Hagen - ganz persönlich
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ROLF MÖLLER<br />
„Rock’n Roll<br />
will never die“<br />
Warum bin ich denn nun<br />
immer meiner Heimatstadt<br />
treu geblieben? Es sind meine<br />
Familie, meine Freunde und<br />
meine Beziehungen, die für<br />
mich den Begriff „HEIMAT“<br />
definieren.<br />
Rolf Möller, geb. 1956 in <strong>Hagen</strong>,<br />
verheiratet, zwei Kinder | Ausbildung<br />
zum Groß- und Einzelhandelskaufmann |<br />
seit 40 Jahren als Musiker in verschiedenen<br />
Bands unterwegs | ab 1980<br />
Drummer bei „EXTRABREIT“ | seit<br />
1989 eigene Booking- und Event-Agentur<br />
58EVENT<br />
Unzählige Male haben mich Wegbegleiter und Fans<br />
gefragt, warum ich eigentlich nie aus <strong>Hagen</strong> weggekommen<br />
sei. Antwort später! Nur so viel: Vielleicht<br />
hatte es auch damit zu tun, dass mein Familienstammbaum<br />
bis in die napoleonische Zeit zurückreicht<br />
– und das immer in <strong>Hagen</strong>. Die Familie war<br />
schon immer kaufmännisch aufgestellt, mein Vater<br />
machte nach dem Krieg einen Kunsthandel auf. So<br />
ergab es sich, dass ich eine Ausbildung zum Großund<br />
Einzelhandelskaufmann absolvierte. Eine berufliche<br />
Basis, die mir heute noch im Booking- und<br />
Eventgeschäft zugutekommt. Meine Jugendzeit habe<br />
ich in <strong>Hagen</strong>, dem Eingangs-Tor zum Ruhrgebiet,<br />
verbracht. In den 60ern und 70ern: grauer Stahlstandort,<br />
Malocher-Stadt – und kulturelles Niemandsland.<br />
Für die Jugendlichen gab es lediglich eine<br />
Hand voll Jugendzentren, Discos und eher öde Kneipen.<br />
Hier wurde hart gearbeitet und in der Hasper<br />
Hütte Stahl produziert. Und so gab es für uns<br />
Jugendliche eigentlich nur zwei Freizeitalternativen:<br />
den Sportplatz oder die Musik. Ich war 12 Jahre alt,<br />
als mir mein damaliger Kunstlehrer – gleichzeitig<br />
Mitglied im Orchester <strong>Hagen</strong> – Schlagzeugteile<br />
schenkte. Ab sofort wurde jede Minute Freizeit der<br />
Musik gewidmet.<br />
Keine zwei Jahre hat es gedauert, dann war es endlich<br />
soweit, die ersten Auftritte. Mit meinem Schulfreund<br />
Stefan Klein, wir kennen uns schon aus der<br />
Kindergartenzeit, bekannter als Gitarrist und Gründer<br />
der Gruppe Extrabreit 1978 und heutiger „Brei-<br />
ten-Partner“ Stefan Kleinkrieg, eroberten wir die<br />
Bühnen in <strong>Hagen</strong> und Umgebung mit der damals<br />
ers ten Punkrock-Band „STAUB“.<br />
Überhaupt war das Ende der 70er-Jahre eine wilde<br />
Zeit. Im <strong>ganz</strong>en Land herrschte eine Art Aufbruchsstimmung.<br />
Auch auf politischer und gesellschaftlicher<br />
Ebene begann eine Ära des Umbruchs. Die RAF,<br />
Startbahn West, Kohl wird Kanzler, die Grünen ziehen<br />
in den Bundestag ein. Auch die <strong>Hagen</strong>er Szene<br />
brodelt. Es etablierte sich eine neue Künstlerszene.<br />
Ihr Zuhause ist Wehringhausen – genannt „Wehrdichhausen“.<br />
In den vielen WGs dort entsteht eine<br />
regelrechte Subkultur. Nicht nur Musiker, auch<br />
Maler wie etwa Emil Schumacher, der als Begründer<br />
des Informel noch zu Lebzeiten Weltruhm erlangte,<br />
lebte und arbeitete in dem Stadtteil.<br />
Ende der Siebziger schwappt aus England und den<br />
USA der Punkrock nach Deutschland und läutet eine<br />
musikalische Wende ein. Daraus entstand die Kraft<br />
und Magie – genannt Neue Deutschen Welle. Viele<br />
neue Bands wie Extrabreit, die Ramblers, The Stripes<br />
mit Frontfrau Nena, die Humpe-Schwestern und<br />
auch die alten Bands wie Grobschnitt, Eroc und<br />
Green machten <strong>Hagen</strong> bzw. Wehringhausen medienwirksam<br />
mit zum Mekka der damaligen deutschen<br />
Musikszene.<br />
Wie aber kam ich dann zu den Breiten? Viele Bands<br />
in und aus <strong>Hagen</strong> probten damals in der ehemaligen