Grundschule aktuell 134
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Thema: Flüchtlingskinder – Herausforderungen und Chancen<br />
Die Kinder sammelten Ideen für ihre<br />
Lieblingswörter, suchten jeweils das eigene<br />
aus und fingen an, das zu gestalten.<br />
Die Ergebnisse waren genauso vielfältig<br />
und individuell wie die Kinder<br />
selbst.<br />
Fröhliche, dunkle, freche, liebe … Wörter<br />
Eine schöne Erweiterung dieses Projekts ergibt sich aus der alten Idee, dass Kinder<br />
ihre Lieblingswörter sammeln – und dann einmal nicht nach Wortarten, Wortfamilien<br />
o. Ä. sortieren, sondern als »dunkle«, »fröhliche«, »geheimnisvolle«, »freche«<br />
usw. Wörter. Das ist sicher auch Anlass für bereichernde Gespräche in der Gruppe.<br />
Die Kinder<br />
Aven (6) und Shahab (7) kommen aus dem Irak.<br />
Ihre Muttersprache ist kurdisch. Die amtliche Verkehrssprache aber ist arabisch.<br />
So kannten sie vorher die lateinischen Buchstaben und die Schreibweise von<br />
links nach rechts noch nicht. Sie sind beide Anfang November 2015 an unserer<br />
Schule angemeldet worden und haben seitdem eine unglaubliche Entwicklung<br />
gemacht. Wobei sich diese nicht nur auf ihre sprachlichen und schulischen<br />
Fähigkeiten wie den Lese-Schreib-Lernprozess oder die Fähigkeiten im Rechnen<br />
bezieht. Auch sozial haben sich beide überaus gut integriert und sind zwei<br />
überaus fleißige und hilfsbereite Kinder. Avens Lieblingswort war » Schultasche«,<br />
Shahabs Lieblingswort »Schwimm bad«.<br />
Abdullatiff (8) kommt aus Syrien.<br />
Er ist Mitte Dezember zu uns gestoßen.<br />
Wie sich kürzlich mit Hilfe eines<br />
Übersetzers herausstellte, hatte er bis<br />
dato noch keine Schule besucht. Er<br />
fing auch erst sehr spät mit 4,5 Jahren<br />
an zu sprechen. Seine Muttersprache<br />
ist arabisch. Somit hat er nicht nur mit<br />
den lateinischen Buchstaben, sondern<br />
auch mit der Schreibrichtung und<br />
der Graphomotorik zu kämpfen. Sein<br />
Lieblingswort war »Fussball spielen«.<br />
Dieses konnte er auch mit Hilfe<br />
zeichnerisch darstellen, jedoch nicht<br />
verschriftlichen. Auch das Abschreiben<br />
der Vorlage gelang ihm noch nicht.<br />
Jedoch ist er sehr bemüht und macht<br />
im artikulativen Bereich immer mehr<br />
Fortschritte.<br />
Paulo (8) ist ein Romakind aus Polen.<br />
Sein Lieblingswort ist »singen«. Nachdem<br />
wir gemerkt hatten, dass er sich<br />
immer wieder zurückzog und große<br />
Probleme zu haben schien, versuchten<br />
wir auf einem anderen Weg, zu ihm<br />
durchzudringen. Während einer Stunde<br />
im Sprachförderkurs wollte ich den<br />
Kindern etwas Musik gönnen. Ich wählte<br />
dazu »Mana-Mana« aus der Muppet-<br />
Show aus. Dieses Lied hatte so einen<br />
positiven Einfluss auf seine Motivation<br />
und Entwicklung, dass er seitdem immer<br />
wieder nach dem Lied fragt und wir es<br />
zum Abschied gemeinsam hören. Zum<br />
Geburtstag schenkte ich ihm eine CD<br />
mit dem Lied.<br />
14 GS <strong>aktuell</strong> <strong>134</strong> • Mai 2016