FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 5
FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Magazin für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik im Stadtteil. Jetzt online lesen!
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PROFILE<br />
q MIT HANS PETER SCHNEIDER ÜBER DEN <strong>FINDORFF</strong>MARKT<br />
» Wer kauft am Dienstag und Donnerstag ein ? «<br />
HANS PETER SCHNEIDER<br />
MARKTHANDLER<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 04<br />
H<br />
err Schneider, Sie sind seit vielen Jahren der<br />
Chef der Messe- & ÖVB-Arena in Bremen<br />
und seit Januar 2018 auch der alleinige Geschäftsführer<br />
der Bremer Großmarkt GmbH,<br />
die für die Wochenmärkte und damit auch<br />
für den Findorffmarkt zuständig ist. Welche<br />
Effekte soll die Zusammenlegung von Messe<br />
und Großmarkt unter einem Dach bringen ?<br />
Die neue Gesellschaft führt die Messe Bremen & ÖVB-Arena<br />
und den Großmarkt zusammen. Gemeinsam unter einem neuen<br />
Dach sind jetzt das Frischezentrum Überseestadt, 39 Bremer<br />
Frischemärkte, darunter auch der Findorffmarkt, der Bremer<br />
Ratskeller und natürlich die ÖVB-Arena, Bremen Kongress<br />
und Messe Bremen. Der Gesellschafter möchte Synergien<br />
erzeugen, indem er die zwei Gesellschaften zusammenbringt.<br />
Die Bremer Großmarkt GmbH macht ja nicht nur die Bremer<br />
Frischemärkte, sondern auch Spezialmärkte wie jedes Frühjahr<br />
den »Lenzmarkt« in der Überseestadt oder das Stadtfest in<br />
Buchholz. Als Messe Bremen machen wir von der »jazzahead!«<br />
über die »DRAUSSEN« als Messe für Rad- und Freizeitsport<br />
bis zu medizinischen Kongressen eigentlich alles. Wir glauben,<br />
dass man in einer größeren Einheit zukünftig Spezialveranstaltungen<br />
besser neu kreieren kann – eventuell in der Bremer<br />
Innenstadt oder auf dem Gelände des Großmarktes. Wir haben<br />
seit jeher eine hohe Kompetenz im Bereich Lebensmittel. Wir<br />
machen zum Beispiel die »Fisch & Feines«, »Fish international«<br />
und »GASTRO IVENT«. Ich wäre froh, wenn ich noch mehr<br />
MieterInnen im Großmarkt als AusstellerInnen hätte und der<br />
Großmarkt wäre sehr froh, wenn er alle FachbesucherInnen aus<br />
der Gastronomie, die unsere Messen bereits besuchen, auch auf<br />
dem Großmarkt begrüßen dürfte. Es ist das große Rad, welches<br />
wir drehen wollen.<br />
Sind Einspareffekte wie Personalabbau geplant ?<br />
Es wird keinen Personalabbau geben. Der Gesellschafter hat<br />
gegenüber der Belegschaft eindeutig bekundet, dass es keinerlei<br />
betriebsbedingte Kündigungen geben wird. Die braucht es aus<br />
meiner Sicht auch nicht. Wir verdienen unser Geld selbst am<br />
Markt über unsere BesucherInnen, AusstellerInnen oder VeranstalterInnen,<br />
die uns ganze Hallen abmieten. Wir werden<br />
über zusätzliches Geschäft durch mehr Veranstaltungen und<br />
damit mit mehr BesucherInnen auch mehr Umsatz machen.<br />
Mit bis zu 100 HändlerInnen gilt der Findorffmarkt als ein<br />
»Erfolgsmodell«, wie man KundInnen auch außerhalb des<br />
Stadtteils erreicht. Das gelingt gut am Samstag, an dem es<br />
zumeist rappelvoll ist. Am Dienstag und Donnerstag gibt es<br />
allerdings oft große Lücken. Die Marktsprecherin Marie Pigors<br />
sagt, der Großmarkt Bremen, der den Etat verwaltet, reagiere<br />
bisher zu langsam. Es fehle an Modernität und die Potenziale<br />
des Marktes würden nicht ausgeschöpft werden. Hat sie recht ?<br />
Es ist mir zu einfach, nur eine Person verantwortlich zu machen.<br />
Das hat ja auch nicht funktioniert. Ich sehe, dass sich der<br />
Findorffmarkt verändert. Ich höre von Freunden, dass sie gern<br />
am Samstag kommen würden, aber keinen Parkplatz finden. Am<br />
Samstag funktioniert der Markt sehr gut, aber für jemanden aus<br />
Schwachhausen oder Bremen-Nord, der mit dem Auto kommt,<br />
gibt es keinen Parkplatz. Wir haben einen riesigen Parkplatz<br />
vor den Messehallen. Hier könnten wir einen Shuttle-Service<br />
zum Wochenmarkt einrichten, welcher die BesucherInnen auf<br />
den Findorffmarkt bringt . Die rückläufigen Besucherzahlen am<br />
Dienstag und Donnerstag sind ein Problem. Aber wer kauft am<br />
Dienstag und Donnerstag ein ? Das sind die jungen Alten und<br />
die direkten AnwohnerInnen. Was macht denn einen Wochenmarkt<br />
wie den bei uns in Findorff aus ? Einen Markt macht aus,<br />
dass wir frische, gesunde und bekömmliche Produkte haben.<br />
Der Findorffmarkt ist den Supermärkten in Hinblick auf<br />
Kriterien wie Vielfalt und Frische überlegen.<br />
Vom Großmarkt initiierte Marketingmaßnahmen für den<br />
Findorffmarkt waren bisher Aktionen wie Korbflechten oder<br />
Gewinnspiele an der Drehscheibe. Es wurden Anzeigen geschaltet,<br />
Jutebeutel verschenkt und Trikots gesponsert. Kann<br />
ein wenig einfallsreiches Marketing wie in den Siebziger Jahren<br />
weiterhin die Antwort auf eine rückläufige Kundschaft sein ?<br />
Findorff ist glücklicherweise nicht überaltert. Wir haben erfreuliche<br />
Zuzüge von jungen Leuten im Stadtteil. Wir müssen uns<br />
verstärkt um diese Zielgruppe bemühen. Das sind zum Beispiel<br />
junge Familien mit Kindern. Junge Eltern legen großen Wert auf<br />
gute Ernährung. Warum machen wir mit Kindergärten nicht<br />
Führungen über den Markt, wie wir das auf der Messe auch für<br />
die »Fisch & Feines« machen ? Ein Vierjähriger wird zwar nicht<br />
in zwei Jahren die Gänsekeule auf dem Markt kaufen, aber ich<br />
glaube, die Kindergärten und Schulen im Stadtteil würden das<br />
Thema »Gesunde Ernährung« gern aufnehmen. Wir müssen<br />
über die Findorffer Medien die Kinder und als EntscheiderInnen<br />
junge Eltern wieder an den Markt heranführen. Die Kinder<br />
von heute sind die KundInnen von morgen. Für den Findorffmarkt<br />
geben wir uns am Samstag eine wahnsinnige Mühe. Da<br />
kommt der Starkoch angereist und »Mister Swing« singt. Warum<br />
machen wir das am Samstag, wenn es sowieso schon voll<br />
ist ? Das ist für mich eine Vergeudung von Ressourcen. Warum<br />
machen wir nicht ähnliche oder andere Aktionen am Dienstag<br />
und Donnerstag ?<br />
Bei jungen Paaren und Familien arbeiten heute oftmals Mann<br />
und Frau, beide nicht selten ganztägig. Das hat Auswirkungen<br />
auf das Einkaufsverhalten. Dazu ein Zitat aus der Wirtschaftswoche:<br />
»Ähnlich wie bei der Werbung für einzelne Produkte<br />
müssen nun auch Märkte und Händler zielgruppenspezifisch<br />
werben und die Konsumenten da abholen, wo sie stehen. Wo<br />
sich also vorher Autobauer überlegt haben, wie sie das neue u<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 05