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rik Januar 2018

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KÖLN 7<br />

schen Initiativen wie den Pride Salon, die<br />

Rainbow Refugees oder das Rubicon, wo<br />

hervorragende Arbeit geleistet wird. Die<br />

gibt es in Berlin aber natürlich auch. Von<br />

daher haben beide Städte etwas.<br />

Was erwartest von einer neuen<br />

Regierung?<br />

Ich würde mir wünschen – und ich erwarte<br />

das auch – dass eine neue Regierung<br />

sich nicht vom Rollback im Land und der<br />

Präsenz der AfD treiben lässt, sondern<br />

dass sie im Gegenteil eine progressive<br />

Gesellschaftspolitik macht. Wenn wir<br />

unserem Grundgesetz entsprechen<br />

wollen, also gleiche Rechte und Würde<br />

für alle, müssen wir noch sehr viel tun<br />

in Bereichen wie Antidiskriminierung,<br />

gesellschaftliche Vielfalt und Selbstbestimmung.<br />

Ich erwarte, dass von der<br />

neuen Bundesregierung diese Haltung in<br />

den Mittelpunkt ihrer Gesellschaftspolitik<br />

gestellt wird. Das erwarte ich übrigens<br />

von jeder Bundesregierung, unabhängig<br />

davon, ob Grüne daran beteiligt sind oder<br />

nicht.<br />

Hättet ihr die CDU mit zwei<br />

liberalen Parteien als Partner zu<br />

mehr Zugeständnissen in diesen<br />

Fragen zwingen können?<br />

Ja. Ich fand, in gesellschaftspolitischen<br />

Fragen hätten sich FDP und Grüne<br />

verbünden sollen. Schon in der ersten<br />

Runde der Sondierungen hatte die Union<br />

klargestellt, dass sie bei „nicht traditionellen<br />

Familienformen“ eigentlich keinen<br />

Änderungsbedarf sah. Ich allerdings<br />

sehe da massiven Änderungsbedarf,<br />

weil der Staat nicht vorschreiben sollte,<br />

wie jemand zu<br />

leben hat, sondern<br />

die Vielfalt<br />

der Lebensweisen<br />

anerkennen und<br />

rechtlich absichern<br />

sollte. Ich glaube, das<br />

sieht die FDP ähnlich.<br />

Beispielsweise bei dem von uns<br />

geforderten Aktionsplan gegen Homound<br />

Transfeindlichkeit, bei der Reform<br />

des Transsexuellengesetzes – ich glaube<br />

da sind Bündnisse möglich und notwendig,<br />

denn bei der Union ist da wenig zu<br />

erwarten.<br />

„Wir müssen Armut<br />

in diesem Land<br />

verringern. Das ist<br />

mein persönliches<br />

Ziel.“<br />

Was möchtest du in den vier Jahren<br />

erreichen?<br />

Ich werde einen Schwerpunkt meiner Arbeit<br />

auf das Thema soziale Gerechtigkeit<br />

und Armutsvermeidung setzen, vor allem<br />

bei Älteren und bei Kindern und Familien.<br />

Wie geht es Menschen ohne Wohnung,<br />

Hartz-IV-Empfängern, Alleinerziehenden?<br />

Da haben wir noch einiges zu tun, damit<br />

Artikel 1 des Grundgesetzes „Die Würde<br />

des Menschen ist unantastbar“ auch für<br />

diese Menschen<br />

gilt. Die nächste<br />

Regierung muss<br />

so arbeiten, dass<br />

man in vier Jahren<br />

sagen kann: Wir<br />

haben Armut in diesem<br />

Land verringert. Das ist<br />

mein persönliches Ziel.<br />

Hättest du auch mit Nein<br />

gestimmt, wenn es doch geklappt<br />

hätte mit der Jamaika-Koalition,<br />

aber diese Ziele nicht erreicht<br />

worden wären?<br />

Ich hätte meine Zustimmung zu einem<br />

Vertrag davon abhängig gemacht, ob ein<br />

Politikwechsel, für den ich und wir Grüne<br />

im Wahlkampf angetreten sind, erkennbar<br />

und garantiert ist. Ich lege großen<br />

Wert darauf, dass Abgeordnete in ihrer<br />

Entscheidung frei sind. Wenn ich persönlich<br />

diesen Politikwechsel – vor allem<br />

in den sozialen und gesellschaftspolitischen<br />

Fragen – nicht erkennen kann,<br />

dann hätte ich ein solches Projekt auch<br />

nicht mitgetragen.<br />

Gibt es schon irgendeine<br />

Überraschung, irgendetwas, womit<br />

du nicht gerechnet hättest hier in<br />

deinem neuen Job?<br />

Nichts Spezielles. Ich fühle mich in einigen<br />

Sachen bestätigt, hier läuft alles<br />

schneller und professioneller. Man muss<br />

dann aber natürlich auch sehr gewieft<br />

sein, um politisch Einfluss nehmen zu<br />

können.<br />

*Interview: Christian Knuth

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