08.02.2018 Aufrufe

Neujahrsempfang 2018 des Erzbischofs von Bamberg

Erzbischof Dr. Ludwig Schick hat im Januar in Bamberg zum Neujahrsempfang geladen. In dieser Broschüre sind die Reden des Tages dokumentiert. Darunter der Vortrag des stellvertretenden ZDF-Chefredakteurs Elmar Theveßen zur Frage, ob wir einen "Kampf der Kulturen" erleben.

Erzbischof Dr. Ludwig Schick hat im Januar in Bamberg zum Neujahrsempfang geladen. In dieser Broschüre sind die Reden des Tages dokumentiert. Darunter der Vortrag des stellvertretenden ZDF-Chefredakteurs Elmar Theveßen zur Frage, ob wir einen "Kampf der Kulturen" erleben.

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42 Elmar Theveßen<br />

Elmar Theveßen 43<br />

was immer ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt,<br />

das habt ihr mir getan. Und was immer ihr einem dieser Geringsten<br />

nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan. Und sie werden<br />

hingehen, diese in ewige Pein, die Gerechten aber in das ewige Leben.<br />

„Das bedeutet, dass es am Ende der Tage zu der Frage, ob man<br />

zu den Gerechten gehört hat oder nicht, nicht entscheidend ist, was<br />

man glaubt, sondern es ist entscheidend, was man tut aus diesem<br />

Glauben heraus.<br />

Vor dem Hintergrund ist wichtig, sich zu überlegen, wie man es<br />

hinkriegt, dass der Kampf der Kulturen ausfällt. Der kann ausfallen,<br />

das haben wir selber in der Hand. Es gibt ein paar ganz gute Beispiele,<br />

wie man es hinkriegen kann, aus anderen Ländern. Beispielsweise<br />

indem man Integration als nationale Aufgabe versteht und<br />

Rahmenbedingungen schafft. Zum Beispiel, dass Menschen nicht<br />

abgekoppelt in irgendwelchen Wohnsilos sind, sondern dass man<br />

Zusammengehörigkeit organisiert mit stadtteilübergreifenden Fußgängerzonen,<br />

mit einer engen Anbindung im Nahverkehr, mit Stadtgebieten,<br />

in denen wirtschaftliche Perspektiven möglich sind, beispielsweise<br />

kleine Geschäfte und Marktstände. Das werden Sie nicht<br />

schaffen, wenn Sie die Auflagen, die wir hier gerne in Deutschland<br />

haben, eins zu eins immer nur durchhalten und verlangen, dass ein<br />

Kleinstgeschäft eine Klimaanlage für einige 10.000 Euro einbauen<br />

muss. Dann wird es dieses Kleinstgeschäft nicht geben. Aber wenn<br />

Sie diese Regel für ein paar Jahre aussetzen, dann kann eine Perspektive<br />

entstehen und ein großes Interesse für die Menschen, die<br />

gekommen sind, und zwar für alle, auch die hier schon sind, egal,<br />

welchen ethnischen, religiösen oder anderen Hintergrund sie haben,<br />

dass ihnen daran liegt, dass in ihrer Stadt keine Kriminalität ist<br />

und kein fruchtbarer Boden für Extremismus und Terrorismus.<br />

Das sind keine Wolkenkuckucksheime. Sie können in die Nou Barris<br />

in Barcelona gehen, nach Amsterdam, nach Toronto, nach Boston,<br />

nach Mechelen in Belgien, nicht allzu weit <strong>von</strong> Molenbeek entfernt,<br />

wo das tatsächlich funktioniert. Oder nach Meckenheim in der Nähe<br />

<strong>von</strong> Bonn, wo örtliche Bündnisse sich gebildet haben, die dafür sor-<br />

gen, dass junge Menschen eine Perspektive haben, indem sie ihnen<br />

einen Ausbildungsplatz garantieren, wenn sie den Schulabschluss<br />

schaffen. Also nicht auf dem silbernen Tablett servieren, an Bedingungen<br />

knüpfen, aber eine Perspektive bieten. Das funktioniert<br />

nicht nur da, sondern auch anderswo hervorragend.<br />

Aber das reicht nicht. Sie fragen sich: Warum wirft der jetzt so einen<br />

Fisch an die Wand? Das ist die Tilapia. Wer gerne exotischen Fisch<br />

isst, muss wissen, wo der herkommt. Der wird an der Westküste <strong>von</strong><br />

Afrika unter anderem gefangen. Dann fahren die Fischfangflotten<br />

der Europäischen Union an die Westküste Afrikas, fischen dort die<br />

Fische für uns und zahlen Geld an die Regierungen <strong>von</strong> Mauretanien<br />

und anderen Ländern. Dieses Geld versackt oft, Klammer auf, oft<br />

in korrupten Kanälen, Klammer zu. Und jetzt raten Sie mal, was die<br />

Fischer mit ihren Familien dann machen. Entweder verhungern die<br />

oder suchen sich einen anderen Job. Das wäre das Beste, wenn es<br />

denn welche gäbe. Oder sie werden kriminell. Im schlimmsten Fall<br />

werden sie nicht nur kriminell, sondern zu Terroristen. Wie das funktioniert,<br />

können Sie sich an der Ostküste <strong>von</strong> Afrika ansehen, wo in<br />

Somalia und Kenia wir die Märkte mit billigem Hähnchenfleisch<br />

aus der Europäischen Union geflutet<br />

haben, Geflügelfarmen

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