ (For-<br />
58
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
mel 4.3). Mit steigender Oberflächenspannung steigt auch das Volumen des gebildeten<br />
Tropfens, da mehr Flüssigkeit festgehalten werden kann. Die Oberflächenspannung sinkt mit<br />
steigendem Tropfenalter, wodurch das kritische Tropfenvolumen vermindert wird.<br />
V g<br />
2 r f ⋅ ⋅<br />
⋅ Δρ<br />
⋅<br />
σ<br />
=<br />
π<br />
cap ⋅<br />
[mN/m]<br />
4.3.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
4.3.2.1 Produktspezifische Einflussfaktoren auf das Schaumergebnis<br />
(Formel 4.3)<br />
Die Schaumbildung und Stabilität wir in entscheidendem Maße von den Eigenschaften der<br />
kontinuierlichen Phase und der chemisch-physikalischen Struktur der grenzflächenaktiven<br />
Substanzen bestimmt. Für den Zusammenhang zwischen der Proteinstruktur und der Funktionalität<br />
spielen die Konzentration der Proteine und die Milieubedingungen eine entscheidende<br />
Rolle, da sie Funktionalität der grenzflächenaktiven Substanz modifizieren und die<br />
Interaktionen innerhalb der kontinuierlichen Phase beeinflussen,.<br />
Im Folgenden werden die Ergebnisse der wesentlichen produktspezifischen Einflussgrößen<br />
auf das Schaumergebnis beim Aufschäumen von CMP im Vergleich zu WPI beschrieben.<br />
Konzentration der grenzflächenaktiven Substanz<br />
Je mehr grenzflächenaktives Material vorhanden ist, desto schneller erfolgt die Grenzflächenbesetzung<br />
bei gleichgroßer Grenzfläche. Dies ist darauf zurückzuführen, dass alle diffusiven<br />
Stofftransportvorgänge mit steigender Konzentration schneller ablaufen und die Grenzflächenbelegung<br />
zu Beginn des Grenzflächenbesetzungsprozesses direkt proportional zur<br />
Konzentration des grenzflächenaktiven Stoffes ist (Richert, 1979).<br />
Die Untersuchungen zum Einfluss der Konzentration auf die Schaumeigenschaften ergaben,<br />
dass CMP im untersuchten Konzentrationsbereich (2,5-10 %) einen deutlich höheren Overrun<br />
im Vergleich zu WPI ergibt (Bild 4-4). Für WPI ergab sich eine Zunahme des Overrun bis<br />
zu einer Konzentration von 8 %. Dieses Ergebnis deckt sich mit den Ergebnissen von Bals<br />
(2002), Britten & Lavoie (1992) sowie Richert (1979), die feststellten, dass der Overrun beim<br />
Aufschlagen einer Molkenproteinlösung mit zunehmender Proteinkonzentration bis zu einem<br />
Maximum in einem Bereich von 10 % Protein zunimmt. Bei niedriger Molkenproteinkonzentration<br />
ist offenbar noch nicht die ausreichende Proteinmenge gegeben, um die gebildeten<br />
Blasen zu stabilisieren, so dass Koaleszenz auftritt. Im Falle von WPI ist ab einer Proteinkonzentration<br />
von 10 % eine ausreichende Stabilisierung gewährleistet. Dies lässt sich zudem<br />
durch die globuläre Struktur der Molkenproteine begründen, die sich nach der Adsorpti-<br />
59
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Overrun / %<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
2 4 6 8 10 12<br />
CProtein / %<br />
Bild 4-4: Overrun von CMP- und WPI-Schäumen in Abhängigkeit von der Proteinkonzentration<br />
on an die Grenzfläche zunächst entfalten, bevor sie eine größere Fläche an der Grenzfläche<br />
belegen. Eine höhere Proteinkonzentration bewirkt durch die gestiegene Molekülanzahl bei<br />
gleicher Grenzfläche eine schnellere Besetzung und Stabilisierung der Grenzfläche. CMP<br />
erzielt im Gegensatz dazu bereits bei der niedrigsten Konzentration von 2,5 % einen hohen<br />
Overrun. Ab einer Konzentration ≥ 5 % nimmt allerdings der Overrun von CMP im Gegensatz<br />
zu WPI wieder ab. CMP ist im Gegensatz zu den Molkenproteinen ein lang gestrecktes Molekül,<br />
das in Abwesenheit einer Sekundärstruktur keiner Konformationsänderung an der<br />
Grenzfläche unterliegt. Es legt sich aufgrund der diffusen Verteilung seiner hydrophoben und<br />
hydrophilen Molekülanteile vermutlich mit seiner gesamten Länge an die Grenzfläche an.<br />
Dadurch ist bereits bei geringer Konzentration ein großer Anteil der Grenzfläche belegt. Bei<br />
CMP ist eine geringe Konzentration im Vergleich zum WPI daher bereits ausreichend, um<br />
einen großen Gasanteil im Schaum zu halten. Mit zunehmender Konzentration behindern<br />
sich die Proteine sowohl bei der Diffusion als auch bei der Adsorption an der Grenzfläche.<br />
Neben der sterischen Behinderung kommt es zu erhöhten Abstoßungskräften zwischen den<br />
Molekülen aufgrund der hohen negativen Ladung. Des Weiteren deformieren sich die Proteine<br />
teilweise gegenseitig. Britten & Lavoie (1992) vermuten zudem den gefundenen Abfall in<br />
der Schaumexpansion von Proteinen in einer Korrelation mit steigender Unlöslichkeit des<br />
Proteinanteils. Dies könnte ebenfalls eine Erklärung für den sinkenden Overrun von CMP bei<br />
hoher Konzentration sein.<br />
Der höhere Overrun durch CMP im Vergleich zu WPI lässt sich auch durch die Ergebnisse<br />
der Oberflächenspannung erklären (Bild 4-5). CMP senkt die Oberflächenspannung deutlich<br />
weiter herab als WPI.<br />
CMP<br />
WPI<br />
60
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Grenzflächenspannung / mN/m<br />
80<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
c Protein : 5 %<br />
0<br />
0 50 100 150 200 250 300 350<br />
Zeit/ s<br />
Bild 4-5: Dynamische Oberflächenspannung von CMP- und WPI-Schäumen bei einer Proteinkonzentration<br />
cProtein von 5 %<br />
Während es für den Overrun in Abhängigkeit von der Proteinkonzentration ein Maximum<br />
gibt, nimmt die Stabilität der Proteinschäume erwartungsgemäß mit steigender Proteinkonzentration<br />
zu (Britten & Lavoie, 1992). In Bild 4-6 ist die Drainage und die Festigkeit als Kriterium<br />
der Schaumstabilität in Abhängigkeit der Proteinkonzentration dargestellt. Wie zu erkennen,<br />
nimmt die Drainage der Schäume mit zunehmender Proteinkonzentration ab. Wenn<br />
die Konzentration an grenzflächenaktivem Material hoch ist, werden mehrschichtige Grenzflächenfilme<br />
gebildet, die gegenüber Koaleszenz resistent sind (Kinsella, 1981). Weiterhin<br />
intensivieren sich die Interaktionen zwischen den Proteinmolekülen, wodurch die Grenzflächenviskosität<br />
erhöht wird. Zudem steigt das Wasserbindevermögen innerhalb der Schaumlamellen,<br />
was der Drainage entgegen wirkt (Britten & Lavoie, 1992). Die Drainage der CMP-<br />
Schäume lag im gesamten untersuchten Konzentrationsbereich niedriger als bei den WPI-<br />
Schäumen, was durch eine bessere Wasserbindungskapazität von CMP zu erklären ist. Die<br />
Schaumfestigkeit verhielt sich erwartungsgemäß gegensätzlich zur Drainage. Mit zunehmender<br />
Proteinkonzentration nahm die Festigkeit zu. Ein zusätzlicher Effekt einer höheren<br />
Proteinkonzentration ist die Abnahme der prozentualen Löslichkeit der Proteine. Somit können<br />
die Grenzflächen durch unlösliche Proteine stabilisiert werden, so dass sich die<br />
Schaumlamellen gegenseitig stützen und so eine sterische Stabilisierung der Grenzflächen<br />
erfolgt. Die ermittelten Festigkeiten für CMP lagen dabei unter den erzielten Werten für WPI.<br />
Dies lässt sich dadurch erklären, dass es bei Molkenproteinen zu einer so genannten Grenzflächendenaturierung<br />
kommt. Adsorbierte Proteinmoleküle verändern ihre Konformation nach<br />
der Grenzflächenbesetzung, um die freie Grenzflächenenergie zu reduzieren. Dies hat eine<br />
Stabilisierung der Grenzflächen zur Folge, die sich in einer erhöhten Festigkeit wiederspiegelt<br />
(Britten & Lavoie, 1992, Dickinson, 1991, Richert, 1979).<br />
WPI<br />
CMP<br />
61
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Drainage / %<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
(a) 140 (b)<br />
0<br />
2 4 6<br />
CProtein / %<br />
8 10<br />
Bild 4-6: (a) Drainage und (b) Festigkeit von CMP- und WPI-Schäumen in Abhängigkeit der<br />
Proteinkonzentration<br />
Einfluss der Milieubedingungen<br />
CMP<br />
WPI<br />
0<br />
2 4 6 8 10<br />
C Protein / %<br />
Proteinmoleküle sind amphotere Emulgatoren und reagieren sehr empfindlich auf Veränderungen<br />
der Milieubedingungen. Es war daher von Interesse, den Einfluss des pH-Wertes und<br />
der Ionenstärke auf das Aufschäumverhalten von CMP zu untersuchen.<br />
Proteinmoleküle verfügen über geladene Gruppen und verändern in Abhängigkeit vom pH-<br />
Wert ihre Eigenschaften. Der pH-Wert wirkt sich auf die Konformation der Proteine aus, da er<br />
die Exposition der hydrophilen und hydrophoben Gruppen beeinflusst. Auch das Aggregationsverhalten<br />
der Proteine ist maßgeblich durch den pH-Wert bedingt (Verheul & Roefs,<br />
1998). Folglich ist eine Beeinflussung der Schäumungseigenschaften durch eine pH-Wert-<br />
Änderung zu erwarten.<br />
Der Einfluss des pH-Wertes wurde in dem Bereich von 2-9 beim Aufschäumen 5 %iger Proteinlösungen<br />
untersucht. Während der Overrun von Molkenproteinschäumen vom pH-Wert<br />
beeinflusst wurde, konnte bei CMP kein Einfluss festgestellt werden (Bild 4-7). Die Molkenproteinschäume<br />
wiesen einen erhöhten Overrun am IEP auf. Der pH-Wert übt seinen Einfluss<br />
auf die Schaumeigenschaften über eine Beeinflussung der Ladung der Proteingruppen<br />
aus. Am IEP liegt keine Nettoladung mehr vor, wodurch die elektrostatische Abstoßung zwischen<br />
den einzelnen Proteinen minimal ist. Dementsprechend wird die Assoziation der Proteine<br />
begünstigt. Durch die Strömungsvorgänge unter Rühren wird die Diffusion der Proteine<br />
konvektiv unterstützt, wodurch große, denaturierte Proteinstrukturen ausreichend schnell an<br />
die Grenzfläche gebracht werden. Eine Koaleszenz der Blasen noch während der Schaumbildung<br />
kann durch nah nebeneinander liegender Proteine und schnelle Grenzflächenbeset-<br />
Foam rigidity / mN<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
WPI<br />
CMP<br />
62
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
zung reduziert werden (Kinsella, 1994). Am IEP ergibt sich zudem eine gewisse Volumenzunahme<br />
aufgrund der erhöhten Steifigkeit de Proteinmoleküls, die durch intramolekulare<br />
Wechselwirkungen zustande kommt. Insgesamt ergibt sich aufgrund dieser Strukturänderungen<br />
der höhere Overrun für WPI am IEP. Auch im basischen pH-Bereich war ein Anstieg<br />
des Overruns zu verzeichnen. Bei diesen pH-Werten liegen die Molkenproteine als Monomere<br />
vor, die schnell an die Grenzfläche diffundieren können. Eine Erhöhung des Overruns in<br />
diesem Bereich ist außerdem auf die Ausbildung von Disulfidbrücken und auf die Filmbildung<br />
zurückzuführen (Phillips et al., 1990, Richert, 1979). Dem gegenüber ist die Nettoladung von<br />
CMP über den gesamten pH-Bereich negativ. Dadurch ändert sich auch die elektrostatischen<br />
Abstoßung weniger stark, wie dies bei Molkenproteine der Fall ist. Weiterhin unterliegt<br />
die Molekülstruktur von CMP keinen Konformationsänderungen. Es kommt nicht zu pHabhängigen<br />
Denaturierungsprozessen, welche die Belegung der Grenzfläche durch CMP<br />
beeinflussen würden. Das Schaumvolumen von CMP-Schäumen ist daher nahezu unabhängig<br />
vom pH-Wert.<br />
Overrun / %<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
CMP<br />
WPI<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
pH-Wert / -<br />
Bild 4-7: Overrun von CMP- und WPI-Schäumen in Abhängigkeit des pH-Wertes<br />
Der insgesamt höhere Overrun für CMP-Schäume lässt sich u.a. mit Hilfe der ermittelten<br />
Oberflächenspannung erklären. Die Oberflächenspannung nimmt für WPI mit sinkendem pH-<br />
Wert ab (Bild 4-8 a). Die Oberflächenspannung ist am IEP minimal. Für CMP ergibt sich keine<br />
eindeutige Änderung der Oberflächenspannung in Abhängigkeit des pH-Wertes (Bild 4-8<br />
b), sie wird in Abhängigkeit vom pH jedoch weiter herabgesenkt als bei WPI. Die schnelle<br />
und stärkere Senkung der Grenzflächenspannung kann eine Koaleszenz der Blasen verhindern<br />
und hat somit einen höheren Gasanteil im Schaum zur Folge.<br />
63
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Grenzflächenspannung / mN/m<br />
80<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
c cProtein Protein : 5 % (a) WPI c Protein : 5 %<br />
(b) CMP<br />
0<br />
0 50 100 150 200 250 300<br />
Zeit / s<br />
pH 9<br />
pH 6,5<br />
pH 4,5<br />
0<br />
0 50 100 150 200 250 300<br />
Zeit / s<br />
Bild 4-8: Dynamische Grenzflächenspannung von Proteinlösungen aus WPI (a) und CMP (b) in<br />
Abhängigkeit des pH-Wertes<br />
In Bild 4-9 ist die Schaumfestigkeit in Abhängigkeit des pH-Wertes dargestellt.<br />
Schaumstärke/ mN<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
c cProtein Protein : 5 %<br />
Bild 4-9: Schaumfestigkeit von CMP- und WPI-Schäumen in Abhängigkeit vom pH-Wert<br />
Die Schaumfestigkeit von WPI-Schäumen erreicht ein Maximum im Bereich des IEP. Wie<br />
bereits erwähnt, liegen an diesem Punkt die geringsten Abstoßungskräfte vor, wodurch sich<br />
dicke Grenzflächenfilme ausbilden können. Zudem werden im Bereich des IEP Protein-<br />
Protein-Interaktionen begünstigt, wodurch es zur Ausbildung stabiler Grenzflächenfilme mit<br />
einer hohen Filmelastizität und –viskosität kommt (Kinsella, 1994). Weiterhin blockieren unlösliche<br />
Molkenproteine das Abfließen aus den Lamellen. Im basischen Bereich erfolgt ebenfalls<br />
eine Festigkeitszunahme, was auf eine erhöhte scheinbare Viskosität in diesem Bereich<br />
Grenzflächenspannung/ mN/m<br />
80<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
0<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
pH-Wert<br />
CMP<br />
WPI<br />
pH 1-9<br />
64
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
zurückgeführt werden kann (Bild 4-11). Je höher die Festigkeit des Schaums, desto niedriger<br />
ist folglich die Drainage (Bild 4-10).<br />
Drainage/ %<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
c Protein : 5 %<br />
0<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
pH-Wert<br />
Bild 4-10: Drainage von CMP- und WPI-Schäumen in Abhängigkeit vom pH-Wert<br />
Die Schaumfestigkeit von CMP-Schäumen weist eine ähnliche Abhängigkeit vom pH-Wert<br />
auf wie die WPI-Schäume, lediglich weniger stark ausgeprägt (Bild 4-9). Die Erhöhung der<br />
Festigkeit im mäßig-sauren pH-Bereich kann auf die erhöhte scheinbare Viskosität in diesem<br />
Bereich zurückgeführt werden (Bild 4-11). Dadurch lässt sich die relativ hohe Schaumstabilität<br />
in diesem pH-Bereich erklären. Da weiterhin die Proteinlöslichkeit von CMP, insbesondere<br />
der nicht-glykosylierten Fraktionen, in diesem Bereich am geringsten ist, erfolgt eine Verminderung<br />
der Drainage durch unlösliche Proteine in den Schaumlamellen (Bild 4-10). CMP<br />
zeigt eine Konstante Schaumstabilität gegenüber dem pH-Wert bis zu einem pH von 7. Die<br />
negative Ladung ist im basischen Bereich am stärksten ausgeprägt, wodurch sie zur Erhöhung<br />
der Schaumstabilität führt. Die elektrostatischen Abstoßungskräfte sind also sehr hoch,<br />
wodurch es auch zu einer Abstoßung der Grenzflächen untereinander kommt.<br />
Viskosität η η100 100 1/s / mPas<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
CMP<br />
WPI<br />
pH / -<br />
Bild 4-11: Einfluss des pH-Wertes auf die Viskosität von CMP- und WPI-Schäumen<br />
CMP<br />
WPI<br />
c Protein : 5 %<br />
0<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
65
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Ionen beeinflussen ebenfalls die geladenen Gruppen der Proteine. Sie treten mit entgegengesetzt<br />
geladenen Gruppen in Wechselwirkung. Der Einfluss der Ionenstärke auf die<br />
Schaumeigenschaften wurde durch Zugabe von NaCl um 40, 120 bzw. 200 mM und durch<br />
Zugabe von CaCl2 um 60, 120 und 300 mM CaCl2 bei pH 7 untersucht und ist in Bild 4-12 zu<br />
sehen.<br />
Overrun / %<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
c Protein : 5 %<br />
CMP/NaCl<br />
CMP/CaCl2<br />
WPI/CaCl2<br />
WPI/NaCl<br />
100<br />
0 50 100 150 200 250 300 350<br />
Ionenstärkeerhöhung / mmol/l<br />
Bild 4-12: Overrun von CMP- und WPI-Schäume in Abhängigkeit der Ionenstärkeerhöhung<br />
Es konnte kein signifikanter Einfluss einer Erhöhung der Ionenstärke weder durch NaCl noch<br />
durch CaCl2 auf den Overrun von CMP-Schäumen im untersuchten Bereich detektiert werden.<br />
Bei WPI-Schäumen stieg durch Zusatz von NaCl der Overrun bis zu einer Ionenstärkeerhöhung<br />
von 40 mM um 100 Prozentpunkte an. Eine höhere Ionenstärke blieb ohne weiteren<br />
Einfluss auf den Overrun. Für CaCl2 ergab sich ebenfalls ein leichter Anstieg des Overruns<br />
bis zu einer Ionenstärkeerhöhung von 60 mM um 45 %, mit anschließender Konstanz.<br />
Bei niedriger Ionenstärke erfolgt aufgrund der zusätzlichen elektrostatischen Abstoßungskräfte<br />
eine Stabilisierung des Schaums, höhere Konzentrationen führen zu verringerter Löslichkeit<br />
und Präzipation, die zu schlechteren Schaumqualitäten führen können.<br />
Ähnlich verhält es sich für die Schaumstabilität (Bild 4-13). Für CMP-Schäume konnte im<br />
untersuchten Bereich kein Einfluss der Ionenstärkeerhöhung auf das Schaumergebnis festgestellt<br />
werden (Bild 4-13 a). Im Gegensatz dazu nahm die Schaumfestigkeit für WPI-<br />
Schäume mit zunehmender NaCl-Konzentration stetig zu, während mit steigender CaCl2-<br />
Konzentration bei einer Erhöhung der Ionenstärke um 50 mmol/l zunächst ein Maximum erreicht<br />
wird und bei höheren Ionenstärken die Schaumfestigkeit wieder abnimmt. Die Drainage<br />
verhielt sich erwartungsgemäß gegensätzlich zur Schaumfestigkeit (Bild 4-13 b). Der Zusatz<br />
von NaCl wirkt sich weniger stark auf die Drainage aus, wohingegen die Drainage mit<br />
66
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
zunehmender CaCl2-Konzentration um über 50 % abnimmt und ab einer Ionenstärke von ca.<br />
100 mmol/l ein Plateau erreicht.<br />
Schaumefstigkeit / mN<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
WPI/CaCl2<br />
WPI/NaCl<br />
CMP/CaCl2<br />
CMP/NaCl<br />
0<br />
0 50 100 150 200 250 300 350<br />
Ionenstärkeerhöhung / mmol/l<br />
100<br />
(a) (b)<br />
0<br />
0 50 100 150 200 250 300 350<br />
Ionenstärkeerhöhung / mmol/l<br />
Bild 4-13: Schaumfestigkeit und Drainage von CMP- und WPI-Schäumen in Abhängigkeit von<br />
der Ionenstärkeerhöhung<br />
Durch den Zusatz von Salz wird die Diffusion und Auffaltung der Molkenproteine beschleunigt<br />
und die Aggregation der Proteine an der Grenzfläche gefördert (Halling, 1981). Zudem<br />
reduzieren Salze die Dicke von elektrostatischen Doppelschichten und das Zetapotenzial der<br />
Gasblasen. Die proteingeladene negative Grenzfläche wird, ähnlich einer geladenen Feststoffoberfläche<br />
von Kationen aus der kontinuierlichen Phase umgeben. Bei hoher Ionenstärke<br />
befinden sich die Gegenionen im Mittel näher an den polaren Proteinregionen. Daraus<br />
folgt eine Verminderung der gegenseitigen Abstoßung und eine Zunahme der Anziehungskräfte<br />
der Proteine. Es kommt zu einer dichteren Grenzflächenbelegung. Je höher die Grenzflächenbelegung<br />
ist, desto stabiler ist der Grenzflächenfilm. Bei einer zu hohen CaCl2-<br />
Konzentration werden die Aggregationszentren blockiert, was die Abnahme der Schaumfestigkeit<br />
für eine Ionenstärke > 50 mmol/l erklärt.<br />
4.3.2.2 Einfluss von Proteinwechselwirkungen auf die Schaumeigenschaften<br />
Durch den hohen Anteil von CMP am Gesamtproteingehalt von 25 % in Süßmolke ist es insbesondere<br />
von Interesse, inwieweit CMP die Funktionalität von Molkenproteinprodukten beeinflusst<br />
bzw. inwieweit Wechselwirkungen zwischen CMP und Molkenproteinen für die<br />
Strukturbildung ausgenutzt werden können. Bis dato wurde CMP in Produkten auf Molkenproteinbasis<br />
keine Beachtung geschenkt, jedoch kann es aufgrund seiner technologischfunktionellen<br />
Eigenschaften einen erheblichen Einfluss auf die Funktionalität dieser Produkte<br />
ausüben.<br />
Drainage / %<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
CMP/NaCl<br />
CMP/CaCl2<br />
WPI/NaCl<br />
WPI/CaCl2<br />
67
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Die Untersuchungen wurden an Mischschäumen der Verhältnisse WPI:CMP von 4:1; 2:1; 1:1<br />
sowie 1:2 bezogen auf 5 % Gesamtprotein durchgeführt. Das Verhältnis von 4:1 entspricht<br />
dabei dem Verhältnis von CMP zu Molkenproteinen in Süßmolke.<br />
In Bild 4-14 ist der Overrun in Abhängigkeit der CMP-Konzentration am Gesamtproteingehalt<br />
dargestellt. Für eine leichtere Einordnung der Ergebnisse ist als Referenzlinie der Overrun<br />
einer 5 %igen Hühnereiweißlösung angegeben.<br />
Overrun/ %<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
c Protein : 5%<br />
100<br />
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0<br />
C CMP /C /Ctotal total total Prot. / -<br />
Eiweiß<br />
Bild 4-14: Overrun von Proteinmischschäumen aus CMP und Molkenproteinen in Abhängigkeit<br />
der CMP-Konzentration am Gesamtproteingehalt<br />
Mit steigendem CMP-Anteil ergibt sich ein erhöhter Overrun. Dies lässt sich auf die stärkere<br />
Senkung der Oberflächenspannung durch CMP zurückführen. Wie in Bild 4-15 erkennbar,<br />
sinkt die Grenzflächenspannung mit zunehmender CMP-Konzentration immer weiter ab.<br />
Grenzflächenspannung / mN/m<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
0 50 100 150 200<br />
Zeit / s<br />
WPI<br />
4:1 WPI:CMP<br />
2:1 WPI:CMP<br />
1:1 WPI:CMP<br />
1:2 WPI:CMP<br />
CMP<br />
Bild 4-15: Dynamische Oberflächenspannung von Proteinmischschäumen aus CMP und WPI<br />
68
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Durch das schnellere Senken der Oberflächenspannung kann mehr Gas im Schaum gehalten<br />
werden und gleichzeitig der Koaleszenz entgegengewirkt werden. Die Molkenproteine<br />
benötigen mehr Zeit zur Exposition hydrophober Gruppen und der damit verbundenen<br />
Grenzflächendenaturierung (s. Kapitel 4.3.2.1). Für die Schaumstabilität ergeben sich in<br />
Mischverhältnissen von CMP und WPI synergistische Effekte, gekennzeichnet durch eine<br />
höhere Schaumstärke und geringere Drainage (Bild 4-16). Dabei ergibt sich ein Maximum<br />
der Schaumfestigkeit und ein Minimum der Drainage bei einem CMP:WPI Verhältnis von 1:1,<br />
die mit den Werten von Schäumen aus einer 5 %igen Hühnereiweißlösung vergleichbar sind.<br />
Offenbar übernimmt jede Fraktion eine eigenständige Aufgabe für die Schaumbildung, die<br />
sich synergistisch ergänzen. WPI werden dabei die Funktion der Stabilität, dem CMP der<br />
hohen Gashaltekapazität zugeschrieben. Durch WPI werden mit einer gewissen zeitlichen<br />
Verzögerung durch Auffaltung und Konformationsänderungen letztendlich sehr stabile Filme<br />
gebildet. Mit dem höheren Gasanteil und den stabilen Filmen ergeben sich bei der Kombination<br />
der Proteine bessere Schaumstabilitäten. Eine Reduktion der Drainage wird dabei auch<br />
durch die erhöhte Wasserbindungsaktivität und eine erhöhte Viskosität mit steigendem CMP-<br />
Anteil erreicht.<br />
Bild 4-16: Drainage und Festigkeit von Proteinmischschäumen aus CMP und Molkenproteinen<br />
in Abhängigkeit des CMP-Anteils am Gesamtproteingehalt<br />
Fazit:<br />
Drainage/ %<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Eiweiß<br />
(Drainage)<br />
Eiweiß<br />
(Rigidity)<br />
Drainage<br />
Foam rigidity<br />
0<br />
0<br />
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0<br />
C CMP /C total Pro. / -<br />
Die Untersuchungen zu den Schaumeigenschaften haben gezeigt, dass CMP ein sehr guter<br />
Schaumbildner ist. Im Vergleich zu WPI und Eiklar fällt die Stabilität bezüglich Schaumstärke<br />
und Drainage jedoch geringer aus. Typisch für niedermolekulare, ungeordnete Proteine zeigt<br />
CMP Schäume mit einem hohen Gashaltevolumen und geringer Schaumstabilität, da die<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
Foam rigidity / mN<br />
69
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
gebildeten Grenzflächenfilme dünn sind. Anhand der Untersuchungen zum Einfluss von Milieubedingungen<br />
auf die Schaumeigenschaften von CMP hat sich gezeigt, dass CMP sehr<br />
konstante, d.h. wenig vom Milieu beeinflusste Schaumeigenschaften besitzt. Vielfache<br />
Einsatzmöglichkeiten sind durch den geringen Einfluss der Milieubedingungen daher vorstellbar.<br />
Proteinmischschäume aus CMP und WPI zeigten synergistische Effekte in Bezug<br />
auf die Schaumeigenschaften. Insbesondere die Schaumstabilität kann durch den höheren<br />
möglichen Gaseintrag und die verminderte Drainage durch CMP sowie der Ausbildung stabiler<br />
Filme durch die Molkenproteine gesteigert werden.<br />
4.4 Emulgiereigenschaften von CMP<br />
Analog zu den Schaumeigenschaften wurden die Emulgiereigenschaften maßgeblich durch<br />
die Emulgierkapazität und die Emulsionsstabilität bestimmt. Um die Grenzflächeneigenschaften<br />
von CMP gegenüber Öl näher zu charakterisieren, wurden die Emulgiereigenschaften<br />
unabhängig von einer Produktmatrix von Ein-Komponenten-Systemen und Zwei-<br />
Komponenten-Systemen aus CMP und Molkenproteinen bzw. Natrium-Caseinat in vergleichenden<br />
Studien untersucht.<br />
4.4.1 Material und Methoden<br />
Sonnenblumenöl (Cereol, Mannheim, Deutschland)<br />
Hilfsstoffe<br />
SDS, 0,5 % (C12H25O4S.Na), Serva Elektophoresis GmbH, Heidelberg, Deutschland)<br />
SDS wurde zur Messung der Partikelgrößenverteilung verwendet, um den tatsächlichen Partikeldurchmesser<br />
zu ermitteln. SDS wird verwendet, um zu gewährleisten, dass Fetttröpfchenaggregate<br />
vollständig dissoziieren. SDS lagert sich an die Öl-Wasser-Grenzschicht an<br />
und verdrängt dabei die Proteine von der Fetttröpfchenoberfläche, aufgrund der hohen negativen<br />
Ladung von SDS kommt es zu hohen Abstoßungskräften, wodurch eine Aggregation<br />
oder Koaleszenz verhindert wird.<br />
Essigsäure-Acetat-Puffer<br />
Essigsäure (CH3COOH), Merck, Darmstadt, Deutschland<br />
Natriumacetat-Trihydrat (Na (CH3COO) x 3 H2O), Merck, Darmstadt, Deutschland<br />
Herstellung der Emulsionen<br />
Es wurde jeweils eine Öl-in-Wasser-Emulsion hergestellt, indem zunächst eine Voremulsion<br />
aus 10 % Sonnenblumenöl in der jeweiligen Proteinlösung mittels Ultra Turax bei 9000 U/min<br />
70
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
für 60 sec hergestellt wurde, die anschließend mittels einstufigem Hochdruckhomogenisator<br />
(APV 1000) bei 500 bar emulgiert wurde. Um die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten,<br />
wurden Emulsionen an zwei verschiedenen Tagen und jeweils in Doppelbestimmungen<br />
hergestellt. Bei Den Untersuchungen zum Einfluss der Milieubedingungen auf<br />
die Emulgiereigenschaften von CMP diente als wässrige Phase ein Acetat-Puffer, der auf die<br />
entsprechenden Ionenkonzentrationen und pH-Werte eingestellt wurde.<br />
Bestimmung der Partikelgrößenverteilung<br />
Über ein Laserspektroskop LS230 (Coulter, Krefeld) wurden der Partikelgrößendurchmesser<br />
d50,3, der volumenbezogene mittlere Durchmesser d43 und der oberflächenbezogenen mittleren<br />
Durchmesse d32 bestimmt. Der d50,3 gibt denjenigen Durchmesser an, unterhalb dem 50<br />
% der Tröpfchendurchmesser einer Volumenverteilung liegen. Der d32, auch Sauterdurchmesser<br />
genannt, ist der mittlere Tröpfchendurchmesser der Oberflächenverteilung. Er steht<br />
mit der spezifischen Fetttröpfchenoberfläche in direktem Zusammenhang und dient der Beurteilung<br />
von Koaleszenzvorgängen. Der d43 ist der mittlere Tröpfchendurchmesser einer Volumenverteilung,<br />
der vor allem zur Erfassung von Fettkugelaggregaten herangezogen wird.<br />
Zur Charakterisierung der Emulsionen wurden die Partikelgrößenverteilungen mittels Laserspektroskopie<br />
(Bild 3-6) in An- und Abwesenheit von 0,5 % SDS direkt nach Herstellung sowie<br />
nach 24 h Lagerung gemessen und aus den Ergebnissen der Aggregations- und Koaleszenzfaktor<br />
bestimmt. SDS wird zur Messung der wahren Partikelgrößen verwendet, die<br />
scheinbaren Partikelgrößen werden in Abwesenheit von SDS ermittelt. Der Koaleszenzfaktor<br />
ist definiert als der Quotient aus d32 der 24 h gelagerten Emulsion und dem d32 der frischen<br />
Emulsion jeweils bestimmt in Anwesenheit von SDS (Formel 4.1). Der Aggreagtionsfaktor<br />
stellt den Quotient aus scheinbarem zu wahrem volumenbezogenen Durchmesser d43 dar<br />
(Formel 4.2):<br />
Aggregationsfaktor<br />
Koaleszenzfaktor<br />
d43<br />
=<br />
d43<br />
d32<br />
=<br />
d32<br />
( − SDS)<br />
( + SDS)<br />
( SDS,<br />
24h)<br />
( SDS,<br />
frisch)<br />
Bestimmung der Emulsionsstabilität<br />
(Formel 4.4)<br />
(Formel 4.5)<br />
Als Maß für die Emulsionsstabilität wurde die Aufrahmung mittels multipler Lichtstreuung<br />
gemessen. Dafür wurde das Aufrahmen der Proben in Abhängigkeit von der Zeit mit Hilfe der<br />
Multiplen-Lichtstreumessung mittels TurbiScan Classic MA 2000 (Formulaction, Frankreich)<br />
bestimmt. Das Messprinzip beruht auf optischem Abscannen einer Probe entlang der Probenhöhe<br />
in vorgegebenen Zeitabständen, wobei die Intensität der Transmission und Rück-<br />
71
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
streuung im Verhältnis zur Intensität des eingestrahlten Lichtes ermittelt wird (Bild 4-17).<br />
Fetttröpfchen besitzen einen starken Einfluss auf die Transmission und Rückstreuung durch<br />
den Unterschied im Brechungsindex zwischen der Matrix und dem dispergierten Medium.<br />
Tritt eine Phasenseparation oder Veränderung der Phasengleichgewichte auf, verändert sich<br />
die Konzentration der dispergierten Phase (Öl) örtlich und damit die Transmission oder/und<br />
Rückstreuung in Abhängigkeit von der Höhe der Emulsion in dem Probenröhrchen. Das Aufrahmen<br />
wird wie folgt ermittelt: Im Falle von Aufklarung (Bild 4-18, a) wird die Höhe der aufgeklarten<br />
Phase zu der Gesamthöhe der Emulsion im Probenröhrchen ins Verhältnis gesetzt.<br />
Tritt hingegen innerhalb des untersuchten Zeitraumes keine Aufklarung ein (Bild 4-18,<br />
b), so wird die Höhe der aufgerahmten Phase zu der Gesamthöhe der Emulsion im Probenröhrchen<br />
ins Verhältnis gesetzt.<br />
Bild 4-17: Messprinzip der Multiplen-Lichtstreumessung mittels TurbiScan MA<br />
(a) (b)<br />
(a) Aufklarung [%] =<br />
hclear<br />
phase<br />
hsample<br />
hcreamlayer<br />
(b) Aufrahmung [%] =<br />
hsample<br />
Bild 4-18: Darstellung der Ermittlung der Aufrahmung (a) als Höhe der aufgeklarten oder (b) als<br />
Höhe der aufgerahmten Phase im Verhältnis zu der Gesamthöhe der Emulsion im Probenröhrchen<br />
× 100<br />
× 100<br />
72
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
4.4.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
4.4.2.1 Emulgieraktivität von CMP<br />
Proteine mit hoher Emulgieraktivität zeichnen sich dadurch aus, dass sie schnell an der<br />
O/W-Grenzfläche absorbieren. Die Emulgieraktivität ist von der Konzentration des Emulgators<br />
abhängig. Die Emulgieraktivität von CMP wurde ermittelt, indem der Partikeldurchmesser<br />
sowie das Aufrahmverhalten bei unterschiedlichen CMP-Konzentrationen beim Homogenisieren<br />
mit 10 % Sonnenblumenöl ermittelt wurde. Die CMP-Konzentrationen für die Emulsionsherstellung<br />
betrugen dabei 0,25/0,5/1,0/2,0/3,0 %.<br />
In Bild 4-19 ist der mittlere Tröpfchendurchmesser d50,3 von CMP-stabilisierten Emulsionen in<br />
Abhängigkeit von der Proteinkonzentration dargestellt. Es ist zu erkennen, dass die Durchmesser<br />
der emulgierten Fetttröpfchen mit steigender CMP-Konzentration bis zu einem<br />
Durchmesser von etwa 1 µm abnehmen. Dieser Wert wird bereits ab einer CMP-<br />
Konzentration von 1 % erreicht.<br />
d50.3<br />
d50,3 [µm]<br />
/ µm<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0<br />
CcCMP CMP [%] / %<br />
Bild 4-19: Mittlerer Durchmesser der emulgierten Öltröpfchen d50.3 von CMP-stabilisierten O/W-<br />
Emulsionen in Abhängigkeit der CMP-Konzentration<br />
Die Aufrahmung als Maß für die Emulsionsstabilität in Abhängigkeit der Lagerzeit bei verschiedenen<br />
Konzentrationen von CMP-stabilisierten Öl-in-Wasser-Emulsion ist in Bild 4-20<br />
dargestellt.<br />
73
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Aufrahmung [%]<br />
Creaming / %<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0.25% CMP<br />
0.5% CMP<br />
1.0% CMP<br />
2.0%; 3.0% CMP<br />
0<br />
0 5 10 15<br />
Zeit Time [h] / h<br />
20 25<br />
Bild 4-20: Aufrahmung der CMP-stabilisierten O/W-Emulsionen über die Lagerzeit in Abhängigkeit<br />
der CMP-Konzentration<br />
Je höher die CMP-Konzentration ist, desto kleiner sind die Öltröpfchen und desto langsamer<br />
erfolgt das Aufrahmen. Je mehr CMP vorhanden ist, desto vollständiger ist die Grenzfläche<br />
besetzt. So können Koaleszenz und Aggregation verhindert werden. Je größer die emulgierten<br />
Tröpfchen, desto schneller rahmen diese auf. Tritt Koaleszenz oder Aggregation ein, so<br />
wird die scheinbare Tröpfchengröße größer, wodurch das Aufrahmen begünstigt wird. Im<br />
Falle von CMP tritt bei einer zu geringen Grenzflächenbesetzung für eine stabile Emulsion<br />
Koaleszenz ein (Koaleszenzfaktor > 1, Bild 4-21), die zu größeren Öltröpfchen und folglich<br />
zu einer beschleunigten Aufrahmung führt.<br />
Koaleszenzfaktor Coalescence factor [-] / -<br />
2.5<br />
2.0<br />
1.5<br />
1.0<br />
0.5<br />
0.0<br />
0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0<br />
CCMP / %<br />
cCMP [%]<br />
Bild 4-21: Koaleszenzfaktor der CMP-stabilisierten O/W-Emulsionen in Abhängigkeit der CMP-<br />
Konzentration<br />
74
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Im untersuchten Konzentrationsbereich kam es zu keiner Öltröpfchenaggregation (Aggregationsfaktor<br />
= 1, Bild 4-22).<br />
Aggregationsfaktor [-]<br />
Aggregation factor / -<br />
2.5<br />
2.0<br />
1.5<br />
1.0<br />
0.5<br />
0.0<br />
0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0<br />
CcCMP CMP [%] / %<br />
Bild 4-22: Aggregationsfaktor der CMP-stabilisierten O/W-Emulsionen in Abhängigkeit der CMP-<br />
Konzentration<br />
Sowohl bei den Ergebnissen der Partikelgrößenmessung als den Ergebnissen der Aufrahmung<br />
ist bei steigender Proteinkonzentration bis zu 1 % eine Verkleinerung der Fetttropfengröße<br />
und eine Verbesserung der Emulsionsstabililtät zu erkennen. Oberhalb einer CMP-<br />
Konzentration von 1 % konnten keine signifikant verbesserten Emulgiereigenschaften erzielt<br />
werden. Daher wurden die weiteren Versuche bei einer CMP-Konzentration von 1 % durchgeführt.<br />
4.4.2.2 Einfluss der Milieubedingungen auf die Emulgiereigenschaften von CMP<br />
Der Ladungszustand der Proteinmoleküle und damit die Grenzflächeneigenschaften werden<br />
neben dem pH-Wert auch von der Salzkonzentration und der sich daraus ableitenden Ionenstärke<br />
beeinflusst. Zudem wird das Abstoßungspotenzial der an der Grenzfläche adsorbierten<br />
Proteine reduziert. Konsequenz ist die Annäherung der emulgierten Tröpfchen und<br />
daraus resultierende Koaleszenz oder Aggregation. Weiterhin können durch zugesetzte Ionen<br />
zusätzliche Bindungen gebildet werden (McClements, 2004, Cayot & Lorient, 1997, Belitz<br />
& Grosch, 1992, Phillips et al., 1991).<br />
In Bild 4-23 ist der mittlere Tröpfchendurchmesser d50,3 von CMP- und WPI-stabilisierten<br />
O/W-Emulsionen in Abhängigkeit des pH-Wertes dargestellt. CMP-stabilisierte Emulsionen<br />
weisen direkt nach dem Emulgieren bei pH 4,5 mehr als 3-fach höhere Tröpfchendurchmesser<br />
als bei pH 6,5 auf. Dem gegenüber traten für WPI-stabilisierte Emulsionen keine Unterschiede<br />
im Tröpfchendurchmesser direkt nach dem Emulgierprozess auf.<br />
75
Aufrahmung Aufklarung [%] [%]<br />
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
d 50,3 [µm]<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
CMP 4,5 WPI 4,5 CMP 6,5 WPI 6,5<br />
pH-Wert<br />
Bild 4-23: Mittlerer Durchmesser d50.3 der emulgierten Öltröpfchen von CMP- und WPIstabilisierten<br />
O/W-Emulsionen bei pH 4,5 und 6,5<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
8<br />
(a) pH 4,5<br />
(b)<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25<br />
Zeit [h]<br />
CMP<br />
WPI<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25<br />
Zeit [h]<br />
Bild 4-24: Emulsionsstabilität der CMP- und WPI stabilisierten O/W-Emulsionen über die Lagerzeit<br />
bei (a) Aufklarung bei pH 4,5 und (b) Aufrahmung bei pH 6,5<br />
Bei pH 4,5 trat jedoch sowohl für CMP- als auch für WPI-stabilisierte Emulsionen eine Verminderung<br />
der Emulgierstabilität auf (Bild 4-24). Allerdings ist zu beachten, dass die Ergebnisse<br />
der Aufrahmung bei den unterschiedlichen pH-Werten nicht direkt miteinander verglichen<br />
werden können, da es bei den Proben bei pH 4, zu einer Aufklarung, d.h. Phasenseparation<br />
kommt (s. Bild 4-18 a), wohingegen bei pH 6,5 die Proben milchig-trüb blieben und<br />
aufrahmten (s. Bild 4-18 b).<br />
Untersuchungen zum Einfluss des pH-Wertes auf die Emulgiereigenschaften ergaben, dass<br />
bei pH 4,5 CMP stabilisierte Emulsionen eine verminderte Emulgierkapazität sowie Emulsionsstabilität<br />
aufweisen. Dies kann zum einen damit begründet werden, dass bei pH 4,5 im<br />
Vergleich zu pH 6,5 die CMP-Moleküle ein deutlich kleineres Molekularvolumen (s. Kapitel 1)<br />
Aufrahmung [%]<br />
6<br />
4<br />
2<br />
pH 6,5<br />
WPI<br />
CMP<br />
76
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
aufweisen, was im Falle von einer 1 %igen Lösung zu einer geringeren Grenzflächenbesetzung<br />
führt (s. Kapitel 4.4.2.1). Zum anderen ist die negative Nettoladung bei pH 4,5 geringer<br />
als bei pH 6,5, wodurch die elektrostatische Abstoßung verringert ist und eine vermehrte<br />
Öltröpfchenaggregation auftritt (Bild 4-25 a). Für O/W-Emulsionen, die durch Molkenproteine<br />
stabilisiert sind, ist bekannt, dass diese bei pH-Werten nah an ihrem IEP von pH 5 instabil<br />
sind. Dies führt zu einer Verminderung der Abstoßungskräfte, wodurch die emulgierten<br />
Tröpfchen leichter aggregieren (Bild 4-25 a) (McClements, 2004, Dalgleish et al., 1997). Die<br />
Koaleszenz hingegen (Bild 4-25 b) blieb bei beiden Proteinsystemen unbeeinflusst vom pH-<br />
Wert.<br />
Aggregationsfaktor [-]<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
2.5<br />
(a) (b)<br />
CMP 4,5 WPI 4,5 CMP 6,5 WPI 6,5<br />
pH-Wert<br />
CMP 4,5 WPI 4,5 CMP 6,5 WPI 6,5<br />
pH-Wert<br />
Bild 4-25: (a) Aggregationsfaktor und (b) Koaleszenzfaktor der CMP-stabilisierten O/W-<br />
Emulsionen in Abhängigkeit bei pH 4,5 und 6,5<br />
Der Einfluss der Ionenstärke durch Zusatz von NaCl auf die Emulgiereigenschaften ergab<br />
weder einen signifikanten Einfluss auf die Größe der emulgierten Öltröpfchen, noch auf die<br />
Emulsionsstabilität CMP stabilisierter Emulsionen bei pH 6,5. Jedoch ergab sich ein Einfluss<br />
der Salzkonzentration auf die Emulgiereigenschaften bei pH 4,5. In Bild 4-26 (a) ist der mittlere<br />
Tröpfchendurchmesser d50,3 von CMP- und WPI-stabilisierten O/W-Emulsionen in Abhängigkeit<br />
der Ionenstärke bei pH 4,5 dargestellt. Während bei pH 6,5 weder für CMP- noch<br />
für WPI-stabilisierte Emulsionen ein Einfluss der Ionenstärkeerhöhung auf die Emulgierkapazität<br />
in dem untersuchten Bereich detektiert werden konnte, nahm bei pH 4,5 für CMPstabilisierte<br />
Emulsionen der mittlere Öltröpfchendurchmesser mit zunehmender Ionenstärke<br />
ab. Dies widerspricht den Erwartungen, da mit zunehmender Salzkonzentration die gegenseitige<br />
Abstoßung der Proteine vermindert wird, Anziehungskräfte zwischen den Molekülen<br />
wirksam werden und somit vermehrte Öltröpfchenggregation zu erwarten ist.<br />
Koaleszenzfaktor [-]<br />
2.0<br />
1.5<br />
1.0<br />
0.5<br />
0.0<br />
77
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
d 50,3 [µm]<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
2.0<br />
(a) (b)<br />
0 40 120<br />
Ionenstärkeerhöhung [mmol/l]<br />
CMP<br />
WPI<br />
1.5<br />
pH 4,5 pH 4,5<br />
0 40 120<br />
Ionenstärkeerhöhung [mmol/l]<br />
Bild 4-26: (a) Mittlerer Durchmesser d50.3 der emulgierten Öltröpfchen und (b) Koaleszenzfaktor<br />
der CMP- und WPI-stabilisierten O/W-Emulsionen bei pH 4,5 in Abhängigkeit der<br />
Ionenstärkeerhöhung<br />
4.4.2.3 Einfluss von Proteinwechselwirkungen auf die Emulgiereigenschaften<br />
Bei Betrachtung der Emulgiereigenschaften von Zwei-Komponenten-Systemen aus CMP<br />
und WPI lagen die Emulgierkapazitäten im Bereich der Ein-Komponenten-Systeme. Die<br />
Zwei-Komponenten-Emulsionen weisen jedoch eine höhere Stabilität auf (Bild 4-27). Mit zunehmendem<br />
CMP-Anteil nimmt die Aggregation stetig ab. Der Koaleszenz kann durch einen<br />
geringen Molkenproteinanteil bereits schon entgegengewirkt werden. Liegt nur CMP als Emulgator<br />
im System vor, kommt es vermehrt zu Koaleszenz der emulgierten Öltröpfchen. Die<br />
verminderte Aggregations- und Koaleszenzneigung bei den Proteinmischemulsionen spiegelt<br />
sich in einem verminderten Aufrahmung wieder, in Bild 4-27 b ist hierfür exemplarisch das<br />
CMP:WPI Verhältnis von 2:1 dargestellt. Die synergistischen Effekte zwischen CMP und<br />
Molkenproteine zeichnen sich dadurch aus, dass Molkenproteine aufgrund stärkerer Verankerung<br />
und Auffaltungsvorgänge an der Grenzfläche Koaleszenz entgegenwirken, wobei<br />
CMP der Aggregation aufgrund hoher Abstoßungskräfte durch hohe negative Ladung entgegenwirkt.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass CMP einen bedeutenden Einflussfaktor auf die Emulgiereigenschaften<br />
von Molkenproteinprodukten ausübt.<br />
Koaleszenzfaktor [-]<br />
1.0<br />
0.5<br />
0.0<br />
CMP<br />
WPI<br />
78
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
(a) 2.0<br />
(b)<br />
Aggregationsfaktor [-]<br />
Aggregation factor / -<br />
Coalescence Koaleszenzfaktor factor / - -[-]<br />
Bild 4-27: Emulgiereigenschaften von O/W-Emulsionen aus CMP und Molkenproteine; (a) Aggregation<br />
und Koaleszenz und (b) Aufrahmung über die Lagerzeit in Abhängigkeit der<br />
CMP-Konzentration am Gesamtproteingehalt<br />
Fazit:<br />
1.5<br />
1.0<br />
0.5<br />
C Protein : 1%<br />
ideal<br />
0.0<br />
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0<br />
C CMP /C total Prot. / -<br />
cCMP/cGesamtprotein [-]<br />
Aggregation<br />
Coalescence<br />
0<br />
0 5 10 15<br />
Zeit [h]<br />
20 25<br />
Die Untersuchungen zu den Emulgiereigenschaften von O/W-Emulsionen haben gezeigt,<br />
dass CMP als guter Emulgator einzustufen ist. CMP weist eine hohe Emulgieraktivität auf<br />
und die Emulsionsstabilität nimmt dabei bei steigender CMP-Konzentration zu, da mehr<br />
Emulgator zur Belegung der Grenzfläche zur Verfügung steht. Im Gegensatz zu den<br />
Schaumeigenschaften werden die Emulgiereigenschaften von CMP durch die Milieubedingungen<br />
beeinflusst, obwohl es sich grundsätzlich um den gleichen Vorgang der Grenzflächenbesetzung<br />
handelt. Dies kann auf die Unterschiedlichen Medien der dispergierten Phasen,<br />
die verschiedenen Herstellungsprozesse und Analysenmethoden zurückgeführt werden.<br />
Untersuchungen zum Einfluss des pH-Wertes auf die Emulgiereigenschaften ergaben, dass<br />
bei pH 4,5 CMP stabilisierte Emulsionen eine verminderte Emulgierkapazität sowie Emulsionsstabilität<br />
aufweisen. Proteinmischemulsionen aus CMP und WPI zeigten synergistische<br />
Effekte in Bezug auf die Emulgiereigenschaften. Die synergistischen Effekte zwischen CMP<br />
und Molkenproteine zeichnen sich dadurch aus, dass Molkenproteine aufgrund stärkerer<br />
Verankerung und Auffaltungsvorgänge an der Grenzfläche Koaleszenz entgegenwirken, wobei<br />
CMP der Aggregation aufgrund hoher Abstoßungskräfte durch hohe negative Ladung<br />
entgegenwirkt. Diese Wechselwirkungen zwischen CMP und Molkenproteinen können für die<br />
Strukturbildung ausgenutzt werden.<br />
Aufrahmung [%]<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
WPI<br />
CMP<br />
CMP:WPI 2:1<br />
79
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
4.5 Untersuchungen zu den Gelbildungseigenschaften<br />
Es liegen erste Hinweise von Smithers et al. (1991) und Marshall (1991) vor, die auf gute<br />
Gelbildungseigenschaften von CMP bei CMP-Konzentrationen ≥ 10% sowie in Anwesenheit<br />
von Carrageenan hindeuten. Allerdings lassen sich aufgrund der Molekülstruktur von CMP<br />
keine Gelbildungseigenschaften erwarten. Zum einen besitzt CMP keine schwefelhaltigen<br />
Aminosäuren und kann somit keine kovalenten Bindungen (Disulfidbindungen) ausbilden.<br />
Aufgrund des hohen Anteils an negativ geladenen Gruppen können die Moleküle wegen elektrostatischer<br />
Abstoßungseffekte nicht in Wechselwirkung miteinander treten. Dennoch<br />
aber wurde dieser Aspekt der funktionellen Eigenschaften einer Untersuchung unterzogen,<br />
da die Vermutung nahe liegt, dass eine Gelbildung aufgrund folgender Mechanismen induziert<br />
werden kann: Durch eine Erhöhung der Trockenmasse, aufgrund der guten Wasserbindungskapazität,<br />
durch eine Verringerung der Abstoßungskräfte durch Reduktion der negativen<br />
Ladung in Folge von pH-Absenkung oder Ionenstärkeerhöhung.<br />
Um die Gelbildungseigenschaften von CMP unabhängig von einer Produktmatrix zu charakterisieren,<br />
wurden Ein-Komponentensysteme und Zwei-Komponenten-Systeme aus CMP<br />
und dem Hydrokolloid Carrageenan untersucht. Des Weiteren wurden Versuche zum Einfluss<br />
von CMP auf Milchproteingele am Beispiel Joghurt durchgeführt (s. Kapitel 4.6.1).<br />
Milchproteingele gelten allgemein als sehr empfindlich gegenüber mechanischen und thermischen<br />
Einflüssen. Dadurch kommt es zu unerwünschten Veränderungen des Netzwerkes,<br />
wie z.B. Synärese. Im Gegensatz hierzu zeigen Hydrokolloidgele keine oder nur eine geringe<br />
Synärese und erweisen sich als sehr unempfindlich gegenüber äußeren Einflüssen. Hydrokolloide<br />
wie Carrageenan werden deshalb beim Herstellen vieler Milchprodukte wie Pudding,<br />
Joghurt, Trinkjoghurt, Kakao und Eiskrem eingesetzt, um die Produkteigenschaften gezielt<br />
zu beeinflussen<br />
4.5.1 Material und Methoden<br />
Hybrid Carrageenan<br />
Neben den angegebenen Proteinquellen (s. Tabelle 4-2) wurde für die Untersuchungen der<br />
Wechselwirkungen zwischen CMP und Hydrokolloiden bei der Gelbildung Hybrid Carrageenan<br />
der Fa. Danisco Cultor (Brabrand, Dänemark) eingesetzt. Dieses setzt sich aus κ- und ι-<br />
Strukturen innerhalb eines Carrageenanmoleküls (κ/ι -Verhältnis 0,6) und ca. 10 % λ-<br />
Carrageenan zusammen. Die Molmasse von Hybridcarrageenan beträgt 186280 Dalton. Das<br />
Produkt enthält außerdem 14,1 % Kalium, 0,9 % Calcium, 0,8 % Natrium, ≤ 3 % Protein, und<br />
29 % Asche.<br />
80
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Herstellung der Gele<br />
Zunächst wurde für alle Proben eine Proteinstammlösung hergestellt. Hierzu wurde das jeweilige<br />
Proteinpräparat in der gewünschten Konzentration vollständig in bidest. Wasser bzw.<br />
UF-Permeat gelöst und für mind. 4 Stunden quellen gelassen.<br />
CMP-Gele ohne Carrageenan<br />
Die Herstellung von CMP-Gelen ohne Carrageenan war i.d.R. mit einer Einstellung des pH-<br />
Wertes verbunden. Dafür wurde die CMP-Stammlösung, deren CMP-Konzentration um den<br />
Faktor 1,2 höher war, als die gewünschte CMP-Konzentration im fertigen Produkt, mit 1 M<br />
HCl/NaOH bis zu dem erwünschten pH-Wert eingestellt und anschließend auf die jeweilige<br />
CMP-Endkonzentration eingestellt. Proben, bei denen bereits während der pH-Einstellung<br />
die Gelbildung einsetzte, wurden währenddessen mit Eiswasser gekühlt, wodurch die Gelbildung<br />
zeitlich verzögert werden konnte. Für Versuche mit einer Ionenstärkeerhöhung von<br />
500 mmol/l wurde Calciumchlorid-Dihydrat (M=147,02 g/mol) in der Stammlösung entsprechend<br />
mit einer 1,2 fachen Konzentration unter Rühren aufgelöst. Abschließend wurden die<br />
Proben in die dafür vorgesehenen Probengefäße überführt und bis zur Messung bzw. Erhitzung<br />
am Folgetag bei 4°C gelagert. Zur Herstellung temperaturinduzierter Gele wurden die<br />
Proben im Wasserbad bei Temperaturen von 50, 65 bzw. 80°C für 5 bzw. 20 min erhitzt und<br />
anschließend im Eiswasser abgekühlt.<br />
CMP-Carrageenan-Gele<br />
Zur Herstellung von CMP-Carrageenan-Gelen wurde Carrageenan in der Protein-<br />
Stammlösung gelöst. Anschließend wurden die Proben im Wasserbad bei 70°C unter Rühren<br />
für 20 min temperiert, um ein vollständiges Hydratisieren des Carrageenans zu gewährleisten.<br />
Eine gleich behandelte Probe ohne Carrageenanzugabe diente als Referenz. Anschließend<br />
wurden die Proben heiß in die entsprechenden Probengefäße abgefüllt und bis<br />
zur Messung am Folgetag bei 4°C gelagert. Für die Untersuchungen zum Einfluss des pH-<br />
Wertes und der Ionenstärke wurde analog zu der Herstellung der CMP-Gele ohne Carrageenan<br />
verfahren.<br />
Bestimmung der Wasserbindung<br />
Der Wasserbindungszustand wurde mittels niedrigauflösender, gepulster NMR (LR-NMR,<br />
LowResolution-NuclearMagneticResonance) ohne Stoffunterscheidung mit Hilfe des minispec<br />
mq 20. der Fa. Bruker Biospin GmbH (Rheinstetten) charakterisiert. NMR-Messungen<br />
erlauben Aussagen über Bindungs- und Energiezustände von Wassermolekülen in Abhängigkeit<br />
von Ort und Zeit. Als Messgröße wurde die Relaxationszeit (T2-Zeit) ausgewählt, die<br />
81
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
ein Maß für die Beweglichkeit von Protonen in einer Matrix ist (im Fall von wässrigen Systemen<br />
für die Bindung von Wasser an den Feststoff bzw. an die Feststoffmatrix). Eine längere<br />
T2-Zeit deutet auf eine größere Mobilität des Wassers hin. Details siehe Hinrichs (2004).<br />
Bei einer NMR-Messung wird als Signal eine Spannung U erhalten. Diese induzierte<br />
Spannung fällt während der Messzeit t ab. Um Wasseranteile unterschiedlicher Mobilität<br />
(Phasen) in einer Probe detektieren zu können, wird die Spannung U als Funktion der Zeit<br />
mit Hilfe des Programms TableCurve 2D (SPSS Science, Chicago) angepasst. Dabei<br />
können bis zu 4 Phasen unterschiedlicher Protonenmobilität differenziert werden (Bild 4-28).<br />
Bild 4-28: Schematische Darstellung der 4 unterscheidbaren Mobilitätsphasen von Wasser mit<br />
Hilfe der NMR<br />
Für die NMR-Messungen wurden die Proben in spezielle NMR-Röhrchen aus protonenfreiem<br />
Glas pipettiert und 15 min vor der Messung in den Probenkopf eingebracht, um die Proben<br />
auf 10 °C zu temperieren und eine mögliche Konvektion auf Grund von Temperaturgradienten<br />
in der Probe zu vermeiden. Das Messergebnis umfasst eine Kurve, in der die Spannungsintensität<br />
(in %) über der Relaxationszeit (in ms) mit 19400 Punkten dargestellt ist.<br />
Für die Auswertung der Messkurven wurde das Programm Table Curve 2D Version 4 der Fa.<br />
Jandel Scientific Software (Erkrath) verwendet. Dabei wurden die 3 Phasen mit den Userfunctions<br />
exp., biexp. und gauss_biexp identifiziert und für jede Phase die T2 Zeit und der<br />
Phasenanteil ermittelt.<br />
Rheologische Messungen<br />
immobiles Wasser<br />
schwach mobiles Wasser in kleinen Kapillaren und kleinen Poren<br />
mobiles Wasser in mittleren Kapillaren und mittleren Poren<br />
stark mobiles Wasser in großen Kapillaren und großen Poren<br />
Alle rheologischen Analysen wurden unter Verwendung des Carri Med Rheometer AR 1000<br />
der Fa. TA Instruments (Alzenau, Deutschland) durchgeführt.<br />
82
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Fließkurve<br />
In der vorliegenden Arbeit wurden von allen flüssigen Proben, die kein Gel bildeten, Fließkurven<br />
erstellt (Bild 4-29). Bei der verwendeten Messgeometrie handelte es sich um einen<br />
Acrylkegel mit einem Durchmesser von 60 mm und einem Winken von 2°. Ein Aliquot der<br />
Probe von 2 ml wurde auf die Peltierplatte aufgegeben. In der Aufwärtsrampe wurde die<br />
Scherrate in 180 s von 0 auf 500 1/s beschleunigt, anschließend wurde diese Scherrate für<br />
300 s gehalten und im letzten Schritt, während der Abwärtsrampe wurde die Geschwindigkeit<br />
in 180 s wieder auf Scherrate 0 1/s abgebremst. Alle Messungen wurden bei einer Temperatur<br />
von 10°C durchgeführt. Die scheinbaren Viskositäten bei Scherraten von 100 1/s und 500<br />
1/s sowie die Hysteresefläche wurden mit Hilfe der Herschel-Bulkley Methode als Thixotropie-Fläche<br />
berechnet.<br />
Bild 4-29: Typischer Verlauf einer Fließkurve<br />
Oszillationsmessung<br />
Scherspannung [Pa]<br />
40<br />
30<br />
20<br />
Viskosität bei<br />
Scherrate 100 1/s<br />
Viskosität<br />
nach 5 min Haltezeit<br />
bei Scherrate 500 1/s<br />
10<br />
0<br />
Aufwärtsrampe<br />
Haltezeit bei 500 1/s<br />
Abwärtsrampe<br />
0 100 200 300 400<br />
Scherrate [1/s]<br />
500 600<br />
Mit Hilfe der Oszillationtests kann das viskoelastische Verhalten von Substanzen ermittelt<br />
werden. Für die oszillatorische Messung wurde i.d.R. 15 ml Probe in einem verschließbaren<br />
Plastikbechern mit einem Fassungsvolumen von 20 ml gegeben. Diese Plastikbecher wurden<br />
auf dem auf 10 °C temperierten Peltierelement des Rheometers befestigt und das rheologische<br />
Verhalten der Proben über die Messgrößen Speicher- (G') und Verlustmodul (G'')<br />
sowie Phasenwinkel (δ) gemessen. Das Speichermodul G' beschreibt hierbei das elastische<br />
Verhalten, das Verlustmodul G'' das viskose Verhalten und der Phasenwinkel δ die Phasen-<br />
verschiebung zwischen der vorgegebenen sinusförmigen Schwingung und der sinusförmigen<br />
Messantwort. Der Verlustfaktor tan δ gibt das Verhältnis zwischen dem viskosen und elasti-<br />
schen Anteil des Deformationsverhaltens an. Für Gele gilt δ < 45°.<br />
83
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Frequenzsweep<br />
Mit dem Frequenzsweep wird das zeitabhängige Scherverhalten der Probe bei konstanter<br />
Amplitude untersucht. Die hierfür verwendete Messgeometrie war ein Stempel aus Edelstahl<br />
mit einem Durchmesser von 20 mm. Nachdem der Stempel die Geloberfläche berührte und<br />
ein Anstieg der Normalkraft um 0,1 N gemessen wurde, startete die Schwingungsübertragung.<br />
Die Schwingungsfrequenz wurde im Frequenzsweep von 0,01 bis 10 Hz gesteigert.<br />
Die erforderliche Schwingungsamplitude wurde zuvor im Stresssweep (Amplitude 0,1 bis 100<br />
Pa, Frequenz 1 Hz, 10°C) ermittelt und betrug für alle Messungen des Frequenzsweeps 0,3<br />
Pa. Die Messgrößen Speicher- (G') und Verlustmodul (G'') sowie Phasenwinkel (δ) wurden in<br />
Abhängigkeit von der Frequenz erfasst und über den konstanten Bereich von 0,01 bis 1 Hz<br />
gemittelt.<br />
Temperatursweep<br />
Zur Messung der Sol/Gel-Übergangstemperatur wurde die flüssige Probe auf das Peltierelement<br />
aufgegeben. Die Messgeometrie bestand aus einem Aluminiumkegel (6 cm, 2°). Die<br />
oszillatorischen Schwingungen wurden mit konstanter Frequenz bei 1 Hz durchgeführt, während<br />
die Temperatur von 20 °C auf 90 °C mit einer Aufheizgeschwindigkeit von 2 °C/min gesteigert<br />
wurde. Die Messgrößen Speicher- und Verlustmodul sowie Phasenwinkel wurden in<br />
Abhängigkeit von der Temperatur erfasst.<br />
Textur-Profil Analyse<br />
Die Bestimmung des Textur-Profils erfolgte mit dem TA X-T2 der Fa. Stable Micro Systems<br />
(Godalming, England). In der vorliegenden Arbeit wurde der sog. „Two-Bite-Test“ durchgeführt,<br />
bei dem der Prüfkörper zweimal hintereinander in die Probe eindringt, um den Eindringwiderstand<br />
zu bestimmen, den die Probe dem Prüfkörper entgegen bringt (Bild 4-30).<br />
Hierbei wurde die Maximalkraft F1 als Messgröße zur Auswertung der Textur der Proben<br />
herangezogen. Als Messgeometrie wurde ein Acryl-Zylinder mit einem Durchmesser von 13<br />
mm (Kontaktfläche 132,2 mm 2 ) eingesetzt, der mit einer Geschwindigkeit von 0,5 mm/s bis<br />
zu einer Tiefe von 7 mm in die Probe eindrang.<br />
84
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Bild 4-30: Typischer Verlauf der Kraft, die ein Gel dem Prüfkörper entgegensetzt über der Messzeit<br />
eines "Two-Bite-Tests" der Textur-Profil-Analyse<br />
Visuelle Beurteilung<br />
Kraft [N]<br />
Zur Charakterisierung des Phasenzustandes der Proben (Sol/Gel) wurde ein visueller Gel-<br />
Kipp-Test angewendet. Dazu wurden 4 ml der Probe in ein Reagenzglas abgefüllt, mit Parafilm<br />
verschlossen und bis zum nächsten Tag bei 4°C aufbewahrt. Die Proben wurden in einen<br />
um 45° geneigten Reagenzglasständer anhand der Probenoberfläche als Flüssigkeit<br />
(Sol) oder Gel charakterisiert (Bild 4-31). Richtete sich der Meniskus beim Kippen um 45°<br />
nicht zur horizontalen Ebene aus, wurde es als Gel eingestuft. Passte sich die Oberfläche<br />
jedoch dem Neigungswinkel an, so handelte es sich um eine Flüssigkeit. Anhand dieser<br />
Charakterisierung konnte ein Phasendiagramm erstellt werden.<br />
Bild 4-31: Gel-Kipp-Test zur visuellen Beurteilung des Sol- bzw. Gelzustands der Proben<br />
4.5.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
Fläche<br />
A 1<br />
Maximalkraft<br />
A 2<br />
Meßzeit [s]<br />
Es wurde ein Screening zur Gelbildung von CMP in Abhängigkeit von der CMP-Konzentration,<br />
dem pH-Wert und der Temperatur durchgeführt, indem die CMP-Konzentration von<br />
1 bis 15 Gew. % in dem pH-Bereich von 2 bis 7 variiert wurde. Der Einfluss der Temperatur<br />
A 3<br />
85
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
wurde mittels Temperatursweep am Rheometer ermittelt. Eine weitere Charakterisierung der<br />
Gele erfolgte dann bei ausgewählten CMP-Konzentrationen im sauren pH-Bereich.<br />
4.5.2.1 Gel-Screening<br />
Erste Erkenntnisse von Marshall (1991) zur Anwendung von CMP in Apfelgel ergaben, dass<br />
CMP im sauren Milieu die Gelbildung positiv beeinflusst. Allerdings wurden hierzu keine systematischen<br />
Untersuchungen durchgeführt. Darauf basierend wurde im Rahmen dieses Projektes<br />
zunächst ein Screening zur Gelbildung von CMP in Abhängigkeit der CMP-<br />
Konzentration und des pH-Wertes durchgeführt.<br />
In Bild 4-32 ist das Phasendiagramm von CMP in Abhängigkeit der CMP-Konzentration und<br />
des pH-Wertes bei 20 °C dargestellt.<br />
pH<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
Kein Gel<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />
CMP Konzentration [%]<br />
Gel<br />
Bild 4-32: Phasendiagramm von CMP in Abhängigkeit der CMP-Konzentration und des pH-<br />
Wertes bei 20 °C<br />
Es konnte gezeigt werden, dass CMP erst bei hohen Konzentrationen ≥ 7 % im sauren pH-<br />
Bereich unter pH 4,5 Gele bildet. Bei niedrigen CMP Konzentrationen < 3 % und bei pH-<br />
Werten > 3 tritt keine Gelbildung ein. Es muss also eine bestimmte Mindestkonzentration an<br />
Molekülen vorhanden sein, damit diese untereinander in Wechselwirkung treten können.<br />
Zudem kommt es durch die Absenkung des pH-Wertes zur Exposition der hydrophilen und<br />
hydrophoben Gruppen und somit zur Förderung des Aggregationsverhaltens. In der Nähe<br />
des IEP der Proteine kommt es i.d.R. zu starken intra- und intermolekularen Wechselwirkungen,<br />
die die Gelbildung unterstützen.<br />
Es ist bekannt, dass eine Gelbildung neben Säure auch durch Temperatur induziert werden<br />
kann, da mit zunehmender Temperatur vermehrt hydrophobe Wechselwirkungen auftreten.<br />
86
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Bei CMP-Konzentrationen zwischen 3 und 12,5 % und pH 2-3 konnte eine hitzeinduzierte<br />
Gelbildung festgestellt werden, deren Gelbildungstemperatur mit zunehmender CMP-<br />
Konzentration und sinkendem pH-Wert abnimmt. Da sich gezeigt hat, dass CMP keine Hitzedenaturierung<br />
aufweist (s. Kapitel 4.1), ist die Gelbildung ausschließlich durch die Ausbildung<br />
von Hydrophoben Wechselwirkungen und den zunehmenden Anziehungskräften mit<br />
sinkendem pH zu erklären.<br />
In Bild 4-33 sind die rheologischen Messgrößen in Abhängigkeit von der Temperatur exemplarisch<br />
dargestellt. Der Gelpunkt ist definiert als die Temperatur, bei der sich die Kurven für<br />
das Speichermodul G' und das Verlustmodul G'' schneiden und gleichzeitig der Phasenwin-<br />
kel δ 45° beträgt.<br />
Speichermodul G' [Pa]<br />
105 105 105 104 104 104 103 103 103 102 102 102 101 101 101 100 100 100 10-1 10-1 10-1 10-2 10-2 10-2 10-3 10-3 10-3 8,75 % CMP; pH 3<br />
20 40 44°C<br />
Gelpunkt<br />
60 80<br />
Temperatur [°C]<br />
Bild 4-33: Viskoelastische Eigenschaften einer 8,75 %igen wässrigen CMP-Lösung bei pH 3 in<br />
Abhängigkeit von der Temperatur (Temperatursweep)<br />
Eine überraschende Feststellung war bei der Herstellung der Proben das Phänomen der<br />
kälteinduzierten Gelbildung. Hierbei kommt es bereits bei CMP Konzentrationen von 2 % bei<br />
pH-Werten ≤ 4,5 zur Ausbildung eines Gels beim Auftauen der Proben. Es wird vermutet,<br />
dass dies auf die infolge des Einfrierens lokale Zunahme der CMP-Konzentration zurückzuführen<br />
ist, wodurch sich der Abstand der Moleküle verringert und diese in Wechselwirkungen<br />
treten können. Dieses Phänomen konnte im Rahmen des Vorhabens nicht weiter verfolgt<br />
werden, eröffnet jedoch interessante Perspektiven zum Einsatz von CMP in gefrorenen Produkten<br />
wie z.B. Eiskrem. Somit konnte das Phasendiagramm erweitert werden (Bild 4-34).<br />
Phasenwinkel δ [°]<br />
80<br />
60<br />
45<br />
40<br />
20<br />
0<br />
105 105 105 104 104 104 103 103 103 102 102 102 101 101 101 100 100 100 10-1 10-1 10-1 10-2 10-2 10-2 10-3 10-3 10-3 Verlustmodul G'' [Pa]<br />
87
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
pH<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
Kein Gel<br />
Kälteinduziert<br />
- 20 °C / 24 h<br />
74°C<br />
76°C 50°C 43°C<br />
Hitzeinduziert<br />
63°C 52°C<br />
CMP Konzentration [%]<br />
bei Raumtemperatur<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />
Bild 4-34: Phasendiagramm von CMP in Abhängigkeit der CMP-Konzentration, des pH-Wertes<br />
und der Temperatur<br />
Der Einfluss der Erhitzungsbedingungen auf die Geleigenschaften wurde durch Variation der<br />
Temperatur (50-80 °C) und der Heißhaltezeit (5 -20 min) untersucht. Für Gele mit 5 % CMP<br />
bei pH 2 nahm die Gelfestigkeit und -stärke mit steigender Erhitzungstemperatur sowie zunehmender<br />
Heißhaltezeit zu. Für pH 3 trat die Gelbildung bei gleicher CMP-Konzentration<br />
erst bei einer Temperatur von 65 °C ein, und es zeigte sich hier eine stärkere Abhängigkeit<br />
von der Heißhaltezeit. Mit zunehmender CMP-Konzentration nahmen die viskoelastischen<br />
Eigenschaften und die Maximalkraft der gebildeten Gele zu (Bild 4-36).<br />
Speichermodul G' [Pa]<br />
106 106 105 105 104 104 103 103 102 102 106 106 Verlustmodul G'' [Pa]<br />
105 105 104 104 103 103 G'<br />
G''<br />
F1<br />
10<br />
4 6 8 10 12 14<br />
2<br />
Heißhaltezeit 20 Min<br />
10 0<br />
4 6 8 10 12 14<br />
2<br />
Heißhaltezeit 20 Min<br />
0<br />
CMP- Konzentration [%]<br />
pH 3<br />
Erhitzungstemperatur 80°C<br />
Bild 4-35: Viskoelastische Eigenschaften und Maximalkraft von wässrigen CMP-Lösungen in<br />
Abhängigkeit der CMP-Konzentration<br />
10<br />
8<br />
Maximalkraft Maximalkraft F1 [N]<br />
6<br />
4<br />
2<br />
88
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Weitere Untersuchungen ergaben, dass eine signifikante Erhöhung der Ionenstärke in Form<br />
von Calciumchlorid die Festigkeit von CMP-Gelen im saueren pH-Bereich erhöht und bei<br />
sehr hohen CMP-Konzentrationen (≥ 12 %) eine Gelbildung durch alleinige Salzzugabe im<br />
nativen pH Bereich ermöglicht. Dies lässt vermuten, dass die Gelbildung durch ionische Calcium-Brücken<br />
verstärkt wird.<br />
4.5.2.2 CMP-Carrageenan-Mischgele<br />
Interaktionen zwischen den zugesetzten Hydrokolloiden und Milchinhaltsstoffen führen je<br />
nach System oft zu einer nicht vorhersehbaren Inkompatibilität, die in Form von Komplexbildung<br />
oder Phasentrennung auftritt. Vor diesem Hintergrund stellte sich die Frage der Wechselwirkungen<br />
zwischen CMP und Carrageenan und inwieweit diese für die Strukturbildung<br />
ausgenutzt werden können bzw. störend wirken.<br />
Um den Einfluss von CMP und Carrageenan in Mischungen näher zu betrachten, wurde<br />
CMP mit Carrageenan in verschiedenen Konzentrationen gemischt. Es ist an Hand der T2m-<br />
Relaxationszeit der sehr mobilen Phase zu erkennen, dass mit steigender Trockenmasse die<br />
Wassermobilität abnimmt (Bild 4-37). Dabei führt eine Erhöhung des Carrgeenananteils zu<br />
einer größeren Mobilitätsabnahme der Protonen als eine Erhöhung des CMP-Anteils. Die<br />
Untersuchungen zeigten, dass mit zunehmender CMP-Konzentration weniger Carrageenan<br />
benötigt wird, um Gele zu bilden. Im nativen pH-Bereich ist aus den vorausgehenden Untersuchungen<br />
keine Gelbildung durch CMP selbst zu erwarten, weshalb dieser Effekt auf die<br />
Erhöhung der Trockenmasse durch CMP zurückzuführen ist. Dies wird durch die Viskosität<br />
der Proben bestätigt (Bild 4-37).<br />
Relaxationszeit T2m4 [ms]<br />
2000<br />
1800<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0.2<br />
0.4<br />
Carrageenan [%]<br />
0.6<br />
Bild 4-36: Relaxationszeit der sehr mobilen Phase (T2m-4) von Mischungen aus CMP und Carrageenan<br />
in Abhängigkeit von den Konzentrationen der Einzelkomponenten, Messtemperatur<br />
10 °C<br />
0.8<br />
1.0<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
CMP [%]<br />
89
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Bild 4-37: Viskosität von CMP-Lösungen unterschiedlicher Konzentration in Abhängigkeit der<br />
Carrageenan-Konzentration<br />
Fazit:<br />
Viskosität [Pas . s] (Scherrate 100 s -1 )<br />
1.4<br />
1.2<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0 % CMP<br />
1,25 % CMP<br />
2.5 % CMP<br />
5 % CMP<br />
0.0<br />
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0<br />
cCarrageenan [%]<br />
Die Untersuchungen zu den Gelbildungseigenschaften von CMP haben gezeigt, dass CMP<br />
als Gelbildner eingestuft werden kann. Jedoch basieren die Gelbildungsmechanismen auf<br />
der Erhöhung der Trockenmasse, der hohen Wasserbindekapazität sowie durch eine Verringerung<br />
der negativen Ladung und somit der Abstoßungskräfte durch Absenkung des pH-<br />
Wertes oder Erhöhung der Ionenstärke. Allein durch die Anwesenheit von CMP werden le-<br />
diglich im sauren Milieu (pH ≤ 4,5) und erst bei sehr hohen CMP-Konzentrationen (cCMP > 7<br />
%) Gele gebildet. Durch zusätzliche Erhitzung können bereits ab CMP-Konzentrationen cCMP<br />
> 3 % im sauren Milieu Gele erzeugt werden. Die Anwendung von CMP als Gelbildner kann<br />
daher vor allem bei gesäuerten Produkten von Interesse sein. Zudem konnten unter diesen<br />
Milieubedingungen kälteindutzierte Gele beim Auftauen gefrorener CMP-Lösungen hergestellt<br />
werden, was sich evtl. zur Verbesserung der Struktur und Konsistenz von Eiskrem ausnutzen<br />
lassen kann. Im neutralen Milieu konnte unter Zugabe von CaCl2 bei sehr hohen<br />
CMP-Konzentrationen (cCMP > 12 %) eine spontane Gelbildung beobachtet werden, was auf<br />
die Ausbildung von Ca-Brücken zurückgeführt werden kann. Unter Verwendung von Carrageenan<br />
konnten ebenfalls im neutralen pH-Bereich Gele gebildet werden. Hierbei kam es im<br />
gesamten Untersuchungsbereich zu keiner Inkompatibilität.<br />
90
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
4.6 Einbindung von CMP in reale Lebensmittelsysteme<br />
In den vorangegangenen Kapiteln wurde gezeigt, welche technologisch-funktionellen Eigenschaften<br />
CMP aufweist und welche Faktoren einen Einfluss auf das Funktionalitätsverhalten<br />
bei vergleichbaren einfachen Modellsystemen nehmen. Bei realen Lebensmitteln sind andere<br />
und zusätzliche Einflüsse zu erwarten.<br />
Ziel war, die gewonnenen Ergebnisse zur Strukturbildung von CMP an realen Produktsystemen<br />
anzuwenden, um Kenntnisse zum Prozessverhalten sowie zu den funktionellen Eigenschaften<br />
von CMP in komplexeren Matrices unter praxisübliche Bedingungen zu erhalten.<br />
Das Verhalten von CMP wurde exemplarisch an Rühr- und stichfester Joghurt sowie Eiskrem<br />
untersucht.<br />
4.6.1 Joghurt<br />
Rühr- und stichfester Joghurt wurden mit CMP angereichert, indem pasteurisierte Magerbzw.<br />
Vollmilch um 1 % im Proteingehalt erhöht wurde. Dies erfolgte einerseits gänzlich durch<br />
CMP und Molkenproteine (WPI), andererseits durch eine Mischung aus CMP und Molkenproteine<br />
im Verhältnis 20:80, entsprechend dem Verhältnis in Süßmolke. Zum Vergleich mit<br />
einem Standardjoghurt wurde Magermilchpulver (Instant H, Fa. ALPAVIT Käserei Champignon<br />
Hofmeister GmbH & Co. KG, Heising, Deutschland) zur Erhöhung des Proteingehaltes<br />
verwendet. Rühr- und stichfester Joghurt wurden nach einem üblichen und standardisierten<br />
Verfahren hergestellt (Bild 4-38).<br />
Zur Herstellung der Joghurtproben wurde pasteurisierte Mager- (max. 0,05% Fett) sowie<br />
pasteurisierte und homogenisierte Vollmilch (3,5% Fett) von der Staatlichen Molkerei Weihenstephan<br />
eingesetzt. Der Gesamtproteingehalt wurde mittels Leco-Analyse bestimmt und<br />
betrug sowohl für Mager- als auch für Vollmilch 3,4%. Zur Fermentation der Joghurt-<br />
Prozessmilch wurde die Starterkultur ABT-21 ® von Fa. Christian Hansen GmbH (Nieburg/Weser,<br />
Deutschland) verwendet. Es handelt sich um eine thermophile probiotische Kultur<br />
aus den Milchsäurebakterien Streptococcus thermophilus, Lactobacillus acidophilus und<br />
Bifidobacterium sp., die in granulierter Form tiefgefroren gelagert wird.<br />
Die Charakterisierung der Joghurtproben erfolgte durch die Bestimmung des Serumbindevermögens,<br />
den rheologischen Eigenschaften (s. Kapitel 4.5.1) sowie über Sensorik. Zur<br />
Bestimmung des Serumbindevermögens wurden 45g Joghurt für 20 Minuten bei 10°C und<br />
1500 g in der Biofuge 28 Rs der Fa. Heraeus Sepatech GmbH (Osterode, Deutschland)<br />
zentrifugiert. Anschließend wurde die Menge an gebildetem Serum abgegossen und gravimetrisch<br />
bestimmt. Das Serumbindevermögen lässt sich wie folgt berechnen (Formel 4.6):<br />
91
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Serumbindevermögen [%] =[1 (mSerum/mEinwaage)]*100<br />
(Formel 4.6)<br />
Für die sensorische Beurteilung wurde die Joghurtproben nach einer Woche Lagerung von<br />
10 Probanden anhand der Beurteilungskriterien Geschmack, Aussehen, Textur, Mundgefühl<br />
und Synärese auf einer 5-Punkte-Skala bewertet. Dabei galt für die Vergebung der Punkte<br />
(5…1): Geschmack (angenehm, typisch säuerlich…Fehlgeschmack), Aussehen (glatt, glänzend…grießig,<br />
matt), Textur (homogen mit typischer Festigkeit…zu fest, zu weich), Mundgefühl<br />
(glatt, cremig…grießig, dumpf), Synärese (wenig…viel).<br />
1 % Proteingehaltserhöhung<br />
Abfüllen<br />
Fermentieren<br />
42 °C bis pH 4,6<br />
Kühlen<br />
Stichfester<br />
Joghurt<br />
Bild 4-38: Fließbild der Joghurtherstellung<br />
Pasteurisierte<br />
Mager- bzw. Vollmilch<br />
Homogenisieren<br />
Wärmebehandlung<br />
95 °C, 3 min<br />
Beimpfen<br />
ABT-21 (Chr. Hansen)<br />
Fermentieren<br />
42 °C bis pH 4,6<br />
Rühren<br />
Kühlen<br />
Abfüllen<br />
Rührjoghurt<br />
Das Serumbindevermögen (Bild 4-39) von Rühr- und stichfestem Joghurt blieb zu einem<br />
CMP-Anteil von 25 % an der Proteingehaltserhöhung konstant. Bis zu 50 % CMP-Anteil<br />
konnte keine signifikante Änderung festgestellt werden. Mit zunehmendem CMP-Anteil verschlechterte<br />
sich das Serumbindevermögen sowohl für Voll- als auch Magermilch und sank<br />
unter den Wert des jeweiligen Standardjoghurts. Dabei konnten die Vollmilchjoghurts mehr<br />
Serum binden als die Magermilchproben, was auf den Fettgehalt zurückzuführen ist. Zwischen<br />
Rühr- und stichfestem Joghurt war kein Unterschied im Serumbindevermögen festzustellen.<br />
Diese Ergebnisse stützen die Erkenntnisse von Veith & Reynolds (2004), die eben-<br />
92
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
falls einen negativen Effekt von CMP auf die Ausbildung von Säuregelen aus Molkenproteinkonzentrat<br />
feststellten. Für die Verschlechterung des Serumbindevermögens der CMPhaltigen<br />
Joghurts liegt als Erklärung Nahe, dass sich das CMP nicht in das Gel-Netzwerk des<br />
Joghurts integrieren kann und mit anderen Proteinen um die Wasserbindung konkurriert.<br />
Serumbindevermögen [%]<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Vollmilch<br />
0<br />
0 0,25 0,5 0,75 1<br />
c CMP /c Proteingehaltserhöhung [-]<br />
0<br />
0 0,25 0,5 0,75 1<br />
c CMP /c Proteingehaltserhöhung [-]<br />
Bild 4-39: Serumbindevermögen von (a) Rührjoghurt und (b) stichfestem Joghurt aus Voll- und<br />
Magermilch in Abhängigkeit des CMP-Anteils an der Proteingehaltserhöhung<br />
Diese Messungen der Maximalkraft und der scheinbaren Viskosität bei Scherrate 100 1/s<br />
ergaben ebenfalls eine Verschlechterung der Festigkeit mit zunehmendem CMP-Anteil (Bild<br />
4-40). Der stichfeste Joghurt wies eine höhere Festigkeit als der Rührjoghurt auf, wobei jeweils<br />
der Vollmilchjoghurt höhere Werte erzielt. Bei der Herstellung von Rührjoghurt wird die<br />
gebildete Gelstruktur am Ende der Fermentation durch Rühren zerstört und es kommt nach<br />
dem Abfüllen zu einer erneuten Strukturverfestigung, die bei den CMP-angereicherten Proben<br />
gering ausfällt.<br />
Maximalkraft [N]<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
Vollmilch<br />
Bild 4-40: Maximalkraft (geschlossene Symbole) und scheinbare Viskosität (offene Symbole)<br />
von (a) Rührjoghurt und (b) stichfestem Joghurt aus Voll- und Magermilch in Abhängigkeit<br />
des CMP-Anteils an der Proteingehaltserhöhung<br />
Serumbindevermögen [%]<br />
100<br />
(a) (b)<br />
Magermilch<br />
Vollmilch<br />
Magermilch<br />
Magermilch<br />
0.0<br />
0 0,25 0,5 0,75 1<br />
c CMP /c Proteingehaltserhöhung [-]<br />
0.6<br />
Viskosität100 1/s [Pa . Viskosität100 1/s [Pa s] . s]<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
Maximalkraft Maximalkraft [N]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
1.2<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
Vollmilch<br />
Magermilch<br />
0.8<br />
1.4<br />
(a) (b)<br />
Vollmilch<br />
Magermilch<br />
0.2<br />
0 0,25 0,5 0,75 1<br />
c CMP /c /cProteingehaltserhöhung Proteingehaltserhöhung [-]<br />
93
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Diese Ergebnisse wurden durch Beurteilung der sensorischen Eigenschaften der Joghurtproben<br />
bestätigt (Bild 4-41). Obwohl der Geschmack des CMP-Joghurts sehr gut bewertet<br />
wurde, erzielte er hinsichtlich Textur, Mundgefühl und Aussehen die schlechtesten Beurteilungen,<br />
da der Rührjoghurt sehr dünnflüssig und der stichfeste Jogurt zu weich waren. Aufgrund<br />
der sehr festen, grieseligen Struktur schnitt der durch WPI im Proteingehalt erhöhte<br />
Joghurt ebenfalls vergleichsweise schlecht ab. Die Mischung aus CMP und WPI erzielte die<br />
besten Ergebnisse, da die Joghurtstruktur durch den Anteil von CMP feiner und die Festigkeit<br />
optimiert wurden. Lediglich der CMP-Vollmilchjoghurt, im Besonderen der stichfeste Joghurt,<br />
schnitt vergleichsweise gut ab, da hier durch die hohe Trockenmasse die anderen Joghurtproben<br />
bereits eine zu feste Textur aufwiesen. Der Standardjoghurt wurde durchweg<br />
mit 4 Punkten bewertet.<br />
(a-1)<br />
(a-2)<br />
Synerese<br />
Synerese<br />
CMP<br />
WPI<br />
CMP+WPI<br />
Mundgefühl<br />
CMP<br />
WPI<br />
CMP+WPI<br />
Mundgefühl<br />
Geschmack<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Geschmack<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Textur<br />
Textur<br />
Aussehen<br />
Aussehen<br />
Synerese<br />
Mundgefühl<br />
Synerese<br />
Mundgefühl<br />
Geschmack<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Geschmack<br />
5<br />
Textur<br />
Aussehen<br />
Bild 4-41: Sensorische Profile von (a) Rührjoghurt und (b) stichfestem Joghurt hergestellt aus<br />
(1) Magermilch und (2) Vollmilch mit 1 % Proteingehaltserhöhung unterschiedlicher<br />
Quellen<br />
(b-1)<br />
(b-2)<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Textur<br />
Aussehen<br />
94
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
4.6.2 Eiskrem<br />
Aus physikalischer Sicht stellt Eiskrem ein komplexes Mehrphasensystem mit den Strukturelementen<br />
einer Emulsion, eines Schaums und eines Gels dar. Aufgrund der guten Schaumund<br />
Emulgiereigenschaften sowie der Ausbildung eines Gels beim Auftauen einer gefrorenen<br />
CMP-Lösung lag es nahe, diese Eigenschaften bei der Herstellung von Eiskrem auszunutzen.<br />
Zur Herstellung der Eiskremproben wurden folgende Rohstoffe für den Eismix verwendet:<br />
� Rahm mit einem durchschnittlichen Fettgehalt von 40 %, Staatl. Molkerei Weihenstephan,<br />
Freising<br />
� Sprühmagermilchpulver Alpavit, Fa. Käserei Champignon Hofmeister GmbH & Co. KG,<br />
Lauben/Allgäu<br />
� Handelsübliche feine Raffinade Zucker (EU-Qualität 1);<br />
� Cremodan 816 Creamline, Fa. Danisco, Kopenhagen, Dänemark, bestehend aus Monound<br />
Diglyceriden, Johannisbrotkernmehl; Guarkernmehl and Antioxidansien<br />
� Laktose, Fa. Meggle, Wasserburg<br />
� Glucono-δ-lacton, Fa. Sigma-Aldrich, Taufkirchen<br />
� Glukosesirup Isosweet 431, Fa. Amylum Group, Belgien<br />
Die verwendeten Eismixlösungen wurden jeweils am Vortag der Eisproduktion hergestellt<br />
und über Nacht bei 4 °C quellen gelassen. Alle Inhaltstoffe des Eismixes wurden je nach<br />
Rezeptur (Tabelle 4-4) abgewogen und gemischt. Dabei wurde Magermilchpulver durch<br />
CMP und Lactose ersetzt. Insgesamt wurden jeweils zwei Liter Eismix hergestellt. Anschließend<br />
wurden diese im Wasserbad auf 80 °C erwärmt und 1-stufig bei 170 bar homogenisiert.<br />
Erfolgte eine Säuerung der Eismix wurde diese am Produktionstag mit 2 % Gluconodeltalacton<br />
durchgeführt. Sobald der Mix einen pH von 4,5 erreicht hat wurde dieser wie die ungesäuerten<br />
Eiskremmixturen in die Eismaschine eingefüllt und aufgeschlagen.<br />
Zur Herstellung der Eiskrem wurde ein horizontaler Chargenfreezer mit Kälteanlage und 3 l<br />
Gefrierkammervolumen (Fa. Carpigiani, Anzola dell'Emilia, Italien) verwendet. Der Produktausstoß<br />
beträgt 12-18 l/h und die Gefrierkammer fasst eine Füllmenge von 1,5-3 l. Der<br />
Eiskremmix wird in der Kältekammer mittels Rührwerk in ca. 15 Minuten eingefroren und<br />
wird durch eine Gitteröffnung abgelassen. Nach der Herstellung erfolgte die Abfüllung der<br />
Eiskrem in Plastikbecher, welche mit Aluplatinen versiegelt wurden. Diese wurden 1 Woche<br />
bei -40 °C und anschließend 1 Woche bei -20 °C gelagert.<br />
95
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Tabelle 4-4: Rezepturen der hergestellten Eiskremproben<br />
Zutaten Referenz CMP 1,5% CMP 2,6%<br />
w/w % w/w % w/w %<br />
Rahm 40% Fett 24 24 24<br />
Magermilchpulver 7,45 3,73 0<br />
Zucker 9,3 9,3 9,3<br />
Glucosesirup 4,5 4,5 4,5<br />
CMP 0 1,63 3,26<br />
Lactose 0 2,1 4,19<br />
Cremodan 0,75 0,75 0,75<br />
Wasser 54 54 54<br />
Summe 100 100 100<br />
Proteingehalt: 2,6 2,6 2,6<br />
durch CMP: 0 1,5 2,6<br />
Zum Charakterisieren des Abschmelzverhaltens der Eiskremproben wurde ein Abschmelztest<br />
durchgeführt. Der Abschmelztest wurde in einer Klimakammer bei 18 °C und 75 % relativer<br />
Luftfeuchte durchgeführt. Die Probe wird auf ein an einem Stativ befestigtem Gitter aufgebracht,<br />
unter dem sich ein Trichter und ein Messzylinder befinden (Bild 4-42). Das abgetropfte<br />
Volumen wird auf das Ausgangsvolumen der Probe bezogen und als so genannter<br />
Abschmelzgrad in Prozent über der Zeit aufgetragen. Der Test wurde nach 300 min beendet.<br />
Zudem wurde der Overrun (OV) bzw. Aufschlag als Maß für die Menge der eingebrachten<br />
Luft wie in Kapitel 4.3.1 beschrieben bestimmt.<br />
Bild 4-42: Versuchsaufbau des Abschmelztests<br />
96
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Bei Eiskrem befinden sich die Proteine in der nicht ausgefrorenen Restlösung. Somit lässt<br />
sich durch Austausch von Magermilchpulver durch CMP aufgrund der funktionellen Eigenschaften<br />
eine Veränderung in der Struktur und Konsistenz von Eiskrem erwarten.<br />
In Bild 4-43 ist der Abschmelzgrad der ungesäuerten und gesäuerten Eiskremproben mit<br />
unterschiedlichem CMP-Anteil dargestellt. Je geringer der Abschmelzgrad, desto stabiler die<br />
Eiskrem. Es ist zu erkennen, dass bei den ungesäuerten Proben durch den CMP-Anteil der<br />
Abschmelzgrad leicht verbessert werden kann. Dies ist auf die geringeren Protein-Wasser-<br />
Wechselwirkungen der Molkenproteine im Vergleich zu CMP zurückzuführen. Die daraus<br />
resultierende niedrigere Viskosität der nicht gefrorenen Restlösung führt somit zu den höheren<br />
Drainagewerten. Dieser Effekt wird bei den gesäuerten Proben deutlicher. Generell ist<br />
das Abschmelzverhalten der gesäuerten Proben im Vergleich zu den ungesäuerten Proben<br />
verbessert. Das ist auf eine erhöhte Wasserbindekapazität im sauren Milieu zurückzuführen.<br />
Des Weiteren geht aus den Versuchen zu den Gelbildungseigenschaften von CMP hervor,<br />
dass CMP beim Auftauen von gefrorenen Proben ein Gel ausbilden kann. Dadurch steigt die<br />
Viskosität der nicht ausgefrorenen Restlösung. Zudem wird durch die Gelbildung ein stabileres<br />
Netzwerk ausgebildet, was das Abfließen von Wasser verhindert und somit zu geringeren<br />
Abschmelzgraden führt. Dieser Effekt wird mit zunehmendem CMP-Anteil verstärkt.<br />
Abschmelzgrad [-]<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
1.0<br />
(a) Referenz<br />
1,5 % CMP<br />
(b)<br />
0.8<br />
0.0<br />
0 50 100 150<br />
Zeit [min]<br />
200 250 300<br />
Abschmelzgrad [-]<br />
0.0<br />
0 50 100 150 200 250 300<br />
Zeit [min]<br />
Bild 4-43: Abschmelzgrad von Eiskremproben Hergestellt mit CMP im Vergleich zur Referenzprobe<br />
(0 %) bei (a) pH 7,0 und (b) pH 4,5<br />
Wird zudem der Overrun der Proben betrachtet, so ist zu erkennen, dass die gesäuerte Referenzprobe<br />
einen niedrigeren Overrun im Vergleich zu der ungesäuerten Probe aufweist<br />
(Bild 4-44). Ist im Proteinanteil CMP vorhanden, so fällt der Overrun der ungesäuerten Probe<br />
geringer aus. Jedoch ist lediglich ein geringer Unterschied zwischen gesäuerter und unge-<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
Referenz<br />
1,5 % CMP<br />
2,6 % CMP<br />
97
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
säuerter Probe zu verzeichnen. Der Overrun gesäuerter Proben kann sogar durch CMP im<br />
Proteinanteil gesteigert werden. Dies lässt sich auf die guten Schaumeigenschaften von<br />
CMP im sauren pH-Bereich erklären (s. Kapitel 4.3)<br />
Bild 4-44: Overrun der Eiskremproben Hergestellt mit und ohne CMP bei pH 7 und pH 4,5<br />
Fazit:<br />
Overrun [%]<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0<br />
CMP Gehalt [%]<br />
pH 7,0<br />
pH 4,5<br />
Zur Einbindung von CMP in realen Lebensmittelsystemen wurden Untersuchungen an Joghurt<br />
und Eiskrem durchgeführt. Bei der Anwendung in Joghurt konnten keine signifikanten<br />
Einflüsse von CMP auf die Ausbildung der Säuregele bis zu einem CMP-Anteil von 50 % an<br />
der Proteingehaltserhöhung festgestellt werden. Bei höherem CMP-Anteil wurde jedoch die<br />
Gelbildung negativ beeinflusst. Für die Verschlechterung des Serumbindevermögens, der<br />
Festigkeit und Textur der CMP-haltigen Joghurts liegt Nahe, dass sich das CMP nicht in das<br />
Gel-Netzwerk des Joghurts integrieren kann und mit anderen Proteinen um die Wasserbindung<br />
konkurriert. Im Gegensatz dazu resultierten bei dem Einsatz von CMP bei der Herstellung<br />
von Eiskrem Verbesserungen hinsichtlich des Abschmelzverhaltens. Dies ist auf die<br />
höhere Wasserbindekapazität von CMP im vergleich zu Molkenproteinen sowie einer erhöhten<br />
Viskosität der nicht ausgefrorenen Restlösung durch zusätzliche Gelbildung zurückzuführen.<br />
Zudem führten die guten Schuambildungseigenschaften zu einer cremigen Struktur.<br />
CMP weist ein hohes technolgisch-funktionelles Potenzial auf. Es ist zu vermuten, dass insbesondere<br />
die glykosylierten Fraktionen für die Funktionalität verantwortlich sind. Es sind die<br />
Zuckermoleküle, die eine hohe Löslichkeit über den gesamten pH-Bereich bedingen. Vor<br />
allem die Anwesenheit von Sialinsäure mit ihrer hohen negativen Ladung hat einen bedeutenden<br />
Anteil an der Ladungsverteilung im Molekül und den daraus resultierenden Eigen-<br />
1,5<br />
98
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
schaften. Es sind ebenfalls die glykosylierten Fraktionen, welche für die Mehrzahl der bioaktiven<br />
Eigenschaften des Moleküls verantwortlich sind. Daher wäre es insbesondere von Interesse<br />
die Funktionalität der glykosylierten und nichtglykosylierten Fraktion unabhängig von<br />
einander zu untersuchen. Allerdings stehen derzeit keine Verfahren zur Verfügung, mit denen<br />
eine Trennung und Aufkonzentrierung dieser Fraktionen im großtechnischen Maßstab<br />
erzielt werden kann. Eine Nutzung von CMP und CMP-Fraktionen erscheint im Lichte neuer<br />
biofunktionaler Produktkonzepte von großem Anreiz.<br />
99
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
5 Schlussfolgerungen für die praktische Umsetzung der Ergebnisse<br />
Aus den im Laufe des Vorhabens gewonnenen Versuchsergebnissen zur Gewinnung von<br />
nativem CMP mittels Membrantrennverfahren und dessen technologisch-funktionellen Eigenschaften<br />
können folgende Schlussfolgerungen im Hinblick auf den Einsatz in der Praxis<br />
geschlossen werden:<br />
� Es wurde eine HPLC-Methode entwickelt, die eine qualitative und quantitative Charakterisierung<br />
von CMP-haltigen Proben hinsichtlich der einzelnen CMP-Fraktionen (GMP,<br />
aglyco CMP A, aglyco CMP B) ermöglicht. Zudem ist bei der simultanen Detektion mit<br />
den Molkenproteinen eine gute Trennung von α-Lactalbumin und β-Lactoglobulin realisiert.<br />
Diese Methode kann als Routineanalytik Anwendung in der Praxis finden.<br />
� Bisher fand der CMP-Anteil in der Produktspezifizierung von Molkenproteinprodukten<br />
keine Berücksichtigung. Allerdings beträgt der CMP-Gehalt in solchen Produkten bis zu<br />
25 % des Gesamtproteingehaltes. Mit der CMP-Analytik ist somit eine genauere Spezifikation<br />
möglich. Der CMP-Gehalt sollte standardmäßig mit aufgeführt werden, da gezeigt<br />
werden konnte, dass CMP einen maßgeblichen Einfluss auf die Funktionalität des Molkenprodukts<br />
ausübt. Somit können Schwankungen der Funktionalität vermieden und<br />
standardisierte Produkte gewährleistet werden.<br />
� Es konnte gezeigt werden, dass CMP eine hohe Hitzestabilität sowie eine hohe Löslichkeit<br />
in einem breiten pH-Bereich aufweist. Diese Eigenschaften können gezielt bei der<br />
Produktentwicklung ausgenutzt werden.<br />
� CMP weist gute technologisch-funktionellen Eigenschaften auf. Insbesondere sind hierbei<br />
die sehr guten Schaum- und Emulgiereigenschaften hervorzuheben. Das Aufschlagvermögen<br />
von CMP überstieg sogar das von Hühnereiweiß. Demgegenüber fielen die<br />
Gelbildungseigenschaften von CMP schlechter aus als bei konventionell eingesetzten<br />
Proteinsystemen. Somit sind die Gelbildungseigenschaften nicht von vordergründigem<br />
Interesse. Allerdings könnten die Eigenschaft der kälteinduzierten Gelbildung bei der<br />
Gestaltung gefrorener Produkte (z.B. Eiskrem) Anwendung finden.<br />
� Molkenproteinprodukte finden eine breite Anwendung in der gesamten Lebensmittelbranche<br />
als Zusätze zur Strukturbildung. Mischsysteme aus CMP und Molkenproteinen<br />
zeigen synergistische Effekte, die konstruktiv bei der Gestaltung von Lebensmittelschäumen<br />
und –emulsionen ausgenutzt werden können.<br />
� Mit dem in diesem Vorhaben optimierten Verfahren zur Gewinnung von CMP mittels<br />
Membrantrenntechnik kann das CMP in nativem Zustand, in hoher Reinheit und hoher<br />
Ausbeute gewonnen werden. Das hochreine CMP-Produkt eignet sich besonders für den<br />
100
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Einsatz in Spezialprodukten wie beispielsweise in diätetischen Produkten. Die hierbei geforderten<br />
Produktspezifikationen können bisher mittels der sich im Markt befindenden<br />
CMP-Produkte nicht gewährleistet werden.<br />
� Für den Einsatz von CMP in der Lebensmittelindustrie ist allerdings keine so hohe Reinheit<br />
erforderlich, da die technologisch-funktionellen und bioaktiven Eigenschaften von<br />
CMP direkt im Gemisch mit den Molkenproteinen ausgenutzt werden können. Somit ist<br />
eine mehrfache Diafiltration zum Auswaschen der Molkenproteine nicht nötig, wodurch<br />
sowohl der Aufwand als auch die Kosten des Gesamtprozesses gesenkt werden können.<br />
� Proteinfraktionierung mittels Membrantrennverfahren stellt eine Grundlage für neue, innovative<br />
Verfahren und Produkte dar. Aufgrund der Möglichkeit, Membrananlagen beliebig<br />
zu erweitern, kann das Verfahren auch für höchste Durchsätze im großindustriellen<br />
Maßstab ausgelegt werden. Hierbei wäre es möglich, ab einem gewissen Durchsatz<br />
chromatographische Prozesse ökonomisch zu übertreffen. Unter Umständen können<br />
beide Konzepte in dem neuen Verfahren der Membranchromatographie vereinigt werden.<br />
� Aufgrund der hohen Hitzestabilität von CMP bietet sich die Möglichkeit, Molkenproteine<br />
thermisch aggregieren zu lassen und so CMP aus Molke zu gewinnen. Unter geeigneten<br />
Erhitzungsbedingungen denaturieren die Molkenproteine, während das CMP unverändert<br />
vorliegt. Die denaturierten Proteine können so mittels Membranverfahren vom CMP<br />
abgetrennt werden.<br />
Allgemein kann geschlussfolgert werden, dass CMP auf Grund seiner Eigenschaften die einzigartige<br />
Möglichkeit bietet, bei der Produktentwicklung in doppelter Hinsicht als innovative<br />
Komponente eingesetzt zu werden:<br />
- als stukturbildend aufgrund seiner guten Schaum- und Emulsionsbildungseigenschaften<br />
- als bioaktiv wegen seiner physiologischen Eigenschaften.<br />
Speziell für das Marktsegment Functional-Food bietet sich den Unternehmen somit ein interessanter<br />
Doppelnutzen.<br />
101
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
6 Wirtschaftliche Bedeutung des Forschungsvorhabens für kleine und mittlere<br />
Unternehmen<br />
6.1 Nutzen der Forschungsergebnisse<br />
Lebensmittel werden zunehmend durch neue Anforderungen an ihre sensorische und ernährungsphysiologische<br />
Wirkung geprägt. Milch und Milchprodukte weisen eine hohe Glaubwürdigkeit<br />
besonders hinsichtlich der letzteren Eigenschaft auf. Wenig Augenmerk wird jedoch<br />
heute noch den latenten nutritiven Eigenschaften insbesondere der minoren Milch- und Molkekomponenten<br />
gewidmet.<br />
Die Ergebnisse des Vorhabens werden vornehmlich in der Ernährungswirtschaft mit<br />
Schwerpunkt Lebensmitteltechnik genutzt werden. Insbesondere Milch und Milchprodukte<br />
üben unter anderem aufgrund des breiten Spektrums der ernährungsphysiologisch relevanten<br />
Inhaltsstoffe eine richtungweisende Leitfunktion für die gesamte Ernährungswirtschaft<br />
aus. Solche zukunftsweisenden Konzepte basieren auf der Anreicherung von Komponenten,<br />
um physiologische Wirkungen zu betonen bzw. zu modulieren. Das Vorhaben leistet einen<br />
wichtigen Beitrag zu deren technologisch-verfahrenstechnischer Realisierung leisten und<br />
stellt damit insbesondere den i.d.R. weniger forschungsintensiven KMU die notwendigen<br />
Kenntnisse zur Umsetzung der neuen Produkt- und Verfahrenskonzepte bereit.<br />
Darauf aufbauend kann über Produktneuentwicklungen das bisher ungenutzte Wertschöpfungspotenzial<br />
im Lebensmittelbereich aber auch in diätetischen und pharmazeutischen Präparaten<br />
ausgenutzt werden. Derzeit liegt der Verkaufspreis von CMP, wenn auch wegen der<br />
geringen Anzahl von Herstellern in einem sehr engen Markt, sehr hoch bei ca. $ 55/kg. Es<br />
wird erwartet, dass dieser Preis durch das Verfahren aus diesem Vorhaben gesenkt werden<br />
kann, eine konkrete Abschätzung ist aber von der jeweiligen betrieblichen Situation abhängig<br />
und ferner von den Prozessdetails abhängig, welche zu erarbeiten sind.<br />
Die neue Verfahrens- und Technologiebasis wird es erlauben, das biologische Potenzial von<br />
CMP als originärem Milchinhaltstoff sowie seine technologischen Eigenschaften gleichzeitig<br />
auszunutzen und damit „gesunde“ und auch sensorisch optimierte Produkte herzustellen. Es<br />
ist zu erwarten, dass sich dieses Potenzial ohne prinzipielle Schwierigkeiten mit den bestehenden<br />
regulatorischen Bestimmungen realisieren lässt. Für den Nicht-Lebensmittelbereich<br />
bieten sich Joint Ventures mit der Pharmaindustrie an.<br />
6.2 Beitrag zur Steigerung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der KMU<br />
Der Beitrag dieses Projektes zur Steigerung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der<br />
KMU besteht neben den unter Kapitel 5 aufgeführten Aspekten vor allem darin, dass mit die-<br />
101
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
sem neuen Verfahren die Voraussetzungen für innovative Produkte mit nutritivem Potenzial<br />
und daher deutlich höherer Wertschöpfungsmarge geschaffen werden, welche aber von<br />
Großunternehmen eher als Nischen und damit als nicht ausreichend große Marktchance<br />
angesehen werden. Zudem können durch MF der Milch Milchproteine mit ihren nativen funktionellen<br />
Eigenschaften als neue Plattform zur Produktgestaltung gewonnen werden. Des<br />
Weiteren kann die gewonnene CMP-freie Molke als Basis für neue diätetische Produkte dienen.<br />
Insgesamt ergeben sich also mehrere Ansätze, um Nutzen aus dem Vorhaben zu ziehen,<br />
welche gerade von flexibleren KMU aufgegriffen und in dem sich entwickelnden Markt<br />
funktioneller Lebensmittel bzw. diätetischer Produkte schnell umgesetzt werden können:<br />
� Erzeugung von CMP zur Eigennutzung in Reinform oder in definierten, technologisch gut<br />
begründeten Mischungen mit Caseinen und/oder Molkenproteinen. Damit in Verbindung<br />
die<br />
� Entwicklung von innovativen, nutritiv begründeten Milchprodukt- bzw. sonstigen Lebensmittelkonzepten<br />
mit höherem Erlöspotenzial im Vergleich zu klassischen Milchprodukten<br />
sowie der<br />
� Verkauf von CMP als funktionelle Substanz für diätetische, medizinische bzw. pharmazeutische<br />
Produkte mit hohem Gewinnpotenzial und schließlich der<br />
� Erzeugung und Verkauf von CMP-freier Molke an Babynahrungshersteller.<br />
Große Bereiche der Lebensmittelindustrie, insbesondere die Milchwirtschaft profitieren hinsichtlich<br />
der Leistungsfähigkeit durch die in Kapitel 5 genannten Aspekte.<br />
102
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
7 Transfer der wissenschaftlichen Ergebnisse<br />
7.1 Vorträge<br />
Vorträge auf nationalen Kongressen, Tagungen und Seminare<br />
Thomä C.: Ansatz zur integrierten Nutzung von Milchinhaltsstoffen – Neue Möglichkeiten durch Fraktionierung<br />
unter Erhalt der nativen Moleküleigenschaften. In: Bremer Colloquium Produktionsintegrierte<br />
Wasser-/Abwassertechnik "Nachhaltige Produktion in der Getränke und Lebensmittelindustrie".<br />
Bremen, 16./17.09.2002<br />
Thomä C.: Gewinnung und Anwendungspotenziale von Glykomakropeptid - physiologische, biologische<br />
und technologisch-funktionelle Eigenschaften. In: Technologieseminar Weihenstephan –<br />
Nano- und Mikrostrukturen in Lebensmitteln. Freising-Weihenstephan, 14./15.10.2002<br />
Thomä C., Sperber E., Steinle S.: Einflüsse von Prozessfaktoren auf die Freisetzung von Caseinomakropeptid<br />
aus Caseinkonzentraten. In: Milchkonferenz 2003 der Dt. Ges. für Milchwissenschaft.<br />
Osnabrück, 18./19.09.2003<br />
Thomä C., Sperber E., Steinle S.: Gewinnung und technologische Nutzung des Caseinomakropeptids<br />
aus Milch. In: Weihenstephaner Milchwirtschaftliche Herbsttagung. Freising-Weihenstephan,<br />
09./10.10.2003<br />
Thomä C., Steinle S.: Neue Konzepte zum Gewinnen von Caseinomakropeptid durch Fraktionieren<br />
aus Milch und Molke. In: Technologieseminar Weihenstephan – Neue Technologien zum Gewinnen<br />
und Optimieren der Funktionalität von Proteinen aus Milch, Molke und Ei. Freising-<br />
Weihenstephan, 14./15.10.2003<br />
Thomä C., Steinle S., Sperber E.: Gewinnung und technologische Nutzung des Caseinomakropeptids<br />
aus Milch. In: 41. Wissenschaftlicher DGE-Kongress. Freising-Weihenstephan, 11./12.03.2004<br />
Rademacher B., Thomä C.: Eigenschaften und Gewinnung von Caseinmakropeptid aus Milch und<br />
Molke. In: 5. Ahlemer Fachtagung. Hannover, 4./5.05.2004<br />
Vorträge auf internationalen Kongressen, Tagungen und Seminare<br />
Thomä C.: Preparation and application of glycomacropeptide – nutritive and biological functions and<br />
food structure formation. In: Technologieseminar Weihenstephan – Design of Nano- and Microstructures<br />
in Food and Pharmaceutical Systems. Freising-Weihenstephan, 07./08.10.2002<br />
Thomä C.: Methods to obtain isolated caseinomacropeptide from milk and whey and functional properties.<br />
In: IDF World Dairy Summit & Centenary 2003. Brügge (Belgien), 7.-12.09.2003<br />
Thomä C., Tovarová I.: Separation of caseinomacropeptide released from renneted milk using membrane<br />
technique and its functional properties. In: Mléko a sýry 2004. Prag (Tschechien),<br />
22.01.2004<br />
Thomä C., Steinle S., Tovarová I.: Novel concepts to obtain caseinomacropeptide by fractionation of<br />
milk or whey. In: Technologieseminar Weihenstephan - Novel Technologies to obtain and to<br />
optimise the functionality of proteins from milk, whey and egg. Freising-Weihenstephan,<br />
01./02.07.2004<br />
Thomä C.: Technological and physiological properties of caseinomacropeptide. In: Technologieseminar<br />
Weihenstephan - Novel Technologies to obtain and to optimise the functionality of proteins<br />
from milk, whey and egg. Freising-Weihenstephan, 01./02.07.2004<br />
Thomä-Worringer C., Eichl S., Siegert N.: Caseinomacropeptide - a biologically active component with<br />
food structuring properties. In: IDF World Dairy Summit 2005. Vancouver (Canada), 19.-<br />
22.09.2005<br />
103
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Vorträge im Rahmen der projektbegleitenden Ausschusssitzungen<br />
Thomä C.: Projektvorstellung - Kontinuierliche Gewinnung von Glycomacropeptid durch Membranverfahren<br />
und Einsatz seiner technologischen Funktionalität in Milch und Diätprodukten 13733 N.<br />
In: 1. Sitzung des projektbegleitenden Ausschusses für AiF-FV 13733 N. Freising-<br />
Weihenstephan, 27.11.2003<br />
Thomä C., Steinle S.: Untersuchungen zur Anwendbarkeit verschiedener instrumenteller Verfahren<br />
auf die CMP-Analytik. In: 1. Sitzung des projektbegleitenden Ausschusses für AiF-FV 13733<br />
N. Freising-Weihenstephan, 27.11.2003<br />
Thomä C., Sperber E., Steinle S.: Einflüsse von Prozessfaktoren auf die Freisetzung von Caseinomakropeptid<br />
aus Caseinkonzentraten. In: 1. Sitzung des projektbegleitenden Ausschusses für<br />
AiF-FV 13733 N. Freising-Weihenstephan, 27.11.2003<br />
Steinle S., Bretz A., Thomä C.: Untersuchungen zur Abtrennung von Caseinpartikeln aus Molke unter<br />
Berücksichtigung der Ausbeute und Reinheit von Caseinomacropeptid. In: 1. Sitzung des projektbegleitenden<br />
Ausschusses für AiF-FV 13733 N. Freising-Weihenstephan, 27.11.2003<br />
Thomä C., Eichl S.: Untersuchungen zu den technologisch-funktionellen Eigenschaften von Caseinomacropeptid.<br />
In: 1. Sitzung des projektbegleitenden Ausschusses für AiF-FV 13733 N. Freising-Weihenstephan,<br />
27.11.2003<br />
Thomä C.: Projektvorstellung - Kontinuierliche Gewinnung von Glycomacropeptid durch Membranverfahren<br />
und Einsatz seiner technologischen Funktionalität in Milch und Diätprodukten 13733 N.<br />
In: 2. Sitzung des projektbegleitenden Ausschusses für AiF-FV 13733 N. Freising-<br />
Weihenstephan, 07.12.2004<br />
Thomä C., Steinle S.: Simultane Analyse von CMP und Molkenproteinen mittels RP-HPLC. In: 2. Sitzung<br />
des projektbegleitenden Ausschusses für AiF-FV 13733 N. Freising-Weihenstephan,<br />
07.12.2004<br />
Thomä C.: Einfluss der Milieubedingungen auf den Gehalt an GMP-gebundener Sialinsäure. In: 2.<br />
Sitzung des projektbegleitenden Ausschusses für AiF-FV 13733 N. Freising-Weihenstephan,<br />
07.12.2004<br />
Thomä C., Steinle S., Majchrzak J.: Untersuchungen zur Anreicherung von CMP mittels Membrantrennverfahren.<br />
In: 2. Sitzung des projektbegleitenden Ausschusses für AiF-FV 13733 N. Freising-Weihenstephan,<br />
07.12.2004<br />
Thomä C., Steinle S., Eichl S., Siegert N.: Untersuchungen zu den technologisch-funktionellen Eigenschaften<br />
von Caseinomacropeptid. In: 2. Sitzung des projektbegleitenden Ausschusses für<br />
AiF-FV 13733 N. Freising-Weihenstephan, 07.12.2004<br />
Thomä C.: Projektvorstellung - Kontinuierliche Gewinnung von Glycomacropeptid durch Membranverfahren<br />
und Einsatz seiner technologischen Funktionalität in Milch und Diätprodukten 13733 N.<br />
In: 3. Sitzung des projektbegleitenden Ausschusses für AiF-FV 13733 N. Freising-<br />
Weihenstephan, 12.10.2005<br />
Thomä C., Steinle S.: Simultane Analyse von CMP und Molkenproteinen mittels RP-HPLC. In: 3. Sitzung<br />
des projektbegleitenden Ausschusses für AiF-FV 13733 N. Freising-Weihenstephan,<br />
12.10.2005<br />
Thomä C.: Einfluss der Milieubedingungen auf den Gehalt an GMP-gebundener Sialinsäure. In: 3.<br />
Sitzung des projektbegleitenden Ausschusses für AiF-FV 13733 N. Freising-Weihenstephan,<br />
12.10.2005<br />
Thomä C., Steinle S., Majchrzak J.: Untersuchungen zur Anreicherung von CMP mittels Membrantrennverfahren.<br />
In: 3. Sitzung des projektbegleitenden Ausschusses für AiF-FV 13733 N. Freising-Weihenstephan,<br />
12.10.2005<br />
Thomä C., Siegert N.: Untersuchungen zu den Schaumeigenschaften von Caseinomacropeptid. In: 3.<br />
Sitzung des projektbegleitenden Ausschusses für AiF-FV 13733 N. Freising-Weihenstephan,<br />
12.10.2005<br />
104
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Thomä C., Eichl S.: Untersuchungen zu den Emulgiereigenschaften von Caseinomacropeptid. In: 3.<br />
Sitzung des projektbegleitenden Ausschusses für AiF-FV 13733 N. Freising-Weihenstephan,<br />
12.10.2005<br />
Fichtner K., Morales-Castillo V., Thomä C.: Untersuchungen zu den Gelbildungseigenschaften von<br />
Caseinomacropeptid. In: 3. Sitzung des projektbegleitenden Ausschusses für AiF-FV 13733 N.<br />
Freising-Weihenstephan, 12.10.2005<br />
Fichtner K., Thomä C.: Untersuchungen zum Verhalten von CMP in Produktmatrices am Beispiel Joghurt.<br />
In: 3. Sitzung des projektbegleitenden Ausschusses für AiF-FV 13733 N. Freising-<br />
Weihenstephan, 12.10.2005<br />
7.2 Poster<br />
Thomä C., Kulozik U.: Glycomacropeptid (GMP) - Ernährungsphysiologisches Potenzial und Gewinnung<br />
aus Milch. In: Wissenschaftstagung Lebensmittel und Gesundheit. Freising-<br />
Weihenstephan, 26.02.2002<br />
Thomä C., Steinle S., Kulozik U.: Caseinomakropeptid - Gewinnung durch Membranverfahren und<br />
technologischer Einsatz zur Steigerung der ernährungsphysiologischen Funktionalität von<br />
Milchprodukten. In: Wissenschaftstagung Lebensmittel und Gesundheit. Freising-<br />
Weihenstephan, 24.02.2003<br />
Thomä C.: Gewinnung von Caseinomacropeptid durch Membranverfahren. In: GVC-<br />
Fachausschussitzung "Lebensmittelverfahrenstechnik". Freising-Weihenstephan, 12.-<br />
14.03.2003<br />
Thomä C., Kulozik U.: Gewinnung von Glycomakropeptid durch Membranverfahren und technologischer<br />
Einsatz zur Steigerung der ernährungs-physiologischen Funktionalität von Milchprodukten.<br />
In: 21. DECHEMA-Jahrestagung der Biotechnologen. Garching, 02-04.04.2003<br />
Thomä C, Kulozik, U.: Caseinomakropeptid - Gewinnung durch Membranverfahren und technologischer<br />
Einsatz zur Steigerung der ernährungsphysiologischen Funktionalität von Milchprodukten.<br />
In: ANUGA FOODTEC, Messestand des Wissenschaftszentrum Weihenstephan der TU-<br />
München. Köln, 8.-11.04.2003<br />
Thomä C., Bretz A., Kulozik U.: Abtrennung von Caseinpartikeln aus Labmolke von Caseinkonzentraten.<br />
In: Milchkonferenz 2003 der Dt. Ges. für Milchwissenschaft, Osnabrück, 18./19.09.2003<br />
Thomä C., Steinle S., Kulozik U.: Neue Erkenntnisse zur Analytik von Caseinomacro-peptid. In: Milchkonferenz<br />
2003 der Dt. Ges. für Milchwissenschaft, Osnabrück, 18./19.09.2003<br />
Thomä C., Steinle S., Eichl S., Siegert N., Kulozik U.: Caseinomacropeptide - a biologically active<br />
component with food structuring properties. In: 4 th NIZO Dairy Conference "Prospects for<br />
health, well-being and safety". Papendal (Niederlande), 15-17.06.2005<br />
7.3 Veröffentlichungen<br />
Thomä C., Steinle S. (2002): Untersuchung der Anwendbarkeit der HPLC auf die Caseinomacropeptid-Analytik.<br />
Wissenschaftlicher Jahresbericht FML-Weihen-stephan, Forschungszentrum für<br />
Milch und Lebensmittel Weihenstephan, Zentrale Einrichtung der Technischen Universität<br />
München<br />
Thomä C, Sperber E., Ahrens M. (2002): Gewinnung von Caseinomacropeptid durch Membranverfahren<br />
und technologischer Einsatz zur Steigerung der ernährungsphysiologischen Funktionalität<br />
von Milchprodukten. Wissenschaftlicher Jahresbericht FML-Weihenstephan, Forschungszentrum<br />
für Milch und Lebensmittel Weihenstephan, Zentrale Einrichtung der Technischen Universität<br />
München<br />
Kulozik U., Kersten M., Tolkach A., Thomä C., Bulca S. (2002): Enrichment of health relevant components<br />
from complex systems by membrane fractionation technology. GIT-Labor-<br />
Fachzeitschrift, 46 (7), 790-792<br />
105
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
Tolkach A, Thomä C., Kersten M., Kulozik U. (2002): Membrane separation concentrating healthrelevant<br />
components from complex systems. G.I.T. Laboratory Journal, 4, 172-174<br />
Thomä C., Bretz A., Steinle S. (2003): Untersuchungen zur Abtrennung von Caseinpartikeln aus Molke<br />
unter Berücksichtigung der Ausbeute und Reinheit von Caseinomacropeptid. Wissenschaftlicher<br />
Jahresbericht FML-Weihenstephan, Forschungszentrum für Milch und Lebensmittel<br />
Weihenstephan, Zentrale Einrichtung der Technischen Universität München<br />
Thomä C., Sperber E. (2003): Einflüsse von Prozessfaktoren auf die Freisetzung von Caseinomacropeptid<br />
aus Caseinkonzentrat. Wissenschaftlicher Jahresbericht FML-Weihenstephan, Forschungszentrum<br />
für Milch und Lebensmittel Weihenstephan, Zentrale Einrichtung der Technischen<br />
Universität München<br />
Thomä C. (2003): Methods to obtain isolated caseinomacropeptide from milk and whey and functional<br />
properties. Proceedings IDF Dairy World Summit & Centenary, 7.-12.09.2003, Bruges (Belgium),<br />
143-147<br />
Thomä C., Kulozik U. (2003): Methods to obtain isolated caseinomacropeptide from milk and whey<br />
and functional properties. Bulletin of the IDF, 389, 74-77<br />
Tolkach A., Kulozik U. (2005): Fractionation of whey proteins and caseinomacropeptide by means of<br />
enzymatic crosslinking and membrane separation techniques. Journal of Food Engineering,<br />
67 (1-2), 13-20<br />
Thomä C. (2005): Caseinomacropeptide - a biologically active component with food structuring properties.<br />
Proceedings 4 th NIZO Dairy Conference "Prospects for health, well-being and safety", 15-<br />
17.06.2005, Papendal (Niederlande), P09<br />
Thomä C., Krause I., Kulozik U. (2005): Precipitation behaviour of caseinomacropeptides and their<br />
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8 Durchführende Forschungsstelle<br />
Institut für Milchwissenschaft und Lebensmittelverfahrenstechnik (LMVT),<br />
unbenannt in:<br />
ZIEL – Abteilung Technologie<br />
Technische Universität München, Außenstelle Freising-Weihenstephan<br />
Weihenstephaner Berg 1<br />
85354 Freising<br />
Institutsleitung: Prof. Dr.-Ing. Ulrich Kulozik<br />
Projektleitung: Dipl. oec. troph. Corinna Thomä-Worringer<br />
106
Abschlussbericht AiF-FV 13733N<br />
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