akzent November 2017 BO
Die Jubiläumsausgabe von akzent – Seit 30 Jahren das GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
Die Jubiläumsausgabe von akzent – Seit 30 Jahren das GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
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SEERAUM<br />
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Wohnungen für Touristen<br />
In den letzten 30 Jahren ist die be- oder zersiedelte<br />
Fläche viel stärker gestiegen als die<br />
Bevölkerung, die durch den Wanderungsgewinn<br />
nach wie vor steigt. Die überproportionale<br />
Zunahme liegt nicht nur an den immer<br />
größeren Flächenansprüchen der Bewohner,<br />
die auch die öffentlichen Haushalte belasten,<br />
sondern auch an der Attraktivität des Sees<br />
bei denen, die sich hier eine Zweitwohnung<br />
(oder -villa) leisten. Nun könnte man mit einem<br />
gewissen Recht sagen, 500 Wohnungen<br />
in einer großen Anlage belasten die Umwelt<br />
und Landschaft weniger als eine Siedlung mit<br />
500 Ferienhäuschen. Aber bei den Großprojekten,<br />
die von den 70er-Jahren bis fast in<br />
die Gegenwart geplant waren, würde wohl<br />
kaum jemand sagen: „Schade, dass es nicht<br />
gebaut wurde – das hätte so gut an den See<br />
gepasst.“<br />
Drei Beispiele aus den letzten Jahrzehnten:<br />
➠ Wo heute in Konstanz am Seeuferweg zum<br />
Strandbad Hörnle – halb im Wald versteckt –<br />
die Schmieder Klinik 10 steht (seit 1992), war<br />
Mitte der 70er-Jahre eine große Wohnanlage<br />
mit eigenem Yachthafen geplant, die buchstäblich<br />
alles in den Schatten gestellt hätte:<br />
Ein fast ringförmiger Bau mit ein paar hundert<br />
Ferienwohnungen sollte hier entstehen,<br />
zum See hin offen und nach hinten bis zu<br />
einer Höhe von 20 Stockwerken ansteigend,<br />
davor im See der Hafen für entsprechend<br />
viele Boote.<br />
➠ Ähnliche Dimensionen sollte Jahre später<br />
auch das Projekt mit dem reizvollen Namen<br />
„Goldene Schale“ 11 haben, das im Frühjahr<br />
2005 durch die Medien ging: ein paar hundert<br />
Wohnungen mit Bootsliegeplätzen – in<br />
der Flachwasserzone vor dem Freizeitgelände<br />
Klein-Venedig.<br />
➠ Noch eine Nummer größer wäre die<br />
„Swiss Marina“ in Rorschach geworden,<br />
die 2001/2002 auf dem Bahnhof-Areal geplant<br />
war, wo seit 2013 das Forum Würth<br />
12 steht: zwei Hochhäuser mit jeweils über<br />
30 Stockwerken und kleineren Gebäuden, die<br />
ein Kongresszentrum mit Hotel, Spielcasino,<br />
Einkaufszentrum, Sportstadion und einem<br />
Bootshafen umfassen sollten, mit einer Investitionssumme<br />
von 1,8 Milliarden Franken<br />
– im Mai 2002 haben es die Londoner<br />
Investoren aufgegeben, nachdem ihnen die<br />
Unterstützung durch die St. Galler Regierung<br />
und den SBB gefehlt hatte.<br />
➠ Auch das Projekt eines „Zeppelinhotels“ 13<br />
des Thurgauer Architekten und Investors<br />
Fredy Iseli, das in der Länge des größten je<br />
gebauten Luftschiffs auf 100 Meter hohen<br />
Säulen „schweben“ sollte, wird eher als<br />
Schnapsidee wahrgenommen. Auch in der<br />
Architektur ist es sinnvoll, Visionen zu haben<br />
und Experimente zu wagen, aber unter dem<br />
Aspekt des Landschaftsschutzes sind Baugenehmigungen<br />
für solche Projekte doch eher<br />
unwahrscheinlich.<br />
TEXT & FOTO: PATRICK BRAUNS<br />
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