Ggbg Heft 1_2018_Ostern
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Eine alte Frau, Augenzeugin der<br />
Katastrophe, berichtete unter Tränen,<br />
rein gar nichts mehr zu haben,<br />
der Mann vor ein paar Monaten<br />
verstorben, der Sohn von den Haustrümmern<br />
erschlagen, das Haus eine<br />
Ruine, die Hauskatze unauffindbar.<br />
Kein Einzelschicksal, ähnliche Berichte<br />
bekamen wir fast pausenlos zu<br />
hören. Drohend hob sie die Fäuste,<br />
wenn wieder einer der vielen Ferientouristen<br />
auf der Fahrt ans Meer im<br />
Erdbebengebiet kurze Pause einlegte,<br />
um das Leid anderer zu fotografieren.<br />
Umso freundlicher wurden wir von<br />
den Menschen empfangen, sobald ihnen<br />
der Capitano erklärt hatte, dass<br />
wir über die Katastrophe berichten<br />
wollten, um von Tirol aus Hilfsaktionen<br />
für Friaul zu unterstützen. An<br />
jeder Tür wurden uns Wein und Parmesan<br />
gereicht.<br />
Nicht minder freundlich wurden<br />
die Tiroler Journalisten Jahre später<br />
in San Gregorio Magno in der Provinz<br />
Salerno empfangen. Auch dort<br />
hatte ein schweres Erdbeben Opfer<br />
gefordert und immensen Schaden<br />
angerichtet. Die kleine Gemeinde bot<br />
den Besuchern, was sie trotz des Bebens<br />
noch ausreichend hatte: Weintrauben,<br />
Kaki, Wein und Tränen der<br />
Freude über die Hilfsbereitschaft der<br />
Österreicher. Der Aufbau kleiner<br />
Tiroler Holzhäuser erfolgte schleppend,<br />
weil die Großgrundbesitzer<br />
die kleinen Bauparzellen, auf denen<br />
die Gebäude errichtet werden sollten,<br />
den unterstützten Landarbeitern ins<br />
Eigentum übertragen mussten – und<br />
das war keineswegs immer problemlos<br />
erreichbar.<br />
Einige der Tiroler Journalisten<br />
wählten zur Rückreise das Flugzeug<br />
An der Amalfiküste<br />
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