E_1934_Zeitung_Nr.040

N» 40 - 1984 ÄÜTOMOBTL-REVUE 25
Tourismus
Pfingstfahrten durch die Schweiz
«Bestellen Sie doch ja schön Wetter auf
Pfingsten, nach dem Muster vom letzten tmd
vorletzten Jahre!», schrieb heute ein langjähriger
Abonnent an unseren Tourenonkel,
von dem er sich ein schönes Pfingstprogramm
erbat. Die Bestellung hat der Tourenonkel
mit vielen ähnlich lautenden gleich
an die massgebende Instanz weitergeleitet,
die nun zu entscheiden hat, ob «Fahrten ins
Blaue» oder «Fahrten ins Qraue> die Pfingstparole
sein soll.
Da allem nach auch dieses Jahr Pfingstfahrten
ins Blaue mehr Chancen haben dürften,
möchte der Tourenonkel natürlich nicht
versäumen, allen lieben Touren-Nichten und
dito Neffen einige lohnende Tourenvorschläge
zu unterbreiten, die sicherlich bei der ganzen
Tourensippschaft (Verzeihung: Tourenverwandtschaff
ist natürlich stilgerechter und
vornehmer) Anklang finden werden.
Wie wär's nun einmal mit einer Tour ins
Bernbiet, durchs Oberland, an die Riviera
des Genfersees, Ihr Touren-Nicht- und -Neff-
öffnet werden soll, während die welsch*
lein aus der Ostschweiz? Etwa von Zürich Tourenverwandtschaft die Rückfahrt über
(als Ausgangspunkt) über Baar (Höllgrotten) Varese zum Langensee und dessen prachtvollem
Westufer entlang bis Gravellona und
und Zug nach Litzern, dann an Horw, Hergiswil
und dem Sarnersee vorbei auf dervon hier über Domodossola und den Simplon
landschaftlich einzig schönen Brünigroute (Oeffnung ebenfalls auf Pfingsten vorgese-
nehmen müssten.
zum Brienzersee? Von hier ginge die Wei-henterfahrt
selbstverständlich über lnterlaken,
Eine Fahrt zum Bodensee über Winterthur,
Därligen, Spiez (bei genügend Zeit ist auch
der Umweg über Aeschi ins Kandertal nach
Wil, St. Gallen nach Rorschach und von hier
Reichenbach und dann nach Spiez zu emp-
dem Saum der Bodenseelandschaft entlang
fehlen, Ausflug auf den Niesen, Bahnstation
in Mülenen) und dann von hier durchs herrliche
Simmental über Boltigen, 7Aveisimmen,
Saanenmöser nach Chäteau-d'Oex.
Dann über den Col des'Mosses (auch sein
Nachbar, der Pillonpass, ist seit kurzem wieder
befahrbar, falls man die Route von Saanen
weg über Qstaad und Gsteig, den Pillon
und Les Diablerets wählen möchte) nach le
Sepey und Aigle und durch das Weinstädtchen
Villeneuve am bekannten Schloss Chillon
vorbei zu den mondänen Kurorten Territet,
Montreux, Ciarens. Wer Höhenkurorte
vorzieht und eine ganz unvergleichliche Aussicht
über den Genfersee und die Savoyer
Alpen, der fahre nach Caux oder Les Avants,
die beide ebenfalls Hotels in jeder .Preislage
besitzen. Getanzt wird in den Luxushotels
und Hotels ersten Ranges, in Montreux auch
im Kursaal.
In Lausanne, für viele Touren-Neffen und
-Nichten jeweils eine Augenweide an Eleganz
und Charme, sollte jeder Automobilist
Station machen. Lohnend in jeder Beziehung.
And then have some tea ... auf der
Terrasse irgendeines Luxushotels in Ouchy.
Reizvolles Strandbad, quasi Juan-les-Pins
en miniature.
Ueber Morges und Nyon nach Genf. Ausserordentlich
sehenswert. Ist in der letzten
Zeit wieder sehr vornehm, so etwa ä la :
«Mme la comtesse de Pourtales a donne
hier soir un brillant diner aux Bergues. On
remarquait parmi les invites: la duchesse de
la Rochefoucauld, le duc et la duchesse
d'Audiffret-Pasquier, le Prince et la Princesse
de Faucigny-Lucinge», und so weiter,
die ganze Scala hinunter bis an die Grenze
vom Blau- und Rotblut.
Auf der Rückfahrt sollte Sie der Weg, weil
er so wunderschön ist, zur Abwechslung
mal durch das Greyerzerländchen führen,
sagen wir von Vevey über Chätel-St-Denis
nach Bulle (Abstecher nach dem reizenden,
mauerumgürteten Gruyeres bei genügend
Zeit dringend zu empfehlen!), dann nach
Broc und dem Seelein von Montsalvan entlang
nach Charmey. Von hier, je nach Lust
und Laune, entweder über den ebenfalls wieder
befahrbaren Jaunpass nach Spiez und
auf der Brünigroute wieder nach der Ostschweiz
oder, der reicheren Abwechslung
halber, von Charmey wieder zurück nach
Bulle und von da aus über Fribourg und
Bern (Lenzburg-Baden) nach Zürich zum
Tourenausgangspunkt zurück.
Inzwischen dürfte sich dann die welsche
Verwandtschaft des Tourenonkels an einem
Trip in die Ostschweiz gütlich getan haben
und mit schönen Eindrücken bereichert nach
Hause gekommen sein. Zürich, unsere grösste
Schweizerstadt, bietet alle Anziehungspunkte
einer modernen Gross- und internationalen
Fremdenstadt.
Zürich sollte aber für die welschen Touren-Nichten
und -Neffen nicht Endstation
sein, sondern Ausgangsstation für Fahrten
ins Appenzellerland, ins Toggenburg, zum
Bodensee, zum Rheinfall, in St. Galler Oberland
und ins Bündnerland. Eine schöne Rundtour
ist für die Bergfahrer die Fahrt dem Zürichsee
entlang nach Näfels und Glarus und
von hier aus über Schwanden und Linthal und
dem seit kurzem befahrbaren Klausenpass
nach Altdorf, Brunnen, Schwyz, von wo aus,
je nach der zur Verfügung stehenden Zeit,
die Rückfahrt nach Zürich über die Ibergeregg,
Oberiberg und Einsiedeln, dessen berühmtes
Kloster dieses Jahr sein tausend
jähriges Bestehen feiert, gewählt werden
könnte.
Im Bündnerland wird das Hauptziel vo
allem St. Moritz und das Engadin sein, da:
dank der offenen Julierstrasse leicht er
reichbar ist und landschaftlich bei schönem
Pfingstwetter Einzigartiges bietet. Wer fü
seine Pfingstfahrt, ob Deutsch oder Welsch,
mehrere Tage zur Verfügung hat und das
Bündnerland besuchen möchte, könnte seine
Fahrteindrücke noch um ein Bedeutendes be
reichern, wenn er von St. Moritz, dem Ren
dez-vous ä la mode aller internationalen
Film- und Sportgrössen, seinen Weg über
den Maloja ins Bergeil nähme und von da
über Chiavenna, dem ganzen Westufer de
Comersees entlang, nach Como, wo die ostschweizerischen
Touren-Neffen und -Nichten
ihren Heimweg über Lugano und den Gotthard
antreten könnten, der auf Pfingsten ge-
über Arbon, Romanshorn nach Konstanz is
auch nicht ohne. In St. Gallen zu besichtigen
Stiftskirche, die Stiftsbibliothek mit kostbaren
Handschriften (Nibelungen, Parsifal)
und das Vadiandenkmal. In Konstanz sehenswert:
Hitlergruss (wenn Sie mit einem
«Grüss Gott» anworten, ist der Zollbeamte
nicht weniger höflich), Münster, Stefanskirche
(Relief), Rathaus mit Hof, Inselhote
(ehem. Dominikanerkloster mit schönem
Kreuzgang).
Zwischen Ermatingen und Manneribach:
Schloss Arenenberg. In Stein am Rhein:
Rathaus mit Fresken, Klostennuseum St.
Georgen, ©ine vollständig wiederhergestellte
Klosteratilage des Mittelalters mit Festsaal
Ueber der Stadt die wohlerhaltene Burg
Hohenklingen (prachtvolle Aussteht).
Vorzügliche Strasse nach Schaffhausen.
Dortige Sehenswürdigkeiten: Münsterkirche
Rathaus, originelle, alte, vielfach bemalte*
Häuser and die kreisrunde, mächtige F
sttrog Munot.
Bleiben noch zu erwähnen: Eine schöne
Tour ins Toggenburg nach Ebnat-Kappel
Nesslau, Wildhaus und, falls Zürich Ausganspunkt
ist, über Buchs, Sargans, dem
Wallensee und Zürichsee entlang wieder
nach Zürich zurück. Auch ein Besuch des
Appenzellerländchens lässt sich mit der Tour
durhs Toggenburg verbinden. In diesem Fall
zweige man bei Garns links ab nach Altstätten
und fahre von dort über Gais, Appenzell
(Abstecher nach dem idyllischen Weissbad
sehr zu empfehlen), Jakobsbad, Urnäsch
nach Wattwil.
Reizvoll ist auch die Durchquerung des
nördlichen Teils des AppenzeHerländchens.
Die Route von Rheineck über Walzenhausen,
eine malerische Sommerfrische, die zudem
bestbekannt ist durch das jährlich statfindende
Rennen Rheineck-Walzenhausen, nach
Heiden, Teufen, Waldstatt, bietet prächtige
Einblicke ins Massiv der Säntisberge.
Eine andere schöne Tour: Um den Vierwaldstättersee.
Von Luzern über Küssnacht,
Weggis, Vitznaa nach Gersau, dann mit der
Autofähre nach Beckenried, und weiter über
Buochs, Stans, Stansstad nach Luzern zurück.
Auch von Basel aus lassen sich sehr schöne
Touren ausführen. Viele Werden an Pfingsten
Reisen in den naheliegenden, prächtigen
Schwarzwald unternehmen oder in die nahen
Vogesen; aber auch der Jura wird in den
letzten Jahren immer häufiger als Ausflugsziel
benützt. Touren über Laufen, Delemont,
nach Les Rangiers und zum Soldatendenkmal
auf der Caquerelle, nach St. Ursanne und
Ocourt oder von St. Ursanne durch das romantische
Doubstal nach Montfaucon, Saignelegier,
Noirmont, La Ghaux-de-Fonds
werden immer häufiger unternommen und
vermitteln einen Einblick in eine reizvolle,
leider noch viel zu wenig bekannte Landschaft.
Originell ist eine Fahrt von Basel aus dem
Rhein entlang über Rheinfelden, Möhlin nach
Stein-Säckingen und von hier auf badischer
Seite nach Albbruck; dann durch das Albtal
nach St. Blasien, Todtmoos und von hier entweder
durch das liebliche Wiesental (Zeil,
Schopfheim, Lörrach) nach Basel zurück
oder das prächtige Wehratal hinunter über
Wehr nach Ober-Schwörstadt und von hier
auf badischer Seite dem Rhein entlang nach
Basel.
Be. '
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