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<strong>Das</strong> <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong> <strong>ganz</strong> <strong>persönlich</strong>
<strong>Land</strong>ratsamt Coburg<br />
in Zusammenarbeit mit der<br />
neomediaVerlag GmbH
4 I 5<br />
impressum<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>Land</strong>ratsamt Coburg<br />
Lauterer Straße 60<br />
96450 Coburg<br />
Tel. 09561 514-0<br />
info@landkreis-coburg.de<br />
www.landkreis-coburg.de<br />
neomediaVerlag GmbH<br />
Industriestraße 23<br />
48653 Coesfeld<br />
Tel. 02546 9313- 0<br />
info@neomedia.de<br />
www.neomedia.de<br />
Redaktion/Lektorat<br />
<strong>Land</strong>ratsamt Coburg<br />
Carsten Höllein<br />
neomediaVerlag GmbH,<br />
Brigitte Lichtenthaeler/Günter Poggemann<br />
Bildnachweis<br />
<strong>Land</strong>kreis Coburg, Gemeinde Ahorn,<br />
Stadt Bad Rodach, Gemeinde Dörfles-<br />
Esbach, Gemeinde Ebersdorf b. Coburg,<br />
Gemeinde Großheirath, Gemeinde Grub a.<br />
Forst, Gemeinde Itzgrund, Gemeinde<br />
Lautertal, Gemeinde Meeder, Stadt<br />
Neustadt b. Coburg, Stadt Rödental, Stadt<br />
Seßlach, Gemeinde Sonnefeld, Gemeinde<br />
Untersiemau, Gemeinde Weidhausen b.<br />
Coburg, Gemeinde Weitramsdorf, contactdesign<br />
gdbr, Förderverein Heimatpflege<br />
Grub a. Forst, Förderverein Gerätemuseum<br />
des <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong>es, Franz Höch, Carsten<br />
Höllein, LOGAN FIVE, Zweckverband<br />
Grünes Band<br />
Printed in Germany 2012<br />
<strong>Das</strong> Manuskript ist Eigentum des Verlages.<br />
Alle Rechte vorbehalten.<br />
Dem Buch liegen neben den Beiträgen der<br />
Autoren Darstellungen und Bilder der Firmen<br />
und Einrichtungen zugrunde, die mit ihrer<br />
finanziellen Beteiligung das Erscheinen des<br />
Buches ermöglicht haben.<br />
Druck<br />
Paus Medien GmbH<br />
Bibliographische Information der Deutschen<br />
Bibliothek<br />
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet<br />
diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliographie; detaillierte Daten sind<br />
im Internet über http://dnb.dbb.de abrufbar.<br />
ISBN 978-3-931334-69-7
8 Vorwort des <strong>Land</strong>rates<br />
<strong>Land</strong>rat Michael C. Busch<br />
12 Meine Brücke zwischen Franken<br />
und Thüringen<br />
Dr. Harald Bachmann<br />
16 Die <strong>Coburger</strong> Heimat im Herzen<br />
Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm<br />
18 „Toter Winkel“ erwacht zu<br />
neuem Leben<br />
Dr. Jörg Bilke<br />
23 Sprungbrett für die Karriere:<br />
Von Neustadt in die<br />
Nationalmannschaft<br />
Erich „Ete“ Beer<br />
24 Vertrauen und Glaube an die<br />
Zukunft<br />
Wolfgang Braunschmidt<br />
27 Ruhe und Schaffenskraft<br />
Gerhard Deutschmann<br />
28 Alte Häuser sind Heimat,<br />
alte Bäume auch<br />
Friedrich-Karl Conze<br />
32 Klein aber fein –<br />
der <strong>Land</strong>kreis Coburg als<br />
starkes Stück Oberfranken<br />
Dr. Günther Denzler<br />
34 Interdisziplinär studieren –<br />
anwendungsorientiert forschen<br />
Hochschule für angewandte Wissenschaften<br />
Coburg<br />
36 Zukunftsweisende Konzepte im<br />
Klinikverbund<br />
Klinikum Coburg GmbH<br />
38 Historische Anpassungsleistungen<br />
und neue<br />
Herausforderungen<br />
Thomas Dippold<br />
40 Die Schönheiten erschließen sich<br />
oft erst bei näherem Hinsehen<br />
Dr. Günter Dippold<br />
42 Ein Flüchtlingskind findet<br />
Heimat im <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong><br />
Roswitha Friedrich<br />
44 „Mein” <strong>Land</strong>kreis Coburg –<br />
die Sicht des Volkskundlers<br />
Lothar Hofmann<br />
48 Verborgene Schätze in meiner<br />
alten Heimat<br />
Annette Hopfenmüller<br />
50 Mundart und Brauchtum, aber<br />
auch Mobilität und Moderne<br />
Anneliese Hübner
6 I 7 inhalt<br />
53 Gesundwerden und Wohlfühlen<br />
in traumhafter Lage<br />
Medical Park Bad Rodach<br />
54 Spitzentechnologie für<br />
Umformaufgaben<br />
LASCO Umformtechnik GmbH<br />
56 Leckerer Käse der Marke<br />
„<strong>Coburger</strong>“ ist bereits seit 1927<br />
„in aller Munde“<br />
Milchwerke Oberfranken West e.G.<br />
58 Singen und Freude am Chorleben<br />
als Markenzeichen<br />
Peter Jacobi<br />
60 „Preis-Leistungssieger“ in Sachen<br />
Lebensqualität<br />
Norbert Kastner<br />
64 Bunt und abwechslungsreich<br />
Ernst Kienel<br />
68 Lautertal –<br />
kleine Welt <strong>ganz</strong> groß<br />
Hans-E. Kornherr<br />
70 Wanderer,<br />
kommst du nach Coburg …<br />
Christoph Liebst<br />
72 <strong>Das</strong> Rattern der bulligen Räder<br />
rolly toys®<br />
74 Keramische Hochleistungsprodukte<br />
für vielfältige<br />
Anwendungen<br />
Saint-Gobain IndustrieKeramik<br />
Rödental GmbH<br />
76 Vom Wohnen und Leben<br />
Dr. Rainer Mayerbacher<br />
79 Sparkasse – Gut für die Region<br />
Sparkasse Coburg - Lichtenfels<br />
80 Grenzraum – Übergangsraum<br />
– Durchgangsraum<br />
Dr. Silvia Pfister<br />
82 Reich an Facetten und<br />
lebenswert<br />
Petra Platzgummer-Martin<br />
84 Selbstbewusstsein und Stärke<br />
in die Welt tragen<br />
Prof. Dr. Michael Pötzl<br />
86 In der Welt zu Hause –<br />
dem Standort verbunden<br />
Willi Schillig<br />
88 Der größte Einrichtungsspezialist<br />
Oberfrankens<br />
und Südthüringens<br />
Einrichtungshaus Schulze<br />
90 Ist fränkisch zänkisch?<br />
Hans Remde
92 Erinnerung an die erste Heimat<br />
Renate Schmidt<br />
94 Ein alter Gossenberger Brauch<br />
– das „Kaputtla“<br />
Helmut Schöttner<br />
95 Vom Zweimann-Handelsbetrieb<br />
zum PE-Folienspezialisten<br />
Verpa Folie Weidhausen GmbH<br />
96 Präzision aus Erfahrung<br />
Werkzeugmaschinenfabrik<br />
WALDRICH COBURG GmbH<br />
97 Frieden? Es geht was!<br />
Henning Schuster<br />
98 Mittlerrolle in der<br />
<strong>Land</strong>wirtschaft<br />
Hans Vetter<br />
100 Kooperation mit den Nachbarn<br />
als Gebot der Stunde<br />
Dr. Klaus Weschenfelder<br />
102 Von der Randlage in die Mitte<br />
Deutschlands<br />
Karl Zeitler<br />
106 Gelebte Freundschaft und viele<br />
Gemeinsamkeiten<br />
Christine Zitzmann<br />
108 Übersicht der PR-Bildbeiträge
8 I 9<br />
michael c. Busch<br />
Vorwort des <strong>Land</strong>rates<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
berauschen Sie sich, wie einst Johann Gottfried Herder, der im Jahr 1788 in einem Brief<br />
an seine Frau von der Schönheit und dem Liebreiz des <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong>es schrieb und es<br />
als „die schönste Gegend der Welt!” pries, an unserer liebenswerten Heimat.<br />
Die Urlaubsregion Coburg am Fuße der Mittelgebirgslandschaften des Frankenwaldes,<br />
der Fränkischen Schweiz und des Thüringer Waldes bietet eine Vielfalt, die ihresgleichen<br />
sucht. Da ist für jeden etwas dabei: ob Wandern oder Städtebesichtigung,<br />
ob Kultur oder Sport, ob Ruhe oder Aktion. Jeder für sich und jeder, wie er es mag!<br />
Aber der Reihe nach:<br />
In einer Volksabstimmung 1919 entschied sich die Bevölkerung des Freistaates Coburg<br />
gegen den Anschluss an den Freistaat Thüringen und damit für Bayern. Der Anmichael<br />
c. Busch<br />
Michael C. Busch wurde 1957 in Coburg<br />
geboren, ist in Ebersdorf bei Coburg aufgewachsen<br />
und lebt auch heute dort. Er ist seit<br />
1977 mit seiner Frau Daniela verheiratet und hat<br />
zwei erwachsene Kinder sowie zwei Enkel, die<br />
alle in der Heimatgemeinde wohnen.<br />
Nach dem Besuch des Gymnasiums Albertinum<br />
in Coburg war er Soldat auf Zeit bei der<br />
Heeresfliegerversorgungsstaffel 265 in Roth<br />
sowie beim Sanitätslehrbataillon 851 München.<br />
Er absolvierte eine Berufsausbildung zum<br />
staatlich anerkannten Krankenpfleger und<br />
zum Bürokaufmann. Zuletzt arbeitete er als<br />
Geschäftsführer des Kreisjugendrings Coburg.<br />
In den Jahren 1984 bis 1992 war Michael C.<br />
Busch Schöffe am Amts- und <strong>Land</strong>gericht<br />
Coburg. Von 1984 bis 2008 war er Mitglied<br />
des Gemeinderats in seiner Heimatgemeinde<br />
Ebersdorf, von 1990 bis 2002 zudem Zweiter<br />
und Dritter Bürgermeister. Mitglied des<br />
Kreistages Coburg ist er seit 1990. Der Kreistag<br />
wählte Busch außerdem in der Zeit von 1996 bis<br />
2002 zum weiteren Stellvertreter des <strong>Land</strong>rats.<br />
Seit dem 1. Mai 2008 ist er als <strong>Land</strong>rats tätig.<br />
Die Geschichte des <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong>es<br />
<strong>Das</strong> <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong> gehörte im sechsten Jahrhundert zu einem Reich, das Thüringer<br />
als germanisches Volk begründet hatten. Franken und Sachsen vernichteten es jedoch<br />
530. Die Sieger teilten sich das <strong>Land</strong>. Der südliche Teil – also auch das <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong> –<br />
fiel an die Franken, die in der Folgezeit hier siedelten. <strong>Das</strong> thüringische Element blieb –<br />
allerdings von den Franken überlagert – bestehen und prägt die Bevölkerung bis zum<br />
heutigen Tage. Ab 560 einwandernde slawische Wenden und Sorben trugen ebenfalls<br />
zur Formung des Menschentyps in unserer Heimat bei.<br />
In fränkischer Zeit bildete das damals noch namenlose <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong> den nord-östlichen<br />
Teil des Grabfeldgaues. Ins Licht der urkundlichen Geschichte trat es um 1012<br />
mit der bekannten Ausstattung Pfalzgraf Ehrenfrieds von Lothringen, der mit Mathilde,<br />
der Schwester Kaiser Ottos III., verheiratet war. Die Tochter des Paares, die Polenkönigin<br />
Richeza, schenkte dem Erzbischof Anno von Köln im Jahr 1056 Coburg und Saalfeld,<br />
wo dieser 1074 eine Benediktinerabtei stiftete. Neben Saalfeld kamen im <strong>Coburger</strong><br />
<strong>Land</strong> im Laufe der Zeit die Andechs-Meranier, Wildberg und Henneberg sowie die Klöster<br />
Fulda, Hersfeld, Banz, Langheim, Mönchröden, Veilsdorf und Sonnefeld als Besitzund<br />
Herrschaftsträger auf. Die Henneberger wurden die Mächtigsten. Von diesen erhielt<br />
1353 Markgraf Friedrich der Strenge von Meißen die neue Herrschaft über Coburg, Neustadt,<br />
Sonneberg, Neuhaus, Schalkau, Strauf und Rodach. <strong>Das</strong> fränkische Gebiet seines<br />
Hauses wurde fortan die „Pflege Coburg” oder das „Ortsland in Franken” genannt. Mit<br />
dem Übergang des Territoriums an das Haus Wettin in der Mitte des 14. Jahrhunderts<br />
bildete die Pflege Coburg einen nach Süden ausgreifenden Keil des sächsischen Kurfürstentums.<br />
Seit dem 16. Jahrhundert wurde dieses Gebiet, nunmehr protestantisch geworden,<br />
einzelnen wettinischen Herzogtümern zugeteilt und nach und nach aufgesplittert.<br />
<strong>Das</strong> Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha entstand 1826 und wurde in Personalunion<br />
regiert. Es hatte also eine Dynastie, aber zwei Residenzstädte, nämlich Coburg<br />
und Gotha, etwa 100 Kilometer voneinander entfernt, getrennt durch den Thüringer<br />
Wald. Die der ernestinischen Linie des Hauses Sachsen angehörenden <strong>Coburger</strong> Herzöge<br />
regierten das <strong>Land</strong> bis zum 15. November 1918.
schluss wurde im Juli 1920 vollzogen.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Land</strong>ratsamt Coburg ist somit zwar<br />
das älteste in Bayern (begründet durch Gesetz<br />
vom 17. Juni 1858 von Herzog Ernst<br />
II.), aber dennoch das jüngste bayerische<br />
<strong>Land</strong>ratsamt (die Ämter wurden in Bayern<br />
erst 1862 begründet). Und wir <strong>Coburger</strong><br />
sind die einzig freiwilligen Bayern. <strong>Das</strong><br />
macht uns selbstbewusst und unterscheidet<br />
uns von den anderen <strong>Land</strong>kreisen.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg teilte der<br />
<strong>Land</strong>kreis Coburg über 40 Jahre bis zur Wiedervereinigung 115,6 km – das ist die Hälfte<br />
seiner gesamten Kreisgrenze – mit der damaligen DDR. Er war damit von seinen benachbarten<br />
Wirtschafts- und Lebensräumen in Thüringen abgeschnitten.<br />
Der <strong>Land</strong>kreis Coburg verfügt über<br />
eine moderne Verwaltung.<br />
Trotz alledem konnte der Raum Coburg eine positive Entwicklung verzeichnen. Diese<br />
Entwicklung ist wohl in erster Linie dem Willen und der Schaffenskraft der Menschen,<br />
die hier leben, zu verdanken. Einen wesentlichen Aufbaubeitrag leisteten auch die vielen<br />
Vertriebenen, die nach dem Krieg im <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong> eine neue Heimat fanden. 1939<br />
hatte der <strong>Land</strong>kreis 40.426 Einwohner, 1946 waren es durch den Zufluss der Flüchtlingsströme<br />
61.144. Anfang der Sechzigerjahre gab es noch 129 politische Gemeinden<br />
im Kreisgebiet, darunter 22 mit weniger als 100 Einwohnern. Unmittelbar vor der Gemeindegebietsreform<br />
vom 10. Mai 1978 umfasste der <strong>Land</strong>kreis insgesamt noch 51 Gemeinden.<br />
Nach Abschluss der Gemeindegebietsreform bestehen im <strong>Land</strong>kreis 17 Städte<br />
und Gemeinden.<br />
Der <strong>Land</strong>kreis Coburg heute<br />
Der Raum Coburg gehört zu den am stärksten industrialisierten Gebieten der Bundesrepublik<br />
Deutschland. Gleichwohl konnten im Kreis die natürliche Beschaffenheit und<br />
der Reiz der <strong>Land</strong>schaft erhalten werden, ein Kapital, das der Fremdenverkehr zunehmend<br />
zu nutzen versteht. Die Notwendigkeit einer stärkeren Hinwendung zur ökologisch<br />
orientierten Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft wurde längst erkannt.<br />
Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen und zu halten, ist unser Bestreben.<br />
Die aufgrund der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten zurückgewonnene<br />
zentrale Lage in der Mitte Deutschlands und Europas bedingte eine weitgehende<br />
Neuorientierung und Anpassung in allen Lebensbereichen. So öffneten sich nach der<br />
Wiedervereinigung die Märkte Thüringens. Andererseits strömte von dort Kaufkraft in<br />
die Region Coburg. Seit 1989 haben sich vielfältige wirtschaftliche Verflechtungen ergeben.<br />
Traditionelle Wirtschaftsbeziehungen zu Thüringen lebten wieder auf. <strong>Das</strong> <strong>Coburger</strong><br />
<strong>Land</strong> hat eine Mittlerfunktion zu Thüringen, was der Regionalplan Oberfranken-<br />
West ausdrücklich feststellt. Inzwischen besteht eine gute Verkehrsanknüpfung an das<br />
ehemalige DDR-Gebiet über Bundes-, Staats-, Kreis- und Gemeindeverbindungsstraßen<br />
sowie Bahnlinien.
10 I 11<br />
michael c. Busch<br />
Aufgrund der wiedergewonnenen zentralen Lage ergaben sich für das <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong><br />
kurze Wege in alle Richtungen. Damit hat es seine starke wirtschaftliche Ausgangsposition<br />
zurückerobert, konnte sich zukunftsorientiert der neuen Herausforderung stellen<br />
und so seinen Weg ins dritte Jahrtausend vorbereiten.<br />
Von der Stammeszugehörigkeit sind die <strong>Coburger</strong> Franken, jedoch mit thüringischem<br />
und slawischem Einschlag.<br />
BILDUNG wird im <strong>Land</strong>kreis Coburg großgeschrieben.<br />
Der lebenslange Prozess beginnt<br />
bereits mit der vorschulischen Erziehung<br />
und setzt sich fort bis zu Kursangeboten für<br />
Senioren der Erwachsenenbildung.<br />
Ein <strong>Coburger</strong> Reiseführer des Jahres 1886 beschrieb den <strong>Coburger</strong> so: „Obwohl Coburg<br />
politisch zu Thüringen gehört (Anmerkung: <strong>Das</strong> war 1886!), so ist doch die Bevölkerung<br />
fränkischen Stammes, und demgemäß finden wir in Coburg fränkische Sitten<br />
und Eigentümlichkeiten mit manchen Gebräuchen der Thüringer vermischt, wie auch<br />
hinsichtlich der Sprache im coburgischen Dialekt sowohl bayerische wie sächsische Anklänge<br />
vernehmbar sind, letztere bei weitem schwächer. Als besonders hervorragende<br />
Eigenschaften im Charakter der <strong>Coburger</strong> müssen Ehrlichkeit sowie eine gewisse Ein-
Alle Menschen im <strong>Land</strong>kreis Coburg –<br />
die Einheimischen wie die Neubürger – verbindet<br />
ein Zusammengehörigkeitsgefühl in dem Wissen,<br />
dass es sich hier gut leben lässt.<br />
fachheit und liebenswürdige Natürlichkeit in den Umgangsformen gerühmt werden; die<br />
den <strong>Coburger</strong>n eigentümliche Derbheit artet im allgemeinen keineswegs in Schroffheit<br />
aus, sondern bewahrt meist den Charakter einer durchaus gutartigen Geradheit.”<br />
<strong>Das</strong> mag wohl auch heute noch gelten, wobei jedoch die Völkerverschiebungen nach<br />
dem 2. Weltkrieg und die Wanderbewegungen durch die Mobilität unserer Tage, insbesondere<br />
nach der Wiedervereinigung, aber auch der Zuzug von deutschen und<br />
deutschstämmigen Aussiedlern aus Osteuropa und die Einbürgerung von Ausländern<br />
nicht ohne Auswirkungen blieben.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong> ist für sie alle eine liebenswerte Heimat. Die <strong>Land</strong>kreisbürgerinnen<br />
und -bürger, die heute hier leben, sind heitere und fleißige Menschen; sie sind<br />
bei aller Traditionsverbundenheit zielstrebig und aufgeschlossen für Modernität und<br />
Fortschritt. Tradition und Brauchtum des <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong>es – aber auch anderer Völkergruppen<br />
– werden gepflegt. Man arbeitet und feiert auch gerne zusammen, wie die vielen<br />
Feste beweisen. Beispielhaft sind hier nur angeführt: das Puppenfestival in Neustadt<br />
bei Coburg, das Altstadtfest in Seßlach, die Museums-, Trachten- und Schützenfeste,<br />
Handwerkermärkte oder auch das SAMBA-Festival, das größte außerhalb Brasiliens.<br />
Alle Menschen im <strong>Land</strong>kreis Coburg – die Einheimischen wie die Neubürger – verbindet<br />
ein Zusammengehörigkeitsgefühl in dem Wissen, dass es sich hier gut leben<br />
lässt. Ich lebe hier seit meiner Geburt mit ein paar Jahren Unterbrechung, und es versteht<br />
sich von selbst, dass ich hier auch gerne <strong>Land</strong>rat bin, für die Menschen und mit<br />
den Menschen.<br />
<strong>Das</strong> war’s aber auch schon mit der Geschichte des <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong>es. Ab jetzt sollen<br />
Menschen, die hier leben oder lebten, ihre Geschichten erzählen. 31 Autoren beschreiben,<br />
was sie im <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong> erlebt haben und warum sie sich hier wohl fühlen. Darunter<br />
viele berühmt gewordene „<strong>Coburger</strong>“ wie die ehemalige Bundesfamilienministerin<br />
Renate Schmidt oder der amtierende <strong>Land</strong>esbischof der Evangelisch-Lutherischen<br />
<strong>Land</strong>eskirche Heinrich Bedford-Strohm und andere. <strong>Das</strong> macht dieses Buch so einmalig.<br />
Und die Bilder dazwischen zeigen das <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong> in seiner <strong>ganz</strong>en Vielseitigkeit<br />
und Schönheit. Und dass sich auch die Wirtschaft vorstellt, ist in einer der am<br />
dichtesten industrialisierten Regionen ein Zeichen der Stärke des <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong>es.<br />
Aber erleben Sie selbst viele neue Einblicke in unseren <strong>Land</strong>kreis, in eben „die schönste<br />
Gegend der Welt“.<br />
Herzlichst<br />
Ihr<br />
Michael Busch<br />
<strong>Land</strong>rat des Kreises Coburg
18 I 19<br />
Dr. JörG BilKe<br />
„Toter Winkel“ erwacht zu<br />
neuem Leben<br />
Im Sommer 1942, als ich fünf Jahre alt war, fuhren wir von Rodach zum Straufhain<br />
und nach Völkershausen. Es war ein Betriebsausflug der Glanzgoldfabrik Carl Hauser<br />
in der Heldritter Straße, die meinem Vater gehörte. Aber er war damals im Krieg.<br />
Mein Vater kämpfte in Finnland. Meine Mutter hatte deshalb Adolf Worsten in der<br />
Hildburghäuser Straße gebeten, uns nach Thüringen zu fahren.<br />
Dr. Jörg Bilke<br />
Dr. Jörg Bilke wurde 1937 in Berlin-Moabit<br />
geboren, kurze Zeit später erfolgte der Umzug<br />
nach Bad Rodach. Er besuchte das Gymnasium<br />
Casimirianum Coburg bis 1955 und machte<br />
das Abitur 1958 an der Oberschule Kirchheim/<br />
Teck. 1958 bis 1961 studierte er Germanistik und<br />
Geschichte in Berlin und Mainz. Mitarbeiter<br />
der Studentenzeitung „nobis“. Nach der<br />
Veröffentlichung von DDR-kritischen Artikeln<br />
in der Studentenzeitung „nobis“ wurde er 1961<br />
bei einen Besuch in der DDR verhaftet und zu<br />
drei Jahren Zuchthaus verurteilt. 1964 kaufte<br />
ihn die Bundesregierung für 40.000 DM frei.<br />
Danach arbeitete er als freier Mitarbeiter bei<br />
Hörfunk und Zeitungen sowie als Gastdozent.<br />
1977/78 war er Kulturredakteur der Tageszeitung<br />
WELT in Bonn. Weitere Tätigkeiten bei der<br />
Stiftung ostdeutscher Kulturrat, Inter Nationes<br />
und der Bundeszentrale für politische Bildung<br />
und als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Ost-<br />
Akademie in Lüneburg folgten. 1983 bis 2000<br />
war er Chefredakteur der kulturpolitischen<br />
Korrespondenz in der Stiftung ostdeutscher<br />
Kulturrat. Seit 2000 lebt Dr. Bilke als Rentner in<br />
Bad Rodach. 2003 wurde ihm das<br />
Bundesverdienstkreuz verliehen.<br />
Adolf Worsten hatte zwei Pferde vor seinen Plattenwagen gespannt und saß auf dem<br />
Kutschbock. Hinter ihm saßen meine Mutter und ich, Gustav Weber, meines Vaters einziger<br />
Arbeiter, mit seiner Verwandtschaft, die Familien Wölfert und Wietzel, deren Töchter<br />
bei uns im Haushalt arbeiteten, Erna Leicht mit ihrem Sohn Erhard, der mein erster<br />
Freund war und dessen Großmutter neben uns in der Heldritter Straße wohnte. Wir fuhren<br />
über Rudelsdorf nach Seidingstadt in Thüringen, unten am Straufhain hielten wir<br />
und stiegen hinauf, mittags aßen wir Klöße in Völkershausen.<br />
Damals hätte niemand geahnt, dass solche Ausflüge in wenigen Jahren nicht möglich<br />
sein würden. Deutschland hatte den Krieg verloren und war in Besatzungszonen aufgeteilt<br />
worden, die Grenze zwischen der amerikanischen und der russischen Zone wurde<br />
immer undurchdringlicher. Der Reith, den wir Kinder in der Heldritter Straße liebten,<br />
weil er uns zu Abenteuern verlockte, wurde zum gefährlichen Grenzwald, vor dem uns<br />
die Erwachsenen warnten. Vom Reith sollten wir wegbleiben, dort gäbe es nur Wölfe und<br />
Russen und auf Kinder würde geschossen.<br />
Die Erwachsenen, das wurde uns bald klar, hatten Angst, wir nicht! Wir betrachteten<br />
es als Mutprobe, bis zur geheimnisumwitterten Waldwiese vorzustoßen bei unseren Erkundungen<br />
und darüber hinaus bis zu jenem Zaun, hinter dem Thüringen begann. Wölfe<br />
haben wir nie gesehen. Russen auch nicht!<br />
Aber die Grenze verwuchs langsam mit unserem Leben! Die Erinnerung daran, dass<br />
unsere Mutter bis zum Kriegsende mit uns Kindern auf Ausflügen mit dem Fahrrad im<br />
Heldburger Unterland unterwegs war, schmolz dahin. Auf einmal gab es Schlagbäume<br />
bei Adelhausen und Holzhausen, von denen aus man die Leute auf der anderen Seite nur<br />
noch aus der Ferne beobachten konnte, wie sie aus ihren Häusern traten, über die Straße<br />
gingen und in anderen Häusern verschwanden. Rauch stieg aus den Schornsteinen,<br />
Hunde bellten irgendwo in den Gehöften, aber sprechen konnte man mit den Thüringern<br />
nicht mehr. Wenn man winkte, winkten sie nicht zurück: Wir waren ja der „Klassenfeind“!<br />
Und selbst wenn man besuchsweise hätte einreisen dürfen nach Thüringen, Heldburg<br />
hätte man nie erreicht, das war Sperrgebiet!<br />
Aber noch 1951 erzählte mir meine Klassenkameradin Hanni Lorz aus Lempertshausen,<br />
das war das Jahr unserer Konfirmation, sie sei in Steinfeld hinter Eishausen zum<br />
Tanzen gewesen. Ein Jahr später, im Sommer 1952, war auch das vorbei, denn die innerdeutsche<br />
Grenze wurde Sperrzone und der Todesstreifen fast unüberwindbar. Volker Musbach,<br />
der Sohn unseres Rodacher Polizisten, berichtete mir, wie er mit seinen Eltern in<br />
den Nachkriegsjahren von Weimar, woher sein Vater stammte, immer nach Holzhausen<br />
zu Verwandten gefahren und nachts durch die Grenze nach Rodach, woher seine Mutter<br />
kam, geschlichen sei. Auch das war 1952 vorbei! Volker lebte längst bei uns in Rodach.
Wir begannen uns einzurichten in unserem Rodach, das auf drei Seiten von Thüringen<br />
umgeben war und Alt-Bürgermeister Kurt Hofmann die „Stadt im toten Winkel“ nannte.<br />
Die Zeiten waren längst vorbei, dass meine Mutter, während des Krieges mit dem Zug aus<br />
Berlin kommend, in Grimmenthal bei Meiningen aussteigen und mitten in der Nacht warten<br />
musste, bis sie der Günthers Adolf, der Rodacher Fotograf in der Gartenstraße, mit<br />
dem Auto abholte. Oder dass meine Großmutter, die in Berlin lebte, im Sommer 1945, als<br />
der Krieg zu Ende war, auf Güterzügen, Pferdefuhrwerken oder zu Fuß bis Hildburghausen<br />
reiste und im Morgengrauen bei Lempertshausen über die Grenze schlich, um zu ihren<br />
in Rodach lebenden Töchtern zu gelangen, von deren Schicksal bei Kriegsende sie<br />
nichts wusste. Eine Bauersfrau soll damals das Fenster geöffnet und auf Fränkisch gerufen<br />
haben: „Wo komma Sie denn har?“, und sie soll auf Sächsisch geantwortet haben:<br />
„Von driehm, von driehm!“<br />
Wenn man heute, mehr als zwei Jahrzehnte später, nach Adelhausen fährt, merkt<br />
man nicht mehr, wo Franken aufhört und Thüringen anfängt. Wenn man anhält<br />
und aussteigt, kann man noch den feinen Haarstrich sehen, wo der graue Teer<br />
aufhört und der schwarze beginnt.<br />
Auch meine Leipziger Tante Inge Arnold hat uns auf diese Weise mehrmals in Rodach<br />
besucht in den ersten Nachkriegsjahren, zuletzt 1955. Ich sehe sie noch, wie sie mit Hartmut<br />
von Berg, dem Rodacher Holzhändler, der sich im Wald auskannte, auf einem Feldweg<br />
zum Reith hinaufschritt, wo er sie über die Grenze nach Thüringen brachte. In den<br />
Sommerferien 1954 und 1955 fuhr ich selbst nach Thüringen, zu meinem Patenonkel, der<br />
in Wasungen bei Meiningen <strong>Land</strong>arzt war. Heute, nachdem der SED-Staat 1989/90 untergegangen<br />
ist, braucht man von Bad Rodach nach Meiningen, immer an der Werra entlang,<br />
eine gute Stunde. Zehn Jahre nach dem Krieg aber musste man gewaltige Umwege<br />
auf sich nehmen, die Reise ging zunächst ostwärts nach Coburg und Lichtenfels, wo man<br />
den Interzonenzug München-Berlin bestieg. Dann kam der Grenzübergang Ludwigsstadt-<br />
Probstzella. Von dort fuhr man über Saalfeld und Arnstadt nach Meiningen und erreichte<br />
Wasungen am Spätnachmittag. Eine Tagesreise, nur weil Deutschland geteilt war!<br />
Aber Thüringen, das versperrte <strong>Land</strong>, wurde uns immer fremder, mit den Jahrzehnten<br />
der Teilung änderte sich auch die Rodacher Mundart, da das Thüringer Hinterland fehlte.<br />
Manche Wörter starben aus, auch wenn es in Rodach noch Straßen gab wie die Heldburger<br />
und die Hildburghäuser, die angeblich nach Thüringen führten, aber im Nichts endeten.<br />
Als ich mit meinem Freund Peter Holz, dem Sohn unseres Hausarztes, im Herbst 1947<br />
<strong>ganz</strong> weit draußen in der Hildburghäuser Straße Kastanien einsammelte, war der Asphalt<br />
noch glatt wie auf anderen Straßen auch. Aber schon in den Fünfzigerjahren begann hinter<br />
der Kreuzung, wo es rechts nach Lempertshausen und links nach Roßfeld geht, der<br />
Asphalt aufzubrechen. Wasser drang ein, der Frost sprengte die Straße auf, die nicht<br />
mehr befahren wurde, außer manchmal vom Bundesgrenzschutz. Es begannen Gras und
20 I 21 Dr. JörG BilKe<br />
Der Zaun trennte bis 1989 die Menschen in<br />
Ost und West. 1990 entstanden zwischen<br />
Holzhausen und Bad Rodach erste<br />
Wegeverbindungen durch den ehemaligen<br />
Grenzstreifen.<br />
Unkraut zu wuchern, kleine Bäche schossen empor. Es war ein seltsames Schauspiel!<br />
Jahrzehnte später, wenn ich Rodach besuchte, wo ich seit 1959 nicht mehr lebte, machte<br />
ich es mir zur Pflicht, zum Schlagbaum bei Adelhausen zu wandern und hinüber zu starren<br />
ins verbotene <strong>Land</strong>!<br />
Und dann kam der Bau der Berliner Mauer in der Nacht zum 13. August 1961. Ich studierte<br />
damals in Mainz und lebte bei meinen Eltern in Hanau. Es war ein sonniger Sonntagmorgen,<br />
ich war am Kahler See zum Schwimmen, als ich die Nachricht hörte. Ich war<br />
bestürzt, ich hatte für den Spätsommer eine Einladung nach Leipzig zu Verwandten, und<br />
ich wollte dort die Buchmesse besuchen.<br />
Am 6. September 1961 reise ich ein, drei Tage später wurde ich auf dem Karl-Marx-<br />
Platz verhaftet. Als ich drei Jahre danach aus dem Zuchthaus Waldheim in Sachsen entlassen<br />
wurde, fuhr unser Häftlingsbus bei Wartha-Herleshausen über die thüringischhessische<br />
Grenze. Meine Sehnsucht nach Thüringen war unbeschreiblich, schließlich waren<br />
wir an Jena, Weimar, Erfurt, Gotha vorbeigefahren, an Städten, die ich gerne besucht<br />
hätte, worauf ich aber noch ein Vierteljahrhundert warten musste.<br />
Es waren sicher schier unglaubliche Geschichten, die ich in DDR-Zuchthäusern und danach<br />
in Rodach über die innerdeutsche Grenze erfuhr, wenn man den Leuten zuhörte.<br />
Hatte sich nicht im Rodacher Stadtwald ein früherer Bewohner Holzhausens erhängt,<br />
weil er sein Dorf sehen konnte am Schlagbaum, wo im Gebüsch die moosbewachsenen<br />
Grenzsteine zwischen Sachsen-Coburg und Sachsen-Meiningen lagen, er aber nicht heimkehren<br />
durfte? War nicht die gesamte Einwohnerschaft des thüringischen Dorfes Einöd,<br />
südlich von Heldburg gelegen, im Sommer 1961 nach Bayern geflohen? War nicht ein Rodacher<br />
Kommunist, der immer von den DDR-Verhältnissen geschwärmt hatte, in den „Arbeiter-<br />
und Bauernstaat“ übergesiedelt und hatte es bitter bereut?<br />
Ist nicht der DDR-Grenzsoldat Werner Weinhold am 19. Dezember 1975, nachdem er<br />
zwei Kameraden erschossen hatte, bei Rodach über die Grenze gekommen? Ist nicht ein<br />
junger Bauer aus Thüringen, der unter Aufsicht von DDR-Grenztruppen den Todesstreifen
eggen musste, damit man die Fußspuren Geflüchteter erkennen konnte, in plötzlichem<br />
Entschluss über die Grenze geflohen, als auf westdeutscher Seite bayerische Grenzpolizisten<br />
auftauchten?<br />
Heute weisen nur noch Schilder<br />
auf den früheren Eisernen Vorhang<br />
bei Holzhausen hin.<br />
Hat nicht ein anderer Bauer, der nachts im Grenzgebiet ernten durfte, heimlich seine<br />
Verwandten in Lempertshausen besucht und ist im Morgengrauen zurückgeschlichen<br />
durch Stacheldraht und Minenfeld? Und haben nicht dummerweise seine Westverwandten<br />
Stunden später „drüben“ angerufen und gefragt, ob ihr Vetter oder Neffe unbeschadet<br />
zu Hause eingetroffen sei, nicht ahnend, dass das Telefongespräch abgehört wurde? Auch<br />
die Webers Alma, die Großmutter meines Freundes Erhard Leicht, war einmal beim Reisigsammeln<br />
auf die Thüringer Seite geraten und dort festgenommen worden. Noch während<br />
des Verhörs hielt sie krampfhaft einen derben Stock, den sie nicht hergeben wollte,<br />
den brauchte sie noch für ihren „Göker“. Bereitgestelltes Essen, denn das Verhör gegen<br />
die „Agentin der Bonner Ultras“ dauerte Stunden, wies sie trotz ihres Hungers zurück:<br />
„Des könnt ja vergift sei!“ Ihr Enkel durfte sie dann an der Grenze bei Adelhausen abholen.<br />
Einmal haben drei Betrunkene aus Hildburghausen in der Nacht die Grenzzäune bei<br />
Adelhausen überstiegen und sind in Roßfeld angekommen. Dort trafen sie morgens um 3<br />
Uhr den Milchfahrer aus Rodach, der bei den Bauern die frischgemolkene Milch abholte.<br />
Der erzählte ihnen dann, im letzten Abschnitt der Grenze vor dem letzten Zaun, wo sie<br />
schon gesungen hatten vor Glück, weil sie gehofft hätten, schon „den Westen“ erreicht zu<br />
haben, da lägen die Minen, die sie hätten zerfetzen können. Da erschraken sie noch nachträglich.<br />
Im Sommer 1967 lebte ich während der Semesterferien für einige Wochen bei meiner<br />
Großmutter in Coburg. Als ich ihr erklärte, am 25. August, dem dritten Jahrestag meiner<br />
Befreiung aus dem Zuchthaus Waldhain in Sachsen, nach Rodach fahren und beim<br />
Straufhain an der Grenze entlanggehen zu wollen, packte sie das blanke Entsetzen. Ich<br />
sollte doch an Dr. Joachim Holz denken, unseren früheren Hausarzt in Rodach, der hätte<br />
sich einmal mit seiner Frau hinterm Georgenberg im Wald verirrt. Sie hätten stunden-
22 I 23<br />
lang, bei heftigem Gewitterregen, unter einem Baum gesessen und gezittert, weil sie befürchtet<br />
hätten, sie wären schon in der „russischen Zone“. Der Rodacher Bäcker Dagobert<br />
Tisch, der nach dem Krieg die Rodacher Bäckerei Hörnlein in der <strong>Coburger</strong> Straße übernommen<br />
hatte, stammte aus Leipzig. Teile seines Hausrates lagen immer noch dort, also<br />
gingen seine Frau und meine Tante Lotti Buschendorf, die auch aus Leipzig 1945 zu uns<br />
nach Rodach kam, nachts über die Grenze und kehrten die Nacht darauf zurück, bepackt<br />
mit Koffern und Taschen. Ihre Männer warteten in der „amerikanischen Zone“ im Gebüsch<br />
und erzählten sich Geschichten. Dann schliefen sie ein, und ihr Schnarchen ließ<br />
die Bäume erzittern. Die Frauen, die mit Gepäck durchs Unterholz krochen, wussten damit,<br />
in welche Richtung sie sich bewegen mussten.<br />
Der Prinzregententurm steht auf dem Gipfel des 515<br />
Meter hohen Neustadter Hausberges Muppberg.<br />
Er wurde 1905 zu Ehren des Erbprinzen Ernst zu<br />
Hohenlohe-Langenburg errichtet.<br />
Und dann fiel die Mauer in Berlin, am 9. November 1989 abends! <strong>Das</strong>s die Pressekonferenz<br />
Günter Schabowskis in Ostberlin, bei der er Reisefreiheit für alle DDR-Bürger verkündete,<br />
eine solche Wirkung haben könnte, dass ein <strong>ganz</strong>er Staat von der <strong>Land</strong>karte<br />
verschwände, war nicht vorauszusehen. Ich hörte davon im Autoradio, als ich durch<br />
Bonn fuhr, und verursachte vor Schreck einen Unfall. Später sah<br />
ich, ich war am 17. November in Heilbronn auf Dienstreise, wie<br />
die Grenze zwischen Rodach und Adelhausen geöffnet wurde.<br />
Scharenweise kamen die Thüringer zu Fuß die Hildburghäuser<br />
Straße entlang. Bürgermeister Ernst Englmaier war zu sehen, wie<br />
er Sekt ausschenkte, ein Trompeter aus Adelhausen blies „Amazing<br />
Grace“ in den noch dunklen Morgenhimmel. Ich saß wie erstarrt<br />
in meinem Hotelzimmer: Auf diesen Tag hatte ich 40 Jahre<br />
lang gewartet, und niemand aus Rodach hatte mich benachrichtigt.<br />
Vier Wochen später, am 17. Dezember 1989, fuhr ich von Bonn<br />
zur „Fränkischen Weihnacht“ nach Rodach. Dort erfuhr ich, die<br />
Grenze zwischen Sülzfeld, das zu Rodach gehörte, und Bad Colberg<br />
in Thüringen wurde für acht Stunden geöffnet, damit auch<br />
die Rodacher nach Thüringen einreisen konnten. Am Sonntagmorgen<br />
standen DDR-Grenzsoldaten und ihre bayerischen Kollegen im<br />
vertrauten Gespräch am durchschnittenen Grenzzaun und tranken<br />
Sekt miteinander. Ich rieb mir die Augen, als ich das sah, so unwirklich<br />
war das Bild! In der Gaststätte „Linde“ in Bad Colberg<br />
wurden wir Rodacher mit Freibier und Bratwürsten bewirtet.<br />
Stunden später stieg ich in Heldburg den Festungsberg hinauf und<br />
erreichte die Veste, als Birgit Meinunger aus dem Tor trat, die<br />
Burgherrin. Abends fuhren wir dann nach Rodach, wo noch immer<br />
gefeiert wurde. Wenn man heute, mehr als zwei Jahrzehnte<br />
später, nach Adelhausen fährt, merkt man nicht mehr, wo Franken<br />
aufhört und Thüringen anfängt. Wenn man anhält und aussteigt,<br />
kann man noch den feinen Haarstrich sehen, wo der graue<br />
Teer aufhört und der schwarze beginnt. Der Schwarze ist der jüngere,<br />
hier war einmal die Grenze, die Deutschland geteilt hat.
erich „ete“ Beer<br />
Sprungbrett für die Karriere: Von<br />
Neustadt in die Nationalmannschaft<br />
Ich bin 1946 in Bamberg geboren und kam im<br />
Alter von 13 Jahren nach Neustadt bei Coburg.<br />
Mein Vater erhielt als Schornsteinfeger den<br />
Kehrbezirk in Neustadt zugewiesen. So lernte<br />
die Familie Beer das <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong> kennen. Als<br />
großer Fan des runden Leders meldete ich mich<br />
beim VFL 07 Neustadt, der heute leider nicht mehr<br />
existiert, in der Fußballabteilung an. Der VFL spielte<br />
zu dieser Zeit in der zweithöchsten Fußballklasse.<br />
Die Euphorie in der Puppenstadt war riesig. Kein<br />
Geringerer als der „Held von Bern“, der berühmte<br />
Fritz Walter, war damals Trainer der Mannschaft.<br />
Ich war in der Schülermannschaft mit Leib und Seele<br />
dabei. Noch heute besitze ich sein Buch über das<br />
WM-Finale 1954 in der Schweiz. Beim VFL 07, der<br />
damals eine feste Größe im süddeutschen Raum<br />
war, spielte ich von 1965 bis 1967 in der Bayern- und<br />
<strong>Land</strong>esligamannschaft. Startrainer und „Meistermacher“<br />
Max Merkel wurde auf mich aufmerksam und holte mich zum 1. FC Nürnberg. So<br />
habe ich dem VFL 07 Neustadt sehr viel zu verdanken. Leider musste das Stadion später<br />
verkauft werden, was mich jedes Mal, wenn ich vorbeifahre, traurig macht.<br />
Ich selbst fahre mit meiner Familie – meine Frau kommt aus Neustadt, unser Sohn<br />
Ralph wurde in Coburg geboren – sehr gerne in die fränkische Heimat. Dann lassen wir<br />
uns „Neustadter Klöß mit Braten und Soß“ schmecken. Ein Spaziergang rund um den<br />
Muppberg oder zur Veste Coburg und ein Konzert auf dem Schlossplatz sind immer<br />
wieder ein Erlebnis. Der <strong>Land</strong>kreis Coburg bietet Tradition, Geschichte und viele Sehenswürdigkeiten.<br />
Die standesamtliche Trauung unseres älteren Sohnes fand im <strong>Coburger</strong><br />
Standesamt in Bürglaßschlösschen – nicht weit vom Schlossplatz entfernt – statt.<br />
Auch für den Tourismus wird die Region immer attraktiver: Wandern, Radfahren,<br />
große Veranstaltungen, zum Beispiel das Sambafestival oder das Neustadter Kinderfest<br />
locken Besucher an. Ich selbst rühre die Werbetrommel für das <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong> bei meinen<br />
Freunden in München. Viele, die diese Region besucht haben, sind begeistert zurückgekehrt<br />
und haben davon geschwärmt. Auch die gute fränkische Küche, vor allem<br />
„Brotwörscht“ und die kleinen Brauereien, die leckeres Bier brauen, locken ins <strong>Coburger</strong><br />
<strong>Land</strong>.<br />
Da die Region vom Zonenrandgebiet zum „Nabel“ von Deutschland wurde, hoffe ich,<br />
dass die Menschen dort aufgeschlossen bleiben und neue Projekte gerne annehmen. So<br />
können sie lebendig an der deutschen Geschichte teilnehmen.<br />
erich „ete“ Beer<br />
Erich „Ete“ Beer wurde 1946 in Bamberg geboren. Seine<br />
Jugendzeit verbrachte er in Neustadt bei Coburg. Dort<br />
schloss er sich der Jugendfußballabteilung des VfL<br />
Neustadt an, bei dem er bis Ende 1967 spielte. Von 1968<br />
bis 1979 war Beer für den 1. FC Nürnberg, Rot-Weiß<br />
Essen und Hertha BSC in der Fußball-Bundesliga<br />
aktiv. Für diese Vereine absolvierte der Offensivmann<br />
insgesamt 341 Spiele und erzielte dabei 95 Treffer.<br />
Nachdem er von 1979 bis 1981 bei Ittahad Dschidda in<br />
Saudi-Arabien gespielt hatte, wechselte Beer 1981 zum<br />
TSV 1860 München in die 2. Bundesliga.<br />
Im Mai 1975 gab Beer sein Debüt in der deutschen<br />
Nationalmannschaft. Er absolvierte insgesamt 24<br />
Länderspiele und schoss sieben Tore. 1976 wurde er mit<br />
der Mannschaft in Belgrad Vize-Europameister. Beer<br />
gehörte dem Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft<br />
bei der Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien<br />
an; sein letztes Match für Deutschland war das als<br />
„Schmach von Cordoba“ bekannt gewordene WM-Spiel<br />
gegen Österreich. Beer lebt heute mit seiner Familie in<br />
München.
48 I 49<br />
annette hopfenmüller<br />
Verborgene Schätze in<br />
meiner alten Heimat<br />
Ich war bereits über zwanzig Jahre in München und eher als Kultur-Filmerin tätig,<br />
als mir die BR-Redaktion „Unter unserem Himmel“ das Angebot machte, doch<br />
auch einmal meine Heimatregion filmisch zu erschließen. Schon bei den ersten<br />
Recherchen dämmerte mir, wie wenig ich im Grunde über das <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong><br />
wusste und wie viel verborgene Schätze in ihm schlummern: altes Handwerk und<br />
Brauchtum, scheinbar ausgestorben, doch mancherorts noch quicklebendig, noch unerzählte<br />
Geschichten, spannende Entwicklungen, herrliches Fachwerk, wunderschöne<br />
<strong>Land</strong>schaften und vor allem interessante und liebenswerte Leut‘!<br />
annette hopfenmüller<br />
Annette Hopfenmüller, Jahrgang 1959, wuchs auf<br />
in Ebersdorf im östlichen <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong>. Seit 1978<br />
lebt und arbeitet sie in München. In den 1980er-<br />
Jahren machte sie als Bassistin Karriere in Rockund<br />
Jazzprojekten, u. a. in der Band des „Spliff“-<br />
Schlagzeugers Herwig Mitteregger und beim<br />
Revuekabarett „Blackout“. Sie moderierte „Seven<br />
o’Pop“ und „Pop nach Acht“ auf Radio Bayern 3<br />
und erfand die Kultsendung „Hard’n Heavy“, die<br />
sie 250-mal im Fernsehen präsentierte. Seit 1991<br />
arbeitet sie als Filmemacherin. Sie produzierte<br />
Kulturbeiträge fürs ZDF („Aspekte“), die ARD und<br />
3sat sowie Werbespots und Imagefilme für die<br />
Musikindustrie. Als Regisseurin/Autorin hat sie bis<br />
heute fast 60 Dokumentarfilme und -serien (z.B.<br />
„Alpenrock“, „Wie kommt der Mond ins Theater?“)<br />
für das öffentlich-rechtliche Fernsehen realisiert.<br />
Dabei zieht es sie immer wieder auch in ihre<br />
Heimat: Für die BR-Sendereihe „Unter unserem<br />
Himmel“ drehte sie „Lieber ein König in Coburg“<br />
(1998), „Im Itzgrund“ (2003), „Im Rodacher Hügelland“<br />
(2004), „Im Seßlacher Winkel“ (2005),<br />
„Im Lautertal“ (2006), „Am Polstermöbelhighway<br />
303“ (2008), „Unternehmen Märchenschloss –<br />
Schlossherren rund um Coburg“ (2009) und erst<br />
kürzlich die „<strong>Coburger</strong> Spezialitäten“.<br />
Im Vergleich zur Tourismus-Glorie, die zum Beispiel alpennahe oberbayerische Orte<br />
bestrahlt, führt das abgelegene <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong> freilich ein Aschenputtel-<strong>Das</strong>ein. Aber<br />
nach all den Entdeckungsreisen, auf die wir uns im Team immer wieder begeben haben,<br />
können wir sagen: <strong>ganz</strong> zu Unrecht. Hier hat’s zwar kein Bergmassiv, aber die<br />
<strong>Land</strong>schaftsbilder, die die Kameramänner eingefangen haben, sind auf andere Weise<br />
atemberaubend. Diese Schönheit ist nicht spektakulär – sie ist schlicht und unaufdringlich.<br />
Man muss sich halt die Mühe machen, ein bisschen genauer hinzusehen: das Lautertal,<br />
das den Thüringer Wald wie eine Kerbe durchfräst. Der Blick von Rodach hinüber<br />
auf die Langen Berge. Authentische Dörfer wie Schottenstein oder Buchenrod. <strong>Das</strong><br />
mittelalterliche Fachwerkensemble von Seßlach. Die frech-verschlungenen Mäander der<br />
Itz. Sogar mit großem (manchmal auch abgeblättertem) Glanz kann das <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong><br />
aufwarten: <strong>Das</strong>s es in und um die Vestestadt die höchste Schlösserdichte Europas geben<br />
soll, ist mitnichten ein Märchen. Unzählige Burgen und Schlösser liegen auf Felsen, in<br />
Parks oder versteckt im Wald und geben Zeugnis von einer bewegten Vergangenheit.<br />
Wenn man sich also so umsieht in der Heimat, fördern die Entdeckungen natürlich<br />
nicht nur freudiges Staunen zutage. Was einen immer umtreiben wird, wenn man das<br />
„Einst“ in Bezug setzt zum „Jetzt“, ist der Strukturwandel und die Veränderungen des<br />
Lebens in den Dörfern. Übrigens ein trauriges Phänomen, das es überall gibt – und<br />
eben leider auch im <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong>. <strong>Das</strong>s es in den früher so vitalen Ortschaften, in denen<br />
es Handwerksbetriebe, Wirtshäuser, viele kleine Läden und manchmal sogar ein<br />
Kino gab, heute so still geworden ist, wird einen immer mit Wehmut erfüllen. Einige<br />
Erinnerungen an das dörfliche Leben meiner eigenen Kindheit habe ich im „Polstermöbelhighway<br />
303“ untergebracht, was ihn damit wohl zum <strong>persönlich</strong>sten meiner Filme<br />
macht. Was aber nicht heißen soll, dass in ihm etwa Melancholie vorherrscht, im Ge-<br />
Die <strong>Land</strong>schaftsbilder sind auf andere Weise atemberaubend.<br />
Diese Schönheit ist nicht spektakulär – sie ist<br />
schlicht und unaufdringlich. Der Blick von Rodach hinüber<br />
auf die Langen Berge. Authentische Dörfer wie<br />
Schottenstein oder Buchenrod. <strong>Das</strong> mittelalterliche Fachwerkensemble<br />
von Seßlach. Die frech-verschlungenen<br />
Mäander der Itz.
genteil: Er ist dank der Pfiffigkeit seiner Protagonisten auch einer meiner lustigsten! Da<br />
singt Stuhlfabrikant Zachert den Blues, da wird Bürgermeister Reisenweber umtanzt<br />
von rosa Elevinnen. Wir hatten beim Drehen viel Spaß.<br />
Überhaupt: Am meisten freuen uns die Begegnungen mit den Menschen! Sie sind der<br />
Grund dafür, dass sich selbst ostfriesische Teammitglieder in <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong>en richtig<br />
heimisch fühlen. Der Ton hier ist unverstellt und geradeheraus, die Hilfsbereitschaft ohne<br />
großes Tamtam und die Verlässlichkeit einhundert Prozent. Wir wollen filmen auf der<br />
Itz? Schwupps, sitzen wir im Schlauchboot der Großheirather Feuerwehr. Wir brauchen<br />
„G‘schnittna Huasn“? Schon lassen sieben Ebersdorfer Bäuerinnen die Töpfe rauchen.<br />
Zugegeben: die Tatsache, hier aufgewachsen zu sein und viele Leute noch aus der Kindheit<br />
oder von den Eltern her zu kennen, verschafft einem schon einen Heimvorteil…<br />
Unser Anekdotenschatz von den Dreharbeiten im <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong> ist inzwischen auch<br />
auf beachtliche Größe angewachsen. Legendär die Zeit in Rodach. Mit den Metzgern<br />
Güntzel und Zimmer drehten wir Schlüsselszenen ihres Berufs: Bratwurstfleisch in<br />
Därme füllen, Schlachtschüssel, Schwein zerteilen und als „Grande Finale“ Blutwurstmachen.<br />
Da kippte uns der Kameramann, an dessen wächserne Gesichtsfarbe wir uns<br />
schon gewöhnt hatten, fast vornüber in den Wurstkessel. Klaglos hatte er zwei fleischeslustige<br />
Wochen ertragen, doch die dicke Blutmasse mit den darin schwimmenden<br />
Fettstückchen gab ihm dann doch den Rest – der Mann ist Vegetarier!<br />
<strong>Das</strong> Wank-Haus in Großgarnstadt ist heute das<br />
evangelische Gemeindehaus.<br />
Auf der Autobahn radeln – das gibt’s nur im <strong>Land</strong>kreis<br />
Coburg. Die neue Verkehrsader verbindet die<br />
Region mit Erfurt und Nürnberg.
60 I 61 norBert Kastner<br />
„Preis-Leistungssieger“ in<br />
Sachen Lebensqualität<br />
Alle Wege führen nach Rom“, heißt es bedeutungsvoll. „Neapel sehen und sterben“,<br />
sagt das Sprichwort. Und sehnsuchtsvoll singt Udo Jürgens „Ich war<br />
noch niemals in New York“.<br />
Nun, ich durfte schon New York besuchen, ebenso Neapel. Und – ja – auch Rom wird<br />
nicht ohne Grund die „Ewige Stadt“ genannt. Doch <strong>ganz</strong> gleich, aus welcher Stadt ich<br />
nach Coburg zurückkomme, das Bild der Veste über dem <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong> ist einzigartig<br />
und sagt mir immer wieder: Hier bist du zu Hause.<br />
„<br />
norbert Kastner<br />
Norbert Kastner wurde 1959 in Coburg geboren.<br />
Nach dem Abitur am Gymnasium Casimirianum<br />
im Jahr 1979 studierte er Rechtswissenschaften<br />
an der Julius-Maximilians-Universität<br />
Würzburg. Es folgten zwei Jahre als Stipendiat<br />
der Friedrich-Ebert-Stiftung an der Universität<br />
Lausanne. Danach arbeitete er als Rechtsanwalt<br />
und wurde Partner einer <strong>Coburger</strong><br />
Anwaltskanzlei. Als Mitglied der SPD wurde<br />
Kastner 1990 im Alter von 30 Jahren damals<br />
jüngster Oberbürgermeister der Bundesrepublik<br />
Deutschland. Im April 2008 folgte die dritte<br />
Wiederwahl. Neben seinem Amt als Oberbürgermeister<br />
ist er unter anderem als Aufsichtsratsvorsitzender<br />
der <strong>Coburger</strong> Wohnbau GmbH<br />
und der Städtischen Werke GmbH (SÜC) tätig.<br />
Wer in der Region groß wird, verwächst früh mit Geschichte und Tradition. Schon in<br />
den Stadtbildern – sei es in Coburg oder Seßlach – ist die Leistung früherer Generationen<br />
allgegenwärtig. Am <strong>Coburger</strong> Markt stehen sich das bürgerliche Selbstbewusstsein auf<br />
der Rathausseite und die Geschichte des Herzogtums, repräsentiert im heutigen Stadthaus,<br />
direkt gegenüber. Dazwischen „unser Prinz Albert“ auf seinem Sockel.<br />
Keine Frage – unsere Region ist eng verknüpft mit der Geschichte der <strong>Coburger</strong> Herzöge<br />
und nicht zuletzt dadurch wird sie zu etwas <strong>ganz</strong> Besonderem. Gerade diese Geschichte<br />
ist es, die einem überall begegnet. Und sie tut es schon mal an einem Ort, an<br />
dem man gar nicht damit rechnet. So erinnere ich mich, einmal in Portugal das berühmte<br />
Schloss „Sintra“ besucht zu haben. Schon am Eingang prangt das Wappen der<br />
<strong>Coburger</strong> Herzöge. Gebaut wurde das Schloss von Prinz Ferdinand – Fernando – wie die<br />
Portugiesen ihren <strong>Coburger</strong> Regenten nannten. Und doch waren es vor allem andere, die<br />
den Namen ihrer Heimatstadt unauslöschlich in der Geschichte verankert und berühmt<br />
Auch der Spitzensport, zum Beispiel beim Volleyball, hält Einzug in der Region.
Der Marktplatz ist das Herz der Stadt Coburg.<br />
gemacht haben: Leopold, beispielsweise, als erster König der Belgier und selbstverständlich<br />
Albert, als Ehemann von Königin Victoria, sind unstrittig die berühmtesten Repräsentanten<br />
des <strong>Coburger</strong> Adels. Viele ihrer Verwandten haben es ihnen gleichgetan. So<br />
gibt es kaum ein <strong>Land</strong> in Europa, in dem nicht ein <strong>Coburger</strong> Prinz oder eine <strong>Coburger</strong><br />
Prinzessin Spuren hinterlassen hätte. Vielleicht liegt ja in dieser Tatsache auch der<br />
Grund, warum wir uns in Coburg gerne „Europastadt“ nennen und diesen Begriff besonders<br />
gerne mit Leben erfüllen. Nicht nur die Kommune, auch unsere Schulen und Vereine<br />
pflegen intensive Kontakte zu ihren Partnern in zahlreiche Länder unseres Kontinents<br />
und auch darüber hinaus.<br />
Es waren die <strong>Coburger</strong> Herzöge, die liberal genug waren, den Bünden der Turner- und<br />
Sänger in Coburg zur Gründung zu verhelfen – ein progressiver politischer Akt – und<br />
Teil eines Prozesses, der so manches in Deutschland aus den Angeln hob.<br />
Wer sich für Stadtpolitik interessiert, der wird früh lernen, dass die <strong>Coburger</strong> 1920 den<br />
wohl besten Staatsvertrag mit dem Freistaat Bayern gemacht haben, den man aushandeln<br />
konnte. <strong>Land</strong>estheater, IHK oder auch das <strong>Land</strong>gericht zeugen noch heute davon.<br />
Keine Frage – unsere Region ist eng verknüpft mit der Geschichte der <strong>Coburger</strong><br />
Herzöge und nicht zuletzt dadurch wird sie zu etwas <strong>ganz</strong> Besonderem. Gerade<br />
diese Geschichte ist es, die einem überall begegnet.
62 I 63 norBert Kastner<br />
Coburg bietet seinen Bürgerinnen<br />
und Bürgern ein soziales Netz, das<br />
eng geknüpft und extrem tragfähig<br />
ist. Wir sind Familienstadt – und<br />
mit Blick auf die ebenso hervorragenden<br />
Aktivitäten des <strong>Land</strong>kreises<br />
– Familienregion.<br />
Wir sind uns aber auch bewusst, dass die Geschichte von Stadt und Region<br />
einige dunkle Kapitel auf ihren Seiten stehen hat. Aber insbesondere<br />
die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass Coburg aus den Fehlern der Vergangenheit<br />
gelernt hat. Coburg ist bunt, weltoffen, international und tolerant.<br />
Wir feiern Europas größtes Sambafestival, wir sind stolz auf die internationalen<br />
Studiengänge unserer Hochschule, und in unseren Unternehmen<br />
arbeiten Mitarbeiter aus mehr als 90 Nationen.<br />
Und hier richtet sich der Blick schon aus der Vergangenheit in die Gegenwart.<br />
Der Kammerbezirk Coburg ist einer der stärksten Wirtschaftsstandorte<br />
der Republik. Coburg bietet seinen Bürgerinnen und Bürgern ein soziales<br />
Netz, das eng geknüpft und extrem tragfähig ist. Wir sind Familienstadt –<br />
Familien finden in der Region hervorragende Lebensbedingungen vor.
und mit Blick auf die ebenso hervorragenden Aktivitäten des <strong>Land</strong>kreises – Familienregion.<br />
Und als Region sind wir die „Preis-Leistungs-Sieger“ in Sachen Lebensqualität.<br />
Unsere Bildungslandschaft ist vorbildhaft, unsere Schulen in Stadt und <strong>Land</strong> haben<br />
höchstes Niveau und unsere Hochschulen sind in ihren Fachbereichen hervorragend<br />
aufgestellt.<br />
Die idyllische Sommerresidenz Schloss Rosenau ist<br />
der Geburtsort des Prinzgemahls der Queen Victoria,<br />
Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha.<br />
„Die <strong>Coburger</strong> Probleme sind anderswo die Lösungen“, haben wir in den letzten Jahren<br />
von einigen Besuchern aus Ministerien und von Planungsbüros gehört. <strong>Das</strong> heißt,<br />
wir haben anderen Regionen gegenüber einen Vorsprung. Den auszubauen, ist unser<br />
Ziel. Die Kraft dafür stammt aus der Region, aus Stadt und <strong>Land</strong>kreis Coburg.
82 I 83 petra platZGummer-martin<br />
Reich an Facetten<br />
und lebenswert<br />
Seit zwanzig Jahren lebe ich mit meiner Familie in Dörfles-Esbach im <strong>Land</strong>kreis<br />
Coburg. Die Gründe, die uns damals bewogen haben, von München nach Oberfranken<br />
umzuziehen, waren beruflicher, aber auch <strong>persönlich</strong>er Art. Mein Mann<br />
stammt aus Dörfles-Esbach – für ihn war es also eine Rückkehr – und für mich<br />
hatte das <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong> von jeher, seit ich es in den 70er-Jahren das erste Mal besucht<br />
hatte, einen besonderen Reiz: Ich verband damit idyllische Orte eingebettet in eine abwechslungsreiche<br />
<strong>Land</strong>schaft, Schlösser und Museen, gutes Essen in <strong>Land</strong>gasthäusern<br />
und Gourmet-Restaurants und im Zentrum die Stadt Coburg mit ihrem bauhistorischen<br />
Reichtum und der alles überragenden Veste.<br />
petra<br />
platzgummer-martin<br />
Petra Platzgummer-Martin wurde 1955 in Würzburg<br />
geboren, ist verheiratet und hat ein Kind. Nach<br />
dem Abitur studierte sie Rechtswissenschaften in<br />
Würzburg. Petra Platzgummer-Martin absolvierte<br />
Staatsexamen und Referendarausbildung. 1983/84<br />
war die Juristin bei der Regierung von Unterfranken<br />
tätig. Von 1984 bis 1990 arbeitete sie im Bayerischen<br />
Staatsministerium des Innern. Nach einer<br />
zweijährigen Zeit im <strong>Land</strong>ratsamt Coburg ging<br />
Petra Platzgummer-Martin 1992 zur Regierung von<br />
Oberfranken, wo sie mehrmals Führungsaufgaben<br />
übernahm. Unter anderem war sie von 2002 bis<br />
2005 Gleichstellungsbeauftragte der Regierung<br />
von Oberfranken. Seit 2007 ist Petra Platzgummer-<br />
Martin Regierungsvizepräsidentin von Oberfranken.<br />
Sie lebt mit ihrer Familie in der Gemeinde<br />
Dörfles-Esbach im <strong>Land</strong>kreis Coburg.<br />
Von Zonenrand-Tristesse habe ich damals nichts gespürt, vielmehr eine Art „splendid<br />
isolation“ – eine Assoziation, die mir mit Blick auf die Verbindungen zu England gar<br />
nicht so abwegig erschien. Die Entscheidung, München in Richtung <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong> zu<br />
verlassen, fiel mir jedenfalls relativ leicht. Und wie sieht mein Bild heute aus? Hat der Alltag<br />
es stark verändert? Um die Antwort vorweg zu nehmen: <strong>Das</strong> Bild ist bunter und vielfältiger<br />
geworden, die positive Gesamtschau ist geblieben. Wir haben unsere Entscheidung<br />
nicht bereut.<br />
Wir leben gerne hier. Es ist die <strong>ganz</strong> besondere Mischung der kleinen, unspektakulären<br />
Dinge und der außergewöhnlichen Angebote, Einrichtungen und Veranstaltungen, die<br />
das Leben hier so angenehm macht: Ich finde es einfach entspannend, dass man am<br />
Sonntag zum Mittagessen „in die Klöß“ geht und dass es dazu eine unglaubliche Anzahl<br />
an guten Gaststätten im <strong>ganz</strong>en <strong>Land</strong>kreis gibt, mit einer wunderbar bodenständigen<br />
Hausmacher Küche – es bleibt die Qual der Wahl. Und ich finde es toll, dass bei uns die<br />
Kinder „Kloß mit Soß“ essen und die Pommes erst an zweiter Stelle kommen. Und die <strong>Coburger</strong><br />
Bratwürste sind ohnehin die weltbesten!<br />
Ich liebe die Weihnachtsmärkte der Region. Es ist immer wieder etwas Besonderes für<br />
mich, dass ich einfach mal so bei dem einen oder anderen Weihnachtsschmuckhersteller<br />
in den Musterraum gehen oder den Glasmalern über die Schultern schauen darf. Ich finde<br />
es wunderbar, dass die Tradition der Spielzeug- und Puppenherstellung in Neustadt bei<br />
Leben und Wohnen<br />
lässt es sich gut im<br />
<strong>Land</strong>kreis Coburg.
Coburg und im <strong>Land</strong>kreis weiterlebt und dass wir zum Beispiel in<br />
Neustadt einen Puppendoktor haben, der für jedes Übel ein Heilmittel<br />
weiß. Und wie habe ich den herrlich altmodischen Märchenpark<br />
geliebt, der an heißen Sommertagen so verwunschen<br />
einsam dalag – und wohl auch deshalb nicht mehr existiert.<br />
Und dass es um die Ecke in Neukirchen einen Skilift und in<br />
Rödental eine Skischule gibt, die sich der Skizwerge annimmt, damit hatte ich auch<br />
nicht gerechnet, als ich Oberbayern den Rücken kehrte.<br />
Ich genieße es, Kunstausstellungen auf Schloss Callenberg zu besuchen, an einem<br />
Hochzeitsempfang im Park von Schloss Rosenau teilzunehmen, in der musikalischen<br />
Vielfalt des Tambacher Sommers immer wieder Lieblingsinterpreten zu entdecken, mich<br />
ins Gewühl des Sambafestivals zu stürzen oder an einem frühen Sonntagabend mit<br />
Freunden im wunderbar mittelalterlichen Sesslach in einem der dortigen Traditionsgasthäuser<br />
zusammenzusitzen.<br />
Ich freue mich über neue Facetten eines vertrauten Materials, die mir das Europäische<br />
Museum für modernes Glas im Park Schloss Rosenau zeigt und weiß die Faszination zu<br />
schätzen, die die Rüstkammer der Veste Coburg auf kleine Möchtegern-Ritter ausübt.<br />
Ich weiß den Luxus zu würdigen, den ein Drei-Sparten-Haus in unserem ländlichen<br />
Raum darstellt und bedauere es, mir diesen Luxus viel zu selten zu gönnen. Eines allerdings<br />
habe ich mir nie nehmen lassen: den jährlichen Besuch des Weihnachtsmärchens<br />
im <strong>Land</strong>estheater – für Eltern ein absolutes Muss, ebenso wie die Kinderaufführung im<br />
Sommer auf der Waldbühne in Heldritt. Und jedes Jahr am Kirchweihsonntag ist in<br />
Dörfles-Esbach die Musik im Ort unterwegs und spielt von Haus zu Haus zunehmend beschwingter<br />
ihre Beatles-Songs.<br />
Kommunbrauhaus in Seßlach<br />
Wir leben gerne hier. Es ist<br />
die <strong>ganz</strong> besondere Mischung<br />
der kleinen, unspektakulären<br />
Dinge und der außergewöhnlichen<br />
Angebote und Veranstaltungen,<br />
die das Leben<br />
hier so angenehm macht:<br />
Und dass es um die Ecke in<br />
Neukirchen einen Skilift und<br />
in Rödental eine Skischule<br />
gibt, damit hatte ich auch<br />
nicht gerechnet, als ich Oberbayern<br />
den Rücken kehrte.<br />
Um es kurz auf einen Nenner zu bringen: Es lebt sich gut bei uns im <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong>.<br />
Die Grundstückspreise sind erschwinglich, die Lebenshaltungskosten liegen deutlich unter<br />
denen in Ballungsräumen, Schulen jeder Schulart sind vorhanden – wo kann man<br />
schon im ländlichen Raum zwischen fünf verschiedenen Gymnasien in den nahe gelegenen<br />
Städten wählen, die Hochschule Coburg punktet mit innovativen Studienangeboten,<br />
die heimischen Unternehmen bieten attraktive Arbeitsplätze. In der Freizeit konkurriert<br />
das reiche kulturelle Angebot mit vielfältigen Sportmöglichkeiten bis hin zu einem<br />
herrlichen Golfplatz und mit dem wunderbar entspannenden Genuss, den die Therme in<br />
Bad Rodach bietet.<br />
Mit der neuen A 73 ist es ein Katzensprung nach Erfurt, Weimar, Bamberg oder Nürnberg.<br />
Die Wege zum Einkaufen, für Behördengänge, Arztbesuche, ins Kino, Theater oder<br />
Restaurant sind kurz – wobei Dörfles-Esbach mit seiner unmittelbaren Nachbarschaft zu<br />
Rödental und Coburg natürlich privilegiert ist. Und was die Stadt Coburg angeht, so lässt<br />
sich die hohe Lebensqualität im <strong>Land</strong>kreis nicht losgelöst von der Stadt betrachten. Beide,<br />
Stadt und <strong>Land</strong>kreis, gehören zusammen und partizipieren vielfältig voneinander.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Coburger</strong> <strong>Land</strong> ist reich an Facetten, sei es historisch, kulturell, wirtschaftlich oder<br />
landschaftlich – aber es ist vor allem eines: Es ist lebenswert.