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Christkatholisch 2018-01

Ausgabe 1/2018

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<strong>Christkatholisch</strong> 1/<strong>2<strong>01</strong>8</strong> Thema<br />

3<br />

meinsamen guten Weg in die Zukunft<br />

finden. Die vollständige und<br />

vorbehaltlose Einigkeit zu finden ist<br />

nicht möglich. Dessen bin ich mir<br />

bewusst. Niemand ist unfehlbar. Es<br />

ist indes enttäuschend, wenn unterschiedliche<br />

Überlegungen als persönliche<br />

Niederlage und als Affront hochstilisiert,<br />

oder wenn nicht genehme<br />

Beschlüsse im Nachhinein kritisiert<br />

werden. Mitbestimmung ist ein Grundrecht<br />

in unserer Kirche. Das ist gut so,<br />

da gibt es nichts zu deuteln, aber starrsinnige<br />

Rechthaberei absorbiert nur<br />

Zeit und Energie und hinterlässt Frustrationen<br />

rundherum.<br />

Gemeindestrukturen<br />

Verglichen mit anderen Glaubensgemeinschaften<br />

geniessen wir ein beachtliches<br />

Mass an Mitbestimmung.<br />

In den Kirchgemeinden, insbesondere<br />

an der jährlichen Kirchgemeindeversammlung,<br />

können wir unsere<br />

Anliegen und Vorschläge einbringen.<br />

Entschieden wird mit Mehrheitsbeschluss.<br />

An Kantonal- oder Nationalsynoden,<br />

die verfassungsgemäss mit<br />

zwei Dritteln Laiendelegierten und<br />

einem Drittel Geistlichen tagen, können<br />

wir Mehrheitsbeschlüsse fassen<br />

«Mitbestimmung<br />

ist ein Grundrecht<br />

in unserer Kirche.»<br />

und damit unsere Zukunft planen<br />

und festlegen. Und doch kommen<br />

wir nicht umhin, unsere Strukturen<br />

innerhalb der Kirchgemeinden und<br />

auch im Bistum immer wieder neu<br />

zu überdenken und zu verbessern.<br />

Vielen Gemeinden fällt es heute<br />

schwer, nur schon Kirchenpflegen<br />

analog den Statuten personell zu<br />

besetzen. Arbeitsintensive Ressorts<br />

wie die Finanzen können oft nicht<br />

mit Gemeindegliedern besetzt werden.<br />

Der Finanzverwalter sollte über<br />

Kenntnisse in Rechnungslegung sowie<br />

eventuell in Arbeitsrecht und im<br />

Sozialversicherungswesen verfügen.<br />

In einer mittleren Kirchgemeinde hat<br />

er durchschnittlich pro Woche rund<br />

vier Stunden aufzuwenden. Müssen<br />

Reparaturen oder Sanierungen an<br />

Liegenschaften geplant und ausgeführt<br />

werden, kann sich der Arbeitsaufwand<br />

leicht verdoppeln. Es ist<br />

daher nachvollziehbar, dass diese<br />

Funktion in Zukunft nur noch in<br />

Ausnahmefällen ehrenamtlich besetzt<br />

werden kann.<br />

Wie wollen wir die (administrative)<br />

Zukunft gestalten?<br />

In diesem Zusammenhang erstaunt<br />

es immer wieder, wenn die Ergebnisse<br />

der Statistiken über die Freiwilligenarbeit<br />

in der Schweiz vorliegen:<br />

Wir lesen da von 9,2 Milliarden (!)<br />

Gratis-Arbeitsstunden – jedes Jahr!<br />

Auch wenn der grösste Anteil der<br />

Gratisarbeit auf Frauen in Haushalt<br />

und in der Kindererziehung fällt, so<br />

muss der «Rest» gleichwohl gigantisch<br />

sein. Trotzdem fehlt es unseren<br />

Kirchgemeinden an ehrenamtlichen<br />

Mitarbeitern. Der Schluss liegt nahe:<br />

In Zukunft werden wir unseren<br />

Kirchgemeinden wohl zentral ausgeführte<br />

Dienstleistungen anbieten<br />

müssen. Dies kann in Form von Gemeinde-<br />

oder Regionalverbänden<br />

oder durch das Bistum, durch fest angestellte<br />

Mitarbeiter, erfolgen. Wir<br />

könnten die anfallenden Raum-,<br />

Lohn- und Sozialkosten zentral tragen<br />

und damit die Effizienz steigern.<br />

Die Anteile der einzelnen Kirchgemeinden<br />

sind dadurch günstiger. Der<br />

Gemeindeverband <strong>Christkatholisch</strong>e<br />

Kirche im Fricktal oder der Verbund<br />

der christkatholischen Kirchgemeinden<br />

Olten und Umgebung könnten<br />

dabei als Ideenlieferanten für eine<br />

mögliche Ausrichtung und Planung<br />

dienen. Es ist meine feste Überzeugung,<br />

dass wir es unseren Glaubensbrüdern<br />

und -schwestern schulden,<br />

wenn wir uns im kirchlichen Dienst,<br />

aber auch in der administrativen<br />

Zusammenarbeit, an der Neuzeit und<br />

an der Aktualität orientieren und<br />

damit folgerichtig besseres Verstehen<br />

und mehr positive Aufmerksamkeit<br />

erfahren dürfen.<br />

Ich möchte Ihnen allen danken für<br />

Ihr Engagement, Ihre Zeit und Erfahrung<br />

und für Ihr Wissen. Ich<br />

wünsche Ihnen einen guten Start ins<br />

neue Jahr mit viel Schwung, bester<br />

Gesundheit und Gottessegen.<br />

Manuela Petraglio<br />

Synodalratspräsidentin<br />

Editorial<br />

Pfr. Lenz Kirchhofer<br />

Redaktor<br />

Werte Leserin, werter Leser<br />

Zum Auftakt einer Reihe von<br />

Jubiläen und des neuen Jahres,<br />

skizziert Manuela Petraglio<br />

ihre Vision von der Zukunft der<br />

<strong>Christkatholisch</strong>en Kirche der<br />

Schweiz. Die Synodalratspräsidentin<br />

fordert mit Blick auf<br />

die 150. Session der Nationalsynode<br />

im Jahr <strong>2<strong>01</strong>8</strong>, dass die<br />

Kirchenstrukturen der Zeit angepasst<br />

werden. Das heisst in<br />

ihren Augen: mehr Kooperation<br />

auf allen Ebenen der Kirche zugunsten<br />

besserer Dienstleistungen.<br />

Wie sie darauf kommt, erklärt<br />

sie in ihrem Neujahrswort<br />

auf diesen beiden Seiten.<br />

Ebenfalls voraus schaut Urs<br />

Müller auf den Seiten 4 und 5.<br />

Der Präsident des christkatholischen<br />

Hilfswerkes «Partner<br />

sein» stellt dessen geplante<br />

Projekte für das Jahr <strong>2<strong>01</strong>8</strong> vor.<br />

Kaum eine Frage fordert die<br />

Kirche gegenwärtig so heraus<br />

wie die Frage nach dem Glauben<br />

an sich. Mit seinem jüngst<br />

erschienenen Buch «Glaube<br />

ist kein Leistungssport» liefert<br />

Bischof emeritus Hans Gerny<br />

darauf eine Antwort. Peter-<br />

Ben Smit hat das Buch für Sie<br />

gelesen und berichtet darüber<br />

auf Seite 7.

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