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E_1948_Zeitung_Nr.008

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III. Blatt<br />

BERN, 25. Februar <strong>1948</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />

III. Blatt<br />

BERN, 25. Februar <strong>1948</strong><br />

Seilliche Ansicht der sechsfensfrigen Limousine mit abgerundeten Konturen, vollständiger Ausnützung der<br />

Spurweite wie auch geräumigem Inneren trotz bescheidener Aussenabmessungen.<br />

Standard Vanguard <strong>1948</strong><br />

Konzentration der Standard-Werke auf ein einziges Modell — Geräumiger, leichter, stärker<br />

und billiger als seine Vorgänger — Produktionsaufnahme Frühsommer <strong>1948</strong> —<br />

Hauptdaten: 11 Steuer-PS, 1100 kg, 69 PS<br />

Schon oft wurde von selten der Automobilisten<br />

wie auch von Fachleuten die Frage gestellt, ob für<br />

die Ansprüche des durchschnittlichen schweizerischen<br />

Fahrers nicht der Wagentyp besonders geeignet<br />

sei, der die besonderen Merkmale von amerikanischen<br />

und europäischen Tendenzen vereinige.<br />

Man hat in der Diskussion oft sogar die Punkte<br />

namentlich aufgezählt, die bei solchen Wagen nach<br />

Das moderne Lenkrad mit dem darunterliegenden Schalthebel<br />

sowie dem unmittelbar an die Windschutzscheibe anschliessenden<br />

Armaturenbrett. Das Hörn wird durch den Ring betätigt.<br />

Möglichkeit vereinigt werden sollten. Vom amerikanischen<br />

Autobau her verlangt man<br />

— elastischen Drosselmotor mit gutem Drehmoment<br />

schon bei niedrigen Drehzahlen, besonders<br />

im direkten Gang,<br />

— breite Karosserie mit Ausnützung der Spurweite,<br />

— moderne Gestaltung des Aeusseren,<br />

— gutes Leistungsgewicht zwischen 15 und 20 kg/<br />

PS; gute Beschleunigung;<br />

als Erbteile der europäischen Konstruktion würden<br />

in diesem Zusammenhang in Frage kommen:<br />

— niedriges Gewicht;<br />

— kleine Aussendimensionen und entsprechende<br />

Handlichkeit im Verkehr;<br />

— nicht über ca. 2 Liter Hubvolumen und entsprechend<br />

niedriger Treibstoffverbrauch und<br />

Steuerbetrag;<br />

— ruhige, unauffällige Linien.<br />

Diese Wunschliste ist nicht vergebens einer<br />

Fahrzeugbe6chieibung vorangestellt worden, denn<br />

das neue Modell der englischen Standard-Werke,<br />

das nun dem schweizerischen Publikum offiziell<br />

vorgestellt wird, vereint alle diese Anforderungen<br />

besonders gut. Verbunden mit einem heute als<br />

niedrig zu bezeichnendem Preis dürfte deshalb der<br />

Vanguard (= Vorhut) die Bedürfnisse derjenigen<br />

Fahrer decken, die sich einen in der Art der bis<br />

jetzt noch nicht herausgekommenen «kleinen »<br />

Amerikaner wünschen, dabei aber auf die Fahrtigenschaften,<br />

die Sparsamkeit und die Handlichkeit<br />

des Europäers nicht verzichten wollen.<br />

Die Standard Motor Co. in Coventry, die den<br />

ersten grossen Nachkriegsbedarf an Personenwagen<br />

mit ihren Tjewährten, auch in der Schweiz sehr verbreiteten<br />

Typen « 8 » und « 14 » deckte, hat seit<br />

einiger Zeit eine Konzentration im Fabrikprogramm<br />

vorbereitet, die nunmehr zum Ausdruck kommt, indem<br />

der Vanguard vom Frühjahr an ak einziges Modell<br />

dieser Marke hergestellt werden wird. Da sehr<br />

grosse Serien vorbereitet werden, kann der Verkaufspreis<br />

günstig gehalten werden; da ferner der<br />

gleiche Motor mit entsprechenden Aenderungen<br />

»uch für die übrigen Produkte des Standard-Konzerns<br />

verwendet werden soll, wenn die Typenreduktion<br />

einmal ihr volles Ausmass erreicht hat,<br />

vereinfachen 6ich viele Fabrikations- und Unterhaltsprobleme<br />

in einer für den Käufer vorteilhaften<br />

Art und Weise.<br />

Dass der Vanguard in jeder Beziehung ein Nachkriegsprodukt<br />

ist, geht schon daraus hervor, dass<br />

bei der Festlegung seiner Grunddaten die früheren<br />

englischen Besteuerungsschranken, die zum Bau von<br />

Wagen mit langem Hub und kleiner Bohrung sowie<br />

im Vergleich zum Wagengewicht kleinem Hubvolumen<br />

führten, nicht mehr berücksichtigt wurden.<br />

Die Hauptmerkmale des Wagens lassen erkennen,<br />

wie er die obenerwähnten Anforderungen erfüllt:<br />

Bei einem Leergewicht von etwas über 1100 kg<br />

besitzt der Vanguard einen ll-PS-Vierzylinder-,<br />

motor mit 68 Brems-PS, ein vollsynchronisiertes<br />

Dreiganggetriebe sowie eine Limousine mit (vorbehaltlich<br />

der entsprechenden~Abnahme durch ditf<br />

schweizerischen Behörden) fünf bis sechs Plätzen')<br />

ohne dabei eine Gesamtlänge von 417 cm zu überschreiten.<br />

Gegenüber den normalen amerikanischen<br />

Limousinen ist der neue Standard etwa 80 cm kürzet<br />

und 10 cm schmäler.<br />

Dass der kühne Schritt zur Vereinfachung des<br />

Fabrikationsprogrammes der Standard Motor Co.,<br />

deren Schwestergesellschaften bekanntlich auch<br />

den Triumph sowie die Standard-Ferguson-Landwirtschaftstraktoren<br />

bauen, möglich war, ist vor<br />

allem ein Verdienst ihres Generaldirektors Sir John<br />

Black, der den Konzern seit seinem Eintritt vor<br />

bald 20 Jahren zu einer der grössten englischen<br />

Firmen entwickelt hat.<br />

Ein Zweiliter-Vierzylinder mit hohem Drehmoment.<br />

An dieser Stelle wurde kürzlich erwähnt, dass<br />

Motoren mit hohem Drehmoment schon bei niedrigen<br />

Drehzahlen besonders in unserem gebirgigen<br />

Gebiet für den normalen Gebrauchswagen gute Beschleunigungs-<br />

und Steigeigenschaften ergeben,<br />

gleichzeitig ist für sie typisch, dass es unnötig und<br />

nicht ratsam ist, eine an und für sich mögliche<br />

hohe Drehzahl der Maschine in den unteren Gän-<br />

gen auszunützen. Diese Fahrweise, eigentlich den<br />

amerikanischen Motoren vorbehalten, lässt sich<br />

auch aus den Leistungscharakteristiken des Vanguard-Motors<br />

ableiten, wie nachstehende Tabelle<br />

zeigt.<br />

Dreh- Drehmoment Bremsleistung<br />

zahl in mkg in PS-<br />

1000 13,1 17,4<br />

2000 15,3 40,8<br />

2300 15,4<br />

3000 14,8 63,5<br />

4000 12,8 68,6<br />

Blick in das Kofferabteil mit waagrechtem Ablegebrett.<br />

Die Leistungscharakteristik zeigt also anfänglich<br />

ein rasches Steigen des Drehmomentes bis zu 2300<br />

T/min, nachher ein Abfällen, so dass im direkten<br />

Gang der Anzug beispielsweise etwa bei 60 km/h<br />

am grössten ist. Die Maschine bleibt aber, wie<br />

ihre Literleistung von über 30 PS sowie der hohe<br />

Verdichtungsgrad von 6,8:1 zeigt, trotzdem 6ehr<br />

lebendig und auch drehfreudig, falls der Fahrer<br />

diese Eigenschaft etwa besondere schätzt. Um<br />

diese Drehzahlen vermittelst niedriger Kolbengeschwindigkeit<br />

unschädlich zu machen, wurde ein<br />

im Verhältnis zur Bohrung (85 mm) kleiner Hub<br />

(92 mm) gewählt, was ein Hubvolumen von etwas<br />

über 2 Liter ergibt. Gegenüber der anfänglich geplanten<br />

Ausführung mit 1850 ccm Inhalt ist eine<br />

Vergrößerung der Bohrung um 5 mm festzustellen;<br />

diese wurde nicht zur wesentlichen Erhöhung der<br />

Bremsleistung verwendet, die von 65 auf 68 HP<br />

PS) stieg, sondern dient vielmehr zur sehr kräftigen<br />

Steigerung des Drehmomentes, dessen Maximum<br />

nunmehr statt bei 2500 schon bei 2300 T/min<br />

gemessen wird. Der kompakte Vierzylinderblock,<br />

der sich für einen nicht allzugrossen Wagen besonders<br />

gut eignet, besitzt auswechselbare «nasse »<br />

Büchsen aus Chromnickelstahl sowie eine dreimalgelagerte,<br />

mit Gegengewichten versehene Kurbelwelle.<br />

Die Leichtmetallkolben mit geschlitztem<br />

Schart haben je vier Ringe. Der Ventilantrieb (seitliche<br />

Nockenwelle, Stoßstangen, Kipphebel, hängende<br />

Ventile) wurde besonders im Hinblick auf<br />

Geräuschlosigkeit entwickelt.<br />

Interesse verdient die sorgfältig« Ausbildung<br />

des Schmier- und Kühlsystems, das auch im Hinblick<br />

auf die Verwendung in Exportgebieten wie<br />

der Schweiz bemessen wurde. Der Oelsumpf mit<br />

grossein Volumen enthält eine selbstgespeiste<br />

Pumpe mit einem Tecalemit-Spaltfilter und auswechselbarer<br />

Patrone; das AC-Ventilationssystem<br />

entlüftet das Kurbelgehäuse von den schädlichen<br />

Oeldämpfen imit, wie man aus kürzlich erschienenen<br />

Abhandlungen an dieser Stelle weiss, oxydierender<br />

Wirkung. Die Kühlung umfasst eine Wasserpumpe<br />

mit Thermostat sowie einen Viefflügelventilator.<br />

Einzelheiten des Vanguard<br />

(Zeichnungen « Automobil-Revue »)<br />

Links oben:<br />

Die Vorderradaufhängung des Vanguard mit den Dreiecklenkern,<br />

von denen die oberen als Stossdämpferarme wirken,<br />

der Schraubenfeder sowie dem Torsionsstabilisator.<br />

Rechts oben:<br />

Die Alligatorhaube wird vom Armalurenbrett aus gelöst; eine<br />

Sicherung verhindert ein Oeffnen durch den Fahrwind bei zufalligem<br />

Berühren des Riegels im Wageninnern.<br />

Links unten:<br />

Beide Vordertüren besitzen geräumige dehnbare Taschen für<br />

Karlen, <strong>Zeitung</strong>en elc.<br />

MOTOR: 10,65 Steuer-PS, 4 Zylinder in Linie,<br />

85X92 mm, 2088 cm' Hubvolumen, Bremsleistung 69 PS<br />

(68 HP) bei 4000 T/min, raax. Drehmoment 15,4 mkg<br />

bei 2300 T/min, spez. Leistung 32,6 PS/Liter, Kolbengeschwindigkeit<br />

bei 4000 T/min 12,3 m/sec, Verdichtung<br />

6,8:1.<br />

Hängende Ventile mit Kipphebel und Stoßstangen,<br />

Solex-Fallstromvergaser, Treibstofförderung durch<br />

mech. AC-Pumpe Tecalemit-Oelfilter, Druckschmierung,<br />

Oelinhalt 6 % Liter, Batteriezündung 12 V 51 Ah,<br />

Kühlung mit Wasserpumpe und Thermostat, Kühlerinhalt<br />

135 Liter.<br />

KRAFTÜBERTRAGUNG: Einplotten-Trockenkupplung<br />

Borg & Beck, Normalgetriebe, drei Gänge alle geräuscharm,<br />

alle synchronisiert, Uebersetzungsverhaltnisse<br />

16,73:1, 7,71:1, 4,625:1, rückw. 18,»9:1, Lenkradschaltung,<br />

fiypoidachsantrieb, halbschwebende Hinterachse.<br />

FAHRGESTELL: Kastenträgerrahmen mit Kreuztraverse,<br />

vorn Einzelradaufhängung mit Trapezlenker,<br />

Schraubenfeder, und Torsionssfabilisator, hinten Starrachsen<br />

mit Halbelliptikfedern und Torsionsstabilisator,<br />

vier hydraulische Luvax-Girling-Stossdämpfer, hydr.<br />

Lockheed-Fussbremse, Lenkunq mit Schnecke und Rolle,<br />

Benzintank 68 Liter, Reifen 5.75—16.<br />

DIMENSIONEN, GEWICHT: Radstand 239 cm, Spurweite<br />

vorn 130 hinten 137 cm, Länge 417 cm. Breite<br />

175 cm, Höhe 162 cm, Bodenfreiheit (beladen) 20 cm,<br />

Gewicht fahrbereit 1130 kg, mit 2 Personen und vollem<br />

Tank 1330 kg.<br />

FAHRLEISTUNGSDATEN: Leistungsgewicht fahrbereit<br />

16,4 kg/PS, mit 2 Personen und vollem Tank 19,2<br />

kg/PS, spez. Hubvolumen 1,8 I pro Tonne, Fahrgeschwindigkeit<br />

bei 1000 T/min: 3. Gang 27,4 km/h, 2. Gang<br />

163 km/h, 1. Gang 7,5 km/h; Motordrehzahl bei<br />

100 km/h: 3650 T/min im 3. Gang.<br />

PREIS, LIEFERFRIST: Viertürige, 5sitzige Limousine<br />

ca. Fr. 10 520.— + WUSt.i lieferbar ab Mai <strong>1948</strong>.<br />

Vom grossen, 68 Liter fassenden Benzintank im<br />

Heck wird der Treibstoff durch die mechanische<br />

Pumpe zum Solex-Fallstromvergaser gefördert.<br />

Dieser sowie das Zündsystem mit Spule, 12-Volt-<br />

Batterie und spannungsregelndem Dynamo entspricht<br />

der normalen Bauweise.<br />

Ein Tollsynchronisiertes Getriebe.<br />

Ueber eine normale Borg-&-Beck - Kupplung<br />

führt die Kraftübertragung zum Dreiganggetriebe,<br />

das als Seltenheit geräuscharme, schrägverzahnte<br />

Räder sowie Synchronisierungseinrichtung für alle<br />

Vorwärtsgänge aufweist. Zusammen mit dem<br />

Schalthebel unter dem Lenkrad kann man damit<br />

für ein normales Getriebe keine viel leichtere Bedienung<br />

mehr verlangen; die Gänge sind dabei wie<br />

folgt zu schalten: 1. Gang Schalthebel nach unten<br />

(der Lenksäule nach) drücken, nach 4 Uhr schieben;<br />

2. Gang Hebel zum Fahrer hinauf ziehen, nach<br />

2 Uhr; 3. Gang gleiche Ebene wie 2. Gang, 4 Uhr;<br />

Rückwärtsgang gleiche Ebene wie 1. Gang, 2 Uhr.<br />

Nach kurzer Zeit gewöhnt man sich an diese Schaltung<br />

vollständig. Die Kardanwelle ist kurz gehal-<br />

Sir John Black mit dem Prototyp des Vanguard, dessen Gesicht<br />

hier markant hervortritt.<br />

ten und mündet in den Hypoidantrieb der Hinterachse.<br />

Die Differentialwellen sind halbschwebend<br />

angeordnet.<br />

Die Aufhängung des Vanguard folgt der heutigen<br />

Normalbauweise mit vorderer Einzelradfederung<br />

durch Trapez-Dreiecklenker und Schraubenfeder<br />

sowie starrer Hinterachse mit Halbelliptikfedern.<br />

Diese Konstruktion verlangt, wie bekannt<br />

sein dürfte, ein sehr verwindungssteifes Fahrgestell,<br />

das beim neuen Standard aus geschlossenen<br />

Kastenträgern mit einer kreuzförmigen Quertraverse<br />

besteht. Ein Torsionsstabilisator reduziert<br />

die Kurvenneigung des Aufbaues, die besonders<br />

bei einem kleinen Wagen mit weicher Federung<br />

zu bekämpfen ist. Je nach Wunsch Iäs6t sich die<br />

Lenkung (Schnecke und Rolle) links oder rechts<br />

anbringen; die geteilte Spurstange liegt vor der<br />

Vorderradaufhängung. Die hydraulischen Lockheed-<br />

Bremsen arbeiten<br />

Durchmesser.<br />

STANDARD VANGUARD <strong>1948</strong>.<br />

in Gusstrommeln von 23 cm<br />

Wie die Abbildungen zeigen, besitzt die Limousine<br />

des Vanguard sehr moderne, gefällige Linien.<br />

Die Verschalung des" Vorderendes entspricht der<br />

heutigen Tendenz, ohne einen Ueberfluss an verchromten<br />

Zierstreifen aufzuweisen; die Alligator-<br />

Motorhaube öffnet sich nach hinten. Die glatte<br />

Form der Seitenwände ist ohne Kompromiss<br />

durchgeführt und erlaubt natürlich ganz besondere<br />

bei einem Wagen dieser Grössenklasse eine wünschenswerte<br />

Verbreiterung des Innenraumes, ohne<br />

das Manövrieren in engen Gassen und-dichtem<br />

Verkehr unnötig zu erschweren. Die Scheinwerfer<br />

sind in die vorderen Radverschalungen eingebaut;<br />

eigentliche Bordstreifen sind nicht vorhanden, dagegen<br />

gibt ein waagrechter Wulst dem Wagen, von<br />

der Seite aus gesehen, den nötigen Schmiss. Die<br />

Türfallen sind versenkt und zeigen, das6 auch die

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