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SHE works! - Zeit zum Umdenken - New Work

ZEIT ZUM UMDENKEN – NEW WORK Zum Thema New Work und Digitalisierung haben wir Autorinnen und Autoren zu Wort kommen lassen, für die diese Themen mittlerweile Alltag sind: Ali Mahlodji, Seite 10, Ulrike Stahl, Seite 16, und Deborah Szepessy, Seite 20. Doch bevor wir in die New Work so richtig einsteigen, haben wir Maria von Welser, ARD-Korrespondentin, Gründerin und Moderatorin von Mona Lisa gebeten, uns einen Ausblick auf 2019 zu geben. Sie hat klare Worte gefunden über die aktuelle Situation von Frauen in Deutschland – auf politischer und gesellschaftlicher Ebene, Seite 6. Ähnlich deutlich wird auch Leonore Boscher, Beraterin für Kliniken bei Unternehmensplanung und Betriebsorganisation. Auch hier herrscht ein deutliches Ungleichgewicht. Seite 58. Das nächste Magazin erscheint übrigens Anfang April 2019 mit dem Thema “Humanismus 4.0”.

ZEIT ZUM UMDENKEN – NEW WORK

Zum Thema New Work und Digitalisierung haben wir Autorinnen und Autoren zu Wort kommen lassen, für die diese Themen mittlerweile Alltag sind: Ali Mahlodji, Seite 10, Ulrike Stahl, Seite 16, und Deborah Szepessy, Seite 20.

Doch bevor wir in die New Work so richtig einsteigen, haben wir Maria von Welser, ARD-Korrespondentin, Gründerin und Moderatorin von Mona Lisa gebeten, uns einen Ausblick auf 2019 zu geben. Sie hat klare Worte gefunden über die aktuelle Situation von Frauen in Deutschland – auf politischer und gesellschaftlicher Ebene, Seite 6.

Ähnlich deutlich wird auch Leonore Boscher, Beraterin für Kliniken bei Unternehmensplanung und Betriebsorganisation. Auch hier herrscht ein deutliches Ungleichgewicht. Seite 58.

Das nächste Magazin erscheint übrigens Anfang April 2019 mit dem Thema “Humanismus 4.0”.

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# Frauen<br />

# Wirtschaft<br />

# Karriere<br />

<strong>Zeit</strong> <strong>zum</strong><br />

<strong>Umdenken</strong><br />

- <strong>New</strong> <strong>Work</strong><br />

Maria von Welser<br />

Zur Zukunft der<br />

Frauen in Deutschland<br />

Zukunftsinstitut<br />

Würdelos ohne<br />

Arbeit?<br />

Martin Wehrle<br />

Die verschwundenen<br />

Bewerberinnen


Inhalt<br />

Editorial<br />

Seite 4<br />

Wo wir stehen, wo wir hinwollen - Zur Zukunft der Frauen in Deutschland<br />

Maria von Welser wirft einen Blick auf 2019<br />

Seite 6<br />

<strong>New</strong> <strong>Work</strong> - Würdelos ohne Arbeit?<br />

Carolin Schäufele sprach mit Ali Mahlodji vom Zukunftsinstitut<br />

Seite 10<br />

<strong>New</strong> <strong>Work</strong>, <strong>New</strong> Mindset, <strong>New</strong> Life - Neben Freiheit und Selbstständigkeit zählt<br />

vor allem ein neues Miteinander<br />

Von Ulrike Stahl<br />

Seite 16<br />

Kann die Psychologie Geschäftsrisiken vorhersagen?<br />

Von Deborah Szepessy & Zsolt Fehér, Hogan Assessment<br />

Seite 20<br />

Panta rhei - alles ist im Fluss Bewegung als Geschäftsmodell - Wie <strong>New</strong> <strong>Work</strong> gelebt werden<br />

muss<br />

Von Gabriele van den Berg<br />

Seite 24<br />

RECHT<br />

Unternehmensverkauf - Folgen für die bestehenden Arbeitsverhältnisse<br />

Von Rechtsanwältin Ines Heydasch<br />

Seite 28<br />

DIGITALISIERUNG<br />

Digitale Helfer für mobile Arbeitswelten<br />

Von Patrick Wings, Geschäftsführer der Taskworld Deutschland GmbH<br />

Seite 32<br />

MANAGEMENT<br />

Risikomanagement - Bevor es Sie kalt erwischt<br />

Von Carolin Schäufele<br />

Seite 34<br />

ART WORKS!<br />

Management, Kunst und Marketing: Kompetenzbereiche wachsen zusammen<br />

Von Petra Spielmann<br />

Seite 38<br />

FINANZEN<br />

Das Frauen-Finanzforum beim Börsentag Frankfurt<br />

Von Andrea Cörper<br />

Seite 41<br />

2


Mädchen vor! Die Wirtschaft braucht mehr Gründungen durch Frauen<br />

Von Dr. Kirsten Mikkelsen<br />

Seite 44<br />

Entspannt auf Augenhöhe: Frauenpower bei der Duisburger<br />

Wohnungsbaugenossenschaft<br />

Von Gerhild Gössing<br />

Seite 47<br />

Wir sind keine Miss Moneypennys - Management Assistentinnen<br />

Von Diana Brandl<br />

Seite 50<br />

Hackathons als Format des digitalen Recrutings<br />

Seite 53<br />

Mal kurz das Leben aus den Kopf gestellt<br />

Eine Auswanderungsgeschicht von Sandra Saller<br />

Seite 55<br />

Goldene <strong>Zeit</strong>en wird es geben<br />

Von Leonore Boscher<br />

Seite 58<br />

Die verschwundenen Bewerberinnen<br />

Von Martin Wehrle<br />

Seite 62<br />

Hürden beim beruflichen Wiedereinstieg - Ein Erfahrungsbericht<br />

Von Patricia Widmer<br />

Seite 66<br />

Über Bescheidenheit, Purpose und Mindset - Führung neu denken<br />

Von Nicole Neubauer<br />

Seite 69<br />

Wealth´s Angels: Die falschen Arbeitsbedingungen machen krank<br />

Gründerinnen im Porträt: Susan Schütze & Sabrina Zill<br />

Seite 72<br />

Buchtipps & Events<br />

Seite 75<br />

3


Editorial<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

kennen Sie dieses Gefühl, wenn man am Anfang<br />

eines Jahres den neuen Kalender aufschlägt, den<br />

eigenen Namen hineinschreibt und erste Termine<br />

einträgt? Dieses Gefühl liebe ich.<br />

Die Blätter, die noch alles versprechen und so<br />

vielversprechend leer sind. Hier scheint alles<br />

möglich.<br />

Ja, in den <strong>Zeit</strong>en von Google Calendar und<br />

diversen Kommunikations- und Planungstools<br />

setze ich bei meiner persönlichen Terminplanung<br />

auf den guten alten Kalender aus Papier. Nur was<br />

hier drin steht, gilt!<br />

Was das Arbeiten in der Redaktion betrifft, da<br />

setzen wir immer stärker auf digitale Hilfsmittel.<br />

Ob die Planung unseres Magazins, die<br />

Terminabsprache oder Aufgabenverteilungen,<br />

ohne Slack, Taskworld, Google und Co. sind wir<br />

aufgeschmissen. Denn wir sitzen mittlerweile über<br />

das ganze Bundesgebiet verstreut. Von<br />

Bremerhaven bis nach München.<br />

Und weil wir ohne diese ganzen digitalen<br />

Hilfsmittel nicht wirklich gut zurecht kämen,<br />

haben wir überlegt, dass gerade <strong>zum</strong> Start eines<br />

neuen Jahres das Thema “<strong>New</strong> <strong>Work</strong> &<br />

Digitalisierung” doch bestens geeignet ist. So, wie<br />

wenn man einen neuen Kalender aufschlägt.<br />

Zum Thema <strong>New</strong> <strong>Work</strong> und Digitalisierung haben<br />

wir Autorinnen und Autoren zu Wort kommen<br />

lassen, für die diese Themen mittlerweile Alltag<br />

sind: Ali Mahlodji, Seite 10, Ulrike Stahl, Seite 16,<br />

und Deborah Szepessy, Seite 20.<br />

Doch bevor wir in die <strong>New</strong> <strong>Work</strong> so richtig<br />

einsteigen, haben wir Maria von Welser,<br />

ARD-Korrespondentin, Gründerin und<br />

Moderatorin von Mona Lisa gebeten, uns einen<br />

Ausblick auf 2019 zu geben. Sie hat klare Worte<br />

gefunden über die aktuelle Situation von Frauen<br />

in Deutschland – auf politischer und<br />

gesellschaftlicher Ebene, Seite 6.<br />

Ähnlich deutlich wird auch Leonore Boscher,<br />

Beraterin für Kliniken bei Unternehmensplanung<br />

und Betriebsorganisation. Auch hier herrscht ein<br />

deutliches Ungleichgewicht. Seite 58.<br />

4


Neben <strong>New</strong> <strong>Work</strong> und agilem Arbeiten stellen wir<br />

Ihnen das Team der Duisburger<br />

Wohnungsbaugesellschaft vor, bei dem gleich<br />

mehrere Unternehmensbereiche von Frauen<br />

geleitet werden!<br />

Patricia Widmer von der Universität Sankt Gallen<br />

leitet das Projekt “50+ - Women back to<br />

Business”. Sie hat selbst teilgenommen und<br />

dadurch den Schritt in den Beruf zurück geschafft!<br />

Diana Brandl hat ihre Erfahrungen als<br />

Management Assistentin zu ihrem persönlichen<br />

Feldzug gemacht: Wir sind keine Miss<br />

Moneypennys! Auf Seite 50 erklärt sie die<br />

Wichtigkeit und Verantwortung dieser Position.<br />

Genug angekündigt. Wir laden Sie ein, unser<br />

erstes Magazin 2019 zu studieren!<br />

Herzliche Grüße<br />

Carolin Schäufele & Katja Brößling<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

<strong>SHE</strong> <strong>works</strong>!<br />

Schäufele & Brößling GbR<br />

Anschrift: Hagenweg 2a<br />

37081 Göttingen<br />

✆ 0175/5240053<br />

info@she-<strong>works</strong>.de<br />

Vertreten<br />

durch:<br />

Carolin Schäufele<br />

Katja Brößling<br />

V.i.S.d.P. Carolin Schäufele<br />

(gem. § 55 Abs. 2 RStV)<br />

Internet: www.she-<strong>works</strong>.de<br />

Redaktion:<br />

AutorInnen:<br />

Carolin Schäufele, Gabriele van den Berg<br />

Carolin Schäufele, Gabriele van den Berg, Maria von Welser,<br />

Ulrike Stahl, Deborah Szepessy, Zsolt Fehér,Ines Heydasch,<br />

Patrick Wings, Andrea Cörper, Dr. Kirsten Mikkelsen, Gerhild<br />

Gössing, Diana Brandl, Annika Spranz, Sandra Saller, Leonore<br />

Boscher, Martin Wehrle, Patricia Widmer, Nicole Neubauer<br />

Für die Vermittlung der AutorInnen, InterviewpartnerInnen & FotografInnen<br />

Cover Photo: Jackie Hardt, Maria von Welser, Patrick Wings, Annika Spranz, Sandra<br />

Saller, Leonore Boscher, Martin Wehrle, Patricia Widmer, Petra Spielmann, Nicole<br />

Neubauer<br />

danken wir<br />

Gabriele van den Berg<br />

connecting.smartminds@mail.de<br />

Layout: Carolin Schäufele, pw design,<br />

Gabriele van den Berg<br />

Fotonachweis:<br />

Titelbild: Jackie Hardt<br />

www.Jackiehardt.com<br />

Courtesy of Blaublut Edition<br />

FotografInnen: S. 1,24 Jackie Hardt<br />

Pixabay: S. wantie/Pixabay.com<br />

Private Fotos:<br />

S. 8 Herlinde Koelbl<br />

S. 13 whatchado.com<br />

S. 19 Ulrike Stahl privat<br />

S. 31 Ines Heydasch<br />

S. 32 Mandy Schroeter privat<br />

S. 38,39,40 Bodo Dretzke<br />

S. 44,45,46 Dr. K. Mikkelsen<br />

S. 47,48,49 Daniel Koke<br />

S. 52 Diana Brandl privat<br />

S. 56,57 Stefan Saller<br />

S. 61 Leonore Boscher<br />

S. 64 Martin Wehrle<br />

S. 68 Anna-Tina Eberhard<br />

S. 69,71 Lichtschacht<br />

S. 74 Susanne Schütze & Sabrina Zill<br />

unsplash.com<br />

Social Media:<br />

http://www.facebook.de/she<strong>works</strong>.de<br />

http://www.twitter.com/<strong>SHE</strong><strong>works</strong>DE<br />

5


Wo wir stehen, wo wir hinwollen<br />

Zur Zukunft der Frauen in<br />

Deutschland


Von Maria von Welser,<br />

Gründerin von ML Mona Lisa,<br />

Publizistin und Lehrbeauftragte an der Universität Paderborn<br />

Es liegt auch an den politischen Frauen in Berlin,<br />

dass sich das Jahr 2018 uns allen noch mehr als<br />

sonst um Jahresende hin eingeprägt hat: 100<br />

Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland. Da kam<br />

dann sogar die Kanzlerin Angela Merkel an. Die<br />

sonst nicht als Feministin bezeichnet werden will<br />

und auch von der Quote nicht viel hält.<br />

Seit 100 Jahren dürfen wir wählen.<br />

Wow - und wie wählen wir, die Frauen in<br />

Deutschland? Erstens sollten wir von Ruanda<br />

lernen. Ja, von dem kleinen Land in der Mitte<br />

Afrikas, zwischen Kongo und Kivu-See. Dort sitzen<br />

61 Prozent Frauen im Parlament.<br />

Wir in Deutschland sollten uns dagegen schämen:<br />

nur 30,7 Prozent der Abgeordneten sind Frauen.<br />

Die niedrigste Quote seit 1998. Im Jahr zuvor erst<br />

wurde übrigens die Vergewaltigung in der Ehe<br />

endlich ein Straftatbestand.<br />

Nun machen die Männer auch in Deutschland die<br />

Wahllisten, wir könnten es also mal wieder auf sie<br />

schieben, dass wir so wenig vorkommen. Das ist<br />

mir aber zu einfach. Wir Frauen sollten uns<br />

einbringen, laut werden, aus den Sitzungen in den<br />

Hinterzimmern Treffen machen, wo Frauen<br />

einfach mehr <strong>Zeit</strong> hätten. Denn die sieben<br />

engagierten Ministerinnen und 13<br />

Staatssekretärinnen in Berlin machen noch keinen<br />

Frühling. Vor allem, wenn die derzeitige<br />

Justizministerin und ehemalige Frauenministerin<br />

Katarina Barley bitter feststellt: „Das Jahr 2018 ist<br />

beschämend und ein fatales Signal für die<br />

Gleichstellung in unserem Land“.<br />

Wie wählen wir dann tatsächlich?<br />

Seit 2009 wird die Union überproportional von<br />

Frauen gewählt. Fachleute sprechen von einem<br />

„same gender voting“, es liegt also an der<br />

Kanzlerin. Die meisten Frauen in Deutschland<br />

können sich dagegen inzwischen auch für eine<br />

Mitgliedschaft bei den Grünen erwärmen.<br />

Immerhin 39,8 Prozent. Nur 17 Prozent sehen sich<br />

in der AfD.<br />

Dabei wäre es enorm wichtig, dass wir Frauen<br />

mitreden bei den Gesetzen, mitgestalten an<br />

unserer Demokratie. 2018 ging das sogenannte<br />

Brückenteilzeit-Gesetz durch das Parlament. Das<br />

ist gerade für Frauen wichtig, die überdimensional<br />

häufig in Teilzeit arbeiten. Wegen der Kinder,<br />

wegen der Familie. Das<br />

„Familienentlastungsgesetz“ ist beschlossen, zu<br />

dem etwa die Erhöhung des Kindergeldes gehört.<br />

Ebenso das Rentenpaket, durch das sich Renten<br />

und Löhne im Gleichklang entwickeln.<br />

Schlusspunkt dieses Jahres ist das sogenannte<br />

„Gute-Kita-Gesetz“ von Ministerin Franziska<br />

Giffey. 5,5 Milliarden Euro fließen in den nächsten<br />

Jahren in die deutschen Kindertagesstätten für<br />

eine bessere Betreuung, aber auch zur Entlastung<br />

der Eltern.<br />

7


Denn künftig wird der Kita-Beitrag geringer oder<br />

ganz wegfallen.<br />

Sicher: Es bleibt noch so einiges zu tun 2019, um<br />

die Gleichstellung weiter voran zu treiben. Frei<br />

nach dem schönen Spruch der ersten Frau in<br />

einem Oberbürgermeisteramt: „Die<br />

Gleichberechtigung haben wir erreicht, wenn eine<br />

völlig unfähige Frau in eine verantwortungsvolle<br />

Position aufrückt“.<br />

Das war Beate Weber, die Oberbürgermeisterin<br />

von Heidelberg. Weiter ist es eine traurige<br />

Tatsache: Immer noch werden Frauen nicht gleich<br />

wie Männer bezahlt. Wohlgemerkt für den<br />

gleichen Job.<br />

Immer noch sitzen trotz eines Gesetzes erst sechs<br />

Prozent Frauen in den DAX-Vorständen. In den<br />

Aufsichtsräten immerhin 27 Prozent. Mehr Mädchen<br />

als Jungen machen Abitur und dann auch noch mit<br />

besseren Noten. An den Universitäten tummeln sich<br />

immer mehr junge Frauen. Aber: Auch die Zahl der<br />

Abbrecherinnen ist hoch beim weiblichen Geschlecht.<br />

Vor allem in den MINT-Fächern. Und genau da wären<br />

sie so nötig, die jungen Frauen dieser <strong>Zeit</strong>.<br />

Also, nur Mut. Und nicht abbrechen! Mut<br />

für mutige Entscheidungen 2019!<br />

Foto: Herlinde Koelbl<br />

Maria von Welser bekannt als Gründerin und<br />

Moderatorin des Magazins Mona Lisa wurde 1946 in<br />

München geboren. Nach Abschluss des Gymnasiums<br />

absolvierte sie die Journalisten-Schule in München und<br />

studierte Politologie und Soziologie, um dann ein<br />

Volontariat beim Münchner Merkur anzuhängen.<br />

Von 1988 bis 1996 leitete und moderierte sie das von<br />

ihr entwickelte Frauen-Journal „ML – Mona Lisa“ im<br />

ZDF.<br />

Nach Stationen im ZDF-Auslandsstudio London,<br />

wechselte sie 2003 als Direktorin des NDR ins<br />

Landesfunkhaus Hamburg. 2010 übernahm sie einen<br />

Lehrauftrag an der WiSo-Fakultät der Universität<br />

Hamburg <strong>zum</strong> Thema "Good Governance" im Bereich<br />

"Medienmanagement". Weiter ist Frau von Welser<br />

engagiert bei UNICEF Deutschland, bis 2014 im<br />

Vorstand, jetzt im Komitee.<br />

8


Am 04.02.2019 startet der "Traumkarriere-Frauenkongress: tu was du liebst und finde deinen Weg zu<br />

Freiheit, Glück und Wohlstand“.<br />

Dabei geht es darum, Frauen zu motivieren und inspirieren, aus ihrem ungeliebten Job auszubrechen und<br />

endlich das zu tun, was sie wirklich lieben und was sie glücklich macht. Das kann ein neuer Angestelltenjob<br />

oder die Selbstständigkeit sein.<br />

Unter diesem Link können Sie sich ein kostenloses Ticket sichern. Melden Sie sich hier an! >><br />

http://bit.ly/tkfk_she_<strong>works</strong><br />

Sie können den kompletten Kongress online und somit von zu Hause, vom Büro aus oder von unterwegs<br />

anschauen.<br />

Dieser Kongress ist für Frauen, denen ihr Job keinen Spaß mehr macht und die etwas verändern möchten.<br />

Die aber zögern, weil sie nicht genau wissen, wie es weiter gehen soll, oder die Angst vor dem nächsten<br />

Schritt haben.<br />

Über folgende Themen wird in den Videointerviews gesprochen:<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Was Ihnen hilft, einen neuen Job zu finden oder in die Selbstständigkeit zu gehen<br />

Welche Hürden die Speakerinnen auf dem Weg <strong>zum</strong> Erfolg hatten und wie sie diese Hürden<br />

überwunden haben<br />

Welche wichtigen Unterschiede es zwischen der weiblichen und der männlichen Energie gibt und was<br />

das mit Ihrem Job zu tun hat<br />

Wie Sie sich wieder stärker mit Ihrer weiblichen Energie verbinden können<br />

Erfolgsrezepte der Speakerinnen auf dem Weg zur Traumkarriere<br />

Viel geballtes Wissen rund um Karriere und Weiblichkeit<br />

Wertvolle Tipps, die Sie sofort umsetzen können<br />

Daniela Schott, die Gastgeberin dieser Interviewserie, war selbst lange unglücklich in ihrem Job, bevor sie<br />

sich entschied, zu kündigen, auf eine einjährige Weltreise zu gehen und sich dann ortsunabhängig<br />

selbstständig zu machen. Ihre Mission ist es, auch anderen Frauen ein Leben und eine Karriere nach<br />

ihren eigenen Regeln zu ermöglichen.<br />

9


10<br />

10


Würdelos ohne Arbeit?<br />

Von Carolin Schäufele<br />

Warum arbeiten wir? Warum stehen wir jeden<br />

Tag früh auf und gehen einer Tätigkeit nach, die<br />

man vielleicht noch nicht einmal richtig mag?<br />

Warum tun Menschen das, was sie tun?<br />

Diese Fragen stellt sich Ali Mahlodji, seit er mit 14<br />

Jahren seinen ersten Job hatte. Die Neugier nach<br />

„dem da draußen“ hat den Unternehmer dahin<br />

gebracht, sich mit der aktuell bestehenden<br />

Situation in der Arbeitswelt auseinanderzusetzen:<br />

„Warum sind so viele Menschen unzufrieden in<br />

ihrem Job, warum gibt es diesen Zwang zu<br />

arbeiten, und warum werden die, die sagen, sie<br />

wollen weniger arbeiten, als die Loser<br />

abgestempelt?“ Er habe schon seine Eltern<br />

gefragt, warum wir gezwungen seien, in die<br />

Schule und arbeiten zu gehen.<br />

Nicht nachvollziehbar war für ihn die Situation,<br />

dass man in Schule und Beruf Fähigkeiten erlernt,<br />

die ausschließlich anderen zugutekommen –<br />

absurd befand er.<br />

Und trotzdem ging er den bislang als normal<br />

angesehenen Weg. Er arbeitete als Führungskraft<br />

bei Siemens, wechselte in einen US-amerikanische<br />

Konzern, hatte ein Team von elf Mitarbeitern<br />

unter sich. Und mit 27 Jahren, als sein Vater<br />

plötzlich verstarb, einen Burn-out.<br />

Er wechselte den Job, arbeitete als Lehrer an<br />

einem Gymnasium und gründete nebenher ein<br />

Start-up: Whatchado. Ziel anhand der dort<br />

geposteten Videos eine Art Handbuch zu schaffen,<br />

um anderen zu zeigen, was es in der Arbeitswelt<br />

alles gibt.<br />

„Plötzlich konnte ich aufgrund der zahlreichen<br />

Filme, die auf meiner Plattform hochgeladen<br />

wurden, beobachten, welche verschiedenen<br />

Arbeitsmodelle es gibt, wo welche Arbeitsansätze<br />

oder Paradigmenwechsel eingesetzt werden.“ Das<br />

Zukunftsinstitut wurde auf seine Beobachtungen<br />

aufmerksam und fragte an, ob er seine Arbeit in<br />

die Forschungs- und Beratungsarbeit des<br />

Institutes einfließen lassen wolle. Er wollte und<br />

schrieb den <strong>Work</strong>report.<br />

Ali Mahlodjis Beobachtung, basierend auf den<br />

Videos auf Whatchado: Wir gehen mehr zurück<br />

zur menschlichen Natur! Ein Grundsatz der <strong>New</strong><br />

<strong>Work</strong> nach Frithjof Bergmann.<br />

Dieses <strong>New</strong>-<strong>Work</strong>-Konzept kehrt das Prinzip der<br />

Lohnarbeit um. Seit der industriellen Revolution<br />

bestand der Zweck von Arbeitstätigkeiten darin,<br />

eine bestimmte Aufgabe zu erledigen. Das Mittel,<br />

um diesen Zweck zu erfüllen, war der arbeitende<br />

Mensch, der damit gewissermaßen Werkzeug<br />

war.<br />

Die Form der neuen Arbeit dreht dieses Verhältnis<br />

um: <strong>New</strong> <strong>Work</strong> soll nun das Mittel sein, mit dem<br />

sich der Mensch als freies Individuum<br />

verwirklichen kann.<br />

Damit geht es Bergmann um die sinnstiftende<br />

Funktion der Arbeit, aber auch um Werte wie<br />

Freiheit und Selbstständigkeit.<br />

11


Bergmanns sehr allgemeine <strong>New</strong>-<strong>Work</strong>-Definition<br />

lautet: <strong>New</strong> <strong>Work</strong> ist die Arbeit, die ein Mensch<br />

wirklich will. (Haufe)<br />

Bereit machen auf die Welt, die auf uns zukommt<br />

Die heute in der DACH-Region herrschende<br />

Arbeitsstruktur und der damit verbundene<br />

Wohlstand gehen zurück auf die <strong>Zeit</strong> nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg, so Mahlodji. „Eine ganze<br />

Generation hat dafür gekämpft und gearbeitet,<br />

dass wir heute in diesem Überfluss leben<br />

können.“ Mahlodji vertritt die Meinung, dass die<br />

Menschheit immer eine Welt wollte, in der man<br />

nicht mehr `schuften` muss. Und trotz Erreichen<br />

dieses Zustandes hängt die Gesellschaft immer<br />

noch dem Gedankenprinzip der Vergangenheit<br />

nach: ohne Fleiß kein Preis …<br />

Früher überlebensnotwendig, um die Familie zu<br />

ernähren, und die Gesellschaft voranzubringen, ist<br />

nach seiner Ansicht dieses Glaubensmodell heute<br />

fatal.<br />

Vor dem Hintergrund des Wegfalls vieler<br />

Erwerbsjobs durch die Digitalisierung stelle sich<br />

die Frage, ob die Forderung nach immer mehr<br />

Leistung wirklich etwas bringe oder ausschließlich<br />

ein Stressfaktor sei.<br />

Krankschreibungen dagegen sinkt.<br />

Ein Paradigmenwechsel muss sein<br />

„Arbeit muss neu definiert werden“, davon ist der<br />

in Wien lebende Unternehmer überzeugt. „Noch<br />

heute koppeln die Menschen ihre Würde an den<br />

Job, jemand der lange arbeitslos ist, fühlt sich<br />

würdelos.“<br />

Das muss sich ändern, so Mahlodji.<br />

Die Unternehmen seien gezwungen neu zu<br />

denken. Früher gab es den Konzernchef, der<br />

wusste, wie der Hase läuft, er hatte Mitarbeiter,<br />

die das umgesetzt haben, was er verlangte. Heute<br />

in <strong>Zeit</strong>en der Globalisierung und Digitalisierung sei<br />

es so, dass immer mehr Führungskräfte Aufgaben<br />

und Kompetenzen abgeben würden, da die<br />

Sachverhalte zu komplex seien, um sie allein zu<br />

managen.<br />

„Diejenigen, die es verstanden haben, wissen, dass<br />

es Sinn macht, Entscheidungsmacht auf die<br />

Schultern aller zu verteilen“, beschreibt Mahlodji<br />

den Sachverhalt. Mitarbeiter sollen nicht mehr<br />

wie früher arbeiten und dabei möglichst nicht<br />

selbst denken, sondern mitdenken und eigene<br />

Ideen einbringen.<br />

Dazu: Stressbedingte Krankschreibungen nehmen<br />

zu, ebenso wie die Zahl der verordneten<br />

Antidepressiva. Die hat sich laut Techniker<br />

Krankenkasse, seit 2007 verdoppelt. Nachzulesen<br />

im TK-Gesundheitsreport 2017. Die Zahl der<br />

12


Der Manager wird <strong>zum</strong> Coach<br />

„Ähnlich wie in der Epoche der Aufklärung ist es<br />

die Summe aus Wissen, Selbstvertrauen und<br />

Erwachen, mit der die verkrusteten hierarchischen<br />

Strukturen in Unternehmen hinterfragt werden<br />

und die diese bröckeln lässt. Das Individuum rückt<br />

wieder ins Zentrum des Tuns.“ (<strong>Work</strong>report Ali<br />

Mahlodji)<br />

Vielleicht war der Chef früher mal selbst der beste<br />

Spieler auf dem Feld. Heute muss eine<br />

Führungskraft die Aufgabe übernehmen, jeden<br />

Spieler nach dessen Stärken und Potenzialen<br />

einzusetzen, zu motivieren und anzuleiten.<br />

Er muss den Mitarbeitern einen Sinn dessen<br />

vermitteln, was sie tun. Dabei kommt ihnen nicht<br />

nur die Aufgabe des Coaches zu, sie sind auch Role<br />

Model. „Bei der Übergabe an die jüngere<br />

Generation geht es um eine Transition, in der die<br />

alten Führungskräfte lernen, langsam loszulassen<br />

und den Jüngeren beibringen, mehr Geduld zu<br />

haben.“ Würde man den Jüngeren allein die<br />

Führung überlassen, würde einem das<br />

Unternehmen um die Ohren fliegen, ist Mahlodji<br />

überzeugt. Im Arbeitsalltag gehe es nicht nur um<br />

Studienabschlüsse und Qualifikationen, sondern<br />

um echte Organisationen mit Menschen, mit<br />

denen man eine Beziehung und Netzwerke<br />

aufbauen müsse.<br />

Ali Mahlodji Copyright whatchado.com<br />

Viele Firmen wie beispielsweise Bosch brächten<br />

gezielt ältere Mitarbeiter mit jungen Kollegen<br />

zusammen, damit diese lernen, ihr Tempo<br />

anzupassen. „Ich nenne das die Dynamik der<br />

Jugend mit der Weisheit und der Erfahrung<br />

koppeln“, erklärt Mahlodji, „Du musst heute<br />

Menschen authentisch in das große Ganze<br />

einbinden.“<br />

13


Neues Statussymbol Freizeit<br />

Abends um 22 Uhr noch eine Mail aus dem Büro<br />

schicken – früher ein Zeichen für Leistungsträger.<br />

Heute drängt sich die Frage auf, ob derjenige<br />

keine Lebensqualität hat.<br />

„Heute muss sich die Arbeit an meine Lebenszeit<br />

anpassen.“ Laut Mahlodji wird sich der<br />

Stellenwert der Arbeit verringern, sodass die<br />

Arbeit wie viele andere Dinge ein Projekt wird:<br />

Mehr Teilzeit und so vielleicht auch einfach mehr<br />

Effizienzsteigerung, weil man die eigene<br />

Arbeitszeit viel besser nutzt!<br />

Also denn: Auf neue <strong>Zeit</strong>en!<br />

Ali Mahlodji<br />

„Es gibt viele gute Gründe, warum ausgerechnet<br />

Ali Mahlodji einen Report über Arbeit verfassen<br />

sollte. Einer sticht dabei heraus: Seine<br />

Leidenschaft für die Chancen junger Menschen.<br />

Mit viel Kraft verkörpert Ali die Möglichkeit, sich<br />

trotz widrigster Umstände als Flüchtlingskind zu<br />

entwickeln und seinen eigenen Weg zu gehen. Er<br />

ist lebendiges Beispiel für tausende Jugendliche<br />

und damit für eine Generation, die viele schon<br />

abschreiben. Nicht so Ali. Dabei zeigt er auch auf,<br />

welchen Wandel er in der Arbeit der Zukunft<br />

sieht, sodass sich Menschen wirklich entfalten<br />

können. Der Report ist dabei kein erhobener<br />

Zeigefinger: er ist ein ‚Friendly Reminder‘ für das,<br />

was auf uns zukommen wird.“— Harry Gatterer,<br />

Geschäftsführer Zukunftsinstitut<br />

Über das Zukunftsinstitut<br />

Das Zukunftsinstitut ist ein internationaler<br />

Think-Tank für Trend- und Zukunftsforschung. In<br />

diesem Bereich ist das 1998 gegründete Institut<br />

heute eines der einflussreichsten Forschungs- und<br />

Beratungsteams Europas.<br />

14


15<br />

15


geprägt durch ein Schul- und Arbeitssystem, das<br />

<strong>zum</strong> einen auf ein Leistungsprinzip baut, indem<br />

sich der Stärkere und Bessere durchsetzt und<br />

andererseits klar regelt, innerhalb welcher<br />

Grenzen man sich zu bewegen hat, um noch<br />

dazuzugehören – insbesondere, wenn man nicht<br />

der Stärkste und Beste ist. Deshalb erfordert <strong>New</strong><br />

<strong>Work</strong> heute mehr denn je auch ein <strong>New</strong> Mindset.<br />

Ein Mindset, das dafür sorgt, unterschiedlichste<br />

Einflüsse und Fähigkeiten zu nutzen. Ein Mindset,<br />

das aus diesen Unterschieden ein Miteinander<br />

entstehen und so gemeinsamen Erfolg wachsen<br />

lässt. Ein Mindset, das Individuen dabei hilft, ein<br />

komplexes Netzwerk zu bilden und zu steuern. Ein<br />

Mindset, das sich in fünf Schritten beschreiben<br />

lässt:<br />

1. Miteinander:<br />

Uns abzugrenzen ermöglicht es, uns selbst durchund<br />

über andere hinwegzusetzen. Im <strong>New</strong> <strong>Work</strong><br />

hingegen wird Diversität groß geschrieben.<br />

Möglichst vielfältig sollen die Einflussfaktoren – ob<br />

wirtschaftlich, ethnisch, kulturell oder sozial –<br />

sein. Divers zusammengestellte Teams sollen von<br />

unterschiedlichen Erfahrungen profitieren.<br />

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, das<br />

Augenmerk nicht auf das zu richten, was die<br />

Beteiligten trennt, sondern auf das, was diese<br />

verbindet. Ein solcher Fokus unterstützt nicht nur<br />

die kooperative Zusammenarbeit, er eröffnet auch<br />

die Möglichkeit, besonders gut mit komplexen<br />

Problemstellungen zurechtzukommen.<br />

2. Alle im Blick:<br />

Das Konkurrenzdenken verleitet uns zu einem<br />

entweder-oder-Denken. Entweder ich gehöre zu<br />

den Gewinnern und kann mich durchsetzen oder<br />

ich muss mich unterwerfen. Bei <strong>New</strong> <strong>Work</strong> geht es<br />

jedoch um Partizipation und Eigenverantwortung.<br />

Das ist kein Kuschelkurs, sondern ein echter<br />

Meinungsaustausch mit dem Ziel, zur besten<br />

Lösung zu kommen. Dazu braucht es zunächst<br />

einen eigenen Standpunkt und die Bereitschaft,<br />

diesen zu teilen.<br />

Viele Menschen wissen, was sie nicht wollen,<br />

haben aber kein klares Verständnis davon, was<br />

ihre eigentlichen Interessen, Werte und Ziele sind.<br />

Aber nur wenn diese formuliert werden, können<br />

sie auch Berücksichtigung finden. Und nur wenn<br />

sie Berücksichtigung finden, finden wir uns auch<br />

emotional beteiligt. Gleichzeitig geht es aber<br />

darum, den Kontext und die Interessen der<br />

anderen zu verstehen. Das erfordert Neugier, die<br />

Fähigkeit Fragen zu stellen und zuzuhören. Nur<br />

wenn alle Informationen auf dem Tisch liegen,<br />

können Lösungen gefunden werden, die<br />

möglicherweise nicht jedem gerecht werden,<br />

hinter denen aber alle stehen können.<br />

3. Nutzen stiften:<br />

Im <strong>New</strong> <strong>Work</strong> geht es nicht mehr darum, wie hart<br />

jemand arbeitet, sondern welchen Nutzen er<br />

damit stiftet, sowohl für das Unternehmen als<br />

auch für die Kollegen und den Kunden. Netflix<br />

erwartet von seinen Mitarbeitern Selbstlosigkeit.<br />

Im culture deck, das vor sechs Jahren vom CEO<br />

Reed Hastings erstmals gepostet wurde und von<br />

vielen mittlerweile als <strong>New</strong> <strong>Work</strong> Manifest<br />

betrachtet wird, heißt es dazu, dass vom<br />

Mitarbeiter erwartet wird, mehr danach zu<br />

streben, was für das Unternehmen am besten ist<br />

als nach dem eigenen Vorteil oder dem der<br />

Gruppe zu suchen. Weiterhin beinhaltet es, bei<br />

der Suche nach der besten Lösung das Ego außen<br />

vor zu lassen, den Kollegen zu helfen und<br />

Informationen proaktiv zu teilen. Gerade was das<br />

Teilen von Informationen angeht, hat man in<br />

Unternehmen jedoch oft den Eindruck, dass das<br />

eher als Holschuld, denn als Bringschuld<br />

17


etrachtet wird. Gründe dafür sind <strong>zum</strong> einen<br />

große Selbstzentriertheit und die mangelnde<br />

Fähigkeit, über den Tellerrand hinaus zu blicken<br />

und andererseits Machtspiele, die mit Wissen<br />

(=Macht) betrieben werden.<br />

4. Gemeinsam gewinnen:<br />

Die klassische Arbeitsteilung hat uns gelehrt, dass<br />

jeder für sich dafür sorgen muss, seinen Teil der<br />

Arbeit so gut wie möglich zu erledigen. Das hat<br />

sogar dazu geführt, dass Erfolge auf Kosten<br />

anderer Beteiligter im selben Unternehmen<br />

eingefahren wurden, weil der Fokus darauf lag, als<br />

Einzelner oder als einzelne Abteilung gut<br />

dazustehen. Das genügt nicht mehr.<br />

Die im <strong>New</strong> <strong>Work</strong> immer wichtigere Wissensund<br />

Schöpfungsarbeit kann nicht im Silo<br />

stattfinden.<br />

Es geht um vernetzte Prozesse zwischen<br />

verschiedenen Abteilungen und<br />

Wissensdisziplinen. Das erfordert abgestimmte<br />

Ziele und eine abgestimmte Strategie sowie das<br />

gegenseitige Vertrauen, gemeinsam über die<br />

Ziellinie gehen zu wollen und nicht etwaige<br />

Quick-Wins mitzunehmen, um individuell gut<br />

dazustehen. Mit zunehmendem Freiraum, der<br />

Mitarbeitern gewährt wird sowie reduzierten<br />

Hierarchien und Prozessen, gibt es auch immer<br />

weniger Vorgaben und Hinweise, wie man es<br />

machen muss. Durch mehr Transparenz, mehr<br />

Informationen und Hintergrundwissen, soll jeder<br />

Mitarbeiter in die Lage versetzt werden, selbst die<br />

Entscheidungen zu treffen, die den Erfolg des<br />

Unternehmens ermöglichen. Das heißt aber auch,<br />

dass diese Verantwortung übernommen werden<br />

muss. Nicht jeder ist dazu bereit.<br />

5. Offenheit:<br />

Gerade Start-ups, die mit disruptiven Ideen auf<br />

den Markt kommen, setzen auf schnelles Lernen.<br />

Der Schritt auf den Markt erfolgt nicht erst dann,<br />

wenn Perfektion erreicht ist, sondern bereits im<br />

Beta-Stadium und dann geht es darum, auf Basis<br />

der gemachten Erfahrungen zu optimieren. Im<br />

<strong>New</strong> <strong>Work</strong> gilt in allen Bereichen vor allem flexibel<br />

und offen zu bleiben, um sich auf andere<br />

Vorgehensweisen und Ideen einlassen zu können.<br />

Wer aktiv den Austausch mit Menschen sucht, die<br />

anders sind als er selbst, profitiert durch neue<br />

Sicht- und Herangehensweisen. Aus anfänglichen<br />

Überraschungsmomenten entwickeln sich nicht<br />

selten Chancen, von denen <strong>New</strong> <strong>Work</strong> Teams auf<br />

für den einzelnen unvorstellbare Weise profitieren<br />

können. Ein Abenteuer, das sich lohnt!<br />

Die Idee von <strong>New</strong> <strong>Work</strong> ist es auch, die<br />

Potenzialentfaltung in die Hände der Mitarbeiter<br />

zu legen. Es besteht der Freiraum, sich zu<br />

entwickeln, damit aber gleichzeitig die<br />

Verpflichtung, für die eigene Entwicklung<br />

Verantwortung zu übernehmen und sich immer<br />

wieder neuen Herausforderungen zu stellen. Wer<br />

diese Reise mit einem neuen Mindset antritt, wird<br />

<strong>New</strong> <strong>Work</strong> nicht länger als ängstigende<br />

Veränderung, sondern als spannende<br />

Herausforderung betrachten. Und damit zugleich<br />

ein <strong>New</strong> Life einläuten!<br />

18


Foto privat<br />

Silodenken macht Menschen müde. Als<br />

Gemeindekämmerin hat Ulrike Stahl das selbst<br />

erlebt.<br />

Ihren Erweckungsmoment hatte sie bei den<br />

Vereinten Nationen, wo Kooperation und<br />

Kollaboration weltweit Frieden, Recht und<br />

Wohlstand fördern. Seither hat sie bei über 2000<br />

DAX-Unternehmen, Mittelständlern und<br />

Entrepreneuren die Dimensionen kooperativen<br />

Verhaltens erforscht. Als Professional Speaker<br />

inspiriert sie mit ihrem Credo: „Kooperativ.<br />

Kollaborativ. Kokreativ. So geht WIRTSCHAFT!"<br />

www.ulrike-stahl.com<br />

19


Kann die Psychologie Geschäftsrisiken<br />

vorhersagen?<br />

Von Deborah Szepessy & Zsolt Fehér - Hogan Assessments<br />

Es gibt zwei Schlüsselfaktoren, die für jedes<br />

Unternehmen die Risiken und den Erfolg<br />

bestimmen: Geld und Menschen. Obwohl die<br />

Bedeutung der Bewirtschaftung des ehemaligen<br />

Brunnens genauso alt ist wie die menschliche<br />

Zivilisation, wurden die Korrelationen zwischen<br />

Persönlichkeit und Leistung erst in den 80er<br />

Jahren anerkannt, und die finanziellen<br />

Konsequenzen der Führung erst in den 90er<br />

Jahren entdeckt.<br />

Warum ist es so wichtig, im Business über<br />

Persönlichkeit zu sprechen?<br />

Persönlichkeit, Führung und Leistung sind eng<br />

miteinander verbunden, was sich auf mehreren<br />

Ebenen auswirkt. Einerseits liegt die Rate der<br />

inkompetenten Führung bei 65-75 %, wie Dr.<br />

Robert Hogan in den frühen '90ern entdeckte - ein<br />

schockierender Widerspruch zu den damals<br />

akzeptierten professionellen Schätzungen von drei<br />

bis fünf Prozent. Es hat einen offensichtlichen<br />

Zusammenhang mit dem Mitarbeiterabbau, der<br />

normalerweise ebenfalls bei 75 % der Ergebnisse<br />

der Klimaumfrage gemessen wird. Die<br />

Korrelationen zwischen der Persönlichkeit der<br />

Führungskräfte und dem Wohlbefinden der<br />

Mitarbeiter sind offensichtlich, aber ein schlechter<br />

Manager hat auch mehr spürbare Kosten:<br />

Entfallene Manager kosten in der Regel mehr als<br />

150 % ihres Jahresgehalts für das Unternehmen.<br />

Dieser Schaden kann bei einem durchschnittlichen<br />

deutschen Manager oder Direktor leicht mehr als<br />

150.000 EUR betragen.<br />

Eine Reihe von Persönlichkeitsmerkmalen hat<br />

auch einen prädiktiven Wert für das zukünftige<br />

Verhalten und die zukünftige Leistungsfähigkeit.<br />

Beispielsweise belegen neuere Untersuchungen<br />

von Hogan Assessments den Zusammenhang<br />

zwischen Merkmalen und ethischem oder<br />

unethischem Verhalten: Sie fanden heraus, dass<br />

Personen, die gewissenhafter, professioneller und<br />

weniger aufmerksam sind Suchen tendieren dazu,<br />

vertrauenswürdiger und rechenschaftspflichtiger<br />

zu sein, während diejenigen, die ein Risiko<br />

eingehen, bereit sind, die Regeln zu biegen, und<br />

Aufmerksamkeit suchen, werden als das Gegenteil<br />

betrachtet. Wenn eine Firma in unethisches<br />

Verhalten gerät, leidet ihr Ruf und sie können bis<br />

zu 41 % ihres Marktwerts verlieren - was<br />

wiederum zu finanziellen Verlusten führt.<br />

Risikofaktor Mensch minimieren<br />

Daher kann ein Unternehmensführer nicht nur die<br />

Risiken im Faktor Mensch vorbereiten und<br />

minimieren. Eine starke Einschätzung zeigt nicht<br />

nur die gute Seite oder die besten Eigenschaften<br />

eines Kandidaten oder eines Arbeitnehmers,<br />

sondern kann auch die Risikofaktoren, potenzielle<br />

Entgleisung jedes Einzelnen sowie seine Funktion<br />

in der gesamten Geschäftsstruktur oder als Teil<br />

davon bestimmen eines Teams Jeder, der in<br />

Situationen gerät, in denen er aufhört, sein Bestes<br />

zu geben (z. B. unter Stress, Krankheit oder im<br />

Gespräch mit Untergebenen), zeigt früher oder<br />

später seine dunklen Seiten. Es geht nicht um<br />

"wenn", sondern um "wann".<br />

20


Herr Fehér, was bedeutet <strong>New</strong> <strong>Work</strong> für Ihr<br />

Tagesgeschäft?<br />

Ich bin mir nicht ganz sicher, was daran so neu ist.<br />

Fernarbeit gibt es schon seit einem Jahrzehnt,<br />

Telefonkonferenzen per Computer und<br />

Mobiltelefon sind ebenfalls ein weit verbreitetes<br />

Phänomen. Vielleicht haben wir uns nur von<br />

Skype zu Zoom weiterentwickelt, aber dies ist das<br />

einzige "Neue" in den letzten Jahren. In den<br />

letzten 20 Jahren gibt es Wissensaustausch über<br />

E-Tools. Ich bin mir nicht sicher, ob etwas wirklich<br />

Neues außer den Plattformen, die wir dafür<br />

verwenden.<br />

Was sind die großen Trends für die Zukunft<br />

unserer Arbeit?<br />

Ich denke, der größte Trend besteht darin, über<br />

die Zukunft der Arbeit zu sprechen und mehr<br />

Analysen durchzuführen. Vielleicht ist dies die <strong>Zeit</strong><br />

in der die Geschichte der Menschheit, in der wir<br />

immer mehr Probleme quantifizieren können.<br />

Daher glauben wir, dass wir die Dinge besser<br />

vorhersagen können. In der Zwischenzeit gilt dies<br />

für bestimmte Dinge. Die Gültigkeit und<br />

Zuverlässigkeit der anderen Methoden für die<br />

Zukunft sind <strong>zum</strong>indest fragwürdig, wenn nicht<br />

völlig falsch. Philip Tetlock hat schon vor<br />

Jahrzehnten herausgefunden, dass die Mehrzahl<br />

der Projektionen ohnehin falsch ist. Eine Reihe<br />

von Schimpansen machen bessere Prognosen und<br />

werfen Entwürfe auf ein Brett.<br />

Was empfehlen Sie Frauen im Konkurrenzkampf<br />

mit „bad manager“?<br />

Es ist schwer zu verallgemeinern, dass "schlechte<br />

Manager" aus irgendeinem Blickwinkel kommen<br />

könnten. Die gute Nachricht ist, dass schlechte<br />

Manager in der Regel bald oder später versagen<br />

(in Fortune 500 scheitern etwa 50 % nach 1,5<br />

Jahren). Daher müssen Sie einfach Geduld haben,<br />

um dies zu vermeiden.<br />

21


Was sind Ihre Tipps für Frauen, um ihren Erfolg<br />

zu beschleunigen?<br />

1. Beharrlichkeit<br />

2. Ambitionierter Ehrgeiz - loben Sie (echten)<br />

Erfolge, sprechen Sie in der Öffentlichkeit darüber,<br />

bauen Sie Win-Win-Beziehungen innerhalb des<br />

Teams auf.<br />

3. Versuchen Sie, unbewusste Vorurteile zu<br />

vermeiden.<br />

4. Treffen Sie eine gute Entscheidung. Falls eine<br />

Schlechte getroffen wurde, bestätigen Sie diese<br />

und lernen Sie daraus, um es ein weiteres Mal zu<br />

verbessern.<br />

22


5. Bieten Sie Ihrem Team eine überzeugende<br />

Vision.<br />

6. Integrität ist vor allem in der Führung wichtig.<br />

7. Seien Sie aufmerksam gegenüber Stress und<br />

Unterforderung.<br />

8. Treffen Sie Ihre Entscheidung früh genug, wenn<br />

Sie im Geschäft beschleunigen möchten.<br />

9. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn Sie ein<br />

Experte werden, aber bei einer Beförderung nicht<br />

berücksichtig werden.<br />

10. Ignoriere alle Skeptiker und Negativisten um<br />

dich herum!<br />

Vielen Dank!<br />

23


PHOTO: JackieHardt.com , Courtesy Blaublut<br />

Panta rhei - alles ist im Fluss<br />

Bewegung als Geschäftsmodell -<br />

Wie <strong>New</strong> <strong>Work</strong> gelebt werden kann<br />

Von Gabriele van den Berg<br />

24


Panta Rhei, wie Heraklit bereits einige Jahrhunderte v. C. konstatierte,<br />

sinngemäß: „Alles bewegt sich fort und nichts bleibt“<br />

– daran hat sich bis heute nichts geändert, wohl aber an der Fließgeschwindigkeit.<br />

Eine wirklich kundenorientierte Organisation muss dauerhaft agil und flexibel sein. Um diesem Anspruch<br />

gerecht zu werden, um nachhaltig am Markt und erfolgreich zu bleiben, muss der Kunde im Mittelpunkt<br />

stehen. Customer Centricity darf nicht nur ein vielfach zitiertes Buzzword bleiben, sie muss gelebt werden.<br />

Durch die ganze Organisation hindurch, abteilungs- und funktionsübergreifend.<br />

Die Daten für die Kundenanalyse für das Customer-Experience-Management erfolgt künftig noch stärker über<br />

das mobile Marketing und standortbezogene Dienste, auch durch den vermehrten Einsatz von Proximity<br />

Beacons. So wie ein GPS-Signal im Outdoor-Bereich die exakte Position bestimmt,<br />

tun das Beacons mit ihrer Position. Alle Empfänger-Geräte in Reichweite können dadurch mit<br />

produktrelevanten Informationen, sogenannten location based content, gefüttert werden.<br />

Dazu kommen künftig noch ausgefeiltere Tools <strong>zum</strong> Einsatz, die auch die Analyse von Emotionen bieten<br />

- über Stimme und Mimik. Um die entsprechend exponentiell ansteigenden Datenmengen zu analysieren<br />

und daraus kundenorientierte Lösungen und Prozesse abzuleiten, werden Wissensmanagement Systeme und<br />

AI, künstliche Intelligenz, eingesetzt werden, um ein effektives Datatelling zu betreiben.<br />

Um die daraus gewonnenen Erkenntnisse für strategische Ausrichtung einzusetzen, bis hin zur Umsetzung in<br />

ein treffsicheres Storytelling.<br />

Die Quadratur des Kreis<br />

Eine exzellente Customer-Experience wird dennoch immer die Quadratur des Kreises sein.<br />

Analysen erfolgen stets auf Basis historischer Daten. Da sich Kundenwünsche nicht diktieren lassen,<br />

bleibt die Customer-Journey stets eine schrittweise Annäherung an die sich permanent ändernden<br />

Kundenbedürfnisse. Das erfordert kontinuierliche Beobachtung, um die Nähe <strong>zum</strong> Kunden zu halten.<br />

Das lohnt sich. Fest steht, dass sich die Fokussierung auf die Customer-Centricity de facto direkt<br />

positiv auf den operativen Geschäftserfolg auswirkt.<br />

Qualität statt technischer Aufrüstung<br />

Nicht eine Vielzahl an Tools wird über den Erfolg entscheiden. Die Erschaffung einer personalisierten Erfahrung<br />

wird davon abhängen, die Tools daraufhin auszurichten, relevanten Content zur richtigen <strong>Zeit</strong><br />

an den Kontext anzupassen. Bei der Datenmenge und Komplexität bedarf es des Einsatzes von<br />

Wissensmanagement Systemen und AI, künstlicher Intelligenz, um die Optimierung von Inhalten und<br />

Erfahrungen voranzutreiben. Nur so lassen sich sämtliche Systeme, CRM, CMS erfolgswirksam bündeln und<br />

Retailgeschäft <strong>zum</strong> Einsatz kommen. Mit dem klassischen Ziel, dass eine Marke nachhaltig als hilfreich<br />

zur Erfüllung von Bedürfnissen wahrgenommen wird.<br />

Wie gelingt exzellente Customer Experience – in Konzernen?<br />

Um eine erfolgreiche gemeinsame und nachhaltige Entwicklung aufzubauen, gilt es<br />

Menschen, Systeme und Technologien zu verbinden, statt sie getrennt zu entwickeln. Man sollte sich auf den<br />

Menschen und seine Ziele fokussieren und auch nicht von jeder neuen Technologie ablenken oder dominieren<br />

lassen. Es gilt Verantwortliche und ihre Ideen in der gesamten Organisation zu identifizieren<br />

und zu verbinden. Dazu sind abteilungsübergreifende Teams und Budgets zu bilden.<br />

25


Die Erfahrungen von Mitarbeitern-, Kunden- und Geschäftspartnern bilden ein ganzheitliches Öko-System.<br />

Wichtig ist, alle Berührungspunkte mit dem Kunden, in der physischen wie auch der digitalen Welt,<br />

zu identifizieren, um ihm das, was er am dringendsten benötigt, zur Verfügung zu stellen - zeitgerecht.<br />

Customer Experience stellt eine Symbiose dar, denn das Spektrum der Touchpoints ist inzwischen extrem breit.<br />

Das kann nicht allein von der Marketingabteilung umgesetzt werden - gerade in Konzernen. Zudem ist die <strong>Zeit</strong><br />

knapp - gerade in existenzbedrohlichen Phasen. Daher gilt es frühzeitig und fortlaufend, über Abteilungen-,<br />

Informationssysteme und -Silos hinaus, Mitarbeiter zu identifizieren, die gewillt sind, neue Wege zu gehen.<br />

Demokratisierung der Customer-Journey<br />

Customer Experience betrifft jeden Mitarbeiter eines Unternehmens. Um Exzellenz in der Customer Experience<br />

zu erzielen, alle Touchpoints <strong>zum</strong> Kunden auf diesen auszurichten, bedarf es der Demokratisierung der<br />

Verantwortlichkeit, kontinuierlich konsistent und über alle Kanäle hinweg. Jeder ist verantwortlich, das<br />

Unternehmen sollte sich als Ganzes als ein Team sehen, das ein gemeinsames Ziel hat.<br />

Zudem sollten Konzerne und ihre Führungskräfte ihre Sicht wieder hin zu einem One-to-one-Marketing lenken,<br />

um echte Kundennähe zu erzielen.<br />

Wurde im vorigen Millennium noch der Mitbewerber beobachtet wurde, um einen höheren Marktanteil zu<br />

gewinnen, stehen Unternehmen heute unter dem Druck, dass es Konkurrenten gibt, die Geschäftsmodelle<br />

umwälzen und etablierte Unternehmen und ganze Branchen verdrängen. Das stellt eine ständige existenzielle<br />

Bedrohung dar. Führungskräfte sind mehr denn je gefordert, sich von alten Denkmustern zu lösen, und auch<br />

Selbstzufriedenheit im Unternehmen zu erkennen und aufzulösen.<br />

Nur so können sie der Entwicklung einen Schritt voraus sein.<br />

Nicht akut, sondern chronisch<br />

Die Gefahr in Gewohnheiten zu verharren, interne Spielregeln und Informationssilos aufzubauen,<br />

ist keine akute, sie besteht chronisch. Das gilt es zu überwinden, statt sich an - technischen- Aufholjagden zu<br />

beteiligen, die dann oft an eben diesen internen Hemmnissen scheitern. Wenn Mitarbeiter bereits Scherze darüber<br />

machen, dass immer wieder dieselben Punkte auf der wöchentlichen Agenda stehen, Projekte ständig geschoben<br />

werden, dass bei Kunden und Partnern hochgeschätzte Mitarbeiter das Unternehmen verlassen und in eine andere<br />

Branche wechseln. Das sind Anzeichen, die die Notwendigkeit einer sofortigen Analyse und einen internen<br />

Kurswechsel anzeigen<br />

Mitarbeiter finden und fördern, die “stören”.<br />

Der kürzeste Weg <strong>zum</strong> Erfolg ist, den Mitarbeitern zuzuhören. Vor allem denjenigen, die bestehende<br />

Geschäftsmodelle hinterfragen und produktive Debatten anstoßen. <strong>New</strong> <strong>Work</strong> sollte den Weg bereiten, Strukturen<br />

aufzubauen, um systematisch eben diese Anstifter und Agitatoren zu identifizieren. Es sollten eben die<br />

Teammitglieder gefördert werden, die sich immer und erneut um Fortschritt und Perfektion bemühen, auch und<br />

gerade, wenn es dazu erforderlich ist, Komfortzonen verlassen zu müssen. Agile Unternehmen schaffen dafür den<br />

erforderlichen Freiraum und verlassen das Terrain des gewohnten Hierarchiedenkens.<br />

Hin zu einer Kultur der Meritokratie, der Vorherrschaft derer, die sich durch Leistung verdient machen.<br />

Und das unabhängig von Posten und Positionen - hier zählt jeder einzelne Mensch im Team.<br />

.<br />

26


Von der Basis bis in die Geschäftsleitung sind alle Mitarbeiter einer Organisation als potenzielle Wegbereiter für<br />

Transformationen anzusehen. Es gilt, die Teammitarbeiter zu fördern, die besonderen Mut haben, die es wagen,<br />

Reibung zu erzeugen, und durch schwierige Fragen produktive Debatten anstoßen und dabei auf <strong>Zeit</strong> drängen.<br />

Diese Mitarbeiter sollten an übergeordneten, gegebenenfalls eigens zu schaffenden Schnittstellen zwischen<br />

Sales, Service, Support, Legal und Organisation und Marketing - installiert werden.<br />

So besteht eine gute Chance, die Notwendigkeit eines größeren Kurswechsels rechtzeitig zu erkennen,<br />

bevor es ein Mitbewerber tut.<br />

Doch gefragt ist auch Umsicht. Denn über Teamzusammenhalt und -erfolg entscheiden nicht allein Top-Performer. Kein<br />

Spiel gewinnt man allein mit Läufern und Springern, es bedarf einer ausgewogenen Mischung aus Persönlichkeiten. Es<br />

gilt, alle Teammitglieder nach ihren jeweiligen Stärken zu fördern, um die besten Ideen<br />

und Möglichkeiten aus allen Teilen der Organisation zu verbinden. Das wiederum fördert den Zusammenhalt<br />

und die Motivation.<br />

Ständige Veränderung als Maxime.<br />

Jenseits ihrer Geschäftsmodelle müssen Unternehmen sich von innen heraus entwickeln, ihre gesamte Kultur auf die<br />

Erfüllung der Kundenbedürfnisse ausrichten, um relevant zu bleiben. Das könnte bedeuten, ein Modell zu leben, in dem<br />

die Mitarbeiter in einem Zustand des Flusses arbeiten. Dauernde Flexibilität und ständige Veränderung gelten dann als<br />

Maxime. Unabdingbar ist, ein Big Picture, ein anschauliches Bild, von der Unternehmenszukunft zu zeichnen, sodass<br />

jeder in der Organisation weiß, was sich am Horizont abzeichnet. So wird die Klarheit geschaffen.<br />

Das Wichtigste ist und bleibt, die Menschen im Unternehmen auf der Reise mitzunehmen.<br />

Konzerne bewegen sich erst, wenn sie der Meinung sind, dass das Bedrohungsniveau ein kritisches Maß erreicht hat.<br />

Stattdessen sollten sie sich so organisieren, dass sie in stetiger Alarmbereitschaft sind, damit eine sich abzeichnende<br />

Entwicklung nicht zu einer existenziellen Bedrohung wird. Dringlichkeit ist mithin ein Schlüsselfaktor.<br />

Disrupt yourself - die harte Realität: Disruption ist umfassend, unbegrenzt und unendlich.<br />

Die Wettbewerbslandschaft ist im Umbruch - nicht erneut, sondern fortwährend.<br />

Der technologische Fortschritt verkürzt die Zyklen erheblich. Das Umfeld wird immer unbarmherziger.<br />

Keiner wird den Weg in die Zukunft finden, wenn er in den Spurrillen bleibt, die andere gemacht haben,<br />

ist mehr als nur eine altbekannte Phrase, wenn man es konsequent umsetzen will.<br />

Doch mit Mut, Entschlossenheit und der Fähigkeit, die Er-/Neuerung kontinuierlich zu suchen<br />

und mit der Bereitschaft, sich agil und flexibel auf Neuerungen einzustellen, kann es gelingen,<br />

jede Herausforderung zu meistern. Unkonventionelle Ansätze sollten <strong>zum</strong> Standard werden.<br />

Diese Entschlossenheit muss sich überall zeigen<br />

- bei jedem einzelnen Menschen.<br />

27


Unternehmensverkauf - Folgen für die<br />

bestehenden Arbeitsverhältnisse<br />

Von Ines Heydasch - Rechtsanwältin und Partnerin bei Buse, Heberer, Fromm<br />

Bei einem Unternehmensverkauf stellt sich<br />

häufig die Frage, welche Folgen ein solcher<br />

Verkauf für die im Unternehmen beschäftigten<br />

Arbeitnehmer mit sich bringt und welche Rechte<br />

ihnen zustehen. Damit befasst sich unser<br />

nachstehendes Interview.<br />

Frau Heydasch, wenn der Arbeitgeber sein<br />

Unternehmen an Dritte verkauft, verlieren dann<br />

die im Unternehmen beschäftigten<br />

Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz?<br />

Nein, grundsätzlich nicht. Der Käufer oder<br />

Erwerber eines Unternehmens darf die im<br />

Unternehmen beschäftigten Arbeitnehmer nicht<br />

einfach sozusagen auf die Straße setzen. Vielmehr<br />

stellt ein solcher Unternehmensverkauf in der<br />

Regel einen sogenannten Betriebsübergang nach<br />

§ 613 a Abs. 1 BGB dar. Diese Regelung bestimmt,<br />

dass dann, wenn ein Betrieb oder Betriebsteil<br />

durch Rechtsgeschäft- wie beispielsweise durch<br />

einen Verkauf - auf einen anderen Inhaber<br />

übergeht, dieser in die Rechte und Pflichten aus<br />

den im <strong>Zeit</strong>punkt des Übergangs bestehenden<br />

Arbeitsverhältnissen eintritt.<br />

Der Übergang eines Betriebsteils eines Betriebes<br />

steht für die im Betriebsteil beschäftigten<br />

Arbeitnehmer dem Betriebsübergang gleich. Als<br />

Betriebsteile sind Dach der Rechtsprechung des<br />

Bundesarbeitsgerichts (BAG) selbstständig<br />

abgrenzbare organisatorische Einheiten zu<br />

verstehen, mit denen innerhalb des<br />

Gesamtzwecks des Betriebs ein Teilzweck verfolgt<br />

wird. Dies kann ein bestimmter Geschäftsbereich<br />

innerhalb eines Unternehmens sein, so<br />

beispielsweise eine Abteilung eines<br />

Industrieunternehmens. Die Arbeitsverhältnisse<br />

gehen also unverändert kraft dieser gesetzlichen<br />

Regelung vom bisherigen Arbeitgeber auf den<br />

Erwerber des Betriebs oder Betriebsteils über. Die<br />

Rechtsfolgen des § 613a BGB sind gesetzlich<br />

zwingend und nicht abdingbar.<br />

Ist mit jedem Unternehmensverkauf ein<br />

Betriebsübergang verbunden?<br />

Nein, es kommt auf die Form des Verkaufs an. Zu<br />

unterscheiden sind zwei Formen des<br />

Unternehmensverkaufs, nämlich der sogenannte<br />

„Share Deal“ und der „Asset Deal“. Bei einem<br />

„Share Deal“ erwirbt der Käufer die<br />

Gesellschafteranteile einer Personen- oder<br />

Kapitalgesellschaft, so beispielsweise die<br />

GmbH-Anteile der GmbH, die das Unternehmen<br />

betreibt und Arbeitgeber der dort beschäftigten<br />

Arbeitnehmer ist.<br />

In diesem Fall findet lediglich ein Gesellschafterbzw.<br />

Inhaberwechsel bei Fortbestand der<br />

Gesellschaft und folglich des Arbeitgebers statt.<br />

Anders ist die Rechtslage aber bei einem „Asset<br />

Deal“, bei dem der Erwerber nicht<br />

Gesellschaftsanteile erwirbt, sondern einzelne<br />

<strong>zum</strong> Betrieb gehörende Wirtschaftsgüter<br />

(Betriebsmittel), wie beispielsweise Inventar,<br />

Gebäude, Produktionsmaschinen,<br />

Kundenbeziehungen, Grundstücke, etc., die im<br />

Wege der Einzelrechtsnachfolge auf den Erwerber<br />

übertragen werden. Der „Asset Deal“ hat<br />

weitreichende arbeitsrechtliche Folgen, so kann er<br />

auch den Tatbestand eines Betriebs(teil)<br />

übergangs gemäß § 613a Abs. 1 BGB erfüllen.<br />

28


Was wird unter einem Betriebs(teil)übergang<br />

verstanden?<br />

Nach der einschlägigen Rechtsprechung des<br />

Bundesarbeitsgerichts (BAG) ist für einen<br />

Übergang erforderlich, dass eine bereits bei dem<br />

übertragenden Unternehmen hinreichend<br />

abgrenzbare selbstständige wirtschaftliche Einheit<br />

existiert, die unter Wahrung ihrer Identität auf ein<br />

anderes Unternehmen durch Rechtsgeschäft<br />

übertragen und vom Erwerber fortgeführt wird<br />

(vgl. z. B. BAG, Urteil vom 19.03.2015 - Az.: 8 AZR<br />

119/14-). Der Begriff der wirtschaftlichen Einheit<br />

wird durch die ständige Rechtsprechung des BAG<br />

bestimmt. Danach ist für eine wirtschaftliche<br />

Einheit eine hinreichend strukturierte und<br />

selbstständige Gesamtheit von Personen und<br />

Sachen zur auf Dauer angelegten Ausübung einer<br />

wirtschaftlichen Tätigkeit mit eigenem Zweck<br />

erforderlich. Ob ein Übergang einer<br />

wirtschaftlichen Einheit im vorstehenden Sinne<br />

vorliegt, ist nach der einschlägigen<br />

Rechtsprechung des BAG in jedem Einzelfall im<br />

Zuge einer Gesamtbewertung aller den<br />

betreffenden Vorgang kennzeichnenden<br />

Tatsachen anhand von einzelnen Kriterien zu<br />

beurteilen. Zu den Kriterien gehören die Art des<br />

Betriebs, der etwaige Übergang der materiellen<br />

Betriebsmittel (z. B. Produktionsanlagen,<br />

Gebäude, Inventar), der Wert der immateriellen<br />

Betriebsmittel im <strong>Zeit</strong>punkt des Übergangs, eine<br />

etwaige Übernahme der Hauptbelegschaft, die<br />

etwaige Übernahme von Kundenbeziehungen<br />

sowie der Grad der Ähnlichkeit zwischen den vor<br />

und nach dem Übergang verrichteten Tätigkeiten.<br />

So genügt beispielsweise für die Annahme des<br />

Übergangs einer wirtschaftlichen Einheit für sich<br />

genommen nicht, dass ein anderer Rechtsträger<br />

die gleiche oder gleichartige Tätigkeit fortführt.<br />

Die bloße Fortführung der Tätigkeit durch einen<br />

anderen (sogenannte Funktionsnachfolge) stellt<br />

ebenso wenig wie die reine Auftragsnachfolge<br />

einen Betriebs(teil)übergang dar. Wenn bisher im<br />

Betrieb selbst erbrachte Leistungen an ein drittes<br />

Unternehmen fremd vergeben werden, so ist<br />

diese Fremdvergabe als bloße Funktionsnachfolge<br />

einzuordnen. Ähnliches gilt bei einer Neuvergabe<br />

eines bereits zuvor an eine Fremdfirma<br />

vergebenen Dienstleistungsauftrages, wie etwa<br />

die Vornahme von Reinigungsaufgaben.<br />

Ein Übergang scheidet ferner aus, wenn der<br />

Betrieb vor dem Erwerb stillgelegt wird.<br />

Betriebsübergang und Betriebsstilllegung<br />

schließen sich gegenseitig aus. Wenn es nach<br />

einer endgültig geplanten und schon eingeleiteten<br />

oder bereits erfolgten Betriebsstilllegung zu einer<br />

unerwarteten Veräußerung und späteren<br />

Betriebsfortführung kommt, liegt darin kein<br />

Übergang einer Einheit (vgl. BAG, Urteil vom<br />

16.05.2002 - Az.: 8 AZR 319/01-, NZA 2003, S. 93<br />

ff).<br />

Werden bei einem Betriebsübergang auch<br />

Führungskräfte und leitende Angestellte<br />

geschützt?<br />

Der Schutz der Regelung des § 613a BGB erfasst<br />

alle Personen, die <strong>zum</strong> <strong>Zeit</strong>punkt des Übergangs in<br />

einem Arbeitsverhältnis mit dem Verkäufer des<br />

29


Unternehmens stehen. Folglich sind auch<br />

Führungskräfte und leitende Angestellte geschützt<br />

sowie Auszubildende, in Teilzeit Beschäftigte oder<br />

befristet Beschäftigte. Nicht erfasst sind Personen,<br />

die in keinem Arbeitsverhältnis, sondern in einem<br />

sonstigen von einem Arbeitsverhältnis zu<br />

unterscheidendem Dienstverhältnis stehen, wie<br />

etwa der Geschäftsführer einer GmbH oder freie<br />

Mitarbeiter.<br />

Kann der Arbeitgeber oder Erwerber im<br />

Zusammenhang mit einem Betriebsübergang<br />

Kündigungen aussprechen?<br />

Dazu bestimmt § 613a Abs. 4 BGB, das die<br />

Kündigung des Arbeitsverhältnisses eines<br />

Arbeitnehmers durch den bisherigen Arbeitgeber<br />

oder den neuen Inhaber wegen des Übergangs<br />

eines Betriebs oder Betriebsteils unwirksam ist.<br />

Die Vorschrift gewährt keinen absoluten<br />

Bestandsschutz gegen Kündigungen im<br />

Zusammenhang mit einem Betriebsübergang,<br />

verbietet aber, gerade den Betriebsübergang <strong>zum</strong><br />

Anlass der Kündigung zu nehmen. Das<br />

Kündigungsrecht aus anderen Gründen bleibt aber<br />

gemäß § 613a Abs. 4 Satz 2 BGB unberührt, so<br />

etwa außerordentliche Kündigungen wegen<br />

Pflichtverletzungen, ordentliche Kündigungen aus<br />

verhaltens- oder personenbedingten Gründen,<br />

aber auch solche aus betriebsbedingten Gründen,<br />

die ihren Ursprung in anderen betrieblichen<br />

Erfordernissen als denen des Betriebsübergangs<br />

haben.<br />

Wie gelangt den Arbeitnehmern im Fall des<br />

Unternehmensverkaufs ein damit verbundener<br />

Betriebsübergang zur Kenntnis?<br />

Die Arbeitnehmer haben bei einem Betriebs(teil)<br />

übergang Recht auf Informationen. Nach § 613a<br />

Abs. 5 BGB müssen die im Unternehmen<br />

beschäftigten Arbeitnehmer vor dem<br />

Betriebsübergang schriftlich in Textform über den<br />

<strong>Zeit</strong>punkt oder den geplanten <strong>Zeit</strong>punkt des<br />

Übergangs, den Grund des Übergangs, die<br />

rechtlichen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen<br />

sowie über die für die Arbeitnehmer in diesem<br />

Zusammenhang geplanten Maßnahmen<br />

unterrichtet werden. Diese Informationen können<br />

wahlweise vom bisherigen oder vom neuen<br />

Betriebsinhaber erteilt werden. Die<br />

arbeitsgerichtliche Rechtsprechung stellt an die<br />

ordnungsgemäße Erfüllung der<br />

Informationspflichten sehr hohe Anforderungen.<br />

Bei unterlassener, verspäteter oder fehlerhafter<br />

Unterrichtung beginnt die in § 613a Abs. 6 BGB<br />

bestimmte Widerspruchsfrist für einen<br />

Widerspruch des Arbeitnehmers gegen den<br />

Übergang seines Arbeitsverhältnisses nicht zu<br />

laufen.<br />

Kann sich ein Arbeitnehmer gegen den Übergang<br />

seines Arbeitsverhältnisses auf den Erwerber<br />

wehren?<br />

Selbstverständlich kann sich der Arbeitnehmer<br />

wehren. Er hat im Falle eines Betriebs(teil)-<br />

übergangsein Widerspruchsrecht. Gemäß § 613a<br />

Abs. 6 BGB kann der Arbeitnehmer dem Übergang<br />

seines Arbeitsverhältnisses ohne Angaben von<br />

Gründen innerhalb eines Monats nach Zugang der<br />

vollständigen Information durch den Arbeitgeber<br />

schriftlich widersprechen.<br />

30


vollständigen Information durch den Arbeitgeber<br />

schriftlich widersprechen.<br />

Ein solcher Widerspruch kann entweder<br />

gegenüber dem bisherigen Arbeitgeber oder dem<br />

neuen Inhaber erklärt werden. Um den Zugang<br />

eines solchen Widerspruchs bei dem bisherigen<br />

Arbeitgeber oder dem neuen Arbeitgeber im<br />

Streitfalle nachweisen zu können, sollte der<br />

Arbeitnehmer sein Widerspruchsschreiben<br />

entweder persönlich gegen Erteilung einer<br />

Empfangsquittung aushändigen oder per<br />

Übergabeeinschreiben oder Kurier übersenden.<br />

Bei unterlassener, verspäteter oder fehlerhafter<br />

Unterrichtung beginnt diese Widerspruchsfrist,<br />

wie gesagt, nicht zu laufen. In diesen Fällen kann<br />

der Arbeitnehmer dem Betriebsübergang in den<br />

Grenzen der Verwirkung jederzeit widersprechen,<br />

eine absolute feste zeitliche Grenze für die<br />

Ausübung des Widerspruchsrechts besteht nicht.<br />

Die Ausübung des Widerspruchsrechts kann nach<br />

allgemeinen Grundsätzen aber verwirken. Die<br />

Verwirkung ist ein Sonderfall der unzulässigen<br />

Rechtsausübung (§ 242 BGB) und schließt die<br />

Geltendmachung des Widerspruchsrechts wegen<br />

sogenannter illoyaler Verspätung aus.<br />

Voraussetzung einer solchen Verwirkung ist, dass<br />

der Widerspruchsberechtigte sein Recht für<br />

längere <strong>Zeit</strong> nicht geltend gemacht hat<br />

(<strong>Zeit</strong>moment) und Umstände vorliegen, die bei<br />

dem Betriebsveräußerer den Eindruck erwecken,<br />

der Widerspruchsberechtigte wolle sein<br />

Widerspruchsrecht nicht mehr geltend machen<br />

(Umstandsmoment). Die bloße Weiterarbeit beim<br />

Betriebserwerber ist allerdings für die Annahme<br />

einer Verwirkung nicht ausreichend.<br />

Betriebserwerber ist allerdings für die Annahme<br />

einer Verwirkung nicht ausreichend.<br />

Der fristgerechte Widerspruch verhindert den<br />

Übergang des Arbeitsverhältnisses des<br />

Widersprechenden auf den Betriebserwerber, es<br />

besteht also mit dem alten Arbeitgeber fort.<br />

Die Ausübung eines solchen Widerspruchs bringt<br />

aber beachtliche Risiken mit sich. Kann der alte<br />

Arbeitgeber den Arbeitnehmer aufgrund des<br />

Fortfalls seines bisherigen Arbeitsplatzes auch<br />

nicht auf einem anderen freien Arbeitsplatz weiter<br />

beschäftigen, kann er das Arbeitsverhältnis des<br />

widersprechenden Arbeitnehmers aus<br />

betriebsbedingten Gründen ordentlich kündigen.<br />

Ob im Einzelfall ein Widerspruch sinnvoll ist, sollte<br />

daher sorgfältig überlegt und unter Hinzuziehung<br />

eines Fachanwalts geklärt werden.<br />

Aufgrund der Komplexität der sich aus der<br />

Regelung des § 613a BGB ergebenden<br />

Fragestellungen sowie der daraus auch im<br />

prozessualen Bereich resultierenden<br />

Schwierigkeiten ist die Hinzuziehung eines im<br />

Arbeitsrecht spezialisierten Anwalts dringend zu<br />

empfehlen.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Ines Heydasch<br />

ist langjährige Partnerin<br />

am Standort Hamburg. Ihre<br />

Tätigkeitsschwerpunkte<br />

sind Individual- und<br />

Kollektivarbeitsrecht sowie<br />

Dienstvertrags- und<br />

Handelsvertreterrecht.<br />

31


Digitale Helfer für mobile Arbeitswelten<br />

Von Patrick Wings, Geschäftsführer der Taskworld Deutschland GmbH<br />

Wie virtuelle Arbeitsräume die infrastrukturelle Basis für den digitalen Wandel der Arbeitswelten schaffen<br />

Die klassischen Arbeitswelten befinden sich in einem strukturellen Wandel – weg vom Konferenztisch mit<br />

Handouts in Papierform hin zu virtuellen <strong>Work</strong> Spaces. Neue Arbeitsmodelle, mehr Mobilität und Transparenz,<br />

schnellere Kommunikation und der Wunsch, das Knowhow und die individuellen Stärken der eigenen<br />

<strong>Work</strong>force effektiver nutzbar zu machen, veranlasst immer mehr Betriebe, in die Schaffung digitaler<br />

Arbeitsumgebungen zu investieren.<br />

Die Digitalisierung durchdringt sämtliche Lebensund<br />

Arbeitsbereiche unserer Gesellschaft. Diese<br />

beeinflusst nicht nur das Informations- und<br />

Kommunikationsverhalten im privaten wie auch<br />

beruflichen Umfeld, sondern verändert auch<br />

nachhaltig die Art und Weise, wie Arbeitswelten<br />

heute funktionieren. Normarbeitsverhältnisse<br />

etwa werden heute immer mehr durch neue<br />

Arbeits- und Kollaborationsmodelle abgelöst. Die<br />

mit der Digitalisierung entstandenen Modelle<br />

digital vermittelter Arbeitsteilung Clickworker<br />

(Outsourcingvon „micro tasks“), Crowdworker<br />

(„Feste Freie“) oder Cloudworker, die ihrer Arbeit<br />

flexibel mit einer Cloud-basierten IT-Infrastruktur<br />

nachgehen, sind heute fest etabliert und werden<br />

aufgrund ihrer flexiblen Handhabbarkeit immer<br />

öfter in Anspruch genommen.<br />

„Der Effekt etwa vom Einsatz digitaler<br />

Arbeitsmittel ermöglicht den Unternehmen mehr<br />

Dezentralisierung bei der Umsetzung von<br />

Aufgaben, lenkt aber zwangsläufig den Blick auf<br />

die zugrundeliegende Arbeitsorganisation. Denn<br />

daraus ergeben sich nicht nur gestalterische<br />

Freiheiten, sondern auch neue<br />

Herausforderungen im Hinblick auf die<br />

Kommunikation, Kollaboration,<br />

Prozessüberwachung und Mitarbeiterführung“,<br />

weiß Mandy Schroeter, Customer Success<br />

Managerin des Spezialisten für<br />

Projektmanagement- und Collaboration-Software<br />

aus der Cloud Taskworld Deutschland GmbH. „Die<br />

Definition von Arbeitsprozessen und<br />

Meilensteinen, eine klare Aufgabenverteilung, die<br />

Befristung und Überwachung der Tasks und die<br />

„Aus der Digitalisierung<br />

erwachsen neue<br />

Anforderungen an die<br />

Arbeitsorganisation, vor<br />

allem im Hinblick auf die<br />

Kommunikation,<br />

Kollaboration,<br />

Prozessüberwachung und<br />

Mitarbeiterführung“, so<br />

Mandy Schroeter.<br />

32


Über Taskworld<br />

Taskworld wurde im Jahr 2012 in <strong>New</strong> York, USA, von<br />

Serial-Entrepreneur Fred Mouawad gegründet und ist eine<br />

Cloud-basierte Task- und Projektmanagement-Software, die<br />

von Tausenden von Solo-Nutzern, Teams und Firmen in<br />

mehr als 80 Ländern genutzt wird. Taskworld kombiniert<br />

visuelles Task-Management, Team Kommunikation sowie<br />

Projektmanagement in einer vollständig integrierten,<br />

leistungsstarken Web- und Mobile-App. Unter dem Dach der<br />

Taskworld Deutschland GmbH in Berlin bündelt das<br />

Unternehmen die Bereiche Support, Partnerbetreuung,<br />

Beratung und Vertrieb für das gesamte Europa-Geschäft.<br />

Taskworld steht Nutzern sowohl als OnPremise-Lösung als<br />

auch im Betrieb einer Virtual-Private-Cloud oder<br />

Shared-Cloud zur Verfügung und erfüllt mit dem Hosting in<br />

einem u.a. nach ISO 27001 und ISO 9001 zertifizierten<br />

deutschen Rechenzentrum höchste Compliance- und<br />

Datenschutz-Standards.<br />

Messung der Leistung sind dabei wichtige<br />

Voraussetzungen für eine nachhaltig erfolgreiche<br />

Arbeitsorganisation.<br />

Dabei geht der Weg langfristig weg von der<br />

klassischen Email-Kommunikation hin zu einer<br />

Task-basierten Prozesssteuerung, wo<br />

Informationen direkt in nachverfolgbaren<br />

<strong>Work</strong>flow-Strukturen eingebettet sind“, so Mandy<br />

Schroeter weiter.<br />

Virtuelle Teams - mehr Transparenz im<br />

Tagesgeschäft<br />

Warum sollten Abteilungen und Arbeitsgruppen<br />

heute zu virtuellen Teams werden? Der Vorteil der<br />

Virtualisierung von Tätigkeiten – nicht nur<br />

außerhalb fester Arbeitsstrukturen – liegt vor<br />

allem in der Fähigkeit, für jeden Prozessbeteiligten<br />

„gläserne“ Prozesse zu schaffen sowie Planungsund<br />

Steuerungsmechanismen besser handhabbar<br />

zu machen.<br />

Unternehmensgefüge eingebunden. Damit<br />

können sie auch ein effektives Instrument des<br />

Team-Building nutzen, um die Wissens- und<br />

Ideensammlung auf horizontaler und vertikaler<br />

Ebene zu fördern, individuelle Stärken der<br />

Mitarbeiter einzubringen oder für eine<br />

gemeinsame Aufgabe zu bündeln“, unterstreicht<br />

Digitalisierungs-Expertin Mandy Schroeter.<br />

„Intuitive Handhabbarkeit, Cloud-Infrastrukturen,<br />

die Erfüllung hiesiger Datenschutzrichtlinien und<br />

flexible Berechtigungskonzepte sind dabei enorm<br />

wichtig, um neue Projekt- und Prozess-Teilnehmer<br />

über den Web-Browser sofort effektiv in das<br />

Arbeitsteam und Projekt zu integrieren (Stichwort<br />

„Onboarding“) und produktiv zu machen. Die<br />

Kommunikation über die Cloud bzw. den<br />

Web-Browser macht es zudem denkbar einfach,<br />

auch Partner und Kunden einzubinden und einen<br />

außergewöhnlichen Mehrwert in der<br />

Kundenbeziehung zu bieten.“<br />

„Durch den Einsatz von Collaboration-Tools fühlen<br />

sich Mitarbeiter nicht nur in das<br />

33


34<br />

34


Risikomanagement – Bevor es Sie kalt erwischt<br />

Von Carolin Schäufele<br />

Risiken fordern heraus, setzen neue Maßstäbe<br />

und bringen uns weiter. Wie Vincent van Gogh<br />

formulierte: Was wäre das Leben, hätten wir nicht<br />

den Mut, etwas zu riskieren?<br />

Risiken sind Unternehmeralltag. Jede<br />

Unternehmerin, jeder Unternehmer geht jeden<br />

Tag ein Risiko ein, das Risiko die richtigen<br />

Entscheidungen zu treffen, die richtigen<br />

Mitarbeiter auszuwählen und die richtigen Wege<br />

zur Unternehmensführung zu wählen.<br />

Um diese Risiken entsprechend zu handhaben und<br />

zu steuern, ist das fachgemäße Risikomanagement<br />

von immenser Bedeutung: von der richtigen<br />

Strategie bis zur passenden Umsetzung. Die<br />

Auswahl an Tools und Standartvorgehen ist<br />

mittlerweile beträchtlich. Doch bei der Auswahl<br />

und Umsetzung fehlt oft das richtige Know-how.<br />

Vor allem Unternehmerinnen suchen oft nach den<br />

richtigen Vorgehensweisen, um in einer<br />

männerdominierten Umgebung zu überzeugen,<br />

weiß Dr. Jürgen Dederichs, der Seminare zu<br />

diesem Thema anbietet.<br />

Wie also die richtige Strategie finden und<br />

umsetzen?<br />

Der Einsatz eines Risikomanagements ist nach<br />

einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

PricewaterhouseCoopers nach wie vor nicht<br />

ausreichend etabliert, laut der Untersuchung setzt<br />

erst ein Drittel der Unternehmen weltweit ein<br />

anspruchsvolles Enterprise Risk Management<br />

(ERM) überhaupt ein.<br />

Hinzu kommt, dass vor dem Hintergrund der<br />

rasant fortschreitenden Digitalisierung und deren<br />

Auswirkungen auf den Geschäftsalltag viele<br />

bekannte Methoden zur Risikoerkennung überholt<br />

sind. Ob gesetzliche Veränderungen oder<br />

Auswirkungen des globalen Wettbewerbs, viele<br />

Unternehmerinnen und Unternehmer müssen neu<br />

lernen, umdenken, neu strukturieren.<br />

Das Risikomanagement ist dabei ein wesentlicher<br />

Faktor, um Bedrohungen, Gefahren und Risiken<br />

aufzuzeigen und externen Anspruchsgruppen<br />

(Stakeholder) zu signalisieren, dass sich das<br />

Unternehmen damit befasst und nach Lösungen<br />

sucht.<br />

Risikomanagement lernen – und zwar richtig<br />

Als DINplus-Zertifizierter Business Risk Manager<br />

mehr als die Spitze des Eisbergs sehen. Innerhalb<br />

von sechs Tagen die entsprechenden<br />

Kompetenzen erlangen? Der Beuth Verlag bietet<br />

im Rahmen seines Seminarprogramms sechs<br />

Module an, die innerhalb von 2 x 3 Tagen zur<br />

Qualifizierung im Bereich Risikomanagement führen:<br />

DINplus-Zertifizierter Business Risk Manager - Das<br />

Management-Seminar für zertifizierte<br />

Risikokompetenz.<br />

35


Dabei arbeiten die Teilnehmer mit den<br />

renommierten und erfahrenen Trainern und<br />

Beratern Dr. Jürgen Dederichs und Kai<br />

Schumacher – durch und durch praxisorientiert –<br />

zu folgenden Themen zusammen:<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Wie Sie Geschäftsmodelle hinsichtlich ihrer<br />

Risiken und Chancenpotenziale analysieren<br />

und auf der Grundlage bestehender<br />

Normen des Risikomanagements<br />

beurteilen.<br />

Welche psychologischen Fallstricke in der<br />

Wahrnehmung und Kommunikation von<br />

Risiken lauern und wie Sie in diesen<br />

Situationen erfolgreich führen.<br />

Welche aktuellen Methoden zur Analyse<br />

und Gestaltung von Geschäftsmodellen<br />

hilfreich sind und welche Skills erfolgreiche<br />

Manager zur Balancierung von Risiken und<br />

Chancen anwenden.<br />

Wie Sie Krisen richtig analysieren und<br />

geeignete Maßnahmen zu deren<br />

Bewältigung entwickeln und umsetzen.<br />

Wie Sie Ihre Managementkompetenz auch<br />

in unsicheren Situationen optimal nutzen.<br />

Unternehmerinnen und Gründerinnen stehen im<br />

Fokus<br />

„Das Seminar richtet sich vor allem an<br />

Umsteigerinnen und Umsteiger im Alter zwischen<br />

40 und 50, die von Konzernen in den Mittelstand<br />

wollen, die eine Neuorientierung,<br />

Aufstiegsmöglichkeiten und mehr Verantwortung<br />

suchen“, beschreiben die Hauptreferenten Dr.<br />

Jürgen Dederichs und Kai Schumacher. Aber auch<br />

an erfahrene Mitarbeiter mit<br />

Managementqualitäten und Unternehmergen, die<br />

für eine CEO-Stelle in Frage kommen und<br />

vielleicht noch ein paar Anstöße und Ideen<br />

brauchten, um sich weiterzuentwickeln.<br />

„Ganz wichtig“, sagt Schumacher, „ist hier der<br />

Fokus auf Gründerinnen und Gründer in der<br />

Wachstumsphase mit einem Unternehmen<br />

zwischen drei und fünf Jahren sowie Frauen in<br />

Führungspositionen, denen das Seminar Tools und<br />

Techniken an die Hand geben kann, um in ihrem<br />

beruflichen Umfeld weiter erfolgreich zu sein.<br />

Viele Frauen schätzen zudem die Möglichkeit zu<br />

persönlichem Wachstum und Selbstreflexion.“<br />

Ein klassisches Beispiel seien Frauen, die eine<br />

Unternehmensnachfolge antreten und<br />

gegebenenfalls in patriarchalischen Strukturen<br />

Widerstände überwinden oder alteingesessene,<br />

langjährig gewachsene männlich dominierte<br />

Gremien im Unternehmen von ihren Fähigkeiten<br />

überzeugen müssten. „Das macht dieses Seminar<br />

vor allem für Unternehmerinnen so interessant!“,<br />

so Dederichs.<br />

36


Seminar Tools und Techniken an die Hand geben kann, um in ihrem beruflichen Umfeld weiter erfolgreich zu<br />

sein. Viele Frauen schätzen zudem die Möglichkeit zu persönlichem Wachstum und Selbstreflexion.“<br />

Ein klassisches Beispiel seien Frauen, die eine Unternehmensnachfolge antreten und gegebenenfalls in<br />

patriarchalischen Strukturen Widerstände überwinden oder alteingesessene, langjährig gewachsene männlich<br />

dominierte Gremien im Unternehmen von ihren Fähigkeiten überzeugen müssten. „Das macht dieses Seminar<br />

vor allem für Unternehmerinnen so interessant!“, so Dederichs.<br />

„Wir vermitteln das Wissen extrem praxisnah. Z. B. zeigen wir an einem tatsächlichen Fall, wie ein<br />

Unternehmen erfolgreich aus der Krise geführt wurde“, so Dederichs und betont damit noch einmal die<br />

Praxisnähe des Seminars. Weiterhin können Teilnehmerinnen und Teilnehmern an einem freiwilligen<br />

Unternehmertest teilnehmen, mit dessen Hilfe man <strong>zum</strong> Beispiel erkenn kann, welcher Unternehmertyp man<br />

ist und welche Risikoaffinität man hat. Mit diesem Wissen ist es leichter, entsprechende Entscheidungen zu<br />

treffen. Auch ein real inszeniertes Interview ist Teil des Seminars, mit dem das professionelle Verhalten in<br />

spontanen Situationen trainiert werden soll.<br />

Zertifizierte Risikokompetenz<br />

Am Ende des Seminars können die Teilnehmer die Prüfung <strong>zum</strong> DINplus-zertifizierten Business Risk Manager<br />

nach DIN EN ISO 22301 und ISO 31000 ablegen und erhalten ein personalisiertes DIN CERTCO-Zertifikat. Wer<br />

die Prüfung nicht ablegen möchte, erhält eine Teilnahmebescheinigung.<br />

Über den Beuth Verlag<br />

Der Beuth Verlag vertreibt als Tochterunternehmen von DIN nationale und internationale Normen und<br />

entwickelt multimediale Fachliteratur für Industrie, Wissenschaft, Handel, Dienstleistungsgewerbe, Studium<br />

und Handwerk. Mit dem Gros seiner Publikationen und Dienstleistungen richtet sich das Medienhaus speziell<br />

an kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Zur Programmvielfalt des Beuth Verlags mit über 350.000 Titeln<br />

gehören neben der Vielzahl an technischen Regelwerken diverse branchenspezifisch ausgerichtete Buchreihen,<br />

E-Books, Normen-Management-Systeme, Onlineportale, Loseblattwerke, <strong>Zeit</strong>schriften, Apps – sowie im<br />

Rahmen der DIN-Akademie ein breit gefächertes Tagungs- und Seminarprogramm. Der Beuth Verlag ist heute<br />

einer der führenden Wissensdienstleister für technischen Fachcontent in Europa.<br />

37


Management, Kunst und Marketing:<br />

Kompetenzbereiche wachsen zusammen<br />

Von Petra Spielmann<br />

Die Digitalisierung läutet einen epochalen Wandel<br />

ein, der in alle Bereiche der Gesellschaft und des<br />

Berufslebens vordringt. Neue Formen des<br />

kollaborativen und vernetzten Arbeitens sind<br />

möglich und auch notwendig, um den<br />

Bedürfnissen der zukünftigen Generation<br />

Rechnung zu tragen, die eine Vereinbarkeit von<br />

beruflichem Erfolg und privater<br />

Selbstverwirklichung anstrebt. Diese Generation<br />

ist es gewohnt, interaktiv zu agieren. Der<br />

Anspruch auf aktives Mitspracherecht und ein<br />

hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit verändert<br />

laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung<br />

nachhaltig die Anforderungen an Abteilungs- und<br />

Teamleiter.<br />

Anforderungen an Führungskräfte in der<br />

heutigen Geschäftswelt<br />

Die Gestaltung der digitalen Arbeitswelt ist eine<br />

äußerst komplexe Aufgabe, die die Anforderungen<br />

an Führungskräfte maßgeblich verändert und sie<br />

zu zentralen Akteuren der digitalen Arbeitswelt<br />

macht. Feste Hierarchien und<br />

Unternehmensstrukturen passen nicht mehr ins<br />

<strong>Zeit</strong>alter kollektiver Arbeitsformen. In seiner/ihrer<br />

Funktion als Leader hat er/sie Vorbild und<br />

Respektsperson zu sein sowie auch Motivator,<br />

Teampartner und Mentor. Reflexionsfähigkeit,<br />

Flexibilität, Moderation, Vertrauen und Offenheit<br />

sind gefragt. Kommunikationsfähigkeit und soziale<br />

38


Intelligenz werden zunehmend Gewicht bei der<br />

Besetzung leitender Positionen bekommen. Ein<br />

kreativer Führungsstil muss her, um ein weltweit<br />

selbstständig agierendes Team zu führen und den<br />

komplexen Aufgaben der Zukunft zu begegnen.<br />

Kreativität ist das Schlüsselwort.<br />

vorhandenen kollektiven Wissens zu schaffen.<br />

Kreativität steht dem Künstler auf die Stirn<br />

geschrieben. Der Schöpfungsprozess ist der Kern<br />

seiner Arbeit, die ihn vor immer neue Aufgaben<br />

stellt. Wie geht er damit um und was kann eine<br />

Führungskraft von ihm lernen? Als PR Beraterin<br />

der trendlux pr GmbH und professionelle<br />

Künstlerin fließen die Qualitäten, wie ein/e<br />

Künstler/in zu denken, täglich in meine Aufgaben<br />

in der Agentur ein. Die nachfolgenden<br />

Begrifflichkeiten umreißen die Zutaten für ein<br />

kreatives Leben und Arbeiten, die die<br />

Standardwerkzeuge des Künstlers sind:<br />

• Interesse und Neugierde: Gehen Sie mit einer<br />

aufmerksamen und unvoreingenommenen<br />

Wahrnehmung durch die Welt.<br />

Was Manager von Künstlern lernen können<br />

Kreativ zu sein, ist uns Menschen angeboren und<br />

ebenfalls das Bedürfnis danach. Der Mensch ist<br />

ein Schöpfer. Lange wurde in einer Arbeitswelt<br />

mit festgelegten Arbeitsabläufen und<br />

Kompetenzbereichen der Kreativität nur wenig<br />

Bedeutung beigemessen. Mittlerweile haben<br />

Politik und Wissenschaft weltweit den Wert<br />

erkannt und entdecken Kreativität als Tool zur<br />

Entwicklung in Wirtschaft und Forschung. Kreativ<br />

zu sein heißt, sich aus der Routine, gewohnten<br />

Gedanken- und Handlungsmustern zu lösen und<br />

etwas Neues auf Basis<br />

• Flexibilität: Verlassen Sie geplante Wege, um ein<br />

besseres Ergebnis zu entdecken und neue Ideen<br />

zu finden.<br />

• Visionäres Denken: Bewegen Sie sich gedanklich<br />

in die Zukunft. Visualisieren Sie Vorstellungen.<br />

Wie wird sich die Umwelt und die Gesellschaft<br />

verändern? Wie können Sie und Ihr Umfeld<br />

davon profitieren?<br />

• Skepsis: Hinterfragen Sie Routinearbeiten,<br />

Entscheidungen oder Gewohnheiten. „Warum<br />

ist das so? Muss das so sein?“ oder „Wie kann<br />

man es besser machen?“<br />

39


• Inspiration: Gedanken und Ideenansätze<br />

anderer<br />

Menschen können ein Trittbrett für eigene<br />

Problemlösungen sein.<br />

• Stehlen: Kopieren Sie Ideen. In Kombination mit<br />

einer weiteren Perspektive wird etwas Neues<br />

daraus.<br />

• Fehler tolerieren: Scheitern erlaubt – trotz<br />

Niederlagen weitermachen.<br />

Die Demaskierung des Künstler-Mythos<br />

„Kunst ist ein Job wie jeder andere“, so das Fazit<br />

einer umfangreichen Studie von Magnus Resch,<br />

Kunstmarktexperte, die mit Unterstützung der<br />

Harvard-Universität durchgeführt wurde. Können<br />

spiele für den Erfolg einer Künstlerin/eines<br />

Künstlers eine geringere Rolle als das richtige<br />

Netzwerk und das richtige „Marketing“.<br />

• Das große Ganze und die Details: Die Vollendung<br />

eines Kunstwerkes bedingt die Betrachtung des<br />

Zusammenspiels aller Elemente sowie jedes<br />

Elements für sich.<br />

• Anregungen sammeln: Archivieren Sie wertvolle<br />

Ideen und Anregungen, die Ihnen bei<br />

zukünftigen Problemlösungen hilfreich sein<br />

können.<br />

• Intuition: Folgen Sie Ihrem Bauchgefühl. Lassen<br />

Sie Ihre Intuition <strong>zum</strong> Zuge kommen. Der<br />

Verstand hat jetzt mal Pause.<br />

Obwohl Kreativität uns allen mitgegeben wurde,<br />

ist die Nutzung dieses Potenzials bei Vielen<br />

unterschiedlich oder versteht sich mancher als<br />

„nicht kreativ“. Die Blockaden dieser in Zukunft<br />

unverzichtbaren Eigenschaft können mit der<br />

richtigen Einstellung und dementsprechenden<br />

Verhalten überwunden werden.<br />

Petra Spielmann ist Head of Consulting der<br />

trendlux pr GmbH, die Unternehmen der IT und<br />

Hightech Branche im Bereich PR, Content<br />

Marketing und SEO unterstützt. Seit 1994 arbeitet<br />

sie als freischaffende Künstlerin und bietet Kreativ<br />

<strong>Work</strong>shops für Team-Building an.<br />

trendlux pr GmbH<br />

www.trendlux.de<br />

Atelier Spielmann<br />

www.eventzeichnen.info<br />

40


Fotoquelle: Adobe Stock / © contrastwerkstatt<br />

Das Frauen-Finanzforum beim Börsentag Frankfurt<br />

Von Andrea Cörper<br />

Frauen sind anders!? Das wissen wir. Darüber wird ständig geredet (oft von Männern). Aber nutzen wir das<br />

auch?<br />

Wir haben aufgrund unserer besonderen Berufsbiografie und einer längeren Lebenserwartung ganz andere<br />

Ansprüche an unsere Finanzplanung als Männer. Daher sollten wir unsere Geldanlage selber in die Hand<br />

nehmen. Es ist gar nicht so schwer. Ein paar gute Eigenschaften bringen wir mit, z.B. sind Frauen oft<br />

selbstreflektierter,<br />

gestehen sich eher Fehlentscheidungen ein,während Männer zu lang auf Verlusten sitzenbleiben und<br />

gleichzeitig weniger langfristig denken. Vor allem bei Anlagen in Aktien und Aktienfonds sollte –wegen der<br />

Kursschwankungen -eine Geldanlage langfristig geplant sein, d.h. mindestens 5, besser über einen Horizont<br />

von 10 Jahren.<br />

Der Rest ergibt sich mit ein bisschen Beschäftigung. Geldanlage ist eigentlich ganz einfach.<br />

41


Sechs Tugenden bei der Geldanlage<br />

Für die richtige Planung und Strukturierung sollten<br />

folgende Punkte beachtet werden:<br />

1. Ziele definieren:<br />

Zuallererst müssen folgende Fragen beantwortet<br />

werden: Welchen Betrag kann bzw. will ich zu<br />

welchem Zweck wie lange anlegen? Wann und<br />

wie reagiere ich, wenn eine Anlage sich anders als<br />

erwartet entwickelt? Leider wird die Kontrolle der<br />

Zielerreichung und die konsequente Verfolgung<br />

oft vernachlässigt.<br />

2. Grundsätzliches überlegen:<br />

Erfolgreicher agiert, wer langfristig denkt bzw.<br />

anlegt. Es ist nicht ratsam, kurzfristigen Hypes<br />

hinterherzulaufen.<br />

Daher gilt es, vorab grundsätzlich zu überlegen:<br />

was sind die aktuell schon laufenden oder<br />

könnten die nächsten langfristig globalen Trends<br />

sein? Beispiele für aktuell schon laufende Trends:<br />

Umwelt, Klima,Nachhaltigkeit, sowie Demografie,<br />

und Beispiele für kommende bzw. noch junge<br />

Trends: e-Mobility und Künstliche Intelligenz.<br />

3. Daten sammeln:<br />

Ja, gute Anlageentscheidungen erfordern auch<br />

etwas Arbeit. Es ist wichtig, gut informiert zu sein,<br />

d.h. es geht darum, aus der Fülle an<br />

Informationen die wesentlichen herauszufiltern<br />

und für sich einfache und solide Auswahlkriterien<br />

zu definieren. <strong>Zeit</strong> für Recherche und die Prüfung<br />

der Daten muss eingeplant werden.<br />

4. Bewusst entscheiden:<br />

Anhand der recherchierten Daten und definierten<br />

Auswahlkriterien werden die<br />

Anlageentscheidungen getroffen. Investiere aus<br />

Überzeugung und gutem Grund!<br />

Zukunftsorientiertes Denken ist, wie bereits<br />

gesagt, wichtig; es geht um die Erwartungen, wie<br />

sich Trends, Firmen, etc. entwickeln werden,<br />

dennoch können auch die früheren Daten einer<br />

Firma durchaus interessant sein und sollten für<br />

die Anlageentscheidung herangezogen werden.<br />

5. Vielschichtig und abwechslungsreich anlegen:<br />

Auch bei der Geldanlage sollte nicht alles auf eine<br />

Karte gesetzt werden, sondern ein<br />

abwechslungsreiches Portfolio aufgebaut werden.<br />

Geldanlage für Frauen und warum Frauen die<br />

besseren Investoren sind<br />

42


Zu unterscheiden sind:<br />

Anlageklasse: z.B. Unternehmen, Rohstoffe<br />

Region und Währung: in welchem Land / in<br />

welche Währung möchte ich investieren?<br />

Anlageart: Aktien, Fonds, Anleihen, Sparanlagen,<br />

Unternehmen aus verschiedenen Branchen und<br />

mit unterschiedlicher Dividendenpolitik<br />

Der <strong>Zeit</strong>punkt: das Portfolio sukzessive aufbauen<br />

6. Nobody is perfect!<br />

Essentiell: informiert sein und Bescheid wissen<br />

Das allerwichtigste ist, stets gut informiert zu sein<br />

und vielseitig Bescheid zu wissen. Möglichkeiten<br />

hierzu gibt es viele, z.B. der Besuch unserer<br />

Veranstaltung „Rendite ist weiblich“ im Rahmen<br />

des Börsentag Frankfurt (s. Hinweise unten). Auch<br />

Hinweise von unabhängigen Experten sollten<br />

beachtet werden, z.B. rät Philipp von Bremen von<br />

der Verbraucherzentrale „von Produkten, die man<br />

selbst nicht versteht, die Finger zu lassen".<br />

Geldanlage kann – richtig angegangen – leicht<br />

erfolgreich und vor allem auch spannend sein und<br />

nebenbei noch richtig Spaß machen!<br />

Trotz allem können Fehlentscheidungen nicht<br />

vermieden werden und nicht alle<br />

Marktentwicklungen vorhergesehen werden.<br />

Akzeptiere Fehlentscheidungen, analysiere und<br />

korrigiere sie klug, anstatt sie zu rechtfertigen.<br />

Lust, mehr zu erfahren?<br />

Speziell für uns Frauen:<br />

„Rendite ist weiblich“ beim Börsentag Frankfurt<br />

am Samstag, 29. März 2019 im Kap EuropaOsloer Strasse5, 60327 Frankfurt am Main<br />

Infos und Anmeldung:www.boersentag-frankfurt.de<br />

Veranstalter: B2MS GmbH, ist eine Agentur vor allem für Messen, Seminare und Kongresse, aber auch für<br />

Kundenevents. Unser Fokus ist die Finanzbranche, dies liegt u.a. daran, dass wir diese Branche besonders<br />

spannend finden. Zu zeigen, welche Einflussmöglichkeiten man auch mit seiner Geldanlage hat, ist unser Ziel.<br />

43


Mädchen vor!<br />

Die Wirtschaft braucht<br />

mehr Gründungen<br />

durch Frauen<br />

Von Dr. Kirsten Mikkelsen, Europa-Universität<br />

Flensburg<br />

„Das Potenzial der Frauen soll besser ausgenutzt<br />

werden.“<br />

So ist seit vielen Jahren die Forderung von<br />

Wirtschaft und Politik, denn regelmäßig erhobene<br />

Daten zeichnen ein ziemlich ernüchterndes Bild.<br />

Der Anteil an Gründungen im Vollerwerb von<br />

Frauen liegt mit gut einem Drittel deutlich hinter<br />

dem der Männer zurück. Im internationalen<br />

Vergleich liegt Deutschland mit Blick auf<br />

Unternehmensgründungen durch Frauen aktuell<br />

sogar auf dem drittletzten Platz – und dass,<br />

obwohl es seit gut einem Jahrzehnt eine<br />

vorbildliche finanzielle Förderstruktur in<br />

Deutschland gibt.<br />

Die möglichen Gründe hierfür sind vielfältig und<br />

werden sowohl in Forschung als auch in der<br />

wirtschaftlichen Praxis heiß diskutiert. Einer der<br />

wohl wichtigsten ist jedoch, dass das Thema<br />

Unternehmertum oder Entrepreneurship, wie es<br />

im Englischen heißt, nach wie vor ein stark<br />

männlich geprägtes Feld ist. Auch im<br />

Zusammenhang mit dem Begriff Start-up, welcher<br />

ja eher im Technologie- oder Digital-Business<br />

verwendet wird, werden überdurchschnittlich<br />

viele Gründungen von Männern gezählt. Dabei ist<br />

das Vorhandensein von Vorbildern ein wichtiger<br />

Baustein dafür, mittel- bis langfristig eine<br />

diversere Unternehmens- oder Start-up<br />

Landschaft zu malen.<br />

„You can only be what you can see.“<br />

Nicht zuletzt auf diesen Grundgedanken und<br />

Bedarf baut #WEstartupSH auf.<br />

Mit dem Wissen, dass Frauen nicht weniger<br />

qualifiziert sind als Männer, haben wir es uns zur<br />

Aufgabe gemacht, junge Frauen stärker für die<br />

Möglichkeit der Karrieregestaltung durch die<br />

Realisierung eigener (Geschäfts-)Ideen zu<br />

sensibilisieren. Daher haben wir uns zur<br />

Durchführung eines relativ einfachen Programms<br />

entschlossen, mit dem wir es <strong>zum</strong> einen schaffen,<br />

Frauen als Gründerin und Unternehmerin<br />

sichtbarer zu machen und gleichzeitig junge<br />

Frauen in die Welt der Wirtschaft eintauchen zu<br />

lassen. Das ist deshalb so wichtig, weil das<br />

grundlegende Interesse vieler junger Frauen an<br />

Wirtschaftsthemen fehlt – auch, weil sie sich mit<br />

vielen transportierten Images und<br />

Charaktermerkmalen nicht identifizieren können.<br />

Außerdem stellen schon 16-Jährige ihre eigene<br />

Karrieremöglichkeit bei dem Gedanken an<br />

Familiengründung in Frage.<br />

44


Die Schülerinnen besuchen Unternehmerinnen<br />

der Region und erhalten daneben einen<br />

niederschwelligen Zugang zu Technologien.<br />

Gemeinsam besuchen wir InnovationLabs oder VR<br />

Labore. Hier können sie sich frei ausprobieren. Vor<br />

dem Hintergrund des geringen Anteils von Frauen<br />

an Tech-Gründungen von gerade einmal knapp 15<br />

% ein nicht unwichtiger Aspekt. Denn eines ist<br />

sicher: Eine größere Teilhabe von Frauen an der<br />

Gestaltung der Wirtschaft stärkt die Diversität und<br />

kommt der Gesamtwohlfahrt zu Gute. Alle jungen<br />

Frauen, die bisher an den Touren teilgenommen<br />

haben, wünschen sich mehr davon. Noch<br />

wichtiger ist, dass sie erleben konnten, welche<br />

Möglichkeiten sich ihnen bieten, was sie eigentlich<br />

alles können. Auch ihr (unternehmerisches)<br />

Selbstvertrauen wurde dadurch gestärkt.<br />

Besonders erfreulich ist die durchweg positive<br />

Resonanz der etablierten Geschäftsfrauen, die<br />

sich für die jungen Frauen <strong>Zeit</strong> nehmen. Sie teilen<br />

gerne ihr Wissen und ihre Erfahrung und<br />

wünschen sich eine Zukunft, in der nachfolgende<br />

Generationen keine Chancenungleichheit mehr<br />

erleben müssen.<br />

Es ist noch wichtig zu erwähnen, dass wir gerade<br />

im Zusammenhang mit der<br />

Unternehmensnachfolge auch von Männern<br />

geführte Unternehmen besuchen. Wir sind sicher,<br />

einen Wandel zu einer diverseren oder von mehr<br />

Gender Equality geprägten<br />

Unternehmenslandschaft nur gemeinsam<br />

erreichen zu können.


ist ein Teilprojekt des Vereins StartUp SH und DIE<br />

Plattform für alle Gründerinnen und<br />

Gründungsinteressierte in Schleswig-Holstein.<br />

● Sie erhöht die Sichtbarkeit von<br />

(zukünftigen) Unternehmerinnen<br />

● Sie stellt Sensibilisierungs-, Qualifizierungsund<br />

Unterstützungsmaßnahmen zur<br />

Verfügung und koordiniert diese<br />

landesweit<br />

● Sie ermöglicht Networking & Mentoring<br />

#WEstartupSH<br />

Geschäftsidee durchführen und Mentoring<br />

anbieten.<br />

Um euch mit der Community zu vernetzen und<br />

über alle Veranstaltungen für Gründerinnen und<br />

Gründungsinteressierte rechtzeitig informiert zu<br />

sein, besucht unsere Facebook-Seite und meldet<br />

euch mit einer E-Mail an Dr. Kirsten Mikkelsen<br />

(kirsten.mikkelsen@uni-flensburg.de) für unseren<br />

<strong>New</strong>sletter an.<br />

Anfragen bezüglich Kooperationen und Speaker<br />

bitte ebenfalls an diese Adresse richten.<br />

ist die Plattform für alle Gründerinnen und<br />

Gründungsinteressierte in Schleswig-Holstein.<br />

Durch den Aufbau einer Women’s<br />

Entrepreneurship Community wollen wir die<br />

Sichtbarkeit von (potenziellen) Unternehmerinnen<br />

erhöhen. Wir möchten ein Klima schaffen, das den<br />

vielfältigen Bedürfnissen und Bedarfen von<br />

Gründerinnen und Selbstständigen in<br />

unterschiedlichen Lebens- und Erwerbsphasen<br />

gerecht wird.<br />

Hierfür koordinieren und organisieren wir<br />

landesweit Sensibilisierungs-, Qualifizierungs- und<br />

Unterstützungsmaßnahmen. Als Anlaufstelle rund<br />

um Women*s Entrepreneurship and Leadership<br />

wollen wir ein Netzwerk für Women<br />

Entrepreneurs aufbauen, <strong>Work</strong>shops für<br />

gründungsinteressierte Frauen mit


Entspannt auf<br />

Je höher die Positionen in Unternehmen, desto<br />

seltener sind sie in der Regel mit Frauen besetzt.<br />

Anders bei der Duisburger<br />

Wohnungsbaugesellschaft GEBAG. Gleich<br />

mehrere zentrale Unternehmensbereiche<br />

werden hier von Frauen geführt.<br />

Warum funktioniert das „Womanagement“ in<br />

diesem Fall so gut? Und was heißt es eigentlich,<br />

sich als Frau für die große Karriere zu<br />

entscheiden? Sabine Störch (47), Leiterin<br />

Bestandsbewirtschaftung, Beatrice Kamper (42),<br />

Leiterin Flächenentwicklung, Projektentwicklung<br />

und Neubau, Sandra Altmann (34), Leiterin des<br />

Geschäftsführungsbüros, Gerhild Gössing (55),<br />

Leiterin Unternehmenskommunikation der<br />

GEBAG im Gespräch mit <strong>SHE</strong> <strong>works</strong>!.<br />

Seit Jahren wird in der Öffentlichkeit die<br />

Notwendigkeit einer Quote diskutiert – in Ihrem<br />

Unternehmen liegt der Anteil weiblicher<br />

Führungskräfte auf der Bereichsleiterebene bei<br />

50 Prozent. Was läuft anders bei der GEBAG?<br />

Sabine Störch: Gleichberechtigung ist bei uns<br />

eigentlich kein Thema, sie ergibt sich sozusagen<br />

ganz natürlich. Frauen haben einen klaren Blick<br />

auf die Sache, arbeiten konzentriert, strukturiert<br />

und sehr erfolgreich. Das hat die<br />

Geschäftsführung erkannt und fährt gut damit.<br />

Gerhild Gössing: Es ist nicht zuletzt eine Frage der<br />

Unternehmenskultur und der Atmosphäre, die wir<br />

uns schaffen. Wir arbeiten hier partnerschaftlich,<br />

entspannt und auf Augenhöhe zusammen,<br />

unabhängig vom Geschlecht. In einem solchen<br />

Rahmen haben Frauen alle Möglichkeiten.<br />

Augenhöhe<br />

Was braucht es, damit sich mehr Frauen in einer<br />

„Männerdomäne“ wie der Bau- und<br />

Wohnungswirtschaft behaupten?<br />

Beatrice Kamper: Ich kenne die Branche aus einer<br />

langjährigen Karriere in der Verwaltung – und<br />

erlebe hier tatsächlich <strong>zum</strong> ersten Mal eine derart<br />

paritätische Situation. Ich glaube aber, dass es<br />

weniger um die Branche geht als vielmehr darum,<br />

dass Frauen sich grundsätzlich mehr trauen und<br />

zutrauen sollten. Es geht um Mut. Und darum,<br />

sich konstruktiv mit der Führungsrolle<br />

auseinanderzusetzen. Zum Beispiel nehmen viele<br />

Frauen kritische Situationen im Job persönlicher.<br />

Warum nicht mal ein Coaching oder eine<br />

Supervision in Anspruch nehmen? Meine<br />

Erfahrung ist: Je authentischer und transparenter<br />

wir agieren, desto besser kommen wir mit der<br />

Führungsrolle klar.<br />

Welchen Anteil haben strukturelle Faktoren?<br />

Sandra Altmann: Es ist schon auffällig, dass in der<br />

Ausbildung und im Bachelor-Studium mehr Frauen<br />

sitzen als Männer – und sich dieses Bild dann im<br />

Masterstudium komplett umkehrt. Vielleicht sähe<br />

das anders aus, wenn sich Karriere und Familie<br />

leichter vereinbaren ließen. Unser Unternehmen<br />

schafft dafür <strong>zum</strong> Beispiel mit flexiblen<br />

Arbeitszeitmodellen gute Voraussetzungen. Aber<br />

47


wir bewegen uns ja nicht allein im Kosmos. Da<br />

muss auch die Gesellschaft mitziehen.<br />

Beatrice Kamper: Eine Führungsposition bietet<br />

faszinierende Möglichkeiten, mitzugestalten und<br />

sich selbst zu verwirklichen. Aber sie lässt sich<br />

nicht als Halbtagsjob bewältigen. Du musst bereit<br />

sein, das Private zurückzustellen. Wenn du aber<br />

dein Kind mit einem halben Jahr in die Kita gibst<br />

und wieder 10 Stunden arbeiten gehst, giltst du<br />

als Rabenmutter. So oder so zahlen Frauen immer<br />

noch einen hohen Preis.<br />

Wie sieht Ihr persönliches Erfolgsrezept aus –<br />

und was würden Sie anderen Frauen mit auf den<br />

Weg geben?<br />

Sabine Störch: Wer den Erfolg genießen möchte,<br />

muss Lust auf die Herausforderung haben. Das<br />

bedeutet auch: raus aus der Komfortzone, auf<br />

Bequemlichkeiten verzichten, sich der<br />

Verantwortung stellen – und sich bei all dem<br />

selbst treu bleiben. Wenn ich eine Entscheidung<br />

treffe, muss ich am nächsten Tag noch in den<br />

Spiegel schauen können.<br />

Sandra Altmann: Mein Erfolgsrezept ist eine<br />

bunte Mischung: Fleiß, Organisation und Struktur<br />

auf der einen Seite, Leidenschaft, Freude und ein<br />

bisschen Kölscher Frohsinn auf der anderen. Und<br />

die letzte Zutat – der Ausgleich – ist sozial und<br />

sportlich. Als ich berufsbegleitend mein<br />

Masterstudium absolviert habe, war meine<br />

Devise: Ob ich erfolgreich war, sehe ich<br />

anschließend nicht nur an guten Noten, sondern<br />

daran, dass ich noch die gleichen Freunde habe.<br />

Gerhild Gössing: Auch wenn Frauen heute viele<br />

Karrierewege offen stehen: Ohne eine gewisse<br />

Hartnäckigkeit und die Fähigkeit, auch mal nein zu<br />

sagen, <strong>zum</strong> Beispiel, wenn die einzige Frau in der<br />

48


Sitzung wieder das Protokoll schreiben soll, geht<br />

es nicht. Biss ist gefragt – aber bitte ohne<br />

Stutenbissigkeit! Ich kann jungen Frauen nur<br />

raten: Traut euch! Bei der GEBAG <strong>zum</strong> Beispiel<br />

sind wir immer auf der Suche nach engagierten<br />

und kompetenten Bewerberinnen – gerade auch<br />

im technischen Bereich.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Das Unternehmen<br />

Gegründet im Jahr 1872 als Duisburger<br />

Gemeinnützige Baugesellschaft AG, ist die<br />

GEBAG bis heute das größte<br />

Immobilienunternehmen der Stadt Duisburg. In<br />

mehr als 12.000 Wohnungen bietet die GEBAG<br />

den Bürgerinnen und Bürgern bezahlbaren,<br />

modernen Wohnraum und leistet einen Beitrag<br />

zur nachhaltigen Stadtentwicklung.<br />

Das GEBAG-Team - Foto: Daniel Koke<br />

49


Wir sind keine Miss Moneypennys!<br />

Diana Brandl hat lange und erfolgreich als Assistentin im Management gearbeitet und auch gesehen, wie sich<br />

das Berufsbild verändert. Die Wichtigkeit des Management-Assistenzen sichtbar zu machen, ist ihr eine<br />

Herzensangelegenheit.<br />

Frau Brandl, Sie haben selbst jahrelang als<br />

Assistentin im Management gearbeitet. Was war<br />

das Besondere an dieser Arbeit für Sie?<br />

Ich habe den Beruf 17 Jahre lang aktiv auf<br />

diversen Hierarchieebenen mit unterschiedlichen<br />

Titeln und Positionsbeschreibungen ausgeübt. Ich<br />

durfte in diversen Organisationen wunderbare<br />

Vorgesetzte kennenlernen. Sie haben mich<br />

gefördert, aber zugleich auch gefordert. Ich<br />

konnte mitgestalten, wurde um meine Meinung<br />

gefragt und durfte eigenständig Projekte<br />

koordinieren. Die enge Zusammenarbeit mit<br />

meinen Chefs hat mich insbesondere geprägt. Ich<br />

konnte viel von ihnen lernen, habe sie studiert<br />

und immer wieder versucht, mein Profil auf das<br />

ihre zu projizieren. Das macht meiner Meinung<br />

eine gute Assistenz aus.<br />

Sie haben nun mit Ihrem Engagement damit<br />

begonnen, auf diesen meist weiblich besetzten<br />

Berufsstand aufmerksam zu machen. Was war<br />

der Anlass?<br />

Die Rolle der Assistenz ist seit eh und je im<br />

Wandel und vor allem gerade jetzt im Rahmen der<br />

digitalen Transformation. Das Berufsbild wird<br />

immer wieder mit Fragen konfrontiert wie „Gibt<br />

es Euch eigentlich noch in der Zukunft, es gibt<br />

doch Alexa, Siri und Co?“.<br />

Da gilt es vermehrt Aufklärungsarbeit zu leisten<br />

und die wunderbaren Facetten einer<br />

hochkarätigen Assistenz aufzuzeigen.<br />

Wichtig ist aber herauszustellen, warum man die<br />

Assistenz noch in der Zukunft braucht, trotz<br />

künstlicher Intelligenz und der immer<br />

selbstständigeren Arbeitsweise vieler Chefs.<br />

Auch gilt es, sich fit zu machen rund um die<br />

Themen Digitalisierung, Innovation und<br />

Technologie. Tools und Apps, die mehr<br />

Produktivität und Effizienz in den Büroalltag<br />

bringen, werden immer gerne von den<br />

Vorgesetzten aufgenommen und es verdeutlicht,<br />

dass Assistenzen damit wunderbar Prozesse neu<br />

definieren und aufsetzen können.<br />

Mein Ansatz ist die Fokussierung auf andere<br />

Stärken und Skills wie die emotionale Intelligenz,<br />

die kein anderer so scharf besitzt wie die<br />

Management Assistenz. Sie agiert nicht nur als<br />

Coach und Mentor in vielen Situationen, sie ist<br />

zugleich Feel-Good-Manager und Mediator.<br />

Wahnsinnig viel Potenzial also und genau das wird<br />

in der Digitalisierung gebraucht.<br />

Welche negativen Erfahrungen haben Sie<br />

gemacht, dass Sie sich hier so einsetzen?<br />

Keine konkreten eigentlich, dennoch erwähne ich<br />

immer wieder gerne die generelle<br />

Aufklärungsarbeit, die noch massiv getätigt<br />

werden muss, damit Stereotypen beiseitegelegt<br />

werden. Die „Tippse“, die Kaffee serviert,<br />

Kalender-Tetris spielt und sich die Nägel feilt,<br />

existiert schon lange nicht mehr, dennoch ist das<br />

Bild in vielen Köpfen verankert. Darüber hinaus<br />

50


gibt es auch immer mehr Männer in der Branche<br />

und diese üben hochkarätige Rollen aus. Reggie<br />

Love arbeitete als Assistent und Bodyguard für<br />

Barack Obama. John Shaw hat für Bill und Melinda<br />

Gates in deren Stiftung gearbeitet und es gibt<br />

genügend weitere Beispiele.<br />

Sie haben ein Buch mitgeschrieben. Worum geht<br />

es?<br />

Das Buch „Chefsache Assistenz: Effiziente<br />

Chefentlastung im Office 4.0“ ist bei<br />

SpringerGabler erschienen und ich bin eine der<br />

Autoren. Die 14 Autoren sind oder waren<br />

überwiegend selbst im Assistenzbereich tätig und<br />

kennen das Berufsbild und die damit verbundenen<br />

Aufgaben und Herausforderungen sehr gut. Sie<br />

geben praxisorientierte Tipps, die direkt auf den<br />

eigenen Arbeitsalltag übertragbar sind.<br />

Ich selbst habe über das Thema Personal Branding<br />

– die Marke Ich geschrieben. Mir war dabei<br />

wichtig, den Assistenzen aufzuzeigen, dass<br />

Selbst-Marketing, Storytelling und ein guter<br />

Elevator Pitch gerade in der jetzigen <strong>Zeit</strong> von<br />

großer Bedeutung sind.<br />

Welchen Tipp geben Sie Frauen, die als<br />

Assistentin im Management arbeiten?<br />

Seid wissbegierig, hört nie auf zu lernen und seid<br />

zugleich Stolz auf Eure Rolle. Nutzt Eure Stellung,<br />

Eure Macht – aber nutzt sie weise. Ihr seid es, die<br />

am engsten an den Unternehmenslenkern dran<br />

51


sind, Einfluss üben und vor allem mitgestalten<br />

können. Darauf gilt es kontinuierlich aufzubauen<br />

und das Berufsbild zu fördern. Die<br />

Zusammenarbeit mit Mentoren, Coaches sowie<br />

die Vernetzung in Berufsverbänden können<br />

wichtige Helfer auf dieser Reise sein.<br />

An welchen Projekten arbeiten Sie aktuell?<br />

Ich bin seit einem Jahr nun in der<br />

Selbstständigkeit als Referentin, Coach und freie<br />

Autorin tätig. In meinen Trainings widme ich mich<br />

hauptsächlich den Themen Digitalisierung, <strong>New</strong><br />

<strong>Work</strong>, Personal Branding, Networking und<br />

Leadership. Ich schreibe zudem für diverse<br />

Verlage und nach Chefsache Assistenz folgt in<br />

2019 mein eigenes Buch über das Thema<br />

künstliche Intelligenz und digitale Assistenten.<br />

Darauf freue ich mich schon sehr. Aber auch<br />

darauf, in meinen Seminaren und <strong>Work</strong>shops<br />

wissbegierige Assistenzen zu treffen, die sich fit<br />

für die Zukunft machen wollen und den Wandel<br />

der Assistenzrolle proaktiv statt reaktiv gestalten<br />

wollen. Dies inspiriert mich sehr und motiviert<br />

mich zugleich, diese Profession immer<br />

wieder aufs Neue zu unterstützen und zu<br />

promoten.<br />

Diana Brandl blickt auf eine 17 Jahre erfolgreiche<br />

Karriere als Senior Executive Assistant auf<br />

Topmanagement-Ebene in Unternehmen wie<br />

Ratiopharm, Sony und Mister Spex zurück. Sie<br />

engagiert sich intensiv für das Berufsbild der Office<br />

Professionals.<br />

Frau Brandl ist freiberufliche Fachautorin für diverse<br />

Verlage und Fachmagazine, betreibt ihren eigenen<br />

Blog “The Socialista Projects”, gibt Seminare und<br />

<strong>Work</strong>shops und spricht auf nationalen wie<br />

internationalen Konferenzen.<br />

Frau Brandl ist viel gefragte Office Expertin, Gesprächsund<br />

Interviewpartnerin im In- und Ausland und hat<br />

zuletzt die internationale Office Management Industrie<br />

mit der Empowerment Initiative<br />

#WeAreInThisTogether inspiriert. Ihr erstes Buch<br />

„Chefsache Assistenz“ erschien im Oktober 2018 im<br />

SpringerGabler Verlag.<br />

52


Hackathons als Format des digitalen<br />

Recruitings<br />

Von Annika Spranz, Communication & Relationship Manager Hackdays Deutschland<br />

Digitalisierung – jeder spricht davon, doch nur<br />

wenige krempeln jeden Tag die Ärmel hoch und<br />

bauen neue digitale Lösungen. Und wenn sie es<br />

doch tun, dann jeder für sich. Um diesem Trend<br />

entgegenzusteuern, entwickeln sich im Laufe der<br />

letzten Jahre Hackathons als Innovationsplattform<br />

und Treffpunkt für digitale Talente. Hackathons<br />

sind Veranstaltungen, bei denen Talente aus den<br />

Bereichen IT, Entwicklung, Design und Business<br />

innerhalb weniger Tage einen möglichst<br />

ausgereiften Prototyp eines Produkts oder<br />

Geschäftsmodells auf Grundlage zuvor gestellter<br />

Daten ausarbeiten. Dieses Format bietet optimale<br />

Voraussetzungen für Innovation: eine entspannte,<br />

selbstgewählte Arbeitsumgebung und Platz für<br />

Fehler und jede Menge Austausch (Briscoe 2014).<br />

Im <strong>Zeit</strong>alter digitaler Transformation gilt es bei<br />

Hackathons einerseits also Innovation durch<br />

produktive Fehler zu fördern. Andererseits wird<br />

auch hier Gender Diversity immer größer<br />

geschrieben, denn mittlerweile ist auch den<br />

traditionellsten Denkern klar: echte Innovation<br />

kann nur durch bunt gemischte Ideen von<br />

unterschiedlichsten Menschen entstehen. Damit<br />

haben Hackathons für Unternehmen zunächst den<br />

Vorteil, sich jenseits ihrer oftmals starren<br />

Strukturen innovativem Schaffen zu öffnen und<br />

damit ihre Beschaffungskanäle im<br />

technologischen Bereich zu erweitern (Komssi<br />

2015).<br />

Vor allem Konzerne sind mehr und mehr mit<br />

Herausforderungen konfrontiert, die sich aus<br />

einem immer dynamischer werdenden<br />

Arbeitsmarkt für Technologie-Talente und dem<br />

Aufstreben digital ausgerichteter Startups<br />

ergeben. Neben der zunehmenden Konkurrenz<br />

durch kleinere Unternehmen stehen Konzerne vor<br />

einer Lücke zwischen dem steigenden Bedarf an<br />

IT-Talenten einerseits und einem Mangel an eben<br />

diesen auf dem Arbeitsmarkt andererseits.<br />

Hackathons schließen diese für Unternehmen so<br />

kritische Lücke und bilden damit außerdem einen<br />

Teil ihrer digitalen Rekrutierungsstrategie. Sie<br />

bieten Unternehmen die Möglichkeit, nicht nur ihr<br />

Commitment gegenüber transparenten<br />

Arbeitsformen zu unterstreichen, sondern auch<br />

erste Einblicke in spannende Entwicklungs- und<br />

Arbeitsfelder zu geben.<br />

Hier das Video zu den Hackdays<br />

Doch natürlich ruft auch das Konzept Hackathon<br />

Kritiker auf den Plan. Bemängelt wird häufig der<br />

oft undurchsichtige Umgang mit der<br />

Eigentümerschaft der erarbeiteten Lösung.<br />

Können Unternehmen sich dessen einfach<br />

bedienen, ohne die Zustimmung der Urheber<br />

einzuholen oder <strong>zum</strong>indest eine faire Entlohnung<br />

53


anzubieten? Das sind wichtige Fragen, die bei jedem<br />

Hackathon unbedingt geregelt werden sollten. Dafür<br />

sollten hauptsächlich die Interessen der Teilnehmer im<br />

Fokus stehen, für die nach einer Umfrage von Briscoe 2014<br />

vor allem das Lernen und Networking im Vordergrund<br />

steht. Hier liegen die Benefits auf der Hand: bei einem<br />

Hackathon entscheidet jeder selbst, in welche Richtung sie<br />

oder er sich entwickeln möchte und kann entsprechend in<br />

den Teams agieren. Durch<br />

selbständiges praktisches Arbeiten erweitern die Talente<br />

ihren Wissens- und Erfahrungsschatz innerhalb kürzester<br />

<strong>Zeit</strong> ungemein und haben gleichzeitig die Möglichkeit, sich<br />

mit Gleichgesinnten und potenziellen Auftrags- und<br />

Arbeitgebern zu vernetzen. Um nicht auf die üblichen<br />

Klischees zu verzichten, werden die Talente zudem<br />

natürlich meist mit Pizza, Bier und Energie en masse<br />

versorgt<br />

Trotz der Vorteile, die sich für Unternehmen und Talente<br />

ergeben, liegt die größte Herausforderung wahrscheinlich<br />

darin, die Eckpfeiler so abzustecken, dass tatsächlich eine<br />

Win-Win-Situation für alle Beteiligten entsteht. Denn dann<br />

bekommt „Ärmel hochkrempeln“ gleich eine ganz andere<br />

Bedeutung: Während auf allgegenwärtigen<br />

Innovationskonferenzen noch in der Theorie über die<br />

Zukunft unserer Welt diskutiert wird, wird diese bei<br />

Hackathons schon geformt<br />

Quellen: Briscoe, Gerard. "Digital innovation: The<br />

hackathon phenomenon." (2014). Komssi, Marko, et al.<br />

"What are hackathons for?." IEEE Software 32.5 (2015):<br />

60-67.<br />

.<br />

54


Mal kurz das Leben<br />

auf<br />

den gestellt<br />

Von komplett ausgebrannt als<br />

Angestellte bis dann doch ein<br />

eigenes Business haben - Eine<br />

andere Auswanderergeschichte<br />

Von Sandra Saller<br />

Ich gestehe! Wir haben sie damals auch angesehen, diese Auswanderergeschichten auf VOX, RTL2 oder wo<br />

auch immer das. Wir wollten lernen wie das geht, einfach so weg. Wie kann man das Land verlassen, in dem<br />

man aufgewachsen ist, seine Familie hat, sich verabschieden und dann in das neue Leben stürzen? Naja, um<br />

diesen Punkt kurz zu machen: Die Geschichten waren größtenteils so flach wie mein schöner neuer Laptop.<br />

Anyway...<br />

KIA ORA. Wir, das sind Sandra und Stefan, haben „dem gelobten (Deutsch)Land“ 2009 den Rücken gekehrt, um<br />

ziemlich weit weg zu ziehen, nach Neuseeland. Sehr viel Zeugs verkauft (unglaublich wie viele Kaffeetassen in<br />

einen Küchenschrank passen), den Rest in einen Container gepackt, Abschiedsfete, nicht gerade wenige<br />

Tränen verdrückt, und Tschüss.<br />

Wieso ausgerechnet Neuseeland? Es musste ein englischsprachiges, westliches Land sein, um den Joballtag zu<br />

meistern, mit normaler Temperatur (keine -30° im Winter und +50° im Sommer), netten Leuten, viel Natur und<br />

weit weg von Europa. Kanada, zu kalt. USA, Bush-Ära (muss ich mehr sagen?), UK und Irland (zu nah dran),<br />

Singapur (zu heiß), Australien (gecheckt in 2008 und damals durchgefallen; Schlangen, Spinnen, Krokodile etc.).<br />

Bleibt also noch Neuseeland, das wir auch schon als Urlauber kannten.<br />

Die erste Hürde (und nicht gerade eine kleine) war NZ Immigrations, die neuseeländische<br />

Einwanderungsbehörde. In der ersten Runde wurden wir abgelehnt, weil mein BMI nicht im „normalen“<br />

Bereich war. Ich musste abnehmen und nachweisen, dass ich nicht krank bin, danach bekamen wir unser<br />

„<strong>Work</strong> for Residency“ Visum. Wir hatten somit 9 Monate <strong>Zeit</strong>, um einen Job in unserer Skill-Kategorie zu<br />

bekommen. Mein Mann schaffte es nach 4 Monaten. Danach bekamen wir indefinite Residence Visa, die<br />

unbefristete Aufenthaltsgenehmigung.


Unser Arbeitsplatz Foto privat<br />

Und dann begann der Alltag und die Anpassung an den neuseeländischen Way of Life. Der ist dem Deutschen<br />

sehr unähnlich … sehr laid back und alles easy. Das hiesige „laid back“ ist schon eine besonders entspannte<br />

Lebensweise nach dem Motto „Hey, schönes Wetter, wie wäre es mit nem Roadtrip“, und zwar egal wann.<br />

Leider ist es in den großen Städten ziemlich verloren gegangen, was ein weiterer Grund für uns war, nach<br />

Tauranga zu gehen. Der Anpassungsprozess war also nicht schlimm. Wir mussten einfach gefühlte 5 Gänge<br />

zurückschalten.<br />

Wir leben schon seit über neun Jahren „hier unten“ und haben vor einiger <strong>Zeit</strong> unsere eigene Firma, „Saller<br />

Coaching and Consulting Ltd.“ gegründet. Diese Firma ist eine Weiterentwicklung meiner „One Woman<br />

Coaching and Meditation Show“, mit der ich seit über sechs Jahren etwas zu unserem Gesamteinkommen dazu<br />

steuern kann. Wir, mein Mann Stefan und ich, haben dann unsere Skills zusammengeworfen und uns komplett<br />

erneuert, natürlich online.<br />

Ich musste lachen, dass das, was wir seit einigen Jahren machen in Deutschland jetzt „<strong>New</strong> <strong>Work</strong>“ heißt. Im<br />

Endeffekt machen wir das schon seit fast 20 Jahren, nur nicht mit der eigenen Firma. Beide waren wir in<br />

Deutschland als IT-Consultants unterwegs, hatten alles auf dem Laptop, brauchten nur irgendwo einen<br />

Schreibtisch, und haben mit sogenannten virtuellen Teams gearbeitet (Kollegen überall in Deutschland,<br />

Österreich, Ukraine und Indien). Damals als Angestellte für internationale Top 100 Unternehmen.<br />

Das alles haben wir jetzt für unsere kleine 2-Frau/Mann Ltd. in ähnlicher Weise aufgebaut. Die Videokurse auf<br />

meiner Akademie (www.academy.sandrasaller.com) erstelle ich mit der Software einer kanadischen LMS<br />

(Learning Management System) Company in der Cloud. Die Software für meine Emailliste und die<br />

Videokommunikation kommen aus den USA. Die Website läuft via WordPress und wird von einem<br />

bulgarischen Unternehmen gehostet. Unser agiles Projektmanagement wird auch online mit Software<br />

durchgeführt. Wir haben online Kunden aus Neuseeland, Australien, Kanada, USA, Schweiz und Indonesien.<br />

Außerdem arbeitet Stefan noch als Freelancer für Projektmanagement und Digital Products mit Klienten in<br />

Neuseeland und Deutschland.<br />

56


Die Tatsache, dass wir mein Business jetzt zu<br />

unserem Business gemacht und online gebracht<br />

haben, erlaubt uns jetzt auch einen weiteren<br />

Herzenswunsch unsererseits zu verwirklichen. Da<br />

wir von überall aus arbeiten können (Laptop<br />

immer dabei und Internet-Connection<br />

vorausgesetzt), konnten wir auch endlich in den<br />

letzten 1 ½ Jahren unserer Reiselust nachgeben.<br />

Wir reisen seit dem 01.07.2017 und haben keinen<br />

Wohnsitz mehr.<br />

Wir haben uns also, knapp 10 Jahre nach unserer<br />

Auswanderung, noch einmal neu erfunden.<br />

Unsere Praxis in Mindfulness hat uns sehr<br />

geholfen, Gelegenheiten beim Schopf zu packen.<br />

Und nein, wir sind keine 32, sondern 52.<br />

Sandra und Stefan Saller Foto privat<br />

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Goldene <strong>Zeit</strong>en wird es geben<br />

Von Leonore Boscher, German Health Management & Consulting<br />

Für uns Frauen. In Deutschland. Hier und heute<br />

und vor allem in der Zukunft. Besonders in der<br />

Medizin. Ja, die Arbeitsplätze mit höchster<br />

Arbeitsbelastung bei gleichzeitig schlechter<br />

Bezahlung und geringster Anerkennung in der<br />

Gesellschaft haben wir uns schon lange erobert.<br />

Eine richtige Eroberung war es ja nicht, als wir<br />

bei einer Pestepidemie im 13. Jahrhundert<br />

erstmalig ran durften und die Körper von völlig<br />

fremden Menschen, also nicht als Ehefrau und nicht als Prostituierte, pflegen durften. Und der Heilige Vinzenz<br />

von Paul, ein sehr umsichtiger Manager befand damals 1617: „Die Wohnungen der Kranken seien euer<br />

Kloster.“ Klosterschwestern haben dann auch die Vorläufer von Krankenhäusern gegründet, die es in Europa<br />

bis <strong>zum</strong> 17. Jahrhundert nicht gab. Immerhin erkämpften wir Frauen 1909, dass wir offiziell auch Männer<br />

pflegen dürfen. Bis 1899 hatten Frauen in Deutschland auch keine Genehmigung Medizin zu studieren. Zu<br />

dieser <strong>Zeit</strong> bereits in Deutschland praktizierende Ärztinnen kamen aus dem Ausland. Die deutsche Politik,<br />

damals noch mit einer 100 %igen Männerquote faselte etwas von einem gefährlichen Experiment und<br />

fürchtete, dass bei einem größeren Anteil von Frauen Niveau und Ansehen des ärztlichen Berufs sinken würde.<br />

Während in der Pflege heutzutage der Frauenanteil nur noch 85 % beträgt, ist der Anteil von Frauen im<br />

Medizinstudium schon seit 10 Jahren bei zwei Dritteln. 40 % der Frauen arbeiten dann tatsächlich auch als<br />

Ärztinnen in Kliniken.<br />

Noch kein flächendeckendes Niveau<br />

Auch die Ausbildung als Gesundheits- und KrankenpflegerIn ist hierzulande sehr gut. Aber dennoch haben wir<br />

es in Deutschland noch nicht geschafft, Pflegeberufe flächendeckend auf ein Hochschulniveau zu heben –<br />

okay, hat ja nur die EU im sogenannten Bologna-Prozess, einer europaweiten Harmonisierung von<br />

Studiengängen und –abschlüssen, schon vor knapp 20 Jahren festgelegt und viele EU-Länder haben dies auch<br />

umgesetzt, wir in Deutschland nicht. Aber dafür denken wir darüber nach, mal alle Pflegeberufe gleich zu<br />

machen, also egal, ob der Patient zwei oder 90 Jahre alt ist, gesund oder nur alt oder so jung und schon schwer<br />

krank.<br />

Die Frauenkommission einer medizinischen Fakultät hatte 1997 analysiert, wie der statistische Weg von<br />

Frauen in ihrer Einrichtung ist: 55 % der Medizinstudenten waren Frauen, von denen 48 % das Medizinstudium<br />

abgeschlossen haben, <strong>zum</strong>eist auch mit deutlich besseren Zensuren, womit dann 43 % die Assistentinnenzeit<br />

58


mit einem Facharztabschluss brillierten. Eine Habilitation – also eine voll krasse wissenschaftliche Arbeit,<br />

meistens nach dem Dienst, am Wochenende und in den Ferien gemacht – bekommen dann nur noch 24 % hin,<br />

obwohl wir ja beim Abitur und beim Abschluss des Medizinstudiums noch die Schlaueren waren.<br />

Damit sind wir Frauen noch meilenweit von der fast 100 % Männerquote in den Führungspositionen entfernt,<br />

die wir in der Medizin haben – Führungspositionen: Das sind die exotischen Dinge, bei denen man echt viel<br />

Geld verdienen kann, aber dummerweise auch Verantwortung trägt und pausenlos Entscheidungen treffen<br />

muss. Chefärztinnen werden nur noch 25 % Frauen, auch ohne Habilitation. Und richtige Klinikdirektorinnen<br />

auf W3-Niveau, das höchste Level in der Universität, sind hier und heute nur noch knapp 5 %. In Saudi-Arabien,<br />

dem Land, welches vor Kurzem zugelassen hat, dass wir Frauen Auto fahren dürfen, ist der Anteil der<br />

Chefärztinnen und Klinikdirektorinnen deutlich höher.<br />

In Deutschland muss eine deutsche Ärztin mit Migrantenhintergrund (in dritter Generation in Deutschland<br />

lebend) oder eine Ausländerin für eine Führungsposition in der Medizin derart kämpfen, dass man diese<br />

Kolleginnen nun wirklich mit der Lupe suchen kann und sich eine Statistik dazu schon gar nicht lohnt.<br />

In der medizinischen Forschung ändert sich gerade einiges<br />

Forschungen zu geschlechtsspezifischen Tumoren bei Männern sind in den letzten Jahren mit Finanzmitteln<br />

überhäuft worden, sodass <strong>zum</strong> Beispiel ein Prostata-Karzinom, der am weitesten verbreitete Tumor bei<br />

Männern hohe Heilungschancen hat – gut so.<br />

Ja, nun raten sie mal, wer seit vielen Jahren sehr erfolgreich und mit vielen Geldern forscht, das sind Männer.<br />

Das Mamma-Karzinom der Frauen war lange <strong>Zeit</strong> eine verheerende Diagnose. Seit nunmehr über zehn Jahren<br />

wurde der Kampf gegen diese Seuche der Frauen deutlich verstärkt, gibt es mehr Forscherinnen und mehr<br />

Forschungsgeld, leiten Gynäkologinnen interdisziplinäre Brustzentren. Das bedeutet im Umkehrschluss nicht,<br />

dass Männer in diesen Positionen schlecht arbeiten, mitnichten.<br />

Es kann sich bestimmt Jeder und Jede vorstellen, dass ein junger Forscher eher Interesse an<br />

Forschungsthemen zur Prostata und eine junge Forscherin eher für Brustkrebs hat. Die Geldgeber, diejenigen,<br />

die finanzielle Mittel in der Medizin freizugeben, waren lange männlich. Und sie werden nur langsam<br />

weiblicher.<br />

Übrigens, haben Sie es bemerkt: Zusätzlich zu unserem ‚natürlichen’ Job, den man Berufung nennt – keine<br />

Bezahlung mit einem 24/7/365-Dienst, oder kurz genannt Familie – gehen wir zusätzlich in Jobs, die auch<br />

schlecht bezahlt und arbeitsintensiv sind. Lernen wir Frauen nie dazu?<br />

59


Besser war es mal in der DDR<br />

Kindergartenplätze für alle, und zwar nahe an der Arbeitsstelle, Hort und bezahlte Klassenfahrten,<br />

Schulbücher umsonst und vieles mehr. In einem Universitätsklinikum in Westen der Republik musste ich vor<br />

zehn Jahren noch dafür kämpfen, dass eine alleinerziehende Ärztin einen Kindergartenplatz auf dem<br />

Klinikgelände bekommt. In der gesamten westlichen Welt sind die Sozialsysteme so gestaltet, dass Frauen<br />

Kinder haben und gleichzeitig arbeiten können, auch in Führungspositionen. Nur in Deutschland nicht. Solange<br />

diese Verhältnisse noch derart prähistorisch sind, halten wir Frauen Kind und Familie immer noch wie ein<br />

Schild vor uns, um zu bekräftigen, dass wir keine Führungsverantwortung übernehmen können.<br />

Allerdings müssen wir Frauen selbstkritisch feststellen: Wir jammern uns durch die Jahrzehnte und geändert<br />

hat sich wenig. Noch schlimmer, das von 100 Jahren erklärte Horrorszenario der Männer ist eingetreten:<br />

Prestige und Einkommen von Ärzten sind gesunken. Und sogar die Position eines Chefarztes ist nicht<br />

unbedingt mehr erstrebenswert, weil der Fast-100 %-Gott von damals heute vielerorts nur noch ein<br />

Dreiviertel-Gott und leitender Angestellter ist, dem die Geschäftsführung und das Controlling das Leben eher<br />

schwerer als leichter machen. In der Pflege sind überwiegend Männer die Pflegedirektion, die mitentscheiden.<br />

In den Verwaltungsbereichen sind Männer Geschäftsführer und die Frauen – in der Hierarchieebene<br />

unmittelbar darunter oder besser dahinter – machen den eigentlichen Job.<br />

Aber Pflegenotstand, Notstand bei Ärzten und der Notstand bei Physiotherapeuten werden die Gesellschaft<br />

und mittendrin uns Frauen zu radikalen Schritten zwingen. Dazu gehört im Übrigen nicht Pflegeroboter<br />

‚Robbe’, welcher von Bewohnern von Altenheimen erstaunlich offen und schnell angenommen wird. Jegliche<br />

neumodischen Horrorszenarien, dass Roboter und KI-Systeme Pflegekräften und Ärzten die Arbeit<br />

wegnehmen, dürften bis auf Weiteres unrealistisch sein. Die Öffnung des Arbeitsmarktes für Kolleginnen und<br />

Kollegen der Pflege und Ärzteschaft aus dem Ausland läuft, eher unfreiwillig, schon länger. Herzlich<br />

willkommen, insbesondere Frauen, die in ihren Heimatländern oft eine katastrophale und unsichere<br />

Gesellschaftsposition haben.<br />

Die deutsche Medizin, die Arbeitswelt im deutschen Gesundheitssystem wird noch weiblicher, bunter,<br />

interkultureller. Gut so, weil unsere Gesellschaft und damit auch unsere Patienten schon länger bunter und<br />

interkultureller geworden sind und diese Entwicklung sich auch in der Zukunft fortsetzen dürfte.<br />

60


Wir haben die Chance, deutlich mehr Führungspositionen zu übernehmen, wir haben die Chance neben<br />

Professionalität und notwendiger Wirtschaftlichkeit deutlich mehr Menschlichkeit in die Medizin<br />

reinzubringen. Dazu bedarf es noch mehr Mut und noch mehr Kraft, aber dazu ist vor allem mehr<br />

Selbstbewusstsein, weniger Selbstzweifel und vielleicht auch manchmal weniger Anspruch an den eigenen<br />

Perfektionismus notwendig. Auch gerne mit Quote, die nun mal wichtig ist, weil Entscheidungsträger<br />

immer noch überwiegend männlich sind, die fast immer nur junge Männer als Mentoren fördern und das<br />

eigene Netzwerk weiter ausbauen.<br />

Ein Fakt, der mich fast sauer macht: die fehlende Solidarität unter uns Frauen. Die Richterin des Supreme<br />

Courts in den USA, Ruth Ginsburg, ist da etwas anderer Meinung: „Ich will keine Privilegien für mein<br />

Geschlecht. Ich will nur, dass die Männer ihre Füße von unserem Nacken nehmen.“<br />

Ich würde entgegnen, warum wir Männerfüße überhaupt an unseren Nacken heranlassen, warum wir,<br />

denn nicht mehr an uns glauben, viel mehr fordern, Führung übernehmen und den Männern die Hand<br />

reichen und anfragen, wie denn das mit dem Netzwerken geht und ihnen erklären, dass kein Mann Angst<br />

vor Frauenquoten haben muss – in der Medizin und anderswo nicht.<br />

Leonore Boscher wurde 1963 in Leipzig geboren, studierte in Tübingen<br />

und Seattle, USA, Medizin. Sie kann auf 35 Jahre Berufserfahrung zurückblicken,<br />

als Diplom-Kauffrau, OP-Krankenschwester und als Beraterin<br />

von Kliniken bei der Unternehmensplanung und Betriebsorganisation.<br />

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Die verschwundenen<br />

Bewerberinnen<br />

Von Martin Wehrle, Auszug aus seinem Buch<br />

“Noch so ein Arbeitstag und ich drehe durch”<br />

Der Anruf war ein Hilferuf: „Wir suchen<br />

verzweifelt Führungsfrauen, aber finden keine –<br />

können Sie uns unterstützen?“ Zwei Wochen<br />

später saß ich dem Geschäftsführer eines<br />

mittelständischen Textilherstellers in Hessen<br />

gegenüber, ein seriöser Herr Mitte 60, feiner<br />

Zwirn und rotes Einstecktuch.<br />

Sein Betriebsrat hatte rebelliert, denn die Frauen<br />

waren nur in einer Abteilung überrepräsentiert: in<br />

der schlecht bezahlten Produktion. Die gehobene<br />

Führungsetage jedoch war eine reine<br />

Männerwirtschaft.<br />

„Was tun Sie selbst, um Frauen zu fördern?“,<br />

fragte ich. Er ließ seinen Assistenten der<br />

Geschäftsführung antanzen, einen eifrigen<br />

Jungsporn. Der drückte mir eine Mappe mit der<br />

Überschrift „Frauenförderung“ in die Hand. Die<br />

Maßnahmen waren in etwa so originell wie<br />

„Happy Birthday“ als Geburtstagslied. Das<br />

Highlight war ein Mentoren-Programm,<br />

aufstiegswillige Frauen durften einen<br />

Führungsmann als Förderer wählen und sich von<br />

ihm coachen lassen.<br />

Als der Assistent den Raum wieder verlassen<br />

hatte, fragte ich den Geschäftsführer: „Sind Sie<br />

zufrieden mit ihm?“<br />

„Oh ja! Der hat jede Menge Potenzial!“<br />

„Was ist aus seinem Vorgänger geworden?“<br />

„Das war auch ein High Potential; der junge Mann<br />

leitete jetzt unsere französische Niederlassung.“<br />

„Und der Vor-Vorgänger?“<br />

„Der ist jetzt stellvertretender Entwicklungsleiter.“<br />

Es war unglaublich: Derselbe Mann, der sich<br />

„Frauenförderung“ auf die Fahnen geschrieben<br />

hatte, betrieb eine florierende Aufzucht<br />

männlicher Alphatiere. Auch etliche seiner<br />

Assistenten davor, immer junge Männer, hatten<br />

es mittlerweile in die Führungsetage geschafft.<br />

62


„Haben Sie denn jemals eine weibliche Assistentin<br />

gehabt?“, fragte ich.<br />

Er zuckte zusammen. „Glauben Sie mir, auf diese<br />

Position bewerben sich immer nur Männer.“<br />

„Das kann nicht sein.“<br />

„Ist aber wahr!“, beharrte er.<br />

Ich rief seine Sekretärin hinzu, und die erzählte<br />

freimütig: „Stimmt, Sie kriegen nur Bewerbungen<br />

von jungen Männern auf den Tisch. Wir wissen ja,<br />

dass Sie seit 25 Jahren männliche Assistenten<br />

haben. Deshalb sortieren wir die Frauen aus.“<br />

So läuft das oft: Offiziell sind die Unternehmen<br />

sehr darum bemüht, mehr Frauen in<br />

Führungspositionen zu bringen. Aber alle Abläufe,<br />

alle Strukturen und alle heimlichen Spielregeln<br />

sind auf Männer zugeschnitten.<br />

Wer sich als Frau in diese Welt verirrt, kommt<br />

sich vor wie auf einem Rugby-Feld: Hier gelten<br />

Regeln, die für Männer günstiger als für Frauen<br />

sind.<br />

In jeder Stellenausschreibung können Sie es<br />

nachlesen: „Durchsetzungsfähigkeit“ wird von<br />

Führungskräften erwartet. Zwei Ellenbogen, für<br />

die es einen Waffenschein bräuchte, gelten als<br />

ideale Führungsinstrumente. Wenn eine Frau es<br />

dagegen mit sozialer Kompetenz versucht, wenn<br />

sie ihre Mitarbeiter nicht zwingen, sondern<br />

überzeugen will, dann trägt sie schnell einen<br />

Beinamen wie „Mutti“, auch wenn sie zufällig<br />

nicht Kanzlerin ist: zu sozial, zu weich, zu weiblich.<br />

Gerade letzte Woche hat mir eine Führungsfrau<br />

erzählt, wie ihr Chef sie zur Seite nahm: „Ich<br />

merke, dass Sie ein sehr enges Verhältnis zu Ihren<br />

Mitarbeitern pflegen.<br />

Halten Sie bitte etwas mehr Distanz!“ Zu viel gute<br />

Laune, zu viel Nähe – höchst verdächtig!<br />

Dagegen habe ich es noch nie erlebt, dass eine<br />

(männliche) Führungskraft auf „zu viel Distanz“ zu<br />

ihren Mitarbeitern hingewiesen wurde: „Warum<br />

sinkt die Laune des Teams immer, sobald Sie das<br />

Büro betreten?“ Oder: „Warum haben die Leute<br />

nicht das nötige Vertrauen, mit Ihnen über die<br />

wahren Probleme zu sprechen?“ Nein, in diesem<br />

Fall ist von „gesunder Distanz“ die Rede – als<br />

könnte man sich anstecken, wenn man den<br />

eigenen Mitarbeitern zu nahekommt.<br />

Manchmal glaube ich, Top-Manager wollen keine<br />

Frauen in der Führungsetage, weil die unbequeme<br />

Fragen stellen könnten:<br />

· „Warum soll ich eine Gehaltserhöhung<br />

ablehnen, wenn eine Arbeitskraft sie<br />

nachweislich verdient hat?“<br />

· „Warum soll ich Menschen entlassen, obwohl<br />

sie einen guten Job machen und wir Arbeit bis<br />

<strong>zum</strong> Abwinken haben?“<br />

· „Warum soll ich meine 58-jährige<br />

Mitarbeiterin aus der Firma drängen, obwohl<br />

niemand so viel vom Markt versteht wie sie?“<br />

· „Und dient es den Geschäftszahlen nicht<br />

mehr, wenn die Leute einbezogen werden und<br />

guter Laune sind, als wenn sie übergangen und<br />

verstimmt werden?“<br />

Doch eine Firma ist kein Ponyhof.<br />

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Und sozialromantische Anwandlungen passen<br />

nicht zu einem Management, das Bilanzen statt<br />

Menschen führt.<br />

Kooperativer Führungsstil, Kommunikation auf<br />

Augenhöhe und 360-Grad-Feedbacks werden in<br />

Seminaren gepredigt. Aber im Führungsalltag,<br />

wenn’s um die Wurst geht, schlägt die Faust auf<br />

den Tisch. Entscheidungen fallen wie Bäume, von<br />

oben nach unten, bei den Mitarbeitern schlagen<br />

sie krachend auf.<br />

Natürlich könnten sich die Unternehmen fragen:<br />

„Ist unsere Führung zu männlich und hierarchisch?<br />

Brauchen wir mehr soziale Kompetenz und<br />

Gerechtigkeit? Täte uns ein weiblicherer Blick auf<br />

die Dinge gut?“ Stattdessen gelten die Männer als<br />

Maß aller Dinge. Und eine Frau, die von Adams<br />

Rippe abweicht, hat ein Problem.<br />

Der Durchdreh-Reim:<br />

Menschen führen? Nichts für Schwache.<br />

Also reine Männersache!<br />

Martin Wehrle<br />

ist „Deutschlands bekanntester Karriereberater“<br />

(Focus). Seine Bücher sind rund um den Globus<br />

erschienen und haben entscheidende Debatten<br />

über die Arbeitskultur angeregt. Ob in einer<br />

Titelgeschichte für den „Stern“, auf dem Sessel bei<br />

„Markus Lanz“ oder auf der Couch bei<br />

„Maischberger“: Er engagiert sich für eine<br />

menschenfreundliche Arbeitswelt.<br />

Wehrle begann seine Karriere als Journalist,<br />

wurde ausgezeichnet mit dem Reportagepreis der<br />

Akademie für Publizistik und hat später zwei<br />

Abteilungen in einem M-Dax-Konzern geleitet. Seit<br />

2003 veröffentlichte er über ein Dutzend<br />

Spiegel-Bestseller, darunter „Ich arbeite in einem<br />

Irrenhaus“ (Econ), das über 300.000 Mal verkauft<br />

wurde. In „Herr Müller, Sie sind doch nicht<br />

schwanger?!“ (Mosaik, 2015) lässt er einen<br />

männlichen Manager als Frau aufwachen, um die<br />

mangelnde Gleichstellung aufzudecken und<br />

Frauen neue Türen zu öffnen. Die damalige<br />

Familienministerin Manuela Schwesig hat für das<br />

Gesetz zur Gehaltstransparenz auf seine Expertise<br />

zurückgegriffen. Im Herbst 2018 ist sein<br />

Spiegel-Bestseller „Noch so ein Arbeitstag, und ich<br />

dreh durch“ (Mosaik) erschienen.<br />

Auf YouTube betreibt er den größten deutschen<br />

Karrierekanal, „Martin Wehrle: Coaching- und<br />

Karrieretipps“.<br />

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Hürden beim beruflichen Wiedereinstieg –<br />

Ein Erfahrungsbericht<br />

Von Patricia Widmer<br />

Sieben Jahre Vollzeit-Mama – sieben Jahre weg vom Beruf. Die Bilanz: Kein Selbstvertrauen und das<br />

schlechte Gefühl, sich selbst aus den Augen verloren zu haben. Dies sind keine guten Voraussetzungen für<br />

den Wiedereinstieg ins Berufsleben.<br />

Für die Familie da zu sein, empfand ich immer als Privileg. Trotz meinen Aufgaben als Familienfrau und meines<br />

Engagements in der Freiwilligenarbeit wurde ich kribbelig und ich brauchte eine zusätzliche Herausforderung.<br />

Vor meiner Familiengründung war ich Bankerin und ich wollte an meine vergangene Karriere anknüpfen. Die<br />

Vorzeichen deutete ich positiv: Ich hatte ein stabiles familiäres Umfeld, das bereit war, sich während meiner<br />

Abwesenheit um meine Kinder zu kümmern. Mein Mann wollte einen Teil der Kindererziehung übernehmen<br />

und ich hatte ein breites Netzwerk. Doch das alles half nichts bei der Jobsuche. Ich blieb erfolglos!<br />

Dos and don’ts<br />

Woran lag das? Ich verstand es nicht. Heute weiss ich es: Mir fehlte schlichtweg das Selbstvertrauen und der<br />

Glaube an mich. Ich dachte, ich müsse mich entschuldigen für meine sieben Jahre lange Abwesenheit im<br />

Jobmarkt. Natürlich kann man mit dieser Einstellung keine Arbeitsstelle finden. Wichtig ist es, sich seinen<br />

Fähigkeiten bewusst zu werden, sowohl auf fachlicher als auch auf persönlicher Ebene. Allenfalls müssen die<br />

Kompetenzen aufgefrischt werden mit einer fachlichen Weiterbildung, denn nach sieben Jahren kann sich<br />

natürlich einiges im Job verändern. Viel wichtiger erachte ich aber die persönliche Weiterentwicklung. Denn<br />

Selbstvertrauen und ein schlechtes Gewissen sind bei der Jobsuche fehl am Platz.<br />

Der Wiedereinstieg<br />

Nachdem ich keine Anstellung gefunden hatte, entschloss ich mich kurzerhand eine Weiterbildung an der<br />

Universität St.Gallen zu absolvieren. Im Zertifikatslehrgang «Woman Back to Business» erhielt ich neben dem<br />

fachlichen Knowhow ein wertvolles persönliches Coaching. Ich begann zu begreifen, was ich kann und was ich<br />

dem Arbeitsmarkt bringe. Ich lernte, mich nicht zu entschuldigen für meine <strong>Zeit</strong> als Vollzeit-Mami.<br />

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Denn während meiner beruflichen Abwesenheit habe ich viel gelernt. In der Weiterbildung habe ich<br />

erkannt, wie ich das clever im Lebenslauf darstellen kann und wie ich mich selbst besser verkaufen kann.<br />

Es geht darum, dass sämtliche Aktivitäten während der Elternzeit entsprechend erwähnt und<br />

herausgestrichen werden. Insbesondere welche Fähigkeiten dabei gebraucht und entwickelt wurden. Sei<br />

dies die Tätigkeit im Sportverein, als Elternrat, in der Kirchgemeinde oder für eine wohltätige<br />

Organisation. Auch ein oder mehrere (internationale) Umzüge mit der Familie habe ich im Lebenslauf mit<br />

positiven Attributen aufgelistet. Neben dem Lebenslauf muss auch das LinkedIn Profil aktualisiert werden<br />

und zwar anlehnend an den Lebenslauf. Das gleiche gilt für den Elevator Pitch, welcher so wichtig ist<br />

beim Netzwerken. In der Weiterbildung konnte ich nämlich ein breiteres Netzwerk mit spannenden<br />

Unternehmen, Teilnehmerinnen, Referenten und Referentinnen sowie Professoren und Professorinnen<br />

aufbauen und dafür musste ich mir im Klaren sein, wer ich bin und was ich will. Der<br />

Weiterbildungslehrgang ist sehr praxisnah ausgestaltet. Dies erleichterte den Wiedereinstieg enorm. Und<br />

schon während der Ausbildung hatte ich wieder eine Stelle.<br />

Mehr voneinander haben<br />

Zu Hause, hatte ich eine weitere kleine Hürde zu bewältigen. Mama war nicht mehr rund um die Uhr<br />

verfügbar. Nach einer kleinen Umgewöhnungszeit hatten sich alle Familienmitglieder an meinen<br />

beruflichen Wiedereinstieg gewöhnt. Schnell habe ich gemerkt, dass nicht mehr alles perfekt sein muss.<br />

Teilweise musste ich improvisieren. Die Mühen lohnten sich aber. Ich war ausgeglichener und ich<br />

schätzte meine Aufgaben als Mutter und die Tätigkeiten zu Hause wieder viel mehr. Ich nehme mir nun<br />

bewusst Raum für meine Familie. Da die <strong>Zeit</strong> nun knapper ist, geniesse ich sie umso mehr. Wir alle haben<br />

mehr voneinander.<br />

Engagiert für Frauen<br />

Nach meinem Wiedereinstieg als Bankerin, erhielt ich kurz darauf die Gelegenheit, etwas für Frauen zu<br />

tun, denen es so erging wie mir. Ich bekam nämlich einen Anruf von Professorin Gudrun Sander, der<br />

Akademischen Direktorin, meines Weiterbildungslehrgangs. Sie bot mir an, das englischsprachige<br />

Weiterbildungsprogramm «Women Back to Business» an der Executive School der Universität St.Gallen<br />

aufzubauen. Denn bisher gab es die Ausbildung nur auf Deutsch. Das war meine Chance und ich ergriff<br />

sie sofort. Seither engagiere ich mich für Frauen, die beruflich wieder Fuss fassen oder sich neu<br />

orientieren möchten. Das ist bis heute meine Ambition sowie meine Leidenschaft und es macht jeden<br />

Tag Spass, sich dafür einzusetzen.<br />

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Patricia Widmer<br />

Patricia Widmer Foto: Anna-Tina Eberhard<br />

hat an der Universität Zürich Betriebswirtschaft<br />

mit dem Schwerpunkt Banking und Finance<br />

studiert. Parallel <strong>zum</strong> Studium erfolgte ihr<br />

Berufseinstieg bei einer Schweizer Grossbank.<br />

Nach dem Lizentiat wechselte sie zu einer<br />

Privatbank als Relationship Manager. Während<br />

einem mehrjährigen Auslandsaufenthalt mit ihrer<br />

Familie in den USA und in Deutschland arbeitete<br />

sie in verantwortungsvollen Positionen bei<br />

verschiedenen wohltätigen Organisationen. Nach<br />

der Rückkehr in die Schweiz absolvierte sie eine<br />

Weiterbildung an der ES-HSG („Women Back to<br />

Business"). Kurz darauf gelang ihr der<br />

Wiedereinstieg als Relationship Manager und<br />

Head Human Resources bei einer kleinen<br />

Privatbank. Seit Oktober 2014 arbeitet sie für die<br />

Executive School of Management, Technology and<br />

Law. Zuerst war sie verantwortlich für den Aufbau<br />

des englischen Studienganges des<br />

Zertifikatskurses "Women Back to Business",<br />

welcher im Frühjahr 2016 erfolgreich startete. Seit<br />

Herbst 2016 ist sie als Programme Head „Women<br />

Back to Business“ verantwortlich für beide Kurse<br />

(Deutsch und Englisch). Sie doktoriert zurzeit <strong>zum</strong><br />

Thema Diversity Management, Unconscious Bias<br />

und Stereotypen.<br />

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Über Bescheidenheit,<br />

Purpose und Mindset.<br />

Führung neu denken.<br />

Nicole Neubauer, CEO metaBeratung<br />

Mal ehrlich: möchten Sie heute ChefIn sein?<br />

Immer über den Tellerrand schauen, ad hoc<br />

neue Strategien und Geschäftsmodelle<br />

entwickeln, Stakeholder managen, Rückschläge<br />

wegstecken? Und fast hätte ich die wichtigste<br />

Aufgabe vergessen: Menschen – also Team und<br />

Mitarbeiter – im Wandel mitnehmen, Ängste<br />

auffangen, begeistern und motivieren?<br />

Das alles unter einen Hut zu bringen klingt eher<br />

nach einer Herkulesaufgabe.<br />

Es braucht eine Menge Resilienz und Energie.<br />

Spätestens seit die buzzwords #<strong>New</strong>work, #Agilität<br />

und #Ambidextrie in unseren Ohren klingeln, ist die<br />

Erwartungshaltung an Führungskräfte eine ganz<br />

andere geworden.<br />

Und definitiv nicht zu erfüllen mit einem einfachen,<br />

freundschaftlichen ‚Du‘, mit dem einige Führungskräfte<br />

versuchen, Barrieren zu Mitarbeitern abzubauen, weil<br />

sie jetzt plötzlich mit ihnen auf gleicher Ebene im Open<br />

Space Büro sitzen. Wir müssen uns von klassischer<br />

Führung, wie wir sie in den letzten Jahrzehnten erlebt<br />

haben, verabschieden.<br />

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Welche Mindsets brauchen Führungskräfte also,<br />

um den digitalen Wandel voran zu treiben?<br />

Und hier sind sie, die vier Kernkompetenzen für<br />

neue Führung:<br />

1. Bescheidenheit<br />

Vereinfachend lässt sich die neue Rolle der<br />

Führungskraft als die eines Coachs betrachten: es<br />

geht darum, mit Geschick alle Stakeholder zu<br />

managen und das Beste aus ihnen herauszuholen,<br />

um diese dennoch möglichst selbstbestimmt an<br />

ihren Aufgaben arbeiten zu lassen. Neudeutsch<br />

nennen wir dies: agile Führung. Sicherlich ist der<br />

Begriff der ‚Agilität‘ in der jüngsten Vergangenheit<br />

sehr inflationär genutzt worden. Daher wollten wir<br />

dies genauer wissen.<br />

Um das Konzept ‚agiler Führung‘ zu definieren,<br />

braucht es nicht nur praktische Erfahrung, sondern<br />

vor allem Studien, die sich mit dem Thema<br />

wissenschaftlich auseinandersetzen. Die IMD<br />

Business School und metaBeratung haben sich<br />

deshalb Anfang 2017 für ein Forschungsprojekt<br />

zusammengeschlossen.<br />

Mit der Studie konnten wir Unterschiede<br />

identifizieren, die agiles Führen vom bisherigen<br />

Führungsverständnis deutlich abgrenzen.<br />

2. Anpassungsfähigkeit<br />

3. Visionär sein<br />

4. Engagement<br />

Dazu zählen auch drei neue Verhaltensweisen, die<br />

für agile Führung erfolgsrelevant sind:<br />

1. Hyperbewusstsein<br />

2. Informierte Entscheidungsfindung<br />

3. Schnelles Agieren<br />

In unserer täglichen Arbeit helfen wir<br />

Führungskräften dabei, sich ‚agil‘ aufzustellen.<br />

Allerdings: Bescheidenheit ist die Kompetenz, die<br />

hier am meisten polarisiert.<br />

Denn: unser bisheriges Führungsverständnis hat in<br />

den vergangenen Jahren sicher nicht ‚bescheidene‘<br />

Führungskräfte an die Spitze gebracht, sondern eher<br />

narzisstische.<br />

70


Genau diese Personen jetzt für eine erforderliche<br />

Verhaltensänderung zu sensibilisieren, braucht<br />

Fingerspitzengefühl, um einen entsprechenden<br />

‚Mindset-Change‘ zu ermöglichen. Das braucht <strong>Zeit</strong>.<br />

Das legt die Frage nahe, ob Frauen hier die<br />

bescheideneren Führungskräfte sind?<br />

Dazu kann ich aktuell nur sagen: Persönlichkeit ist<br />

normalverteilt – es gibt bescheidene wie<br />

narzisstische Frauen. Dennoch sagen Studien, dass<br />

Frauen von klein auf anders erzogen wurden und<br />

mehr ‚Variabilität‘ in ihrem Verhalten zeigen –<br />

demnach bescheiden auftreten können, obwohl sie<br />

es nicht sind.<br />

Sprich: Sie steuern aktiv besser gegen.<br />

Vision oder Strategie?<br />

Letztlich lohnt ein ‚isolierter, individueller‘<br />

Veränderungsprozess einer Führungskraft nur<br />

dann, wenn man vorab ganzheitlich auf das<br />

Unternehmen schaut und die Vision geklärt ist.<br />

Erst dann gelingt es mir als Führungskraft,<br />

Mitarbeiter für den Wandel zu begeistern und zu<br />

engagieren. Wir alle sind Gewohnheitsmenschen.<br />

Gewohnte Abläufe zu verlassen, macht erstmal<br />

Angst, verursacht Unsicherheit. Daher sollte<br />

immer das ‚Warum‘ für eine Veränderung geklärt<br />

und auf allen Ebenen des Unternehmens<br />

kommuniziert werden. Ich gehe sogar so weit zu<br />

sagen:<br />

Purpose geht vor Strategie – heute ändern sich<br />

Strategien häufig innerhalb von zwei Jahren – der<br />

Purpose aber bleibt.<br />

Nicole Neubauer<br />

ist Geschäftsführerin von metaBeratung. Gemeinsam mit ihrem Team begleitet sie<br />

Unternehmen und Führungskräfte in Veränderungsprozessen sowie gezielt in der<br />

Auswahl und Entwicklung von Mitarbeitern. Die Persönlichkeit eines Menschen steht<br />

dabei im Mittelpunkt.<br />

www.metaberatung.com.<br />

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Die falschen Arbeitsbedingungen machen krank!<br />

Susan Schütze & Sabrina Zill wissen wovon sie sprechen und gründeten Wealth´s Angels, zwei starke Frauen rebellieren die Arbeitswelt.<br />

Was bietet Wealth´s Angels an?<br />

Wir sind eine Agentur für Feelgood-Management, betriebliches<br />

Gesundheitsmanagement und <strong>New</strong> <strong>Work</strong> <strong>Work</strong>shops. Wir gehen beratend<br />

in Unternehmen, analysieren die Situation der Mitarbeiter, liefern<br />

Lösungsvorschläge und setzen diese dann zusammen mit dem ganzen<br />

Unternehmen um. Außerdem geben wir auch <strong>Work</strong>shops zu Themen wie<br />

Mitarbeiterführung, Entwicklung der Führungskraft, Stimmgesundheit und<br />

sind auch ab und an als Speaker für Veranstaltungen gebucht.<br />

Sie haben sich auf den Bereich <strong>New</strong> <strong>Work</strong> und Feel Good ausgerichtet.<br />

Wie sind Sie auf diese Bereiche gekommen?<br />

Wir haben selbst erfahren müssen, was genau negative<br />

Arbeitsbedingungen bedeuten. Wir haben unter anderem Mobbing,<br />

Bossing, schlechte Führung und fehlende Kommunikation unter den<br />

Kollegen erlebt – am Ende hat es uns krank gemacht! Von Erkrankungen<br />

der Atemwege, erste Anzeichen sowohl von Burnout als auch von Boreout<br />

bis hin zu Muskel- und Skeletterkrankungen war alles vertreten. Wir<br />

kennen diese Abwärtsspirale und sind immer wieder erstaunt, wie vielen<br />

Menschen ähnliche Probleme im Arbeitsalltag haben. Aus diesem Grund<br />

gründeten wir eine Agentur für Feelgood-Management und sind<br />

gleichzeitig auch der <strong>New</strong> <strong>Work</strong> Bewegung beigetreten.<br />

Für viele dürfte der Begriff <strong>New</strong> <strong>Work</strong> noch nicht ausreichend mit Leben<br />

gefüllt sein. Können Sie uns kurz erklären, was Sie damit verbinden und<br />

wie Sie es in den unternehmerischen Alltag integrieren? Auch in Ihren<br />

eigenen?<br />

<strong>New</strong> <strong>Work</strong>, also Neue Arbeit, ist eine Entwicklung, die durch die<br />

Digitalisierung in den letzten Jahren vorangetrieben wird. Der Begriff<br />

beinhaltet für uns folgendes:<br />

● Neue Unternehmensstrukturen<br />

● Wertschätzende Unternehmenskultur<br />

● Flexible Arbeitszeiten<br />

● Ortsunabhängiges Arbeiten<br />

● Verschiedene Arbeitskonzepte und Arbeitsmodelle<br />

● Selbstständigkeit und Freiheit<br />

● Neue Herausforderungen für Arbeitgeber und<br />

Arbeitnehmer<br />

● Weg von alten Glaubenssätzen, hin zu neuen Sichtweisen<br />

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Das Thema <strong>New</strong> <strong>Work</strong> beschäftigt derzeit Führungskräfte, Unternehmer und<br />

Angestellte, die am Puls der <strong>Zeit</strong> arbeiten. Mit der Technologie ändern sich Arbeitsplätze und Prozesse.<br />

Unternehmen wollen und müssen sogar darauf reagieren und die Arbeitsbedingungen den Vorstellungen<br />

der neuen Generationen anpassen. Beim Thema <strong>New</strong> <strong>Work</strong> spielt immer auch der Wettbewerb um<br />

Talente eine Rolle, denn nie gab es eine so freie Auswahl an Arbeitsplätzen für Fachkräfte wie heute.<br />

Natürlich können Unternehmen Teile des <strong>New</strong> <strong>Work</strong> Denkens selbst in den unternehmerischen Alltag<br />

integrieren. Dennoch raten wir zu externer Beratung. Warum? Das ist einfach beantwortet: Externe<br />

haben einen wesentlich objektivieren Blick auf die Verhaltensweisen innerhalb eines Unternehmens.<br />

Wie glauben Sie werden Entwicklungen wie die Digitalisierung und <strong>New</strong> <strong>Work</strong> unser gesellschaftliches<br />

und wirtschaftliches Leben verändern?<br />

Das ist ein unglaublich interessanter Punkt für uns. Wir sitzen nämlich parallel an einem Projekt, welches<br />

<strong>New</strong> <strong>Work</strong> und Digitalisierung miteinander verbinden wird. Auf Hochtouren entwickeln wir zusammen<br />

mit unserem Programmierer Christian, der Brain hinter dem technischen Aufbau, die Plattform NEW<br />

WORK REBELS. Unsere Plattform wird für jeden zugänglich sein und das kostenfrei. Wer mehr will, einen<br />

virtuellen persönlichen, lernenden Assistenten <strong>zum</strong> Beispiel, oder telefonische Beratung zu Problemen,<br />

eine geschlossene Community oder perfekte auf den Arbeitsalltag abgestimmte und von Experten<br />

entwickelte Video-Tutorials, der kann sich dann auch für den Premium-Zugang entscheiden. Wir haben<br />

mit einer der Rebellinnen, Susanne Hilse, schon den ersten Relax-Quickie in Form eines Videos gedreht<br />

und veröffentlicht. Ansonsten ist diese <strong>New</strong> <strong>Work</strong> Community aber auch ein großer Pluspunkt für<br />

Unternehmen. Noch nie war es so einfach, Gesundheit im Unternehmen zu etablieren und seinen<br />

Mitarbeitern eine Kompletthilfe zur Verfügung zu stellen, ohne große Kosten.<br />

Was waren oder sind die größten Hemmnisse bei Ihrer Gründung gewesen?<br />

Gewesen ist gut (beide Gründerinnen lachen). Wir stehen fast täglich vor Herausforderungen. Nun<br />

müssen wir aber auch ehrlich gestehen, uns gibt es erst seit 2018. Also sind wir auch noch verstärkt damit<br />

beschäftigt, uns einen Namen zu machen und die Unternehmen davon zu überzeugen, dass wir auch<br />

ohne 15-jährige Erfahrungen die Richtigen für Feel-Good-Management sind. Außerdem müssen wir auch<br />

oft erst das Vorurteil aus dem Weg räumen, dass Feel-Good-Manager-Clowns des Unternehmens sind<br />

und es noch mehr dazugehört als nur Kickern in der Pause. Wir haben uns sehr bewusst für diesen<br />

empathischen Berufszweig entschieden. Daher lieben wir diese Herausforderung auch sehr an unserem<br />

Alltag.<br />

Leider ist es auch Realität, dass Frauen bis heute noch nicht zu 100 Prozent gleichgestellt sind mit den<br />

Männern. Das merken wir auch oft in Gesprächen mit verschiedenen Gesprächspartnern. Viel zu oft<br />

gehen wir aus Gesprächen und denken uns: Wie süß, sie unterschätzen uns. Das ist nicht immer schlecht,<br />

denn ehrlich gestanden können wir dadurch sehr viel besser und unglaublich schnell überzeugen, wenn<br />

wir “an die Arbeit” gehen.<br />

Unser aktuell größtes Hemmnis ist die Finanzierung unserer Plattform. Wow! Wir arbeiten uns im<br />

Moment einmal quer durch die Förderungs- und Finanzierungslandschaft.<br />

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Hatten Sie Unterstützung bei der Umsetzung Ihrer Geschäftsidee?<br />

Zuerst einmal hatten wir uns! Und dann sind wir auch unglaublich wunderbare Menschen<br />

getroffen, die uns bis heute unterstützen und helfen, wo sie nur können. Natürlich haben wir<br />

auch in ein gutes Gründungscoaching investiert. Die liebe Kerstin Gernig hat mit uns zusammen<br />

wirklich sehr viel aus uns herausgekitzelt und uns perfekt auf den Start vorbereitet. Dann dürfen<br />

wir natürlich auch an dieser Stelle nicht die Freunde vergessen, die uns immer wieder Mut<br />

gemacht haben und damit dafür gesorgt haben, dass wir nicht den Kopf in den Sand stecken.<br />

Gab es während des Gründungsprozesses eine Umstellung, da Sie gemerkt haben, dass das<br />

Produkt nicht angenommen wird bzw. nicht zur Zielgruppe passt?<br />

Selbstverständlich. Und wir gehen auch stark davon aus, dass uns dieser Fall auch in der Zukunft<br />

begleiten wird. Wir gehen mit der <strong>Zeit</strong> und richten unser Angebot auf die Unternehmen aus, mit<br />

denen wir zusammenarbeiten. Jedes Unternehmen ist anders, genauso wie jeder Mensch<br />

anders ist. Leben und arbeiten heißt eben auch lernen und verändern. Aber genau das lieben<br />

wir so an der Arbeit mit den verschiedenen Branchen, Unternehmen und Menschen!<br />

Was hätten Sie getan, wenn Sie nicht erfolgreich gegründet hätten?<br />

Wir stehen noch relativ am Anfang unserer wunderbaren Reise. Aber egal was gekommen wäre<br />

oder auch noch kommen wird, wir werden nicht aufgeben. Wir werden so lange versuchen,<br />

diese Welt ein bisschen besser zu machen, bis sie ein bisschen besser ist. Gerade die Arbeitszeit<br />

nimmt sehr viel <strong>Zeit</strong> unseres Lebens ein. Wir wollen nicht für die Arbeit leben, wir wollen mit ihr<br />

glücklich werden.<br />

Ihr Tipp für andere Gründerinnen.<br />

Durchhalten und für die eigenen Werte und Vorstellungen einstehen! Doch noch vor diesem<br />

Punkt halten wir es für sehr wichtig, die Gründung gut zu planen und dafür auch Geld für ein<br />

Gründungscoaching in die Hand zu nehmen. Eine gute Planung ist das A und O. Erst dann kommt<br />

der absolute Wille, Durchhaltevermögen und ein starker Rückhalt durch Freunde, Familie und<br />

Partner.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

www.wealthsangels.de<br />

Susan Schütze und Sabrina Zill<br />

Gründerinnen von Wealth´s Angels<br />

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Was <strong>zum</strong> Lesen ...<br />

Noch so ein Arbeitstag, und ich dreh durch!: Was<br />

Mitarbeiter in den Wahnsinn treibt<br />

Von Martin Wehrle<br />

In vielen Firmen herrscht das Diktat der<br />

Unvernunft. Mitarbeiter müssen tun, was ihnen<br />

gesagt wird, weil es ihnen gesagt wird – auch<br />

wenn es der letzte Unsinn ist. Regeln ersetzen den<br />

gesunden Menschenverstand. Das Betriebsklima<br />

orientiert sich vor allem an der Laune der Chefs. In<br />

seinem neuen Buch zerrt Martin Wehrle ans Licht,<br />

womit Unternehmen ihre Mitarbeiter heute in<br />

den Wahnsinn treiben. Mit Erfahrungsberichten,<br />

unglaublichen Beispielen aus seiner Praxis und<br />

seiner typischen erfrischenden Sprache holt er die<br />

Leserinnen und Leser dort ab, wo sie täglich<br />

herausgefordert sind, und eröffnet Möglichkeiten,<br />

dem Wahnsinn entgegenzutreten.<br />

„<strong>Work</strong>ing Mom – 20 Power-Tools für den<br />

Wiedereinstieg in den Job<br />

Von Katrin Bringmann<br />

<strong>Work</strong>ing Mom ist ein Ratgeber für Mütter (und Väter),<br />

die ihren Wiedereinstieg in den Job planen. Es werden<br />

vor allem Techniken des Selbstmanagements und der<br />

Karriereplanung, der beschleunigten<br />

Informationsaufnahme (Speedreading, Mindmapping<br />

und effektive Merktechniken) und auch die Kunst der<br />

überzeugenden Selbstdarstellung & Rhetorik<br />

bereitgestellt. Strategien für ein erfolgreiches<br />

<strong>Zeit</strong>management sowie viele praktische Tipps für ein<br />

professionelles Networking runden das Ganze ab –<br />

alles Themen, die selbstverständlich nicht nur für<br />

<strong>Work</strong>ing Moms von Bedeutung sind .<br />

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Und noch mehr <strong>zum</strong> Lesen ...<br />

Drei Schritte <strong>zum</strong> effektiven und<br />

effizienten Risikomanagement nach DIN<br />

ISO 31000:2018 – eine praxistaugliche<br />

Anleitung<br />

Von Frank Herdmann<br />

Kein Schutz - nirgendwo<br />

Von Maria von Welser<br />

Das zweisprachige Buch (in Deutsch und Englisch)<br />

ermöglicht die Entwicklung und Umsetzung eines<br />

professionellen Risikomanagements in drei<br />

Schritten. Dabei zeigt es auch Ansätze zur<br />

Integrierung des Risikomanagements in bereits<br />

bestehende Managementsysteme eines<br />

Unternehmens. Das Buch bietet umfassende<br />

Informationen <strong>zum</strong> Thema, konzentriert sich aber<br />

insbesondere auf einfache und schnelle<br />

Anwendbarkeit – eine gute Basis für ein erstes<br />

solides Risikomanagement, mit dem man internen<br />

Risiken vorbeugt, sowie externe<br />

Haftungsansprüche abwehren kann.<br />

Mehr als 50 % aller Flüchtlinge weltweit<br />

sindFrauen – weshalb werden dann 70 % der<br />

Asylanträge in Deutschland von Männern gestellt?<br />

Maria von Welser reist in die Krisenregionen<br />

dieser Welt und recherchiert vor Ort, warum die<br />

meisten Frauen buchstäblich auf der Strecke<br />

bleiben. Viele Frauen in den Flüchtlingslagern<br />

können nicht mehr weiter, aber auch nicht zurück.<br />

Weil sie sonst verhungern, vergewaltigt oder<br />

ermordet werden. Und wenn sie es doch übers<br />

Meer oder auf dem Landweg schaffen, sind sie<br />

schwerst traumatisiert – und oft schwanger. Denn<br />

Schleuser verlangen als Bezahlung häufig mehr als<br />

Geld. Doch auch in europäischen Auffanglagern<br />

und Flüchtlingsheimen ist die Lage nicht<br />

unbedingt besser: Auch hier kommt es zu<br />

sexuellen Übergriffen, und die Frauen wagen<br />

nicht, sich zu wehren. Ein eindringliches Buch über<br />

das verborgene Leid vor den Türen Europas und<br />

unser aller Augen.<br />

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Bücher <strong>zum</strong> Thema <strong>New</strong> <strong>Work</strong><br />

<strong>Work</strong> Report 2019<br />

Tauchen Sie mit Ali Mahlodji ein in die spannende<br />

Welt von <strong>New</strong> <strong>Work</strong>: Welche aktuellen Trends<br />

sind aus<strong>zum</strong>achen? Wie können Sie das Potenzial<br />

Ihrer Mitarbeiter bestmöglich entfalten? Mit<br />

welchen Werkzeugen und Strategien navigieren<br />

Sie Ihr Unternehmen erfolgreich durch die sich<br />

wandelnde Arbeitswelt? – Ali Mahlodji liefert in<br />

seinem <strong>Work</strong> Report die Antworten.<br />

Agilität neu denken<br />

Von Klaus Leopold<br />

Dieses Buch beschreibt eine Agile Transition eines<br />

Unternehmens in die ca. 600 Leute involviert<br />

waren. Das erklärte Ziel war es, Time-to-Market<br />

von Initiativen zu verkürzen, damit man schneller<br />

auf Kundenbedürfnisse reagieren kann und somit<br />

die Business Agilität steigt. Die Leser*innen<br />

erfahren, wie man eine Agile Transition in dieser<br />

Größenordnung angeht, damit man erst gar nicht<br />

in die missliche Lage kommt, keine<br />

Verbesserungen zu sehen. So viel sei vorab<br />

erwähnt: nicht auf Teamebene starten - das spart<br />

nicht nur Nerven sondern auch noch sehr viel<br />

Geld!<br />

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Und wohin 2019?<br />

women&work in Frankfurt/Main<br />

Wer viele Dinge unter einen Hut bringen möchte –<br />

Arbeit, Lifestyle, Sport, Familie, Freunde – braucht<br />

einen Arbeitgeber und einen Job, die das alles<br />

ermöglichen. Die women&work hilft Ihnen, genau<br />

das zu erreichen. Hier treffen Sie auf mehr als 250<br />

Unternehmen, die sich über <strong>Work</strong>-Life-Balance<br />

und Vereinbarkeit Gedanken machen und<br />

Lösungen bieten.<br />

Die women&work ist seit 2011 der europäische<br />

Anlaufpunkt für Frauen, die etwas bewegen und<br />

ihre Karriere und ihr Leben nicht dem Zufall<br />

überlassen wollen.<br />

Ob Studentin, Absolventin, erfahrene Fachfrau,<br />

Wiedereinsteigerin, Führungskraft oder einfach<br />

nur ambitioniert – auf der women&work treffen<br />

Sie auf mehr als 250 Aussteller, davon über 100<br />

Top-Arbeitgeber, bei denen Sie sich im Vorfeld für<br />

vorterminierte Vier-Augen-Gespräche (Bewerbung<br />

ab Januar 2019 bis <strong>zum</strong> 30. April 2019) bewerben<br />

können. Außerdem erwartet Sie ein<br />

Weiterbildungs-Forum , das über alternative<br />

Karrierewege informiert.<br />

6. Frauen-Karriere- und<br />

Netzwerk-Symposium<br />

am 18. und 19. März 2019 in Göttingen<br />

Das WoCaNet 2019-Organisationsteam freut sich<br />

bekannt zu geben, dass das 6. Frauen-Karriereund<br />

Netzwerksymposium am 18.-19. März 2019<br />

im Max-Planck-Institut für biophysikalische<br />

Chemie (MPIbpc) in Göttingen mit dem Slogan<br />

Towards a Dialog stattfinden wird !<br />

Am 19. März werden Vorträge von erfolgreichen<br />

Frauen und Männern in der Wissenschaft aus<br />

verschiedenen Forschungsbereichen, aus der<br />

Industrie und aus anderen beruflichen<br />

Hintergründen präsentiert. Darüber hinaus wird<br />

eine Podiumsdiskussion zur Vielfalt in der<br />

Wissenschaft stattfinden.<br />

Am Tag vor dem Hauptsymposium (18. März)<br />

werden wir zwei Soft-Skill-<strong>Work</strong>shops anbieten<br />

. Die Plätze sind begrenzt, also frühzeitig<br />

anmelden!<br />

Für mehr Informationen:<br />

www.wocanet.uni-goettingen.de.<br />

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Noch mehr los in 2019 ...<br />

Speziell für uns Frauen<br />

Rendite ist weiblich“ beim Börsentag Frankfurt am<br />

Samstag, 29. März 2019 im Kap EuropaOsloer<br />

Strasse5,<br />

60327 Frankfurt am Main<br />

Infos und Anmeldung:<br />

www.boersentag-frankfurt.de<br />

Equal Pay Day 2019<br />

Es werden wieder bundesweit<br />

die EPD-Fahnen vor<br />

Rathäusern wehen. Red<br />

Dinner, Info-Veranstaltungen<br />

und Flashmobs werden<br />

organisiert oder beim Guerilla Knitting riesige rote<br />

Taschen gestrickt. Einen Überblick aller Aktionen<br />

gibt unsere Aktionslandkarte.<br />

Lassen Sie sich von der Vielfalt anregen, stöbern<br />

Sie in unseren Aktionstipps und starten Sie Ihre<br />

eigene Aktion! Machen Sie mit! Wir freuen uns<br />

über jede neue Aktion! Machen Sie Ihre Aktion<br />

und Ihr Engagement für Equal Pay sichtbar!<br />

6. Frauenforum-FOODSERVICE<br />

• bis <strong>zum</strong> 28.02.2019 Tickets noch <strong>zum</strong><br />

Frühbuchertarif von 349,00 €:<br />

https://www.frauennetzwerk-foodservice.de/tick<br />

et-kaufen/<br />

• Freundinnen-Bonus: für jede neu geworbene<br />

Teilnehmerin, die noch nicht beim Forum war und<br />

nicht aus einem Unternehmen der<br />

Netzwerkmitglieder kommt, erhalten Sie einen<br />

Gutschein über 30,00 € <strong>zum</strong> Einlösen beim<br />

nächsten Forum.<br />

6. Frauenforum-FOODSERVICE<br />

"Denken-Diskutieren-Handeln"<br />

Donnerstag, den 11. April 2019<br />

09:00 - 18:00 Uhr<br />

Westhafen Pier 1<br />

Rotfeder-Ring 1<br />

60327 Frankfurt am Main<br />

• Get-together am Vorabend<br />

Weitere Veranstaltungen finden Sie unter:<br />

www.she-<strong>works</strong>.de<br />

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www.she-<strong>works</strong>.de

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