soziologie heute Oktober 2011
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
44 <strong>soziologie</strong> <strong>heute</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong><br />
Buchbesprechung<br />
Man kann nicht nicht werten!<br />
von Klaus Zapotoczky<br />
In Analogie zu Paul Watzlawick (Man<br />
kann nicht nicht kommunizieren!)<br />
können wir mit dem Herausgeber<br />
des gegenständlichen Buches, Hermann<br />
T. Krobath, sagen, dass Werten,<br />
etwas als für ein lebenswertes<br />
Leben als wichtig anzusehen (und<br />
sich davon vielleicht auch ergreifen<br />
zu lassen) „unter die Universalien<br />
der „conditio humana“ einzureihen“<br />
ist (S.11). In vielen lebensweltlichen<br />
Bereichen sieht bzw. sehen sich „gegenwärtig<br />
der einzelne Mensch und<br />
ganze Gesellschaften vor ganz neue<br />
Herausforderungen gestellt und werden<br />
Verknüpfungen und Interdependenzen<br />
sichtbar, die unter Bedingungen<br />
eines nicht mehr revidierbaren<br />
(Werte-)Pluralismus“ (S. 12) stehen.<br />
Innerhalb kurzer Zeit hat Hermann<br />
T. Krobath zwei grundlegende Wertebücher<br />
vorgelegt, und wenn man<br />
auch zweifeln kann, ob das zweite<br />
Buch der Ankündigung im ersten<br />
Buch gerecht wird, „der angewandten<br />
Axiologie gewidmet zu sein“,<br />
d.h. die Thematik zu behandeln,<br />
„wie Auffassungen und Ergebnisse<br />
der normativen Axiologie in den verschiedenen<br />
Lebensbereichen – Politik,<br />
Wirtschaft, Kunst, Religion und<br />
der alltäglichen Lebenswelt – zum<br />
Tragen kommen“, so kann man jedenfalls<br />
sagen, dass dem Herausgeber<br />
ein großer Wurf gelungen ist, der<br />
Auseinandersetzung verdient.<br />
Der Herausgeber hat dieses umfangreiche<br />
Buch (633 Seiten), den großen<br />
Persönlichkeiten und bedeutenden<br />
Wissenschaftlern Hans Albert und<br />
Buchbesprechung<br />
Peter Atteslander zu ihren runden<br />
Geburtstagen (90 J. bzw. 85 J.) und<br />
als Dank für die lange Verbundenheit<br />
und Freundschaft, die sich oft in Alpbach<br />
gezeigt hat, gewidmet.<br />
Der Herausgeber hat namhafte Persönlichkeiten<br />
(wie viele angefragt<br />
wurden, erfährt man nicht) darum<br />
gebeten, das Thema „Wertgrundlagen<br />
und Wertperspektiven verschiedener<br />
Lebensbereiche“ zu behandeln.<br />
Dabei ging es vor allem darum<br />
darzulegen, welche Werte die „Wertbasis“<br />
(Hans Albert) bilden und<br />
„welche Wertansprüche einzelne…<br />
„Wert-Begegnungsbereiche“ prägen<br />
und gestalten, und welche zukunftsweisende<br />
Fragen dabei auftauchen.“<br />
(S. 13)<br />
Bildung aus pragmatischer und sozialpolitischer Sicht<br />
von Bernhard J. Hofer<br />
14 Bereiche, wurden von 31 Autoren<br />
– fast ausschließlich in Originalbeiträgen<br />
– behandelt, wobei Werte fast<br />
immer in ihrer verbindenden Kraft<br />
dargestellt und weniger als „gesellschaftszerstörererischer<br />
Sprengstoff“<br />
wie bei Theodor Geiger, Max<br />
Weber oder Samuel Huntington gesehen<br />
wurden. Die behandelten Lebensbereiche<br />
beginnen mit „Bildung<br />
und Erziehung, einem Bereich, den<br />
der Herausgeber als grundlegend für<br />
die Wert-Bildung bei den Menschen<br />
ansieht und setzt sich mit Öffentlichkeit<br />
und Medien, Politik, Recht<br />
und Militär fort. Anschließend werden<br />
die Bereiche Gesellschaft – hier<br />
vor allem unter dem Normenaspekt<br />
– Wirtschaft und Wissenschaft und<br />
Technik behandelt. Warum der Bereich<br />
der Wissenschaft mit der Technik<br />
verknüpft wird, wird nicht näher<br />
erläutert, geschweige denn begründet,<br />
scheint aber für die Wissenschaftsauffassung<br />
des Herausgebers<br />
und vielleicht einiger Autoren nicht<br />
untypisch zu sein. Zuletzt werden<br />
Gesundheit und Medizin, Sport, Umwelt,<br />
Kunst, Religion und Interkulturalität<br />
behandelt.<br />
Wir werden es lernen müssen in<br />
Werte-Balancen das Gleichgewicht<br />
zu finden und mit ambivalent wirkenden<br />
Werten konstruktiv umzugehen.<br />
Dabei können uns viele Beiträge diese<br />
Buches helfen, nicht zuletzt der<br />
Beitrag von Hermann Krobath selbst<br />
über „Werte in den Weltreligionen“.<br />
Krobath Hermann T. (Hrsg.):<br />
Werte in der Begegnung.<br />
Wertgrundlagen und Wertperspektiven ausgewählter<br />
Lebensbereiche.<br />
Verlag Königshausen & Neumann<br />
Würzburg <strong>2011</strong>.<br />
ISBN 10: 3826045793<br />
ISBN 13: 9783826045790<br />
Es gibt wohl kaum ein Thema, das sich<br />
in den letzten Jahren eines so starken<br />
Interesses erfreute, wie die Bildung.<br />
Der Vorsitzende des Königsteiner Forums<br />
und Herausgeber des im Societäts-Verlag<br />
erschienenen Sammelbandes<br />
Bildung und Gesellschaft führt als<br />
Grund sowohl pragmatische als auch<br />
sozialpolitische Gründe an. Internationale<br />
volkswirtschaftliche Vergleiche<br />
zeigen, dass wirtschaftlicher Erfolg<br />
mit energischer Investition in Bildung<br />
und Weiterbildung Hand in Hand geht.<br />
Beschleunigter Wandel zwingt dabei<br />
laufend zu neuen Qualifikationsstrategien.<br />
Der Rückgang der Erwerbsbevölkerung<br />
und das Faktum der neuen<br />
gesteuerten Zuwanderung erfordern