Christkatholisch 2017-01
Ausgabe 1/2017
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<strong>Christkatholisch</strong> 1/<strong>2<strong>01</strong>7</strong> Hintergrund<br />
5<br />
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Der evangelisch-reformierte Pfarrer<br />
des Zürcher Neumünsters, Res Peter,<br />
exponiert sich als Präsident des Komitees<br />
«Kirchliches Nein gegen die Unternehmenssteuerreform<br />
III» öffentlich.<br />
Die Liste der Unterstützer und Unterstützerinnen<br />
des Komitees zeigt, dass<br />
auch im Kanton Bern das USR III von<br />
weiten kirchlichen Kreisen abgelehnt<br />
wird.<br />
Aus theologisch-ethischer Sicht äussert<br />
sich der Rat des Schweizerischen<br />
Evangelischen Kirchenbundes sehr<br />
differenziert zum USR III. In einem<br />
Thesenpapier vom 15. Dezember 2<strong>01</strong>6<br />
begrüsst er vor allem die Steuergerechtigkeit,<br />
welche das USR III herstellen<br />
soll. Er betont aber nicht<br />
minder deutlich die moralische Verpflichtung<br />
– insbesondere auch der<br />
Unternehmen – das Gemeinwesen namentlich<br />
im sozialen Bereich finanziell<br />
mitzutragen.<br />
Die Römisch-katholische Zentralkonferenz<br />
der Schweiz gibt zur Abstimmung<br />
vom 12. Februar keine<br />
Empfehlung ab.<br />
Die <strong>Christkatholisch</strong>e Kirche nimmt<br />
offiziell nur selten Stellung zu elementaren<br />
Glaubensfragen und als solche<br />
betrachten Bischof und Synodalrat<br />
das USR III zu Recht nicht, «auch<br />
wenn es natürlich solche Teilaspekte<br />
– auf die Gesellschaft und eine gerechte<br />
Verteilung des Vermögens bezogen<br />
– gibt.» Dies schreibt Bischof<br />
Harald Rein in einer der Redaktion<br />
vorliegenden E-Mail an Nationalrätin<br />
Margret Kiener Nellen. Darin hält er<br />
zudem fest: «Weiterhin können die<br />
Unternehmer/Firmen dieses Geld ja<br />
auch freiwillig wie den biblischen<br />
Zehnten spenden, wem sie möchten.»<br />
Offene Fragen sieht Rein schliesslich<br />
viel mehr bei der gerechten Verteilung<br />
der Einnahmen aus der Kirchensteuer<br />
juristischer Personen unter<br />
den Religionsgemeinschaften in den<br />
Kantonen.<br />
Auswirkungen von Kanton zu<br />
Kanton verschieden<br />
Ob es bei einer Annahme der USR III<br />
tatsächlich zu Ausfällen bei den Einnahmen<br />
der Kirchen kommt, hängt<br />
davon ab, ob die betroffenen Kantone<br />
ihren Landeskirchen und Kirchgemeinden<br />
mit den vom Bund in Aussicht<br />
gestellten Kompensationsgeldern<br />
von 1,1 Milliarden Ersatzzahlungen<br />
leisten. Ausserdem spielt<br />
die Anwesenheit der Statusgesellschaften<br />
in einem Kanton eine Rolle,<br />
die ja im Prinzip mehr Steuern bezahlen<br />
müssten, sich aber auch je<br />
nach dem mit der Patentbox wieder<br />
entlasten könnten. Auch die Verteilung<br />
dieser Gelder ist ein wesentlicher<br />
Faktor. Wo die Kantone, Landeskirchen,<br />
Kirchgemeinden und politischen<br />
Gemeinden letztlich wegen allfälliger<br />
Steuerausfälle infolge des<br />
USR III sparen, ist aber eine Frage,<br />
die im politischen Prozess in den<br />
Kantonen und bei den kantonalen<br />
Kirchen beantwortet werden muss. Es<br />
ist wegen des politischen Klimas in<br />
der Schweiz allerdings sehr gut denkbar,<br />
dass Einsparungen bei sozialen<br />
Dienstleistungen erfolgen würden,<br />
zwangsläufg ist dies aber nicht. Insbesondere<br />
die Kirchen haben diesbezüglich<br />
einen Handlungsspielraum,<br />
den sie auch nutzen sollten. So ist es<br />
zum Beispiel ihnen überlassen, ob sie<br />
Millionen in die Sanierung von Kirchenbauten<br />
investieren oder eben in<br />
soziale Projekte.<br />
Pfr. Lenz Kirchhofer<br />
Am künftigen Institut für <strong>Christkatholisch</strong>e Theologie der<br />
Theologischen Fakultät der Universität Bern ist eine<br />
Professur (100%) für Systematische Theologie<br />
(Fundamentaltheologie und Dogmatik) und Ökumene<br />
auf den 1. August <strong>2<strong>01</strong>7</strong> zu besetzen.<br />
Die vollständige Stellenausschreibung findet sich unter<br />
www.christkatholisch.ch/stellen<br />
Randbemerkung<br />
Meinungen<br />
Ich freue mich darüber, dass in<br />
dieser Zeitschrift wieder vermehrt<br />
Leserbriefe abgedruckt<br />
werden, das heisst nämlich, dass<br />
das Blatt gelesen wird, an- oder<br />
aufregt, Zustimmung und Gefallen<br />
findet oder eben Widerspruch<br />
auslöst, ja situativ sogar<br />
auf Ablehnung stösst.<br />
Unsere Redaktoren, Kolumnistinnen<br />
und Kolumnisten, Gastautorinnen<br />
und -autoren sowie<br />
jede und jeder, der für diese Zeitschrift<br />
schreibt, haben eine Meinung<br />
– und auch Sie, liebe Leserin,<br />
lieber Leser. Seine Meinung<br />
öffentlich bekunden zu dürfen,<br />
ist ein Privileg, das gar nicht so<br />
selbstverständlich ist.<br />
In Zeiten verschärfter Auseinandersetzungen<br />
müssen wir befürchten,<br />
dass diese Meinungsfreiheit<br />
– wie immer wieder<br />
geschehen – unter dem Deckmantel<br />
«Sicherheit, Ruhe und<br />
Ordnung» eingeschränkt wird.<br />
Natürlich wissen wir, dass nicht<br />
nur heute im digitalen Zeitalter<br />
Meinungsfreiheit auch dazu benutzt<br />
wurde und wird, um bewusst<br />
Falsches in die Welt zu setzen,<br />
manipulativ und destruktiv<br />
zu wirken, damit genau diese<br />
Freiheit infrage gestellt werden<br />
kann.<br />
Unsere Kirche ist keine Firma<br />
mit interner Philosophie, keine<br />
politische Partei, die eine Doktrin<br />
verfolgt und keine ideologisierte<br />
Glaubensgemeinschaft.<br />
Sie ist unabhängig, dabei jedoch<br />
verpflichtet und bestrebt, christliche<br />
Werte zu erhalten, zu vermitteln<br />
und zu fördern im Sinn<br />
und Geist ihrer Mitglieder.<br />
Dies ist meine Meinung.<br />
Ich wünsche Ihnen allen von<br />
Herzen ein gutes Jahr!<br />
Alois Schmelzer