04.12.2017 Aufrufe

SHE works! Magazin #Frauen #Wirtschaft #Karriere - Was ändert sich 2018

Neues Jahr - neue Regeln. Neue Gesetze, neue Steuerregelungen und diverse Änderungen bei der Unternehmensführung sind zu bedenken und zu beachten. Die SHE works! Redaktion hat sich vor diesem Hintergrund in den letzten Wochen mal auf die Suche nach all dem gemacht, was uns 2018 erwartet. Rechtlich, steuerlich und auch terminlich. Außerdem geht es um Führungsmodelle und Wege aus der Krise.

Neues Jahr - neue Regeln. Neue Gesetze, neue Steuerregelungen und diverse Änderungen bei der Unternehmensführung sind zu bedenken und zu beachten. Die SHE works! Redaktion hat sich vor diesem Hintergrund in den letzten Wochen mal auf die Suche nach all dem gemacht, was uns 2018 erwartet. Rechtlich, steuerlich und auch terminlich. Außerdem geht es um Führungsmodelle und Wege aus der Krise.

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<strong>SHE</strong><br />

<strong>works</strong>!<br />

<strong>#Frauen</strong><br />

<strong>#Wirtschaft</strong><br />

<strong>#Karriere</strong><br />

Ausgabe 04. Dezember<br />

2017<br />

Neue Rechten,<br />

neue Pflichten -<br />

was <strong>ändert</strong> <strong>sich</strong><br />

<strong>2018</strong><br />

Kraft schöpfen aus der<br />

Krise -<br />

Gründerinnen-Story<br />

Denkmodelle überdenken -<br />

<strong>Was</strong> gute Führung<br />

ausmacht


Inhalt<br />

Editorial<br />

Seite 3<br />

Neue Rechte, neue Pflichten:<br />

Das <strong>ändert</strong> <strong>sich</strong> ab <strong>2018</strong><br />

Seite 4<br />

<strong>SHE</strong> <strong>works</strong>! Ad(E)ventskalender<br />

<strong>2018</strong><br />

Seite 11<br />

Equal Pay Day <strong>2018</strong><br />

Seite 14<br />

Maker Faire für Macherinnen<br />

Seite 10<br />

Kraft schöpfen aus der Krise<br />

Gründerinnenporträt<br />

Seite 16<br />

Denkmodelle überdenken<br />

<strong>Was</strong> gute Führung ausmacht<br />

Seite 19<br />

Buchtipps<br />

Seite 24<br />

Auf der Straße des Erfolgs<br />

Awards und Preise <strong>2018</strong><br />

Seite 26<br />

Das Letzte<br />

Seite 27<br />

2<br />

Herausgeber:<br />

<strong>SHE</strong> <strong>works</strong>!<br />

Schäufele & Brößling GbR<br />

Anschrift: Stegemühlenweg 7<br />

37083 Göttingen<br />

✆ 0551/4899075<br />

info@she-<strong>works</strong>.de<br />

Vertreten<br />

durch:<br />

Carolin Schäufele<br />

Katja Brößling<br />

V.i.S.d.P. Carolin Schäufele<br />

(gem. § 55 Abs. 2 RStV)<br />

Layout:<br />

Fotonachweis:<br />

Internet:<br />

Katja Brößling<br />

Impressum<br />

Titelseite: pixabay<br />

Seiten 2-13, 26, 28: pixabay<br />

Seiten 16-18: YAKMANDU<br />

Seite 19: Stephanie Borgert<br />

www.she-<strong>works</strong>.de<br />

Social Media:<br />

http://www.facebook.de/she<strong>works</strong>.de<br />

http://www.twitter.com/<strong>SHE</strong><strong>works</strong>DE


Liebe Leserinnen und Leser,<br />

mit jedem neuen Jahr gilt es den eigenen<br />

Betrieb auf die rechtlichen und steuerlichen<br />

Updates einzustellen. Neue Gesetze, neue<br />

Steuerregelungen und diverse Änderungen<br />

bei der Unternehmensführung sind zu<br />

bedenken und zu beachten.<br />

Mühselig! Finden Sie nicht auch? Wir haben<br />

uns vor diesem Hintergrund in den letzten<br />

Wochen mal auf die Suche nach all dem<br />

gemacht, was uns <strong>2018</strong> erwartet. Rechtlich,<br />

steuerlich und auch terminlich. Ab Seite 4<br />

können Sie in Ruhe nachlesen, was für Sie<br />

und Ihr Business wichtig ist.<br />

Im November hat der BPW Germany auch<br />

die Equal Pay Day Kampagne <strong>2018</strong><br />

gestartet. Unter dem Motto „Transparenz<br />

gewinnt“ wird mit vielen bundesweiten<br />

Veranstaltungen die fehlende Lohngleichheit<br />

zwischen Männern und Frauen hingewiesen.<br />

Seite 14<br />

Ann-Carolin Helmreich hat gegründet,<br />

YAKMANDU. Das kleine feine Label verkauft<br />

Accessoires aus Nepal und dem Himalaya.<br />

Die Berlinerin hatte 2015 das Erdbeben in<br />

der Region selbst miterlebt und danach den<br />

dringenden Wunsch dem Land zu helfen.<br />

Daraus entstand dann YAKMANDU. Auf<br />

Seite 16 stellen wir Ihnen die<br />

Neuunternehmerin vor.<br />

Wer noch nicht genug in dieser<br />

stimmungsvollen Zeit zum Lesen hat, wir<br />

haben mit Stephanie Borgert gesprochen,<br />

Rednerin, Autorin und Weiterdenkerin. Sie<br />

hat <strong>sich</strong> zum Ziel gesetzt, unser<br />

unternehmerisches Denken nicht an<br />

vorgegebenen Rezepten auszurichten,<br />

sondern uns selbst das denken wieder zu<br />

lehren! Spannend!<br />

In den kommenden Wochen werden wir uns<br />

mit unserem Januar-<strong>Magazin</strong> auseinandersetzen.<br />

Wir haben das Thema Finanzen<br />

zum Schwerpunktthema gemacht und<br />

werden über Altersarmut bei Frauen (Helma<br />

Sick hat uns Rede und Antwort gestanden)<br />

über Geldanlagen und finanzielle<br />

Abhängigkeiten berichten. Erscheinen wird<br />

das <strong>Magazin</strong> am 8. Januar <strong>2018</strong>.<br />

Bis dahin Ihnen eine ruhige Adventszeit,<br />

schöne Weihnachten und einen guten Rutsch<br />

ins nächste Jahr!<br />

Ihre Carolin Schäufele & Katja Brößling<br />

3


Das <strong>ändert</strong> <strong>sich</strong> ab <strong>2018</strong><br />

von Katja Brößling<br />

Es ist in jedem Jahr das Gleiche: Mit dem<br />

Jahreswechsel gibt es auch immer neue<br />

gesetzliche Bestimmungen bzw. Änderungen an<br />

bestehenden<br />

Gesetzen.<br />

Für das Jahr <strong>2018</strong> stehen viele Neuerungen rund<br />

um das Mutterschutzgesetz an. Aber auch in den<br />

Bereichen Betriebliche Altersvorsorge,<br />

Mindestlohn, Künstlersozialkasse, Datenschutzgrundverordnung,<br />

Geringwertige Wirtschaftsgüter<br />

und im Steuer- und Verbraucherrecht gibt<br />

es ver<strong>ändert</strong>e Regelungen und Vorschriften. Auf<br />

den folgenden Seiten hat die <strong>SHE</strong> <strong>works</strong>!<br />

Redaktion das Wichtigste für Sie<br />

zusammengestellt.<br />

4


Änderung beim Verbot der Nachtund<br />

Sonntagsarbeit<br />

Mehr Schutz bei Fehlgeburten oder<br />

behinderten Kindern<br />

Bereits seit 31.5.2017 gilt:<br />

Mütter von Kindern mit Behinderung erhalten<br />

insgesamt zwölf Wochen Mutterschutz nach<br />

der Geburt.<br />

Außerdem wurde ein Kündigungsschutz für<br />

Frauen neu eingeführt, die nach der zwölften<br />

Schwangerschaftswoche eine Fehlgeburt<br />

erleben mussten.<br />

Ab <strong>2018</strong> soll es keine Arbeitsverbote mehr<br />

gegen den Willen der Schwangeren geben.<br />

Wenn die Schwangere es selbst möchte, kann<br />

auch die Möglichkeit der Sonntags-und<br />

Feiertagsarbeit erweitert werden.<br />

Für Arbeitszeiten zwischen 20 und 22 Uhr wird<br />

laut BMFSFJ ein behördliches Genehmigungsverfahren<br />

eingeführt. Der Arbeitgeber<br />

hat dabei alle erforderlichen Unterlagen<br />

bei der entsprechenden Behörde einzureichen.<br />

Während der Prüfung kann der Arbeitgeber die<br />

Frau grundsätzlich weiterbeschäftigen. Lehnt<br />

die Behörde den Antrag nicht innerhalb von<br />

sechs Wochen ab, gilt er als genehmigt.<br />

5


Erweiterter Personenkreis im<br />

Rahmen des Mutterschutzgesetzes<br />

Das Gesetz soll jetzt künftig auch für folgende<br />

Personen gelten:<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Frauen in betrieblicher Berufsbildung<br />

und Praktikantinnen im Sinne von § 26<br />

des Berufs-bildungsgesetzes<br />

Frauen mit Behinderung, die in einer<br />

Werkstatt für behinderte Menschen<br />

beschäftigt sind<br />

Frauen, die als Entwicklungshelferinnen<br />

tätig sind<br />

Frauen, die als Freiwillige nach dem<br />

Bundesfreiwilligendienstgesetz<br />

beschäftigt sind<br />

Frauen, die als Mitglieder einer<br />

geistlichen Genossenschaft,<br />

Diakonissen oder Angehörige einer<br />

ähnlichen Gemeinschaft auf einer<br />

Planstelle oder aufgrund eines<br />

Gestattungsvertrages für diese tätig<br />

werden, auch während der Zeit ihrer<br />

dortigen außerschulischen Ausbildung<br />

Frauen, die in Heimarbeit beschäftigt<br />

sind<br />

Arbeitnehmerähnliche Selbstständige<br />

Schülerinnen und Studentinnen unter<br />

bestimmten Voraussetzungen,<br />

besonders soweit die Ausbildungsstelle<br />

Ort, Zeit und Ablauf der<br />

Ausbildungsveranstaltung verpflichtend<br />

vorgibt.<br />

6


Das neue Betriebsrentenstärkungsgesetz<br />

(BRSG) soll künftig dafür sorgen, dass auch<br />

Beschäftigte kleiner Unternehmen und<br />

geringfügig Beschäftigte Zugang zu einer<br />

Betriebsrente erhalten. Damit alle<br />

Beschäftigten möglichst viel Sicherheit und<br />

wenige Risiken haben, wurde das neue<br />

Sozialpartnermodell eingeführt. Es soll<br />

<strong>sich</strong>erstellen, dass die Bedingungen für<br />

betriebliche Altersversorgung zwischen<br />

Arbeitgebern und Gewerkschaften auf gleicher<br />

Augenhöhe ausgehandelt werden.<br />

Ab Januar <strong>2018</strong> gilt der gesetzliche Mindestlohn ausnahmslos in<br />

allen Branchen. Tarifverträge, die unter dem Mindestlohn liegen,<br />

sind dann nicht mehr zulässig.<br />

Der gesetzliche Mindestlohn beträgt auch im Jahr <strong>2018</strong> pro<br />

Stunde 8,84 Euro, denn laut Mindestlohngesetz wird der<br />

gesetzliche Mindestlohn nur alle zwei Jahre neu festgelegt. So<br />

wird im Laufe des Jahres <strong>2018</strong> die Mindestlohn-Kommission<br />

beraten, wie hoch der Mindestlohn ab 2019 ausfallen wird.<br />

Mehrere tarifliche Branchen-Mindestlöhne steigen aber bereits<br />

zum 1.1.<strong>2018</strong>:<br />

Berufliche Aus- und Weiterbildung: 15,26 € (alt 14,60 €)<br />

Elektrohandwerk (Montage):<br />

10,95 € (bundesweit)<br />

Pflegebranche: West: 10,55 € (alt 10,20 €)<br />

Ost: 10,05 € (alt 9,55 €) 7


Die Beiträge für die Künstlersozialkasse sinken <strong>2018</strong><br />

auf 4,2 Prozent. Dies hatte die Bundesregierung<br />

bereits im Sommer 2016 beschlossen und im<br />

Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Bemessungsgrundlage<br />

für die Zahlungen von Unternehmen, ist<br />

die Gesamtsumme, die sie aufwenden, um einen<br />

Künstler zu engagieren. Dazu zählen unter anderem<br />

Gagen oder Honorare, Lizenzzahlungen sowie<br />

Vergütungen für andere, auch technische<br />

Nebenleistungen. Der Abgabesatz wird jährlich vom<br />

Bundesarbeitsministerium festgelegt.<br />

Zum 1. Januar werden die Grenzen für<br />

geringwertige Wirtschaftsgüter (GWG)<br />

angehoben. Unter Berück<strong>sich</strong>tigung der<br />

Mehrwertsteuersätze ergeben <strong>sich</strong> für den<br />

Sofortabzug für GWG folgende Höchstwerte:<br />

Nettobetrag Mwst-Satz Bruttobetrag<br />

800,-€ 19% 952,-€<br />

800,-€ 7% 856,-€<br />

Vorteil: Smartphones, Tablets und andere<br />

Gadgets müssen nicht mehr aufwändig<br />

abgeschrieben werden.<br />

8


Ab Mai <strong>2018</strong> tritt europaweit eine neue<br />

Datenschutzgrundverordnung in Kraft. Somit<br />

wird Datenschutz zunehmend zur<br />

Herausforderung für Betriebe.<br />

Mit der DSGVO werden die Regeln für die<br />

Verarbeitung von personenbezogenen Daten<br />

durch private Unternehmen und öffentliche<br />

Stellen EU-weit vereinheitlicht. So soll der<br />

Schutz von personenbezogenen Daten<br />

innerhalb der EU <strong>sich</strong>ergestellt werden,<br />

andererseits aber auch den Datenverkehr<br />

innerhalb des Europäischen Binnenmarktes<br />

gewährleistet werden.<br />

Alle datenverarbeitenden Unternehmen, von<br />

der Arztpraxis bis zum Handwerksbetrieb,<br />

unterliegen den Vorgaben des<br />

Bundesdatenschutzgesetzes und somit auch<br />

der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung.<br />

Ab <strong>2018</strong> verlängert <strong>sich</strong> die Abgabefrist für die<br />

Steuererklärung. Es gilt dann der 31. Juli des Folgejahres<br />

als letzter Termin für die Abgabe (für die Steuererklärung<br />

<strong>2018</strong> also der 31. Juli 2019). Wenn Sie einen<br />

Steuerberater mit der Erstellung der Steuererklärung<br />

beauftragen, hat dieser künftig bis zum 28/29. Februar des<br />

übernächsten Jahres Zeit, die Steuererklärungen<br />

einzureichen.<br />

Auch der Verspätungszuschlag wird im Steuergesetz<br />

neu geregelt. Bei Jahressteuererklärungen beträgt dieser<br />

für jeden angefangenen Monat der Verspätung 0,25 % der<br />

Steuernachzahlung, mindestens jedoch 25 EUR je<br />

Monat. Fälle mit Nullfestsetzung oder Steuererstattung<br />

werden nicht vom Verspätungszuschlag verschont. 9


Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB)<br />

hat bereits im Mai 2016 beschlossen, den<br />

500-Euro-Schein abzuschaffen. Die Ausgabe<br />

der bis dato größten Euro-Banknote<br />

wird "gegen Ende <strong>2018</strong>" eingestellt. Bis dahin<br />

werden die neu überarbeiteten 100- und<br />

200-Euro-Scheine mit verbesserten Sicherheitsmerkmalen<br />

eingeführt sein. Bis Ende<br />

<strong>2018</strong> können Verbraucher noch weiterhin mit<br />

der Banknote zahlen.<br />

Kartenzahlungen, Überweisungen und<br />

Lastschriften werden verbraucherfreundlicher.<br />

Ab dem 13. Januar <strong>2018</strong> fallen gesonderte<br />

Gebühren bei diesen Zahlungen weg. Die<br />

Regelung geht auf die Zweite<br />

Zahlungsdiensterichtlinie zurück und gilt<br />

europaweit.<br />

10


11


Social Media Week,<br />

Hamburg<br />

26.Februar - 2.März <strong>2018</strong><br />

meccanica feminale<br />

Schwenningen<br />

27.Februar - 3.März <strong>2018</strong><br />

Unternehmerinnen-Kongress Dresden<br />

3. März <strong>2018</strong><br />

PROJEKTIN - Konferenz<br />

Nürnberg<br />

10. März <strong>2018</strong><br />

Equal Pay Day<br />

18. März <strong>2018</strong><br />

PANDA Automotive<br />

14. April <strong>2018</strong>,<br />

Stuttgart<br />

Unternehmerinnen-Safari<br />

15. April <strong>2018</strong>,<br />

Berlin-Brandenburg<br />

12


WoMenPower - Kongress<br />

27. April <strong>2018</strong>,<br />

Hannover<br />

28. April <strong>2018</strong>,<br />

Frankfurt / Main<br />

9. Juni <strong>2018</strong>,<br />

Hannover<br />

Unternehmerinnen-Safari<br />

15. September <strong>2018</strong>,<br />

Berlin-Brandenburg<br />

11.-12. Oktober <strong>2018</strong><br />

München<br />

PANDA Law<br />

20. Oktober <strong>2018</strong><br />

Frankfurt / Main<br />

Noch mehr Termine gibt es unter<br />

https://www.she-<strong>works</strong>.de/events<br />

13


14<br />

Unter dem Motto „Transparenz gewinnt.“<br />

startete Mitte November die Equal Pay Day<br />

Kampagne <strong>2018</strong>. Initiiert wird die Kampagne<br />

seit 2008 durch den Business and<br />

Professional Women (BPW) Germany e.V.<br />

und gefördert durch das Bundesministerium<br />

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.<br />

Bei der Schließung der aktuellen Lohnlücke<br />

von 21 Prozent spielt Transparenz eine<br />

zentrale Rolle. Doch noch immer gibt es<br />

viele Vorbehalte. Transparente<br />

Gehaltsstrukturen werden von Beschäftigten<br />

wie Arbeitgebenden mit großer Skepsis<br />

betrachtet. Angst vor Neid in der Belegschaft<br />

und vor einem unverhältnismäßigen<br />

Bürokratieaufwand machen es nach wie vor<br />

zu einem Tabuthema, über Geld zu<br />

sprechen. Dabei zeigen die Erfahrungen in<br />

anderen Ländern, dass transparente<br />

Einkommensstrukturen positive Auswirkungen<br />

haben.<br />

Transparenz schafft Vertrauen und eine Basis<br />

für Gehaltsverhandlungen auf Augenhöhe.<br />

Denn nur wer weiß, was die Kollegen und<br />

Kolleginnen in vergleichbarer Position<br />

verdienen, kann beurteilen, ob das eigene<br />

Gehalt Grund zur Zufriedenheit oder Anlass zu<br />

Nachverhandlungen ist.<br />

„Transparente Gehaltsstrukturen sind ein<br />

Gewinn für alle – nicht nur für weibliche<br />

Angestellte. Denn Transparenz beim Gehalt<br />

zwingt dazu, gerecht nach Leistung zu<br />

entlohnen, und verhindert, dass unbewusste<br />

Vorurteile den Blick auf faires Entgelt verstellen.<br />

Das wird den Gender Pay Gap deutlich<br />

verringern.“ so Uta Zech, Präsidentin BPW<br />

Germany. „Unser Ziel: Arbeitgebende und<br />

Beschäftigte dafür zu begeistern,<br />

Gehaltstransparenz Normalität werden zu<br />

lassen!“<br />

Im Sommer 2017 ist das Gesetz zur Förderung<br />

der Transparenz von Entgeltstrukturen in Kraft<br />

getreten.


Der EQUAL PAY<br />

DAY<br />

Der Equal Pay Day markiert symbolisch den<br />

geschlechtsspezifischen Entgeltunterschied,<br />

der laut Statistischem Bundesamt aktuell 21<br />

Prozent in Deutschland beträgt.<br />

Umgerechnet ergeben <strong>sich</strong> daraus 77 Tage<br />

und das Datum des nächsten EPD: 18. März<br />

<strong>2018</strong>. Angenommen Männer und Frauen<br />

bekommen den gleichen Stundenlohn: Dann<br />

steht der Equal Pay Day für den Tag, bis zu<br />

dem Frauen umsonst arbeiten, während<br />

Männer schon seit dem 1. Januar für ihre<br />

Arbeit bezahlt werden.<br />

Der Equal Pay Day wurde 2008 auf Initiative<br />

des Business and Professional Women<br />

(BPW) Germany e.V. erstmals in<br />

Deutschland durchgeführt und wird seitdem<br />

vom Bundesministerium für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend finanziell<br />

gefördert<br />

.<br />

Weitere Informationen sind unter www.equalpayday.de zu finden.<br />

Seitdem wächst die Zahl und Vielfalt der<br />

bundesweiten Veranstaltungen zum Equal Pay<br />

Day von Jahr zu Jahr stetig. Die zahlreichen<br />

Aktionen hunderter deutscher Städte und<br />

Gemeinden verhelfen dem Thema zu<br />

beachtlicher Sichtbarkeit im öffentlichen Raum.<br />

BPW ist eines der größten und ältesten<br />

Berufsnetzwerke für angestellte und<br />

selbständige Frauen. BPW Germany ist Teil des<br />

BPW International, der in rund 100 Ländern<br />

vertreten ist und Beraterstatus bei den<br />

Vereinten Nationen und beim Europarat<br />

genießt. Inzwischen findet der Equal Pay Day in<br />

über 20 europäischen Ländern statt.<br />

Entstanden ist der Tag für gleiche Bezahlung in<br />

den USA. Die amerikanischen Business and<br />

Professional Women schufen 1988 mit der Red<br />

Purse Campaign ein Sinnbild für die roten<br />

Zahlen in den Geldbörsen der Frauen. Diesen<br />

Gedanken griff der BPW Germany auf, sodass<br />

die roten Taschen bundesweit längst zum<br />

Symbol des Equal Pay Day wurden.<br />

15


Ann-Carolin Helmreich, Gründerin von YAKMANDU<br />

von Carolin Schäufele<br />

Ann-Carolin Helmreich ist 34 Jahre alt, gebürtige<br />

Mannheimerin und seit 10 Jahren<br />

Wahlberlinerin. YAKMANDU hat sie im Jahr<br />

2015 gegründet. Im Jahr 2017 war sie<br />

Gewinnerin des Unternehmerhelden Awards von<br />

debitoor.<br />

Frau Helmreich, Sie haben YAKMANDU<br />

gegründet. Können Sie Ihr Unternehmen und<br />

die Idee dahinter kurz skizzieren?<br />

16<br />

YAKMANDU ist ein kleines Fair Fashion Label<br />

für Accessoires wie Schals und Taschen.<br />

Wir verbinden nepalesisches Kunsthandwerk mit<br />

urbanem Zeitgeist und verhelfen so alter<br />

Webkunst aus dem Himalaya zu neuem Glanz.<br />

Vor allem aber stehen wir dafür, dass Mode Sinn<br />

machen darf und nicht nur dem Konsumenten<br />

befriedigt. Unsere Entwürfe werden von einer<br />

der ältesten Fair Trade Organisationen Nepals<br />

von Hand gefertigt und das ausschließlich von<br />

Frauen. Diese haben aufgrund ihrer<br />

persönlichen Geschichte oft keinen Zugang zum<br />

Arbeitsmarkt, denn als geschiedene, behinderte,<br />

verwitwete oder alleinerziehende Frau erhält<br />

man in Nepal selten Chance auf ein Einkommen<br />

und ist der Armut ausgeliefert. Das möchten wir<br />

ändern.<br />

Ann-Carolin Helmreich<br />

Wir spenden zusätzlich von jedem Einkauf 10%<br />

nach Nepal an unsere Hilfsorganisation oder<br />

ausgewählte soziale Projekte.<br />

<strong>Was</strong> gab den Impuls <strong>sich</strong> selbstständig zu<br />

machen?<br />

Eine Asienreise 2015 nach einer persönlichen<br />

Krise hat mich dazu bewogen. Ich war zuvor<br />

schon in der Internetbranche, hatte sieben<br />

Jahre im Management-Board von<br />

ABSOLVENTA hinter mir gelassen und war<br />

ausgebrannt und leer. Zugleich hatte ich großen<br />

Hunger auf Leben und Neues als ich mich mit<br />

einem One-way-Ticket auf den Weg machte.


In Nepal wurde ich vom Jahrhunderterdbeben<br />

überrascht, das 9.000 Menschen das Leben<br />

kostete. Ich gründete vor Ort innerhalb von<br />

24h eine Initiative mit ein paar Einheimischen<br />

und half dem Land beim Aufbau. Das hat<br />

mich nicht nur tief bewegt, sondern mir auch<br />

gezeigt, dass eine Gründerin in mir steckt.<br />

Wenn ich in einem Katastrophengebiet ohne<br />

fließend <strong>Was</strong>ser und Strom zur Gründung<br />

einer Hilfsorganisation fähig bin, dann geht’s<br />

doch <strong>sich</strong>erlich auch in der <strong>sich</strong>eren Heimat.<br />

Nach meinen intensiven Erlebnissen in Nepal<br />

stand außer Frage, dass ich auch<br />

wirtschaftlich Brücken schlagen möchte um<br />

die Menschen zu unterstützen und so habe<br />

dann YAKMANDU gegründet.<br />

Gründungen sind eine arbeitsintensive<br />

Zeit mit Höhen und Tiefen. <strong>Was</strong> waren die<br />

größten Hemmnisse bei Ihrer Gründung?<br />

Das größte Hemmnis ist ja oft die Gründerin<br />

selbst, habe ich gemerkt.<br />

Eigene Glaubenssätze die einen blockieren<br />

können, ein Mangel an liebevollem Umgang<br />

mit den eigenen Schwächen oder<br />

Fehlentscheidungen, das kann schon an<br />

einem nagen. Ich bin neben YAKMANDU<br />

auch Coach & Beraterin und weiß daher in<br />

der Theorie, wie ich so etwas vermeiden<br />

kann. Dennoch ist der Umgang mit der<br />

eigenen Entwicklung zur Gründerin <strong>sich</strong>erlich<br />

für mich der herausforderndste Part<br />

geblieben.<br />

Dazu kommt, dass die Zusammenarbeit mit<br />

einem Drittweltland nicht einfach ist. Die<br />

Vorstellungen von Qualität, das Einhalten von<br />

Lieferfristen, die Umsetzung von Designs, da<br />

muss ich immer wieder viel innere<br />

Gelassenheit und äußere<br />

Durchsetzungsstärke beweisen.<br />

17


Wer oder was hat Sie bei der Umsetzung<br />

unterstützt?<br />

Mein persönliches Umfeld, allen voran<br />

meine Familie, ist der Wind unter meinen<br />

Flügeln. Zeitgleich zu mir haben <strong>sich</strong> auch<br />

ein paar Freunde selbstständig gemacht und<br />

ich habe erstmals gespürt, wie sehr ein<br />

Netzwerk trägt. Plötzlich kam von vielen<br />

Seiten Hilfe und Zuspruch, wertvolle<br />

Kontakte und kostbare Initiative und das ist<br />

auch jetzt noch so. Ich habe gelernt nach<br />

Hilfe zu fragen und diese auch anzunehmen.<br />

Persönlichkeitsentwicklung ist ebenfalls ein<br />

sehr unterstützendes Instrument und so<br />

haben mir Coachings, Konferenzen und<br />

Seminare sehr viel Auftrieb auf dem Weg zu<br />

mir selbst gegeben. Ich versuche einen<br />

gesunden Teil meiner Zeit in mich selbst und<br />

meine Entwicklung zu investieren. Damit<br />

meine ich auch, aber weniger, fachliche<br />

Themen.<br />

Vor allem geht es mir darum, meine innere<br />

Balance zu wahren und mich immer auf dem<br />

Weg zu befinden, wirklich bei mir und meinen<br />

Bedürfnissen zu sein. Das beflügelt mich dann<br />

auch, eine gute Unternehmerin zu sein mit den<br />

Werten, die ich persönlich damit verbinde.<br />

Haben Sie Förderprogramme genutzt bzw.<br />

beantragt, um Ihre Idee umzusetzen?<br />

Nein, bis jetzt noch nicht, der Papierkrieg ist für<br />

mich total abschreckend. Wenn mich da jemand<br />

unterstützen will – sehr gerne ;-)<br />

Ihr Tipp für andere Gründerinnen.<br />

Schau weniger nach rechts und links auf das,<br />

was Andere tun. Nimm dir lieber Zeit in DICH zu<br />

schauen und dort die Quelle deines Schaffens zu<br />

finden. Wenn Dinge aus der Intuition geboren<br />

werden, gerade bei uns Frauen, dann sind sie<br />

stimmig. Also Mut beweisen und wahrhaftig sein.<br />

18


<strong>Was</strong> gute Führung ausmacht<br />

von Carolin Schäufele<br />

Stephanie Borgert ist Rednerin, Autorin und<br />

Weiterdenkerin. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt in<br />

der Beratung und Entwicklung neuer<br />

Führungsmodelle. Wichtig ist ihr vor allem, dass<br />

die Menschen wieder anfangen selber zu<br />

denken.<br />

<strong>SHE</strong> <strong>works</strong>! hat gefragt, was eine Weiterdenkerin<br />

tut.<br />

Frau Borgert, Sie sind Rednerin, Autorin und<br />

Weiterdenkerin. Rednerin und Autorin<br />

erklären <strong>sich</strong>. <strong>Was</strong> verbirgt <strong>sich</strong> hinter der<br />

Weiterdenkerin?<br />

Der Begriff beschreibt einen wesentlichen Teil<br />

meiner Arbeit, der tatsächlich aus Denken<br />

besteht und verschiedene Schulen und<br />

wissenschaftliche Bereiche miteinander<br />

verknüpft. Ich bediene mich Erkenntnissen aus<br />

den Systemtheorien, den Neurowissenschaften,<br />

der Soziologie und Psychologie und übertrage<br />

Sie auf Führung und Management. Daraus<br />

entstehen übergreifende Ideen und Ansätze, um<br />

Führung zukunftsorientiert und gleichzeitig<br />

leichter zu machen. So habe ich beispielsweise<br />

ein Modell Hoch Adaptiver Organisationen<br />

entwickelt, welches die Stellschrauben für<br />

Flexibilität und Widerstandsfähigkeit beschreibt.<br />

Stephanie Borgert<br />

<strong>Was</strong> macht für Sie eine gute Führung in<br />

einem Betrieb aus?<br />

Im Idealfall: wenn Führung als Dynamik<br />

verstanden wird und nicht als Prädikat eines<br />

einzelnen Menschen. Das bedeutet in der<br />

Konsequenz, dass es keine formale<br />

pyramidische Hierarchie mehr gibt und kein<br />

Denken in „oben und unten“, sondern<br />

Selbstorganisation im echten Sinne (also<br />

nicht verwechselt mit Selbstmanagement).<br />

19


Die meisten Betriebe sind heute aber noch<br />

formal-hierarchisch organisiert, können aber<br />

„trotzdem“ einiges für eine gute Führung tun.<br />

Der populäre Begriff dazu ist partizipative<br />

Führung und meint das Einbeziehen aller<br />

Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse und<br />

Delegieren von Verantwortung. Führung<br />

bedeutet dann vielmehr den passenden<br />

Rahmen, die passenden Bedingungen zu<br />

schaffen, um die Fachexperten Ihre Jobs<br />

bestmöglich machen zu lassen. Ohne <strong>sich</strong><br />

im Detail einzumischen oder Vorgaben zu<br />

machen, wie die Experten Ihre Arbeit<br />

machen sollen. Das alles funktioniert aber<br />

nur, wenn dahinter eine entsprechende<br />

Haltung der Führungskräfte steht. Solange<br />

Kontrolle und zentrale Steuerung die<br />

grundlegende Idee von Führung sind, sind<br />

alle guten Ansätze nur Makulatur. Und damit<br />

sind wir wieder am Punkt der<br />

Organisationsstruktur. Führung und<br />

Organisation lassen <strong>sich</strong> nicht getrennt<br />

voneinander betrachten. Somit sind ein paar<br />

wesentliche Aspekte guter Führung:<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Verantwortung in die Teams geben<br />

Entscheidungen dort treffen, wo die<br />

Expertise ist<br />

Freiräume (zeitlich, räumlich,<br />

fachlich) schaffen, um zu lernen<br />

Teamziele verabreden statt<br />

individueller Incentivierung<br />

Vertrauen geben und nehmen<br />

Fehlerfreundlichkeit etablieren<br />

Über fortlaufendes Feedback das<br />

Teamgefüge balancieren<br />

Damit ist schnell klar, dass das Bild vom<br />

Helden ausgedient hat (es stimmte ja eh<br />

noch nie) und wir uns stärker mit der<br />

Selbstorganisation auseinandersetzen<br />

sollten.<br />

Sie selbst haben die Erfahrung gemacht,<br />

dass Frauen tatsächlich an die<br />

sogenannte gläserne Decke stoßen. <strong>Was</strong><br />

haben Sie erlebt?<br />

Bevor ich Unternehmerin wurde hatte ich<br />

eine „ordentliche“ internationale Karriere in<br />

der IT. Ich habe mehrfach erlebt, dass ich<br />

mit meinen Führungskräften oder auch<br />

Kollegen eine tolle Zusammenarbeit hatte<br />

bis zu dem Punkt, an dem ich zu erfolgreich<br />

oder zu einflussreich wurde. Dann wendete<br />

<strong>sich</strong> das Blatt und ich lief gegen<br />

Betonpfosten mit neuen Ideen oder bekam<br />

keine Unterstützung in Konfliktfällen.<br />

Beispielsweise wurde mir von einer<br />

Geschäftsführung ein großer Kunde direkt<br />

nach Abschluss eines lukrativen Vertrages<br />

(den ich akquiriert und verhandelt hatte)<br />

entzogen, weil der „old boys club“ aus<br />

Geschäftsführung und Vertriebskollegen<br />

eine Umverteilung der Kundenzuständigkeiten<br />

für sinnvoll hielten. Dass ich<br />

ähnliche Erfahrungen mehrfach gemacht<br />

habe, war <strong>sich</strong>er ein Teilmotiv mich<br />

selbstständig zu machen. Zudem glaube ich,<br />

dass ich eben auch nicht „systemkonform“<br />

war. Ich habe Vieles in frage gestellt,<br />

Prozesse, Verfahren, Abläufe und so weiter,<br />

also habe ich gestört. Und das halte ich für<br />

eine gerade bei Frauen häufig anzutreffende<br />

Eigenschaft.<br />

Ist Ihr Beispiel ein Einzelfall oder Alltag?<br />

Es ist wohl eher Alltag und hat <strong>sich</strong>er viele<br />

Ursachen. Die eine liegt, nach meiner<br />

Erfahrung, in dem „Störfaktor“, den Frauen<br />

in Organisationen einbringen können. Wenn<br />

Frauen hinterfragen, wie und was gemacht<br />

wird, dann reagiert das System mit<br />

Ablehnung des Unbequemen. Das ist<br />

typisches Systemverhalten.<br />

20


Wer ein System stört, wird eventuell eben<br />

ausgespuckt. Frauen sind anders als Männer<br />

und tradierte Organisationen haben noch immer<br />

vermehrt Herren in leitenden Funktionen,<br />

weshalb es so aussieht, als wollten die Männer<br />

ganz explizit die Frauen aus Ihrem Club<br />

raushalten. Es ist aber mehr eine Systemfrage,<br />

wobei ich natürlich Egoismen bei Einzelnen<br />

nicht ausklammere.<br />

<strong>Was</strong> muss hier passieren, dass auch Frauen<br />

ungehindert Karriere machen können?<br />

Das ist eine sehr große Frage, deren Antwort<br />

nicht nur in unseren Organisationen liegt. Das<br />

ist ein gesellschaftlicher Punkt, der z.B. das<br />

Rollenverständnis oder auch den Aspekt der<br />

Kinderversorgung tangiert. Es geht also auch<br />

hier um Rahmenbedingung und Haltungen. Ich<br />

kenne Unternehmen, die einen Teil der<br />

Rahmenbedingung selber schaffen, nämlich<br />

eine Kinderbetreuung eingerichtet haben, als es<br />

<strong>sich</strong> als sinnvoll und notwendig ergab. Viel<br />

grundlegender aber ist das Denkmodell in den<br />

Köpfen, und zwar von Frauen und Männern.<br />

Wenn wir aufhören den Frauen ein Stück<br />

Weiblichkeit und Verantwortung abzusprechen,<br />

sobald sie Karriere machen wollen und Männer<br />

nicht mehr als unmännlich betrachten, wenn sie<br />

Hausmann sein möchten, dann sind wir im<br />

Denken flexibel genug.<br />

Sie haben in unserem Vorgespräch erwähnt,<br />

dass Sie als Führungskraft mehr an Excel<br />

Tabellen gearbeitet haben als <strong>sich</strong> den<br />

Menschen anzusehen. Sind das klassische<br />

Führungsfehler?<br />

Das sind klassische Organisationsfehler und<br />

damit Führungsfehler, die ich aber nicht den<br />

einzelnen Menschen ankreide. Damals habe ich<br />

eben auch systemkonform viel Planung<br />

gemacht, Gespräche dokumentiert, KPI’s erfüllt.<br />

Viele dieser Dinge haben keinen Anteil an der<br />

Wertschöpfung und dienen einem Selbstzweck.<br />

Sie sind Ausdruck unserer oftmals starren,<br />

überbürokratisierten Organisationen.<br />

Beispielsweise habe ich Mitarbeiterjahresgespräch<br />

führen müssen mit Beratern,<br />

die ich das Jahr über kaum gesehen habe,<br />

weil sie beim Kunden vor Ort waren. Denen<br />

sollte ich dann vorschlagen, mit welchen<br />

Weiterbildungen sie <strong>sich</strong> persönlich entwickeln<br />

sollen. Das ist totaler Quatsch. Das habe ich<br />

damals schon so empfunden, aber mitgemacht<br />

und dem System genügt. Ich habe ganz klar<br />

IM System gearbeitet und nicht AM System. IM<br />

System fokussiere ich eben auf einzelne<br />

Ereignisse und Menschen, womit ich<br />

höchstens optimieren kann. AM System<br />

bedeutet die passenden Strukturen zu<br />

schaffen, damit die Menschen arbeiten<br />

können.<br />

STEPHANIE BORGERT<br />

Die Irrtümer der Komplexität<br />

Warum wir ein neues Management<br />

brauchen<br />

260 Seiten, gebunden<br />

ISBN 978-3-86936-661-6<br />

€ 34,90 (D)<br />

GABAL Verlag, Offenbach 2015<br />

21


Ihr Ansatz ist, dass Ihr Gegenüber das<br />

eigene Denken wieder anwirft und nicht auf<br />

fertige Rezepte hofft. In unserer Zeit<br />

ungewöhnlich. Wie reagieren Ihre<br />

Gesprächspartner?<br />

Gerne mal mit sofortiger Argumentation<br />

weshalb das bisherige Denkmodell erhalten<br />

bleiben muss. Das ist ja auch menschlich. Wir<br />

haben uns unsere Welt in eigenen Wahrheiten<br />

zurecht gebastelt und sollen das dann infrage<br />

stellen. Das ist unbequem. Deshalb lehnen die<br />

Menschen gerne zunächst ab. Ein klassisches<br />

Beispiel: Viele Führungskräfte sind davon<br />

überzeugt, dass demotiviertes Verhalten in<br />

den Persönlichkeiten der Mitarbeiter verankert<br />

ist. Das „belegen“ Sie, in dem sie Situationen<br />

aus der Vergangenheit wiedergeben, in dem<br />

<strong>sich</strong> ein Mitarbeiter demotiviert verhalten hat.<br />

<strong>Was</strong> immer damit auch gemeint ist, denn<br />

Demotivation wird dem Mitarbeiter ja als<br />

innerer Zustand zugeschrieben. Meine Frage<br />

an die Führungskraft ist dann häufig: „Wie<br />

haben Sie dem Mitarbeiter die Demotivation<br />

denn beigebracht?“ Ich bin davon überzeugt,<br />

dass Menschen <strong>sich</strong> demotiviert verhalten und<br />

nicht per Charakter demotiviert sind. Diese<br />

Überzeugung speist <strong>sich</strong> aus meinem<br />

Menschenbild. Zudem verhalten Menschen<br />

<strong>sich</strong> rollen- und systemkonform. D.h. es gibt<br />

Bedingungen, Vorgänge, Vorgaben o.ä., die<br />

den Mitarbeiter zu diesem Verhalten bringt. Es<br />

ist also eher die Frage nach der Struktur, die<br />

das Verhalten hervorbringt. Damit sind wir auf<br />

der Kollektivebene und schauen nicht mehr<br />

auf den Einzelnen. Dieser Blickwechsel fällt<br />

vielen Führungskräften schwer, denn sie sind<br />

alle darauf trainiert, die Einzelnen zu<br />

bearbeiten, damit das große Ganze<br />

funktioniert.<br />

Sie arbeiten mit Männern und Frauen. Wo<br />

liegt der Unterschied zwischen den<br />

Geschlechtern?<br />

Bleibe ich bei der Beantwortung dieser Frage<br />

auf dem Punkt des Denkens, dann liegt der<br />

für mich wahrnehmbare Unterschied darin,<br />

dass Frauen ihre Denkmodelle leichter und<br />

schneller zu überprüfen bereit sind. Eine<br />

bisherige Überzeugung mal bei Seite zu<br />

lassen und mit dem gegenteiligen Gedanken<br />

auf eine Situation zu schauen, scheint den<br />

Frauen mehr zu liegen als den Herren. Das<br />

korrespondiert mit der Erfahrung, dass<br />

Frauen in Führungspositionen häufig<br />

Störfaktoren sind, weil sie nicht nur ihre<br />

eigenen Denkmodelle, sondern auch<br />

Prozesse, Verabredungen & Co. infrage<br />

stellen.<br />

Trotz dieser Unterschiede treten Sie dafür<br />

ein, diese geschlechtstypischen Charaktermerkmale<br />

nicht zu trennen, sondern zu<br />

verbinden. Mit welchem Ziel?<br />

Das gilt nicht nur für geschlechterspezifische<br />

Unterschiede, sondern generell. Wir<br />

unterscheiden sehr oft und viel in der<br />

Zusammenarbeit. Zwischen Kompetenzen,<br />

Abteilungen, Denkmustern, entweder oder.<br />

Die Unterschiede zu sehen, <strong>sich</strong> ihrer<br />

bewusst zu sein und sie zu nutzen, bedeutet<br />

Diversität. Wir brauchen in einer komplexen<br />

Welt genau die Unterschiede in Sichtweisen,<br />

Meinungen, Kenntnissen, weil niemand mehr<br />

alleine die Antworten kennt. Zu trennen<br />

bedeutet aber Ab- und Ausgrenzung, das<br />

kann Kooperation nicht fördern. Zu sehen, wo<br />

und wie wir verschieden sind und das als<br />

Potential zu verstehen, ist der Schlüssel.<br />

22


Obwohl Sie sagen, dass es Frauen<br />

grundsätzlich leichter fällt, umzudenken<br />

und sie offener sind für gedankliche<br />

Updates, halten Sie nichts von reinen<br />

Frauennetzwerken. Warum?<br />

Ich habe bisher einfach keine guten<br />

Erfahrungen mit ihnen gemacht. Die meisten<br />

Netzwerke erlebe ich als geschlossene<br />

Gesellschaften, in denen Männer keinen<br />

Zutritt haben (sollen). Das ist Abgrenzung,<br />

aber wozu soll die gut sein? <strong>Was</strong> wir<br />

brauchen ist eine Zusammenarbeit mit den<br />

Männern, nicht ohne sie. Ein Argument ist<br />

dann oft, dass Frauen unter <strong>sich</strong> dann mal<br />

über die Themen reden können, die sie im<br />

Job nicht so offen ansprechen mögen. Ich<br />

erlebe dann aber, dass das, was besprochen<br />

wird nichts mit dem Beruf und der Arbeit zu<br />

tun hat, sondern leider oft mit Kosmetik,<br />

Ernährung oder Stricken. Das ist als<br />

Gesprächsthema selbstverständlich alles in<br />

Ordnung, aber bitte nicht als Schwerpunkt auf<br />

als „professionell“ gekennzeichneten<br />

Netzwerktreffen. Die Frage, die bei dann<br />

aufkommt ist wieder die nach dem Rollenbild.<br />

Welche Rollenbild haben wir Frauen selber<br />

denn eigentlich?<br />

Wenn die Frauennetzwerkvereinigungen<br />

darauf antworten „Eines von<br />

Selbstverständlichkeit in Beruf und<br />

Karriere“, dann möchte ich das auch<br />

erleben können.<br />

Sie haben auch schon Bücher<br />

geschrieben, häufig mit dem Begriff<br />

Komplexität. Worauf zielen Sie damit<br />

ab?<br />

Führungskräfte und Manager können <strong>sich</strong><br />

Ihr Arbeitsleben leichter machen, wenn sie<br />

die Komplexität unserer Welt akzeptieren<br />

und verstehen.<br />

Jedes Unternehmen ist ein komplexes<br />

soziales System und es herrschen noch so<br />

viele Missverständnisse im Umgang damit.<br />

Die möchte ich gerne auflösen und Impulse<br />

für ein zeitgemäßes Management liefern.<br />

Dahinter steht, wenn wir die Gedanken<br />

ernsthaft denken, ein Paradigmenwechsel.<br />

Die noch vorherrschende<br />

Managementdenke kommt aus dem<br />

Zeitalter der Industrialisierung ist längst von<br />

der Realität überholt. Nun ist es höchste<br />

Eisenbahn, das in der Führung auch<br />

umzusetzen.<br />

Buchempfehlungen für unsere Leserinnen:<br />

Watzlawick, Paul: Anleitung zum Unglücklichsein<br />

Hamel, Gary: Das Ende des Managements<br />

Borgert, Stephanie: Die Irrtümer der Komplexität<br />

Simon, Fritz B.: Gemeinsam sind wir blöd!?<br />

23


In diesem Buch gibt es auf 320 Seiten 30<br />

authentische Stories von erfolgreichen<br />

Gründerinnen aus Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz, die in inspirierenden<br />

Interviews über ihre Ideenfindung,<br />

Gründungsphase, Herausforderungen und<br />

Lernprozesse erzählen. Diese Frauen sind<br />

echte Vorbilder für alle, die ihre eigenen<br />

Ideen und Visionen verwirklichen und<br />

dabei ihrer Leidenschaft folgen wollen.<br />

Val Racheeva und Maxi Knust<br />

Hardcover, Preis: 39,99€<br />

>>>Zum Bestellen hier klicken<br />

Die Vorstellung, dass Frauen einen<br />

Anspruch darauf erheben könnten, an<br />

intellektuellen Gesprächen teilzunehmen<br />

oder einfach nur ihre Meinung zu äußern,<br />

hat über Jahrhunderte Männer der<br />

Gesellschaft, in der Politik und in der<br />

Wissenschaft in Angst und Schrecken<br />

versetzt. Stefan Bollmann stellt in seinem<br />

neuen Buch 30 Frauen vor, die als<br />

Vordenkerinnen, Forscherinnen, Frauenrechtlerinnen<br />

oder Rebellinnen politische<br />

Systeme kritisierten, in männliche<br />

Wissensdomänen vorgedrungen sind oder<br />

bestehende Denkmodelle hinterfragt<br />

haben.<br />

Gebundene Ausgabe, 24,95 Euro<br />

24


So leicht lassen sie <strong>sich</strong> nicht aus der Ruhe<br />

bringen und sie genießen es, niemandem mehr<br />

etwas beweisen zu müssen. Sie spüren große<br />

Lebenslust, sind interessiert und aktiv. Ute<br />

Karen Seggelke hat 21 Frauen, die das<br />

sechzigste Lebensjahr überschritten haben,<br />

fotografiert und ihnen Fragen gestellt. Über ihre<br />

Kindheit, ihre Familie, über Liebe und Tod,<br />

Neugierde und Ängste. Ihre ehrlichen Porträts<br />

stehen für eine ganze Frauengeneration und<br />

machen klar, dass die reifen Jahre<br />

Bereicherung bedeuten.<br />

Ute Karen Seggelke<br />

Taschenbuch, Preis: 14,99€<br />

Von Frauen für Frauen<br />

Sie waren Heilige, Kaiserin oder Kurtisane,<br />

sie sind Künstlerin, Forscherin oder<br />

Bürgerrechtlerin. Sie alle kommen in<br />

diesem Kalender mit wahren, geistreichen,<br />

selbstbewussten und humorvollen<br />

Äußerungen zu Wort.<br />

- Zitate von berühmten Frauen der Weltund<br />

Zeitgeschichte<br />

- Informative Kurzbiografien mit den<br />

wichtigsten Lebensstationen und -<br />

leistungen auf der Rückseite<br />

- Berühmte weibliche Geburtstagskinder<br />

aus Kultur, Wissenschaft, Politik und<br />

Gesellschaft<br />

Kalender 12,99 Euro 25


von Katja Brößling<br />

Eigene Ideen präsentieren ist immer gut.<br />

Erstens bringt es Sichtbarkeit und<br />

Anerkennung und zweitens schmeichelt<br />

es auch dem Ego, <strong>sich</strong> mal selbst vor<br />

Augen zu führen, was man schon alles<br />

geschafft hat.<br />

Ein guter Anlass sind Unternehmerinnen-<br />

Preise, die jedes Jahr wieder von<br />

unterschiedlichen Gremien und<br />

Institutionen ausgelobt werden.<br />

Hier gibt es einen groben Überblick, was<br />

da <strong>2018</strong> so alles in Frage kommt.<br />

EMOTION.award<br />

Emily-Röbeling-Preis<br />

Sächsischer Gründerinnenpreis<br />

Engineer Power Woman 2108<br />

Victress Award <strong>2018</strong><br />

Helga-Stödter-Preis <strong>2018</strong><br />

Unternehmerhelden Award <strong>2018</strong><br />

26


(Eigentlich) das Letzte….<br />

Heute von einem Mann geschrieben – Jürgen Jenauer<br />

<strong>Was</strong> kann man alles auf Frauenwirtschaftsmessen erleben - gelegentlich geht es sogar<br />

um Frauen in der Wirtschaft. Aber nicht nur. Es sei denn, auch Stände die <strong>sich</strong> intensiv<br />

mit den Themen Fitness für die Frau ab 40 ("Bodyshaping statt Bürostuhl"), Wellness<br />

("Wer weiss, wann man wieder dazu kommt?") , Esoterik ("Kauf zwei Glaskugeln zum<br />

Preis von einer!") oder faltenfreier Haut dank exorbitant teurer Naturkosmetik aus<br />

garantiert natürlichen Naturprodukten beschäftigen, gehören zum Themenkomplex.<br />

Gut, irgendwie <strong>sich</strong>er, weil sie wahrscheinlich trotz allem auf solchen Messen<br />

wirtschaftlich arbeiten. Sprich, <strong>sich</strong> rechnen. Die Alternative wäre vielleicht der<br />

Impulsvortrag zum Thema "Wie kann ich mich besser vernetzen und mein Start-Up<br />

voranbringen- mit samtweicher Haut!".<br />

Ja, schön. Aber irgendwie muss dann doch die Frage erlaubt sein, was all dies auf<br />

einer WIRTSCHAFTSmesse für Frauen zu suchen hat? Die Vorstellung des "Faltenfrei<br />

in 30 Sekunden" online- Shops inklusive praktischer Anwendungsdemonstrationen und<br />

Sofort-Kauf Option? Man stelle <strong>sich</strong> vor, auf einer Messe wie der CEBIT, die von der<br />

Besucherstruktur her ein zumindest leichtes Übergewicht an Männern haben dürfte,<br />

steht zwischen dem Stand einer Computerfachzeitschrift und einem Raspberry Pi<br />

Bastelprojekt noch eine "Bodylotion for Men"-Testtube. Ich bin <strong>sich</strong>er, irgendwo<br />

existiert eine Welt, in der das stattfinden könnte.<br />

Warum auch? Eigene Messen für Frau und Mann, die jedes Klischee bedienen, gibt es<br />

doch genug. Zum Beispiel die "Man's World" in Hamburg - Edelautos, Zigarren,<br />

Luxusuhren, Maßanzüge sowie Outdoor- und Adventure-Ausrüstung soll´s da für den<br />

Herrn von heute geben. Merkwürdig, dass niemand auf den Gedanken kommt da<br />

einen Stand aufzubauen, der <strong>sich</strong> mit, sagen wir, "effektiver Buchhaltung" beschäftigt.<br />

Oder: "Steuern sparen - aber ohne Tricks".<br />

27


<strong>SHE</strong> <strong>works</strong>! wünscht<br />

besinnliche Festtage und ein<br />

erfolgreiches Neues Jahr<br />

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