FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 5
FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Magazin für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik im Stadtteil. Jetzt online lesen!
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▼ SABINA SCHOEFER IM INTERVIEW<br />
»Menschen brauchen heute wieder ein Stück Heimat.«<br />
q »<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong>« IM RÜCKBLICK<br />
Das Sander Center: Einkaufsbummel mit Tradition.<br />
nächsten zwei Jahren bearbeiten werden. Ein Schwerpunkt werden<br />
die »Erweiterten Lernwelten« sein, weil sich Lernen durch<br />
Digitalisierung weiterhin stark verändern wird. Ich bin überzeugt,<br />
dass die Volkshochschulen dabei eine wichtige Rolle<br />
spielen. Gleichzeitig gestalten Volkshochschulen Möglichkeiten,<br />
genau das zu lernen, was man braucht, um auf der Höhe der<br />
Zeit zu sein. Wir machen uns sehr viele Gedanken: Wie schaffen<br />
wir es, das unsere Angebote bei den Menschen noch besser ankommen<br />
? Wie erreichen wir die jüngeren Generationen ? Welche<br />
Angebote sind wirklich wichtig ? Wird es in der nahen Zukunft<br />
so sein, das jemand sagt: »Alexa, bring mir einen VHS-Kurs<br />
nach Hause !« ? Wenn wir keine kritische Auseinandersetzung<br />
mehr über den richtigen Weg führen, dann bleiben wir stehen.<br />
Diese vielfältigen Herausforderungen beschäftigen mich sehr.<br />
Auch die Fähigkeit der Volkshochschulen zu Innovationen<br />
wurde von den Befragten gelobt ...<br />
Dazu möchte ich Ihnen eine Anekdote erzählen: Ich durfte auf<br />
einer Veranstaltung einen Preis vergeben und eine Laudatio<br />
halten. Der Moderator kündigte mich mit den Worten an: »Jetzt<br />
kommt eine Frau, die alles weiß – und wenn Sie etwas nicht<br />
weiß, dann weiß sie, wen man fragen kann.« Das fand ich<br />
treffend. Denn in den bundesweiten Fachkreisen der Volkshochschulen,<br />
im Austausch mit Kollegen aus Österreich und der<br />
Schweiz, sowie darüber hinaus mit 32 Ländern der Welt, sind<br />
alle VHS-KollegInnen auf ihren Gebieten echte ExpertInnen.<br />
Volkshochschulen sind immer in Bewegung, ausgezeichnet<br />
vernetzt und tauschen sich fachlich kontinuierlich aus. Dieser<br />
Pool ist ein unschätzbares Pfund – und verursacht Innovation<br />
und hohe Innovationsgeschwindigkeit. Unabhängig davon sind<br />
wir stark, weil alle sozusagen als »ÜberzeugungstäterInnen«<br />
arbeiten. Ob als VHS-DozentIn, als Hausdienst oder Fachkraft:<br />
Es arbeitet bei uns niemand, der oder die nicht davon überzeugt<br />
ist, dass das, was wir tun, wichtig für die Gesellschaft ist. Wenn<br />
man diese Haltung hat, kann man gar nicht anders, als abseits<br />
der geraden Wege nach rechts und links zu schauen und dort<br />
hinzusehen, wo andere nicht hinsehen wollen. Beispielsweise in<br />
einem Kurs, wo ein Ukrainer neben einer Perserin sitzt, da gibt<br />
es mehr zu lernen und zu vermitteln als nur den gemeinsamen<br />
Nenner des Lerngegenstands. Im Gegenteil: Wir machen Reibungsflächen<br />
»besprechbar« und vermitteln soziales Miteinander<br />
– ohne die Reibungsflächen außen vor zu lassen.<br />
Welche Themenbereiche sind Ihre Dachthemen ?<br />
Es haben sich für die Bremer Volkshochschule sechs Sparten<br />
herausgebildet, die als Themen der Gesellschaft die Zukunft<br />
bestimmen werden: Das sind die Bereiche »Gesellschaft«,<br />
»Grundbildung + Alphabetisierung«, »Fremdsprachen + Deutsch<br />
als Fremdsprache«, »Beruf + IT«, »Kultur«, und »Gesundheit«,<br />
die unser Angebot strukturieren.<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 16<br />
Sie sagten im Vorgespräch, die Volkshochschule müsse heute<br />
wieder politischer werden. Was meinen Sie damit ?<br />
Es gibt einfach bestimmte Themen, die werden nirgendwo in<br />
der Tiefe bearbeitet. Wir sagen: Auch diese Themen müssen wir<br />
bearbeiten. Ich glaube, dass Menschen heute wieder ein Stück<br />
Heimat und lokale Orte brauchen, an denen sie sich Themen<br />
»vorknöpfen« und diskutieren können. Im digitalen Medienzeitalter<br />
stellt sich beispielsweise die Frage: Sind News noch echte<br />
News, weil im Prinzip nahezu alle Meldungen digital von zentralen<br />
Nachrichtenagenturen kommen. Ich stelle mir die Frage:<br />
Wie partizipieren wir eigentlich Informationen ? Stichwort »Fake<br />
News«: Stimmt alles, was ich so höre ? Sich als Volkshochschule<br />
an dieser Stelle einzumischen und Menschen Kompetenzen zur<br />
medialen Auseinandersetzung zu vermitteln, damit man nicht<br />
alles glaubt, sondern lernt kritisch zu bewerten und zu reflektieren<br />
was uns über die vielen medialen Kanäle täglich angeboten<br />
wird – dieser Ansatz ist sehr politisch.<br />
Welche Angebote bieten Sie für 2018 im 1. Halbjahr in<br />
Findorff an und wo kann man sich darüber informieren ?<br />
Wir bringen zweimal jährlich unser Halbjahresprogramm<br />
heraus. Man bekommt es in der Plantage 13, in unserer Zentrale<br />
im »Bamberger Haus« in der Faulenstraße 69, aber auch im<br />
Stadtteil an Verteilstellen wie dem Findorffer Bücherfenster.<br />
Man kann es zudem online herunterladen. In der Plantage 13<br />
werden viele Kurse zur professionellen Fotografie angeboten;<br />
Sie können beispielsweise Basiswissen der Fotografie erlernen<br />
oder Fotoreportagen machen. Weiterhin gibt es Kurse zu berufsbezogenem<br />
Deutsch und Weiterbildungen. Wenn Sie schnell<br />
sind, können Sie diesmal aber auch das Ukulelespiel und singen<br />
lernen. Ausführliche Informationen gibt es unter »Standorte«<br />
auf www.vhs-bremen.de<br />
▼ ÜBER DR. SABINA SCHOEFER<br />
Dr. Sabina Schoefer studierte Soziologie, Ost- und Westslawistik<br />
und promovierte über das Thema »Organisationsentwicklung«.<br />
Sie ist in der Erwachsenenbildung sehr bewandert und ausgebildete<br />
systemische Beraterin, Trainerin und Coach. Während<br />
ihrer Jahre in den USA hat sie diverse didaktische Modelle der<br />
demokratischen Beteiligung gelernt. Von 1997 bis 2005 arbeitete<br />
Sabina Schoefer selbstständig als Unternehmensberaterin in<br />
Bremen. 2006 wechselte sie als Senior Consultant und Director<br />
Research zu einem international aufgestellten Unternehmen<br />
nach Hamburg. Seit 2011 ist Schoefer Direktorin der Volkshochschule<br />
Bremen und seit 2014 Vorsitzende des Vorstands<br />
der Bürgerstiftung Bremen. Zudem ist sie Autorin und Herausgeberin.<br />
Sabina Schoefer wohnt sehr gern, ungezwungen und<br />
unauffällig in der Bremer Neustadt.<br />
Interview: Mathias Rätsch, Foto: Kerstin Rolfes ▲<br />
+++ In der Winterausgabe schrieben wir: »Einkaufszentren<br />
bieten zwar praktischerweise »Alles unter einem Dach«, aber<br />
statt wenig ökologisch mit dem Auto in das Bremer Umland<br />
zu fahren, radeln wir lieber in die City oder bummeln auf<br />
kurzen Wegen ganz entspannt durch die Geschäfte vor Ort in<br />
Findorff.« Logisch, als Stadtteilmagazin aus Findorff und für<br />
Findorff stehen wir treu an der Seite der UnternehmerInnen im<br />
Stadtteil: der Second-Hand-Laden mit der freundlichen Besitzerin,<br />
der nette Dachdecker, der auch kommt,<br />
wenn nur drei Dachpfannen fehlen. Das ist<br />
Stadtteilromantik.<br />
Dann war und ist da diese Diskussion: Die<br />
Einkaufszentren als Konkurrenz zum geliebten Einzelhandel<br />
der Hemmstraße oder Admiralstraße. Doch diese Dialektik<br />
ist falsch und überflüssig – und deshalb darf es natürlich auch<br />
das Einkaufszentrum sein. Als das Sander Center vor über 20<br />
Jahren in Oslebshausen das erste Mal die Pforten öffnete, stand<br />
es in einer urdeutschen Tradition, in der Markttradition. Bereits<br />
seit 1996 sind hier »Kik«, »Hol ab«, der »Friseur Capell« und<br />
das Reisebüro »Actuell« zusammengefasst. Neben dem reinen<br />
DRAUSSEN-bremen.de<br />
NACHSCHLAG<br />
Möbelgeschäft, inzwischen das Unternehmen »Roller«, gesellte<br />
sich das »Dänische Bettenlager« dazu, eine breite Palette gastronomischer<br />
Angebote, Arztpraxen, »Euronics XXL«, ein »Görtz<br />
Outlet Store«, »Fressnapf«, ein Fitnessstudio, »Ernsting‘s family«<br />
und sogar der TÜV. Und das ist gut so, auch wenn das eigene<br />
Herz in Findorff schlägt. Denn eine Fahrt zum Sander Center<br />
ist eine völlig andere Sache, als morgens die Brötchen zu besorgen<br />
oder eine Jeans ausbessern zu lassen. Zum Sander Center<br />
fährt die ganze Familie. Im Sander Center<br />
wird gegessen, gestöbert und flaniert. Ganz<br />
frisch im Sander Center ist noch das Modeoutlet<br />
»NADJA‘s fashion«. Das bedeutet<br />
aber nicht, dass das Sander Center in bedrohlicher Konkurrenz<br />
zum Jeansladen um die Ecke steht. Tun wir nicht so, als würden<br />
wir erwägen: »Hemmstraße oder Sander Center ?«. Es sind zwei<br />
wunderbare, verschiedene Dinge, mit verschiedenen Zwecken.<br />
Verbringen wir doch alle mit gutem Gewissen einen Tag bei der<br />
Familie Sander. Denn auch das ist Tradition geblieben: Familie<br />
Sander wacht über ihr Center und freut sich über jeden Gast.<br />
Mehr Infos unter www.sandercenter.de, Text: Jens Hurling ▲<br />
Sport und Bewegung<br />
Fahrradtourismus<br />
Gesund und fit halten<br />
fahrräder und Radzubehör<br />
BREMEN<br />
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