E_1931_Zeitung_Nr.040
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N°40 - <strong>1931</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Der Kampf um die XXII. Targa Florio<br />
Eindrucksvoller Sieg von Nuvolari auf Alfa Romeo. — Grosser Erfolg der italienischen<br />
Industrie. — Schlechte Strassen Verhältnisse erschwerten den Rennverlauf.<br />
In der diesjährigen Targo Florio vom Die beiden 2300 Alfa-Romeo mit Nuvolari<br />
und Arcangeli am Steuer standen im<br />
letzten Sonntag waren nur zwei Firmen<br />
offiziell mit ihren Hausmannschaften vertreten,<br />
die beiden Grossunternehmen lich vereinigten auch Fahrer von der sel-<br />
Vordergrund des Interesses. Abe,r natür-<br />
Alfa Eomeo und Maserati. Die Bugatti tenen Klasse wie Borzacchini und Campari<br />
mit den beiden nun nicht mehr jun-<br />
^und Salmson, die an dem Rennen teilnahmen,<br />
fuhren als Einzelwagen, und Varzi, gen 1750-Maschinen viel Aufmerksamkeit<br />
der Sieger des vergangenen Jahres, stand auf sich. Die Targa Florio gab den Beweis,<br />
dass nicht nur der Impetus und das<br />
auf der Strecke zum erstenmal mit einem<br />
französischen Wagen, den er gegen den Temperament eines Nuvolari und Borzaechini<br />
den Ausschlag geben, sondern dass<br />
Alfa Eomeo vertauscht hat. Die Targa<br />
Florio ist ein Rennen, bei dem den Einzelfahrern<br />
und Einzelwagen fast nie ein Sieg Prozent von der Qualität der Maschine,<br />
dieses Rennen schliesslich mehr als 50<br />
winkte, da der Circuit delle Madonie ungeheure<br />
Anforderungen stellt, die an Vorgig<br />
macht. Der eindrucksvolle Sieg von<br />
ihrem Zustand und ihrer Resistenz abhänbereitung<br />
und Mitteln von einem Einzelfahrer<br />
kaum geleistet werden können. In meo bedeutet für die italienische Industrie<br />
Nuvolari und Borzacchini auf Alfa Ro-<br />
diesem Jahre lenkte Varzi als Einzel- nach Tunis, der Mille Miglia, Monaco<br />
Die 146 km lange Rundstreoke der Targa Florio (grosaer Circuit), auf der am letzten Sonntag das<br />
schwere to BergTennen der Welt über 584 km zum 22. Male zum Austrat kam.<br />
fahrer den 2300-ccm-Bugattiwagen, mit<br />
dem er in Alessandria und Tunis triumphierte<br />
und auf dem Chiron in Monte<br />
Carlo überlegen siegreich war. Die Madonie<br />
bilden ein geradezu ideales Terrain<br />
für die schwerste Prüfung; die Targa<br />
Florio ist daher stets ein Bergrennen gewesen,<br />
das die äussersten Forderungen an<br />
Maschine und Fahrer stellte; in diesem<br />
Jahre aber wurde sie durch die neue<br />
Strecke geradezu vernichtend. Der Circuit<br />
misst bekanntlich 146 Kilometer und<br />
musste viermal gefahren werden, bildet<br />
also 584 Kilometer, auf denen auch nicht<br />
ein Augenblick leichter Fahrt eingeschaltet<br />
werden konnte. Kurven, Gegenkurven,<br />
scharfe Steigungen und steile Abfälle<br />
folgen einander. Eine dauernde Mühsal,<br />
die Nerven von Stahl und die fähigsten<br />
Maschinen erfordert, sollen nicht Versager<br />
schon lange vor dem Ende eintreten. Die<br />
das Rennen zu Ende fuhren, hatten am<br />
Sonntag so etwas wie achttausend Kurven<br />
geleistet!<br />
Diese Erschwernis der Targa Florio in<br />
diesem Jahre dürfte wohl auch der Grund<br />
sein, warum Ettore Bugatti in diesem<br />
Jahre sich von einer offiziellen Teilnahme<br />
seines Hauses zurückgehalten hat. Maserati<br />
hatte in Dreyfus, Fagioli und Biondetti<br />
seine stärksten Fahrer. Dreyfus<br />
freilich war als Schnelligkeitsspezialist<br />
auf den Madonie wenig am Platz. Fagioli<br />
war mit allen seinen Qualitäten doch<br />
durch die kürzlich überstandene Operation<br />
von Anfang an gehandicapt gewesen.<br />
und Alessandria einen sehr erfreulichen<br />
Erfolg. Varzi als Einzelfahrer erlitt das<br />
Schicksal, das die Targa Florio (wie bereits<br />
erwähnt), den meisten Einzelgängern<br />
bereitet: Die Anforderungen sind zu gross,<br />
als dass sie nicht die Leistungsfähigkeit<br />
eines einzelnen bis über die Grenze des<br />
Ertragbaren hinaus belasten. Bemerkenswert<br />
ist auch der zweite Platz von Borzacchini,<br />
der mit dem Alfa-Romeo-Modell,<br />
750 ccm, sich glänzend hielt. Der Alt- und<br />
Grossmeister unter den italienischen<br />
Rennfahrern, Campari, der mit der Ruhe<br />
des alten, erfahrenen und ungeheuer routinierten<br />
Meisters die Strecke zurücklegte,<br />
verstand es, seinen Alfa Romeo hinter<br />
Varzi an die vierte Stelle zu plazieren.<br />
Der Kennverlauf.<br />
Am letzten Sonntag erlebte ganz Sizilien<br />
wiederum das berühmte Rennfieber,<br />
das jeweils die Austragung der klassischen<br />
Targa Florio zu begleiten pflegt.<br />
Massen von interessierten italienischen<br />
Sportleuten Hessen es sich nicht nehmen,<br />
dem grossen Kampf ihrer besten italienischen<br />
Fahrer beizuwohnen, und kamen<br />
vom Festland nach der Insel gefahren.<br />
Schon am frühen Morgen des Renntages<br />
wimmelte es überall von Zuschauern, und<br />
gegen Beginn des Kampfes um 8 Uhr<br />
morgens waren die Tribünen bei Cerda<br />
brechend voll besetzt. Unter den Zuschauern<br />
bemerkte man zahlreiche Grossen<br />
des Sportes und Vertreter der Behörden,<br />
auch die internationale Presse machte<br />
wiederum der Targa Florio ihre Aufwartung.<br />
Schlimm stand es indessen mit dem<br />
Wetter. Die ganze Nacht hindurch gingen<br />
schwere Regengüsse nieder, so dass<br />
die Strecke zum Teil aufgerissen und beschädigt<br />
wurde. Den Fahrern warteten<br />
jedenfalls die mörderischsten Anstrengungen.<br />
Bei strömendem Regen startete um halb<br />
neun Uhr als Erster Varzi auf Bugatti.<br />
Die Bekanntgabe von sechs Nicbtstartenden<br />
reduzierte das Feld der Fahrer gleich<br />
zu Beginn auf 16 Konkurrenten. Bald<br />
folgten weitere Reduktionen und erste<br />
Ausfälle. Schon nach fünfzig Kilometern<br />
rannte Fagioli auf Maserati gegen eine<br />
Wand; während sein Wagen völlig in die<br />
Brüche ging, kam der junge italienische<br />
Fahrer mit leichten Verletzungen davon.<br />
Nach zwei Stunden verkündete vor den<br />
Tribünen dumpfes Summen das Nahen<br />
der Konkurrenten, die die erste Runde zurückgelegt<br />
hatten. An der Spitze lag sicher<br />
Varzi. Bereits weissagten rasche Gemüter<br />
dem neuen Bugattimodell auch in<br />
der Targa Florio einen neuen Sieg. Doch<br />
es sollte anders kommen. Die hinter dem<br />
Molsheimer Fahrer liegenden Nuvolari<br />
und Borzacchini forcierten mit unglaublicher<br />
Energie ihre Wagen. Schon wurden<br />
wieder neue Ausfälle gemeldet. Die<br />
Höllenfahrt durch den Regen über Siziliens<br />
Berge konzentrierte sich nur noch<br />
auf einige zähe Konkurrenten. Borzachini<br />
hatte ebenfalls Pech und musste<br />
rasch Kerzen wechseln, Nuvolari und<br />
Campari machten sich weiter an die Verfolgung<br />
Varzis. Auch Biondettis Wagen<br />
prallte gegen eine Mauer, Fahrer und Mechaniker<br />
kamen mit leichteren Verletzungen<br />
davon. Die zweite Runde sah Varzi<br />
immer noch sicher an der Spitze. Alle<br />
Hoffnungen auf einen italienischen Sieg<br />
sanken. Trotz dem schlechten Wetter und<br />
den misslichen Strassenverhältnissen ging<br />
die wilde Jagd in sehr scharfem Tempo<br />
weiter. In der dritten Runde konzentrierte<br />
sich die ganze Aufmerksamkeit der Alfa<br />
Romeo-Equipe auf den Ausreisser Varzi.<br />
Langsam aber sicher kamen Campari, Nuvolari<br />
und Borzacchini dem Ausreisser<br />
näher. Nach der dritten Runde hatte sich<br />
die Distanz zwischen Varzi und Campari<br />
auf rund zwei Minuten reduziert. Doch<br />
nun legte Nuvolari bei der vierten Runde<br />
mit i aller verfügbaren Kraft los, und<br />
schon nach kurzer Zeit lag er dicht hinter<br />
Varzi. Der Höhepunkt des Kampfes war<br />
somit gekommen: das Duell zwischen<br />
Varzi und Nuvolari. Campari hielt kurze<br />
Zeit an, konnte aber sicher wieder aufholen.<br />
Schlimmer erging es Arcangeli, der<br />
durch eine Verletzung in der vierten<br />
Runde aufgeben musste.<br />
Der Kampf zwischen Varzi und Nuvolari<br />
entschied sich unerwartet schnell. Ein<br />
Kerzendefekt von Varzi warf den Bugattifahrer<br />
um volle fünf Minuten zurück. Nun<br />
sahen Nuvolari und Borzacchini den hart<br />
umstrittenen Weg zum Sieg offen, und bei<br />
ausserordentlich schlechten Strassenverhältnissen<br />
rasten sie mit unvermindertem<br />
Tempo weiter. Varzi glaubte, gegen den<br />
Schluss hin noch einmal das Glück erzwingen<br />
zu können, doch waren die Umstände<br />
zu sehr gegen ihn, als dass es noch zu<br />
einem ersten Platz gereicht hätte. Die Be r<br />
geisterung des Publikums übersehritt alle<br />
Grenzen, als Nuvolari als Erster unter<br />
strömendem Regen beim Ziel einfuhr.<br />
Kurze Zeit nachher traf Borzacchini ein,<br />
dem ebenfalls lebhafte Ovation zuteil<br />
wurde. Rasch folgten Varzi und Campari,<br />
deren Leistungen vom Publikum, das enthusiastisch<br />
das Rennen verfolgt hatte,<br />
ebenfalls entsprechend gewürdigt wurden.<br />
Den Sieger der diesjährigen Targa. Florio: Nuvoltri<br />
(Alfa Romeo)<br />
Die Resultate t<br />
1. Knvolarl (Alfa Romeo), 9 Std. 00* B7 1 ' (Stundendurchschnitt<br />
64,880 km).<br />
2. Borzacchini (Alfa Romeo), 9 Std. 02* U",<br />
8. Varzi (Bugatti), 9 Std. 07' 53".<br />
4. Campari (Alfa Romeo), 9 Std. OS* 11%<br />
•« Zweimal Zwölfstundenrennen » In Brooklands.<br />
Die Rennsaison der Autorennbahn von<br />
Brooklands in England wurde am letzten<br />
Freitag mit dem klassischen doppelten Zwölfstundenrennen<br />
offiziell eröffnet. Die von verschiedenen<br />
Blättern gemeldete Beteiligung<br />
des Weltrekordfahrers Malcolm Campell erwies<br />
sich als falsch. Das Rennen verlor bereits<br />
am ersten Tag durch die Aufgabe der<br />
Favoriten Birkins (Bentley) und Ramponi<br />
(Maserati) viel an Interesse. Der Engländer<br />
Earl of Maren (M.O. Midget), der nach den<br />
ersten zwölf Stunden an der Spitze lag, behauptete<br />
seine Position auch während der<br />
zweiten Hälfte des Rennens.<br />
Das Schlussklassement;<br />
Erster: Earl of March (M. Q. Midget);<br />
Zweiter: Gibson (M.G. Midget); Dritter:<br />
Hamilton (M.O. Midget); Vierter: Parker<br />
(M.O. Midget).<br />
mb.<br />
Stuber an der 10,000 km-Fahrt. An der<br />
10,000 km^Fahrt wird auch der schweizerische<br />
Meisterfahrer Hans Stuber teilnehmen.<br />
Er wird als Fahrer der Peugeot-Equipe konkurrieren,<br />
die ausserdem noch von den bekannten<br />
französischen Fahrern Boillot und<br />
de Lavalette besetzt sein wird. x.<br />
Tour de France. Nachdem die Teilnehmer der<br />
Tour de France am letzten Freitag die zweitletzte<br />
515 km lange Etappe Strassburg—Lille zurückgelegt<br />
hatten, folgte am Samstag letzter Ruhetag in<br />
Lille. Am Sonntag schloss sich sodann die letzte<br />
Etappe Lille-Paris-Autodrom von Montlhöry an,<br />
wo die offiziellen Preisträger bezeichnet wurden.<br />
Die Resultate:<br />
Kategorie 500—750 ccm: Ohne Strafpunkte<br />
(goldene Medaille): Casnuzet (Peugeot). Letailleur<br />
(Peugeot), Collignon (Rosengart), Cogliati (Rosengart),<br />
Gauthier (Rosengart). Chauviere (RosengaTt),<br />
Lang (Rosengart), Bourdaiae (Rosengart). —<br />
Kategorie 750—1000 ccm: Goldene Medaille: Galoisy<br />
(La Licorne), Maillard (La Licorne). Huberdeau<br />
(AmHcar) — Kategorie 1100—1500 ccm:<br />
Goldene Medaille: Roux (Peugeot). Gillard (Peugeot),<br />
Mme LeWanc (Peugeot), de Bremond (Mathis),<br />
Mlle Sajous (Mathis). Mlle Hustinx (Mathis),<br />
Ferra-nt (X.). — Kategorie t500—2000 ccm:<br />
Goldene Medaille: Driius (Peugeot). — Kategorie<br />
2000—3000 ccm: Goldene Medaille: Roch (Delage).<br />
— Kategorie 3000—5000 ccm: Goldene Medaille:<br />
Perrot (Ford).