08.02.2018 Aufrufe

Neujahrsempfang 2018 des Erzbischofs von Bamberg

Erzbischof Dr. Ludwig Schick hat im Januar in Bamberg zum Neujahrsempfang geladen. In dieser Broschüre sind die Reden des Tages dokumentiert. Darunter der Vortrag des stellvertretenden ZDF-Chefredakteurs Elmar Theveßen zur Frage, ob wir einen "Kampf der Kulturen" erleben.

Erzbischof Dr. Ludwig Schick hat im Januar in Bamberg zum Neujahrsempfang geladen. In dieser Broschüre sind die Reden des Tages dokumentiert. Darunter der Vortrag des stellvertretenden ZDF-Chefredakteurs Elmar Theveßen zur Frage, ob wir einen "Kampf der Kulturen" erleben.

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28 Elmar Theveßen<br />

Elmar Theveßen 29<br />

mentarisch Auge um Auge, Zahn um Zahn. Jetzt kommt aber die<br />

Fußnote unten drunter dazu. Da steht: „Wenn der Dschihad aufgegeben<br />

wird, wird der Islam zerstört, werden Muslime unterworfen.<br />

Sie verlieren ihre Ehre, ihr Land und ihre Macht.“ Diese Fußnote verändert<br />

das Original, denn die sagt doch nichts mit: Gott ist barmherzig,<br />

wenn der Gegner die Gewalt einstellt. Nein, der Dschihad muss<br />

immer weiter gekämpft werden. Ein Umkehrschluss ist möglich:<br />

Man verliert Ehre, Land und Macht, wenn man eben nicht diesen<br />

Dschihad kämpft. Also wenn in Afghanistan, in Palästina, Irak oder<br />

anderswo Muslime ihre Ehre, ihr Land, ihre Macht verlieren, dann, so<br />

die Lesart, muss der Heilige Krieg gekämpft werden. Der darf nicht<br />

aufgegeben werden.<br />

Das ist eine Verfälschung <strong>des</strong> Originals. Diese Fußnoten stammen<br />

aus dem 12. oder 13. Jahrhundert, geschrieben <strong>von</strong> islamischen<br />

Rechtsgelehrten, die das geschrieben haben in Hetzschriften, die<br />

aus einem Minderwertigkeitskomplex der Verlierer heraus entstanden<br />

sind. Denn damals ist die Stadt Bagdad und das Kalifat erobert<br />

und zerstört worden <strong>von</strong> mongolischen Horden. Nach dieser Niederlage<br />

sind diese Hetzschriften entstanden. Sie finden diese Dinge,<br />

die in den Fußnoten der Pamphlete stehen, und in diesem Fall <strong>des</strong><br />

Koran, die finden Sie in den Hass- und Hetzschriften <strong>von</strong> Osama bin<br />

Laden, <strong>von</strong> Abu Bakr al-Bagdadi, dem selbst ernannten Anführer <strong>des</strong><br />

IS, und anderen. Also eine Verfälschung <strong>des</strong> Islam dient als Grundlage<br />

zur Rechtfertigung <strong>von</strong> Gewalt.<br />

Wir wollten wissen in Madrid: Was macht das mit jungen Leuten,<br />

wenn die das lernen, wenn ihnen das so beigebracht wird? Wir sind<br />

bei diesem Mann gewesen, Herrn El Kamouni. Er ist der Vorsitzende<br />

der marokkanischen Gemeinde in Madrid. Er hat auch ein Restaurant,<br />

und in seinem Restaurant in einem Hinterzimmer haben<br />

sich die Attentäter vom 11. März 2004 getroffen, um ihre Pläne zu<br />

schmieden. Er hat uns erklärt, was das bedeutet. Das bedeutet: Anschläge<br />

im Irak und Israel? Absolut in Ordnung. Dort herrscht Krieg,<br />

dort herrscht Unterdrückung, so seine Lesart, also darf und muss<br />

man dort den Dschihad kämpfen. Anschläge auf Zivilisten? Abso-<br />

lut in Ordnung, wenn der Gegner vorher auch Zivilisten tötet. Also<br />

wenn bei einem amerikanischen Luftschlag, befohlen <strong>von</strong> einem<br />

deutschen Oberst in Kundus in Afghanistan Zivilisten sterben, so die<br />

Lesart <strong>von</strong> Herrn Kamouni, dann darf und muss man auch Zivilisten<br />

töten. Spenden für den Heiligen Krieg sind absolut in Ordnung.<br />

Auch das Hingehen und Mitmachen, der sogenannte Dschihad-Tourismus,<br />

so sagt er: absolut in Ordnung. Eines ist nicht in Ordnung, so<br />

meinte Herr El Kamouni: Anschläge in westlichen Ländern. Dort verlieren<br />

aus seiner Sicht Muslime nicht ihre Ehre, ihr Land, ihre Macht,<br />

also darf man dort keine Gewalt ausüben.<br />

Jetzt gibt es zwei Probleme mit dem, was da steht. Wenn doch die<br />

ersten vier Dinge alle in Ordnung sind, die da stehen, ist dann nicht<br />

der Schritt sehr klein zu sagen, um ein Ziel anderswo zu erreichen,<br />

muss ich auch Anschläge in der westlichen Welt verüben? Also<br />

wenn ich will, dass die spanischen Soldaten aus dem Irak abgezogen<br />

werden, dann verübe ich Anschläge in Madrid. Sie wissen<br />

alle, wie das ausgegangen ist damals: Kurz<br />

nach den Anschlägen gab

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