28.02.2018 Aufrufe

E_1928_Zeitung_Nr.079

E_1928_Zeitung_Nr.079

E_1928_Zeitung_Nr.079

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Zum Kesselfreiben gegen<br />

die Betonsfrasse.<br />

0 «Warum baut die Schweiz keine Betonstrassen?»<br />

Der Schreiber dieser Zeilen hat<br />

diese Frage schon längst und wiederholt aufgeworfen<br />

in der Ueberzeugung, dass der<br />

Sieg der Betonstrasse in den Vereinigten<br />

Staaten, dem Automobilland par e^cellence,<br />

nicht ein Zufallsergebnis sein kann, und aus<br />

der Erfahrung* heraus, dass in den von ihm<br />

bereisten europäischen Ländern mit der Betonstrasse<br />

ausschliesslich gute Erfahrungen<br />

gemacht wurden.<br />

Merkwürdigerweise hat sich die schweizerische<br />

Tagespresse bis dahin mit der Angelegenheit<br />

so gut wie nicht beschäftigt. Eine<br />

Ausnahme bildet meines Wissens bloss die<br />

Baier «National-<strong>Zeitung</strong>», wo Felix Möschlin<br />

energisch für die Betonstrasse eingetreten<br />

ist.<br />

Die dokumentarischen Zahlen und sonstigen<br />

Belege sind von der Tagespresse kaum<br />

wiedergegeben worden, weder in rein orientierendem<br />

Sinne noch mit einem Versuch der<br />

Widerlegung, der übrigens angesichts des<br />

reichen Tatsachenmaterials gänzlich aussichtslos<br />

wäre. Nun bekommt man auf einmal<br />

in den meisten Tagesblättern eine Diskreditierung<br />

der Betonstrasse zu Gesichte,<br />

die trotz einem ostentativ angehängten<br />

Schwänzlein des Wohlwollens für die Entwicklung<br />

unseres Strassenwesens verhängnisvoll<br />

werden könnte.<br />

Den Anlass bildete die Behandlung des<br />

Automobilstrassenbauprogramms im aargauischen<br />

Grossen Rat, wo sich der aargauische<br />

Baudirektor veranlasst sah, «vor der Anlage<br />

weiterer Betonstrecken zur Vorsicht zu mahnen».<br />

Im «Zofmger Tagblatt» vom 12. September<br />

wird über das Berichtsobjekt, die Betonstrasse<br />

zwischen Wildegg und Brugg, in<br />

dem Sinne referiert, dass der Betonbelag der<br />

starken Belastung durch den Verkehr,<br />

namentlich auch durch den Lastautomobilverkehr,<br />

durchaus standgehalten habe. Aber<br />

«als im verflossenen trockenen Sommer nach<br />

ein paar heissen Tagen über die Gegend von<br />

Brugg ein starkes Gewitter niederging, zeigten<br />

sich an der Betonstrasse plötzlich Risse».<br />

Den nähern Ursachen, die zu den Rissen<br />

führten, soll noch nachgegangen werden.<br />

Wenn durch die Befürworter des Betonstrassenbaus<br />

auf Südfrankreich und Amerika hingewiesen<br />

wird, so sei zu antworten, dass<br />

sowohl in Südfrankreich wie in Amerika das<br />

Strassennetz über grosse Ebenen führt, an<br />

denen sich in sehr weiten Entfernungen die<br />

Ortschaften befänden. In der Schweiz aber,<br />

und namentlich im Aargau, liegen in den<br />

Strassen — auch in Landstrassen — die<br />

Ferngasleitungen, die Wasserleitungen und<br />

in neuester Zeit auch die Telephonkabel, welche<br />

von Ort zu Ort führen. Die Anlegung<br />

von Betonstrassen lässt sich mit solchen Leitungen<br />

nicht vereinbaren. Denn im Falle von<br />

Reparaturen an den Gas- und Wasserleitungen<br />

sowie an den Telephonkabeln würde die<br />

Durchbrechung der Betondecke grosse<br />

Schwierigkeiten bieten. Dort jedoch, wo* solche<br />

Leitungen nicht in Frage kommen, wäre<br />

der Bau von Betonstrassen, wenn die Befconstrecke<br />

den Witterungseinflüssen tatsächlich<br />

standhält, namentlich auch mit Rücksicht<br />

auf den Fuhrwerk- und Fussgängerverkehr<br />

durchaus zu empfehlen».<br />

Das heisst auf deutsch: wir wollen überhaupt<br />

keine Betonstrassen. Wo Leitungen<br />

hingehören, ohnehin nicht, und da die Strasse<br />

zwischen Wildegg und Brugg den Witterungseinflüssen<br />

nicht standgehalten hat, aus<br />

diesem Grunde nicht. Dass die Befürworter<br />

der Betonstrasse durchaus nicht bloss auf<br />

Südfrankreich und Amerika oder auf weite<br />

Ebenen hinweisen können, sei nur nebenbei<br />

erwähnt. Andere Länder haben Betonstrassen<br />

in den am dichtesten besiedelten Gebieten,<br />

auch in grossen Hauptstädten, in im Gebirge<br />

ist die Betonstrasse nach den amerikanischen<br />

Erfahrungen schlechthin das Beste<br />

(wie übrigens auch die grosste Steilstrecke<br />

am Nürburgring mit 27 Prozent Steigung mit<br />

gutem Erfolg in Beton ausgeführt wurde).<br />

Eins allerdings muss zugegeben werden: Die<br />

Betonstrasse kann nicht gut alle Jahre ein<br />

paarmal aufgerissen werden, sondern es muss<br />

der Anlegung eine Revision sämtlicher Leitungen<br />

vorausgehen, und die verschiedenen<br />

Departemente für Gas, Elektrizität, Wasser<br />

und Telephon müssen sich — was bei uns ungeheuer<br />

schwer zu sein scheint — einmal<br />

verständigen. Der Steuerzähler käme dabei<br />

nicht zu Schaden.<br />

Der Meldung des aargauischen Blattes hat<br />

eine andere Tageszeitung erfreulicherweise<br />

etwas beizufügen. Es ist die «Basellandschaftliche<br />

<strong>Zeitung</strong>» vom 15. September. Erstens<br />

bemerkt sie ganz richtig, dass schon<br />

ein Jahr vor dem Bau der Betonstrecke im<br />

Kanton Baselland ein Teilstück der Strasse<br />

Pratteln-Basel bei der Lachmatt in Beton erstellt<br />

worden sei, dass also die Betonstrecke<br />

zwischen Wildegg und Brugg nicht als die<br />

erste Betonstrecke in der Schweiz bezeichnet<br />

werden könne. Zweitens stellt das Blatt fest,<br />

dass die Strecke bei der Lachmatt die bei<br />

4er Brugger Strecke gerügten Fehler nicht<br />

Die Fahnen auf der eidgenössischen Curia<br />

sind gehisst. Das eidgenössische Parlament<br />

hat seine vierzehntägige Session eröffnet.<br />

Händeschütteln, Einräumen, Wiederse'iensfreude,<br />

verbunden mit einer auffallenden<br />

Schwatzhaftigkeit, eine schlechte Akkustik<br />

des Saales obendrein, machen es dem Berichterstatter<br />

schwer, den Referenten über<br />

den sogenannten Benzinzollviertel gut zu<br />

verstehen. Herr Joss, der Präsident der<br />

Kommission gibt bündigen Aufschluss über<br />

die Beratungen der nationalrätlichen Kommission<br />

und deren Beschlüsse. Mit ihm empfiehlt<br />

Nationalrat Couchepin die neue Fassung<br />

des Art. 3, der den Verteilungsschlüssel<br />

in folgender Fassung bringt:<br />

«Die Subvention wird auf die Kantone verteilt:<br />

Zu zwei Dritteln nach dem Verhältnis<br />

der Gesamtausgaben, die der Kanton für das<br />

den Automobilverkehr dienende Strassennetz<br />

in den drei letzten dem Subventionsjahr vorangehenden<br />

Jahren gemacht hat, zu den entsprechenden<br />

Ausgaben sämtlicher iyan f one.<br />

zu einem Drittel nach den Strassenlängen<br />

gemäss den nachstehenden prozentuellen<br />

Ansätzen :<br />

Zürich 7,06%<br />

Bern 14,73%<br />

Luzern 3,36%<br />

Uri 1,91%<br />

Schwyz 2,12%<br />

Obwalden 0,81%<br />

Nidwaiden 0,68%<br />

Glarus 1,12%<br />

Zug 0,80%<br />

Fribourg 4,63%<br />

Solotkurn 2,55%<br />

Baselstadt 0,46%<br />

Baselland 1,77%<br />

Schaff hausen 1,25%<br />

Appenzell A.-Rh. 1,53%<br />

Appenzell I.-RH 0,27%<br />

St. Gallen 6,44%<br />

Graubünden 11,59%<br />

Aargau 6,37%<br />

Genf 1,37%<br />

Die Ansätze unterliegen alle fünf Jahre<br />

einer Ueberprüfung durch den Bundesrat,<br />

wobei den inzwischen eingetretenen wesentlichen<br />

Aenderungen Rechnung zu tragen ist.»<br />

Das Schema wurde aufgestellt, nachdem<br />

der Begriff der Durchgangsstrasse genau<br />

fixiert und für jeden Kanton genau bestimmt<br />

war, wie viele Kilometer seiner Strassen als<br />

Durchgangsstrasse gelten können. Die FasX<br />

sung dieses dritten Drittels wurde denn auch<br />

von Bundesrat Chuard gutgeheissen und von<br />

ihm die Hoffnung ausgedrückt, dass an diesen<br />

Ansätzen nichts mehr geändert werde.<br />

Eine kurze Diskussion setzte ein, wobei sich<br />

die beiden Vertreter Genfs, die Herren Naine<br />

und De Rabour nochmals für ihren Kanton<br />

wehrten und den Verteilungsschlüssel als<br />

eine Ungerechtigkeit bezeichneten, den man<br />

denjenigen Kantonen, die einen grossen<br />

Automobil verkehr und wenige Durchgangsstrassen<br />

aufweisen, angedeihen lasse. Allein<br />

der Rat Hess sich auf Abänderungsa/rträge<br />

nicht mehr ein, nur ein Antrag Eugster wurde<br />

gutgeheissen, der beim Art. 3 den Passus<br />

zu den «entsprechenden ausgewiesenen Ausgaben»<br />

aufgenommen haben wollte.<br />

Art. 4 bis erhält nach Antrag der Kommission<br />

folgende Fassung:<br />

«Der Subventionsanteil des einzelnen Kantons<br />

für die Jahre 1925 bis und mit <strong>1928</strong> wird<br />

jedes Jahr nach dem Verhältnisse der Gesamtausgaben,<br />

die der Kanton für sein Strassennetz<br />

in den drei dem Subventionsjähre<br />

vorangehenden Jahre gemacht hat, zu den<br />

aufweise. «Die Strecke bei der Lachmatt<br />

wurde mit Längs- und Querfugen versehen,<br />

und so viel wir wissen, weist die Aargauer<br />

Strecke die Längsfugen nicht auf, und es<br />

kann sehr wohl möglich sein, dass das Fehlen<br />

dieser Längsfuge Ursache der Risse geworden<br />

ist Die basellandschaftliche Betonstrecke<br />

bei der Lachmatt hat sich bis jetzt<br />

in jeder Beziehung gut bewährt, so dass die<br />

im Aargauer Grossen Rat erhobene Mahnung<br />

inbezug auf die Neuerstellung von Betonstrassen<br />

nicht ohne weiteres am Platze<br />

war».<br />

Wir können der Feststellung der «Basellandschaftlichen<br />

<strong>Zeitung</strong>» noch etwas beifügen,<br />

dass es nämlich in der Schweiz eine<br />

noch viel ältere Betonstrasse gibt, als auch<br />

bei der Lachmatt. 1909 wurde eine Betonstrasse<br />

in Rorschach erstellt; sie ist schon<br />

nach einem Jahre (1910) an einigen Stellen<br />

gerissen, seither aber stationär geblieben und<br />

hat sozusagen keinen Unterhalt erfordert.<br />

Nach der Ausbesserung der ersten Risse —<br />

das beweisen alle ausländischen Betonstras-<br />

AUTOMOBIL-REVUE <strong>1928</strong> — 79<br />

•X^Q-o^fjrag-e:».<br />

Benzlnzoll-Vlertel.<br />

Thurgau 5,06%<br />

Tessin 5,03%<br />

Waadt 10,86%<br />

Wallis 5,32%<br />

Neuenburg 2,91 %<br />

entsprechenden Ausgaben sämtlicher Kantone<br />

festgesetzt». Auch dieser Fassung<br />

stimmt der Rat zu und damit sind die Differenzen<br />

durchberaten.<br />

Der Ständerat hat in der Sitzung vom<br />

20. September zur Verteilung des Benzinzoll-<br />

Viertels ebenfalls und zum dritten Mal Stellung<br />

bezogen. Die ständerätliche Kommission<br />

ist zum Schlüsse gekommen, dass bei<br />

sämtlichen Differenzen dem Nationalrat zuzustimmen<br />

sei. Nach kurzer Diskussion wird<br />

der Bundesbeschluss mit 34 Stimmen d. h.<br />

einstimmig angenommen.<br />

Damit wären wir endlich einen Schritt weiter<br />

und es bleibt nur noch zu hoffen übrig,<br />

dass nachdem die beiden Räte nach langwierigen<br />

Debatten sich endlich gefunden, das<br />

den Kantonen nunmehr zur Verfügung gestellte<br />

Geld auch zweckdienliche und möglichst<br />

rasche Verwendung finde.<br />

Steigende Rendite der<br />

Bundesbahnen.<br />

Die Bundesbahnen erfreuen sich steigenden<br />

Wohlergehens, trotzdem die Automobilkolonnen<br />

auf den Strassen immer dichter<br />

werden. Das Märchen von der Automobilkonkurrenz<br />

dürfte demnach bald veraltet<br />

sein. Im August dieses Jahres haben die<br />

Bundesbahnen nicht weniger als 10,56 Millionen<br />

Passagiere und 1,68 Millionen Güter befördert.<br />

Die Steigerung gegenüber dem August<br />

vorigen Jahres beträgt ungefähr 30,000<br />

Passagiere. Die Transportmengen haben<br />

verglichen mit dem entsprechenden Monat<br />

vorigen Jahres von 1,53 auf 1,68 Millionen<br />

zugenommen. Es ist ganz zweifellos, dass<br />

der Hauptgrund der vermehrten Gütertransporte<br />

auf die anhaltend bessere Wirtschaftskonjunktur,<br />

sowie auf die intensive Werbearbeit<br />

der Sesa zurückzuführen ist. Was wir<br />

immer behaupteten, ist schlagend bewiesen :<br />

das Wohl und Wehe der Bahn hängt nicht<br />

vom Automobil, wie dies lange Zeit von bahnamtlicher<br />

Seite behauptet wurde, sondern<br />

einzig und allein von der Wirtschaftslage<br />

des Gesamtkontinents ab. Zugleich hat das<br />

Automobil an der Steigerung sicherlich einen<br />

grossen Anteil, indem es imstande war, den<br />

ganzen Güterverkehr beweglicher zu gestalten.<br />

Durch den erhöhten Verkehrsumsatz ist in<br />

erfreulicher Weise auch das finanzielle Ergebnis<br />

bedeutend besser geworden. Beträgt<br />

die Steigerung im Personenverkehr gegenüber<br />

dem Monat August 1927 Fr. 40,000, so<br />

im Güterverkehr 1,170,000 Franken. So dass<br />

sich, eine Verminderung der Betriebsausgagaben<br />

mit einbezogen, der Ueberschuss der<br />

Betriebseinnahmen von 17,225,095 im August<br />

,1927 auf 18,522,000 Franken im gleiche^ Monat<br />

dieses MlXfs" erhöht. ''•'• «<br />

Der Betriebsüberschuss ist seit Jahresbeginn<br />

um rund 13 Millionen Franken höher<br />

als in der entsprechenden Periode des vergangenen<br />

Jahres. Er beträgt nahezu 104 Millionen<br />

Franken und vermag deshalb die<br />

Summe, die von Zinsen und Amortisationsdienst<br />

für diese Zeit absorbiert wird, nicht<br />

nur zu decken, sondern noch rund fünf Millionen<br />

Franken für den Rest des Jahres in<br />

Bereitschaft zu halten.<br />

Zusamenfassend darf konstatiert werden :<br />

Die Konkurrenzierung der Bahn durch das<br />

Automobil ist sozusagen unbedeutend. Ist<br />

die Wirtschaftskonjunktur eine gute, so vermag<br />

auch heute noch, trotz des Automobils,<br />

die Bahn eine wesentliche Rendite herauszuwirtschaften.<br />

Was die Schweizerischen<br />

Bundesbahnen im speziellen anbetrifft, so ist<br />

die erfreuliche Tatsache zu buchen, dass sie<br />

in der Sanierung und Konsolidierung auf bestem<br />

Wege sind. Die gegenwärtige Lage<br />

der Bundesbahnen berechtigt zur Hoffnung,<br />

dass es ihnen möglich sein wird, aus eigenen<br />

Kräften ihre Finanzlage zu sanieren ohne den<br />

Bund weiter belasten zu müssen. Auch wenn<br />

das Kriegsdefizit nicht der Eidgenossenschaft<br />

gutgeschrieben wird, dürfte, sofern die günstige<br />

Wirtschaftskonjunktur anhält, der Augenblick<br />

gekommen sein, da die Schweizerischen<br />

Bundesbahnen mit Rückstellungen und<br />

Taxverbilligungen beginnen können. -t.<br />

sen — ist die Strasse weiterhin jahrzehntelang<br />

haltbar und glatt.<br />

' In einer andern Tageszeitung heisst es bei<br />

einem offenbar aus derselben Quelle stammenden<br />

Bericht über die Risse in der Aargauer<br />

Betonstrasse, die Aargauischen Zementfabriken<br />

hätten sich schon bei der Anlage<br />

verpflichtet, den Unterhalt «für eine bestimmte<br />

Zeit» auf eigene Kosten zu übernehmen.<br />

Warum wird nicht offen und rund heraus<br />

gesagt, dass diese Frist volle zwanzig<br />

Jahre beträgt? Die Betonfachleute müssen<br />

ihrer Sache doch unheimlich sicher sein, dass<br />

,sie eine solche Verpflichtung übernehmen.<br />

| In dem Zusammenhang interessiert es gewiss<br />

die weitere Oeffentlichkeit, dass die<br />

aargauischen Zementfabriken dem aargauischen<br />

Regierungsrat vor mehr als einem<br />

Jahre sogar folgende Offerte gemacht haben:<br />

, Die Zementfabriken übernehmen zu einem<br />

festen Preis, der 1 bis 2 Franken unter dem<br />

Erstellungspreis für Pflasterung liegt und sich<br />

um 16 Franken pro Quadratmeter bewegt, die<br />

Erstellung von Betonbelag und verpflichten<br />

sich, die Strasse in den ersten zwanzig Jahren,<br />

bis sie an den Staat übergeht, in gutem<br />

Zustande zu erhalten. Nach der Erstellung<br />

selber hat der Staat nicht einen Rappen zu<br />

bezahlen, sondern die Fabriken, um alle Ga-.<br />

rantie zu bieten, finanzieren den Bau in der<br />

Weise, dass der Staat jeweils am Ende eines<br />

Garantierjahres ein Zwanzigstel der Bausumme<br />

plus Zins zu bezahlen hat. Für die<br />

ersten 50,000 Quadratmeter entsprechend<br />

einer Bausumme von 800.000 Fr. wollten die<br />

Zementfabriken einen Zins von nur vier Pro-*<br />

zent berechnen, so dass die Fabriken erst im<br />

16. Jahre den Betrag erhielten, den sie für<br />

die Erstellung der Strasse auslegten.<br />

Wenn im aargauischen Grossen Rat Aine-*<br />

rika und Südfrankreich als die Länder bezeichnet<br />

wurden, mit denen die Anhänger<br />

der Betonstrasse exemplifizieren, so hat das<br />

Register beträchtliche Löcher. Sozusagen in<br />

allen Kulturstaaten hat man mit den Betonstrassen<br />

gute Erfahrungen gemacht, und wie<br />

gerade in Deutschland die Stimmung ist,<br />

kann man aus den Nummern vom 25. August,<br />

1. und 8. September der Berliner «Allgemeinen<br />

Automobil-<strong>Zeitung</strong>» ersehen, wo sich unter<br />

den Stichwörtern «Der böse Asphalt und<br />

der gute Beton», «Der Berliner Asphaltskandal»,<br />

«Die Revolution marschiert» usw. der<br />

Schrei nach dem Beton vernehmen lässt, in<br />

Leitartikeln einer Kompetenz wie Walter Ostwald<br />

und vielen Zustimmungsschreiben, wobei<br />

Ostwald feststellt, die Ursache einer<br />

schlechten Betonstrasse liege stets in der<br />

Ausführung; in Deutschland aber habe er<br />

zwar noch nie eine schlechte Betonstrasse<br />

getroffen, und bis dahin hätten die deutschen<br />

Betonstrassen den Automobilisten nur reine<br />

Freude gemacht.<br />

Wer die ausländischen Fachblätter durchgeht,<br />

kann ohne Mühe Dutzende von Zeugnis-!<br />

sen für die Unübertrefflichkeit der Betonstrasse<br />

zusammenstellen. Ist es Zwängerei,<br />

sind es andere unkontrollierbare Gründe, die<br />

uns in der Schweiz zu solcher Rückständigkeit<br />

im Betonstrassenbau verdammen? Sind<br />

die Amerikaner Idioten, dass sie 1,5 Milliarden<br />

Dollars für Betonstrassen ausgeben, 44,4<br />

Prozent der gesamten Bundeszuschüsse für<br />

Betonstrassen verwendeten und 1927 ihr Betonstrassennetz<br />

um dreissig Prozent erweiterten<br />

?<br />

Zur Frage der Betonstrasse wird uns weiter<br />

geschrieben:<br />

Im Anschluss an die zweitägige Strassendebatte<br />

im aargauischen Grossen Rate, waren<br />

in den verschiedenen Blättern der<br />

Schweizerpresse Artikel unter obiger Ueberschrift<br />

zu lesen. Die Einsendungen nehmen<br />

Bezug auf das den Habsburgerwald entlang<br />

ziehende Strassenstück der Hauptstrecke<br />

Brugg-Aarau, welches im Frühjahr 1927 von<br />

den aargauischen Zementfabriken als Betonversuchsstrasse<br />

ausgebaut wurde. Nun ist<br />

aber die betr. Betonstrasse weder der erste<br />

noch der einzige derartige Versuch in unserem<br />

Lande. Ungefähr % Jahre vor der aargauischen<br />

Versuchsstrecke wurde in der<br />

Lachmatt zwischen Pratteln und Muttenz<br />

eine ähnliche Anlage geschaffen. Anlass hiezu<br />

gab die allgemeine Strassenkorrektur der<br />

Strecke Basel-Liestal, wobei eine früher äusserst<br />

exponierte und zahlreiche Unfälle erfordernde<br />

Waldstrassenecke durch die diagonale<br />

Betonstrasse ersetzt wurde.<br />

Nach den Aeusserungen des Kontrollingenieurs<br />

für den aargauischen Versuch soll sich<br />

dieses Betonstück nicht in vollem Umfang<br />

bewährt haben, da sich im Betonbelag Querrisse<br />

zeigten, welche ein Abheben der obern<br />

von der untern Zementschicht zur Folge hatten.<br />

Erstmals wurden die Risse beobachtet,<br />

als nach grosser Hitz© ein heftiges Gewitter<br />

niederging, wodurch ein rascher Temperaturwechsel<br />

ausgelöst wurde. Es wird nun die<br />

Hypothese aufgestellt, dass die allzurasch©<br />

Abkühlung die Schichtlösung verursacht haben<br />

soll. Aber auch beim Bau der Strasse<br />

können Fehler unterlaufen sein, welche zu<br />

einer ungenügenden Schichtverbindung führten.<br />

Aus der kurzen Betriebsdauer lassen sich<br />

noch kein© endgültigen Schlüsse über die<br />

Verwendbarkeit der Betonstrasse ziehen.<br />

Erst eine bedeutend längere Belastungsprobe<br />

vermag Aufschluss zu erteilen über die Widerstandsfähigkeit<br />

gegenüber dem Lastwagenverkehr,<br />

speziell aber hinsichtlich der<br />

Witterungseinflüsse. Von Bedeutung ist aber<br />

die Tatsache, dass der Versuch jetzt schon<br />

für Automobil-, Fuhrwerk und Fussgängerverkehr<br />

ein vollauf befriedigendes Resultat<br />

zeitigte.<br />

Betrachten wir nun das längere Zeit in<br />

Verkehr stehende basellandschaftliche Strassenstück,<br />

welches zudem noch durch Waldgebiet<br />

führt, so weist dieses die auf der<br />

aargauischen Strecke aufgetretenen Mängel<br />

in keiner Weise auf. Die ca. 250—300 m<br />

lange Betonstrasse in der Lachmatt ist jedoch<br />

mit Längs- und Querfugen (quadratische<br />

Einteilung) versehen worden, während<br />

die aargauische Strecke nur Längsfugen aufweist.<br />

Ist da vielleicht die Fehlerquelle zu<br />

suchen, weil der Spannungsausgleich bei<br />

Doppelfugen gleichmässiger ist?

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!