E_1930_Zeitung_Nr.044
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Delegiertenversammlung des A.C.S. in Bern<br />
Sonntag morgen, um 10 Uhr, fanden sich<br />
108 Delegierte im Casino Bern ein, um über<br />
wichtige Fragen zu verhandeln. Der Verlauf<br />
der Beratungen war folgender :<br />
Zentralpräsident Dr. Mende eröffnet die<br />
Versammlung. Er gibt bekannt, dass die Sitzung<br />
sehr wahrscheinlich am Nachmittag<br />
fortgeführt werden muss.<br />
Nach den Wahlen der Stimmenzähler und<br />
Protokollführer erhält der Präsident der Finanzkommission<br />
Devaud das Wort. Er gibt<br />
neben den allgemeinen Ausführungen im besondern<br />
noch Erklärungen über die vorgekommenen<br />
Budgetüberschreitungen, welche<br />
hauptsächlich auf Ausgaben beruhen, die<br />
dringend von der Tourenkommission verlangt<br />
wurden. Er konstatiert mit Freuden, das<br />
ein Ueberschuss von 60,686.20 Franken zu<br />
verzeichnen ist, der zur Abschreibung von<br />
Schulden und zur Amortisation des Mobiliars<br />
usw. verwendet wird. Die Versammlung<br />
nimmt stillschweigend die Jahresrechnung<br />
und den Voranschlag an.<br />
Der Jahresbericht gab den Delegierten bereits<br />
Auskunft über das stete Wachsen und<br />
Gedeihen des A. C. S. Die Mitgliederäahl beträgt<br />
nun 12,158 Personen, davon entfallen<br />
allein 2551 auf die Sektion Zürich.<br />
Dr. Mende geht nun zur Behandlung der<br />
beiden wichtigsten Traktanden über, welche<br />
zusammengehören. Es handelt sich um die<br />
Zusammenarbeit mit dem Schweiz. Aero-<br />
Club und um den Vorschlag der Verlegung<br />
des Zentralsitzes nach Bern. Beide Fragen<br />
wurden von einer Kommission von sieben<br />
Mitgliedern genau studiert und jedem Delegierten<br />
wurden die gedruckten Vorschläge<br />
sowie deren Begründung zugestellt. Die Vorschläge<br />
lauten :<br />
1. Zusammenarbeit mit dim Aero-Club.<br />
Die Mehrheit der Kommission (4 Stimmen)<br />
schlägt vor:<br />
Das Zentralkomitee wird beauftragt, eine Vereinbarung<br />
mit dem Schweiz. Aero-Club zu treffen, die<br />
eins engere Zusammenarbeit zwischen den beiden<br />
Clubs vorsieht. Diese Zusammenarbeit soll unter<br />
folgenden Bedingungen verwirklicht werden:<br />
a) Vollständige Unabhänhigkeit der beiden Clubs<br />
voneinander.<br />
b) Der A. C. S. stellt dem Aero-Club seine Bureaus,<br />
wie auch seine Bureaueinrichtung gegen eine<br />
entsprechende Entschädigung zur Verfügung.<br />
c) Der Aero-Club hat einen besonderen Generalsekretär,,<br />
welcher die Verantwortung für die Verwaltung<br />
des Aero-Clubs trägt, der aber der administrativen<br />
Kontrolle und den Direktiven des Geschäftsführers<br />
des A. C. S. untersteht.<br />
d) Das Personal jeder der beiden Sekretariate<br />
wird von dem entsprechenden Club angestellt. Immerhin<br />
soll dieses Personal gegen eine entsprechende<br />
Entschädigung zur Verfügung der einen oder ändern<br />
Verwaltung stehen, um eine rationelle Arbeit<br />
zu ermöglichen.<br />
e) Die Verlegung des Zentralvorstandes des<br />
A. C. S. nach Bern wird auf Ende der gegenwärtigen<br />
Amtsperiode vorgesehen. Immerhin kann die Verlegung<br />
auch vorher oder nachher stattfinden, falls<br />
dringende administrative Umstände dies fordern.<br />
f) Diese Vereinbarung wird auf unbestimmte<br />
Hauer geschlossen. Die zwei Verwaltungen behalten<br />
sich das Recht vor, diese zu ändern oder aufzuheben.<br />
Beiderseits wird eine Kündigungsfrist von<br />
sechs Monaten für die Benütung der Räume vorzgesehen,<br />
wobei nur auf den 1. Mai oder 1. November<br />
gekündigt werden darf.<br />
Die Minderheit der Kommission (3 Stimmtn)<br />
beantragt, diesen Vorschlag abzulehntn.<br />
2. Verlegung des Zentralsitzes.<br />
Die Mehrheit der Kommission (fünf Stimmen)<br />
schlägt vor, den Sitz des A.C.S. nach Ablauf der<br />
gegenwärtigen Amtsperiode, also auf Ende 1031,<br />
nach Bern zu verlegen.<br />
Die Minderheit der Kommission (zwei Stimmen)<br />
hfantragt, für den Augenblick auf diese Frage nitiht<br />
einzutreten.<br />
Dr. Mende bedauert, dass die Frage zu<br />
frühzeitig an die Oeffentlichkeit getragen<br />
wurde. Er weist die Vorwürfe gegen bestimmte<br />
Personen des Zentralvorstandes zurück<br />
und gibt einen kurzen Ueberblick über<br />
die Entstehung der beiden Fragen. Eine gewisse<br />
Zusammenarbeit mit dem Aero-Club<br />
besteht schon seit fünf Jahren, zu jener Zeit<br />
liat es sogar ein gemeinsames Organ gegeben.<br />
1924 entstand das grundlegende<br />
Reglement für die Autavias. Im Juli 1928<br />
wurde die Zusammenarbeit beider Clubs wiederum<br />
studiert und der Delegiertenversammlung<br />
darüber genau berichtet. Damals schon<br />
wurde die genaue Uebereinstimmung der<br />
Ziele und Bestrebungen beider Vereinigungen<br />
konstatiert. Am 12. März <strong>1930</strong> kam ein<br />
Brief des Aero-Clubs an das Zentralkomitee<br />
und bat, es möchte dem Interims-Sekretär<br />
des Aero-Clubs erlaubt werden, die Räume<br />
unserer Verwaltung zu benützen. Damit kam<br />
auch eine Sitzverlegung zum erstenmal zur<br />
Sprache, weil der Aero-Club unbedingt seinen<br />
Sitz in Bern haben muss. Infolgedessen<br />
beschloss das Zentralkomitee, sowohl die<br />
Frage der Zusammenarbeit, wie der, Sitzverlegung<br />
auf die Tagesordnung der Frühjahrsdelegiertenversammlung<br />
zu setzen.<br />
Dr. Stadler, Präsident der Spezialkommission,<br />
berichtet über die Arbeiten der letztern.<br />
Er zeigt, dass, die Interessen der beiden Clubs<br />
durchaus gleichgerichtet sind und lässt<br />
durchblicken, dass der T. C. S. wohl eine<br />
solche Zusammenarbeit gern annehmen<br />
würde. Er empfiehlt Annahme des Vorschlages.<br />
Weiter stellt er die Frage, ob zuerst<br />
über die Sitzverlegung oder Über die<br />
Zusammenarbeit abgestimmt werden solle.<br />
Als Berichterstatter der Kommissionsminderheit<br />
spricht nun Renaud aus Genf. Auch<br />
er kommt auf die Vorgeschichte zu sprechen.<br />
Die Vorteile werden allgemein stark überschätzt,<br />
die Nachteile aber übergangen.<br />
Er befürchte den Einfluss der Offizialität,<br />
wie sie im Aero-Club bereits existiert. Es<br />
ist gefährlich, einen Dualismus in den A. C. S.<br />
hineinzutragen, da nicht jeder Geschäftsführer<br />
wie Major Primault imstande sein wird,<br />
Funktionen sowohl im A. C. S., wie im Aero-<br />
Club auszufüllen. Weiter glaubt er, die vorgeschlagene<br />
Lösung sei gegen die Statuten.<br />
Damit wurde die Sitzung abgebrochen.<br />
An dem Bankett begrüsste Dr. Mende den<br />
als Gast anwesenden Bundesrat Häberlin,<br />
welcher ebenfalls einige herzliche Worte an<br />
die Versammlung richtete. Er betonte, wie<br />
wertvoll gerade für die Bundesbehörden im<br />
Hinblick auf das kommende Verkehrsgesetz<br />
die Zusammenarbeit mit dem A. C. S. sei.<br />
Nach aufgehobener Tafel wurde die Beratung<br />
am Nachmittag fortgesetzt. Pellichet<br />
schlägt im Namen der Sektion Waadt vor,<br />
den Entscheid über Zusammenarbeit und<br />
Sitzverlegung bis zu einer nächsten Delegiertenversammlung<br />
zu verschieben. In der<br />
Zwischenzeit soll die ganze Frage nochmals<br />
studiert werden. Weyermann (St. Gallen)<br />
beantragt, heute nur über die Sitzverlegung<br />
abzustimmen, de Weck (Freiburg)<br />
unterstützt den Waadtländer-Antrag,<br />
ebenso Dr. Hotz (Schwyz). Verschiedene<br />
Redner sprechen nun noch zu Gunsten der<br />
Verschiebung, wobei Waadt seinen Antrag<br />
dahin präzisiert, es solle die Frage bis<br />
zur nächsten ordentlichen Delegiertenversammlung<br />
verschoben werden. Demgegenüber<br />
schlägt Dr. Stadler nun vor, es solle<br />
dem Zentralkomitee überlassen werden, ob<br />
er zur Erledigung der beiden Fragen eine<br />
ausserordentliche Delegierten-Versammlung<br />
einberufen will.<br />
In der nun folgenden Abstimmung wurde<br />
der letztere Antrag mit 69 gegen 38 Stimmen<br />
dem Antrag Waadt vorgezogen.<br />
Zwei Redner machten auf die Gefahren<br />
aufmerksam, welche die Leuchtreklame in<br />
Kurven und bei Niveauübergängen schafft.<br />
Dr. Mende versprach, der Zentralvorstand<br />
werde sich mit der Frage befassen. Härlimann<br />
(Zürich) protestierte noch gegen das<br />
Gerücht, dass die Sektion deshalb eine Verlegung<br />
des Sitzes nach Bern befürworte»,<br />
weil sie Bern als eine Etappe auf dem Wege<br />
nach Zürich betrachte und später den Sitz<br />
für sich beanspruchen wolle. Auf Antrag des<br />
Zentralvorstandes wurden dann auch einige<br />
geringfügige Aenderungen im nationalen<br />
SpoTtreglement stillschweigend genehmigt.<br />
Die übrigen Geschäfte wurden schnell erledigt.<br />
Als Ort der nächsten Delegiertenversammlung<br />
wurde Freiburg bestimmt. Auf<br />
Antrag der Sektion Thurgau wurden die Herren<br />
H. Saurer und Direktor Meyer als Ehrenmitglieder<br />
des A. C. S. ernannt.<br />
Darauf konnte der Präsident gegen 5 Uhr<br />
hin die Versammlung, die in erfreulicher<br />
Harmonie erspriessliche Arbeit geleistet hatte,<br />
aufheben.<br />
Zwei Zeppelinfahrten<br />
des A. C. S.<br />
In dem Augenblick, wo die Frage der Zusammenarbeit<br />
des A. C. S. mit dem Aero-<br />
Club der Schweiz zur Diskussion steht, ist<br />
es interessant zu hören, dass das Touristikbureau<br />
der Sektion Zürich das Luftschiff<br />
« Graf Zeppelin » fest für eine Fahrt nach<br />
Spitzbergen gechartert hat. Ebenso wird<br />
eine zweite Sonderfahrt des A.C.S. durch<br />
die Schweiz mit dem Luftschiff in Aussicht<br />
genommen, falls dafür genügend Anmeldungen<br />
eingehen.<br />
Die Fahrt nach Spitzbergen ist auf die<br />
zweite Woche des Monats Juli vorgesehen<br />
und dauert 60 Stunden. Es können 20 Personen<br />
daran teilnehmen.<br />
Anmeldungen sind an des Touristikbureau<br />
der Sektion Zürich des A.C.S., Waisenhausstrasse<br />
2, zu richten. . -o~<br />
Zwölf Tage vor Les Rangiers.<br />
Bereits sind neun Anmeldungen für unser<br />
erstes nationales Bergrennen in dieser Saison<br />
eingegangen. Es haben sich eingetragen:<br />
1. Markiewicz (Rosengart).<br />
2. Zbinden, Karl (Bugatti).<br />
3. Spälty, Kurt (Amilcar).<br />
4. Wittwer, P., Bern (Alfa Romeo).<br />
5. Girardin, G., Biel (Alfa Romeo),<br />
ß. Catte (Fiat 501).<br />
7. Schlächter, Pruntrut (Peugeot).<br />
8. Obi, W., Münsingen (Bugatti 2000 ccm).<br />
9. Hirt, Biel (Chrysler).<br />
Dazu kommen noch diejenigen Fahrer, die<br />
sich bereits für die Schweiz. Meisterschaft<br />
eingetragen haben, also Hans Stuber, Alfred<br />
Keiler, Jean Peadrazzini und Eugen Berli.<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
25 Jahre A. C. S.-Sektion bedeuten nicht<br />
einfach ein Vierteljahrhundert in der Zeitgeschichte.<br />
In ihnen spiegelt sich vielmehr<br />
die ganze Entwicklungsperiode des schweizerischen<br />
Automobilismus, der ja zu Beginn<br />
unseres Jahrhunderts noch völlig in den<br />
Kinderschuhen steckte. 25 Jahre Automobilgeschichte<br />
in der Schweiz wollen aber etwas<br />
heissen! Unermüdliche Pionierarbeit, Kampf<br />
mit Behörde und Gesetzgebung um einen gebührenden<br />
Platz im Wirtschafts- und Verkehrsorganismus<br />
des Landes, Ueberwindung<br />
starrer Vorurteile in der Oeffentlichkeit, Organisation<br />
in den eigenen Reihen: dies alles ist<br />
mit dem Vierteljahrhundert verbunden, das<br />
die Sektion Bern nun so erfolgreich abgeschlossen<br />
hat. Wer hätte deshalb die Gelegenheit<br />
nicht wahrnehmen wollen, um dieses<br />
Jubiläum festlich zu begehen, um Rückblick<br />
und Ausschau zu halten! Nicht nur die<br />
Sektion, auch der Landesverband als solcher<br />
hatte sicher allen Anlass, sich ob des glücklich<br />
beendeten ersten Vierteljahrhunderts zu<br />
freuen. Der A. C. S. kommt in die Jahre!<br />
Schon vier seiner mächtigsten Sektionen,<br />
nämlich Zürich, St. Gallen-Appenzell, Waadt<br />
und nun Bern können auf eine solche lange<br />
und reiche Clubgeschichte zurückblicken.<br />
Gleich wie die jubilaren Schwestersektionen<br />
hat es sich Bern nicht nehmen lassen, seine<br />
Vergangenheit festzuhalten und in einer kleinen<br />
gediegenen Festschrift<br />
(Siehe Besprechung Seite 5.)<br />
niederzulegen.<br />
Für die Jubiläumsfeier selbst hatten die<br />
Berner wohl den geeignetsten Zeitpunkt ausgewählt,<br />
indem sie diese als Auftakt zur<br />
diesjährigen ordentlichen Frühjahrs-Delegiertenversammlung<br />
des A. C. S. durchführten,<br />
welche letzten Sonntag in Berns Mauern<br />
tagte. Zahlreich hatten die Delegierten der<br />
Einladung Folge geleistet, und wes Namen<br />
in A. C. S.-Kreisen Klang und Gewicht hat,<br />
war fast ausnahmslos erschienen. Die Sektion,<br />
welche die engsten Beziehungen mit<br />
den Behörden von Stadt, Kanton und Bund<br />
pflegt und bei diesen auch in entsprechendem<br />
Ansehen steht, hatte das grosse Vergnügen,<br />
eine" Reihe prominenter Magistraten<br />
und massgebender Beamten an ihrem Ehrentage<br />
teilnehmen zu sehen. Die Sektionsmitglieder<br />
selbst hatten dem Appell in Scharen<br />
Folge geleistet und die Anmeldungen zur<br />
Teilnahme waren so zahlreich eingelaufen,<br />
dass eine beträchtliche Zahl von Clubmitgliedern<br />
nicht mehr berücksichtigt werden<br />
konnten.<br />
Den auswärtigen Gästen zuliebe und der<br />
vaterländischen Tradition der Sektion entsprechend<br />
sollte das Jubiläum spezifisch<br />
Berner Charakter haben. Wie Bern ohne<br />
Bärengraben nicht denkbar wäre, so gehört<br />
auch der Kornhauskeller zum Charakteristikum<br />
der Stadt, so dass es nahe lag, die Feier<br />
dorthin zu verlegen, obwohl die Raumverhältnisse<br />
dem Organisationskomitee erhebliche<br />
Schwierigkeiten bereiteten. Es war<br />
sicher kein leichtes, die Haupthalle mit ihren<br />
verschiedenen unterteilten Nischen, sowie die<br />
beidseitigen Galerien zu einer räumlichen<br />
Einheit zusammenzufassen, und tatsächlich<br />
lockerte sich hie und da etwa die Verbindung<br />
zwischen diesen, worunter erfreulicherweise<br />
zwar einzig die Verständlichkeit der Reden<br />
etwas gelitten haben mag.<br />
Die beiden wackern Hellebardiere sowie der<br />
Mutz, welche die Gäste in Empfang nahmen,<br />
vermittelten gleich von Anfang an das echte<br />
und behäbige Berner Milieu, dem man sich<br />
in der Folge nur allzugerne anvertraute.<br />
Liebenswürdige Herren des Komitees machten<br />
die Honneurs und sorgten, dass jeder in<br />
dem mit Fahnentuch und Blumen reich geschmückten<br />
Kornhauskeller den ihm zugedachten<br />
Platz fand. Die bunte Dekoration,<br />
die natürlich ganz im. Zeichen des Automobilismus<br />
und des A. C. S. stand, kontrastierte<br />
farbenprächtig mit der bunten Revue der<br />
festlichen Damentoiletten und dem vorherrschenden<br />
Schwarz der Herren. Recht originell<br />
nahmen sich die ulkigen Wandverse aus,<br />
welche ein geschickter Sektionspoet in währschaftem<br />
Bärndütsch den Automobilisten ins<br />
Stammbuch schrieb. Eine kleine Auslese<br />
wird im nächsten Autler-Feierabend wiedergegeben.<br />
Zu den Klängen der strammen<br />
Stadtmusik, welche mit Schneid und Verve<br />
die Tafelmusik bestritt, Hessen sich die Festteilnehmer<br />
das opulente Souper munden, bei<br />
dem natürlich die schwerbeladene Bärner<br />
Platte nicht fehlen durfte. Die mit der Reichhaltigkeit<br />
eines Berner Menüs weniger vertrauten<br />
hatten wenigstens in den Pausen<br />
zwischen den einzelnen Gängen die nötige<br />
Gelegenheit, um sich jeweilen wieder auf<br />
neue Taten vorzubereiten.<br />
Ein reizendes Intermezzo und ein froher<br />
Auftakt zum Geselligen bot ein munteres<br />
Jodellied, das eine bodenständige Jodlergruppe<br />
unerwartet von der grossen Freitreppe<br />
aus frischgemut zum besten gab. Einheimische<br />
Sitte und Volksart hätten nicht<br />
besser als durch diese sangeskundige Trachtengruppe<br />
illustriert werden können, und der<br />
reiche Beifall galt wohl ebensosehr ihrem<br />
<strong>1930</strong> - N° M<br />
Die Jubiläumsfeier der Sektion Bern des A. C. S.<br />
Können als auch der den Gästen damit zugedachten<br />
Aufmerksamkeit in der Vervollständigung<br />
des betonten Berner Milieus.<br />
Mit den Reden wurde weises Mass gehalten.<br />
Herr Oberst Marbach begrüsste als<br />
Sektionspräsident die Anwesenden in einer<br />
markanten berndeutschen Ansprache, in welcher<br />
er die Sektionsgeschichte nochmals kurz<br />
Revue passieren Hess. Sein besonderer<br />
Grass galt den prominenten Vertretern von<br />
Behörden und den Delegierten, welche, wie<br />
wir bereits eingangs erwähnt haben, erfreulich<br />
zahlreich als Gratulanten erschienen waren,<br />
nämlich die Herren :<br />
Regierungsräte Bösiger und AI outtot, Polizeidirektor<br />
Schneeberger, Fürsprech Mühlemann vom<br />
kant. Strassenverkehrsamt, Polizeikommissär Müller,<br />
Dr. Rothmund vom Justiz- und Polizeidepartement,<br />
Oberst Hamberger, Hauptmann Kuenzi vom Aero-<br />
Club, Dr. Mende und Professor Steinmann vom Direktionskomitee,<br />
sowie -weitere 22 Mitglieder des C.<br />
C. und der Zentralen Sportkommission. Das Zentralsekretariat<br />
war durch seinen Chef. Herr Primault,<br />
und dessen Sekretär, Herr Dütschler. vertreten.<br />
Die Tochtersektion Seeland-Jura und Les<br />
Rangiers hatten ihre Präsidenten abgeordnet. Dia<br />
Sektion Bern des T.C.S. vertrat deren Präsident,<br />
Herr Fürsprech Baumgartner, vom Aero-Club war<br />
Hauptmann Kuenzi und vom S. D. A. C. Frau Dr.<br />
D. Debrit-Vogel delegiert worden.<br />
Mit besonderem Beifall wurde die Mitteilung<br />
aufgenommen, dass Herr A. von Bonstetten,<br />
der Mitbegründer und langjährige<br />
erste Präsident der Sektion, ebenfalls am<br />
Feste teilnahm. Auf die Entwicklung der<br />
Sektion übergehend, erinnerte der Präsident<br />
daran, wie elf Mann es waren, welche den<br />
Grundstein legten und 1500 Berner sich heute<br />
um das A. C. S.-Banner scharen, wovon über<br />
800 in der Muttersektion gruppiert sind. Für<br />
die ersten Mitglieder galt es, sich nach allen<br />
Seiten für das Auto einzusetzen. Strassenbau<br />
und Gesetzgebung sollten dem neuen<br />
Verkehr angepasst werden. Aber hier hat<br />
die Erkenntnis nach der Notwendigkeit einer<br />
Umstellung bei den Behörden nur sehr mählich<br />
eingesetzt. Einzig der Fiskus war ä jour<br />
und hat den Automobilisten bereits damals<br />
vollauf zu «würdigen» gewusst. Der Redner<br />
gedenkt der hohen Verdienste, welche sich<br />
Führer der Automobilbewegung, wie A.<br />
v. Bonstetten und Dr. Mende um die Sache<br />
des Clubs und des Automobilwesens erworben<br />
haben. Die sehr stark applaudierte Ansprache<br />
wurde vom Vorsitzenden in ihren<br />
wesentlichen Zügen den Kollegen aus der<br />
welschen Schweiz in französischer Sprache<br />
wiederholt.<br />
Den Gruss des Centralkomites fiberbrachte<br />
Herr Prof. Steinmann, Genf, als Vizepräsiden<br />
des Clubs. Er gratuliert den Veranstaltern<br />
zu dieser von echt bernischem Geiste<br />
getragenen Feier. Er würdigt die Beständigkeit<br />
und Beharrlichkeit, welche die Berner<br />
kennzeichnet und die ihren deutlichen Niederschlag<br />
auch in der Entwicklung der Sektion<br />
gefunden haben: Während 25 Jahren war<br />
die Leitung des Clubs nur zwei Präsidenten<br />
anvertraut, eine Besonderheit, wie sie wohl<br />
keine andere Sektion zu verzeichnen hat<br />
Er überreicht dem Präsidenten zuhanden der<br />
Sektion eine prächtige silberne Gedenkplaquette<br />
und vergleicht in glänzendem Schlusswort<br />
deren Dauerhaftigkeit mit der Beständigkeit<br />
der Berner Tradition und ihren Wert<br />
mit dem Resultat der von den Bernern geleisteten<br />
Arbeit. Stürmischer Applaus quittiert<br />
die Ausführungen und stehend singt die<br />
Festversammlung die Nationalhymne.<br />
Punkto Unterhaltung meinten es die Organisatoren<br />
mit uns ebenso gut, vielleicht nur<br />
zu gut, denn die Fülle des Gebotenen vermochte<br />
vom allgegenwärtigen maitre de<br />
plaisir kaum mit den knappen Stunden, die<br />
zur Verfügung standen, in Einklang gebracht<br />
werden. Die muntere Jodlergesellschaft von<br />
Niederscherli (also sicher gut bärnisch!) gab<br />
noch manche schöne Weise zum Besten. Die<br />
moderne Richtung hätte wohl nicht besser<br />
als durch die Tänze der Schülerinnen von<br />
Mohr-Macciacchini repräsentiert werden<br />
können. Ihre dem Automobilistischen entnommenen<br />
Sujets waren ebenso originell wie<br />
geschickt interpretiert, so dass auch der<br />
weniger mit den Finessen Terpsychores vertraute<br />
Fahrer auf dem Gebiet der Tanzdarstellung<br />
zu folgen vermochte. Daneben<br />
sorgten zwei Kapellen für wechselweise<br />
Tanzmusik, auf deren Mitwirkung die jüngere<br />
Garde schon recht sehnsüchtig gewartet<br />
hatte. Wenn auch das improvisierte<br />
Tanzparkett die Paare zu grösster Rationalisierung<br />
im Platze zwang, so herrschte doch<br />
hier gleichfalls beste Stimmung, denn auch<br />
in dieser Beschränkung zeigten sich die Berner<br />
und ihre «Meitschi» als Meister.<br />
Unnötig zu sagen, dass die Stunden enteilten,<br />
bevor man sich Rechenschaft darüber<br />
ablegen konnte und nur recht ungern dachte<br />
mancher an die Verpflichtungen, welche ihm<br />
die am folgenden Tag anberaumte Delegiertenversammlung<br />
auferlegte. Nachdem<br />
man mit dieser Selbstmahnung schon mancherlei<br />
Anläufe zu einer «rechtzeitigen»<br />
Heimkehr gemacht hatte, von Musik, Gesellschaft<br />
und A.C.S.-Kameradschaft immer<br />
wieder zurückgehalten worden war, mochte