E_1930_Zeitung_Nr.044
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18 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong> — N° 44<br />
zu schreiben, wie er vor langem einmal gebeten<br />
hat. Wartun Vergessen sie es? Ach,<br />
das sind nur Kleinigkeiten, denken sie vielleicht<br />
— aber vergessen Sie nicht, dass das<br />
Leben aus solchen Kleinigkeiten zusammengesetzt<br />
ist und dass, wenn die kleinen Zahnrädchen<br />
der täglichen Anforderungen und<br />
Bedürfnisse nicht mühelos ineinandergreifen,<br />
eines Tages das Stillstehen des ganzen Werkes<br />
die Folge sein wird. Die Fähigkeit des<br />
Anpassens aneinander und die Rücksichtnahme<br />
auf die unausgesprochenen Wünsche,<br />
die zarte Sorglichkeit oder der anspruchsvolle<br />
Egoismus machen ja im Grunde das<br />
Glück oder Unglück eines Lebens, zumindest<br />
aber eines Zusammenlebens aus. Denn man<br />
kann viel eher die einmalige Enttäuschung<br />
bei der «ganz grossen» Gelegenheit — als<br />
die täglichen, zermürbenden Enttäuschungen<br />
bei den kleinen Gelegenheiten verwinden.<br />
Darum, vergessen Sie nicht<br />
Ich habe mich nicht geirrt<br />
Ich spazierte auf der Strasse. Erblickte<br />
einen Mann, der vor einem Schaufenster<br />
stand. Hallo, das ist ja der Kraus, der verdammte<br />
Schurke, der mir einen so üblen<br />
Streich gespielt hat! Ich habe schon damals<br />
gelobt, ihm, wo immer auch ich ihn treffen<br />
möge, eine herunterzuhauen. Na, jetzt ist die<br />
Gelegenheit da. Ich trete hinter ihn, rede<br />
ihn barsch an:<br />
Ich gratuliere Ihnen, üebngens<br />
Name.<br />
Kolb ist mein<br />
«He!»<br />
Er dreht sich um, und in diesem Augenblick<br />
hat er auch schon eine mächtige Maulschelle.<br />
Aber im selben Augenblick erfüllen<br />
mich auch schon Entsetzen und ein Gefühl<br />
tödlicher Scham. Heiliger Gott, das ist ja<br />
nicht der Kraus! Was konnte ich da anders<br />
tun, als stammeln:<br />
«Verzeihen Sie, mein Herr, ich habe mich<br />
geirrt.»<br />
Er aber blickte mich traurig an und sprach<br />
langsam:<br />
«Nein, mein Herr, Sie haben sich nicht<br />
geirrt. Ich bin Familienvater. Morgens bin<br />
ich zahlungsunfähig geworden, mittags verliess<br />
mich meine Frau, nachmittags wurde<br />
meine Tochter von einem Eintänzer entführt,<br />
der früher bei mir beschäftigt war und mit<br />
der Portokasse durchging. Ich hatte den<br />
ganzen Tag furchtbare Kopfschmerzen, verdarb<br />
mir mittags den Magen und bekam Magenkrämpfe,<br />
seither schüttelt mich das Fieber,<br />
nachmittags war ich beim Zahnarzt, der<br />
brach mir den kranken Zahn ab und liess<br />
die Wurzel drin, zog mir dafür einen gesunden<br />
heraus und jetzt schwillt allmählich<br />
meine Backe an, auf die Sie sich zu verirren<br />
beliebten; vorhin wollte ich ein Abendblatt<br />
kaufen, um nachzusehen, ob meine Zahlungsunfähigkeit<br />
schon drinnen steht, als ich jedoch<br />
die <strong>Zeitung</strong> bezahlen wollte, merkte ich,<br />
dass meine Brieftasche abhandengekommen<br />
ist; der <strong>Zeitung</strong>sjunge drückte mir aus Mitleid<br />
umsonst eine <strong>Zeitung</strong> in die Hand, ich<br />
schaute sie an, es war die von gestern; da<br />
fiel ich, von einem Schwindelgefühl erfasst,<br />
gegen einen Laternenpfahl, der grün und<br />
frisch gestrichen war. Mein Herr, Sie haben<br />
sich nicht geirrt, mir fehlte nur noch dies,<br />
damit mein heutiger Tag vollkommen sei.<br />
Mein Herr, Sie haben ganz genau erraten,<br />
wem Sie irrtümlicherweise eine herunter-<br />
hauen sollen. Ich gratuliere Ihnen. Uebrigens:<br />
Kolb ist mein Name.»<br />
Erziehung zum Tonfilm<br />
Zu den umstrittensten Themen gehört seit einiger<br />
Zeit auch die Frage des künstlerischen<br />
Wertes des Tonfilms. In der «B. Z.» äussert sich<br />
der bekannte Operettensänger Richard Tauber,<br />
der durch seinen Film «Ich glaub' nie mehr an<br />
eine Frau», neue Sympathien erwarb :<br />
«Man braucht nur eine Grammophonplatte<br />
zu hören, um eine Tonfilmeignung festzustellen.<br />
Voraussetzung bleibt dabei die bilddarstellerische<br />
Fähigkeit. Genau wie Genie<br />
FJeiss ist, sollt© Können Arbeit bedeuten.<br />
Welcher Laie würde es wagen, nur mit seinem<br />
Rohmaterial, seiner naturhaften Begabung<br />
die Oeffentlichkeit zu behelligen. Sänger<br />
und Darsteller von Provinzbühnen haben<br />
ein jahrelanges, ernsthaftes, meist mühseliges<br />
Studium hinter sich. Da sollte es bei<br />
einem Tonfilm anders sein? Im Gegenteil.<br />
AU© die Fähigkeiten, Eigenschaften, Merkmale,<br />
die bei jenen ein Können voraussetzen,<br />
müssen bei ihnen in einem harmonischen<br />
Ganzen vereinigt sein, „ v> .<br />
Anfangs ist alles em Versuch, alles ein Tasten<br />
nnd Suchen. Erst allmählich wird Fremdes<br />
vertraut, Dickicht Lichtung. Und genau<br />
so wie man beim stummen Film lange Zeit<br />
brauchte, um Eignung und Wirkungsmöglichkeit<br />
zu erkennen, wird auch der Tonfilm<br />
die erforderliche Zeitspanne nicht auslassen<br />
können.<br />
Mit einem Wuppdich ist es nicht getan.<br />
Sprach- und Gesangsstudien erfordern konzentrierte<br />
Arbeit im allmählichen Aufbau,<br />
fortschreitende Veredelung.<br />
Erfinder und Techniker brachten uns das<br />
Tonfimphänomen. Seine Vervollkommnung<br />
wird von Tag zu Tag mehr evident. Und all<br />
das ist ein Ergebnis mühseligster, entbehrungsvollster<br />
und ernsthaftester Arbeit. Der<br />
Tonfilm ward zum Werkzeug. Sein Meister<br />
wird gesucht.»<br />
Bunte Chronik aus aller Welt<br />
In einer kleinen Konditorei...<br />
Eine New Yorker Konditorei am Fort Hamilton<br />
PaTkway wurde vor kurzem am helle<br />
Tage von Räubern überfallen, die alle Besucher<br />
ausplünderten und einen eigenartigen<br />
Weg einschlugen, um sich vor der Verfolgung<br />
zu sichern. Als sie den Besuchern ihr<br />
Geld und ihre Wertsachen abgenommen hatten,<br />
rief ihr Anführer aus: «Nun zieht schnell<br />
eure Hosen aus, sonst fliegen blaue Bohnen!»<br />
Die Herren kamen dieser Aufforderung sofort<br />
nach, da sechs Revolver drohend auf sie<br />
gezückt waren. Ein Räuber ging durch das<br />
Lokal und sammelte alle Hosen ein, die er<br />
einpackte und unter den Arm nahm. Dann<br />
wandte sich der Anführer der Räuber an die<br />
Damen und erklärte ihnen : «Die Damen<br />
muss ich bitten, ihre Mäntel und Kleider abzulegen.»<br />
Auch dieser Befehl wurde befolgt<br />
und die kostbare Damengarderobe zu den<br />
« Unaussprechlichen » der Herren gelegt.<br />
Dann verabschiedeten sich die Räuber mit<br />
einem herzlichen Dank und veriiessen das<br />
Lokal, das sie sorgfältig abschlössen. Nachdem<br />
endlich nach längerer Zeit die Tür geöffnet<br />
werden konnte, liess der Besitzer der<br />
Kondidorei, der gleichfalls seine Hosen hatte<br />
abgeben müssen, durch einen Knaben die Polizei<br />
benachrichtigen. Erst jetzt konnte die<br />
Fernsprechleitung, die die Räuber durchschnitten<br />
hatten, wiederhergestellt werden<br />
und die Anwesenden sich neue Garderobe<br />
bringen lassen.<br />
Spielhöllen-Gewinne.<br />
Während die Spieler an den grünen Tischen<br />
der französischen Kasinos bald gewinnen und<br />
bald verlieren, gewinnt das französische Finanzministerium<br />
stets. Nach der neuesten<br />
Statistik wurde im vergangenen Jahr an den<br />
166 in Frankreich eingetragenen Spielbaniken<br />
die Summe von 85 Millionen Franken den<br />
Spielern abgenommen, wovon Steuern in<br />
Höhe von fast 53 Millionen Fr. dem französischen<br />
Staatssäckel zuflössen. An der Spitze<br />
steht Le Touqeut mit 12 Millionen, dann<br />
kommt Cannes mit 10,5 Millionen, und weiter<br />
die vornehmste französische Spielhölle<br />
Deauville mit über 8 Millionen Fr. Nizza<br />
steht bisher erst an vierter Stelle, aber es<br />
dürfte bald' an Spielgewinnen alle andern<br />
überflügeln, da der neue von dem amerikanischen<br />
Millionär Jay Gould geschaffene<br />
grossartige Spielpalast es auf einen Gewinn<br />
von 100 Millionen französischen Franken<br />
bringen dürfte. Monte Carlo, das ja nicht<br />
zu Frankreich, sondern zu Monaco gehört,<br />
hat in diesem Jahre einen Gewinn von 15,5<br />
Millionen Franken abgeworfen.<br />
Elefantengeschichten.<br />
An der Berliner Universität hielt der Direktor<br />
des Zirkus Sarrasani, Stosch, vor<br />
Professoren und Studenten einen Vortrag<br />
über Elefanten. Nach seinen Erfahrungen<br />
sind diese Tiere nicht so intelligent wie man<br />
vielfach glaubt. Sie lernen schwer. Aber<br />
was sie einmal gelernt haben, das behalten<br />
sie dann für immer. Diese Ansicht belegte<br />
er durch folgende Beispiele: Bei einer Vorstellung<br />
hatte ein Logenzuschauer einem Elefanten<br />
ein Schwanzhaar ausgerissen, der Elefant<br />
sah sich um, — aber noch tat er nichts.<br />
Er frass den Aerger in sich hinein. Aber am<br />
nächsten Abend ging er auf die betreffende<br />
Loge zu und schlug auf einen dortsitzenden<br />
Zuschauer ein. Er hatte sich nicht den Mann,<br />
sondern die Loge gemerkt.<br />
Mein ältester Elefant Rosa, so erzählte der<br />
Tierbesitzer weiter, der im «gefährlichen<br />
Alter » ist, bleibt im Stall, tritt nicht mehr<br />
auf, ist böse geworden. Rosas früherer<br />
JJompteur ging nach sieben Jahren kürzlich<br />
wieder einmal durch den Stall. Rosa erhob<br />
ein donnerartiges Freudengeheul, hatte sofort<br />
den Dompteur wiedererkannt und bot<br />
ihm den Rüssel zum sogenannten « Elefantenkuss<br />
» dar (leise in den Rüssel pusten) —,<br />
keiner wagte sich sonst zu derlei Intimitäten<br />
an das Tier heran.<br />
Stosch-Sarrasani wandte sich dann gegen<br />
den Jack-London-Club, der ein Verbot von<br />
Tiervorführungen erstrebte, da sie Tierquälereien<br />
seien. Er meint: «Im Gegenteil, das<br />
Tier ist dankbar, dass der Mensch sich mit<br />
ihm beschäftigt. Sonst langweilt es sich zu<br />
Tode und verblödet. Es braucht geistige<br />
und körperliche Anregung. Dressierte Tiere<br />
sind viel lebenslustiger als undressierte.<br />
Während gewöhnliche Arbeitspferde höchstens<br />
20 Jahre alt werden, erreichen Zirkuspferde<br />
oft das hohe Alter von 40 Jahren.»<br />
Eine Höhle voll Diamanten.<br />
Eine Höhle, deren Glanz an die Wunderhöhle<br />
Aladins in Tausend und einer Nacht<br />
gemahnt, ist kürzlich in Namaqualand, 30 Kilometer<br />
von Port Nolloth entfernt, von Diamantenschmugglern<br />
entdeckt worden. An der<br />
steil abfallenden Küste hat das Meer zahlreiche<br />
Höhlen ausgespült, die bei Flutzeit mit<br />
Wasser gefüllt sind. In einer dieser Höhlen<br />
fanden sechs Europäer, die auf einem gefährlichen<br />
Pfad die Felsklippe heruntergeklettert<br />
waren, die Wände mit kostbaren Diamanten<br />
bedeckt. Es war eine diamantführende<br />
Schicht von einigen Fuss Dicke. Zur Ebbezeit<br />
holten sie sich Steine von außerordentlicher<br />
Schönheit, die die Wellen während der<br />
Flut für sie freigespült hatten. Nach jeder<br />
Flut fanden sie neue Edelsteine, die sie nur<br />
abzupflücken brauchten. Aber da wir heute<br />
nicht mehr im Märchen leben, so blieb ihre<br />
Freude an den Schätzen nicht ungetrübt.<br />
Einige Detektive waren den Schmugglern<br />
auf der Spur, und diese entdeckten ihre<br />
Schatzhöhle. Da Namaqualand ein staatliches<br />
Diamantfeld ist und das Suchen nach Diamanten<br />
an der Küste verboten, so wurden<br />
die glücklichen Entdecker der Wunderhöhle<br />
verhaftet und werden vor Gericht gestellt<br />
werden.<br />
Umschrieben. Fritzchen kommt mal wieder<br />
stark ramponiert zu Mittag heim. «Was<br />
hast du wieder angestellt?» fragt die Mutter.<br />
«Ich habe mich mit Kurt gehauen.»<br />
«Schämst du dich nicht? Mit dem Kurt!<br />
Dass der sich mit dir rumschlagen würde,<br />
hätte ich nie gedacht, der hat ein so nettes<br />
Gesicht!»<br />
«Hat er nun nicht mehr!»<br />
Die Brieftasche... «Mir wurde gestern<br />
meine Brieftasche gestohlen, Herr Kommissär!»<br />
«Wie hat sie denn ausgesehen?»<br />
«Schlank und blond, bitte.»<br />
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