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a k t u e l l<br />
erster Linie durch die im Wohnbau stark<br />
vertretene Betonbauweise verursacht.<br />
Zumbansen: Wichtige Umsatzträger<br />
für Handel und Industrie sind Putz<br />
und Mörtel nach wie vor. Veränderte<br />
Bauweisen verdrängen die Flächen dieser<br />
Produkte aber zunehmend. Schaum<br />
und Spachtelmassen sind wesentlich einfacher<br />
anzuwenden als Mörtel und Putz,<br />
was dem teuren Faktor Zeit entgegenkommt.<br />
<strong>Der</strong> Handel muss mit der Mode<br />
gehen, um den Ansprüchen und Wünschen<br />
der Kunden gerecht zu werden.<br />
Einfach in der Beratung, einfach in der<br />
Anwendung. Das ist eine win-win Situation<br />
für Händler und Kunden ohne<br />
Rücksichtnahme auf die Nachhaltigkeit<br />
und Langlebigkeit.<br />
Wird im Bereich Putze und Mörtel<br />
weiterhin geforscht bzw. entwickelt?<br />
Was wird da kommen? Wo liegt die<br />
„Putzzukunft“?<br />
Bursik: Wir glauben an den Putz und<br />
seine Vorteile. Deshalb entwickeln wir<br />
unsere Putze auch laufend weiter. Wir<br />
haben einen „Klimaputz“ entwickelt,<br />
der extrem viel Feuchtigkeit aufnehmen<br />
und kontrolliert wieder abgeben kann.<br />
Ich habe schon erwähnt, dass gerade im<br />
Wohnbau in den letzten Jahren sehr viel<br />
Beton verwendet wird. Auch hier sollte<br />
zur Verbesserung des Raumklimas Putz<br />
aufgebracht werden. <strong>Der</strong> gefürchteten<br />
Schimmelbildung im Neubau könnte so<br />
wirksam entgegen gewirkt werden.<br />
Zumbansen: Putz und Mörtel wird<br />
es, soweit das aus heutiger Sicht beurteilt<br />
werden kann, immer geben. Natürlich<br />
werden diese Produkte ständig<br />
weiterentwickelt und an neuen Ideen<br />
gearbeitet. Im Bereich Dämmung von<br />
Innen- und Außenwänden wird der<br />
hochdämmende Putz die herkömmliche<br />
Dämmplatte auf kurz oder lang ersetzen.<br />
Fugenlos, Hohlraumfrei, nicht brennbar,<br />
hochwärmedämmend und ökologisch<br />
sind in einem Putz einfach zu vereinende<br />
Eigenschaften.<br />
Wie sieht das Baugewerbe die Zukunft<br />
des Putzes? Will es ihn überhaupt<br />
noch?<br />
Bursik: Das Baugewerbe hat nach wie<br />
vor Interesse Putze und Mörtel zu verarbeiten.<br />
Wo es um Qualität und langfristige<br />
Kundenzufriedenheit geht, sind<br />
Putze unschlagbar.<br />
Zumbansen: Das Wärmedämmverbundsystem<br />
hat den Putz fast zur Gänze<br />
von den Fassaden verdrängt. <strong>Der</strong> hochwärmedämmende<br />
Ziegel gibt dem Putz<br />
an der Fassade wieder eine neue Chance<br />
und ermöglicht dem Baugewerbe neue<br />
und qualitativ hochwertige Geschäftsfelder.<br />
Natürlich wird das Baugewerbe<br />
diesbezüglich gespalten sein. Wer aber<br />
die Chance erkennt, sich diesbezüglich<br />
zu differenzieren, wird den Putz wollen.<br />
Die Putzverarbeitung erfordert zumindest<br />
Grundfertigkeiten des Maurerhandwerks.<br />
Wer hat die in Zukunft<br />
noch? Gibt es eine „Putzakademie“?<br />
Bursik: Eine eigene Putzakademie<br />
gibt es (noch?) nicht. Wir wissen aber,<br />
dass in den Bauakademien jedes Bundeslandes<br />
die Technik sogar alter Putze<br />
schon wieder verstärkt geübt wird. Und<br />
die moderner Putze erst recht. Die fachgerechte<br />
Verarbeitung von Putzen und<br />
Mörtel wird also auch der jungen Generation<br />
im Baugewerbe nahe gebracht.<br />
Zumbansen: Leider herrscht wegen<br />
der WDVS-Lastigkeit akuter Fachkräftemangel<br />
für die Putzfassade. Richtige<br />
Verputzer gab es nahezu nur mehr im<br />
Innenbereich. Das einlagige Verputzen<br />
von Innenwänden hat aber de facto<br />
nichts mit dem mehrlagigen Verputzen<br />
an der Fassade zu tun. Die Handwerker<br />
müssen dieses Gewerk wieder erlernen,<br />
da das Wissen von den Verputzern der<br />
70er und 80er anscheinend nicht oder<br />
nur unzureichend an den Nachwuchs<br />
weitergegeben wurde. Das Problem setzt<br />
sich an der Putzoberfläche fort. Einfache<br />
Abriebe sind das, was Jahrzehntelang<br />
praktiziert wurde. Dekorative Verputzmöglichkeiten<br />
für individuelle Oberflächen<br />
benötigen bewusstes Handwerk. In<br />
der Röfix Akademie werden Handwerker<br />
auf neue „alte“ Systeme und deren<br />
Ausführung für den Markt vorbereitet.<br />
Ebenso bildet die <strong>Österreichische</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
Putz (ÖAP) in Kooperation<br />
mit den Industrien und den<br />
Bauakademien Handwerker in der Putztechnik<br />
aus.<br />
Was sind denn im Moment die Schwerpunkte<br />
der ARGE Putz/Mörtel?<br />
Bursik: Die ARGE Putz ist neben der<br />
technischen Beratung damit beschäftigt,<br />
die Vorteile des Putzes bzw. Mörtels zu<br />
kommunizieren. Wir werden unsere<br />
Werbemaßnahmen deshalb auch fortsetzen.<br />
Zumbansen: Das müssen Sie die<br />
ARGE Putz/Mörtel fragen.<br />
<strong>Der</strong> Baustofffachhandel ist traditionell<br />
eher der „Bedarfsdecker“, nicht<br />
so sehr der „Bedarfswecker“. Trotzdem:<br />
Kann der Baustoffhandel etwas<br />
beitragen, damit sich der Verputz in<br />
Zukunft nicht verputzt?<br />
Bursik: Unsere Vertriebspartner aus<br />
dem Handel wissen genau, dass Putz<br />
und Mörtel immer dann gute Chancen<br />
haben, wenn Ziegel verkauft werden.<br />
Und zwar sowohl beim Gewerbekunden<br />
als auch beim Privatkunden. Es ist also<br />
klar, dass der Baustoff – Fachhandel Interesse<br />
am Verkauf von Putz/Mörtel hat.<br />
Deshalb setzen wir auch in Zukunft auf<br />
den Fachhandel als unsere Vertriebspartner<br />
in diesem Produktsegment.<br />
Zumbansen: Ja, mehr qualitäts- statt<br />
(überwiegend) preisorientiertes Denken.<br />
Wir bieten jedes Jahr in allen Bundesländern<br />
Weiterbildungen für alle Handelspartner<br />
an und freuen uns über jeden<br />
einzelnen Teilnehmer der zu uns<br />
kommt. Vielleicht kann der Handel<br />
auch einmal der Erste mit einem Produkt<br />
sein, das nicht sofort nicht in Tonnen<br />
über den Ladentisch geht, aber das<br />
Potenzial dazu hat. So kann man sich<br />
unter Umständen einen Vorsprung gegenüber<br />
anderen sichern und wird nicht<br />
so leicht „austauschbar“. Und, ein wichtiger<br />
Aspekt, das Zurückkehren zu echten<br />
Partnerschaften. Jedes gut funktionierende<br />
Team funktioniert um ein<br />
mehrfaches besser als der einzelne. y<br />
12 | <strong>10</strong> . <strong>2017</strong>