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Wann & Wo 04.03.2018

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Sonntag, 4. März 2018<br />

WANN & WO<br />

94 LESERBRIEFE<br />

NEUES VOM ZANZENBERG<br />

Genesis II<br />

ULRICH GABRIEL<br />

unart@unartproduktion.at<br />

Im Märzen der Bauer<br />

die Rösslein einspannt.<br />

Rösslein? <strong>Wo</strong>hl kaum.<br />

Obwohl die Funkenzünfte<br />

beim Winteraustreiben<br />

kläglich versagt haben,<br />

wird sich Monsieur<br />

Winter demnächst<br />

„französisch“ verabschieden.<br />

Uns zur Freud<br />

und den Funkern zum<br />

Tratz beschied er am<br />

Donnerstagmorgen noch<br />

ein hübsches Schneele<br />

und machte damit klar,<br />

dass seine Anwesenheit<br />

von ihm und von sonst<br />

niemandem beendet<br />

wird. Den Erderwärmern<br />

hinterließ er im Februar<br />

mit der bibbernden Kälte<br />

eine kleine Enttäuschung.<br />

Stockt der Klimawandel?<br />

Am Sonntag ist jedenfalls<br />

Milde angesagt. Frühling,<br />

Frühling wird es nun<br />

bald! Er kommt. Es tönen<br />

die Lieder (welche?), die<br />

Gärtner rüsten, das Lagerhaus<br />

ruft, die Osterhasen<br />

lungern seit <strong>Wo</strong>chen im<br />

EKZ herum.<br />

Jetzt aber habe ich<br />

Sindings Frühlingsrauschen<br />

ergoogelt und<br />

mich an die Klaviermusik<br />

verloren. Mit den Akkordzerlegungen<br />

schlüpfen<br />

1000 Sentimentals aus<br />

dem PC-Lautsprecher in<br />

alle Körperöffnungen und<br />

verharren. Drei wireless<br />

Minuten lassen mich zum<br />

drunken sailor werden.<br />

Ich sinke. Tief.„O Mensch<br />

gib Acht O Mensch! Gib<br />

Acht! Was spricht die<br />

tiefe Mitternacht? »Ich<br />

schlief, ich schlief –, Aus<br />

tiefem Traum bin ich<br />

erwacht: – Die Welt ist<br />

tief, Und tiefer als der Tag<br />

gedacht. Tief ist ihr Weh<br />

–, Lust – tiefer noch als<br />

Herzeleid: Weh spricht:<br />

Vergeh! Doch alle Lust<br />

will Ewigkeit –, – will<br />

tiefe, tiefe Ewigkeit!“<br />

spricht Zarathustra und<br />

Nietzsche fügt einen<br />

Gedankenstrich nach dem<br />

andern hinzu. Ich werde<br />

zu Strawinskys Frühlingsopfer,<br />

die Vorboten<br />

des Frühlings stampfen<br />

über Steigbügel, ovales<br />

Fenster und Trommelfell<br />

in die Schnecke.<br />

O Mensch, wenn Dich<br />

das Sacre mit hämmernden<br />

Streichern in<br />

zerbrochener Rhythmik<br />

erwischt, hauchdünne<br />

Lymphschläuche locken,<br />

die Basilarmembran bebt<br />

und 25.000 Hörzellen<br />

fruchtig erzittern (bei mir<br />

werden es wohl nur noch<br />

knapp 20.000 sein) ist<br />

Frühling. Doch noch sind<br />

Strom und Bäche nicht<br />

vom Eise befreit. Bald<br />

wird Hobbymaler Müller<br />

mit Staffelei ins Koblacher<br />

Ried ziehen, die ersten<br />

Primeln malen und die<br />

Strommasten weglassen,<br />

Resi auch.<br />

Der Volk, der große<br />

Lümmel, bleibt uninteressiert,<br />

ungerührt und<br />

findet, dass es nun an<br />

der Zeit ist, in der Garage<br />

nach dem Rasenmäher zu<br />

sehen. Unwiderstehlich<br />

zieht ihn ein Rasenroboter<br />

aus dem Katalog an.<br />

Will haben. 33 Rasenroboter<br />

auf Lager! Sinding,<br />

Strawinsky und Nietzsche<br />

sind ihm egal. Was folgt<br />

nach dem Rasenroboter?<br />

Die Entstehung der Welt<br />

als Gasgrillstation. GENE-<br />

SIS II E410 auf Rädern ist<br />

da! Mit vier Brennern und<br />

dem Hochleistungsgasgrillsystem<br />

für saftige Perfektion,<br />

Steak für Steak!<br />

Raunz nicht, kauf. Sabber.<br />

„Die Erde aber ward<br />

wüst und leer, Gottes<br />

Geist schwand über dem<br />

Wasser.“ GENESIS II. Im<br />

Märzen der Bauer den<br />

Traktor einspannt.<br />

In „Neues vom Zanzenberg“ gibt<br />

W&W dem Gastkommentator Ulrich<br />

Gabriel Raum, seine persönliche Meinung<br />

zu äußern. Sie muss nicht mit<br />

der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />

Blog unter:<br />

www.zanzenberg.blogs.tele.net<br />

www.karikaturen.guru<br />

Tierleid<br />

Wir möchten uns bei Frau<br />

Fischer für den tollen Leserbrief<br />

vom 21.2. im W&W<br />

bedanken. Es tut gut zu<br />

wissen, dass es in dieser<br />

kalten Welt auch noch<br />

Menschen mit Herz gibt.<br />

Meine Frau und ich sind<br />

seit unserem 22. Lebensjahr<br />

Veganer und unsere beiden<br />

wundervollen Kinder<br />

haben sich im Alter von<br />

15. bzw. 16 Jahren zu einer<br />

veganen bzw. vegetarischen<br />

Lebensweise entschlossen.<br />

Wenn wir vier in der Natur<br />

spazieren gehen und Kühen,<br />

Schweinen, Lämmern etc.<br />

begegnen, können wir ihnen<br />

mit reinem Gewissen in die<br />

Augen schauen und uns<br />

sagen, dass wir nicht mehr<br />

für ihr Leid verantwortlich<br />

sind. Wenn wir uns alle ein<br />

bisschen in die Tiere hineinfühlen<br />

würden, wäre die<br />

Erde um eine Hoffnung reicher.<br />

Kein Mensch hat das<br />

Recht über Leben und Tod<br />

zu entscheiden. Wir müssen<br />

nun wirklich nicht verhungern,<br />

wenn wir uns vom<br />

Fleischkonsum abwenden.<br />

Das Kuriose am Menschen<br />

ist, dass er in Sachen Technik<br />

immer auf dem neuesten<br />

Stand sein will. Aber in<br />

Sachen Ernährung scheut<br />

er sich vor Veränderungen.<br />

Wir müssen bereit sein,<br />

neue Wege zu gehen, wenn<br />

wir (ein)sehen, dass die<br />

alten Wege nur noch Leid<br />

mit sich bringen. Die Speisekarte<br />

ist das blutigste Blatt,<br />

dass der Mensch je schrieb.<br />

Cartoon der <strong>Wo</strong>che<br />

Bereits Gautama Siddharta<br />

(Buddha) sagte seinerzeit:<br />

„Die Wesen mögen alle<br />

glücklich leben, und keinen<br />

möge ein Übel treffen.<br />

Möge unser ganzes Leben<br />

Hilfe sein an anderen! Ein<br />

jedes Wesen scheuet Qual,<br />

und jedem ist sein Leben<br />

lieb. Erkenne dich selbst<br />

in jedem Sein und quäle<br />

nicht und töte nicht.“ Auch<br />

Paul McCartney (Ex-Beatle)<br />

sagt: „Wenn Schlachthäuser<br />

Wände aus Glas hätten,<br />

wäre jeder Vegetarier.“<br />

Zum Abschluss noch ein<br />

Zitat von Peter Rossegger<br />

(Schriftsteller): „Das Tier<br />

hat ein fühlendes Herz wie<br />

du, das Tier hat Freude und<br />

Schmerz wie du, das Tier<br />

hat einen Hang zum Streben<br />

wie du, das Tier hat ein<br />

Recht zu leben wie du.“<br />

Fam. Hofer, Bregenz<br />

So nicht!<br />

Trotz Alpenkonvention und<br />

dem geforderten Respekt vor<br />

den Grenzen: Landschaftsschutz<br />

und Tourismuslobby<br />

haben wieder ein Problem.<br />

Es geht nicht nur um die<br />

alpine Landschaft, die unter<br />

Missachtung jeglicher ökologischer<br />

oder ästhetischer<br />

Gegebenheiten verunstaltet<br />

oder zerstört wird. Es geht<br />

auch um die ungesunden<br />

und großräumigen Nebenwirkungen<br />

des Wintertourismus.<br />

Wenn Schifahrer<br />

aus dem Süddeutschen und<br />

Schweizer Raum mit ihren<br />

Autos am frühen Morgen<br />

vieltausendfach in die Alpen<br />

aufbrechen und am Abend<br />

wieder stundenlang zurück<br />

fahren, dann führt das nicht<br />

nur zu den belastenden Verkehrsstaus:<br />

Dieses Verhalten<br />

ist auch ein wesentlicher<br />

Beitrag direkt in die Klimakatastrophe.<br />

Projekte wie<br />

der Schwarzköpfle-Speicher<br />

dienen dazu, diesen Wahnsinn<br />

noch zeitlich auszudehnen.<br />

Investoren haben sich<br />

über diese Probleme, deren<br />

Verursacher sie letztlich<br />

sind, noch nie ernsthafte<br />

Gedanken gemacht, denn<br />

das bringt ja nichts. Diese<br />

Bescherung überlassen sie<br />

lieber der Allgemeinheit.<br />

Für chronisch Vergessliche:<br />

Nicht verhinderte Projekte,<br />

die jeweils die letzten im<br />

Lande sein sollten: Loischkopf<br />

Bürserberg (1996), Mellau-Damüls<br />

mit Erschließung<br />

des Ragazer Blanken<br />

(2007), Schiraumverbindung<br />

Hochjoch – Silvretta Nova<br />

(2011), Schiverbindung Lech<br />

– Warth, Auenfeld (2012),<br />

Breitspitzbahn Galtür<br />

(2015), Schiverbindung Zürs<br />

– Alpe Rauz (2016). Hinzu<br />

kommen unzählige kleinere<br />

Eingriffe, wie Pistenbauten,<br />

Pistenkorrekturen und -veränderungen,<br />

Geländekorrekturen,<br />

Rodungen etc. Es<br />

reicht!<br />

Prof. Mag. Dr. Eyjolf Aistleitner<br />

Alpenschutzverein für<br />

Vorarlberg, Feldkirch<br />

Ihre Meinung ist gefragt:<br />

leserbriefe@wannundwo.at

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