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5. Fastenpredigt: Diesmal<br />
richtet Bruder Ignazius<br />
Bambergs<br />
kabarettistisches<br />
Golgatha<br />
Was für die Kleinen der Knecht Ruprecht zu Nikolaus und<br />
für die Deutschen die Bundestagswahlen sind, ist für die<br />
Bamberger die Fastenpredigt. Schonungslos werden am<br />
24. <strong>Februar</strong> ab 19.00 Uhr die Sünden und Verfehlungen<br />
der Vergangenheit angeprangert, gnadenlos werden die<br />
Leichen aus Politik, Kultur und Verwaltung aus dunklen<br />
Stadtgewölben hervor gezerrt. Promis und die, die sich<br />
dafür halten, werden wolllüstig und gepeinigt unter den<br />
auf sie niederprasselnden Schlägen stöhnen, die diesmal<br />
zum ersten Mal von Bruder Ignazius alias Arnd Rühlmann,<br />
vielen auch als Chef des nana theaters im Club Kaulberg<br />
bekannt, ausgeführt werden. Kabarettistischer Hinrichtungsort,<br />
quasi das Golgatha der Domstadt, ist wieder der<br />
„Ziegelbau“ des „Welcome Hotel“. Die FN fastete und tastete<br />
sich ganz vorsichtig an den scharfzüngigen Henker in<br />
der Mönchskutte heran…<br />
Das ist die fünfte Fastenpredigt,<br />
in der der Stadt Bamberg<br />
und dem Erdkreis die Leviten gelesen<br />
werden…<br />
Arnd Rühlmann: Das stimmt. Das<br />
ist die fünfte, aber meine erste.<br />
Aus der Taufe gehoben hat sie ja<br />
Andreas Ulich, aber der hat gesagt,<br />
nach viermal predigen darf jetzt<br />
auch mal ein anderer ran. Und da<br />
sind die Veranstalter auf mich zukommen<br />
und haben gefragt, ob ich<br />
die Fastenpredigt nicht halten wolle.<br />
Als Fastenprediger müssten<br />
Sie eigentlich für das Bamberger<br />
Prekariat Vorbild sein. Wie<br />
lange halten Sie es ohne leibliche<br />
Genüsse wie Bier, Basketball,<br />
Schäuferla oder Liebe aus?<br />
Ach, die Geschichte hat doch gezeigt,<br />
dass die wenigsten Prediger<br />
privat gute Vorbilder waren. Da<br />
mache ich mir gar keine Sorgen.<br />
Und es gibt Sachen, ohne die ich<br />
Jahrhunderte lang auskommen<br />
kann: Auf Basketball beispielsweise<br />
kann ich persönlich eine ganze<br />
Weile verzichten.<br />
Den oberen Zehntausend von<br />
Bamberg ordentlich die Meinung<br />
zu geigen, kann doch bei deren<br />
offensichtlichen Sünden kein<br />
Problem sein…<br />
So eine Geschichte wie die Fastenpredigt<br />
ist immer ganz dünnes<br />
Eis. Ich habe höchsten Respekt<br />
davor, wie sich Andreas Ulich in<br />
den vergangenen Jahren darauf<br />
bewegt hat. Er hat eine gute Balance<br />
gefunden. Bei Veranstaltungen<br />
wie der Fastenpredigt läuft es<br />
doch immer darauf hinaus, dass<br />
alle wollen, dass man sich kritisch<br />
und zugespitzt äußert, aber keiner<br />
will wirklich, dass es kritisch und<br />
zugespitzt wird. Mit diesem Paradox<br />
umzugehen, ist ein spannender<br />
Drahtseilakt. Mal schauen, wie<br />
er mir gelingt. Aber ich habe von<br />
den Besten lernen können, wie<br />
beispielsweise Heidi Friedrich, mit<br />
der ich ja das Bamberg-Programm<br />
"Deine Spuren im Sand" spiele ...<br />
Und das gemeine Volk kommt<br />
ungeschoren davon?<br />
Nein, es sind nicht nur die oberen<br />
Zehntausend, denen ich die Leviten<br />
lesen will. Im Publikum sitzen<br />
ja auch andere Leute. Und es ist<br />
doch langweilig, wenn die sich genüsslich<br />
in ihren Sitzen mit ihrem<br />
Seidla zurücklehnen und sagen:<br />
„Ach, schau mal an – unsere Politiker!<br />
Was die alles verbrochen<br />
haben!“ Nein, auch die ganz normalen<br />
Bamberger sollen sich an<br />
der einen oder anderen Stelle mal<br />
ertappt fühlen!<br />
Verraten Sie uns doch mal<br />
vorab, nur so unter uns Betschwestern,<br />
die größte Sünde,<br />
gegen die Sie wettern werden…<br />
Da gilt noch das Schweigegelübde<br />
als Bruder Ignazius. Darum werde<br />
ich inhaltlich nichts verraten. Es<br />
gibt natürlich ein paar Punkte, die<br />
hier in Bamberg im vergangenen<br />
Jahr auf der Agenda standen, wie<br />
zum Beispiel die Sandkerwa. Die<br />
wird natürlich – und da muss man<br />
kein Prophet sein – ordentlich<br />
ausgewalzt. Oder natürlich auch<br />
der Bahnausbau. Ein hartes Brot ist<br />
für mich, dass sich in den letzten<br />
Wochen vor meiner Fastenpredigt<br />
in Bamberg noch eine Menge tut.<br />
Und darauf will und muss ich ja<br />
auch noch unbedingt eingehen.<br />
Lassen Sie uns einen Blick in<br />
die Zukunft werfen. Wenn Ihre<br />
Fastenpredigten tatsächlich wirken<br />
und die Menschen zur Umkehr<br />
bewegen würden, wären Sie<br />
bald arbeitslos…<br />
An einen solchen Unfug glaubt<br />
doch kein Mensch! Netter Versuch!<br />
Ganz süß. Ich bin ganz froh,<br />
wenn ich eine Fastenpredigt geschafft<br />
habe und die Leute richtig<br />
Bock auf eine zweite haben. Das<br />
ist im Moment mein größtes Ziel.<br />
Wie verkommen ist inzwischen<br />
Bamberg – so wie das alte<br />
Rom unter Nero? Oder wie die<br />
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