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Weitere Infos unter www.bullani-muetzen.de<br />
Mützenmacher Dieter Bullmann<br />
lüftet den Hut seines Erfolges<br />
Das nehme<br />
ich auf meine<br />
Kappe!<br />
Sie wissen nicht, wo Ihnen im Moment der Kopf steht? Wie wäre es da<br />
mit der kultigen Ballonmütze, die Marlon Brando als junger Rebell in dem<br />
legendären Spielfilm „The Wild One“ trug? Oder stehen Sie mehr auf das<br />
geniale Detektiv-Gehirn eines Sherlock Holmes? Dann sollte Sie auch dessen<br />
Kopfbedeckung tragen. Ob schwarze Seemannsmütze, bunte Leinen-<br />
Flatcap, hippe Basecap oder „Jutta rot gemustert“ - beim Bamberger Familienunternehmen<br />
„Bullani“ geht keiner unbedeckt hinaus. Mützenmacher<br />
wie Chef Dieter Bullmann müssten eigentlich auf der roten Liste aussterbender<br />
Berufe stehen. Doch das Bamberger Original geht gut behütet in<br />
das dritte Jahrzehnt seines Unternehmens. Die FN versuchte Bullmann<br />
eins auf die Mütze zu geben, zog dann aber den Hut...<br />
Sind Sie ein „durchgedrehter<br />
Hutmacher“, wie ihre Berufskollegen<br />
im 18. Jahrhundert noch<br />
hießen, weil sie nach Verwendung<br />
von Quecksilber nach der<br />
Behandlung von Stoffen verrückt<br />
worden?<br />
Dieter Bullmann: Ich bin natürlich<br />
kein durchgedrehter Hutmacher.<br />
Wir verwenden ausschließlich natürliche<br />
Stoffe wie Leder, Kaschmir,<br />
Wolle, Schurwolle, reine Seide.<br />
Quecksilber gehört in ein Thermometer,<br />
aber nicht in die Mode. Außerdem<br />
stellen wir in erster Linie<br />
Kappen und Mützen her.<br />
Apropos verrückt: Wie verrückt<br />
muss man sein, um in einem<br />
aussterbenden Beruf noch<br />
den Erfolg zu suchen?<br />
Bei mir war es jedenfalls so, dass<br />
ich nicht ganz verrückt war, obwohl<br />
es zunächst so aussah, als<br />
ich vor 20 Jahren meine Firma<br />
gründete. Ich bin vorher von<br />
der Firma Greiff zur Bamberger<br />
Mützenindustrie gewechselt und<br />
dann nach Marktzeuln. Dort ist<br />
leider der Chef verstorben und<br />
die Firma war weg. Und da stand<br />
ich nun: Ich war 42 Jahre alt und<br />
mehr oder weniger gezwungen,<br />
den Sprung ins kalte Wasser zu<br />
wagen und mich selbstständig zu<br />
machen. Und weil ich gut Kappen<br />
machen kann, habe ich natürlich<br />
gehofft, dass ich es schaffe…<br />
Kopfbedeckungen aller Art<br />
waren jahrzehntelang „in“. Ein<br />
Mann ohne Kopfbedeckung war<br />
kein Mann. Wohin geht modisch<br />
derzeit die Kopfbedeckung?<br />
In den letzten acht, neun Jahren<br />
erleben Kappen und Mützen einen<br />
Boom. Auch bei jüngeren<br />
Menschen. Natürlich steht nicht<br />
jedem Menschen ein Hut oder<br />
umgekehrt eine Mütze oder Kappe.<br />
Was einem steht, muss man<br />
ausprobieren. Über den Trend zu<br />
Kappen und Mützen bin ich natürlich<br />
erfreut…<br />
Wenn der Trend sich umkehren<br />
würde – also wieder hin zum<br />
Hut – könnten Sie sich dann umstellen?<br />
Das ist verdammt schwierig. Für<br />
meine Firma und mich wäre das<br />
kaum möglich. In der Hutindustrie<br />
wird mit ganz anderen Stoffen, wie<br />
zum Beispiel Filz, und mit ganz anderen<br />
Maschinen gearbeitet.<br />
Sie verkaufen Ihre Kreationen<br />
ja noch selber ab Lager oder<br />
bei Mützengeschäften in ganz<br />
Deutschland. Spüren Sie immer<br />
rechtzeitig die Trends, damit Sie<br />
nicht auf der Ware sitzen bleiben?<br />
Gute Frage. Also, dass ich immer<br />
einen Trend rechtzeitig spüre,<br />
würde ich so nicht unterschreiben.<br />
Allerdings fahre ich einen<br />
Teil meines Außendienstes selbst.<br />
Und ich erhoffe mir vom direkten<br />
Kontakt zu den Kunden, dass ich<br />
von den Einzelhändlern doch etwas<br />
mitbekomme, wohin modisch<br />
der Weg geht. Aber ob ich immer<br />
das Richtige erwische, wer weiß<br />
das in dem Moment schon? Wir<br />
gehen natürlich auch nach unseren<br />
Auftragszahlen. Die sprechen<br />
eine klare, verlässliche und eigene<br />
Sprache – und nicht das, was der<br />
Herr Lagerfeld so erzählt. Die Auftragszahlen<br />
sagen aus, was die Einzelhändler<br />
tatsächlich verkaufen.<br />
Und wir richten uns schon auch<br />
nach diesen Zahlen.<br />
Mit welchen Schwierigkeiten<br />
haben Sie als kleines Familienunternehmen<br />
auf dem Markt zu<br />
kämpfen?<br />
Da wir in Deutschland und nicht in<br />
einem Billiglohnland produzieren,<br />
kämpfen wir natürlich mit dem<br />
Preis. Und dann hat man als kleiner<br />
Unternehmer immer wieder<br />
Probleme mit der Materialbeschaf-<br />
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