E_1930_Zeitung_Nr.045
E_1930_Zeitung_Nr.045
E_1930_Zeitung_Nr.045
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
N» 45 — <strong>1930</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
ke in<br />
illcmcourt<br />
»•U-Werke, im Vergleich, zur<br />
•« Bern<br />
Gesamt-Ansicht des<br />
Werkes Blllancourr<br />
Hochdruck-Presse<br />
für Kotflügel • Fabrikation<br />
(Bild links)<br />
Martlgny: Emile Faisant.<br />
Neuchatel: E. Maurer. Garage des Poudriöret.<br />
Nyon: Garage du Port.<br />
Oberramsern: J.Sterchi.<br />
Ölten: Max Moser & Co.<br />
Pentresfna: Central- Garage.<br />
Pqrrentruy: Luc Brossard, Garage Saiht-Gei»m»ln.<br />
Der letzte Fabrik«Neubau<br />
(Im Vordergrund Ausladequai der Renault-Flotte)<br />
Hochdruckpressen für Blech<br />
und -Drückarbeiten<br />
fertigen Wagen. Zusammenbau der Flugmotoren 4/8 Platze Nervastella 8 Cyl. Cabriolet<br />
Bellefontaine.<br />
Gleason-Maschine für Spiral-Verzahnung<br />
Das letzte Renault-Modell <strong>1930</strong><br />
Rolle: Le Grand Garage, Sirca 8. A.<br />
St. Gallen: A. LQthi, Garage zum Speisetor.<br />
St. Moritz: Central-Garage.<br />
Schaffhausen: H. i W. Oberhänsli.<br />
Thun: P. Kfisermann.<br />
Zürich: O. F. A. Bally, Wiesenstrasse 7-9.<br />
„Motor" A.-G. Badenerstrasse 394.<br />
• Stanz-<br />
hat seine auf Sekunden genau abgezirkelte Aufgabe.<br />
Während er sie ausführt, macht er die Vorbeibewegung<br />
des Chassis ein paar Schritte mit, kehrt aber immer in<br />
seine Ausgangsstellung zurück, wo unterdessen ein neues<br />
Chassis angelangt ist. Gleichzeitig werden oft innerhalb<br />
einer Bandlänge von wenigen Metern Dutzende<br />
von Einbauten vorgenommen. Geht man auch nur zehn<br />
Schritte weiter, so ist das Chassis kaum mehr wiederzuerkennen.<br />
Man greift sich an den Kopf, geht wieder<br />
zurück und kann kaum verstehen, woher und wie nun<br />
alle diese neuen Teile plötzlich hingezaubert worden<br />
sind. Allerdings — von oben herunter hängen, unmöglich<br />
zu übersehen, hunderte aller nur erdenklichen Hilfswerkzeuge:<br />
elektrische Schraubenzieher, Mutternschlüssel,<br />
Lötapparate usw.<br />
Jetzt schwebt, ungefähr im ersten Drittel der Montagekette<br />
von oben, am Kranseil ein Motor herab. Einige<br />
Griffe, und er sitzt fest im Chassis. Einige Schritte weiter<br />
und alle elektrischen Verbindungen sind fix und<br />
fertig eingezogen. Nochmals einige Chassislängen vor<br />
und der Motor ist betriebsbereit.<br />
Die Montagebahn hat hier eine Senkung, das Chassis<br />
steht zum erstenmal auf seine eigenen Beine, d. h. Räder.<br />
Schon wartet ein Mann davor, schiebt vorn an<br />
Stelle der Andrehkurbel die Welle eines schwebend aufgehängten<br />
grossen Anlassmotors hinein, drückt auf den<br />
Kontakt und das Chassis ist zum Leben erwacht, der<br />
Motor läuft. Unter eigener Kraft rollt es auf ein endloses<br />
Band, wird hier verankert und macht nun «an<br />
Ort» seine ersten Geh-, Laufschritt- und,Rennversuche,<br />
wird auf das Funktionieren von Schaltung und Kupplung<br />
hin untersucht, auf die am Rad abgegebene Leistung<br />
geprüft und an allen Enden und Ecken abgehorcht.<br />
Gut befunden, gelangt es auf den Brems-Einstellstand:<br />
Seine Räder ruhen auf kleinen geriffelten Stahlwalzen,<br />
die sich langsam drehen und die Räder ebenfalls zu<br />
drehen suchen. Die Räder, wenn mehr oder weniger<br />
stark gebremst, setzen sich dieser Drehung entgegen,<br />
ihr Widerstand entspricht aber auch der Bremswirksamkeit,<br />
dem also, was die Männer an diesem Stand interessiert.<br />
An Skalen kann die Bremswirksamkeit jedes<br />
Rades auf einen Blick abgelesen und nach Wunsch vermehrt<br />
oder vermindert werden.<br />
Und nun rollt das Chassis zum letztenmal auf die<br />
Transportkette. Man bekleidet es, bringt ihm Manieren<br />
und den letzten weltlichen Schliff bei. Von oben herunter<br />
schwebt die Karosserie und passt wie das Masskleid<br />
jedes erstklassigen Schneiders ohne Nacharbeiten<br />
aufs Haar genau. Kissen, Instrumente und- alles andere<br />
Zubehör werden nur wieder so hineingezaubert. 50 Meter<br />
weiter vorn steht der komplette Wagen auf dem<br />
Boden und einige Sekunden später fährt er zum Tor der<br />
Hall« hinaus...<br />
Die gesamte Montage auf der Fertigmontagekette<br />
dauert für einen Wagen keine anderthalb Stunden!<br />
• Bei einer täglichen Produktion von 500 Wagen speit<br />
die Montagekette an ihrem Ende rund<br />
jede Minute einen Wagen.<br />
Trotz dieser enormen Produktionsgeschwindigkeit besteht<br />
volle Gewähr für Qualitätsarbeit. Auf je vier<br />
Montagearbeiter entfällt ein Kontrolleur, der die Ausführung<br />
peinlich überwacht und eventuelle Retouchen<br />
veranlasst.<br />
Technisch verdient diese organisatorische Gewaltleistung<br />
der Renault-Werke noch umso grössere Bewunderung,<br />
als die hier beschriebene Montagekette<br />
gleichzeitig drei Personenwagentypen von sich gibt,<br />
wovon wieder zwei in verschiedener Ausführung, und<br />
zudem zum Aufbau der leichten Lastwagentypen dient.<br />
Als mechanisches Unternehmen steht das Renault-<br />
Werk denn auch an erster Stelle Frankreichs, und unter<br />
den Automobilfabriken Europas nimmt es ebenfalls den<br />
ersten Rang ein. Das in den Gebäulichkeiten und den<br />
insgesamt 15,000 Werkzeugmaschinen investierte Kapital<br />
erreicht 2 Milliarden Franken.<br />
Mit besonderer Genugtuung kann es uns erfüllen,<br />
dass Renault auch schweizerische Arbeitskraft und Tüchtigkeit<br />
zu schätzen weiss, beschäftigt er doch an die<br />
fünfhundert unserer Landsleute.<br />
Mit ihrem heutigen Produktionsprogramm an Automobilen<br />
können die Renault-Werke einer weiteren aussichtsreichen<br />
Zukunft entgegensehen. Vornehmlich die<br />
Sechszylindertypen von 8 und 17 Steuer-PS («Monasix»<br />
und « Vivasix » bzw. « Monastella » und « Vivastella » in<br />
Luxusausführung) erfreuen sich bei uns schon grosser<br />
Verbreitung. Die Achtzylindertype «Reinastella» ist<br />
in der ganzer! Welt als hervorragender Luxuswagen bekannt<br />
und die neue Achtzylindertype «Nervastella» bildet<br />
die langersehnte Ergänzung in der mittleren Preisklasse.<br />
Alle Erzeugnisse von Renault tragen seit jeher den<br />
Stempel gediegener Qualitätsarbeit. Mit diesem Arbeitsprinzip<br />
hat sich das Unternehmen in den dreissig Jahren<br />
seines Bestehens zu seiner heutigen Höhe heraufgeschwungen.<br />
Aber erst ein persönlicher Besuch, der<br />
Werke vermittelt den Eindruck seiner wahren Grosse.<br />
Wenn man noch weiss, dass Louis Renault, das Haupt<br />
des Unternehmens, im Jahre>1898 nahezu mittellos in<br />
einem kleinen Gartenhaus sein erstes Benzinfahrzeüg<br />
zusammenbastelte, muss man bekennen, dass unser<br />
Zeitalter der Technik mindestens noch ebensogrosse,<br />
wenn nicht noch gewaltigere Geistesriesen hervorbringt<br />
wie jedes andere.<br />
—ys.