Ggbg Heft 1_2018_Ostern
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
die Aussendung vervielfältigt und<br />
ins Landhaus gebracht werden.“ (Im<br />
Landhaus verfügten damals alle wesentlichen<br />
Medien über einen Postkasten.)<br />
„Ja, was! Als kirchlicher Pressereferent<br />
haben Sie an Sonntagen nicht zu<br />
arbeiten. Und wenn Sie an diesem Tag<br />
nicht arbeiten dürfen, dann brauchen<br />
Sie am Montag erst recht kein Kopiergerät.“<br />
Das war’s dann.<br />
Ein Kopiergerät erhielt das Pressereferat<br />
erst unter Bischof Reinhold<br />
Stecher.<br />
VERWEIGERTE MODESCHAU<br />
Pressesprecher eines Bischofs zu<br />
sein, ist wahrlich nicht immer einfach<br />
– auch bei Bischof Paulus nicht.<br />
Von ihm hieß und heißt es, dass<br />
er, der zu Beginn seines Episkopats<br />
wegen seiner sozialen Einstellung<br />
der „rote Bischof “ genannt worden<br />
war, den Zug der Zeit verpasst hätte.<br />
Richtig gekannt haben dürften ihn<br />
allerdings nur die wenigsten seiner<br />
Kritiker. Paulus Rusch war mitunter<br />
unbequem, zu fest stand er zu seiner<br />
Meinungen, zu endgültig waren seine<br />
Entscheidungen – aber er war gleichzeitig<br />
ein gütiger, alter Herr, voll Humor<br />
und Verständnis für andere und<br />
mitunter sogar bereit, anderen einen<br />
Streich zu spielen..<br />
Unter den Journalistenkollegen<br />
der Tagespresse befand sich der bereits<br />
erwähnte sangesfreudige und<br />
stimmgewaltige Robert Vinatzer, den<br />
ich seit Teutonentagen als Freund<br />
schätze. Bei einer Landespressekonferenz<br />
kamen wir wieder einmal nebeneinander<br />
zu sitzen. Er berichtete,<br />
irgendwo erfahren zu haben, dass Bischöfe<br />
zu bestimmten Anlässen eine<br />
Cappa magna tragen würden, und er<br />
wollte wissen, ob „mein“ Bischof auch<br />
„so eine Kluft“ besitze und, wenn ja,<br />
wann er diese zu tragen pflege. Ich<br />
war blamiert – des Bischofs Pressereferent<br />
hatte noch nie von einer Cappa<br />
magna gehört! Also machte ich mich<br />
kundig und erfuhr vom Innsbrucker<br />
Dompropst das Wesentliche. Er wies<br />
zudem auf Zeremonienbücher mit<br />
Bekleidungsvorschriften auch für Bischöfe<br />
bin. Kurz: Die Cappa magna<br />
ist das rotfarbene Prunkkleid eines<br />
Bischofs, einem sehr weiten Umhang<br />
ähnlich. Als ich Bischof Paulus darauf<br />
ansprach, meine er kurz und bündig:<br />
„Das einzig Wichtige daran ist,<br />
dass man das schon lange nicht mehr<br />
trägt.“ Ich war zufrieden und berichtete<br />
Robert darüber. Der zeigte aber<br />
nicht die erwartete Begeisterung, sondern<br />
keppelte: „Und wann kriegen wir<br />
Journalisten Deinen Paulus in dieser<br />
Gewandung endlich zu sehen?“<br />
Ich zweifelte nicht daran, dass dies<br />
zu erreichen ein hartes Stück Arbeit<br />
sein würde. Und wirklich: Bischof<br />
Paulus dachte nicht eine Sekunde daran,<br />
den Medienvertretern das Prachtkostüm<br />
vorzuführen. „Dass ich den<br />
Wunsch der Presseleute und Ihre Bitte<br />
nicht erfüllen werde, wissen Sie.“ –<br />
– 17 –