planet toys 2/18
Fachmagazin für den Spielwarenfachhandel
Fachmagazin für den Spielwarenfachhandel
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
MADE IN EUROPE<br />
<strong>planet</strong> <strong>toys</strong> 33<br />
Irrsinn, „Schweröl durch Seefracht zu<br />
verdonnern“, aber vor allem will Hesse<br />
Einfluss auf die Produktion nehmen.<br />
»Europa wird wohl wieder<br />
wichtiger, weil die Bedingungen<br />
in China kostenintensiver<br />
werden und auch<br />
mehr arbeitsrechtliche Vorschriften<br />
umgesetzt werden<br />
müssen.«<br />
GEROLD HERTENBERGER<br />
Geschäftsführer nic spiel + art<br />
EUROPA IST NICHT MEHR<br />
CHANCENLOS<br />
2010 kehrte Steiff reumütig in die Heimat<br />
oder in das, was man für Heimat<br />
hielt, zurück, weil die Qualität in China<br />
nicht stimmte und Lieferzeiten zu lang<br />
waren. Heute wird in Deutschland, Portugal<br />
und Tunesien produziert. 2014<br />
bekannte sich Märklin zu Europa, um<br />
Lieferfähigkeit und ein hohes Qualitätslevel<br />
garantieren zu können. Die Zeiten,<br />
in denen Einkäufer nur China kannten,<br />
scheint also vorbei zu sein. Das heißt<br />
nicht, dass Fernost „out“ ist. Anlässlich<br />
des 25-jährigen Bestehens des<br />
DVSI 2016 warb die Botschaft der Sozialistischen<br />
Republik Vietnam für das<br />
Land – in dem u.a. NOCH seit Jahren<br />
produziert. Dennoch: Deutschland liegt<br />
bei Investoren im Trend. Das zeigt eine<br />
Studie der Hochschule Karlsruhe und<br />
Fraunhofer ISI. Der Einsatz von Digitalisierung<br />
und Automatisierung wirke sich<br />
positiv auf die Rückverlagerung von<br />
Produktionskapazitäten nach Deutschland<br />
aus. Und dort, wo die Produktion<br />
ins Ausland verlagert würde, stehen<br />
nicht mehr die Lohnkosten im Fokus,<br />
sondern die Nähe zum Kunden.<br />
Unstrittig ist, dass „Made in EU“ einen<br />
effizienteren Durchgriff auf die Produktionsprozesse<br />
und Qualitätskontrolle<br />
garantiert. „Made in Germany erlaubt<br />
uns“, zeigt sich Markus Preisner, Rolly<br />
Toys, überzeugt, „auch unter den<br />
aktuellen Rahmenbedingungen sehr<br />
kurzfristig auf Marktbedürfnisse zu<br />
reagieren und dem Handel unser sehr<br />
umfangreiches Sortiment nahezu vollumfänglich<br />
und zeitnah zur Verfügung<br />
zu stellen.“ Auch das größte Reisegepäckunternehmen<br />
der Welt, Samsonite,<br />
glaubt, dass Made in Europe immer<br />
wichtiger wird. „Die Konsumenten“,<br />
sagte Europa-Chef Arne Borrey 2017<br />
gegenüber der Zeitung Kurier anlässlich<br />
der Inbetriebnahme eines Werkes<br />
in Ungarn, „verlangen geradezu<br />
danach.“ Auf der Homepage wirbt das<br />
Unternehmen mit Made in Europe. Der<br />
Pariser Concept Store Smallable setzt<br />
ebenfalls auf Europa – und legt das<br />
Thema großzügig aus. Bei Spielzeug,<br />
»Auf den letzten Messen<br />
konnten wir feststellen,<br />
dass es eine verstärkte Anfrage<br />
gibt, Produkte wieder<br />
in Deutschland herzustellen.<br />
Oft scheitert das aber<br />
dann doch am Preis. Wir<br />
selbst bauen weiterhin auf<br />
„Made in Germany“, denn<br />
die Vorteile sind Flexibilität,<br />
Kontrolle vor Ort, schnelle<br />
Reaktionen.«<br />
GÜNTER HESS<br />
Geschäftsführer Hess Holzspielwaren<br />
das Smallable anbietet, finden sich<br />
Marken wie Brio und Hape. Die Schweden<br />
hatten sich schon vor 15 Jahren von<br />
Europa verabschiedet; Hape produziert<br />
in Ningbo. Irreführung der Konsumenten?<br />
Vielleicht bleibt den europäischen Anbietern<br />
von Spielzeug mittel- bis langfristig<br />
ohnehin keine andere Wahl, als<br />
über „Made in Europe“ nachzudenken,<br />
da der qualitative Wandel Chinas zu einem<br />
Hightech-Land unverkennbar ist.<br />
Nicht nur unter dem Aspekt, dass chinesische<br />
Firmen gerne deutsche Technologieperlen<br />
aufkaufen, spürt man diese<br />
Aufholjagd. Anfang März veröffentlichte<br />
das europäische Patentamt seinen Jahresbericht.<br />
Erstmals in der Geschichte<br />
lag mit Huawei ein chinesisches Unternehmen<br />
an der Spitze der Firmen mit<br />
den meisten Patentanmeldungen. Mit<br />
einem erneuten Zuwachs in zweistelliger<br />
Höhe (+16,6 %) überholte China die<br />
Schweiz und stieg zum ersten Mal in die<br />
Riege der 5 größten Anmeldeländer auf.<br />
Ob die Herstellung von Beißringen oder<br />
Diecast-Modellen dabei hilft, sich als<br />
Hightech-Land zu positionieren, darf<br />
jedenfalls bezweifelt werden.