E_1931_Zeitung_Nr.036
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N° 36 - <strong>1931</strong> Ain"OMOBIL,REVUE 11<br />
mit oder ohne Differentialgetriebe handelt. Ein<br />
Schleudern könnte also beim Wagen mit Differential<br />
nur dann leichter eintreten, wenn hier die Räder<br />
einer seitlichen Gleitbewegung weniger Widerstand<br />
entgegensetzten.<br />
Diese Möglichkeit ist nun allerdings nicht ganz<br />
von der Hand zu weisen. Die mit Differential ausgerüstete<br />
Hinterachse ist erstens etwas schwerer<br />
und liegt weniger gut am Boden als diejenige mit<br />
Differential. Ausserdem kann sich der Widerstand<br />
gegen seitliches Gleiten eines Rades hier zeitweise<br />
dadurch vermindern, dass das Rad, nachdem es<br />
eine Bpdenunebenheit übersprungen hat, einige Momente<br />
leer und mit grösserer Tourenzahl leer durchdreht,<br />
worauf es dann kurz nachher noch gleitend<br />
wieder auf den Bo-don aufprallt.<br />
Der Unterschied im Verhalten des einen und<br />
des andern Wagens ist jedoch nicht gross. Und<br />
eicher kann auch ein. Wagen ohne Differential ins<br />
Schleudern geraten.<br />
-at-<br />
Frage 7883. Konzentration der Batteriesäure.<br />
Ist es zulässig, die Konzentration der Batteriesäure<br />
gegenüber der Vorschrift etwas zu erhöhen, wenn<br />
dadurch die Leistungsfähigkeit einer alten Batterie<br />
wieder auf das Normale gebracht werden kann?<br />
A. H. in K.<br />
Antwort: Die Verwendung eines Elektrolyten<br />
von grösserer Konzentration als der vorgeschriebenen<br />
führt unbedingt zu einer raschen Zerstörung<br />
der Platten. Die Platten erhalten einen<br />
grau-weissen Ueberzug, sie csulfatieren», worauf<br />
dann die Kapazität der Batterie nach kurzer Zeit<br />
erst recht abnimmt.<br />
Genau gleich verhält es sich bei der Verwendung<br />
mancher der zahlreichen Geheimmittel, die<br />
von Zeit zu Zeit zur «Verjüngung> der Batterien<br />
auf dem Markt erscheinen. Die Spannung und allgemeine<br />
Leistungsfähigkeit der Akkumulatoren<br />
lässt sich dadurch oft wohl heben, aber nur vorübergehend,<br />
und nach kurzer Freude muss man<br />
erkennen, dass nur noch ein Ersatz der Platten in<br />
Frage kommt.<br />
Bringen Sie Ihre Batterie zu einem Spezialisten.<br />
Vielleicht lässt sie sich auf «natürlichem» Weg wieder<br />
verjüngen. —3.<br />
Frage 7884. Autobeleuchtung für stationären Beirieb.<br />
Kann ich mit einer Bosch-Auto-Dynamo,<br />
6 Volt, eine kleine Beleuchtungsanlage erstellen?<br />
Ich hätte ein Wasserrad für den Antrieb der Dynamo.<br />
Wie viel Touren muss die Dynamo machen?<br />
Braucht sie viel Kraft, da eben nicht immer gleich<br />
viel Wasser läuft? Ist sie den Schwankungen unterlegen,<br />
macht das nichts aus. Wie viel Lampen<br />
könnte man damit speisen, wenn auch eine Batterie<br />
dazu verwendet würde, so dass man bei Tag auf<br />
die Batterien laden könnte? Wäre eine so kleine<br />
Anlage dauerhaft und würde sie für eine Hausbeleuchtung<br />
genügen? J. S. in S.<br />
Antwort: Um Ihre Prags richtig beantworlen<br />
zu können, sollten wir noch genauere Angaben<br />
über den Typ der betr. Lichtmaschine besitzen, wie<br />
z. B. die Bezeichnung, welche auf dem betr. Apparat<br />
eingeprägt ist. Falls diese Lichtmaschine mit<br />
Spannungsregler ausgerüstet ist, es sich also nicht<br />
um eine Dreibürstenmaschine handelt, können Sie<br />
sie für den vorgenannten Zweck gebrauchen. Sie<br />
müssen aber dabei beachten, dass die Lichtmaschine<br />
eo angetrieben werden muss, dass sie ihre NonndrfihzahL<br />
weiche auf der Lichtmaschine eingeprägt<br />
ist, erreicht, wenn Sie aus dieser Lichtmaschine<br />
die gewünschte, ebenfalls auf dem Gehäuse der<br />
Lichtmaschine eingeprägte Leistung herausholen<br />
wollen. Dieser Apparat ist neben dem Spannungsregler,<br />
"welcher bei schwankender Drehzahl die<br />
Spannung stets auf gleichbleibender Höhe hält, noch<br />
mit einem selbsttätigen Schalter ausgerüstet, welcher<br />
die Lichtmaschine erst dann, mit den Verbrauchern<br />
oder der Batterie kuppelt, wenn die vorgeschriebene<br />
Spannung, in diesem Falle von 6 Volt,<br />
erreicht ist. Es soll dabei eine Minimaldrehzahl<br />
erreicht werden, die aber bei verschiedenen Lichtmaschinen<br />
auch verschieden ist. Sie können ohne<br />
weiteres, falls das Obengesagte zutrifft, diese Lichtmaschine<br />
zum genannten Zweck gebrauchen, vorausgesetzt,<br />
dass die Gesamtleistung der angeschlos<br />
sehen Verbraucher dio auf dem Gehäuse der Lichtmaschine<br />
eingeprägte Nennleistung nicht überschreitet.<br />
Es soll aber im weiteren für ßenügende<br />
Kühlung der Lichtmaschine gesorgt worden, so<br />
dass diese eine Temperatur von etwa 50° Grad<br />
nioht übersteigt. B.<br />
Frage 7885. Reinigung des Verteilers. Bei meinem<br />
Wagen zeigt sich der Uebelstand, dass jeweils<br />
schon nach 1500—2000 km der Verteiler der Batteriezündung<br />
so stark verschmutzt ist, dass Fehlzündungen<br />
auftreten. Wenn ich dann den Verteiler<br />
mit Schmirgelpapier reinige und die Kontaktsegmente<br />
gut blank reibe, verschwinden die Störungen<br />
wieder vollkommen. Worin kann die Ursache<br />
dieser raschen Verschmutzung zu suchen<br />
sein? W H. in T.<br />
Antwort- Das Verhalten des Verteilers verwundert<br />
uns nicht im geringsten, denn die Reinigung<br />
dieses empfindlichen Teils mit Schmirgelpapier<br />
bedeutet geradezu eine Provokation. Sind<br />
die Flächen des Vorteilers, auf denen die Schleifkohle<br />
gleitet, nicht blank poliert, sondern durch<br />
irgendein Schleifmittel aufgerauht, so schleifen sich<br />
die Kohlen auf ihnen ab, und das angeschliffene<br />
Material bildet nach kurzer Zeit einen ziemlich gut<br />
leitenden Ueberzug, auf dem sich dann die Zündspannung<br />
dorthin begibt, wo es ihr gerade beliebt.<br />
Die Gleitflächen eines Verteilers, einschliesslich<br />
der Kontaktsegmente, dürfen nur mit einem •weichen<br />
Lappen, den man nötigenfalls mit etwas Benzin<br />
befeuchtet, gereinigt werden. Auf blanken Flächen<br />
kann sich Kohlenstaub nicht derart festsetzen,<br />
dass er nicht mit einem Lappen wegzuwischen<br />
wäre. — a t—<br />
Frage 7886. Ueberspringen eines Funkens aussen<br />
an der Zündkerze. Woher kommt es, dass bei<br />
einem Motor die Zündfunken auf der Aussonseite<br />
der Zündkerzen den Isolator überspringen, trotzdem<br />
hier der Abstand etwa 1 cm beträgt und der<br />
Isolator selbst sauber ist? Was ist dagegen zu<br />
tun?<br />
A. B. inE.<br />
Antwort: Wenn der Isolator der Zündkerzen<br />
sauber und trocken ist, deutet die beobachtete<br />
Erscheinung auf einen zu grossen Abstand der<br />
Zündkerzenelektroden. Wenn der Elektrodenabstand<br />
auch nicht so gross sein wird wie der Weg, den<br />
der Funken aussen über den Isolator nehmen muss,<br />
lang ist, so bedeutet das allein noch nichts. Es<br />
muss nämlich auch in Betracht gezogen werden,<br />
dass der Entladung über die Elektroden durch den<br />
komprimierten Zustand der Gase im Zylinder ein<br />
.grösserer Widerstand-in den Weg gelegt wird, als<br />
ihn die freie äussore Atmosphäre darbietet. Die<br />
Entladung geht also leichter in der freien Atmosphäre<br />
vor sich, trotz des längeren Weges, als über<br />
den kurzen Elektrodenabstand, aber unter der hemmenden<br />
Wirkung der Kompression.<br />
Ziemlich sicher ist aber bei den in Frage stehenden<br />
Zündkerzen der Elektrodenabstand auch<br />
anormal gross. Bei hoch komprimierenden Motoren<br />
soll er nicht mehr als % Uo Millimeter betragen.<br />
Nur bei niedrig verdichtenden Motoren sind Elektrodenabstände<br />
bis 0,8 mm zulässig. —s.<br />
Si»<br />
Anfrage 1013. Haftung des Staates wegen fehlerhafter<br />
Strassenanlage. Unser Klient fuhr, von<br />
Seewen kommend, mit seinem Viertonnen-Lastwagen<br />
in einem Tempo von 16—20 km in eine ganz unübersichtliche<br />
Kurve von ca. 70 Meter Radius, so<br />
ziemlich zu äusserst rechts der «benutzbaren» Fahrbahn.<br />
Im Scheitelpunkt der Kurve kam ihm ein grosser,<br />
ea. 20plätziger Car-Alpin mit einem Tempo<br />
von ca. 45 km entgegen. Die beiden Fahrer sahen<br />
sich zu spät und prallten zusammen.<br />
Wir sind allerdings der Ansicht, dass speziell<br />
der Car-Alpin über Bremsen hätte verfügen sollen,<br />
die ihm ein Anhalten auf ca. 20 Meter hätten ermöglichen<br />
sollen.<br />
Dies ist kurz der Tatbestand, woraus wir ein<br />
grosses Mitverschulden des Staates an diesem und<br />
verschiedenen andern, auf der gleichen Strecke<br />
schon erfolgten Unfällen ersehen.<br />
Die Strasse ist infolge total falscher Anlage der<br />
Kurve nur zu zwei Dritteln ohne Gefahr des Abrutschons<br />
in den See zu befahren, speziell weil der<br />
gegen den See stark abfallende, statt ansteigende<br />
Fahrstreifen im Sommer noch ziemlich stark mit<br />
Gras bewachsen ist, weil er eben nie benützt wird.<br />
Ein Augenschein an Ort und Stelle wird jeden<br />
vernünftigen Menschen ohne weiteres überzeugen,<br />
dass für eine solch liederliche Strassenanlasie der<br />
Kanton unbedingt haftbar ist. W A.<br />
Der Anwalt unseres Klienten tendiert auch mit<br />
allen Mitteln darauf hin, möchte aber zu diesem<br />
Zwecke gerne die Melnungsäusserung einet führenden<br />
Fachblattes wie das Ihrige zur Verfügung<br />
haben.<br />
Sie sehen also, dass diese Angelegenheit für<br />
die Automobilkreise von sehr grossem Interesse ist<br />
Antwort: Nach bundesgerichtlicher Praxis<br />
ist eine Strasse ein Werk. Ihre fehlerhafte Anlage,<br />
Herstellung oder der mangelhafte Unterhalt machen<br />
den Strasseneigontümer (Staat oder eventuell Gemeinde)<br />
für die entstehenden Folgen haftbar.<br />
Soweit wir, ohne Kenntnis der Oertlichkeit, gestützt<br />
lediglich auf Ihre Beschreibung, die fragliche<br />
Strasse beurteilen können, muss gesagt werden,<br />
dass sie jedenfalls nicht den neuzeitlichen Ansichten<br />
über Strassenbau entspricht und geeignet<br />
erscheint, unter Umständen Schaden zu verursachen.<br />
Fraglich ist im konkreten Fall, wie weit ein Verschulden<br />
der am Unfall beteiligten und von ihm<br />
.betroffenen Autofahrer vorliegt. Denn durch die<br />
Jlegonderen örtlichen Verhältnisses werden natürlich<br />
Strassenbenützer zu "besonderer Sorgfalt ver-<br />
pflichtet, z. B. dass die Geschwindigkeit der Fahrzeuge<br />
in Anbetracht der kurzen Sichtweite zu gross<br />
war und einen zu langen Bremsweg erforderte.<br />
Ein solches allfälliges Verschulden würde eine Reduktion<br />
der Haftung des Werkeigentümers bewirken<br />
oder könnte sie äusserstenfalls ganz ausschliessen.<br />
*<br />
Anfrage 1014. Haftung für eingestelltes Auto.<br />
Ich habe eine Garage ohne Nachtbetrieb, an sehr<br />
verkehrsreicher Strasse in der Stadt, und jeder<br />
Automobilist hat einen Schlüssel, damit er zu jeder<br />
Zeit seinen Wagen gegen Bezahlung einstellen kann.<br />
Vergangene Woche nun, an einem schönen Morgen,<br />
sehen wir, dass an einem offenen Vierplätzerwagen,<br />
älteren Modells, welcher genau an seinem<br />
gewohnten Platz steht, die Vorderachse stark verkrümmt<br />
ist und das eine Rad ganz schräg steht.<br />
Der Besitzer des Wagens kommt oft tagelang nicht<br />
und wir nahmen an, ihm sei ein Unfall zugestossen<br />
und er werde schon noch vorbeikommen. Er kam<br />
nach einigen Tagen auch richtig vorbei und behauptet,<br />
dass jemand den Wagen nachts herausgenommen<br />
hat (Strolchenfahrt) und denselben in defektem<br />
Zustande wieder in die Garage gestellt hat.<br />
Andorn Tags schreibt er mir einen Chargebrief,<br />
in welchem er den Schaden konstatiert und macht<br />
mich gleichzeitig für den Schaden verantwortlich.<br />
Ich möchte Sie nun gerne befragen, wie diese<br />
Sache rechtlich für mich aussieht. Bemerken mtna<br />
ich noch, und ist dies ja eigentlich der springende<br />
Punkt bei der ganzen Geschichte, dass es sehr .gut<br />
möglich ist, dass der Unfall ihm selber passiert ist<br />
und er auf diese Weise die Reparatur am billigsten<br />
bei uns inachen lassen könnte. Glauben Sie z. B.,<br />
dass ein Strolchenfahrer einen offenen Wagen um<br />
diese Jahreszeit nehmen würde, wenn in der gleichen<br />
Halle geschlossene, komfortable Wagen stehen?<br />
Oder wenn er schon so dumm wäre, halten Sie es<br />
für möglich, dass er nach dem Unfall den Wagen,<br />
welcher sehr schwer zu lenken ist, durch das stark<br />
schrägstehende Vorderrad, wieder umständlich retour<br />
in die Garage, zwischen andern Autos an seinen<br />
Platz fährt und sich der Gefahr aussetzt, gesehen<br />
zu werden? Die Ansicht auch der andern Automobilisten,<br />
sowie auch der Polizei, welche den Wagen<br />
genau untersucht hat, ist die gleiche wie die<br />
meine, nämlich dass die ganze Sache fingiert ist.<br />
Was können Sie mir da raten? R. L.<br />
Antwort: Die Haftung erfolgt nach den Regeln<br />
der Haftung -der Stallwirte. Diese haften für<br />
die Beschädigung, Vernichtung oder Entwendung<br />
der bei ihnen eingestellten oder von ihnen oder<br />
ihren Leuten auf andere Weise übernommenen<br />
Tiere und Wagen und der dazu gehörigen Sachen,<br />
sofern sie nicht beweisen, dass der Schaden durch<br />
den Einbringenden selbst oder seine Besucher. Begleiter<br />
oder Dienstleute oder durch höhere Gewalt<br />
oder durch die Beschaffenheit der Sache verursacht<br />
worden ist.<br />
Grundsätzlich sind Sie für die eingebrachten<br />
Automobile haftbar. Dafür zahlt der Einsteller auch<br />
ein© entsprechende Gebühr, es wäre denn, dass<br />
diesbezüglich besondere Vereinbarungen getroffen<br />
worden wären. Don Nachweis, dass der Schaden<br />
durch den Eigentümer selbst verursacht worden ist,<br />
liegt Ihnen ob. Allenfalls wäre noch die Möglichkeit<br />
vorhanden, dass die Beschädigung vielleicht<br />
durch einen andern in die Garage ein- oder ausfahrenden<br />
Wagen verursacht worden ist. Da offenbar<br />
kein Verschulden Ihrerseits vorliegt, besteht<br />
eine Haftung jedenfalls höchstens nur bis zum Betrage<br />
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