sPositive_02_2018_Web
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REGULA FARNER<br />
heraus entwickelt. Es gefällt mir, Entwicklungen<br />
Raum zu lassen und zu erleben, wie<br />
etwas Neues daraus wachsen kann.<br />
Wer sind Ihre Gäste am Mittagstisch?<br />
Randständige oder Generaldirektoren?<br />
Weder noch. Aber ich hatte während des<br />
Projekts «Labyrinthplatz» in Zürich oft mit<br />
randständigen Menschen zu tun. Das gefiel<br />
mir. Ihre Direktheit und Ehrlichkeit war eine<br />
Herausforderung. Im Umgang mit ihnen<br />
musste ich persönlich überzeugen können<br />
und nicht einfach auf Gesetze verweisen.<br />
Sind Sie Vegetarierin?<br />
Früher ja, heute nicht mehr. Ich esse ab und<br />
zu Fleisch. Wahrscheinlich so wie es früher<br />
war, als man sich in der Woche höchstens<br />
einmal Fleisch leisten konnte. Kreatives Kochen<br />
macht mir viel Spass. Mich interessiert,<br />
was ich Feines ohne Fleisch zubereiten<br />
kann. Ich sammle gerne Wildgemüse. Zum<br />
Beispiel Brennnesseln, Knoblauchrauke,<br />
Brunnenkresse, Bärlauch, Schlüsselblumen,<br />
zarte Linden-, Hasel-, und Buchenblätter<br />
für Salat. Oder Taglilienblüten<br />
zum fritieren und vieles mehr...<br />
Und Pilze?<br />
Ja, aber man muss wissen, wo sie zu finden<br />
sind, und natürlich auch, welche man<br />
essen darf. Ich habe viel vom ehemaligen<br />
Pilzkontrolleur Stuker in Huttwil gelernt.<br />
Wie haben Sie eigentlich Ihren Mann<br />
Menel kennen gelernt?<br />
Vor vierzig Jahren, in der Schule.<br />
War er sozusagen Ihr Schulschatz?<br />
Nicht ganz; wir besuchten gemeinsam die<br />
Mittelschule in Winterthur.<br />
Sie kannten ihn also, bevor er ein Künstler<br />
war?<br />
Er war schon immer Künstler. Er kann gar<br />
nicht anders und hat eine unerschöpfliche<br />
Schaffenskraft. Er malt oder skizziert ständig<br />
oder arbeitet an Gemeinschaftsprojekten.<br />
Letzten Sommer hat er eine ganze Reihe von<br />
Leuten portraitiert, die ihm vor und während<br />
seiner grossen Ausstellung in Trubschachen<br />
beigestanden sind. Er nimmt andere Menschen<br />
ebenso ernst wie seine eigenen Projekte.<br />
Das ist Lebenskunst. Es gehört auch<br />
zu dieser Lebenskunst, dass wir viel Alltägliches<br />
miteinander machen. Wir holen beispielsweise<br />
gemeinsam mit Freunden das<br />
Vielseitig begabt<br />
und begeistert:<br />
Auswils Gemeindepräsidentin<br />
Regula<br />
Farner.<br />
Holz aus dem Wald, spalten es im Team und<br />
geniessen schliesslich auch das Zusammensein<br />
ums Feuer. So erleben wir gemeinsam<br />
den Kreislauf der Dinge.<br />
Wäre Ihr Leben anders verlaufen, wenn<br />
Sie Ihren Mann nie kennen gelernt hätten?<br />
Ja klar.<br />
Wie?<br />
Das weiss ich nicht, eben anders. Manchmal<br />
sagen Menschen: Hätte ich doch dies oder<br />
das anders gemacht. Aber sie können nicht<br />
zurück, um einen anderen Weg zu gehen.<br />
Für mich ist viel wichtiger, was ich in der<br />
jetzigen Situation machen kann und wie ich<br />
meine Zeit im Heute und in Zukunft gestalten<br />
kann.<br />
Sie lernen spielend leicht unterschiedliche<br />
Instrumente. Wie schaffen Sie das?<br />
«Wenn Dich etwas nervt, nimm diese<br />
Energie auf und setze sie kreativ um.<br />
Alles ist Energie; es kommt darauf an,<br />
wie man damit umgeht.»<br />
Aus der Freude, Liebe und Begeisterung heraus.<br />
Und wie könnte ich bei Ihnen ein Instrument<br />
spielen lernen?<br />
Zuerst müssten Sie wissen, welches Instrument<br />
Sie begeistert. Wenn man etwas von<br />
Herzen lernen will, erlernt man es leichter.<br />
Und dann?<br />
Einfach anfangen und nie denken, es gehe<br />
nicht. Es ist ein Unterschied, ob jemand<br />
Lieder begleiten, klassische Stücke oder den<br />
Blues spielen will, oder ob er sich einfach für<br />
die Technik des Instruments interessiert.<br />
Haben Sie auf diese Weise beispielsweise<br />
gelernt, Saxophon zu spielen?<br />
Das war ein anderer Zugang. Wir lebten noch<br />
im Turbinenhaus in der Lochmühle. Die Turbine<br />
im Keller lief geräuschvoll und störte<br />
mich zuweilen. Irgendwann stellte ich mich<br />
neben die Turbine und sagte: Ich kann auch<br />
laut sein! So laut ich konnte, spielte ich das<br />
Saxophon. So habe ich es gelernt.<br />
Ein etwas ungewöhnlicher Umgang mit<br />
Dingen, die nerven...<br />
Wenn Dich etwas nervt, nimm diese Energie<br />
auf und setze sie kreativ um. Alles ist Energie;<br />
es kommt darauf an, wie man damit umgeht.<br />
Wie viele Instrumente spielen Sie?<br />
Lassen sie mich aufzählen: Gitarre, verschiedene<br />
Blockflöten, Querflöte, Indianerflöte,<br />
8 s’Positive 2 / <strong>2018</strong>