E_1934_Zeitung_Nr.046
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N» 46<br />
II. Blatt<br />
BERN, 5. Juni <strong>1934</strong><br />
N° 46<br />
II. Blatt<br />
BERN, 5. Juni <strong>1934</strong><br />
Stf*«asxcn<br />
Die Autostrada Genua-Serravalle. Wenn in<br />
Italien ein Projekt ausgearbeitet und gebilligt<br />
ist, so heisst das nicht, wie bei uns, dass<br />
nun das Diskutieren und Vertagen beginnt,<br />
sondern da setzt Mussolini gleich den Tag<br />
der Einweihung fest und ohne langes Fackeln<br />
wird mit der Arbeit begonnen. So war es<br />
auch mit dem Projekt einer Autostrada Genua-Serravalle:<br />
am 18. Juni 1932 wurde der<br />
Bau beschlossen und auf den 21. April 1935,<br />
den Qründungstag Roms, wurde die Eröffnung<br />
der Strasse festgesetzt. So wurde denn<br />
unverzüglich mit den Arbeiten begonnen, die<br />
nun schon so weit fortgeschritten sind, dass<br />
man bereits ein gutes Bild erhält von der zukünftigen<br />
Autostrasse Qenua-Serravalle.<br />
Bei dieser neuen Strasse handelt es sich<br />
nicht so sehr um eine Verbesserung zugunsten<br />
des Tourismus als viel mehr um die<br />
Schaffung einer direkten Verbindungsroute<br />
vom Hafen Genuas nach dem Hinterland.<br />
Von diesem Gesichtspunkt aus ist auch die<br />
ganze Strasse angelegt, nämlich so, dass ohne<br />
Schwierigkeit Lastzüge darauf Verkehren<br />
können, d. h. Lastwagen mit 3, 4 oder noch<br />
mehr Anhängern. Damit das möglich ist,<br />
musste das Hauptgewicht darauf verlegt<br />
werden, eine Strasse mit nur geringer Steigung<br />
und grossen Kurvenradien zu bauen.<br />
Da aber auf verhältnismässig kleine Distanz<br />
eine Höhendifferenz von ca. 400 m überwunden<br />
werden musste, wurden zahlreiche<br />
Kunstbauten notwendig, die der Strasse einen<br />
sehr interessanten Charakter geben, wie<br />
wir Ihn sonst nur bei Eisenbahnen finden.<br />
Die Strasse hat durchwegs eine Breite von<br />
9 m, so dass also für jede Fahrrichtung 4,5<br />
Meter zur Verfügung stehen. Die Steigung<br />
beträgt nie mehr als 4% und die Halbmesser<br />
der Kurven sind mindestens 100 m gross.<br />
Serpentinen konnten überhaupt ganz weggelassen<br />
werden. Als Strassenbelag dient eine<br />
20 cm dicke Betonschicht, die aus Zement<br />
und Kieselstein besteht. Dann folgt eine 5<br />
Millimeter dicke Sandschicht, die die Aufgabe<br />
hat, auf sehr hohen Druek elastisch zu<br />
wirken, und als dritte Schicht kommt die gepresste<br />
Chaussierung der Strasse. Um einer<br />
Längsspaltung der Zementschicht vorzubeugen<br />
wurde die Strasse durch zwei Längsfugen<br />
in drei Fahrbahnen geteilt, damit bei<br />
zunehmender Hitze der Zement sich in die<br />
Breite ausdehnen kann und nicht Längsrisse<br />
entstehen. Durch diese Einteilung in drei<br />
Spuren ist auch dem Verkehr geholfen, indem<br />
dann je die beiden äussern dem eigentlichen<br />
Fahrverkehr dienen und die mittlere<br />
zum Vorfahren benützt werden kann. Alle<br />
fünf bis sechs Meter folgen auch Querungen,<br />
die Querrisse vermeiden sollen Die Fugen<br />
sind durch einen elastischen Stoff ausgefüllt.<br />
Was die architektonische Seite des Baus<br />
betrifft, so war eigentlich schon ganz am<br />
Anfang ein schwieriges Problem zu lösen,<br />
nämlich wie konnte der Kontakt mit dem Hafen<br />
in Genua gefunden werden? Eine gute<br />
Verlademöglichkeit war Hauptbedingung,<br />
wenn sich die Strasse für den Gütertransport<br />
bewähren sollte. So wurde etwas westlich<br />
von Genua, 22 m über dem Meer, ein eigentlicher<br />
Autobahnhof geschaffen, der mit<br />
allen notwendigen Einrichtungen versehen<br />
ist, wo die Güter bequem umgeladen werden<br />
können. Durch eine mächtige Rampe ist der<br />
Autobahnhof mit dem Hafen verbunden. Von<br />
diesem Ausgangsplatz aus führt ein kühner<br />
Viadukt an die Peripherie der Stadt.<br />
Von den Kunstbauten auf der Strecke interessieren<br />
vor allem die beiden grossen Tunnels,<br />
Galleria del Littorio und die Galleria<br />
del 28 ottobre und die beiden Viadukte von<br />
Torbella und Fontanes). Alle vier sind gigantische<br />
Werke der Technik und werden<br />
überall viel Bewunderung und Nachahmung<br />
finden. Die Galleria del Littorio hat eine<br />
Länge von fast einem Kilometer und der andere<br />
misst auch ca. 500 m. Der Viadukt von<br />
Torbole besitzt fünf parabolische Bogen von<br />
25,50 m Spannweite, der von Fontanesi besitzt<br />
sogar sechs Bogen und daneben noch<br />
vier kleinere; er hat eine Höhe von 46 m<br />
und bietet ein einzigartiges Bild von Eleganz<br />
und Stabilität. Ausserdem weist die Strasse<br />
noch über 20 grössere oder kleinere Brücken<br />
auf. Da die Abgase in den Tunnels durch natürliche<br />
Ventilation beseitigt werden müssen,<br />
ist auch eine Regulierung des Verkehrs<br />
erforderlich, so dass z. B. nicht zwei Lastzüge<br />
in kurzem Abstand die Strasse passieren<br />
und durch die Auspuffgase eine schäd- s<br />
liehe Wirkung hervorrufen. Eine solche Regulierung<br />
kann aber sehr gut im Autobahnhof<br />
in Genua ausgeübt werden. Ueberhaupt<br />
werden für eine solch aussergewöhnliche Verkehrsader<br />
nicht die üblichen Polizeivorschriften<br />
Geltung haben können; denn es ist in<br />
der Verkehxsordnung besonders auch dem<br />
Verhältnis der Strasse zum Hafen von Genua<br />
Rechnung zu tragen.<br />
Damit führt Italien endlich das Problem<br />
Eisenbahn—Auto aus dem Schlamassel unfruchtbarer<br />
Diskutiererei heraus und erprobt<br />
durch einen Versuch, wie die Verhältnisse in<br />
der Praxis stehen; denn die Strasse ist eigentlich<br />
an Stelle einer Eisenbahnlinie erbaut<br />
worden, und man hat die Hoffnung, dass<br />
sie die Eisenbahn zu ersetzen vermag. Man<br />
sieht daher in der ganzen Welt diesem Versuch<br />
mit Interesse entgegen und ist gespannt,<br />
ob tatsächlich die Strasse mit der Eisenbahn<br />
für Gütertransporte auf weitere Strecken<br />
konkurrenzieren kann.<br />
lz.<br />
Bündner Strassen. Neben der Bewilligung<br />
zusätzlicher Kredite für die Schneeräumungsarbeiten<br />
und den Strassenunterhalt am Julier<br />
bewilligte der Grosse Rat des Kantons Graubünden<br />
ebenfalls weitere 20,000 Fr. für die<br />
Sicherung der Strasse zwischen Porclas und<br />
Trinsermühle. Dieses Strassenstück ist wegen<br />
Steinschlag nicht unerheblich gefährdet,<br />
so dass ohne grössere Kunstbauten für genügende<br />
Verkehrssicherheit keine Gewähr<br />
mehr geleistet werden konnte. Der ausgesetzte<br />
Betrag dient denn auch zur Errichtung<br />
von starken aus Rundholz bestehenden<br />
Wänden, sog. Steinfangkästen, welche die<br />
heraibrollenden Steine auffangen sollen, womit<br />
man glaubt, die Strasse genügend sichern<br />
zu können. Ventiliert wurde aber auch die<br />
Frage einer Verlegung der Strecke, und<br />
zwar mittels einer Tunnellierung. Aus finanziellen<br />
Gründen musste naturgemäss von<br />
diesem Projekt Abstand genommen werden.<br />
Einen erheblichen Beitrag erforderte auch<br />
der Brückenumbau bei Felsberg, ein zwischen<br />
Chur und Reichenau gelegener Rheinübergang.<br />
Da die bestehende hölzerne<br />
Brücke baufällig geworden war, konnte deren<br />
Instandstellung nicht mehr weiter hinausgeschoben<br />
werden, und weil die Reparaturarbeiten<br />
allein den schönen Betrag von<br />
Fr, Heansnrucht hätten, hat man einer<br />
neuen Brücke aus Eisen oder Eisenbeton<br />
den Vorzug gegeben. Nach dem Kostenvoranschlag<br />
dürfte ein Neubau aul etwa 120,000<br />
Fr. zu stehen kommen, wobei die Fahrbahn<br />
von 3 auf 4,5 m verbreitert werden kann.<br />
Gleichzeitig wäre die neue Brücke auch für<br />
Lastwagen passierbar, was bisher bei der<br />
alten ausgeschlossen war. Der Kleine Rat<br />
hatte bereits einen Beitrag von 72,000 Fr.<br />
gutgeheissen, dem nun auch der Grosse Rat<br />
beipflichtete.<br />
-my-<br />
Eine Autostrasse über die Anden ? Die<br />
Tatsache, dass der Betrieb der Eisenibahnstrecke<br />
über die Anden durch Witterungseinflüsse,<br />
Erdbewegungen usw. immer wieder<br />
auf mehr oder weniger lange Zeit unterbrochen<br />
werden muss, hat eine amerikanische<br />
Gesellschaft zu dem Plan veranlasst,<br />
den beteiligten Ländern (Argentinien und<br />
Chile) die schleunige Ersetzung der Eisenbahn<br />
durch eine Automobilverkehrslinie vorzuschlagen.<br />
Zu diesem Zweck musste über<br />
die Anden eine Autostrasse gebaut werden,<br />
für die man allerdings in der Hauptsache das<br />
Bett der stillgelegten EisembahnÜnie benutzen<br />
will. Die Amerikaner fordern für den Fall<br />
des Zustandekommens dieses Projektes ein<br />
Verkehrsmonopol auf der Andenstrasse. Eine<br />
vorbereitende Sitzung soll schon demnächst<br />
in MendoSa. dem chilenischen Ausgangspunkt<br />
der Andenbahn, stattfinden. cpr.<br />
Kesselbergstrasse verbessert. Die im Jahre<br />
1492 angelegte Kesselbergstrasse, die als erste<br />
der bayrischen Abenstrassen in den Jahren<br />
1893—1897 umgebaut, von 2.860 km auf<br />
5.820 km verlängert und ihrer bis zu 27 %<br />
betragenden Steilheit enthoben wurde, ist<br />
neuerdings verbessert worden. Die Anfahrt<br />
zu den ersten Kurven wurde verbreitert und<br />
srestattet dadurch den Teilnehmern ein schärferes<br />
Heran gehen an den Bergeinschnitt zwischen<br />
Joc.TiHerg und Herzogstand. womit der<br />
Ruf der Strasse als hervorragende Prüfstrecke<br />
für wagemutigen Soortgeist und<br />
Fahrtechnik noch weiter gefestigt wird.<br />
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