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01-52-Fraenkische-Nacht-Februar-2018-ALLES

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Mützenmacher Dieter Bullmann<br />

lüftet den Hut seines Erfolges<br />

Das nehme<br />

ich auf meine<br />

Kappe!<br />

Sie wissen nicht, wo Ihnen im Moment der Kopf steht? Wie wäre es da<br />

mit der kultigen Ballonmütze, die Marlon Brando als junger Rebell in dem<br />

legendären Spielfilm „The Wild One“ trug? Oder stehen Sie mehr auf das<br />

geniale Detektiv-Gehirn eines Sherlock Holmes? Dann sollte Sie auch dessen<br />

Kopfbedeckung tragen. Ob schwarze Seemannsmütze, bunte Leinen-<br />

Flatcap, hippe Basecap oder „Jutta rot gemustert“ - beim Bamberger Familienunternehmen<br />

„Bullani“ geht keiner unbedeckt hinaus. Mützenmacher<br />

wie Chef Dieter Bullmann müssten eigentlich auf der roten Liste aussterbender<br />

Berufe stehen. Doch das Bamberger Original geht gut behütet in<br />

das dritte Jahrzehnt seines Unternehmens. Die FN versuchte Bullmann<br />

eins auf die Mütze zu geben, zog dann aber den Hut...<br />

Sind Sie ein „durchgedrehter<br />

Hutmacher“, wie ihre Berufskollegen<br />

im 18. Jahrhundert noch<br />

hießen, weil sie nach Verwendung<br />

von Quecksilber nach der<br />

Behandlung von Stoffen verrückt<br />

worden?<br />

Dieter Bullmann: Ich bin natürlich<br />

kein durchgedrehter Hutmacher.<br />

Wir verwenden ausschließlich natürliche<br />

Stoffe wie Leder, Kaschmir,<br />

Wolle, Schurwolle, reine Seide.<br />

Quecksilber gehört in ein Thermometer,<br />

aber nicht in die Mode. Außerdem<br />

stellen wir in erster Linie<br />

Kappen und Mützen her.<br />

Apropos verrückt: Wie verrückt<br />

muss man sein, um in einem<br />

aussterbenden Beruf noch<br />

den Erfolg zu suchen?<br />

Bei mir war es jedenfalls so, dass<br />

ich nicht ganz verrückt war, obwohl<br />

es zunächst so aussah, als<br />

ich vor 20 Jahren meine Firma<br />

gründete. Ich bin vorher von<br />

der Firma Greiff zur Bamberger<br />

Mützenindustrie gewechselt und<br />

dann nach Marktzeuln. Dort ist<br />

leider der Chef verstorben und<br />

die Firma war weg. Und da stand<br />

ich nun: Ich war 42 Jahre alt und<br />

mehr oder weniger gezwungen,<br />

den Sprung ins kalte Wasser zu<br />

wagen und mich selbstständig zu<br />

machen. Und weil ich gut Kappen<br />

machen kann, habe ich natürlich<br />

gehofft, dass ich es schaffe…<br />

Kopfbedeckungen aller Art<br />

waren jahrzehntelang „in“. Ein<br />

Mann ohne Kopfbedeckung war<br />

kein Mann. Wohin geht modisch<br />

derzeit die Kopfbedeckung?<br />

In den letzten acht, neun Jahren<br />

erleben Kappen und Mützen einen<br />

Boom. Auch bei jüngeren<br />

Menschen. Natürlich steht nicht<br />

jedem Menschen ein Hut oder<br />

umgekehrt eine Mütze oder Kappe.<br />

Was einem steht, muss man<br />

ausprobieren. Über den Trend zu<br />

Kappen und Mützen bin ich natürlich<br />

erfreut…<br />

Wenn der Trend sich umkehren<br />

würde – also wieder hin zum<br />

Hut – könnten Sie sich dann umstellen?<br />

Das ist verdammt schwierig. Für<br />

meine Firma und mich wäre das<br />

kaum möglich. In der Hutindustrie<br />

wird mit ganz anderen Stoffen, wie<br />

zum Beispiel Filz, und mit ganz anderen<br />

Maschinen gearbeitet.<br />

Sie verkaufen Ihre Kreationen<br />

ja noch selber ab Lager oder<br />

bei Mützengeschäften in ganz<br />

Deutschland. Spüren Sie immer<br />

rechtzeitig die Trends, damit Sie<br />

nicht auf der Ware sitzen bleiben?<br />

Gute Frage. Also, dass ich immer<br />

einen Trend rechtzeitig spüre,<br />

würde ich so nicht unterschreiben.<br />

Allerdings fahre ich einen<br />

Teil meines Außendienstes selbst.<br />

Und ich erhoffe mir vom direkten<br />

Kontakt zu den Kunden, dass ich<br />

von den Einzelhändlern doch etwas<br />

mitbekomme, wohin modisch<br />

der Weg geht. Aber ob ich immer<br />

das Richtige erwische, wer weiß<br />

das in dem Moment schon? Wir<br />

gehen natürlich auch nach unseren<br />

Auftragszahlen. Die sprechen<br />

eine klare, verlässliche und eigene<br />

Sprache – und nicht das, was der<br />

Herr Lagerfeld so erzählt. Die Auftragszahlen<br />

sagen aus, was die Einzelhändler<br />

tatsächlich verkaufen.<br />

Und wir richten uns schon auch<br />

nach diesen Zahlen.<br />

Mit welchen Schwierigkeiten<br />

haben Sie als kleines Familienunternehmen<br />

auf dem Markt zu<br />

kämpfen?<br />

Da wir in Deutschland und nicht in<br />

einem Billiglohnland produzieren,<br />

kämpfen wir natürlich mit dem<br />

Preis. Und dann hat man als kleiner<br />

Unternehmer immer wieder<br />

Probleme mit der Materialbeschaf-<br />

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