E_1935_Zeitung_Nr.046
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Tourismus<br />
Verbilligtes Benzin für Autotouristen. In<br />
der Ausgabe vom 21. Mai (A.-R. Nr. 41) wurde<br />
der neue italienische Dekretserlass, welcher<br />
eine Abgabe von verbilligtem Benzin an ausländische<br />
Autogäste vorsieht, eingehend gewürdigt.<br />
Diese Verbilligung wird durch eine<br />
Reduktion der auf dem motorischen Brennstoff<br />
lastenden Steuer erzielt. Das Dekret<br />
selbst regelte nur die prinzipielle Seite der<br />
Angelegenheit, ohne auf die praktischen Ausführungsbestimmungen<br />
näher einzutreten. So<br />
blieb damals vor allem noch die Frage offen,<br />
welchen Umfang dieses fiskalische Entgegenkommen<br />
annehmen würde.<br />
Wie in der damaligen Mitteilung richtig<br />
vermutet wurde, Hessen die ergänzenden<br />
Vorschriften nicht lange auf sich warten. Die<br />
vorgesehenen Ansätze entsprechen im grossen<br />
und ganzen den Tarifvergünstigungen,<br />
welche auch die Bahnen den ausländischen<br />
Gästen unter verschiedenen Titeln gewähren.<br />
Die Benzinsteuer wird bei einem Aufenthalt<br />
bis zu zwei Wochen um 40 Prozent<br />
ermässigt. Dauert die Reise in Italien länger,<br />
so tritt sogar eine Reduktion von 80<br />
Prozent ein. Diese weitgehende Vorzugsbehandlung<br />
der ausländischen Automobilisten<br />
erstreckt sich auf Aufenthalte bis zu einer<br />
deimonatigen Dauer.<br />
Die Preissenkung wird dadurch erzielt,<br />
dass jedem einfahrenden Motorfahrzeuglenker<br />
an der Grenzstation ein Gutscheinheft<br />
ausgehändigt wird. Beim Benzinankauf werden<br />
dann die entsprechenden Gutscheine<br />
dem Tankhalter abgegeben, der sie seinerseits<br />
mit dem Finanzministerium zur Verrechnung<br />
bringt, das ihm die Preisdifferenz<br />
gutschreibt.<br />
Dieses neuartige und bedeutungsvolle Entgegenkommen<br />
wird ein äusserst wertvolles<br />
und erfolgreiches Propagandamittel sein. Italien<br />
wird künftig im Auslande nicht nur mit<br />
seinen prächtigen Strassen, sondern mit dem<br />
ebenso wichtigen und oftmals sogar ausschlaggebenden<br />
Argument des billigen Benzins<br />
werben können. Dass dadurch der Zustrom<br />
ausländischer Automobilisten und Motorradfahrer<br />
einen noch grösseren Aufschwung<br />
nehmen wird als dies in den letzten<br />
Jahren schon ohnehin der Fall war, steht<br />
ausser Zweifel.<br />
Die in der Schweiz anderseits, hauptsächlich<br />
behördlicherseits, allen Ernstes diskutierte<br />
Massnahme einer Benzinzollerhöhung<br />
müsste als Gegenstück zum italienischen<br />
Vorgehen für unseren Fremdenverkehr geradezu<br />
katastrophale Folgen zeitigen. Freilich<br />
werden die deutschen Gäste wegen der<br />
gegenwärtigen aussenpolitischen Beziehungen<br />
zu Oesterreich nach wie vor den Weg<br />
durch unser Land nehmen. Es muss aber bestimmt<br />
damit gerechnet werden, dass sie ihren<br />
Aufenthalt in unserem Lande möglichst<br />
kurz halten und so rasch als irgendwie angängig<br />
dem Süden zustreben, der ihnen so<br />
vielerlei Vorteile und Annehmlichkeiten bietet.<br />
Dass dem so sein wird, können wir uns<br />
Erscheinungsweise der « A.-R.»<br />
Wegen der Pfingstfeiertage erscheint die<br />
erste Nummer der nächsten Woche Dienstag<br />
den 11. Juni abends. Redaktionelle Einsendungen<br />
müssen Dienstag früh in unserem<br />
Besitze sein.<br />
Die Red.<br />
einer Antwort zu bringen, als sie fragend<br />
dastand. Es war einfacher, auf gütig aussehende<br />
Frauen zu warten, die stehen blieben,<br />
ihr die Richtung wiesen und manchmal<br />
kleine Münzen in ihre gekrümmte Handfläche<br />
fallen Hessen.<br />
Munizipalgerichtsgebäude...<br />
Ah, da waren ja die Gesichter wieder!<br />
Orchid erkannte jetzt viele von ihnen, vom<br />
Sehen wie auch dem Namen nach. Oh, oh,<br />
aufhören zu stossen! Oh, das ist ja unerhört!<br />
Die Polizisten schieben und schlagen mit<br />
ihren Knütteln. Achtung, diese Frau hat ein<br />
Kind in ihren Armen. Aufhören!<br />
Ja, wieder diese Gesichter. Das Gesicht<br />
des roten Stenographen, der während der<br />
ganzen Verhandlung linkshändig geschrieben<br />
hatte, und all die Berichterstatter mit<br />
ihren kritzelnden Fingern, und der Beamte,<br />
der die Namen ausgerufen hatte. Mrs. Emanie<br />
Snuggs. Miss Toto Stroheim. Das war<br />
ja Toto selbst, und ihr Gesicht sah aus wie<br />
eine Maske mit Augenschlitzen. Und Cyd in<br />
einer männlich geschnittenen Seidenbluse.<br />
Oh, da waren alle. Max Innesbrook fächelte<br />
sich mit seinem Panamahut. Wo war Martin?<br />
Da waren die Leuchtfeuer, recht gut, aber<br />
wo war Martin?<br />
Und noch einmal hing sie wie ein Pilz an<br />
einer Kante ihres Stuhles. Dann, wie immer<br />
während dieser Tage der Ewigkeit, kam der<br />
Richter herein wie ein Berg, und der Berg<br />
neigte sich vor dem Meer und das Meer hob<br />
sich.<br />
Der Berg sah auf das Meer.<br />
Immer mehr'Stenographen und Boten gingen<br />
ein und aus, und der Richter las kleine<br />
an den Fingern abzählen, wenn heute schon<br />
in deutschen Fachzeitschriften in Tourenauskünften<br />
zu lesen ist, dass die Schweiz als<br />
teures Land leider vorläufig nicht zu umgehen<br />
sei, dass aber durchaus die Möglichkeit<br />
bestehe, die schweizerische Etappe in einem<br />
Tag zu erledigen!<br />
Unsere übrigen treuen Gäste, so auch die<br />
Franzosen, die heute unseren Benzinpreis<br />
als besonderen Stimulus zu Schweizerreisen<br />
empfinden, werden sich dem italienischen<br />
Sonderangebot ebensowenig verschliessen<br />
und die bisherige Zunahme der aus dem<br />
Auslande zugereisten Motorfahrzeuge wird<br />
dann bald zum Stehen kommen, sich möglicherweise<br />
sogar in kürzester Zeit in eine<br />
rückläufige Bewegung verwandeln.<br />
Die Bundesbehörden mögen sich daher<br />
eine Aenderung der Zollansätze neuerdings<br />
ganz gründlich überlegen! Der Zeitpunkt für<br />
Verteuerungen wäre verzweifelt schlecht<br />
gewählt.<br />
Sivassen<br />
AUTOMOBTL-REVUE<br />
Rapperswiler Seedamm. Im Zürcher Kantonsrat<br />
kam unlängst die Frage eines Beitrages<br />
in der Höhe von 400,000 Fr. an den<br />
ausserhalb der Kantonsgrenze liegenden Seedamm<br />
zur Sprache, wobei dem regierungsrätlichen<br />
Antrag, wie er in Nummer 43 der<br />
«A.-R.» bereits publiziert wurde, mit grossem<br />
Mehr zugestimmt worden ist, mit dem<br />
Zusatz allerdings, dass die Interessen des<br />
Kantons Zürich auch in bezug auf die Erhaltung<br />
des Landschaftsbildes und des Naturschutzes<br />
in diesem Gebiet in gebührender<br />
Weise zu wahren sind.<br />
Nicht mit Unrecht wurde bei der Behandlung<br />
der Seedammfrage im Rate darauf hingewiesen,<br />
dass der Antrag des Regierungsrates<br />
die Frage der Seedammkorrektion mit<br />
derjenigen der Elektrifikation der Südost-<br />
Bahn verkette, so dass es sich beim Umbau<br />
des Seedammes eigentlich nicht nur um einen<br />
Kredit von 3,1 Mill. Fr., sondern um einen<br />
solchen von 7 Mill. Fr. handle. Auch<br />
Baudirektor Maurer hob die Wichtigkeit des<br />
interkantonalen Werkes hervor, wobei erbetonte,<br />
dass mit der Erteilung des Kredites<br />
für den Umbau des Seedammes die finanziellen<br />
Verpflichtungen noch nicht erledigt<br />
seien. Von anderer Seite wurde auch hervorgehoben,<br />
dass es manchem Ratsmitglied, einige<br />
Ueberwindung kosten werde, die Summe<br />
von 400,000 Fr. für ein ausserkantonales<br />
Projekt zu bewilligen, doch sei dem Antrag<br />
des Regierungsrates gleichwohl zuzustimmen,<br />
um später den Vorwurf der Kurzsichtigkeit<br />
nicht auf sich nehmen zu müssen.<br />
Weiterhin wurde auch auf den schwachen<br />
Verkehr auf der Seedammlinie hingewiesen<br />
und von diesem Votanteri unseres Erachtens<br />
der einzig vernünftige verkehrspolitische<br />
Standpunkt eingenommen, den Bahnbetrieb<br />
in Berücksichtigung ungenügender Verkehrsdichte<br />
überhaupt über den Seedamm einzustellen,<br />
wodurch der Umbau viel billiger zu<br />
stehen kommen würde. Neben dem Betrag<br />
von Fr. 400,000 spendet der Kanton zusammen<br />
mit der Stadt Zürich noch weitere<br />
Papierzettel, und die Runde der Stenographen<br />
stellte sich auf die Zehen, und die Berichterstatter<br />
flüsterten mit Deneen, und der<br />
Staatsanwalt hielt sein Gesicht jetzt ganz undurchdringlich,<br />
als bildete sein Mund einen<br />
Riegel quer über das Gesicht.<br />
Warum kommen sie nicht? Bitte, warum?<br />
Die vierundzwanzig Amseln — nein, nein,<br />
die zwölf Geschworenen. Warum kommen<br />
sie nicht, bitte ? Aber die Leuchtfeuer schienen<br />
es gefragt zu haben. Ihre Augen wichen<br />
nicht von der Tür.<br />
Da kamen sie nun! Die vierundzwanzig,<br />
nein, nein, zwölf. Das Walross, die Tomate<br />
und Slatt. Lass mich nicht ohnmächtig werden.<br />
Da waren.sie nun. Der Berg sah auf<br />
das Meer. Wo war Martin? Ganz recht, da<br />
war Max Innesbrook und fächelte sich mit<br />
dem Panama. Ah, nein, Max sass auf einem<br />
Zweirad und sein Kopf war in ein türkisches<br />
Handtuch eingebunden — er fuhr auf dem<br />
Zweirad nirgendhin. Leuchtfeuer helfet mir...<br />
«Euer Ehren, dieses Geschworenengericht<br />
hat die Ehre, zu erklären, dass es die Beschuldigte<br />
an der Bare für nicht schuldig<br />
erkannt hat.»<br />
Man stürzte einen Hügel hinunter. Einen<br />
Hügel aus Händeklatschen.<br />
Bevor sie noch zum Bewusstsein kam,<br />
schämte sie, sich einfältig, dass sie ihr Bewusstsein<br />
verloren hatte.<br />
«Es tut mir so leid. Wohin muss ich jetzt<br />
gehen?» Ich werde gehen. Klick klack. Zurück<br />
in die Korridore der klappernden<br />
Schlüssel: Nein?<br />
Die Leuchtfeuer fächelten jemanden. Sie<br />
fächelten Orchid. Und Martin, mit offenem<br />
Fr.. 160,000 auf Konto Arbeitsbeschaffung.<br />
An diese Beiträge ist bekanntlich. die Bedingung<br />
geknüpft, dass bei der Vergebung der<br />
Bauarbeiten Unternehmungen aus dem Kanton<br />
Zürich gebührend berücksichtigt werden.<br />
Weiterhin können etwa 600—630 Arbeitslose<br />
während der Dauer eines Jahres beschäftigt<br />
werden, wobei dem Kanton und der<br />
Stadt Zürich eine angemessene Q'uote einzuräumen<br />
ist.<br />
In seiner Sitzung vom 31. Mai hat der Verwaltungsrat<br />
der S.O.B. einstimmig beschlossen,<br />
den dem Bahnunternehmen zugemuteten<br />
Kostenaufwand von 455,000 Fr. an den Umbau<br />
des Seedammes zu übernehmen, sofern<br />
dieser Kostenanteil in die Elektrifikationskosten<br />
aufgenommen werden kann und die<br />
Elektrifikation der Bahn zustande kommt.<br />
Die Geldbeschaffung für die Elektrifikation<br />
ist bereits bei den Regierungen der Kantone<br />
Zürich, Schwyz und St. Gallen anhängig,<br />
ebenfalls ist ein Gesuch an den Bundesrat<br />
um die gesetzliche Unterstützung an die<br />
Elektrifikation beschlossen worden. Mit den<br />
kantonalen Zuschüssen von je Fr. 415,000<br />
der Stände Schwyz und St. Gallen und den<br />
Fr. 560,000 aus dem Kanton Zürich hört die<br />
finanzielle Unterstützung also bei weitem<br />
noch nicht auf, so dass man also gut beraten<br />
ist, wenn mit den misslichen Strassenzustandsverhältnissen<br />
über den Seedamm<br />
auch in nächster Zukunft gerechnet wird. Dieses<br />
Geschäft ist schon so lange herumgeschleppt<br />
worden, dass wir wegen den von<br />
der S.O. B. gestellten Bedingungen auch<br />
weiterhin uns mit Geduld wappnen müssen.<br />
Allerdings wird es der Bahn leicht fallen,<br />
den Nachweis zu erbringen, dass durch die<br />
Elektrifikation die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens<br />
nachweisbar gehoben werden<br />
kann. Andere Privatbahnen haben diesen<br />
Nachweis auf dem Papier ebenfalls geleistet<br />
und sind trotzdem in der Praxis in eine immer<br />
grössere Schuldenwirtschaft hineingeraten!<br />
Kürzlich hat auch der Regierungsrat des<br />
Kantons Schwyz beschlossen, grundsätzlich<br />
die Uebernahme des schwyzerischen Kostenanteils<br />
von Fr. 415,000 in Aussicht zu<br />
nehmen, sofern die direkt interessierten Bezirke<br />
March und Höfe selbst einen angemessenen<br />
Kostenanteil übernehmen und sofern<br />
das Volk den erforderlichen Kredit samt<br />
Deckung bewilligt. Die Wenn und Aber, die<br />
dieser Kanton gegenüber den Seedammprojekten<br />
aufstellt, sind wohl verständlich, doch<br />
kaum geeignet, das Bauprojekt schnell zu<br />
fördern, weil die Schwyzer in Angelegenheiten,<br />
die den ganzen Kanton berührten, in<br />
letzter Zeit stets ein Nein in die Urne legte.<br />
•- ' ... .-, ... Wy.<br />
" Von der Julier-Strasse. In der diesjährigen<br />
Frühjahrssession des Grossen Rates des<br />
Kantons Graubünden wurde beschlossen,<br />
den Julier auch künftig als Nordsüd-Verbindung<br />
ganzjährig dem Verkehr offen zu halten,<br />
unter gleichzeitiger Genehmigung des<br />
Nachtragskredites für die Schneebrucharbeiten,<br />
die im Winter 1934/35 den hohen Betrag<br />
von 439,000 Fr. verschlangen, gegenüber<br />
246,000 Fr. im Vorjahre.<br />
Eine Autostrasse rund um die Ostsee. Die nördlichsten<br />
Länder Europas haben eine starke Initiative<br />
für die Förderung der Autotouristik ergriffen.<br />
Ks gibt ein «Touristenkomitee der Nordischen Länder»,<br />
das nicht nur bestrebt ist, die Aufmerksamkeit<br />
der Autotouristen auf die hervorragenden<br />
Tourenmöglichkeiten in Skandinavien hinzulenken,<br />
sondern das auch bestrebt ist, die Errichtung neuer<br />
Strassenzüge in. -die Wege . zu leiten. So soll insbesondere<br />
ein neuer Strasseiizug rund um die Ostsee<br />
geschaffen werden. Zur Zeit kann man bereits<br />
um die Ostsee fahren, indem man die Küstenstrasse<br />
längs des' Bottnisdhen Meerbusens durch Nordschweden<br />
benützt. Von. Haparanda steht sodann<br />
Kragen, hielt einen Wasserkrug, und der<br />
Richter hatte seinen Talar abgelegt und<br />
stand im entferntesten Winkel des Zimmers<br />
im Gespräch mit Max Innesbrook, schaute<br />
aber auf Orchid. Und jetzt, ah, da schüttelten<br />
sich Martin und Max Innesbrook die Hände<br />
und Martin wurde rot und verschüttete<br />
Wasser aus dem Krug. Wie er das macht,<br />
der liebe Dumme. Und wieder schüttelten<br />
sich Martin und sein Onkel die Hände.<br />
Liebe Leuchtfeuer. Aber sie hatte wirklich-nur<br />
gesagt: «Es tut mir so leid. Wohin<br />
muss ich jetzt gehen?»<br />
«Sie sind in den Zimmern des- Richters,<br />
liebes Kind.»<br />
,; «Ich glaube, ich bin. ohnmächtig geworden<br />
— die Hitze...»<br />
«Ich glaube auch.»<br />
«Und das? Was ist in dieser Schachtel?<br />
Eine Füllfeder. Ach ja, das Walross. Und die<br />
Füllspritze auch. Gut, gut. Ja, ich — glaube,<br />
ich bin ohnmächtig geworden.»<br />
«John Lester, Martin, kommt her, helfen<br />
wir ihr auf.»<br />
Alles um sie herum drehte sich. Und Martin<br />
drückte einem die Hände, dass, sich die<br />
feuchten Finger zusammenpressten und man<br />
sie auseinanderziehen musste. Martin, dein<br />
Kragen, Lieber. Der Staatsanwalt hatte den<br />
Riegel seines Mundes zurückgezogen und<br />
schüttelte lächelnd Deneen die Hände. Und<br />
dann, wirklich, dir selbst. Schlimmer Martin,,<br />
einem die Finger wie Klumpen zusammengedrückt<br />
zu haben, wenn man doch dem<br />
Staatsanwalt die Hand reichen wollte. Und<br />
Mr. Deneen küsste dich aufs Haar. Jeder<br />
<strong>1935</strong> - NO 4«<br />
istischer<br />
Englische Triebwagen auf Gummirädern.<br />
Die Automobil-Werke Armstrong-Siddeley<br />
Motors Ltd. haben vom Michelin-Konzern die<br />
Fdbrikationsrechte für die Konstruktion von<br />
Triebwagen auf Gummirädern erworben. Die<br />
Wagen werden unter der Bezeichnung «Coventry-Pneumatik-Railcars»<br />
in den Dienst<br />
gestellt, wobei jede Einheit über 16 Räder<br />
verfügen wird. Der Fahrer befindet sich auf<br />
einer erhöhten Plattform innerhalb des Kontrollraumes.<br />
Ein 12-Zylinder-Hispano-Suiza-<br />
Benzinmotor von 240 PS dient als Kraftquelle.<br />
Bereits liegen aber Prospekte vor, um<br />
später zum Schwerölmotor übergehen zu können.<br />
Die durchschnittliche Fährgeschwindigkeit<br />
des Triebwagens beträgt etwa 90 kmjSt.<br />
Bei einer zwischen London und Lighton ausgeführten<br />
Probefahrt über eine Strecke von<br />
64 km wurde eine Geschwindigkeit von 112<br />
km/St, erreicht.<br />
Auch Frankreich will den Volkswagen.<br />
Nachdem noch im Laufe dieses Jahres irt<br />
Deutschland zu einem nie dagewesenen Preis<br />
ein «Volkswagen» verwirklicht werden soll,<br />
erblickt nun auch die französische Industrie<br />
in der Erschaffung eines solchen Fahrzeuges<br />
die Rettung aus der Depression. Die französische<br />
Gesellschaft der Automobilingenieure<br />
hat deshalb ihren Mitgliedern einen Wettbewerb<br />
für den Volkswagen ausgeschrieben, der<br />
SIA-Wagen genannt werden soll. Der Verkaufspreis<br />
des Wagens darf bei einer tägli~<br />
chen Produktion von 20 Stück nicht mehr<br />
als etwa 8000 französische Franken betragen.<br />
Die Karosserie muss zweiplätzig und<br />
geschlossen sein und Raum für zwei mittelgrosse<br />
Suite-cases aufweisen. Die Maximal'<br />
geschwindigkeit in der Ebene soll 75 kmlSt.<br />
betragen, der Benzinverbrauch pro 100 Kilometer<br />
5 Liter. An Beschleunigungsvermögen<br />
bei vollbesetztem Wagen werden 0,45 m<br />
pro Sek. verlangt, was anderseits den Wagen<br />
in die Lage versetzen würde, eine Steigung<br />
von 5% mit einer Geschwindigkeit von<br />
36 kmlSt. zu erklettern.<br />
Indianapolis, eine Unglücksbahn.<br />
Neuerdings verunglückten die Rennfahrer<br />
Stubblefield und Hannon bei den Ausscheidungsrennen<br />
zum Grossen Preis tödlich.<br />
Gleichzeitig wurde Stubblefields Mechaniker<br />
getötet und Hannons Beifahrer schwer verletzt.<br />
Auf der seit 1909 bestehenden Automobilrennbahn<br />
kamen- bisher 30 Menschen<br />
ums Leben, eine Quote an Unglücksfällen,<br />
wie sie keine einzige andere Bahn zu verzeichnen<br />
hat.<br />
über Rovaniemi die berühmte Lapplandstrasse nach<br />
Petsamo am Nördlichen Eismeer zur Verfügung.<br />
Nunmehr baut seit etwa zwei Jahren Norwegen<br />
an einer neuen Reichsstrasse, die von Drontheim<br />
längs der Fjordküste des Atlantischen Ozeans bis<br />
in die Gegend des Nordkaps und sodann weiter<br />
nach Petsamo führen wird; um daselbst Anschluss<br />
an die in Finnland gelegene Lapplandstrasse zu<br />
finden. Für die Fahrt durch Finnland stehen schon<br />
jetzt verschiedene und zum Teil gut ausgebaute<br />
Strassenzüge zur Verfügung. Sofern der Tourist<br />
nicht das kurze Stück über Leningrad (Petersburg)<br />
durch Russland fahren will, benützt er die Schiffsverbindung<br />
von Helsingfors nach Reval über den<br />
Finnischen Meerbusen; Fahrzeit 3 bis 4. Stunden;<br />
Autoverladung. Die weitere Rückfahrt nach Mitteleuropa<br />
erfolgt durch die baltischen Staaten (Estland,<br />
Lettland, Litauen).<br />
gratulierte jedem. Und Martin, der doch<br />
feierlich sein sollte, stand mit dem offenen<br />
Kragen, der wie ein Gitter an einem zerbrochenen<br />
Scharnier hing, rot da und sein Onkel<br />
schüttelte ihm fest die Hände. Lieber<br />
Martin, das waren die bittersten Tränen gewesen,<br />
in seinen Augen, als sie aus der Ohnmacht<br />
erwachte; und jetzt war er ungestüm.<br />
«Jetzt lass ich Sie nicht mehr weg von<br />
mir, jetzt, da alles vorbei isj, Miss Sargossa.»<br />
Es waren die Leuchtfeuer, die sprachen.<br />
Die Leuchtfeuer sagten das.<br />
«Liebe Mrs. Leucht — nein, nein, liebe<br />
Mrs. Herrick, wenn ich nicht für Sie, durch<br />
alle diese Tage — für Sie und Martin...»<br />
«Ich weiss es, Orchid.»<br />
«Ich wusste, dass Sie es wussten.»<br />
«Auch vom Richter, Orchid, wusste ich,<br />
obwohl er niemals duldete, dass ich zu ihm<br />
davon sprach, dass er es wusste.»<br />
«Und ich wusste auch, dass er es wusste.<br />
Sie Liebe, wer sind Sie?»<br />
«Was?»<br />
«Nichts. Ich — ich glaube, ich bin ein bisschen<br />
berauscht. Ich muss es wohl sein. Sonst<br />
würde ich sie doch nicht sehen. Da draussen.<br />
Bitte, Mrs. Herrick, schauen Sie! Sehen Sie<br />
sie auch, oder bin ich berauscht? Nein, nein.<br />
Jagen Sie sie nicht weg. Lassen Sie sie hereinkommen.<br />
Das ist ja meine Nana! Lassen<br />
Sie sie herein, Sie! Nana! Das ist ja meine<br />
Nana, von der ich Ihnen erzählt habe!»<br />
Die alte Krähe, die schreckliche alte Krähe,<br />
lag nun in Orchids Armen mit einem<br />
krächzenden Geplärr, zu dem Orchid weinte.<br />
(Fortsetzung im sAutler-Feierabend».)