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E_1930_Zeitung_Nr.072

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Das Bernina - Rennen<br />

(Fortsetzung von Seite 2)<br />

Gegner, der sich nicht so leicht einen Sieg<br />

abnehmen Hess. Tatsächlich musste sich Bonini<br />

denn auch beugen, blieb aber nicht wesentlich<br />

hinter dem Bugatti-Spezialisten zurück,<br />

so dass seine Zeit als eine erstklassige<br />

Leistung unterstrichen werden kann.<br />

Dr. Karrer, der uns, wie bereits berichtet,<br />

anlässlich eines Trainingslaufes Gelegenheit<br />

gab, seine Fahrkunst und unerschütterliche<br />

Ruhe aus nächster Nähe zu bewundern, war<br />

neben Burggaller der für den Kategoriesieg<br />

in Frage kommende Mann. Er selbst glaubte<br />

zwar unmittelbar nach diesem Rennen nicht<br />

an einen vollen Erfolg, da er das Gefühl<br />

hatte, durch etwelches Zögern am Anfang<br />

kostbare Zeit verloren zu haben. Er schien<br />

dann allerdings im Laufe seines Anstieges an<br />

Wärme und Schmiss gewonnen zu haben,<br />

denn wie die Kugel aus dem Rohr sauste er<br />

in die Zielkurve. 16.03,8 melden Lautsprecher<br />

und Zeittafel. Frohes Hallo und Beifall<br />

der Menge quittiert diese neue Prachtsleistung,<br />

womit ein frischer Kategorierekord<br />

eingebracht worden war. Dr. Karrer hatte<br />

auf diese Weise mit Mombergers Rekord abgerechnet,<br />

was ihn um so mehr ehrt, als letzterer<br />

ebenfalls als ein glänzender Sportsmann<br />

weitherum bekannt war und seinerzeit Dr.<br />

Karrer anlässlich eines Feiburger Bergrennens<br />

um Sekunden-Bruchteile auf den zweiten<br />

Platz verwies.<br />

Burggaller, der erprobte Berliner Bugattifahrer<br />

hatte Glück im Unglück. In einer<br />

Kurve war sein Wagen mit den Vorderrädern<br />

bereits über die Böschung hinaus und<br />

nur das forsche Zugreifen einiger beherzter<br />

Zuschauer konnte es verhindern, dass er<br />

samt dem Fahrzeug die steile Böschung hinunterstürzte.<br />

Kräftige Hände zogen den Wagen<br />

auf die Strasse zurück und trotz dieses<br />

aufregenden Zwischenfalles hat der Meister<br />

das Rennen beendet und zur allgemeinen<br />

Verblüffung sogar einen neuen Klassenrekord<br />

aufgestellt. Zu einer derartigen Kaltblütigkeit<br />

braucht es Nerven aus Eisen und man<br />

hat sich deshalb allgemein gefreut, dass diese<br />

Tat durch einen wohlverdienten Sieg noch<br />

ihren gebührenden Widerhall fand. Escher,<br />

der Zürcher Sportmäzen, schien mit seinem<br />

Wagen nicht mehr im reinen zu sein. Er hat<br />

seine Zeät zwar nahe an die 17-Minutengrenze<br />

herabgedrückt, aben sein Können und<br />

die wuchtige Kraftreserve des 16-Zylinders<br />

hätten unter günstigeren Bedingungen noch<br />

eine trefflichere Zeit erwarten lassen.<br />

Die ganze Klasse der 5000 cem fiel aus,<br />

mdem Pesato und Pedrazzini überhaupt nicht<br />

erschienen, während Freuler bekanntlich zufolge<br />

eines Maschinendefektes am Kilometerrennen<br />

nicht mehr stark in Frage kam. Insgesamt<br />

waren 17 Fahrer genannt, wovon<br />

aber nur 11 am Start erschienen. Zwei Nennungen<br />

wurden auf Rennwagen-Kategorie<br />

übertragen. Cortese und Graf Kainein mussten<br />

aufgeben, der eine wegen Motorpanne,<br />

der andere wegen Bekanntschaft mit einem<br />

Strassenbord.<br />

Als Schlussnummer der Kategorie kam<br />

Rosenstein an die Reihe. Mit seinem schweren<br />

Mercedes-Benz hat er den Pass in 16<br />

Min. 26,4 Sek. bewältigt und damit ein Resultat<br />

aufgestellt, das sein Können ehrt und<br />

sich überall sehen lassen kann. Er erzählte<br />

uns in seinem gemütlichen Schwabendialekt,<br />

dass sein Wagen nun an die 35,000 km Strassenreise<br />

hinter sich und 25 Rennen auf dem<br />

Buckel habe, ohne dass sich auch nur die<br />

geringsten Altersbeschwerden zeigen würden.<br />

Austrag der Rennwagen.<br />

Der Kampf der Rennwagen nahm einen<br />

sittsamen Anfang in der Klasse 750 cem, wo<br />

der Berliner Simons, der zu den gern gesehenen<br />

Gästen bei uns zählt, auf D. K. W den<br />

ersten Platz belegte und Rosengart auf den<br />

zweiten Platz verwies. Da dieser aber ohne<br />

Kompressor fährt, ist seine Zeit noch als<br />

sehr vorteilhaft zu bezeichnen und zeigt die<br />

Robustheit dieses Kleinwagens. Graf Arco<br />

Zinneberg, der jüngere, legte sich tüchtig ins<br />

Zeug und holte sich vor seinem Markenkollegen<br />

Steinweg einen flotten Sieg in sicherem<br />

Stil. K. C. Volkhart, der schon durch<br />

seine Versuchsfahrten mit Raketenautos in der<br />

technischen Welt bekannt geworden ist, hat<br />

sein Pech am Klausen wieder wettgemacht<br />

mit einem ersten Platz in seiner Klasse. 01-<br />

lendorff konnte nicht gegen ihn aufkommen,<br />

doch dürfte die Zeitdifferenz zu einem grossen<br />

Teil auf seine Uebermüdung zufolge der<br />

schweren Arbeit zu buchen sein, welche er<br />

mit seinem Wagen hatte, der, wie berichtet,<br />

im Training gehörig zu Schaden gekommen<br />

war.<br />

In von Morgen und Bouriat sah die Klasse<br />

2000 cem zwei Kämpen, bei denen es hart auf<br />

AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong> - N° 72<br />

hart um Siegesehre gehen musste. Beide hatten<br />

sich, ganz abgesehen von früheren Rennerfolgen,<br />

schon an den Trainingstagen als<br />

erstklassige Sportsleute erwiesen. Man hätte<br />

mit bestem Willen und aller Kunst nicht voraussagen<br />

können, wie das Rennen ausgehen<br />

würde, denn selten schienen uns zwei Fahrer<br />

so gleichwertig in ihren Qualitäten zu sein,<br />

wenn auch die Technik der beiden verschiedene<br />

Schule verrät. Bouriat hat sich schon<br />

am Klausen ob seiner frischen und liebenswürdigen<br />

Art die Sympathie aller erworben,<br />

wenn sie mit ihm in Berührung kamen. Sein<br />

Schlusstraining vom Samstag war eine<br />

Glanzleistung und fast schien es, als ob das<br />

Zünglein an der Waage zu seinen Gunsten<br />

ausschlagen würde. So ging er mit den besten<br />

Chancen ins Rennen. Im Tunnel, in der<br />

obern Hälfte der Strecke/ereilte ihn aber das<br />

Unglück, indem er dort wuchtig auf die Felswand<br />

aufprallte, wobei die Maschine natürlich<br />

entsprechend mitgenommen wurde.<br />

Schon dachte man, dass Bouriat, zum Leidewesen<br />

aller, für dieses Mal ausscheide, als<br />

der Lautsprecher mitteilte, dass er die Fahrt<br />

wieder aufgenommen habe. Seine Zeit von<br />

24.57,2 sagt natürlich gar nichts. Zufolge des<br />

widrigen Aufenthaltes und dem Zeitverlust<br />

beim neuerlichen Start sind bestimmt an die<br />

zehn Minuten verlorengegangen. Es ist aber<br />

immerhin erfreulich, dass sich Bouriat nicht<br />

geschlagen gab und das Ziel erkämpfte.<br />

Bravo! Und mit mehr Glück beim nächsten<br />

Bernina-Rennen !<br />

Das Interesse konzentrierte sich natürlich<br />

damit auf von Morgen, auf den besonders<br />

seine Landsleute und die deutschen Pressevertreter<br />

grosse Hofinungen setzten. Seine<br />

fabelhafte Zeit von 15.00,4 entsprach fast<br />

vollauf den Erwartungen, wenn es dem Fahrer<br />

vielleicht auch möglich gewesen wäre,<br />

unter die 15 Minuten zu kommen.<br />

Auf alle Fälle werden die nächstjährigen Konkurrenten<br />

in dieser Klasse etwas zu beissen<br />

haben, bis diese Bestzeit unterboten ist.<br />

Chiron ! Der Name schien die ganze Berggemeinde<br />

zu elektrisieren. Alles besprach<br />

seine Aussichten, die meisten prophezeiten<br />

einen neuen Rekord einer maximalen Zeitdifferenz<br />

gegenüber dem bisherigen von wenigen<br />

Sekunden. Um nicht'weniger als 13,6<br />

Sekunden aber unterbot er Stucks letztjährige<br />

Glanzleistung. Sein I6zylindriges Rennungetüm<br />

hat Chiron natürlich in seiner überragenden<br />

Fahrtechnik entscheidend unterstützt.<br />

In den Kurven verlor er zufolge des<br />

Strassenzustandes an Zeit, holte aber dann<br />

Keller, Zürich, am Volant seines siegreichen Alfa-<br />

Romeos. Der Zürcher Fahrer klassierte sich in<br />

der Kategorie Tourenwagen als Erster des Grossen<br />

Preises von St. Moritz. (Photo Niedecken.)<br />

auch in den kürzesten Geraden wieder derart<br />

auf, dass jeder Verlust immer wieder mehr<br />

als kompensiert erschien.<br />

Was es heisst, im Durchschnittstempo vor.<br />

mehr als 66 Stundenkilometern die Bernina<br />

zu bezwingen, kann sich eigentlich niemand<br />

recht vorstellen, denn selbst für den Zuschauer<br />

kommt das für einen derartigen Pass<br />

unheimliche Tempo gar nicht recht zur Geltung.<br />

Unnötig zu sagen, dass die Felswände<br />

von einem Jubel der Begeisterung widerhallten,<br />

der sich von einer Kuppe zur andern,<br />

wo sich Zuschauer befanden, fortsetzte. Alles<br />

eilte zur Wegmacherhütte, wo das Ziel installiert<br />

ist und wollte Chiron oder doch wenigstens<br />

seinen Wagen sehen.<br />

Die Krönung des Ganzen aber bildete eine<br />

kurze, schlichte und eindrucksvolle Feier, an<br />

welcher der Rennleiter, Herr Töndury, den<br />

drei Tagessiegern den grossen Lorbeerkranz<br />

überreichte. In einer kurzen, aber in ihrer<br />

Wirkung äusserst trefflichen Ansprache gratulierte<br />

er den drei Helden des Tages: Strazza,<br />

Dr. Karrer und Chiron und gab seiner<br />

Freude darüber Ausdruck, dass durch das<br />

Bernina-Rennen und die Siege dreier Länder:<br />

Italien Frankreich und die Schweiz, in<br />

automobilsportlicher Beziehung neuerdings<br />

in engsten Kontakt kommen.<br />

Herr Bundesrat Motta, welcher mit regem<br />

Interesse das ganze Rennen verfolgt hatte,<br />

überall mit grösstem Respekt und Achtung<br />

begrüsst und geehrt wurde, gratulierte den<br />

Siegern noch persönlich und beglückwünschte<br />

auch Ettore Bugatti zu dem neuen, strahlenden<br />

Erfolg, der seiner Marke zuteil wurde.<br />

Noch ganz unter dem Eindruck dieser zu<br />

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