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Beste Jahre 2016-11-05

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Patchwork-Familie, mehr<br />

Traum als Wirklichkeit<br />

Viele Väter müssen nach der Trennung um<br />

die Beziehung zu ihren Kindernkämpfen.<br />

Ein Interview mit Martin Morauf, Obmann des Vereins „Väter ohne Rechte“.<br />

Nach einer Trennung im<br />

Streit liefern sich Paare<br />

häufig eine jahrelange<br />

Fehde. „Sie“ willden Exmann<br />

am liebstenamanderen Ende<br />

derWelt sehen.„Er“ will nicht<br />

bloßder Zahlpapa sein, der alle<br />

14 Tage mal mitdem Kind in<br />

denZoo geht. Es herrscht Krieg.<br />

Jeder Atemzug des anderen ist<br />

falsch. Leidtragende dabei sind<br />

vor allem die Kinder, aber auch<br />

Großeltern, Onkeln undTanten,<br />

auf die vergisst man gerne.<br />

Immer mehr Ratsuchende wendensichdaheranden<br />

Verein<br />

„Väter ohne Rechte“.<br />

Sollte der Verein nicht<br />

besser„Kinder ohne Rechte“<br />

heißen?<br />

Der Verein „Väter ohne Rechte“<br />

setzt sich seit 10 <strong>Jahre</strong>n fürdas<br />

Recht von Kindernauf beide<br />

18 <strong>Beste</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Eltern nach einer Trennung ein.<br />

Der Name wurde seinerzeit<br />

ganz bewusst gewählt, weil<br />

über 90 %allerTrennungskinder<br />

ausschließlich im Haushalt<br />

der Mutter leben und es somit<br />

vorwiegend Väter sind, die in<br />

Österreich bis heute kein Recht<br />

haben, ihre Kinder nacheiner<br />

Trennung zu betreuen und an<br />

ihrem Alltagsleben teil zu haben,<br />

wenn die Mutter das nicht<br />

möchte.„Väter ohne Rechte“ist<br />

aber keineswegs ein reiner<br />

Männerverein. Wir unterstützen<br />

auchMütter, denen derKontakt<br />

zu den gemeinsamen Kindern<br />

verweigert wird, wenn diese<br />

beim Vater leben. Wir haben im<br />

Verein einenüber40%igen<br />

Frauenanteil. In der Hauptsache<br />

handelt es sich dabei um Großmütter<br />

und neue Lebensgefährtinnen,<br />

und wir haben auch eine<br />

Foto: M. Morauf<br />

Frau im Vorstand. Mit über<br />

6.000 Mitgliedern aufFacebook<br />

ist„Väter ohne Rechte“die<br />

größtePlattform innerhalb der<br />

Väterbewegung in Europa.<br />

Was wäre Ihrer Meinung nach<br />

eine lebbare Lösung,für<br />

Mann undFrauund vor allem<br />

fürdas Kind?<br />

Wennman Trennungskinder<br />

fragt, was sie sich am meisten<br />

wünschen, so werden fast alle<br />

sagen,dasssie wieder mit Mama<br />

und Papa zusammen sein<br />

wollen. Wenn eine Trennung<br />

derEltern bedeutet,dass die<br />

Kinder damit auch einen Elternteil<br />

verlieren unddiesenimbesten<br />

Fall nur nochanjedem zweiten<br />

Wochenende als Besucher<br />

erleben dürfen, kanndas keine<br />

kindgerechte Lösung sein. Erschwerend<br />

kommthinzu, dass<br />

Kontaktboykott durch den<br />

hauptsächlich betreuenden Elternteil<br />

in Österreich nach wie<br />

vor kaum rechtliche Folgen hat.<br />

Zu uns kommen fast täglich<br />

Väter, die sich darüber beklagen,<br />

dass ihnen der Kontakt<br />

zum Kind verweigert wird. Ein<br />

Wahnsinn in einem modernen<br />

Rechtsstaat!<br />

Auchist die übliche Praxis –die<br />

Kinder leben bei der Mutter und<br />

der Vater zahlt Unterhalt –aus<br />

meinerSicht für beide Eltern<br />

nachteilig.Väter haben den<br />

Kontaktverlust zu ihren Kindern<br />

zu verarbeiten, dürfen sie nicht<br />

mehr in ihrem Alltagerleben<br />

und sind de facto vom Familienlebenausgeschlossen.<br />

Wir erleben<br />

tagtäglichinunseren Beratungsgesprächen,<br />

wie sehr die<br />

betroffenen Väterdarunter leidenund<br />

viele von ihnen werden<br />

regelrechtkrank vorKummer.<br />

Für Mütter bedeutet die alleinige<br />

Betreuungder Kinder oft, dass<br />

sie über viele <strong>Jahre</strong> nurTeilzeit<br />

arbeiten und viele schaffen<br />

danach den Wiedereinstieg ins<br />

Berufsleben nicht mehr. Sie<br />

befinden sich, da ihnen jadie<br />

Beitragsjahre fürdie Pension<br />

fehlen, in einer Sackgasse RichtungAltersarmut.<br />

Was halten Sie vomWechselmodell<br />

der sogenannten<br />

„Cochemer Praxis“?<br />

Da muss man grundsätzlich unterscheiden:<br />

die „Cochemer<br />

Praxis“ist ein von demdeutschen<br />

Familienrichter Jürgen<br />

Rudolph entwickeltesModell,<br />

das dieEltern zur Kooperation<br />

im Sinne ihrer gemeinsamen<br />

Kinder bringt. Gegenseitige Beschuldigungen<br />

werden nicht<br />

mehr zugelassen undKontaktvereitelung<br />

mit dem Entzugder<br />

Obsorge geahndet. Das Modell<br />

istäußerst erfolgreich.<br />

Wechsel- oder Doppelresidenzmodellbedeutet,<br />

dass sich Eltern<br />

die Betreuungihrer Kinder<br />

nachder Trennung teilen. In vielenLändern<br />

Europas ist das bereitsmöglich<br />

und mehr als 50<br />

Studien belegen, dass die<br />

Kinder, die in diesem Modell<br />

aufwachsen, deutlich bessere<br />

psychische und physische Gesundheitswerte<br />

haben, als Kinder,<br />

die mit nur einem Elternteil<br />

aufwachsen. Je geringer der<br />

Kontakt zum anderen Elternteil<br />

ist, desto schlechter fallen die<br />

Werte aus. Deshalb hat der Europäische<br />

Rat einstimmig –also<br />

auchmit Zustimmungdes Österreichischen<br />

Delegierten –beschlossen,<br />

die Doppelresidenz<br />

als anzustrebendes Standardmodellinallen<br />

Mitgliedsländern<br />

einzuführen. Leider gibt es seitens<br />

der Österreichischen Bundesregierungkeine<br />

Anzeichen<br />

dafür, dasauch umzusetzen.<br />

Doppelresidenz bedeutetnicht,<br />

wieoft fälschlicherweise behauptet<br />

wird, dass alle Eltern<br />

auchgegen ihren Willen zu<br />

einer 50/50-Betreuunggezwungenwerden.<br />

Das Modell sieht<br />

vor, dass sich die Eltern als<br />

gleichberechtigte Partner auf<br />

Augenhöhe ein Betreuungsmodellfür<br />

ihregemeinsamen<br />

Kinder überlegen. Das kann<br />

50/50,40/60, 30/70 oder auch<br />

ein herkömmliches Residenzmodellsein,<br />

wenn es den Bedürfnissen<br />

aller Beteiligtenentspricht.<br />

Es kann aber nichtmehr<br />

sein, dass ein Elternteil den anderen<br />

gegen dessen Willen zur<br />

Gänze von der Betreuung der<br />

Kinder ausschließt.<br />

Glauben Sienoch an ein konventionelles<br />

Familienmodell?<br />

UnsereGesellschaft hat sich<br />

sehr stark gewandelt und klassischeRollenbilder<br />

haben sich<br />

aufgelöst. Beziehungen werden<br />

oft auf Zeit eingegangen und<br />

dieEhe „bis dass der Tod euch<br />

scheidet“ hatnur noch Seltenheitswert.<br />

Das istunsere Realität,damit<br />

müssen wir uns zurecht<br />

finden. Fakt ist jedoch,<br />

dass Kinder eine Mutter und<br />

einen Vaterbrauchen,umsich<br />

optimal zu entwickeln. Dieser<br />

Verantwortungsoll man sich<br />

nicht entziehen, auch wenn die<br />

Beziehunggescheitert ist.<br />

Welchen einen Satz möchten<br />

Sie den Müttern dieser Welt,<br />

die Väter zumZahl- oder Besuchsvater<br />

degradieren, mit<br />

auf den Weg geben?<br />

Ich kann Sie nur bitten,das<br />

Ihrem Kind nicht anzutun. Viele<br />

betroffeneKinder suchenihr<br />

ganzes Leben lang nach einer<br />

Vaterfigur,die sie in ihrer Kindheit<br />

nicht haben durften und<br />

viele wenden sich auch vonder<br />

Mutter ab,die ihnen den Kontaktzum<br />

Vaterverweigerthat.<br />

Tragen Sie IhrGeld lieber zum<br />

Mediator undnicht zum Anwalt.<br />

Suchen Sie nach Lösungen und<br />

nicht nach Streit.<br />

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Kann denn nicht ein neuer<br />

Partner denverlassenen<br />

Elternteil ersetzen?<br />

AuchimFallevon Patchwork-<br />

Familien ist der väterliche Einfluss<br />

von enormer Bedeutung.<br />

Ich kenne Patchwork-Familien,<br />

wo die Stiefeltern durchaus<br />

als Bereicherungfür die Kinder<br />

erlebtwerden können.<br />

Ich kenne aber auchFälle, in<br />

denen Mütter ihre Kinder zwingen,<br />

ihren neuen Lebensgefährtenmit<br />

„Papa“ anzusprechen<br />

und ihren leiblichen<br />

Vater nur noch mit Vornamen<br />

anreden zu dürfen.<br />

So etwas muss für Kinder fürchterlich<br />

sein.<br />

Konkurrenzdenken stürzt Kinder<br />

zudemerneut in Loyalitätskonflikte.<br />

Prinzipiellbin ich überzeugt,<br />

dass nichts und niemand<br />

dieleiblichen Eltern ersetzen<br />

kann.<br />

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<strong>Beste</strong> <strong>Jahre</strong> 19

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