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01-52-Fraenkische-Nacht-Februar-2018-ALLES

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5. Fastenpredigt: Diesmal<br />

richtet Bruder Ignazius<br />

Bambergs<br />

kabarettistisches<br />

Golgatha<br />

Was für die Kleinen der Knecht Ruprecht zu Nikolaus und<br />

für die Deutschen die Bundestagswahlen sind, ist für die<br />

Bamberger die Fastenpredigt. Schonungslos werden am<br />

24. <strong>Februar</strong> ab 19.00 Uhr die Sünden und Verfehlungen<br />

der Vergangenheit angeprangert, gnadenlos werden die<br />

Leichen aus Politik, Kultur und Verwaltung aus dunklen<br />

Stadtgewölben hervor gezerrt. Promis und die, die sich<br />

dafür halten, werden wolllüstig und gepeinigt unter den<br />

auf sie niederprasselnden Schlägen stöhnen, die diesmal<br />

zum ersten Mal von Bruder Ignazius alias Arnd Rühlmann,<br />

vielen auch als Chef des nana theaters im Club Kaulberg<br />

bekannt, ausgeführt werden. Kabarettistischer Hinrichtungsort,<br />

quasi das Golgatha der Domstadt, ist wieder der<br />

„Ziegelbau“ des „Welcome Hotel“. Die FN fastete und tastete<br />

sich ganz vorsichtig an den scharfzüngigen Henker in<br />

der Mönchskutte heran…<br />

Das ist die fünfte Fastenpredigt,<br />

in der der Stadt Bamberg<br />

und dem Erdkreis die Leviten gelesen<br />

werden…<br />

Arnd Rühlmann: Das stimmt. Das<br />

ist die fünfte, aber meine erste.<br />

Aus der Taufe gehoben hat sie ja<br />

Andreas Ulich, aber der hat gesagt,<br />

nach viermal predigen darf jetzt<br />

auch mal ein anderer ran. Und da<br />

sind die Veranstalter auf mich zukommen<br />

und haben gefragt, ob ich<br />

die Fastenpredigt nicht halten wolle.<br />

Als Fastenprediger müssten<br />

Sie eigentlich für das Bamberger<br />

Prekariat Vorbild sein. Wie<br />

lange halten Sie es ohne leibliche<br />

Genüsse wie Bier, Basketball,<br />

Schäuferla oder Liebe aus?<br />

Ach, die Geschichte hat doch gezeigt,<br />

dass die wenigsten Prediger<br />

privat gute Vorbilder waren. Da<br />

mache ich mir gar keine Sorgen.<br />

Und es gibt Sachen, ohne die ich<br />

Jahrhunderte lang auskommen<br />

kann: Auf Basketball beispielsweise<br />

kann ich persönlich eine ganze<br />

Weile verzichten.<br />

Den oberen Zehntausend von<br />

Bamberg ordentlich die Meinung<br />

zu geigen, kann doch bei deren<br />

offensichtlichen Sünden kein<br />

Problem sein…<br />

So eine Geschichte wie die Fastenpredigt<br />

ist immer ganz dünnes<br />

Eis. Ich habe höchsten Respekt<br />

davor, wie sich Andreas Ulich in<br />

den vergangenen Jahren darauf<br />

bewegt hat. Er hat eine gute Balance<br />

gefunden. Bei Veranstaltungen<br />

wie der Fastenpredigt läuft es<br />

doch immer darauf hinaus, dass<br />

alle wollen, dass man sich kritisch<br />

und zugespitzt äußert, aber keiner<br />

will wirklich, dass es kritisch und<br />

zugespitzt wird. Mit diesem Paradox<br />

umzugehen, ist ein spannender<br />

Drahtseilakt. Mal schauen, wie<br />

er mir gelingt. Aber ich habe von<br />

den Besten lernen können, wie<br />

beispielsweise Heidi Friedrich, mit<br />

der ich ja das Bamberg-Programm<br />

"Deine Spuren im Sand" spiele ...<br />

Und das gemeine Volk kommt<br />

ungeschoren davon?<br />

Nein, es sind nicht nur die oberen<br />

Zehntausend, denen ich die Leviten<br />

lesen will. Im Publikum sitzen<br />

ja auch andere Leute. Und es ist<br />

doch langweilig, wenn die sich genüsslich<br />

in ihren Sitzen mit ihrem<br />

Seidla zurücklehnen und sagen:<br />

„Ach, schau mal an – unsere Politiker!<br />

Was die alles verbrochen<br />

haben!“ Nein, auch die ganz normalen<br />

Bamberger sollen sich an<br />

der einen oder anderen Stelle mal<br />

ertappt fühlen!<br />

Verraten Sie uns doch mal<br />

vorab, nur so unter uns Betschwestern,<br />

die größte Sünde,<br />

gegen die Sie wettern werden…<br />

Da gilt noch das Schweigegelübde<br />

als Bruder Ignazius. Darum werde<br />

ich inhaltlich nichts verraten. Es<br />

gibt natürlich ein paar Punkte, die<br />

hier in Bamberg im vergangenen<br />

Jahr auf der Agenda standen, wie<br />

zum Beispiel die Sandkerwa. Die<br />

wird natürlich – und da muss man<br />

kein Prophet sein – ordentlich<br />

ausgewalzt. Oder natürlich auch<br />

der Bahnausbau. Ein hartes Brot ist<br />

für mich, dass sich in den letzten<br />

Wochen vor meiner Fastenpredigt<br />

in Bamberg noch eine Menge tut.<br />

Und darauf will und muss ich ja<br />

auch noch unbedingt eingehen.<br />

Lassen Sie uns einen Blick in<br />

die Zukunft werfen. Wenn Ihre<br />

Fastenpredigten tatsächlich wirken<br />

und die Menschen zur Umkehr<br />

bewegen würden, wären Sie<br />

bald arbeitslos…<br />

An einen solchen Unfug glaubt<br />

doch kein Mensch! Netter Versuch!<br />

Ganz süß. Ich bin ganz froh,<br />

wenn ich eine Fastenpredigt geschafft<br />

habe und die Leute richtig<br />

Bock auf eine zweite haben. Das<br />

ist im Moment mein größtes Ziel.<br />

Wie verkommen ist inzwischen<br />

Bamberg – so wie das alte<br />

Rom unter Nero? Oder wie die<br />

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