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E_1929_Zeitung_Nr.059

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•Ein Menschenherz ist stärker-als Stahl. Stählerne<br />

Herzen sind wie Maschinen. Maschinen sind<br />

Leben von unserem Leben, Geist von unserem Geist.<br />

«Verwandte sind sich .alle starken Seelen... ><br />

Noch ehe die Sonne erwachte, stand « Heinz *,<br />

der grosse Achtsitzer, vor meiner Tür, ; spielend<br />

geäugelt, gelenkig, ausgeruht,. mit der versammelten<br />

Kraft von 120 Pferden. Seine glitzernden Augen,<br />

mit silbrigen Netzhäuten, weiteten sich zur Ferne,<br />

kündeten einen machtvollen Körper, bereit 1 , seihe<br />

Kräfte zu verschleudern. Wie ein Mensch stand er<br />

da, der, aus dem Abgrunde des Tiefschlafes erwachend,<br />

erfrischt und gestärkt, gewillt ist, Spannkraft<br />

und Drang seiner Seele in den Stahl der<br />

Sehnen und Muskeln zu verlegen, seine Glut in die<br />

Luft zu puffen...<br />

Um halb vier Uhr früh verliessen wir lautlos<br />

den Asphalt Zürichs und zogen auf leise rauschenden<br />

Rädern durch den Silberdunst des Zürichsees<br />

am rechten tUfer entlang und wechselten nach einer<br />

halbstündigen erfrischenden Fahrt bei Rapperswil<br />

daa Seeufer, griffen in das Glarnerland hinein und<br />

erkletterten den Kerenzerberg, « Heinz > neugierig<br />

die Nase voran, bei jeder Kurve. Unter den Churfirsten,<br />

schwer eingebettet, lag der Walensee wie<br />

blaues Metall in einem Schmelztiegel. In der Allee<br />

von Ragaz kamen uns bereits die Frühaufsteher<br />

unter den Kurgästen entgegen. Bei Landquart<br />

schwenkten wir in den schluchtartigen Passweg<br />

ein, Richtung Davos, erstiegen Schiers, überholten<br />

Klosters und gingen mit kühnen Wendungen den<br />

Bandweg nach Davos hinauf, erreichten Davos-<br />

Platz um halb 7 Uhr morgens und unterbrachen<br />

die Fahrt eine halbe Stunde, weil es Zeit war, den<br />

durch die Frühfahrt erweckten Heisshunger durch<br />

ein kurzes Frühstück zu stillen.<br />

Dann setzten wir unser Maschinentier auf den<br />

Flüelapass. In den Alpenrosenfeldern seiner Höhe<br />

«— ©in Bild, wie von Johanna Spyri gezeichnet:<br />

Städtischer Besuch in einer Alphütte. Der Alm-<br />

Oehi mit dem « Heidi» winkte aus der Tür. Der<br />

Geissenpeter schwang seine lange Rute über dem<br />

Schneehöppli und dem Türk und. empfing mit<br />

freundlichen Zurufen das Schwänli und das Bärli.<br />

Heidi hinab ins Engadin nach Süs und Zernez!<br />

Um 10 Uhr griffen wir den Ofenpass an, durchflogen<br />

die romantischen Reservationen des schweizerischen<br />

Nationalparkes — ein Habicht stiess vor<br />

uns auf einen Junghasen — und um 11 Uhr lenkten<br />

wir in der Talsohle von Santa Maria zum<br />

Tourismus<br />

Fünf Hochpässe an einem Tag<br />

Von Carl Friedrich Wienand.<br />

Umbrailpass hinüber, schraubten uns über die<br />

Baum- und Pflanzengrenze in die kahlen Schuttund<br />

Karren gebiete der Passhöhe hinein, erledigten<br />

beim italienischen Grenzsoldaten schnell die Zoll-<br />

«Egelegenheiten und hielten um halb 2 Uhr in der<br />

«cfcarfen Luft der Schneeregion, auf 2760 Meter<br />

über Meer, vor dem Passhoteli des Stilfserjochs, umringt<br />

von rotbraunen italienischen Grenzsoldaten<br />

und Offizieren, die, von einer Skiabfahrt aus dem<br />

Ortlergebiet heimkehrend, mit uns das Hotel betraten.<br />

Dutzende von Autos standen parkiert um<br />

das Berghaus herum. « Heinz » hatte alle Schwierigkeiten<br />

der heroischen Fahrt bezwungen, lachte<br />

aus lichten Augen, herrlich wie am Morgen, kühlte<br />

sich, ohne Herzklopfen, in dem Höhensturm, der<br />

über den Passweg schnitt, während seine Genossen<br />

aus allen Nüstern dampften und von der Anstrengung<br />

noch' ächzten. Drunten im Tal brannte eine<br />

Hitze von über 30 Grad Celsius. Hier oben traten<br />

wir in die angenehm geheizten Säle des Berghotels<br />

und speisten, inmitten der turbulent sich gebärdenden<br />

Italiener, einfach und gut zu Mittag. Die aus<br />

der Schweiz stammenden Bedienerinnen retteten<br />

sich mit Liebenswürdigkeit aus der Attake der Italiener,<br />

aus einem Kreuz- und Wirbelfeuer von<br />

Spässen, Gelächter, Tanz und Gesang. Gewappnet<br />

mit Vorsicht und Ruhe stiegen wir darauf, Schritt<br />

für Schritt, die ungezählten Haarnadelkehren des<br />

Stilfserjochs hinab, zügelten in jeder der engen<br />

Kurven unser Maschinentier einen halben Schritt<br />

vor dem sturzsteilen Hange, bis die geschickte<br />

Wende vollbracht war. Spannungsempfindungen<br />

schnürten mich wiederholt, stärker als ich sie bei<br />

den Wagestücken eines Alpenfluges in einem Leichtflugzeug<br />

erlebte, der mich auf über 6000 Meter in<br />

die Höhe führte. Dann kam die gestreckte Bahn;<br />

im Aufatmen sausten wir an den Ortlergletschern<br />

vorüber, durch Trafoi hindurch, in den schäumend<br />

fruchtbaren Vintschgau hinein, dessen gutdeutsche<br />

Namen sämtlich verwelscht sind, und gelangten in<br />

webernder Hitze um 4 Uhr nach Meran. Nach einstündigem<br />

Aufenthalt brachen wir nach Bozen auf,<br />

und während ein unvergesslicher Sonnenabschied<br />

im Osten den Rosengarten Laurins in Purpur<br />

tauchte, setzten wir zum letzten Sprung auf den<br />

Mendelpass an. Eine wundervoll angelegte Autostrasse,<br />

breit und wohlig. Durch würzige Waldstrassen<br />

stiegen wir in die Höhe der Felsenwege<br />

hinein, und um 8 Uhr abends stand « Heinz » mit<br />

glitzernden Augen, die Sonne und Eiswind auf<br />

meilenweiten Bergstrassen eingesogen hatten, nach<br />

der siegreichen Ueberwindung von einem halben<br />

Tausend Passkurven vor dem Grand Hotel des Mendelpasses.<br />

« Heinz» atmete aus allen Gliedern die<br />

Wärme seiner Anstrengung. Ein Sturzbad erfrischte<br />

ihm Brust und Gelenke, und er versank in den Tielschlaf<br />

des Ueberwinders.<br />

Maschinen sind Leben von unserem Leben,<br />

Sie fühlen im Innern, sie schaffen und denken.<br />

Vom Geist, den ihnen der Mensch gegeben.<br />

Sind sie beseelt in allen Gelenken.<br />

Sind rassige Renner. Aus allen Poren<br />

Siehst du Verlust ihres Lebens tropfen.<br />

f<br />

Du hörst in ihren heissen Motoren<br />

Den heissen Schlag ihres Herzens klopfen*<br />

Sie sind unterjocht, in Stahl und Eisen,<br />

Entfesselt, wie freiheitsdurstende Sklaven ...<br />

Doch lasst eure Renner nach jauchzenden Reisen<br />

Zur Nachtzeit ruhen, verkühlen und schlafen.,.<br />

AUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong> — 50<br />

Appenzellerland und<br />

Toggenburg<br />

In der letzten Stunde der Schöpiungswoohe<br />

— erzählt die Sage — soll der liebe<br />

Qott das Appenzellerland erschaffen haben.<br />

Er schüttelte den Sack, darinnen er die Häuschen<br />

und Menschen trug, über dem Lätidchen<br />

noch hurtig aus, mit der Absicht, sie<br />

dann in der Sonntagmorgenfrühe zu ordnen.<br />

Als er aber am Sonntag zum Himmelfenster<br />

hinausschaute und sein Werk betrachtete, da<br />

fand er es ganz lustig und malerisch. Darum<br />

Hess er darnach die Häuschen stehen, wo sie<br />

hingefallen waren.<br />

Diese hübsche Sage vermittelt ein treffliches<br />

Bild von der Besiedelungsart im Appenzellerländchen.<br />

Man sieht in Gedanken (das<br />

Gelände mit seinen unzähligen verstreuten<br />

Häuschen, in deren Mauern der lärmmüde<br />

Stadtmensch findet was er sucht: Ruhe, Behaglichkeit<br />

und urwüchsigen Humor. Also<br />

verbringen wir Weekend einmal im toggenburg-appenzellischen<br />

Bergländchen, das wie<br />

eine Insel im Strome des Reiseverkehrs daliegt.<br />

Bei der Strassengabelung südlich von Wil<br />

biegt unsere Route direkt ins Tal der Thur<br />

ein und führt über das hübsche Industriestädtchen<br />

Lichtensteig mit seinen anmutigen<br />

Laubengängen dem stattlichen Dorfe Wattwil<br />

zu. Auserhalb des Friedhofes, in östlicher<br />

Richtung, windet sich die Strasse in<br />

Kehren und Krümmungen über Krummbach<br />

(900 m), Heiterswil und Oberschlatt den sonnigen<br />

Bergrücken von Hemberg hinan. Die<br />

landschaftlich überaus abwechslungsreiche<br />

und lohnende Szenerie über die sogenannte<br />

Landscheide wird weiter oben abgelöst durch<br />

das herrliche Säntispanorama der Satlediegg.<br />

In geruhsamer Fahrt geht es der Talsohle zu,<br />

wo, direkt zu Fassen des Säntis, der Luftkurort<br />

Urnäsch liegt.<br />

Die letzte Etappe über Jakobsbad und<br />

Gontenbad nach dem Kantonshauptort der<br />

Appenzeller Iässt das Auge keinen Augenblick<br />

mehr ruhen. Links und rechts der Fahrstrasse<br />

beschauliche, ruhige Weglein, die an<br />

Hängen und Hägen, mitunter auch über Tobel,<br />

hinschlendern und sich manchmal im<br />

üppigen Graswuchs schier verlieren. Und inmitten<br />

dieses Wies- und Weidenlandes steht<br />

das Appenzellerhaus. Was man anderwärts<br />

erst vor zwei und drei Jahrzehnten gemerkt<br />

hat, nämlich, dass Licht und Sonn© ein unschätzbares<br />

Gut seien, das haben die Appenzeller<br />

immer gewusst und darnach gebaut,<br />

Die Giebelfront ihrer Häuser mit vielen Fenstern<br />

wendet sich breit der Sonnseite zu, indes<br />

der First des angebauten Stalles senkrecht<br />

daran stösst. Fast jedes zweite Haus,<br />

hat unten seinen Webkeller, wo zur rauhen;<br />

Jahreszeit fleissig gewoben wird, mag es<br />

auch nur kargen Verdienst eintragen. Wenig<br />

ist besser als nichts, denkt der AppenzellerJ<br />

und diese Ueberlegung hat allezeit ihre Ber<br />

rechtigung gehabt.<br />

j<br />

Appenzell, das an Sehenswürdigkeiten überaus<br />

reich ist, bietet bequeme Unterkunft für<br />

Wagen und Insassen. Eine recht lohnende<br />

Variante ist aber auch der Abstecher nach<br />

dem Weissbad im Talkessel des Säntis, Altmann<br />

und Hohen Kastens. Auch hier Iässt<br />

sich gut rasten und schlafen, so dass in der<br />

Morgenfrühe des Sonntags die Route übet<br />

Gais, Taufen nach Trogen an Wiesen und<br />

Tobein vorbei mit frischem Geiste fortgesetzt<br />

werden kann. Ein kleiner Abstecher nach<br />

Speicher und Vögelinsegg, wo die Appenzeller<br />

anno 1403 das Joch unerträglicher Fremdherrschaft<br />

unter Mithilfe der befreundeten<br />

Schwyzer abgeschüttelt hatten, ist der wundervollen<br />

Aussicht wegen wohl zu empfeh*<br />

len.<br />

Von Trogen führt eine etwa fünf Kilometer<br />

lange, mittlere Fahrstrasse nach dem bekannten<br />

Appenzeller Kurort Heiden, das im Frühjahr<br />

und Sommer zahlreiche Gäste beherbergt.<br />

Von Heiden neigt sich die Route dem<br />

Rheintal zu. Es steht aber immer noch genügend<br />

Zeit zur Verfügung, um bei Wolf«<br />

halden rechter Hand abzubiegen und den*<br />

prächtig gelegenen Walzenhausen, in Autler-j<br />

kreisen durch das alljährliche Bergrenneiij<br />

Rheineck-Walzenhausen bekannt, einen Be-j<br />

such abzustatten. Von der Terrasse des Kur-i<br />

hauses aus geniesst man einen wundervollen<br />

Ausblick auf den Bodensee und die Vorarl*,<br />

berge.<br />

Rückfahrt über St. Mangrethen, Altstätten,,<br />

Linz und Sennwald am Ostfusse des Hohen<br />

Kastens entlang nach Haag, wo die gute und.<br />

landschaftlich ungemein fesselnde Hauptroute<br />

nach dem Obertoggenburg einbiegt. In Wildhaus<br />

erreicht die zwischen AÜtmann und<br />

Churfirsten gelegene Talsohle wiederum ein©<br />

Höhe von etwas über 1000 m, führt kurz van<br />

Lisighaus, am vielbesuchten Geburtsort des<br />

Reformators Ulrich Zwingli vorbei, nach<br />

Unterwasser. Von allen Seiten strömen hfen<br />

die Quellwasser der Thur zusammen, den<br />

wir talwärts folgen bis Alt St. Johann. Ueber<br />

Nesslau, Krummenau und Ebnat-Kappel geht<br />

Die Wirtschaftlichkeit<br />

des Continental-Reifens wird durch die hohen Dauerleistungen<br />

bewiesen, die er heute auf Strassen jeglicher<br />

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