blu November 2017
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
FILM<br />
INTERVIEW<br />
CHRIS<br />
HEMSWORTH<br />
Die Haare sind ab bei Chris in<br />
„Thor: Tag der Entscheidung“.<br />
Wir sprachen mit dem Superhelden.<br />
War der neue Look Ihre Idee?<br />
Das nicht unbedingt, aber ich war auf jeden<br />
Fall sehr dafür, dass wir uns für den neuen<br />
Film ein paar Veränderungen einfallen<br />
lassen sollten.<br />
Weil es Ihnen nach vier Filmen als Thor<br />
allmählich langweilig wurde?<br />
Nein, ich kann nicht sagen, dass mich<br />
die Arbeit wirklich gelangweilt hat. Aber<br />
ich muss gestehen: Nachdem ich mir die<br />
letzten beiden Filme angesehen habe,<br />
fand ich Thor als Figur doch ein bisschen<br />
öde. Irgendwie war alles, was ich da auf der<br />
Leinwand machte, ganz schön vorhersehbar<br />
– und dafür gebe ich niemand anderem die<br />
Schuld als mir selbst.<br />
Die Rolle an den Nagel zu hängen kam<br />
aber nicht in Frage?<br />
Das wäre angesichts meiner Marvel-Verträge<br />
vermutlich schwierig geworden. (lacht)<br />
Außerdem war ich fest davon überzeugt,<br />
dass wir Thors Potenzial noch lange nicht<br />
ausgeschöpft haben. Aber wir können doch<br />
nicht vom Publikum erwarten, dass es<br />
noch mal Geld dafür ausgibt, um mehr oder<br />
weniger das Gleiche wie immer zu sehen.<br />
Deswegen haben wir mit Taika Waititi einen<br />
neuen Regisseur an Bord geholt, der viel von<br />
Humor versteht und mit dem wir viel improvisiert<br />
haben.<br />
Neu mit an Bord ist auch die einzigartige<br />
Cate Blanchett ...<br />
Einzigartig und unvergleichlich, keine Frage!<br />
Ich war wirklich ein bisschen eingeschüchtert,<br />
als mir klar wurde, dass ich zusammen<br />
mit ihr vor der Kamera stehen würde. Und<br />
aufgeregt. Aber dann durfte ich zum Glück<br />
ganz schnell feststellen, dass sie nicht nur<br />
eine der besten Schauspielerinnen aller<br />
Zeiten ist, sondern auch, dass sie viel mehr<br />
als viele unserer Kollegen mit beiden Beinen<br />
auf dem Boden geblieben ist. Sie nimmt ihre<br />
Arbeit sehr ernst, hat aber nebenbei auch<br />
einen ganz fantastischen Sinn für Humor.<br />
Sonst noch irgendwas, wodurch sich<br />
„Thor: Tag der Entscheidung“ von den<br />
Vorgängern unterscheidet?<br />
Ich kämpfe in diesem Film endlich mal mit<br />
Schwertern, was ich großartig fand. Denn<br />
was man mit einem Hammer in der Hand<br />
anstellen kann, ist ja relativ überschaubar.<br />
Allerdings musste ich erst einmal lernen,<br />
mit zwei Schwertern in den Händen zu<br />
kämpfen. Das war nicht ohne. Ansonsten<br />
war die größte Schwierigkeit, nicht ständig<br />
bei laufender Kamera zu lachen anzufangen.<br />
Und alle Scheu abzulegen, sich wirklich<br />
zum Affen zu machen bei der Suche nach<br />
einem guten Gag.<br />
Sind Sie darin gut?<br />
Ich würde sagen: ja. Zumindest kann ich<br />
wunderbar über mich selbst lachen. In<br />
Selbstironie sind wir Australier sowieso<br />
ganz gut!<br />
Warum drehen Sie dann nicht öfter<br />
Komödien?<br />
Ganz sicher bin ich mir immer noch nicht,<br />
ob ich wirklich witzig sein kann. Aber meine<br />
beiden kurzen Auftritte in den Komödien<br />
„Vacation“ und „Ghostbusters“ haben auf jeden<br />
Fall mir sehr viel Spaß gemacht. Und als<br />
Gastgeber durch die legendäre Sketchshow<br />
„Saturday Night Live“ zu führen, war etwas<br />
ganz Besonderes. Nervenaufreibend, aber<br />
im besten Sinne.<br />
Der erste „Thor“-Film, und damit Ihr<br />
Durchbruch, ist jetzt sechs Jahre her.<br />
Sind Sie noch der Gleiche wie damals?<br />
Nein, ich habe mich schon ziemlich verändert,<br />
würde ich sagen. Nicht weil ich jetzt<br />
berühmt bin oder so, sondern weil ich, wie<br />
wahrscheinlich die meisten in dem Alter,<br />
als junger Mann alles so furchtbar ernst<br />
genommen habe. Ich habe mir von morgens<br />
bis abends den Kopf zerbrochen über mich<br />
selbst, meine Arbeit und meine Karriere.<br />
Heute nicht mehr?<br />
Damit war spätestens Schluss, als ich zum<br />
ersten Mal Vater wurde. Wenn plötzlich<br />
Kinder da sind, dreht sich zwangsläufig alles<br />
um die, deswegen bleibt kaum noch Zeit,<br />
sich so übertrieben mit sich selbst zu beschäftigen.<br />
Das ist ziemlich erfrischend und<br />
hat mich echt entspannter gemacht.<br />
Also leidet die Arbeit nicht darunter,<br />
wenn die Kinder so viel Energie beanspruchen?<br />
Kein bisschen. Meine Arbeitsmoral ist noch<br />
immer die gleiche wie früher. Ich gebe<br />
wirklich alles, wenn ich mich einmal für eine<br />
Rolle entschieden habe. Aber heute weiß<br />
ich mehr denn je, wie wichtig es ist, die<br />
Arbeit auch in vollen Zügen zu genießen.<br />
Wenn ich schon so viele Stunden weit weg<br />
von meiner Familie verbringen muss, dann<br />
will ich wenigstens etwas davon haben!<br />
Für Ihre Kinder sind Sie als Thor doch<br />
sicher der Coolste, oder?<br />
Meine Tochter ist fünf, die versteht inzwischen<br />
schon ein bisschen, womit ich mein<br />
Geld so verdiene. Die war mittlerweile schon<br />
so oft mit bei Dreharbeiten, dass das für sie<br />
ganz normal ist. Es juckt sie ehrlich gesagt<br />
kaum, ob ich Thor spiele oder irgendwen<br />
anders. Genauso einer meiner beiden Jungs,<br />
die mittlerweile drei Jahre alt sind. Sasha<br />
ist das vollkommen egal. Nur sein Bruder<br />
Tristan, der liebt Thor. Wenn ich nicht da bin<br />
und wir telefonieren, fragt er jedes Mal, ob<br />
ich gerade wieder gegen Monster kämpfe.<br />
*Interview: Jonathan Fink