IN DIESEM HEFT - Kölner Anwaltverein e.V. - Deutscher Anwaltverein
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Wissenswertes<br />
Die Web-Juristen kommen<br />
Lange Zeit war das Internet ein „rechtsfreier“ Raum. Rechtsanwältinnen<br />
und Rechtsanwälte fehlten als Instanzen im Web. Erst vor rund zehn Jahren<br />
fi el die Regelung, dass Kanzleien nicht für sich werben dürfen. Seit einiger<br />
Zeit fi ndet ein grundlegender Wandel statt. Anwälte gehen mit Macht ins<br />
Web und sorgen dafür, dass sich der bislang rechtsberatungsfreie Raum<br />
langsam mit Recht füllt.<br />
Die neue Web-Awareness der Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte<br />
drückt sich nicht nur in einer wahren Explosion von Kanzlei-Websites aus,<br />
sondern auch in der Art, wie selbstbewusste Juristinnen und Juristen das<br />
Web generell nutzen. Für viele ist das Netz inzwischen ein Forum für Meinungen<br />
und Fachgespräche, eine Börse für Kooperationen und Geschäftsideen.<br />
Rechtliche Foren blühen, Facebook-Seiten von Anwältinnen und Anwälten<br />
sprießen und twitternde Juristinnen und Juristen bevölkern das Web.<br />
Entsteht damit ein Anwalt-Overload im Netz, eine Jura 2.0-Blase mit<br />
Sollplatzstelle, in der fi ndige Anwältinnen und Anwälte die Webcrowd für<br />
Image-, Werbe- und Mandats-Kampagnen missbrauchen? Im Gegenteil.<br />
Schon immer eher wertkonservativ, üben sich auch die jungen Online-Juristinnen<br />
und -Juristen in Zurückhaltung. Sie wissen: Überhitzung schadet.<br />
Denn die Mischung macht‘s: nur aus dem Zusammenspiel von fachlicher<br />
Kompetenz, distinguiertem Netz-Knowhow und einer fein dosierten Menge<br />
Sendungsbewusstsein entsteht ein neuer Typus von Anwältinnen und Anwälten.<br />
Sie beherrschen ihr Fach und das Werkzeug Internet.<br />
Erster Schritt für die Kanzleien ins Netz ist der Bau einer eigenen Website.<br />
Nach Jahren der Abstinenz und nachdem viele Kanzleien traditionellen Zuschnitts<br />
mit klassischen Internetauftritten viel Lehrgeld gezahlt und wenig<br />
Nutzen aus gemütlichen Netz-Repräsentanzen gezogen haben, kommt jetzt<br />
neuer Schwung in den Markt. Einfache Software für die ebenso schnelle<br />
wie rechtssichere Website-Gestaltung hilft Web-Newcomern wie unzufriedenen<br />
Seitenbetreibern dabei, eine lebendige Schnittstelle zur webaffi nen<br />
Klientel aufzusetzen.<br />
Für Rechtsanwalt Giorgio Forliano aus Berlin ist ein Online-Auftritt generell<br />
unverzichtbar: „Bürger suchen heutzutage ihren Rechtsbeistand im<br />
Internet. Hier startet für mich bereits der Dialog mit den Mandanten. Dabei<br />
muss eine Website zwei Dinge parallel leisten: Ich muss mich über meinen<br />
Auftritt gegenüber anderen Kanzleien differenzieren können. Gleichzeitig<br />
muss ich den Leuten die Angst vor Anwälten nehmen.“ Beides hat der<br />
Jurist mit der Website-Komplettlösung eines <strong>Kölner</strong> Anbieters erreichen<br />
können. Forliano dazu: „Mein Wunsch war eine Seite, die ich selber schnell<br />
aufbauen, dann aber auch fl exibel anpassen kann. Gerade Letzteres geht<br />
mit vielen Baukastensystemen einfach nicht. Die von mir gewählte Lösung<br />
dagegen ist offen und erlaubt es deshalb, Änderungen oder Erweiterungen<br />
schnell und einfach umzusetzen.“<br />
Für einen monatlichen Festbetrag sei einfach alles drin - ein übersichtlicher<br />
Einrichtungsassistent, das Hosting, die freie Verfügbarkeit von lizenziertem<br />
Bildmaterial, das abmahnsichere Impressum, die integrierte Vermarktung<br />
inkl. Suchmaschinenoptimierung, die ständige Erweiterbarkeit um branchenspezifi<br />
sche Widgets, bis hin zu einem prompten Service. Wichtig ist<br />
Forliano zufolge ein guter Kundenservice: „Wenn ich ein Problem melde<br />
oder eine Frage äußere, muss sofort der Rückruf mit kompetenter Hilfe<br />
kommen.“ Doch vor dem eigenen Webauftritt steht trotz einfacher Hilfsmittel<br />
noch immer eine mentale Hürde, die übersprungen werden muss.<br />
Viele Freiberufl er, die sich die Frage „Website oder nicht?“ stellen, haben<br />
Forliano zufolge vor allem ein Informations-Defi zit. Nach wie vor herrsche<br />
die Auffassung vor, man müsse selbst programmieren oder Programmierleistung<br />
teuer einkaufen („unter 3.000,00 bis 4.000,00 Euro läuft nichts“,<br />
so die Meinung vieler Nutzer), man habe rund um ein Webseiten-Projekt<br />
immer noch viel Grundsätzliches selbst zu tun - und unterm Strich bringe<br />
ein Webauftritt dann doch nicht viel.<br />
w w w.koelner.anwalt verein.de<br />
Mit einem vorgefertigten und auf den speziellen Bedarf von Kanzleien exakt<br />
abgestimmten Paket hingegen, so Forliano, fallen solche Bedenken nicht<br />
mehr ins Gewicht: „Heutzutage können Sie mit einer Kanzlei-Edition bei<br />
überschaubaren Kosten innerhalb einer knappen Stunde sofort loslegen.<br />
Und man muss sich nicht binden, der Vertrag mit dem Anbieter ist monatlich<br />
kündbar.“ Zusammen mit der Flexibilität dadurch, dass Inhalte jederzeit<br />
verändert oder erweitert werden können, habe der Nutzer ein „Rundumsorglos-Paket“.<br />
Rechtsanwalt Jens Ferner aus Alsdorf bei Düren hat als Jurist und Web-<br />
Experte nicht nur bereits seit Jahren eine Website, sondern nutzt das Netz<br />
auch intensiv als Kommunikationsplattform. Über Communities wie Facebook,<br />
Twitter, Jurablogs oder Wikio hat sich Ferner inzwischen als viel<br />
gefragte Instanz in Sachen Jura und Web etabliert. Für Ferner bietet die<br />
Webseite mit Blick auf den Dialog mit Mandanten oder Geschäftspartnern<br />
zunächst eher geringen Nutzen. Vielmehr seien es bestimmte Bereiche seines<br />
Internetauftritts, welche die Arbeit der Kanzlei teilweise unterstützen.<br />
Hierzu gehöre etwa die Pfl ege eines Bereichs „Beratungsstellen“. Das sei<br />
hilfreich, um zielgerichtet für entsprechende Mandanten aktuelle Anlaufstellen<br />
bereit zu halten. Außerdem helfe die Webseite, bei typischen Themen<br />
wie Verbraucherschutz oder Abmahnung, die Betreuung und damit Bindung<br />
von Klienten nach dem konkreten Mandat ohne individuelle Ansprache aufrecht<br />
zu erhalten.<br />
Ferner zufolge sind es die oft noch im Raum stehenden hohen Kosten, welche<br />
Kanzlei-Inhaber davon abhalten, sich um das wichtige Thema Webauftritt<br />
zu kümmern. Der Rechtsexperte dazu: „Eine Agentur, die eine einfache<br />
Präsenzwebseite erstellt und dafür vierstellige Summen abkassieren<br />
möchte, muss sich nicht wundern, wenn Sie hier keine Kunden gewinnt.<br />
Meine Erfahrung ist auch, dass man auf die Bedürfnisse von Rechtsanwälten<br />
faktisch nicht eingeht.“ Zu oft fehle gerade bei Web-Agenturen das entsprechende<br />
Know-how der Besonderheiten des juristischen Werbemarktes<br />
sowie die Verknüpfung mit speziellen Inhalten und Funktionen. Gerade juristische<br />
Webseiten müssten unbedingt über ein Content-Konzept verfügen.<br />
Für Rechtsanwalt Jörg Sammet aus Stuttgart geht der Trend bei Rechtsanwaltskanzleien<br />
heute immer mehr dahin, sich zu spezialisieren. Ein entsprechender<br />
Internetauftritt sei sehr gut dafür geeignet, potentiellen Mandanten<br />
die eigenen Stärken aufzuzeigen. Hierbei spiele ein guter Internetauftritt<br />
für Anwälte mit Spezialisierung auf techniknahe Rechtsgebiete naturgemäß<br />
eine größere Rolle als für Anwälte mit weniger technisch orientierten<br />
Spezialgebieten.<br />
Grundsätzlich gilt Sammet zufolge: „Je mehr man für seine Internetpräsenz<br />
tut, desto eher wird man wahrgenommen.“ Seine Kanzlei veröffentliche<br />
daher regelmäßig interessante Beiträge zu aktuellen Themen, um so den<br />
Besuchern des Internetauftritts immer wieder neue Informationen bieten zu<br />
können. Darüber hinaus nutzen die Anwältinnen und Anwälte auch Social-<br />
Networking Dienste wie Twitter.<br />
Webauftritt und Netz-Engagement sind bei einer vorwiegend im Internet<br />
nach Dienstleistern suchenden Kundschaft in Zukunft die Voraussetzungen<br />
für eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung. Gleichzeitig aber haben gerade<br />
junge Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte bei Kanzleigründungen<br />
ganz andere Aufgaben im Kopf als die Form ihrer Infrastruktur. Da kann<br />
der Aufbau der eigenen Website, wenngleich wichtig, schon mal aus dem<br />
Fokus geraten. Doch das Web sorgt neben vielen Herausforderungen auch<br />
für so manch gute Hilfestellung für Kanzleien, zum Teil sogar speziell für<br />
Anwaltskanzleien.<br />
Autor: Konrad Buck, freier Journalist,<br />
Düsseldorf