E_1930_Zeitung_Nr.072
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N° 72 - <strong>1930</strong> AUTOMOBIL-REVUE 23<br />
Wer je aus einer verregneten Ferienzeit nördlich<br />
des Gotthardmassivs in den Tessiner Süden flüchtete,<br />
wie es in den letzten Jahren sehr oft geschah,<br />
wird dankbar der Sonnentage gedenken, die der<br />
ewig blaue Verbano im Kranz seiner Berge ihm<br />
schenkte, südlicher Wärme, strahlender Bläue, strömender<br />
Düfte voll. Dr. A. G.<br />
Vitznau. Das dritte Bild des Saison Triptychons<br />
ist in Angriff genommen. Die Schulferien sind da<br />
und dort schon vorbei, oder gehen ihrem Ende<br />
entgegen, die Kinder haben ihr frohes Ferienleben<br />
mit der ernstern Schulbank vertauscht.<br />
Die Saisonanlässe fliessen ohne Unterbruch<br />
weiter, um auch den geruhsamere Ferien Suchenden<br />
dennoch etwas Abwechslung und Anregung<br />
bieten zu können. Das grosse Propaganda-Turnen,<br />
an dem Hänggi und Pfister mitwirkten, hat bei<br />
Gästen und Einheimischen begeisterte Aufnahme<br />
gefunden.<br />
Vitznau hat es verstanden, sich das Gachet eines<br />
viel gesuchten. Spätsommer- und Herbstferienplatzes<br />
zu wahren, ja seinen Ruf in dieser Richtung zu<br />
weiten und zu vertiefen. Der Ruhe, Erholung und<br />
Anregung suchende Nachferiengast findet in den<br />
gediegenen Gaststätten aller Preislagen ein Maximum<br />
dessen, was er zur Auffrischung an Körper<br />
und Geist benötigt.<br />
Der Name Vitznata hat auch in den Reihen der<br />
Automobilisten, die sich nach angestrengter Woche<br />
für den Samstag und Sonntag oder auch nur für<br />
den Sonntag ein angenehmes Plätzchen suchen,<br />
einen hellen guten Klang, und manch einer zieht<br />
am Sonntag Abend nach Hause, dem freundlichen<br />
Gastgeber ein frohes «Auf Wiedersehn» zurufend.<br />
Ein sehr wichtiger Punkt ist, dass sich die meisten<br />
Hotels heute einer rationellen Verpflegungsbasis<br />
angepasst haben, was in Aerztekreisen allgemein<br />
anerkennend vermerkt wird. Neben den<br />
anerkannt vorzüglich geführten Küchen bietet es<br />
absolut keine Schwierigkeiten, dem Gaste eine von<br />
seinem Arzte vorgeschriebene Diät zu verabfolgen<br />
und den Gast auch in dieser Richtung voll und ganz<br />
rn befriedigen.<br />
kv.<br />
Der Niesen. Ein durch seine wundervolle Auseicht<br />
mit Recht seit langen Jahren vielbesuchter<br />
Berg im Berner Oberland ist der Niesen, den man<br />
kürzlich als den «Berg mit der umfassendsten Rundsicht»<br />
bezeichnete. Der Automobilist kann mühelos<br />
die Talstation Mülenen auf guten Strassen erreichen;<br />
erst diesen Sommer Hess die Niesenbahn an<br />
den Strassenkreuzungen Spiezwiler und Spiezmoos<br />
Wegbezeichnungen für die Automobilfahrer anbringen,<br />
ferner ist ein gebührenfreier Parkplatz bei der<br />
Talstation bereits von der Hauptstrasse aus richtig<br />
durch Wegweiser und Parkbezeichnungen kenntlich<br />
gemacht. Wer je einmal mit der Niesenbahn den<br />
schönen Berg besucht hat, wird immer wieder zurückkehren,<br />
um die vollen Schönheiten der Aussicht<br />
zu gemessen. Die Rundsicht umfasst die gesamten<br />
Berner Hochalpen in ihrer hinreissenden Grosse.<br />
Einige Gipfel der Walliser Alpen schauen keck über<br />
die Berner Riesen herein. Der Vordergrund tönt<br />
die Grossartigkeit der weissen Alpenwelt gut ab,<br />
gegen Norden der grüne Samt der Alpengelände des<br />
Suld-, Kander-, Kien-, Engstligen-, Simmen- und<br />
Diemtigtales, dann die schimmernde Fläche des<br />
Thunersees, daran hingestreut die sauberen Ortschaften.<br />
Das weite offene Hügelland, das sich gegen<br />
das schweizerische Mittelland hin dehnt, wird<br />
Beenohen Sie bei Ihren Ausflügen das<br />
Strand-Hotel<br />
in Ueberllngen, beim Ostbahnhof, direkt am<br />
See. Sie finden dort den sohönsten Wirtschaftsgarten<br />
am ganzen Bodensee. Badegelegenheit.<br />
Jeden Sonntag Konzert<br />
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Auto-Garage. Tel. 429. Geschw. Zimmermann.<br />
im Westen durch das zartblau getönte Band des<br />
Jura abgeschlossen. Um diesen Berg, der schon<br />
1557 erstmals bestiegen wurde, der Allgemeinheit<br />
zugänglich zu machen, wurde in den Jahren 1907<br />
bis 1910 die Niesenbahn, gebaut, ein Kunstwerk der<br />
Technik, das mit grossen Kosten ausgeführt wurde.<br />
In kurzer Zeit gelangt man von Mülenen, der Talstation,<br />
aus nach dem Niesengipfel, wo das Hotel<br />
bereit steht, um allen Bedürfnissen eines hungrigen<br />
Magens, der trotz aller ästhetischen Begeisterung<br />
nicht schweigen will, zu genügen. Das Hotel<br />
wird in vorzüglicher Weise geführt, dabei sind aber<br />
die Preise sehr massig. Der Automobilist, der einen<br />
Besuch des Niesens in sein Reiseprogramm aufnimmt,<br />
wird zweifellos von dem herrlichen Berg am<br />
Thunersee, der sich in regelmässigen Umrissen am<br />
Thunersee erhebt, begeistert und beglückt sein. bo.<br />
Fürigen am Vierwaldstättersee bei Stansstad.<br />
Die sportlichen Anlässe hatten bis jetzt ganz besonders<br />
Wetterglück und konnten nach dem im Winter<br />
aufgestellten Programm abgehalten werden. Die<br />
Veranstaltungen im idealen Strandbad oder sonst<br />
im Freien trafen stets wolkenlose, schöne Tage.<br />
Wenn es aber regnete, so waren jedesmal besondere<br />
Feste im neuen Terrassen-Saal vorgesehen.<br />
Das Hindexnis-Wettrennen ums Strandbad vom<br />
26. Juli wurde dieses Jahr zum ersten Male und<br />
mit vollem Erfolge unter fachmännischer Leitung<br />
durchgeführt. Das gesellschaftliche und sportliehe<br />
Leben wird geleitet von Herrn Dr. W. Rittmann<br />
aus Basel, der als vielseitiger Unterhalter dort allgemein<br />
geschätzt ist, und Herrn Kirmess, Sportlehrer<br />
und Fechtmeister an der Universität in Zürich.<br />
Ihnen zur Seite steht eine ganze Anzahl namhafter<br />
Dilettanten und Berufskünstler, von denen<br />
nur die beiden Schweizerinnen Elsy Bodmer vom<br />
Stadttheater in Zürich und vor allem Else Merea<br />
von der Hofoper in Altenburg genannt seien.<br />
Der 1. August wurde ganz besonders festlich begangen.<br />
Der vaterländischen Ansprache des Herrn<br />
Bundesrichter Dr. Engeler lauschten gegen 400<br />
Personen im grossen Saal; der tiefe Gehalt dieser<br />
vortrefflichen Rede wird allen in schönster Erinnerung<br />
bleiben. Zum Abschluss der patriotischen<br />
Feier loderten oben am Waldrand 22 gewaltige<br />
Höhenfeuer in einer Reihe als sinniges Symbol für<br />
unsere 22 Kantone.<br />
Wenn schliesslieh noch daran erinnert wird, wie<br />
reichhaltig und ausgezeichnet die Küche hier oben<br />
seit jeher geführt wird, ist es denn nicht zu verwundern,<br />
dass Fürigen auch monatelang das letzte<br />
verfügbare Zimmer besetzt hat. Wer einmal in Fürigen<br />
war, wird bestimmt wieder kommen.<br />
Veranstaltungen In Bern.<br />
31. August stattfindenden Pferderennens in Bern<br />
können die Automobilisten ihre Wagen im inneren<br />
Ring des Rennplatzes parkieren. Die Automobile<br />
können auch während des nachfolgenden grossen<br />
Fussballmatches Ujpest-Ambrosiana auf diesem improvisierten<br />
Parkplatze eingestellt bleiben.<br />
Taaren-Sprechsaal<br />
Touren -Antworten<br />
T. A. 540. Habkern. Habkern liegt in einem<br />
schönen Bergtal zwischen Guggisgrat und Härder<br />
oberhalb Interlaken, etwa 1060 m hoch. Das<br />
Bekannt für reelle, gute Bedienung<br />
ans Küche tmn Keller. —<br />
Schöne Gesellschaftsräume. Ga<br />
raa-e. Telephon 65. K. SEEMANN.<br />
Strässchen zieht sich 6 km lang der Bergwand des<br />
Härder entlang, etwa 3 m breit mit zahlreichen<br />
Ausweichstellen. Eine sehr idyllische Fahrt, durchschnittlich<br />
etwa 6—10% Steigung, mit zahlreichen<br />
Windungen und Kurven; vorsichtiges Fahren ist<br />
nötig, jedoch nicht gefährlich, ein Postautokurs<br />
verkehrt regelmässig. Auch sonst vermitteln Personen-<br />
und Nutza-utos den Verkehr zwischen Habkern<br />
und dem Talboden.<br />
Mit einem kleineren Wagen kommen Sie überall<br />
glatt durch, Sie können bis ins sog. «Kreuz»,<br />
etwa eine halbe Stunde hinter Habkern, das Auto<br />
benützen. Prächtige Fusstouren auf Gemmelalphorn<br />
und weiterhin das Gebiet des Hohgant und<br />
Widder lassen sich von H. aus machen; dagegen<br />
müssen Sie für alle Automobilausflüge ganz hinunter<br />
in den Talboden, da sonst keine Fahrstrasse<br />
besteht. D. H. in B.<br />
T. A. 541. Rhein und Mosel. Wir empfehlen<br />
Ihnen je 3—i Tage für die Hin- und Rückreise zu<br />
verwenden und die übrige Zeit der Besichtigung<br />
der schönsten Städte und Gegenden zu widmen.<br />
Die Hinreise nehmen Sie über Schaffhausen,<br />
Waldshut, Albbruck, durchs Albtal aufwärts nach<br />
St. Blasien, Todtmoos, Todtnau. die Höhenstrasse<br />
über Notschrei, Schauinsland nach Freiburg, Titi-<br />
auch über Gerardmer, Ballon d'Alsace nach Beifort.<br />
Innert diesen Routen lassen sich zwischen Basel<br />
und Köln die schönsten Strecken kombinieren,<br />
nehmen Sie dazu die neue Rheinlandkarte unseres<br />
Anlässlich des amVerlages zur Hand, auf welcher Sie das ganze Ge-<br />
T. F. 542. Abbazia. Würden Sie mir anraten,<br />
diesen Herbst (Ende Septemer) per Auto von Zürich<br />
nach Abbazia zu fahren. Wenn ia, welche<br />
Route schlagen Sie mir vor? Werde ich bei meiner<br />
Rückkehr (ich gedenke die Hinfahrtsroute zu<br />
benützen, die Sie mir vorschlagen), die zirka am<br />
3. Oktober stattfinden wird, die Alpenpässe noch<br />
offen finden? Welches ist die ungefähre Totalkilometerzahl<br />
und könnten Sie mir einige nähere Angaben<br />
über Abbazia selber machen? W. L. in E.<br />
T. F. 543. Cevennen. Nordwestlich von Nimes<br />
soll in den Cevennen ein autotouristisch ausserordentlich<br />
interessantes Gebiet liegen. Ich habe gehört,<br />
dass z. B. auf den Mt. Aigoual eine Strasse<br />
bis fast zum Gipfel führt. Könnte mir jemand<br />
Auskunft über Strassenverhältnisse etc. in jenen<br />
Teilen der Cevennen geben? ,', A. K. in F.<br />
T. F. 544. Schweiz. Beabsichtige in der ersten<br />
Septemberwoche eine 8tägige Schweizerfahrt.<br />
Möchte dieselbe in Konstanz beginnen, dabei die<br />
Teil-Spiele besuchen, den Klausenpass befahren und<br />
einige andere hübsche Gegenden der Schweiz sehen.<br />
Ich kenne seit vielen Jahren die Hauptplätze<br />
Ihres schönen Landes. Letztes Jahr habe ich eine<br />
Tour Schaffhausen, Zürich, Luzern. Brünig, Interiaiken,<br />
Zweisimmen, Chateau, d'Oex. Col des<br />
Mosses, Genfersee, Neuenburgersee, Basel, Freiburg<br />
gemacht. Ich möchte diesmal keine Alpenpassfahrt<br />
machen, sondern lege mehr Wert auf<br />
noch nicht so bekannte, heimelige Plätze.<br />
G. M. in Schramberg (Schwarzwald).<br />
see, Furtwangen, Triberg, Schramberg, Freudenstadt,<br />
dann durchs Murgtal nach Baden-Baden<br />
Raumgestaltung im modernen Heim.<br />
oder über Wildbad nach Pforzheim. Von Pforzheim<br />
einen Abstecher ztim Kloster Maulbronn, spä-<br />
eine Braut den Kostenvoranschlag für die Aussteuer<br />
Wir wissen, wenn in den letzten zwanzig Jahren<br />
ter nach Bruchsal, Heidelberg.<br />
aufstellte, kam auf die erste Zeile des Blattes «Das<br />
Schlafzimmer». Wenn in bescheidenen Kreisen die<br />
Von Heidelberg über die Bergstrasse nach zur Verfügung stehenden Mittel noch für ein Wohnzimmer<br />
hinreichten, dann gut. Aber in vielen Fäl-<br />
Darmstadt, Frankfurt oder von Heidelberg über<br />
Worms nach Mainz, Wiesbaden. Je nachdem Sie len reichten sie dazu nicht mehr oder nur noch<br />
sich einteilen, fahren Sie von Frankfurt oder mangelhaft hin. Was tat's? Wenn nur das Schlafzimmer<br />
«komplett» war. Und wenn das Geld nicht<br />
Wiesbaden nach Bingen, linksrheinisch nach Koblenz,<br />
dann streifen Sie durch die Moselwindungen einmal für das Schlafzimmer ausreichte? Dann<br />
aufwärts etwa bis Kochern, von dort direkt an den ging der Weg ins Abzahlungsgeschäft, denn ausser<br />
Nürburgring bei Adenau, dann wieder hinüber an den zwei Betten, Tisch und Sesseln mussten unbedingt<br />
noch der Spiegelschrank und 4&r Waschtisch<br />
den Rhein bei Andernach, von dort aus links- oder<br />
rechtsrheinisch bis Köln.<br />
mit Marmorplatte und Spiegelaufsatz her. Das gehörte<br />
sich nun einmal so. In den Spiegel des<br />
Die Rückreise über Aachen, Malmedv, Luxemburg,<br />
Metz, Nancy, von dort entweder direkt über Schrankes kratzte gewöhnlich schon das erste Kind<br />
Epinal nach Beifort, Basel, oder über Luneville, einen Riss, und die Waschkommode hatte zeitlebens<br />
Col die Schirmeck nach Strassburg. Von Luneville die Aufgabe, ein Waschgeschirr, das nie benützt<br />
haben Sie auch sehr schöne Möglichkeiten über wurde, zur Schau zu tragen.<br />
St. Die, Col du Bonhomme, Col de la Schlucht die Das Schlafzimmer blieb dementsprechend auch,<br />
Vogesen zu überqueren; eine schöne Strecke führt die beste Stube der Wohnung, die übrigen Räume<br />
waren mehr oder weniger nur Zubehörden. So in<br />
vielen, vielen Haushaltungen mit bescheidenem und<br />
auch weniger bescheidenem Einkommen. Als Essund<br />
Wohnraum diente die Küche. Frau und Kinder<br />
verbrachten hier den Morgen, den Nachmittag<br />
und den Abend. Die ganze übrige Wohnung war<br />
biet genau vor sich haben; die dort beigefügten eben nicht zum Wohnen, sondern nur zum Schlafen<br />
eingerichtet.<br />
Gebiets- und Ortsbeschreibungen unterrichten Sie<br />
vollständig und geben auch Auskunft über die bestgeeigneten<br />
Etappenorte. Weitere Karten und In-erheben die Schlafzimmer Anspruch auf Luft, Licht<br />
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und Sonne, aber einzig damit ist das Heil der Familie<br />
noch nicht gesichert. Und wo bleibt dann<br />
das Heimgefühl, das die behagliche Wohnung beseelen<br />
soll?<br />
Ueber alle diese Fragen wird in neuzeitlich vorbildlichem<br />
Sinne die Woba, die Schweizerische Ausstellung<br />
für Wohnungswesen in Basel, unterrichten,<br />
die vom 16. August bis zum 14. September<br />
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