STARK!STROM Magazin #1
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© Nuclear Blast<br />
Ausgabe <strong>#1</strong><br />
Jan-Feb 2018<br />
Vier Mittelfinger<br />
für Papi<br />
© Jolly Schwarz Photography<br />
Wenn die Tante<br />
zweimal klingelt<br />
BLOODRED HOURGLASS I ANVIL<br />
TRIBULATION I NEW AREA I HAUBI<br />
STATE OF THE METAL ADDRESS
Unter Strom!<br />
DANKE!<br />
Ja. Um ehrlich zu sein, haben wir<br />
schon damit gerechnet, dass unser<br />
<strong>Magazin</strong> allen, ähm, Strömungen<br />
zum Trotz bei einigen Leuten ganz<br />
gut ankommen könnte.<br />
Euer tatsächliches Feedback auf<br />
unser #0,666-Vorab-Heft hat uns<br />
aber dann doch sehr überwältigt<br />
(einige „Strom-Post“-Auszüge findet ihr auf Seite 7),<br />
alle Erwartungen übertroffen und natürlich: zusätzlich<br />
motiviert.<br />
In diesem Sinne bedanken wir uns für eure Unterstützung<br />
und hoffen, auch mit vorliegender „offizieller“ Ausgabe<br />
#01 euren Geschmack zu treffen. Wir haben uns auf alle<br />
Fälle sehr bemüht, wieder einen inhaltlich wie optisch<br />
ansprechenden Mix an inter- und nationalen Bands,<br />
(noch mehr) Reviews und „Specials“ abzuliefern, den man<br />
in dieser – noch dazu gedruckten – Form als durchaus<br />
einzigartig bezeichnen darf.<br />
Viel Spaß beim Lesen, möge der Strom mit euch sein!<br />
Andi Appel, Herausgeber<br />
Stark und gratis!<br />
Unser Mag liegt in vielen Clubs und Stores auf (eine<br />
Liste findet ihr bei Interesse unter www.starkstrom.live),<br />
wird euch aber auch gerne gratis ins Haus geschickt, Mail<br />
mit Postanschrift an strom@starkstrom.live genügt.<br />
AUCH <strong>STARK</strong>!, AUCH GRATIS:<br />
Wir verlosen je drei CDs der aktuellen Alben von<br />
WIRTZ („Die fünfte Dimension“),<br />
THE WEIGHT („The Weight“) und<br />
ANTI CORNETTOS („#katschopperlwossa“)<br />
sowie je 1 x 2 Tickets für die Konzerte von<br />
OBITUARY am 22.03. in der Szene Wien,<br />
HEAVEN SHALL BURN am 29.03. im<br />
Gasometer (W) sowie<br />
CRADLE OF FILTH & MOONSPELL<br />
am 26.02. in der SiMM City (W).<br />
Einfach Mail mit Betreff<br />
„Verlosung“ und Wunschpreis<br />
an strom@starkstrom.live,<br />
viel Glück!<br />
Stark!Strom auch im<br />
Sozialen Netz<br />
StarkStromMag<br />
LIVE: 07.04.2018 ((szene))<br />
EP <strong>#1</strong>: 09.03.2018<br />
minimized
© Martin Sobotnik<br />
© LIV_Photgraphy_and_Arts<br />
ALMYRKVI<br />
Celebrare Noctem -<br />
Schlachthof Wels<br />
© LIV_Photgraphy_and_Arts<br />
© LIV_Photgraphy_and_Arts<br />
ANOMALIE -<br />
Viper Room Vienna<br />
CAVALERA C<br />
THOMAS<br />
(Rapid-P<br />
Planet.t<br />
CARONTE -<br />
Viper Room Vienna<br />
Sujet Stark!Strom.qxp_Layout 1 18.12.17 17:41 Seite 1<br />
© LIV_Photgraphy_and_Arts<br />
DISHARMONIC<br />
ORCHESTRA -<br />
Winter Rituals –<br />
Explosiv Graz<br />
© LIV_Photgraphy_and_Arts<br />
OUR SURVIVAL<br />
DEPENDS ON US -<br />
Winter Rituals – Explosiv Graz<br />
4<br />
www.viennabluesspring.at
© Tom Zonyga<br />
© Tom Zonyga<br />
FREIRAUM5 -<br />
Szene Wien<br />
ONSPIRACY &<br />
WALDNER<br />
räsidium) –<br />
t Gasometer<br />
© Tom Zonyga<br />
MAYBURN -<br />
Szene Wien<br />
BOON -<br />
Szene Wien<br />
© LIV_Photgraphy_and_Arts<br />
SCHIRENC PLAYS<br />
PUNGENT STENCH -<br />
Winter Rituals – Explosiv Graz<br />
WWW.AAMN.AT<br />
BLACKTRAIN<br />
APIS<br />
APIS<br />
NOISE TRANSMISSION<br />
BLACKENING<br />
NOISE TRANSMISSION<br />
© Ladislau Freitas<br />
DSCHAGGANATH -<br />
Escape Wien<br />
10.02.<br />
REPLUGGED WIEN<br />
LERCHENFELDER STRASSE 23, 1070 WIEN<br />
DOORS: 20:00 UHR<br />
VVK: EUR 12,00 / AK: EUR 14,00<br />
Tickets unter: www.aamn.at/#shop<br />
5
Addicted to Rock,<br />
die Radiorockshow<br />
Jeden Freitag ab 19 Uhr<br />
auf radio 88.6<br />
radio886.at
Dez. 2017<br />
©Tom Zonyga<br />
* Limited Edition<br />
‚<br />
Ausgabe #0,666<br />
<strong>STROM</strong>-SCHLAG!<br />
Strom-Post<br />
Neulich in einer Almhütte. Um vier Uhr am Nachmittag stehen Leute in Schi-Montur auf<br />
Tischen und kreischen zu Andreas G., Drafi Deutscher und Onkel Drews. Neben mir eine<br />
Gruppe Reisender in Metal-Shirts, langen Haaren und fortgeschrittenem alkoholischen<br />
Zustand, man skandiert „Atemlos“ in Death Metal Vocals, durchaus nett anzuhören. Vor kurzem,<br />
in einem einschlägig bekannten Club-Keller. „This is the power of Snap!“, gurgelt es aus den Boxen,<br />
und ein offensichtlich normalerweise Metal hörender Pulk geht vor dem DJ ab wie die sprichwörtliche<br />
Luzi (wahlweise auch: wie Schmitts Katze). Und dann war da noch dieses Konzert mit<br />
den Schweizer Klangvisionären YELLO, bei denen ich neulich mehr BLACK SABBATH-Leiberl und<br />
AC/DC-Logos erspähen konnte wie bei einem halbwegs regulären Rock-Konzert. Der Metaller, das<br />
unbekannte Wesen. Was treibt ihn zu solchen, seiner Musik doch relativ fremden Genre-<br />
Verrenkungen? Vielleicht ist es die Suche nach Abwechslung, vielleicht möchte man sich<br />
ein wenig bei der „Konkurrenz“ umsehen? Vielleicht ist es aber auch der Tatsache geschuldet,<br />
dass Rock-Fans meist einen sehr breiten, flexiblen musikalischen Horizont haben.<br />
Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Tellerrand? Gibt’s keinen. Und das unterscheidet<br />
unsere Spezies von anderen Konsumenten der Populärkultur, denn gestandenen<br />
Schlagerfans wird wahrscheinlich schon bei ONKEL TOMs Neuinterpretation von<br />
„Aber bitte mit Sahne“ schlecht. Deshalb: Nicht wundern, wenn Ihnen Langhaarige in<br />
bedruckten Shirts demnächst in der Oper, beim Schrammelheurigen oder in der<br />
Techno-Disco begegnen. Die tun nämlich nix, die wollen nur spielen.<br />
Euer Mike, Stark!Strom-Chefredakteur<br />
„O du fröhliche!“<br />
MEHR UMLAUTE FÜR SCHASAUGADE ALTROCKER!<br />
Wir bedanken uns für euer stark(strömend)es Feedback auf unsere #0,666-Vorab-Ausgabe und erlauben uns, hier stellvertretend<br />
einiges davon abzudrucken. Und natürlich freuen wir uns weiterhin über Mails an strom@starkstrom.live, gracias!<br />
DARKFALL KAISER FRANZ JOSEF<br />
BETONTOD WITCHERY I THE WEIGHT<br />
SERENITY I LAUSCH I BOOGIE HAMMER<br />
Die Schriftgröße ist für mittlerweile a bissl schasaugade Altrocker teilweise an der Grenze! Gewinnspiel konnte ich<br />
nur sehr schwer lesen. Heft zwei Zentimeter vorm Gesicht – wennst das in der Straßenbahn machst, holen sie dich<br />
ab und stecken dich ins Altersheim. Michi, NÖ<br />
Vielen Dank und ja, die Gewinnspiel-Schriftgröße war grenzwertig. Learning by doing. Aber vielleicht legen wir einfach beim nächsten Heft statt einer<br />
Gratis-CD eine Lupe bei, Andi<br />
Schön, dass Ihr auch ein bisschen<br />
auf die österreichische Szene<br />
fokussiert seid, ist ja sowas wie eine<br />
„Marktlücke“ als analoges Medium<br />
in Zeiten wie diesen... Allerdings<br />
muss ich euch etwas rügen, wie<br />
konntet ihr nur die einmalige<br />
Gelegenheit verpassen, im Titel<br />
mindestens einen „Heavy-<br />
Metal-Umlaut“ unterzubringen,<br />
Stark!StrÖm wär da ja ein aufg’legter<br />
Elfmeter gewesen, odä?<br />
Franz, OÖ<br />
Danke und: Nö (höhö), Andi<br />
Danke für die erste Ausgabe – und<br />
die tolle CD! Bin begeistert und<br />
werde euch treu bleiben!<br />
Andreas, NÖ<br />
Die Maiden-Geschichte mit den<br />
verschiedenen Typen taugt mir.<br />
Einmal was anderes. Ist alles schön<br />
kurzweilig zu lesen. Und die neue<br />
Communic ist wieder saugeil!<br />
Reinhard, NÖ<br />
Das Heft ist total super – bis aufs Cover.<br />
Gerdsch, Wien<br />
Euer <strong>Magazin</strong> kenne ich vom<br />
Explosiv in Graz. Und als ich<br />
Turbobier auf dem Titelblatt<br />
gesehen habe, hab ich’s mir gleich<br />
geschnappt!<br />
Samira, Stmk<br />
Schön finde ich die Texte, die sich<br />
etwas von den 08/15-Berichten anderer<br />
<strong>Magazin</strong>e abheben, wie den<br />
Beitrag von Guido Tartarotti oder<br />
das Interview mit dem Veranstalter<br />
Roman Hödl – mehr davon!<br />
Christiane, Sbg<br />
Danke und: gerne, Andi<br />
Wow, das Heft ist fantastisch!<br />
Format find ich super praktisch<br />
(wie damals die Rock Box, die<br />
ich immer vermisst hab), aber<br />
natürlich auch Inhalt und Layout:<br />
einfach cool! Freu mich, dass es<br />
endlich ein herzeigbares Heftl gibt<br />
in Österreich, für das man sich<br />
nicht zu genieren braucht – und<br />
das sehr sympathisch rüberkommt.<br />
Beate, Wien<br />
Endlich<br />
wieder mal was<br />
Brauchbares<br />
in Papierform,<br />
danke! Das<br />
ständige Online-Geplage<br />
is<br />
für die älteren<br />
Semester unter<br />
uns eh schon<br />
so mühsam ;-)<br />
Geile Sache –<br />
weiter so!<br />
Nina, OÖ<br />
7
Strom-Maschinenkopf<br />
Vier Mittelfinger für Papi<br />
MACHINE HEAD gehören zu den Bands, die seit 25 Jahren glaubwürdig<br />
modern und heavy klingen und dabei ein hohes Qualitätsniveau<br />
halten, was späte Meilensteine wie „The Blackening“<br />
oder „Bloodstone & Diamonds“ belegen. Mittlerweile legen die<br />
Groove-Koryphäen mit „Catharsis“ (Nuclear Blast) ihr neuntes<br />
Studioalbum vor. Mit wie viel Engagement der 50-jährige Bandboss<br />
Robb Flynn nach wie vor am Werk ist, stellt er im Interview<br />
mit Wahnfred unter Beweis.<br />
Robb, für mich strahlt jedes MH-Album einen individuellen<br />
Vibe aus. Entwickelt ihr im Vorfeld einen<br />
konzeptionellen Ansatz? Oder gewinnt ihr erst im<br />
Lauf des Prozesses Klarheit darüber, welche Identität<br />
die Platte entwickelt?<br />
Dann rappte ich die „Triple Beam“-Lyrics, und<br />
es klickte sofort. Was du auf Platte hörst, ist erst<br />
der dritte oder vierte Versuch, die Nummer zu<br />
singen. Ein Spontanexperiment.<br />
Wir haben uns auch wieder am Thrash versucht,<br />
aber die Ideen waren zu schwach.<br />
„Aesthetics Of Hate“ (Anm.: auf „The Blackening“)<br />
war ein geiler Thrash-Song, aber da wir an dieses<br />
Niveau nicht heranreichten, ließen wir es<br />
lieber. Stattdessen tauchten unkonventionelle<br />
Ideen wie „Bastards“ oder „Behind The Mask“<br />
auf, bei denen wir uns die Frage stellten: Ist das<br />
noch MH? Wir haben sie mit Ja beantwortet.<br />
8<br />
Es scheint da diesen Mythos zu geben, dass sich<br />
Bands für ein neues Album an einen Tisch setzen<br />
und einen Schlachtplan entwickeln. Wenn<br />
wir zu schreiben beginnen, haben wir keinen<br />
Schimmer, was passieren wird. Man lässt sich<br />
auf eine Reise ein, von der keiner weiß, wo sie<br />
endet.<br />
Manche der „Catharsis“-Nummern sind sehr direkt,<br />
das musikalische Spektrum ist aber breit<br />
gefächert, die Platte aufgrund ihrer<br />
Überlänge nicht auf Anhieb greifbar. Es gibt<br />
groovigen Midtempo-Stoff, Pop-Einflüsse,<br />
eine Akustikballade und einen epischen Track,<br />
dafür weniger Thrash-Anteile. Andererseits<br />
erkenne ich einige „Supercharger“- und<br />
„The Burning Red“-Referenzen, insbesondere<br />
beim Gesang. Dein Hip-Hop-Street-Style ist<br />
zurückgekehrt. Da steckt keinerlei Kalkül dahinter?<br />
Ein Beispiel: Ich habe jeden Tag ab 4:30<br />
Uhr morgens Lyrics geschrieben. So<br />
entstand der Text „Triple Beam“, ohne<br />
dass dazu Musik existiert hätte. Dave<br />
(Anm.: McClain, Drummer) und ich haben<br />
dann im Studio innerhalb eines<br />
Tages eine Nummer entwickelt. Ich griff mir<br />
einen meiner Texte und versuchte, ihn dazu<br />
zu singen, dann den zweiten. Fehlanzeige.
Im Netz wurde die Ähnlichkeit deines „Beyond The<br />
Pale“-Riffs mit „Love?“ von STRAPPING YOUNG<br />
LAD diskutiert. Devin Townsend hat das locker<br />
genommen. Wie sortierst du deine Ideen? Gibt es<br />
Situationen, in denen du denkst: Das kann ich<br />
nicht bringen, weil es zu sehr nach, sagen wir mal,<br />
METALLICA klingt?<br />
Ja, ich hab einen Strafzettel von der Riffpolizei<br />
bekommen (lacht). Ich stehle dauernd, vor<br />
allem aus Bereichen, die für unser Genre nicht<br />
offensichtlich sind, etwa aus dem Hip-Hop<br />
oder Pop. Ich kann gar nicht aufzählen, was<br />
ich alles von THE CURE gefladert habe. Aber<br />
ich ziehe eine Grenze: Ich will mich nicht an<br />
ikonischen Nummern wie „Enter Sandman“<br />
oder „Raining Blood“ vergreifen. Allerdings<br />
hast du nur zwölf Noten zur Verfügung.<br />
Jeder ist durch irgendwas beeinflusst. Aber<br />
„Love?“ hatte ich vorher echt nicht gekannt.<br />
Robb, als ich MH zum ersten Mal live sah, habt<br />
ihr SLAYER auf ihrer „Divine Intervention“-Tour<br />
begleitet. Es war der Gig am 28.11.94 in Wien.<br />
(Robb grinsend: „Holy Shit!“) Ich habe SLAYER und<br />
MH vergöttert. Das Energielevel war hoch, der<br />
Abend magisch. Für eine Band wie MH ist die<br />
Bewahrung dieser Energie essentiell. Wie schafft<br />
man es, die jugendliche Leidenschaft zu erhalten,<br />
dabei gleichzeitig zu reifen, authentisch zu bleiben<br />
und live nicht zur Witzfigur zu werden? Harte<br />
Arbeit? Ist die Partyzeit für MH eigentlich vorbei?<br />
(Robb lacht.) Die Partyzeit ist für MH seit langem<br />
vorbei. Ich habe früher viel gesoffen,<br />
aber wenn du drei Stunden lange Gigs spielst,<br />
musst du abwägen, wo deine Prioritäten liegen:<br />
beim Saufen oder bei der Show. Wenn ich mit<br />
dickem Schädel auf die Bühne gehe und<br />
meine Stimme scheiße klingt, müsstest du<br />
mal die Selbstvorwürfe in meinem Kopf hören.<br />
Das ist es nicht wert. Ich will jeden Abend eine<br />
tighte Killer-Show bieten.<br />
Ist der permanente „Missbrauch“ deiner Stimmbänder<br />
eine physische Belastung für dich? Hat dir<br />
der Gesangsunterricht, den du für „Locust“ genommen<br />
hast, bei der Schonung der Stimme geholfen?<br />
Das Wichtigste ist es, auf Tour auf sich achtzugeben,<br />
wenig zu reden. Aufwärmübungen<br />
für die Stimme mache ich schon seit<br />
„Burn My Eyes“. Was ich bei den Gesangsstunden<br />
gelernt habe, war es, kontrolliert zu singen.<br />
Das war eine wichtige Lektion für mich. Ich bin<br />
nicht Bruce Dickinson, bei mir geht es um<br />
die Ausdauer. Ich will nach zweieinhalb Stunden<br />
so gut klingen wie beim Opener.<br />
Wenn ihr alte Songs wie, äh, „Old“ oder „Davidian“<br />
bringt: Kannst du dich noch in das Gefühl hineinversetzen,<br />
das du damals hattest, als du diese<br />
Nummern geschrieben hast? Oder ist es nur noch<br />
eine Verpflichtung, zum 1000. Mal die „freedom“<br />
mit einem „shotgun blast“ ringen zu lassen?<br />
„Ja, ich hab einen Strafzettel<br />
von der Riffpolizei bekommen.“<br />
Strapping Young Flynn?<br />
© Nuclear Blast<br />
Ich kann mich nicht in den Geisteszustand<br />
des 23-jährigen, zugedröhnten Vollidioten<br />
von damals versetzen. Dennoch spiele ich<br />
diese Tracks noch mit derselben Intensität.<br />
Ich habe den Anspruch, die Downstrokes, die<br />
Slides, die ganze Performance auf den Punkt<br />
zu bringen (Anm.: Robb singt „Davidian“-Riffs<br />
und spielt dazu Luftgitarre – herrlich).<br />
Gibt es in dir noch ein tiefes Verlangen danach,<br />
Musik zu kreieren? Hast du nach einer Livepause 9
10<br />
Sehnsucht nach der Bühne? Oder ist es manchmal<br />
einschüchternd, ein neues Kapitel mit MH<br />
eröffnen zu „müssen“, weil du weißt, wie viel von<br />
euch erwartet wird?<br />
Ich bin nicht der Typ, der in die Zukunft blickt.<br />
Ich lebe im Moment. Jetzt genieße ich es, zu<br />
Hause zu sein. Und auf Tour genieße ich die<br />
Tour. Wenn ich darüber nachdächte, was ich<br />
gerade nicht tue, wäre ich unglücklich mit<br />
dem, was im Moment tatsächlich geschieht.<br />
Natürlich freue ich mich darüber, dass ein<br />
neues Album erscheint und wir live spielen<br />
werden. Und obwohl ich „Catharsis“ stark<br />
finde, ist man nervös, wie die Platte ankommt.<br />
Aber da darf man sich nicht reinsteigern.<br />
MH haben immer modern tönende Alben produziert.<br />
„Catharsis“ klingt wieder gewaltig. Seit einigen<br />
Jahren existiert eine Art Gegenbewegung, die<br />
von totproduzierten Fake-Platten die Nase voll hat.<br />
Es geht hier nicht nur um Sound. Kritiker bemängeln,<br />
dass Pro-Tools-Aufnahmen im Copy-and-paste-Style,<br />
das Manipulieren der Drumtracks usw. das<br />
Songwriting beeinflusst hätten, wodurch sterile,<br />
seelenlose Musik entstehe. Viele Songwriter<br />
nehmen daheim ein paar Riffs auf und programmieren<br />
die Drums, anstatt mit den Kollegen zu<br />
jammen. Was ist deine Meinung zu dieser Thematik?<br />
Ich stimme mit vielem überein, was du angeführt<br />
hast. Andererseits liebe ich Pro Tools<br />
(lacht). Ich nehme seit 30 Jahren Musik auf, zu<br />
Beginn natürlich analog. Und Pro Tools klingt<br />
einfach viel besser als eine analoge Aufnahme.<br />
Aber ich sehe es kritisch, wenn Bands nicht<br />
zusammen schreiben. Wir haben gemeinsam<br />
an den Songs gearbeitet und ihnen Zeit zur<br />
Entwicklung gegeben. Das hört man.<br />
Das Hauptproblem von heute ist der Perfektionsanspruch.<br />
Meiner Meinung nach klingt<br />
nämlich der „perfekte Take“ meistens scheiße.<br />
Bei Musik geht es um Energie. Nehmen wir etwa<br />
„Kaleidoscope“. Wir haben die Nummer bei der<br />
Aufnahme erst zum zweiten Mal gespielt und<br />
waren völlig überfordert. Es fühlte sich chaotisch<br />
an, aber aus diesem Chaos hat der Take<br />
eine Energie gezogen, die uns überzeugt hat,<br />
obwohl es „bessere“ Aufnahmen gegeben hätte.<br />
Teile des Gesangs von „Kaleidoscope“ sind<br />
improvisiert, weil ich mal wieder meine Textblätter<br />
vergessen hatte. Diese Magie wird durch<br />
die Technik zerstört, weil es so einfach ist, „Fehler“<br />
auszubügeln. Aber gerade der Umstand,<br />
dass das Timing „falsch“ ist, dass die Stimme<br />
bricht, dass ich nicht weiß, welchen Vers ich als<br />
Nächstes singen werde, macht es aus. Natürlich<br />
ist das Album in vielerlei Hinsicht extrem produziert,<br />
aber gleichzeitig in anderen Aspekten<br />
das Roheste, was wir je gemacht haben. Die Imperfektion<br />
ist es,<br />
die es perfekt<br />
klingen lässt.<br />
Zum Abschluss<br />
eine persönliche<br />
Frage: Vor Jahren<br />
sah ich deine<br />
Söhne auf<br />
der „Locust“-<br />
DVD im Studio<br />
beim Singen von<br />
„Who We Are“.<br />
Sie waren damals<br />
sieben und<br />
vier Jahre alt.<br />
Mein Sohn ist<br />
jetzt zweieinhalb<br />
und hat<br />
schon einige<br />
Bandshirts, was<br />
natürlich Schwachsinn ist. Wie schwierig ist es für dich<br />
als Vater, der seine Musik lebt, seine Kinder nicht in eine<br />
Richtung zu manipulieren?<br />
Wir haben ihnen verschiedene Stile angeboten.<br />
Ihre ersten Lieblingssongs waren<br />
von SYSTEM OF A DOWN. Der eine war der<br />
„I’m just sitting in my car and waiting for<br />
my girl“-Song (Anm.: Robb fällt der Titel<br />
„Hypnotize“ nicht ein, daher fängt er an, die<br />
Nummer zu trällern), der andere „Old School<br />
Hollywood“. Wir sind recht konservative<br />
Eltern. Die beiden hören viel Rap und Dubstep.<br />
Bei Apple Music gibt es eine textlich entschärfte<br />
Version, und die kriegen sie. Ansonsten ist es<br />
mir egal, was sie hören. Warum Metal, der ist<br />
uralt! Metaller hören viele Bands, die seit Mitte<br />
der 80er aktiv sind. Das wäre so, als wenn du<br />
und ich als Jugendliche Elvis hätten hören<br />
müssen. Und was MH betrifft: Die Burschen<br />
kennen fast nichts davon. Ich bin bei MH ja<br />
ständig am Herumfluchen. Will ich echt, dass<br />
Machine (
sich meine Kinder „Fuck It All“ anhören? Ich<br />
versuche auch, die Scheiß-Flucherei daheim<br />
zu vermeiden…<br />
Story zum Abschluss: Die beiden waren fasziniert,<br />
als sie die Bedeutung des ausgestreckten<br />
Mittelfingers entdeckt haben und sind dementsprechend<br />
durchs Haus gerannt. Als sie mit ihrer<br />
Mum zu einer MH-Show kamen, fluchte ich wie<br />
üblich auf der<br />
Bühne herum,<br />
fick dieses<br />
und fick<br />
jenes. Während<br />
des<br />
Gigs forderte<br />
ich dazu<br />
auf, die Mittelfinger<br />
in<br />
die Luft zu<br />
halten. Die<br />
Buben waren<br />
auf dem<br />
Balkon, und<br />
ihre Mutter<br />
sagte zu ihnen:<br />
„Gut,<br />
wenn Dad<br />
Wahn)Fred!<br />
das so sagt, ist es wohl ok.“ Daraufhin sprangen<br />
sie auf und streckten mir schreiend die Mittelfinger<br />
entgegen...<br />
Typische konservative Eltern halt.<br />
www.machinehead1.com<br />
Wahnfred<br />
MACHINE HEAD LIVE: 19.04. – Wien, Planet.tt/Gasometer<br />
MACHINE HEAD – Catharsis (Nuclear Blast)<br />
Wenn man die MACHINE-HEAD-Diskographie mit Göttergaben wie „Burn My Eyes“, „The Blackening“<br />
oder „Bloodstone & Diamonds“ in Betracht zieht, sind beim Release eines neuen Albums<br />
die härtesten Konkurrenten um den globalen Groove-Thrash-Thron MACHINE HEAD selbst, was die<br />
Etablierung von „Catharsis“ zu einer leicht schizophrenen Veranstaltung macht.<br />
Robb Flynn und Co. versuchen daher erst gar nicht, sich zu stark an den eigenen Klassikern zu<br />
reiben, sondern plätten den Hörer mit einer tonnenschweren, massiv produzierten Dampfwalze,<br />
die neben reichlich kompaktem Midtempo-Stoff mehrere Spezialsongs bereithält, als da wären<br />
der folkige Singalong-Song „Bastards“, das epische „Heavy Lies The Crown“ inklusive Classic-Metal-Touch<br />
oder die Akustik-Ballade „Behind A Mask“. Die Rap-Einlagen etwa in „California Bleeding“<br />
oder „Triple Beam“ lassen gar Erinnerungen an „The Burning Red“ und „Supercharger“ aufkeimen.<br />
Old-School-Thrash-Referenzen bleiben diesmal allerdings außen vor.<br />
Gegen den im Netz kontrovers diskutierten Downtempo-Hammer „Beyond The Pale“ ist übrigens<br />
nichts einzuwenden, wenn man mit der cleveren Bridge klarkommt, die ebenso poppig ausfällt<br />
wie Teile des starken Titeltracks. Das alles ist natürlich exzellent gemacht, und nach einer Reihe<br />
von Durchläufen entwickelt tatsächlich jeder der 15 (!) Tracks seine eigene Identität, wenn auch<br />
nicht immer die größtmögliche Tiefe. Unterm Strich kein Jahrhundertwerk, aber eine wirklich<br />
gute Platte, der vielleicht ein, zwei Songs weniger gutgetan hätten.<br />
www.facebook.com/MachineHead<br />
Wahnfred<br />
11
Adrenalin-Strom<br />
OST+FRONT<br />
Village People im U-Comix<br />
Absolviert das OST+FRONT-Kollektiv seinen<br />
wöchentlichen Großeinkauf im Metal-Supermarkt,<br />
stehen auf dem Einkaufszettel u.a.: Hiebund<br />
Stichwaffen, Peitschen, brutal treibende<br />
Riffs, brutal treibendes Schlagzeug, brutal treibender<br />
Bass, hymnische Refrains, Keyboards<br />
(verschiedenste), Sadismus, Gang Bang. Diese<br />
Ingredienzien, traditionell im Kupferkessel<br />
über offenem Feuer gegart, ergeben „Adrenalin“<br />
(VÖ: 16.02., Out Of Line).<br />
Bevor hier Missverständnisse aufkommen:<br />
Dieses Produkt ist garantiert frei von rechten Rülpsern.<br />
Auch der Vergleich mit der Band mit dem<br />
großen „R“ wurde ausgiebig strapaziert – und<br />
greift zu kurz. Was OST+FRONT in die Eigenständigkeit<br />
rettet, ist die konsequente Hemmungslosigkeit,<br />
der Welt möglichst viele Facetten des<br />
sprichwörtlichen „hässlichen Deutschen“ zu zeigen.<br />
Hier wird alles durch den Kakao gezogen, was<br />
dem Wohlstandsbürgertum heilig ist.<br />
Herrmann Ostfront, die Stimme, Siegfried Helm<br />
und Otto Schmalzmann an den Gitarren, Wilhelm<br />
Rotlauf am Bass, Eva Edelweiß an den Tasten und<br />
Fritz Knacker hinter dem Schlagzeug – da muss<br />
es doch klingeln. Letzte Zweifel zerstreuen sich bei<br />
der Betrachtung des Promobildes: VILLAGE PEOP-<br />
LE nach der Zombie-Apokalypse. Da droht schon<br />
fast die desaströse Selbstpersiflage – OST+FRONT<br />
sind jedoch clever genug, dieser Stolperfalle auszuweichen.<br />
Und zwar erstens mit einer unangreifbar<br />
guten technischen Leistung, da sitzt jeder<br />
Ton und die Arrangements sind durchdacht, und<br />
zweitens mit einem abgründigen Humor.<br />
HARAKIRI FOR THE SKY<br />
Triumph & Agony<br />
Gerade einmal eineinhalb Jahre ist es her, seit die<br />
Österreicher mit ihrem Album „III: Trauma“ einen<br />
absoluten Überflieger veröffentlicht haben, welcher<br />
gar für den „Amadeus Austrian Music Award“<br />
nominiert wurde. Nun steht schon das nächste<br />
Meisterwerk in den Startlöchern: „Arson“ (AOP Records)<br />
wird ab 16.02. die stetig wachsende Fangemeinde<br />
mit neuer Kost versorgen.<br />
Die Musik ist wie auch schon in der Vergangenheit<br />
irgendwo zwischen Black Metal und Post Rock angesiedelt<br />
und beeindruckt vom ersten Moment an<br />
durch die irrsinnig schönen Riffs und Songlinien.<br />
Songwriter M.S. kreiert auf „Arson“ einmal mehr<br />
12<br />
Schädel von getöteten Feinden auf Lanzen<br />
zu spießen, damit sie eine bessere Sicht haben, wie<br />
im Song „Heavy Metal“ – mir kommen da automatisch<br />
alte U-Comix und Mad-<strong>Magazin</strong>e in den<br />
Sinn. In eine musikalische Rudelbumserei namens<br />
„Disco Bukkake“ einen elegischen Männerchor zu<br />
setzen, der mit inbrünstiger Überzeugung einen<br />
herrlich albernen Text singt, da kann mir keiner<br />
sagen: Das ist nicht lustig. Ist es nämlich – in einer<br />
Weise, die heutzutage oft fehlt, weil sich die meisten<br />
Künstler viel zu ernst nehmen und/oder Angst<br />
haben, sich der Lächerlichkeit preiszugeben, dafür<br />
sorgt schon die um sich greifende Rundumüberwachung.<br />
Darum ist es erfreulich, dass es die Band seit einer<br />
Dekade schafft, vielen Anfeindungen zum Trotz<br />
(Neue Deutsche Häme?) zu funktionieren. Gefeiert<br />
wird das in dem ein klein wenig selbstverliebten<br />
„10 Jahre Ost+Front“, das einerseits die Vertonung<br />
von insgesamt zwölf nach allen Richtungen ausgestreckten<br />
Mittelfingern darstellt, andererseits<br />
aber auch eine tiefe Verbeugung vor den Fans zum<br />
Ausdruck bringt. Es kann schon sein, dass die Band<br />
ihr „Adrenalin“ aus der Geschwindigkeit bezieht,<br />
mit der sie politisch und anderweitig korrekte Mitmenschen<br />
auf die Palme bringen kann, aber wenn<br />
sie sich im Gegenzug als deutsche Band mit dem<br />
wunderbar alten jiddischen „Wir sind nicht ganz<br />
koscher“ charakterisiert, dann berechtigt das auch<br />
in den nächsten zehn Jahren zu den allerschönsten<br />
Hoffnungen!<br />
Abschließend möchte ich sagen, dass ich<br />
schon beim Veröffentlichungstermin<br />
mein erstes Haha-Erlebnis hatte,<br />
denn „Adrenalin“ und ich haben<br />
am selben Tag Geburtstag!<br />
www.ostfront.de<br />
Claudia<br />
Klangwelten, die unter die Haut gehen und den<br />
Hörer in eine Welt voller Schmerz, Tristesse und<br />
Agonie entführen (super, Andi).<br />
Der vor Wut, Trauer und Hoffnungslosigkeit triefende<br />
Gesang von J.J. bildet eine perfekte Symbiose<br />
mit der Musik und eine bessere Form der Vertonung<br />
der tiefsinnigen Lyrics wäre kaum mehr<br />
möglich.<br />
HARAKIRI FOR THE SKY sind wohl zu Recht eine<br />
der beliebtesten heimischen Bands im Bereich<br />
des düsteren Metal und „Arson“ (Release-Show am<br />
10.02.2018 in der Szene Wien!) ist für mich das erste<br />
musikalische Highlight des Jahres 2018.<br />
www.facebook.com/HarakiriForTheSky<br />
Anita
www.NUCLEARBLAST.de | www.FACEBOOK.com/NUCLEARBLASTEUROPE
XX-Chromo-Strom<br />
BLACK CAGE<br />
Wenn die Tante zweimal klingelt<br />
Mit ihrem Debüt „Excess All Areas“ (Mars Music/Rebeat<br />
Digital) legen BLACK CAGE ein Modern-Glam-Rock-Album<br />
vor, das alle Stückerln spielt: von Mitsing-Chor-tauglichen<br />
Party-Songs bis hin zu gelungenen Gänsehaut-Balladen. Die<br />
dazugehörige Österreich-Tour hat das Burgenländer Quartett,<br />
dessen Wurzeln dank des Drummers zu einem Viertel<br />
auch in Texas liegen, bereits abgeschlossen. Wir trafen<br />
Frontfrau Kati Cher zum Interview und wissen jetzt, wie ihr<br />
individueller Sound entstanden ist, wann wir sie wieder live<br />
sehen – und warum sie als Kind lieber Helm statt Kleidchen<br />
getragen hat.<br />
– da kennt man sich dann halt. Dadurch habe<br />
ich unseren Gitarristen Dan gekannt, aber<br />
nur als Schlagzeuger. Ich wollte schon länger<br />
mein eigenes Ding machen, wusste aber, dafür<br />
brauche ich Leute, mit denen ich wirklich<br />
auf einer Wellenlänge bin. Ich habe ewig gesucht,<br />
bis ich draufgekommen bin, dass eben<br />
Dan auch Gitarrist ist – und jener Typ, über<br />
den sich meine Tante immer beim Nachbarn<br />
beschwert hat, weil er ständig so laut Gitarre<br />
spielt. 2015 sind dann Rickey Dee am Bass und<br />
Schlagzeuger Casey Jean Eiszenman zu uns<br />
gestoßen.<br />
Hattest du bei der Gründung bereits ein konkretes<br />
Bild im Kopf?<br />
© Kiki Heindl<br />
14<br />
Kati, ihr habt Black Cage 2015 gegründet. Du<br />
spielst top Gitarre und hast eine mörderisch gute<br />
Stimme. Sicherlich hast du schon vorher Musik gemacht?<br />
Nur sporadisch. Ich habe eine Zeitlang in der<br />
Coverband CHERRY BOMB! gesungen, in der<br />
wir Charts-Hits auf Metal und Rock gecovert<br />
haben. Das ist, kurz bevor wir mit BLACK CAGE<br />
gestartet haben, zu Ende gegangen.<br />
Hast du deine heutigen Band-Kollegen damals<br />
schon gekannt?<br />
Jein. Bei uns im Burgenland gibt es eigentlich<br />
nur eine Probe-Möglichkeit, die Zuckerfabrik<br />
Ich hatte überhaupt kein Bild, wie das ausschauen<br />
soll. Ich höre gern Metal und härteres<br />
Zeug, wollte eher in die Richtung BLACK<br />
STONE CHERRY und Co. gehen. Nach der Zeit<br />
hat sich aber herauskristallisiert, dass uns in<br />
der jetzigen Formation die 80er-Sache einfach<br />
am meisten liegt. Deshalb machen wir jetzt<br />
80ies Glam Rock mit modernem Touch.<br />
Ihr habt bereits eine EP und ein Video produziert,<br />
euer Debüt-Album veröffentlicht und zig Konzerte<br />
gespielt. Wie funktioniert der Balance-Akt<br />
zwischen Alltag und Musik?<br />
Man muss schon sehr viel Zeit investieren.<br />
Von nichts kommt nichts. Wenn man wirk-
lich etwas erreichen will, muss man hart dafür<br />
arbeiten. Wir schauen deshalb, dass wir<br />
mindestens einmal die Woche proben – noch<br />
lieber zwei bis drei Mal, wobei das leider meist<br />
Wunschdenken ist. Darüber hinaus sind wir<br />
viel auf Konzerten, knüpfen Kontakte und<br />
bauen unser Netzwerk auf.<br />
Welches Feedback zum Album hat dich besonders<br />
gefreut?<br />
Wir sind komplett unerwartet auf der Seite<br />
vom Classic Rock <strong>Magazin</strong>e als Band der Woche<br />
zum Voten erwähnt worden – und wurden<br />
dabei mit ALTER BRIDGE und GUNS N’ ROSES<br />
verglichen, die zu unseren Lieblingsbands zählen.<br />
Das hat mich natürlich sehr gefreut und stolz<br />
gemacht!<br />
Hat deine Position als Frontfrau eigentlich eher<br />
Vor- oder Nachteile?<br />
Man kann definitiv einen Vorteil daraus<br />
schöpfen, weil es nicht so viele Bands gibt,<br />
wo eine Frau vorne steht, Gitarre spielt<br />
und singt. Zumindest nicht in dem Genre.<br />
Meist singen Frauen ja eher Pop-Lieder, sind<br />
hübsch und schön – und ich bin das komplette<br />
Gegenteil. Ich hab es schon als Kind<br />
nicht gemocht, wenn meine Mama mir Kleidchen<br />
anziehen wollte. Lieber bin ich mit<br />
Papas Moped-Helm wie Niki Lauda auf dem<br />
Dreiradler gesessen (an dieser Stelle war eine<br />
Niki-Lauda-kritische Klammerbemerkung angedacht,<br />
aber…. wir haben ja nichts zu verschenken,<br />
Andi) und hab mir einen Bagger zu Weihnachten<br />
gewünscht. Ich war nie das<br />
typische Mädchen.<br />
mich. Die zieht<br />
einfach ihr Ding<br />
durch. Früher hat<br />
mich auch Avril<br />
Lavigne fasziniert:<br />
Sie hat sich<br />
detto nicht viel<br />
drum geschert,<br />
was andere denken.<br />
Wann geht’s zurück auf die Bühne?<br />
Im Frühling 2018. Wir planen jetzt nämlich<br />
ein paar Dinge, die wir noch nicht verraten<br />
möchten – und müssen mal schauen, wie<br />
diese Pläne aufgehen. Auf jeden Fall werden<br />
wir für einige Überraschungen sorgen…<br />
www.blackcagerocks.com<br />
www.fb.com/blackcagerocks<br />
www.marsmusic.at<br />
Althea<br />
© Bettina Hoeppel<br />
Es ist jetzt aber<br />
nicht so, dass<br />
du optisch als<br />
Macker rüberkommst.<br />
Nein, das nicht, aber<br />
von der Art her<br />
erfülle ich sicher<br />
nicht das klassische<br />
Popsternchen-Klischee.<br />
Lzzy Hale beispielsweise<br />
beeindruckt
Blut-Strom<br />
BLOODRED<br />
HOURGLASS<br />
Heilende Gitarrenwände<br />
©OutOfLine<br />
Im neuen Jahr gibt’s gleich mal was<br />
Derbes aus finnischen Landen:<br />
BLOODRED HOURGLASS (frei österreichisch<br />
übersetzt: Die blade Rote aus unserer<br />
Klass’, Anm. Mike) scheinen auch auf<br />
ihrem dritten Longplayer noch nicht so<br />
genau zu wissen, ob sie nun Todesblei ballern oder sich ins Metalcore-Dickicht verkrümeln<br />
sollen. Macht nix: Das Ergebnis in Form von „Heal“ (Out Of Line) fällt für beide Lager leckerschmecker<br />
aus. Und das nicht nur auf Grund der groovenden, um etliche Thrash-Passagen<br />
erweiterten Death-Metal-Basis, sondern auch ob der zahlreich vorhandenen, von verspielten<br />
Keyboards unterlegten, melodischen Einschübe (Hallo Charts!), in denen immer wieder diese<br />
typisch finnische Melancholie mitschwingt.<br />
Der Einfluss der frühen AMORPHIS ist nicht zu überhören und dass sie in ihrer Jugend immer<br />
wieder mal gen Göteborg geblinzelt haben, können BLOODRED HOURGLASS wohl auch nicht<br />
abstreiten. Nicht zuletzt sind es aber vor allem die Gitarrenwände,<br />
die einen hier schlicht umnieten. Das peitschende Melodie-Monument<br />
„Architects“ oder das wie ein Bastard aus DARK TRANQUILLITY und<br />
CHILDREN OF BODOM tönende „Six Feet Saviour“ sollten klarmachen:<br />
Hier gibt’s nix zu meckern (gilt auch für die Deluxe Edition, welcher als<br />
Bonus das ganze Vorgänger-Album „Where The Oceans Burn“ beiliegt)!<br />
www.brhg.net,<br />
www.facebook.com/bloodredhourglass<br />
Walter + Mike
Land am Dome – Band am Strome<br />
PROJEKT STEINHOF<br />
Wer das liest, wird doof<br />
Treibende Grooves, wirre Gestalten und allerlei Spielzeug auf der Bühne? Keine<br />
Frage, PROJEKT STEINHOF sind im Haus! Wir haben die Wiener vors Mikro gezerrt.<br />
„Am glücklichsten<br />
sind wir mit der Bezeichnung<br />
,Hardrock<br />
mit deutschen<br />
Texten‘“, antwortet<br />
Drummer Dominic<br />
auf die unvermeidliche<br />
Frage nach der<br />
persönlichen Einordnung.<br />
„Unsere Einflüsse<br />
sind Hardrock<br />
der 70er/80er, Stoner bis hin zu Heavy Metal. Und deutsch<br />
singen wir ja nur, weil wir zu doof für Englisch sind.“<br />
Apropos: „Let’s get doof“ ist das Bandmotto, eure Live-Shows<br />
bestreitet ihr öfter mal wirr verkleidet und geschminkt. Nehmt<br />
ihr euch überhaupt ernst? „Wir nehmen uns sehr ernst“, übernimmt<br />
Sänger Wolfram das Wort, „wir stecken viel Zeit und Geld<br />
in die Band. Was die Show betrifft, darf sich das Publikum ruhig<br />
mal für eine Stunde mit uns aus dem Alltag ausklinken und<br />
Spaß haben.“<br />
(Thema Spaß: Kleine Berühmtheit erlangte eure nicht ganz<br />
jugendfreie Adaption eines 2000er-Chartbreakers. „Ach das“,<br />
lacht Gitarrist Rainer. „Seltsam, dass die Leute so drauf abgefahren<br />
sind. Es ist nicht wirklich eine Adaption, wir haben nur<br />
das Riff zweimal in unserem Lied verwendet. Und der Text ist<br />
auch keine Höchstleistung von uns, den kann man angeheitert<br />
schön mitbrüllen. Aber mittlerweile spielen wir den Song auch<br />
nicht mehr.“ Und das, obwohl besungene Protagonistin tatsächlich<br />
existieren soll… (aha, Andi))<br />
Da das Gespräch noch im Dezember stattfand, zum Abschluss<br />
die Frage nach den Neujahrsvorsätzen.<br />
„Wir arbeiten bereits an unserem zweiten Album. Weiters wollen<br />
wir spielen, spielen, spielen und eine kleine Support-Tour wäre<br />
auch fein. Aber dazu fehlen uns zurzeit noch die Angebote.“<br />
Weil einfache Adressen für Amateure sind, einfach auf<br />
Facebook nach PROJEKT STEINHOF suchen.<br />
Willi<br />
©Freakshot Photography<br />
TRIBULATION<br />
DOWN BELOW<br />
OUT NOW!<br />
AVATAR<br />
AVATAR COUNTRY<br />
OUT NOW!<br />
ORPHANED LAND<br />
UNSUNG PROPHETS<br />
& DEAD MESSIAHS<br />
OUT NOW!<br />
PS: PROJEKT STEINHOF haben zwei Fan-Packages für euch geschnürt (je einmal<br />
Demo, CD, Shirt und Patch), einfach Mail mit Betreff „Projekt Steinhof“ an<br />
strom@starkstrom.live, viel Glück!
ANVIL<br />
Rock That ***!<br />
© RudyDeDoncker<br />
Auch auf die Gefahr<br />
hin, einen Euro ins Phrasen-Schweinderl<br />
abliefern zu müssen, ist mit „ANVIL sind<br />
ANVIL sind ANVIL“ (Hey! Sofort einen Euro<br />
ins Phrasen-Schweinderl! Andi) nahezu<br />
alles gesagt, selbst wenn ein neues Studioalbum<br />
von „Lips“, Robb und Chris ansteht.<br />
Und so präsentiert das Trio nach 40 (!)<br />
offiziellen Bandjahren auf „Pounding The<br />
Pavement“ (SPV) einmal mehr eine imposante<br />
Ladung potentieller Live-Abräumer<br />
wie „Black Smoke“, „Ego“, „Rock That Shit“<br />
oder den fett stampfenden Titeltrack.<br />
Ergo: Alles wie gehabt – und das ist<br />
verdammt gut so!<br />
Strom-Legenden<br />
PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS<br />
Vorwärtsgang<br />
© Dan Sturgess<br />
Nach ersten, durchaus<br />
erfolgreichen<br />
Gehversuchen auf<br />
den Bühnen Europas,<br />
u.a. als Opener von SAXON, legt dieses<br />
Familienunternehmen – der MOTÖRHEAD-<br />
Recke lärmt mit seinen drei Söhnen und<br />
einem Kumpel – sein Debütalbum vor. Keine<br />
Angst, „The Age Of Absurdity“ (Nuclear Blast)<br />
avanciert nicht zur reinen Nostalgie-Übung,<br />
sondern rockt knackfrisch und trotz eindeutiger<br />
Old-School-Ausrichtung überaus zeitgemäß.<br />
Gilt auch für die furztrocken groovende<br />
Produktion, bei der man Fahrten im „Retourgang“<br />
bewusst vermieden hat. Kompliment.<br />
www.facebook.com/anvilmetal<br />
Walter<br />
www.philcampbell.net<br />
Walter
Land am Dome – Band am Strome<br />
NEW AREA<br />
Welt-Hit statt Bullshit<br />
Südlich von Wien tut sich wieder was: NEW AREA verwirren etwas<br />
mit ihrem Namen, denn erstens handelt es sich bei AREA um die<br />
Anfangsbuchstaben der vier Protagonisten und zweitens sind die<br />
Burschen so „new“ wieder nicht. Nach Begutachtung des Videos<br />
zum schmissigen Ohrwurm „My Sweet Paradise“ ist klar: Diese<br />
Band hat echt das Zeug zu mehr!<br />
Erwähntes Video zu „My Sweet Paradise“ wird<br />
den Hörer dann auch nicht mehr loslassen: Wie<br />
ein klebriger Ohrwurm nistet sich der Hit fein<br />
im Gehör ein. Da fragt man natürlich, ob die<br />
Band noch mehr davon in der Pipeline hat. „Wir<br />
möchten schon ein komplettes Album machen,<br />
auch auf Vinyl!“, erklärt Basser Erwin. „Wir sind<br />
aber noch am Ausloten, welche Möglichkeiten da<br />
am besten für uns sind!“, wirft Sänger Rene ein.<br />
Dass der Frontmann irgendwann mal Kandidat<br />
bei „Starmania“ war, wird der Band jetzt nicht<br />
groß weiterhelfen, ist aber<br />
© Helmut Rasinger<br />
Dass Mitte vierzig natürlich kein Alter ist, um die<br />
Musik an den Nagel zu hängen, bestätigt auch<br />
Erwin Hauer, der früher mal den Bass bei SUCK-<br />
CEED geschwungen hat: „Wenn man Lust drauf<br />
hat und fit genug ist, ist das keine Frage des Alters.“<br />
Drummer Antony, älteren Semestern noch<br />
aus DIRTY HAWK- und BLUE THUNDER-Zeiten<br />
in Erinnerung, findet es ein wenig spezifischer.<br />
„Die Egos sind natürlich alle weit ausgeprägt, da<br />
ist es schwierig, einen Nenner zu finden.“<br />
Dass hier jahrelange Erfahrung mit einfließt,<br />
ist logisch – da geht man natürlich auch anders<br />
ran an die Sache. „Wenn du schon ein,<br />
zwei Bands gehabt hast, weißt du ja, in welche<br />
Richtung es so geht“, erklärt Erwin. „Das<br />
Rad können wir nicht neu erfinden. Es soll<br />
uns und den Hörern einfach Spaß machen.“<br />
Und Antony, der live mit Riesen-Irokese auftritt<br />
(und im echten Leben glotzert is, oda<br />
wia?? Andi), fügt an: „Wir lassen halt sehr viel<br />
Bullshit aus und konzentrieren uns auf das<br />
Wesentliche.“<br />
durchaus die eine oder andere Anekdote wert.<br />
„Das ist schon lange her, war aber eine durchwegs<br />
positive Erfahrung. Wenn man versteht, dass es<br />
eine TV-Show ist, kann man da viel mitnehmen.“<br />
Im Wiener Becken war und ist die Szene also sehr<br />
vital, schätzt auch Erwin die Lage ein: „Da gibt<br />
es genug Bands, die einiges draufhaben, egal<br />
welcher Stil.“ Luft nach oben ortet man eher auf<br />
Seiten der Veranstalter und Fans, da sieht auch<br />
Antony die Sache ein wenig differenzierter und<br />
hat damit nicht ganz unrecht: „In meinen Augen<br />
wird die Szene momentan nur von den Bands<br />
aufrechterhalten, man muss sich halt selbst<br />
vermarkten können.“<br />
Wie das geht, zeigen NEW AREA nicht nur im<br />
Video, sondern auch live. Da machen wir uns mal<br />
keine allzu großen Sorgen um die Zukunft.<br />
www.newarea.at<br />
www.facebook.com/NewAreaBand<br />
Mike<br />
19
BlutStrom<br />
WATAIN<br />
Wo die wilden Haare schwingen<br />
©Sara Gewalt<br />
Eines sei vorweggesagt: „Trident Wolf Eclipse“<br />
(Century Media) entfacht vom ersten Moment<br />
an ein Black-Metal-Feuerwerk der feinsten Güteklasse.<br />
Die acht Songs sind mit erstklassigem Sound versehen und die Band versteht es, mit bombensicherer<br />
Präzision in der richtigen Sekunde den Fuß vom Gaspedal zu nehmen und sich in einem<br />
genüsslich haareschwingbaren Tempo einzubremsen. Somit sind die Songstrukturen relativ<br />
unkompliziert und in Verbindung mit den durchaus eingängigen Riffs entstehen Stücke, die man<br />
in einem akuten Suchtanfall immer wieder hören möchte. Würde man über den Gesang von Erik<br />
Danielsson noch groß Worte verlieren, würde man wohl die berühmten Eulen nach Athen (oder<br />
Freizeitstress ins LFM-Büro, Andi) tragen.<br />
WATAIN produzieren durchaus Black Metal, der eine breitere Masse<br />
an Fans begeistert, aber der Band deshalb Ausverkauf vorzuwerfen, ist<br />
nicht nachvollziehbar. Selbstverständlich hat man verwandte Klänge<br />
schon von DISSECTION und Co. vernommen, dennoch stellen WATAIN<br />
auf „Trident Wolf Eclipse“ ihre Eigenständigkeit und ihr Können unter<br />
Beweis, und dies absolut beeindruckend.<br />
www.templeofwatain.com<br />
20<br />
Anita<br />
©Ester Segara<br />
TRIBULATION<br />
Visionaire<br />
Die Schweden standen immer<br />
schon ein wenig abseits vom<br />
Schwarzwurzel-Einheitsdickicht,<br />
mit dem vierten<br />
Album „Down Below“ (Century<br />
Media) driften sie nun ein wenig romantisierend<br />
in die Ecke früher TIAMAT oder SAMAEL:<br />
Schnörkelloser, oftmals vom New Wave (!) und<br />
Gothic Rock beeinflusster Metal, der zwar ein<br />
wenig „black“ und „progressiv“ sein kann, sich<br />
trotz genannter Genres aber oft einer realen<br />
Schublade entzieht. „Down Below“ hat mehr mit<br />
entschleunigten Bands wie SARKE oder VREID<br />
gemeinsam als mit dem Gros der Panda-Knüppel-Fraktion<br />
und tönt trotz schwelgerischer<br />
Vergangenheits-Querverweise visionär und zukunftsweisend.<br />
Mutig!<br />
www.tribulation.se<br />
Mike
ewusstseins-strom<br />
überhaupt erscheint mir die balance aus tradition<br />
und progression essenziell für den fortbestand<br />
der szene. das konservative gesicht<br />
des metal beweist seine beständigkeit in form<br />
unverwüstlicher konstanten und subgenres.<br />
seit ich metallisch denken kann, darf ich darauf<br />
zählen, dass in absehbarer zeit ein neues<br />
OVERKILL-album erscheinen wird. und dass<br />
mir blitz, der noch nie jung war und nie alt sein<br />
wird, live in meinen verdammten arsch tritt.<br />
von diesem fundament ausgehend, kann sich<br />
die szene in experimentellere bereiche vorwagen<br />
und avantgardistisches der marke IGORR<br />
oder SHINING hervorbringen. aus einer außenperspektive<br />
betrachtet, mag die szene borniert<br />
und dogmatisch erscheinen, doch welches<br />
übergenre würde sonst ein so breites musikalistate<br />
of the metal address: zu den aktuellen<br />
ein plädoyer für die schönste hauptsache der<br />
stellt ihr euch manchmal die frage, warum<br />
trotz massiv veränderter rahmenbedingungen<br />
der ach so konservative heavy metal immer<br />
noch bestandteil unserer schnelllebigen<br />
populärkultur ist? was sind die merkmale, die<br />
ihn so unzerstörbar machen? bei mir ist es<br />
bald 25 jahre her, seit ich mit selbst gebastelter<br />
holzgitarre zu SLAYERs „Decade Of Aggression“<br />
die kulturtechnik des extrem-metal-posings,<br />
die ich mittlerweile an die nächste generation<br />
weiterreichen darf, auf eine neue stufe gehievt<br />
habe. alsbald philosophierte ich darüber,<br />
ob diese leidenschaft sich in einem späteren<br />
erwachsenenleben bewahren lassen würde.<br />
wenn man ein vierteljahrhundert später vor<br />
der viper-room-bühne ein paar tränen verdrückt,<br />
weil ein untersetzter bartträger den<br />
CROWBAR-klassiker „Planets Collide“ anstimmt,<br />
scheint die frage beantwortet. achtung rhetorik:<br />
ist man in seiner entwicklung gescheitert,<br />
weil man in jungen jahren auf die großartigste<br />
musik stoßen durfte und sich davon nicht<br />
mehr hat abbringen lassen? ihr kennt doch die<br />
typen, die überlegen lächelnd faseln: „ja, früher<br />
hab ich auch mal metal gehört.“ fuck you. wer<br />
früher mal metal gehört hat, hat nie metal gehört.<br />
ein nachwuchsproblem sehe ich nicht. noch<br />
in den 90ern war man sich hinsichtlich der<br />
evolutionsfähigkeit der szene nicht so sicher,<br />
nachdem gestandende metalgrößen in panik<br />
verfielen, ein gewisser kurt c. könnte den heavy<br />
metal zerstören. dabei war aus der ex-post-betrachtung<br />
grunge eine gegenreaktion auf eine<br />
szene, der in ihren selbstzweckhaften klischees<br />
die authentizität abhandengekommen war.<br />
grunge hat den metal auf den boden zurückgeholt.<br />
zugegeben: die nächsten metallica sind<br />
nach wie vor nicht in sicht, was den rahmenbedingungen<br />
geschuldet ist, die kaum noch<br />
den aufstieg eines mega-acts zulassen. aber im<br />
mittleren und unteren segment brodelt es. das<br />
gefüge aus etablierten bands und die entwicklung<br />
der szene vorantreibendem nachwuchs<br />
scheint stabil und dennoch in bewegung zu<br />
sein.<br />
22
efindlichkeiten der szene.<br />
welt.<br />
sches spektrum zwischen ANATHEMA und den<br />
EXCREMENTORY GRINDFUCKERS unter einen<br />
hut bringen?<br />
wird sich unsere musik weiterhin behaupten?<br />
um joey-demaio-pathetik zu bemühen: metal<br />
wird nicht sterben. selbst, wenn die musikindustrie<br />
aus dem letzten loch pfeift, sich das<br />
rock-im-ring-park in die totale bedeutungslosigkeit<br />
manövriert hat (oh wait) oder irgendwann<br />
DEICHKIND fürs rock in vienna gebucht<br />
werden (oh wait): das verlangen nach verzerrten<br />
e-gitarren bleibt. kreative quellen werden<br />
weiterhin ihre kanäle an die oberfläche finden,<br />
bands mit funkelnden augen an ihrer vision<br />
arbeiten, rausgehen und gigs spielen, in welchem<br />
rahmen auch immer.<br />
hier gelangt ein wesentliches metallisches<br />
distinktionsmerkmal zur entfaltung: das kathartische<br />
element brutaler musik in der performativen<br />
situation. aufgestaute negative<br />
emotionen treten sublimiert in form positiver<br />
energie nach außen. der metaller nutzt für sich<br />
die gern selbstironisch übersteigerte zurschaustellung<br />
harmloser aggression, um sich von der<br />
seinen zu befreien. mit etwas fantasie würde<br />
preach what you practice. die nächste generation<br />
wenn die luftgitarre<br />
nicht mehr reicht<br />
ich sogar so weit gehen, das ritual des dauernickens<br />
alias headbangens als permanente<br />
bejahung der genossenen musik zu interpretieren.<br />
charakteristisch scheint mir für den metal-fan<br />
zu sein, dass für ihn musik immer mehr ist<br />
als hintergrundberieselung. metal wird eine<br />
aktive form der rezeption zuteil, die über die<br />
auseinandersetzung mit dem primärwerk hinausgeht.<br />
insofern freut es mich, dass vorliegende<br />
zeilen auf papier erscheinen. die wertigkeit<br />
des gedruckten wortes kann man mit der<br />
wertigkeit gepresster musik analog setzen. mir<br />
scheint die physische ausformung der kunst<br />
ebendieser in der persönlichen wahrnehmung<br />
eine höhere qualität beizumessen. man vergleiche<br />
nur das unverbindliche durchklicken<br />
neuer titel auf youtube mit dem stringenten<br />
durchhören eines erworbenen tonträgers.<br />
der overkill an digitalen gratisinformationen<br />
entwertet diese, doch der sture metaller wehrt<br />
sich. das vinyl-revival mag der pragmatiker<br />
putzig finden, weil jeder tontechniker die überlegene<br />
soundqualität der cd bestätigt. warum<br />
also vinyl: abgesehen vom nostalgie-effekt und<br />
dem visuellen mehrwert beim artwork ist es<br />
23
ewusstseins-strom<br />
für alle, die sich nicht mehr erinnern können:<br />
tonträger (symbolfoto)<br />
24<br />
die die rezeption entschleunigende auseinandersetzung<br />
mit dem sensiblen tonträger, seine<br />
haptische wahrnehmung, das schaffen von<br />
stauraum, um der kunst im wörtlichen sinne<br />
platz im lebensumfeld zu schaffen, womit<br />
der enthusiast sich auf einer handlungsebene<br />
gotv unter<br />
DIE ROCK & METAL SHOW<br />
jeden Donnerstag ab 23 Uhr!<br />
powered by<br />
PLANET.TT<br />
www.gotv.at I www.facebook.com/GOTVat<br />
gotv jetzt auch mobil via App empfangbar!<br />
vergewissert, dass diese musik derlei mühen<br />
wert ist. das ist die metallische antithese zum<br />
10-euro-spotify-abo, womit die kunst in ihrer<br />
flüchtigen verfügbarkeit einer totalen entwertung<br />
anheimfällt. mittlerweile kriege ich sogar<br />
emp-kataloge mit game-of-thrones-cover<br />
und ohne cd-teil zugeschickt. dafür kann<br />
ich aus 87 volbeat-fetzen und 159 funshirts<br />
wählen. hat man denen eigentlich –<br />
mit verlaub – ins hirn geschissen?<br />
noch eine portion pathos. ich erinnere<br />
mich an einen der abschiedsgigs von AT<br />
THE GATES. 2008 in wacken. ultrafans aus<br />
aller herren länder warten gebannt auf das<br />
da kommende. die atmosphäre ist magisch.<br />
nicht bloß euphorisch. ergriffen. in union<br />
we stand. tränen, als „Slaughter Of The<br />
Soul“ einsetzt. dabei stehen nur ein paar<br />
stinknormale schweden auf der bühne, deren<br />
songs allerdings größer geworden sind<br />
als sie selbst. und obwohl ich ansonsten<br />
wenig mit dem gerührten mexikaner neben<br />
mir zu schaffen habe, weiß ich, was in<br />
diesem moment in ihm vorgeht. spüre eine<br />
verbundenheit. fühle einmal mehr, warum<br />
heavy metal zu den großartigsten erfahrungen<br />
gehört, die ich in meinem leben<br />
machen durfte.<br />
wahnfred
l<br />
l<br />
l<br />
l<br />
l<br />
l<br />
l<br />
3. & 4. März 2018<br />
Ottakringer Brauerei<br />
VINYL<br />
&<br />
MUSIC<br />
FESTIVAL<br />
Schallplatten<br />
Instrumente<br />
Label-Market<br />
Live-Auftritte<br />
Poster-Artists<br />
Food-Trucks<br />
Hi-Fi, u. v. m.<br />
www.vinyl-music.at
Stromkastl<br />
YOUTUBE UND METAL<br />
Passt das eigentlich zusammen?<br />
Der Metaller hat den Ruf, eher konservativ zu<br />
sein. Ein Vorurteil, das sich aber mit meinen<br />
persönlichen Erfahrungen nie gedeckt hat.<br />
Ich betreibe einen Rock & Metal-YouTube-Kanal<br />
mit Fokus auf die österreichische Szene. Das<br />
persönliche Feedback, das ich von den Leuten<br />
bekomme, ist zwar sehr positiv, aber ich habe<br />
manchmal den Eindruck, dass viele potentielle<br />
Zuschauer nicht viel mit meinen Videos anfangen<br />
können. Ist an dem Vorurteil vielleicht<br />
doch etwas dran? Ist „der Metaller“ einfach nur<br />
an „klassischen” Musikvideos interessiert und<br />
alles andere ist ihm wurscht? Oder sind halt<br />
meine Videos uninteressant (nö, Andi)?<br />
Wie dem auch sei, ich habe viel für 2018 geplant<br />
und werde mich intensiv mit den heimischen<br />
Bands auseinandersetzen. Wenn ihr in einer<br />
©Humaldo TV<br />
Band spielt, und möchtet, dass ich über euch<br />
berichte, dann schickt mir einfach eine Anfrage<br />
über „bands.humaldo.tv” und ich werde schauen,<br />
was ich machen kann!<br />
Ich bin davon überzeugt, dass YouTube und<br />
Metal hervorragend zusammenpassen.<br />
Ihr werdet schon sehen :)<br />
www.youtube.com/humaAT<br />
www.humaldo.tv<br />
> 10.000 EINTRÄGE<br />
> TOP AKTUELL<br />
> AUF EINEN GRIFF<br />
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office@musikatlas.at
ewiger strom<br />
MAGNUM<br />
Tradition statt Pension<br />
Allein das Cover verdeutlicht, dass die britische<br />
Rock-Legende auf Tradition setzt. Obliegt es<br />
doch einmal mehr Rodney Matthews, ein<br />
MAGNUM-Album optisch zu veredeln. Mit<br />
Erfolg, aber auch musikalisch hält die an<br />
Keyboards und Schlagzeug (Rick Benton und<br />
Lee Morris wurden in den letzten zwölf Monaten<br />
ins Line-Up integriert) neu besetzte<br />
Formation an Band-typischen Sounds fest und<br />
kredenzt auf ihrem 20. (!) Studiodreher<br />
„Lost On The Road To Eternity“ (SPV) einmal<br />
mehr ein buntes Sammelsurium an feinen<br />
Melodien, eingebettet in die bewährten<br />
MAGNUM-Ohrwürmchen.<br />
Mit dem Opener „Peaches And Cream“, dem pompösen<br />
Titelsong (in dem EDGUY/AVANTASIA-<br />
Chef Tobias Sammet als Gast zu hören ist<br />
(Blasphemie! Andi)) sowie der Singleauskoppelung<br />
„Without Love“ hat die Band zudem gleich<br />
©SPV<br />
Auf die nächsten 20!<br />
www.magnumonline.co.uk<br />
mehrere potentielle Hit-<br />
Kandidaten am Start und<br />
stellt eindrucksvoll unter<br />
Beweis, dass etwaige Pensionsanträge<br />
noch in<br />
weiter Ferne liegen.<br />
Stark!Strom auch im<br />
Sozialen Netz<br />
StarkStromMag<br />
Happy Weekend<br />
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Jeden Freitag und Samstag ab 20 Uhr!<br />
Serviceline: +43 (0)1 534 40 50 casinos.at facebook.com/casinosat
Stromgast<br />
THE ROLLING STONES<br />
This could be the last time?<br />
Von Chris Tresper<br />
Die-Hard-Stones-Fan<br />
28<br />
Seit einer Pressekonferenz in<br />
Honolulu 1966 werden die<br />
Stones immer wieder gefragt,<br />
ob die aktuelle Tour<br />
ihre letzte sei. Sie nehmen es<br />
mittlerweile mit Humor und<br />
verarschen einfach den Journalisten,<br />
der es zufragen wagt.<br />
Gerade deswegen ist die letzte Show einer<br />
Tournee für einen wahren Fan ein absolutes<br />
Muss. Und so mache ich mich am 25.10.2017 auf<br />
nach Paris, um meine Helden (ein letztes Mal?)<br />
zu sehen. Über die Jahre baut man natürlich<br />
Connections auf und muss auch nicht mehr um<br />
sein Ticket bangen, sondern holt es sich ganz<br />
bequem vom „Rolling Stones VIP Ticket Office“<br />
im Hotel ab, in dem die Band residiert. Schnell<br />
hinauf in die Suite, um als Präsent für das tolle<br />
Karten-Service ein kleines Mitbringsel aus<br />
Österreich abzugeben, dafür gibt’s dann einen<br />
formlosen Umschlag mit den Tickets – und als<br />
„kleines“ Dankeschön noch Backstage-Pässe. Natürlich<br />
spielt man in diesem Moment „auf cool“,<br />
ist aber in Wahrheit selbst nach all den Jahren<br />
grad irgendwo zwischen „Teenie-Weinkrampf“<br />
und „Ich sch*** mich an vor Freude!“.<br />
Am Abend ist es so weit, wir machen uns in<br />
Richtung U Arena auf. Dort angekommen, begeben<br />
wir uns also „backstage“. Wobei natürlich<br />
backstage nicht gleich<br />
backstage ist. In „unserem“<br />
Backstage trifft man<br />
weder Mick, Keith, Ronnie<br />
noch Charlie. Freunde<br />
der Band und diverse Side<br />
Musicians sieht man dort<br />
aber sehr wohl.<br />
Knappe 25 Minuten vor<br />
Showbeginn kommt<br />
„unser“ Mann vom VIP<br />
Ticket Office ins „Backstage“<br />
und gibt uns<br />
©Chris Tresper/privat (4)<br />
zusätzlich noch die begehrten „No Filter<br />
Pit Wristbands“, mit denen wir in den<br />
vordersten Bereich dürfen – mit den<br />
Worten „last show of the tour, my friends –<br />
enjoy!“. Wahnsinn!!!<br />
Und dann geht es auch schon los, die Stones kommen<br />
auf die Bühne und reißen die U Arena ab.<br />
Die Show ist, im Gegensatz zum Spielberg-Gastspiel,<br />
perfekt. Als wollten sie zum Abschluss (?)<br />
noch mal zeigen, wo der Bartel den Most<br />
herholt.<br />
Mit meinem Handy mache ich Fotos, die manche<br />
Profis im Fotograben kaum besser machen<br />
könnten (bist du dir da ganz sicher, Chris? :-)<br />
Anm. Tom) – so nah bin ich dran an meinen<br />
Idolen. Nach 131 Minuten Spielzeit ist es leider<br />
vorbei, die Herren gehen ab, verbeugen sich ein<br />
letztes (?) Mal und der Grinser will einfach nicht<br />
mehr aus meinem Gesicht verschwinden. Ladies<br />
and Gentleman – the greatest rock’n’roll band<br />
in the world – The Rolling Stones.<br />
Als PS noch eine exklusive Info für<br />
Stark!Strom-Leser: Paris war nicht die letzte<br />
Show! Nächstes Jahr steht England (Knebworth)<br />
am Programm, was mittlerweile von<br />
Keiths Tochter, wenn auch wohl unabsichtlich,<br />
auf Jade Jaggers (Micks Tochter) privatem<br />
Instagram-Account bestätigt wurde…
lues-strom<br />
MOJO BLUES BAND<br />
Einhundert Prozent<br />
Ehre, wem Ehre gebührt: Im Beisein vieler Wegbegleiter<br />
und Gäste feierte die MOJO BLUES<br />
BAND im Wiener „Studio 44“ ihr 40-jähriges<br />
Jubiläum und präsentierte dabei auch die<br />
neue Doppel-CD „100% Approved“ mit Mitschnit-<br />
ten verschiedener Konzerte<br />
der letzten Jahre sowie die DVD<br />
„Live On Stage At Metropol“.<br />
Nach einer stimmigen Laudatio<br />
von Casinos-Austria-<br />
Vorstandsdirektor – und –<br />
Blues-Koryphäe Prof. Mag.<br />
Dietmar Hoscher enterte<br />
schließlich Jubilar Erik<br />
Trauner mit seiner Truppe<br />
die Bühne, um mit einem<br />
packenden Konzert<br />
nicht nur die Gäste im Studio 44 mitzureißen,<br />
sondern auch eindrucksvoll unter Beweis<br />
zu stellen, warum die MOJO BLUES BAND seit vier<br />
Dekaden zu den Fixgrößen der nicht nur heimischen<br />
Blues-Szene gezählt werden muss.<br />
©Achim Bieniek (2)<br />
Auf die nächsten 40!<br />
www.mojobluesband.com,<br />
www.facebook.com/mojobluesband<br />
powered by<br />
POUNDING THE PAVEMENT<br />
Ein neues „Molten Metal<br />
Monster“ aus Kanada!<br />
2CD Digi / 2LP / Digital<br />
ANVIL auf Tour 2018<br />
OUT NOW!<br />
13.03. CH-SOLOTHURN - Kofmehl | 14.03. MÜNCHEN - Backstage | 15.03. ESSEN - Turock<br />
16.03. MANNHEIM - 7er Club | 17.03. MÜNSTER - Sputnikhalle | 18.03. BERLIN - Musik & Frieden<br />
20.03. FLENSBURG - Roxy | 04.04. FRANKFURT - Nachtleben | 05.04. HAMBURG - Markthalle<br />
06.04. SIEGBURG - Kubana | Touragentur: itm-agency.com | Tickets unter: adticket.de fb.com/anvilmetal<br />
Lost On The Road<br />
To Eternity!<br />
Das neue Album der englischen<br />
Hard Rock Legende!<br />
2CD Digi / 2LP / Digital<br />
OUT NOW!<br />
MAGNUM auf Tour 2018<br />
24.03. ASCHAFFENBURG - Colos-Saal | 25.03. BERLIN - Columbia Theater<br />
27.03. BONN - Harmonie | 28.03. STUTTGART - Im Wizemann | 29.03. FREIBURG - Jazzhaus<br />
31.03. WUPPERTAL - Live Club Barmen | 03.04. LEIPZIG - Werk 2 04.04. HAMBURG - Fabrik<br />
05.04. BREMEN - Aladin | 07.04. NEURUPPIN - Kulturhaus | 11.04. MEMMINGEN - Kaminwerk<br />
12.04. CH-PRATTELN - Z7 | Touragentur: pa-co.eu | Tickets unter: adticket.de | magnumonline.co.uk<br />
NIGHT DEMON auf Tour mit ACCEPT 2018<br />
24.01. CH-ZÜRICH - Komplex | 02.02. SAARBRÜCKEN - Garage<br />
03.02. CH-LAUSANNE - Les Docks | 04.02. FRANKFURT - Batschkapp<br />
09.02. OBERHAUSEN - Turbinenhalle | Touragentur: continental-concerts.de<br />
Tickets unter: metaltix.com | nightdemon.net<br />
OUT NOW!<br />
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Digital<br />
DARKNESS REMAINS<br />
EXPANDED EDITION<br />
Inkl. Bonus Tracks, alternativen Versionen,<br />
neuen Mixen und Audio Kommentaren!<br />
fb.com/steamhammerofficial │spv.de<br />
29
Land am Dome – Band am Strome<br />
COFFEESHOCK COMPANY<br />
Schaumamoi nach Rumänien<br />
Die burgenländische COFFEESHOCK COMPANY zählt mit ihrem<br />
„SuperSkunkRockReggae“ zu den engagiertesten Live-Bands des<br />
Landes. Aber Coffee… Super… Hä?<br />
Haha, tausendmal gefragt, tausendmal beantwortet: Der Name ist<br />
eine Ableitung der holländischen Coffeeshops und unser Musikstil<br />
ein Mix aus Rock, Reggae und Rap. So wurde aus dem „Shop“<br />
schnell ein „Shock“ und die Company sind die Musiker, die für die<br />
Band stehen.<br />
Welche irrsinnig viele Konzerte spielt. Wie schafft ihr das und was<br />
waren eure Highlights bisher?<br />
Seit wir 2013 die Planet Festival Tour gewannen, stieg die Auslastung<br />
stark an. Was natürlich sehr erfreulich, aber nicht immer<br />
leicht zu meistern ist, da wir keine Berufsmusiker sind und anderen<br />
Jobs nachgehen… Die schönsten Momente auf Tour verbringen<br />
wir mit unseren Freunden von RUSSKAJA und DUBIOZA<br />
KOLEKTIV, die wir seit Jahren immer wieder begleiten dürfen.<br />
Cool waren auch Shows mit so unterschiedlichen Acts wie PAROV<br />
STELAR oder URIAH HEEP sowie ein Open Air mit 5.000 begeisterten<br />
Besuchern in Rumänien.<br />
Was bei aller Euphorie auch Nachteile mit sich bringt…<br />
Wir haben kaum Zeit, an neuen Songs zu arbeiten, weil wir ständig<br />
unterwegs sind. Aber 2018 wollen wir live kürzer treten und<br />
ein neues Album entwickeln.<br />
Zumindest reichte die Zeit für die wunderbare Single „Schaumamoi“.<br />
Der Song entstand während der Nationalratswahlen. Es war uns<br />
wichtig, ein Statement abzugeben und die klassische österreichische<br />
„Schaumamoi“-Einstellung zu kommentieren. Was uns viel<br />
positives Feedback einbrachte, zumal der Text viel Interpretations-Freiraum<br />
zulässt...<br />
www.coffeeshockcompany.com<br />
www.facebook.com/CoffeeshockCompany<br />
©Coffeeshock Company
Strom-Bringer WIR BRINGEN<br />
DEN <strong>STROM</strong> – UND<br />
LÄSSIGE MUSIK...<br />
w<br />
29. MÄRZ<br />
GASOMETER WIEN<br />
f MIND OVER MATTER MUSIC<br />
©Death Rising<br />
DEATH RISING<br />
Beauty-Kur fürs Trommelfell<br />
Manchmal, da braucht man es einfach etwas<br />
härter. Da bietet sich doch direkt eine Wellnessbehandlung<br />
von DEATH RISING aus Oberösterreich<br />
an, die das Gehör mit breitwandigem<br />
Death/Thrash ordentlich durchwalken.<br />
„We Are The Rotten“ nennt sich die Beauty-Kur<br />
fürs Trommelfell, die das wichtige<br />
Organ mit fetten Gitarrenriffs, donnernden<br />
Drums und todesverachtendem Gegurgel<br />
schön geschmeidig hält. Wer 08/15-Geholze<br />
erwartet, wird mit modernem<br />
Sound, feinen<br />
Melodieeinsprengseln<br />
mit Ohrwurmqualität<br />
und moderatem,<br />
stampfendem Tempo<br />
überrascht. Die gekonnte<br />
Mischung fräst<br />
sich trotz etwas steriler Drums schnell in die<br />
Gehirnrinde, nistet sich dort längerfristig<br />
ein und bietet massig Gelegenheiten, sich<br />
gepflegt den Schädel abzuschrauben. Wer es<br />
gerne deftig mag, der wird mit der Schlachtplatte<br />
der vier Laakirchner viel Freude<br />
haben und sich von dem famosen Scheibchen<br />
gerne öfter zu Feierabend einen Scheitel<br />
ziehen lassen.<br />
www.facebook.com/deathrisingofficial<br />
Anthalerero<br />
31. MAI<br />
13. APRIL 2018<br />
WIEN<br />
ARENA<br />
ARENA OPEN AIR WIEN<br />
TICKETS:<br />
MUSICTICKET.AT | OETICKET.COM<br />
13. APRIL<br />
ARENA WIEN<br />
SA 28. JULI<br />
WIENER STADTHALLE<br />
MUSICTICKET.AT | OETICKET.COM | WEITERE INFOS: BARRACUDAMUSIC.AT
Strom-kreis<br />
32<br />
ACCU§ER – The Mastery (Metal Blade)<br />
Trotz überaus respektierter Alben und Gigs<br />
seit der Wiedervereinigung 2008 durften<br />
die deutschen Thrasher ihre größten Erfolge<br />
in den Neunzigern feiern. An eben jene<br />
Phase ist die Truppe bemüht, mit ihrem aktuellen<br />
Dreher anzuknüpfen – und das gelingt dem Quartett wirklich<br />
gut. Wer beispielsweise „Repent“ (1992) mochte, wird auch<br />
„The Mastery“ lieben, zumal die Riffs ähnlich messerscharf<br />
klingen und auch der berüchtigte „BIOPANTURAHEAD“-Groove<br />
durch die Produktion von PERZONAL WAR-Präsi Martin<br />
Buchwalter grandios donnert und wie die Faust aufs Auge passt.<br />
Doch bei aller Brachialität („The Real World“ oder „Time For Silence“<br />
dürften live alles niederwalzen!) kommt auch der technische<br />
Aspekt nicht zu kurz, wenn Band-Kücken Dennis Rybakowski in<br />
bewährter „Double Talk“-Manier über die Saiten wuselt. Yezzz!<br />
www.accuser.de<br />
Walter<br />
AEONS OF ASHES – Impatience<br />
(Eigenproduktion)<br />
Na bumm. Hat man bereits nach der ersten<br />
Full-Length-„Shutdown“ (2014) erahnt,<br />
dass hier gar Mächtiges auf uns zukommt,<br />
servieren uns AEONS OF ASHES aus<br />
St. Pölten mit dieser EP einen metallischen<br />
Happen, der in puncto Härte, Wucht und Kompromisslosigkeit<br />
momentan ziemlich allein auf weiter Flur<br />
steht. Dazu kommt das geniale Songwriting, das zwischen<br />
der Melodik von DARK TRANQUILLITY über die Haudrauf-<br />
Attitüde heimischer Kapellen wie ARTAS bis zum Spannungsbogen<br />
von MOONSORROW alles drin hat, was fesselnde Musik<br />
ausmacht. Sänger Tim föhnt uns angenehm brutal einen schönen<br />
Scheitel, musikalisch gibt’s überhaupt nix zu meckern und mit<br />
Clemens Nolz tut sich ein weiteres Wunderkind der heimischen<br />
Drummer-Szene hervor. Unbedingt anchecken!<br />
www.facebook.com/AeonsOfAshes<br />
Mike<br />
BOB DYLAN<br />
AND HIS<br />
BAND<br />
13.04. Salzburg, Salzburgarena<br />
16.04. Wien, Stadthalle<br />
www.oeticket.com<br />
www.barracudamusic.at<br />
BLACKENING – Mental Disorder<br />
(eigenproduktion)<br />
ein wohliges gefühl macht sich in mir<br />
während des genusses dieses albums<br />
breit. unter anderem deswegen, weil die<br />
jungen thrasher unprätentiös, aber dennoch<br />
technisch ausgereift zu werke gehen und bei aller unbekümmertheit<br />
durchdacht strukturierte und arrangierte, durchaus melodische<br />
songs komponieren, die die nötigen hooks und tempowechsel<br />
nicht vermissen lassen, sodass dem hörer dynamikfreies<br />
standardgebretter erspart bleibt. der völlig echte sound passt<br />
dazu wie die faust aufs auge und lässt die live-qualitäten der<br />
niederösterreicher erahnen.<br />
als vorbilder stechen trotz des maschinenschädeligen bandnamens<br />
vor allem METALLICA (hetfield lässt auch stimmlich grüßen),<br />
MEGADETH und PANTERA (fesch quietschende dimebagriffs)<br />
hervor, denen in würdiger form die ehre erwiesen wird.<br />
eine noch stärkere eigene note darf man den talentierten<br />
burschen schon mit dem nächsten album zutrauen. solche bands<br />
halten unsere szene am leben. weitermachen!<br />
www.facebook.com/Blackening-1594608250767332<br />
wahnfred<br />
BLACK LABEL SOCIETY – Grimmest Hits<br />
(Spinefarm Records/Caroline)<br />
Der bärtige Saitenhexer ist zurück, um mit<br />
seinen Kameraden John DeServio (B), Dario<br />
Lorina (G) und Jeff Fabb (D) nichts anderes<br />
zu bieten als hemdsärmeligen Heavy Rock.<br />
Den jedoch wissen BLS auf unglaublich intensive Weise und auf<br />
spieltechnisch höchstem Niveau darzubieten, weshalb man sowohl<br />
als Gitarrenfetischist (der alte Zakk versteht es, selbst in derb groovenden,<br />
alles niederwalzenden Nummern noch filigrane Fingertechnik<br />
und entsprechende Soli einzubauen!) wie auch als „normaler“<br />
Rockmusik-Liebhaber seine Freude hieran haben wird.<br />
Als pikantes Detail am Rande sei erwähnt, dass Zakk vor allem in<br />
den langsameren – mitunter an ALICE IN CHAINS gemahnenden –<br />
Tracks wie etwa „The Betrayal“ inzwischen auch gesangstechnisch<br />
dem jungen OZZY ziemlich ähnlich ist. Egal, diese Scheibe ist ein<br />
Muss. Amen.<br />
www.blacklabelsociety.net<br />
Walter<br />
BLEEDING GODS – Dodekathlon<br />
(Nuclear Blast)<br />
Neues Line-Up, neues Konzept, neues Label<br />
und neues Album – die Niederländer um<br />
Ramon Ploeg (Ex-HOUWITSER) haben in<br />
den letzten beiden Jahren alles auf den Kopf<br />
gestellt und bei null begonnen.<br />
„Dodekathlon“ betitelt sich das Resultat dieser Generalsanierung
Strom-kreis<br />
und man merkt, dass hier mit viel Herzblut und Enthusiasmus<br />
ans Werk gegangen wurde. Klassischer Death Metal, ein bisschen<br />
Epik, eine Brise Technik und minimale Black-Metal-Einflüsse (alte<br />
DIMMU BORGIR) sind zu vernehmen, trotzdem haben BLEEDING<br />
GODS hier ihren ureigenen Stil kreiert. Lyrisch beschäftigt man<br />
sich mit der griechischen Mythologie, im Detail mit Herkules und<br />
seinen zwölf Aufgaben (Mathe, Deutsch, Sachi,…? Andi). Diese<br />
Geschichte zieht sich wie ein roter Faden durch alle Songs und<br />
macht „Dodekathlon“ zu einem interessanten Konzeptalbum.<br />
Die Krönung stellt ein perfekt ausgetüftelter Sound dar, der nie<br />
steril oder gar kalt wirkt und dem Werk eine herrlich düstere<br />
Aura verleiht.<br />
BLEEDING GODS sind ein absoluter Geheimtipp und<br />
„Dodekathlon“ sollte den Weg in jede gut sortierte Death-<br />
Metal-Sammlung finden!<br />
www.bleedinggods.net<br />
Anita<br />
CHAOS INSIDE – Freedom.System.Future.Illusion<br />
(EP, eigenproduktion)<br />
noch von SECOND RELATION beeindruckt,<br />
steht schon die nächste starke österreichische<br />
prog-band in den startlöchern. nachdem man<br />
von der modernen metal-produktion, den<br />
überdurchschnittlichen instrumentalen<br />
fähigkeiten und den markanten vocals des trios (auf die<br />
live-umsetzung wäre ich gespannt) geplättet worden<br />
ist, darf man sich dem edlen songwriting dieser EP<br />
zuwenden.<br />
und auch da gibt es keine abstriche zu vermelden. es regiert melodiöser,<br />
weder kitschiger noch überkomplizierter prog metal mit feinen riffs und<br />
stimmigen keyboardlinien. mich erinnern CHAOS INSIDE ein bissl an<br />
deutsche neunziger/nuller-prog-metal-bands wie SUPERIOR oder<br />
POVERTY’S NO CRIME, die sich trotz der damals übermächtigen<br />
stilistischen deutungshoheit von DREAM THEATER auf dem prog-sektor<br />
eine feine musikalische nische eingerichtet und bemerkenswerte<br />
alben veröffentlicht haben. selbiges ist CHAOS INSIDE ebenfalls<br />
zuzutrauen. chapeau!<br />
www.chaosinside.bandcamp.com<br />
wahnfred<br />
CHRIS BAY – Chasing The Sun (SPV)<br />
Obwohl man seiner Stammformation nachsagt,<br />
sie würde dermaßen frohgemut musizieren,<br />
dass ihr die Sonne aus dem Allerwertesten<br />
scheint, hat FREEDOM CALLs Chris Bay auch<br />
mit seinem ersten Solo-Album den genannten<br />
Himmelskörper im Visier (gottlob nur im Visier… Andi). Auch weitere<br />
Parallelen würden wenig verwundern, handelt es sich doch um ein<br />
Sammelsurium aus ursprünglich für FC angedachte Songideen.<br />
Mit Ausnahme der sich auf Anhieb verbreitenden guten Laune<br />
(ein echtes Sonnenkind, der Herr!) liefert Chris allerdings nur wenige<br />
Anknüpfungspunkte und kredenzt stattdessen ein durchaus überraschendes<br />
Album. Dieses offenbart sowohl sein Faible für deutlich<br />
dunklere Töne („Move On“) wie auch eine Vorliebe für Glam Rock von<br />
David Bowie („Radio Starlight“) bis T.REX („Hollywood Dancer“) sowie<br />
für gediegene Achtziger-Pop-Sounds Marke INXS oder DURAN DURAN.<br />
Ein gelungener Alleingang!<br />
www.facebook.com/Chris-Bay-336166606286<br />
Walter<br />
DELTA DEEP – East Coast Live (Frontiers)<br />
2015 veröffentlichte die Blues-Rock’n’Soul-<br />
Supergruppe ihr Debütalbum und landete damit<br />
glatt auf Platz 2 der iTunes Blues Charts.<br />
DEF LEPPARDs Phil Collen und Robert DeLeo<br />
von den STONE TEMPLE PILOTS fanden in<br />
Debbi Blackwell-Cook, einer Background-Sängerin von Michael Buble,<br />
eine hypnotisierende Soul-Stimme, die diesen Songs ihre starke<br />
Intensität verleiht.<br />
Die „East Coast Live“-CD/DVD verführt das bluesliebende Gehör mit<br />
einer gesamten Show, die 2016 im kleinen Rahmen in „Daryl’s House“<br />
in Pawling, NY, aufgenommen wurde. Die starke, teilweise auch sehr<br />
witzige Interaktion mit dem Publikum wirkt auf den Hörer sehr intim<br />
und es überkommt einen das Gefühl, Zeuge eines besonders gelungenen<br />
Auftritts zu sein. Die unterschiedlichen musikalischen Einflüsse der<br />
einzelnen Musiker vermengen sich zu einer einzigartigen Mischung<br />
aus Blues, Rock und Soul und machen so Band und Album besonders<br />
hörenswert.<br />
www.deltadeep.net<br />
Chris King<br />
DON BROCO – Technology<br />
(SharpTone/Nuclear Blast)<br />
Wenn das Erste, das man über eine Band liest,<br />
die Info ist, dass sie Pop, Rock, Metal, Funk und<br />
Elektronik verbindet, ist man zunächst irritiert.<br />
Aber DON BROCO haben eine Chance verdient,<br />
haben wir uns gedacht, die Stirnfalten geglättet und mal reingehört.<br />
Wenn sogar BRING ME THE HORIZON die jungen Briten ins Vorprogramm<br />
holen, kann es nicht so falsch sein. Und tatsächlich bekommt<br />
man auf deren dritten Album das, was angekündigt wird: einen bunten,<br />
eher soften als harten Mix aus genannten Musikrichtungen mit eingängigen<br />
Melodien und leicht bekömmlichen Texten – manchmal soft,<br />
manchmal sogar ein bisserl wütend. Wer einen Sound wie den der Labelmates<br />
von ATTILA oder EMMURE hören möchte, wird hier definitiv<br />
nicht glücklich. Dafür erweist sich das Album als kurzweilige Easy-<br />
Listening-Poprock-Session, die phasenweise auch ganz schön<br />
abgeht. Perfekt für Sonne, Bier und Open-Air-Festivals. Und ein bisserl<br />
Sommer im Jänner hat noch niemandem geschadet, oder?<br />
www.donbroco.com<br />
Tschyssl<br />
33
Strom-kreis<br />
34<br />
DRIVEN BY IMPACT – same<br />
(Eigenproduktion)<br />
„Durchdachte Strukturen und eine gewalttätig<br />
anmutende Atmosphäre“ versprechen uns die<br />
Düsseldorfer Newcomer DRIVEN BY IMPACT<br />
im Infozetterl und Ersteres kann ich so auch<br />
unterschreiben, obwohl das durchdachte Konzept oftmals ein wenig<br />
willkürlich wirkt. Zweiteres möge schön sein als Marketing-Gag, aber<br />
gewalttätig ist hier gar nix.<br />
Der Fünfer hat auf der Debüt-EP sechs Stücke im Melodic-Death-<br />
Bereich zusammengeschraubt, die eindeutig Potenzial erkennen<br />
lassen. Schwachpunkte sind hier einerseits Sänger Eugen, dem ein<br />
wenig Abwechslung in den Vocals gut täte, und so sehr Drummer<br />
Roman auch das Zeug dazu hat – das übertriggerte, teils holprig<br />
wirkende Geknüppel geht auch sicher noch besser. Eindeutig auf der<br />
Habenseite steht die Gitarrenfraktion, die sich immer wieder hübsche<br />
Melo-Riffs und kantiges Death-Geschredder aus dem Ärmel<br />
schüttelt. Da geht insgesamt mehr, als erstes Lebenszeichen ist<br />
„Driven By Impact“ aber – sagen wir mal – schon ok.<br />
www.facebook.com/DrivenbyImpact<br />
Mike<br />
EDENBRIDGE – Live Momentum<br />
(Eigenproduktion)<br />
Seit knapp 20 Jahren ist die von Mastermind<br />
Lanvall und Sabine Edelsbacher geführte<br />
Formation schon aktiv und konnte in dieser<br />
Zeit Erfolge einfahren, von denen andere einheimische<br />
Bands noch nicht einmal zu träumen wagen. Diese sind<br />
zum größten Teil das Ergebnis knochenharter Arbeit, die immer<br />
noch in das Unternehmen investiert wird. Nachzuvollziehen unter<br />
anderem anhand dieses Live-Albums, das in Eigenregie veröffentlicht<br />
und in seiner limitierten Auflage von 1.000 Stück nur über<br />
die Band-Website vertrieben wird. Von diversen Major-Releases<br />
unterscheidet sich „Live Momentum“ aber dennoch überhaupt<br />
nicht. Weder am Klang der insgesamt 14 Tracks, die zudem unter<br />
Beweis stellen, dass bei EDENBRIDGE live gehörig die Kuh fliegt,<br />
noch an der überaus geschmackvollen Umsetzung des Gesamtproduktes.<br />
Applaus!<br />
www.edenbridge.org<br />
Walter<br />
FEED THE RHINO – The Silence<br />
(Century Media)<br />
Mit deutlichen Einflüssen aus den 90ern<br />
kann man das vierte FTR-Studioalbum nicht<br />
in den derzeit aktuellen *core-(Stark!)Strom<br />
einordnen, jedoch klingt das Gesamtkonzept<br />
auch nicht nach den klassischen Bands dieser Zeit wie DEFTONES und<br />
Co, sondern eher noch wie die kleinen Brüder von ALEXISONFIRE, die<br />
jetzt auch Musik machen.<br />
Erstes Fazit also: Nicht Fisch, nicht Fleisch, aber so schnell darf man<br />
auch nicht aufgeben, dafür ist das Gesamtpaket an Songs dann doch<br />
zu eingängig und unterhaltsam. Zugegeben, das Album braucht<br />
ein paar Durchgänge – aber wer sich drauf einlässt, bekommt eine<br />
herrlich erfrischende Neuinterpretation jener Stilrichtungen, die wir<br />
damals, als MTV noch Musik spielte, so hart gefeiert haben. Bleibt zu<br />
hoffen, dass sich die Band im Rahmen ihrer Tour 2018 auch nach Ö<br />
verirrt; das Video zum Album-Opener „Timewave Zero“ lässt auf spaßige<br />
Livequalitäten hoffen.<br />
www.feedtherhino.co.uk<br />
Tschyssl<br />
GFRASTSACKLN – Ze Pest For Ze Phest<br />
(Rauschfrei Rec./powered by<br />
Casinos Austria musicline)<br />
Musikalisch swingen sie samt Banjo, Mandoline<br />
und Steirischer Knopfharmonika (was<br />
wurde aus… Didi Ramusch??) dezent am<br />
Stark!Strom vorbei, inhaltlich könnten sich die GFRASTSACKLN mit<br />
ihrem „etwas anderen Weihnachtsalbum“ hier aber einige Hörer<br />
abholen.<br />
Dem Bandnamen zum Trotz erwartet uns kein tiefer Dialekt-Prolo-<br />
Rock ala ehschowissen und gehbittenetschowieda, sondern durchaus<br />
feinsinniges Mundart-Liedgut mit viel Wortwitz im Geiste von<br />
Bronner und Qualtinger, Ambros und Danzer. Auch die WORRIED<br />
MEN SKIFFLE GROUP kommt einem beim andächtigen Lauschen<br />
in den Sinn: „Zwischn Einöde und Pfaffnstettn haums de heuligen<br />
drei Kini üwafoin. Und dem Kardinal, dem haums a glei an Brieaf<br />
g’schriebn. The Kidz are napped, er miassad jetzt wos zoihn.“<br />
Andreas Fasching und Mandana Nikou besingen – abwechselnd,<br />
gemeinsam und vor allem stimmig – alles (Christkindlmarkt, Firmenfeiern,<br />
(zu vü) Weihnachtskeks), was uns in der ach so besinnlichen<br />
Zeit durch den Kopf geht, manches davon auch sprichwörtlich<br />
„Des is da gschissenste Punsch von üwahaupt. I frog mi nua: Wer hot<br />
des erlaubt? Do muaßt in Brüssl jemaund kenna, beim Moaktaumt<br />
Schutzgöd brenna. Nach Abzug aller Steuern, glei vua dei Gstandl<br />
reihern.“<br />
Dabei, und das ist vermutlich ebenso skurril wie beabsichtigt,<br />
kommen sie dem ursprünglichen Gedanken des Festes (Frieden?<br />
Besinnung? Vielleicht auch einfach mal kurz inne – und de Pappn –<br />
halten?) näher als manch andere, die sich der Thematik vermeintlich<br />
ern$ter nähern.<br />
In diesem Sinne: Nach Weihnachten ist vor Weihnachten, Phrohes Phest!<br />
www.gfrastsackln.at<br />
Andi<br />
HAMFERD – Támsins Likam (Metal Blade)<br />
Die Färöer-Inseln haben es in sich und das<br />
nicht nur in fußballtechnischen Belangen.<br />
Auch musikalisch hat diese im Nordatlantik<br />
gelegene autonome, zur dänischen Krone ge-
Strom-kreis<br />
hörende Inselgruppe (Vielen Dank für den Applaus! (Gerne… Andi))<br />
mittlerweile einiges zu bieten.<br />
Da wären zum Beispiel HAMFERD, die sich dem Doom Metal<br />
verschrieben haben. Allerdings werden nebst den genretypischen<br />
zähen, von Gitarren dominierten Passagen auch sehr ruhige Akustikparts<br />
geboten, welche die Dynamik der Songs noch intensivieren.<br />
Die dargebotenen Stücke klingen sehr traurig, ausgesprochenen<br />
depressiv und berühren vom ersten bis zum letzten Ton. Die unumstrittene<br />
Hauptrolle spielt jedoch Jón Aldará, er verleiht mit seiner<br />
vielschichtigen Stimme der Musik eine ungemeine Dramatik. Es ist<br />
völlig egal, ob er klar oder tief singt, sein Gesang geht immer unter<br />
die Haut und drückt gewaltig auf die Tränendrüse. Die restlichen<br />
Musiker brauchen sich aber nicht hinter ihm zu verstecken, denn auch<br />
sie tragen mit Inbrunst dazu bei, dass jeder der sechs aufgenommenen<br />
Tracks eine Klasse für sich darstellt.<br />
„Támsins Likam“ hat das Potential, HAMFERD einem wirklich breiten<br />
Publikum näherzubringen, denn neben alteingesessenen Doom-Fans<br />
sollte das Album mit seiner pechschwarzen Grundstimmung auch die<br />
Anhänger vieler anderer Düsterfraktionen ansprechen.<br />
www.hamferd.com<br />
Anita<br />
LORNA SHORE – Flesh Coffin<br />
(Cooking Vinyl)<br />
Im Gegensatz zu den meisten Releases im<br />
Deathcoresektor ist dieser nicht einfach nur tief,<br />
brutal und überproduziert. Vielmehr werden<br />
alle Aspekte des bösen, harten und schwarzen<br />
Metal mit einem großen Teil Progressive gemischt und so eine eigene<br />
Interpretation des Genres dargeboten, die sich keineswegs hinter<br />
Größen wie FIT FOR AN AUTOPSY oder CARNIFEX verstecken muss.<br />
Die Riffs überzeugen mit Raffinesse und Härte. Zusätzliche Ebenen<br />
werden mit Gitarrenmelodien, die dem Black Metal entstammen,<br />
erzeugt, anstatt auf Synthies oder gefakte Orchester zurückzugreifen.<br />
Ein weiterer Unterschied zu vielen Mitbewerbern liegt im klaren und<br />
definierten Sound, der ohne viel Schnickschnack auskommt. Hier wird<br />
generell sehr viel sehr richtig gemacht. Dieses Album treibt, auch<br />
wenn es für das wohlerzogene Prog-Ohr etwas zu eintönig wirken<br />
könnte, den Deathcore als Ganzes wieder ein gutes Stück voran.<br />
www.facebook.com/LornaShore<br />
Mozgi<br />
LOUDNESS – Rise To Glory (earMUSIC/edel)<br />
Auch wenn diverse „J-Rocker“ heutzutage wesentlich<br />
bekannter sind, ändert das nichts an<br />
der Tatsache, dass LOUDNESS immer noch<br />
zu den wichtigsten Namen zählen, wenn von<br />
harter Rockmusik aus dem Land der aufgehenden<br />
Sonne die Rede ist.<br />
Seit 1981 aktiv und bis zu Beginn der Neunziger-Jahre auch in Europa<br />
durchaus erfolgreich, hat sich die Formation in den letzten Dekaden<br />
auf Grund einiger mehr als nur gewöhnungsbedürftiger Veröffentlichungen<br />
selbst um ihren Ruhm gebracht und befand sich<br />
mehr oder weniger im freien Fall in Richtung Versenkung. Zum Glück<br />
konnten sich LOUDNESS aber zumindest durch umjubelte Live-Shows<br />
einigermaßen über Wasser halten, die auf ihrem Achtziger-Material<br />
basierten.<br />
An eben jenes scheint man nun mit unmissverständlich betitelten<br />
Krachern wie „Soul On Fire“, „I’m Still Alive“ oder „Let’s All<br />
Rock“ anschließen zu wollen. Neben Saitenmagier Akira Takasaki<br />
(man lausche hingebungsvoll etwa der „Schenker-On-Speed“-<br />
Hymne „Massive Tornado“) befindet sich auch Sänger Minoru Niihara<br />
(Gesundheit! Andi) wieder in absoluter Top-Form und veredelt die<br />
aktuellen Tracks ebenso wie die 13 neu eingespielten Band-Klassiker<br />
(u.a. „Road Racer“, „Devil Soldier“), die der Digipak-Version als<br />
Bonus-CD beiliegen.<br />
MUSS man haben und hoffentlich ist bald wieder Juli (jo, die Zeit<br />
vergeht eh viel zu langsam… Andi), denn die Herren sind 2018<br />
wieder einmal in Balingen zu sehen!<br />
www.loudnessjp.com/en/history<br />
Walter<br />
MEGAHERZ – Komet (Napalm)<br />
Wie weiland schon der alte Nestroy vor dem Kometen-Einschlag<br />
allerlei Ungemach in Aussicht<br />
stellte, handelt es sich hier um ein weitaus erfreulicheres<br />
Ereignis. Dieser „Komet“ enthält mehr<br />
35
Strom-kreis<br />
36<br />
als nur ein geladenes Teilchen – ganze elf nämlich.<br />
Das erste davon setzt mit einem wunderbar theatralischen Intro ein,<br />
der Titel „Vorhang auf“ ist geradezu zwingend und der Song – eine<br />
Durchhalteparole für Band und Publikum – auch für nichtreligiöse<br />
Menschen ein Kracher vor dem Herrn. Quer durch die wuchtige<br />
Soundwand schlägt sich Alexander „Lex“ Wohnhaas mit einem<br />
vokalistischen Vorschlaghammer seinen Weg: der lebende Beweis,<br />
dass man auch beim Flüstern schreien kann. Bei „Scherben bringen<br />
Glück“ trägt jemand ein MEGAHERZ auf einer Megazunge und<br />
nein, die Gefahr, in Kitsch abzugleiten, besteht definitiv nicht. Dafür<br />
sorgen eiskalte Keyboardsounds und das böse, an Lemmy-meets-<br />
JOY DIVISION erinnernde Schnarren der Vocals. Der „Horrorclown“ indes<br />
steht hier für eine Kaste unbarmherziger Machtmenschen, die sich<br />
anmaßen, die Welt unter sich aufteilen und die Menschen mittels Ideologie<br />
und Religion dauerhaft auseinanderdividieren zu können. Ähnlich Politisches<br />
findet sich bei „Schwarz oder weiß“ und „Nicht in meinem Namen“.<br />
„Komet“ überzeugt musikalisch wie inhaltlich mit einer handwerklich<br />
bestens fundierten Bodenständigkeit, die es aber nicht an Finessen fehlen<br />
lässt (Kopfhörer aufsetzen!). Mich persönlich beeindruckt auch die pragmatisch<br />
unaufgeregte Produktion, die dafür sorgt, dass die doch sehr unterschiedlichen<br />
Songs den Zusammenhalt nicht verlieren und eine druckvolle<br />
Einheit bilden. Live am 15.03. in der Szene Wien!<br />
www.megaherz.de<br />
Claudia<br />
NECROPHOBIC – Mark Of The Necrogram<br />
(Century Media)<br />
Die Schweden haben eine turbulente Zeit<br />
mit einigen Besetzungswechseln hinter<br />
sich, aber nun hat sich zum Glück ein stabiles<br />
Line-Up mit topmotivierten Musikern<br />
gebildet. „Mark Of The Necrogram“ stellt dies eindrucksvoll unter<br />
Beweis: eine Meisterleistung, bei der von Anfang bis zum Ende<br />
einfach alles stimmig ist. Die Scheibe bietet einmal mehr einen<br />
genialen Mix aus Death und Black Metal, bei dem sich Midtempo-Parts<br />
und Blastbeat-Geknüppel schön die Waage halten. Die<br />
Gitarrenriffs sind der absolute Hammer und die hasserfüllten<br />
grimmigen Vocals von Anders Strokirk scheinen direkt aus der<br />
Hölle zu kommen (vermutlich, Andi). Drummer Joakim Sterner<br />
spielt sowieso in einer ganz eigenen Liga, aber hier hat er sich<br />
selbst übertroffen und verdient ein ganz besonderes Lob. Century<br />
Media können mit Recht stolz auf ihre neuen Schützlinge sein,<br />
denn eine Ausnahmeband wie NECROPHOBIC unter Vertrag zu<br />
haben, ist nicht jedem Label gegönnt.<br />
www.necrophobic.net<br />
Anita<br />
ORPHANED LAND –<br />
Unsung Prophets & Dead Messiahs<br />
(Century Media)<br />
Die Frage, ob die Chartstürmer aus Tel Aviv<br />
ihren Erfolgslauf auch weiterhin fortsetzen, erledigt sich schon<br />
nach dem ersten Durchlauf dieser Scheibe. Viel eher darf darüber<br />
diskutiert werden, wie groß dieses Unternehmen noch wird.<br />
Dabei legt sich die Truppe keineswegs auf „Nummer Sicher“-<br />
Ohrenschmeichler fest. Natürlich gibt es erneut eine stattliche<br />
Ladung an Hymnen (wie das von Hansi Kürsch unterstützte<br />
„Like Orpheus“), die Truppe präsentiert sich in Summe aber<br />
wieder vielschichtiger als zuletzt, wodurch „Unsung Prophets<br />
& Dead Messiahs“ eine in allen Belangen überzeugende Mixtur<br />
aus Stadion-kompatibler Rock-Zugänglichkeit, tiefschürfender<br />
Goth-Melancholie, gediegener Härte (Death Growls inklusive!)<br />
und folkloristischen Klängen („Yedidi“ weckt den Bauchtänzer<br />
in mir! (Video! Andi)) geworden ist. Großes Kino.<br />
www.orphaned-land.com<br />
Walter<br />
SILIUS – Hell Awakening (Massacre)<br />
Die Tiroler geistern im Underground schon<br />
länger herum, mit diesem Debüt sollten sie<br />
sich aber auch außerhalb enger Gebirgstäler<br />
Gehör verschaffen. Insgesamt wird den<br />
Fünfen das nicht sonderlich schwerfallen,<br />
denn der Geradeaus-Thrash ist hübsch zugänglich, kurzweilig<br />
und entgegen allen Befürchtungen nie klischeehaft schnöde.<br />
Instrumental fett umgesetzt – die Burschen beherrschen ihre<br />
Metiers, die Gitarrenduelle sind schön old-school und trotzdem<br />
höchst professionell – und als Krönung das harsch-räudige Organ<br />
von Shouter Mottl, der neben allem Gekeife auch wirklich singen<br />
kann. So platziert man das stilistische Hauferl irgendwo zwischen<br />
PANTERA und DEATH ANGEL, und das ist auch gut so. Uneingeschränkte<br />
Empfehlung.<br />
www.facebook.com/Siliusband<br />
Mike<br />
SLOOGA – Burning Shoe<br />
(Eigenproduktion)<br />
14 Tage ist es jetzt her, dass ich schnellen<br />
Schrittes in das Büro unseres Chefredakteurs<br />
drängte, um eine der ersten druckfrischen<br />
Stark!Strom-Ausgaben zu ergattern.<br />
Da lief dieser Song, der sofort meine ganze Aufmerksamkeit<br />
hatte. „Was ist das für geiler Stoff?“, fragte ich Andi, der zur<br />
Gänze unter seinem Schreibtisch verschwunden und, soweit ich<br />
das erkennen konnte, damit beschäftigt war, etwas zu löschen.<br />
„Bluesrock aus Österreich, fuck, das brennt! Schreib doch die Review,<br />
wenn du willst!“ „Klar, mach ich gern“, antwortete ich. Was<br />
auch immer da brannte: Die Rauchschwaden, die durchs Zimmer<br />
zogen, passten perfekt zur Musik. Ich erinnere mich noch ganz<br />
genau, wie sich in diesem Moment auch etwas in mir entzündete.<br />
„Boogie Session“, der Album-Opener, kommt straight angeritten<br />
und packt dich wie der erste Song auf einem AC/DC-Konzert.
Strom-kreis<br />
Im Auto drehte ich den zweiten Track auf volle Lautstärke, eine<br />
schnelle Version von „Hound Dog“, dessen Geschwindigkeit ich<br />
meinem Auto anpasste und mit der ich die Stadt hinter mir ließ,<br />
aus welchem Grund auch immer. Die Dinge entwickelten mit dieser<br />
Musik eine Eigendynamik, auf die ich keinen Einfluss mehr<br />
nehmen konnte und die mich unaufhaltsam auf die große Unbekannte<br />
in diesem Sog aus Bluesrock zusteuern ließ. Der neue<br />
Stoff, den ich mir auf der Autofahrt zu Gemüte führte, entfaltete<br />
mit seinem dritten Song seine ganze Stärke: „Searching“, wie<br />
passend, denn was suche ich eigentlich hier!? Mein Auto war<br />
jetzt ein rotes Cadillac-Cabrio und ich in einen weißen Anzug<br />
gehüllt. Mit wippender Hüfte marschierte ich auf den Eingang<br />
von etwas zu, das mich stark an den Titty-Twister-Schuppen aus<br />
„From Dusk Till Dawn“ erinnerte. Bloß jetzt nicht dem „Pussy<br />
Pussy“-schreienden Typen begegnen. Hinter mir hörte ich noch<br />
immer die Musik aus meinem Auto dröhnen, „Killing Women“<br />
von TITO & TARANTULA, oder doch von diesem Typen aus Österreich,<br />
über dessen Soloalbum ich ein Review schreiben soll? Ja<br />
verdammt, immer noch SLOOGA und dieser Blues ist tatsächlich<br />
made in Austria!<br />
Was dann geschah, entzieht sich leider, oder Gott sei Dank, meiner<br />
Erinnerung. Ich erwachte zu einem Hendrix-Song in einem<br />
Bett, an dessen Ende meine Hand mit meiner weißen Krawatte<br />
festgebunden war. „Six Feet Under“, und nein, doch nicht Jimi,<br />
verflixt noch mal, besser, ich war noch immer auf diesem SLOO-<br />
GA-Trip und das war erst der sechste von zwölf Titeln auf diesem<br />
Album. Wo bin ich, wie kam ich hierher und wer steht da gerade<br />
unter der Dusche?<br />
Ich weiß nur, dass die Ereignisse an diesem Wochenende fest mit<br />
der Musik verstrickt waren, die mich seitdem nicht mehr loslässt.<br />
„Burning Shoe“ heißt das Werk und vielleicht war es tatsächlich<br />
ein Schuh, der in Andis Büro brannte, die Erinnerung ist verschwommen.<br />
Wer immer sich auf SLOOGAs Bluesrock-Soloalbum<br />
einlassen möchte, sei gewarnt: Die Musik wird nach dir greifen<br />
und irgendwann sitzt du fix hinter dem Lenkrad deines Autos und<br />
hast das Gefühl, alles hinter dir zu lassen...<br />
(sehr schön, und nach der nächsten Sitzung stellen wir die<br />
Medikamente wieder neu ein, Andi)<br />
www.slooga.net<br />
Chris King<br />
THERION – Beloved Antichrist<br />
(Nuclear Blast)<br />
Christofer Johnsson hat schon viel Hörenswertes<br />
geschaffen, doch „Beloved Antichrist“,<br />
eine sich über drei CDs erstreckende<br />
Metal-Oper, soll so etwas wie sein<br />
Lebenswerk darstellen.<br />
Tatsächlich erweist sich das Mammutwerk als einzigartig in<br />
seiner Umsetzung. Diese Oper der härteren Gangart ist keine<br />
herkömmliche Konzeptgeschichte, sondern eine durchinszenierte<br />
musikalische Aufführung in mehreren Akten, die von Wladimir<br />
Solowjews „Kurze Erzählung vom Antichrist“ (a eh,<br />
Andi) inspiriert wurde.<br />
In den ausgesprochen opulent anmutenden Stücken gibt es<br />
29 verschiedene Rollen und Charaktere, die der Geschichte<br />
des „geliebten Antichristen“ Leben einhauchen, darunter<br />
auch THERION-erprobte Stimmen wie Thomas Vikström<br />
oder Chiara Malvestiti. Bei aller Liebe zur Klassik kommt<br />
der metallische Aspekt nicht zu kurz, Kreativkopf Johnsson<br />
hat das Schreiben von mitreißenden und wuchtigen<br />
Riffs zum Glück nicht verlernt. Die Produktion untermalt<br />
die Dramatik des Geschehens perfekt und lässt den Hörer<br />
glauben, er sitze in einem der großen Opernhäuser dieser<br />
Welt.<br />
THERION haben mit ihrer Musik mittlerweile eine Dimension<br />
erreicht, in der es eigentlich keine Konkurrenz mehr<br />
gibt. Jede andere Band, die sich an solchen Werken versucht,<br />
würde als peinliches Plagiat kläglich scheitern. Allerdings<br />
stellt sich die Frage, wie THERION nach „Beloved<br />
Antichrist“ weiter agieren werden… Ich persönlich würde<br />
eine klitzekleine Umkehr in Richtung „back to the roots“<br />
sehr begrüßen!<br />
www.megatherion.com<br />
Anita<br />
LIVE<br />
MUSIC & MORE<br />
St. Pölten<br />
Herzogenburgerstraße 12<br />
www.freiraum-stp.com<br />
37
Schwarzstrom<br />
Vinyl only – Klangkultur für Hörer.<br />
38<br />
ASH MY LOVE – Money<br />
(Noise Appeal Records/Rough Trade)<br />
Garagen verkörpern in der Musikgeschichte<br />
einen Mythos als alternativer<br />
Think Tank. Dieser Ort der Aufbewahrung<br />
steht zumeist für ideenreiche, unpolierte<br />
und unorthodoxe Klänge mit Anti-Mainstream-Attitüde.<br />
ASH MY LOVE spielen<br />
jene Art kantigen, bluesigen Massenverweigerungs-Rock, der dort<br />
entstanden sein könnte. Das Wiener Duo ist sein „Money“ wert und<br />
wird von führenden Garagen empfohlen<br />
DISHARMONIC ORCHESTRA –<br />
Fear Of Angst (DM 001)<br />
Das Etikett „Geheimtipp“ mögen Künstler so<br />
wie Schneefall im Wohnzimmer. Die<br />
Austro-Metal-Avantgardisten zählen zu jener<br />
Spezies, die wegweisende Leistungen<br />
liefert, von Kennern hofiert wird, aber<br />
nie echte Breitenwirkung erzielt. „Fear Of<br />
Angst“ passt in jenes Raster: nonkonformistisch, virtuos, unterschätzt. Der<br />
Kauf dieser Vinyl-Version und von „Ahead“, Neuauflage des Albums aus<br />
dem Jahre 2002 in schmuckem Weiß, kann die Realität graduell korrigieren.<br />
HELLOWEEN – Pumpkins United<br />
(Nuclear Blast/Warner)<br />
Der Kürbis beinhaltet Anti-Aging-<br />
Schwermetalle, nährt bis heute Legionen<br />
von True-Metal-Populisten und macht<br />
das Abspielgerät zur musikalischen<br />
Rückführungszone. Sofern die Sorte<br />
HELLOWEEN verwendet wird. Jene<br />
deutsche Achtziger-Vorzeigeband serviert die Teilzeit-Reunion mit<br />
Kultsänger Michael Kiske und Top-Gitarrist Kai Hansen als „Pumpkins<br />
United“. Ein schmackhafter Retro-Kürbis im 10“-Format.<br />
PFM – Emotional Tattoos<br />
(InsideOut/Sony)<br />
Wer Progressive Rock nicht auf Platte<br />
hört, macht sicher auch Campingurlaub<br />
im Eiskasten. Es ist aber nie zu spät für<br />
das digitale Entsagen. Nach diesem toleranten<br />
Hinweis zur LP von PREMIATA<br />
FORNERIA MARCONI: Die Italiener waren<br />
einst Hoffnungsträger des Genres, dann lange abgetaucht. „Emotional<br />
Tattoos“ liefert ein positives Lebenszeichen, große Oper, aber zu<br />
flockig. Eros Ramazzotti auf Prog.<br />
THE OFFERING – The Offering<br />
(Century Media/Sony)<br />
Hier agieren Chamäleons des Hybrid-<br />
Metal, die offenbar radikal alle stilistischen<br />
Silos öffnen möchten. THE OFFERING<br />
sind im Sekundentakt progressiv, dann<br />
extrem, ein wenig true und zusätzlich<br />
symphonisch. Die US-Band erfüllt mit<br />
dieser EP und einem für Schallplatte durchaus wirksamen Cover ihr<br />
„Anything Goes“-Prinzip teilweise gut. Besser wäre die homöopathische<br />
Dosierung der Grenzenlosigkeit.<br />
THE VELVET UNDERGROUND –<br />
Collected (Music On Vinyl/Major Babies)<br />
Achtung, diese Band kann zu Knieproblemen<br />
führen. Denn Fans gehen alleine<br />
bei der Erwähnung des Namens jener<br />
von Andy Warhol initiierten Gruppe<br />
regelmäßig in die Knie. „Collected“<br />
könnte diesen Effekt verstärken:<br />
Topsongs der Sixties-Ikonen rund um Frontmann Lou Reed auf gelbem<br />
Bananenschalen-Vinyl, limitierte 3.000 Stück weltweit, opulent<br />
gestaltet. Beim Einkauf Knieschützer mitnehmen.<br />
TONY ALLEN – The Source<br />
(Blue Note/Universal Music)<br />
Drummer Tony Allen verschreibt eine<br />
Bewegungstherapie auf dem Afro-Funk-<br />
Jazz-Dancefloor. Deftige Bläsersätze,<br />
laszive Beats und ein wahrlich puristisch-minimalistischer<br />
Gestaltungsansatz<br />
wecken Erinnerungen an die frühen<br />
Siebziger mit Soundtracks von Filmen wie „Shaft“. Wissende und<br />
Unbelehrbare: Solche penibel ungekünstelte Musik klingt auf einem<br />
Medium besonders stark. Noch Fragen?<br />
Special: Hammer-Geburtstag<br />
„Glory To The Brave“ von HAMMERFALL war vor 20 Jahren der<br />
Kickstarter des True-Metal-Hypes. Jetzt liefert Nuclear Blast die<br />
Geburtstags-LP inklusive Bonustracks. Vinyl mit schwedischer Härte,<br />
auch erhältlich in einer feinen Gold-Ausführung – fehlt nur noch die<br />
True-Torte in Kuttenform.<br />
Christian Prenger
lavastrom<br />
ZÄH, HEAVY, ERHABEN:<br />
DOOM & ARTVERWANDTES<br />
PAGAN ALTAR – The Room Of Shadows<br />
(Temple Of Mystery Records)<br />
Das Beste kommt wohl immer erst am Schluss. Nach dem tragischen<br />
Tod von Sänger Terry Jones im Jahr 2015 liegt also der finale Output<br />
dieser Legende vor. Und man darf froh sein, dass Alan Jones (Terrys<br />
Sohn und Gitarrist) sich dazu entschieden hat, diese Platte zu veröffentlichen.<br />
Nicht nur dass Terry, wohlwissend um seine schwere<br />
Erkrankung, seine beste und emotionalste Leistung erbracht hat,<br />
auch Gitarrist Alan beschert uns mit seinem Spiel, mit dem er beweist, das Gefühl Technik immer<br />
schlägt, einen Gänsehaut-Moment nach dem anderen. Ausgestattet mit der besten Produktion, die<br />
eine PAGAN ALTAR-Platte jemals erfahren hat, ist dieses Werk ein Meilenstein, der dem Vermächtnis<br />
Terrys gerecht wird.<br />
Platte des Jahres und Pflichtkauf für alle, die auf (Proto)Doom, NWOBHM oder einfach nur auf gepflegten<br />
Hardrock stehen!<br />
www.paganaltar.com<br />
FORSAKEN – Pentateuch (Mighty Music)<br />
Gut Doom braucht bekanntlich Weile und so dauerte es<br />
geschlagene sieben Jahre, bis die Malteser mit dem<br />
„After The Fall“-Nachfolger um die Ecke kommen. Und jede<br />
einzelne Minute des Wartens hat sich ausgezahlt. In knapp einer<br />
Stunde zelebrieren FORSAKEN Epic Doom der Sonderklasse,<br />
wobei man auch hin und wieder etwas mehr aufs Gaspedal<br />
drückt. Die Produktion ist etwas rauer als die der Vorgänger und<br />
mit dem 15-minütigen Epos „Apophycral Winds“ kratzt man sogar an der Unantastbarkeit<br />
CANDLEMASS. Dass selbst (Black) Metal-Gott Fenriz dieses Album unter die 20 besten 2017<br />
erschienenen Platten gereiht hat, ist ein Ritterschlag, den man sich erst mal erarbeiten muss!<br />
www.forsakenmalta.com<br />
JACK FROST – The Fall EP (Eigenvertrieb)<br />
Auf den Tag genau zum 25-jährigen Jubiläum spendiert uns<br />
Österreichs bester Doom-Act eine Vier-Track-EP, die (momentan?)<br />
nur über die Band selbst erhältlich ist. Wie im Vorfeld angekündigt,<br />
orientiert man sich wieder an den Anfangstagen. Der<br />
„Gloom-Faktor“ wurde deutlich zurückgeschraubt und so klingt<br />
„The Fall“ um einiges dunkler als die Vorgänger. Aber natürlich<br />
erkennt man sofort, um wen es sich handelt, denn wie kaum eine<br />
andere Band verstehen sie es trotz aller Reduktion, unglaubliche Spannungsbögen aufzubauen,<br />
denen man sich widerstandslos ergibt, um sich von deren fast schon hypnotischer Dichte gefangen<br />
nehmen zu lassen.<br />
Herzlichen Glückwunsch und auf die nächsten 25 dunklen Jahre!<br />
www.facebook.com/gloomrockbastards<br />
Klassiker des Schicksals<br />
CANDLEMASS – Epicus Doomicus Metallicus<br />
Natürlich kann man darüber streiten, ob die nachfolgenden Alben<br />
nicht doch besser sind. Und natürlich kann Sänger Johan Längqvist<br />
seinem Nachfolger Messiah Marcolin nicht an dessen Kutte kratzen,<br />
aber ehrlich – wer kann das schon?<br />
Ich hab bewusst das Debüt ausgesucht, da es für mich die Geburtsstunde<br />
des „modernen“ Doom markiert und ich frecherweise<br />
behaupte, dass ohne diese Platte Bands wie PROCESSION, DAWN OF WINTER oder auch<br />
GRAND MAGUS nicht existieren würden.<br />
Die Qualität des Songwritings macht sich hier schon gut bemerkbar, schließlich ist „Solitude“<br />
wohl das schönste traurige Lied, das je geschrieben wurde, und auch heute noch fester Bestandteil<br />
jeder CANDLEMASS-Show.<br />
www.candlemass.se<br />
Willi Winter<br />
39
Strom-Schalter<br />
GEROLD „HAUBI“ HAUBNER, BARRACUDA MUSIC<br />
Angus geht stiften<br />
Man kennt ihn als Pressebetreuer von Konzerten<br />
und Festivals, als Musiker, DJ und Sport-Club-Fan.<br />
Wir baten die Szene-Legende zum Interview – und<br />
um eine „job description“:<br />
„Senior Press Promoter“ sagen die Amis.<br />
Bei Barracuda teilen wir die Promo nach<br />
Genres auf, die „Mind Over Matter“ benannte<br />
Heavy-Schiene obliegt mir und meiner Kollegin<br />
Teresa. Wir stellen neue Konzerte auf die<br />
Homepage, legen Facebook-Veranstaltungen<br />
an, schicken Newsletter an Medien und<br />
besprechen mit den Journalisten Ankündigungen.<br />
Vorab bemühen wir uns um dafür<br />
nötiges Pressematerial, Fotos oder Texte, die<br />
wir zum Teil übersetzen und aufbereiten<br />
müssen. Wir behandeln Anfragen, Gästelisten<br />
und kümmern uns am Show-Tag, dass<br />
diesbezüglich alles klappt.<br />
Klingt spannend, aber wie kam es – und du –<br />
dazu?<br />
Ich bin 1969 geboren und in Gloggnitz<br />
aufgewachsen, tätigte meine ersten musikalischen<br />
Versuche auf der Blockflöte, absolvierte<br />
eine Gesangsausbildung und spielte Klavier.<br />
Stieg aber auf Gitarre um, als ich mein erstes<br />
KISS-Video sah. Ace Frehley, Oida!<br />
Die erste E-Gitarre schenkte mir die Oma,<br />
mit dem ersten Ibanez Screamer richtete ich<br />
meine Stereoanlage hin. Brachte mir das<br />
Klampfen selbst bei und staunte Jahre<br />
später, dass es sowas wie Grifftabellen gibt.<br />
Egal, Hauptsache laut und wild, woran<br />
auch meine Cousine Schuld trägt, die<br />
mir die „Point Of Entry“-Kassette (!) von<br />
JUDAS PRIEST vorspielte. Zu Weihnachten<br />
folgte der erste Plattenspieler und vom<br />
mühsam Ersparten die ersten zwei LPs:<br />
TRIOs „Großenkneten“ und „No Sleep ’til<br />
Hammersmith“ von MOTÖRHEAD. Das war’s<br />
für Ace. Dafür war bald meine erste eigene<br />
Band da. Proberaum in der alten Kegelbahn<br />
vom Wirtshaus. Ohne Heizung, versteht sich.<br />
Aber in einem sagenhaften Umfeld.<br />
Ja, die Szene im Bezirk Neunkirchen der frühen<br />
Neunziger war ein Wahnsinn. Es gab unglaublich<br />
viele Bands, die fernab jeglichen Schubladendenkens<br />
gemeinsam etwas auf die Beine<br />
stellten, Punk, Death, Hardcore, Ska, Heavy Metal,<br />
wuarscht. Heute undenkbar. Viele Initiativen,<br />
Lokale, Fanzines, ein richtiger Aufschwung.<br />
Der auch den Beginn deiner PR-Karriere markierte.<br />
1992 hab ich mein erstes Konzert veranstaltet,<br />
mit meiner eigenen Band JESUS CHRIST SMOKES<br />
HOLY GASOLINE. Aufs Plakat schrieb ich die<br />
fünf Wörter groß untereinander und die Leute<br />
dachten: „Cool, fünf Bands um 70 Schilling,<br />
günstig“… Alles ein bisserl größer verkaufen,<br />
als es ist, daran hat sich nicht viel geändert,<br />
haha. In der Band haben wir die Agenden aufgeteilt,<br />
ich war für die Werbung zuständig. Wie<br />
mache ich Flyer, Kopieren war damals noch<br />
richtig teuer, wie komme<br />
ich in die Zeitung, wer<br />
sind meine Ansprechpartner?<br />
Beinhartes<br />
learning by doing,<br />
besser als jeder Kurs.<br />
Plakatieren lernst<br />
nur auf der Straße,<br />
nicht auf der Uni.<br />
40
Strom-Schalter<br />
Wo du aber auch warst.<br />
Genau, Völkerkunde mit einer genialen<br />
Fächerkombination aus Geschichte, Soziologie<br />
und Musikwissenschaft, dazu im Sommer<br />
immer Ferialpraxis bei der Post in Gloggnitz.<br />
Später Erzieher in der HTL Mödling und<br />
nebenbei in Regionalmedien über Musik<br />
geschrieben. Dort bekam ich den Tipp, dass<br />
der damals größte heimische Konzertveranstalter,<br />
die Rock Produktion von Wolfgang<br />
Klinger, wen für die Pressearbeit sucht. Ich<br />
hab mich beworben und wurde genommen,<br />
warum auch immer, das war im Jahr 2000<br />
und meine erste Show war gleich Tina Turner,<br />
14 Tage später Bon Jovi am A1-Ring Zeltweg und<br />
so ging es dahin…<br />
Wahnsinn natürlich, aber ich hatte gar nicht<br />
viel Zeit, mir groß Gedanken zu machen. Rein<br />
in das Ganze und gemma, da, mach! Die Rock<br />
Prod. fusionierte später mit anderen Firmen<br />
zur Promoters Group Austria, die es aber auch<br />
nicht ewig gab. Eine Arbeitslosigkeit später landete<br />
ich bei Manfred Leodolters Show Connection<br />
und schließlich 2003 in Wiesen.<br />
Und damit zur richtigen Zeit am richtigen<br />
Ort.<br />
Da waren Acts wie PLACEBO,<br />
MARILYN MANSON oder SLIPKNOT<br />
am Zenit, TURBONEGRO,<br />
CHUMBAWAMBA, viele neue,<br />
spannende Acts, auch im<br />
Jazz oder Reggae.<br />
„Früher musste man Sachen kapieren.<br />
Heute reicht es, wenn man sie kopiert.“<br />
Pressearbeit im Wandel der Zeit<br />
©privat<br />
©René Huemer<br />
Wir veranstalteten zudem Club- und Hallen-<br />
Shows in ganz Österreich sowie 2004 das erste<br />
„Großfestival“ Aerodrome in Wr. Neustadt,<br />
dem ein Jahr später das Nova Rock folgte. Nova<br />
Music hieß auch unsere Firma nach dem<br />
Abschied aus Wiesen, daraus ging Skalar und<br />
schlussendlich Barracuda hervor.<br />
Festivals kommen und gehen, einige bleiben, wie<br />
das Nova Rock. Warum?<br />
Stetige Weiterentwicklung, bei der Musik wie<br />
auch der Darstellung. Das Gelände von 2005<br />
etwa wurde zum Naturschutzgebiet erklärt,<br />
andere Grünflächen Jahre später zum geförderten<br />
EU-Anbaugebiet. Da musst du flexibel<br />
sein. Ich will auch keinen 16-jährigen Fan<br />
durchziehen, bis er hundert ist, sondern dem<br />
heute 16-Jährigen in 25 Jahren anbieten, dass<br />
er mit seinem kaputten Rücken, den er sich<br />
durch 10 Jahre lang im hinichen Zelt Auf-5-<br />
Liter-Cola-Rum-Plastik-Kanistern-Schlafen<br />
holte, auch mal gemütlich bei Tisch essen<br />
kann. Es ist auch nicht verboten, dass dieses<br />
Essen einen gewissen Nährwert besitzt. Uns<br />
sind regionale Produkte wichtig, Nachhaltigkeit<br />
etc. Oder unser Silent & Clean Camping, wo<br />
halt keiner neben dir die 6.000-Watt-Anlage aufbaut<br />
und dich mit leeren Bierdosen zunagelt.<br />
Jo, eh, oba… Festival?!<br />
„Die Frage ist, wie du<br />
ein Musikfestival definierst.“<br />
Cola-Rum-Kanister vs Silent Camping<br />
Die Frage ist, wie du ein Musikfestival definierst.<br />
Will man Woodstock mit einwöchigem Verkehrschaos,<br />
wo du die Bands mit Hubschrauber einfliegen<br />
lassen musst und alle nackt im Gatsch liegen?<br />
Oder ist das was, wo man sich Acts auch anschauen<br />
kann, ohne mit sieben Promille mit dem Kopf<br />
41
Strom-Schalter<br />
in der Scheiße des Nachbarn aufzuwachen?<br />
Darf man bei einem Festival auch Komfort haben?<br />
Ich sage ja.<br />
Es spielen auch Bands auf dem Nova Rock, aber<br />
welche Rolle?<br />
Aus dem Bauch heraus hat sich der Wichtigkeitsanteil<br />
Bands : Festivalfeeling von 70:30 auf<br />
60:40 verschoben. Auch da ist der Österreicher<br />
gerne, sagen wir, heikel. In ganz Europa gratulieren<br />
sie uns zum Line-Up, bei uns hörst du:<br />
„Jetzt spün scho wieder de XYZ, so a Schas.“<br />
Auch mehr österreichische Bands würden gerne,<br />
verständlich, Festival- und Support-Shows spielen.<br />
Welche Tipps gibst du ihnen?<br />
Zunächst mal proben, proben, spielen, spielen.<br />
Auch Sachen wie eine Planet Festival Tour, um<br />
sich auszutauschen, neues Publikum und Feedback<br />
holen, weiterentwickeln und dann einfach<br />
mal bei uns anfragen. Wir sind sehr bemüht, die<br />
Kontingente aber leider rar, zumal viele Acts<br />
schon mit zwei oder mehr Supports touren.<br />
Aber wenn mal was geht, helfen wir gerne.<br />
Apropos österreichische Bands, was wurde aus<br />
deiner?<br />
J.C.S.H.G haben wir 2012 beendet, aber solo toure<br />
ich als ROKKO RAMIREZ durch die Lande, sogar<br />
schon mehrfach durch China, immer wieder<br />
ein Wahnsinn. Für 2018 plane ich ein großes<br />
Projekt, das für einiges Aufsehen sorgen sollte,<br />
mehr sei noch nicht verraten.<br />
Verraten kannst du uns dafür noch etwas über<br />
deinen Job: Wie bewirbt man ein Festival der Marke<br />
Nova Rock?<br />
Für mich ganz wichtig: Ich<br />
will etwas vermitteln. Inhalte<br />
transportieren. Darum beginnt<br />
meine Arbeit fürs Nova<br />
Rock 2018 bereits während des<br />
Nova Rock 2017. Du hast die<br />
Journalisten vor Ort, schickst<br />
vom Gelände aus Newsletter, arbeitest<br />
viel mit Eindrücken, sammelst<br />
Meinungen. Was gefällt Redakteuren,<br />
die uns zum ersten Mal besuchen<br />
– und was meinen alte Hasen, die zum zehnten<br />
Mal dort sind?<br />
Schönes Stichwort.<br />
Generationenwechsel<br />
gibt’s nicht nur<br />
beim Publikum,<br />
sondern auch<br />
bei den Medien.<br />
Stellt sich dein<br />
Job heute anders<br />
dar als früher?<br />
Total. Was natürlich<br />
auch der<br />
Digitalisierung<br />
geschuldet ist,<br />
heute brauche<br />
ich keine Dias<br />
mehr zum Duplizieren ins Labor zu schicken.<br />
Dafür kämpfen wir nun mit mehr Content und<br />
Input, als du überhaupt in ein Medium reinbekommst.<br />
Während meines Studiums schnappte<br />
ich den wunderbaren Satz auf: „Früher musste<br />
man Sachen kapieren. Heute reicht es, wenn<br />
man sie kopiert.“ Die Medienlandschaft hat<br />
sich radikal verändert. Früher saßen die Leute<br />
mit der Zeitung am Heisl, jetzt mit dem Handy.<br />
Der Musikjournalismus hat sich in den letzten<br />
zehn Jahren halbiert. Kurz: Die Infos werden<br />
mehr, die Medien weniger.<br />
Aber weiß der Fan heute nicht sowieso schon alles<br />
vor den klassischen Medien?<br />
Klar, er ist bei seiner Lieblingsband viel näher<br />
dran als früher. Der Künstler hat seine<br />
100.000 YouTube-Abonnenten und<br />
Instagram-Follower, die er mit<br />
einem Mausklick direkt erreicht.<br />
Wieso gibt’s deinen Job dann eigentlich<br />
noch?<br />
Weil meinen Algorithmus keine<br />
Maschine nachbilden kann.<br />
Weil man vieles nicht messen<br />
kann, aus dem Bauch<br />
heraus entscheidet. Welche<br />
©Herbert P Oczeret<br />
42
Strom-Schalter<br />
Rollen spielen auch in unserem Segment<br />
Blogger, Influencer, YouTuber gegenüber<br />
„herkömmlichen“ Zeitungen, Radios usw.?<br />
Wer „darf“ auf<br />
welche Gästeliste,<br />
wer ist wichtig?<br />
Wer ist es<br />
nicht, kann es<br />
aber noch werden?<br />
Ich setze<br />
mit auch mit<br />
den Menschen<br />
dahinter auseinander.<br />
Was<br />
machen die, wie<br />
ticken die? Was<br />
wollen und brauchen<br />
sie von mir?<br />
Dieses Zwischenmenschliche<br />
wird kein Computer<br />
der Welt jemals ersetzen können.<br />
©David Bitzan<br />
Auch nicht zu ersetzen sind Erinnerungen an<br />
bestimmte Momente…<br />
Tour und fragte mich, wo wir danach gemeinsam<br />
weiterfeiern können. Wir fuhren zum<br />
„Addicted“ ins U4, der Rest ist Geschichte.<br />
Aber am meisten freue ich mich, wenn sich<br />
andere freuen. Wenn bei einem Konzert etwas<br />
für sie persönlich Gutes, Schönes rauskommt.<br />
Mal ehrlich, was kannst du dir mehr wünschen?<br />
www.barracudamusic.at, www.novarock.at, www.rokkoramirez.com<br />
Andi<br />
©privat<br />
Wir hatten mal ein AC/DC Meet & Greet, da war<br />
auch eine Motorrad-Gang dabei. Klassische<br />
Zwei-Meter-Biker, Leder, Bierbauch, dann kam<br />
Angus rein und die Tränen flossen. Einer gab<br />
ihm zitternd das „Back in Black“-Cover zum Signieren<br />
– mit einem schwarzen Stift. Nach einer<br />
kurzen Schocksekunde brüllten alle vor Lachen,<br />
am meisten Angus selbst, der sich dann persönlich<br />
um einen weißen Edding kümmerte.<br />
Schön sind auch Freundschaften, die halten. In<br />
den Neunzigern spielte ich mal mit meiner Band<br />
in Deutschland, da trat auch ein gewisser Vom<br />
Ritchie mit seiner Gruppe auf, die Party danach<br />
war legendär. Jetzt trommelt er bekanntlich<br />
bei den TOTEN HOSEn, die mich sogar einmal<br />
auf die Bühne baten. So schließen sich Kreise.<br />
Und klar habe ich meine Fotos mit Lemmy und<br />
Ozzy, aber ich definiere mich nicht dadurch. Du<br />
entwickelst ja auch ein gewisses Gespür dafür,<br />
was die Künstler wollen – und was nicht. Wenn<br />
eine Band ihren „Sex, Drugs & Rock’n’Roll“-Style<br />
ausleben will, schafft sie das auch ohne uns.<br />
Aber wenn man helfen kann, hilft man gerne.<br />
Kesha spielte in Wien das letzte Konzert ihrer
BUhnen-Strom<br />
PARADISE LOST + PALLBEARER + SINISTRO<br />
16.10.2017 – WIEN, SIMM CITY<br />
was passt zum letzten nationalratswahlsonntag<br />
besser als depressiver gothic-metal? also ab zu<br />
PARADISE LOST. die bleichen briten haben eine<br />
zum headliner ist die SiMM City anständig mit<br />
einem auffallend gesetzten, immerhin aufrecht<br />
stehenden publikum gefüllt. die alten männer<br />
mit dem jungen drummer treten den beweis an,<br />
dass traditionelles düstermetall auch live relevant<br />
für die szene ist. gitarrist aedy schelmisch<br />
grinsend und schrubbend, basser edmondson<br />
leicht dement aus der wäsche guckend, feelinglead-gott<br />
mackintosh der ganzen chose seine seele<br />
einhauchend. und nick holmes ist eben nick<br />
holmes. das kriegt er heute aber passabel hin. die<br />
bandbreite des backkatalogs bildet man brauchbar<br />
ab. wohlwollend nimmt der fanzensent zur<br />
kenntnis, wie im lauf des abends gothic-popper<br />
aus der DEPECHE MODE-phase („Erased“, „Say<br />
Just Words“) einträchtig neben ultradepressiven<br />
doom-death-brechern („Beneath Broken Earth“)<br />
bestehen können. nicht jeder kann im akkord<br />
reihe bahnbrechender düsteralben vorzuweisen,<br />
unter anderem „Gothic“, „Shades Of God“<br />
und „Icon“, und damit einen stil mitdefiniert,<br />
der zum tiefschürfendsten des neunziger-metal<br />
gehört. wenn sich mir bei großartigkeiten à la<br />
„Colossal Rains“ heute noch die gänsehaut mit<br />
den herabwuchernden nasenhaaren verhakt,<br />
gilt der test of time als bestanden. nach einer<br />
schwierigen phase ende der neunziger ist der gothic-pop-appeal<br />
dieser periode völlig verstummt,<br />
weil ziemlich zerdoomt. zu den größten livebands<br />
gehören sie aber nicht, nicht zuletzt wegen<br />
nick „schlaftablette“ holmes. aber noch zu<br />
den vorbands. als erstes SINISTRO, die mit ihrem<br />
angedoomten post-metal im verlauf der halben<br />
stunde eine leise magie zu entfalten beginnen.<br />
schrullig, aber sympathisch. PALLBEARER spielen<br />
fast klassischen doom, der mit seinen wunderhübsch<br />
mäandernden akkordfolgen und<br />
den an PSYCHOTIC WALTZ gemahnenden vocals<br />
selbst den orthodoxen SOLITUDE AETURNUS-fan<br />
nicht verschrecken sollte. gut.<br />
©Walter Scheurer (3)<br />
düsterhits wie „Embers Fire“ oder „Faith Divides<br />
Us, Death Unites Us“ (indeed) abfeuern. selbstbewusst<br />
stellt man fünf neue nummern zur diskussion.<br />
auf platte scheinbar zu gewollt auf old<br />
school gebürstete „Medusa“-tracks entfalten sich<br />
so prächtig, dass man das album danach kaum<br />
aus der heavy rotation kriegt. und wenn im zugabenblock<br />
nach „No Hope In Sight“ und „The Longest<br />
Winter“ das leichtfüßige „Say Just Words“ zu<br />
ende getanzt ist und die kühle, türkis-blaue beleuchtung<br />
langsam in ein warmes rot changiert,<br />
scheint doch noch etwas hoffnung für die welt<br />
in sicht zu sein.<br />
www.simmcity.at<br />
www.paradiselost.co.uk<br />
www.pallbearerdoom.com<br />
www.sinistroband.com<br />
wahnfred<br />
44
BUhnen-Strom<br />
LEPROUS + AGENT FRESCO + ALITHIA + ASTROSAUR<br />
18.11.2017 – WIEN, SZENE<br />
nach dem triumphzug am brutal assault und als support für<br />
DEVIN TOWNSEND im vorjahr darf man LEPROUS heute als headliner<br />
bestaunen, nachdem man das vielfältige vorprogramm in<br />
form der formidablen stoner-progger ASTROSAUR, der überambitionierten,<br />
aber drolligen gothic-avantgardisten ALITHIA und der<br />
sensationell starken AGENT FRESCO absolviert hat. es zeugt von<br />
selbstbewusstsein, sich eine stilistisch durchaus vergleichbare<br />
supportband auf dem niveau ins boot zu holen. aber was sollten<br />
die norwegischen senkrechtstarter nach den beiden überalben „The Congregation“ und „Malina“<br />
noch fürchten, die trotz OPETH, MASTODON und co. nichts weniger als die aktuelle benchmark<br />
des modernen prog metal darstellen? die über weite strecken ausverkaufte tour kommt nicht<br />
von ungefähr, denn LEPROUS frickeln sich keinen ständer, sondern komponieren ebenso geistreiche<br />
wie eingängige (!) songperlen, die nicht nur beachtliche live-tauglichkeit, sondern durch<br />
das intensive drumming und die unvergleichlichen vocals von zeremonienmeister einar solberg<br />
echte alleinstellungsmerkmale aufweisen. einzelne songs aus der szene-setlist braucht<br />
man nicht herauszugreifen, weil eh jeder genial war. sollten TOOL jemals wieder auf tour gehen,<br />
dürfen sie sich gern von LEPROUS als support von der bühne blasen lassen.<br />
©Manfred Wadsack (2)<br />
www.planet.tt, www.leprous.net, www.agentfresco.is , www.alithia.bandcamp.com, www.astrosaur.no<br />
wahnfred<br />
TEXTURES + EXTREMITIES + MOTHER OF MILLIONS<br />
26.11.2017 – WIEN, CHELSEA<br />
eine der künstlerisch wertvollsten bands der letzten 15 jahre muss ihren<br />
abschiedsgig im chelsea spielen. hm. das vorprogramm bestreiten MO-<br />
THER OF MILLIONS und EXTREMITIES. so ungefähr könnten TEXTURES<br />
klingen, wenn sie, nun ja, schlechter wären. wobei sich EXTREMITIES in<br />
der zweiten hälfte deutlich steigern. nach dem vorgeplänkel geht’s dann<br />
ans eingemachte. TEXTURES gehören zu jenen bands, die – mit einer dekade<br />
verspätung – reflektiert haben, welche revolution im technischen<br />
metal-sektor MESHUGGAH ab 1994 („None“) losgetreten hatten, zu einer<br />
zeit, als manch aktueller djenter maximal seine windeln polyrhythmisch<br />
zum vibrieren gebracht hat. TEXTURES’ kombination der MESHUG-<br />
GAH-essenz mit einem wesentlich höheren melodieanteil und dynamischeren songstrukturen<br />
bescherte dem prog-connaisseur genialitäten à la „Drawing Circles“ und „Silhouettes“. jetzt lösen<br />
sich die säcke aus „personal motives“ auf. aber wie sänger daniël richtig sagte: wir können<br />
jetzt plärren oder noch einmal fett party machen. letzteres war mit großartiger, ausgedehnter<br />
setlist, der positiven energie und ultratighten performance der band und den die-hard-fans im<br />
rücken absolut gewährleistet. geplärrt wurde dann daheim ins wohl letzte TEXTURES-tourshirt.<br />
danke, burschen, es war großartig mit euch.<br />
www.chelsea.co.at, www.texturesband.com, www.extremitiesband.com, www.motherofmillionsband.com<br />
wahnfred<br />
45
Stark(!Strom) vermisst<br />
WARREL DANE Summer Of Metal<br />
Ein Nachruf<br />
Zwei Alben und ein unvergessliches Live-Erlebnis im Rahmen ihrer Tour mit FATES WARNING und SECRECY<br />
im Rockhaus (auch hier: R.I.P.) genügten, um mich zum glühenden SANCTUARY-Fan zu machen. Die Bandauflösung<br />
in den frühen Neunzigern traf mich daher wie ein Schlag ins Gesicht. Doch es sollte zum Glück<br />
nicht allzu lange dauern, bis Methadon in Sicht war. Konkret war es der legendäre „Underdogs Vol. II –<br />
To Conquer The Border“-Sampler, auf dem sich NEVERMORE mit „Garden Of Gray“ vorstellten. Der Track<br />
zählt bis heute zu meinen Alltime-Favoriten.<br />
©Karen Mason Blair<br />
Und er stand auch auf dem selbstbetitelten Debütalbum, das die aus der Asche von SANCTUARY emporgestiegenen<br />
Herren Dane, Sheppard und Loomis mit Drummer Van Williams 1995 veröffentlichten. Es folgten sechs weitere<br />
Studioscheiben bis 2010, allesamt von unterschiedlicher Heftigkeit geprägt und auch in Sachen Anspruch und<br />
Technik variantenreich ausgeführt. Unverkennbar blieb – und bleibt – die Band dennoch immer. Nicht zuletzt durch den<br />
genialen, unter die Haut gehenden Gesang.<br />
Warrel zeigte sich stets angetan von seinen Fans. Auch von unserer kleinen (nieder)österreichischen Truppe, die ihn<br />
immer wieder bei Konzerten im In- und Ausland traf, woraus sich sogar eine lose Freundschaft entwickelte, die von<br />
beiden Seiten gepflegt und gehegt wurde. Unvergessen die „Summer Metal Meetings“-Konzertreise durch Deutschland,<br />
bei der neben NEVERMORE u.a. auch ICED EARTH und SAVATAGE an Bord waren, oder die ’99er-Tournee mit<br />
MORGANA LEFAY, die in puncto feucht & fröhlich wohl die Top-Position einnehmen dürfte, aber Genaueres weiß man nicht<br />
mehr… (selbst Rückfragen in Schweden konnten nicht weiterhelfen).<br />
Als Warrel von unserem geplanten US-Trip im Jahr 1999 erfuhr, lud er uns wie selbstverständlich zu einem Barbecue in sein<br />
damaliges Apartment an den Lake Washington ein. Ebenso selbstverständlich nahmen wir dankend an. Und erinnern uns<br />
an diesen wunderbaren Tag genauso liebevoll zurück wie an viele andere denkwürdige Ereignisse. Auch daran, dass man<br />
mit Warrel sehr tiefgründige, gerne auch philosophische Gespräche führen konnte und es bereichernd war, mit<br />
ihm über diverse Underground-Bands zu diskutieren, schließlich war er immer auf dem<br />
aktuellsten Stand<br />
Mit Warrel Dane hat die Musikwelt nicht nur einen weiteren ganz<br />
großen Sänger (auch wenn sich die kritischen Stimmen seit der<br />
SANCTUARY-Reunion mehrten) verloren, sondern auch einen außergewöhnlichen<br />
Menschen, den wir sehr vermissen.<br />
Ruhe in Frieden, Warrel<br />
Walter<br />
Strom(ab)leser, hergehört!<br />
Wir freuen uns weiterhin über euer Feedback und drucken bei Interesse eure<br />
Strom!Post – oder vielleicht sogar den einen oder anderen Gastbeitrag –<br />
gerne ab. Also her damit an strom@starkstrom.live!<br />
46<br />
IMPRESSUM / Offenlegung gem. Gesetz:<br />
Stark!Strom – das neue österreichische Rock & Metal <strong>Magazin</strong><br />
Medieninhaber: Stark!Strom, Andreas Appel, Oberzellergasse 1/17/12, 1030 Wien, office@starkstrom.live , +43 664 43 46 55, ATU 55494405<br />
Herausgeber: Andreas Appel<br />
Chefredaktion: Mike Seidinger & Andreas Appel<br />
Redaktion: Anita Petzold, Claudia Jusits, Althea Müller, Christine Cizek, Walter Scheurer, Willi Winter, Christian Prenger,<br />
Manfred „wahnfred“ Wadsack, Christian König, Rouven Ahl, Matej Lastro<br />
Lektorat: Judith Mädl<br />
Fotografen: Anita Petzold, Tom Zonyga, Pascal Riesinger<br />
Beiträge in dieser Ausgabe: Chris Tresper, Humaldo<br />
FOTOS: Falls nicht anders angegeben, handelt es sich um uns zur Verfügung gestelltes Promotionmaterial der Künstler und Firmen.<br />
Art-Direction, Layout & Design – www.atgraphix.at, Facebook/atgraphix.wien<br />
Druck: Tiskárna Didot, spol. s r.o., Trnkova 119, CZ-628 00 Brno, Tschechische Republik, www.tiskarna-didot.cz<br />
Erscheinungsweise: zweimonatlich<br />
Web: www.starkstrom.live<br />
Facebook/StarkStromMag<br />
Stark!Strom #02 erscheint am<br />
30. März 2018.<br />
Schon vorher freuen wir uns auf euren Besuch auf<br />
www.facebook.com/StarkStromMag und<br />
wünschen einen schönen Metal-Frühling!
PROGRAMM HIGHLIGHTS<br />
Gasometer ((szene)) SiMM City<br />
15.02.<br />
ROTTING CHRIST & CARACH ANGREN<br />
17.02.<br />
FLOYD DIVISION<br />
Foto: hfr<br />
Foto: Juljan Murilloph<br />
planet<br />
festival<br />
tour.at<br />
2018<br />
PLAY OFF DATES<br />
3., 16. und 17.02<br />
26.02.<br />
CRADLE OF FILTH<br />
MOONSPELL<br />
HEAVEN SHALL BURN<br />
29.03.<br />
im Gasometer<br />
08.03.<br />
KORPIKLAANI<br />
ARKONA<br />
HEIDEVOLK<br />
1110 Wien, Guglgasse 8<br />
www.planet.tt – office@planet.tt<br />
https://www.facebook.com/<br />
Planet.TT.BankAustriaHalle.Gasometer<br />
1110 Wien, Hauffgasse 26<br />
www.szenewien.com<br />
office@szenewien.com<br />
https://www.facebook.com/szenewien<br />
1110 Wien, Simmeringer Hauptstraße 96A<br />
www.simmcity.at – office@simmcity.at<br />
https://www.facebook.com/SimmCityWien<br />
47
www.NUCLEARBLAST.de | www.FACEBOOK.com/NUCLEARBLASTEUROPE