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syndicom magazin Nr. 4 - Holen wir unsere Zeit zurück!

Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

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22 Politik<br />

Die Renaissance des<br />

Service public<br />

Im 20. Jahrhundert galt der<br />

Service public als Rückgrat<br />

der Schweiz. Post, Eisenbahn,<br />

Strassen, Telekommunikation,<br />

aber auch Bildung,<br />

Forschung und Information<br />

sind für den nationalen<br />

Zusammenhalt wesentlich.<br />

Deshalb muss der Abbau<br />

gestoppt werden, wie<br />

Graziano Pestoni in seinem<br />

Buch «Die Privatisierung<br />

der schweizerischen Post»<br />

schreibt. Hier lesen Sie<br />

Auszüge aus dem Vorwort<br />

von <strong>syndicom</strong>-Präsident<br />

Daniel Münger und weitere<br />

Passagen. Herausgegeben<br />

<strong>wir</strong>d das Buch von <strong>syndicom</strong><br />

und der Fondazione Pellegrini-Canevascini.<br />

Es erscheint<br />

im Sommer auf Deutsch.<br />

Der Service public ist eine Form von<br />

Gemeineigentum, wie früher die<br />

Allmenden. Erfunden haben den<br />

Service public und die ersten<br />

Sozialversicherungen ursprünglich<br />

die Denker der bürgerlichen<br />

Aufklärung und die ersten Arbeiterorganisationen.<br />

Ihnen war klar,<br />

dass die Demokratie nur funktionieren<br />

kann, wenn alle Menschen einer<br />

Gesellschaft über eine elementare<br />

Sicherheit und den Zugang zu<br />

öffentlichen Diensten verfügen.<br />

Das reichste Prozent der<br />

Schweizer Bevölkerung braucht<br />

keine Schulen, keine öffentlichen<br />

Krankenhäuser, kein dichtes<br />

öffentliches Verkehrsnetz und keine<br />

Poststelle in der Nähe. Die Reichen<br />

organisieren sich das privat. Doch<br />

die überwiegende Mehrheit der<br />

Schweizerinnen und Schweizer ist<br />

existenziell auf AHV, ALV und<br />

Krankenversicherung angewiesen<br />

und genauso auf einen effizienten,<br />

breit aufgestellten Service public.<br />

Gewerkschaften und Sozialdemokratie<br />

haben Dinge wie die AHV<br />

durchgesetzt – sie war schon eine<br />

Forderung des Landesstreiks von<br />

1918. Aber öffentliche Dienste und<br />

soziale Sicherheit sind keine<br />

Marotten von Sozis: Sie sind das<br />

gemeinsame Eigentum von uns<br />

allen, die Commons, wie man heute<br />

Der Service public<br />

ist Gemeineigentum.<br />

Er ist die<br />

Grundlage, auf der<br />

unser sozialer<br />

Frieden steht.<br />

sagt. Sie sind die Grundlage, auf der<br />

unser Gesellschaftsmodell wie auch<br />

der soziale Frieden im Land stehen.<br />

Diese Grundlage <strong>wir</strong>d seit vielen<br />

Jahren systematisch demontiert,<br />

wie im Buch von Graziano Pestoni<br />

«Die Privatisierung der schweizerischen<br />

Post. Ursprung, Gründe,<br />

Konsequenzen» ausführlich beschrieben.<br />

Die Folgen der Privatisierung<br />

Die grossen Staatsbetriebe, wie die<br />

ehemaligen Regiebetriebe des<br />

Bundes (Post, Fernmeldewesen,<br />

Eisenbahn), stellten bis zur Mitte<br />

der 1990er-Jahre Pfeiler der nationalen<br />

Gemeinschaft dar.<br />

Diese Bundes- wie auch die<br />

Kantons- und Gemeindebetriebe<br />

boten qualifizierte Arbeitsplätze,<br />

Versorgungssicherheit, soziale<br />

Sicherheit, Gleichbehandlung und<br />

Gerechtigkeit. Ihr Ziel bestand in<br />

der Bereitstellung von Gütern oder<br />

Dienstleistungen: Trinkwasser,<br />

Bildung, Post- oder Verwaltungsdienste,<br />

öffentliche Verkehrsmittel.<br />

Der finanzielle Aspekt wurde<br />

berücksichtigt, stand aber nicht im<br />

Vordergrund. Der Service public<br />

unterlag der demokratischen<br />

Kontrolle. Nicht nur die strategische<br />

Verantwortung dafür wurde von<br />

einem gesetzgebenden Organ<br />

(eidgenössische Räte, Grossrat oder<br />

Gemeinderat) getragen, sondern<br />

auch die operative Verantwortung<br />

lag bei der öffentlichen Hand. Man<br />

konnte jederzeit korrigierend<br />

eingreifen. Und die Bürgerinnen

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