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E_1934_Zeitung_Nr.062

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N° 62<br />

IV. Blatt<br />

BERN, 31. Juli <strong>1934</strong><br />

Hervorragende Rennwagen-Konstruktionen<br />

Der Rennwagenbau ist der Schrittmacher<br />

des Personenwagenbaues. Einzig hierin liegt<br />

sein Sinn und Zweck. Im Rennwagen verwirklicht<br />

der Konstrukteur seine kühnsten Ideen<br />

und sein bestes Können. Unabhängig von den<br />

Ansichten der Verkaufsabteilüng seiner Fabrik,<br />

die ja sonst auch ein gewichtiges Mitspracherecht<br />

hat, kann er im Rennwagen ein<br />

Fahrzeug nach.rein technischen Gesichtspunkten<br />

bauen. Ob die Konstruktion sich bewährt,<br />

weiss er im Moment noch nicht. Sehr oft.liegen<br />

die angewandten Lösungen sogar knapp<br />

an der Grenze zwischen dem, was noch möglich<br />

und dem, was unerreichbar erscheint.<br />

Dem Käufer eines Gebrauchswagens darf<br />

nicht zugemutet werden, dass er sein Fahrzeug<br />

erst auf Haltbarkeit ausprobiert, selbst<br />

wenn man ihm die Chance böte, dass seine<br />

Leistungsfähigkeit die jedes Konkurrenzfabrikates<br />

übertreffen würde. Beim Entwurf eines<br />

Rennwagens dagegen ist der Konstrukteur<br />

vollständig frei von Rücksichten Drittpersonen<br />

gegenüber. Erst am Rennen wird er sich<br />

zu verantworten haben. Die Zerreissprobe des<br />

Rennens wird zeigen, mit welchem Wirkungsgrad<br />

er die aufgewandten Kosten, die oft für<br />

einen einzigen Wagen in die Hunderttausend<br />

Franken betragen, in Leistung umzusetzen<br />

verstanden hat und ob er weiterhin berufen<br />

ist, dem Automobilbau als Förderer zu dienen<br />

oder nicht.<br />

Laien sind oft der Ansicht, mit dem Bau von<br />

Rennwagen bezwecke eine Fabrik nichts weiter<br />

ats die auffällige Propagierung ihrer Erzeugnisse.<br />

Eine teure Propaganda! Wer mit<br />

den Verhältnissen vertraut ist, weiss, dass sie,<br />

1 wirkungsvoll aufgezogen, in die Millionen-<br />

Beträge geht und selbst von grössten Werken<br />

nur als Luxus betrieben werden kann. Handelte<br />

es sich wirklich nur um Propaganda, so könnten<br />

die entsprechenden Aufwendungen mit<br />

viel weniger Risiko anderweitig mindestens<br />

ebenso wirksam eingesetzt werden. Diese<br />

Tatsache geht am deutlichsten daraus hervor,<br />

dass heute fast nur noch solche Fabriken sich<br />

den Rennwagenbau leisten können, die aus<br />

Klausen-Beilage<br />

nationalen Prestige-Gründen mit staatlichen<br />

Geldern unterstützt werden. Vereinzelt finden<br />

sich etwa auch noch. Enthusiasten zusammen,<br />

die durch Opfer grosser Geldmittel das<br />

ihre zur Weiterentwicklung des Autobaues<br />

beitragen. Nie jedoch kann der Propagandazweck<br />

den ausschlaggebenden Faktor bilden.<br />

Eigentliche Rennwagen, d. h. Wagen, die<br />

von Grund auf speziell für Rennen entworfen<br />

und gebaut werden, gibt es erst seit verhältnismässig<br />

kurzer Zeit. Die Fahrzeuge, mit denen<br />

man früher Rennen bestritt, waren zum<br />

grössten Teil abgeänderte Serienmodelle<br />

oder dann die Versuchskonstruktionen zur<br />

Entwicklung des nächstjährigen Modells.<br />

Heute ist der Rennwagenbau dem Gebrauchswagenbau<br />

nicht nur um Monate, sondern um<br />

Jahre vorausgeeilt. Wie einem wildgewordenen<br />

Pferd müssen der entfesselten Materie<br />

immer schärfere Zügel in der Gewalt von<br />

Rennformeln angelegt werden, damit der<br />

Fortschritt in nutzbaren Bahnen verläuft. Ursprünglich<br />

machte man den Rennwagen dem<br />

Gebrauchswagen gegenüber dadurch schneller,<br />

dass man ihn mit einem grösseren Motor<br />

versah. Motoren von 10—12 Liter Zylinderinhalt<br />

waren damals durchaus nicht selten. Einen<br />

guten Ueberblick über die Entwicklung<br />

des Rennwagenbaues gibt die Geschichte des<br />

Grossen Preises von Frankreich. Um die<br />

Rennwagen nicht ins Monstreuse anwachsen<br />

zu lassen, schrieb hier das Reglement im Jahre<br />

1906 zum erstenmal ein Maximalgewicht<br />

von 1007 kg vor. Den Sieg erzielte ein 12,8<br />

Liter-Renault-Wagen, der die damals gewaltige<br />

Leistung von 105 PS entwickelte. Um den<br />

Bau kleinerer Motoren zu fördern, schrieb<br />

man schon im nächsten Jahr einen maximalen<br />

Brennstoffverbrauch von 30 Liter pro 100 km<br />

vor. Mit 112,68 km Stundendurchschnitt klassierte<br />

sich ein Fiat-Wagen als Erster. Zur<br />

Begünstigung der langhubigen Motoren beschränkte<br />

man 1908 die Zylinderbohrung. Das<br />

Rennen wurde durch Mercedes und Benz gewonnen.<br />

Als neue Höchstgrenze für den<br />

Brennstoffverbrauch waren 1913 20 Liter pro<br />

100 km vorgesehen. Trotzdem stieg die Durchschnittsgeschwindigkeit,<br />

gefahren von zwei<br />

Peugeot-Wagen, auf 115 km/St. Die Begrenzung<br />

des Zylinderinhaltes zwecks Züchtung<br />

höherer Literleistungen begann 1914. Die siegenden<br />

Mercedes-Wagen hatten nur noch 4,5<br />

Liter Hubvolumen. 1921 Hess das Reglement<br />

nur noch maximal 3 Liter Zylinderinhalt zu,<br />

bei ;mindestens 800 kg Wagengewicht. 1922<br />

waren diese Zahlen 2 Liter und mindestens<br />

650 kg, 1929 wurde noch einmal der Brennstoffverbrauch<br />

vorgeschrieben: Höchstens 14<br />

Liter auf 100 km bei mindestens 900 kg Wagengewicht.<br />

Trotz allem erreichte der siegende<br />

2,4 Liter-Bugatti schon einen Durchschnitt<br />

von 133 km/St.<br />

Damit hatte man einstweilen schon Einiges<br />

erreicht. Wie es auch für die Gebrauchswagen<br />

erwünscht ist, waren die Wagen sparsam,<br />

wendig und sicher geworden, sie verfügten<br />

zudem über ein in allen Teilen ausreichendes<br />

Mass an Leistungsfähigkeit! Was indessen<br />

noch zu wünschen übrig Hess, das waren die<br />

Reifen, also galt es, diese einmal ganz speziell<br />

unter die Fuchtel zu nehmen. Die «freie Formel»<br />

der letzten Jahre war nicht zuletzt gerade<br />

als Reifenprobe gedacht: Indem sowohl<br />

das Wagengewicht, wie die Motorleistung und<br />

alle übrigen die Reifen abnützenden Faktoren<br />

freigestellt wurden, unterwarf man die Reifen<br />

einer gewaltigen Mehrbeanspruchung. Nach<br />

und nach vermochte aber auch hier die einschlägige<br />

Industrie sich den Anforderungen<br />

immer besser anzupassen. In dem Mass, -wie<br />

die Reifen verbessert wurden, wurden auch<br />

die Fahrzeuge immer schneller und trotz der<br />

ständigen Verbesserungen der Lenkung, der<br />

Bremsen und der Federung andauernd gefährlicher.<br />

Man ist nun für das Jahr <strong>1934</strong><br />

wieder einmal zu einer Beschränkung des Gewichtes<br />

zurückgekehrt, hat aber klugerweise<br />

die Reifen, deren höchstmögliche Widerstandsfähigkeit<br />

für die Sicherheit des Fahrers<br />

natürlich die allergrösste Rolle spielt, nicht<br />

inbegriffen. Die bisherigen Rennen haben gezeigt,<br />

dass die derzeitige Beschränkung auf<br />

750 kg Gesamtgewicht ohne Reifen, Benzin,<br />

Wasser und Oel noch Konstruktionen gestattet;<br />

die keineswegs langsamer sind.als Wagen<br />

62<br />

IV. Blatt<br />

BERN, 31. Juli <strong>1934</strong><br />

der «freien Formel». Ganz ist also das Gefahrmoment<br />

auch heute keineswegs ausge^geschaltet,<br />

wird es sich durch keine vernünftigerweise<br />

denkbare Formel überhaupt jemals<br />

ausschalten lassen. Letzten Endes hängt ein<br />

grosser Teil der Fahrsicherheit des Rennwagens<br />

immer von dem Beurteilungs- und Abschätzungsvermögen<br />

seines Lenkers ab. Wollte<br />

man aber diesen Faktor ausschalten, dann<br />

müsste man die Wagen auf Schienen laufen<br />

lassen, womit der Weitereritwickung- natürlich<br />

nicht gedient wäre.<br />

Es gehört mit zur Kunst des Rennwagetvkonstrukteurs,<br />

dass er seinem Werk die Eigenschaften<br />

einverleibt, die dem Rennfahrer<br />

den Wagen auf eine gewisse Art vertraut machen.<br />

Alle Rennwagen haben irgendwie einen<br />

Charakter, der sich nicht «messen» lässt. Ist<br />

er schlecht, so wird auch der beste Rennfahrer<br />

nicht alles aus dem Wagen herausholen<br />

können, oder doch nur unter Einsatz eines<br />

erhöhten Risikos. Ist er gut, so fühlt sich der<br />

Fahrer gleichsam mit dem Fahrzeug verwachsen.<br />

Er hat das Gefühl der Sicherheit, das die<br />

erste Voraussetzung für das erforderliche genaue<br />

Beurteilungs- und Abschätzungsvermögen<br />

ist. Das «gewisse Etwas» oder der Charakter<br />

eines Wagens wird heute noch vielfach<br />

mit dem Sammelbegriff «Strassenhaltung» bezeichnet,<br />

ohne dass man jedoch genau weiss,<br />

was darunter verstanden werden soll, oder<br />

dass die Einflüsse, die eine gute oder schlechte<br />

Strassenhaltung ausmachen, restlos bekannt<br />

sind. Gerade in dieser Hinsicht haben<br />

die Autorennen noch ungemein viel Neues zu<br />

lehren. Setzen dabei auch einige Pioniere ihr<br />

Leben aufs Spiel, so sind die Opfer nicht vergebens.<br />

Jederseits waren Fortschritte nur auf<br />

Grund von Erfahrungen möglich. Jede Gefahr,<br />

die der Rennfahrer eingeht, trägt so das<br />

Ihre dazu bei, um der Allgemeinheit das Automobilfahren<br />

sicherer zu gestalten.<br />

Durch die Formel «750 kg ohne Pneus»<br />

wurde die Trennung zwischen dem Rennwagen<br />

und dem Gebrauchswagen mehr denn je<br />

verschärft. Seit jeher strebt man zwar sowohl<br />

im Rennwagenbau wie im Gebrauchswagenbau,<br />

das Verhältnis zwischen dem Totgewicht<br />

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