E_1929_Zeitung_Nr.081
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Eine Herbstfahrt ins Burgunderland<br />
Eigentlich war's noch eine Sommerfahrt, denn<br />
der Hitzegrad war ein ganz sommerlicher, anormaler,<br />
als die 17 Wagen mit ihren 50 Insassen<br />
der Sektion Zürich des A G. S. am 10. September<br />
ihre Fahrt ins gastliche Burgund antraten. Von<br />
Zürich aus ging's über Baden, Ölten, Solothurn,<br />
dem Bielersee entlang nach Neuenburg und dann<br />
die herbstlich schönen Montagnes Neuchäteloises<br />
hinauf zur aussichtsreichen Vue des Alpes und<br />
durch freundliche Juralandschaften hinüber zum<br />
grossen Uhrenmacherdorf La Chaux-de-Fonds. In<br />
den bekannten Hotels • Fleur de Lys » und « Central<br />
et de Paris» fand man gute Unterkunft, derweilen<br />
die 17 Wagen in der städtischen Reithalle<br />
untergebracht wurden.<br />
Die Sektion Montagnes Neuchäteloises des A.<br />
G. S. hatte es sich nicht nehmen lassen, den Clubkollegen<br />
und Freunden vom Limmatstrand einen<br />
besonders liebenswürdigen Empfang zu bereiten.<br />
Herr Gozel, der tatkräftige Sekretär der Sektion,<br />
überreichte den Damen silberne Menuständer mit<br />
Anschrift, derweilen sich Deutsch und Welsch zu<br />
einem von der Sektion des Montagnes Neuchlteloisea<br />
offerierten Kaffees in bester Geselligkeit fanden.<br />
Und auch nach dem Nachtessen kamen die<br />
Angehörigen der beiden Sektionen noch für etli»<br />
ehe Stunden im Hotel Fleur de Lys zusammen, wo<br />
übrigens noch ein äusserst gewichtiges Traktandum<br />
zu erledigen war: die Bestimmung des Fahrtleiters.<br />
Die Wahl fiel einstimmig und mit Akklamation<br />
auf Herrn Buchdrucker Kraut in Oerlikon,<br />
der sich in der Folge mit Aufopferung dieser Bürde<br />
unterzog und — es sei hier gleich gesagt — sich<br />
in den kommenden Tagen in vorzüglicher Weise<br />
ßeines « schweren » Amtes entledigte.<br />
Nachdem man am ersten Ta? nach 183 km<br />
langer Fahrt ins Herz des Neuenburger Jura eingedrungen<br />
war, sollte es nun am zweiten Tag hinüber<br />
nach Frankreich gehen. Das Tagespensum<br />
lautete auf 210 km, doch wurde dasselbe noch um<br />
einige Kilometer vergrössert, da die direkte Strasse<br />
La Chaux-de-Fonds—Le Locle gesperrt war und ein<br />
Umweg durchs La Sagne-Tal eingeschlagen werden<br />
musste. Wohl keiner der Fahrtteilnehmer — zu<br />
denen übrigens als «zugewanderter Ort > auch<br />
Herr Beck, der tatkräftige Präsident der Sektün<br />
Emmental des A. C. S. zählte — bereute zwar diese<br />
Reiseverlängerung nicht, führte sie doch durch ein<br />
landschaftlich prächtiges Juratal. Nach Passieren<br />
des Gol des Roches ging's hinauf zum allerdings<br />
äusserst wasserarmen Lac des Brenets. Dank den<br />
Vorkehren des Sektionssekretariates ging die Zollabfertigung<br />
in Les Brenets-Route und Villers sehr<br />
rasch von statten, und nun war die Bahn frei für<br />
die Fahrt ins Burgund. Schon die Reise durch die<br />
eigenartigen Juragegenden zwischen Pontarlier und<br />
Besangon mit ihren sonderbaren Geländekonstellationen<br />
fand bei den Zürcher Automobilisten besonderes<br />
Interesse und kann diese Gegend den schweizerischen<br />
Autotouristen für interessante, abwuchslungsreiche<br />
Touren sehr empfohlen werden. Nach<br />
Passieren von Morteau, Pontarlier, Vallee de la<br />
Loue, Ornans fanden sich die meisten Fahrtteilnehmer<br />
im Grand Hotel in Besanc.on zum gemeinsamen<br />
Mittagessen ein.<br />
Waren anfänglich die französischen Strassen<br />
nicht allzu gut in ihrer Beschaffenheit, so wurde '<br />
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es merklich besser, als man mit den eigentlichen<br />
« Routes Nationales » Bekanntschaft mächte. Zwar<br />
Hess auch deren Zustand hin und wieder zu wünschen<br />
übrig, aber sie gestatteten doch gute Tempi,<br />
so dass man rasch vorwärts kam. Vorzüglich war<br />
vor allem die Strecke Döle-Dijon.<br />
Aber schon kurz nach Dole, m Genlis, kündigte<br />
sich die erste Fühlungnahme mit dem Automobile-<br />
Club Bourguignon an, der sich so sehr der guten<br />
Durchführung dieser Fahrt angenommen hatte und<br />
in den nächsten Tagen nichts unterliess, um den<br />
Aufenthalt der Zürcher im gastfreundlichen Burgund<br />
möglichst interessant und angenehm zu gestalten.<br />
In fünf Wagen hatten sich verschiedene<br />
Vorstandsmitglieder des A. C. Bourguignon in Genlis<br />
eingefunden. Jeder Zürcher Wagen wurde mit<br />
einem Fanion des französischen Clubs geschmückt<br />
und dann ging's unter Leitung von Herrn Daimie,<br />
Sekretär, und des Präsidenten des Verkehrsvereins<br />
Dijon, Herrn Pelletier, hinein nach Dijon, wo unter<br />
polizeilichem Ordnungsdienst eine zahlreiche<br />
Bürgerschaft die Schweizer Fahrer willkommen<br />
hiess. Im Clublokal des A. C. Bourguignon, auf<br />
der Place du TWätre, mit den schweizerischen und<br />
französischen Farben geschmückt, grosser Empfang<br />
durch Herrn Dr. Blanc, den Präsidenten des<br />
Ä. C. B., der in seiner Rede an die Fahrt nach<br />
Lausanne erinerte und sich glücklich schätzte, die<br />
Gastfreundschaft der Schweizer erwidern zu können.<br />
Nach einem angebotenen Glase Sekt entbot der<br />
Fahrtleiter, Herr Kraut, Oerlikon, in französischer<br />
Sprache den Willkommgruss der Sektion Zürich<br />
des A. C. S. tmd überreichte dem A. C Bourguignon<br />
einen silbernen Wandteller mit dem « Zürileu » als<br />
Symbol, ein Geschenk, das von den Dijoner Clubkollegen<br />
mit besonderer Freude entgegengenommen<br />
wurde.<br />
Im Hotel de la Cloche, von dessen First die<br />
Schweizerfahne weithin sichtbar wehte, bezog man<br />
Quartier und fand denn auch hier eine vorzügliche<br />
Aufnahme. Gleichen Abends noch traf ein Depeschengruss<br />
der in Dijon in den Ferien weilenden<br />
Schweizer Studenten ein: «Salutations patriotiques<br />
>.<br />
Und nun am 12. September sah man sich das<br />
als gastronomisches Zentrum Frankreichs berühmte<br />
Dijon an. In Gesellschaftswagen der « Sleepings<br />
Cars Dijonnais» unternahm man eine Rundfahrt<br />
durch die interessante Stadt, zu der Herr Pelletier,<br />
Präsident des Verkehrsvereins von Dijon, den liebenswürdigen<br />
Cicerone machte. Dijon bietet ausserordentlich<br />
viel Sehenswertes. So musste man<br />
sich denn auf die wichtigsten « Sachen » beschränken<br />
und begeisterte sich speziell an der prächtigen<br />
Puit du Moiise, der herrlichen Skulptur Claude Sutters,<br />
an der majestätischen Eglise Notre-Dame, am<br />
Palais du Justice etc. Den Abechluss dieser Vormittagsfahrt<br />
bildete eine interessante Besichtigung<br />
der Kellereien der S.A.Jules Resrnier & Co., wo<br />
deren Direktor, Herr Sirdet, die Honneurs machte.<br />
Vorher hatten sich die Zürcher noch beim Kriegerdenkmal<br />
eingefunden und dortselbst einen Kranz<br />
in den Schweizerfarben niedergelegt.<br />
Das eigentliche gastronomische Dijon sollte man<br />
dann beim Mittagessen im Restaurant des Trois<br />
Faisans (chez Racouchot) kennen lernen, wo die<br />
Dijoner Freunde alle Minen von Küche und Keller<br />
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springen Hessen. Die Folge des grossartigen Menüs<br />
war, dass das Essen genau 150 Minuten (auf dem<br />
Chronometer abgestoppt) dauerte und so der Nachmittagsausflug<br />
auf den benachbarten Mont Affrique<br />
leider abgesagt werden musste. Man besuchte<br />
dann noch eine weitere Sehenswürdigkeit Dijons,<br />
die Senffabrik «Amora», einen äusserst interessanten<br />
Betrieb, dann das Museum und die Gräber<br />
der Herzöge von Burgund, letztere unter der besonderen<br />
Leitung des kunstgeschichtlichen Consarvateurs.<br />
der speziell die die Schweizer interessierenden<br />
Kunstschätze zeigte. Um 17 Uhr war grosser<br />
Empfang in der « Mairie», wo der kriegsblinde<br />
Maire-adjoint, Herr Dr. Juillet, die Zürcher Reisegesellschaft<br />
im Namen der Stadtbehörden von Dijon<br />
willkommen hiess und speziell der grossen<br />
Liebestätigkeit der Schweiz im Weltkrieg gedachte.<br />
Auch die Vorstandsmitglieder des A. C. Bourguignon<br />
hatten sich zu diebem liebenswürdigen Empfang<br />
eingefunden, der vom Fahrtleiter, Herrn<br />
Kraut, in prächtiger französischer Rede verdankt<br />
wurde, wobei speziell auf die völkerversöhnende<br />
Rolle der Schweiz angespielt wurde. Unter Führung<br />
von Herrn Dr. Juillet wurde dann das Palais des<br />
Ducs de Bourgogne besichtigt und mit herzlichen<br />
Dankesworten von den Dijoner Behörden Abschied<br />
genommen.<br />
Schon mit dem zweiten Reisetag hatte sich ein<br />
enger, kameradschaftlicher Kontakt zwischen allen<br />
Fahrtteilnehmern eingestellt, die so eine einzige,<br />
grosse Familie bildeten. Dazu mag vor allem auch<br />
die äusserst liebenswürdige Aufnahme in der<br />
Hauptstadt der Cote d'Or beigetragen haben, auf<br />
deren Fleischtöpfe nun am kommenden Tag in<br />
Beaune ein weiterer Angriff unternommen werden<br />
soll. Dass die <strong>Zeitung</strong>en von Dijon mit begeisterten<br />
Worten die «Caravane zurichoise» willkommen<br />
geheissen haben, braucht wohl nicht speziell erwähnt<br />
zu werden. — s. (Schluss folgt.)<br />
Ziivdie* Notizen<br />
Zur Kennzeichnung der Einbahnstrassen.<br />
Nachdem durch die Umgestaltung verschiedener<br />
Plätze und die Neuordnung der Ver-<br />
Parkplatz. Der Automobilist erhielt von den Ordplatz<br />
versah, wies alle Automobilisten nach diesem<br />
kehrsregeln für die Bahnhofstrasse eine Reihe nern auf dem Parkplatz einen numerierten Zettel,<br />
von Strassen nur mehr in der Richtung befahren<br />
werden dürfen, fiel den Behörden auch Am Wagen wurde ein zweiter Zettel mit der<br />
der einen Passus enthielt, wonach alle Haftpflicht<br />
abgelehnt wurde.<br />
die Aufgabe zu, für entsprechende Kenntliehmachung<br />
der Fahrverbote zu sorgen. Die Gebühr von Fr 2.— erhoben.<br />
entsprechenden Nummer befestigt und dafür eine<br />
ursprünglich aufgestellten resp. aufgehängten<br />
Signalscheiben erwiesen sich nun in jeder konnte seinen Wagen (oder auch nicht den seini-<br />
Die Wagen wurden nicht bewacht, jedermann<br />
gen) ohne Vorweisen der Kontrollnummer vom Platz<br />
Hinsicht als ungenügend, indem sie entweder abholen. Die Schützengesellschaft lehnte ja auf<br />
zu hoch postiert und deshalb vorab von geschlossenen<br />
Wagen aus nicht ersichtlich waren,<br />
oder weil sie wegen ihrer geringen<br />
Grosse und Unscheinbarkeit überhaupt nicht<br />
auffielen und im übrigen Schilderwald der<br />
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Strassen einfach untergingen.<br />
Es wurden mit der Zeit Versuche mit grösseren<br />
und nachts beleuchteten Verkehrstafeln<br />
gemacht, von welchen nunmehr auch<br />
eine Anzahl bereits aufgestellt worden Ist, so<br />
an der Poststrasse, am Seilergraben etc. An<br />
verschiedenen Orten, und zwar bedauerlicherweise<br />
gerade an solchen mit sehr lebhaftem<br />
Verkehr, wie z. B. am Leonhardsplatz, stehen<br />
aber immer noch die unscheinbaren und<br />
unzwecksmässigen kleinen Scheiben, die von<br />
kaum einem Menschen beachtet werden. Eine<br />
Nachfrage beim Polizeiinspektorat ergab nun<br />
die erfreuliche Kunde, dass sich diese Instanz<br />
zurzeit mit Entwürfen für eine zweckentsprechende<br />
Signaltafel mit Beleuchtung zur<br />
Nachtzeit befasst. Es darf deshalb angenommen<br />
werden, dass die Einbahnstrassen baldigst<br />
in einheitlicher und vor allem gut sichtbarer<br />
Weise gekennzeichnet werden. Es st<br />
dies um so notwendiger, als die Nichtbeachtung<br />
dieser Tafeln zur Anzeige gebracht wird<br />
und eventuell Busse nach sich zieht. Diese<br />
Massregelung wird von ortsfremden Fahrern<br />
als hart empfunden, da diese vielfach gerade<br />
genug zu tun haben, um sicher und mit Sorgfalt<br />
stark befahrene Plätze überqueren ~u<br />
können und wirklich keine Möglichkeit 'nben,<br />
gleichzeitig noch nach irgendeiner kleinen<br />
Verbotstafel Ausschau zu halten. Es ist deshalb<br />
nur gerecht fertigt, wenn die Verkehrssignale<br />
so gehalten sind, dass sie nicht gesucht<br />
werden müssen, sondern ohne weiteres<br />
und auf gute Distanz von selbst auffallen, z.<br />
Ueberforderung bei Auto-Parkierung. Anlässlich<br />
des Knabenschiessens vom 8. und 9. September in<br />
Zürich richtete die festgebende Schützenge^ellschaft<br />
in der Nähe des Festplatzes einen Parkierunffsplatz<br />
ein. Nein, der Platz wurde nicht eingerichtet,<br />
er wurde einfach so benutzt, wie er da<br />
lag, er war nicht abgesperrt, hatte keine ordent»<br />
liehe Zufahrt, wies Gräben und Höcker auf. Dia<br />
Stadtpolizei, die den Ordnungsdienst auf dem Fest-<br />
der Quittung für das Parkgeld jede Haftpflicht<br />
ausdrücklich ab.<br />
Unter diesen Umständen erschien den Automobilisten<br />
die Taxe von Fr. 2.— stark übersetzt Hätte<br />
ein Privatmann diese Taxe verlangt, dann hätte<br />
man es seinem spekulativen Geschäftssinn zu-'<br />
schreiben können, aber es war ja die festgebende<br />
Gesellschaft, die so höbe Taxen forderte. Damit<br />
erscheint die Taxe nicht nur zu hoch, sondern<br />
direkt unlogisch, indem sie geeignet ist, Leute vom<br />
Feste= abzuhalten, oder doch ob dieser Schröpferei<br />
zu verärgern.<br />
Als Folire der hohen Parkierungstaxe konnte<br />
man beobachten, dass viele Automobilisten in den<br />
(Siehe Fortsetzung Seite 16)<br />
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