01.07.2019 Aufrufe

Von Entrepreneur*innen und Business Angels – Das SHE works! Magazin im Juli 2019

Liebe Leserinnen und Leser, Wenn man etwas Neues angeht, dann ist es immer gut, jemanden zur Seite zu haben. Wer das eigene Unternehmen leitet oder gerade gründet, findet professionelle Unterstützung bei Entrepreneuren und Business Angels. Wer wünscht sich das nicht? Jemanden, der einem mit Rat und Tat und vielleicht auch dem ein oder anderen Euro zur Seite steht, viele Situationen kennt und eine Idee hat, wie man mit Problemen und kniffligen Situationen umgeht. Der antreibt, fordert und fördert und vielleicht auch mal Mut zuspricht. Herzliche Grüße und eine spannende Lektüre wünscht Carolin Schäufele

Liebe Leserinnen und Leser,

Wenn man etwas Neues angeht, dann ist es immer gut, jemanden zur Seite zu haben. Wer das eigene Unternehmen leitet oder gerade gründet, findet professionelle Unterstützung bei Entrepreneuren und Business Angels. Wer wünscht sich das nicht? Jemanden, der einem mit Rat und Tat und vielleicht auch dem ein oder anderen Euro zur Seite steht, viele Situationen kennt und eine Idee hat, wie man mit Problemen und kniffligen Situationen umgeht. Der antreibt, fordert und fördert und vielleicht auch mal Mut zuspricht.

Herzliche Grüße und eine spannende Lektüre wünscht

Carolin Schäufele

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# Frauen<br />

# Wirtschaft<br />

# Karriere<br />

<strong>Von</strong> <strong>Entrepreneur*innen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Business</strong> <strong>Angels</strong><br />

Photo by DESIGNECOLOGIST<br />

on Unsplash<br />

Was macht einen<br />

Unternehmer<br />

eigentlich zum<br />

Entrepreneur?<br />

Petra Hartjes<br />

ist <strong>Business</strong> Angel<br />

Kunst <strong>und</strong> Wirtschaft -<br />

Passt das<br />

zusammen?


Inhalt<br />

Editorial<br />

Seite 4<br />

Impressum<br />

Seite 5<br />

Entrepreneurship & <strong>Business</strong> <strong>Angels</strong>: Wir erwarten ein ambitioniertes, innovatives<br />

Unternehmenskonzept<br />

<strong>Von</strong> Carolin Schäufele<br />

Seite 6<br />

Entrepreneurship & <strong>Business</strong> <strong>Angels</strong>: Was macht eine Unternehmer*in zur Entrepreneur*in<br />

<strong>Von</strong> Annemike Düvel<br />

Seite 8<br />

Entrepreneurship & <strong>Business</strong> <strong>Angels</strong>: <strong>Business</strong> Angel Petra Hartjes: Es ist eine Herausforderung<br />

zwischen coachen <strong>und</strong> einmischen<br />

<strong>Von</strong> Dana Rotter<br />

Seite 12<br />

Entrepreneurship & <strong>Business</strong> <strong>Angels</strong>:Jugend gestaltet Zukunft <strong>–</strong> (Social) Entrepreneurship<br />

Education: Ein möglicher Wegbegleiter?<br />

<strong>Von</strong> Dr. Kirsten Mikkelsen<br />

Seite 16<br />

Entrepreneurship & <strong>Business</strong> <strong>Angels</strong>: Retten Sie sich vorm Tod durch Perfektion!<br />

<strong>Von</strong> Jürgen R. Schmid<br />

Seite 20<br />

Entrepreneurship & <strong>Business</strong> <strong>Angels</strong>: So bezwingen Sie mit Ihrem Start-up jede Welle<br />

<strong>Von</strong> Markus Hotz<br />

Seite 24<br />

Entrepreneurship & <strong>Business</strong> <strong>Angels</strong>: Gründen mit Entrepreneurial Design<br />

<strong>Von</strong> Harriet Kollmann<br />

Seite 28<br />

Entrepreneurship & <strong>Business</strong> <strong>Angels</strong>: Konzept-kreatives Gründen - Stiftung Entrepreneurship<br />

<strong>Von</strong> Florian Komm<br />

Seite 31<br />

RECHT<br />

Urlaubsansprüche verfallen nicht mehr automatisch!<br />

<strong>Von</strong> RA Ines Heydasch<br />

Seite 32<br />

2


FINANZEN<br />

Girls just want to have f<strong>und</strong>s<br />

<strong>Von</strong> Caroline-Lucie Ulbrich<br />

Seite 36<br />

SOCIAL MEDIA<br />

Erfolgreiches Social Media Marketing für Unternehmer*innen<br />

<strong>Von</strong> Carmen Lichtenberg<br />

Seite 40<br />

DIGITALISIERUNG<br />

CROSSMEDIA hebt Projektarbeit mit digitalen Workspaces auf neues Level<br />

<strong>Von</strong> Arno Schambach<br />

Seite 43<br />

ART <strong>works</strong>!<br />

Kunst <strong>und</strong> Wirtschaft, ein Widerspruch?<br />

S. 58<br />

Unternehmerinnen <strong>im</strong> Porträt: Sarah Lindner<br />

Seite 54<br />

Mindshift: So werden Sie fit für die Arbeitswelt der Zukunft<br />

<strong>Von</strong> Svenja Hofert<br />

Seite 58<br />

Andere Länder, andere Sitten? Indische Gründerinnen in Deutschland zu Gast<br />

<strong>Von</strong> Lucas T. Jahn<br />

Seite 61<br />

Gründerinnen <strong>im</strong> Porträt: Elisabeth Schuh & Petra Moske<br />

nestwärme e.V.<br />

Seite 67<br />

10. Bewerbungsphase für den Kultur- <strong>und</strong> Kreativpiloten<br />

Seite 70<br />

Buchtipps & Events<br />

Seite 72<br />

3


Editorial<br />

Photo by "My Life Through A Lens" on Unsplash<br />

Im wirtschaftlichen Kontext nennt man sie<br />

<strong>Business</strong> <strong>Angels</strong> <strong>und</strong> <strong>Entrepreneur*innen</strong>.<br />

Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />

Wenn man etwas Neues angeht, dann ist es<br />

<strong>im</strong>mer gut, jemanden zur Seite zu haben. Wer das<br />

eigene Unternehmen leitet oder gerade gründet,<br />

findet professionelle Unterstützung bei<br />

Entrepreneuren <strong>und</strong> <strong>Business</strong> <strong>Angels</strong>. Wer<br />

wünscht sich das nicht? Jemanden, der einem mit<br />

Rat <strong>und</strong> Tat <strong>und</strong> vielleicht auch dem ein oder<br />

anderen Euro zur Seite steht, viele Situationen<br />

kennt <strong>und</strong> eine Idee hat, wie man mit Problemen<br />

<strong>und</strong> kniffligen Situationen umgeht. Der antreibt,<br />

fordert <strong>und</strong> fördert <strong>und</strong> vielleicht auch mal Mut<br />

zuspricht.<br />

Menschen, die es mit ihrer Leidenschaft <strong>und</strong> ihren<br />

Fähigkeiten schaffen, Ideen <strong>und</strong> Unternehmen<br />

voranzubringen.<br />

<strong>Business</strong> Angel Petra Hartjes hat uns erzählt, wie<br />

sie ein <strong>Business</strong> Angel wurde, <strong>und</strong> Entrepreneur<br />

Jürgen R. Schmid gibt einen strikten Rat: Weg von<br />

der Perfektion!<br />

Harriet Kollmann berichtet von ihrem Weg mit<br />

Entrepreneurial Design zu gründen <strong>und</strong><br />

Dr. Kirsten Mikkelsen von der Europa-Universität<br />

Flensburg zeigt einen weiteren Weg auf:<br />

Entrepreneurship Education. Seite 28.<br />

Und wir haben mal einen genauen Blick darauf<br />

geworden, was Unternehmer*innen von<br />

<strong>Entrepreneur*innen</strong> überhaupt unterscheidet.<br />

Seite 8.<br />

Passend zum Sommerferienbeginn hat unsere<br />

Autorin Ines Heydasch, Rechtsanwältin in<br />

Hamburg, die neueste Entscheidung über<br />

Urlaubsansprüche thematisiert. Rubrik Recht,<br />

Seite 32<br />

4


Wir haben Caroline-Lucie Ulbrich gebeten, uns<br />

den Umgang mit F<strong>und</strong>s zu erklären, Rubrik<br />

FINANZEN Seite 36, was sie wie getan hat, mit<br />

ihren eigenen persönlichen Erfahrungen.<br />

Carmen Lichtenberg,<br />

Social-Media-Marketing-Expertin, gibt Tipps zum<br />

Thema <strong>und</strong> Dr. Ulrike Lehmann, Art Coachin,<br />

erklärt, warum Kunst <strong>und</strong> Wirtschaft eigentlich<br />

ziemlich gut zusammenpassen, gegen die<br />

landläufige Meinung, dass sie das nicht tun!<br />

Rubrik ART <strong>works</strong>! Seite 46.<br />

Bestsellerautorin Svenja Hofert hat uns einen<br />

Gastartikel zur Arbeitswelt von morgen<br />

geschrieben, mit Tipps zum fit werden, Seite 58.<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

<strong>SHE</strong> <strong>works</strong>!<br />

Schäufele & Brößling GbR<br />

Anschrift: Hagenweg 2a<br />

37081 Göttingen<br />

✆ 0175/5240053<br />

info@she-<strong>works</strong>.de<br />

Vertreten<br />

durch:<br />

Carolin Schäufele<br />

Katja Brößling<br />

V.i.S.d.P. Carolin Schäufele<br />

(gem. § 55 Abs. 2 RStV)<br />

Internet: www.she-<strong>works</strong>.de<br />

Redaktion:<br />

AutorInnen:<br />

Carolin Schäufele<br />

Carolin Schäufele, Annemike Düvel, Dana Rotter, Dr. Kirsten<br />

Mikkelsen, Jürgen R. Schmid, Markus Hotz, Harriet Kollmann,<br />

Florian Komm, Ines Heydasch, Caroline-Lucie Ulbrich,<br />

Carmen Lichtenberg, Arno Schambach, Dr. Ulrike Lehmann,<br />

Birte Vogel, Svenja Hofert, Sarah Lindner, Lucas T. Jahn,<br />

Elisabeth Schuh, Petra Moske<br />

Layout: Carolin Schäufele, pw design<br />

Wir haben interessante Bücher <strong>und</strong> auch Events<br />

zusammengestellt, die trotz Sommer, Sonne,<br />

Nichtstun spannend sind. Ab Seite 72.<br />

Wir wünschen viel Erfolg bei allem, was Sie in den<br />

kommenden Wochen beginnen!<br />

Fotonachweis:<br />

Social Media:<br />

Titelbild: Photo by DESIGNECOLOGIST on Unsplash<br />

Petra Hartjes, Kirsten Mikkelsen, André Bakker, Markus Hotz,<br />

Harriet Kollmann, Daniel Rosenthal, Caroline-Lucie Ulbrich,<br />

Carmen Lichtenberg, Sven Vüller, Jan Ladewig, Dr. Ulrike<br />

Lehmann, Nikolai Brinkmann, Beatrice Hermann, Alex<br />

Kovbasko, nestwärem e.V.<br />

unsplash.com<br />

http://www.facebook.de/she<strong>works</strong>.de<br />

http://www.twitter.com/<strong>SHE</strong><strong>works</strong>DE<br />

Herzliche Grüße<br />

Carolin Schäufele<br />

5


Wir erwarten ein ambitioniertes, innovatives<br />

Unternehmenskonzept<br />

<strong>Business</strong> Angel sucht Entrepreneur*in <strong>–</strong> Entrepreneur*in sucht <strong>Business</strong> Angel<br />

<strong>Von</strong> Carolin Schäufele<br />

Als innovative Gründer*in oder Unternehmer*in,<br />

auch Entrepreneur*in genannt, suchen Sie …<br />

Kapital, Erfahrungen, Kontakte, Netzwerke.<br />

Sie sind Unternehmensinhaber*in, Ideengeber*in<br />

<strong>und</strong> setzen sich mit Verantwortungsbewusstsein<br />

<strong>und</strong> Willensstärke für Ihre Sache ein, neudeutsch:<br />

Sie brennen für Ihre Idee! Sie wollen sich ihren<br />

Traum erfüllen, sie wollen<br />

Hightech-Entrepreneur*in (Gründen <strong>im</strong><br />

Technikbereich), regionale Entrepreneur*in<br />

(Regionale Verankerung bei der Gründeridee),<br />

Social Entrepreneur*in (Gründen eines sozialen<br />

Unternehmens) oder Ecopreneur*in (Gründen <strong>im</strong><br />

Umweltbereich) werden.<br />

Doch die Idee allein reicht meist nicht.<br />

Entrepreneure oder Unternehmer brauchen<br />

Kapital, um ihr Unternehmen zum Laufen zu<br />

bringen.<br />

Nun gibt es verschiedene, meist bekannte Wege,<br />

um sich die benötigten Finanzmittel zu besorgen.<br />

Ein Kredit bei der Bank, Fördermittel von B<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> Ländern (hier gibt es auf unserer Website<br />

eine Übersicht über die Möglichkeiten). Oder Sie<br />

suchen die Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung eines <strong>Business</strong><br />

<strong>Angels</strong>, kurz BA <strong>–</strong> auch als Unternehmensengel<br />

bezeichnet.<br />

Ein BA beteiligt sich finanziell an einem<br />

Unternehmen <strong>und</strong> unterstützt Existenzgründer<br />

mit Know-how <strong>und</strong> seinem Netzwerk.<br />

<strong>Business</strong> Angel sind häufig erfahrene<br />

Unternehmer, vermögende Privatpersonen oder<br />

leitende Angestellte, die aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

6


langjährigen Berufstätigkeit über weitreichende<br />

<strong>und</strong> professionelle Erfahrungen verfügen.<br />

Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie <strong>im</strong><br />

Gegensatz zu konservativen Investoren<br />

risikobereiter arbeiten. Deshalb sind auch die<br />

Gegenleistungen deutlich höher angesiedelt, als<br />

bei Banken oder Beteiligungsgesellschaften. Der<br />

sogenannte Return of Investment liegt meist sehr<br />

hoch.<br />

Deutschland liegt hier weit zurück<br />

Die Kapitalinvestitionen von <strong>Business</strong> Angel liegen<br />

in Deutschland weit hinter denen in<br />

beispielsweise den USA zurück. Laut des<br />

B<strong>und</strong>esministeriums für Wirtschaft <strong>und</strong> Energie<br />

gab es 2014 r<strong>und</strong> 7.500 <strong>Business</strong> Angel in<br />

Deutschland. Zum Vergleich: in den USA waren es<br />

<strong>im</strong> gleichen Zeitraum drei Millionen. Doch auch<br />

hier wird der Einsatz der BA <strong>im</strong>mer größer. Aktuell<br />

gibt es ungefähr 40 Netzwerke <strong>und</strong> Verbände, oft<br />

regional ausgerichtet, in denen sich die BAs<br />

organisieren.<br />

Einen <strong>Business</strong> Angel zu finden bzw. zu<br />

kontaktieren <strong>und</strong> von der eigenen Idee zu<br />

überzeugen, ist meist schwer. Anfragen müssen<br />

an Verbände <strong>und</strong> Vereine gestellt werden, die<br />

dann darüber entscheiden, ob eine Idee so<br />

brauchbar ist, dass man sie weiterverfolgt. Es<br />

folgen in der Regel Wettbewerbe,<br />

Auswahlverfahren <strong>und</strong> Pitches.<br />

Lohnt es sich?<br />

Viel Vorteile sprechen dafür, sich um einen<br />

<strong>Business</strong> Angel zu bemühen. Denn beispielsweise<br />

Bankkredite sind für viele Gründer <strong>und</strong><br />

Entrepreneure unzugänglich. Auch das Wissen<br />

<strong>und</strong> die Kontakte eines BAs sind nicht zu<br />

unterschätzen.<br />

Doch es gibt auch Nachteile, der Zinssatz des<br />

BA-Kapitals ist verhältnismäßig hoch, da<br />

Investitionen schlicht auch daneben gehen<br />

können.<br />

Dagegen hat der B<strong>und</strong> ein Programm entwickelt:<br />

„INVEST <strong>–</strong> Zuschuss für Wagniskapital“, was einen<br />

Zuschuss in Höhe von 20 Prozent der Investition<br />

auffängt. INVEST macht das Projekt für Investoren<br />

interessanter. Allerdings müssen die notwendigen<br />

Voraussetzungen erfüllt sein, das sind<br />

beispielsweise Unternehmen, die jünger als zehn<br />

Jahre sind, kleine Unternehmen ohne<br />

Börsennotierung, ein Hauptsitz in der EU oder<br />

eine Gründung in der innovativen Branche.<br />

7


Entrepreneurship & <strong>Business</strong> <strong>Angels</strong><br />

Was macht eine Unternehmer*in zur<br />

Entrepreneur*in?<br />

<strong>Von</strong> Annemike Düvel<br />

Was ist eigentlich ein Entrepreneur?<br />

„Entrepreneur“ <strong>–</strong> das klingt nach etwas<br />

Großem, Bedeutsamen. Nach Einfluss, nach<br />

Erfolg <strong>und</strong> Weitsicht. Allerdings bedeutet<br />

Entrepreneur <strong>im</strong> engeren Sinne nichts anderes<br />

als „Unternehmer“. Die Bezeichnung stammt<br />

aus dem Französischen <strong>und</strong> setzt sich aus den<br />

beiden Wörtern „entre“ <strong>und</strong> „prendre“<br />

zusammen, was so viel wie „unternehmen“<br />

bedeutet. Geprägt wurde der Begriff bereits <strong>im</strong><br />

Jahr 1725 durch den britischen Volkswirt<br />

Richard Cantillion. Cantillion sah den<br />

Entrepreneur damals hauptsächlich als<br />

„Risikoträger ohne Einkommenssicherheit“.<br />

Erweitert wurde dieser Ansatz <strong>im</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

durch den Nationalökonomen Joseph Alois<br />

Schumpeter: Entrepreneure zeichnen sich seiner<br />

Meinung nach dadurch aus, dass sie ihre<br />

wirtschaftliche Position ständig durch<br />

Innovationen verbessern wollen. Demnach ist es<br />

der Unternehmergeist, welcher Innovationen<br />

erzeugt <strong>und</strong> damit Wirtschaftswachstum <strong>und</strong><br />

sozialen Wandel vorantreibt.<br />

Eine einheitliche <strong>und</strong> umfassend gültige Definition<br />

des Begriffs Entrepreneur <strong>und</strong> Entrepreneurship<br />

8


fällt jedoch schwer. Im klassischen Sinne versteht<br />

man unter einem Entrepreneur den Gründer <strong>und</strong><br />

Inhaber eines Unternehmens. Seine Handlungen<br />

zeichnen sich durch Verantwortungsbewusstsein,<br />

Eigenständigkeit <strong>und</strong> Willensstärke aus <strong>–</strong> also<br />

durch die Eigenschaften, die von einem<br />

Firmeninhaber, der das Unternehmerrisiko trägt,<br />

erwartet werden.<br />

Der Entrepreneur als Unternehmerpersönlichkeit<br />

Seit einiger Zeit hat sich der Begriff des<br />

Entrepreneurs deutlich verändert <strong>und</strong><br />

ausgeweitet. Visionär, Innovator, Galionsfigur,<br />

Einzelkämpfer, prominente Persönlichkeit <strong>–</strong> der<br />

Begriff des Entrepreneurs wird <strong>im</strong>mer vielfältiger.<br />

Natürlich gibt es bekannte <strong>und</strong> berühmte<br />

Unternehmer, die mit ihren Geschäftsideen zum<br />

Bild des visionären Entrepreneurs beigetragen<br />

haben, wie beispielsweise Jeff Bezos. Der Gründer<br />

<strong>und</strong> CEO (Geschäftsführer) des<br />

Internetversandhändlers Amazon schuf mit<br />

seinem Weltkonzern ein Unternehmen, das in<br />

vielen Bereichen neue Wege geht. Kaufen <strong>und</strong><br />

bezahlen <strong>im</strong> Netz, Bewertung von Waren durch<br />

K<strong>und</strong>en <strong>–</strong> diese Dinge hielten Experten vorher für<br />

so nicht durchsetzbar. Weitere prominente<br />

Beispiele sind die SAP-Gründer Dietmar Hopp <strong>und</strong><br />

Hasso Plattner oder Arianna Huffington,<br />

Gründerin <strong>und</strong> Herausgeberin der Huffington<br />

Post, einer bekannten amerikanischen<br />

Online-Zeitung mit verschiedenen<br />

Regionalausgaben. Der Mitgründer von Twitter<br />

<strong>und</strong> Gründer der erfolgreichen Blog-Plattform<br />

Blogger, Evan Williams, entwickelt<br />

mit seinem Partner beständig weitere<br />

Kommunikationsdienste.<br />

Diese bekannten Unternehmerpersönlichkeiten<br />

stehen für mehr als nur „Unternehmer sein“. Sie<br />

sind Beispiele für den Entrepreneur als jemand,<br />

der eine innovative, neue Idee unter hoher<br />

Einsatzbereitschaft <strong>und</strong> mit hohem<br />

unternehmerischem Risiko umsetzt. Sie erzielen<br />

ihre oft enormen Gewinne, weil sie eine<br />

Geschäftschance realisiert haben, die anderen<br />

Unternehmern zu riskant erschien oder deren<br />

Potenzial schlicht nicht erkannt wurde. Mut zum<br />

Risiko <strong>und</strong> die Beharrlichkeit, auch nach<br />

Niederlagen weiterzumachen, zeichnet diese sehr<br />

bekannten Entrepreneure aus.<br />

Entrepreneurship<br />

Der Begriff Unternehmertum oder<br />

„Entrepreneurship“ lässt sich also auch mit<br />

„Unternehmergeist“ umschreiben. Im Bereich der<br />

Wirtschaftswissenschaften beschäftigt sich die<br />

Teildisziplin mit dem Gründungsgeschehen oder<br />

der Gründung neuer Organisationen. In der<br />

modernen Literatur zum Thema finden sich jedoch<br />

auch breitere Definitionsansätze. Demnach ist<br />

Entrepreneurship mehr als die<br />

Unternehmensgründung <strong>und</strong> effiziente Nutzung<br />

von Ressourcen. Es schließt kreative Elemente wie<br />

die systematische Identifizierung von (Markt-)<br />

Chancen, das Finden neuer Geschäftsideen <strong>und</strong><br />

deren Umsetzung mit ein. Der Begriff<br />

Entrepreneurship beschreibt die Passion<br />

9


des Unternehmers, seine Unternehmensgründung<br />

voranzutreiben <strong>und</strong> die Motivation, seine Idee<br />

umzusetzen <strong>und</strong> seine Geschäftsideen zu<br />

verwirklichen.<br />

Was muss der Entrepreneur mitbringen?<br />

Best<strong>im</strong>mte Persönlichkeitsmerkmale <strong>und</strong><br />

Verhaltensweisen werden als Voraussetzung für<br />

ein erfolgreiches Unternehmertum angesehen.<br />

Aber keine Angst: Nicht alle Merkmale müssen<br />

dabei in einer Person vereint sein, damit ein<br />

Unternehmen erfolgreich ist. Im Gegenteil:<br />

Manche Eigenschaften wie beispielsweise hohe<br />

Risikobereitschaft sind für einige Phasen der<br />

Unternehmensentwicklung (z.B. Gründungsphase)<br />

günstig, in anderen dagegen eher hinderlich.<br />

Unterschiedliche Haltungen <strong>und</strong> Fähigkeiten sind<br />

in verschiedenen Phasen des<br />

Unternehmenslebens in unterschiedlicher Weise<br />

gefordert.<br />

· Leistungsmotivation: Die Vision des<br />

Unternehmers ist die treibende Kraft hinter dem<br />

Unternehmen. Der Unternehmer muss bereit sein,<br />

Aufgaben anzupacken. Hohe Leistungsmotivation<br />

ist eine notwendige Eigenschaft<br />

unternehmerischen Handelns.<br />

● Eigeninitiative <strong>und</strong><br />

Unabhängigkeitsstreben: Der<br />

Unternehmer muss mit Ausdauer <strong>und</strong><br />

Entschlossenheit Strategien entwickeln,<br />

um seine Vision selbst zu verwirklichen. Er<br />

strebt nach Selbständigkeit sowie<br />

Unabhängigkeit <strong>und</strong> vertraut in die<br />

eigenen Fähigkeiten.<br />

● Realismus <strong>und</strong> Fähigkeit zur<br />

Zusammenarbeit: Der Unternehmer muss<br />

seine Grenzen kennen <strong>und</strong> in der Lage<br />

sein, mögliche Partner zu identifizieren<br />

oder aufzubauen.<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Kreativität: Ein Unternehmer sollte ein<br />

schöpferisch denkender <strong>und</strong><br />

entscheidungsfreudiger Mensch sein.<br />

Durchhaltevermögen: Hohe Kreativität kann<br />

dazu führen, dass notwendige Routinen nicht<br />

durchgehalten <strong>und</strong> Strategien zu oft<br />

geändert oder zu früh abgebrochen werden.<br />

Durchhalten!<br />

Risikobereitschaft: Unternehmerische<br />

Aufgaben bergen Chancen <strong>und</strong> Risiken. Der<br />

Unternehmer muss diese abwägen <strong>und</strong> ein<br />

abschätzbares Risiko eingehen, indem er<br />

Kosten, Markt- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enbedürfnisse<br />

bewertet.<br />

Emotionale Stabilität,<br />

Durchsetzungsfähigkeit,<br />

Einfühlungsvermögen: Ein Unternehmer<br />

muss fähig sein, Misserfolge schnell zu<br />

verarbeiten <strong>und</strong> in kritischen Situationen<br />

einen klaren Kopf behalten. Außerdem muss<br />

er kooperativ sein <strong>und</strong> Einfühlungsvermögen<br />

besitzen, um sich z. B. in Teammitglieder,<br />

Investoren oder K<strong>und</strong>en hineinversetzen zu<br />

können.<br />

Problemlösungsfähigkeit: Viele Aufgaben<br />

des Unternehmertums sind keine<br />

Routine-Aufgaben. Ein Unternehmer muss in<br />

der Lage sein, in unbekanntem Feld zu<br />

operieren <strong>und</strong> Wege finden, um<br />

handlungsfähig zu bleiben.<br />

Fähigkeit zum Umgang mit Unsicherheit: Der<br />

Unternehmer muss mit großer<br />

informationeller Unsicherheit <strong>und</strong> unscharf<br />

definierten Situationen umgehen können.<br />

Unternehmerische<br />

Selbstwirksamkeitserwartung: Damit ist die<br />

Erwartung gemeint, dass man durch sein<br />

eigenes Handeln entscheidenden Einfluss auf<br />

das Gelingen seiner Vorhaben <strong>–</strong> in diesem<br />

Fall des Gründungsvorhabens <strong>–</strong> hat <strong>und</strong><br />

dabei nicht von Dritten abhängig ist.<br />

10


Wo finde ich Unterstützung?<br />

Ø ZE Zentrum für Entrepreneurship/PFH:<br />

https://entrepreneurship.pfh.de/<br />

Ø Global Entrepreneurship Monitor (GEM):<br />

https://www.rkw-kompetenzzentrum.de/g<br />

ruendung/gruenderoekosystem/global-ent<br />

repreneurship-monitor-gem/<br />

Ø Programme: Social Entrepreneurship Camp:<br />

https://www.hilfswerft.de/social-entrepre<br />

neurship-camps/<br />

Ø Start Social: https://startsocial.de/<br />

Ø ZGI:kompakt:<br />

https://zgi-kompakt.de/was-ist-das-zgikom<br />

pakt/<br />

Ø ChangeMakerSpace:<br />

http://changemakerspace.de/#inhalt/0<br />

Ø Centre for Entrepreneurship, SMEs and<br />

Local Development der OECD:<br />

http://www.oecd.org/germany/<br />

http://www.oecd.org/berlin/<br />

Ø Social Entrepreneurship Netzwerk<br />

Deutschland: www.send-ev.de<br />

Ø B<strong>und</strong>esverband Deutsche Startups e.V.:<br />

https://deutschestartups.org/<br />

11


Entrepreneurship & <strong>Business</strong> <strong>Angels</strong><br />

<strong>Business</strong> Angel Petra Hartjes: Es ist eine<br />

Herausforderung zwischen coachen <strong>und</strong><br />

einmischen<br />

<strong>Von</strong> Dana Rotter<br />

Sucht man <strong>im</strong> Internet nach Engel, bekommt man<br />

Definitionen wie Bote, Abgesandter oder<br />

Gesandter. Sie kommen mit einer Botschaft,<br />

einem Auftrag, hinter dem sie ganz zurücktreten.<br />

Sie schützen <strong>und</strong> leiten.<br />

Auch in der Wirtschaft gibt es eine spezielle Form<br />

des Schutzengels: Den Unternehmensengel <strong>–</strong> auf<br />

Englisch <strong>Business</strong> Angel. Erfahrene Unternehmer<br />

stehen Gründer*innen mit ihrem Wissen <strong>und</strong><br />

ihren Netzwerkkontakten am Anfang der<br />

Unternehmensgründung zur Seite. Außerdem<br />

beteiligen sie sich in Form eines Wagniskapitals.<br />

Als Gegenleistung erhält der <strong>Business</strong> Angel<br />

Anteile am Unternehmen, so dass er von späteren<br />

Umsätzen profitiert.<br />

<strong>Das</strong> Modell <strong>Business</strong> Angel ist aber nicht zu<br />

verwechseln mit einer<br />

Venture-Capital-Beteiligung. Der<br />

Venture-Capitalist steigt häufig erst zu einem<br />

späteren Zeitpunkt ein, wenn das Startup nicht<br />

mehr in der Anfangsphase steckt. So bieten<br />

Venture-Capital-Geber auf der einen Seite zwar<br />

mehr Kapital, jedoch keine so intensive Beratung<br />

wie ein <strong>Business</strong> Angel.<br />

In Deutschland können Netzwerke den<br />

Gründer*innen bei der Vermittlung eines <strong>Business</strong><br />

<strong>Angels</strong> helfen.<br />

Vereint werden Netzwerke <strong>und</strong> <strong>Business</strong> Angel<br />

unter dem Dachverband „<strong>Business</strong> <strong>Angels</strong><br />

Netzwerk Deutschland e.V.“ (BAND), der sie<br />

gegenüber Politik <strong>und</strong> Öffentlichkeit vertritt.<br />

12


<strong>Business</strong> Angel Petra Hartjes Foto privat<br />

Dem BAND ist es dabei ein besonderes Anliegen<br />

weiblichen <strong>Business</strong> <strong>Angels</strong> eine Plattform zu<br />

bieten.<br />

Deswegen hat der Verband 2017 den ersten<br />

„Europe’s Female Angel Investor of the year“ ins<br />

Leben gerufen. Eine der sieben Nominierten für<br />

die „Goldene Aurora 2017“ war Petra Hartjes.<br />

Nach ihrem Betriebswirtschaftsstudium hat sie<br />

über 30 Jahre in einem internationalen Konzern<br />

der Getränkeindustrie gearbeitet. Als Mitglied des<br />

Gründersupport Ruhr e.V. war sie parallel dazu<br />

ehrenamtliche Beraterin für Startups. Seit 2002<br />

widmet sie sich nun ausschließlich ihrer Arbeit als<br />

<strong>Business</strong> Angel, coacht Startups <strong>und</strong> geht als<br />

Mitglied der <strong>Business</strong> Angel Agentur Ruhr e.V.<br />

(BAAR e.V) Beteiligungen ein.<br />

Frau Hartjes, warum haben Sie sich dazu<br />

entschieden <strong>Business</strong> Angel zu werden?<br />

Im Prinzip fand ich es herausfordernd, mich nach<br />

meinem Berufsleben auch einmal selbst mit<br />

finanziellem Risiko unternehmerisch zu betätigen.<br />

Bei einem Startup ist man normalerweise viel<br />

intensiver an vielfältigen unternehmerischen<br />

Entscheidungen beteiligt als in einem reifen<br />

Unternehmen. Und das hat mich gereizt.<br />

Welche Aufgaben übernehmen Sie dabei?<br />

Mir erscheint es sinnvoll, gr<strong>und</strong>sätzlich mit einem<br />

oder mehreren <strong>Business</strong> Angel eine Beteiligung<br />

einzugehen <strong>und</strong> dabei darauf zu achten, dass<br />

jeder der sich beteiligenden <strong>Business</strong> Angel einen<br />

Know-how Schwerpunkt hat. Insgesamt hat es<br />

sich für mich als sehr zielführend herausgestellt,<br />

wenn nicht jeder Gesellschafter sich um alles<br />

kümmern möchte, sondern Aufgaben <strong>im</strong> Team<br />

13


ewältigt werden, so wie das auch von den<br />

Gründern erwartet wird. Da ist es genau so<br />

wichtig, in einem Team zu arbeiten, das mit<br />

verteiltem Know-how alle sich stellenden<br />

unternehmerischen Tätigkeiten bewältigen kann.<br />

Was ist be<strong>im</strong> Startup-Coaching besonders<br />

schwierig?<br />

Es ist besonders herausfordernd, zwischen<br />

Coaching <strong>und</strong> Einmischen zu agieren. Manchmal<br />

ist Einmischung <strong>–</strong> also direkte Beeinflussung der<br />

Meinungsfindung oder des Entscheidens <strong>–</strong><br />

unumgänglich. Da ist es dann wichtig, den<br />

richtigen Ton zu treffen <strong>und</strong> sicherzustellen, dass<br />

die Gründer weiterhin motiviert sind. Besonders,<br />

wenn die Geschäftsentwicklung die Erwartungen<br />

nicht trifft, ist es schwierig, diese Balance<br />

zwischen Gelassenheit <strong>und</strong> Hilfestellung oder<br />

Eingreifen zu finden.<br />

Warum gibt es weniger weibliche als männliche<br />

BAs?<br />

Im Wesentlichen dürfte dies ein Ergebnis der<br />

Numerik sein: weniger Frauen als Männer sind in<br />

Führungsfunktionen tätig <strong>und</strong> daher zahlenmäßig<br />

auch weniger prädestiniert, sich als <strong>Business</strong><br />

Angel zu engagieren. Ich glaube nicht, dass man<br />

als Frau in „männlich/chauvinistischer“ Manier<br />

daran gehindert wird. Zumindest ich habe das so<br />

nicht erfahren. Ich könnte mir vorstellen, dass es<br />

zukünftig mit wachsendem Selbstverständnis der<br />

Frauen, Führungsverantwortung übernehmen zu<br />

wollen, auch mehr weibliche <strong>Business</strong> Angel<br />

geben wird, <strong>und</strong> zwar sowohl solche, die erst nach<br />

ihrem „ersten Berufsleben“ aktiv werden, als<br />

gerade auch solche, die sich bereits während ihrer<br />

aktiven Tätigkeit engagieren.<br />

Können Gründerinnen stärker von <strong>Business</strong><br />

<strong>Angels</strong> profitieren als Gründer?<br />

Keine Ahnung, ob es dazu empirische Studien gibt.<br />

Meine eigene Erfahrung ist, dass Coaching <strong>im</strong>mer<br />

dann gut angenommen wird, wenn man sich als<br />

BA <strong>im</strong> Bereich von Analytik, Plausibilität <strong>und</strong><br />

Realitätsnähe bewegt, Genderunabhängig.<br />

Gründerinnen sind vielleicht noch etwas<br />

selbstkritischer <strong>und</strong> geneigter, eigene Defizite zu<br />

erkennen. <strong>Von</strong> daher könnte Unterstützung von<br />

erfahreneren BAs durchaus geeignet sein, gerade<br />

Vorhaben von Gründerinnen zu fördern.<br />

Warum würden Sie Gründern raten, mit einem<br />

<strong>Business</strong> Angel zu kooperieren?<br />

Als Gründer kennt man sich in erster Linie in seinem<br />

fachlichen Bereich gut aus. Was fehlt ist die<br />

unternehmerische Erfahrung die man braucht, um ein<br />

Unternehmen aufzubauen <strong>und</strong> zu entwickeln. Auf die<br />

entscheidenden Fragen sind Gründer selten<br />

vorbereitet. Da hilft die Erfahrung des <strong>Business</strong> <strong>Angels</strong>.<br />

Mit einer Beteiligung „erkauft“ sich der Gründer<br />

Erfahrung, die die Abgabe von Eigentum<br />

(= Beteiligungsprozente) in den meisten Fällen mehr<br />

als kompensiert.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Webseite des Dachverbandes:<br />

www.business-angels.de<br />

14


Petra Hartjes<br />

hat Betriebswirtschaft an der Uni Münster studiert. Sie kann auf mehr als 30<br />

Jahre Tätigkeit in einem internationalen Konzern der Getränkeindustrie mit<br />

Tätigkeitsschwerpunkten <strong>im</strong> kaufmännischen Bereich, Merger <strong>und</strong><br />

Akquisition, Informationstechnologie; Erfahrungen in Logistik, Einkauf,<br />

Vertrieb zurückblicken.<br />

Seit 2002 ist sie „Privatier“ mit neuen Aufgaben: Coaching von Start-Ups,<br />

Eingehen von Beteiligungen als Mitglied der <strong>Business</strong> Angel Agentur Ruhr,<br />

e.V.<br />

Petra Hartjes ist verheiratet <strong>und</strong> hat einen erwachsenen Sohn. Ihre privaten<br />

Interessen sind Sport (Skilaufen, Tennis), klassische Musik <strong>und</strong> Leben mit<br />

ihrem H<strong>und</strong> (Ausbilden, Auslasten <strong>und</strong> Spaß haben).<br />

15


Photo by Markus Spiske on Unsplash<br />

16


Entrepreneurship & <strong>Business</strong> <strong>Angels</strong><br />

Jugend gestaltet Zukunft <strong>–</strong> (Social)<br />

Entrepreneurship Education: Ein möglicher<br />

Wegbereiter?<br />

<strong>Von</strong> Dr. Kirsten Mikkelsen,<br />

Europa-Universität Flensburg<br />

Die aktuelle Fridays for Future Bewegung zeigt<br />

Eines ganz deutlich: Jugendliche können sich für<br />

Dinge interessieren <strong>und</strong> haben sehr wohl ein<br />

Interesse an Gesellschaft <strong>und</strong> Zukunft. Angeregt<br />

<strong>und</strong> motiviert durch die junge Schwedin Greta<br />

Thunberg haben sich auch in Deutschland<br />

tausende Schüler*innen einer Bewegung<br />

angeschlossen, die den jungen Menschen eine<br />

St<strong>im</strong>me verleihen will, um weltweit<br />

wahrgenommen <strong>und</strong> gehört zu werden. Was den<br />

jungen Menschen in weiteren öffentlichen<br />

Debatten oft <strong>–</strong> insbesondere durch die Politik der<br />

Etablierten <strong>–</strong> vorgeworfen wird, ist, dass sie<br />

unorganisiert <strong>und</strong> planlos seien <strong>und</strong> vor allen<br />

Dingen keine besseren Lösungen, die aus<br />

politischer <strong>und</strong> vor allem ökonomischer Sicht Sinn<br />

machten.<br />

Ist das zutreffend?<br />

Ob <strong>und</strong> wenn inwieweit das zutreffend ist, vermag<br />

an dieser Stelle nicht beurteilt werden. Anerkannt<br />

werden soll vielmehr die von den jungen<br />

Menschen ausgehende Initiative, etwas bewegen,<br />

gestalten <strong>und</strong> ändern zu wollen; den Status quo<br />

infrage zu stellen. Wie können wir generell junge<br />

Menschen dabei unterstützen, ihre Ideen, die sie<br />

möglicherweise in diesem Zusammenhang haben,<br />

weiterzuentwickeln <strong>und</strong> zu tatsächlichen<br />

Lösungsansätzen zu verhelfen?<br />

Eine Möglichkeit ist die verstärkte Integration von<br />

(Social) Entrepreneurship Education <strong>im</strong><br />

schulischen <strong>und</strong> universitären<br />

Unterrichtsgeschehen. Die Entrepreneurship<br />

Education ist die Vermittlung von<br />

unternehmerischem Denken <strong>und</strong> Handeln <strong>und</strong><br />

zielt auf den Erwerb entsprechender<br />

Kompetenzen ab. Hierzu zählen vor allen Dingen<br />

Problemerkennungs- <strong>und</strong> Lösungsfähigkeiten,<br />

erste kaufmännische Fertigkeiten sowie<br />

Projektmanagementkompetenzen.<br />

Deutschland hinkt hinterher<br />

Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland<br />

allerdings in Sachen Entrepreneurship Education<br />

besonders <strong>im</strong> Kontext allgemeinbildender Schulen<br />

hinterher. Zwar gibt es zahlreiche Initiativen (z. B.<br />

Unternehmen macht Schule, NIFTI etc.), doch<br />

fehlt bislang eine einheitliche curriculare<br />

Einbindung. Dabei bietet sie aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

starken Handlungsorientierung weitreichende<br />

Möglichkeiten. Neben den zu erwerbenden<br />

betriebswirtschaftlichen Elementen können<br />

Schüler*innen <strong>und</strong> Studierende (das Niveau kann<br />

je nach Wissens- <strong>und</strong> Erfahrungsstufe angepasst<br />

werden) auch ihre Teamfähigkeit <strong>und</strong><br />

strukturiertes Arbeiten trainieren. Essentiell <strong>im</strong><br />

Rahmen von Entrepreneurship Maßnahmen ist für<br />

alle Teilnehmenden der Perspektivwechsel, der<br />

erst das Identifizieren von sozialen, ökologischen<br />

oder ökonomischen Herausforderungen möglich<br />

17


macht. So kann unter Anleitung ähnlich dem<br />

Design Thinking Prozess eine Stakeholder- oder<br />

Zielgruppenanalyse durchgeführt werden, die der<br />

eigentlichen Bedarfsermittlung oder<br />

Problemidentifikation dient. Methodisch<br />

unterstützt wird die Entrepreneurship Education<br />

durch eine Reihe von Kreativitätstechniken, die<br />

Lernenden zum Anders-Denken anregen soll. Im<br />

Idealfall kann <strong>und</strong> soll dieses Anders-Denken<br />

innovative Geschäftsideen aus unterschiedlichen<br />

Bereichen hervorbringen. Diese können sowohl<br />

profitorientiert sein als auch einen sozialen<br />

Mehrwert bieten.<br />

<strong>Das</strong> Erlebte kann sich niederschlagen<br />

18<br />

Photo by Martin Adams on Unsplash<br />

Neben der inhaltlichen Abwechslung <strong>und</strong><br />

Möglichkeit für Schüler*innen <strong>und</strong> Studierende<br />

sich in der Erarbeitung <strong>und</strong> Realisierung eigener<br />

Ideen zu probieren, kann sich das Erlebte mittel<strong>und</strong><br />

langfristig positiv in einer erhöhten<br />

unternehmerischen Selbstwirksamkeit sowie der<br />

erfahrenen Gründungsneigung junger Menschen<br />

niederschlagen. Beides sind wichtige Indikatoren<br />

für die tatsächliche Gründungsaktivität.<br />

Nun ist es kein ausformuliertes Ziel, am Ende<br />

jedes Unterrichtsverlaufes <strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />

Entrepreneurship Education am Fließband<br />

zukünftige Gründer*innen zu produzieren.<br />

Vielmehr lässt sich feststellen, dass die<br />

erworbenen Kompetenzen, die ja über die rein<br />

betriebswirtschaftlichen hinausgehen, auch<br />

bestehenden Unternehmen Vorteile verschaffen


können; <strong>und</strong> zwar gerade dann, wenn es um den<br />

Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit durch Innovation<br />

geht.<br />

Entrepreneurship Education kann darüber hinaus<br />

einen wichtigen Beitrag zu größerer Diversität in<br />

Projektgruppen <strong>und</strong> Arbeitsteams leisten. Die<br />

komplexen Aufgaben, die es <strong>im</strong> Laufe eines<br />

Unterrichts- oder Projektverlaufes zu erledigen<br />

gilt, sind so unterschiedlich, dass für nahezu jeden<br />

Charakter, jedes Talent, jede Interessengruppe<br />

eine Aufgabe dabei ist. So können Studierende<br />

<strong>und</strong> Schüler*innen <strong>im</strong> Idealfall ihren Neigungen<br />

<strong>und</strong> Eignungen entsprechend <strong>im</strong> Team arbeiten.<br />

Insgesamt lässt sich zusammenfassen, dass<br />

Entrepreneurship Education dabei hilft, eine<br />

Persönlichkeitsstruktur zu fördern, die durch<br />

Handlungsaktivität, Problemlösungsbereitschaft,<br />

Teamfähigkeit <strong>und</strong> Kreativität geprägt ist.<br />

Es werden also Schlüsselkompetenzen adressiert,<br />

die unter dem Aspekt einer sich verändernden<br />

Arbeitswelt <strong>im</strong> Laufe der Berufsvorbereitung an<br />

Bedeutung gewinnen.<br />

Dr. Kirsten Mikkelsen<br />

Europa-Universität Flensburg<br />

E-Mail: kirsten.mikkelsen@uni-flensburg.de<br />

Foto: privat<br />

Für mehr Infos schauen Sie gerne auf unserem<br />

aktuellen Projekt seed.schule<br />

19


„Wenn wir erst an den Markt gehen, müssen wir<br />

einschlagen wie eine Bombe!“, erzählte mir ein<br />

angehender Jungunternehmer vor kurzem. „Also<br />

stecken wir alle Energie rein, unser Produkt<br />

wirklich perfekt zu machen.“<br />

Meine Antwort? „Bloß nicht!“<br />

Denn ich möchte ihn <strong>–</strong> <strong>und</strong> Sie <strong>–</strong> auf einen<br />

klassischen Gründerfehler hinweisen.<br />

Rettung naht!<br />

Genauer gesagt: Ich möchte Sie warnen vor dem<br />

Perfektionismus, in dem sich viele <strong>–</strong> an sich Erfolg<br />

versprechende <strong>–</strong> Start-ups verlieren.<br />

Entrepreneurship & <strong>Business</strong><br />

<strong>Angels</strong><br />

Retten Sie sich<br />

vorm Tod durch<br />

Perfektion!<br />

<strong>Von</strong> Jürgen R. Schmid<br />

Denn Deutschland, sein Mittelstand <strong>und</strong> genauso<br />

seine Gründer <strong>und</strong> Start-up-Helden lieben<br />

scheinbar perfekte Produkte. Kein<br />

Wirtschaftsweiser heult auf. Kaum ein Ingenieur<br />

beklagt diese Situation. Alle wissen es, aber keiner<br />

macht es deutlich. Wir opt<strong>im</strong>ieren <strong>und</strong> verbessern<br />

ein Produkt noch vor seinem Erscheinen bis ins<br />

kleinste Detail <strong>–</strong> denn es soll herausragend gut<br />

<strong>und</strong> ausgereift sein, wenn wir es erst am Markt<br />

einführen.<br />

Während viele alteingesessene Unternehmen<br />

beinahe schon einem Perfektionswahn verfallen,<br />

reagiert bei Start-ups oft eher die<br />

unentschlossene Vorsicht, der Wunsch nach<br />

Sicherheit. Lieber noch ein bisschen warten, bevor<br />

man das Produkt in den Markt gibt. Lieber noch<br />

ein bisschen daran feilen. Lieber eine perfekte<br />

Nummer abliefern.<br />

20


21


Damit schaffen Sie letztlich jedoch nur eins: Sie<br />

verzögern die Erkenntnis, ob Ihr Produkt<br />

tatsächlich den erwarteten Erfolg bringt.<br />

Langsam, aber unerbittlich<br />

<strong>Das</strong> kommt daher, dass der Wunsch nach<br />

Perfektionismus oft ganz he<strong>im</strong>lich <strong>und</strong> leise<br />

wächst. Langsam, aber unerbittlich. Bis das<br />

Streben nach <strong>im</strong>mer noch mehr Perfektion<br />

schließlich den Blick auf das Marktpotenzial des<br />

Produkts verdeckt. <strong>Das</strong> ist eine große Gefahr.<br />

Denn unterm Strich vergeuden Sie mit Ihrer<br />

Zögerlichkeit wertvolle Zeit. Ein Kollege von mir<br />

beschäftigte sich wochenlang mit der<br />

Entscheidung für einen Bürostuhl! Andere<br />

verschwenden Zeit auf den Anstrich des Büros,<br />

das Design des Logos oder sonst was <strong>–</strong> nur um<br />

nicht mit ihrem wahren <strong>Business</strong> starten zu<br />

müssen.<br />

Ich kann das Zögern vor dem großen Schritt ins<br />

Risiko <strong>und</strong> letzten Endes vor der Wirklichkeit<br />

verstehen. Aber jungen Unternehmern wünsche<br />

ich, dass Sie sehen: <strong>Das</strong> Zögern, das Feilen am<br />

Produkt, dessen Perfektionierung, das sind <strong>im</strong><br />

Gr<strong>und</strong>e letztlich nur „Ausweichbewegungen“, um<br />

den angsteinflößenden Auftritt noch ein bisschen<br />

hinauszuzögern.<br />

Echte Probleme ohne perfekte Lösung<br />

Ihr Produkt weiter <strong>und</strong> weiter zu perfektionieren,<br />

es aber (noch) nicht nach draußen zu geben, ist so<br />

gefährlich, weil es unterm Strich keine Probleme<br />

löst. Gut, es macht Ihr Produkt ein bisschen<br />

besser. Es sorgt dafür, dass Sie sich einreden, alles<br />

getan zu haben, um den Prozess <strong>im</strong> neuen<br />

Start-up in weniger ruckelnde Bahnen zu lenken.<br />

<strong>Das</strong>s Sie intern Fortschritte sehen. Alles gut <strong>und</strong><br />

sehr schön. Aber wenn Sie mit echten Problemen<br />

zu tun haben <strong>–</strong> also in allererster Linie mit den<br />

Problemen Ihrer K<strong>und</strong>en, die Sie besser lösen<br />

möchten als Ihr Wettbewerb <strong>–</strong> dann stößt die<br />

Perfektion schnell an ihre Grenzen.<br />

Wenn Sie mit Ihrem neu gegründeten<br />

Unternehmen erfolgreich in den Markt gehen<br />

wollen, dann genügt es nicht, Ihr Produkt oder Ihr<br />

Angebot vorab möglichst perfekt zu gestalten.<br />

Sonst perfektionieren Sie es zu Tode.<br />

Viel wertvoller ist es, zu starten <strong>und</strong> genau zu<br />

beobachten, wo der Markt eine Verbesserung<br />

fordert. Starten Sie ruhig auch unperfekt <strong>und</strong><br />

justieren Sie nach.<br />

Ihr Trumpf<br />

Ihr großer Trumpf als Start-up ist Ihr<br />

Innovationspotenzial. Ob ein innovatives Produkt<br />

dann schon das perfekte Design hat oder Ihr<br />

Betrieb den perfekten CI-Auftritt dazu <strong>–</strong> wen<br />

kümmert’s? Denken Sie nur an höchst erfolgreiche<br />

Start-ups wie Mymuesli, das völlig unperfekt aus<br />

einer Studierenden-WG heraus gestartet ist. Und<br />

so feststellen durfte, dass seine innovative Idee<br />

am Markt Zug entwickelte <strong>und</strong> nach <strong>und</strong> nach<br />

präzise auf den K<strong>und</strong>en zugeschnitten werden<br />

konnte.<br />

22


Es ist diese innovative<br />

Kreativität, die Sie als frisch<br />

gegründetes Unternehmen den<br />

alten Hasen voraushaben. Sie<br />

betreiben wahrhafte Innovation,<br />

während die<br />

Traditionsunternehmen ihre<br />

Energie oft in unnötige<br />

„Spielereien“ stecken: Da<br />

werden aus Turnschuhen<br />

Sneakers, aus Tanzgymnastik<br />

erst Aerobic, dann Zumba, aus<br />

Obst <strong>und</strong> Gemüse ein spannend<br />

klingendes Superfood. Sehen<br />

Sie, was hier passiert? Da<br />

perfektioniert irgendeine kesse<br />

Marketingabteilung eine Idee,<br />

die längst nicht mehr wirklich<br />

neu ist, noch ein bisschen<br />

weiter. Um damit nur den alten<br />

Wein in neue Schläuche zu<br />

füllen, dem Produkt noch einmal<br />

etwas Leben einzuhauchen <strong>und</strong><br />

den Produktlebenszyklus noch<br />

ein bisschen zu verlängern. <strong>Das</strong><br />

kommt dem Weiterreiten auf<br />

dem toten Pferd gleich.<br />

Wichtig ist: Am Markt zählt nur<br />

das, was den Bedarf Ihrer<br />

K<strong>und</strong>en wirklich trifft. Und das<br />

finden Sie heraus, wenn Sie<br />

starten <strong>und</strong> dann korrigieren.<br />

Jürgen R. Schmid lebt als renommierter Designer für<br />

individuelle <strong>und</strong> unkonventionelle Lösungen. Nicht<br />

erst seit er den weltberühmten Mini-Akkuschrauber<br />

erf<strong>und</strong>en hat. Seine Firma Design Tech ist ein<br />

international führendes Unternehmen für<br />

zielorientiertes Maschinendesign.<br />

http://juergen-schmid.de<br />

23<br />

Foto © André Bakker


Entrepreneurship & <strong>Business</strong> <strong>Angels</strong><br />

So bezwingen Sie mit Ihrem Start-up jede Welle<br />

<strong>Von</strong> Markus Hotz<br />

Der richtige Trainer an Ihrer Seite<br />

Ein Start-up zu gründen, ist das eine. Es auch<br />

erfolgreich zu führen etwas ganz anderes. Als<br />

leidenschaftlicher Start-up-Investor sehe ich<br />

<strong>im</strong>mer wieder junge Unternehmen, die eigentlich<br />

ambitionierte Ideen haben <strong>und</strong> dennoch<br />

scheitern.<br />

Es ist wie be<strong>im</strong> Surfen. Wenn Sie die ersten<br />

Trockenübungen am Strand machen, dann klappt<br />

das Aufstehen mit der Zeit w<strong>und</strong>erbar. Sollen Sie<br />

dasselbe aber auf dem unruhigen Wasser machen,<br />

ist das eine ganz andere Herausforderung.<br />

Wenn auch Sie mit Ihrem Start-up noch in den<br />

Kinderschuhen stecken, können Sie jedoch einiges<br />

tun, um nicht nur auf dem Brett die Balance zu<br />

halten, sondern jede Welle voller Spaß zu<br />

bezwingen.<br />

Vom Sand auf die Welle<br />

Um einen sicheren Stand auf dem Brett zu haben,<br />

empfehle ich jedem Start-up-Gründer, den ich<br />

betreue: Durchdenke deine Führung <strong>–</strong> <strong>und</strong> zwar<br />

von Beginn an. Dazu gehört beispielsweise, sich<br />

intensive Gedanken über die Rechtsform zu<br />

machen. Oder sich bewusst für den Firmensitz zu<br />

entscheiden. Ist der Gründungsort auch<br />

gleichzeitig ein guter dauerhafter Firmensitz? Und<br />

was bedeutet das für weitere Aspekte <strong>–</strong> für<br />

Wachstumspotenziale, Patentrechte <strong>und</strong><br />

Domain-Registrierungen?<br />

<strong>Das</strong> sind nur einige der kleinen Entscheidungen,<br />

die Sie am Anfang Ihres Start-ups fällen müssen <strong>–</strong><br />

<strong>im</strong>merzu vorausdenkend <strong>und</strong> bewusst.<br />

Natürlich werden Sie keine Gründer <strong>und</strong><br />

Gründerinnen finden, die alles von Beginn an aus<br />

dem Effeff beherrschen <strong>–</strong> Buchhaltung, Fertigung,<br />

Vertrieb etc. <strong>Das</strong> Entscheidende ist, in den<br />

Bereichen, in denen Ihnen gewisse Fähigkeiten<br />

fehlen, sich den richtigen Experten an die Seite zu<br />

holen. Investieren Sie hierfür lieber ein paar Euro,<br />

Franken, Dollar <strong>und</strong> Co. mehr, um sich aber richtig<br />

gutes Know-how ins Boot oder aufs Brett zu<br />

holen. So heben Sie Ihr Start-up auf ein völlig<br />

neues Level. Wenn Sie also merken, dass Sie bei<br />

best<strong>im</strong>mten Entscheidungen nicht wissen, nach<br />

welchen Kriterien Sie entscheiden sollen, dann<br />

müssen Sie sich ein hochprofessionelles Umfeld<br />

von richtigen Beratern schaffen. So erreichen Sie<br />

den max<strong>im</strong>alen Erfolg. Auch ich bin solch ein<br />

<strong>Business</strong> Angel. Hier liegt meine Leidenschaft.<br />

Wenn Sie das erste Mal surfen gehen möchten<br />

<strong>und</strong> keinerlei Können <strong>und</strong> Wissen mitbringen,<br />

dann engagieren Sie <strong>im</strong> besten Fall auch einen<br />

Trainer, oder nicht?<br />

<strong>Das</strong> notwendige Wissen<br />

Sie stehen nun bereits mit den Füßen am Ufer, das<br />

Brett unter den Arm geklemmt, bereit in die<br />

Fluten zu springen. „Warum mache ich das<br />

eigentlich?“ Eine gute Frage, die Sie sich auch in<br />

einem Start-up stellen sollten: „Warum macht<br />

mein Start-up das, was es eigentlich macht?“<br />

Nur mit einer Vision, mit der Klarheit über den<br />

24


25


Foto privat<br />

Sinn darüber, wem das Produkt oder die<br />

Dienstleistung Ihres Unternehmens einen<br />

Mehrwert liefern soll, kann die Organisation<br />

erfolgreich werden. Welches Problem lösen wir<br />

für wen? Gründerinnen sind also in der Pflicht, die<br />

Frage nach dem Warum zu klären. <strong>Das</strong> schafft<br />

eine völlig neue Mentalität in dem Gründer UND<br />

den Mitarbeitern <strong>und</strong> gibt die Richtung für die<br />

Zukunft vor.<br />

Sie wissen nun also, was Ihre Vision ist. Die<br />

nächste logische Frage ist: Wie setzen Sie diese<br />

Vision strategisch um? Es braucht Prinzipien, wie<br />

ein Mitarbeiter die Vision in best<strong>im</strong>mten<br />

Situationen realisieren kann. Mit der<br />

Beantwortung dieser Frage können Gründerinnen<br />

einen strategischen Leitfaden festlegen. Da ist<br />

starke Führungskompetenz gefragt.<br />

Bevor Sie also aktiv zum Surfen übergehen,<br />

brauchen Sie das Wissen darüber, wie Surfen<br />

überhaupt funktioniert.<br />

Die perfekten Abläufe<br />

Natürlich wissen Gründerinnen, was ihr Start-up<br />

macht. Aber mit zunehmender Mitarbeiteranzahl<br />

verschw<strong>im</strong>mt meist auch das Wissen <strong>und</strong> die<br />

Klarheit. Deshalb ist es unumgänglich, eine<br />

Professionalisierung der Wertschöpfungsprozesse<br />

<strong>und</strong> Abläufe zu tätigen.<br />

Und das funktioniert eben nur, wenn Sie die<br />

bisherigen Abläufe genauestens unter die Lupe<br />

nehmen <strong>und</strong> die Transparenz über dieses Wissen<br />

erhöhen. In der letzten Konsequenz erledigen Sie<br />

nur die Tätigkeiten, die dem K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> dem<br />

Unternehmen Mehrwert bringen.<br />

Gute Gründerinnen legen zudem fest, wer die<br />

gestellten Aufgaben am besten erfüllt. Dafür<br />

müssen Führungskräfte best<strong>im</strong>mte Rollen<br />

definieren <strong>und</strong> darüber entscheiden, in welchen<br />

Teams diese bestmöglich besetzt werden. Der<br />

Gründer agiert dabei jedoch lediglich als<br />

Moderator. Er holt alle an einen Tisch <strong>–</strong> jeden<br />

Mitarbeiter, jeden Investor, jeden Gründer <strong>–</strong> <strong>und</strong><br />

gemeinsam beantworten sie die vier W-Fragen,<br />

damit alle Köpfe zusammen einen opt<strong>im</strong>alen<br />

Leitfaden für das Unternehmen finden können. So<br />

machen Gründerinnen aus einem Start-up ein<br />

Unternehmen. Eines, das bestehen wird.<br />

Auch be<strong>im</strong> Surfen ist noch kein Profi vom H<strong>im</strong>mel<br />

gefallen. Sie müssen also üben, jede Bewegung<br />

trainieren <strong>und</strong> perfektionieren.<br />

Der Ritt auf den Wellen<br />

Und damit Ihr Unternehmen auch in<br />

Krisensituationen erfolgreich bleibt, empfehle ich<br />

Jedem ein Risiko- <strong>und</strong> Strategiemanagement<br />

aufzubauen. Gründerinnen sollten dafür die<br />

Risiken definieren <strong>und</strong> einen fixen Plan parat<br />

haben, wer diese Risiken aktiv navigiert <strong>und</strong> wie<br />

die Verantwortlichkeiten verteilt sind.<br />

Dieses Management sollte jedoch nicht nur<br />

einmalig festgelegt <strong>und</strong> danach nie wieder<br />

überdacht werden. Nein, es sollte laufend neu<br />

26


Foto © André Bakker<br />

bewertet <strong>und</strong> bewirtschaftet werden. Dann kann<br />

Ihnen auch der Fall vom Surfbrett nichts mehr<br />

anhaben.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrem<br />

Start-up-Ritt auf den Wellen.<br />

Markus Hotz stürzt sich voller Tatendrang in das<br />

Abenteuer Zukunft. <strong>Von</strong> einer Welle der<br />

Ungewissheit unvorbereitet überrollt zu werden,<br />

ist für ihn das Horrorszenario schlechthin. Aus<br />

seiner jahrelangen Erfahrung als Wegbegleiter bei<br />

<strong>Business</strong>- <strong>und</strong> Peopletransformationen weiß er,<br />

dass Jammern <strong>und</strong> die unangenehmen Dinge<br />

aufzuschieben, nicht hilft. Er geht Neues voller<br />

Tatendrang an. Erfahren Sie mehr unter:<br />

www.markushotz.ch oder folgen Sie ihm auf<br />

seinen Social-Media-Kanälen.<br />

27


Gründen mit Entrepreneurial Design<br />

Harriet Kollmann hat es ausprobiert <strong>und</strong> MEDMIN gegründet<br />

Frau Kollmann, Sie haben <strong>im</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

gegründet. Warum?<br />

Im Ges<strong>und</strong>heitswesen ist es „2 vor 12“. Der<br />

Ärztemangel in Klinik <strong>und</strong> Praxis ist in aller M<strong>und</strong>e.<br />

Die Rahmenbedingungen scheinen auf den ersten<br />

Blick völlig unattraktiv geworden, um als Arzt tätig<br />

zu sein - egal, ob in Anstellung in einer Klinik oder<br />

Praxis, geschweige denn, sich niederzulassen. Der<br />

Kosten- <strong>und</strong> Erlösdruck steigt stetig, die<br />

Patientenflut wächst <strong>–</strong> Ärzte <strong>und</strong> Patienten<br />

werden parallel <strong>im</strong>mer älter. Dieser<br />

demografische Wandel wird ergänzt durch rasant<br />

wachsende schwere, oft chronische<br />

Krankheitsverläufe, häufig Mehrfacherkrankungen<br />

sowie diverse Glaubens- <strong>und</strong> Kulturfragen unserer<br />

Zeit. Dies alles sind Mosaiksteinchen hin zu<br />

Überforderung von Medizinern <strong>und</strong> Teams.<br />

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, in diesem<br />

Bereich zu gründen?<br />

Die Idee, in diesem Bereich zu gründen,<br />

entwickelte sich sukzessive aus der Arbeit<br />

zunächst in der Praxis meines Mannes <strong>und</strong> in<br />

zahlreichen anderen Einrichtungen seit 2004. Ich<br />

begleitete zunächst Ärzte in die Niederlassung aus<br />

seinem Fre<strong>und</strong>eskreis, dann aus dem Netzwerk<br />

<strong>und</strong> lernte so die unterschiedlichsten Strukturen<br />

der Unternehmen kennen. Ich absolvierte<br />

Steinbeis-zertifizierte Ausbildungen, um stetig<br />

tiefer in die Materie einzusteigen. Es lag für mich<br />

regelrecht auf der Hand, Konzepte zu kreieren, die<br />

den rasant wachsenden Ärztemangel, die hohe<br />

Demotivation <strong>und</strong> Verzweiflung der Mediziner<br />

aufgreifen, um so die Versorgung von uns allen<br />

sicherzustellen.<br />

Was bieten Sie Ihren K<strong>und</strong>en mit Klinik- <strong>und</strong><br />

Praxisberatung an?<br />

Regresse <strong>und</strong> Sanktionen, lange Wartezeiten <strong>und</strong><br />

massive Unzufriedenheit aller Beteiligten<br />

(Behandler, nicht medizinischer Assistenz,<br />

Patienten sowie Rahmengeber / Akteure) sind an<br />

der Tagesordnung in den Einrichtungen. Ich biete<br />

mit meiner freiberuflichen Tätigkeit „Klinik- <strong>und</strong><br />

Praxisberatung <strong>–</strong> Versorgung. Anders. Denken.“,<br />

die ich als funktionelle Beratung umsetze, eine<br />

bedarfsgerechte <strong>und</strong> zeitgemäße 360-<br />

Grad-Lösung an.<br />

Bei der funktionellen Beratung wird die Wurzel<br />

des Übels, die Ursache für die Ungleichgewichte in<br />

der Organisation Praxis oder Klinik, zunächst<br />

identifiziert. <strong>Das</strong> Unternehmen Arztpraxis oder<br />

Klinik wird als gesamtes System gesehen <strong>und</strong> nicht<br />

als eine Ansammlung von zunächst unabhängig<br />

scheinenden Teilen der Organisation[HK2] .<br />

So suchen wir nicht nach einzelnen Symptomen,<br />

sondern befassen uns mit den Missständen in<br />

ihrem Kern, um ganzheitlich, funktional agieren<br />

<strong>und</strong> von Gr<strong>und</strong> auf Strukturen schaffen zu können.<br />

In Ihrem Portfolio bieten Sie einen Praxis-Check,<br />

Patientenversorgung, funktionelle Medizin, QM<br />

<strong>und</strong> Praxisübername-Beratungen an.<br />

28


Haben Sie einen medizinischen Hintergr<strong>und</strong>?<br />

Ich habe einen betriebswirtschaftlichen <strong>und</strong><br />

psychologischen Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> lernte 2004<br />

meinen Mann René kennen. Er war Facharzt für<br />

Allgemeinmedizin <strong>und</strong> wollte sich niederlassen.<br />

Schnell zeigte sich, dass er dem<br />

unternehmerischen Handeln keine Leidenschaft<br />

entgegenbrachte, wie so viele Mediziner. Warum<br />

auch? Wenn ich mich für die Arbeit am <strong>und</strong> mit<br />

dem Menschen entscheide, muss ich meines<br />

Erachtens nicht für BWL <strong>und</strong> Co. brennen.<br />

Mich faszinierte das Ges<strong>und</strong>heitswesen schon<br />

<strong>im</strong>mer. Mein Unique Selling Proposition ist<br />

zweifellos, dass ich meinen Mann <strong>im</strong> Rahmen<br />

seiner Niederlassung in der Praxis bis zur<br />

Abwicklung <strong>und</strong> Übergabe an einen Nachfolger<br />

aufgr<strong>und</strong> seines Versterbens <strong>im</strong> Alter von 47<br />

begleitet habe. So war es mir möglich, alle Abläufe<br />

aus nächster Nähe zu erleben, die Wünsche <strong>und</strong><br />

Bedarfe, Ängste <strong>und</strong> Nöte der Patienten, Ärzte<br />

<strong>und</strong> des nicht medizinischen Personals zu sehen<br />

<strong>und</strong> als F<strong>und</strong>ament für Lösungen zu nutzen.<br />

Wie sind Sie an die Gründung herangegangen?<br />

War von Anfang an klar wie <strong>und</strong> was es werden<br />

sollte?<br />

Ich wusste von Anfang an, dass ich in dem Bereich<br />

etwas bewirken wollte - ich wollte<br />

Praxis-Management anbieten: <strong>und</strong> zwar anders.<br />

Vollkommen anders als üblich. Mein Ansatz: Unter<br />

absoluter Würdigung der einzelnen Personen,<br />

ihrer Gains, Pains <strong>und</strong> vor allem eben der Stärken,<br />

die jeder in sich trägt, zu gestalten. Die Harriet<br />

Kollmann Praxis-Management-Systeme UG<br />

haftungsbeschränkt macht Lösungen skalierbar<br />

<strong>und</strong> mit dem ersten Projekt MEDMIN stellt sie die<br />

Medizin <strong>und</strong> die Mediziner in den Fokus.<br />

Hier biete ich die Leistungen für effiziente<br />

Strukturen <strong>und</strong> Prozesse, Rechtssicherheit,<br />

Leadership <strong>und</strong> mehr, die den Unternehmer Arzt<br />

stärken <strong>und</strong> die Unternehmensführung in gute<br />

Bahnen lenken, auch als Komplettlösung aus einer<br />

Hand anzubieten. Mir liegt es am Herzen, dass der<br />

Slogan der kassenärztlichen B<strong>und</strong>esvereinigung<br />

„Lass dich nieder, den Rest machen wir!“ gelebt<br />

wird.<br />

MEDMIN begleitet diese Prozesse aus einer Hand<br />

mit den maßgeblichen Experten, die mit einem<br />

Höchstmaß an Professionalität Wegbegleiter sind<br />

für ihre jeweiligen Fachbereiche.<br />

Sie haben gegründet <strong>und</strong> dabei die Methode<br />

Entrepreneurial Design verwendet. Können Sie<br />

erklären, wie man dabei vorgeht?<br />

Bei der konventionellen Gründung muss man alle<br />

Unternehmensbereiche abdecken <strong>–</strong> „selbst <strong>und</strong><br />

ständig“. Bei der Form des Entrepreneurial<br />

Designs bucht der Unternehmer bedarfsadaptiert<br />

professionelle Anbieter. Er kann schnell<br />

aufstocken, reduzieren, zahlt nur für erbrachte<br />

29


Leistungen, hat erfreulicherweise keine hohen<br />

Fixkosten für Personal etc. Besonders in früher<br />

Gründungsphase hat das natürlich einen großen<br />

Nutzen. Ich schone als Unternehmer mein Budget<br />

<strong>und</strong> bewahre mir Flexibilität.<br />

Wie waren mit der Methode die ersten Schritte<br />

bei der Gründung?<br />

Wir gingen ursprünglich davon aus, dass ein<br />

umfassendes Portal zu programmieren sei <strong>und</strong><br />

haben nach Programmierern geschaut. Bis heute<br />

haben wir kein Portal - weil wir keines brauchen.<br />

Viel wichtiger wäre es gewesen, das offline bereits<br />

gut laufende Dienstleistungsangebot in Ansätzen<br />

zu digitalisieren, best<strong>im</strong>mte Abläufe zu<br />

standardisieren <strong>und</strong> zum Beispiel den<br />

Zahlungsstrom über externe Anbieter abzubilden.<br />

Foto: privat<br />

Harriet Kollmann hat MEDMIN<br />

gegründet <strong>und</strong> dabei auf die Methode<br />

Entrepreneurial Design<br />

zurückgegriffen. Weitere<br />

Informationen zu diesem Vorgehen auf<br />

der nächsten Seite.<br />

Passt die Methode des Entrepreneurial Designs<br />

zu jeder Gründung?<br />

Lange Zeit ging man davon aus, dass<br />

Entrepreneurial Design in der Regel nur<br />

funktioniert, wenn man Produkte anbietet. Meine<br />

Gründung hat gezeigt, dass es auch für<br />

Dienstleistungen funktioniert. Ich sehe keine<br />

Einschränkung <strong>und</strong> denke, dass es einzig eine<br />

Rolle spielt, in welchem Umfang der Unternehmer<br />

Komponenten einbinden will <strong>und</strong> welche<br />

Steuerung durch diese bzw. vom Unternehmer<br />

selbst erfolgen soll oder muss.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

30


Konzept-kreatives<br />

Entrepreneurship<br />

<strong>Von</strong> Florian Komm<br />

Seit 2001 arbeitet die Stiftung Entrepreneurship,<br />

mit Ihrem Gründer Prof. Günter Faltin, daran,<br />

Gründerinnen <strong>und</strong> Gründern die Chancen des<br />

konzept-kreativen Entrepreneurship näher zu<br />

bringen.<br />

Dieser von Prof. Faltin entwickelte Ansatz der<br />

Unternehmensgründung bietet neben den<br />

Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung auch<br />

Chancen für die Gesellschaft als Ganzes. Ziel der<br />

Stiftungsarbeit ist es aufzuzeigen, dass<br />

Entrepreneurship, richtig angegangen, nicht nur<br />

einigen wenigen, sondern gr<strong>und</strong>sätzlich praktisch<br />

allen Mitgliedern einer Gesellschaft zugänglich ist.<br />

Hierzu hat die Stiftung Entrepreneurship<br />

Veranstaltungsformate, wie das Labor für<br />

Entrepreneurship <strong>und</strong> die Masterclass entwickelt,<br />

um so Impulse zu geben <strong>und</strong> Gründer zu<br />

begleiten.Der Entrepreneurship Summit ist das <strong>im</strong><br />

Herbst stattfindende Treffen für alle<br />

Querdenkerinnen, Innovatoren <strong>und</strong><br />

Entrepreneure, die sich mit Ihren Ideen,<br />

Konzepten <strong>und</strong> Unternehmen für eine Alternative<br />

zum Status Quo der aktuellen Ökonomie<br />

einsetzen.<br />

Nutzen auch Sie den Entrepreneurship Summit<br />

um sich mit anderen Gründerinnen zu vernetzten,<br />

wertvolle Impulse <strong>und</strong> weitere Informationen zu<br />

den Angeboten der Stiftung Entrepreneurship zu<br />

erhalten. Der Entrepreneurship Summit <strong>2019</strong><br />

findet am 19. & 20. Oktober in Berlin statt.<br />

Weitere Informationen <strong>und</strong> Tickets erhalten Sie<br />

unter www.entrepreneurship.de/summit<br />

31


32


RECHT<br />

Urlaubsansprüche<br />

verfallen nicht mehr<br />

automatisch!<br />

<strong>Von</strong> Ines Heydasch LL.M.<br />

Nach einer aktuellen Entscheidung des<br />

B<strong>und</strong>esarbeitsgerichts (BAG) kann der Verfall von<br />

Urlaubsansprüchen in der Regel nur dann<br />

eintreten, wenn der Arbeitgeber den<br />

Arbeitnehmer zuvor aufgefordert hat, noch nicht<br />

beantragten Urlaub zu nehmen <strong>und</strong> er ihn klar<br />

<strong>und</strong> rechtzeitig darauf hingewiesen hat, dass der<br />

Urlaub andernfalls mit Ablauf des Urlaubsjahres<br />

oder Übertragungszeitraums verfällt (BAG, Urteil<br />

vom 19.02.<strong>2019</strong>, 9 AZR 541/15 -<br />

Pressemitteilung Nr. 9/19 BAG-).<br />

1. Die Rechtslage<br />

Der Verfall von Urlaubsansprüchen ist in § 7 Abs. 3<br />

Satz 1 des B<strong>und</strong>esurlaubsgesetzes (BUrlG)<br />

geregelt. Diese Regelung best<strong>im</strong>mt, dass der<br />

Urlaub <strong>im</strong> laufenden Kalenderjahr zu nehmen ist<br />

<strong>und</strong> nicht genommener Urlaub verfällt. Nach Satz<br />

2 der Regelung ist eine Übertragung des Urlaubs<br />

auf das nächste Kalenderjahr nur statthaft, wenn<br />

dringende betriebliche oder in der Person des<br />

Arbeitnehmers liegende Gründe dies<br />

rechtfertigen. Im Fall der Übertragung muss der<br />

Urlaub in den ersten drei Monaten des folgenden<br />

Kalenderjahres gewährt <strong>und</strong> genommen werden.<br />

Nach der bisherigen Rechtsprechung des BAG<br />

verfiel nicht beantragter <strong>und</strong> nicht genommener<br />

Urlaub automatisch mit Ablauf des Kalenderjahres<br />

bzw. bei Vorliegen der Voraussetzungen für eine<br />

Übertragung des Urlaubs auf das nächste<br />

Kalenderjahr mit Ablauf des<br />

Übertragungszeitraums ersatzlos. Es oblag also<br />

damit dem Arbeitnehmer, seinen Urlaub<br />

rechtzeitig zu beantragen <strong>und</strong> anzutreten.<br />

Ausnahmen zum Urlaubsverfall nach § 7 Abs. 3<br />

BUrlG gelten beispielsweise nach den gesetzlichen<br />

Sondertatbeständen für Arbeitnehmerinnen in<br />

Mutterschutz nach § 17 Satz 2 des<br />

Mutterschutzgesetzes (MuSchG) <strong>und</strong> für<br />

Arbeitnehmer in Elternzeit nach § 17 Abs.2 des<br />

B<strong>und</strong>eselterngeld- <strong>und</strong> Elternzeitgesetzes (BEEG).<br />

Nach der einschlägigen Rechtsprechung des BAG<br />

gilt eine abweichende Rechtslage <strong>im</strong> Falle der<br />

fortbestehenden krankheitsbedingten<br />

Arbeitsunfähigkeit eines Arbeitnehmers. Danach<br />

erlöschen gesetzliche Urlaubsansprüche nicht mit<br />

Ablauf des Kalenderjahres oder<br />

Übertragungszeitraums, wenn der Arbeitnehmer<br />

aufgr<strong>und</strong> krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit<br />

gehindert ist, den Urlaub <strong>im</strong> Urlaubsjahr oder<br />

Übertragungszeitraum zu nehmen (vgl. BAG,<br />

Urteil vom 23.03.2010, 9 AZR 128/09 NZA 2010, S.<br />

810); in diesem Fall verlieren die Arbeitnehmer<br />

ihre gesetzlichen Urlaubsansprüche nach 15<br />

Monaten nach Ablauf des Urlaubsjahres (vgl. BAG,<br />

22.09.2015, 9 AZR 170/14, NZA 2016, S. 37).<br />

33


2. Der Sachverhalt<br />

In dem der Entscheidung des BAG zugr<strong>und</strong>e<br />

liegenden Fall hatte der Arbeitnehmer nach<br />

Beendigung seines Arbeitsverhältnisses die<br />

finanzielle Urlaubsabgeltung für nicht<br />

genommene 51 Urlaubstage für die letzten zwei<br />

Beschäftigungsjahre geltend gemacht. Einen<br />

Antrag auf Gewährung dieser Urlaubstage hatte<br />

der Arbeitnehmer während des<br />

Arbeitsverhältnisses nicht gestellt. Die<br />

Vorinstanzen haben der Klage stattgegeben. Die<br />

Revision des Beklagten vor dem BAG hatte Erfolg<br />

<strong>und</strong> führte zur Zurückverweisung der Sache an das<br />

Landesarbeitsgericht, das noch aufzuklären hat,<br />

ob der beklagte Arbeitgeber in dem der<br />

Entscheidung zugr<strong>und</strong>e liegenden Fall seinen<br />

Obliegenheiten nachgekommen ist.<br />

Mit seiner aktuellen Entscheidung hat das BAG die<br />

Vorgaben des Gerichtshofs der Europäischen<br />

Union (EuGH) aufgr<strong>und</strong> der Vorabentscheidung<br />

vom 06.11.2018 (EuGH, Urteil vom 06.11.2018,<br />

C-684/16) umgesetzt <strong>und</strong> entschieden, dass der<br />

Anspruch des Arbeitnehmers auf bezahlten<br />

Jahresurlaub in der Regel nur dann am Ende des<br />

Kalenderjahres erlischt, wenn der Arbeitgeber ihn<br />

zuvor über seinen konkreten Urlaubsanspruch <strong>und</strong><br />

die Verfallfristen belehrt <strong>und</strong> der Arbeitnehmer<br />

den Urlaub dennoch nicht genommen hat. Klar ist<br />

nach der Entscheidung des BAG auch, dass der<br />

Arbeitgeber nicht verpflichtet ist, seinen<br />

Mitarbeitern von sich aus Urlaub zu gewähren,<br />

damit ihre Urlaubsansprüche nicht verfallen.<br />

Kommt der Arbeitgeber hingegen seiner<br />

Obliegenheit, seine Mitarbeiter klar <strong>und</strong><br />

rechtzeitig auf nicht genommene Urlaubstage <strong>und</strong><br />

das Verfallrisiko hinzuweisen, nicht nach, verfällt<br />

der Urlaubsanspruch nicht. Erfüllt der Arbeitgeber<br />

hingegen diese ihm obliegende Pflicht <strong>und</strong><br />

entscheidet der Arbeitnehmer aus freien Stücken<br />

in Kenntnis des Verfallrisikos den Urlaub nicht zu<br />

nehmen, verfällt der Urlaub. Unklar ist nach der<br />

Entscheidung, welche Folgen die Entscheidung des<br />

BAG für vermeintlich verfallenen Urlaub aus den<br />

Vorjahren haben wird. Auch ist unklar, in welcher<br />

Form <strong>und</strong> bis wann der Arbeitgeber seine<br />

Obliegenheit zu erfüllen hat. Was konkret<br />

„rechtzeitig“ bedeutet, hat das BAG in seiner<br />

Entscheidung nicht erläutert.<br />

3. Empfehlungen<br />

Den Arbeitgebern ist zu empfehlen, künftig ihre<br />

Arbeitnehmer schriftlich, beispielsweise per Mail,<br />

auf ihre noch bestehenden Urlaubstage<br />

hinzuweisen <strong>und</strong> sie aufzufordern, den noch<br />

bestehenden Urlaub vor Ablauf des<br />

Kalenderjahres zu nehmen mit dem Hinweis, dass<br />

der nicht in Anspruch genommene Urlaub nach<br />

Ablauf des Bezugszeitraums verfällt. Diese<br />

Unterrichtung muss so rechtzeitig erfolgen, dass<br />

den Arbeitnehmern anschließend noch die Zeit<br />

verbleibt, ihren jeweils noch bestehenden Urlaub<br />

bis zum Ablauf des Bezugszeitraums zu nehmen.<br />

Die entsprechenden Mitteilungen sollten in<br />

geeigneter Weise archiviert werden, damit der<br />

Arbeitgeber <strong>im</strong> Streitfalle auch nachweisen kann,<br />

34


dass er seiner Hinweis- <strong>und</strong><br />

Belehrungspflicht nachgekommen ist.<br />

Arbeitnehmer sollten prüfen, ob sie<br />

möglicherweise für das Jahr 2018 doch<br />

noch Ansprüche auf Urlaub aus dem Jahre<br />

2018 haben, die sie als verfallen glaubten.<br />

Denn nach dieser Entscheidung des BAG<br />

ist es durchaus wahrscheinlich, dass die<br />

Arbeitsgerichte vermeintlich für 2018<br />

verfallene Ansprüche zusprechen werden.<br />

Foto: Daniel Rosenthal<br />

Ines Heydasch, LL.M., Rechtsanwältin<br />

BUSE HEBERER FROMM<br />

heydasch@buse.de<br />

35


Caroline-Lucie Ulbrich ist Managementberaterin<br />

<strong>und</strong> arbeitete u.a. für die Deutsche Bank, die<br />

Vereinten Nationen <strong>und</strong> Volkswagen. Clara Creitz<br />

ist Expertin für Erwachsenenbildung <strong>und</strong> Trainings.<br />

Sie arbeitet u.a. für die UBS <strong>und</strong> ist aktuell bei der<br />

Schweizer Privatbank <strong>Juli</strong>us Bär tätig.<br />

36


FINANZEN<br />

Girls just want to have f<strong>und</strong>s<br />

<strong>Von</strong> Caroline-Lucie Ulbrich<br />

2014 fing ich einen neuen Job an <strong>–</strong> bei einer<br />

großen deutschen Bank. Seit meinem 26.<br />

Lebensjahr arbeite ich <strong>im</strong>mer wieder mal in der<br />

Finanzdienstleistungsbranche. Geld, Vermögensbildung<br />

<strong>und</strong> Investitionen sind für mich keine<br />

böhmischen Dörfer.<br />

"High-Net-Worth-Individuum"? Natürlich weiß ich,<br />

welche Gruppe das bezeichnet.<br />

Jedoch habe ich Vermögen <strong>und</strong><br />

Vermögensbildung nie mit mir selbst in<br />

Verbindung gebracht. Es kam mir nie in den Sinn,<br />

Geld anzulegen. Ich hatte zwar <strong>im</strong> Alter von 17 bis<br />

20 Jahren Geld in einen “Bausparvertrag”<br />

investiert, diesen dann aber zu Studienbeginn<br />

wieder aufgelöst, um mir Möbel zu kaufen.<br />

Einfach gesagt, sind Bausparverträge staatlich<br />

subventionierte Sparverträge, die (in Deutschland)<br />

be<strong>im</strong> Immobilienkauf helfen sollen.<br />

Ich sollte beginnen, mein Geld für mich arbeiten<br />

zu lassen<br />

Zurück zum Jahr 2014: Einmal wieder war ich von<br />

Bankern umgeben. Dieses Mal wurde ich den<br />

Eindruck nicht los, dass ich damit beginnen sollte,<br />

mein Geld für mich arbeiten zu lassen. Aber wo<br />

anfangen? Investieren war eine große “Blackbox”<br />

für mich. Ich hatte einige Fragen: Brauchte ich<br />

mehrere tausend Euro, um zu investieren?<br />

Welche Aktien soll ich kaufen <strong>–</strong> Facebook-Aktien?<br />

Wo konnte ich diese kaufen? An der Frankfurter<br />

Börse? Um Antworten zu erhalten, fragte ich<br />

meine Fre<strong>und</strong>e. Um genau zu sein, meinen besten<br />

(Bank-) Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Kollegen Daniel. Er schlug vor,<br />

in ETFs (Exchange Traded F<strong>und</strong>s) zu investieren.<br />

ETFs? Ich hatte noch nie zuvor von diesen<br />

Finanzinstrumenten gehört.<br />

Was sind ETFs?<br />

Hier eine Definition: ETFs sind "ein<br />

Investment-Vehikel, welche eine diversifizierte<br />

Exposure in einem best<strong>im</strong>mten Bereich des<br />

Marktes bietet." (ETF-Universität). Wie bitte?<br />

Übersetzen wir das Investment-Jargon: Ein ETF<br />

macht nichts anderes, als die Performance von<br />

Aktien einer best<strong>im</strong>mten Gruppe von<br />

Unternehmen zu spiegeln. Diese könnten sein:<br />

alle an der Deutschen Börse notierten<br />

Unternehmen (alle DAX-Unternehmen). Oder du<br />

kaufst einen ETF, der die Leistung von r<strong>und</strong> 1.650<br />

großen Unternehmen auf der ganzen Welt<br />

spiegelt (darunter Nestlé, Merck, Coca-Cola,<br />

Citigroup, Shell ...). In diesem Fall würdest du<br />

höchstwahrscheinlich den MSCI World ETF<br />

auswählen.<br />

Für eine frischgebackene Anlegerin gibt es<br />

mehrere gute Gründe, Geld in einen ETF zu<br />

stecken: Sie kann mit monatlichen Sparraten von<br />

EUR 25 starten (das ist möglich, wenn sie sich<br />

entscheidet, das Investmentportfolio selber online<br />

bei einer Direktbank einzurichten). Die<br />

monatlichen Beiträge können aufgestockt werden.<br />

Es gibt eine gewisse Flexibilität, die ich als<br />

Anlegerin sehr schätze. Wer eine<br />

Gehaltserhöhung erhält, kann das extra Kapital<br />

gleich in den ETF investieren.<br />

37


<strong>Das</strong> habe ich getan: Ich habe mein Investment<br />

Portfolio bei einer Direktbank eingerichtet.<br />

Nachdem ich meine Log-in-Daten <strong>und</strong> meine<br />

TAN-Liste (Transaktionsnummern) erhalten hatte,<br />

wählte ich zwei ETFs aus, in die ich investieren<br />

wollte. Ich besparte jeden ETF mit EUR 50 pro<br />

Monat (das Geld hierfür wird automatisch von<br />

meinem Bankkonto abgebucht). Ich wählte die<br />

ETFs basierend auf der Empfehlung meines<br />

Fre<strong>und</strong>es <strong>und</strong> meinen eigenen Recherchen<br />

bezüglich des Volumens <strong>und</strong> der Performance der<br />

ETFs aus:<br />

● MSCI World<br />

● Dow Jones Global 50.<br />

Jetzt, einige Jahre später, bin ich stolz auf mich:<br />

Ich habe nie daran gedacht, mein ETF Portfolio<br />

aufzulösen. Hin <strong>und</strong> wieder logge ich mich in mein<br />

Konto ein, um zu sehen, wie die ETFs sich machen.<br />

Unter Umständen kann es sich lohnen, Geld<br />

nachzuschießen, um das Portfolio auszugleichen.<br />

Beachtet, dass ich nicht mit einer klaren<br />

Anlagestrategie begonnen habe <strong>–</strong> ich habe einfach<br />

losgelegt. Mit ETFs kann man so schnell nichts<br />

falsch machen, finde ich. Warum? Ganz einfach,<br />

weil Dein Geld bei einer jährlichen Rendite von 4<br />

bis 10 % (je nach gewähltem ETF) viel besser<br />

angelegt ist, als es auf einem Sparkonto zu<br />

belassen (mit aktuellen Zinssätzen von 0 bis 0,5<br />

%). Es ist dann sinnvoll, dein Geld in einen ETF zu<br />

investieren, wenn du bereit bist, es für einen<br />

längeren Zeitraum dort zu lassen (zehn Jahre,<br />

fünfzehn Jahre, zwanzig Jahre). Auf diese Weise<br />

kannst du vom Zinseszinseffekt profitieren (auch<br />

das „achte Weltw<strong>und</strong>er“ von Albert Einstein<br />

genannt <strong>–</strong> am besten einmal den Zinseszinseffekt<br />

nachlesen). Die unvermeidlichen Schwankungen<br />

des Aktienmarktes werden Deine Investitionen bei<br />

so einem Zeitraum weniger stark beeinflussen, da<br />

sie über längere Zeithorizonte <strong>–</strong> ca. 15 Jahre <strong>–</strong><br />

ausgeglichen werden.<br />

Einfach beginnen!<br />

Einfach mit dem Investieren zu beginnen, hat<br />

mich motiviert, mehr darüber zu lernen. Zunächst<br />

mag Investieren wie eine komplizierte<br />

Fremdsprache erscheinen, etwa Mandarin<br />

Chinesisch. Du kannst aber kleine Schritte machen<br />

<strong>und</strong> lernen, wie es geht. Es ist nie zu spät, Dein<br />

Geld für Dich arbeiten zu lassen. Leider wird<br />

Budgetieren <strong>und</strong> Investieren nicht an deutschen<br />

Schulen unterrichtet. Glücklicherweise gibt es eine<br />

Reihe von Webseiten, Communities wie der<br />

unseren (Finelles) <strong>und</strong> Workshop-Anbietern, die<br />

diese Themen runterbrechen.<br />

Also: Starten!<br />

38


39


SOCIAL MEDIA<br />

Erfolgreiches Social Media Marketing für<br />

Unternehmer*innen<br />

<strong>Von</strong> Carmen Lichtenberg<br />

Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wie<br />

Unternehmer in den sozialen Medien präsent sein<br />

müssen. Soziale Medien sind aus dem Alltag <strong>und</strong><br />

Berufsleben nicht mehr wegzudenken. Millionen<br />

von Usern nutzen Facebook, Instagram, Pinterest<br />

<strong>und</strong> Co <strong>–</strong> Tendenz steigend. Auch für<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Selbstständige bieten die<br />

sozialen Netzwerke eine große Chance. Hier<br />

können sie sich eine aktive Community aufbauen<br />

<strong>und</strong> ganz nah am potenziellen K<strong>und</strong>en sein. Doch<br />

wer denkt, dass er nur mit dem Hochladen von<br />

hübschen Bildern in den sozialen Netzwerken<br />

K<strong>und</strong>en gewinnen kann, liegt falsch. Ich gebe<br />

Ihnen 3 Schritte an die Hand, mit denen Sie<br />

erfolgreiches Social Media Marketing betreiben<br />

können.<br />

Schritt 1: Konzept erstellen<br />

<strong>Das</strong> eigene Social Media Konzept ist entscheidend<br />

für den Erfolg in den sozialen Netzwerken. Ohne<br />

ein durchdachtes Konzept werden Sie keine<br />

K<strong>und</strong>en in den sozialen Netzwerken gewinnen<br />

können. In Ihrem Konzept legen Sie zum Beispiel<br />

fest welche Plattformen Sie bespielen werden,<br />

welche Ziele Sie erreichen möchten <strong>und</strong> wie Ihre<br />

Bildsprache sein soll. Während der<br />

Konzepterstellung entwickeln Sie außerdem einen<br />

Redaktionsplan. Dies hilft Ihnen den Content für<br />

Social Media zu planen <strong>und</strong> zielgerichtet<br />

umzusetzen. Sie haben Bedenken, dass Ihnen das<br />

Social Media Marketing wertvolle Zeit raubt <strong>und</strong><br />

40


Ihr Hauptgeschäft belastet? Keine Sorge: Planung<br />

ist die halbe Miete. Planen Sie in einem Rutsch die<br />

Postings für eine Woche vor, so haben Sie den<br />

größten Teil der Arbeit schon erledigt.<br />

Schritt 2: Social Media verstehen<br />

Wer als Unternehmer in den sozialen Netzwerken<br />

erfolgreich sein möchte, muss sich zwingend mit<br />

den Gr<strong>und</strong>lagen des Social Media Marketings<br />

beschäftigen. Worum geht es überhaupt in den<br />

sozialen Netzwerken? Was ist wichtig um Follower<br />

zu generieren <strong>und</strong> die Reichweite zu vergrößern?<br />

Was findet der Algorithmus eines Social Media<br />

Kanals gut, sodass der Post möglichst vielen Usern<br />

angezeigt wird? Hier gilt: Interaktionen sind der<br />

Schlüssel zum Erfolg in den sozialen Medien. Auf<br />

Instagram <strong>und</strong> Co geht es um den Austausch mit<br />

der eigenen Community <strong>und</strong> potenziellen K<strong>und</strong>en.<br />

Die sozialen Plattformen sind keine kostenlosen<br />

Verkaufsplattformen, sondern ein soziales<br />

Trittbrett. Sie müssen Ihren Followern einen<br />

Mehrwert bieten. Wer auf Social Media ständig<br />

nur die eigenen Produkte oder Dienstleistungen<br />

bewirbt wird keinen Erfolg haben. Platte Werbung<br />

ist in den sozialen Netzwerken nicht gerne<br />

gesehen. Sie als Unternehmer müssen bestehende<br />

Probleme der Zielgruppe lösen können,<br />

Persönlichkeit zeigen <strong>und</strong> sich als Experte<br />

positionieren. Nur so werden die Follower Ihnen<br />

vertrauen <strong>und</strong> zu K<strong>und</strong>en werden.<br />

Schritt 3: Dranbleiben<br />

Der Aufbau einer Community in den sozialen<br />

Netzwerken braucht Zeit <strong>und</strong> erfordert Geduld.<br />

Sie werden nicht über Nacht tausende Follower<br />

bekommen <strong>und</strong> darum geht es auch gar nicht.<br />

Denn was bringen Ihrem Unternehmen zahlreiche<br />

Follower, die nicht zu Ihrer Zielgruppe gehören<br />

<strong>und</strong> nicht mit Ihren Inhalten interagieren? Nichts!<br />

Lassen Sie die Finger von diversen Strategien, um<br />

schneller Follower zu generieren <strong>und</strong> bauen Sie<br />

sich Ihre eigene aktive Community auf. Sie werden<br />

sehen: Die Mühe lohnt sich!<br />

Posten Sie regelmäßig <strong>und</strong> interagieren Sie mit<br />

anderen Accounts. Analysieren Sie regelmäßig<br />

Ihre Arbeit <strong>und</strong> überprüfen Sie Ihre Ziele. Sehr<br />

wahrscheinlich müssen Sie Ihre Strategie <strong>im</strong>mer<br />

mal wieder verändern <strong>und</strong> anpassen. Es gibt nicht<br />

die eine Social Media Strategie. Seien Sie mutig<br />

<strong>und</strong> probieren Sie verschiedene Themen, Formate<br />

etc. aus. So bekommen Sie ein Gefühl dafür, was<br />

Ihre Community braucht <strong>und</strong> möchte. Sprengen<br />

Sie übliche Sichtgewohnheiten <strong>und</strong> heben Sie sich<br />

mit Ihren Inhalten <strong>und</strong> Ihrer Persönlichkeit von<br />

der Masse ab.<br />

Spätestens wenn die ersten K<strong>und</strong>enanfragen über<br />

Social Media eintrudeln wissen Sie, dass Sie auf<br />

dem richtigen Weg sind.<br />

Sie möchten Ihr Unternehmen auf Social Media<br />

bekannter machen? Wissen aber nicht so recht,<br />

was Sie beachten müssen, damit Ihre Arbeit auch<br />

wirklich Erfolge bringt? Dann empfehle ich Ihnen<br />

das Arbeitsbuch „Social Media Marketing für<br />

41


Carmen Lichtenberg Foto privat<br />

Unternehmer“. Hier lernen Sie nicht nur alle<br />

wesentlichen Gr<strong>und</strong>lagen des Social Media<br />

Marketings, sondern entwickeln auch gleich<br />

praktisch Ihr eigenes Social Media Konzept.<br />

Verschiedene Aufgaben <strong>im</strong> Buch helfen Ihnen<br />

dabei, die Autorin gibt Ihnen einmalig ein<br />

kostenloses persönliches Feedback zu Ihren<br />

bearbeiteten Aufgaben. Mehr Infos zum Buch<br />

hier: www.carmenlichtenberg.de/buch/<br />

oder auf Seite 74 <strong>im</strong> <strong>Magazin</strong>!<br />

42


DIGITALISIERUNG<br />

CROSSMEDIA hebt<br />

Projektarbeit mit<br />

digitalen Workspaces<br />

auf neues Level<br />

<strong>Von</strong> Arno Schambach, IT-Redakteur<br />

Die CROSSMEDIA GmbH mit Hauptsitz in<br />

Düsseldorf <strong>und</strong> weiteren Standorten u.a. in Berlin,<br />

Hamburg <strong>und</strong> London sowie Partner-Offices in<br />

New York, Los Angeles <strong>und</strong> Philadelphia ist als<br />

Full-Service Mediaagentur einer der führenden<br />

Spezialisten für die crossmediale Strategie- <strong>und</strong><br />

Kommunikationsberatung. Um die<br />

unterschiedlichen Tools in den verschiedenen<br />

Teams abzulösen <strong>und</strong> den Spagat zwischen<br />

Qualität, Transparenz <strong>und</strong> Effizienz <strong>im</strong><br />

Tagesgeschäft zu meistern, hat das Unternehmen<br />

die gesamte Kommunikation <strong>und</strong><br />

Projektsteuerung über die Collaboration-Plattform<br />

Taskworld zusammengeführt.<br />

CROSSMEDIA steht für unabhängige <strong>und</strong><br />

differenzierende Kommunikationsberatung <strong>und</strong><br />

bietet als Media Independent ganzheitliche,<br />

crossmediale Mediaberatung, -forschung, -einkauf<br />

sowie -opt<strong>im</strong>ierung an. 2017 <strong>und</strong> 2018 stand der<br />

Umbau der internen Arbeitsorganisation <strong>im</strong> Fokus<br />

von „New Work“. So hatte sich das Management<br />

dazu entschlossen, das Unternehmen <strong>und</strong><br />

sämtliche angeb<strong>und</strong>enen Gesellschaften agiler<br />

aufzustellen, um den Anforderungen des<br />

„crossmedialen“ Tagesgeschäftes <strong>und</strong> dem<br />

Wandel der Arbeitswelten besser gerecht zu<br />

werden.<br />

Fotos Sven Vüller, Jan Ladewig<br />

„Wir wollten nicht mehr 15<br />

unterschiedliche Tools<br />

nutzen, sondern eines, das<br />

alle wichtigen Funktionen<br />

zentral vereint“, so Senior<br />

Managerin Operations Lisa<br />

Wenzel.<br />

Herausforderungen bei der<br />

teamübergreifenden Kommunikation<br />

Die meisten Teams hatten sich bislang ihre<br />

eigene Arbeitsorganisation für das<br />

Tagesgeschäft<br />

43


Zusammenarbeit sollte smarter werden<br />

Mit Taskworld hat<br />

CROSSMEDIA ein Instrument<br />

gewonnen, das den Teams <strong>und</strong><br />

Kollegen <strong>im</strong> Tagesgeschäft den<br />

Spagat zwischen Qualität,<br />

Transparenz <strong>und</strong> Effizienz<br />

erleichtert.<br />

geschaffen. „<strong>Das</strong> hat bisweilen auch ganz gut<br />

funktioniert, weil die Teammitglieder<br />

untereinander eingespielt sind. Wir wollten unser<br />

Anforderungsprofil in den vergangenen beiden<br />

Jahren jedoch an die strukturellen Veränderungen<br />

unserer internen Arbeitsprozesse anpassen, um<br />

interdisziplinäre Erfahrungen <strong>und</strong> Kapazitäten<br />

besser zu nutzen“, erläutert Lisa Wenzel, Senior<br />

Managerin Operations bei CROSSMEDIA. „Für die<br />

teamübergreifende Projektarbeit war das<br />

bestehende Setup aus Trello, Basecamp, Outlook<br />

<strong>und</strong> Messengern allerdings nur bedingt geeignet.<br />

<strong>Das</strong> war für uns schließlich der Ausgangspunkt für<br />

die Entscheidung, uns nach einer zentralen<br />

Kollaborationsplattform umzuschauen, mit der<br />

sich die Kommunikation bündeln <strong>und</strong> das<br />

Aufgabenmanagement besser steuern lässt.“<br />

Fotos Sven Vüller, Jan Ladewig<br />

Eine wichtige Anforderung bestand z.B. darin, auf<br />

Einzel-, Team-, Gruppen- oder Projektebene<br />

miteinander kommunizieren zu können. Die<br />

Kommunikation sollte zudem nicht von der<br />

Auftragsstellung getrennt sein, sondern <strong>im</strong>mer<br />

kontextbezogen erfolgen. Auch wollte man die<br />

tägliche Email-Flut eindämmen, die die<br />

Nachvollziehbarkeit von Projektverläufen sowie<br />

Such- <strong>und</strong> Rechercheprozesse regelmäßig<br />

erschwert hat.<br />

Um standortunabhängig vollen System-Zugriff zu<br />

haben <strong>und</strong> Informationen auch mobil austauschen<br />

zu können, sollte die neue Lösung zudem<br />

cloud-fähig sein <strong>und</strong> über eine dedizierte<br />

Mobile-App verfügen. „Damit wollten wir die<br />

Korrespondenz per Email oder WhatsApp ablösen.<br />

Eben ein smartes, DSGVO-konformes Medium, mit<br />

dem man Kollegen oder Teams komfortabel<br />

erreicht <strong>und</strong> gleichzeitig die Projekthistorie <strong>im</strong><br />

Blick behält“, betont Lisa Wenzel. „Wir wollten<br />

auch keine typische To-do-Liste, bei der man nicht<br />

nachvollziehen kann, wer jetzt eigentlich welche<br />

Aufgaben übern<strong>im</strong>mt, sondern ein Tool <strong>im</strong><br />

Kanban-Stil mit frei definierbaren Boards, das uns<br />

<strong>im</strong> Handling <strong>und</strong> der Steuerung die nötigen<br />

Freiheiten lässt.“<br />

Mehr Qualität in der Projektarbeit<br />

Die Entscheidung fiel Anfang 2018 schließlich auf<br />

Taskworld <strong>–</strong> einer web-basierten Collaboration-<br />

44


<strong>und</strong> Projektmanagement-Plattform, die dann<br />

sukzessive an weiteren Standorten ausgerollt<br />

wurde <strong>und</strong> heute bei 250 Mitarbeiter täglich zum<br />

Einsatz kommt. „Es ist für uns ein wichtiges<br />

Instrument, um die anfallenden Aufgaben besser,<br />

schneller <strong>und</strong> übersichtlicher zu organisieren“, so<br />

Lisa Wenzel. „Früher wurden Aufgaben noch mit<br />

zahllosen Post-Its festgehalten. <strong>Das</strong> sieht man<br />

heute nicht mehr - wir haben unser virtuelles Büro<br />

damit <strong>im</strong>mer in der Hosentasche. <strong>Das</strong> ist nicht nur<br />

ein beruhigendes Gefühl, sondern entspricht auch<br />

unseren eigenen sowie den Ansprüchen unserer<br />

K<strong>und</strong>en an eine digitale Arbeitswelt.“<br />

Fotos Sven Vüller, Jan Ladewig<br />

Seit 2018 kommt Taskworld<br />

als führendes<br />

Kommunikations- <strong>und</strong><br />

Projektmanagement-Tool<br />

zur Anwendung.<br />

45


ART <strong>works</strong>!<br />

Kunst <strong>und</strong> Wirtschaft - Ein Widerspruch?<br />

ART Coachin Dr. Ulrike Lehmann setzt sich für mehr Kreativität <strong>im</strong> Unternehmen ein<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Kunst, passt das zusammen, Frau<br />

Lehmann?<br />

Auf den ersten Blick nicht. In der Wirtschaft die<br />

Sicht auf den K<strong>und</strong>en, seine Wünsche <strong>und</strong> die<br />

Opt<strong>im</strong>ierung von Produkten sowie die<br />

Gewinnmax<strong>im</strong>ierung, dort die kreativen<br />

„Freigeister“, die ausschließlich Originale <strong>und</strong><br />

diese nur nach ihren eigenen Vorstellungen<br />

herstellen, aber dennoch oft nicht von ihrer Kunst<br />

leben können.<br />

Manche sehen die Wirtschaft (nur) als Förderer<br />

der Kunst <strong>und</strong> andere wiederum <strong>–</strong> zumeist<br />

Manager <strong>–</strong> sind begeistert von Kunst <strong>und</strong> blicken<br />

neidvoll auf die Künstler, die ihren Ideen<br />

nachgehen, in den Tag hineinleben können, die<br />

arbeiten, wann, wo <strong>und</strong> wie sie wollen <strong>und</strong> ihre<br />

Entscheidungen alleine treffen, ohne dass ihnen<br />

jemand hineinredet. Nicht selten wird auch auf<br />

die „brotlose Kunst“ hingewiesen <strong>im</strong> Vergleich zur<br />

prosperierenden Wirtschaft, wo man sich noch<br />

anstrenge <strong>und</strong> entsprechend seinen Lohn dafür<br />

bekomme. Dabei wird unterschwellig den<br />

Künstlern nicht ernsthaftes <strong>und</strong> intensives<br />

Arbeiten unterstellt. Es ist nicht darüber hinweg<br />

zu diskutieren, dass diese beiden Bereiche Kunst<br />

<strong>und</strong> Wirtschaft in unseren Köpfen unterschiedlich<br />

bewertet werden. Dennoch gibt es über die<br />

Bereiche von Mäzenatentum <strong>und</strong> Kunstmarkt<br />

hinaus weitere Schnittstellen, die gerade heute<br />

das Verhältnis von Kunst <strong>und</strong> Wirtschaft neu<br />

definieren. Dabei geht es vor allem um die Frage<br />

nach ihrer<br />

gegenseitigen Annäherung <strong>und</strong> was Manager von<br />

Kunst <strong>und</strong> Künstlern lernen können. Insbesondere<br />

die Fragen, wie Kunst ein Kreativmotor sein <strong>und</strong><br />

wie sie zur Kommunikation beitragen kann,<br />

stehen <strong>im</strong> Fokus. Kunst kann die Wirtschaft<br />

fördern <strong>–</strong> nicht nur die Wirtschaft die Kunst. Da<br />

findet gerade ein Umdenken statt, das ich mit<br />

initiiert habe.<br />

Kreativität wird laut einer Studie des<br />

Weltwirtschaftsforums 2020 zum dritt<br />

wichtigsten Softskill für Führungskräfte. 2015<br />

stand sie noch auf Platz 10. Kunst ist, wie Sie in<br />

Ihrem Buch schreiben, ein echter Kreativmotor.<br />

Wie kann so ein Motor in wirtschaftlichen <strong>und</strong><br />

unternehmerischen Prozessen eingebracht<br />

werden? Und was bewirkt er?<br />

Aufgr<strong>und</strong> des schnellen Wandels <strong>im</strong> Zuge der<br />

Digitalisierung ist Kreativität eine neue wichtige<br />

Währung geworden. Unternehmen erleben eine<br />

Disruption, eine kreative Neuschöpfung. Sie<br />

müssen sich völlig neu erfinden, um<br />

wettbewerbsfähig zu bleiben, <strong>und</strong> überlegen, wie<br />

so schnell so viel Kreativität in ihr Unternehmen<br />

kommen kann. Kunst ist ein besonders geeigneter<br />

Kreativmotor, weil sie alles bietet <strong>und</strong> fordert, was<br />

man für Kreativität <strong>und</strong> auch für weitere<br />

Kompetenzen in der neuen Arbeitswelt braucht <strong>–</strong><br />

so z. B. Toleranz, kritisches, komplexes Denken<br />

<strong>und</strong> differenzierte Wahrnehmungsfähigkeit. Kunst<br />

ist nicht nur eine musische Inspirationsquelle. Sie<br />

ist Ausdruck von Andersdenken <strong>und</strong> beweist den<br />

Mut, Neues auszuprobieren, Altes <strong>und</strong> Bekanntes<br />

46


47


auf den Kopf zu stellen oder umzudrehen. Kunst<br />

weckt Neugier <strong>und</strong> emotionalisiert, fördert<br />

visuelles Denken <strong>und</strong> die Vorstellungskraft.<br />

Die Wirtschaft öffnet sich allmählich dem ideellen<br />

Wert <strong>und</strong> den genuinen Kompetenzen von Kunst <strong>–</strong><br />

jenseits von Prestigedenken <strong>–</strong> <strong>und</strong> erkennt deren<br />

Nutzen. Sie beginnt, von Kunst <strong>und</strong> Künstlern zu<br />

lernen, ihre anderen Sichtweisen zuzulassen <strong>und</strong><br />

mit ihnen zu arbeiten.<br />

Sie sind Art-Coachin. Was genau tun Sie?<br />

Zum einen halte ich viele Vorträge, um das neue<br />

Denken der Verbindung von Kunst <strong>und</strong> Wirtschaft<br />

zu verbreiten. Manche würden sich da als<br />

Evangelist bezeichnen. Dafür gibt es aber (noch)<br />

keine weibliche Entsprechung. Evangelistin? Zum<br />

anderen gebe ich Seminare <strong>und</strong> Workshops, um<br />

mit Kunst Kreativität <strong>und</strong> Kommunikation in<br />

Teams oder von Führungskräften zu fördern. <strong>Das</strong><br />

geschieht meist durch die Betrachtung von Kunst<br />

mit unterschiedlichen Methoden, um wiederum<br />

auch die künstlerischen Methoden<br />

herauszuarbeiten <strong>und</strong> das anders Denken zu<br />

trainieren. In den Unternehmen selbst mache ich<br />

das mittels Projektionen, falls keine Kunst<br />

vorhanden ist, aber noch besser <strong>und</strong> effizienter in<br />

Museen oder Ateliers vor Originalen.<br />

Die beiden Bereiche Kunst <strong>und</strong> Wirtschaft<br />

zusammenzubringen, ist best<strong>im</strong>mt keine<br />

einfache Aufgabe. Wie überzeugen Sie<br />

Unternehmen, sich mit Kunst <strong>und</strong> Kreativität<br />

auseinanderzusetzen?<br />

Gibt es große Berührungspunkte?<br />

Nein, das ist in der Tat nicht einfach, aber es<br />

wird einfacher, weil die Unternehmen sich<br />

neuen Denkweisen öffnen <strong>und</strong> neue Methoden<br />

suchen, um ihre Kreativprozesse<br />

voranzubringen. Immer mehr CEO <strong>und</strong><br />

HR-Manager haben ein neues Mindset. Oftmals<br />

besteht bei Mitarbeitern Angst vor<br />

Veränderungen <strong>und</strong> der Wunsch, alles so zu<br />

machen, wie bisher. <strong>Das</strong> Loslassen von<br />

bewährten Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Denkmustern<br />

<strong>im</strong> Arbeitsalltag ist eine der schwierigsten<br />

Hürden. <strong>Das</strong> bezieht hier oder da auch die<br />

distanzierte Einstellung zu Kunst mit ein. Kunst<br />

sei Luxus, zu teuer, zu nichts nutze, sie habe<br />

keinen Mehrwert, bestenfalls ein „Nice to have“.<br />

Andere meinen, von Kunst habe man keine<br />

Ahnung, man könne ja auch nicht malen. Kunst<br />

sei zu kompliziert, zu elitär, zu unverständlich<br />

oder man habe dafür schlichtweg keine Zeit.<br />

Sie sind Kunsthistorikerin <strong>und</strong> PR-Beraterin.<br />

Wie haben Sie diese beiden Bereiche<br />

zusammengebracht?<br />

Die Schnittmenge ist die Kommunikation. Kunst<br />

ist Kommunikation. Ich trete mit Kunstwerken in<br />

Dialog, als sei es ein Fremder, den ich zum<br />

ersten Mal sehe. Der Wahrnehmungsprozess mit<br />

anderen Gesprächspartnern erzeugt weitere<br />

Kommunikation <strong>und</strong> Austausch. PR ist auch<br />

Kommunikation <strong>und</strong> hat zum Ziel,<br />

48


Aufmerksamkeit zu generieren <strong>und</strong><br />

Kommunikation zu fördern.<br />

Warum ist Kunst für Sie so wichtig?<br />

Ich bin schon früh in Museen gegangen <strong>und</strong><br />

empfinde das stets als Bereicherung, mich neuen<br />

Kunstwerken auszusetzen <strong>und</strong> sie zu<br />

interpretieren. Aber auch einige alte Kunst<br />

inspiriert mich. Die Einzigartigkeit jedes<br />

Kunstwerks <strong>und</strong> die unterschiedlichen<br />

Bildsprachen der verschiedenen Künstler<br />

faszinieren mich, die Ideen der Künstler<br />

begeistern mich <strong>und</strong> Inhalte berühren mich auch<br />

emotional. Ich schule stets aufs Neue meine<br />

Wahrnehmung. Ich habe daher Kunstgeschichte<br />

<strong>und</strong> Kunstpädagogik studiert mit dem Ziel, auch<br />

anderen Menschen den Zugang zur Kunst zu<br />

eröffnen.<br />

Sie haben den Innovationspreis der<br />

Peter-Moennig-Stiftung <strong>und</strong> Kulturpaten Köln<br />

verliehen bekommen, herzlichen Glückwunsch.<br />

Den Preis haben Sie für Ihr Konzept erhalten, das<br />

aufzeigt, wie <strong>und</strong> mit welchen Maßnahmen<br />

Künstlerinnen <strong>und</strong> Künstler in Unternehmen<br />

arbeiten können. Was sind das für Maßnahmen?<br />

Um eine Begegnung auf Augenhöhe zu erreichen<br />

<strong>und</strong> tatsächlich eine Win-win Situation zu<br />

schaffen, in der einerseits der Künstler sich mit<br />

seiner kreativen Kompetenz zeigt, andererseits<br />

der Unternehmer seine Problemstellung<br />

mitbringt, für die er einen kreativen Mitarbeiter<br />

braucht, der von außen anders auf den<br />

Sachverhalt schaut <strong>und</strong> neue Ideen reinbringen<br />

kann, könnte ein Format der Begegnung<br />

geschaffen werden.<br />

Wichtig ist, dass Sparringpartner gef<strong>und</strong>en<br />

werden müssen, die zusammen passen. Dabei<br />

geht es nicht um den Verkauf von Kunstwerken,<br />

also der Hardware des Künstlers, sondern um<br />

seine Software, den Einsatz künstlerischen<br />

Denkens.<br />

Um sich zu begegnen <strong>und</strong> vor allem, um den<br />

„Richtigen“ zu finden, erscheint eine<br />

Dating-Plattform in Form eines Speeddatings, aber<br />

auch World Cafés <strong>und</strong> eines Barcamps<br />

erfolgversprechend. In weiteren Ebenen könnten<br />

Design Thinking <strong>und</strong> Workshops stehen, die<br />

bereits die Fragestellungen der Unternehmen<br />

beinhalten <strong>und</strong> lösungsorientiert bearbeiten. Vor<br />

dem Prozess sind Coachings für Künstler zur<br />

Einführung in die neue Arbeitswelt sinnvoll.<br />

Zudem stelle ich mich als Intermediär zur<br />

Verfügung, da ich beide Sprachen spreche <strong>–</strong> die<br />

der Wirtschaft <strong>und</strong> die der Künstler - <strong>und</strong><br />

entsprechend vermitteln <strong>und</strong> den Prozess<br />

begleiten kann.<br />

Kunst inspiriert zu einem Umdenken,<br />

Andersdenken. Was glauben Sie, ist der Gr<strong>und</strong><br />

dafür?<br />

Kunstwerke sind Originale, hergestellt durch die<br />

Hand des jeweiligen Schöpfers. Künstler haben die<br />

49


innere Notwendigkeit, Neues zu erschaffen. Dabei<br />

stellen sie viele Entwürfe <strong>und</strong> Skizzen her, bis sie<br />

sich für die endgültige Version entscheiden. Sie<br />

nehmen Scheitern als Chance. Sie können sich<br />

nicht stets zitieren <strong>und</strong> wiederholen, sondern<br />

jedes Werk sollte sich vom anderen<br />

unterscheiden. <strong>Das</strong> ist eine enorme Leistung <strong>im</strong><br />

Vergleich zu industrieller Produktion. Künstler sind<br />

visionär, oft ihrer Zeit voraus, sensibel <strong>und</strong><br />

seismografisch .Kunst ist Ausdruck von<br />

Andersdenken <strong>und</strong> dem Mut Neues<br />

auszuprobieren, auf den Kopf zu stellen oder<br />

umzudrehen. Und Kunst weckt Neugier. Sie<br />

emotionalisiert, fördert visuelles Denken <strong>und</strong> die<br />

Vorstellungskraft. Kunst inspiriert durch Farbe,<br />

Form, Material <strong>und</strong> deren Zusammenstellung. Die<br />

Kreativität <strong>und</strong> Fantasie des Künstlers überträgt<br />

sich bei der Betrachtung von Kunst auf den<br />

Rezipienten, weil er den Entstehungsprozess <strong>im</strong><br />

Geiste wiederholt <strong>und</strong> die Botschaft interpretiert.<br />

Wer sich mit Kunstwerken beschäftigt, sie mit<br />

Leichtigkeit <strong>und</strong> Unbeschwertheit anschaut <strong>und</strong><br />

sich auf sie einlässt, kann lernen, anders zu<br />

denken.<br />

Sie haben auch ein Buch geschrieben „Wirtschaft<br />

trifft Kunst“. Wie kam die Idee dazu?<br />

2012 habe ich als Kunstvermittlerin Art Coaching<br />

gegründet. Ein halbes Jahr später initiierte <strong>und</strong><br />

organisierte ich das Forum „Wirtschaft trifft<br />

Kunst“, das dann mehrere Male stattfand. Bei<br />

jedem Forum waren Redner aus der Kunst,<br />

Wirtschaft, Wissenschaft <strong>und</strong> Politik eingeladen.<br />

<strong>Das</strong> Buch sollte diese Beiträge dokumentieren. Im<br />

Verlauf der Buchproduktion kamen noch weitere<br />

Autoren hinzu, die das Thema Kunst <strong>und</strong><br />

Wirtschaft aus unterschiedlichen Blickwinkeln<br />

beobachten. Seit dem Erscheinen 2017 mache ich<br />

mit einigen Autoren Buch- bzw.<br />

Themenvorstellungen in unterschiedlichen<br />

Städten Deutschlands.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

<strong>Das</strong> neue Buch von Dr. Ulrike Lehmann finden Sie<br />

auf Seite 74 <strong>im</strong> <strong>Magazin</strong>.<br />

Hierzu mal ein Beispiel: Rene Magritte hat in<br />

einem Bild ein Weinglas in eine Landschaft<br />

platziert. Darin ragt eine Giraffe mit ihrem Hals<br />

über den Glasrand. Man kann hier lernen Fragen<br />

zu stellen: Warum muss das Weinglas <strong>im</strong>mer auf<br />

einem Tisch stehen? Und warum muss es <strong>im</strong>mer<br />

Wein beinhalten? Es geht auch anders.<br />

50


Ein eigenes Sachbuch: Wie kann es ein<br />

Erfolg werden?<br />

<strong>Von</strong> Birte Vogel<br />

Schreibt eine Unternehmerin ein Sachbuch, dann<br />

möchte sie es ganz gezielt als Marketingtool<br />

nutzen. Es soll ihr <strong>und</strong> ihrem Unternehmen zu<br />

mehr Bekanntheit, einem höheren Marktwert <strong>und</strong><br />

mehr Erfolg verhelfen. Doch wie kann ein eigenes<br />

Buch zum Erfolg werden? Sehen wir uns ein paar<br />

Beispiele von Unternehmerinnen an, denen ein<br />

Buch zu mehr Erfolg verholfen hat:<br />

Die Management-Trainerin Sabine Asgodom<br />

schrieb 2012 ihr bislang wohl bekanntestes Buch,<br />

„So coache ich. 25 überraschende Impulse, mit<br />

denen Sie erfolgreicher werden“.<br />

Sina Trinkwalder, Gründerin des ökosozialen<br />

Modelabels manomama, wurde 2013 durch ihr<br />

Buch „W<strong>und</strong>er muss man selber machen: Wie ich<br />

die Wirtschaft auf den Kopf stelle“ b<strong>und</strong>esweit<br />

bekannt.<br />

Die Beraterin Dr. Sylvia Löhken machte 2012 mit<br />

ihrem Buch „Leise Menschen <strong>–</strong> starke Wirkung.<br />

Wie Sie Präsenz zeigen <strong>und</strong> Gehör finden“ das<br />

Thema Introversion, aber auch sich selbst, einem<br />

großen Publikum bekannt.<br />

Drei Unternehmerinnen, drei sehr<br />

unterschiedliche Bücher <strong>und</strong> drei für diese Frauen<br />

sehr wichtige Erfolge. Was aber war ihr<br />

Erfolgsgehe<strong>im</strong>nis?<br />

Was ist das Erfolgsgehe<strong>im</strong>nis eines Sachbuchs?<br />

Wenn Sie „erfolgreiches Sachbuch“ hören, denken<br />

Sie vielleicht sofort an sehr hohe Verkaufszahlen<br />

<strong>und</strong> <strong>im</strong>mer neue Auflagen. Doch die<br />

Verkaufszahlen sind gar nicht das Entscheidende<br />

für den Erfolg eines Buches.<br />

Für den Erfolg muss ein Sachbuch vor allem eins:<br />

den Leser*innen einen Nutzen bieten. Dabei ist es<br />

unerheblich, ob es ein Ratgeber ist, ein<br />

erzählendes Sachbuch oder eine Autobiografie. Je<br />

nützlicher das Buch für die Leser*innen ist, desto<br />

überzeugender wirkt es <strong>und</strong> desto erfolgreicher<br />

kann es für die Unternehmerin sein.<br />

Eine der wichtigsten Fragen für die angehende<br />

Autorin ist daher: Wie kann das, was ich schreiben<br />

will, meinen Leser*innen nützlich sein?<br />

Um diese Frage zu beantworten, muss die Autorin<br />

ihre Zielgruppe sehr gut kennen. Denn sie muss<br />

wissen, was diese Gruppe interessiert, wofür sie<br />

Inspiration sucht, welche drängenden Fragen sie<br />

hat oder für welche Probleme sie eine Lösung<br />

benötigt. Dank ihrer beruflichen Expertise kann<br />

die Autorin dann genau diese Inspiration,<br />

Antworten <strong>und</strong> Lösungen in ihrem Buch liefern.<br />

Nutzen für die Leserin = Nutzen für die<br />

Unternehmerin<br />

Ein wirklich erfolgreiches Sachbuch muss daher<br />

beides schaffen: Es sollte zunächst den<br />

Leser*innen nützen <strong>und</strong> kann nur dann auch der<br />

Unternehmerin Erfolg bringen. Je nützlicher das<br />

Buch für die Zielgruppe ist, desto glaubwürdiger<br />

wird die Autorin. Je glaubwürdiger sie ist, desto<br />

besser wird ihr Ruf, den sie durch Interviews,<br />

Vorträge, Kurse <strong>und</strong> Seminare weiter verbessern<br />

51


52


kann. Auf diese Weise steigt ihr Marktwert, was<br />

sich meistens auch in steigendem Umsatz zeigt.<br />

Und was ist das Erfolgsrezept der Bücher von<br />

Asgodom, Trinkwalder <strong>und</strong> Löhken?<br />

Sabine Asgodoms freigiebige Ratschläge <strong>und</strong><br />

Hilfen zur Selbstopt<strong>im</strong>ierung sind leicht<br />

verständlich, gut umsetzbar <strong>und</strong> glaubwürdig. Sie<br />

schreibt auf Augenhöhe, locker <strong>und</strong> humorvoll. So<br />

gibt sie ihrer Zielgruppe nicht nur zahlreiche<br />

nützliche Tipps. Sie zeigt sich auch als Mensch <strong>und</strong><br />

beweist mit dem Buch ihre in vielen Jahren der<br />

Praxis gewachsene Kompetenz. Obwohl Asgodom<br />

seither noch viele weitere Bücher geschrieben<br />

hat, liegt dieser Bestseller bereits in der 9. Auflage<br />

vor <strong>und</strong> erhält nach sieben Jahren <strong>im</strong>mer noch<br />

neue Rezensionen.<br />

Sina Trinkwalders autobiografisches Buch ist ein<br />

Aufruf an ihre Leser*innen: Sieh her, so mache ich<br />

das, <strong>und</strong> das funktioniert richtig gut! Komm,<br />

mach’s mir nach! Man n<strong>im</strong>mt ihr ab, was sie<br />

schreibt. Dieser pragmatische, ethisch <strong>und</strong><br />

ökologisch geprägte Zugang zu ihrer Arbeit<br />

inspiriert <strong>und</strong> motiviert Leser*innen, ihre<br />

unternehmerischen Entscheidungen <strong>und</strong> privaten<br />

Kaufentscheidungen zu überdenken <strong>und</strong> zum<br />

Positiven zu verändern. <strong>Das</strong> nützt auch<br />

Trinkwalders Firma manomama, die sie durch<br />

Lesungen, Vorträge <strong>und</strong> ihre starke öffentliche<br />

Präsenz <strong>im</strong>mer wieder in Erinnerung bringt.<br />

Gerade ist ihr viertes Buch erschienen. Und die<br />

Firma hat sich seither fest auf dem Markt<br />

etabliert.<br />

Sylvia Löhken griff ein Thema auf, das <strong>im</strong> Alltag<br />

völlig untergeht: die Frage, wie introvertierte<br />

Menschen in dieser extrem lauten, extrem<br />

schnellen Welt besser bestehen können. Ihr Buch<br />

ist nicht nur Ratgeber, sondern auch Augenöffner<br />

für Intro- <strong>und</strong> Extrovertierte. Sie gibt damit den<br />

Introvertierten, also mindestens 30 Prozent der<br />

Bevölkerung, das Gefühl <strong>und</strong> die Chance, endlich<br />

gesehen, verstanden <strong>und</strong> wertgeschätzt zu<br />

werden. <strong>Das</strong> Buch wurde in zahlreiche Sprachen<br />

übersetzt. Und Löhken ist heute Deutschlands<br />

bekannteste Expertin zu diesem Thema.<br />

So verschieden diese drei Unternehmerinnen sind,<br />

sie haben eins genau richtig gemacht: Sie haben<br />

Sachbücher geschrieben, die in erster Linie einen<br />

Nutzen für ihre Leser*innen hatten <strong>–</strong> <strong>und</strong> dadurch<br />

am Ende auch einen Nutzen für sie selbst <strong>und</strong> ihr<br />

eigenes Unternehmen.<br />

Foto Dieter Sieg<br />

Birte Vogel ist freie Journalistin, schreibt<br />

Texte <strong>und</strong> Bücher für Unternehmen <strong>und</strong><br />

coacht Unternehmerinnen <strong>und</strong><br />

Unternehmer von der Idee bis zum<br />

fertigen Buch. Sie wünscht sich, dass viel<br />

mehr Frauen Sachbücher schreiben, da<br />

deren Expertise in der Öffentlichkeit<br />

schmerzlich fehlt. https://nordsee-text.de/<br />

53


Unternehmerinnen <strong>im</strong> Porträt<br />

Frauen tun sich leichter,<br />

wenn sie Vorbilder haben<br />

Sarah Lindner hat Video Impression gegründet. Sie ist Speakerin,<br />

Multipreneurin & Investorin in gute Ideen<br />

Frau Lindner, finden Sie, dass Frauen zu wenig<br />

ihren eigenen Weg gehen?<br />

Ja, definitiv gehen Frauen zu wenig ihren eigenen<br />

Weg, denn die meisten stellen ihre Bedürfnisse<br />

hinter Partner <strong>und</strong> Kind. Eine Frau wird schnell in<br />

die Ecke „Rabenmutter“ geschoben, wenn sie zu<br />

egoistisch ist. Viele Frauen haben Angst vor<br />

eigener Meinung, Angst vor Kritik <strong>und</strong> es fehlt<br />

ihnen der Mut, Dinge selbst zu machen. Frauen<br />

sind auch anderen Frauen gegenüber kritischer als<br />

zu Männern. Männer werden eher gefördert,<br />

wenn sie sich vorn anstellen <strong>und</strong> offen ihre<br />

Meinung sagen.<br />

Was fehlt „den Frauen“, dass sie bewusster<br />

entscheiden?<br />

Natürlich sind nicht alle Frauen gleich, aber ich<br />

habe festgestellt, dass viele Frauen nicht ganz so<br />

viel Selbstwertgefühl haben wie Männer in der<br />

gleichen Situation. Viele Frauen tun sich leichter,<br />

wenn sie Vorbilder haben oder einen Mentor an<br />

ihrer Seite. Ich persönlich mag es sehr, Frauen zu<br />

fördern. Sie müssen lernen, Gedanken auch<br />

auszuschalten, <strong>und</strong> sie haben oftmals die<br />

Angewohnheit, sich Dinge vorzustellen <strong>und</strong> dabei<br />

den Fokus zu verlieren, auf das, was wirklich<br />

wichtig ist. Frauen fällt es deutlich schwerer, die<br />

Sache so zu sehen, wie sie ist <strong>und</strong> zu verstehen,<br />

dass Wahrnehmung wichtiger ist als<br />

Interpretation.<br />

Sie legen bei Ihrer Arbeit einen Schwerpunkt auf<br />

die Unterstützung von Frauen, warum?<br />

Ich finde es sehr wichtig, dass Unternehmen auch<br />

von Frauen geführt werden. <strong>Das</strong> tut der<br />

Gesellschaft gut, denn diese kennt oftmals nur das<br />

Rollenbild von starken Männern. Es müssen mehr<br />

stärkere Frauen sein, sie bringen tolle Energie in<br />

jedes Unternehmen, sie sind sehr loyal <strong>und</strong> geben<br />

auch gern etwas von ihrem Erfolg ab. Eine Frau<br />

setzt auch sehr vernünftig das Geld ein <strong>und</strong> teilt<br />

gern, Männer denken eher für sich <strong>und</strong> für<br />

materielle Sachen. Ich arbeite auch sehr gern mit<br />

Müttern zusammen, sie sollen nicht<br />

ausgeschlossen werden. Sie haben eine hohe<br />

Kompetenz für Organisation, Verantwortung <strong>und</strong><br />

machen sich Gedanken über das Unternehmen.<br />

Sie sind sehr vorausschauend, denken weiter <strong>und</strong><br />

haben Spaß daran, Firmen mit aufzubauen. Durch<br />

den riesigen Wandel in der Arbeitswelt <strong>und</strong> den<br />

digitalen Möglichkeiten ist Homeoffice heutzutage<br />

kein Problem mehr.<br />

Sie selbst haben die sichere Festanstellung<br />

verlassen, um Video Impression zu gründen. Was<br />

war der Auslöser für diesen Schritt?<br />

Bei mir war es ein absoluter Pullfaktor, es war der<br />

Sog, frei entscheiden zu können, mit wem ich<br />

arbeite <strong>und</strong> was ich <strong>im</strong> Leben tue. Ich möchte die<br />

Gesellschaft verändern <strong>und</strong> frei über mein Geld<br />

verfügen. Außerdem treffe ich gern selbst<br />

Entscheidungen <strong>und</strong> möchte anderen helfen, ihre<br />

Visionen als glasklare Botschaften in die Welt zu<br />

bringen. <strong>Das</strong> vor allem mit dem Unternehmen<br />

Video Impression (www.video-<strong>im</strong>pression.com).<br />

54


55<br />

Photo by William Bayreuther on Unsplash<br />

Foto: Beatrice Hermann


Ich bin ein vielseitig interessierter Mensch <strong>und</strong><br />

habe deshalb auch mehrere Unternehmen<br />

gegründet, eine echte Multipreneurin also. Ich<br />

habe einen großen Drang <strong>und</strong> viel Energie,<br />

verschiedene Dinge umzusetzen. Mein<br />

Lieblingsbuch ist „Du musst dich nicht<br />

entscheiden, wenn du tausend Träume hast“. Die<br />

Vielfalt am Leben reizt mich sehr.<br />

Wie waren die ersten Schritte nach der<br />

Entscheidung, sich selbstständig zu machen?<br />

Im ersten Schritt musste ich natürlich K<strong>und</strong>en<br />

akquirieren, um zu wissen, wo eigentlich der<br />

Markt ist. Ich wollte etwas ganz Neues erschaffen.<br />

Es gab zu der Zeit schon Videoproduktionen, die<br />

verschiedene Arten von Filmen produziert haben.<br />

Aber ich wollte mein journalistisches Wissen<br />

anwenden, um den Unternehmern zu helfen.<br />

Stichwort Storytelling <strong>–</strong> der Mensch steht <strong>im</strong><br />

Vordergr<strong>und</strong> des Films <strong>und</strong> eine Verknüpfung zum<br />

Internet herstellen, denn in meinen Anfangsjahren<br />

waren die meisten Firmen noch offline unterwegs.<br />

Online-Marketing gab es bei den<br />

Filmproduktionen noch nicht <strong>im</strong> Angebot <strong>und</strong><br />

genau die Verknüpfung zwischen einer Vision <strong>im</strong><br />

Video <strong>und</strong> das Erreichen einer speziellen<br />

Zielgruppe wollte ich vernetzen. <strong>Das</strong> ist es, was<br />

UnternehmerInnen wirklich hilft.<br />

Wo liegt bei ihrer aktuellen Aufgabe der<br />

Schwerpunkt?<br />

Ich habe gelernt, wie wichtig Delegieren ist <strong>und</strong><br />

dass man ein gutes Team zusammenstellen muss,<br />

um langfristig erfolgreich zu sein. Ich überlege<br />

auch <strong>im</strong>mer wieder neu, wie ich meine Vision in<br />

die Tat umsetzen kann. Als Speakerin <strong>und</strong><br />

Potenzialentwicklerin helfe ich<br />

UnternehmerInnen, den Sprung in die<br />

Online-Welt zu schaffen, um auch <strong>im</strong> Internet<br />

erfolgreich zu sein. Dazu eignet sich auch das<br />

Portal Video Oase, das ich <strong>im</strong> vergnagenen Jahr<br />

gegründet habe. Auf diesem Portal können<br />

Gründerinnen <strong>und</strong> Unternehmerinnen enen<br />

passenden regionalen Videopartner finden. Ich<br />

vertraue daher auf verschiedene<br />

Kooperationspartner <strong>und</strong> Networking.<br />

Als Ziel haben Sie sich gesetzt, dass Sie einer<br />

Milliarde Menschen helfen wollen. Warum<br />

gerade einer Milliarde?<br />

<strong>Das</strong> ist meine große Vision, mein Traum,<br />

langfristig gesehen. Meine aktuellen Ziele sind<br />

beispielsweise zehn Mitarbeiter <strong>im</strong> Team <strong>und</strong> 200<br />

Videoproduktionen auf dem Portal Video Oase zu<br />

haben. Natürlich habe ich <strong>im</strong>mer Ziele für meine<br />

unterschiedlichen Unternehmen, aber die Ziele<br />

ändern sich auch, sie werden mit den<br />

Mitarbeitern besprochen. Ich finde, jede(r)<br />

UnternehmerIn sollte eine Vision haben <strong>und</strong> diese<br />

sollte auch sichtbar werden. Auf Video Oase<br />

www.video-oase.de ist meine Vision, dass sich die<br />

Videojournalisten dort finden sollen, bei Video<br />

Impression www.video-<strong>im</strong>pression.com ist es<br />

mein Ziel, dass Pionier-UnternehmerInnen den<br />

Schritt ins Internet wagen <strong>und</strong> ich sie bei ihrer<br />

Positionierung unterstützen kann. <strong>Das</strong> ist<br />

heutzutage das Wichtigste, um aus der<br />

Vergleichbarkeit <strong>und</strong> dem Preiskampf<br />

56


herauszukommen. UnternehmerInnen brauchen<br />

Vertrauen <strong>und</strong> Einzigartigkeit. <strong>Das</strong> geht am<br />

besten, wenn man sein Gesicht zeigt <strong>und</strong><br />

potenzielle Käufer Vertrauen in die Marke<br />

bekommen <strong>und</strong> die Sichtbarkeit auch mit<br />

Weiterempfehlungen ankurbeln.<br />

Was geben Sie Frauen mit auf den Weg, die am<br />

Überlegen sind, ob sie den Schritt in die<br />

Selbstständigkeit wagen sollen?<br />

Unbedingt machen <strong>und</strong> ausprobieren, man darf<br />

auch mal scheitern, man darf auch mal<br />

Entscheidungen rückgängig machen. Viele<br />

bereuen, dass sie nicht mutiger gewesen sind. Ich<br />

möchte anderen Frauen Mut machen. Seit der<br />

Geburt meines Sohnes mache ich mir auch<br />

vielmehr Gedanken darüber, was passiert, wenn<br />

ich gehe. Frauen sollten auch etwas aufbauen,<br />

was die nächste Generation noch übernehmen<br />

kann. Wir bauen auch Strukturen für unsere<br />

Nachfolger auf.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Sarah Lindner ist Multipreneurin <strong>und</strong> Speakerin.<br />

Vor ihrer Selbstständigkeit hat sie 11 Jahre be<strong>im</strong><br />

NDR als Redakteurin <strong>und</strong> Reporterin gearbeitet.<br />

2012 gründete sie das Unternehmen Video<br />

Impression <strong>und</strong> unterstützt damit<br />

Pionier-UnternehmerInnen sichtbar zu werden<br />

<strong>und</strong> erfolgreicher K<strong>und</strong>en zu gewinnen. 2018<br />

folgte das Unternehmen Video Oase, ein Portal,<br />

auf der Videoproduzenten <strong>und</strong> Auftraggeber<br />

schnell <strong>und</strong> unkompliziert zueinanderfinden. Als<br />

Speakerin tritt sie ebenfalls vor<br />

UnternehmerInnen auf <strong>und</strong> spricht zu den<br />

Themen Online-Marketing <strong>und</strong> Immobilien. Mehr<br />

Infos dazu auch auf ihrer persönlichen Webseite<br />

www.sarahlindner.com.<br />

57


Mindshift: So werden<br />

Sie fit für die<br />

Arbeitswelt der Zukunft<br />

Sie werden die Arbeitswelt der Zukunft nicht<br />

mehr wiedererkennen. Deshalb vergessen Sie<br />

einfach alles, was Sie über Karriere <strong>und</strong><br />

Weiterbildung wussten. Denken Sie neu <strong>und</strong><br />

machen Sie sich jetzt schon fit für die<br />

Arbeitswelt von Morgen.<br />

Die Bestsellerautorin Svenja Hofert sagt,<br />

worauf es ankommt.<br />

Der Tyrannosaurus Rex war so langsam wie ein<br />

Mofa. Er bewegte sich mit 30 St<strong>und</strong>enkilometern<br />

vorwärts <strong>und</strong> brauchte mehrere Sek<strong>und</strong>en, um<br />

sich einmal um die Achse zu drehen. Anders als<br />

kleinere Reptilien <strong>und</strong> die verspielten Krokodile,<br />

überlebte T-Rex die Verdunkelung der Erde durch<br />

Meteoritenschläge <strong>und</strong> Vulkanausbrüche nicht.<br />

Beweglichkeit zahlt sich eben aus <strong>–</strong> das wird auch<br />

in dieser sich f<strong>und</strong>amental wandelnden<br />

Arbeitswelt so sein. Und selbst wenn morgen<br />

noch kein Cyborg am offenen Herzen operiert, so<br />

wird nahezu jeder arbeitende Mensch mit<br />

Roboter- <strong>und</strong> Computertechnik zu tun haben.<br />

Aber anders als heute, weniger technisch,<br />

menschlicher.<br />

Die Veränderungen erfassen alle: Die<br />

Automobilindustrie muss sich neu erfinden, denn<br />

wenn wir mit Flugtaxis, in Kugeln oder auf Rollern<br />

reisen, dann brauchen wir <strong>im</strong>mer weniger Autos.<br />

Was verkaufen die Banken, wenn wir alle mit<br />

ApplePay zahlen <strong>und</strong> die Zinsen nahe Null<br />

58


leiben? <strong>Das</strong> Fernsehen, wer braucht es noch<br />

wenn alle Welt streamt? Keine Branche ist sicher.<br />

Es reicht deshalb nicht auf die Bahnstation „neue<br />

Richtung“ zu schreiben, um die Weichen neu zu<br />

stellen.<br />

Der Altenpfleger wird durch Roboter genauso<br />

unterstützt werden wie die Lehrerin, die wissen<br />

muss, mit welchen Lernprogrammen man Schüler<br />

mit Dyskalkulie trainieren kann. Wenn Computer<br />

<strong>und</strong> Mensch Hand in Hand arbeiten, ergeben sich<br />

w<strong>und</strong>erbare Chancen für einen Shift, der uns auf<br />

ein neues Level bringt.<br />

Doch um Chancen der Zukunft zu gestalten,<br />

müssen wir beweglicher werden <strong>und</strong> uns eher am<br />

Krokodil denn am T-Rex orientieren. Unser<br />

bisheriges „Mindset“, unsere Denk- <strong>und</strong><br />

Handlungslogik also, ist noch auf Industrie 2.0<br />

programmiert. Wir betreiben Bildung <strong>und</strong> Karriere<br />

in diesem bald hoffnungslos veralteten Modus.<br />

Nur vier Beispiele:<br />

1. Wir lernen, um erst gute Noten <strong>und</strong> dann einen<br />

Job zu bekommen. So wird uns jene Neugier<br />

abtrainiert, die wir dringend brauchen, um uns<br />

das ganze Leben lang selbstgesteuert<br />

weiterzuentwickeln.<br />

2. Wir versuchen wie Computer zu sein anstatt<br />

Roboter <strong>und</strong> künstliche Intelligenz durch unsere<br />

menschlichen Kompetenzen zu ergänzen. So<br />

verlernen wir Empathie, Intuition <strong>und</strong> Kreativität,<br />

die uns vom Computer unterscheiden.<br />

59


3. Wir erwarten, dass andere uns etwas beibringen,<br />

anstatt es selbst herauszufinden. So lernen wir gar<br />

nicht erst zu lernen, wie es unter komplexen<br />

Bedingungen notwendig ist <strong>–</strong> <strong>und</strong> zwar durch<br />

Exper<strong>im</strong>ent <strong>und</strong> Ausprobieren. Fehler gehören<br />

damit dazu <strong>und</strong> Perfektionismus war gestern!<br />

4. Wir suchen allein nach Lösungen für ein Problem,<br />

anstatt uns mit anderen zu verbinden. So nutzen<br />

wir die Kraft der Kollaboration <strong>und</strong> der<br />

gemeinsamen Lösungen viel zu wenig. Doch in<br />

komplexen Umfeldern ist Einzelkämpferdenken<br />

von gestern, es geht nur noch zusammen.<br />

Veränderungen beginnen oft mit einer<br />

Notbremse. Sie rüttelt uns durch. Vielleicht gibt es<br />

einen blauen Fleck. Aber wer wieder aufsteht,<br />

geht anders durch die Welt. Wir irren uns, wenn<br />

wir glauben, Veränderung sei in der Komfortzone<br />

<strong>und</strong> mit dem bisherigen Denken möglich. Wer sich<br />

gr<strong>und</strong>legend entwickelt <strong>und</strong> die Plastizität seines<br />

Gehirns wirklich verändert, braucht <strong>im</strong>mer auch<br />

eine Krise, Schwierigkeit, Herausforderung. Bisher<br />

haben wir die vorhandenen Straßen <strong>im</strong> Gehirn<br />

gern nur weiter vertieft <strong>und</strong> wenig an neuen<br />

Verbindungen gearbeitet. Neue Verbindungen<br />

erfordern anstrengendes Stretching <strong>–</strong> wir müssen<br />

uns dahin begeben, wo wir vielleicht anfangs gar<br />

nicht so gern hinwollen.<br />

Foto: Nikolai Brinkmann<br />

Svenja Hofert ist Managementberaterin, hält<br />

Impulsvorträge <strong>und</strong> bildet Coaches <strong>und</strong><br />

Führungskräfte aus. Sie ist seit Januar 2015<br />

gemeinsam mit Thorsten Visbal geschäftsführende<br />

Gesellschafterin von Team<strong>works</strong> GTQ Gesellschaft<br />

für Teamentwicklung <strong>und</strong> Qualifizierung.<br />

Hofert lebt in der Nähe von Hamburg <strong>und</strong> in der<br />

Nähe von Marbella, Spanien. Im Laufe der letzten<br />

zwei Jahrzehnte hat die gebürtige Kölnerin über<br />

30 Bücher geschrieben, darunter <strong>im</strong>mer wieder<br />

Longseller <strong>und</strong> Standardwerke, die bis zu sieben<br />

Auflagen erreichten.<br />

Begreifen Sie Ihr Leben als Möglichkeitenraum,<br />

den Sie <strong>im</strong>mer neu erk<strong>und</strong>en können <strong>und</strong> dürfen.<br />

Darin sind viel mehr Möglichkeiten als Sie selbst<br />

glauben. Die größten <strong>und</strong> wichtigsten sehen Sie<br />

gar nicht. Es sind die Möglichkeiten, die die<br />

Familie <strong>und</strong> unser Umfeld nie für uns vorgesehen<br />

hatten <strong>–</strong> die wir aber dennoch nutzen.<br />

Gerade Frauen sind hier <strong>im</strong>mer noch<br />

ausgebremst. Sie glauben zu wenig an ihre<br />

Möglichkeiten, sich auch in technischen Bereichen<br />

auszuprobieren. Wenn das leichter, flexibler <strong>und</strong><br />

exper<strong>im</strong>enteller geschehen darf, liegt darin die<br />

große Chance nicht das nachzumachen, was<br />

Männer tun, sondern den eigenen Werten zu<br />

folgen.<br />

Doch nur so gibt es einen Shift, der das bisherige<br />

Mindset auf ein nächstes Level bringt.<br />

<strong>Das</strong> aktuelle Buch von Svenja Hofert stellen wir<br />

auf Seite 74 vor.<br />

60


Andere Länder, andere Sitten? Indische<br />

Gründerinnen zu Gast in Deutschland<br />

<strong>Von</strong> Lucas T. Jahn<br />

Gründerinnen in Deutschland stehen vor vielen<br />

Herausforderungen: ein Netzwerk aufbauen,<br />

Investoren finden, gegen Vorurteile ankämpfen.<br />

Noch <strong>im</strong>mer haben über zwei Drittel der Startups<br />

in Deutschland ein rein männliches<br />

Gründungsteam, nur ein Zehntel sind rein<br />

weiblich. Insgesamt liegt der Anteil der<br />

Gründerinnen deutscher Startups bei gerade<br />

einmal 15%.<br />

Im internationalen Maßstab schneidet<br />

Deutschland damit unterdurchschnittlich ab. Zum<br />

Vergleich: Shanghais <strong>und</strong> New Yorks Gründer sind<br />

zu einem Viertel weiblich. Zudem liegt, laut einer<br />

Studie von TechCrunch, der Fokus der von Frauen<br />

gegründeten Startups vor allem in den Bereichen<br />

Bildung, E-Commerce <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen.<br />

Weiblich geführte Tech-Unternehmen sind in der<br />

klaren Minderheit.<br />

Es bleibt die Frage, ob die geringe<br />

Gründerinnen-Quote nur am deutschen System<br />

liegt? Oder ob die Herausforderungen, vor denen<br />

weibliche Entrepreneure stehen, weltweit<br />

identisch sind?<br />

Die Gelegenheit zu einem Austausch<br />

verschiedener Perspektiven bot sich vom 13. bis<br />

18. Mai <strong>2019</strong> in Berlin. Zehn indische<br />

Gründerinnen aus den Bereichen IT, Künstliche<br />

Intelligenz (KI), <strong>und</strong> Internet of Things (IoT),<br />

reisten <strong>im</strong> Rahmen des Programms “Female<br />

Entrepreneurship in Berlin and India” (FEBI) für<br />

eine Woche nach Deutschland. Organisiert wurde<br />

der Austausch von Startup Asia Berlin, einem<br />

Projekt des Berliner Senats, der Deutschen<br />

Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit<br />

(GIZ) <strong>und</strong> der NGO enpact.<br />

Indien liegt mit einer Quote von 14% weiblicher<br />

Gründer nah am deutschen Durchschnitt. Gute<br />

Voraussetzungen also, um Erfahrungen<br />

auszutauschen <strong>und</strong> voneinander zu lernen. Nach<br />

einer Woche intensiver Gespräche zeigte sich:<br />

indische <strong>und</strong> deutsche Startups kämpfen mit<br />

ähnlichen Problemen. Ob es Motivationen oder<br />

Herausforderungen sind, die indische <strong>und</strong> die<br />

deutsche Startup-Welt unterscheiden sich<br />

weniger voneinander, als man bei der großen<br />

geographischen Differenz denken würde.<br />

“Ich sehe keine großen Unterschiede, außer den<br />

zu erwartenden kulturellen Unterschieden. Wenn<br />

man sich auf die Lösung eines Problems<br />

konzentriert, spielt die Herkunft oder<br />

geographische Lage keine Rolle. Allerdings<br />

wechselt man mit dem Ort auch die Perspektive.<br />

Daher muss man sich erneut mit dem zu lösenden<br />

Problem <strong>und</strong> seiner Relevanz befassen”, meinte<br />

Vandhana Parkavi Valaguru, Operational &<br />

Financial Head von Journee, einer AI-gesteuerten<br />

Plattform für öffentliche Verkehrsmittel.<br />

Jancy Jose, Gründerin von Strava Technologies,<br />

bemerkte eine geringere Diversität an Ideen. “In<br />

Indien gibt es für 2000 Projekte auch 2000<br />

61


Foto: Alex Kovbasko<br />

Die Gründerinnen Audrey Dsouza, Sai Gole, Divya Sharma <strong>und</strong> Asmita Moon (v.l.n.r) in Berlin<br />

Entrepreneure, die sich um deren Entwicklung<br />

kümmern. In Deutschland gibt es eher fünf<br />

verschiedene Startups, die an derselben Idee<br />

arbeiten.” In Anbetracht der Anzahl an<br />

Carsharing-Angeboten in Berlin, scheint diese<br />

Beobachtung akkurat.<br />

Tithi Tewari, Gründerin der Virtual-Reality-Firma<br />

SmartVizX, sieht die Unterschiede hauptsächlich<br />

<strong>im</strong> technischen Umfeld. “Technische Produkte<br />

brauchen in Indien etwas länger, um<br />

angenommen zu werden <strong>und</strong> in Schwung zu<br />

kommen. <strong>Das</strong> liegt mitunter auch daran, dass<br />

unser Ökosystem sich eher auf<br />

Dienstleistung-Startups konzentriert.”<br />

Während Gründerinnen in Deutschland häufig mit<br />

Vorurteilen <strong>im</strong> IT-Bereich zu kämpfen haben,<br />

beschreibt Divya Sharma, Co-Fo<strong>und</strong>er <strong>und</strong> CIO von<br />

Bixkie, das Gegenteil: “In Indien gibt es keine<br />

Ressent<strong>im</strong>ents gegenüber Frauen <strong>im</strong> IT-Sektor. Die<br />

ganze Industrie boomt <strong>und</strong> wir haben einen tollen<br />

Mix zwischen den Geschlechtern <strong>und</strong> Kulturen.”<br />

Ob in Bangalore oder Berlin, Gründerinnen stehen<br />

vor einer Reihe an Herausforderungen. Der<br />

Aufbau eines internationalen Netzwerkes aus<br />

Investoren, Mentoren <strong>und</strong><br />

Entrepreneur-Kolleginnen steht oft an erster<br />

Stelle der Bestrebungen, gefolgt von der Frage,<br />

wie man sein Unternehmen erfolgreich skaliert.<br />

62


“Meine Motivation war schon <strong>im</strong>mer, Workflows<br />

zu verbessern, Effizienz zu steigern, <strong>und</strong> mir einen<br />

Namen zu machen, indem ich etwas Nützliches<br />

schaffe. Für die Investoren, mein Team, <strong>und</strong> mich<br />

selbst”, so Tithi Tewari. Als eine von zehn<br />

Gründerinnen, die aus über 500 Bewerberinnen<br />

von enpact ausgewählt wurden, erhielt sie die<br />

Chance, ihren Zielen noch näher zu kommen.<br />

Der Besuch in Berlin war ein großer Schritt in<br />

diese Richtung. Der Aufbau von internationalen<br />

Netzwerken durch interkulturellen Austausch <strong>und</strong><br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit ist das Hauptziel<br />

des FEBI-Projekts von Startup Asia Berlin. “Meine<br />

Hoffnung, Beziehungen zu potentiellen Investoren<br />

<strong>und</strong> Influencern in Europa aufzubauen, hat sich<br />

voll erfüllt”, so Tithi Tewari. “Darüber hinaus habe<br />

ich das Berliner Startup-Ökosystem persönlich<br />

erleben <strong>und</strong> begreifen dürfen.”<br />

Ihre Gründer-Kollegin Divya Sharma fasst ihre<br />

Erfahrungen <strong>und</strong> Erlebnisse dieser Woche wie<br />

folgt zusammen: “Mein Ratschlag für<br />

Gründerinnen ist es, ihr Themenfeld gut zu<br />

erforschen, mit anderen Gründern zu<br />

interagieren, <strong>und</strong> an verschiedenen Programmen<br />

wie der Asien-Pazifik-Woche teilzunehmen, um<br />

f<strong>und</strong>ierte Entscheidungen treffen zu können.”<br />

Zum Abschluss gab Jancy Jose aspirierenden<br />

Gründerinnen noch einen Rat mit auf den Weg:<br />

“Sei anders. Wenn du anders bist, stichst du aus<br />

der Masse hervor.”<br />

Vandhana Parkavi Valaguru, Shampa<br />

Choudhury <strong>und</strong> Divya K. Sharma haben<br />

gegründet in der IT- <strong>und</strong> KI-Branche. Bei ihrem<br />

Besuch in Berlin haben wir sie zu Unterschieden<br />

zwischen Indien <strong>und</strong> Deutschland befragt.<br />

Sie sind nach Deutschland gekommen, um an<br />

der Asia Pacific Week <strong>und</strong> der Smart City<br />

Konferenz teilzunehmen. Was haben Sie bei der<br />

Veranstaltung gelernt?<br />

Shampa Choudhury: Es bieten sich grenzenlose<br />

Möglichkeiten, wenn man ein einzigartiges,<br />

disruptives <strong>und</strong> wettbewerbsfähiges<br />

Geschäftsmodell hat. Die asiatischen Länder<br />

sollten dazu ermutigt werden, die nächsten<br />

Facebook, Tesla oder Uber hervorzubringen.<br />

Ihre Start-ups sind angesiedelt in Bereichen wie<br />

Mobilität, KI oder IoT. Untypische Bereiche für<br />

Frauen, oder?<br />

Shampa Choudhury: Meine Eltern haben mich<br />

sicherlich nicht wie ein “typisches Mädchen”<br />

erzogen. Aber ich st<strong>im</strong>me zu, dass der Anteil der<br />

Unternehmerinnen in technologischen<br />

Bereichen gering ist. Abgesehen davon ist es<br />

einfacher, anderen weiblichen Führungskräften<br />

in der Lifestyle-Branche zu folgen, als es <strong>im</strong><br />

Deep-Tech-Geschäft zu versuchen. Ich<br />

persönlich ziehe es vor, den Trend zu ändern<br />

<strong>und</strong> andere mir folgen zu lassen.<br />

63


Vandhana Parkaci<br />

Shampa Choudhury<br />

Divya K. Sharma<br />

64


Vandhana Parkavi Valaguru: Nein, das denke ich<br />

nicht. Männer <strong>und</strong> Frauen werden von dem zu<br />

lösenden Problem angezogen, nicht von der<br />

Technologie als solche. Diese ist nur ein<br />

Werkzeug, um Probleme zu lösen. <strong>Das</strong> war auch<br />

mein Einstieg in das Smart Mobility Geschäft: Ich<br />

wollte die Probleme des öffentlichen Verkehrs in<br />

Indien lösen.<br />

Divya K. Sharma: <strong>Das</strong> ändert sich derzeit. Mein<br />

Startup-Unternehmen “Bikxie” hat eine KI- <strong>und</strong><br />

ML-gesteuerte, konsolidierte<br />

Technologieplattform für alle “Last<br />

Mile”-Mobilitätsbedürfnisse von Unternehmen<br />

<strong>und</strong> K<strong>und</strong>en geschaffen, um die Ressourcen vor<br />

Ort zu opt<strong>im</strong>ieren <strong>und</strong> ein deutlich schlankeres<br />

<strong>und</strong> effizienteres Transport Intelligence-Modell zu<br />

generieren. <strong>Das</strong> umfasst auch einen IoT-basierten<br />

docklosen Miet-Zweiradservice.<br />

In Deutschland gibt es <strong>im</strong>mer noch<br />

verhältnismäßig wenig Frauen, die gründen. Wie<br />

sieht das in Ihrem He<strong>im</strong>atland aus?<br />

Divya K. Sharma: Auch in Indien ist der<br />

Prozentsatz der Frauen, die Unternehmerinnen<br />

werden, unfassbar niedrig. Dabei handelt es sich<br />

hauptsächlich um vererbte Firmen - der Anteil an<br />

Startups, die von Frauen selbst gegründet werden,<br />

ist also noch geringer.<br />

Shampa Choudhury: <strong>Das</strong> indische Startup-<br />

Ökosystem ist bereit für Veränderungen, ebenso<br />

die Regierung. Diese fördert jetzt aktiv<br />

Frauen geführte Initiativen in verschiedenen<br />

Branchen.<br />

Können Sie ganz allgemein Unterschiede<br />

zwischen Indien <strong>und</strong> Deutschland in Bezug auf<br />

das Gründen festmachen?<br />

Shampa Choudhury: Vor zehn Jahren gab es <strong>im</strong><br />

indischen Ökosystem keine Gelegenheit,<br />

Geschäfte zu machen, aber jetzt, da wir die<br />

Unterstützung der Regierung haben, wird es<br />

einfacher. Ich denke, Leadership-Initiativen, die<br />

von der Regierung <strong>und</strong> großen Organisationen<br />

ausgehen, sind wichtig, um die unternehmerische<br />

Entwicklung zu erleichtern.<br />

Vandhana Parkavi Valaguru: Nicht wirklich. Ich<br />

sehe keine großen Unterschiede, außer den zu<br />

erwartenden kulturellen Unterschieden. Wenn<br />

man sich auf die Lösung eines Problems<br />

konzentriert, spielt die Herkunft oder<br />

geographische Lage keine Rolle. Allerdings<br />

wechseln wir mit dem Ort auch die Perspektive,<br />

<strong>und</strong> sollten uns erneut mit dem Problem, das wir<br />

lösen, <strong>und</strong> seiner Relevanz befassen.<br />

Gibt es auch bei Ihnen Ressent<strong>im</strong>ents gegen<br />

Frauen in der IT-Branche?<br />

Divya K. Sharma : Ehrlich gesagt, nein. In Indien<br />

gibt es keine Ressent<strong>im</strong>ents gegenüber Frauen <strong>im</strong><br />

IT-Sektor. Die ganze Industrie boomt <strong>und</strong> wir<br />

haben einen tollen Mix zwischen den<br />

Geschlechtern <strong>und</strong> Kulturen.<br />

65


Was würden Sie Frauen raten, die <strong>im</strong> Bereich IT,<br />

KI oder IoT gründen wollen?<br />

Divya K. Sharma: Mein Ratschlag lautet:<br />

Erforschen Sie das Gebiet ausgiebig, interagieren<br />

Sie mit relevanten Start-up-Leuten, um zu<br />

verstehen, was es bedeutet, ein Unternehmer<br />

eines Technologieunternehmens zu sein.<br />

Weiterhin rate ich auch dazu, an verschiedenen<br />

Programmen wie der Asia Pacific Week<br />

teilzunehmen <strong>und</strong> dann eine f<strong>und</strong>ierte<br />

Entscheidung über den Einstieg in diese Branche<br />

zu treffen. Falls Sie diesen Weg einschlagen,<br />

wählen Sie das Gründungsteam sorgfältig. KI & IoT<br />

sind aufstrebende Branchen mit vielen Impulsen,<br />

die von öffentlichen <strong>und</strong> privaten Organisationen<br />

in diesem Bereich ausgehen, sodass sich hier<br />

spannende Möglichkeiten bieten.<br />

Vandhana Parkavi Valaguru: Glauben Sie an sich,<br />

EQ ist wichtiger als IQ. Dies gilt für alle Branchen,<br />

nicht nur für die KI <strong>und</strong> IT.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Über FEBI - Female Entrepreneurship Berlin India<br />

<strong>Das</strong> Projekt Female Entrepreneurship in Berlin <strong>und</strong><br />

Indien unterstützt die Entwicklung <strong>und</strong> das<br />

Wachstum von frauengeführten Unternehmen in<br />

beiden Regionen durch Vernetzung, Training <strong>und</strong><br />

Delegationsreisen. <strong>Das</strong> Projekt bringt weibliche<br />

Gründerinnen <strong>und</strong> Führungskräfte,<br />

unterstützende Institutionen (wie Accelerators,<br />

Inkubatoren <strong>und</strong> NGOs) <strong>und</strong> internationale<br />

Akteure des Start-up-Ökosystems für<br />

Delegationsreisen nach Indien <strong>und</strong> Berlin<br />

zusammen.<br />

<strong>Das</strong> Projekt Female Entrepreneurship in Berlin <strong>und</strong><br />

Indien wurde 2018 von der Senatsverwaltung für<br />

Wirtschaft, Energie <strong>und</strong> öffentliche Wirtschaft in<br />

Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft<br />

für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ins Leben<br />

gerufen. Es wird vom B<strong>und</strong>esministerium für<br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit <strong>und</strong> Entwicklung<br />

(BMZ) durch das<br />

B<strong>und</strong>-Länder-Pilotprogramm unterstützt <strong>und</strong> von<br />

enpact e.V. als integraler Bestandteil der<br />

deutsch-asiatischen Startup-Plattform <strong>und</strong> des<br />

Netzwerks Startup AsiaBerlin (SUAB) umgesetzt.<br />

StartUp AsiaBerlin zielt darauf ab, ein globales<br />

Startup-Ökosystem zu schaffen, das Start-ups mit<br />

Investoren, Fachkräften <strong>und</strong> Partnern in Europa<br />

<strong>und</strong> Asien verbindet. Die Plattform zwischen den<br />

Startup-Hubs Berlin, Singapur, Manila, Jakarta,<br />

Delhi, Bangalore, Peking, Shenzhen <strong>und</strong> Hongkong<br />

ermöglicht eine direkte Zusammenarbeit zwischen<br />

Start-ups <strong>und</strong> Ökosystemakteuren. Jedes Jahr<br />

organisiert SUAB Delegationsreisen in die Städte<br />

des Netzwerks <strong>und</strong> lädt die Partner zum Treffen<br />

auf der Asien-Pazifik-Woche in Berlin ein.<br />

66


Gründerinnen <strong>im</strong> Porträt<br />

Hingucken <strong>und</strong> mithelfen<br />

Petra Moske <strong>und</strong> Elisabeth Schuh haben nestwärme e.V.<br />

gegründet, ein Verein, der bei der Pflege von schwerstkranken<br />

Kindern hilft<br />

Eltern <strong>und</strong> ihren kranken <strong>und</strong> behinderten<br />

Kindern unterstützen, eine große Aufgabe! Frau<br />

Moske <strong>und</strong> Frau Schuh, wie sind Sie zu diesem<br />

Projekt gekommen?<br />

Indem wir das Schicksal zweier Familien hautnah<br />

miterleben durften, welche unbewältigbaren<br />

Aufgaben sie nach der Geburt ihres kranken<br />

Kindes vor sich hatten. Da haben wir einfach<br />

hingeguckt, mitgeholfen <strong>und</strong> vor allem diese<br />

Ungerechtigkeit <strong>und</strong> Situation der Familien<br />

öffentlich gemacht. So kam alles ins Rollen.<br />

Was kann Nestwärme alles bieten?<br />

Vor allem bieten wir „Nestwärme“. Denn wir<br />

wollen miteinander leben <strong>und</strong> zusammen sein <strong>und</strong><br />

Begegnungen möglich machen, damit auch die<br />

Familien, die ein krankes Kind haben mitten <strong>im</strong><br />

Leben stehen können, Spaß haben, Gemeinschaft<br />

fühlen <strong>und</strong> erleben. <strong>Das</strong> schaffen wir z. B. über<br />

unsere Familienwochenenden, unsere digitale<br />

Plattform <strong>und</strong> das Ehrenamtsprojekt “Zeit<br />

schenken”, welches ein Miteinander auf der<br />

lokalen Ebene möglich macht. Für die ganz Kleinen<br />

haben wir die b<strong>und</strong>esweit erste inklusive<br />

Kinderkrippe gegründet …. Darüber hinaus haben<br />

wir auch sehr spezialisierte Angebote für die<br />

Familien mit pflegeintensiven, lebensverkürzt<br />

erkrankten Kindern wie den Kinderhospizdienst,<br />

die Brückenpflege mit Kurzzeitpflege oder<br />

Anleitungspflege <strong>und</strong> den häuslichen<br />

Kinderkrankenpflegedienst.<br />

Sie leiten Nestwärme bereits seit 1999, also 20<br />

Jahre, wie haben Sie angefangen?<br />

Wir haben Ressourcen aus der Gesellschaft<br />

aktiviert, zum Beispiel in dem wir Zeitkontingente<br />

(Engagement von Privatpersonen oder Firmen)<br />

gesammelt haben, um sie an die betroffenen<br />

Familien weiterzugeben.Zusätzlich haben wir Geld<br />

gesammelt,, um einfache Hilfen zu ermöglichen.<br />

Eine mediale Kampagne hat uns erste<br />

Aufmerksamkeit für die Situation der Familien<br />

verschafft <strong>und</strong> auch uns als Organisation. Die so<br />

gewonnenen Mitstreiter haben mit uns in der<br />

Politik, bei Unternehmen Veränderungen bewirkt,<br />

Projekte der häuslichen professionellen Pflege für<br />

Kinder ermöglicht, modernes sinnstiftendes<br />

Ehrenamt ausgebaut <strong>und</strong> Konzepte für das<br />

gesellschaftliche Engagement von Firmen<br />

mitentwickelt. <strong>Das</strong> alles hat die Gr<strong>und</strong>lage für das<br />

b<strong>und</strong>esweite Netzwerk gelegt.<br />

Ich kann mir vorstellen, dass die Gründung eines<br />

sozialen Unternehmens nicht einfach ist. Wie<br />

waren denn die Reaktionen auf Ihre Idee?<br />

Inhaltlich gab es für unsere Mission eine sehr<br />

hohe Bereitschaft <strong>und</strong> Akzeptanz <strong>–</strong> aber die Idee<br />

dann in ein “Sozialunternehmen” zu gießen <strong>und</strong> zu<br />

entsprechend zu organisieren <strong>und</strong> zu<br />

strukturieren, war innovativ <strong>–</strong> aber erfuhr ein<br />

gleiches Maß an Unterstützung! Die<br />

Herausforderung, die bleibt <strong>und</strong> der wir bis heute<br />

jeden Tag begegnen <strong>und</strong> zu erfüllen haben, ist die<br />

nachhaltige Finanzierung <strong>und</strong> Ausgestaltung.<br />

67<br />

Foto: Daniel Bukowski


Kinderkrankenschwester Ruth D. mit Sahra B. Foto: Daniel Bukowski<br />

Heute erfahren Sie Unterstützung von höchster<br />

Ebene, wie Schirmherrschaften von Frau Dr.<br />

Barley. Wie helfen solche prominenten Namen?<br />

Neben der Reputation, Glaubwürdigkeit <strong>und</strong> der<br />

Vielfalt des Netzwerks unserer Schirmherren sind<br />

diese auch <strong>im</strong>mer Multiplikatoren in den Medien<br />

für unsere Mission <strong>und</strong> Vision.<br />

Sie bauen Nestwärme <strong>im</strong>mer weiter aus <strong>und</strong><br />

integrieren weitere Projekte. Welches Ziel<br />

verfolgen Sie?<br />

Wir möchten unter Einbindung unserer<br />

Erfahrungen, unseres Netzwerkes <strong>und</strong> an erster<br />

Stelle den Bedürfnissen der Familien unsere<br />

Projekte ausbauen <strong>und</strong> auch innovative<br />

Pilotprojekte wie ein nestwärme-Kinderhaus als<br />

Modell für integrierte pädiatrische Unterstützung<br />

<strong>im</strong> ländlichen Raum realisieren.<br />

Wie schaffen Sie den Arbeitsalltag, haben Sie<br />

viele ehrenamtliche Helfer <strong>und</strong> Angestellte?<br />

Seit Gründung ist das Zusammenspiel aus<br />

Ehrenamt <strong>und</strong> Hauptamt eine große<br />

Herausforderung <strong>und</strong> ebenso große Bereicherung<br />

die nestwärme e.v. Deutschland dorthin geführt<br />

hat, wo wir heute stehen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des Netzwerkes spüren wir täglich, dass<br />

wir unsere Strukturen <strong>und</strong> Organisation <strong>im</strong>mer<br />

wieder lernend weiterentwickeln dürfen <strong>–</strong><br />

insbesondere <strong>im</strong> Hinblick auf Digitalisierung,<br />

gravierende Veränderungen in den Arbeitsbereich<br />

Pflege <strong>und</strong> Ehrenamt. In dem sehr komplexen<br />

Arbeitsalltag berührt es uns IMMER SEHR zu<br />

erleben <strong>und</strong> zu sehen, was wir mit den<br />

Netzwerkpartnern, den Menschen, die unsere<br />

Wertehaltung <strong>und</strong> Mission teilen, gemeinsam<br />

bewegen!<br />

68


Was wünschen Sie <strong>und</strong><br />

Ihr Team sich für die Zukunft?<br />

<strong>Das</strong>s unsere Projekte noch mehr Familien<br />

unterstützen können <strong>und</strong> noch mehr Menschen<br />

spüren können, wie wirksam <strong>und</strong> sinnstiftend ein<br />

Mitmachen bei nestwärme ist!<br />

Da viele unserer Projekte spendenfinanziert sind,<br />

wünschen wir uns für uns (das TEAM) <strong>und</strong> die<br />

Mission von nestwärme nachhaltige<br />

Unterstützung aus Wirtschaft, Politik <strong>und</strong><br />

Gesellschaft <strong>–</strong> damit wir weiterhin viele Familien<br />

erreichen können.<br />

Elisabeth Schuh <strong>und</strong> Petra Moske Foto: Daniel Bukowski<br />

Was geben Sie Frauen an die Hand, die sich<br />

ebenfalls mit dem Gedanken tragen, <strong>im</strong> sozialen<br />

Bereich eine Gründung vorzunehmen?<br />

<strong>Das</strong> Erkennen, Leben sowie Ermitteln der<br />

Wirksamkeit der sozialen Mission, die Frauen<br />

verfolgen. Dies sorgt für die notwendige Klarheit<br />

<strong>im</strong> Innen <strong>und</strong> Außen, um die Nachhaltigkeit<br />

gemeinsam mit den Stakeholdern zu<br />

gewährleisten. Wir wünschen Selbstbewusstsein <strong>–</strong><br />

viel Humor <strong>–</strong> Lebensfreude - Hartnäckigkeit, die<br />

Fähigkeit gute Netzwerke aufzubauen,<br />

Beziehungen zu pflegen, keinen „Florence<br />

Nightingale“ Duktus anzunehmen <strong>–</strong> <strong>und</strong> seine<br />

eigene WERTIGKEIT erkennen <strong>und</strong> leben! Ach ja <strong>–</strong><br />

bitte kein Bittstellertum!<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

69


10. Bewerbungsphase um 10 Werktage<br />

verlängert <strong>–</strong> Vordenker*innen,<br />

Pionier*innen, kreative<br />

Überzeugungstäter*innen: Jetzt bis 14. <strong>Juli</strong><br />

bewerben!<br />

70


Kultur- <strong>und</strong><br />

Kreativpiloten<br />

Deutschland<br />

Kultur- <strong>und</strong> Kreativpiloten sind anders: Sie<br />

entwickeln plastikfreie Verpackungen, erfinden<br />

neue Applications für den Ges<strong>und</strong>heitssektor <strong>und</strong><br />

revolutionieren die Bildung vom Kleinkind- bis<br />

zum Erwachsenenalter. Jedes Projekt <strong>und</strong> jede<br />

Idee ist ein Unikat, denn hinter ihr steckt eine<br />

Persönlichkeit: Als Hinterhof-Visionär*innen <strong>und</strong><br />

Early Adapter sind sie Vermittler*innen zwischen<br />

Technologie <strong>und</strong> Gesellschaft <strong>und</strong><br />

Übersetzer*innen an Schnittstellen zwischen<br />

unterschiedlichen Branchen. Sie wagen<br />

Exper<strong>im</strong>ente <strong>und</strong> bereiten so den Weg für<br />

Innovationen.<br />

Jedes Jahr zeichnen wir für die B<strong>und</strong>esregierung<br />

32 Unternehmen aus.<br />

Wir suchen Menschen, die Mut beweisen,<br />

Engagement zeigen <strong>und</strong> sich <strong>im</strong>mer fragen: Was<br />

kann ich noch besser machen? Die Auszeichnung<br />

richtet sich an Unternehmen, Selbständige,<br />

Gründer*innen <strong>und</strong> Projekte aus der Kultur- <strong>und</strong><br />

Kreativwirtschaft <strong>und</strong> deren Schnittstellen zu<br />

anderen Branchen.<br />

Bewirb dich mit:<br />

Deinem Unternehmen, deinem Projekt oder<br />

deiner Idee. Allein oder mit dem gesamten Team.<br />

Du kannst ein/e Einsteiger*in sein, der / die<br />

Experte*in auf deinem Gebiet oder jemand, der /<br />

die es noch einmal wissen will.<br />

• Einen kurzen Lebenslauf<br />

• Eine Beschreibung von deinem Unternehmen,<br />

deiner Idee oder deinem Projekt<br />

• Eine Motivation, warum du Kreativpilot werden<br />

willst<br />

Was du bekommst:<br />

• Eine Auszeichnung der B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> ein<br />

einjähriges Mentoring-Programm, um alle<br />

Chancen zu nutzen, dein Unternehmen<br />

weiterzuentwickeln.<br />

• Workshops, in denen du zusammen mit Change<br />

Makern, Experten <strong>und</strong> anderen Kreativpiloten<br />

deine Position als Unternehmer stärkst.<br />

• Zwei Mentoren, die dich über das Jahr begleiten,<br />

während du deine Pläne umsetzt.<br />

• Zugang zum Kreativpiloten Netzwerk, das<br />

kooperiert, verändert <strong>und</strong> besser macht.<br />

• Deutschlandweite Aufmerksamkeit.<br />

Einfache Bewerbung<br />

Die Bewerbung kann via Online-Formular auf<br />

www.kultur-kreativpiloten.de, per Post an:<br />

u-institut für unternehmerisches Denken <strong>und</strong><br />

Handeln e.V.<br />

Kultur- <strong>und</strong> Kreativpiloten Deutschland <strong>2019</strong><br />

Jägerstr. 65<br />

10117 Berlin<br />

oder per Mail an kreativpiloten@u-institut.de<br />

eingereicht werden.<br />

71


Und wohin?<br />

23. Karrieretag Familienunternehmen<br />

Wann 5. <strong>Juli</strong> <strong>2019</strong><br />

Wo TRUMPF GmbH + Co. KG, Johann-Maus-Straße<br />

2, Ditzingen<br />

Der Karrieretag Familienunternehmen ist die<br />

etwas andere Recruiting- <strong>und</strong> Kontaktmesse. Zum<br />

23. Mal findet der Karrieretag unter der<br />

Schirmherrschaft des B<strong>und</strong>esministeriums für<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Energie statt.<br />

Spezialisiert auf die Karriere <strong>im</strong><br />

Familienunternehmen bekommen Kandidaten<br />

hier die Möglichkeit, in persönlicher Atmosphäre,<br />

mit den Top-Entscheidern <strong>und</strong> Inhabern führender<br />

Familienunternehmen zu sprechen.<br />

STARTUPNIGHT <strong>2019</strong>: The only night you need!<br />

Wann 6. September <strong>2019</strong><br />

Wo Telekom-Hauptstadtrepräsentanz,<br />

Französische Str. 33 a-c, Berlin<br />

Die Startupnight, eine der größten<br />

Startup-Messen Europas, findet am 6. September<br />

<strong>2019</strong> zum siebten Mal <strong>im</strong> Herzen von Berlin statt.<br />

Über 250 Startups r<strong>und</strong> um die Themen Next<br />

Gigabit Society, Connected World, Smart Data<br />

Economy, Future Mobility <strong>und</strong> The Next Next, also<br />

disruptive Innovationen, präsentieren sich mehr<br />

als 4.000 Besuchern. Unter dem Motto “The only<br />

night you need” haben junge Gründer so die<br />

Möglichkeit, mit Großkonzernen ins Gespräch zu<br />

kommen, Investoren auf sich aufmerksam zu<br />

machen <strong>und</strong> potentielle K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> mögliche<br />

Kooperationspartner zu gewinnen.<br />

72


DigitaliSIErung <strong>–</strong> Gründerinnen zwischen<br />

Innovation <strong>und</strong> Wertewandel<br />

Wann 20. September <strong>2019</strong><br />

Wo B<strong>und</strong>esministerium für Familie, Senioren,<br />

Frauen <strong>und</strong> Jugend, Berlin<br />

Die 1. Transfertagung zum Thema „DigitaliSIErung<br />

<strong>–</strong> Gründerinnen zwischen Innovation <strong>und</strong><br />

Wertewandel“ findet von 10:30 <strong>–</strong> 16:00 Uhr statt.<br />

Neben Good-Practice-Beispielen zur<br />

Begleitungspraxis für Gründerinnen <strong>im</strong> digitalen<br />

Zeitalter möchten wir in unseren „working labs“<br />

vertiefend an den Themen arbeiten. Hier wollen<br />

wir mit allen Teilnehmenden die Chancen für<br />

Gründerinnen in der Digitalisierung diskutieren,<br />

die Auswirkungen <strong>im</strong> Hinblick auf<br />

Geschlechtergerechtigkeit aufzeigen.<br />

FidAR-Forum XI: Mehr Frauen in die<br />

Führungsgremien öffentlicher Unternehmen<br />

Wann 26. September <strong>2019</strong><br />

Wo B<strong>und</strong>esfinanzministerium, Wilhelmstraße 97,<br />

Berlin<br />

Vier Jahre nachdem das Gesetz für die<br />

gleichberechtigte Teilhabe von Frauen <strong>und</strong><br />

Männern an Führungspositionen in Kraft getreten<br />

ist, widmen wir uns dem Thema „Mehr Frauen in<br />

die Führungsgremien der öffentlichen<br />

Unternehmen“. Dazu gibt es eine Keynote von<br />

B<strong>und</strong>esfamilienministerin Dr. Franziska Giffey mit<br />

einer anschließenden Diskussion mit ihr. Die<br />

Verleihung des dritten WoB-Awards an ein<br />

Unternehmen, das die gleichberechtigte Teilhabe<br />

in besonderem Maße vorantreibt, steht ebenfalls<br />

auf dem Programm.<br />

73


Was zu lesen!<br />

Social Media Marketing für Unternehmer<br />

von Carmen Lichtenberg<br />

Dieses Buch richtet sich an Selbstständige <strong>und</strong><br />

Unternehmer, welche sich bisher nicht oder nur<br />

wenig mit professionellem Social Media<br />

Marketing befasst haben. Schritt für Schritt leitet<br />

die Autorin durch die wesentlichen Bausteine,<br />

welche entscheidend für Ihren Erfolg in den<br />

sozialen Netzwerken sind. Der Fokus liegt auf der<br />

Entwicklung Ihres persönlichen Social Media<br />

Konzeptes. Denn: Ohne ein durchdachtes Konzept<br />

werden Sie keine K<strong>und</strong>en in den sozialen Medien<br />

gewinnen können. „Social Media Marketing für<br />

Unternehmer“ ist mehr als ein Fachbuch. Durch<br />

die verschiedenen Aufgaben innerhalb des Buches<br />

können Sie sich direkt praktisch mit Ihrem Social<br />

Media Marketing beschäftigen. Wenn Sie<br />

möchten, schaut sich die Autorin Ihre Notizen zu<br />

den einzelnen Aufgaben an <strong>und</strong> gibt Ihnen<br />

einmalig ein persönliches Feedback. In zwei<br />

Bereichen zur Wochenplanung haben Sie die<br />

Möglichkeit Ihren Social Media Content für jeweils<br />

drei Monate zu planen. So haben Sie einen<br />

hilfreichen Begleiter, der Sie dabei unterstützt, die<br />

ersten Schritte in den sozialen Medien zu gehen.<br />

Verlag: Carmen Lichtenberg<br />

ISBN-10: 3000617574<br />

Wirtschaft trifft Kunst<br />

von Ulrike Lehmann<br />

Dieses Buch stellt erstmals umfassend dar, wie<br />

Kunst in Unternehmen die Kreativität <strong>und</strong> den<br />

Kommunikationsprozess anregt <strong>und</strong> welchen<br />

hohen Stellenwert sie für die Mitarbeiter hat. Im<br />

Zeitalter der Digitalisierung <strong>und</strong> Industrie 4.0<br />

ändert sich die Arbeitswelt rasant. Roboter <strong>und</strong><br />

Automatisierungsprozesse übernehmen vielerlei<br />

Arbeiten. Der Mensch wird zukünftig mit all<br />

seinen Fähigkeiten gefordert, insbesondere wird<br />

Kreativität eine herausragende Eigenschaft sein.<br />

Auch wenn scheinbar Kunst <strong>und</strong> Wirtschaft zwei<br />

getrennte Bereiche sind, kristallisieren sich viele<br />

Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> spannende Synergien<br />

heraus. An vielen praktischen Beispielen <strong>und</strong><br />

Bildern werden alle denkbaren Bereiche<br />

dargestellt, so Kunst <strong>im</strong> Personalwesen, <strong>im</strong><br />

Kreativprozess, in der internen <strong>und</strong> externen<br />

Kommunikation sowie <strong>im</strong> Marketing. Über 30<br />

namhafte Autoren diskutieren den ideellen <strong>und</strong><br />

materiellen (Mehr-)Wert von Kunst <strong>und</strong> geben<br />

Einblicke in die Mechanismen des Kunstmarkts.<br />

Verlag: Springer Gabler<br />

ISBN-10: 3658172983<br />

74


Mindshift - Mach dich fit für die Arbeitswelt von<br />

morgen<br />

von Svenja Hofert<br />

In 20 Jahren werden 50 Prozent aller Jobs von<br />

Robotern erledigt, so eine aufrüttelnde<br />

Oxford-Studie. In Zukunft werden daher genau die<br />

Fähigkeiten gefragt sein, die in der heutigen<br />

Arbeitswelt oft zu kurz kommen: Kreativität,<br />

Intuition <strong>und</strong> Empathie.<br />

Die renommierte Karriereexpertin Svenja Hofert<br />

sagt: Dafür braucht es einen Mindshift - eine<br />

Neubelegung der Tasten in unserem Kopf. Ihr<br />

neues Buch stiftet zum Querdenken, Umdenken,<br />

Neudenken an. Gehirnyoga gewissermaßen. Jeder<br />

der 22 Mindshifts zielt auf einen Aspekt, der in der<br />

Zukunft des Lernens, Arbeitens <strong>und</strong> Lebens<br />

wichtig ist. Es geht um neue Blickwinkel, um<br />

Veränderung, um Erweiterung der eigenen<br />

Möglichkeiten. Und das Tolle dabei: Gerade durch<br />

die Belebung unserer menschlichen Fähigkeiten<br />

werden wir up to date bleiben!<br />

Verlag: Campus Verlag (5. März <strong>2019</strong>)<br />

ISBN-10: 3593509857<br />

Die Netzwerkbibel: Zehn Gebote für erfolgreiches<br />

Networking<br />

von Tijen Onaran<br />

Kontakte knüpfen mittels Networking ist <strong>im</strong> Zuge<br />

der Digitalisierung einerseits einfacher,<br />

andererseits auch komplexer geworden: es gibt<br />

ein Überangebot an digitalen Plattformen, <strong>im</strong>mer<br />

mehr Events <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer mehr Entscheider <strong>und</strong><br />

Multiplikatoren, die wichtig erscheinen.<br />

Gleichzeitig hat Networking an Bedeutung<br />

gewonnen: ein tragfähiges Netzwerk <strong>und</strong> die<br />

richtigen Kontakte helfen, sich als Experte zu<br />

positionieren <strong>und</strong> beruflich erfolgreich zu sein <strong>–</strong><br />

das gilt für Führungskräfte ebenso wie für<br />

Berufseinsteiger.<br />

Tijen Onaran zeigt, wie Networking heute wirklich<br />

funktioniert. In ihrem ersten Buch gibt die Autorin<br />

eigene Erfahrungen weiter, reflektiert ihre<br />

Erlebnisse, erzählt Anekdoten aus ihrer Zeit in der<br />

Politik <strong>und</strong> Wirtschaft <strong>und</strong> leitet daraus konkrete<br />

Handlungsempfehlungen ab. Netzwerken?<br />

Verlag: Springer<br />

ISBN-10: 3658237341<br />

75


www.she-<strong>works</strong>.de<br />

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