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Ggbg Heft 1_2018_Ostern

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die Aussendung vervielfältigt und<br />

ins Landhaus gebracht werden.“ (Im<br />

Landhaus verfügten damals alle wesentlichen<br />

Medien über einen Postkasten.)<br />

„Ja, was! Als kirchlicher Pressereferent<br />

haben Sie an Sonntagen nicht zu<br />

arbeiten. Und wenn Sie an diesem Tag<br />

nicht arbeiten dürfen, dann brauchen<br />

Sie am Montag erst recht kein Kopiergerät.“<br />

Das war’s dann.<br />

Ein Kopiergerät erhielt das Pressereferat<br />

erst unter Bischof Reinhold<br />

Stecher.<br />

VERWEIGERTE MODESCHAU<br />

Pressesprecher eines Bischofs zu<br />

sein, ist wahrlich nicht immer einfach<br />

– auch bei Bischof Paulus nicht.<br />

Von ihm hieß und heißt es, dass<br />

er, der zu Beginn seines Episkopats<br />

wegen seiner sozialen Einstellung<br />

der „rote Bischof “ genannt worden<br />

war, den Zug der Zeit verpasst hätte.<br />

Richtig gekannt haben dürften ihn<br />

allerdings nur die wenigsten seiner<br />

Kritiker. Paulus Rusch war mitunter<br />

unbequem, zu fest stand er zu seiner<br />

Meinungen, zu endgültig waren seine<br />

Entscheidungen – aber er war gleichzeitig<br />

ein gütiger, alter Herr, voll Humor<br />

und Verständnis für andere und<br />

mitunter sogar bereit, anderen einen<br />

Streich zu spielen..<br />

Unter den Journalistenkollegen<br />

der Tagespresse befand sich der bereits<br />

erwähnte sangesfreudige und<br />

stimmgewaltige Robert Vinatzer, den<br />

ich seit Teutonentagen als Freund<br />

schätze. Bei einer Landespressekonferenz<br />

kamen wir wieder einmal nebeneinander<br />

zu sitzen. Er berichtete,<br />

irgendwo erfahren zu haben, dass Bischöfe<br />

zu bestimmten Anlässen eine<br />

Cappa magna tragen würden, und er<br />

wollte wissen, ob „mein“ Bischof auch<br />

„so eine Kluft“ besitze und, wenn ja,<br />

wann er diese zu tragen pflege. Ich<br />

war blamiert – des Bischofs Pressereferent<br />

hatte noch nie von einer Cappa<br />

magna gehört! Also machte ich mich<br />

kundig und erfuhr vom Innsbrucker<br />

Dompropst das Wesentliche. Er wies<br />

zudem auf Zeremonienbücher mit<br />

Bekleidungsvorschriften auch für Bischöfe<br />

bin. Kurz: Die Cappa magna<br />

ist das rotfarbene Prunkkleid eines<br />

Bischofs, einem sehr weiten Umhang<br />

ähnlich. Als ich Bischof Paulus darauf<br />

ansprach, meine er kurz und bündig:<br />

„Das einzig Wichtige daran ist,<br />

dass man das schon lange nicht mehr<br />

trägt.“ Ich war zufrieden und berichtete<br />

Robert darüber. Der zeigte aber<br />

nicht die erwartete Begeisterung, sondern<br />

keppelte: „Und wann kriegen wir<br />

Journalisten Deinen Paulus in dieser<br />

Gewandung endlich zu sehen?“<br />

Ich zweifelte nicht daran, dass dies<br />

zu erreichen ein hartes Stück Arbeit<br />

sein würde. Und wirklich: Bischof<br />

Paulus dachte nicht eine Sekunde daran,<br />

den Medienvertretern das Prachtkostüm<br />

vorzuführen. „Dass ich den<br />

Wunsch der Presseleute und Ihre Bitte<br />

nicht erfüllen werde, wissen Sie.“ –<br />

– 17 –

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