soziologie heute Oktober 2011
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<strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> <strong>soziologie</strong> <strong>heute</strong> 37<br />
Lebensereignisse verändern die Persönlichkeit<br />
Ergebnisse auf Grundlage von Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP)<br />
Monika Wimmer<br />
Die Persönlichkeit eines Menschen<br />
ist nicht nur eine Frage der Gene,<br />
sondern ändert sich auch durch Lebensereignisse.<br />
Das ist das zentrale<br />
Ergebnis einer jetzt im „Journal of<br />
Personality and Social Psychology“<br />
online erschienenen Studie auf der<br />
Grundlage von Daten des Soziooekonomischen<br />
Panels (SOEP).<br />
„Menschen verändern sich im Laufe<br />
des Lebens, insbesondere bis zu<br />
einem Alter von 30 Jahren und ab<br />
einem Alter von 70 Jahren“, sagt<br />
Jule Specht, eine der Autorinnen<br />
und Autoren. Die Ergebnisse der<br />
Psychologen stellen die Auffassung<br />
infrage, dass die Persönlichkeit eines<br />
Menschen von Geburt an weitgehend<br />
festgelegt ist.<br />
„Die SOEP-Daten zeigen, dass sich<br />
einschneidende Erlebnisse deutlich<br />
auf die Persönlichkeit auswirken“,<br />
sagt Jule Specht. Junge Erwachsene<br />
werden zum Beispiel gewissenhafter,<br />
wenn sie ihre erste Arbeitsstelle antreten.<br />
Wenn Menschen in Rente gehen,<br />
lässt diese Gewissenhaftigkeit<br />
wieder nach. Nach der Heirat sinkt<br />
bei den meisten Menschen die Offenheit<br />
für Erfahrungen. Kommt es allerdings<br />
zu einer Trennung, werden zumindest<br />
die Männer wieder offener.<br />
„Umgekehrt hat die Persönlichkeit<br />
eines Menschen auch einen Einfluss<br />
darauf, ob bestimmte Lebensereignisse<br />
eintreten oder nicht“, sagt<br />
Specht. Extravertierte Menschen<br />
ziehen zum Beispiel eher mit ihrem<br />
Partner zusammen als introvertierte.<br />
Specht und ihre Kollegen hatten in ihrer<br />
Studie erstmals anhand einer repräsentativen<br />
Stichprobe von mehr<br />
als 15.000 Befragten untersucht, wie<br />
Lebensereignisse die Persönlichkeit<br />
beeinflussen. Zu diesen Lebensereignissen<br />
zählen zum Beispiel der erste<br />
Job, die Heirat, die Geburt eines Kindes<br />
und der Eintritt in die Rente.<br />
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist<br />
die größte und am längsten laufende multidisziplinäre<br />
Langzeitstudie in Deutschland.<br />
Das SOEP ist Teil der Forschungsinfrastruktur<br />
in Deutschland und wird unter dem Dach<br />
der Leibniz-Gemeinschaft (WGL) von Bund<br />
und Ländern gefördert. Angesiedelt ist das<br />
SOEP am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung<br />
(DIW). Für das SOEP befragen jedes<br />
Jahr etwa 600 Interviewerinnen und Interviewer<br />
vom Umfrageinstitut TNS Infratest<br />
Sozialforschung mehr als 20.000 Menschen<br />
in rund 11.000 Haushalten. Die so erhobenen<br />
Daten geben unter anderem Auskunft über<br />
Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung und<br />
Gesundheit. Forscherinnen und Forscher im<br />
In- und Ausland nutzen die SOEP-Daten für<br />
ihre Studien. Bis <strong>heute</strong> sind mehr als 6000<br />
Veröffentlichungen auf Basis der SOEP-Daten<br />
erschienen.<br />
Kontakt:<br />
Dipl.-Psych. Jule Specht, Mail: jule.specht@<br />
uni-leipzig.de, Website: http://www.uni-leipzig.<br />
de/~diffdiag/specht/<br />
Neues aus der Forschung<br />
Shooter-Spieler sind keine Militaristen<br />
Persönliche Einstellung von Spielern zum Militär wird durch<br />
Ego-Shooter nicht beeinflusst<br />
Florian Klebs, Universität Hohenheim<br />
Militärische Shooter-Spiele sind DIE<br />
Kassenschlager der kommenden<br />
gamescom-Messe für Computerspiele<br />
– doch ihre Käufer sind auch nicht<br />
militanter als Nichtspieler, so die Ergebnisse<br />
einer aktuellen Studie der<br />
Universität Hohenheim. Und das, obwohl<br />
viele der Spiele auf realen militärischen<br />
Konflikten beruhen. Als<br />
ausschlaggebend für die Einstellung<br />
zum Militär erwies sich viel mehr<br />
Alter, Bildungsstand und Autoritätshörigkeit<br />
von den 5.000 Befragten<br />
einer repräsentativen Studie.<br />
F.E.A.R., Battlefield, Call of Duty - Modern<br />
Warfare: Nur drei Computerspiele,<br />
deren neueste Auflagen auf der<br />
Gamescom in Köln vorgestellt werden<br />
sollen – und die schon jetzt als Kassenschlager<br />
gehandelt werden. Im vergangenen<br />
Jahr brach die Vorgängerversion<br />
von Call of Duty mit 5,6 Mio. verkauften<br />
Einheiten allein in den USA am ersten<br />
Tag nach der Veröffentlichung alle<br />
Verkaufsrekorde der Spielebranche. In<br />
den Top Ten der Verkaufs-Charts sind<br />
regelmäßig auch ein bis zwei militärische<br />
Shooter-Spiele vertreten.<br />
Foto: wikimedia commons