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<strong>Der</strong> <strong>Ostalbkreis</strong> <strong>ganz</strong> <strong>persönlich</strong>
ÜSSELDORF<br />
FRANKFURT<br />
WÜRZBURG<br />
STRASSBURG<br />
STUTTGART<br />
<strong>Ostalbkreis</strong><br />
FREIBURG<br />
MÜNCHEN<br />
Ellwangen<br />
Schwäbisch<br />
Gmünd<br />
Aalen
<strong>Ostalbkreis</strong><br />
<strong>Der</strong><br />
<strong>ganz</strong> <strong>persönlich</strong><br />
Landratsamt <strong>Ostalbkreis</strong><br />
in Zusammenarbeit mit der<br />
neomediaVerlag GmbH
4 I Impressum<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Landratsamt <strong>Ostalbkreis</strong><br />
Stuttgarter Straße 41<br />
73430 Aalen<br />
Tel. 07361 503-0<br />
info@ostalbkreis.de<br />
www.ostalbkreis.de<br />
neomediaVerlag GmbH<br />
Industriestraße 23<br />
48653 Coesfeld<br />
Tel. 02546 9313-0<br />
info@neomedia.de<br />
www.neomedia.de<br />
Redaktion/Lektorat:<br />
Landratsamt <strong>Ostalbkreis</strong>,<br />
Susanne Dietterle<br />
Joachim Ostowski, Ostalbpresse<br />
neomediaVerlag GmbH, Günter Poggemann,<br />
Brigitte Lichtenthaeler<br />
Projektakquise:<br />
Matthias Kurz<br />
Bildnachweis:<br />
Stadt Aalen, Willi Anderl, Kerstin Melanie Artinger,<br />
Achim Auchter, Albert Bader, Anton Bäuerle,<br />
Günther Bayerl, Harald Berlinger, Helmut<br />
Bernert, Vince Bianco, Hans Brinning, Dr. Michael<br />
Dietterle, Martin Eberhardt, Ralph Endreß,<br />
Heiko Fischer, Jan Fleck, Ernst Friedrich, Christian<br />
Frumolt, Andrea Hafner, Peter Hageneder,<br />
Martin Hauber, Dr. Bernhard Hildebrand, Frank<br />
Holzapfel, Manuel Hommel, Lukas Hug, Elke<br />
Kautz, Otmar Kehrer, Gerd Keydell, Eduard Kolb,<br />
Christa Kopitz, Monika Krecsmar, Hermann<br />
Kuon, Günter Kurz, Andrej Lässig, Ulrich Mayr,<br />
Andreas Meier, Erika Mertsch, Peter Müller-Krejcir,<br />
Wolf Noack, Anette Oertel, Jürgen Pfleiderer,<br />
Jutta Rieger, Joachim E. Röttgers, Werner Riek,<br />
Johannes Rodi, Ulrich Rund, Werner Saupp,<br />
Karl-Heinz Scheide, Michael Schnell, Uwe<br />
Schwenk, Jochen Staudacher, Justus Strauß,<br />
Bettina Stritz, Josef Tuschl, Matthias Wassermann,<br />
Dr. Ingrid Weber<br />
Printed in Germany 2011<br />
Das Manuskript ist Eigentum des Verlages.<br />
Alle Rechte vorbehalten.<br />
Dem Buch liegen neben den Beiträgen der<br />
Autoren Darstellungen und Bilder der Firmen<br />
und Einrichtungen zugrunde, die mit ihrer finanziellen<br />
Beteiligung das Erscheinen des Buches ermöglicht<br />
haben. Sie sind im Anhang aufgeführt.<br />
Druck:<br />
Paus Medien GmbH<br />
Bibliographische Information der<br />
Deutschen Bibliothek<br />
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese<br />
Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie;<br />
detaillierte Daten sind im Internet über<br />
http://dnb.dbb.de abrufbar.<br />
ISBN 978-3-931334-63-5
Inhalt I 5<br />
<strong>Ostalbkreis</strong><br />
<strong>Der</strong><br />
<strong>ganz</strong> <strong>persönlich</strong><br />
12 Willkommen im <strong>Ostalbkreis</strong>!<br />
Landrat Klaus Pavel<br />
16 Grußwort des Ministerpräsidenten<br />
Winfried Kretschmann<br />
18 Ein Menschenschlag,<br />
den man mögen muss<br />
Dr. Pius Angstenberger<br />
20 Mut zu Neuem, Kreativität und<br />
Offenheit sind spürbar<br />
Richard Arnold<br />
22 <strong>Der</strong> <strong>Ostalbkreis</strong> ist mein Heimathafen<br />
Andreas Beck<br />
24 Raum für Talente und Patente<br />
Dr. Ursula Bilger<br />
26 Mein <strong>Ostalbkreis</strong> –<br />
eine späte Liebe<br />
Dr. h. c. Rudolf Böhmler<br />
28 Die Wurzeln bleiben unvergessen<br />
Dieter Braun<br />
30 Schwäbische Mentalität weiß sich zu<br />
behaupten<br />
Dr. Dieter Brucklacher<br />
34 Aalen schaff Zukunft<br />
Stadt Aalen<br />
36 Seit 100 Jahren in den Motoren<br />
der Welt zu Hause<br />
Maschinenfabrik ALFING Kessler GmbH<br />
38 Hochleistungsdämmstoffe aus<br />
Abtsgmünd<br />
aprithan Schaumstoff GmbH<br />
39 Moderne Abfallwirtschaft<br />
Gesellschaft im <strong>Ostalbkreis</strong> für<br />
Abfallbewirtschaftung mbH<br />
40 <strong>Der</strong> <strong>Ostalbkreis</strong> – ein<br />
unverwechselbares Markenzeichen!<br />
Georg Brunnhuber<br />
42 Die Integration kann nicht<br />
dem Zufall überlassen werden<br />
Bilal Dincel<br />
45 Erste Eindrücke eines Neulings<br />
Ralf Drescher<br />
46 Ein Weg, den ich nie bereut habe<br />
Professor Dr. Immo Eberl<br />
48 Ich wohne dort, wo andere<br />
Urlaub machen<br />
Udo Effenberger<br />
50 Ich möchte nirgendwo anders<br />
wohnen und leben<br />
Lisa Elser<br />
52 forschen, entwickeln, messen<br />
fem<br />
54 Präzisionstechnik nach Maß<br />
DSM Messtechnik GmbH<br />
56 Vom Produktionsstandort zur<br />
weltweiten Firmenzentrale<br />
C. & E. FEIN GmbH<br />
58 Wer sich engagiert, verändert<br />
Annemarie Engelhardt<br />
60 Erinnerungen an originelle,<br />
kantige, bisweilen auch<br />
kauzige Persönlichkeiten<br />
Bischof Dr. Gebhard Fürst
6 I Inhalt<br />
62 Ein Landkreis mit vielen Gesichtern<br />
Dr. Alfred Geisel<br />
66 Die Ostalb –<br />
ein Glücksfall und eine Liebe<br />
Harald Gentsch<br />
68 Eine zukunftsorientierte und<br />
prosperierende Region<br />
Martin Gerlach<br />
70 Internationales Flair in Bopfingen<br />
Henkel AG & Co. KGaA<br />
72 Motor für die Region<br />
EnBW Ostwürttemberg DonauRies<br />
Aktiengesellschaft<br />
73 In der Region fest verankert –<br />
weltweit vernetzt<br />
Hochschule Aalen<br />
74 <strong>Der</strong> <strong>Ostalbkreis</strong> –<br />
meine Erfolgsgeschichte<br />
Professor Dr. Astrid Beckmann<br />
78 Zukunft gestalten –<br />
mit Design zum Erfolg<br />
Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd<br />
80 Wo die Gestaltung der Zukunft eine<br />
schöne Aufgabe ist<br />
Erich Göttlicher<br />
82 Journalismus wurde in Aalen<br />
erfunden<br />
Markus Grill<br />
84 Schloss Kapfenburg – Innovation in<br />
alten Gemäuern<br />
Erich W. Hacker<br />
86 Ein Landkreis, der Sicherheit und<br />
Verlässlichkeit gibt<br />
Thomas Halder<br />
88 Rund-um-Versorgung auf<br />
hohem Niveau<br />
Ostalb-Klinikum Aalen<br />
89 <strong>Der</strong> Mensch im Mittelpunkt<br />
Stauferklinikum Schwäbisch Gmünd<br />
90 Hoch spezialisierte Medizin in<br />
Wohlfühlatmosphäre<br />
St. Anna-Virngrund-Klinik<br />
92 Kirchen, Kreis, Kommunen<br />
und Kulturbürger<br />
Thomas Haller<br />
94 Dynamisch, flexibel, traditionsbewusst<br />
Michael Hankel<br />
98 Die „Sturm- und Drang“-Jahre<br />
im <strong>Ostalbkreis</strong><br />
Otto Hauser<br />
100 Meine Ostalb –<br />
ein Bekenntnis aus der Ferne<br />
Jochen Hieber<br />
102 Gemeinsamer Versorgungsauftrag<br />
von Landkreis und Stadt Ellwangen<br />
Karl Hilsenbek<br />
104 Ein positives Grundgefühl<br />
Dieter Hoeneß<br />
105 Qualität „made in Waldstetten“<br />
auch international in der<br />
Spitzenklasse<br />
LEICHT Küchen AG
Inhalt I 7<br />
<strong>Ostalbkreis</strong><br />
<strong>Der</strong><br />
<strong>ganz</strong> <strong>persönlich</strong><br />
106 Mutiges Unternehmertum im<br />
ländlichen Raum<br />
Industrie Buchbinderei Ostalb GmbH<br />
108 Schaumstoffösungen im Zeichen<br />
der „Blauen Technologie“<br />
ISO-Chemie GmbH<br />
110 Lebensmittel auf höchstem Niveau<br />
Max Ladenburger Söhne Heimatsmühle<br />
GmbH & Co. KG<br />
111 Produkte und Lösungen,<br />
die funktionieren<br />
INNEO Solutions GmbH<br />
112 Meine Heimat ist einmalig<br />
und fasziniert mich<br />
Patriz Ilg<br />
114 Nicht nur das raue Klima hat<br />
uns geprägt<br />
Cemal Isin<br />
116 Wer seine Heimat nicht liebt,<br />
wird heimatlos<br />
Dr. Philipp-Hariolf Jenninger<br />
118 Gut für die Menschen und die Region<br />
Kreissparkasse Ostalb<br />
120 Vom „Bohrerspitzen“ zum Tool-<br />
Management<br />
Leitz GmbH & Co. KG<br />
122 Europas führender Textilveredler<br />
Lindenfarb Textilveredlung<br />
124 Selbstbestimmtes Leben gestalten –<br />
miteinander und mittendrin<br />
Stiftung Haus Lindenhof<br />
126 Willkommen in Schwäbisch Sibirien!<br />
Michael Kausch<br />
128 Weg vom Schuss und mittendrin<br />
Peter Kirsch<br />
130 Ich fühle mich nach wie vor als<br />
Schwäbisch Gmünder<br />
Vincent Klink<br />
132 Alles unter einem Himmel<br />
Hans Kloss<br />
134 Schon als Kind habe ich ihn lieb<br />
gewonnen<br />
Monsignore Erwin Knam<br />
137 Schuhhändler aus Leidenschaft<br />
Schuh Kauffmann GmbH<br />
138 <strong>Der</strong> mittelständische Globalplayer<br />
von der Ostalb<br />
LMT GmbH & Co. KG<br />
140 Die gebraute Lebensfreude<br />
Löwenbrauerei Wasseralfingen<br />
141 Ein internationaler Brillenhersteller<br />
mit Stammsitz in Schwäbisch Gmünd<br />
Ferdinand Menrad GmbH + Co. KG<br />
142 Von der Schreinerei zur<br />
Möbel-Erlebniswelt<br />
Möbel Mahler Einrichtungszentrum<br />
GmbH & Co. KG<br />
144 „Da bekommt man schon<br />
mal Gänsehaut“<br />
Rainer und Werner Koczwara<br />
146 Ostalb – Augenblicke<br />
Monsignore Sieger Köder
8 I Inhalt<br />
150 Ich fühle mich als „Ostälbler“<br />
Hans Kolb<br />
152 Ein Leben auf der Ostalb<br />
Dr. Dieter Kress<br />
155 Kultur-Kreis Ostalb<br />
Katharina Kreuzhage<br />
156 Industriedesign und Designkunst<br />
Reiner Moll<br />
158 <strong>Der</strong> Premiumhersteller von<br />
Dekorpapieren<br />
Munksjö Paper GmbH<br />
160 Ein Pionier unter den<br />
Großverbrauchermärkten<br />
OMEGA SORG GmbH<br />
161 <strong>Der</strong> Partner für individuelle<br />
Sonderlösungen im Bereich Sägen,<br />
Schneiden und Prüfen<br />
August Mössner GmbH + Co. KG<br />
162 Multimedial wie eine Großstadt<br />
Claus Liesegang<br />
164 Bin ich nun ein schwäbischer<br />
Franke oder ein fränkischer Schwabe?<br />
Jürgen Mädger<br />
166 „Schee“ ist es hier ohne Witz!<br />
Ernst Mantel<br />
168 <strong>Der</strong> <strong>Ostalbkreis</strong>: ein vielfältiger<br />
Landkreis in Baden-Württemberg<br />
Stefan Mappus<br />
170 <strong>Der</strong> <strong>Ostalbkreis</strong> –<br />
weltoffen und bodenständig<br />
Geert Müller-Gerbes<br />
172 „Mein Heimathaus“<br />
Theresia Nagler<br />
174 Lautsprecher, die Maßstäbe setzen<br />
Nubert electronic GmbH<br />
176 Handwerkliche Exzellenz für die<br />
Leichtbaulösungen der Zukunft<br />
Prototechnik GmbH & Co. KG<br />
177 Komponenten und Systeme<br />
für anspruchvollste<br />
Hygieneanforderungen<br />
Pentair Südmo<br />
178 <strong>Der</strong> innovative Partner für die<br />
Fahrzeugentwicklung<br />
PTS GmbH – Prototypen- und Systemtechnik<br />
180 Ostälber ist man, weil man hier wohnt<br />
Immanuel J. A. Nau<br />
182 Jahre, die unvergessen sind<br />
Dr. h. c. Klaus Naumann<br />
186 Soziales und kulturelles<br />
ehrenamtliches Engagement als<br />
Markenzeichen<br />
Tilo Nitsche<br />
188 Was ich meiner Heimat wünsche…<br />
Dr. Helmut Ohnewald<br />
190 Das Glück, in einer so schönen<br />
Region aufzuwachsen<br />
Elias Leonard Opferkuch
Inhalt I 9<br />
<strong>Ostalbkreis</strong><br />
<strong>Der</strong><br />
<strong>ganz</strong> <strong>persönlich</strong><br />
192 <strong>Der</strong> weltweit führende Hersteller<br />
von Loseblatt-Bindesystemen<br />
Chr. Renz GmbH<br />
193 Die Pioniere des öffentlichen<br />
Personennahverkehrs im <strong>Ostalbkreis</strong><br />
OVA-Omnibus-Verkehr Aalen<br />
194 Von der regionalen Öl- und Getreidemühle<br />
zum „Global Player“ in<br />
Sachen funktionale, pflanzliche<br />
Faserstoffe<br />
J. RETTENMAIER & SÖHNE GmbH+Co.KG<br />
196 <strong>Der</strong> strategische Partner<br />
in der Zerspanungstechnik<br />
ROKU-Mechanik GmbH<br />
197 „Mobilität ist unser Ziel“<br />
Paramobil GmbH<br />
198 Meine Zeit in Bopfingen<br />
Professor Dr. Hans H. Pässler<br />
200 Gemeinsam in einem Boot:<br />
Landkreis und Große Kreisstadt<br />
Ulrich Pfeifle<br />
202 <strong>Der</strong> <strong>Ostalbkreis</strong> – reich an<br />
archäologischen Hinterlassenschaften<br />
Professor Dr. Dieter Planck<br />
206 Eine Zeit vieler Begegnungen mit<br />
interessanten Menschen<br />
Dr. Martin Redenbacher<br />
208 Hilfe, die von Herzen kommt<br />
Samariterstiftung Behindertenhilfe Ostalb<br />
210 Einmalig frisches Bier seit mehr<br />
als 300 Jahren<br />
Ellwanger Rotochsen Brauerei<br />
211 Innovation und Präzision<br />
von der Ostalb<br />
Maschinenbau Schmidt GmbH<br />
212 Recycling – der Umwelt zuliebe<br />
Scholz AG<br />
213 Viele Eisen im Feuer<br />
Scholz Edelstahl GmbH<br />
214 Die Holzmühle im Spiegel der<br />
industriellen Veränderungen über<br />
130 Jahre<br />
Josef Rettenmaier sen.<br />
216 Im <strong>Ostalbkreis</strong> weht ein frisches<br />
Lüftchen<br />
Ursula Richter<br />
218 Ostalb nackt<br />
Wolfgang Roth<br />
220 „Römische Schwäbin“ oder<br />
„schwäbische Römerin“?<br />
Christina Salerno<br />
222 Was macht den <strong>Ostalbkreis</strong> für<br />
mich zur Heimat?<br />
Karl-Heinz Scheide<br />
224 <strong>Der</strong> <strong>Ostalbkreis</strong> –<br />
ein Vorzeigelandkreis<br />
Johannes Schmalzl
10 I Inhalt<br />
226 Die Region hat eine herausragende<br />
Ausgangsposition für die Zukunft<br />
Professor Dr. Gerhard Schneider<br />
228 Malerisch, ein wenig mediterran,<br />
aber auch äußerst kreativ und<br />
innnovativ<br />
Stadt Schwäbisch Gmünd<br />
230 Qualität als durchgängiger Prozess<br />
SHW Werkzeugmaschinen GmbH<br />
232 Kompetenter Dienstleister für<br />
Energie und vieles mehr<br />
Stadtwerke Aalen GmbH<br />
233 Weltmarktführer mit schwäbischem<br />
Erfindergeist<br />
Maschinenfabrik Seydelmann KG<br />
234 Es macht wahnsinnig viel Spaß,<br />
etwas für die Jugend zu bewegen…<br />
Sarah Susan Schneller<br />
236 Tief verwurzelt in der Region<br />
Berndt-Ulrich Scholz<br />
238 Eine spannende Mischung aus<br />
Landschaft, Kultur, Wirtschaft,<br />
Bildung und engagierten Bürgern<br />
Dr. Wolfgang Schuster<br />
240 Wir im <strong>Ostalbkreis</strong> haben alles<br />
Meinrad Sigg<br />
242 <strong>Der</strong> innovative<br />
Verkehrsdienstleister<br />
gestern, heute und in Zukunft<br />
Severin Abt GmbH und Co. KG<br />
244 Für Lebensqualität rund<br />
um die Uhr<br />
Stadtwerke Schwäbisch Gmünd GmbH<br />
245 <strong>Der</strong> Mensch im Vordergrund<br />
SRH Fachkrankenhaus Neresheim gGmbH<br />
246 Wo die Römer auf den Schrank<br />
kamen …<br />
Steelcase Werndl AG<br />
247 Dessous und Bademoden zum<br />
Verlieben<br />
SUSA-Vertriebs-GmbH+Co<br />
248 Geprägt von der versteckten<br />
Schönheit dieser Gegend<br />
Professor Dr. Dr. E.h. Werner Sobek<br />
250 <strong>Der</strong> <strong>Ostalbkreis</strong> als musikalische<br />
Inspiration<br />
Hans-Peter und Volker Stenzl<br />
252 Fast ein wenig heimelig<br />
Dr. Gerhard Thiele<br />
254 Die Bindung hält ein Leben lang<br />
Carl Trinkl<br />
258 Ein Pionier der Windenergie<br />
Uhl Windkraft<br />
260 Sondermaschinenbau in Perfektion<br />
VAF GmbH<br />
262 Innovations- und Technologieführer<br />
in der Batterietechnologie<br />
VARTA Microbattery GmbH
Inhalt I 11<br />
<strong>Ostalbkreis</strong><br />
<strong>Der</strong><br />
<strong>ganz</strong> <strong>persönlich</strong><br />
264 Neustrukturierung der<br />
Krankenhauslandschaft war<br />
eine Meisterleistung<br />
Professor Dr. Dr. Bernd Ultsch<br />
266 Traditionen, die mich faszinieren<br />
Alexander Veit<br />
268 Ich wollte Aalen als meine Heimat<br />
nie aufgeben<br />
Dr. h.c. Gustav Wabro<br />
272 Heimat ist eben Heimat<br />
Stefan Waldenmaier<br />
274 Eine Top-Adresse für die<br />
Automobilindustrie<br />
voestalpine Polynorm GmbH & Co. KG<br />
276 Die ZukunftsBank vor Ort<br />
Volksbank Schwäbisch Gmünd eG<br />
278 Aus der Region – für die Region<br />
VR-Bank Aalen eG<br />
280 Auch Menschlichkeit wird aus<br />
dem <strong>Ostalbkreis</strong> exportiert<br />
Anton Weber<br />
284 Eine Gegend, in der man das Leben<br />
genießen kann<br />
Dr. Gerald Weber<br />
288 In der Welt zu Hause –<br />
auf der Ostalb daheim!<br />
Hans-Peter Weber<br />
292 „Da bin ich daheim!“<br />
Alfons Wenger<br />
295 Sport hat mein Leben geprägt<br />
Dr. Siegfried Wentz<br />
296 90 Jahre im Einklang mit Mensch<br />
und Natur<br />
Weleda AG<br />
298 Technologische Weltklasse –<br />
mitten in der Landschaft<br />
Carl Zeiss AG<br />
300 <strong>Der</strong> Technologieführer<br />
für Lenkungstechnik<br />
ZF Lenksysteme GmbH<br />
302 Verwurzelt und verwachsen<br />
im <strong>Ostalbkreis</strong><br />
Reiner Wieland<br />
304 Die schönste Zeit meines Lebens<br />
Dr. Diethelm Winter<br />
306 Mehr als 30 Jahre Begleiter der<br />
Landwirtschaft im <strong>Ostalbkreis</strong><br />
Christoph von Woellwarth<br />
310 Dankbar, ein „kantiger<br />
Ostalbschädel“ zu sein<br />
Professor Dr. Hubert Wolf<br />
312 Natur – Sport – Kultur ... alles pur!<br />
Thomas Zander<br />
314 <strong>Der</strong> Weg nach Schwäbisch Gmünd<br />
Dr. Andreas Zielonka<br />
316 Übersicht der PR-Bildbeiträge
12 I Klaus pavel<br />
Willkommen im <strong>Ostalbkreis</strong>!<br />
BIografIe<br />
Klaus pavel<br />
geb. 1953 in Göppingen, verheiratet,<br />
zwei Söhne<br />
Praktische Ausbildung für den<br />
gehobenen nichttechnischen<br />
Verwaltungsdienst bei der Stadt<br />
Eislingen, anschließend Studium<br />
an der Fachhochschule für<br />
Öffentliche Verwaltung Stuttgart<br />
Berufliche Stationen:<br />
Stellvertretender Leiter beim Amt<br />
für Schul- und Straßenwesen<br />
des Landratsamtes Göppingen,<br />
Kämmerer der Gemeinde Süßen,<br />
Bürgermeister der Gemeinde Boll<br />
und Vorsitzender des Gemeindeverwaltungsverbandes<br />
Raum<br />
Bad Boll<br />
Seit 11. September 1996 Landrat<br />
des <strong>Ostalbkreis</strong>es<br />
Schon seit alters her verbinden sich mit<br />
dem zentral in Süddeutschland im Dreieck<br />
zwischen Stuttgart, Würzburg und<br />
Ulm gelegenen <strong>Ostalbkreis</strong> prominente<br />
Persönlichkeiten.<br />
So hatte bereits im fünften Jahrhundert vor<br />
Christus ein namentlich nicht bekannter keltischer<br />
Fürst seinen Sitz auf dem Ipf bei Bopfingen,<br />
Anfang des dritten Jahrhunderts nach<br />
Christus unternahm der römische Kaiser Caracalla<br />
von hier aus seinen siegreichen Feldzug<br />
gegen die Germanen, dem wir die Errichtung<br />
einer Prunkfassade am Dalkinger Limestor<br />
verdanken. Irene von Byzanz, Tochter des<br />
Kaisers Isaak II. Angelos und Schwiegertochter<br />
von Kaiser Friedrich Barbarossa, fand im<br />
staufischen Hauskloster Lorch ihre letzte Ruhestätte.<br />
Mächtige Feldherren und Herrscher<br />
wie Albrecht von Wallenstein und Napoleon<br />
Bonaparte führten ihre Feldzüge hierher.<br />
Große Bildhauer, Dombaumeister, Maler und<br />
Kupferstecher wie Peter Parler und Hans Baldung<br />
entstammen dem heutigen <strong>Ostalbkreis</strong><br />
und erlangten nationale und internationale<br />
Berühmtheit.<br />
Waren es früher Kaiser, Heerführer oder Baumeister,<br />
die auf dem Gebiet des <strong>Ostalbkreis</strong>es<br />
geboren oder aufgewachsen sind oder ihr Leben<br />
hier verbracht haben, so sind es heute Architekten,<br />
Ingenieure und Wissenschaftler,<br />
Führungskräfte in Politik und Unternehmen,<br />
Sportler und Journalisten, die die Region hervorgebracht<br />
oder in ihren Bann gezogen hat.<br />
Viele namhafte Persönlichkeiten haben hier<br />
im Kreis wichtige Stationen ihres Lebens verbracht,<br />
die möglicherweise für die Zukunft<br />
prägend waren.<br />
Altbundespräsident Horst Köhler etwa leistete<br />
seinen Wehrdienst beim Panzergrenadierbataillon<br />
in Ellwangen ab, wo viele Jahre später<br />
der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr,<br />
Klaus Naumann, Kommandeur der Panzergrenadierbrigade<br />
war. Bischof Gebhard<br />
Fürst wurde in der Ellwanger Basilika St. Vitus<br />
zum Priester geweiht, Dieter Hoeneß verdiente<br />
sich beim VfR Aalen seine ersten Sporen im<br />
Profifußball und IG-Metallvorsitzender Berthold<br />
Huber verbrachte einige Jahre seiner<br />
Schulzeit in Ellwangen. Ehemals Chefredakteur<br />
und Herausgeber der „Zeit“, startete Theo<br />
Sommer seine journalistische Karriere in<br />
Schwäbisch Gmünd bei der Remszeitung.<br />
Neben diesen und vielen anderen prominenten<br />
Köpfen sind es die Menschen in den 42 Städten<br />
und Gemeinden zwischen Lorch und Riesbürg,<br />
zwischen Waldstetten und Wört, die den<br />
<strong>Ostalbkreis</strong> zu etwas <strong>ganz</strong> Besonderem machen,<br />
die ihn geprägt haben und ihm eine unverwechselbare<br />
Identität geben.<br />
Herbert Grönemeyer singt „Heimat ist kein<br />
Ort, Heimat ist ein Gefühl!“ – für all diejenigen,<br />
die in diesem Buch zu Wort kommen, verbindet<br />
sich das Gefühl der Heimat mit einem<br />
Ort, einem Raum, nämlich dem <strong>Ostalbkreis</strong>.<br />
Und was diesen zur Heimat werden lässt, mit<br />
all seinen Stärken und Schwächen, das haben<br />
hier viele prominente Autorinnen und Autoren<br />
in teils sehr bewegenden Beiträgen stellvertretend<br />
für die rund 310.000 Einwohner des<br />
Kreises beschrieben:<br />
Die prosperierende Wirtschaft im drittgrößten<br />
Kreis des Landes mit weltbekannten Markenherstellern,<br />
Weltmarktführern, Innovationspreisträgern,<br />
überdurchschnittlich vielen hid-
Klaus pavel I 13<br />
Für all diejenigen, die in diesem<br />
Buch zu Wort kommen, verbindet<br />
sich das Gefühl der Heimat mit<br />
einem Ort, einem Raum, nämlich<br />
dem <strong>Ostalbkreis</strong>.<br />
den champions, erfolgreichen mittelständischen<br />
Betrieben und einem soliden Handwerk,<br />
die gemeinsam durch ihr unternehmerisches<br />
Engagement und ihre Innovationsstärke<br />
und Patentintensität für qualitativ hochwertige<br />
Arbeitsplätze und einen hohen Beschäftigungsgrad<br />
sorgen.<br />
Die vielfältige Hochschullandschaft mit der<br />
Hochschule für Technik und Wirtschaft Aalen,<br />
der Pädagogischen Hochschule und der Hochschule<br />
für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd<br />
sowie weiteren Hochschul-, Forschungs- und<br />
Weiterbildungseinrichtungen, die Basis und<br />
maßgeblichen Erfolgsfaktor für die Aus- und<br />
Fortbildung unserer jungen Menschen und für<br />
den Wirtschaftsstandort darstellen.<br />
Ein umfassendes schulisches Angebot, beginnend<br />
von den allgemein bildenden über berufliche<br />
und Sonderschulen bis hin zu Bildungszentren,<br />
Abend- und Volkshochschulen, das<br />
jedem Kind, Jugendlichen und Erwachsenen<br />
die Möglichkeit einer völlig individuellen, auf<br />
die jeweilige Begabung zugeschnittene Bildungskarriere<br />
gibt.<br />
Eine dezentrale und wohnortnahe medizinische<br />
Versorgung an den kreiseigenen Kliniken<br />
Ostalb-Klinikum Aalen, St. Anna-Virn-<br />
Landratsamt Aalen
14 I Klaus pavel<br />
Kalter Markt<br />
grund-Klinik Ellwangen und Stauferklinikum<br />
in Mutlangen, die kontinuierlich dem medizinischen<br />
Fortschritt angepasst werden und sich<br />
neue Kompetenzfelder erschließen.<br />
Ein dichtes soziales Netz, das die Betreuung<br />
von Kindern, alten, kranken und behinderten<br />
Menschen sicherstellt, das Menschen in Notlagen<br />
in Form von offenen Hilfen, ambulanten<br />
oder (teil-)stationären Angeboten – teils mit<br />
großem ehrenamtlichem Engagement – unterstützt<br />
und Menschen unterschiedlicher kultureller<br />
Herkunft bei ihrer Integration begleitet.<br />
Eine abwechslungsreiche und ausdruckskräftige<br />
Landschaft mit Anteilen an der Schwäbischen<br />
Alb, am fruchtbaren Albvorland und<br />
am hügeligen und waldreichen Keuperbergland,<br />
wo Naturschutz, land- und forstwirtschaftliche<br />
Nutzung und naturnaher Tourismus<br />
Hand in Hand gehen.<br />
Imposante Baudenkmale und das UNESCO-<br />
Weltkulturerbe Limes, der UNESCOGeopark<br />
Schwäbische Alb, eine der größten und vielfältigsten<br />
Museumslandschaften des Landes,<br />
überregional bedeutende Kulturevents, eine<br />
reiche Theater-, (Klein-)Kunst-, Musik- und Literaturszene<br />
und mehrere Hundert Sportvereine<br />
bieten für jeden etwas.<br />
Das traditionelle Brauchtum, das im Jahreslauf<br />
viele Höhepunkte erfährt und ein unglaubliches<br />
Zusammengehörigkeitsgefühl stiftet –<br />
angefangen vom Kalten Markt, vom bunten<br />
Faschingstreiben über Osterbräuche wie das<br />
„Spitzarschen“, Maibaumfeste, das Einbringen<br />
von Erntewagen, Kirchweih´, Blutritte und<br />
Heiligenfeste bis hin zu althergebrachten Messen<br />
und Stadtfesten.<br />
Und schließlich der liebenswerte und <strong>ganz</strong> eigene<br />
Menschenschlag, der durch seinen <strong>ganz</strong><br />
typischen schwäbischen Dialekt an jedem Ort<br />
der Welt als Ostälbler zu erkennen ist.<br />
All das und sicher noch viel mehr macht den<br />
nun fast schon ins Schwabenalter gekommenen<br />
<strong>Ostalbkreis</strong> aus. Als Symbol für diese<br />
Besonderheiten, für den Zusammenhalt der<br />
Ostälbler, für die zahlreichen Netzwerke und<br />
das Zusammenspiel von Wirtschaft, Politik,<br />
Sport und Kultur, Bildung und Sozialem haben<br />
wir auf dem Umschlag unseres Buches das<br />
Werk „KraterMond“ gewählt, das übrigens im<br />
Kreishaus in Aalen zu sehen ist. <strong>Der</strong> aus Unterschneidheim-Nordhausen<br />
im Nordosten des<br />
<strong>Ostalbkreis</strong>es stammende Bildhauer Josef A.<br />
Schaeble hat es aus Suevit, einem Impactgestein<br />
des Ries-Meteoriten, geschaffen. Aus
Klaus pavel I 15<br />
eben diesem Material wurden seit der Römerzeit<br />
unzählige Bauwerke erstellt und heute<br />
noch findet es Verwendung bei der Zementherstellung<br />
– ein besonderer Kitt also, wie auch<br />
die Menschen der Ostalb, die tief mit ihrer Heimat<br />
verwurzelt sind.<br />
Diese oft lebenslange Verbundenheit kommt in<br />
den Beiträgen der Autorinnen und Autoren,<br />
die ich mit großer Freude gelesen habe, wunderbar<br />
zum Ausdruck. Deshalb möchte ich an<br />
dieser Stelle allen, die einen Beitrag für unser<br />
Buch geleistet haben – sei es durch sehr <strong>persönlich</strong>e<br />
Texte oder durch interessante Unternehmensporträts<br />
und Firmengeschichten –<br />
recht herzlich danken. Nur dank dieser wertvollen<br />
Unterstützung ist uns gelungen, auf<br />
über 300 Seiten neue Perspektiven des <strong>Ostalbkreis</strong>es<br />
zu erschließen, die neugierig machen<br />
und anregen, hier immer wieder auf Entdeckungsreise<br />
zu gehen.<br />
Ich wünsche Ihnen, liebe Leserin und lieber<br />
Leser, dass Sie mit viel Vergnügen eine gedankliche<br />
Reise durch unseren lebens- und liebenswerten<br />
<strong>Ostalbkreis</strong> unternehmen und inspiriert<br />
durch Wort und Bild zu neuen Ansichten<br />
gelangen.<br />
Herzlichst<br />
Ihr<br />
Klaus Pavel<br />
Landrat des <strong>Ostalbkreis</strong>es
62 I Dr. alfreD geIsel<br />
Ein Landkreis mit vielen Gesichtern<br />
BIografIe<br />
Dr. alfred geisel<br />
geb. 1931 in Tübingen, aufgewachsen<br />
in Reutlingen<br />
1951 - 1955 Studium der Rechtswissenschaften<br />
in Tübingen und<br />
Bonn, 1960 Promotion an der<br />
Universität Tübingen<br />
1960 - 1968 Richter am Amtsgericht<br />
Bad Mergentheim und<br />
Landgericht Ellwangen<br />
1968 - Mai 1972 Erster Staatsanwalt<br />
bei der Staatsanwaltschaft<br />
Ellwangen<br />
1972 - Mai 1996 Mitglied des Landtages<br />
von Baden-Württemberg<br />
1980 - Mai 1996 Erster Stellvertretender<br />
Präsident des Landtages<br />
von Baden-Württemberg<br />
Seit 1996 Mitglied des engeren<br />
Bundesvorstandes der Vereinigung<br />
„Gegen Vergessen – Für<br />
Demokratie e.V.“<br />
Die erste, freilich zwiespältige Begegnung<br />
mit dem damals noch eigenständigen<br />
Landkreis Aalen hatte ich<br />
am 15. Februar 1960. Dieses Datum<br />
ist mir deshalb bleibend in Erinnerung, weil ich an<br />
diesem Tag meinen Dienst als Gerichtsassessor am<br />
Amtsgericht Bad Mergentheim antreten, zuvor<br />
aber noch meinen Amtseid vor dem Landgerichtspräsidenten<br />
in Ellwangen ableisten musste. Bei der<br />
Bahnfahrt von meiner Heimatstadt Reutlingen<br />
hatte ich in Aalen eine knappe Stunde Aufenthalt,<br />
die ich zu einem Bummel in die Altstadt nutzte.<br />
Die dort gewonnenen Erkenntnisse waren freilich<br />
mehr als ernüchternd: Ich fand eine Kleinstadt ohne<br />
eigenes Gesicht und Gepräge mit vielen alten<br />
renovierungsbedürftigen Häusern vor, durch die<br />
sich ein nicht enden wollender Strom von Fahrzeugen<br />
aller Art hindurchwälzte – wahrlich keine einladende<br />
Atmosphäre! Einen wesentlich besseren<br />
Eindruck bekam ich von Ellwangen mit seinen vielen<br />
barocken Bauten, mit der romanischen Basilika<br />
und dem schmucken Marktplatz, den Theodor<br />
Heuß einst als einen der schönsten Marktplätze in<br />
Deutschland gepriesen hatte.<br />
Ich hätte mir damals – vor mehr als 51 Jahren –<br />
nicht im Traum vorstellen können, dass diese beiden<br />
Städte einmal zu meiner zweiten Heimat werden<br />
würden. 34 Jahre hatte ich in Ellwangen meinen<br />
Wohnsitz. Dort sind meine vier Kinder geboren,<br />
aufgewachsen und haben am ehrwürdigen<br />
Peutinger-Gymnasium ihr Abitur gemacht. In den<br />
16 Jahren meiner Tätigkeit im Ellwanger Gemeinderat<br />
und den knapp 30 Jahren Kreisratsarbeit im<br />
Parlament des <strong>Ostalbkreis</strong>es habe ich die Besonderheiten<br />
dieser Stadt und die Mentalität ihrer Bürgerschaft<br />
hinreichend kennengelernt. Ich verhehle<br />
nicht, dass ich – zumindest anfänglich – meine<br />
Schwierigkeiten hatte, sachgerecht damit umzugehen.<br />
In einer liberalen ehemaligen freien Reichsund<br />
bedeutenden Industriestadt aufgewachsen,<br />
musste ich erst Zugang zu einer Kommune finden,<br />
die nach meinem Empfinden noch stark von ihrer<br />
fürstpröpstlichen Vergangenheit und damit katholischen<br />
Tradition geprägt ist und als Beamtenstadt<br />
noch immer unter dem Verlust wichtiger kommunaler<br />
Einrichtungen – der Kreisregierung im Jahre<br />
1924, des Oberamts im Jahre 1938 und später anderer<br />
bedeutender staatlicher Behörden – litt. Dass<br />
ich mich mit all diesen Gegebenheiten schwertat,<br />
mochte auch mit meiner evangelischen Konfession<br />
und meiner aktiven Mitgliedschaft in der sozialdemokratischen<br />
Partei zusammenhängen. Insoweit<br />
fiel mir und meiner Familie die Eingewöhnung in<br />
Aalen, wohin ich 1996 meinen Wohnsitz verlegte,<br />
wesentlich leichter, kam ich doch in eine Stadt, die<br />
sich vor allem in der Ära Pfeifle zu einer attraktiven<br />
Mittelstadt mit einem umfassenden kulturellen<br />
und sozialen Angebot gemausert hatte und<br />
in der man immer wieder etwas von der weltoffenen<br />
reichsstädtischen Tradition zu spüren vermag.<br />
24 Jahre – von 1972 bis 1996 – hatte ich die Ehre,<br />
den Wahlkreis Aalen als Abgeordneter im badenwürttembergischen<br />
Landtag zu vertreten. In dieser<br />
Zeit habe ich die Städte und Gemeinden meines<br />
Wahlkreises und ihre Bürgerinnen und Bürger mit<br />
ihren Anliegen umfassend kennengelernt. Schon<br />
bald wurde mir klar, dass eine sachgerechte Interessenvertretung<br />
vor allem die Beseitigung struktureller<br />
Mängel und die wirtschaftliche, soziale<br />
und kulturelle Weiterentwicklung zum Ziel haben<br />
musste. Auch galt es einiges zu tun, um das Ansehen<br />
und den Bekanntheitsgrad Ostwürttembergs<br />
und seiner Entwicklungspotenziale bei der Stuttgarter<br />
Bürokratie zu mehren. Dass hier manches<br />
im Argen lag, mag folgende kleine Begebenheit zeigen,<br />
die mir im ersten Jahr meiner Abgeordnetenzeit<br />
widerfuhr: Als ich wegen eines unerledigten<br />
Anliegens der Gemeinde Pflaumloch – heute Riesbürg<br />
– im Innenministerium vorsprach, entgeg-
uBrIK I 63<br />
Abendstimmung auf dem Schönenberg, Ellwangen<br />
nete mir der zuständige Beamte, was ich eigentlich<br />
wolle, Pflaumloch läge doch im benachbarten Bayern….<br />
Mir war auch klar, dass man die erwähnten<br />
Anliegen und Ziele nur gemeinsam im Zusammenwirken<br />
mit allen maßgebenden politischen Kräften<br />
des Wahlkreises erreichen konnte. Dass dies von<br />
der parteipolitischen Konkurrenz nicht immer so<br />
gesehen wurde, war für mich damals eine schmerzliche<br />
Erfahrung.<br />
Gleichwohl kann aus heutiger Sicht mit Befriedigung<br />
festgestellt werden, dass sich in den zurückliegenden<br />
40 Jahren in unserer Region vieles zum<br />
Positiven verändert hat. Die Kreis- und Gemeindereform<br />
am Beginn der 1970er-Jahre hat – von<br />
wenigen Ausnahmen abgesehen – leistungsfähige<br />
Gebietskörperschaften geschaffen, die ihre Chancen<br />
zu nutzen wussten.<br />
Die gesunde Mischung von größeren und kleineren<br />
Betrieben hat die strukturellen und ökonomischen<br />
Veränderungen besser bewältigt als in manch anderen<br />
Gebieten unseres Landes. Die Elektrifizierung<br />
der Kocher- und Teilen der Jagstbahn, der<br />
Bau der Autobahn A 7 von Ulm nach Würzburg<br />
und der – leider noch immer nicht vollendete –<br />
Ausbau der B 29 haben durch die dadurch bewirkte<br />
bessere verkehrliche Anbindung an die Zentren des<br />
Landes maßgebend dazu beigetragen. Etliche neue<br />
Arbeitsplätze vor allem in zukunftsorientierten<br />
Die gesunde Mischung von größeren und kleineren<br />
Betrieben hat die strukturellen und ökonomischen<br />
Veränderungen besser bewältigt als in<br />
manch anderen Gebieten unseres Landes.<br />
Wirtschaftszweigen konnten geschaffen werden –<br />
als Beispiele seien nur die Firma Carl Zeiss in<br />
Oberkochen oder die Firma MAPAL in Aalen genannt.<br />
Hier und auf anderen Sektoren hat sich die<br />
Hochschule für Technik in Aalen als innovative<br />
Bildungseinrichtung segensreich ausgewirkt. Auch<br />
der vom Landkreis betriebene systematische Aus-
64 I Dr. alfreD geIsel<br />
bau des Berufschulwesens hat seinen Teil zu dieser<br />
positiven Entwicklung beigetragen. Dass freilich<br />
auch einige renommierte Altfirmen dem rasanten<br />
strukturellen Wandel zum Opfer gefallen sind,<br />
darf nicht verschwiegen werden. Das allgemein bildende<br />
Schulwesen hat in den letzten Jahrzehnten<br />
manche Höhen und Tiefen erlebt. Dies ist angesichts<br />
der bisweilen „holprigen“ Bildungspolitik des<br />
Landes nicht weiter verwunderlich. Ob das Experiment<br />
„Werkrealschule“ die Aushöhlung des –<br />
überholten – dreigliedrigen Schulwesens abzustoppen<br />
vermag, wird die nähere Zukunft erweisen.<br />
Unser Landkreis ist im Begriff, zu einem begehrten<br />
Freizeit- und Naherholungsgebiet zu werden. Eine<br />
verbesserte Gastronomie und Hotellerie, ein attraktives<br />
Rad- und Wanderwegenetz sind dafür<br />
wichtige Indikatoren. Vieles ist geschehen –<br />
manches kann noch gemacht werden. <strong>Der</strong> Phantasie<br />
sind auf diesem Gebiet kaum Grenzen gesetzt:<br />
<strong>Der</strong> Alterungsprozess in unserer Gesellschaft<br />
schreitet weiter fort und stellt uns immer wieder<br />
vor neue Herausforderungen. Dies gilt insbesondere<br />
auch für die vielen älter werdenden ausländischen<br />
Mitbürger der ersten Zuwanderungsgeneration.<br />
Hier die Notwendigkeiten rechtzeitig zu<br />
erkennen, mehr junge Menschen für die steigenden<br />
Bedürfnisse des Pflegedienstes zu gewinnen, sind<br />
über das bereits Erreichte hinaus ein wichtiges Feld<br />
vorsorgender und fürsorgender Politik.<br />
„Nichts ist so gut, als dass es nicht noch besser gemacht<br />
werden könnte“, sagt ein altes Sprichwort.<br />
Deshalb möchte ich noch einige Probleme ansprechen,<br />
die mich umtreiben und beunruhigen:<br />
Konkurrenz kann auch im kommunalen Wettstreit<br />
ein belebendes Element sein. Neidvolle Konkurrenz<br />
und Eifersüchteleien jedweder Art bewirken<br />
indes das Gegenteil. Ich werde den Eindruck nicht<br />
los, dass diese „negative“ Konkurrenz bisweilen das<br />
politische Leben in unserer Region beherrscht und<br />
lähmt. <strong>Der</strong> neu entbrannte unsägliche Streit über<br />
den Sitz eines sogenannten Oberzentrums, das in<br />
seiner Bedeutung maßlos überschätzt wird, ist dafür<br />
ein signifikantes Beispiel. Manche dieser Eifersüchteleien<br />
mögen ihre Ursache in unterschiedlichen<br />
historischen Entwicklungen haben und so<br />
begriffen werden. Sinnvoll werden sie dadurch freilich<br />
nicht.<br />
<strong>Der</strong> Goldberg bei Riesbürg-Pflaumloch
Dr. Jur. alfreD geIsel I 65<br />
Wochenmarkt Schwäbisch Gmünd<br />
Ein Zweites: Die Dezentralisierung bestimmter öffentlicher<br />
Aufgaben kann in einem so vielschichtigen<br />
Gebilde, wie es der <strong>Ostalbkreis</strong> darstellt,<br />
durchaus sinnvoll sein. Man darf sie aber nicht<br />
übertreiben. Sie muss dort ihre Grenzen finden, wo<br />
sie zu einer „Zerfledderung“ des angestrebten<br />
Zieles führt. Es gibt Einrichtungen, die als Kristallisationspunkt<br />
für eine <strong>ganz</strong>e Raumschaft zu dienen<br />
haben und nur so ihre Wirkung entfalten können.<br />
In den 1960er-Jahren ist einmal die Idee einer<br />
„Gesamthochschule Ostwürttemberg“ geboren,<br />
aber leider nie verwirklicht worden. Ich trauere<br />
dieser negativen Entwicklung noch heute nach.<br />
Und als Letztes: Über all die Jahre hinweg ist immer<br />
wieder die Stärkung eines Regionalbewusstseins<br />
beschworen worden – bisher allerdings mit<br />
sehr mäßigem Erfolg. Nach meinem Empfinden<br />
spielen insoweit wieder die beklagten Eifersüchteleien<br />
und das negative Konkurrenzdenken eine<br />
Rolle. Wenn es in der Zukunft nicht gelingt, diese<br />
Geisteshaltung zu überwinden, wird auch das eingeforderte<br />
Regionalbewusstsein eine Fata Morgana<br />
bleiben.<br />
Welches Fazit ziehe ich <strong>persönlich</strong> aus all diesen<br />
Fakten, Überlegungen und Empfindungen? Auch<br />
wenn nicht alles Gold war, bin ich für die zurückliegenden<br />
50 Jahre sehr dankbar. Es hat sich gelohnt,<br />
hier zu leben und zu arbeiten. Wenn mich<br />
heute ein junger tatendurstiger Mensch fragen<br />
würde, ob er auf der Ostalb ein Unternehmen<br />
gründen solle, würde ich ihm uneingeschränkt zuraten.<br />
Denn er könnte sich bei allen Schwierigkeiten<br />
auf eines mit Sicherheit verlassen: Auf den<br />
Fleiß und auf die Verlässlichkeit der hier lebenden<br />
Menschen.
100 I JoChen hIeBer<br />
Meine Ostalb – ein Bekenntnis<br />
aus der Ferne<br />
BIografIe<br />
Jochen hieber<br />
geb. 1951 in Aalen<br />
Studium der Germanistik,<br />
Geschichte und Philosophie in<br />
Göttingen<br />
Ab 1976 Kulturkorrespondent<br />
der „Süddeutschen Zeitung“ für<br />
Norddeutschland sowie freier<br />
Mitarbeiter der Wochenzeitung<br />
„Die Zeit“ und des Deutschlandfunks<br />
in Köln<br />
Seit 1983 Feuilleton-Redakteur,<br />
Literatur- und Medienkritiker der<br />
„Frankfurter Allgemeinen Zeitung“,<br />
von 2001 bis 2005 zudem<br />
Moderator des „Weimarer Salons“<br />
im MDR-Fernsehen, von 2003 bis<br />
2006 im Auftrag der Bundesregierung<br />
Kulturbeauftragter für die<br />
Fußball-WM in Deutschland<br />
1996 veröffentlichte er die erste<br />
kommentierte Ausgabe der „Buddenbrooks“.<br />
2010 wurde ihm der Hessische Verdienstorden<br />
am Bande verliehen.<br />
Bürger des <strong>Ostalbkreis</strong>es war ich nie. 1973,<br />
als er entstand, lebte ich längst in Göttingen,<br />
wo ich vom Wintersemester 1970/71<br />
an studierte. Nicht ein einziges Mal also<br />
habe ich an der Wahl des Kreistages teilgenommen,<br />
mit keiner Behörde und keiner Dienststelle hatte ich<br />
je zu tun – die freundliche Einladung, zu diesem<br />
Buch beizutragen, war tatsächlich mein erster Kontakt.<br />
Dass man zu Landkreisen überhaupt eine Gefühlsbeziehung<br />
entwickeln kann, bezweifle ich ohnehin.<br />
Ich hatte jedenfalls keine zum Landkreis Göttingen,<br />
in dem ich immerhin dreizehn Jahre lang lebte, auch<br />
zum Wetteraukreis, dessen Bürger ich seit 1984 bin,<br />
pflege ich eine rein sachliche, zudem seltene Verbindung.<br />
Nicht einmal vom Altkreis Aalen kann ich<br />
behaupten, dass er in mir Emotionen hervorrief. Eine<br />
Ausnahme von der Regel: Als ich im Frühherbst<br />
1969 vom Landratsamt meiner Heimatstadt den ersten<br />
Führerschein erhielt, empfand ich das als Riesensache.<br />
Im Stufenbau unseres föderalen Gemeinwesens haben<br />
die Kreise <strong>ganz</strong> gewiss eine sinnvolle und wichtige<br />
Funktion, für den Stufenbau der individuellen<br />
Identität jedoch kaum. Ich bin Aalener, ich bin<br />
Schwabe und Württemberger, ich bin jetzt auch<br />
mehr als zweieinhalb Jahrzehnte lang Wahl-Niddaer<br />
und Wahl-Oberhesse. Als Wahl-Wetterauer fühle<br />
ich mich nicht, zumal das Dorf Stornfels, in dem ich<br />
leidenschaftlich gerne lebe, als kleinster Ortsteil der<br />
Gesamtgemeinde Nidda zwar politisch und verwaltungstechnisch<br />
zur Wetterau, geographisch aber<br />
zum Vogelsberg gehört. Und just über den Vogelsberg<br />
lässt sich dann auch der Gefühlsbogen zur<br />
Ostalb schlagen.<br />
Mir gefällt die auf den ersten Blick eher bürokratisch<br />
anmutende Teildefinition eines Landkreises<br />
sehr: Er ist, neben manch anderem, eine Gebietskörperschaft.<br />
Gebiete nehme auch ich körperlich wahr.<br />
Und das Gebiet, das sich seit 1973 im <strong>Ostalbkreis</strong><br />
verkörpert, ist nichts weniger als die Landschaft<br />
meiner Kindheit und Jugend. Es ist überdies, wie der<br />
Vogelsberg, eine Mittelgebirgsgegend. Und so sehr<br />
ich bei den wichtigsten Lebensdingen – der Liebe,<br />
der Literatur, den Künsten und dem Sport – das<br />
Mittlere zugunsten des Emphatischen und Absoluten<br />
fliehe, so sicher fühle ich mich, wenn ich dabei<br />
existentiell Mittelgebirgsboden unter den Füßen habe.<br />
Ich neige zu Höhenangst und schaue mir die sehr<br />
hohen Berge deshalb am liebsten von unten an. Ich<br />
habe eine Tiefenphobie, weshalb mir das Meer<br />
grundlos erscheint. Ausflüge aufs Kalte Feld oder<br />
den Hornberg habe ich jedoch stets so genossen wie<br />
das Schwimmen etwa in den Ellwanger Seen. Meine<br />
Identität als Ostälbler ist mithin eine gebietskörperliche.<br />
Alle Höhen und Tiefen meiner bisherigen Biographie<br />
waren möglich oder blieben erträglich,<br />
weil sie von einem geographisch verlässlichen, also<br />
mittleren Grund aus stattgefunden haben.<br />
Es mag Zufall, es mag Fügung sein: Jedenfalls führt<br />
das heutige Kreisgebiet von Westen nach Osten sehr<br />
genau über die Fixpunkte meiner Ostalb-Identität.<br />
Sie heißen Lorch, Schwäbisch Gmünd und natürlich<br />
Aalen, sie heißen Beurener Heide und Neresheim,<br />
wollen nun aber nicht von West nach Ost, sondern<br />
in zeitlicher Reihe gestreift sein. Aalen also zunächst.<br />
Wer, wie ich und meinesgleichen, das nahezu unglaubliche<br />
historische Glück hatte, erst ein gutes<br />
halbes Jahrzehnt nach der furchtbarsten Epoche der<br />
deutschen Geschichte im Westen des geteilten<br />
Landes als Bürgerkind und in einer zunehmend<br />
prosperierenden Mittelstadt auf die Welt zu kommen,<br />
konnte und durfte sich, wenn ihn das Schicksal<br />
nicht mit frühem <strong>persönlich</strong>en Leid schlug, auf eine
JoChen hIeBer I 101<br />
Ich neige zu Höhenangst und schaue mir die sehr<br />
hohen Berge deshalb am liebsten von unten an.<br />
Ich habe eine Tiefenphobie, weshalb mir das Meer<br />
grundlos erscheint. Ausflüge aufs Kalte Feld oder<br />
den Hornberg habe ich jedoch stets so genossen<br />
wie das Schwimmen etwa in den Ellwanger Seen.<br />
Weise frei entfalten, wie es sie in Deutschland noch<br />
nie gegeben hatte – ohne Hunger, ohne Not, ohne<br />
Bildungsschranken: „Schick’ dein Kind länger auf<br />
bessere Schulen!“ lautete die fabelhafte Parole meiner<br />
schwäbischen Kindheit. Meine Eltern sind ihr<br />
zu meinem Glück gefolgt, das Schubart-Gymnasium<br />
ließ sie Wirklichkeit werden. Dieser besseren Schule<br />
wegen habe ich Aalen nie als eng empfunden.<br />
Mit dem DKW meines Vaters, oft auch mit der<br />
Härtsfeldbahn, der Schättere, ging es an den Wochenenden<br />
regelmäßig nach Waldhausen und von<br />
dort aus wandernd durch die Beurener Wachholderheide.<br />
Dort habe ich im Frühjahr 1970 – dank des<br />
landratsamtlichen Führerscheins war ich nun transportautonom<br />
– auch fürs mündliche Abitur gelernt,<br />
selbst mein lautes Aufsagen von Mathe-Formeln<br />
und französischen Vokabeln ertrug die stille Heide<br />
gnädig.<br />
Im Sommer davor war der Klotzenhof bei Lorch Ziel<br />
des Begehrens. Dort besaß die Familie meiner ersten<br />
Freundin ein Wochenendhaus. Als die Eltern von L.<br />
auf Geschäftsreise und meine in Urlaub waren, haben<br />
wir uns ein paar Mal dorthin geschlichen, vom<br />
Bahnhof Lorch aus unvergessen heimliche Wege suchend<br />
und findend. Ein Lebensweg wurde nicht daraus,<br />
aber das ist keine Ostalb-Geschichte.<br />
Bleiben Neresheim, sein Kloster und sein so herrlich<br />
restauriertes Abteikirchenwunder – ein hocherhabener<br />
Ort auch für einen Protestanten wie mich. Die<br />
Klosterkonzerte zumindest einmal im Jahr zu besuchen,<br />
im Hospiz zu übernachten und im Gasthaus<br />
zu tafeln, ist unübertreffiche Ostalb-Freude.<br />
Man muss mithin kein Bürger dieses Kreises sein,<br />
um sich mit ihm in gedeihlichen Verhältnissen zu<br />
befinden. Wahrscheinlich hilft es sogar. Es ist ein<br />
Verhältnis der Nähe, das von Fremde und Ferne<br />
profitiert. Um mich aus der Ferne für diese Zeilen<br />
überhaupt zu qualifizieren und mein Raumgefühl<br />
für den Gebietskörper zu erneuern, habe ich vor ein<br />
paar Wochen eine Landkarte des <strong>Ostalbkreis</strong>es erstanden.<br />
Von ihr kann ich mich seither kaum losreißen.<br />
Denn mit den Straßen und Städten, den Flüssen,<br />
Bächen und Seen, den Wegen und Fluren sind<br />
nun auch die Namen wieder da, die auf den Jugendlichen<br />
einst etwas kurios wirkten, nun aber tatsächlich<br />
nach Heimat klingen: Affalterried, Birnhäusle,<br />
Espachweiler, Falschengehren, Freudenhöfle,<br />
Hirschreute, Ramsenstrut, Sarlache, Saverwang,<br />
Schlipfenwald, Täferrot, Trogflecken, Unterriffngen.<br />
Man könnte lange fortfahren. Es gäbe, mit<br />
Friedrich Hölderlins wunderbarem Gedicht, stets<br />
einen „Gang aufs Land“, der zugleich „freudig“ und<br />
„fernhintreffend“ wäre.<br />
Im Ramnestweg von Schwäbisch Gmünd wohnt,<br />
nun hochbetagt, der wahrhaft große Doktor Wolfgang<br />
Hegele. Sein Deutsch- und Geschichtsunterricht<br />
am Aalener Gymnasium hat den geistigen<br />
Grund für alles Spätere gelegt, seine Lust an politischer<br />
Debatte und philosophischem Räsonnement<br />
prägen bis heute. Er hat uns als Klassenlehrer noch<br />
zum und durchs Abitur geführt und war dann bis<br />
zur Pensionierung Rektor am Parler-Gymnasium in<br />
Gmünd. Im Ramnestweg durfte ich ihn, eine Ehre,<br />
einige Male besuchen.
144 I Werner KoCZWara<br />
„Da bekommt man schon<br />
mal Gänsehaut“<br />
BIografIe<br />
Werner Koczwara<br />
geb. 1957 in Schwäbisch Gmünd,<br />
verheiratet, zwei Kinder, studierte<br />
Amerikanistik, Politik, Publizistik<br />
in Freiburg, München, Berlin<br />
1988 erstes eigenes Kabarett-Bühnenprogramm,<br />
seitdem Kabarett-<br />
Auftritte in <strong>ganz</strong> Deutschland und<br />
angrenzenden Ländern, Autor für<br />
Harald Schmidt „Verstehen Sie<br />
Spaß?“ und „Wetten dass“<br />
Sein Programm „Am achten Tag<br />
schuf Gott den Rechtsanwalt“<br />
ist mit über 1.000 Vorstellungen<br />
das meistgespielte Kabarett im<br />
deutschsprachigen Raum, das Buch<br />
zu diesem Programm stand fünf<br />
Monate auf der SPIEGEL-Bestsellerliste,<br />
seine Radio-Kolumne „Ein<br />
Schwabe erklärt die Welt“ läuft<br />
seit 2009 täglich auf SWR4, seit<br />
Oktober 2010 Mitglied im Team der<br />
monatlichen SWR-TV-Show „Spätschicht<br />
- die Comedy-Bühne“<br />
Als wir gebeten wurden, für die vorliegende<br />
Veröffentlichung einen Beitrag<br />
zu schreiben, haben wir uns zu einer<br />
kurzen Vorbesprechung zusammengesetzt.<br />
Nach diesem Gespräch haben wir festgestellt:<br />
das hätte man eigentlich mitschreiben müssen,<br />
dann wäre der Beitrag fertig gewesen. Wir geben<br />
das Gespräch nun als Gedächtnisprotokoll<br />
wieder.<br />
Rainer: Werner, Du als Kabarettist, was fällt Dir<br />
denn zum Kabarett- und Kultur-Standort <strong>Ostalbkreis</strong><br />
ein?<br />
Werner: Lass mich kurz etwas weiter ausholen. <strong>Der</strong><br />
deutsche Humor insgesamt hatte in den vergangenen<br />
35 Jahren zwei schwere Schicksalsschläge<br />
zu verkraften: nämlich den Tod von Heinz Erhard<br />
und die Geburt von Oliver Pocher. Erfreulicherweise<br />
hat der Ostälbler beides sehr gut verkraftet.<br />
Hier tobt der Kabarettbär.<br />
Rainer: Zum Beispiel?<br />
Werner: Zum Beispiel das „April-Inferno“ Anfang<br />
des Jahres 2010 in Schwäbisch Gmünd. Da trafen<br />
sich fünf deutsche Spitzenkabarettisten im gerade<br />
mal 90 Plätze fassenden Cafe Spielplatz zu einer<br />
fulminanten Komik-Sause. Das Publikum war völlig<br />
aus dem Häuschen und das zu Recht: etwas <strong>Der</strong>artiges<br />
gibt‘s in keiner Großstadt.<br />
Rainer: Wobei man das Cafe Spielplatz getrost als<br />
Nukleus der Ostalb-Kleinkunstentwicklung bezeichnen<br />
kann. Es gibt praktisch niemand von<br />
Rang und Namen, der dort nicht aufgetreten ist:<br />
Harald Schmidt, Konstantin Wecker, Hanns-Dieter<br />
Hüsch, Hannes Wader, Ottfried Fischer, Dirk<br />
Bach, Dieter Nuhr und und und ...<br />
Werner: Weil die Kollegen eben wegen der besonderen<br />
Atmosphäre im mittelalterlichen Präzeptoratshaus<br />
kommen. Ähnlich ist es ja auch beim Kapfenburg-Festival.<br />
Rainer: Genau. Das Festival gibt es nun schon seit<br />
dem Jahr 2000 und die historische Burganlage bietet<br />
für Künstler einen <strong>ganz</strong> speziellen Reiz. Unter<br />
anderem deswegen bekomme ich als Festivalleiter<br />
Künstler auf die Burg wie BAP, Milow, Gianna<br />
Nannini – das sind Headliner, die ansonsten in<br />
weitaus größerem Rahmen auftreten.<br />
Werner: Wobei die Ostalb aber ja auch die <strong>ganz</strong><br />
großen Acts von Weltformat bietet. Im Aalener<br />
Waldstadion Grönemeyer, Maffay auf dem Gmünder<br />
Schießtalplatz, Die Ärzte, ZZ Top, Santana.<br />
Man muss als Ostälbler nicht ständig nach München<br />
ins Olympiastadion fahren.<br />
Rainer: Im Gegenteil. Ich glaube, da kommen einige<br />
Bayern eher zu uns.<br />
Werner: Du übertreibst mal wieder.<br />
Rainer: Ja, aber nicht granatenmäßig. Nehmen wir<br />
mal das „Summer-Breeze“ in Dinkelsbühl. Da<br />
kommen Jahr für Jahr aus <strong>ganz</strong> Deutschland<br />
40.000 Leute. Erfunden wurde dieses Event allerdings<br />
im <strong>Ostalbkreis</strong>, nämlich in Abtsgmünd, wo<br />
es auch jahrelang stattfand. Oder die Kulturschiene<br />
in Heidenheim. Du siehst, der „Kulturgedanke<br />
Ostalb“ ist ein Exportschlager geworden. Was gibt<br />
es Schöneres als Belohnung, wie wenn eine Idee<br />
Kinder bekommt.<br />
Werner: Kulturschiene, da wären wir ja wieder zurück<br />
im Kleinkunstsektor. Da hat die Ostalb ja<br />
auch jede Menge Eigengewächse vorzuweisen. Die<br />
Kleine Tierschau, Herrn Stumpfes Zieh- und Zupfkapelle<br />
...
aIner KoCZWara I 145<br />
Rainer: ... nicht zu vergessen der Herr, mit dem ich<br />
mich gerade unterhalte.<br />
Werner: Auch wieder wahr. Aber da möchte ich<br />
jetzt nicht zurückblicken, sondern nach vorne. Ich<br />
bin zuversichtlich, dass mit meiner mit Ernst Mantel<br />
frisch gegründeten Kabarett-Boygroup, dem<br />
„Vereinigten Lachwerk Süd“, ein weiterer Ostalb-<br />
Exportschlager in den Startlöchern steht. Wie<br />
siehst Du als Veranstalter die Zukunft?<br />
Rainer: Es sieht gut aus. Ich bin in ständigem Kontakt<br />
zu den großen Konzertagenturen, um zu<br />
schauen, ob sich in den Tourneeplänen bekannter<br />
Künstler Freitermine auftun, um sie dann für ein<br />
Gastspiel im <strong>Ostalbkreis</strong> zu begeistern. Da fallen<br />
dann schon mal Namen wie Crosby, Stills, Nash<br />
oder Pink. Und was mich am meisten positiv sein<br />
lässt: die Zusammenarbeit im <strong>Ostalbkreis</strong> zwischen<br />
Veranstalter, Verwaltung und Wirtschaft funktioniert<br />
vorbildlich. Ein Paradebeispiel hierfür war<br />
2007 die Verleihung des europäischen Kabarettpreises<br />
„Salzburger Stier“ hier im <strong>Ostalbkreis</strong>. Noch<br />
nie war dieser wichtige Preis auf dem Lande verliehen<br />
worden, immer nur in Städten wie Wien, Düsseldorf<br />
oder Zürich. Nur dieser oben erwähnten<br />
vorbildlichen Zusammenarbeit war es gedankt,<br />
dass ich diesen Event auf die Ostalb holen konnte.<br />
Werner: Du bist also nach 30 Berufsjahren wunschlos<br />
zufrieden?<br />
Rainer: Die Eagles als Open-Air, das wär’s! Nein,<br />
natürlich hat man immer noch ein paar Wünsche<br />
offen. Es müssen aber nicht die Großen sein. Ich<br />
wünsche mir zum Beispiel mal wieder einen Abend<br />
wie jenen, an dem die „Flying Pickets“ nach der<br />
Vorstellung in der Stadthalle noch im Cafe Spielplatz<br />
auftauchten und spontan ein mitternächtliches<br />
Zusatzkonzert gaben. Da bekommt man als<br />
Kulturtreibender dann schon mal eine Gänsehaut.<br />
BIografIe<br />
rainer Koczwara<br />
geb. 1955 in Schwäbisch Gmünd,<br />
zwei Kinder, ein Enkelkind, studierte<br />
Mathematik an der Ludwig-Maximillian-Universität<br />
München<br />
Gründer der Konzertagentur im&k<br />
(Initiative für Musik und Kleinkunst),<br />
des Programmkinos KKF, der Kleinkunstbühne<br />
Cafe Spielplatz, Organisator<br />
der kulturellen Eröffnungsfeier<br />
der olympischen Spiele 1992 in Barcelona,<br />
entwickelte das erste bimediale<br />
TV-Radio-Format „Komik & Comedy“<br />
für den SDR, Mitbegründer des<br />
„Wunderlands“ (Zusammenschluss<br />
der 14 größten Sommerfestivals<br />
Baden-Württemberg)<br />
Organisator und Programmgestalter<br />
diverser Kleinkunstabonnements<br />
und Kleinkunsttage, örtlicher<br />
Veranstalter zahlreicher Comedy-<br />
Größen, Planer und Tourneeleiter<br />
von Großkonzerten und Open-air-<br />
Veranstaltungen, Festivalleiter<br />
Schloss Kapfenburg, Engagement<br />
im Theater- und Kulturausschuss<br />
der Stadt Schwäbisch Gmünd
146 I monsIgnore sIeger Kö<strong>Der</strong><br />
Ostalb – Augenblicke<br />
BIografIe<br />
monsignore sieger Köder<br />
geb. 1925 in Wasseralfingen<br />
Studierte 1946 bis 1947 Ziselieren<br />
und Silberschmieden, danach bis<br />
1951 Malerei und Kunstgeschichte,<br />
1954 bis 1965 Kunsterzieher<br />
am Schubart-Gymnasium in<br />
Aalen<br />
Dann Studium der Katholischen<br />
Theologie, 1971 zum Priester geweiht,<br />
ab 1975 Pfarrer in Hohenberg<br />
und Rosenberg, 1985 päpstlicher<br />
Ehrentitel Monsignore,<br />
seit 1995 im Ruhestand, lebt und<br />
arbeitet seitdem in Ellwangen<br />
1997 Ernennung zum Professor<br />
honoris causa, 2003 Verleihung<br />
der theologischen Ehrendoktorwürde<br />
Die <strong>ganz</strong>e Ostalb ist es überall, aber<br />
dann gibt es da und dort doch Orte,<br />
die für den einen oder die andere<br />
<strong>ganz</strong> besondere Orte geworden sind<br />
– da, wo das Allgemeine zum Besonderen wird und<br />
das jedermann Zugängliche zum Persönlichen.<br />
Kleine Brennpunkte, in denen die Wurzeln des Erlebten<br />
tiefer gehen und Heimat noch mehr Heimat<br />
wird und und und...<br />
Bildstöckle<br />
Und das Bildstöckle ist ein solcher Punkt. Auf dem<br />
Braunenberg, nicht weit vom Fernsehturm, ist ein<br />
kleiner Steinbruch im Weißen Jura. Manchmal suchen<br />
da noch Wasseralfinger Buben nach den ersten<br />
Bewohnern der Ostalb, versteinerte Schnecken<br />
im Jura. <strong>Der</strong> verlassene Steinbruch ist heute eine<br />
kleine Mulde. In der Mitte erhebt sich noch einmal<br />
ein kleiner Hügel. Da haben wir einst, auch mit<br />
Steinen aus dem Steinbruch, ein Bildstöckle gebaut<br />
und einer von uns schnitzte ein Marien-Bild. <strong>Der</strong><br />
Bildstöcklessteinbruch wurde unser Treffpunkt bei<br />
Tag und noch mehr in der Nacht – „die anderen“<br />
merkten das natürlich auch, und eines Tages war<br />
alles ziemlich zerstört. Bald kam der Krieg, und<br />
wir hatten auch in unserer Gruppe gefallene<br />
Freunde zu betrauern. Wir schnitzten ihre Namen<br />
in eine Holzplatte und legten sie zum Bildstöckle.<br />
Vor dem Andenken an die Gefallenen hatten auch<br />
„die anderen“ Ehrfurcht und dann geschah nichts<br />
mehr. Die Toten schützten das Bildstöckle. Nach<br />
dem Krieg, und auch heute noch, kommen wir da<br />
wieder zusammen. Die Forstverwaltung erlaubt es<br />
den jetzt alten Knaben und alten Mädchen, per Auto<br />
auf den Braunen zu kommen.<br />
Und als Wasseralfinger Frauen damit anfingen, in<br />
der Stefanskirche eine neue große Krippe zu bauen,<br />
da wählten sie als Vorbild für ihre Krippenlandschaft<br />
den Bildstöcklessteinbruch, dieses Mal natürlich<br />
aus Maschendraht und Kleisterpapier. Da<br />
ist jetzt aber ein Unterschied: statt des eigentlichen<br />
Bildstöckles sitzen da jetzt Maria und Josef und das
monsIgnore sIeger Kö<strong>Der</strong> I 147<br />
Christkind, und die Hirten und die Heiligen Drei<br />
Könige eilen im Maßstab 1:20 oder so ähnlich auf<br />
sie zu. Und manche Aalener und Wasseralfinger<br />
haben über die Steinbruch-Krippe das Bildstöckle<br />
auf dem Braunen wieder- oder überhaupt erst entdeckt<br />
und gehen hinauf zum Braunenberg.<br />
Blick vom Hohenberg<br />
Und auf dem Hohenberg. Die Jakobuskirche steht<br />
mitten auf dem Friedhof. Auf der Abdeckplatte der<br />
südlichen Friedhofsmauer ist eine Metallplatte eingefügt,<br />
auf der wir die Entfernungen zu den großen<br />
Pilgerkirchen der Christenheit ablesen können:<br />
nach Jerusalem 2840 km, nach Rom 812 km und<br />
nach Compostela 1583 km. Vor uns, den Berg hinab,<br />
breitet sich das Ellwanger Land aus. Ich bin<br />
natürlich ein wenig befangen, aber für mich ist gerade<br />
an dieser Stelle der schönste Blick, den man<br />
auf der Ostalb haben kann: die Berge, die die<br />
Ostalb nach Süden abschließen. Das beginnt <strong>ganz</strong><br />
links im Osten mit dem Ipf, und dann wandert unser<br />
Blick nach Westen über die Kapfenburg, den<br />
Braunenberg, den Rosenstein, und dann vor allem<br />
zu den Kaiserbergen, dem Stuifen, dem Rechberg,<br />
dem Hohenstaufen, und manchmal, wenn die Witterung<br />
dafür stimmt, <strong>ganz</strong> im Südwesten, die Teck.<br />
Unsere Gedanken machen da ja nicht halt. Wir<br />
denken über die Mauer hinaus: hinter Bargau steigt<br />
der Jakobsweg auf die Schwäbische Alb, und dann<br />
geht er da weiter in die Schweiz, nach Burgund, in<br />
die Auvergne, in die Meseta nach Compostela.<br />
Wie viele sind von hier oben schon in Gedanken<br />
diesen Weg gegangen, und in unserer Zeit haben<br />
nicht wenige die Pilgerschuhe wirklich angezogen<br />
und sind bis Finisterrae gegangen, und zu ihren<br />
eigenen Horizonten und zum Horizont Gottes.<br />
Michaelskapelle in der Basilika<br />
Und in der Basilika. Es hat sich so getroffen, dass<br />
der Dekan von Ellwangen, Patriz Hauser, und ich<br />
einmal ein paar Wochen im Krankenhaus in einem<br />
Zimmer lagen und viel Zeit hatten, um über alles<br />
Mögliche und Unmögliche zu reden – auch über<br />
ein Problem in der Basilika. Nach allem, was man<br />
aus alten Urkunden und anderen Quellen noch
148 I monsIgnore sIeger Kö<strong>Der</strong><br />
wissen konnte, war früher im Westturm in dem<br />
Raum hinter der Orgel eine Michaelskapelle. Im<br />
Westen geht die Sonne unter, vom Westturm her<br />
bedrohen die Mächte der Dunkelheit die Stadt<br />
Gottes. Gerade deshalb hat man oft den Westturm<br />
dem Hl. Michael geweiht, weil man ihm am meisten<br />
zutraute, von diesem Bollwerk aus Tod und<br />
Teufel besiegen zu können. So wohl auch in Ellwangen<br />
– und jetzt war dies ein leerer Raum. Man<br />
konnte noch Pfeiler und Säulen und Kapitelle in<br />
den Ecken sehen, aber sonst – nichts. Und so überlegten<br />
wir, diesem Raum seine alte Weihe wiederzugeben<br />
– und ich durfte das machen: zuerst unten<br />
ein alter Altartisch aus Holz, auf dessen vergoldete<br />
Stirn- und Seitenplatten ich alle Ellwanger Stiftsheiligen,<br />
die aus Rom und Langres, malte und auch<br />
noch eine Stelle freiließ, falls der gute Pater Philipp<br />
doch noch eines Tages heiliggesprochen werden<br />
sollte. Für die Altartisch-Deckplatte hatten wir in<br />
der Sakristei einen alten Weihestein, den einmal<br />
ein Augsburger Weihbischof Adelmann von Adelmannsfelden<br />
konsekriert hatte.<br />
Das südliche Fenster, dem Marktplatz zu, wurde<br />
das Michaelsfenster. Aber da sollte der Erzengel<br />
nicht mehr wie früher im Panzer und mit Lanze<br />
und Schwert den unter ihm liegenden Satan durchbohren<br />
– das kann man sich heute so schwer vorstellen.<br />
Aber, und das gilt heute noch: Sein Name!<br />
Da gilt heute noch: „Michael“ – „Wer ist wie Gott?“<br />
Die Frage, die dieser Name uns stellt, gilt heute<br />
noch. Diesem Namen entgegen, vom unteren Rand<br />
des Fensters her, wird in allen Sprachen die große<br />
Versuchung des Menschen geflüstert: „Ihr werdet<br />
sein wie Gott!“ Und man kann die Türme von Babylon<br />
entdecken, die so diesem Engelnamen entgegenwachsen.<br />
Und schließlich dem Westen zu das große Abendfenster,<br />
wie es dann der Dekan getauft hat. Ein Bild<br />
vom Lobgesang des alten Simeon, den die Kirche<br />
jeden Abend betet, und ein Bild aus der Apokalypse<br />
mit dem Alpha und dem Omega, das erst auf der<br />
nächsten, der letzten Seite des letzten Buches erscheinen<br />
wird. Über allem im dunkelnden Blau der<br />
Abendstern, der gleiche Stern, der als Morgenstern<br />
im neuen Tag der Ewigkeit wieder aufgehen wird.<br />
So ist dieser Raum, in dem man vielleicht noch am<br />
meisten das 12. und 13. Jahrhundert spüren kann,<br />
seiner ehemaligen Bestimmung und Bedeutung<br />
wiedergegeben worden, und ich habe etwas vom<br />
Glück gespürt, mehr als sonst, dass ich in der Spur<br />
der Baumeister und Steinmetze und Glasmaler der<br />
schon vergangenen Jahrhunderte schaffen und ihre<br />
Pläne und ihre Theologie mit den Mitteln unserer<br />
Zeit fortführen durfte.
monsIgnore sIeger Kö<strong>Der</strong> I 149<br />
Wasseralfingen – Altes Kirchle<br />
Und in Wasseralfingen im „Alten Kirchle“, wie die<br />
Wasseralfinger dazu sagen. Diese Kapelle steht bei<br />
der unteren Kocherbrücke und ist eine Stiftung der<br />
Ahelfinger, die ihr Wasserschloss bei der oberen<br />
Kocherbrücke hatten. Die Kapelle ist dem Hl. Stefanus<br />
geweiht, und da steht im sanften Licht der<br />
Fenster von Helmut Schuster der Schaffner-Altar.<br />
In der Mitte des goldenen Schreins steht die Gottesmutter<br />
mit ihrem Kind. Über ihrem Haupt<br />
schweben zwei Engel, die eine Krone halten. Zu ihren<br />
Füßen knien als kleine Figuren die Stifter:<br />
Wolfgang von Ahelfingen und seine Ehefrau Margaretha<br />
von Rechberg. Alle anderen Gestalten sind<br />
gemalt. In der Predella die Hl. Ursula und die<br />
Apostelfürsten Petrus und Paulus, auf den Flügeln<br />
die Hl. Anna selbdritt und Johannes der Täufer.<br />
Wenn die Flügel geschlossen werden, in der Advents-<br />
und Fastenzeit, sehen wir, ebenfalls gemalt,<br />
den Hl. Christophorus, die Hl. Margaretha, die Hl.<br />
Katharina und den Hl. Georg. Martin Schaffner<br />
lebte in einer Zeit reformatorisch-religiöser Spannungen.<br />
In Ulm war ein Bildersturm. Auch die politisch-sozialen<br />
Verhältnisse veränderten sich. Das<br />
Mittelalter ging zu Ende und damit auch die Ulmer<br />
Altarkunst, von der wir hier ein letztes großartiges<br />
Zeugnis haben.<br />
Noch andere Kunstmale sind im Alten Kirchle: ein<br />
Bernhards-Altar und vor allem im rechten Seitenaltar<br />
das schöne Vesperbild, die Mutter Maria am<br />
Abend des Karfreitags mit dem toten Sohn auf ihrem<br />
Schoß.<br />
Gerade diese Figur mag uns daran erinnern, dass<br />
das Alte Kirchle für die Wasseralfinger zuallererst<br />
kein Kunst-Raum, sondern immer zuerst eine Kirche<br />
ist. Zu dieser Pieta sind besonders im Krieg<br />
immer wieder die Frauen und Mütter gekommen<br />
und haben für ihre Männer und Söhne gebetet.<br />
Vorne beim Schaffner-Altar ist der Tabernakel und<br />
leuchtet das Ewige Licht. Hier haben wir jede Woche<br />
in aller Herrgottsfrühe Jugendgottesdienst gehalten,<br />
die Hl. Messe, vorne der Vikar am Altar<br />
lateinisch, und wir unten – schon etliche Jahre vor<br />
dem Konzil – auf deutsch. Dann sind wir auseinandergegangen,<br />
die einen ins Hüttenwerk und ins<br />
Alfing, die anderen in die Realschule und ins Gymnasium...<br />
Und, wenn ich mich dunkel, aber recht<br />
erinnere, vielleicht habe ich als kleiner Ministrant<br />
vor dem Schaffner-Altar auch ein paar Mal davon<br />
geträumt, wie schön es wäre, wenn ich auch einmal<br />
einen Flügel-Altar malen könnte...<br />
Aalen – St. Johann<br />
Und in Aalen die St. Johann-Kirche auf dem alten<br />
Aalener Friedhof – vielleicht vermutlich wahrscheinlich<br />
das älteste christliche Gotteshaus in unserem<br />
Land weit und breit. Steine in ihren Mauern<br />
reichen weit hinab in die Geschichte: Steine aus<br />
dem römischen Kastell am Limes, einer sogar ein<br />
Weihestein für den römischen Jupiter Dolicenus.<br />
Wie viele der 65.000 Einwohner von Aalen wissen<br />
noch, was für einen Schatz sie da haben? Sicher, die<br />
evangelische Gemeinde, die hier samstags und<br />
sonntags Gottesdienst feiert. Aber sonst? Vermutlich<br />
wenige! Man weiß es einfach nicht. Ich selbst<br />
muss es bekennen (und mich ein wenig dafür schämen):<br />
Ich habe zehn Jahre lang nur ein paar hundert<br />
Meter von St. Johann entfernt im Schubart-<br />
Gymnasium Kunst unterrichtet und bin nicht ein<br />
einziges Mal mit einer Klasse dorthin gegangen.<br />
Weil ich es einfach nicht wusste.<br />
Wie es wohl wäre, wenn diese Kirche tagsüber geöffnet<br />
wäre? Wenn man sich erst den Schlüssel besorgen<br />
muss, geht man halt leicht weiter. Und wenn<br />
bei den vielen Sitz-Stühlen ein paar Bet-Stühle wären,<br />
auf denen man knien könnte. Manche Menschen<br />
wollen lieber auf den Knien beten. Und wie<br />
schön wäre es, wenn jedes Aalener Schulkind bald<br />
nach seinem Anfang in der Schule ein gutes farbiges<br />
Abbild des Abendmahls in St. Johann bekäme:<br />
das älteste Abendmahlbild weit und breit, und<br />
vielleicht auch überhaupt die älteste Malerei weit<br />
und breit.<br />
Kinder fangen bald an zu fragen: „Mama, und was<br />
sind die kleinen Fische in den kleinen Tellern?“<br />
Und die Mama: „...?...“ Für die zukünftigen Fragen<br />
wird sie sich besser vorbereiten. So könnte es anfangen,<br />
dass die Menschen in der Ostalb den verborgenen<br />
Schatz im (Gottes-)Acker finden ...
316 I Pr-bilDbEiträGE<br />
Übersicht der PR-Bildbeiträge<br />
Wir danken den folgenden Firmen, Einrichtungen und Verbänden, die mit ihren<br />
Beiträgen das Zustandekommen dieses Buches möglich gemacht haben.<br />
Stadt Aalen<br />
www. aalen.de 34<br />
Maschinenfabrik Alfing Kessler GmbH<br />
www.alfing.de 36<br />
aprithan Schaumstoff GmbH<br />
www.aprithan.de 38<br />
DSM Messtechnik GmbH<br />
www.dsm-messtechnik.de 54<br />
EnbW Ostwürttemberg Donauries AG<br />
www.odr.de 72<br />
C. & E. FEin GmbH<br />
www.fein.de 56<br />
Forschungsinstitut Edelmetalle<br />
www.fem-online.de 52<br />
Gesellschaft im <strong>Ostalbkreis</strong> für<br />
Abfallbewirtschaftung mbH<br />
www.goa-online.de 39<br />
Max ladenburger Söhne Heimatsmühle<br />
GmbH & Co. KG<br />
www.heimatsmuehle.de 110<br />
Henkel AG & Co. KGaA<br />
www.henkel.com 70<br />
Hochschule Aalen<br />
www.htw-aalen.de 73<br />
Hochschule für Gestaltung<br />
Schwäbisch Gmünd<br />
www.hfg-gmuend.de 78<br />
ibO industriebuchbinderei<br />
Ostalb GmbH<br />
www.ibo-ostalb.de 106<br />
inneo Solutions GmbH<br />
www.inneo.com 111<br />
iSO-Chemie<br />
www.iso-chemie.de 108<br />
Schuh Kauffmann<br />
www.schuh-kauffmann.de 137<br />
Kreissparkasse Ostalb<br />
www.ksk-ostalb.de 118<br />
leicht Küchen AG<br />
www.leicht.de 105<br />
leitz GmbH & Co. KG<br />
www.leitz.org 120<br />
lindenfarb textilveredlung<br />
www.lindenfarb.de 122<br />
Stiftung Haus lindenhof<br />
www.haus-lindenhof.de 124<br />
lMt GmbH & Co. KG<br />
www.lmt-tools.com 138<br />
löwenbrauerei Wasseralfingen<br />
www.wasseralfinger.de 140<br />
Möbel Mahler<br />
www.moebel-mahler.de 142<br />
Ferdinand Menrad GmbH & Co. KG<br />
www.menrad.de 141<br />
August Mössner GmbH & Co. KG<br />
www.moessner-kg.de 161<br />
MunksJö Paper GmbH<br />
www.munksjo.com 158<br />
nubert electronic GmbH<br />
www.nubert.de 174<br />
OMEGA SOrG GmbH<br />
www.omega-sorg.de 160<br />
Ostalb Klinikum Aalen<br />
www.ostalb-klinikum.de 88<br />
OVA-Omnibus Verkehr Aalen<br />
www.ova.de 193<br />
paramobil GmbH<br />
www.paramobil.com 197<br />
Pentair Südmo<br />
www.suedmo.de 177<br />
PtS Systemtechnik GmbH<br />
www.pts-systemtechnik.de 178<br />
Prototechnik GmbH & Co. KG<br />
www.prototechnik.de 176<br />
Chr. renz GmbH<br />
www.renz-germany.de 192<br />
J. rettenmaier & Söhne GmbH & Co. KG<br />
www.jrs.de 194<br />
rOKu-Mechanik GmbH<br />
www.roku-germany.de 196<br />
Ellwanger rotochsen brauerei<br />
www.rotochsenbrauerei.de 210<br />
Samariterstift behindertenhilfe Ostalb<br />
www.samariterstiftung.de 208<br />
Schmidt Maschinenbau GmbH<br />
www.schmidt-cnc.de 211<br />
Scholz AG<br />
www.scholz-ag.de 212<br />
Scholz Edelmetall GmbH<br />
www.scholz-edelstahl.de 213<br />
Stadt Schwäbisch Gmünd<br />
www.schwaebisch-gmuend.de 228<br />
Maschinenfabrik Seydelmann<br />
www.seydelmann.com 233<br />
SHW Werkzeugmaschinen GmbH<br />
www.shw-wm.de 230<br />
SrH Krankenhaus neresheim gGmbH<br />
www.fachkrankenhaus-neresheim.de 245<br />
Stadtbus Gmünd<br />
Severin Abt GmbH & Co. KG<br />
www.stadtbus-gmuend.de 242<br />
Stadtwerke Aalen GmbH<br />
www.sw-aalen.de 232<br />
Stadtwerke Schwäbisch Gmünd GmbH<br />
www.stwgd.de 244<br />
St. Anna-Virngrund-Klinik<br />
www.klinik-ellwangen.de 90<br />
Stauferklinikum Schwäbisch Gmünd<br />
www.stauferklinkum.de 89<br />
Steelcase Werndl AG<br />
www.steelcase.de 246<br />
Susa-Vertriebs-GmbH+Co<br />
www.susa-vertrieb.de 247<br />
uhl Windkraft<br />
www.uhl-windkraft.de 258<br />
VAF GmbH<br />
www.vaf-bopfingen.de 260<br />
VArtA Microbattery GmbH<br />
www.varta-microbattery.com 262<br />
voestalpine Polynorm GmbH & Co. KG<br />
www.voestalpine.com/polynorm 274<br />
Volksbank Schwäbisch Gmünd<br />
www.volksbank-gmuend.de 276<br />
Vr-bank Aalen eG<br />
www.vrbank-aalen.de 278<br />
Weleda AG<br />
www.weleda.de 296<br />
Carl Zeiss AG<br />
www.zeiss.de 298<br />
ZF lenksysteme GmbH<br />
www.zf-lenksysteme.de 300