E_1928_Zeitung_Nr.079
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18 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1928</strong> — N°79<br />
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Strassenbau in Italien. Man kann sich<br />
zum faschistischen Regime in Italien einstellen<br />
wie man will, eines muss anerkannt werden,<br />
es wird unter Mussolini grosszügig und<br />
zielsicher gearbeitet. Die Volkswirtschaft<br />
Italiens hat keinen leichten Stand. So leidet<br />
dieses Land immer noch unter einer prozentual<br />
hohen Arbeitslosigkeit, die sich naturgemäss<br />
auf den Winter hin noch verstärken<br />
Nwird. Zur Hebung dieser Arbeitslosigkeit<br />
sieht nun die italienische Regierung weitgreifende<br />
Massnahmen vor.<br />
Die italienischen Arbeitslosen sollen mit<br />
bedeutenden Strassenbauten beschäftigt werden.<br />
Nicht weniger als 10,000 Arbeitslose<br />
werden 1600 Kilometer Reichsstrassen ausbessern,<br />
daneben sollen 50,000 Kilome.ter von<br />
Rom ausgehende und von der Grenzen kommende<br />
Strassen instand gestellt werden. Im<br />
fernem werden die Strecke Vano-Rimini-<br />
Bologna-Piacenza, die Küstenstrasse Neapel-<br />
Rom und die nördliche und östliche Küstenstrasse<br />
Siziliens einer Instandstellung unterzogen.<br />
Gleichzeitig soll zwischen Bergamo und<br />
Brescia, Venedig und Padua mit dem Bau<br />
der grossen Autostrasse Turin-Triest begonnen<br />
werden. Das von Mussolini dem<br />
grossen Fascistenrat unterbreitete Programm<br />
zeigt mit aller Deutlichkeit, wie sehr man in<br />
Italien die Bedeutung der modernen Verkehrslinie<br />
erkannt hat. Es dürfte dies ein<br />
Fingerzeig auch für die kleinere, republikanische<br />
Schweiz sein.<br />
-t.<br />
Strasse Biel-Neuenstadt. Der Kreisoberingenieur<br />
III teilt uns mit:<br />
Die Staatsstrasse Biel-Neuenstadt d. h. die<br />
Strecke Biel-Twann bleibt während den<br />
Lesesonntagen vom 23. September bis 21.<br />
Oktober für den sämtlichen Auto-, Lastautound<br />
Motorverkehr von je 14— I8V2 Uhr geschlossen.<br />
Für nach Twann-Neuenstadt können die<br />
Strassen Biel, Ilfingen, Lamlingen, Twann<br />
oder Biel, Täuffelen, Erlach benützt werden.<br />
Gefährlicher Bahnübergang. Man schreibt<br />
uns:<br />
«Am 12. dies fuhr ich abends im Automobil<br />
voir Graben bei M'b. nach Herzogenbuchsee.<br />
Um 22 05 am Bahnübergang kurz vor Herzogenbuchsee<br />
angelangt, will ich diesen ohne<br />
Bedenken kreuzen, da ia die Barriere offen<br />
war. Im letzten Moment jedoch schrie mir<br />
einer meiner Begleiter zu: «Halt! ein Zug!»<br />
Ich stoppte, sah jedoch keine Lichter, indem<br />
mir nun das rechter Hand gelegene Bahnwärterhäuschen<br />
'die Aussicht versperrte. In<br />
der Tat brauste nun ein Güterzug Richtung<br />
Ölten daher und zu gleicher Zeit auf dem<br />
hinteren Geleise ein Personen- oder Schnellzug,<br />
Richtung Bern. Eine minime Zeitdifferenz<br />
von 15, höchstens 20 Sekunden hätte<br />
genügt, um vom einen oder andern Zug zermalmt<br />
zu werden.<br />
Nun erst sahen wir rechter Hand eine Tafel<br />
mit der lakonischen Bemerkung, dass<br />
dieser Bahnübergang nur «zeitweise bedient»<br />
werde.<br />
Jedwelcher Kommentar zu einem solch<br />
unverantwortlichen System wird wohl überflüssig<br />
sein. Darum, Automobilisten, wenn<br />
ihr zukünftig nachts eine Barriere kreuzen<br />
wollt, vergewissert euch, ob sie nur zeitweise<br />
oder permanent bedient sei.<br />
Vor Jahresfrist wurde an diesem Uebergang<br />
ein Pferdegespann überfahren und zwei<br />
Pferde getötet!»<br />
Der Alpenpostverkehr vom 10.—16. September<br />
<strong>1928</strong>. Auch die zwölfte Fahrwoche<br />
weist gegenüber dem Vorjahr einen annähernd<br />
so grossen Zuwachs auf. Er beträgt<br />
absolut 3143 Reisende, relativ plus 35%. In<br />
der zwölften Kurswoche wurden insgesamt<br />
12 174 Reisende transportiert gegenüber 8998<br />
in der entsprechenden Woche des Vorjahres.<br />
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die Strecken Reichenau-Waldhaus Flims<br />
minus 95 und Lukmanier minus 26 zu verzeichnen,<br />
währenddem auf den nachgenannten<br />
Kursstrecken gute Mehrfrequenzen notiert<br />
wurden: Grimsel plus 872, Nesslau—<br />
Buchs plus 602, Maloja plus 370 und Furka<br />
plus 303.<br />
lt.<br />
Winterautopost Tiefenkastel-Bivio. Nach<br />
dem Fahrplan verkehrt die Autopost auf der<br />
Oberhalbsteiner Route bis zum 30. SeptenH<br />
ber. Nun soll eine private Gesellschaft versuchen,<br />
die Autokurse bis Bivio durchzuführen.<br />
Ein vorbildlicher Lehrer! (Eing.) In der<br />
«Volksstimme aus dem Fricktal» Nr. 108 vom<br />
15. September <strong>1928</strong>, schreibt Herr alt Lehrer<br />
Br. in Rheinfelden folgenden Erguss, der verdient,<br />
auch in der «Automobil-Revue» tiefer<br />
gehängt zu werden:<br />
« Rheinfelden. Am letzten Mittwoch von Mägden<br />
heimkehrend, benützten wir, um der staubigen und<br />
stark von Autos benutzten Strasse auszuweichen,<br />
den Waldfussweg auf der westlichen Seite des Tales.<br />
Plötzlich sausten auf dem kaum 1/4 m breiten!<br />
Fussweg zwei Motorräder in grösster Schnellig~<br />
keit nacheinander vorbei, so dass wir kaum Zeit<br />
hatten, uns auf die nahe Wiese zu retten. Die<br />
Arroganz dieser Leute überschreitet bald alle Grenzen.<br />
Nun ist man nicht einmal mehr in Waldfusswegen<br />
sicher.<br />
Gebet: Lieber Herrgott, gib uns Fussgängern<br />
wieder jene Glieder unserer Vorfahren: vier Hände<br />
und einen langen Schwanz, zurück, damit wir im<br />
Wald die Bäume leichter erklettern und uns mit<br />
dem Schwanz von Ast zu Ast schwingen können,<br />
denn auf Erden sind wir im Walde selbst vor unsern<br />
Motoraffen nicht mehr sicher ! Amen ! A. Br.»<br />
Weiterer Kommentar erübrigt sich!...<br />
Seltsame Zustände. Man schreibt uns: Begebenheiten<br />
wie « Ende der Saison im Kanton Uri *<br />
(Automobil-Revue Nr. 77) ganz ähnlicher Art kann<br />
man im Kanton Bern, und zwar in Kandersteg, ia<br />
der Hochsaison erleben. Fährt man da ganz gemütlich<br />
in Kandersteg ein, befragt sich bei einem!<br />
Einheimischen, der Sicherheit halber, ob das Stationieren<br />
gestattet sei, was dann natürlich bejaht<br />
wird. Die sehr grosse Zahl von anwesenden Autos<br />
Hess keinen Zweifel aufkommen, es könnte sich<br />
hier um eine Bussenfalle handeln. Der Wagen wird<br />
in eine Lücke der bereits stationierten Autokolonne<br />
gestellt und dann der projektierte Spaziergang ausgeführt.<br />
Zurückgekehrt, stillt man Hunger und<br />
Durst im Hotolgarten, dem Standort des Autos<br />
gegenüber. Seelenruhig, ohne Belästigung von<br />
Seiten eines Verkehrspolizisten, verlässt man Kandersteg.<br />
Zirka acht Tage später erscheint ein;<br />
Landjäger des Wohnortes, um ein hochnotpeinliches<br />
Verhör über die dortige Anwesenheit abzunehmen^<br />
Die Auskunft wird nun in Anbetracht des reinen<br />
Gewissens ohne weiteres gegeben. Wieder zirka<br />
acht Tage später nun kommt das dickere Ende, fliegt<br />
ein Strafmandat ins Haus. Fünf Franken Busse<br />
und vier Franken Staatskosten wegen Behinderung<br />
des freien Verkehrs durch Aufstellen des<br />
Autos Num ... Verletzung von Art. so und so. Wie<br />
kann nun ein Auto, das zwischen zwei andern<br />
Autos steht, den Verkehr hindern? Die in der Anzeige<br />
angegebene Zeit stimmt nun aber ganz und<br />
gar nicht. Würde aber ein Diener des Gesetzes<br />
die Anzeige erstattet haben, sollte man doch annehmen<br />
können, derselbe hätte mindestens die richtige<br />
Zeit vorgemerkt. Es drängt sich einem unwillkürlich<br />
der Gedanke auf, ob derjenige, der das Stationieren<br />
erlaubt, und der Anzeiger nicht ein und dieselbe<br />
Person waren. Wenn dem wirklich so wäre,<br />
so müsste derselbe an diesem Sonntag einen feinen.<br />
Taglohn an Verleidergeldern herausgewirtschaftet<br />
haben. Also, Autobesitzer, wenn Ihr in Kandersteg<br />
nicht geschröpft werden und euch Aerger ersparen<br />
wollt, so vergesst nicht, dass vom Oeschibrückli bi3<br />
Hotel Müller ein Parkverbot bestehen soll. -r.<br />
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